1847 / 276 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

. Henfeld-Köfering, so wie der Königlich ßischen Hof Eier ,,. fe, Graf Son, Beru ssorffß gelbe preußische Ge eile Ihr Majestät⸗ die Königin von Preußen, waren. Gestern es Wohlbefinden ein glückliches Resultat der

deren höchst erfreusi den kann, auf der i gde ile Ma sent wer . Eisenbahn über e ge, geglaubt, darauf aufmerksam machen Deffentliche lach Art. i der Geschäfts. Sbnung) alle an die . 2 zig gerichteten Anträge einem Mitgliede der Kammer Sl e en ö n.. werden müßten, widrigenfalls sie unbeachtet ten gelegt würden. . ; . 4 5 r ür sdiitiker beschäftigen sich bekanntlich schon seit längerer Zeit mit nahe bevorstehenden Veränderungen in. unserem Ministerium; was wir nach genauerer Prüfung dieser Gerüchte und Vermuthungen haben inne werden können, besteht in der Thatsache, daß der Minister⸗Verweser des Innern, Herr vonZenetti, bereits wiederholt an des Königs Majestät die Bitte um Enthebung von die- sem Portefeuille gestellt hat, ohne daß bis jetzt über den Erfolg der⸗ selben etwas Sicheres bekannt geworden wäre; dasselbe muß von einem ähnlichen Gesuche des Finanz= und Kultus⸗Ministers, Freiherrn von Jäa⸗RKhein, gesagt werden. Es bleibt den weisen Erwägungen unseres verehrten Monarchen überlassen, welche Veränderungen uns in dieser Hinsicht eine nähere oder fernere Zukunft bringen soll. Unser landwirthschaftliches Volksfest auf der Theresien-Wiese (das sogenannte Oftoberfest) hat insofern bereits seinen Anfang ge⸗ nommen, als die daselbst herkömmlich improvisirten Wein⸗, Kaffee⸗ und Bierschenken dem zahlreich herzuströmenden Publikum schon seit vorgestern ihre Quellen erschlossen haben. Da den neuesten Nach— richten zufolge die Rückkehr unseres Allerhöchsten Hofes aus Aschaffen⸗ burg erst bis den 12. Oktober erfolgt, so wird sich diesmal jenes Fest der Theilnahme des Königlichen Paares nicht erfreuen. Auf unserer gestrigen Schranne sind die Preise sämmtlicher Ge⸗ traide⸗Arten in die Höhe gegangen.

Königreich Württemberg. Ihre Königliche Hoheit die . von Oranien ist am 28. September in Stuttgart einge⸗ troffen.

In den letzten Tagen des September fand in Stuttgart eine Berathung in Betreff des Vorschlages einer allgemeinen Wechsel- Ordnung statt, zu welcher der Justiz⸗Minister auch die Chefs von vier dortigen Banquier⸗Häusern gezogen hatte.

Großherzogthum Baden. Dem Schwäb. Mer k. wird aus Mannheim vom 27. September geschrieben: „Die holländi⸗ schen Güter lassen dieses Spätjahr , lange auf sich warten. In vorhergehenden Jahren war um diese Zeit unser Rheinhafen mit Schiffen bedeckt, und fortwährend waren Schiffe un— terweges oder im Einladen! begriffen. Während, wie schon früher gemeldet, die kölnische Beurtschifffahrt im Steigen ist, scheint die holländische den Rückschritt angetreten zu haben. Hieran mag aller— dings die Theurung der jüngsten Zeit und der dadurch entstandene Geldmangel einen großen Theil der Schuld tragen, aber auch die Verhältnisse in Holland selbst wirken das Ihrige dazu mit. Wenn die großen Seeschiffe in die Häfen von Amsterdam und Rotterdam einlaufen wollen, ; müssen sie wegen der Untiese in kleinere Schiff überladen. Diese Nothwendigkeit und das allzu große Platzgeld, [ wie die Schleusen⸗Gebühren, vertheuern den Transport. Solche un⸗ günstige Verhältnisse bestehen aber nicht in Antwerpen. Dort können die Schiffe direkt in den Hafen gelangen, und die Güter sind nur mit einem geringen Platzgelde belegt. Von Antwerpen gelaugen die Waaren auf der belgischen Eisenbahn in größter Schnelligkeit nach Köln, und der bedeutende Rheinzoll ist bis zu dieser Stadt erspart. Es ist also ganz natürlich, wenn der Speditions⸗Handel in Holland versiegt und sich nach Belgien zieht. Viele Häuser in Amsterdam und Rotterdam sind deshalb genöthigt worden, Filialgeschäfte in Ant⸗ werpen zu gründen.“

Fürstenthum Lippe. Die Regierung macht große An⸗— strengungen, die Garn- und Leinwand - Fabrication wieder zu heben. Gleich wie in Westfalen und Hannover, war dieser Industriezweig ein Haupt⸗Erwerb unseres Fürstenthumes, doch lag derselbe, eben so wie bei unseren Nachbarn, schwer danieder. Die Kultur nun zu befördern, sind Prämien ausgesetzt für das schönste Gespinnst, es werden leicht faßliche Schriften über den Flachsbau und die Weberei vertheilt, und hat sich ein von der Regierung errichteter Flachs⸗ und Garn Verein gebildet, der die Interessen der Einzelnen vertritt und den Betrieb nach dem Auslande leitet. Auch haben unsere Geld-Verhältnisse eine vortheilhafte Aenderung durch das Anschließen an den preußischen Münzfuß erhalten, da bisher das Gepräge aller Herren Länder bei uns galt und das Conventionsgeld das Kassengeld vertrat, die Scheide⸗ Münze aber gänzlich mangelte, wodurch häufig Verwirrungen und Benachtheiligungen aller Art herbeigeführt wurden.

