Dieses gießt heute über ben das Journgl Les Teta n 6 — * so wie
Verfasser, als welchen es Hernn vo !
. . J derselbe sich bekennt, und * ain n, * err, seinen schärfsten Sarkasmus aus; ja 9 leich es die guten Absichten des Verfassers aus⸗ y 9 . nennt es seine Schrift eine schlechte, bezeichnet sie als das Gesetzbuch einer — 1 gegen welches es nicht
. de z ö. — k glaubt mit Bestimmtheit sagen zu kön⸗
pro ühmte Staa ( . ö ; testiren werde. ! e n . gen Zustänbe Frankreichs in politischer und moralischer Beziehung Echt, und die allerdings ein eben nicht schmeichelhaftes Gemälde da- en sentwirft; der Verfasser, sagt das ministerielle Blatt, verlange wirklich eine Reaction gegen die Jury, gegen die Presse, eine Er⸗ weiterung der September-Gesetze, und das Illes gewürzt mit einigem guten Jesuitismus. Herr von Capesigue könne aber überzeugt sein, daß die konservative Partei nicht in seine Bahn eintreten werde, auf der er rückwärts . 6 i . . i . 2 größer ge—⸗ wesen als jet, und die jetzt üblichen Declamationen dagegen seien . abgenutzt, Zuletzt werden noch einige Vorschläge des Verfassers über die Einführung neuer Abgahen, um die Salz-Auflage herab- setzen und die Post-Reform vornehmen zu können, ins Lächerliche ge— zogen. So also wird das Buch des Herrn von Capefigue vom Journal des Debats abgefertigt, das sich dadurch die gerechte—= sten Lobsprüche des National verdient hat. Man sollte nach die— fer Kritik glauben, Herr von Capefigue verlange fast einen gänzlichen Umsturz der bestehenden Institutionen. Dem ist jedoch nicht so. Sein Buch ist allerdings contreievolutiongir, insofern es den entschiedensten Abscheu 39. n, 2 Treiben und Allem, was mit Be— förderung dieser Tendenzen auf weitere Schwächung der ĩ . . 41 ö. Seite urn 63 . des Buches ist, die Monarchie wieder zu stärken, die Religion wi zu Ansehen zu bringen, ihr wieder 3e inn, ü g gn n . schaffen und dadurch die moralische und materielle Ordnung im Staate 2 h 2 e . sucht nachzuweisen: 1) Daß das politische Bündniß des Ministeriums und der konservati Partei auf der Gleichheit der Grundsätze und Ansichten . 23 53 Bündniß die Erhaltung des europäischen Friedens und der inneren Ordnung in Frankreich zum Resultate gehabt, das Land dadurch nicht erniedrigt, sondern erhoben, befestigt, beruhigt worden sei. Die Feinde . , , 44 ö. . Politik nur Krieg, Unordnung, Anar— hie, die Trilogie der Emeuten von 1831, der Plünderung des erz— h fich, , 7 z . Politik von . . gerufen haben. 2) Daß die moralischen und zufälligen Spaltungen unter den Elementen der konservativen Partei , n , . der Dinge, als in der Verschiedenheit der Erziehung, in der Natur J , n ner lere. de n gewissen Neuerungssucht liege: in y engel fe 3 8 ö . ö. an achen sich halten. 3) Daß ein Ministerwechsel, i * lichen Elementen des Fabi. in welchem =. 16 . eine Modisication der Personen sähe, durch die Macht der Din nothwendig zu einer absoluten Umwälzung der Ideen, des Systenis und der allgemeinen Politik führen würde; wie die Dinge jetzt stän⸗ ben, gäbe es kein Mittelding mehr zwischen Guizot und Bdilon Bar— rot, eine Aenderung im Geiste des Kabinets und der Majorität wäre eine e,, Revolution, und die politische Revolution selbst würde eine i n r n e g, ö. nn. . . nicht schlie⸗ dürfe, das schöne Ideal der Politik sei die Unbeweglichkeit. Die Majoritãt müsse vielmehr arbeiten, handeln, aber n müsse sie ar⸗ beiten, die wirklichen Uebel der Gesellschaft zu heilen. Mit Wahl⸗ Reformen, um welche sich diese Gesellschaft sehr wenig kümmere, a an fenen . 6. , , ir i. ma⸗ * n, Reformen für die leidenden Klassen, mit einer lonservativen Politik überall, besonders mit dem Frieden, der , e rg i r n . ee e,. Reich⸗ 1 ĩ nur und die d jorität. Man würde sich übrigens . wenn man nn, es ö wem in dem Buche des Herrn von, Capesigüe ungetheilte Lobsprüche — im e r. i. eigentlich Niemand darin geschont. ings erwartet Herr von Capefigue am meisten von Herrn Gui— zot, e ihm jedoch in den hefe in m,, dee n n. 1 ö. igen ö. . een Tadel zu ersparen. Freilich ⸗ er Verfasser auch ein, das Uebel sei in manchen Beziehungen der Art, daß weder Herr Guizot, noch irgendwer die Macht besitze, . 9 wie 9 o ö ö. 2. pu legen, um es grü ilen. Daß mit allen möglichen Wahl- und parlamen⸗— 36 . ö r f Sittlichung des Volkes nicht be⸗ ert, dem Lande nicht geholfen wird, ist mit unwiderleglicher ö 2 Logik er, . Das Buch des Herrn . Ca⸗ „kgue, wenn es auch von einiger Hinneigung zum Pessi inna t f ist, 3. ö. . doch so viel . Ahrend, daß es in der That die höchste Beachtung verdient, ' ö Ge ichen Entgegnungen des Journal des Dabats rei 2 . h ain, . zu widerlegen. Einige wol. uche ih ihr n, itigen Artikel des Journal des Débats weit wn lich . miner berechneten Taktik, als den Ausdruck einer nen, Kah e, erung sehen. Jedenfalls muß es sonderbar erschei⸗ , n n ill Blatt das Buch auch deswegen angreift, nal des da, rr Septembergeseßze wolle. Das Jour⸗ die so ver ie arch nicht in Abrede stellen können, daß Jiegierung . . i er gesch⸗ einer der Hauptstützpfeiler der immer ben Jurgen , J nr, und daß sie trotzdem noch nicht wer, zu welchem sie gegeben wurden.
