1847 / 301 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

2 Herr Müller, der Abgeord⸗ Blatt bestätigt die Nachtich, 2 2 = st für . eine nete von Rastadt, seine Stelle niederleg Ersatzwahl anger diner, som 2. Oktober wird dem Schwäb. Merk. Aus Man nh in chu der Wahl der hiesigen Wahlmänner, geschrieben; „Das Ergermüwesten Fstammer der Stände zu wählen welche die ,,, Art, daß die liberale Partei den haben, ist 52 hat. Die Wiedererwählung Brentano's ist ge⸗ es . Fi. des zweiten zu wählenden Abgeordneten ist noch sichert. sezfn Einige sprechen nun von dem hiesigen Bürger und nicht estgesetäemreich“ bisher der Abgeordnete des Landamtes Hei Fabrikanten Helmreich, ki . reg, n, , w. nag, von diesem Bezirke aber wird derselbe nach dem Ergebnisse, 5 bie Wahlmänner Wahlen in diesem Bezirke geliefert haben, nicht wieder gewählt werden, sondern der evangelische Ober- Rirchenraths⸗ Direftor Böhme. Die Aemter Schwezingen, und Philippeburg wäh⸗ sen ihren früheren Abgeordneten, den Regierungs Direktor Rettig, wieder, wenn man dem allgemeinen Gerücht trauen darf, und auch in Lahr scheint die Wahl des früheren Abgeordneten, O. G. Advokaten von Soiron, Oppositions-Mannes, gewiß. Zweifelhaft dagegen ist es, ob Hofrath Kapp in Offenburg und O. G. Advokat Hecker in Weinheim wieder gewählt werden. Die Stadt Bruchsal wird dem Vernehmen nach den Gymnasiums-Direktor Nokk und das Landamt Bruchsal wieder den Altbürgermeister Speyerer von Heidelberg wählen.“

Fürstenthum Schwarzburg-⸗Sondershausen. (Epz. Ztg.) Unterm 15ten d. M. ist für das Fürstenthum eine allgemeine Maß- und Gewichts-Ordnung erlassen worden, welche ganz auf der Basts des preußischen Maß- und Gewichts- Systenis ruht und mit dem 1. Januar 1819 unter Aufhebung aller bisherigen entgegenste⸗ henden Verordnungen, Lokal-Statuten und Observanzen in Wirksam— keit treten soll. Eine zu errichtende Aichungs⸗Kommission in Son⸗ dershausen und eine für die Ober⸗-Herrschaft in Arnstadt ist mit Aus- führung und Ler erforderlichen Aussichtsführung über Befolgung der Maßregel beauftragt, welche sich bis jetzt noch überall äußerst schwie—⸗ rig gezeigt hat, weil sie den Vollsgewohnheiten gegenübersteht. Auch ist zu gleicher Zeit der diesseitige Anschluß an den preußisch-englischen Vertrag über Schutz des literarischen Eigenthums und dazu ein Ge setz bekannt gemacht worden, nach welchem alle im Fürstenthume gel— tenden gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze des Eigenthums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbil⸗ dung, so wie gegen unbefugte öffentliche Aufführung dramatischer und musitfalischer Werke, auch auf diejenigen in dem Vereinigten Königreich von Großbritanien und Irland erschienenen Werke der Wissenschaft und Kunst Anwendung finden sollen, hinsichtlich deren gemäß obiger k vertragsmäßig bestimmte Einregistrirung stattgefun⸗ den hat. .

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 19. Okt, Gestern wurde, wie alljährlich, der Jahres⸗ tag der Schlacht bei Leipzig im hiesigen Invalidenhause feierlichst be⸗— gangen, wozu auch ein Theil der hiesigen Garnison ausgerückt war.

Seit einigen Tagen hat in der hiesigen Umgegend die Weinlese begonnen. Da die schon Ende September eingetretene schlechte und kalte Witterung mit kleinen Unterbrechungen auch jetzt noch fort— dauert, so wuiden die fröhlichen Aussichten der Weinbergsbesitzer sehr getrübt. Die Trauben, deren es eine erstaunliche Menge giebt, ge⸗ langten streckenweise nicht zur gehörigen Neife, und es ist zwar viel, aber kein besonders guter Most zu hoffen.

Prag, 22. Okt. (A. 3.) Dem Vernehmen nach, soll bei der wiener Hofkanzlei ein eigenes Departement für die ständischen Ange— legenheiten der gesammten Monarchie (mit Ausnahme Ungarns, er⸗ richtet werden und die hiesige Landesstelle zum Referenten für die böhmisch-ständischen Angelegenheiten den Gubernial⸗Rath, Karl Für— sten von Lobkowitz, ernannt haben. Diese Centralisation des gesamm— ten österreichischen Ständewesens ist als eine sehr erfreuliche Erschei— nung, als ein bedeutender Fortschritt zu begrüßen; denn von ihr die zugleich ein Zeichen ist, daß die Staats-Verwaltung die Wich— tigkeit der ständischen Bestrebungen anerkennt, läßt sich gar viel für gediegene, ruhige Fortentwickelung unseres Ständewesens erwarten.

1. Pesih, 22. Okt. (Bresl. Ztg.) Gestern ist der Königl. Statthalter Erzherzog Stephan von Ofen nach Wien abgereist. Wie es heißt, sollen dort jetzt wichtige Berathungen über die dem Reichstage vorzulegenden Königl. Propositionen gepflogen werden, und man glaubt, daß der Erzherzog vor der Eröffnung des Reichs⸗ tags nicht wieder nach Ofen zurückkehren werde. Vorgestern empfing der Erzherzog die Deputation der ungarischen Gelehrten-Gesellschaft und noch andere 27 Deputationen verschiedener Corpoörationen und Institute. Auch die beiden Deputirten des pesther Komitats sind ihm an demselben Tage vorgestellt worden. Am ofener Ufer wurde der Erzherzog von den Polizei⸗-Behörden beider Städte empfangen. Ein dichter Nebel verhinderte 3 Stunden die Abfahrt. Der Königliche Statthalterei⸗Rath, Graf Stephan Szechenyi, ist von dem wieselburger Komitat zum ersten Deputirten gewählt worden. Es ist dies der erste Fall, daß ein so hochgestellter Regie⸗ rungẽ Veamter in der Ständetafel Sitz nehmen wird. 36. a Fh Termin des siebenbürgischen Landtags ist auf den vil ö if ett worden. Bemerkenswerth ist die Kö—= en n , den Ständen verspricht, daß bei der Be⸗ , ene. . 9 . in , . Regimentern k. ö . ; ö. zer genommen werden soll. eine Art on Hallen ern hochadeliger Fauzn in Werke, welcher , at für magvarische Dichter bilden wird. Je ö rauen nämlich wählen sich einen Lieblingsdichter, dem sie

Jabresrente von 600 Guld . = K. . en L.⸗ 1 tge eier seiner Muse leben zu können. .