Freie Stadt Bremen. Der O. P. A. Z. schreibt man aus Bremen vom 23. September: „Kürzlich war Major Hobbie, derselbe, welcher vom amerikanischen General-Postmeister Johnson den Auftrag erhielt, den „Washington“ nach Europa zu begleiten, wieder in unserer Stadt. Er hat in den letzten Monaten auch England und Frankreich bereist, um sich mit den dortigen Post-Einrichtungen genau bekannt zu machen und den Abschluß von Post-Conventionen anzu⸗ bahnen, in welchen die Interessen beider Erdhälften mehr als bis jetzt berücksichtigt werden. Also ist sein Zweck, die verschiedenen Post— Systeme einander zu nähern und Ausgleichungen zu versuchen. Er sprach das schon hier in seiner Festrede anf dem Washington“ aus, in welcher er insbesondere Gewicht darauf legte, daß es noch einen anderen Verkehr als den mit Waaren gebe, nämlich einen geistigen, einen Austausch mit Kenntnissen und Erfahrungen. Was den „Washington“ betrifft, so wird er (wie bereits gemeldet) bis zum 15. oder 16. Oltober wieder hier erwartet, da die nöthig erachteten Veränderungen bis Ende September vorgenommen sein werden. Es scheint, daß man beim Bau allzu viele Rücksicht darauf nahm, daß dieses Dampfboot im Nothfalle auch als Kriegsschiff soll benutzt wer⸗ den können. Ein neues, vor einiger Zeit in Vegesack vom Stapel gelassenes Schiff heißt , Uhland“; ein anderes ist hier, wo man an Schwärmerei für England völlig frei ist, „Richard Cobden“ genannt worden; aber das Schiff gehört einem Engländer, und das erklärt den Einfall.“

Oesterreichische Monarchit.

Wien, 27. Sept. (A. Z.) Der umwölkte Horizont in Italien scheint sich aufzuklären. Die letzten Nachrichten von dort lauten be⸗ ruhigender, und es ist ,,. alle Aussicht vorhanden, die fer= rareser Angelegenheit bald beigelegt zu sehen. Auch unsere Börse als politisches Barometer zeigt Festigkeit und Vertrauen.

Wien, 1. Olt. Gres. Ztg.) Nachdem der Hofkammer= Präsident Baron Kübek am 29sten v. 3 mit den drei ersten ö der Hauptstadt, den Baronen Rothschild, Sina und Eskeles, wieder⸗ holte Konferenzen gehabt hatte, in denen er sich die Mitwirkung der⸗ selben wegen Hebung des Courses der Staats⸗Obligationen gesichert

1918

hatte, unterzeichnete Se. Majestät der Kaiser noch an demselben Tage im Lustschloß zu Schönbrunn die Entschließung, welche gestern publi⸗ zirt ward, und die abermals die Einstellung der Ankäufe von Actien für Nechnung der Kaiserlichen Kreditkasse anbefiehlt. Der Eindruck, den dies erzeugte, läßt sich schwer beschreiben.

Rußland und Polen.

St, Petersburg, 28. Sept. Am 18. September um 34 Uhr Nachmittags traf der Kaiser in Orel ein, von wo Se. Majestät nach Besichtigung des Bachtinschen Kadetten Corps die Reise nach Kiew weiter fortsetzte und am 20sten, 7 Uhr Abends, in erwünsch— tem Wohlsein dort eintraf.

Die der Stadt Taganrog am 18. Dezember 1829 bis zum Jahre 1815 bewilligte Vergünstigung, vermöge deren die Kaufleute und Bürger derselben nur die Hälfte der gesetzmäßigen Abgaben zu ent— richten haben, ist zur Förderung des Handels und der Industrie die⸗ ser Stadt auf zehn Jahre, bis zum Jahre 1855, verlängert worden.

Die Gesellschaft der russischen Aerzte hat am 24sten d. M. ihre vierzehnte feierliche Jahres⸗-Versammlung gehalten, bei welcher Gele— genheit, der Secretair der Gesellschaft einen umständlichen Bericht über die Thätigkeit der Mitglieder dieses Vereins ablas. Im ver— flossenen Jahre hatten neunzehn Versammlungen stattgefunden, bei welchen die schriftlichen Mittheilungen einiger Aerzte der Gesellschaft verlesen wurden, während zugleich ein lebhafter mündlicher Austausch von verschiedenen Ansichten über medizinische Gegenstände unter den Mitgliedern stattfand. Von 205 Mitgliedern (i102 wirklichen, 63 ausländischen und 10 Korrespondenten) hat der Verein im Laufe des Jahres acht durch den Tod verloren, nämlich den Leib⸗Medikus Rühl, die Doktoren Florio, Gruber, Jarozki, Iljaschenko, Grigorjewitsch (die zwei Letzteren starben an der Cholera) und die Leib⸗Aerzte Reimann und Wiebel.

Am 28. August starb in Nikolajew der Dr. Aliman, Ober⸗Arzt bei der Flotte des Schwarzen Meeres.

Der preußische Schiffs Capitain Hesser fuhr vor kurzem von Königsberg nach Riga. Auf seinem Schiffe befanden sich seine Frau mit drei kleinen Kindern, vier Matrosen und ein Bootsmann. In einer stürmischen dunklen Nacht wurde nun dieses Schiff, während der Capitain mit den fünf Leuten sich auf dem Verdeck befand, von einem Engländer übersegelt und obengenannter Schiffer mit einem Matrosen in der Art gegen das englische Schiff geworfen, daß Beide auf demselben niedersielén, die drei anderen Matrosen aber ertranken. Nur der Capitain, dessen Frau, die drei Kinder und der Bootsmann blie⸗ ben am Leben, Ersterer so verletzt, daß er nichts zu arbeiten ver⸗ mochte. In dieser Schreckenszeit war es, wo die Gattin das Lenken des Schiffes übernahm. Sie wurde dessen Schiffer, Steuermann und Matrose, und es gelang ihr das Alles mit Gottes Hülfe gut. Mit großer Mühe glückte es ihr, nach 18 Tagen Riga zu erreichen. Als dieser Muth der jungen Frau dort bekannt wurde, erhielt sie von den übrigen gegenwärtigen Schiffs Capitainen ein Silber-Geschenk, das 1006 Silber-Rubel kostete. Den Gatten aber führte der Eng- länder, da er nicht wußte, wo das Schiff geblieben, nach Rostock.

Frankreich.

