1847 / 324 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

1h t ätten die Stände gesehlt in Behand= Reichs tags-Zeitung 1 r irie , , e ferien, fe e . 1 . bie speziellen, interimistischen Fragen verhan= . Ee . stimmte gegen . Reichstags - Zeitung und will fur alle Jeitungen friere? 30. eme, daß selbst vom Ge⸗ Der Statthalterei⸗- Rath von m]! äußerte, da ( sichtspunfte der Regierung die Frage benachten nichts wünschen 2 sei len! als die Einführung, von repressiven Preßgesetzen. Der Nedner ist 4 daß eft bei der jetzigen Manipulation der Censur ohne Willen 2 D fen der Negierung Miß brauche geschehen, und oft aus Unwissen bern, ka es der Regierung unmöglich ist, in jeden. kleinsten Ort einen gan: befahigten Censor aufzustellen, und aus diesen Ursachen sei die jetzige Cen- sur für die Zukunft auch unpraßtisch. Er glaube im Sinne der Negierung für das Justandebringen von repressiven Preßgesetzen stimmen zu können. Als im Laufe der Verhandlung das auf der Galerie und im Saale anwesende Auditorium den sprechen wollenden Deputirten des honther Ko⸗ nitats durch Zischen und Lärmen hinderte, richtete der pesther Komitats⸗= Deputirte Moritz von Szentkirälvi folgende Worte an das Auditorium: Ich ersuche um Ruhe, ja, ich verlange, sich ruhig zu verhalten; wenn nicht, so werden von Seiten des Oberst-⸗Stallmeisteramtes bald geeignete Maßregeln eingeleitet werden.“ Nach diesen Worten fand die Verhandlung ruhig statt.

Hermannstadt, 22. Okt. (Preßb. Ztg.) In der gestrigen Landtags-Sitzung erschien das K. Gubernium, und es wurde folgen⸗ des Königl. Reskript verlesen:

„Wir Ferdinand J. 2c. Daß Ihr, Unsere Sanction des Gesetzes über den Gebrauch der ungarischen Sprache nicht abwartend, Eure Vorstellung vom 8. Oltober J. J., in Betreff der Aufnahme einiger Unserer getreuen und wohlverdienten Unterthanen in die Reihe der Indigenen dieses Groß⸗ fürstenthums Siebenbürgen, welche in gewöhnlichem Wege zu Uns gelangt ist, nicht in der Sprache, welche der gesetzliche, bisher beobachtete und durch Unsere Allergnädigste Entschließung vom 23. September nicht abgeänderte Gebrauch Euch vorschreibt, Uns unterbreitet habt, können Wir nicht guthei⸗ ßen und wollen Euch für die Zukunft zur genaueren Beobachtung Ünserer Allerhöchsten Königlichen Entschließungen verwiesen wissen. Uebrigens ha⸗— ben Wir von den Gesetz-Artikeln, welche Ihr bei dieser Gelegenheit Uns unterlegt habt, die hier beigeschlossenen Allergnädigst bestätigt, Betreff der übrigen eben auch in diesem einen Gesetz-Artikel enthaltenen Individuen verweisen Wir Euch darauf, Unsere weitere Allerhöchste Entschließung ab⸗— zuwarten, und finden Euch zu bedeuten, daß Ihr die erwähnten, bestätigt herabgesendeten Gesetz-Artikel den übrigen Unserer Königlichen Sanction zu unterbreitenden Artikeln anzureihen Euch beeilen möget. Wir bleiben Euch übrigens 2c. Gegeben am 15. Oktober 1847.“

X Wien, 18. Nov. Heute wurde die für den 16ten d. M. bestimmte Rückkehr Ihrer Majestäten nach der Eröffnung des Land— tages von Preßburg erwartet, deren Verspätung durch die Unpäßlich⸗ keit Ihrer Majestät der Kaiserin in Folge einer Erkältung eingetreten ist. Die bekannte Anhänglichkeit der Üngarn hat sich auch bei die- sem Anlasse durch eine ungeheuchelte, echt patriotische Gesinnung mit jeder sich darbietenden Gelegenheit laut ausgesprochen.

Eine angemessene Reguliruug in der Administration unseres Ei— senbahnwesens, besonders wegen Besorgung des Staats-Eisenbahn⸗ Betriebs durch eigene Regie und Aufhebung des Verpachtungssystems, liegt in der Absicht der Staatsverwaltung; zu diesem Ende hat die Kaiserl. administrative General-Direction für Staats-Eisenbahnen die entsprechenden höheren Weisungen erhalten.

Unser Universitätsleben, welches durch den energischen Einfluß des sehr verehrten Präses der Studien-Hofkommission, Freiherrn von Pillersdorf, seine neue Aera beginnt, gewinnt durch das Docenten— wesen für die Heranbildung eines tüchtigen Professorenstandes eine erfreuliche Umgestaltnng und wird hoffentlich bald die Konkurs-Prüfun— gen zur Erlangung einer Lehrkanzel beseitigen. Die Zahl der außer— ordentlichen Vorlesungen durch Docenten nimmt mit jedem Schul— jahre zu.

Zu dem Bau eines neuen Irrenhauses, dessen Bau in vier Jah— ren vollendet sein muß, hat der Staat die erforderlichen Fonds be⸗— willigt.

ran kr erich.