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Kanton Zürich. en vom 25. Slo? . Herhand lunge des Großen Rathes
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mit wenigen Worten une kana, , er eröffnete die Sitzung Der Namens Aufruf zelt r , , , m auf die Traktanden, derselben vermehrt i . Gäu en,, Mitglieder, die Zahl später wieder auf gi hinge, e, da,, m 106, sank aber schlüsse mehr gefaßt werhel loünlen, , ,, lenentarischen Be= übrigen Geschäfte auf ruhiger. ell; erf alsdehaben und die wurde somit nur der kleinste Theil be m ren wußten. Es den obschwebenden politischen Fragen inn chf en e, der mit ö 1
erledigt. when, stand, Zuerst wurde ein Bericht der Néêgterun ge äber. l Ttuppen-Aufgebote vorgelegt, der inkeß lernt, Nel, ,, nnn Een
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des Bürgermeister Zehnder, daß „auch die Gränz⸗Gemeinden ge und das Freie Amt n, Sicherstellung nn fg. haben.“ y ißt eine Weisung des Negierungs-Rathes, der eine Vollmacht zur Still⸗ stellung des Rechtstrie bes gegen die im Felde stehenden Milizen ver⸗ langte. lleber die Maßregel selbst war man von allen Seiten einig. Da⸗ gegen griffen Obergerichts -Präsident Dr. Fins ler und Pr. Ulrich den Umstand an, daß eine solche Vollmacht dem Regierungs⸗-Rathe und nicht dem Obergerichte, dem nach §. 66 der Verfassung die Aufssicht über den rd orie zustehe, übertragen werden solle. Staats-Schreiber Dr. A Escher vertheidigie den Antrag der Regierung. Bei der Abstimmung wurde jedoch mit 82 gegen 24 Stimmen beschlossen: Der Große Nath — mit Hinsicht auf die beträchtlichen Truppen⸗-Aufgebote, die um der gegen⸗ wärtigen ernsten Lage des Vaterlandes stattgefunden haben und noch dürf⸗ ten nachsolgen müssen; von der Ueberzeugung geleitet, daß es in der Pflicht der Behörden liege, dafür zu sorgen, daß der in den Dienst des Vater= landes unter die Waffen gerufene Bürger oder die nächsten Angehörigen desselben nicht inzwischen in Konkurs gerathen und ihrer bürgerlichen Ehre verlustig werden können — beschließt: Das Obergericht ist beauftragt, für so lange, als es ihm um der gegenwärtigen eidgenössischen Verhilmisse willen erforderlich scheint, die ä , zu treffen, damit die Milizen, die in den eidgenössischen oder kantonalen Dienst berufen und hierzu beeidigt wurden, oder die mit ihnen in unzertrennter Haushaltung lebenden Familienglieder gegen den Rechtstrieb geschützt seien und daher, so weit es zu diesem Zwecke nothwendig ist, das Nechtatriebge⸗ ä ßeitweise zu suspendiren.“ — Aun stellte Pe Üirich nachdem das Entsassungsgesuch des Regierungs-Raths Rud. Sulzer angenommen, die Wahl eines Mitgliedes des Regierungs-Rathes an seiner Staft aber ver= schoben worden war, eine Motion rücksichtlich der Bestellung eines außerordentlichen Staats-Anwaltjß für politische Prozesfe: „In süngster Heit hat der Regierungsrath zwei Beschlüsse über die Stellung der Staats Anwaltschaft und des Polizeiraihes bei Einleitung von Untersuchun⸗= gen gefaßt. Diese, Beschlüsse sind nicht vereinbar mit den bestehenden Ge⸗ ctzen, und als Mitglied des Großen Rathes habe ich das Recht und die Pflicht, vie eo zur Sprache zu bringen und Abhülfe zu veranlassen oder die geeigneten Aufschlüsse von der betreffenden Behörde zu erhalten. Gegen Personen soll darin kein Vorwurf enthalten sein. Ich spreche den handeln den Personen Ueberzeugung von der Richtigkeit dieser Handlungsweife nicht ab. Durch den ersten Beschluß ist für sämmtliche Staats-Verbrechen ein außerordentlicher Staats-Anwalt ernannt worden; durch einen ferneren Be⸗ hluß. wurden die Statthalter Aemter angewiesen, bei Anzeige von politi- schen Vergehen sich an den Polizei-Rath zu wenden. Was den 'ersten Punkt betrifft, so enthält allerdings das Gesetz über die Strafrechtspflege einen Paragraph, der sagt: „„In Fällen, wo weder der Staats? Anwaßt noch desen Substitut ihre Verrichtungen ausüben können, wird der Regie⸗ rungs. Rath einen Stellvertreter bezeichnen.““ Dieser Paragraph läßt aber nur die Auslegung zu: In solchen einzelnen Fällen kann der Regierungs⸗ Nath einen Stellvertreter ernennen, wenn zufällig der Staats Anwalt oder sein Substitut verhindert sind, zu handeln, z. B. wegen Krank ⸗ heit oder Geschäftsüberladung. Alto für bestimmte einzelne gege⸗ bene Fälle erlaubt das Gesetz die Ausnahme, der Beschluß nennt aber eine ganze Klasse noch nicht, bekannter Fälle. Das Gesetz sagt ferner: der Staatsanwalt und Substitut müssen nicht einschreiten können, daß aber hierin ein Hinderniß vorliegt, ist mir unbekannt. Was hat also den Re— gierungsrath geleitet? Einigen Aufschluß ertheilt ein Beschluß des Regie⸗ rungsrathes, worin derselbe die persönliche Uebereinstimmung und Beruͤfs— freudigkeit des Staatsanwaltes als Erforderniß zum Handeln des Staats- anwaltes erwähnt. Eine rechtliche Bedeutung wird wohl dieser berühmt ge⸗ wordene Ausdruck nicht haben köunen. Ich hätte der Behörde geantwör— tet, sie solle aus meinem Handeln schließen, ob ich meine Pflicht erfülle; ob ich es gern oder ungern thue, habe ich mit mir auszumachen. Enttveder that der Staats anwalt seine Pflicht oder nicht, und in letzterem Falle soll man ihn deswegen disziplinarisch oder kriminell bestrafen. Noch viel ein= facher ist es mit dem zweiten Beschluß. Das Gesetz fagt ausdrücklich: der Statthalter soll seine Anzeige an den Staatsanwalt weifen, cf. 5. 