. *
M
ei res lam Michael von Slomcezewski * . 2 beer, n en. ler , — ; Königsberg. Nie 2 . — n, 5 n. en selbst, um leinen . in a ieser Reise eine e nfalls auf cin ge Zeit verließ. 41 2 8 Nonigeberg 1816 fam Theophil Magdzynski nach Königsberg, Haͤlste des Februar gAustrage, den Alufstand in russisch , und zwar mit 1 ie sem verschaffte Niesiolswsti einen Paß, . organ siren b n. Geld erhalten haben würde, sich nach Posen be⸗ er e bn, en m dort beim Ausbruche des Aufstandes thätig zu sein. . een 21. Februar erhielt er Stadt- Arrest, und am 21. . et. ; ; ; e. . — * stellt der Angeklagte die meisten ihn 3 Thatsachen in Abrede; er habe nur eine ganz allgemeine
er , ber Verschwörung gehabt und. sei durch Niemanden in
. lune derselben eingeweiht worden. Auch habe er selbst
; 3. * = h ĩ 3 die Absicht gehabt, selbst thätig an dem Aufstande Thei . . er in ber Voruntersuchung, Geständnisse abgelegt habe so sei er dadurch veranlaßt worden, weil man ihm die Ge⸗ stůnbnise Anderer mitgetheilt habe, und weil er mit diesen habe in
bereinstimmung bleiben wollen. . ö. e. wüd Michael von Slomozewski zur Vernehmung vor⸗
en. Derselbe ist 28 Jahre alt und im Königreiche Polen ge⸗ lern Nach vollendeter Gymnasialbildung arbeitete er als Applikant
m Civil-Tribunal zu Kalisch, bis er im Jahre 1810 nach dem 2 seso übertrat. Hierauf studirte er, von 1841 bis 1814, zuerst in Breslau, dann in Berlin Philosophie, Mathematit und Naturwissenschaften. Schon früh wurde er mit den Schriften des demokratischen Vereins bekannt und Mitglied der, zur Wie⸗ derherstellung eines selbstständigen polnischen Reichs gestifteten Ver⸗ bindung. Als solcher war er bei der Aufnahme Apollonius von Ku— rowski'z durch Nepomucen von Shupecki als Zeuge gegenwärtig, und mit Nepomucen von Sadowski, Kosinski, Elzanowski, Dembowski und Graf Wiesiolowski stand er in Verbindung. Der Angeklagte war hauptsachlich bestimmt, in Russisch⸗Litthauen die Verschwörung vorzu⸗ berelten. Zu dem Ende hatte er bereits 1812 zu Königsberg unter kem Namen eines berliner Studenten Strohhalm (der ungefähren Uebersetzung des Namens Slomczewski)h mit dem im Gouvernement
—
Augustowo ansassigen Onuphrius von Skarzynski Verbindungen an— geknüpft, welcher dann auch den Dr. Renier zu Wilna für die Ver— schwörung gewann. Im Mai 1815 ging Slomczewski auf längere Zeit nach Königsberg und verkehrte namentlich mit Nie siolowski, Trojanowski und Szyszylowiez. Im, November verließ er, von Dembowski nach Posen berufen, Königsberg und versprach seinen Freunden, ihnen Mittheilungen zu machen, sobald er im Großherzog thum Posen etwas Näheres über die Revolution erfahren würde. In Posen nahm er an den Berathungen zur Wahl des neuen posener Tomité's Theil, wurde selbst vorgeschlagen und nach Organisirung des neuen Comité's mit Liebelt dazu bestimmt, die Proclamationen, so wie das Manifest an die europäischen Völker und den Organisa⸗ tionsplan für die revolutionaire Regierung, auszuarbeiten. Im Auf⸗ trage Heltmann's sollte er sodann sich nach Litthauen begeben, um über den dortigen Stand der Dinge Erkundigungen einzuziehen. Diese Reise führte er, mit dem durch Niesiolowski verschafften Paß versehen, aus und stattete, nach Posen zurückgekehrt, Mieroslawski über das Resultat seiner Sendung Bericht ab, in Folge dessen wie⸗ derum Magdzynski nach Litthauen abgeschickt wurde. Slomezewéki selbst fuhr, offenbar auch in Angelegenheiten der Verschwörung, am 14. Februar nach Berlin, trat jedoch noch am Tage seiner Ankunft die Rückreise an und wurde auf der vorletzten Station von Posen, zu Pinne, verhaftet.
Bei seiner Vernehmung stellt der Angeklagte, in Uebereinstim— mung mit den in der Voruntersuchung von ihm gemachten Aussagen, jede Wissenschaft von der Verschwörung, so wie jede Theilnahme an derselben, entschieden in Abrede. Elzanowski, zum Zeugen vorgeru⸗ fen, will nunmehr in seinen früheren Bezüchtigungen einen anderen Slomezewski gemeint haben. In Königsberg, bemerkt der Ange— klagte, sei er gewesen, habe daselbst auch mit Niesiolowski und An⸗ deren verkehrt; aber Mittheilungen habe er denselben nicht versprochen. An den Berathungen des posener Comité's habe er keinen Antheil genommen. Einen Paß habe er von Niesiolowski gefordert, aber nicht für sich, er selbst habe die Reise nach Litthauen nicht gemacht. Mieroslawski habe er keinen Bericht abgestattet. Nach Berlin sei er nur deshalb gereist, um seine Exmatriculation zu besorgen.
Hierauf begründet der Ober⸗Appellationsgerichts⸗Rath Michels, als Stellvertreter des Staatsanwalts, den Strafantrag gegen die Angeklagten Szyszylowicz, Niesiolowski und Slomezewski. Derselbe sucht nachzuweisen, daß alle drei Angeklagte Kenntniß von der Ver— schwörung gehabt und in der einen oder der anderen Weise thätig für dieselbe gewirkt haben. ;
Die Gewißheit dessen ergebe sich trotz des Widerrufs der bei— den ersteren und trotz des Leugnens des letzten Angeklagten, wenn man die in der Anklage enthaltenen Angaben unbefangen zufammen— stelle und beurtheile. Er beantragt daher gegen alle drei Angeklag= ten die Anwendung der gesetzlichen Strafbestünmungen wegen Hoch— verraths. .
