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Loddenhaide stattfand,
feindliches Corps von Süden her anrücke, n der Richtung von Sendenhorst erneuere. Mehrere Bewegungen wurden in diesem Sinne mit großer Präzision ausgeführt, wobei sich die verschiedenen Waffengattungen im richtigen Verhältnisse unterstütz⸗ ten. Zum Schlusse defilirte die Kavallerie in Eskadrons im Trabe. Des Königs Majestät erkannten vor den versammelten Commandeuren auf das huldreichste die Leistungen der Truppen an, und hoben Aller⸗ höchstdieselben vorziglich die Schönheit der Mannschaft, die gute Dressur, das vortressliche Ajüstement, so wie die Ruhe und Sicherheit bei allen Bewegungen, hervor.
Bei dem Feldmanöver am 28sten waren die Truppen gleichge— theilt, und wurde das von Hamm gegen Münster vorgehende Süd⸗ Detaschement (15tes Infanterie⸗ und Hte Ulanen⸗Regiment) von dem General⸗Masor Freiherrn Roth von Schreckenstein geführt, während dem Nord-Detachement, unter dem General-Major von Borke (13te Infanterie und 1112s Husaren-Regiment), die Aufgabe gestellt war, durch die Vertheidigung der Defileen des Emmerbaches Münster mit seinen bedeutenden Magazinen zu decken; die Bewachung der Stadt selbst war nach der Supposition dem bürgerlichen Schützen⸗Corps über⸗ lassen, und gewiß kann, nach der vortrefflichen Haltung, worin dieses Corps am Nachmittage des 27sten vor unserem Könige und Herrn erschien, und bei so tüchtiger Gesinnung, auch im Ernsifalle das Ge⸗ schick der Stadt mit Sicherheit den braven Schützen anver⸗ traut werden. Nachdem die Defileen über den Emmerbach, bei Dicke⸗ Weib, Köpping und Westhues, vom Südcorps genommen worden waren, bot. das Heckenterrain beiderseits der Chaussee den leichten Truppen Gelegenheit, ihre Gewandtheit beim Angriffe wie bei der Vertheidigung darzulegen, bis dann auf dem etwas freieren Terrain östlich von Hiltrup größere Maßen aller Waf— fengattungen in das Gefecht kamen, wobei besonders die verschiedenen Chargen der Kavallerie die Aufmerksamkeit fesselten. Auch an diesem Tage hatten die Truppen die hohe Genugthunng, die volle Zufrie= denheit des Königs zu erlangen. Se. Majestät äußerten, wie Sie die Division gestern schön, so hätten Sie dieselbe heute gut gefunden; großes Interesse habe Ihnen das eigenthümliche westfälische Hecken⸗ terrain erregt und mit wahrer Freude in der Geschicklichkeit, womit es benutzt worden, den Beweis einer tüchtigen kriegsmäßigen Ausbil= dung erkannt. Huldreichst sprachen alsdann Se. Majestät dem Divlsions-Commandeur, General- Lieutenant von Tietzen und Henning, so wie den versammelten Commandeunren, Seinen innigsten Dank aus und befahlen, den Offizieren, so wie den Unteroffizieren und Soldaten, Seine volle Zufriedenheit bekannt zu machen. So kehren denn heute Alle, die den Verzug hatten, bei diesem schönen militairischen Akt mitzuwirken — Manche zur Heimat, manche zur erneuten Thätigkeit — mit dem erhebenden Gefühle zurück, für jahre⸗ lange Anstrengung den höchsten Lohn in der Zufriedenheit des Kö- nigs erlangt zu haben. Wer den hohen Königlichen Herrn inmitten seiner treuen Soldaten sah, stets umgeben von jubelnden Volks- massen, dem schlägt das Herz höher, der wird sich stolz bewußt, daß in Preußen König, Heer und Volk wahrhaft Eins sind, daß nur in Lieser Dreiheit das Vaterland zu seiner Größe heranwuchs, daß sie immer die einzige, die felsenfeste Grundlage bietet.
Se. Majestät der König betrat am 27sten d., Nachmittags balb 6 Uhr, den Schützenhof, begleitet vom Prinzen von Preußen, dem Kronprinzen von Bayern und den übrigen hier anwesenden Prinzen Königl. Hoheiten und zahlreichem hohen Gefolge, wurde am delorir⸗ ten Thore vom Ober-Kommandanten des Bärger⸗Corps, Ober-Bür⸗ germeister Hüffer und den Stadträthen, welche der Gesellschaft als Ehrenmitglieder angehören, so wie von einer wachehabenden Corps⸗ Abtheilung, bewillkommt, begrüßte die Fürsten und Herren und einge⸗ sadenen Notabilitäten, welche am Eingange sich versammelt hatten, und erschien dann auf dem großen Rasenplatz vor dem in Parade aufgestellten, in einer Stärke von nahe an fünstehalbhundert Mann angetretenen Allgemeinen Bürger- Schützen- Corps, dem gegenüber Tausende von Herren und Damen jeden Standes in buntem Ge⸗ dränge hinter der Reihe der Ehrenmitglieder sich aufgestellt hatten. Der landesväterliche König, in Freundlichkeit und Hud, nahm den Rapport vom Vorstande gnädig entgegen und ging in aufmerksamer
Musterung die ganze Fronte entlang. Nachdem Se. Majestät gegen den Obersten des Corps seine Zufriedenheit ausgesprochen, trat dieser vor die Mitte des Bataillons, um den harrenden Bürger- Schützen das Signal zum Ausbruch eines jubelnden Hoch zu geben. Es war ein wirklich feierlicher, erhebender Moment, als die Stimme des Füh—
rers durch alle Räume des volksumschlossenen, vom Glanz der Herbst= sonne überdeckten Platzes drang. Seine Worte schilderten mit Wärme und Lebendigkeit die wahre, aufrichtige und treue Liebe, in welcher die Herzen unserem Könige entgegenschlagen, und hoben hervor: wie das Bürger⸗Corps mehr is r die Waffen, durch die Gesinnung zu dienen vermöge, und wie nicht nur für den Krieger das Kem— mando: Vorwärts! ertöne, sondern wie auch das Vorwärts! Auf⸗ wärts! dem Bürger gelte. Und bei dem Rufe: Vorwärts mit dem König, für den König!“ da brach ringsum ein Jubel aus, der wie aus Einem Munde und Herzen drang. Und es war der Glanzpunkt bes Festes, wie der König, sichtlich bewegt, nicht in herablassendem Danke, sondern — man sah es ringsum mit Entzücken — in beweg⸗ ter Empfindung die Hand des Obersten ergriff und drückte. Se. Ma⸗ jestät hat in gnädigster, Acußerung sich der Liebe gefreut, welche er bei den Bewohnern Münsters stets gefunden hahe, und deren Wahr- heit er jetzt neu bestätigt sinde. „Wo Ich Liebe finde, da bin Ich glücklich; Liebe ist ja das Höchste, was Ich erstreben, was Mir wer= ben kann!“ waren Worte des Königs, der glücklich selber ist, indem er beglückt. 3 Vorbeimarschiren des Bürger⸗Schütz en. Corps in acht Zü⸗