22. Mit diesen Worten des Gesetzes steht der Beschluß des Regierungsraihes in ge⸗ radem Widerspruch. Der Neglerungsrath aber steht unter dem Gesetz wie der Bürger. Auch ein späteres Gesetz von 1840 wird diese Abweichung nicht rechtfertigen, wo nämlich in politischen Fällen die Staatsanwaltschaft angewiesen wird, von ihren Maßregeln der Polizei Anzeige zu machen. Auch hier kann die Staatsanwaltschast nicht umgangen werden. Hier han— delt es sich nicht blos um Beobachtung unnützer Formen. Ich darf ver— sichern, daß man bei Berathung jenes Gesetzes das Institut des Staats= anwaltes als eine der größten Neuerungen, als eine der ersten Stützen für die Freiheit des Einzelnen und die Sicherheit des Staates betrachtet hat. Daher hat der Staatsanwalt so viele Pflichten und so viele Rechte, darum wählt ihn nicht der Negierungsrath, sondern der Große Rath. Er sollte namentlich der weitgreifenden Polizei Schranken setzen. Noch viel mehr ist diese Stellung zu wahren bei politischen Verbrechen, wo natürlich die Regie⸗ rung viel befangener sein muß, als bei anderen. Daher ist es gut, daß ein Mann zwischen dem Angreifer und Angegriffenen stehe, um Uebergriffe zu verhindern. Wenn gerade abweichende politische Meinungen zwischen diesen Manne und der Regierung henschen, so ist dies im Interhsse des Staates und des Einzelneu eher ein Vortheil, als ein Nachtheil. Sonst würde der Staats Anwalt zu einem willenlosen Werkzeug herabgewürdigt. Dieses Verfahren des Regierungs, Rathes soll also der Große Rath miß— billigen. Vortheile hat dasselbe keine. Der Würde des Staates schabet es. Bereits herrscht die, wenn auch übertriebene Meinung, wer nicht der gegen- wärtig herrschenden Meinung sei, sei selbst in häuslichen Krelfen von nie— driger Spionage umgeben. Bereits haben auch die niederen Behörden Auf— bah, für Alles recht Obacht zu geben. Damit wird einem System des Auspassens Vorschub, geleistet, das dem Staate schadet. Und namentlich ein solches Verfahren ziemt nicht einer „liberalen“ und „starken“ Regierung, welche die Presse und freie Ueberzeugung nicht scheut, sondern zu beachten weiß, wie man schon wiederholt gehört hat, wenn „despotische“ Regierunw gen ähnliche Verordnungen getroffen haben. Mein Antrag geht dahin: „„Es sei an den Regierungs-Rath die Mahnung erlassen, mit Bezug auf die Stellung und die Verrichtung der Staals-Anwaltschast den gesetzlichen Zustand wieder eintreten zu lassen.““ Natürlich will ich nicht ausschließen, daß der , , l, zur Berichterstattung aufgefordert werde. Sollten Sie wider Verhoffen auf die Sache gar nicht eintreten, so fällt es auf Sie, ich habe meine Pflicht als Mitglied des Großen Rathes gethan.“
Kanton St. Gallen. (Eidg. Ztg.) Der Kanton St. Gallen besteht aus sieben rin Bern len! von denen zwei Rappers⸗ weil und Sargans, ganz katholisch, drei, St. Gallen, Altstätten und Wyl, in ihrer Mehrheit katholisch und nur zwei, Lichtensteig und Wer denberg, in der Mehrzahl (keiner aber ganz) reformirt sind. Kein einziges Bataillon hat mehr als eine Compagnie aus einem Militair= Bezirk, und bei dem bedeutenden Ueberwiegen der katholischen Bevöl- kerung im ganzen Kanton besteht daher auch die Mehrzahl der Mann— schaft jedes Infanterie⸗ Bataillons aus Katholiken. Nur bei den Speziglwaffen, wenigstens bei den Scharfschützen, bildet die radikale Mannschaft die Mehrzahl. Da nun in St. Gallen mit geringen Ausnahmen katholisch gleich konservativ, reformirt gleich radikal ist, so folgt daraus von selbst, daß sich die Regierung auf fein einziges Bataillon verlassen kann. Man sollte nun meinen, die Regierung hätte dieses Verhältniß wissen können, allein dieselbe war seit ihren Thronbesteigung gewohnt, die konservative Partei als nicht bestehend zu ignoriren (Herr Regierungs-⸗Rath Eurti warf die Friedens⸗Petition mit ihren 16,000 Unterschriften unter den Tisch), und bot ohne län⸗ geres Bedenken auf die Nachricht vom Einrücken zweier Compagnieen Schwyzer in Lachen 2 Bataillone Jufanterie und 1 Compagnie Scharfschützen auf. Ueber die Auftritte in Bütschwyl und Mels ist
mübeben demselben bies, daß be, Gs, ali, ,, rn, . Ammannamt Gaster“, d. h. den rabifalen Hi 5 je 3 in allen wichtigen Vorfallenbeiten mit bes zürlchs (in, kae . 532 aus Glarus zufolge, auch mit der glarner) Nensierliss . nung zu seßen“, und daß die Verlegung ürichen scher (in. 6 1 an die St. gallische Gränze auf Ansuchen eben viesch De 4 3 Ferner vernimmt man aus diesem Berichte, baß m zi änzgemeinden gegen Schwoz die Regierung dr . um ben
nöthigen Schuß angegangen haben“, und aus dem mündlichen Neserate
en sich reg e z auf ihren Sammelplätzen eingestellt; als aber
schon berichtet. Die Bauernmasse in Bütschwyl war größtentheils aus der Gegend von Wyl, Jonschwyl, Kirchberg und dem hinteren urgau. Von einem vorbedachten Plane, und höherer Leitung war = Spur, unter den Theilnehmern, kein einziger hervorragender asc es war eine Stegreif Revolution. Die Milizen des soge⸗ n Thürwälderlandes (d. h. aus Gaster und dem Seebezirk)
iti gz ber
wieder aus einanber, und das vielberühmte gasterische Maikränzlein entblättert. In St. Gallen herrschte die größte — e rn ne. vergrößerte die eingehenden Hiobsposten wie immer; die Blrgergarde be⸗ waffnete sich. Die Regierung saß Tag und Nacht; sie bot eine Ka—⸗ vallerie · Compagnie auf, die aber nicht vollzählig erschien, und drei Compagnieen Infanterie aus dem radikalen Militair-Bezirk dichtensteig welche drei meist radikale Gemeinden an den Gränzen von Alttoggenburg besetzten, um dieselben zu schützen und den Aufstand zu dämpfen; der⸗ selbe hatte sich aber von selbst gelegt, und die dortigen Renitenten, so wie diejenigen von Sargans, stellten sich auf Zureden ihrer kon? servativen Großräthe und Bezirks-Ammänner Sonnabends freiwillig wieder ein und zogen zum Theil mit Oberst Hilti von Wattwyl aus ins Thürwälderland. Dort herischte noch ziemliche Aufregung, da gerade Markt in Utznach war. Die todesmuthige Scharfschützen⸗ ompagnie wagte es wegen des die Straße besetzt haltenden Volks haufens nicht, einer Ordre, von Utznach nach Gauen zu marschiren, zu gehorchen. In Ernetschwyl wurden die Rudera der in Büischwyi auseinandergelaufenen 2 Compagnieen, etwa 35 Mann stark, die dort einquartiert werden sollten, von den Bauern verjagt; weiter als zu Prügelscenen kam es übrigens nicht. Nach den neuesten Nachrichten ist auch dort wieder Alles ruhig, und die Ungehorsamen haben ssch bei ihren Bataillonen eingestellt. Der Badewirth von Ernetschwyl soll wegen Versuches zur Aufreizung gefänglich eingebracht werden. Von den etwa 1500 Mann, die im Gaster und Seebezirk auf— gestellt sind, mögen wohl zwei Drittheile der Regierung treu ergeben sein, weil das ganze Bundes Kontingent des Militair⸗ Bezirks Lichtensteig zu ihnen gehört, kriegslustig aber sind auch unter ihnen nicht viele. Mehrere Compagnieen, denen man nicht traut, sind in Lichtensteig, Wattwyl und Kappel einquartiert, darunter auch Rheinthaler, die schon in Goßau massenweise desertiren wollten. Die Artillerie Compagnie, so wie die zwei Kavallerie Compagnieen, sind auf morgen (2b. Oktober) aufgeboten, übermorgen haben wir Landwehr⸗Inspection. ;
Spanien.