Hierauf ergreift der Justizkommissarius Furbach für den Ange— klagten Sxysʒylowicʒ das Wort. Die Mittheilungen, welche dem An geklagten über die Verschwörung gemacht worden, bemerkt derselbe im Wesentlichen, seien keine genügende Veranlassung dafür gewesen, daß derselbe der Behörde eine Anzeige hätte machen sollen, um so weni⸗ ger, als er kein preußischer Unterthan gewesen. Auch in dem, was derselbe für die Verschwörung gewirkt haben solle, liege nichts, was die Anklage auf Hochoerrath rechtfertige. Außerdem frage es sich sehr, ob im S573 unter dem Begriff des Hochverraths zugleich die Verletzung des Ländergebiets , n sei, durch welche Annahme al— lein die Staats Anwaltschaft die Anklage wegen Hochverraths zu stützen suche. Er wolle daher mit einigen Worten auf den letzten dern g e ir, nn e antworten.
n diesem Vortrag sei zuerst auseinandergesetzt
Bedeutung das Wort Verfassung — denn . , e , diefes Wortes handle es sich — nicht haben lönne. Sodann ise auseinandergesetzt worden, wie das Wort Versasfung zuweilen Lie Norm, zuweilen den durch, völkerrechtliche Bestimmungen gebildeten Zustand bezeichne. Dies sei richtig. Aber daraus, daß das Wort
romiscue gebraucht werde, dürfe man nicht den Schluß ziehen, daß im §. M2 das Wort die Bedeutung von Zustand habe. Sodann habe die Staats- Anwaltschaft zu zeigen versucht, daß das Wort Per— fassung in mehreren Stellen nur in der Bedeutung von Zustand gebraucht seiz denn nur etwas. Reales, ein Justand, nicht etwas Ideales, eine Norm, lasse sich um wälzen, und das Wort umwälzen finde sich eben in dem 8. 2. Die Richtigkeit dieser De⸗ duction könne er nicht zugeben: der 2. habe sich eines Bil⸗ des bedient, und dieses Bild könne eben sowohl auf eine Norm, als auf einen Zustand anwendbar sein. Weiter aber bemerke nun die Staats⸗Anwaltschaft: nur das Eingreifen in Zustände, nicht das Ein— greifen in Normen sei strafbar. Ihm scheine Beides auf Eins hin⸗ auszukommen; denn wer einen Diebstahl begehe, verletze sowohl das Strafgesetz, als den Rechtszustand. Endlich habe die Staats- An—=
1932
auf J S. 2 unter dem Wort Verfassung auch die Norm verstanden werde.
Dies stehe aber mit der Behauptung in Widerspruch, daß das Wort umwälzen sich nicht auf eine Norm, sondern nur auf einen Zustand beziehen könne. Und wenn die Staats — Anwaltschaft zuletzt sich auf einige juristische Autoritäten beziehe, so ließen sich aus diesen eben sowohl Beweise für die Widerlegung ihrer Ansichten hernehmen. In Wirklichkeit befinde sich eine Lücke im Gesetz, und um dies nachzu= weisen, müsse man auf die Geschichte der Entstehung des 8. M2 zu⸗ rüdgehen. Im vorliegenden Falle sei der Begriff des Hochverraths nicht als vorhanden anzunehmen, und er wider etze sich dem bezüg⸗ lichen Antrage der Staats⸗Anwaltschaft.
Zuletzt spricht der Auditeur Voß für den Angeklagten Niesio⸗ lowskl. Da die Staats- Anwaltschaft nur zwei Punkte, die Zusam= menkunft mit Magdzynski und Elzanowski aufrecht erhalten habe, so könne auch er die übrigen Punkte der Anklage übergehen. Er seines Theils habe nun die Ueberzeugung, daß die frühere Bezüchtigung Elzanowski's falsch gewesen, und erwiesen sei nicht, daß Magdʒnski seinem Klienten so ausführliche Angaben gemacht habe, wie in der Anklage angegeben sei. Er trage deshalb auf Freisprechung seines Klienten an.
Schluß der Sitzung 2 Uhr.
gandels - und BSörsen - Nachrichten. Berlin, den 6. Oktober 1847.
Inländische Eoncds. HẼandlbr e-, Kommunal — Mapiere un Geld- Course.
zt. Nriet. geld. Gem. zt. Briet. Geld. Gem. Si. Schuld- Sch. 33 927 9173 Kur- a. Nm. Ptdhr. 35 91 911 Feeh. Präm. Sch. — — 89 Schlesisebe do. 3 — — HK. n. Nm. Schul dv. 34 89 — do. Lt. B. gar. d. 37 — — nerl. Siadt-obl. 35 9175 — pr. RC- Auth. Sc - 105 — Westpr. Pfandbr. 37 92 913 — rosah. Posen do. 4 1013 101 Frie driebsd'or. — 1375 131 do. do. 3 — 912 And. Gold. a5 h. — 12 111 ¶sipr. Pfandbr. 3 963 — Disconto. — 45 Tomm. da. 37 — 935 Ausländische Fonds. Rust. Hamb. Cert. 5 — — Foln. nene Pfdbe. 4 91 91 do. beillope 3.4.8. 5 — — do. Part. Soo Fl. 4 S0 — do. do. 1. Anl. 4 92 — do. de. 300 FI. — 97) — du. Stieglitz 2.4 A4 925 Ilamb. Feuer- Cas. 37 . 855 do. v. Rothseb. Lit. 5 1093 2 do. Staats- Pr. Aul. — 845 — do. Poln. Sebatz0. 1 83 821 lolland. 23 hint. 2; — — do. do. Ct πν. a. 945 94 kKnrh. Pr. 0. 407b. — 32 — du. do. I. n. *Voorm. . — 16 Sardin. de. as Fr. — 93 Hol. a. Pfdkr. u. C..“ — 94 Neue Nad. do35FI. — 205 — Fisen bahn - Actien. Volleing. at zt. Amst. Rott. 4 100 B. O. Sekl. Li. n. 4 99 6 Arnh. Uir,. 1 Fis. Mędb. 4 905 6 erl. Au. A. 1 1157 6. 116 n. do. Pr. B. 4 914 H do. Prior. 1 — do. do. 5 1 1005 n erl. Iamb. 4 1013 n Rhein. Stm. d S3 br do. Erior. 1 100 h. do. Prior. 4 — Berl. Stet,. 4 1117 B. 111 6 do. v. Si. gar. 3 — nonn- ciᷣln. 5! = GSsSäaehs. Narr. 4 S7 B. 873 6 Rresl. Freib. 1 — Sag. Gslos. 4 ö do. Prior. — r dos Prior. 453 — Chem. Riss. 14 — ; St.- Vor. 14 176 B. Cäln Mind. 4 43 . Z ba. ol ao. Tr 99 k. 85 6 Cath. Rernb. d — z ö Thuripger. 4 913 R. Or. Ob. Seb. t 76 n. Wb b. (C. 9.4 — Dres d. Gärl. 4 191 HR. 40. Prior. 5 102 9 Hias. Rlberf,. 4 100 6. Zarsk. Selo. — — do. Prior. J 92 B. ö. . J Gloggnitz 1 — * n . 1 — Quit. Rog. kiel. Alt. 4 109 n 2 4 9h h Lp. Presd. 1 — Lib. Zittan. . Aach. Meer. 30 624 k Magd. Ilalb . 113 E Berg. Mrk. 50 S823 n. Magd. Leipꝛ. . Rerl. Anh. H. 45 1057. b. do. Prior. J Bexh. Lud. 70 — A. Schl. M. 4 S7 G. SS h. Brieg Ness. 90 — do. Prior, 4 93 bz a. B. do. Thür. V. 20 — do. Prior. 5 1015 R. Magd. Witt. 30 S2 B. do. III. Ser. 5 993 bæ. Mecklenb. S0 — Nedb. K. Fa.] 1 8 Nordb. F. W. 76 685 a 3 br O. Sebl. Li. A4 1064 ba. Rh. St. Pr. 70 87 6. do. Prior. 4 — Starg. Pos. 50] S2 B. S2 bz. u. 6. (Schluss der Börse 3 Uhr.)