gen sah der König mit Zufriedenheit, und die Haltung und Bewe⸗ ung des Corps, kräftig und würdig, und, die einfache, bürgerlich ge⸗
kale Equipirung fanden bei der Königlichen Suite ungetheilten Beifall. Se. Majestät hatte demnächst die Gnade, die Vorstands⸗
1914
Mitglieder und alle Offiziere, die besten Schützen und die dekorirten Krieger sich vorstellen zu lassen und schenkten Jedem einige freund⸗ liche Worte; auch nahm Se. Majestät die Fahnen — zur Zeit der Huldigung vom höchstseligen Aönige der damaligen Bürgerwacht⸗ Mamnschaft geschenkt und vom Bischof von Münster feierlich geweiht — in besondere Aufmerksamkeit, genehmigte die Ueberreichung eines Statuts der Gesellschaft und inspizirte dann die Schießstände des Schützenhofes, deren zweckmäßige und schöne Einrichtung und Deco⸗ ration der Anerkennung nicht entbehren. Die gnädige Huld des Kö⸗ nigs ging so weit, daß mit Allerhöchstdessen Erlaubniß die Aunwesen⸗ den, zu einer Polonaise gereiht, durch den geschmückten Salon vor⸗ überwandern durften und ermüdete nicht in freundlicher Geduld, als die Tour kein Ende fand und immer neue Paare vorüber= drängten, den König zu sehen. Der Salon mit Vorzimmer und Büffet war reich und geschmackvoll dekorirt, und seine Nischen in gothischem Geschmacke, arrangirt durch den Bürgerschützen Bildhauer Prang, wurden von Sr. Majestät in wohlwollender Weise belobt. Die Anlage glänzte in tausenden und aber tausenden von bunten Lichtern; zwei Musik-Corps tönten durch den Jubel der Menge; über den offenen Tanzboden drehten sich die Walzer; in Hallen und Zelt waren Wein und Freude; Las Bassin der Fontaine spiegelte in bunten Farben, und zwischen den erleuchteten Gewinden über den Arkaden des Schützenhauses leuchtete der Wahlspruch des Corps: „Einheit, Gemeinsinn, Vaterlandsliebe.“ Ehe Se. Majestät nach zweistündiger Auwesenheit den Schützenhof verließen, schenkten Allerhöchstderselbe allen diefen Schönheiten, wodurch das Bürger-Schützen⸗-Corps an den Tag zu legen suchte, wie es den König liebt und ehrt, geneigte Auf— merksamkeit und bemerkten noch im Abgehen mit Vergnügen die ebenfalls von Prang angegebenen Spitzbögen über dem Kugelwall an der einen und den gothischen Thurm mit Adler und Flaggen an der anderen Seite des großen Rasenplatzes, wo Se. Majestät dem Bürger⸗Schützen-Corps die Parade abzunehmen geruht hatte,
Es ist gelungen, Se. Majestät zufriedenzustellen, und die Aller⸗ höchste Gnade hat bei dem Bürger-Corps und allen seinen Angehö⸗ rigen und Gästen, die auf dem Schützenhofe versammelt waren, einen bleibenden Eindruck hinterlassen, die dem Könige die Herzen zugewen⸗ det und erhält in unvertilgbarer Liebe und treuer Anhänglichkeit. Wohl der Stadt, die ein solches Fest feiern kann!
Arnsberg, 25. Sept. Das Amtsblatt enthält folgende Bekanntmachung des Königlichen Konsistoriums:
„Die Provinzial-Sonoden Westfalens und der Rhein Provinz von 1814 haben verschiedene durch die Erfahrung als nothwendig oder wün- schenswerth sich herausstellende Abänderungen in der Kirchenordnung vom 5. März 1835 beantragt.
Des Königs Maßjestät haben darauf durch Allerhöchste Ordre vom 22. August d. J. in solgenden Stücken dem übereinstimmenden Antrage beider Synoden Folge zu geben und dahin zu genehmigen geruht, daß
1) der nach §. 26 der rheinisch⸗westfälischen Kirchenordnung jährlich statt⸗ findende Austritt des viersen Cheils der Gemeinde-Vertreter künftig nur alle zwei Jahre erfolge; ;
2) statt der nach §. 32 der Kirchen -Oidnung erforderlichen Anwesenheit von zwei Drittheilen des aus dem Presbyterium und der Gemeinde⸗ Vertretung bestehenden Kollegiums es zur Gültigkeit einer Beschluß— nahme genügen soll, wenn die absolute Majorität desselben an der
Versammlung Theil genommen hat;
3) die nach §. 49 der Kirchen-Ordnung von dem größeren Kirchen⸗Kol⸗ tegium zu bewirkende Ergänzung einer durch außerordentlichen Abgang in der Gemeinde⸗-Vertretüng enistandenen Lücke in der Art erfolge, 6 das ausgewählte Mitglied die Stelle seines Vorgängers bis zu dem Zeitpunkte behalte, wo Letzterer durch den regelmäßigen Wechsel aus⸗ geschieden sein würde;
) die Namen der nach S. 21 der Kircher⸗-Ordnung gewählten Gemeinde⸗ Verfreter an den zwei zunächstfolgenden Sonntagen von der Kanzel zu verkündigen sind und nur bis zur vollzogenen zweiten Bekannt⸗ machung Einsprüche gegen eine Wahl angenommen werden können;
5) eine Versammlung der Gemeinde- Vertreter, welche wiederholt und hartnäckig ihre Pflichten vernachlässigt und in Unordnung oder Par- teiung verfällt, von dem Provinzial Konsistorium aufzulösen und eben so den erwiefen Schuldigen die Wählbarkeit auf eine Zeit oder auf immer zu entziehen ist;
6) unter dem nach §. 10 der Kirchen Ordnung für das Diakonen⸗ Amt erforderlichen Alter auch in den Theilen der Rhein-Provinz, wo das Allg. Landrecht nicht gilt, das vollendete vierundzwanzigste Lebens- jahr verstanden werden soll.
n. Vorschrift zufolge wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß
gebracht. Münster, den 13. September 1847.“
Nhein⸗Provinz. In der Nacht vom 28. zum 29. Sep- tember starb in Köln der Dom-Probst und Weih-Bischof von Köln, Dr. Anton Gottfried Claessen, im 59sten Jahre seines Lebens.