S Madrid, 22. Okt. Durch unvorhergesehene Umstände zu einer, wenn guch nur kurzen Unterbrechung meiner Mittheilungen genöthigt, versuche ich heute, des Versäumte nachzuholen, indem ich die Ereignisse der letzten Tage in ein Ganzes zusammenstelle unb auf diese Weise mich bemühe, Ihren Lesern das schwierige Geschäft der richtigen Auffassung der hier vorgegangenen Haupt- und Staats—⸗ Action zu erleichtern.
Ich glaube die dermalige Lage nicht besser verständlich machen zu können, als wenn ich behaupte, man habe die regierende Königin unter eine Regentschaft gestellt, an deren Spitze der General Narvaez als vollziehende Gewalt und die Königin Christine als berathende Be⸗ hörde sich besinden. Ich nenne dies Verhältniß eine Regentschaft, nicht sowohl deshalb, weil die junge Königin seit der Anwesenheit ihrer Mutter sich in der freien Aeußerung ihres Willens gehemmt sieht und in der That nicht mehr mit den Ministern arbeitet, sondern
aus dem Grunde, weil ihr die Ausübung ihres wichtigsten Vorrech— tes, der freien Ernennung ihrer Minister, durch den General Nar—
vaez nicht zugestanden wird. Denn, falls es der jungen Königin in
den Sinn käme, das Ministerium Narvaez auf dieselbe Art und Weise, wie das Ministerium Goyena, absetzen zu wollen, so läßt sich voraus—
sehen, daß die Ausführung dieser Entschließung der Königin an dem festen Willen des Herzogs von Valencia scheitern werde. In dieser Hinsicht wäre also dem gegenwärtigen Kabinette oder doch dem Vor— sitzer desselben eine unverkennbare Bedingung der Stabilität zugesichert worden. Der General Narvaez herrscht und regiert, und da er be— fürchten mußte, wie seine Vorgänger durch die auf die Launen der jungen Königin einwirkenden Personen sich in seinen patrioti— schen Bestrebungen gehemmt zu sehen, so ließ er, kaum zum Mi nister⸗-Präsidenten ernaunt, die von der Natur zur Rathgeberin Isabellens berufene Königin Marie Christine durch den Telegraphen einladen, in aller Eile hierher zu kommen. Es ist bekannt, mit welcher Entschlossenheit die hohe Frau diesem Rufe folgte. Die Ueberraschung der jungen Königin, die keine Ahnung von der be vorstehenden Ankunft ihrer Mutter hatte, war eben 'so groß, als der Gehorsam, mit welchem sie jetzt den ihr von der viel erfahre— nen Königlichen Frau ertheilten Anweisungen nachlommt. Das erste
Geschãft der Königin Christine bestand in einer sorgfältigen Säuberung des Palastes. Anstand und strenge Sitte, so wie
sie zur Zeit der Regentin herrschte, wurde wiederhergestellt und dafür, gesorgt, daß Personen, die, den neuen Regierenden anstößig sind, nicht bis zur jungen Königin durchdringen konnten. Ich will nur der zwei Fälle Erwähnung thun, welche jetzt den Ge— genstand des Stadtgesprächs bilden. Der Brigadier Portillo, der sich bekanntlich seit der Verbannung des Herrn Guüll um die Hand der dritten Tochter des Infanten Don Francisco de Paula bewirbt, kam vor acht Tagen hier an und stellte sich in voller Uniform im Palast ein, um der Königin Isa— bella die Hand zu küssen. Ehe er vorgelassen wurde, erschien aber der General⸗Capitain Roncali und befahl ihm, auf der Stelle nach den Balearischen Inseln abzureisen. Den anderen Fall zu besprechen, ist bedenklicher. Ein junger Mann aus Valencia von nicht üblem Aeußeren, Namens Mirall, war seit längerer Zeit als Baß⸗- Sänger bei der hiesigen Oper angestellt und hatte auch die Ehre, sehr häusig im Palasta erscheinen zu dürfen, um mit der jungen Königin Duetts zu singen. Vor einigen Tagen wurde Herr Mirall in seiner Wohnung von einem Polizei-Agenten verhaftet und, aller seiner Ein— wendungen ungeachtet, unter Bedeckung nach Valencia abgeführt. Ein Blatt, welches sonst entschieden für die jetzigen Minister Partei nimmt, der Espaßol, sagt bei dieser Gelegenheit: „Seit den ruhmwürdigen letzten sieben Monaten sind ein Musiklehrer, eine Leib⸗ wäscherin und ein Sänger Einflüsse ersten Ranges gewesen, konsti— tuirte Gewalten, auf welche unsere Minister rechnen, oder die sie be—⸗ kämpfen mußten. Die Kühnheit einer Hand voll Intriguanten hat die Biederkeit der Spanier betrogen, welche ihrer Königin zu gehor— chen und zu gefallen glaubten, während sie das Spielwerk jener Ver— schmitzten waren, die unter sich Alles vertheilten, die Ehre des Thrones, wie die letzte Spur der Gunst, welche der Unerfahrenheit und Herzensgüte eines siebzehnjährigen weiblichen Wesens entrissen werden konnte.“ Der General Serrano ist unterdessen, statt nach Granada zu gehen, in seinem Geburtsort Arjonilla geblieben. Am 16ten über— brachte ihm dort ein von Granada abgefertigter, von zwanzig Dra— gonern begleiteter Stabs-Offizier eine Regiernungs-Depesche. Die Königin Christine hat sich mit dem Beschlusse ihrer König— lichen Tochter, demzufolge der König im Palaste seine abgesonderte Haushaltung führt, einverstanden erklärt. Auch ist die Königin Isabella noch nicht öffentlich au der Seite ihres Gemahls erschienen. In der Oper nimmt gewöhnlich die Herzogin von Sessa Platz neben ihr. Der König reitet, bisweilen von acht Lakaien begleitet, spazieren. Am Tage nach der Ankunft der Königin Christine erbat der englische ö sich eine Privat⸗-Audienz bei der regierenden Kö⸗
ütschwyler-⸗ Skandal bei ihnen ruchbar wurbe, liefen sie
nigin. Sie wurde ihm sogleich bewilligt. Der Gesandte bemerkte
aber, daß eine Thür des Zimmers, in welchem die Königin ihn empfing, geöffnet blieb. Dieser Umstand bewog ihn vermuthlich, den Worten, die er an die junge Königin zu richten beabsichtigte, eine andere Wendung zu geben. Er beschränkte sich, wie man sagt, darauf, sie mit sehr lauter Stimme wegen der Rüdkehr ihres Gemahls zu beglückwünschen. ö . ᷣ
Der dänische Geschäftsträger erklärte darauf seinem diplomati= schen Antsgenossen, er halte es für seine Pflicht, den . bei Gelegenheit seiner Rückkehr zu seiner Gemahlin zu beglückwün chen. Die übrigen Diplomaten wollten zwar anfangs dieser Ansicht nicht beitreten. Nachdem aber der englische Gesandte dem dänischen Beispiel gefolgt war und den König aufrichtigst beglückwünscht hatte, thaten alle übrigen Vertreter frember Mächfe denfelben Schritt. Der König nahm ihn mit ungewöhnlicher Huld auf. . .