Ungeachtet der schlechten londoner Notirungen vom 18ten d. M. haben sich die Course unserer Actien ziemlich auf ihrem gestrigen , beliauptet, weil verschiedene Blanco-Verschüsse gedeckt worden sind.
Getrai de- Bericht.
Am heutigen Markt waren die Preise wie falgi:
Weizen 72— 78 kRthle. Roggen loco neuer 41 -— 47) Rtlilr. hex.
— pr. Okt. 455 Bf., 45 Rrhlr. G.
— pr. April Mai k. J. 47) Rililr. G. Ilaser 48 s 52psd. 26 - 28 Rihlir.
—Aspsd. pr. Frühjahr 27 Rihlr.
Gerste 42 — 44 Rihlr.
Rüböl loco 114 Rthlr. — 90 kt. 11 Rihlr. — Nov,, Dez. 115 Rihlr. Spiritus loco 273 Risilr. bez. . Erühjalir 245 Rililr. G. . Die Preise von Roggen haben heute wieder etwas angezogen. Spiritus, ebensalls p. loco und auf Licserung, höher bezalilt.
Stettin, 5. Okt. Rogg en ziemlich unverändert; neuer in lago
43 a 45 Rthlr., S2pfd., neuer pr. Oltober 435 Rthlr. bezahlt, pr. Frühjahr 455 Nthlr. Gld., 46 Rthlr. Br.
. Sririgus aus erster Hand zur Stelle und aus zweiter Hand 155 —
ö. bezahlt, pr. Okt. 15 35 bezahlt und Brief, pr. Frühjahr 166 be
garn bol ie Le it Rihlr. bezahlt; pr. Oltobet zu 1slin Rthlt. zu
a Hh Brtslgu, s. Ott. Weizen weißð Ss 3, tis 83 Sgr., gelber *, M bis 6 Sgr., ganz erbrochent Waare sindet a 76 — 81 Sgr. für die 2 Nehmer. o ggen holte 55, 62 bi Sgr. Di . 9 6 . 9. 8. 66 Sgr. Die Zufuhr war sehr klein. afer 25, 263 bis 28 Sgr. Loch Erh sem C6 6 36 . Rapps wieder etwas angenehmer, wegen Mangel an Zufuhr fand r 2 sehr lleiner Umsatz sialt, bezahlt wird So, l bis 9 Sgr. ( F loen s la! Hichltf abe größeren Panticen, 123 Nihh. p ai / Juni verlauft und 114 Rihlr. pro Nov. / Dez. Jan. Geld. . böl ohne Veränderung. ie Zufuhr am heutigen Markt war von allen Getraide⸗ Arten sehr
waltschaft angenommen, daß ein Hochverrath dann vorliege, wenn im
mäßig, nach Weizen und Ro 3 ö J gen besteht fortwährend gute Frage, für Ober⸗ schlesien, und die Abfuhr rah . Wasser, theils per Eisenbahnen,
ist von großer Bedeutung. Wir wissen dies noch nicht vollständig zu er⸗= — 5 scheint aber gewiß, daß die Aerndte dort nicht reichlich ausge- allen ist.
Marseille, 27. Sept. Getraide. Die Zufuhr von Weizen belief sich während der letzten acht Tage auf ungefähr 120 600 Heft.; die Frage hat dagegegen etwas nachgelassen, und in Folge dessen sind unsere n. um ca. 50 C. p. Hekt. gewichen, da die Importeurs es eher vorziehen, Zu e im Preise zu machen, als zu Boden zu gehen. Zuletzt wurde
Polnischen 123 Kil. 43 Sh. 5 Pee. p. Or. f. a. B. ⸗ 1 9 * * Marianopel J * *
; Taganrog ; 125 39 1 * * * Unter diesen Preisen ist auch heute nicht anzukommen. Von Roggen ist die Zufuhr gering und ver Preis von 21 Sh. 8 Pee. p. Qr. auf 30 Sh. 1 Pce. 6 6 Frachten. Nach England sind einige nordische Schiffe zu 25 Sh. und 10 3 p. Ton Oelkuchen befrachtet worden. 271
n, 1. Okt. Getraidemarkt. Mit Ausnahme fremden Weizens und Hafers, von denen die Zuführen bedeutend waren, hatten wir während der Woche nur mäßige Zufuhren von Getraide und Mehl. Heute Morgen zeigte sich eine bessere Nachfrage für Weizen und Mehl in Fässern, und es wurde ein gutes Detail-Geschäft zu den äußersten Montagspreisen gemacht. In Gerste, Bohnen und Erbsen, was die Preise anbetrifft, leine Veränderung. Hafer verkauft sich schwer zu den Notirungen. Rog— genmehl unverändert.