Deutsche Bundesstaaten.
Königreich Bayern. Am 29. September fand die Eröffnung der Kammern statt. Seit dem Bestehen der Verfas⸗ sung ist die Versammlung des Jahres 1817 die erste, welche unter den? Präsidenten und Secretairen der zweiten Kammer keine Staate⸗ diener zählt.
Das von mehreren Blättern wiederholt verbreitete Gerücht, daß die Gräfin von Landsfeld den Theresien= Orden erhalten habe, entbehrt, wie aus bester Quelle versichert wird, jedes Grundes.
Königreich Hannover. (5. Z) Se, Majestät der König von Preußen, Allerhöchstwelcher auf der Rückreise nach Berlin Han⸗ nover berührte, um Sr. Masestät dem Könige einen Besuch abzu⸗ statten, traf (vie bereits gemeldet), am 29. September, und zwar von Renndorf ab mit Königlichen Marstalls Pferden, spät Abends mit zahlreichem Gefolge in Hannover ein und stie in den besonders eingerichteten Zimmern des Königlichen Residenzschlosses ab. Kurz vorher war Se. Königl. Hoheit der Prinz Adalbert von Preußen angekommen und im Königlichen Palais abgetreten.
Am folgenden Tage fuhr Se. Majestät der König mit seinen erlauchten Gästen nach dem Königlichen Georgengarten, um die dortige Kunstgallerie in Augenschein zu nehmen, besuchten hierauf das Königliche Mausolenm in Herrenhausen, begaben sich dann in den dortigen Schloßgarten, wo sämmtliche Fontainen spielten, und besichtigten zuletzt das im Neubau begriffene Hoftheater. Im Laufe des Tages traf noch Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Bayern ein. Mittags war großes Galla⸗Diner von 90 Ge⸗ decken im Goldenen Saale des Königlichen Residenzschlosses, nach dessen Beendigung Lic Allerhöchsten ünd Höchsten Herischaften sich nach dem Theater begaben, wo die Oper Hernani gegeben wurde. Beim Eintritte in das festlich erleuchtete Haus wurde Se. Majestät der König von Preußen mit einem Lebehoch von dem zahlreich versammelien Publikum empfangen, worauf das Orchester das Volks⸗ lied anstimmte. Nach beendsgter Vorstellung verfügten sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach dem Palais Sr. Ma⸗ jestät zum Thee. ,
. Am 1. Oftober früh um 9 Uhr verließen Se; Majestät der Kö⸗ nig von Preußen und Se. Königl. Hoheit der Prinz Adalbert die Residenzstadt, um sich mit einem Extrazuge auf der Eisenbahn über Braunschweig nach Berlin zu begeben. An demselben Tage reiste auch Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern von Hannover nach
Würzburg ab.
Großherzogthum Baden. Von dem Deutschen Na⸗ tional-Blatte ist am 25. September die letzte Nummer erschie⸗ nen; da es, so lautet die Anzeige, nur in Baden, in ganz Deutsch⸗ land aber keinen Absatz gefunden, so sei man enöthigt, aufzuhören. Doch hoffe man, daß die Umstände eine tägliche Ausgabe vom 1. Januar 1848 an möglich machten.
Freie Stadt Hamburg. Am 1. Oktober ist Herr Richard Cobden, von Lübeck kommend, in Hamburg eingetroffen.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 26. Sept. Mittelst Reskriptes vom 28. August hat Se. Majestät der Kaiser dem Geheimen Rath Tengoborski zur Anerkennung seiner Berdienste bei den mit der österreichischen Re⸗ gierung geflogenen Verhandlungen wegen Abschluß eines Handels⸗ Bündnisses den St. Wladimir-Orden zweiter Klasse verliehen.
Am vorigen Donnerstage hatte sich zu Ehren des wieder hier anwesenden Cobden eine zahlreiche Gesellschaft seiner Verehrer in dem Lokale der Mineralwasser-Anstalt zu einem Mittagsmahle vereinigt, an welchem nicht nur ausländische Mitglieder des hiesigen Handels- standes, sondern auch viele russische Kaufleute und Literaten Theil nahmen. Unter den dabei gehaltenen Reden erregte die des Gefeier⸗ ten besonderes Interesse. Cobden gedenkt nur wenige Tage noch hier zu verweilen und dann nach England zurückzukehren, wo er in den ersten Tagen des Oktobers bereits erwartet wird. (S. Hamburg.)
Am 28. September kommt zu der bereits hier bestehenden Omni⸗ bus-Linie eine neue, indem von diesem Tage ab, und zwar von Mor⸗ gens 8 bis Abends 10 Uhr, den newskischen ähnlich eingerichtete Wa⸗ gen von der Basseinaja⸗Straße (an der Ligowka) längs der Liteinaja, über die Simionowsche Brücke, der Michailowschen Manege vorbei, längs der großen Garten-Straße, über den Heumarkt bis zur Po⸗ krowschen Kirche und diesen Weg zurück bis zur Basseinaja⸗ Straße fahren werden. Der Fahipreis beträgt für die ganze Strecke 109 Kop. Sllber für die Person. Fürs erste werden 8 solcher Wagen den Dienst versehen. Der Unternehmer bittet, keinen Wagen anzuhalten, dessen Conducteur sitzt, da dies das Zeichen sei, daß im Wagen bereits alle Plätze besetzt seien, und ferner zur Vermeidung allen Aufenthalts sich mit kleiner Münze zu versehen.
Warschau, 30. Sept. Der Großfürst Thronfolger ist heute früh auf der Eisenbahn hier eingetroffen und hat nach zweistündiger Rast seine Reise nach Rußland fortgesetzt.
Frankreich.
Paris, 29. Sept. Der König hielt gestern in Begleitung des Prinzen Joinville und des Herzogs von Montpensier eine Mu⸗ sterung über verschiedene Truppen-Corps ab, welche nächstens Paris, Vincennes und Versailles verlassen sollen. Die Infanterie war in zwei Linien im Tuilerieenhofe, die Artilierie auf dem Carrousel⸗-Platze und die Kavallerie auf den Quais des Louvre und der Tuilerieen aufgestellt. Nach der Revue wurden Ehrenzeichen an die Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen vom Könige vertheilt.