Preßburg, 25. Ott. Kundmachung publizirt:

(Preßb. 335 S

1Preßb. 3.) So eben wird folgende

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Sitzung mit der Genanntschaft versammelten Magistrate übergeben werden. Eine gemischte Deputation wird die Verzeichnisse untersuchen, die Namen derjenigen funfzig Bürger, welche die meisten Stimmen haben, herausheben und dem Magistrate und der Genanntschaft einberichten, worauf der Ma— gistrat die funszig Wähler bekannt machen und sie zu der Deputirten-⸗Wahl eiuberufen wird.“

Venedig, 19. Okt. (Wien. 3tg.) Heute wurden in der hiesigen Militair⸗Marine- Kirche S. Biagio die feierlichen Erequien für Se. K. Hoheit den Erzherzog Friedrich, Marine-Ober⸗Befehls—⸗ haber, abgehalten, welchen fämmtliche Marine Offiziere und Beamte sammt dem Chef des Hosstaates des hohen Verblichenen, General— Major Freiherrn von Lebzeltern, beiwohnten. Aus der Mitte der in Trauer gehüllten Kirche erhob sich ein mit den Wappen des erlauch— ten Hingeschiedenen geschmückter Katafalk, und über dem Hauptthore hee Gotteshauses war die nachstehende Inschrift zu lesen, welche auf Ansuchen des um seinen Chef tief trauernden K. Marine - Corps der Professor 3. Filippi abgefaßt hat: Friderico Austriae Archiduci Jui virtute bellica magnum batrem aemulaturus videhbatur, eu! jus eleemosynas sanctorum Ecclesia enarrat, Praesidi suo de- ideralissimo acerba morte omnium amori praerepto, Austriaca Navalis Militia in moerore et lacrymis justa persolvit.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 23. Okt. Da sich in den Gewölben der Expedition der Reichs-Kreditscheine wiederum ein beträchtlicher Vor rath klingender Goldmünze und Silberbarren angesammelt hatte, welcher bis zum Werthe von 8,678,669 Rubel 20 Kopeken Silber gestiegen war, so wurde am 19. Oktober mit Kaiserlicher Genehmi— Aung dazu geschritten, diese Metallmasse in die Reserve-Gewölbe der St. petersburgischen Festung überzuführen. Nachdem die genannte Summe in Gegenwart des Gehülfen des Reichs-Controlleurs, des Geheime-Raths Briskorn, der Mitglieder vom Conseil der Kredit— Anstalten und der Deputirten von der hiesigen Börsen-Kaufmann— schaft untersucht und richtig befunden, wurde sie in hergebrachter Ord nung und unter militairischer Bedeckung nach der St. Petri⸗Pauls⸗ Festung abgeführt, und dort, nachdem im Beisein des Prinzen Peter von Oldenburg und des Festungs-Kommandanten des Generals der Infanterie, Skobelew, eine zweite Verification vorgenommen worden war, zugleich mit einem über den ganzen Vorgang ausgefertigten und von allen Anwesenden unterschriebenen Dokumente, in den Gewölben der Festung niedergelegt. Diesem Dokumente zufolge beläuft sich der gegenwärtig in den genannten Reserve-Gewölben niedergelegte Fonds der Reichs -Kreditscheine, mit Einschluß des zuletzt eingetragenen Na pitals, auf 115,678, 5905 Rubel 19 Kopeken Silber.

Der General-Militair-Gouverneur von Moskau hat folgende Bekanntmachung erlassen: ; ;

Die Cholera, die im Jahre 1830 Rußland durchzog, hat sich gegen⸗ wärtig von neuem in verschiedenen Gouvernements unseres Vaterlandes ausgebreitet, bereits die an das moskauische gränzenden Gouvernements erreicht und sich schon in der Stadt hier und da gezeigt. Zwischen dem 30. September und dem 14. Okftober einschließlich sind 120 Personen er— krankt, von denen 3 genasen und 41 starben, so daß am 15. Oktober die Zahl der Befallenen 76 betrug. Viele derselben geben zu ihrer Wieder— genesung gute Hoffnung. Gleich beim ersten Erscheinen der Epidemie in Transkautasien wurden von der Regierung Maßregeln ergriffen, um Nußland gegen das Eindringen derselben zu schützen. Hier in Mos— kau trat ein Gouvernements Comité zusammen, und in den Kreisstädten wurden Kreis- Comités gebildet und diesen aufgegeben, für den Schutz der Einwohner gegen die Seuche Sorge zu tragen. Ueberall sind außerdem noch temporaire Lazarethe eingerichtet und Anstalten getroffen, daß in den stehenden Krankenhäusern die an der Cholera Befallenen unverzüglich und zwar ohne Bezahlung und ohne alle polizeiliche und andere Scheine auf— genommen werden. In den Stadttheils-Hospitälern werden zu jeder Zeit Aerzte dejouriren und bereit sein, der ersten Aufforderung der Kranken Folge zu leisten. Zahllose Erfahrungen haben dargethan, daß bei der Cholera schnelle ärztliche Hülfe eine Hauptbedingung der Heilung ist, und daß, wenn solche beim Beginne des Uebels sogleich geleistet werden konnte, die Gene— sung meist überall erfolgte. Daher empfehle ich Allen und Jedem, der sich von der Cholera ergriffen fühlt, bei den ersten, wenn auch noch schwachen, Anzeichen augenblicklich den Arzt holen zu lassen oder die Erkrankten in ein Hospital zu schicken, zu welchem Ende weiter unten ein Nachweis folgt, in welche Hospitäler die Kranken aus den einzelnen Stadttheilen abgegeben werden können. Um sich vor der Cholera zu schützen, hat man sich aller Vor= sicht zu befleißigen, sich vor Erkältungen und zu großen Erschöpfungen in Acht zu nehmen, keine verdorbenen oder schädlichen Speisen zu genießen, für Reinlich— keit in der Kleidung und in den Wohnungen zu sorgen u. drgl. mehr. Schließlich halte ich es für meine Pflicht, die Einwohner der Stadt zu be—Q ruhigen und sie zu versichern, daß die Seuche überhaupt nicht heftig auf— tritt, daß die Aerzte mit dem Heilverfahren vertraut geworden sind, und daß, wenn Alles, was geschehen kann, geschieht, die Epidemie, mit Gottes Hülfe, hoffentlich hier nur wenig bösartig verlaufen wird. Ueber den Verlauf der Krankheit und über die Anordnungen der Regierungen werde ich zu seiner Zeit weitere Bekanntmachungen erlassen. (Hier folgt der Nachweis der Hospitäler, in welche aus den einzelnen Stadttheilen die Erkrankten abzu— geben sind.) Es sind Veranstaltungen getroffen, daß, sobald es nöthig werden sollte, noch so viel temporaire Krankenhäuser eingerichtet werden können, als das Bedürfniß erheischen wird. Indessen bleibt es Jedem über lassen, nach eigenem Willen zu entscheiden: ob er in einem Krankenhause oder zu Hause geheilt zu werden wünscht, und im letzteren Falle sich an den ihm beliebigen Arzt zu wenden. (untrz.) Fürst Schtscherbatoff.“