Den Nachrichten vom 13 und 14. Sept. aus Amerika und Kanada zu⸗ folge sind die Vorräthe von Weizen und Mehl dort nicht bedeutend, und da die Gutsbesitzer aus dem Junern zu den bestehenden Preisen ihren Er— trag noch nicht verkaufen wollen, so werden die Anfuhren bis zum Schluß der Schifffahrt wahrscheinlich nur klein und die Verschiffung unbedeutend sein. Mehl wurde in New -Nork notirt 24 Sh. 3 Pee. bis 27 Sh. 4 Pce. pr. Faß; Weizen von gewöhnlicher Qualität für die Verschiffung 4 Sh. 7Pce. bis 5 Sh. 3 Pee. pr. Bushel von 60 Pfd.; Fracht auf London 2 Sh. 2 2 Sh. 6 Pee, pr. Faß Mehl; Getrgide 8 Pce. à 9 Pee, pr. Bushel. Die Kartoffellrankheit war in Ohio und Pennsplvanien eischienen und richtete größere Verwüstungen an, als je zuvor.
Die Zuführen an heutigem Marfte betrugen an englischem Ge traide: 460 Or. Weizen, 7730 Qr. Gerste, 50 Or. Hafer, 2010 Säcke Mehl; von fremdem Getraide: 253740 Qr. Weizen, 6910 Or. Gerste, 10,600 Qr. Hafer.
Die Durchschnittspreise für letzte Woche betrugen: Weizen 53 Sh. 6 Pee. Gerste 31 Sh. 10 Pee. Hafer 235 Sh. Roggen 35 Sh. 2 Pee. Bohnen 42 Sh. 5 5 Erbsen 44 Sh. 4 Pce.
Für die letzten fechs Wochen: Weizen 55 Sh. 8 Pee. Hafer 25 Sh. ⸗ 293 Roggen 34 Sh. 1 Pee. Bohnen 48 Sh. 6 Pee. Erbsen 41 Sh.
0 Pee.
Geldmarkt. Die Aussichten des Geldmarkts werden immer trüber. Zwei ostindische Häuser, nämlich Lyall, Brothers u. Comp. und Samuel Philipps u. Comp., so wie das Haus der Herren Fry, Griffith u. Comp., haben ihre Zahlungen eingestellt, und an der Börse gehen noch viele Ge⸗ rüchte von anderen Fallissements um, deren Bestätigung man erst abwarten will, um die Namen auszusprechen. Die Fonds sind wieder niedriger. Consols öffneten heute 853; auf Rechnung wurden verkauft 853 und sind wieder 85 2 855; baar wurde gemacht 855 a 855. In auswärtigen Fonds blieb es unverändert und still; der Actienmarkt war gedrückt.
Auswärtige BBörsem.
Amsterdam, 2. Okt. Niederl. virkl. Sch. 51 . 496 Ilope 88.
Antwerpen, 1. Okt. Zinsl. — Reue Aul. 14435 6.
Augs hb urg, 2. Okt. Bayer. 35 O6 Oblig. 93 kr. do. Bank- Aetien 11. Sem. 1847 650 ur. Württ. 3 Ih Oblig. 88 kr. 44 960 1003. 100. Darmst. 50 FI. Loose 76 r. Bad. 50 Fl. Loose v. 1840 59 Br. 38 Li. Loose 36 Rr. 3 96 89 kr.
Frankfurt a. M., 4. Okt. 57 Met. 1048. Kank-Act. 1932 Br.
bꝰ 6 Spar. 14 ö.
Stiegl. S7 *. Iategr. S4. PFolu. 300 FI. L. 96. do. Soo FI. 793. Span. 596 —. Z96 do. — . Bexb. 893. 89. Taunus Actien 347]. 347.
llamburg, 4. Okt. Bank- Actien 1600 B,. Engl. Nuss. 104 Er. Hamb. Berg. Actien 92 Er. Magd. Wittenb. 82 Br. Ilamb. Berl. 993. 99. Alt. Kiel 108. 1073. Glücks. Elmsh. 55 Br. Rendsb. Neum. 96 Br. Kopenb. Rothsch 65 G. Meckl. 57. 56.
Leipzig, 5. Okt. Leipr. Dresdu. Act. 116 Br. Sächa. Bayer. 88. 875. Sachs. Sehles. 1003 Rr. Chem. Ries. 56 Bir. Läb. Zitt. 54 Rr. Md. Leipæ. 2233 kr. Rerl. Anh Lt. A. 16. 116. Lt. h. 1057 G. Dess. Bank- Act. 100 Rr.
Londo n, I. Okt. Cons. 3) 81 z. 845. Belt. 89. 87. Nene Anl. 195 19. Lassire 4. 1. Ausg. Seh. 13. 12. 233. oll. 542. 537. 499 40. 8B. 83. port. 773. 753. Engl. Rass. 1065. 105. Bras. 80. 78. Chili 88. 86. Mex. 19. 183. Peru 30. 28. ĩ⸗.
P 2ri s, 2. Okt. 595 Rente fin our. 111. 40. 375 n cour. do. 75. 25.
Metcorologische Grobachtungen.
1847. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 5. Okt. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Ubr. Reobachtung. Luftdruck... 337,92 Par. 336, 26“ Par 335, 13 Par. auellwärme 7, S' R.
Luft würme.... * 2, 1 R. 4 7, 19 R. 4 5, 8 R. Fluss Mät‚'me 7,97 R.
Thaupunkt.... — 1657 R. 4 1.22 R. 4 C0, o R. Boden wärme . R. Duns iskttigung . 73 pet. 61 po. 62 40. Ausdũnstung 0, 00 ο. Wetter...... bewölkt. trüb. regnig. Niederachlag0, os 1“ Rb. Wind .. ...... O. G. 0. Wärmewechs. I * , Wolkenzuß ... . 4 4,4*
— O. Tagesmittel: 336,34“ par. . 50” n... — O, 1 H... 65 poi. O. Uönigliche Schauspiele.