In Cherbourg wird die Fregatte „La Reine Blanche“ ausge⸗ rüstet, um unter dem Kommando des Capitain Page, der zum Chef der Station von Bourbon ernannt ist, nach den indischen Meeren ab⸗ zugehen. Sie wird Rio Janeiro berühren und mehrere Offiziere für das Geschwader im La Plata an Bord nehmen, die daselbst ein vom Admiral Le Precour abgesandtes Schiff erwarten soll. Capitain Page hat Befehle zur Wiederanknüpfung der Verhältnisse zwischen Frankreich und Madagaskar erhalten, wozu bereits Admiral Cecile einen Versuch gemacht. Er wird ein offizielles Schreiben und Ge⸗ schenke für die Königin Ranavalo mitnehmen.
Aus Rio Janeiro vom 8. August hat man die Nachricht erhal⸗ ten, daß Graf Walewski mit seiner Gesandtschaft dort eingetroffen war.
Herr Teste besindet sich noch im Gefängniß der Conciergerie; die Regierungsblätter erklären es für ungegründet, daß die Erlaubniß er⸗ theilt worden wäre, ihn in ein Krankenhaus zu bringen.
Die Handels-Kammer von Marseille macht bekannt, daß in Li⸗ vorno die Quarantainezeit für Schiffe, die aus dem Asoffschen Meere kommen, von 7 auf 14 Tage verlängert worden ist, weil sich in mehreren Häfen dieses Meeres die Cholera gezeigt hat.
Herr Romain-⸗Desfosses ist zum Contre- Admiral befördert worden.
Nachdem die Rente bei den ersten Operationen an der heutigen Börse hoch notirt gewesen, trat mit einemmal Stillstand ein, und die Course vermochten sich nur mit Mühe zu behaupten. Man sagte, es selen diesen Morgen schlimme Nachrichten aus Neapel eingegangen, und sprach von neuen Fallissements in London. Eisenbahn - Actien, im Allgemeinen gesucht, besonders Nordbahn, in denen ansehnliche Käufe gemacht wurden.
. Großbritanien und Irland. London, 28. Sept. Heute sindet unter dem Vorsitz der Kö⸗
nigin in Osbornehouse auf der Insel Wight die schon lange ange— kündigte Geheimeraths Sitzung statt, in welcher die Formel und der Tag des allgemeinen Dankgebets für die ergiebige Aerndte festgesetzt werden soll. Wie es heißt, ist dazu diesmal ein Sonntag bestimmt, und zwar der 10. oder 17. Oltober.
Sämmtliche Minister werden sich gegen den 18. Oktober in der Hauptstadt versammeln, und alsdann sollen die Kabinets⸗Berathungen stattsinden, welche sonst gewöhnlich im November abgehalten werden, um die Regierungs- Maßregeln für die bevorstehende Session festzu⸗ stellen. Der diesmal zu erwartende frühere Zusammentritt der Mit⸗ glieder der Regierung hat übrigens keinen Bezug auf eine etwanige frühzeitige Einberufung des Parlaments, dessen Eröffnung wahrschein⸗ lich nicht viel vor dem gewöhnlichen Zeitpunkte erfolgen wird.
Prinz Albrecht traf gestern Nachmittags von Osborne zu Portsea ein, wo er unter großem Volkszulaufe den, Grundstein, zum neuen Spitale legte und sodann nach der Insel Wight zurückkehrte.
Die Gerüchte von der Insolvenz des Hauses Cockerill, Larpent und Comp., welche schon vor einigen Wochen verbreitet waren, haben sich jetzt bestätigt. Die Zahlungen des Hauses haben eingestellt wer⸗ den müssen, da sich dasselbe außer Stande fand, die mit der letzten Ueberlaudpost eingegangenen Tratten zu decken. Unter den Passiva, welche sich auf 630,00 Pfd. St. belaufen, sind Accepte des Hauses zum Betrage von 500,00 Pfd. St; unter, welchen für 300,009 Pfd. St. Tratten des Zweighaufes der Firma in Kalkutta, der Rest, von anderen Häusern gezogen, welche letzteren vermuthlich fast vollständig gedeckt werden, so wie man überhaupt darauf rechnet, daß die Gläu= biger des Hauses, wenn man demselben Zeit läßt, völlig werden be; friedigt werden. Es heißt, daß, das Fallissement besonders auf Glasgow und Manchester zurückwirfen wird. Sir George Lar⸗ pent sowohl als Herr John Cockerill genießen große Achtung; der Erstere trat bekanntlich bei der letzten Parlamentswahl als Kandidat für die City auf, der Erstere war bis zum Jahre 1838 einer der Direktoren der Bank von England, schied aber aus. da seine Privat- Heschäfte ihm die Verwaltung des Amtes zu sehr erschwerten.— Außer dem erwähnten Hause haben die Herren Cocburn und Comp.,
eine wenig bekannte Firma, und die Herren M. L. Bensusan und
Tom., welche mit Mogador und der Rordküste von Afrika Geschäfte treiben, ihre Zahlungen eingestellt. Auch das Haus Perkins Schlusser * Mullens hat sich genöthigt gesehen, seine Zahlungen einzu⸗ ellen. Rach dem Ob server wird hier ein Kongreß der ersten Kauf⸗ leute und Banquiers des Landes stattfinden, um sich über die zeitigen Bedrängnisse des Geldmarktes und über die Mittel zu berathen, den Geldverhältnissen eine bessere und mehr gesicherte Grundlage zu ge= ben. Bei aller Meinungsverschiedenheit soll man schon darüber einig sein, daß die Akte von 1844, welche den Banknoten⸗ Umlauf be⸗ schränkte, sofort aufgehoben werden müsse, und, daß die Ausgebung von Einpfundnoten schwerlich mehr zu umgehen sei.
Herr More O'Ferrall ist zum Gouverneur von Malta ernannt worden: er ist der erste Civilist, der diesen Posten bekleidet. Neben ihm wird ein Oberbefehlshaber der Truppen wirken. Herr O'Ferrall war unter Grey Schatz-Secretair und unter Melbourne Flotten⸗ Secretair. .
Der Herzog von Holstein- Glücksburg hat sich in Begleitung seines Bruders zum Besuche bei dem Marquis von Ailesbury nach Tottenham Park begeben. ; .
Eine Anzeige in der Times, unterzeichnet Mazzini, Guiglioti und Gallenga, fordert die in England wohnenden Italiener zur Un⸗ terzeichnung von Geldbeiträgen auf, welche einem in London gesam⸗ melten „italienischen National-Fonds“ zufließen sollen. Dieser Fonds soll, wie die Anzeige erklärt, ausschließlich dazu dienen, „die Italiener durch alle möglichen materiellen Mittel zu unterstützen, sobald der erwartete Kampf seinen Anfang genommen hat.“
Der neu ernannte britische Gesandte in Mexiko, Herr Perty Doyle, wird sich am 6. Oltober in Portsmouth nach Mexiko ein—= schiffen. x
.