Vorgestern verschied hierselbst nach siebenwöchentlichem Kranken— lager Dr. Wilhelm von Lerche, Leibokulist des Kaiserlichen Hofes, Wirklicher Staatsrath und Ritter, Begründer und, Direktor der seit 24 Jahren segensreich wirkenden Privat-Augen-Heilanstalt.

Am 28. September passirte durch unsere Stadt ein Transport von 459 Pud 28 Pfund und 43 Solotnik Gold, welches von Pri— vat-Unternehmern im Altai ausgebeutet worden ist und durch den Lieutenant des Berg-Ingenieur-Corps Tomiloff nach St. Petersburg geführt wird.

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Paris, 25. Olt. Der König kam vorgestern auf einige Stun— den nach Paris, war aber schon um halb 6 Uhr Abeuds wieder in St. Cloud zurück.

Die Presse berichtet, nach einem allgemein für glaubwürdig gehaltenen Gerüchte werde sich die Bank von Frankreich mit einer bedeutenden Summe bei dem Anlehen, dessen Abschluß bevorstehe, betheiligen; es sei Grund vorhanden, anzunehmen, daß dieser Be— schluß noch zu einem anderen führen werde, nämlich, die Regierung zu ersuchen, daß sie der Bank gestatten möge, ihr Gesellschafts Ka— pital, welches anfänglich, im Jahre 1806, 90 Millionen betragen habe, später aber auf 68 Millionen verringert worden sei, wieder zu dernehren; da 90 Millionen in einer Zeit für nothwendig befunden worden, wo die Geschäfte bei weitem nicht die Ausdehnung genabt hätten, zu der sie jetzt gelangt, so sei es offenbar, daß, die 68 Mil— lionen gegenwärtig unzureichend seien. Der Constitutionnel bringt dagegen nachstehenden Artikel in Betreff, der Anleihe⸗-Operation: Tie, Bank. don Frankreich scheint entschlossen, sich für eine Summe 3. 25, Millionen bei dem bevorstehenden Anlehen zu betheiligen. Es heißt, das Ministerium habe zu dieser Entschlußnahme wesentlich beigetragen. Es scheint in der That, daß die Subscriptions Auf⸗ träge bei den General-⸗Einnehmern und bei den Wechsel-Agenten sehr langsam eingehen, und das Ministerium hofft, daß die Nachricht von der Mitwirkung der Bank hinreichen würde, um die Kapitalisten wil⸗ liger zu stimmen. Ein Journal sagt, es sei Grund vorhanden, an⸗—

zunehmen, daß diese Entschlußnahme der Bank eine andere nach sich ziehen werde, welche darin bestehen würde, die Regierung um die Ermächtigung zu untersuchen, das Gesellschafts -Kapi⸗ tal der Bank zu vermehren und es auf 20 Millionen zu bringen. Wir glauben zu wissen, daß, zum wenigslen für jeßi, keine Rede von etwas der Art ist; und wirklich kann doch die Bank, wenn sie Renten kauft, nicht das Bedürfniß haben, ihr Kapital zu vermehren. Ohne in eine voreilige Dislussion einzugehen, wollen wir uns für jetzt darauf beschränken, zu bemerken, daß die Bank sich lebhaften Reclamationen aussetzt, wenn sie sich in diesem Augenblicke bei dem Anlehen betheiligen würde. Man wird fragen, weshalb sie Renten kauft, da sie doch nicht so viel Baarvorräthe hat, um den Diskonto auf seinen primitiven Stand wieder herabzusetzen. Nun aber wird man besorgen, daß diese von dem Handesstande so lebhaft gewünschte Herabsetzung des Diskonto's in Folge jener projektir⸗ ten festen Anlage der disponiblen Kapitalien dieses großen Eta blissements noch weiter hinausgeschoben werden dürfte. Diese Punkte muß die Bank reiflich erwägen, bevor sie einen definitiven Beschluß faßt.“

Es hatte geheißen, die Depots und Consignationen-Kasse habe mit der Stadt Paris das Anlehen von 25 Millionen, zu dessen Kon— trahirung die Stadt von den Kammern ermächtigt worden ist, abge schlossen. Es ergiebt sich indeß, daß diese Uebereinkunft nicht desini⸗ tiv gewesen war. Denn man versichert jetzt, daß der Finanz⸗Mini⸗ ster Dumon dem betreffenden Vertrage seine Genehmigung verwei— gert habe, da er alle Hülfsmittel der Depots-— und Consignationen⸗ Rasse für die Eventualität des Anlehens von 100 Millionen, welches von den 350 Millionen zu Gunsten der Spar-Kassen reservirt wor— den ist, zur Verfügung behalten will. .

Aus Algier sind Blätter bis zum 20. Oktober hier eingegangen. Der Akh bar veröffentlicht eine von dem General-Gouverneur Herzog von Aumale erlassene Proclamation an die Araber und Kabylen.

Aus Tanger erfährt man, daß der Kaiser von Marokko, nach⸗ dem er die Ernennung' des Herzogs von Aumale zum General-Gou— verneur von Algerien erfahren, beschlossen hat, einen seiner höchsten Offiziere zur Begrüßung an denselben abzusenden. Man war in Tan⸗ ger mit den Vorbereitungen für diese Sendung beschäftigt.

Aus Lyon hört man Klagen der Fabrikanten, daß die Bestellun⸗ gen aus Amerika weit unbedeutender seien, als man gehofft hatte. Man glaubt, daß im Moniteur noch vor Ablauf dieser Woche die Verordnung erscheinen werde, durch welche die Kammern auf Ende Dezember einberufen werden sollten. .