Paris, 30. Sept. Der Herzog von Nemours hat am Schluß der Manöver im Lager von Compiegne eine Anrede an die versam⸗ melten Offiziere gehalten, worin er dieselben auf die Bedeutung und den Werth solcher kriegerischen Uebungen in Friedenszeiten hinwies. „So ruhmreich es auch ist“, sagte der Prinz, „die Schuld des Blu— tes zu bezahlen, so beschränkt sich doch hierauf nicht der Nutzen der Armee. Vergessen wir nicht, daß sie, die den Heerd wie die Gränze bewacht, alljährlich einen ansehnlichen Theil der jungen französischen Bevölkerung von dem heimatlichen Boden empfängt, und ihm densel⸗ ben in dieser männlichen Schule zur Gewöhnung an Opfer für das Land gebildet zurückgiebt. Die Fahne, meine Herren, dient nicht allein dem Feinde gegenüber. Wenn sie dann ganz besonders zu Heil und Sieg führt, bleibt sie auch in ruhigen Zeiten und inmitten der Bürger das Symbol der Ehre und der Mannszucht, der Hingebung und der

flicht. Eine Fülle von guten, tugendhaften und patriotischen Ge⸗ ühlen knüpfen sich an ihre Farben, an ihr geliebtes Bild, und es ist nie ohne Gewinn für unsere Herzen, wenn auch im Frieden unsere Blicke, wie heute, begeistert den Bewegungen des Netional-Banners folgen. Es ist daher nützlich, dasselbe zuweilen zu entfalten und uns zahlreich darum zu versammeln, jenen Studien uns widmend, die eben so sehr die sittliche, wie die physische Kraft erhöhen, die Waffengat⸗ tungen, die Corps, die Individuen in Bewegung und einander ge— genüber bringen, die wechselseitige Abhängigkeit aller Theile der gro— ßen Krieger-Familie hervortreten lassen und im Hinblick auf das gleiche Ziel die kräftige Sympathie des Zusammenwirkens und die gemein⸗ same Freude des Erfolgs ihnen Eintracht gebieten.“

Eine Königliche Verordnung vom 28. September ordnet die Munizipal-Einrichtungen in Algerien nach dem Antrag des Kriegs- Ministers und der vereinigten Staats-Raths-Comité's für die Ge⸗ setzgebung und für die inneren Angelegenheiten. Es können demge— mäß fortan alle Bevölkerungsmittelpunkte in jener Kolonie, sobald sie den nöthigen Entwickelungsgrad erreicht haben, mittelst Königlicher Verordnungen zu Gemeinden eingerichtet werden, deren Munizipali— tät aus einem Maire, mit einem oder mehreren Gehülfen und einem Gemeinderath bestehen soll. Der Maire und seine Gehülfen werden in den Gemeinden, die 3000 Einwohner und darüber haben, so wie an den Hauptorten der Bezirke und an den Sitzen von Gerichtshö— fen erster Instanz, vom Könige, in den anderen Gemeinden vom General-Gouverneur, die Mitglieder des Gemeinderaths aber überall von Letzterem ernannt. z

Dem Handels-Ministerium ist ein außerordentlicher Kredit von 9M, 000 Fr. auf 18460 und ein ähnlicher Kredit von 13,712 Fr. 82 Cent. auf 1847 zur Deckung der für industrielle und Handels⸗-Mis⸗ sionen nach China gemachten Ausgaben bewilligt. ; .

Der Vice⸗-Admiral Jacob ist an die Stelle Duperré's, die bis jetzt unbesetzt geblieben, zum zweiten Admiral ernannt. ö

Der Admiral Roussin soll sich in einem sehr bedenklichen Ge⸗ sundheitezustande befinden. ;

Dem zu Marseille erscheinenden Nou velliste wird aus Nea⸗ pel vom 21sten geschrieben, daß auf Sicilien die Verhaftungen fort= währten und man daselbst eine allgemeine Erhebung erwartete; daß in der Provinz von Molise (20 Lieues von Neapel) sämmtliche Di⸗ strikte des Arrondissements von Larino die Fahne der Empörung auf⸗— gepflanzt hätten; daß in Calabrien die Insurrection sich bis Catan— zaro ausgedehnt habe und den Königlichen Truppen fortwährend von den Aufssändischen starke Verluste beigebracht würden. Das Jour⸗ nal des Débats dagegen bemerkt, daß seine Briefe aus Neapel vom 21sten mit den Mittheilungen des Nouvelliste vom 2osten nicht übereinstimmen, daß sie in keiner Weise von Unruhen und Auf⸗

ständen sprechen, und daß am 24sten die neapolitanischen Fonds um

pCt. gestiegen waren. r Der König und die Königin der Belgier werden nächsten Dienstag in St. Cloud erwartet.

Der persische Botschafter wird gegen Ende Oltobers Paris ver⸗ lassen, um nach seinem Vaterlande zurückzukehren. Er will seinen Rückweg über Italien nehmen. . 62

Die Beiseßung der jrdischen Ueberreste des ehemaligen Königs

von Holland, Ludwig Napoleon, und seines Sohnes, zu St. Leu, hat nicht geringes Aufsehen erregt. Seit acht Tagen waren große Vorbereitungen dazu getroffen worden. Die Kirche war im Innern schwarz ausgeschlagen und mit Kaiserlichen Adlern geschmückt. Der Doppel⸗Katafalk des Vaters und des Sohnes war mit Hermelin be— deckt. Auf dem Sarge des Ersten lag die Königskrone mit dem Scepter und dem Gerechtigkeitestab, beide von Gold. Auf dem Sarge des Sohnes bemerkte man eine Prinzenkrone. Dieser Prunk hatte eine große Menschenmenge angezogen, welche sich eben so über den Vorgang an sich wunderte, als über die Nachsicht der Regierung, welche ihn billigte. Der ehemalige König von Westfalen, sein älte— ster Sohn, die Prinzessin Mathilde von Demidoff, eine geborene Bo—⸗ naparte, und andere hochstehende Personen wohnten der Feierlich— keit bei.

Eine französische Handels Niederlassung, versehen mit einem Kon—⸗ sular Agenten, ist in der Stadt Galle, auf der Südspitze der Insel Ceylon, errichtet worden. . ;

Die französische Künstlerschule zu Rom wird demnächst einer we—⸗ sentlichen Umgestaltung unterzogen werden.

Frederic Seulié's Vater, einer der ältesten und vorzüglichsten Beansten im Finanz ⸗Ministerium, hat am Todestage seines Sohnes das Kreuz der Ehrenlegion erhalten.

Das große prächtigte Linienschiff, von 120 Kanonen, der „Valmy“, ist nun zu Brest vom Stapel gelaufen und besindet sich in dem gro— ßen Becken, wo es die Bewunderung der zahlreich herbeigekommenen Fremden erregt.

Die seit einiger Zeit in Loon herrschende dumpfe Gährung hat dieser Tage dort einen kleinen Aufstand veranlaßt, und zwar in der Vorstadt Croix⸗-Rousse, der ernstlich zu werden drohte, jedoch keine bedenkliche Folge gehabt hat.