Donnerstag, 7. Okt. Im Schauspielhause. 170ste Abonnements⸗ Vorstellung: Zum erstenmale wiederholt: Ein Billet, Original- Schauspiel in 5 Abth., von Ch. Birch⸗Pfeiffer.
Freitag, 8. Okt. Im Opernhause. 117te Abonnements⸗ Vorstellung: Der reisende Student. Hierauf: Der geprellte Alkade. Anfang halb 7 Uhr.
Zu dieser Vorstellung werden Billets zu den nachstehenden klei⸗ nen Opernhaus-Preisen verkauft:
Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr. 109 Sgr. ein Billet in den Logen des ersten Ranges, zum ersten Balkon und zur Tribüne 1 Rthlr.; ein Billet im Parquet und im zweiten Range 20 Sgr.; ein Billet in den Logen und im Balkon des dritten Ran— ges, 1 wie im Parterre, 15 Sgr.; ein Billet im Amphitheater 75 Sgr., ein Billet in der Fremdenloge 2 Rthlr.
Im Schauspielhause. Ite französische Abonnements⸗-Vorstellung: Pour la rentrée de Mad. Delvil, la premiere représentation de: Don César de Bazan, comédie historique en 5 actes, par MM. Dumanoir et Dennery. Anfang halb 7 Uhr.
Königsstädtisches Theater.
Donnerstag, 7. Okt. Zum erstenmale wiederholt: Der Lum— pensammler von Paris, Drama in 5 Akten nebst einem Vorspiele (12 Tableaux). Nach dem Französischen des Felir Pyat, von Heinrich Smidt. Die Musik zur Veränderung der Tableaux und zu den Akt⸗ schlüssen von W. Cläpius. Der Schlußgesang („Bacchanal“) des drit= fen Tableaux, gedichtet von Kalisch, komponirt vom Kapellmeister C. de Barbieri.
Freitag, 8. Olt. Der Graf von Monte Christo. Drame sches Gemälde in 3 Abtheilungen, nach Alexander Dumas, ve Carlschmidt.
Verantwortlicher Redacteur Dr. 3. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Expedition.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Dher Hostuchbruckerel. Beilage
KꝛH —— —— — — — —.——— — 67738 ü
nhalt.
Spanien. Schreiben aus Madrid. (Espartero's Brief an die Königin; die ultramoderirte Partei; Dekret des Finanz-⸗Ministers; Vermischtes.)
Briefe aus der Schweiz. (weiter Brief)
Eisenbahnen und Dampyfschi e Turin. Die Berlängerunt der Bahn in die Stadt. pfschifffah uri i gerung
Spanien.
S3 Madrid, 26. Sept. In dem Briefe, welchen der Gene⸗ ral Espartero an die Königin richtete, um ihr für seine Ernennung zum Senator zu danken (s. das gestrige Blatt der Allg. Pr. Ztg.), fordert er sie auf, sich von den Antrieben ihres (dlen Herzens leiten zu lassen und nicht von der Thatkrast abzustehen, welche erhabene Handlungen einflößen. Allerdings, hätte der Regent Espartero sei⸗ ner Königin erlaubt, den Antrieben ihres edlen Herzens zu folgen, so würde ein nun verblichener Mann nicht gewagt haben, ihr un⸗ ter Verwünschungen die Feder zu entreißen, mit welcher sie den Re⸗ genten um die Erhaltung des Lebens eines hochherzigen Mannes an⸗ flehte. Die Verfügung, durch welche Espartero stillschweigend aus der Verbannung zurückgerufen und in seine militairische Würde wie⸗ der eingesetzt wurde, ging übrigens nicht von dem Herzen der Köni— gin — sie widersetzte sich anfangs — sondern von denselben Män⸗ nern aus, die er einst ächtete, und die vielleicht als Opfer seiner unversöhnlichen Gesinnungen zu fallen bestimmt sind. Bezeichnend sind die Schlußworte des Briefes, in denen Espartero sagt, daß an die Erhaltung des Lebens der Königin die der Unabhängigkeit Spa⸗ niens geknüpft wäre.
Tie Leidenschaftlichkeit, mit der die ultramoderirte Partei ihrem Verdrusse Luft zu machen sucht, hat nun dazu geführt, ihre angeb⸗ liche Ehrfurcht vor dem Thron in das rechte Licht zu stellen und ihre Wortführer der allgemeinen Verachtung preiszugeben. Der Finanz Minister Salamanca stellte vor acht Tagen der Königin einen jun⸗ gen Mann, Namens Gandara, vor, der früher Oberst und Adjutant Espartero's war. Wenige Tage darauf erschien im Faro, dem Blatte der Ultramoderirten, folgender Artikel: „So beruhigt sich auch die Freunde des Herrn Salamanca zeigen, so scheint es doch, daß der Banquier⸗Minister mit jedem Tage in den einflußreichen Re⸗ gionen an Terrain verliert, und es heißt sogar, er habe, in der Be— sorgniß, die einzige Stütze, die ihn aufrecht hält, möchte wegfallen, sich durch Aufstellung eines neuen Einflusses eine neue schaffen wol⸗ len, was natürlich nur dazu gedient hat, seine Sache zu verschlim-= mern.“
Jedermann begriff hier sogleich den eigentlichen Sinn dieser Worte und erkannte, daß die Koͤnigin selbst der Gegenstand der gif⸗ tigen Anspielung war. Tag für Tag beschuldigt der Faro die eng⸗ lischen Blätter, sich zum Wiederhall ra , Verleumdungen der Königin Isabella zu machen. Um so weniger darf man es wohl dem Obersten Gandara, der auf höchst anstößige Weise bloßgestellt war, verdenken, daß er die Redaktoren des Faro, welche als Un— terthanen der Königin nicht Anstand genommen hatten, die ihr schul⸗ dige Achtung auf das schmählichste zu verletzen, zur Rede stellte und von ihnen Genugthuung verlangte. Auf ritterliche Weise diese ihm zu ertheilen, ließ der Verfasser des Artikels sich nicht bereit finden, jedoch verstand er sich dazu, in sehr demüthigenden Ausdrücken in einer der letzten Nummern des Faro den Inhalt des oben mitge⸗ theilten Artikels, ohne sich zu nennen, zurückzunehmen. Sobald diese Erklärung erschienen war, zeigten einige achtbare Personen öffentlich an, daß sie nicht länger an dem Faro mitarbeiten würden, und droh⸗ ten den Eigenthümern des Blattes mit Herausforderungen, falls sie nicht den Namen des Verfassers des besprochenen Artikels öffentlich enthüllten. Auch zu dieser Demüthigung haben die bekannten Per⸗ sonen, welche früherhin den Staat, jetz den Faro leiten, sich ver⸗ standen. Herr Coello, einer der vertrauteren Freunde des Generals Narvaez, bekennt sich heute als Verfasser des Schmäh Artikels und kündigt zugleich an, daß er von der Redaction des Faro entfernt worden wäre.