Der General Narvaez entwickelt übrigens neben seiner ewalti⸗ gen Energie einen Geist ungemeiner Versohnlichkeit, Er hat dem englischen Gesandten zwei Besuche abgestattet. Er hat dem General Espartero den Botschafterposten in London angetragen, indem er ihm ausdrücklich dabei bemerkte, die Königin bedürfe seiner Dienste, Er hat den karlistischen Generalen Villareal und Zariategui, welche von der Amnestie Gebrauch machen zu wollen erklärten, geschrieben, sie dürften ohne Weiteres kommen und er würde ihnen ihrem Range entsprechende Anstellungen in der Armee ertheilen. ( Endlich hat er den General Prim, der vor wenigen Jahren überführt wurde, ihm nach dem Leben getrachtet zu haben, zum General-Capitain der Insel Puerto Rico ernennen lassen. Vermuthlich zur Aufmunterung für andere Offiziere.
Der General Fulgosio, abtrünniger Karlist, dann wegen der Verschwörung vom 7. Oktober unter Espartero zum Tode verurtheilt, jetzt mit einer Schwester des Herzogs von Rianzares verheirathet, ist zum Gouverneur von Madrid ernannt worden.
Der Minister des Innern hat seinem Departement eine neue Einrichtung ertheilt, alle von seinem Vorgänger ernannten Beamten abgesetzt und dagegen seine persönlichen Freunde, namentlich alle bei der Redaction des Heraldo beschäftigten Personen, zu den höchsten Würden befördert.
i,, Accise, welche Herr Salamanca abgeschafft hatte, hat sein Nachfolger sofort wiederhergestellt.
Ich komme nun auf diejenige Angelegenheit, die seit einigen Ta⸗ gen hier das größte Aufsehen erregt, und in der That dürfte keine geeigneter sein, die Moralität der Mittel, deren man sich be- dienke, um den letzten Ministerwechsel herbeizuführen, ohne daß eine der betheiligten Personen sich zu beklagen hätte, in das hellste Licht zu stellen.
Jedermann weiß jetzt hier, daß der Minister Salamanca, von allen Seiten und von den Progressisten am meisten bedrängt und seinen Untergang auch als Geschäftsmann voraussehend, sich endlich insgeheim dazu verstand, eine hinlängliche ihm dargebotene Entschä⸗ digung anzunehmen und dagegen die Rolle des Ueberlisteten zu spie⸗ len, während er selbst an . nicht in das Komplott eingeweihten drei Amtsgenossen hinterginß. Der neue Minister⸗-Präsident, General Narvaez, ne n auch jetzt die freundschaftlichsten Beziehungen zu Herrn Salamanca, und die Vermögenszustände des Letzteren sollen wieder in die glänzendste Lage versetzt sein. Nun weist sich plötzlich aus, daß Herr Salamanca kurz vor seinem Aus⸗ tritt aus dem Ministerium Befehl ertheilte, einen Betrag von 50 Millionen Realen (2, 500,00 Piastern) dem Königlichen Hause, welches diese Summe als Rückstand von der Staatskasse zu fordern hatte, in Zprozentigen Staatspapieren zum Course von 32 (sie stehen nur 267), also zum Belaufe von etwa 160 Millionen Realen auszuzah— len. Exrwiesen ist nun und von Herrn Salamanca öffentlich einge standen, daß er diesen Befehl ertheilte, daß er diese Staatspapiere, ohne dazu befugt zu sein, also heimlich und gesetzwiedrig, mit⸗ tirte und die Zinsenlast der konsolidirten Staatsschuld folglich bedeu⸗ tend vermehrte. Erwiesen ist auch, daß der Intendant des König⸗ lichen Hauses diese Jinanz-Operation Salamanca's enehmigte, an⸗ statt sich ihr zu widersetzen. Erwiesen ist auch, daß das neue Mi- nisterium nicht nur Kenntniß von diesem Geschäfte hatte, sondern es auch seinen Fortgang nehmen ließ, und endlich ist so gut wie erwiesen, daß, einem geheimen Uebereinkommen zufolge Herr Salamanca dem Intendanten des Königlichen Hauses nur 100 Millionen in Staatspapieren auszahlen, der Rest dagegen (60. Mil⸗ sionen) unter verschiedene Personen mittelst Berufung auf angebliche, von der jungen Königin unterzeichnete Befehle vertheilt werden sollte. Der Intendaͤnt des Königlichen Hauses gesteht heute, ein, nur 56 Millidnen für die Königin empfangen zu haben. Die Sache wäre dermuthlich geheim geblieben, allein eine gewandte Rechnerin, die Kö— nigin Ehristine, entdeckte den Betrug, und, da man zwar den Ver⸗ rath, nicht aber den Verräther schützt, so dringt jetzt die Partei der Ultramoderirten auf strenge Untersuchung. Dennoch ist zu bezweifeln, daß die wahrhaft Schuldigen die gebührende Strafe treffen werde.