Die Börse verfolgte heute wieder in Folge dessen, daß die eng— lischen Consols niedriger gekommen und Nachrichten von neuen Fallisse⸗ ments aus London eingegangen waren, eine rückgängige Bewegung. Eisenbahn⸗-Actien angeboten; in Orleans-, Vierzon⸗ und Rouen-Actien wurden sehr starke Verkäufe ausgeführt.

X Paris, 30. Sept. Die Erhebung des Marschalls Soult zum General-Marschall von Frankreich wird, wie zu erwarten war, von allen Oppositions-Blättern einstimmig getadelt. Hätte man sich darauf beschränkt, die Tache von der Seite anzugreifen, daß der dem Marschall verliehene Ehrentitel sich auf keine in Kraft stehende Ge— setzes Bestimmung stütze, und daß darin ein verunglückter Versuch liege, zu den Gebräuchen des sogenannten alten Regime zurückzu— kommen, so ließe sich das wenigstens begreifen, obgleich die ganze Frage erst dadurch eine praktische Bedeutung erhielte, wenn aus die— sem Ehrentitel eine neue Last für das Budget erwüchse. Ueber die⸗ sen Punkt hat aber die Regierung sich ausgesprochen, indem sie den Titel ausdrücklich als einen bloßen Ehrentitel bezeichnete, was so viel heißen will, daß dem Inhaber daraus weder eigenthümliche Rechte, noch irgend ein be⸗ sonderer Gehaltsbezug entspringen. Damit fällt wohl der erhobene Vorwurf der Ungesetzlichkeit so ziemlich zusammen. Die Opposition hat sich aber auf diesen Punkt nicht beschränkt, sondern, nur der Stimme des blinden Parteigeistes Gehör gebend, den alten Marschall mit Schmähun— gen überhäuft, von denen schon der Respelt, der seinen grauen Haaren gebührt, und seine unläugbaren militairischen Verdienste hätten ab⸗ halten follen, wie man auch über die politische Laufbahn desselben seit 1830 denken mag. Wenn übrigens das offizielle Blatt sagte, Turenne und Villars seien die Einzigen gewesen, denen der jetzt dem Marschall Soult verliehene Ehrentitel unter der alten Monarchie zu— erkannt worden, so ist dies ein Irrthum. Dieselbe Auszeichnung wurde auch dem Marschall von Biron und dem Marschall von Lediguieres zu Theil; dagegen hatte sich der Marschall Graf von Harcourt ver— geblich darum beworben. Als im Jahre 1660 der Vicomte von Tu— renne, nachdem er bereits vier Jahre Marschall von Frankreich gewe⸗ sen, zum General-Marschall erhoben wurde, machte ihm der damals allvermögende Kardinal Mazarin bemerklich, daß er zur Belohnung seiner langen und zahlreichen Dienste die Würde eines Connetable hätte erhalten können, wenn nicht die calvinistische Religion, zu der er sich bekannte, im Wege stände. Turenne wollte seine Beförderung damals nicht um den Preis einer Abschwörung seines Glaubens er— kaufen, zu der er übrigens sechzehn Jahre später doch aus freiem Antriebe, und ohne daran irgend eine Bedingung zu knüpfen, schritt. Der Marschall Villars hatte bei der Salbung Ludwig's XV. 1732 den Connetable von Frankreich vertreten. Der Titel eines Conne— table wurde für einen Augenblick unter dem Kaiserreiche wiederherge⸗ stellt, indem Napoleon denselben an Ladwig Bonaparte verlieh, nach herigen König von Holland, dessen Leichenbegängniß eben heutz, zu Saint-Leu⸗Taverny stattfindet. Der Fürst von Wagram Gerthier) war Vice-Connetable. In den historischen Gallerieen des Musenms zu Versailles befinden sich bekanntlich die Bildnisse aller Connetables don Frankreich von Einführung dieser Würde au, aber Ludwig Bo— naparte's Bild ist in der Reihenfolge vergessen worden, ,

Seit dem Wahlreform⸗-Bankett von Saint Quentin haben zwei andere, nämlich zu Periguenx und zu Maux, stattgefunden. Bei er⸗ sterem waren nur Theilnehmer zugegen; die Legitimisten der Stadt und Gegend verweigerten die Theilnahme daran unter dem Vorwande, noch zu sehr mit den Feldarbeiten beschäftigt zu sein. Dagegen wa⸗ ren' die Republikaner vertreten, wie überall, und ein Redner hat es sogar gewagt, eine Apologie des Königsmords vorzubringen, die aller dings keinen Beifall ärndtete. Bei allen diesen Banketten war Odi⸗ lon Barrot zugegen. Innerhalb vierzehn Tagen war er zu Soissons, zu Saint Quentin, zu Meaux, und es scheint, er hat fich in den Kopf gesetzt, die Rolle eines französischen Agi— tators spielen zu können, wie früher O'Connell in, Irland. Das Land betrachtet diese Demonstrationen wie ein Schauspiel so gut als irgend ein anderes. Es will Befriedigung seiner wirklichen Jn— teressen und stellt die Post⸗- Reform und die Herabsetzung der Salz⸗ Auflage weit höher, als alle möglichen Wahl und parlamentarischen Reformen. Was nun die Parteien betrifft, so werden die Radikalen, wenn man sie fragt, was sie von der Ertheilung des Wahlrechtes an die sogenannten Kapazitäten, Verlegung des Wahl Aktes an den Hauptort der Departements, Ausdehnung des Wahlrechts auf die in der zweiten Liste der Geschworenen begriffenen Bürger denken, dem Frager ins Gesicht lachen und dergleichen Maßregeln für Einfältig⸗ feiten erklären, mit denen dem Uebel nicht abgeholfen werde; dieses werde erst dann verschwinden, wenn das Privilegium des ganzen Wählercorps aufgehoben sein und das Feld dem Willen des souverainen Volkes einge⸗ räumt werde. Eben so geringschätzend sprechen sie von der parlamentaris chen Reform, von den sogenannten Inkompatibilitäten. Dem gemäßigte⸗ ren Theil der Opposition dagegen, welcher selbst das Ruder wieder in die Hände zu bekommen hofft, den Männern des linken Centrums, welche mehr durch Personenfragen, als Lurch Grundsätze von der konservativen Partei geschieden sind, diesen Männern, welche die Schwierigkeiten der Verwaltung aus eigener Erfahrung kennen, ist es im Grunde sehr wenig oder gar nicht um die Wahlreform überhaupt zu thun, da sie keine Liebhaber von unsicheren Experimenten sind. Aber sie geben sich den Schein, sie zu wollen, weil sie darin ein Mit⸗ tel erblicken, zu ihrem Zweck zu gelangen, d. i. zu den Portefeuilles, und so streuen sse also mit ihren Vorschlägen für, die Wahl und parlamentarische Reform dem Lande Sand in die Augen, ohne