Florenz, 23. Sept. (A. 3) Man beabsichtigt hier zum An⸗ denken an die letztvergangenen, für Toscana so denkwürdigen Tage ein Denkmal, dessen Kosten durch Subseription zusammengebracht werden sollen, zu errichten. Es ist hierzu eine Säule vorgeschlagen, die in ein⸗ gelegten metallenen Buchstaben das Großherzogliche Mokuproprio, wel⸗ ches die Errichtung einer National-Garde anordnete, enthalten soll. Dieselbe dürfte auf dem Platz vor der Kirche S. Croce zu stehen kom— men, in welcher Kirche auch die dem Großherzog in jenen Tagen dar- gebrachten Fahnen zur bleibenden Erinnerung aufbewahrt werden.
Unter den in Toscana lebenden Israeliten werden gegenwärtig Petitionen vorbereitet, um Se. Kaiserl. Hoheit den Großherzog zü bitten, ihnen vollkommen gleiche Rechte mit den übrigen Uinterthanen zu verleihen. Die Presse nimmt sich dieser Angelegenheit mit Eifer an, und es ist unter den jetzigen Umständen wohl kaum zu zweifeln daß dieselbe einen günstigen Erfolg haben dürfte. ;
Im Attelier des Bildhauers Costa hier war kürzlich das Mo⸗ dell zu einer Statue des Columbus ausgestellt, sie wird von demsel⸗ ö Auftrag des Pascha von Aegyßten in Marmor ausgeführt werden. — ;
8 panien.
3 Madrid, 23. Sept. Vor einigen Tagen traf der Adju— tant und Secretair des Generals Esparters, Oberst Lieutenant Gur— rea, von London hier ein. Gestern überreichte er der Königin ein Schreiben Espartero's, in welchem dieser General ihr seine Erkennt⸗ lichkeit für die auf ihn gefallene Ernennung zum Senator ausdrückte und zugleich erklärte, daß er bereit sei, sie auf dem Schlachtfelde wie im Senate gegen ihre Feinde zu vertheidigen.
Die Angabe, daß die Minister den Herzog de la Vitoria hät⸗ ten einladen lassen, für jetzt nicht nach Spanien zu kommen, ist völlig unbegründet. Der Herzog hat seine Reise nach der Halbinsel nur deshalb verschoben, weil er zuvor das Eintreffen der Königin von England abzuwarten wünscht, um sich in Person von ihr zu verab⸗ schieden. Da die französische Botschaft in London sich geweigert hat, seine und seiner Gemahlin Pässe nach Fraukreich zu visiren, fo beab⸗ sichtigt der Herzog, sich in England nach Coruna einzuschiffen und in Logrosio, der Heimat seiner Gemahlin, so lange zu verweilen, bis die Eröffnung der Cortes ihn nach Madrid rufen werde.
Die Zusammenberufung oder die Auflösung der dermaligen Cor— tes ist die große Frage, von deren Entscheidung die nächste Gestal⸗ tung der hiesigen Verhältnisse abhängt. Noch haben die Minister diese Frage nicht gelöst. Sie lassen sie vielmehr wie das Schwert des Damokles über den Häuptern der Ultramoderirten schweben. Be⸗ ruft die Regierung die Cortes, so wie sie bestehen, noch einmal zu⸗ sammen, so wird diese Partei, die in ihnen das Uebergewicht hat, entweder die Minister zum Rücktritt oder zur Auflösung des Kon— gresses zwingen. Erklärt dagegen die Regierung diesen, ohne ihn einzuberufen, für aufgelöst und ordnet neue Wahlen an, so werden, allem Anschein nach, die Progressisten die Majorität ausmachen, eine Modification des Ministeriums in ihrem Sinne herbeiführen und die⸗ jenigen polittschen Maßregeln, deren das Land am dringendsten be— darf, durchzusetzen suchen. Es läßt sich kaum bezweifeln, daß die Minister Salamanca, Cortazar und Escosura im Kabinet auf die so⸗ fortige Auflösung des Kongresses angetragen haben, aber eben so gewiß scheint es zu sein, daß die übrigen vier Minister sich dieser Maßregel bis jetzt widersetzen. .
Nachdem der General Narvaez das Unternehmen, Herrn Sala⸗ manca gewaltsam aus seiner Stellung zu verdrängen, an einem hö— heren Einflusse scheitern sah und Zeit gewann, die Kräfte der ver⸗ schiedenen Elemente, von denen die Wirksamkeit der Hof- und Staats— maschine bedingt wird, mit Ruhe gegen einander abzuwägen, scheint er die Ueberzeugung wiedererlangt zu haben, daß die Hand des Herrn Salamanca durchaus nicht zurückzuweisen sei. Er drückte ihn die⸗ selbe vorgestern in seiner Loge nach einer langen Unterhaltung mit auffallender Herzlichkeit, zu nicht geringem Befremden der anwesenden Ultramoderirten und Progressisten. Gestern stellte sich der General Narvaez sogar, ohne eingeladen zu sein, an der Tafel eines der am meisten verrufenen, aber zugleich einflußreichsten Günstlings des Palastes ein, bei dem gerade die Minister Salamanca, Cortazar und Eseosura versammelt waren. Die geringsten Handlungen eines so, hervorragenden Mannes, wie der General Narvarz ist, wer⸗ e n if scharf überwacht, und man zieht oft die abenteuerlich—
n Folgerungen aus ihnen. Die Gerüchte von einer obschwebende ministeriellen Krisis haben sich leich er , g, . n i e g sens 19 ö sich og ih erneuert, zumal, da auch der plz ich . hier . sten sich aufs Land begeben hatte, heute
* 26 si 828 R = . * Französische Blätter, namentlich die Presse,
deur Mondes, fahren' fort, die Vevue de
. die Herren Salamanca, Ventura de 2 7. , ,. Cordova u. A. als elende Abenteurer n Hinein nd, mit zahllosen Schimpfwörtern zu überhäu— ki. Gn ö — beiß man in Paris nicht hinlänglich, wen ⸗ ige Fstreffen, Hier in Madrid ist es kein Geheinmiß, aß namentlich die Herren Salamancg, Vega Buschenthal ihre ge⸗ lischastliche Stellung durchaus dem fran sffchen Vo rschefter Hie Bresson, verdanken, der, als er seinen hiesigen Posten . . vertrautesten Verhältnisse mit ihnen anknüpfte und sie täglich . s . Tafel zog. Späterhin ward dieses Band freilich . en. dessen wurde Herr Vega noch bei Gelegenheit der Doppelheirath zum
1915
Groß⸗-Offizier der Ehren Legion ernannt. Ganz Madlid war Zeuge, daß ö Abreise des Grafen Bresson die Herren Salamanca 3. Vega von dem Herzoge von Glücksberg auf das zuvorkommendste aufzesucht und in den ausgewählten Kreis seiner Gesellschaft gezogen wurden.