Der Finanz-Minister hat ein Dekret erlassen, in welchem die Bestimmungen der Verfügung vom 11. Juni d. J. über die Fonds, welche zur Zahlung der Zinsen der in⸗ und ausländischen 3prozenti⸗ gen Staatsschuld verwendet, werden sollen, erneuert werden. Der Ar⸗ kel 2 setzt fest, daß die dirigirende Junta der Staatsschuld mit der San Fernandobank den Entwurf eines Kontraktes verabreden solle, vermöge dessen diese sich verpflichte, während eines Zeitrgumes von zehn Jahren je am 30. Juni und am 30, Dezember den Betrag der halbjährlichen Zinsen nach dem von den Cortes genehmigten Budget zur Verfügung der Direction der Staatsschuld zu stellen. Dieser mit der Bank zu verabredende Kontrakt soll, sobald er die Königliche Ge⸗ nehmigung erhalten haben wird, zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden. Außerdem kündigt der Finanz⸗Minister an, er hoffe der Kö⸗ nigin nächstens den Plan einer allgemeinen Negulirung der Staats⸗ schuld vorlegen zu können.
Die neue von dem Finanz-Minister getroffene Verfügung, kraft welcher die Zolllinien an die Gränzen und Küsten verlegt werden, ist in Catalonien auf das Ansuchen der dortigen Fabrikanten sür jetzt nicht zur Ausführung gebracht worden. Auch hat der General-Capi- tain von Catalonien den Befehl erhalten, die französische Gränze für gesperrt (bloqueada) zu erklären und allen Verkehr mit derselben, mit einziger Ausnahme von la Junquera, zu untersagen.
Es heißt, zweihundert Karlisten hätten sich auf das rechte Ebro⸗ Ufer geworfen und die vierzig Mann starke Besatzung von Amposta überfallen und entwaffnet.
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Briefe aus der Schweiz. Zweiter Brief. In (September 1847.) (Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 274, Beil.)
Während die fortschreitende Erniedrigung der Parteien die Schweiz der Verblendung populairer Leidenschaften preisgab, be- schleunigten zwei Umstände, natürliche Folgen dieses Zustandes der Dinge, die Fortschritte der Anarchie: einmal die Verzweigungen mit der Propaganda im Auslande, und zweitens der Rücktritt oder viel= mehr das Verschwinden derjenigen Staatsmänner von der Leitung
Beilage zur
1933 Allgemeinen
der eidgenössischen Angelegenheiten, welche bisher die Beziehungen der i zu den anderen Mächten zu unterhalten gewußt atten. ;
r . Staat befand sich in der That in günstigeren Verhältnissen fär eine politische Propaganda als die Schweiz: hier gab es so gut wie gar keine Polizei, die Freiheit, der Associatien existirte ohne Schranken und ohne Kontrolle, und die territorialen Eintheilungen sind ja so klein, daß man in einigen Stunden, in einigen Minuten sogar, aus einem Staate in den anderen kommen und sich so allen weiteren Nachforschungen entziehen kann. Im Jahre 1812 verhöhnte ein Franzose, welcher das Volk ganz offen zum Aufruhr gereizt und das Jahr zuvor gewagt hatte, öffentlich zu erklären, er werde seinen Willen mit rother Schrift an die Mauern des Stadthauses anheften, länger als einen Monat in der Stadt selbst das Dekret der Regie⸗ rung, welches ihn aus dem Kanton Genf verwies. Im Jahre 1831 drangen Schaaren von Polen und Deutschen aus Frankreich in den Kanton Bern ein, organisirten sich da völlig militairisch, zogen durch die Kantone Genf und Waadt, wo ihnen Alles zuströmte, was in der Anarchie die Befriedigung eines Bedürfnisses oder ein Mittel zum Fortkommen sucht, und machten den Versuch, Savoyen einzunehmen, während die Kantonal ⸗ Regierungen nichts weiter thun konnten, als daß sie sich gegenseitig auf die Gefahr aufmerksam machten; es hätte nicht viel gefehlt, so hätte dieser Sturm sie im Vorbeiziehen selbst mit über den Haufen geworfen.
Wenn die Schweiz die Wohlthat ihrer Neutralität dem Umstande verdankt, daß sie durch ihre Lage im Centrum von Europa eine Scheidewand zwischen Frankreich, Desterreich und Italien bildet, so hat sie auf der anderen Seite gerade dieser Lage das Unglück zuzu⸗ schreiben, daß sie der Hauptheerd der revolutionairen Propaganda ge⸗ worden ist: sie ist gleichsam eine Mine mitten im Herzen des Sy⸗ stems, das man vernichten möchte. Allein die Schwierigkeiten, welche sich an die Existenz der Schwejz, als Staat und als strategische Po⸗ sition, knüpfen, sind so groß, daß man nicht daran zu rühren wagt; wir wollen dafür keinen anderen Beweis anführen, als den Widerwillen der großen Mächte gegen eine Intervention in der Schweiz, obgleich es am Tage liegt, daß sich von der Schweiz aus die geheimen Gesell— schaften und die zerstörenden Prinzipien über ganz Europa verbrei⸗ ten. Sie giebt im reichen Maße das den anderen Völkern wieder, was sie von ihnen empfängt, so wie die Dünste, welche von der Ebene zu den Gipfeln unserer Alpen emporsteigen, aus dem Rhein, dem Tessino und dem Rhonefluß kommen.
Die Propaganda hatte einen zwiefachen Charakter; sie war po⸗ litischer und sozialistischer Natur; Frankreich hat dabei die politische , Deutschland hat uns den Kommunismus ein— eimpft.