Es sollen auf verschiedenen Hauptstraßen Frankreichs sogenannte Passagekasernen erbaut werden, in welchen auf dem Marsche besind— liche Truppen unterzubringen wären. .

Auf befriedigendere Nachrichten aus London eröffnete die Rente höher als sie am Sonnabend blieb. Alsbald trat indeß eine voll ständige Stockung ein, und das Geschäft war null. Eisenbahn-Actien erfuhren keine Veränderung, aber ihre Course behaupteten sich gut.

Großbritanien und Irland.

London, 23. Okt. Die umlaufenden Gerüchte von einer Minister Krisis, die mit der Reise Sir R. Peel's nach Windsor in Verbindung gebracht werden, klärt der Standard dahin auf: „Sir R. Peel ist gestern Abend 8 Uhr von seinem Landgute Tamworth in seiner hiesigen Wohnung in Whitehall-Garden eingetroffen. Kurz nach seiner Ankunft erhielt er den Besuch des Schatzkanzlers. Die Zusammenkunft zwischen den beiden sehr ehrenwerthen Gentlemen dauerte bis nahe an Mitternacht. Heute Morgen vor 19 Uhr traf Lord John Russell von seinem Landsitze Richmond Park hier ein und hatte sofort nach seiner Ankunft eine lange Zusammenkunft mit dem Schatzkanzler in dessen Amtslokal. Sir Robert Peel und Gemahlin reisen heute Nachmittag nach Windsorschloß ab, da sie von der Kö— nigin eine Einladung auf 3 Tage erhalten haben. Eine Meinung, die heute Morgen allgemein herrscht, ist, daß ein Wechsel im Mini— sterium beabsichtigt wird. Es ist jedoch mit Gewißheit nichts weiter bekannt, als die Thatsache, daß Sir Robert Peel eine Einladung nach Windsorschloß erhalten hat.“

Eine Deputation der londoner Banquiers begab sich heute zu Lord J. Russell und dem Schatz Kanzler. Man hofft, daß ihre Dar— stellung der jetzigen Lage des Handelsstandes die Regierung von ih— rem anfänglichen Vorhaben, die Sachen gehen zu lassen und in keiner Weise einzuschreiten, abbringen und zur Ergreifung von Hülfs-Maß⸗— regeln bestimmen werde.

Nach dem Wochenbericht der Bank von England bis zum 16. Oktober betrug ihr Noten-Umlauf 21,280,600 und ihr Metallvorrath 8,130,709 Pfd. St.; ersterer war, mit der vorigen Woche verglichen, um 28,0 15 und letzterer um 21,950 Pfd. St. gestiegen. Die De⸗ positen hatten um beinahe 4 Millionen und die Reserve, welche zur Bezahlung eines Theiles der verfallenen Dividenden dienen mußte, um 592,120 Pfd. St. abgenommen. ;

Die Morning Chroniele äußert, daß die theilweise Ein⸗ stellung der Fabrikarbeiten im nördlichen England lebhafte Besorgnisse einflöße, und daß man von einer Fortdauer des jetzigen Zustandes der Dinge die ernstesten Folgen befürchte. Die bedeutendsten Fabri— kanten scheinen eine Lohn- Herabsetzung für durchaus nothwendig zu halten, indem sie behaupten, daß die Fortsetzung der Fabrication ihnen ohnehin nur Verluste bringe. Die Arbeits-Einstellung der Leute in den Baumwollen⸗ Spinnereien zu Ashton- under Lyne hat begonnen, und es steht zu besorgen, daß sie allgemein wird. Zu Manchester arbeiten nur 97 der 175 Fabriken die ganze Woche hin⸗ durch; 10000 Arbeiter sind dort unbeschäftigt. Zu Bolton, Black- burn, Ashton, Bury, Warrington zc. arbeiten unter 754 Fabriken nur 393 den ganzen Tag. Die Nachrichten über die Lage der Fa— briken in Lancaster, Jork und Cheshire lauten nicht befriedigender.

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Aus dem Haag, 25. Okt. In der vorgestrigen Sitzung der zweiten Kammer wurde der Gesetz- Entwurf in Bezug auf die Verlängerung des Termins für die Einziehung des Papiergeldes vor⸗ gelegt. Es wird darin bestimmt, daß von dem durch das Gesetz vom 18. Dezember 18415 ausgegebenen Papiergelde am 31. Dezember 1817 noch für 21 Millionen Gulden in Umlauf bleiben können, aber vor dem 31. Dezember 1818 gegen Gold oder Silber ausgetauscht wer— den müssen.

Die Adreß-Kommission hat ihre Arbeiten beendigt; ihr Bericht wird unverzüglich den Abtheilungen mitgetheilt werden.

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Tagsatzung. Sitzung vom 21. Oktober. (O. P. 2. 3.) Heute Nachmittag wurde von der Tagsatzung (die Sondenrbunds— Gesandten waren nicht zugegen) in geheimer Sitzung der Beschluß gefaßt, dem OSber-Befehlshaber der eidgenössischen Trup⸗ pen, Herrn Dufour, 50,060 Mann, die demnach gleich aufzubieten wären, zur Verfügung zu stellen. .

(Frankf. J.) Obschon sich gegen die Wahlen der eidgenössi— schen Commandeure in militairischer Hinsicht nichts Begründetes ein- wenden läßt, so erregen sie dennoch bedeutendes Aufsehen, weil es sich allerdings nicht leugnen läßt, daß von dem, politischen Stand⸗ punkte aus das konservative Element das entschieden vorherrschende

ist. Schon die Wahl des Herrn Dufour zum General, a. im radikalen Lager Unzufriedenheit. Man sah darin eine Hintan etzung des Herrn Schsenbein. Noch größere Mißstimmung giebt sich aber über die Ernennung der Divisiongirs kund. Oberst Burkardt, dessen Diviston hauptsächlich aus berner Truppen bestehen wird, gehört der gemäßigt liberalen (d. h. antiradikalen) Partei an, Herr Ziegler ist der Nämliche, welcher vor kurzem als Mitglied des Kriegsraths er⸗ setzt werden mußte, weil er sich weigerte, neben Herrn Ochsenbein zu sitzen. Herr von Donats zählt ebenfalls zur konservativen Partei. Nur in den Herren Rilliet und Gmür sindet der Radikalismus eini⸗ germaßen seine Vertreter, obschon auch sie keinesweges der revolutio— nairen Partei angehören. ;

(Bas. Ztg.) Nach Privat ⸗-Nachrichten soll General Dufour vor seiner Beeidigung Schwierigkeiten in Bezug auf die ihm zur Ver⸗ fügung gestellte Truppenzahl und auf Anwendung von Zwangs⸗ mitteln gegen Renitirende erhoben haben, welche zu einer Erörte— rung führten, in Folge deren Herr Dufour sein Patent wieder zu zurückgab. ; , .