Der englische Gesandte bemerkte, als er letzthin durch eine der Haupfstraßen Madrids fuhr, den, Ex⸗Minister, Herrn Mon. Sogleich verließ er seinen Wagen und hielt Herrn Mon auf der Straße mit der Frage an, ob er in ihm den Urheber der Schmäh -⸗Artikel des Faro zu sehen habe. Da Herr Mon, in Verlegenheit gesetzt, dies zu verneinen suchte, so, erwiecerte der Gesandte, es freue ihn, der Unannehmlichkeit, ihn einen Verleumder nennen zu müssen, enthoben zu sein.
ihrer Offiziere, welche von den Einwohnern Geld erpreßt hatten, standrechtlich erschießen lassen. Die moderirten Blätter äußern ihr Bedauern über diese „Mannszucht“. Die wenigen Karlisten, welche an der Gränze von Biscaya aufgetreten waren, haben die Waffen niedergelegt. Die Minister hatten sogleich durch den Telegraphen den Befehl dorthin geschickt, sie nicht, wie bisher gewöhnlich, erschießen zu lassen.
Der Herzog von Sessa befindet sich mit seiner Gemahlin, der Tochter des Jufanten Don Francisco de Paula, seit 8 Tagen wie— der hier. .
Gerichts ⸗ Verhandlungen wegen der volnischen Verschwörung.
Berlin, 2. Okt. In der heutigen Verhandlung wurde zunächst der Angeklagte Franz Kobhlinski vernommen. Derselbe ist 20 Jahre alt und war Primaner auf dem Gymnasium zu Culm., Schon im Oktober 1845 durch Joseph von Czarnowski im Allgemeinen von der Existenz einer Verschwörung unterrichtet, wurde er im November durch Severin von Elzanowski näher in die Pläne der Verschworenen ein geweiht und förmlich in die Verbindung aufgenommen. Auf Czar⸗ nowski's und Elzanbwski's Antrieb suchte er in der Umgegend von Thorn und von Schwetz mehrere Personen für den Aufstand zu wer⸗ ben und erstattete auch am 20. Dezember 1815 dem Elzanowski Be⸗ richt über seine Thätigkeit.
Bei seiner Vernehmung stellt der Angeklagte jede Theilnahme an einer gegen Preußen gerichteten Verschwörung in Abrede, und wollte nur durch Elzanowski von Vorbereitungen zu einem Aufstande für das russische Polen gehört haben. Für diesen Aufstand habe er seine thätige Beihülfe zugesagt, habe aber keine anderen Personen für denselben angeworben. Herr Michels, als Stellvertreter des Staats⸗ anwalts, beruft sich hauptsächlich auf die Ergebnisse der Voruntersu⸗ chung und trägt auf die Strafe des Hochverraths an. Der Verthei⸗ diger, JustizKommissarius Gall, appellirt an die Nachsicht der Rich⸗ ter mit der jugendlichen Unbesonnenheit des Angeklagten, und sucht dann zu erweisen, daß die Thätigkeit, welche sein Klient leichtsinniger Weise für den Aufstand entwickelt habe, nicht unter den Begriff eines hochverrätherischen Unternehmens fallen könne, und trägt schließlich auf dessen Freisprechung an.
Hüerauf erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Nepemucen von Tomicki. Derselbe ist 26 Jahr alt und war ebenfalls Primaner auf dem Gymnasium zu Kulm. Durch Kobylinski erfuhr er im November 1845 von der Existenz der Verschwörung, welcher er sowohl hier als später in Elzanowsékiss Geg nn art ausdrücklich beitrat., Um die Ge⸗ sinnungen der Polen in Graudenz zu erforschen, machte er eine Reise dorthin und trat daselbst mit Zakrocki und anderen Individuen pol⸗ nischer Abkunft in Verbindung. Sodann wurde er durch Elzanowski zum Gemeinde-Vorsteher für Schwetz bestellt, machte außerdem in dessen Auftrage eine Reise nach Königsberg, um den Studenten Tro⸗ janowski herbeizuholen. Endlich hat er nach seiner Rückkehr aus Königsberg mehrere Personen in der Gegend von Schwetz und Ko⸗ ronowo für den Aufstand zu werben gesucht. ;
Bei seiner Vernehmung widerruft der Angeklagte seine früheren Geständnisse und will nur von einem Aufstande für das Königreich Polen erfahren haben. Herr Michels gründet die Anklage auf die uͤmfassenden Geständnisse des Angeklagten, so wie Elzanowski's und Kobylinski's, in der Voruntersuchung und trägt auf die Strafe wegen Hochverraths an. Der Vertheidiger, Justiz⸗Kommissarius Gall, sucht auch hier den jugendlichen Leichtsinn seines Klienten als Milderungs⸗ grund geltend zu machen und appellirt an die Nachsicht der Richter in Betreff der Verirrungen der Jugend.
Demnächst wird der Angeklagte Michael Felix Zakrocki vorgeru⸗ fen. Derselbe ist 43 Jahre alt und Kaufmann zu Graudenz. Er wird beschuldigt, durch Tomicki und Elzanowski Mittheilungen über die Verschwörung erhalten und sich durch Aeußerungen über die Wie⸗ derherstellung Polens verdächtig gemacht zu haben.
Vei seiner Vernehmung leugnet der Angellagte jede Wissenschaft von einer Verschwörung, und da auch Elzanowski und Tomicki ihre früheren Angaben zurücknehmen, so verzichtet die Staats⸗Anwaltschaft auf einen Straf-Antrag. Der Vertheidiger, Herr Cremnitz, trägt auf Freisprechung an.