3 Madrid, 24. Oft. Abermals ein Ministerwechsel!
„In Betracht der wichtigen Gründe, welche der General Nar⸗ vaez ber Königin darlegte“, hat sie sich bewogen gefunden, ihn des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zu entheben und es dem Herzoge von Sotoömayor, der es vor Herrn Pacheco be⸗ kleidete, zu übertragen. Der General Narvaez bleibt dagegen Prä⸗ sident des Ministerrathes. Das Marine-Ministerium ist dem Depu⸗ tirten D. Manuel Beltran de Lis angetragen worden, und vermuth⸗ lich wird er es annehmen. Man glaubt auch, der Unterrichts Mi⸗ nister, General Ros de Olano, den die Königin nicht mehr sehen will, und den sie mit dem Namen „Judas“ bezeichnet, werde sein Portefeuille an Herrn Pidal abgeben.“
Die Entführung (rapto, wie sich die hiesigen Blätter ausdrücken) des Sängers Mirall bildet noch immer den Gegenstand aller Ge— spräche. Die junge Königin soll den Ministern ihren vollen Unwillen über diesen gewaltsamen Eingriff in die persönliche Sicherheit eines ihrer getreuesten Unterthanen zu erkennen gegeben haben. Ein Blatt behauptet sogar, die Minister hätten dem Herrn Mirall einen Beam—⸗ ten nachgeschickt, um ihn zur Rückkehr einzuladen.
Die Gaceta veröffentlicht heute eine Verfügung des Finanz— Minister, kraft deren dem General-Direktor der Staatsschuld befohlen wird, die bewußten dreiprozentigen Staatspapiere bis auf Weiteres nicht an die Kasse des Königlichen Hauses abzuliefern. Allein auf der einen Seite ist erwiesen, uu auf Befehl des neuen Fingnz⸗Ministers selbst dreiprozentige Staatspapiere zum Belaufe von 163 Millionen Rea= len angefertigt und aus dem Staatsschatze verabfolgt wurden, während auf der anderen Seite der Intendant des Königlichen Hauses, Herr Pena Aguayo, anzeigt, daß er nur 60 Millionen empfangen habe. Jedermann fragt nun, wo die übrigen 113 Millionen blieben, und selbst ein Theil der moderirten Partel dringt darauf, daß diese An⸗ gelegenheit durch eine besondere Kommission von Senatoren und De⸗ putirten untersucht werde.
Der Glaube an die bevorstehende Ankunft der Her ogin und des Herzogs von Montpensier ist hier so allgemein, 2 als vor einigen Tagen ein sechsspänniger Reisewagen unter Kavallerie Be⸗ deckng durch das nach Bayonne . Thor einfuhr, das her⸗ beieilende Volk in den im Wagen besindlichen jugendlichen Personen
2103 aus, daß die Reisenden Kinder der Königin Christine (aus zweiter Ehe) waren. — ; 1 Gestern erschien die regierende Königin zum erstenmal wieder öffentlich an der Seite ihres Gemahls. Der Sommer Aufenthalt im Pardo und die Anstrengungen der Kaninchen⸗-Jagd scheinen seiner Gesundheit zuträglich gewesen zu sein. Der bisherige Adjütant des Generals Narvaez, Oberst Gaertner, ist zum General- Konimandanten der Provinz Huesca (Aragonien) ernannt worden, wird jedoch, seiner Gesundheit wegen, vor der Hand hier in der Hauptstadt bleiben. . . Die Erwartungen, die man auf die Operationen des Generals Concha in Catalonien setzte, sind bisher unerfüllt geblieben. Es ist seltsam genug, daß in Portugal eine stark befestigte, mit einer zahl⸗ reichen ünd kriegsgeübten Besatzung versehene Stadt sich ihm ohne Widerstand ergab, obgleich er kaum liber 20,0009 Mann verfügte und er jetzt mit einer Armee von 50, 000 Mann nicht vermag, die 5000 über ganz Catalonien verbreiteten Parteigänger des Grafen Monte⸗ molin zu überwältigen. Selbst die den sich Unterwerfenden zuge⸗ sicherte Straflosigkeit hat nur sehr geringe Wirkung gethan. Die Chefs der Karlisten stellten ihrer Mannschaft frei, von dieser Amne—⸗ stie Gebrauch zu machen; fast Niemand verließ die Reihen. Die musterhafte Mannszucht, welche die Karlisten beobachten, sichert ihnen die Theilnahme der Bevölkerung zu, aus deren Mitte sie ohnehin selbst hervorgehen. Kurz vor dem Sturze des letzten Ministeriums erhielten die Karlisten eine Verstärkung von 500 Mann, welche, von kundigen Führern geleitet, bei Sen de Urgel unangefochten über die französische Gränze kamen. Jetzt dürfte ein solcher Zuzug schwerlich gestattet werden.
Vorgestern errignete sich in einer der hiesigen Hauptstraßen ein seltsamer Auftritt. Zwei Offiziere desselben Regimentes, aber von verschiedenem Range, begegneten sich. Der eine zog seinen Säbel und versetzte dem anderen einen Hieb in den Hals, an dessen Folgen er bereits gestorben ist. Dennoch hatte Letzterer noch Kraft genug, seinem Gegner den Kopf vom Ohr bis zum Munde zu spalten. Die zahlreichen Zuschauer sorgten dafür, daß beide in ihrem Blute schwim⸗ menden Offiziere nach der Hauptwache getragen wurden.
Die Diligence, welche gestern von Bayonne hier ankam, war bei Lerma von Straßenräubern angefallen worden. Sie bemächtigten sich mehrerer Fässer Silbergeld, die für die hiesige Bank bestimmt waren.
An dem Tage, an welchem der General Narvaez sich als Mi⸗ nister⸗Präsident zu erkennen gab, stiegen die dreiprozentigen Papiere auf 28, und man prophezeite ein höheres Steigen. Allein sämmt⸗— liche Papiere sind fortwährend gefallen. Gestern standen die dreipro⸗ ig auf 50 Tage 26 und gegen baar 268. Fünfprozentige 157 *.
rhei.