Folgendes ist der Wortlaut des von Zug im Schoße der Tag⸗ satzung eröffneten, aber bekanntlich zurückgewiesenen Friedens ⸗Vor⸗ schlages * . ; .

„Die h. Tagsatzung giebt den sieben Ständen, welche eine besondere Schutzverbindung unter sich abgeschlossen haben, die feierliche Zusicherung, daß für alle Zukunft deren politische und konfessionelle Rechte unangetastet bleiben sollen. Es wird daher die Jesuiten-Angelegenheit aus Abschied und Trattanden verwiesen, die Sicherung der durch den Artikel 12 der Bundes- Urkunde garantirten kirchlichen Institute in ihren bundesgemäßen Rechten und eine unbedingte Beachtung und Anerkennung des Souverainetäts- und gleichmäßigen Repräsentations-Rechtes der sieben Stände, nach Sinn und Wortlaut des Bundes -Vertrages von 1815, ausgesprochen und treu zu hand- haben gelobt. Sollte sich eine Mehrheit von 12 Standesstimmen für diese Gewährleistung im obgedachten Sinne aussprechen, so wird der Stand Zug für eine befriedigende Auflösung des Schutzbündnisses zur Herstellung einer gegenseitig friedlichen Verständigung und Beruhigung der Eidgenossenschaft eine geneigte Hand bieten.“

Ueber die Tagsatzungs-Proclamation an den Sonderbund be— merkt die eidgenössische Zeitung:

„Die Proclamation, welche die 12 Stäude erlassen haben, wird ohne Zweifel kein Resultat haben. In einem Moment, wo die Volksmassen in Bewegung und zum Kriege gerüstet sind, können Worte nur dann wirken, wenn sie der Ausdruck von Thaten, wenn sie selber Thaten sind. Bloße Phrasen dagegen verhallen machtlos. T iese Proclamation aber macht auf seden Unbefangenen blos den Eindruck leerer Phrasen, hinter denen keine Realität ist. Was können jetzt bloße allgemeine Versicherungen, man wolle den ältesten Bundesbrüdern kein Unrecht zufügen, helfen, wo dieselben nicht blos noch über erduldetes Unrecht mißmuthig sind, sondern zur Stunde noch mit neuen Eingriffen, welche nach ihrer oft geäußerten Ueberzeugung schweres Unrecht sind, bedroht werden? Hätte die Proclamation wirklich beruhigen wollen, so hätte sie sich offen über die Kloster⸗, die Jesuitenfrage, die Freischaarenzüge, die gleiche Stimmberechtigung im Bunde, die Bundes-Resorm aussprechen und hier von dem Boden des eidgenössischen Rechtes aus wahre Beruhi— gung geben sollen. Sie hätte das thun können, ohne sich zu erniedrigen, ohne den wahren Fortschritt in den eidgenössischen Verhältnissen zu gefähr- den, sie hätte eine Vermittelung anbahnen können, die nicht blos der Schweiz große Opfer an Gut und Blut erspart, sondern ihr auch einen dauerhaften Frieden gewährt hätte. Statt allem dem behandelt sie die Sonderbundsfrage wie einen Eivilprozeß, der von dem kompetenten Richter abgeurtheilt und damit erledigt ist. Aber so betrachtet das Volk der sieben Stände den gegenwärtigen Streit nicht. Von diesem Standpunkte der Advokatie aus wird das Volk auch nicht., umgestimmt werden. Eben so wenig Bedeutung aber hat die Proclamation für die radikale Par— tei, welche zu diesem Bürgerkriege gedrängt hat und nun doch etwas be— denklicher gestimmt ist, als früher. Auch auf die Angreifer wirkt sie nicht. Sie giebt ihnen nicht das Gefühl des Rechts, eines Rechts, wofür man Leib und Leben einsetzen mag. Sie läßt auch diese Partei kalt und bleibt weit zurück hinter den Erwartungen derselben. Freilich bemerlte der Ver— fasser derselben, Herr Kern, man dürfe nicht drohen, wenn man zum Frie— den rede. Aber leider ist auch diese Bemerkung eine leere Phraͤse; denn in der Wirklichkeit hat die große Drohung der militairischen Execution in allen Großen Räthen der zwölf Stände und in der ganzen Schweiz so laut, so heftig erklungen, sie ist auf der gegenwärtigen Tagsatzung so sehr im Vordergrund, daß bloßes Stillschweigen der Proclamation über die Kriegsgewalt nicht ein Aufgeben der Drohung heißt. Auf die nicht bethei⸗ ligten Personen im In- und Ausland wird die Proclamation eben so we⸗ nig die von derselben gewünschte Wirkung haben, denn die matte Sprache und der Mangel an fruchtbaren Gedanken lassen weder auf Entschiedenheit der Gesinnung, noch auf ein kräftiges Gefühl des eigenen Nechts, noch auf staatsmännische Einsicht schließen.“ . .

Die Schw. polit. Ztg. enthält folgendes Schreiben des Papstes an seinen Nuntius in der Schweiz:

„Monsignore! Heute soll die Eröffnung der schweizerischen Tagsatzung stattfinden. Die Maßnahmen derselben werden mit der lebhaftesten Sorge von allen umliegenden Staaten beobachtet, weil von den Fragen, welche in derselben erledigt oder mindestens verhandelt werden sollen, durchaus sowohl der Friede der Schweiz und somit die Erhaltung des Bundes-Vertrags, als auch der Bestand sämmtlicher einzelner Kantons-Regierungen abhängen. Wir aber, die Wir von der erhabenen Höhe des apostolischen Amtes über die politischen Gesichtspunkte hinaus auf die religiösen Erfordernisse Rücksicht nehmen, Wir ganz besonders fühlen mit der leidenschaftlichen Liebe eines Vaters in der Tiefe Unseres Herzens die Gefahren, welche diesem edlen Volke drohen. Wir sehen die inneren Zerwürfnisse, welche es zerrütteten, und Wir richten in Unserer Niedrigkeit das heißeste Gebet an den Herrn, er möge mit seinem Geiste des Rathes und Friedens die übersprudelnde Heftigkeit der Gemüther mäßigen, sie abhalten von dem Ausbrechen in of⸗ senen Krieg und nie gestatten, daß der Boden der Eidgenossenschaft von Bruderblut gefärbt werde. Wir beten für alle diejenigen, welche vereint mit Uns den Namen Gottes im Geiste und in der Wahrheit anrufen. Wir beten nicht minder für dieje jenigen, welche Wir, wann es auch sein möge, mit Uns durch die Bande der vollkom⸗ mensten Liebe vereint zu sehen wünschen, und welche Wir Unsererseits ebenfalls auf das zärtlichste lieben; und, so weit irgend Unsere Stimme inmitten des Tumultes der Leidenschaften vernommen werden kann, so weit wollen Wir, daß Sie, Monsignore, dieselbe ertönen lassen durch jeden Winkel der Schweiz. Gewiß wird Gott, der Unserem Geiste diese Wünsche eingiebt, dem Aus— drucke derselben Kraft genug verleihen, um die erbitterten Gemüther sich wieder in Frieden fassen zu lassen und durch seine unerschöpfliche Gnade den apostolischen Segen befruchten, welchen Wir Ihnen, Monsignore, von gan— zem Herzen ertheilen.“