Demnächst wird der Angeklagte Medardus von Borowski vor⸗ gerufen. Derselbe ist 34 Jahre alt und war Wirthschafter bei dem Gutsbesitzer Nepomucen von Sadowski auf Slupy. Dieser nannte ihm den Elzanowski als einen bereits aufgenommenen Verschworenen, und Elzanoweki bestellte den Angeklagten zum Kommissarins für den graudenzer Bezirk. Bei seiner heutigen Vernehmung leugnete der Augeklagte sede Theilnahme an der Verschwörung. Elzanowski als Zeuge vorgerufen, sagt, aus: Er habe diesen Boroweki keine Auf⸗ träge ertheilt und ihn nicht zum Kommissarius bestellt. Herr Michels als? Stellvertreter des Staats-Anwalts beruft sich auf die Angabe in der Voruntersuchung und trägt auf Bestrafung an. Der Justiz⸗ Kommissarius Deycks als Vertheidiger beantragt die Freisprechung des Angeklagten, indem er darzuthun bemüht ist, daß gegen densel⸗ ben kein Beweis einer Betheiligung an einem hochverrätherischen Unternehmen geführt sei.
Hierauf wird zur Vernehmung des Angeklagten Alexander Szyszylowicz geschritten. Derselbe ist 26 Jahr alt und aus dem Königreich Polen gebürtig, von wo er im Oftober 1843 nach Preu⸗ ßen übertrat. Seit Januar 1845 studirte er in Nönigsberg Medizin, und erfuhr hier von mehreren Landleuten die Existenz der Verschwö⸗ rung zur Befreiung Polens. Als im Februar 1816 Theophil Magdzynski auf einer Neise nach Litthauen durch Königsberg kam und den Angeklagten mit dem Zwelle seiner Reise bekannt machte, beschloß dieset, den Magdzynski nach Litthauen zu begleiten, um dort für den Aufstand zu wirken. Am̃ 18. Februar begab sich Szyszy⸗ lowicz unter falschem Namen nach Tilsit, und von dort zu Magd zynski nach Memel, wo Beide den Gang der Ereignisse abzuwarten beschlossen. Der Angeklagte war damit beschäftigt, die Proclama= tionen und Instructionen abzuschreiben, als ein Brief der Dr. Renier aus Wilna einging, welcher die Erregung eines Aufstandes in Lit⸗ thauen als unausführbar darstellte. Magdzynski entfernte sich nun⸗ mehr aus Memel und überließ seine Papiere und Karten dem An⸗ geklagten, welcher am 21. März verhaftet wurde. Das Plaidoyer wurde auf die nächste Sitzung verschoben, und der Präsident kündigte
Tie Chefs der bewaffneten Karlisten in Catalonien haben zwei
an, daß die amtlichen Mittheilungen in Betreff der Sache des An⸗ geklagten Szelyski eingegangen n, so daß die betreffende Ver⸗ handlung wieder aufgenommen werden könne, Die Aktenstücke wurden verlesen, darauf ergriff Herr Grothe als Stellvertreter des Staats-Anwalts das Wort und beharrte bei dem Strafantrag ge⸗ gen Szelyski. Der Justiz⸗Kommissarius Furbach suchte nach wie vor die Jeugen-Aussagen als gänzlich unglaubwürdig darzustellen und trug auf Freisprechung an. Hiermit schloß die heutige Verhandlung um 1 Uhr.
gandels- und Börsen - Nachrichten.
Berlin, 2. Okt. Nachdem wir in der vorigen Woche den Aetien⸗ Marlf in einct günstigen Stimmung verlassen hatten und sänimtliche Course im Steigen waren, gewann des Geschäft besonders bis zum Abrechnungs⸗ tag einen guten Anstrich, da sich für cinige Actien = Gattungen verschiedene ersie Käufer einstellten. Das Steigen der Nente in Paris, in Verbindung mit besseren Nachrichten und Coursen aus London, so wie von allen übri⸗ gen Plätzen, war für unsere Börse um so einflußreicher, als sich für die Liquidation Mangel an Stücken bemerkbar machte und die Contremine mit besseren Coursen ihre Verschlüsse decken mußte.
Leider hat gestern, wie schon so häufig, die wiener Börse nene Veran- lassung gegeben, eine Reaction bei uns herbeizuführen. Es traten bedeun⸗ tende und in der Regel mit den wiener Börsen⸗Verhältnissen gut unterrich⸗ fete Käufer als starke Verkäufer für alle Actien - Gattungen auf, und wenn auch für den Tag die Veranlassung nicht bekannt wurde, so errieth man sofort und konnte mit Bestimmtheit annehmen, daß die für unsere und viele Börsen leider unheilvolle Finanz-Maßregel der Rreditkasse in Wien irgend- wie eine neue Störung erlitten haben mußte.
Dies bestätigte sich nun heute durch die ossizielle Bekanntmachung der österreichischen Regierung, demgemäß die Wirlsamkeit der Kreditkasse plötz⸗ lich ausgehört hat. Diese Nachricht hat an der wiener Börse einen so mächtigen Eindruck gemacht, daß die Bahn- Actien fast um 10 *. gewichen sind, eine Reaction, die um so auffallender erscheint, als die Fredittasse von den drei Bahnen, welche sie seither kaufte, und welche ein Kapital von circa 40 Millionen Gulden repräsentiren, bereits 3 eingelöst hat und nur noch 3 in den Händen der Besitzer geblieben sind. Wenn wir bedenken, daß unsere inländ. industriellen Effekten einen Werth von 130 Millionen und nach den erfolgten Voll -Einzahlungen von beinahe 150 Millionen Thalern repräsentlfren und die Actien noch einen der Rente ange⸗ messenen Cours haben, so kann unsere Börse doch immer noch stolz ihr Haupt erheben. — Es befremdet uns daher nicht wenig, daß unsere Actien? Eourse mit den Schwankungen der wiener Bõrse gleichen Schritt halten. — Glücklicherweise ist unser Platz so wenig bei, den österreichischen Finanz-Ereignissen betheiligt, daß wir mit Recht das Sinlen unserer Effel⸗ ten fur vorübergehend halten müssen, Heute zeigte sich auch bereits eine Neigung zum Steigen der Course, indeß zirkulirten abermals Nachrichten über Hamburg von London von dem Ausbruch verschiedener Falliten eini⸗ ger ersten englischen Häuser, wodurch die Stimmung flau wurde. und die Tourse sich nur mühsam halten konnten. — Da die direkte englische Post übrigens am Schluß der heutigen Börse nicht eingetroffen war, so bedürfen diese Nachrichten noch der näheren Bestätigung. .