daß es ihnen jedoch bis jetzt gelungen wäre, es blind zu machen vor der Wahrheit. Ein Theil der sogenaunten dynastischen Linken mag es ehrlich meinen mit der Sache und beweist dadurch nur, daß seine politische Bildung seit 1830 eben keine großen Fortschritte ge⸗ macht hat. Die Legitimisten sind natürlich nicht die Freunde der be⸗ stehenden Regierung und schließen sich daher auch bei diesem Anlasse, der eine Demonstration gegen dieselbe ist, den Gegnern derselben an. Das sind die Elemente der gegenwärtigen Reformisten-Conlition, die man bei Beurtheilung aller dieser pomphaften Berichte über die statt· sindenden Banfette und die dabei gehaltenen Reden, welche nirgends eine tiefer greifende Wirkung hervorbringen, nicht außer Augen ver⸗ lieren darf. Auf der einen Seite erklärt man die Reform für allzu weit gehend, auf der anderen erblickt man darin nichts Ernstliches. Indessen speist man zusammen und sucht auf gemeinschaftlicht Rosten die Agitation im Lande zu organisiren. Es ist dies eine verunglückte Nachäffung Englands, bei der man vergißt oder nicht ge hr wird, daß jene großartigen Vorgänge im englischen Volke, an die man erinnert, ein von allen Theilnehmern, ohne Rückgedanken angenomnienes Ziel hatten und lein. Theil der Mitwirkenden dem anderen seine Unterstützung um den Preis dieser oder jener Zugeständnisse zu verkaufen brauchte. An dem ersten Ban⸗ kett im Chateau Rouge hatten die zwei Hauptführer des linken Cen⸗ trums, die Herren Thiers und von Remusat, keinen Theil genommen, sie wollten sich nicht gewissermaßen als die Schützlinge ihrer alten Gegner, der Radikalen, hinstellen, zu welcher kläglichen Rolle sich ei⸗ nige ihrer Freunde hergaben. Auch keinem der folgenden Bankette haben sie bisher beigewohnt. Fast wäre man versucht, zu glauben, sie bereuten es jetzt, wenn man den Feuereifer sieht, mit welchem ihr Organ in der Presse einen neuen Reform-Kreuzzug predigt. Fast scheint es, daß die Erhebung des Herrn Guizot zum Conseils-Prä— sidenten und der dadurch gewissen Illusionen beigebrachte entscheidende Schlag die Ursache davon ist. Die Erfüllung der jetzt abermals ver⸗ eitelten Hoffnungen würde aber durch eine solche Aenderung der Taktik sicherlich um keinen Schritt näher gerückt werden.

Mit der Ernennung des Herrn Guizot zum Conseils-Präsidenten müssen nothwendig auch die Gerüchte verschwinden, die man von Zeit zu Jeit von bevorstehendem Kabinetswechsel oder wenigstens von Mo— dificationen des Ministeriums in Umlauf gesetzt hatte. Wenn der— gleichen beabsichtigt gewesen wäre, so würde man gewiß in dem Au— genblick dazu geschritten sein, wo der Marschall Soult sich zurückzog und die Verwaltung, welcher sein Name während mehr als sechs Jahren als Fahne gedient hatte, gewissermaßen ein neues Leben be— gann. Es steht also für jetzt fest, daß wir im nächsten Monat Ja⸗ nuar bei Wiedereröffnung der Kammern die bisherige Politik noch am Ruder sehen werden.

Die Opposition versichert jeden Tag, daß sie das Land für sich habe; aber die Wähler ernennen nach wie vor meist konservative Deputirte. Zu Carcassonne, einem Orte, wo unter den Massen aller— dings radikale Meinungen sehr verbreitet sind, wo man sogar den von der blutigen Emeute des 12. Mai 1839 her als Haupträdelsführer wohlbekannten Barbes, der zum Tode verurtheilt war, aber durch des Königs Gnade eine Strafumwandlung in lebenslängliches Gefängniß bewilligt erhielt, zum Offizier der Nationalgarde gewählt hat, weshalb diese von der Regierung aufgelöst wurde; zu Carcassonne also ist so eben der konservative Deputirte jenes Arrondissements, Herr Ressig⸗ nac, wieder gewählt worden, und zwar mit einer Majorität von 71 Stimmen über den Oppositions⸗ Kandidaten Sarrans. Andererseits haben im Wahlkollegium von Avignon, das an die Stelle des ver— storbenen konservativen Deputirten, Vicomte de Cambis, einen Nach— folger zu ernennen hatte, zwei konservative Kandidaten, die Herren Germanes 227 und Poncet 167 Stimmen, also zusammen 394 Stim⸗ men erhalten, während der Oppositions Kandidat d'Olivier nur 172 zusammenbrachte. Diese Wahlresultate sprechen lauter, als alle De— clarationen bei den sogenannten Reform- Banketten.

Großbritanien und Irland.

London, 29. Sept. Heute fand in der Guildhall in üblicher Weise die Wahl des Lord-Mapors für das nächste Jahr statt. Al⸗ dernian Hooper ist von dem Hose der Aldermen einstimmig gewählt worden.

Die Times bemerkt über die Ernennung des Herrn Guizot zum Präsidenken des Minister Raths an die Stelle des abgegangenen Maischalls Soult, daß die jetzige Politik des französischen Ministe—⸗ riums nicht mehr dieselbe sei, wie beim Beginne desselben am 29. Oktober 1840; Marschall Soult würde wohl nie eine Politik einge⸗ schlagen haben, welche nur eine Politik des herrschenden Hauses ge— wesen wäre; diese sei aber, seitdem Soult an den Geschäften keinen thätigen Antheil mehr genommen habe, in dem französischen Ministe— rium die überwiegende geworden und werde durch die jetzige Stel— lung des Herrn Guizot die allein herrschende.