Fürstenthum Nenenburg. Am 17. Oktober hat der General von Pfuel bei Colombier die neuenburger Truppen gemustert und ist mit dem Ruf: „Es lebe der König!“ empfangen worden. Später folgte eine Bewirthung des Offizier Corps, bei welcher das Wohl des Königs mit Enthusiasmus ausgebracht wurde. .

Der Constitutionnel Neuchatelois theilt ohne alle Be— merkung die Antwort des Kantons Waadt auf die Zuschrift von Neuenburg in Bezug auf die Reclamation des Dampfboots „der In⸗ dustriel“ mit. Die Regierung des Waadtlandes antwortet, daß sie im Interesse der höchsten Staats Behörde das Dampfboot in deren Dienste genommen habe, daß die Eigenthümer desselben dafür Ent— schädigung erhalten würden, und daß die Regierung von Neuenburg durchaus keinen Grund zur Beschwerde habe. .

Kanton Bern. (Frkf. J) Im Bärengraben zu Bern sind 72 Stück schweres Geschütz nebst Zubehör aufgestellt. Die zu, ihrer Bedienung erforderlichen 18 Eompagnieen sind komplett. Die Gränzen werden neuerdings besetzt; allein auf den Brünig (auf der Gränze zwischen Bern und Unterwalden) sollen 1000 Mann marschiren mit einer Batterie Berg-Artillerie. Jeder der abgebotenen Divisionen wird eine Brigade-AUrtillerie beigegeben, die aus drei bis

2075 vier Batterieen Sechs pfünder⸗Feldgeschütz und Haubitzen bestehen soll. Als Artillerie Reserve werden 1 bis 6 Brigaden unter Oberst Denz ler aufgestellt. Die erste dieser Brigaden soll aus vier Zwölfpfün⸗ der Batterieen bestehen.

Kanton Zürich. (O. P. A. 3) Am 23. Oltober Abends sind wieder zwei Bataillone abgegangen; das Bataillon Brunner nach dem unteren Theil des Bezirks Affoltern und das Bataillon Zuppinger nach dem unteren Theil des Bezirks Horgen. Ein drittes Bataillon (Basler) bleibt noch in der Stadt einkasernirt, Oberst von Orelli ist zum Ober-Kommandanten der eidgenössischen Artillerie ernannt. So eben (21. Oktober) verbreitet sich hier das Gerücht, daß gestern die Tagsatzung den Executions Beschluß gefaßt habe.

(Eidg. 3.) Das eine der beiden am 22. Oktober eingerückten Bataillone ist Cwie schon erwähnt) Freitag Abends noch mit dem Dampfboot und mehreren Schleppschiffen nach dem oberen rechten Seeufer gegen die St. gallische Gränze hin abgegangen, nachdem es vom Regierungsrath Fierz harangirt und beeidigt worden war. Diese Feierlichkeit verrieth indeß bei den Truppen wenig Enthusias⸗ mus. Zwei Mal mußte befohlen werden, die Hand außzuheben, und als dennoch eine große Zahl dieselbe nur halb aufhob, viele es auch ganz unterließen, ritt Oberst von Orelli auf einen zu, ließ ihn vortreten und besonders schwören. Die schnell einfallende Musik sollte indeß den schlimmen Eindruck verwischen. Das andere Bataillon ward am 23 sten Morgens wieder durch Regierungs-Rath Fierz harangirt und beeidigt. Es mußte dreimal aufgefordert werden, die Hand zum Eide aufzuheben. Dasselbe ist darauf ebenfalls nach der St. gallischen Gränze zu abgegangen. Das dritte sollte vorerst hier bleiben und zur Hälfte in die Kaserne, zur Hälfte in Privathäusern einquartiert werden. Oberst Ziegler hatte den Auftrag, dasselbe zu beeidigen, abgelehnt, worauf Negierungs Rath Bolller damit beauftragt worden war. Auf neue Berichte aus St. Gallen jedoch wurde es noch gegen Abend von Regierungs-Rath Bollier harangirt und beeidigt und mußte mit der Artillerie- Com pagnie Scheller in aller Eil noch am 23sten Abends nach dem Kanton St. Gallen abgehen. Zugleich hat der Regierungs-Nath weitere drei Bataillone Infanterie, eine Compagnie Scharfschützen (eine zweite ist bereits in der Kaserne), zwei Batterieen Artillerie und zwei Compagnieen Kavallerie aufgeboten. Dieselben sollen schon heute Morgen um 9 Uhr einrücken. Der Regierungs-Rath und der Kriegs⸗ Rath saßen bis in die Nacht hinein. Bei der am Freitag Abend stattgefandenen Beeidigung des zuerst eingerückten Bataillons siel es allgemein als sehr bezeichnend auf, welche Rolle auch hier wieder die Polizei spielte. Das ganze hier stationirte Landjäger-Corps war auf den Beinen, die beiden Lieutenants und ein ganzer Theil der Mann— schaft in Uniform, ein anderer auch in Civil. Regierungs-Rath Bollier, Präsident des Polizei-Rathes, instruirte sie vor Beginn der Feierlichkeit auf offenem Platze, worauf hinter jedem Zuge ein Land— jäger Posto faßte und während des Aktes auf und ab ging, sei es um jede Berührung mit den Zuschauern zu verhindern, oder um zu beobachten, wer den Eid leiste und wer nicht. Dasselbe soll auch bei den seitherigen Beeidigungen abgehender Truppen stattgefunden haben.