Die Umsätze in unseren Eisenbahn-Actien waren, wie es stets bei so ansehnlichen Schwankungen der Fall ist, sehr bedeutend, betrafen aber auch diesmal wieder fast ausschließlich Köln-Minden, die, bereits bis 96 96 ge⸗ stiegen, heute nicht über 943 „6 kommen konnten. Andere Actien sind eben⸗ falls gewichen, es ging darin aber nur wenig um- Berlin ⸗ Anhalter Litt. X., bis 116 96 bez., bleiben 1155. Liu,. B 106 schließen 1053 9h. Ber⸗ lin- Stettiner von 112 bis 111 946 gewichen. Berlin- Hamb. bis 1035 90 gemacht, blieben heute, 101 Brf. Rhein. Actien hatten sich bis 84 6 geho⸗ ben, sind heute a Sidh verk., blieben aber S2. ges. Kiel⸗Altona 116 9. bez, waren 109 56 offerirt. Niederschlesisch Märkische von 89 bis 88 bez., S8 6 bez. u. Geld. Für Oberschl. A. ist 1060 * geboten. Sachsen⸗Bavern S7 u. S7 bez. Krakau-Oberschl. 77 bis 75 bez. Potsdam-Magdeb. von g3 bis gar gewichen, Halle⸗Thüringer 92 u. J2 , bez. u. Brf. In den übrigen Actien-Gattungen und nainentlich in Quittungsbogen ist wenig Geschäft, daher deren Eourse auch unverändert, aber matt blieben. Friedr. Wilh. Nordbahn und Meglenburger machen hiervon eine Ausnahme; erstere wichen von 7 bis 687 6 und letztere von 625 bis 58 X., wozu heute Brief blieb.
Auch unsere inl. Fonds-Course haben sich etwas gedrückt; preuß. Staats⸗ schuldscheine bis 91 d; Prämienscheine hingegen bleiben a S9 gesucht. , Bank-Antheile bis 0s 56 bereits bezahlt, wurden heute a 104 36 verkauft.
Von Wechseln blieben fast alle Devisen in guter Frage; insbesondere war Hamburg in beiden Sichten zu erhöhter Notirung gesucht; eben so Paris Geld ohne Brief, Petersburg um 4 P gestiegen. Das Geschäft war ziemlich belebt und würde bedeutender gewesen sein, wenn sich mehr Abgeber gezeigt hätten.
Königsberg, 30. Sept. Marktbericht. Zufuhr gering. Weizen 72 — 86 Sgr. pr. Schfl.; Roggen 48 — 56 Sgr. pr. Schfl.; große Gerste 14249 Sgr. pr. Schfl.; kleine Gerste 30 - 18 Sgr. pr. Schfl.; Hafer 21 — 26 Sgr. pr. Schfl.; graue Erbsen 809 — 95 Sgr. pr. Schfl.
Stettin, 1. Okt. Heringe. Neuer schott. Fullbrand hat während dieser Woche, nachdem wieder mehrere Zufuhren davon eingetroffen waren und Inhaber sich geneigt zeigten, ein wenig im Preise nachzugeben, ansehn—= lichen Abgang gefünden. Man kaufte zu 8: Nihlr, und bei mehreren star⸗ ken Posten von zusammen ca. 3000 To. zu 8ę — Rthlr. unverst,, wogegen aber jeßzt wieder auf 8, a 85. Rthlr. unverst. gehalten wird. Verkäufer behalten im Allgemeinen ziemlich Vertrauen, gestüßt auf den Umstand, daß im Ganzen mit dem, was jetzt noch von Schottland abgeladen wird, nicht mehr als ca. 2,000 To. zu erwarten sind, während im vorigen Jahre um diefe Zeit bereits 76000 To. hier angekommen waren. Schott, Ihlen, wo⸗ von bis jetzt ca. 1060 To. eingetroffen, sind zu 7 Nthlr. unversteuert zuletzt verkauft worden. Von norweg. Vaar- sind durch Ankauf auf der kopenha⸗ gener Rhede fünf Ladungen Stavanger herbeigezogen worden. Man ver— sangt dafür 54 Rthlr. unverst. baar Geld ex Schiff, was bis jetzt nicht zu erreichen war. Aus zweiter Hand und aus dem Lager ist unter 53 Rthlr. unverst. nicht wohl zu kaufen. Kleiner Vaar⸗ oder Frühlings- Hering, wo⸗ von nichts angekommen, bedang 545 Rthlr. unverst. aus dem Lager. Von norweg. Fetthering sind wieder ein paar Ladungen eingetroffen, die bald zum Verkauf kommen werden. Da unsere Heringshändler sehr wenig da— mit versorgt sind, vermuthet man, daß solche nicht wohl billiger, als die jüngst vorher verkauften, abgehen werden. Küsten - Hering unverändert. Nene maßgebende Nachrichten über den Herbstfang an der Küste fehlen noch.
. allen sonstigen Waaren ist es in dieser Woche ziemlich still ge— blieben.
Fettwaaren. Nüböl behauptet sich fortwährend nur schwach, auf Lieferung p. Sept Okt. zu 11112 Rthlr. zuletzt gekauft und zu 118 bis 111 Rihlr. noch zu haben, in loco dagegen noch auf 11 Rihlr. gehalten, p. Skt. Nov. 114 Rthlr. zuletzt bezahlt, p. Jan. / Febr. 113 Nihlr. Br. Leindl zu 11 bis 10 Nthlr. erlassen, zu 10 bis . Rthlr. gekauft. Palm= öl in loco wenig zu haben, 134. Rthsr. zuletzt bezahlt, auf Lieferung da⸗ gegen zu 133 Rthlr. noch zu haben. Cocusnußöl geräumt. Banmöl noch immer fest. Gallipolo auf 17 Rthlr. unverst. gehalten, 16. Rthlr. unverst. bezahlt, Malaga lot Rthlr. unverst. bezahlt. Thran, Südsee 9 Rthlr. bezahlt, dazu aber noch zu haben. Berger braun Leber bedang 19 Rthlr. Berger blanker geräumt. f d
Altalien. Pottasche, lasansche auf 10 Nihlr. gehalten, auf e. z Rthlr. bezahlt. Amerikan. Steinasche auf 113 Nthlr;, ge alten. * — unverändert, ralcionirte 45 2 5 Rihlr., rvstallisirte 252 3 Rthlr. un verst.
Kaffes und Gewürze ohne Umgang und unverandert.
Zucker, raffinirter, unverändert. j .
20 w kölner 9 bis 3 Rthlr., hiesiger Siederei ha ü Rihlr. zu haben. ᷣ b Für eine Partie
Reis matter und zu letzten Notirunßen zu haben. - gering Bengal wurde vor kurzem noch ö Reihlt. geboten, wozu jebt zu
habe g n nu, fr ohne Umgang, Preise unverändert wie letztgemeldet.