Die Times enthält einen Protest des Herrn Charles Pearson, Mitgliedes des jüngsten Pönitentiar-Kongresses in Brüssel, gegen das auf dem vorjährigen frankfurter Kongresse empfohlene Prinzip der einsamen Einsperrung aller Gefangenen ohne Unterschied im Allge— meinen und gegen die Anwendung des Zellen —-Systems auf Kinder und politische Verbrecher insbesondere. Herr Charles Pearson schließt seine Erklärung mit folgenden Worten: „Was England anbelangt, so muß die Frage an einem anderen Orte debattirt und ausgemacht werden. Es ist, wie Lord John Russell sagt, ein erst zu lösendes Problem. Sobald jenes Zellen⸗System erst unparteiisch geprüft wird, bin ich überzeugt, daß durch unumstößliche Beweise wird dargethan werden, daß es in der Art, wie es bis jetzt vorgeschlagen und ge— handhabt wurde, mit den Institutionen unseres Landes, dem Charak— ter des Klimas und den Gewohnheiten und den Ansichten des Vol kes durchaus unverträglich ist. Wird es mit Sparsamkeit und Strenge ausgeführt, so ist jenes System grausam, selbst bis zum Morde; wird es aber, wie dies in unserem Lande stets der Fall sein muß, mit Liberalität und Gelindigkeit angewandt, so ist es ungeheuer kost= spielig und als ein Besserungs- oder Abschreckungsmittel völlig un⸗ win ii g

Außer dem Fallissement der Herren Perkins, Schlusser und Mullens hatte der Standard auch noch . Zahlungs . der Firma. Manning und Anderton angezeigt. Diese? Nachricht er? klärt indeß ein von heute datirtes Cirkulait diefes Hauses für einc Lleichtsinnige Unwahrheit“ und behauptet, daß auch „nicht der min⸗ deste Grund oder Vorwand“ für dieselbe vorhanden sei. dall en . Eraminer vom heutigen Tage zählt vier Zallissentents in Manchester auf, welche durch die Zahlungs- Einstellune von Cockerill und Comp. veranlaßt worden seien? es 9 ö Tait mit? zh ohn Pfrnkeæ n erdhlat orden seien; es sind Stocks und n n . . sollen 3 en T Armstrong, dessen Passiva noch be⸗

Pfd. St. allein haben liderpooler B woll⸗Makler zu fordern), J. J um. Armstron uch hg 3 8 Guest mit 760,009 Pfd. St., von denen en 5 a, n. Don i sordern hat, und F. H. Glover, der ꝛ⸗ g ge des Fallissements von Stocks und Tait eingestellt hat. Man spricht außerdem von noch mehrer . Jallissements ö rr , Ehr rein andeten

Der elektrische Telegraph, welcher Lond ĩ verbinden soll, wird in etwa sechs Rig 23 . . bereits fertig, wenn nicht der Drahtbezug zwischen London und Rugby

1919

verzögert worden wäre. wichen. M uchester und Liverpool ist der eleltrische Telegraph schon in Thätigleit 3

Der Bischof von London ist nach Boulogne abgereist, um die Kinder der dort wohnenden zahlreichen Engländer zu konsirmiren; zu gleichem Zwecke wird er sodann nach Ostende 363. —⸗

Jenny Lind hat in Norwich, wo e win Glockengeläute empfan⸗ gen und von dem Bischofe in seinen Palast geladen worden ist in brei Konzerten 1109 Pfd. St. eingenommen, von denen sie indeß 20) Pfd. St. den Armen und 200 Pfd. St. den Konzert- Unter⸗ nehmern überwiesen hat, welche durch Verschiebung des Konzertes in außergewöhnliche Unkosten versetzt worden waren. ö

Pie Berichte aus den schotti chen Hochlanden lauten, bezüg⸗ lich der Kartoffel- Aerndte so höchst befriedigend, daß eine Wiederlehr der Roth des vorigen Winters dort nicht zu befürchten ist.

Das Büreau der öffentlichen Arbeiten hat am 28 September den irländischen Grundeigenthümern als Vorschuß für Trockenlegungs— arbeiten und sonstige auf ihren Besitzungen vorgenommene Verbesse⸗ rungen, die den Armen Beschäftigung gewähren, eine erste Summe von 36,9009 Pfd. St. auszahlen lassen.

Nach dem „Globe“ ist die Ehescheidung zwischen dem Marquis von Douro, ältestem Sohne des Herzogs von Wellington, und seiner Gemahlin gerichtlich ausgesprochen worden.

Die katholischen Einwohner des Stadttheiles Marylebone hiel⸗ ten gestern Abend unter dem Vorsitze des Hr. Morris, Bischofes von Troy, eine sehr zahlreiche Versammlung, um ihre Sympathie für Pius IX. und ihre Mißbilligung über das Verfahren der Oester⸗ reicher kundzugeben. Man beschloß, dem Papste eine Adresse zu übersenden und zur Förderung seiner Zwecke eine Subscription zu eröffnen.

Ueber Havre hat man Nachrichten aus New-⸗Aork vom September erhalten. Sie enthalten nur aus Mexiko Mittheilungen von einigem Interesse. Paredes war am 14. August in der Haupt stadt Mexiko eingetroffen; über die Art seiner Aufnahme daselbst fehlt es noch an zuverlässigen Berichten. Die Washington Union, das offizielle Blatt des Präsidenten Polk, äußert die Mei⸗ nung, daß die Vereinigten Staaten möglicherweise Nutzen ziehen könnten aus dem Konflikte der Parteien, welchen die Rückkehr des Ex-Präsidenten verursachen müsse. Außer der Nachricht von dem Eintreffen des General, Paredes in Mexiko, hat übri⸗ gens noch eine andere Nachricht in Washington nicht geringes Alufsehen erregt, nämlich, daß in Central-Amerika sowohl der Präsident des Staates Honduras, als zwei Generale, in Gnatimala gegen die Besetzung Mexiko's von Seiten der Vereinig⸗ ten Staaten Protest eingelegt und das Volk von Central— Amerika zur Rettung der mexikanischen Unabhängigkeit unter die Waffen ge⸗ rufen haben, ein Aufruf, der, wenn ihm Folge gegeben werden sollte, den Amerikanern leicht eine fehr unbequeme Tiversson bereiten könnte. Die Verschwörung der Indianer in Yucatan, welche die Ermor= dung aller Weißen und Farbigen zum Zwecke hatte und nur durch den Verrath eines Indianer- Häuptlings vereitelt worden ist, sollte, wie man jetzt erfährt, am 15. August ausbrechen und scheint alle Elemente des Gelingens in sich getragen zu haben. Die ersten Keime der Verschwörung sollen schon vor 17 Jahren gelegt worden sein. Uebrigens haben die Indianer, nachdem ihr Unternehmen entdeckt worden war, doch an mehreren Orten, nanientlich in Tepie, am 39. Juli die Weißen und Farbigen überfallen und sie ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht umgebracht. l