Kanton St. Gallen. (O. P. A. 3.) Die 169 Soldaten, welche ihre Compagnieen willkürlich verlassen hatten, wurden am 23sten Vormittags in Bütschwyl versammelt, durch den Miliz⸗Inspektor und den Bezirks Ammann an ihre Pflicht erinnert und gehorchten nun ohne Widerrede. Es sieht in unserem Kanton immer kriegerischer aus; am 24. Oktober wurden noch vier Compagnieen, worunter die zweite Kavallerie Compagnie, unter die Waffen gerufen.

Kanton Solothurn. Hier sind noch keine Truppen auf— geboten, das Solothurner, Blatt findet aber bereits für ange⸗ messen, die kriegerische Begeisterung der Milizen durch Hinweisung auf den Artikel des Militairstrafgesetzes zu heben, welcher Ungehor-⸗ sam gegen ein Aufgebot mit Freiheitsstrase von 15 Tagen bis ein Jahr' bedroht.

Kanton Glarus. Das Central-Comitè des schweizerischen Schützen-Vereins (in dessen Namen der Präsident C. Jenni, Mit glied der Standes-Kommission und derzeitiger glarnerischer Gesandter ju Bern) hat an sämmtliche schweizerische Schützen einen Aufruf er= lassen, in welchem es sie auffordert, sich nach Anleitung der im Juli 1810 in Solothurn errichteten Militair-Organisation des eidgenössi⸗ schen Schützenvereins militairisch zu organisiren und sich nach eben denselben Vorschriften den Kantonal -Regierungen zur Verfügung zu stellen. Bereits haben dieses, so heißt es, die längendorfer Schützen unb die Schützen des Kantons Appenzell und Glarus gethan. Der selbe Herr Jenni ist von der Tagsatzung zum eidgenössischen Reprä— sentanten nach Uri ernannt worden.

Kanton Luzern. Fortwährend berichtet die Kath. Ztg. von dem Jubel, womit sich in Luzern die aufgebotenen Truppen ein⸗ sinden. Dabei wird auch erwähnt, daß die Truppen zu ihrem Ge— neral Salis-Soglio (einem Protestanten) und dieser zu seinen Trup pen das größte Vertrauen hätten.

(Freib. Ztg.) Luzern hat 12 Bataillone auf den Beinen, jedes zu 50 bis 60 Mann, Schwyz 14 Bataillone an verschiedenen Gränzorten, Zug 2, Uri 2, Obwalden 2, Nidwalden 1, und treff⸗ liche Schützen- Compagnieen, sammt, Kanonen. Alles ist Soldat. Jetzt steht die Kernmannschaft in Reih und Glied, gegen den Frei— schaarenzug fochten nur die jungen Leute. Außerdem ist der Land sturm überall organisirt. Die Soldaten bereiten sich zum Kampf burch Beichte und Kommunion vor. General von Salis ist ein schlanker, großer Mann, mit einer gewaltigen Schramme im Gesicht, ba ihm bel Hanau eine Kugel den rechten Backenknochen zerschmet⸗ terte. ö

Der Baseler Ztg. wird aus Luzern geschrieben: „So erfreu⸗ lich uns natürlich die Nachrichten von mangelnder Kriegslust in den radikalen Kantonen sind, so sehr nehmen sich alle besonneneren Leute in Acht, sich darauf zu verlassen. So viel ich höre, lassen sich da⸗ durch auch unsere Behörden nicht einschläfern, sondern treffen ihre Maßregeln, als ob sie es mit dem entschlossensten Feinde zu thun hätten. Wer sich den Sieg zu leicht vorstellt, kann ihn leicht ver= lieren. Es wäre zu wünschen, daß auch die Kath. Ztg. sich das merkte. Der Kriegseifer, der bis jetzt noch nicht da ist, kann durch unvorhergesehene Vorfälle erregt werden.“

Kanton Wallis. Die hiesige Regierung läßt, die waadt⸗ ländischen Conducteure nicht mehr über St. Maurice hinaus. . Laut einem Schreiben aus Uri, sind noch keine walliser Truppen in die kleinen Kantone hinüber marschirt.

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Nom, 18. Okt. (O. P. A. 3.) Es ist bekannt, welche An= fechtungen das Preßgesetz von 15. März zu erfahren hattez und wie sich davon ein großer Theil der Mißstimmung gegen das Ministerium Güzzi herschrieb. Das Erikt Monsignor Morandiss über die Winkel; presse, so wenig es sonst geeignet war, Beifall zu erlangen, verhieß indessen neue Bestimmungen über die Presse. Nun ist wirllich eine Kommisston niedergesetzt, um ein Reglement für die regelmäßigen Cen= soren der Journale zu entwerfen. Sie besteht aus dem Vice-Maestro

el sacro Palazzo, zwei Provinzial⸗Deputirten und einem der Ne= dacteure der Bilancia, Paolo Maz'o. In Folge dessen haben sich die Redacteure der vier Hauptblätter Eont em poraneo,. Bilancig, Italico und Speranza auf den Wunsch einiger Mitglieder der Kommission vereinigt, um ein Memorandum aufzusetzen, welches, auf den Grund der verschiedenen Kritiken des Preßgesetzes, die allgemeinen Prinzipien der römischen Journalistik über die Bedürfnisse des Censurregle⸗ ments feststellen soll. Von dem Plan, unter Granier de Cassagnac' s Leitung ein französisches Ministerblatt in Nom erscheinen zu lassen, Jaben bereits deutschs Blätter berichtet. Da jedoch die Bilan cia versichert, daß einigen Korrespondenten des Univers und anderen der Union monarchique, die sich offen günstig über Italien aus- gesprochen, die Konzession zu einem unabhängigen Blatte in Rom verweigert sei, so scheint für das Erstehen eines ministeriellen ECourrier de Rome noch wenig Hoffnung vorhanden zu sein. Eben so kann ich versichern, daß es zu dem Erscheinen einer deutschen Zeitung in Rom, von dem allerdings vielfach die Rede ist, so bald noch nicht kommen wird. Diejenigen, welche sich daran betheiligen könnten, sind zu sicher von dem Mangel an Theilnahme überzeugt, den ein rein politisches Blatt hier sinden würde, um das Unternehmen zu wagen. Tie einzige Hoffnung des Gelingens möchte sein, daß man der Kunst und Wissenschaft gleiche Rechte mit der Politik ein räumte, indem auf diefe Weise das Blatt auch außerhalb Noms seinen Werth behielte.