Konstantinopel, 13. Okt. (A. 3.) wird noch immer im Polizei ⸗Ministerium gefangen gehalten. Die Regierung scheint entschlossen, sagt das hiesige Jour⸗ nal, ihn mit großer Nachsicht zu behandeln. Alle Versprechungen, die ihm Osman Pascha, als er sich ergab, gemacht habe, würden heilig gehalten werden. Man werde nicht nur sein Leben xespekti⸗ ren, sondern auch sein Besitzthum, so wie das seiner ganzen Familie; man werde sich begnügen, ihm als Aufenthalt nur einen Ort zu be— stimmen, wo man hn leicht überwachen könne. Warum sollte man auch einen so guten Muselmann, der zwar, so lange es ging, den Re⸗ bellen gespielt, sich aber doch endlich wieder unterworfen, sonst aber nichts Üebles gethan hat, als daß er ein paar Tausend Giaure abge— schlachtet, nicht mit aller Milde und Schonung behandeln?
Die Cholera soll in Trapezunt abnehmen; doch sterben den letz— ten Nachrichten zufolge täglich noch 10 bis 15, Vorigen Donnerstag hat der Großherr seinen Köschk in Haider—
Bedrhan Bey
einem das Gesetz liebenden Volke ober Bürgern, welche mit den öf= fentlichen Interessen sich beschäftigen und auf die Stimme der Rer= nunft hören, Mittel zur Reform darbietet, so werden jene Fehler früher beseitigt sein, als sie schaden konnten.“
Diese Sätze lassen sich in folgenden wenigen Worten zusammen⸗ fassen: ohne die öffentlichen Sitten ist das Gesetz nur ein todter Buchstabe. Ein merkwürbiges Geständniß einer Regierung, welche damtt über sich selbst das gerechteste und strengste Verdammungs⸗ Urtheil ausspricht, denn in der Geschichte der Völker hat keine Au⸗ torität so sehr, als der Konvent, die Gewaltthat, die Verachtung durch das Gesetz geheiligter Rechte, den Haß gegen die Tugend die Erhebung der Mittelmäßigkeit und des Verbrechens gelehrt. Selt⸗ sam! in derselben Zeit, als der Konvent durch das Organ Condor⸗ cet's indirekt eingestand, daß die Republik noch weniger als die Mo⸗ narchie sich der öffentlichen Sitten begeben könnte, weil auf ihnen allein in einer Republik die ganze Gewalt beruht, welche, die Gesellschaft zusammen und aufrecht hält, zerstörte er diese Sitten, indem er durch jedes nur mögliche Mittel die Idee der unbe⸗ schränkten Volks Souverainetät und die Gleichheit nicht nur der Rechte, sondern auch der Verhältnisse und Kapazitäten zur Geltung zu bringen sich bestrebte. Ein absurder Widerspruch, der sich nicht anders, als durch die Blindheit der schlechten Leidenschaften erklären läßt; denn wir haben sie so eben an dem Beispiel Condorcet's bei Männern kennen gelernt, die dem Republikanismus entschieden ge—⸗ neigt, aber noch im Stande waren, nachzudenken; die Vernunft em-= pörte sich gegen die Ergebnisse, welche diese doppelte Theorie unfehl⸗ bar liefern mußte. Als die Erfahrung die Franzosen gezwungen hatte, anzuerken⸗ nen, daß die Gleichheit, von welcher sie träumten, mit der Achtung vor der Autorität unvereinbar wäre, gaben sie ben physischen Ver- hältnissen des Neichs die Schuld; sie glaubten, Frankreich wäre zu groß für eine Negierungsweise, welche in der That höchstens nur für lleine Munizipalitäten passen kann. Man kam damals auf den Ge⸗ danken, aus Frankreich eine Föderatio-Republik zu machen, nach dem Muster der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und der schweizer Conföderation; denn man bildete sich ein, die re ublikanische Gleich⸗ heit wäre nicht nur ohne Unbequemlichkeit in Staaten von einigen Hunderttausend Einwohnern, sondern auch das geeignetste Prinzip, um die besten Fähigkeiten aus alien Schichten der Gesellschaft an die dei tung der öffentlichen Angelegenheiten zu führen. Necker, der nicht allzu strenger Republikaner und noch weniger Freund der französischen Revolution war, zeigte sich sogar dieser Idee sehr geneigt. Man sah noch nicht, was die Erfahrung einiger späteren Jahre über die Wirkungen der Volks Souverainetät und der Gleichheit in den Re⸗ publiken der Vereinigten Staaten und der Schweiz aufdecken mußte, nämlich, daß die Ersteren noch zu jung sind, um dafür ein Gegen⸗ stand des Studiums zu sein, die Anderen vielleicht zu alt, in jedem Fall zu unbedeutend in der politischen Wagschale Euroha's und zu schwer, in ihrer Mannigfaltigkeit und ihrer Kleinheit richtig erkannt zu werden, um die Blicke der Publizisten auf sich zu ziehen. .
Heute genügt es, nur die Augen zu öffnen, um die Utopieen der französischen Föderalisten wie Träume verschwinden zu lassen.
Die Worte Eondorcet's könnten, wie es scheint, besser jetzt an die Schweiz als damals an Frankreich gerichtet werden; denn man sollte glauben, Völker, welche seit so vielen Jahrhunderten an die republltanische Freiheit und Gleichheit gewöhnt sind, hätten endlich gelernt, mit Weisheit diese Güter zu genießen, und könnten besser als jebes andere Volk die Vortrefflichkeit jener Rathschläge würdi⸗
gen; dennoch dürften die Worte Condorcet's für die Schweiz eine nicht weniger bittere Kritik sein, als sie es für Frankreich waren. Es ist eine Thatsache, die mir jeden Tag immer deutlicher ent⸗ gegentritt, daß nämlich in der Entwickelung der Ideen zwischen dem revolutionairen Frankreich und der radikalen Schweiz eine vollständige Aehnlichkeit herrscht; wir können in diese Annäherung fast das ganze Europa mit einschließen; es ist, als hätte am Ende des vorigen Jahr⸗
pascha wieder verlassen und noch für einige Zeit seine Residenz in Beilerbey bezogen.
Während der Dauer der Sonnenfinsterniß am g9ten d., deren Beobachtung hier wenig durch Gewölk unterbrochen war, feuerten die hiestgen Batterieen und die hier liegenden türkischen Kriegsschiffe recht fapfer mit ihren Geschützen drein, und alle Welt stand, wie das hie—⸗ sige Journgl sagt, harrend auf den Dächern wie an Fenstern und Thüren, blickte nach der Sonne und hätte nichts mehr gewünscht, als daß der Mond, anstatt, wie er sollte, gerade vor der Sonnen scheibe vorüber, daneben hingegangen wäre und die Vorhersagungen der Wissenschaft Lüge gestraft hätte.
Der englische Konsul zu Bagdad, Herr Rawlinson, war am 20. Juli in Hamadan angekommen; er soll in den Felsen von Bisitun neuerdings mehrere antike Basreliefs aufgefunden haben.