. Im Jahre 1830 war die Schweiz, aber vor Allem der west liche Theil, den man die romanische Schweiz nennt, mit Einschluß der Hälfte des Kanton Bern, auf bewundernswürdige Weise für die Thätigkeit der fremden Propaganda vorbereitet. Nirgends fanden die Erzählungen von der französischen Revolution im Jahre 1789 begierigere Leser; die Scenen im National-Konvent, die parla⸗ mentarischen Kämpfe, die Siege und Eroberungen der französischen Heere waren hier die unerschöpflichen Quellen der Abend ⸗Unterhal⸗ tung in den Dörfern. Das populairste Blatt in der Schweiz, die Gazette de Lausanne, in literarischer und politischer Beziehung sonst sehr mittelmäßig, verdankt seinen Erfolg vorzüglich der Konse⸗ quenz, mit welcher es seit 30 Jahren sein Feuilleton mit allem mög⸗ lichen Kram aus der Zeit der Republik und des Kaiserreichs füllt.
Man täusche sich nicht darüber: nicht die politischen Prinzipien sind es, welche die Sympathieen dieser Leute erhielten; denn wie könnte man zu gleicher Zeit für die anarchische Freiheit der Republik und die absolute Sklaverei unter dem Kaiserreich schwärmen? Welche aufrichtige Neigung zu Demagogen, welche zur niedrigsten Stufe der Brutalität und des Verbrechens herabgestiegen sind, könnte bei Bür⸗ gern von Staaten existiren, welche seit langer Zeit im Besitz einer Freiheit sind, die man in Frankreich nicht einmal geträumt hat?
Nein, für die Schweizer liegt der Reiz der Erzählungen aus der französischen Revolution in dem politischen Leben, in dem Trama, keinesweges in den Prinzipien. Das ist aber einer der hervorstechend= sten Züge im Natlonal-Charakter, auf den ich um so mehr aufmerk⸗ fam machen möchte, weil er jenen Geist der Insubordination erklärt, welcher aus der Unordnung den Normal -Zustand des Landes ge— macht hat.
Während in der deutschen Schweiz die Revolutionen ihren Ur—⸗ sprung in den übertriebenen Privilegien der Städte vor dem Lande hatten, so wie z. B. in Basel und Zürich die Städte im Großen Rathe eine Anzahl Deputirter zählen, welche ganz außer Verhältniß zu der Volkszahl waren, und die industriellen Körperschaften tyranni⸗ che Privilegien genossen, waren in der romanischen Schweiz, wo nichts Aehnliches sich vorfand, die übermüthigen Ansprüche einer unm vollkommenen und außerhalb dem Bereiche der Religion zu sehr ent- wickelten Bildung die vorzüglichsten Triebfedern revolutiongirer Bestre⸗ bungen. Man hat sich nicht begnügt, den unteren Klassen Elemen⸗ tar-Unterricht zu ertheilen; man wollte, daß in den Schulen bis in die Dörfer herab auch noch die Elemente der Astronomie, der Geo⸗ metrie und der Naturwissenschaften gelehrt würden. Den Aeltern war dabei keine Wahl gelassen; dieser Unterricht ward für alle Welt auf gleiche Weise zur Pflicht gemacht. Viese Dörfer besitzen Lesezirkel, und es ist gar nichts Außerordentliches bei den Bauern Werke aus dem Bereiche der Wissenschaften und der höheren Literatur zu finden.
In einem Lande, wo keine Standes Privilegien existiren, wo die Bildung und der Reichthum die einzigen sozialen Unterschiede ausmachen, hat diese oberflächliche Bildung, welche dem Verstande Nahrung giebt, natürlich neue Bedürfnisse, den Hang zum Luxus und eine gehäffige Eifersucht gegen die Reichen erzeugt; man glaubte Alles zu wisfen, weil man einige oberflächliche Begriffe über Gegen⸗ stände ch welche bisher der Erziehung des Volkes fremd waren, und da die Constitution die Gleichheit der Rechte aller Bürger pro⸗ flamirte, kam man endlich dahin, sich zu überreden, daß diese Gleich heit auch in Betreff des Talentes und des Wissens vorhanden sei. Und welche Beweise glaubt man nichte dafür in den Fasten der fran⸗ zösischen Revolution zu finden! = Wie viel Leute waren ja von der untersten Stufe der Gesellschaft bis zu der höchsten empor
estiegen!
ve Fuer glaubte sich zu einer glänzenden politischen Wufbahn be⸗ rufen. Die Diskussion war frei; man schwatzte über die Geschichte; man hielt lange Reden über die Angelegenheiten des Landes; man wurde Liberaler, aber ohne Gefahr, nach dem Muster der französi⸗ schen Opposition; man brachte Trinksprüche auf die Vernichtung der Tyrannen aus; man nahm die Miene von Helden an, indem man gegen die heilige Allianz, Könige und Regierungen deklamirte, mit einem Wort, man spielte Politik, wie die Kinder Soldaten spielen mit Hel⸗ men von Papier und Schwerdtern von Holz. Aber was in einer wohlgeordneten Gesellschaft nur lächerlich gewesen wäre, wurde lei⸗
der bei einem Zustande der Dinge, welcher den bösen Leidenschaften,
worden seien.“
Während die anderen Mächte ihren Gesandtschaften den Befehl ertheilten, der Thätigkeit der Schweiz in ihren inneren Angelegenhei= ten die vollkommenste Freiheit zu lassen (namentlich sind in dieser Beziehung die Instructionen Rußlands sehr merkwürdig gewesen), be⸗ kannte Frankreich ganz offen, daß es im Schooße der Eidgenossen⸗ schaft eine politische Propaganda errichtet habe. .