Das Paketboot „Eolumbia“ bringt Nachrichten aus New⸗ Mork vom 1sten d., also nur um einen Tag neuer als die letzten. Rach Berichten aus Brazos vom 19ten v. M. war Capitain Taylor mit 27 Scharfschützen (rangers) aus Texas auf einem Streißzuge zwischen Scrralbo und Monterey von einer überkegeneren mexifani⸗ schen Guerillasschaar überfallen ünd übel zugerichtet worden. Gene⸗ ral Taylor soll alle Pläne des Verrückens auf San Luis Potosi auf= gegeben haben. An der newyorker Stadtbörse sah es bedenklich aus: die Notirungen schwankten täglich um 5 bis 10 pCt. ö

Nachrichten aus Rio Janeiro sind vom 8., Bahia vom 17. und Pernambuco vom 274. Au gu st. Am 4. August traf Lord Howden von Montevideo in Rio Janeiro ein und wurde am ten dem Kaiser vorgestellt. Am 19. August traf der französische Ge⸗ sandte, Graf Walewski, ebendaselbst ein und wollte schon am 12. August nach Toulon abgegangen sein. Die Unterhandlungen müssen demnach gänzlich mißlungen sein. Die Blokade der argentinischen Häfen wurde von dem französischen Geschwader allein mit zunehmen⸗ der Strenge betrieben. Ueber die Absichten und Pläne des neuen Ministeriums, welches nach dem Sturze Garribaldi's in Montevideo gebildet worden, war man noch gänzlich im Dunkeln.

Selgien.

Z Brüssel, 28. Sept. Auf die beiden hier gehaltenen Ver— sammlungen für den freien Handel und für die Gefaͤngniß⸗Verbesse⸗ rung sind die Fest- und Feiertage der errungenen Unabhängigkeit ge⸗ folgt. Jene haben mehr die höheren und mittleren Stände beschãf⸗ tigt, diese sind das Eigenthum und die Freude der arbeitenden wie der niederen Klassen und werden mindestens von diesen mit weit größerer Herzlichkeit begangen als die sogenannten Julifeste in Pa⸗ ris, denen sie hier wie so vieles Andere nachgeahmt worden. Sie sind wirklich ein Volksfest geworden, nicht allein für, Brüssel, sondern bei der Leichtigkeit und Billigkeit der Eisenbahnverbindungen für das ganze blühende Land; Flandern allein, das sonst so schöne Flandern, macht hiervon eine Ausnahme durch den schweren Druck der franzö⸗ sischen, Vieles in die Willkür der, Zollbeamten setzenden Zölle auf den Hauptbetrieb jener Provinz, die Flachs-Garne u. s. w. Auch sind in Folge hiervon Tausende aus Flandern in die, französi⸗ schen Gränzlandschaften hinübergewandert, wo sie, ihr Leben durch Eisenbahn-Arbeiten fristen. Ein unschätzbares Glück ist es un⸗ ter diesen Umständen, daß sowohl in Belgien als in Holland die Kartoffeln aufs schönste und reichlichste gerathen sind und feine Spur der Krankheit dersfelben zeigen, die voriges Jahr gerade hier so arg gehaust hatte. Was Brüͤssel selbst anlangt, so ist nicht allein die Einwohnerzahl, sondern auch der Wohlstand sicht!ich in Aufnahme. Bie beiden neuen Vorstädte werden meist tüchtig gebaut, der Huber tus Durchgang (bassage St. Iluberl) im Mittelpunlte hat nicht nur eine mächtige, von einem Glas- Dache gekrönte, Höhe, sondern über⸗ trifft durch seine Länge sämmtliche in Paris, London, Lvon, Ham⸗ bug u. s. w. vorhandene derartige Bazar Durchgänge. Auch in der übrigen Stadt sind die Läden nicht blos an den Schaufenstern, sondern im Junern nicht minder aufs reichlichste ausgestattet.

Von den beiden erwähnten Kongressen war der erste sehr zahl⸗ reich besucht, aber weit mehr von Advokaten, Literaten u. s. w., als von eigentlichen Gewerbelenten, Manufakturisten und Fabrikanten. Ungeachtet fast alle Redner, so wie die große Mehrheit der Ver⸗ sammlung, für den Freihandel waren und sprachen, am beredtesten Wolowskl und Blanqui, hatten dort auch die Schutzzöllner aus Va— lenciennes einen dortigen Advokaten Duchateau als gewandten Ver⸗ theidiger einer schwer zu führenden Sache hergesendet. Mit sehr großer Gewandtheit führte Herr Ct. de Brouckere, der das Feld der

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Politik verlassen zu haben scheint, den Vorsitz. Minder zahlreich war der Kongreß der Gefängniß-Verbesserer besucht. Dennoch zählte er nicht weniger als viermal so viele Mitglieder wie der vorjäh⸗

nämlich 300, unter denen aber nur ein sehr geringer Theil, wirklich Gefängnißkundige waren. Aus Deutschland' waren weniger Mitglieder gegenwärtig als aus England, Frankreich und Holland, aber außer Mittermaier und von Würth, alle Hauptmänner. Außerdem die Gefängniß⸗Inspeltoren von Eng⸗ land, Frankreich, Belgien, mehrere Parlaments und französische De⸗ putirten⸗Kammer⸗Mitglieder, unter denen G. de Beaumont 's nicht blos glanzvolle, sondern auch gründliche und inhaltreiche Beredtsamkeit herrlich hervorleuchtete, während ein neugewähltes er, Ch. Pear⸗ son, eine etwas thersitische Rolle spielte und zur Befriedigung der Lachlustigen beitrug. Ein merkwürdiger Zug dieser Versammlung war das unwillkürliche Zusammenhalten der gründlichen deutschen, hollän⸗ dischen und englischen Mitglieder gegen den Ungestüm der franzö⸗ sischen und belgischen, die, ihrer Mehrzahl bewußt, stets auf Abstim⸗ mung drangen. Dennoch trug die zähe Beharrlichkeit jener Germa⸗ nen fast immer den Sieg über die Romanen davon.

Schweiz.