Die Spannung zwischen der österreichischen Besatzung und der Einwohnerschaft von Ferrara scheint sich nach eben angelangten Nach⸗ richten in einem bedrohlichen Maße gesteigert zu haben. Man er⸗ zühlt hier, es sei zwischen einem Wachtposten und einem Bürger, der rauchend bei diesem vorübergegangen, zu einem Streite gekommen, bei dem der Posten von seinen Waffen Gebrauch gemacht und seinen Gegner mit einem Stiche verwundet habe. Ein Geistlicher, der die⸗ sem zu Hülfe geeilt, sei mit ihm arretirt worden. Die Einwohnerschaft von Ferrara, hierüber aufs höchste erzürnt, habe zu offenem Widerstand schreiten wollen und sei im Begriff gewesen, die Sturmglocken zu läu⸗ ten. Doch sei es dem Kardinal Ciacchi gelungen, den Sturm noch zu beschwichtigen.

Mon, 141. Okt. (A. 3.) Ein Cirkular, welches für die Pro- vinzen die Dienstpflichtigkeit der Civica mit Bezugnahme auf die ge⸗ genwärtigen Friedenszeiten wesentlich beschränkt, hat bei unseren jun⸗ gen Brauseköpfen viel Aufregung hervorgerufen. Da soll nun schon wieder Ferretti's kurze Abwesenheit daran schuld sein, und man sieht, Gott weiß was, in dieser vielleicht sehr wohlthätigen Anordnung. Denn wenn man bedenkt, daß schon in Rom, da wo die Bataillone formirenden Stadttheile an Dienstpflichtigen verhältnißmäßig arm sind, die häufige Wiederkehr der Wachen vielen Geschäftsleuten anfängt beschwerlich zu fallen, so muß der aktive Dienst in kleineren Orten mit gewissen Geschäften und Berufsthätigkeiten fast unvereinbar sein. Man wird es daher sehr natürlich finden, daß Aerzte, Advokaten, Leute, die von ihrer Hände Arbeit leben, solchen harten. Verpflichtun⸗ gen pro tempore enthoben sind. So aber sehen es die jungen Leute nicht an. Man hat dies Cirkular, welches bei einem Tabackshändler auf dem Corso aushängt, mit einem Cypressenkranz geschmückt, als wären die schönsten Hoffnungen zu Grabe getragen! Aus Ferrara wird dagegen berichtet, daß die Stadt den Ankauf von 1400 Dienst⸗ gewehren beschlossen hat, von denen 1109 für den städtischen Dienst, z0h für die Campagna bestimmt sind. Da nun noch eine Gesellschaft sich zu dem Ankauf einer anderen Anzahl Gewehre verpflichtet hat, so wird auch dieser Ort gegen 2000 Dienstgewehre besitzen, ohne daß das Gouvernement davon irgend eine Last hat.

In Rimini hat man bei einem Falschmünzer, Filippo Ricotti, Prägestöcke von Fünf⸗-Frankenstücken und anderen gangbaren Münz- sorten, auch Schmelz-Apparate und Zubehör gefunden, ihn selbst aber der Haft entlaufen lassen.

Der Pater Lacordaire, welcher bekanntlich die Dominikaner in Frankreich wieder eingeführt hat, ist den 9ten d., ohne hier gepre— digt zu haben, wieder dahin zurückgekehrt.

Ciceruacchio ist auf Reisen und ward in Terni und Spoleto festlich begrüßt.

Der Papst ist diesen Morgen nach Frascati gefahren, wird aber schon heute Abend zurückerwartet. Die, Bürger Bataillone werden ihm um 2 Uhr entgegenziehen und bei dieser Gelegenheit vor Sr. Heiligkeit paradiren.

Nom, 16. Okt. (A. 3.) Gestern Abend hatte wiederum ein Fackelzug statt. Er war zahlreich und der Jubel der Umstehenden groß. Nachdem die Musik-Corps einige Zeit gespielt und viele Vi⸗ datrufe erschallt waren, erschien Pius 1X. In diesem Augenblicke hielten sänmtliche Facelträger ihre Fackeln hoch in die Luft, ein Schauspiel, welches sich nach Ertheilung des Segens wiederholte und einen imposanten Anblick darbot. Bengalisches Feuer erleuchtete den Platz. Die Fahnen, auf welchen Pius' 1X. Friedens- Großthaten ver— zeichnet stehen, wurden vorangetragen. Unter diesen erblickte man auch eine mit der Aufschrift „Ferrara“. Nach beendigter Function ging Alles ruhig aus einander. In den höchsten Ständen, wie in den niederen Regionen des Volkes, ist die Freude über das folgenreiche Ereigniß groß.

Aus Neapel wird gemeldet, daß G. Romeo keinesweges gefan⸗ gen genommen sei, daß sich die Nachricht von der Niederlage von 500 Mann, meist der Gendarmerie angehörig, bewährt habe.

Der Eapitain Giovanni Zanneiti von Ancona hat bei einem Besuch in Gibraltar dem päpstlichen Nonsul seine Aufwartung ge— macht', welcher ihm ein eben angelangtes Kästchen und zwei Pakete, die aus Philadelphia, zum Geschenk für Pius 1X. bestimmt, zur Be— förderung übergeben hatte. Obwohl sein Schiff nach Konstantinopel Ladung hatte, hat er doch einen Abstecher machen und dieses Geschenk der Regierung der Vereinigten Staaten dem heiligen Vater persönlich aushändigen wollen. Am Morgen des 13ten ist dies geschehen, und der Papst hat ihm eine Medaille verehrt. .

Den Karabinieren ist die Erlaubniß nicht zu Theil geworden, mit der Civica, wie die anderen Truppen, zusammen zu manöveriren und Brüderschaft zu machen.

Genug, 19. Okt. (A. 3.) Gestern kam der Prinz von Joinville in einer französischen Fregatte von La Spezzia hier an. Einige Stunden nach ihrem Einlaufen im hiesigen Hafen wandte sich die Fregatte nach dem Golf della Spezzia zurück, wohin sich das fran— zösische Geschwader von Neapel zurückgezogen hat,. Der Prin be⸗ suchte den Herzog von Lucca, welcher sich nebst seiner Fami seit zwei Tagen in Genug befindet, wo er. einstweilen fenen, e,, aufzuschlagen gedenkt. Nach einem Aufenthalt von faum . . den' setzte der Prinz von Joinville seine Reise nach a 38 Außer jener französischen Fregatte, welche den Di, Jena führt, ist noch von demselben Geschwader ein ei , se. h von 96 Kanonen im hiesigen Hafen angelangt un

sch hier. ö ce 7 . General de Sonnaz, welcher wagten . Urlaubs des Gouverneurs, Marquis enn h f en Zunctionen been⸗ locum tenens bekleidete, hat Eine 4 *, ker teu, hierher digt, da der Gouverneur am Sonntag

zurückgekommen ist.