Die UÜberale Partei war durch den Einfluß der Revolution von 1830 zur Macht gelangt; ihr Schicksal war mithin auch auf, ver= hängnißvolle Weise an den Gang der französischen Politik geknüpft. Aber die Stellung der respektiven Regierungen, ihre Interessen und ihre Bedürfnisse waren in beiden Ländern nicht dieselben. en so wenig wie Ludwig Philipp, wollten die Liberalen in der Schweiz bie Demagogie haben, aber sie wollten auch nichts von der Reaction wissen; das gab einen Zwiespalt, welcher auch bald zum Aus⸗ bruch kam. . ö
Als die Regierung Ludwig Philipp's nach der Uinͤterdrückung der blutigen Emeuten von Paris und Lyon mehr Festigkeit gewonnen hatte und entschlossen war, den revolutionairen Geist, wenn sie ihn auch nicht ersticken könnte, doch im Zaume zu halten, änderte sie auch ihre Politik in der Schweiz und verlor dort allen ihren Kredit. Da⸗ her die unaufhörlichen Häckeleien, die von Gesandten herrührten, deren Instructionen und persönliche Ansichten in direktem Widerspruche mit der Mission ihres Vorgängers, des Herrn von Numigny, waren. Die Schweiz, einmal gereizt und verletzt, leistete Widerstand. Da⸗ her die üble Laune der französischen Regierung und jener verächtliche Ton, welchen sie in den an die Eidgenossenschaft gerichteten Noten, z. B. bei Gelegenheit der Händel wegen Wahl (18336), wegen der politischen Flüchtlinge und des Spion Conseil (1836), wegen Cellart (1837) und wegen Louis Bonaparte (1838), so schlecht verhüllte.
Der Bruch war fast vollständig. Die Propaganda ging damals aus den Händen der französischen Regierung in die der franzoösischen republifansschen Opposition über. Als Regierungs⸗Propaganda hatte sie sich an die Regierenden gewandt; das dirigirende Comité von Paris richtete sich an die Völker; die liberale Partei würde sich nie zu seinem Mitschuldigen gemacht haben. So standen die Regierenden nach und nach ganz außerhalb der populären Bewegung, welche sie bis zu diesem Augenblicke getragen und gehalten hatte.
Noch ein Wort über diesen Gegenstand.
Die Eidgenossenschaft bot sich, in Folge einer sonderbaren Aus⸗
dehnung des Privilegiums ihrer Neutralität, allen politischen Aben⸗ teurern wie einer jener Zufluchtsorte im Mittelalter an, wohin sich die von der Justiz Verfolgten ungestraft zurückziehen konnten. Je⸗ mehr sich dergleichen Flüchtlinge ihren Regierungen gegenüber lompro- mittirt hatten, desto mehr wurden sie iu der Schweiz gehätschelt. Aus allen Gegenden langten sie dort an: Franzosen, Deutsche, Italiener, Polen u. s. w., von allen Schattirungen und Arten, vom Äberalismus bis zum Kommunismus, vom Tagelöhner, vom Straßenbettler bis zum Magnaten, der seine Leibeigenen nach Tau- senden zählt. Die Aufnahme, die ihnen zu Theil ward, berechtigte sie, zu glauben, daß die Schweiz durchaus geneigt sei, zu ihren Plä⸗ nen sich herzugeben. Wirklich gab es auch eine gute Zahl von schweizer Bürgern, welche ohne Bedenken die Ehre und das Bestehen der Eidgenossen⸗ schaft daran setzten, um den Plänen der Propaganda zu dienen. Man begnügte sich nicht damit, diesen Fremden Zuflucht und Gastfreundschaft zu gewähren, nein, man empsing sie wie Mitbürger, wie Brüder, und oft erhielten sie öffentliche Aemter, ohne daß sie einen anderen Anspruch auf den Vorzug vor den Einheimischen auf= zuweisen hatten, als die Eigenschaft, daß sie politische Flüchtlinge waren.
Ganz neuerlich noch hat Basel-Landschaft es gewagt, auf der Tagsatzung vorzuschlagen, daß einem derselben, einem übrigens ganz undekannten Individuum, der Rang eines eidgenössischen Obersten verliehen werde, mit welchem das höchste Kommando in der schwei= zerischen Armee verbunden ist.
Im Jahre 1834 rüsteten zwei- oder dreihundert dieser Flücht⸗ linge, meistens Polen oder Deutsche, in der Schweiz einen bewaffne · ten Feldzug gegen Savoyen aus; auf welchen Grundsaß gestützt, möchfe schwer zu sagen sein. Feigheit und Unfähigkeit (Einige sagen Verrath) ließen dies Unternehmen schon an der Gränze scheitern, ehe sich ihm noch irgend ein Hinderniß entgegengestellt hatte.
Ein ähnlicher Angriff wurde im Jahre 1836 gegen das Groß⸗ herzogthum Baden vorbereitet. Gar nicht zu gedenken der Heraus- gabe von Broschüren und Flugschriften, welche die Propaganda in der Schweiz drucken und in den Nachbarländern verbreiten ließ, nicht zu gedenken der Umtriebe aller Art, welche die Flüchtlinge frei und fast offen unter dem Schutz der schweizerischen Gastfreundschaft schmie⸗ beten, braucht man nur an die Thatsachen sich zu halten, welche di⸗ rekte und unmittelbare Folgen für diese Epoche hatten.
Die revolutionaire Propaganda hatte gehofft, sie werde sich der Eidgenossenschaft als einer mit Waffen für den Angriff wohlversorg⸗ ten Festung und als eines unangreifbaren Zufluchtsortes bedienen können. In Frankreich in den Emeuten besiegt, rechnete sie auf besseres Glück bei ihrem Feldzug gegen Savoyen. Nicht die Erobe⸗ rung dieser Provinz stellte sie sich zum letzten Endzweck; was hätte sie auch damit anfangen sollen? Eben so wenig geschah es aus Hin= gebung für die savoyische Nationalität; was hatten die Polen und Deutschen mit Savoyen oder mit der Regierung Karl Albert 's zu schaffen? Der Zweck der Propaganda war lein anderer, als Auf- stand zu erregen, aus dem sie eine politische Verwickelung entspringen zu sehen hoffte, letztes Hülfsmittel einer bankerotten Partei. l diesem Gesichtspunkt 9 a . in Savoyen allerdings ein Anzahl besonders günstiger Umstände zusammen, .
agi Gefahr 6 so drohend, so heftig, daß me 4 gie h fit mit Nachdruck dagegen Vorstellungen ie, guchti August 1831 befahl die Tagsaung die Ausweisung garen? die an dem Zuge gegen Savoyen theilgenemmen 2 Befehl blieb jedoch , Aber nach 95. 9 1836, der das Groß herzogt 43 . . faßte nun endlich noch stärkere Vorstellungen, a, Labem mhh ft bezeichneien
einen Beschluß, der die