Briefe aus der Schweiz. eie de,. (Oktober 1847.) (Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 274 Beil., 278 Beil. und 304 Beil.)
D. Das Constitutions⸗Comité, welches im Jahre 1792 von dem National⸗-Konvent beauftragt war, für Frankreich einen neuen Con⸗ stitutions Entwurf vorzubereiten, drückte sich in der von Condorcet abgefaßten Einleitung, welche diese Constitution begleitete, folgender⸗ maßen aus:
„Franzosen! Wir schulden Euch die ganze Wahrheit. Verge— bens würde eine bloße, wenn auch wohlkombinirte Constitution, die von Euch angenommen wäre, Eure Rechte sicherstellen. Ihr werdet weder den Frieden, noch das Glück, noch selbst die Freiheit kennen lernen, wenn nicht die Unterwerfung unter die Gesetze, welche das Volk sich giebt, für jeden Bürger die erste seiner Pflichten ist, wenn jene gewissenhafte Achtung vor dem Gesetz, welche die freien Völker charakterisirt, sich nicht selbst auf diejenigen Gesetze ausdehnt, deren Reform das öffentliche Wohl wünschenswerth machen könnte; wenn Ihr, beauftragt mit der Wahl der Wächter aller Autoritäten, dem heinilichen Gerede der Verleumdung nachgebet, anstatt die Stimme des guten Rufes zu hören; wenn ein ungerechtes Mißtrauen die Tu⸗ genden und die Talente zu Einsamkeit und Stillschweigen verdammt; wenn Ihr die Mittelmäßigkeit, welche den Neid nicht rege macht, dem Verdienste vorzieht, das jene zu verfolgen liebt, wenn Ihr die Menschen nach Gefühlen beurtheilt, die so leicht zu erheucheln sind, und nicht nach einem Lebenswandel, dessen konsequente Führung schwer ist; wenn die Bürger endlich in strafbarer Gleich⸗ gültigkelt nicht die wichtigen Functionen, welche, das Gesetz ihnen g, hat, mit Ruhe, Eifer und Würde ausführen. Wo sollten Freiheit und Gleichheit sein, wenn das Gesetz, welches die Al⸗ len genen Rechte regelt, nicht auch auf gleiche Weise geachtet würdeß Ünd welchen Frieden, welches Glüch könnte ein Voll erwar= ten, dessen Unklugheit und Sorglosigkeit seine Jnteressen Männern
jenes hohe Ehepaar zu erkennen glaubte. Es wies sich jedoch bald
anvertraute, welche n oder bestochen sind? Welche Fehler nun
im Gegentheil eine Constikution auch enthalten mag, wenn sie nur
hunderts sich über Frankreich ein Wolkenbruch ergossen, dessen Wasser, nachdem sie unauslöschliche Spuren zurückgelassen, sich in den Boden gezogen haben und jetzt im der Ferne in unzähligen Durchsickerungen wieder erscheinen, dort wie ein Strom, hier wie ein Fluß, an tausend Orten wie kalte und verdorbene Lachen, welche den reichsten Boden in unfruchtbares und ungesundes Sumpfland verwandeln.
Ueberall und durch alle Modificationen der Form hindurch blik⸗ ken als die beiden herrschenden Ideen die absolute Souverainetät des Volkes und die soziale Gleichheit hervor.
Die Lehre von der Souverainetät des Volkes in dem Sinne, daß jede Regierung eingesetzt ist zum möglichst größten Wohl der Regierten, ist eine Wahrheit, welche Niemand in der Schweiz, ja, ich behaupte, in der civilisirten Welt, in der christlichen Welt, abzu⸗ leugnen sich versucht fühlen wird. Aber so verstehen es nicht die vorgeblich Liberalen; es genügt ihnen nicht, daß Alles für das Volk geschieht, sie wollen, daß Alles durch das Volk geschieht, und wie man in Frankreich von der konstituirenden Versammlung zum Konvent, von dem philosophischen Prinzip zur praktischen, Wirk⸗ samkeit überging, eben so sah man in der Schweiz in sehr kurzer Zeit die Souverainetät des Volkes durch die Allgewalt der Volksversammlungen hergestellt, in welchen Constitutionen gemacht und umgestoßen werden, ohne gründliche Prüfung, ohne Diskussion, ohne Achtung vor der Vergangenheit, ohne Garantie für die Zukunft mit der absoluten und eigensinnigen Willkür eines Anführers, welcher Niemanden l g nf f ld ist.
Die konstituirende Versammlung Frankreichs hatte dem Prinzip nach die Souverainetät des Volkes dekretirt; sie hatte in dem Sinne Recht, daß, wenn sie das monarchische Frankreich in eine Republik verwandeln wollte, ihr daran liegen mußte, das Volk über alle Ge⸗ walten zu stellen. Man sah bald unter dem Konvent die unbeugsame Logik der Thatsachen, die Folgen des Prinzips entwickeln. „Die In⸗ surrection ist die heiligste der Pflichten!“ das war die Antwort des Volkes auf die Worte Condorcet's.
In der Schweiz waren die Folgen dieses Prinzips mehr uner— wartet, aber nicht weniger treffend; wenn die Schweiz nicht ihre „Schreckensherrschaft“ e hat, so geschah dies, weil den Re⸗ volutionsmännern die Zeit und der Widerstand fehlten; im Uebrigen, was die Stabilität des Gesetzes, die Achtung vor den ge⸗ setzlihen Formen anbetrifft, so ist der Beweis nicht weni⸗ ger , En en; die Revolutionen von Bern, Zürich, Waadt, Wallis, Genf u. s. w. zeigen uns sämmtlich, wie die Volks= Versammlungen den Namen des Volks usurpirten, um die Souverai, netät zu mißbrauchen, Verfassungen 1 welche die Mittel gesetzlicher Reform darboten, und um so lauter ihre Verachtung und ihren Haß gegen den Zügel der Gesetzlichkeit an den Tag zu legen, je roher und leidenschaftlicher die 6 der Verfassung nach ihrer Wahl war. Die Kantone haben, wie rankreich, ihren 10. August und ihren 18. Brumaire gehabt. . sen
Vor 1830 9 man noch nicht in der Schweiz daran, g 31 Verfassungen die Souverginetütt des Volks aue ee zer . denn; wo könnte die Souverginetät in einer Demokra r. ch als beim Volke? Ohne bestimmt formulirt zu cc n nö ich Pin nicht weniger auf indirekte Weise in y, ber beun.
ag nach 1630 schrieb man es aber in vo cen die nen
noch einmal sei es gesagt, die Bewegung, we