Kanton Aargau. (O. P. A. 3.) Am 27. September hat die Zoll-Konferenz in Aarau begonnen. Dabei waren vertreten: die Kantone Bern, Zürich, Glarus, Solothurn, Baselstadt, Baselland, Schaffhausen, Appenzell A. R., St. Gallen, Bündten, Aargau und Thurgau. Appenzell J. R., wel kes ebenfalls eingeladen war, hat für diesmal seine persönliche Theilnahme abgelehnt, indessen sein leb⸗ haftes Interesse an den Verhandlungen ausgesprochen und auch den Wunsch geäußert, daß ihm das Verhandlungs- Protokoll mitgetheilt werden möchte, um die weiteren Entschließungen danach zu richten. Der Finanz-Direktor von Bern führte das Präsidium. In der er⸗ sten Sitzung wurden in allgemeiner Berathung die Ansichten über diese vaterländische Angelegenheit freimüthig ausgetauscht und allsei⸗ tig die größte Bereitwilligkeit zu einer allgemeinen Zoll ⸗Ver⸗ einigung kundgegeben, wie es auch im Interesse der schwei⸗ zerischen Bevölkerung liege. Es scheint indessen das Begehren der westlichen Stände, daß die Verbrauchssteuern, welche von mehreren Kantonen bezogen werden, aufgehoben werden möchten, ein Haupt⸗ hinderniß der Verständigung zu bilden, denn diese, Verbrauchssteuern sichern dem Kanton Bern und Solothurn gerade die unentbehrlichsten Einnahmequellen, und es ist nicht anzunehmen, daß man so leicht darauf verzichten werde, noch könne. Die Tarif-Ansätze werden eben⸗ falls Schwierigkeiten darbieten, um das richtige Maß zu treffen, daß veder Einbuße der bisherigen Einnahmen, noch allzu hohe Preise festgesetzt, die das schweizerische Publikum belästigen und nachtheilig auf die industrielle Klasse einwirken dürfte.

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Die Allg. Ztg. meldet: „Aus Lucca erhalten wir ein Schreiben vom 24. September, wonach man die Rückkehr des Her⸗ zogs für den folgenden Tag erwartete. Briefen aus Neapel bis zum 18. September zufolge, betrachtete man den Aufstand in Ca⸗ labrien als auf allen Punkten unterdrückt; doch fanden zur Aufrecht⸗ haltung der Ruhe große Militair-Entfaltungen nach mehreren Rich⸗ tungen Abruzzen, Capitanata, an die Gränzen von Bari und Lecce u. s. w. statt.“

Livorno, 22. Sept. (A. A. 3.) Auch wir haben unsere Verschwörungs-Katastrophe gleich der in Rom, nur im Kleinen. Seit vorgestern hat das Volk eine Anzahl ihm verdächtiger Individuen willkürlich verhaftet, und nur dem Einschreiten der improvisirten Bür⸗ ger-Garde ist es gelungen, Mißhandlungen und weitere Ausdehnung der Verhaftungen zu verhüten. Die unteren Polizei⸗Beamten und deren notorische Helfershelfer sind die vom Volke beschuldigten Indi⸗ viduen. Vor einigen Nächten fanden die vorläufig nur mit Stöcken und jedesmal unter Begleitung eines Gendarmen patrouillirenden Bürger die Quartiere der Polizei offen und verlassen. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß eine Zahl verbotener Waffen und Stilette in diesen Quartieren sich befand. Man legte nun dies dahin aus, daß man, im Einverständniß mit der Polizei, bekannten Bösewichtern und mit einer Anzahl aus den Kerkern befreiter Gefangenen sich der Waffen bemächtigen, über die patrouillirenden Bürger herfallen und große Verwirrung in der Stadt habe herbeiführen wollen. Natürlich entstand bei solchen Gerüchten große Aufregung. Wohlwollende Bürger haben jedoch das Volk zu beschwichtigen gewußt, auch hat der Gouverneur eine besonnen abgefaßte Bekanntmachung erlassen, die zur Ruhe ermahnt. Die Bürger patrouilliren in zahlreichen Abtheilungen; es sind ihnen Säbel und Pistolen verabfolgt, seitdem vor einigen Nächten bei Ver- haftung einer Diebsbande mehrere der Bürger durch Messerstiche ver⸗ wundert wurden. Wie gewöhnlich bei solchen Anlässen, wird viel Un⸗ wahres ersonnen, Anderes übertrieben.

Sriechenland.

Athen, 19. Sept. (A. Z.) Der General Tsavellas ist zum Minister-Präsidenten und Herr Kalliphronos zum Präsidenten der Deputirten-Kammer ernannt worden.

Auf Befehl des Königs ist um Kolettis allgemeine Landestrauer angelegt worden.

rige in Frankfurt,

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Konstantinopel, 15. Sept. (A. 3.) Aus Albanien ist die Nachricht eingegangen, daß der Häuptling Dschuleka, welcher noch vor kurzem einen glänzenden Erfolg über die türkischen Truppen bei Dolvino erkämpft hatte, von Ismail Pascha, Kommandanten der in Argyrocastro zusammengezogenen Truppen, auf's Haupt geschlagen und seine Bande (gegen 5000 Mann) völlig zerstreut worden ist. Man weiß übrigens, wie schnell diese ungeordneten Haufen sich wie⸗ der sammeln, und wie sie ost nach wenigen Tagen ihrem Feinde aber⸗ mals die Spitze zu bieten wissen.

Auf dem aus Trapezunt augekommenen englischen Dampfboote haben sich zwei Cholerafälle ergeben. Sie werden wohl für jetzt vereinzelt bleiben, was man auch über die Kontagiosität dieser Krank- heit behaupten mag.

vermischtes.

Paris. Herr Breguets hat in einem Schreiben an Herrn Arago folgende an dem eleltrischen Telegraphen der Eisenbahn von St. Germain besbachtete Erscheinung mitgetheilt: . ö

„Mittwoch Abends um 5 Uhr, während eines starken egen, sing die Glocke des eleftrischen Telegraphen, welche in einer kleinen 6 an einem der Endpunkte der atmosphärischen Bahn von St. = 6

ebracht ist, plößlich an zu läuten. Der dort aufgestellte . 6 Meinung, man wolle ihm eine Nachricht uon hen (le en. re enn einige Buchstaben, schickte sich aber, als er fand. daß k. e, . hatten, eben an, das Zeichen ich ver ehe nichts ug] en, n e Knall, ähnlich einem starken Pistolens uß, en,, kai n senben Kel- blicke zeigte sich längs den an den Wänden 3 irn ein gin- tungsdrähten von einem Durchmesser von * r e bebe, Grade ehizt. zendes Licht, und sie fielen in Stücken hera pile Le le Bran ehe r esa r . . sogar Spuren von Schmel⸗ interließen und an ihre ; 3 zeigten. Die Drähte e nl err eitroniagnete der in der Hütte