Paris, 17. Nov. Der König und die Königliche Familie ha⸗ ben dem Advokaten Bresson, Bruder des Gesandten, ihre Beileids⸗ bezeugung über den Tod seines Bruders ausdrücken lassen. Der erste französische Gesandtschafts⸗Secretair in Neapel soll sich in einer Note an Herrn Guizot über das Benehmen des Polizei⸗Ministers del Car— reto gegen ihn lebhaft beschwert haben. Die Gräfin Bresson ist ge—⸗ stern schon mit der Leiche ihres Gatten in Paris eingetroffen.

Die Minister sollen sich in einer ihrer letzten Berathungen mit der Wahlreform⸗Bewegung und den durch dieselbe veranlaßten De⸗ monstrationen beschäftigt und den Beschluß gefaßt haben, in der näch⸗ sten Session der Kammern keine Konzession zu Gunsten der Wahl⸗ Reform zu machen. Bei dem Reform⸗-Bankette in Valenciennes am 1Iten machten mehrere Redner, selbst von der äußersien Linken, auf die Nothwendigkeit aufmerksam, den Meinungs-Verschiedenheiten, welche sich in letzterer Zeit über die weitere Anwendung der Reform⸗ Prinzipien erhoben hätten, vorerst Schweigen aufzuerlegen und den reformistischen Demonstrationen die Stärke zu verleihen, welche sie aus der „Eintracht“ und der „Gesetzlichkeit“ schöpfen würden, als welches das einzige Mittel sei, den Widerstand des „Kabinets der Unbeweglichen“ zu vereiteln. Auch Rouen reiht sich nun den Städ— ten an, welche reformistische Manifestationen bereits gemacht haben oder noch vorbereiten. In dieser Hauptstadt des Departements der Nieder⸗Seine beschäftigt sich jetzt eine Kommission thätigst, ein solches Fest vorzubereiten; sämmitliche Fractionen der Opposition sollen zur Theilnahme an dem Bankette eingeladen werden, so wie auch eine große Anzahl von Deputirten.

Das Journal des Débats bringt heute die Nachricht von der Capitulation Freiburgs und zugleich das Gerücht, daß General don. Salis-Soglio in Aargau eingedrungen sei und sich der wichtigen Position von Jofingen bemächtigt habe.

„Man spricht von der Gründung einer Ackerbauschule in Algerien, . n . aller . Ackerbauschulen der Reihe nach

Jahre geschie ie Kultur ĩ öden an ict werden sollen, um die Kultur des dortigen Vorgestern starb in Paris der ehemalige Dolmetscher Napoleon's während des äghptischen Feldzuges, Suleiman.

Der Moniteur enthält eine Königliche Verordnung, durch wel e die Marseille⸗ Avignon Eisenbah n Gefellschaft ermächtigt wird, 20 Millionen Franken unter den durch das Gesetz vom 2. August festgeseßten Bedingungen aufzunehmen.

Ein Journal meldet, der Handels- Minister wünsche einen Post— Dampfschiffdienst zwischen Hasre einer- und Schweden und Norwegen andererseits einzurichten, der Finanz-Minister sedoch, den er darüder zu Rathe gezogen, habe die Ansicht geäußert, daß die von dieser Ein- richtung zu erwartenden, vortheilhaften Ergebnisse nicht bedeutend ge— nug sen wiirden, um die großen Kosten zu rechtfertigen.

Die National- Garde, von Havre ist neu orgauisirt und außer den gewöhnlichen Corps eine Marine⸗ Compagnie gebildet worden, welche aus Leuten besteht, die praftisch und thebretisch mit der Schiff= fahrt vertraut sind.

In den Staatswaldungen des Departements Loire⸗et⸗Cher zie⸗ hen seit kurzem die Bewohner einer Anzahl benachbarter Gemeinden ifm ff in die Forsten und schleppen mit Gewalt alles Holz weg,

dessen sie habhaft werden können. Der Forst⸗Inspektor hat, um nicht

2222 einschreiten zu dürfen, eine längere Reise angetreten, und die unteren Forsibedienten werden von den Holzfrevlern förmlich verhöhnt und be⸗ schimpft. . Heute ist die Nente wieder ziemlich lebhaft gestiegen; Eisenbahn⸗ Actien eben so, in letzteren wurden einige Käufe effektuirt.

Xx Paris, 17. Nov. Nachdem schon seit einiger Zeit hier, zu Won und in einigen anderen Städten Unterzeichnungen von Bei⸗ trägen an Geld zur Unterstützung des Papstes eröffnet sind, bei wel⸗= cher sich aber bis jetzt fast nur Mitglieder der Geistlichkeit betheiligt haben, sind nun auch zwei Aufrufe zu Unterstützungs Beiträgen für die Kantone des schweizer Sonderbundes ergangen; der eine durch den Grafen von Montalembert, als Vorstand des Ausschusses der so⸗ genannten katholischen Wähler von Frankreich, der andere durch den Herzog von Cars und den Marquis von Pastoret. Beide gehen vor= zugsweise vom religiösen Gesichtspunkte aus, weil die Kantone des Sonder⸗ bundes fast durchgängig der katholischen Konfession angehören, doch wird im ersteren als Motio auch hervorgehoben, daß man die kleinen Kantone unterstützen müsse, weil ihre Sache die Sache der wahren Freiheit sei, welche den Kampf gegen die Tyrannei und Unterdrückung der Tagsatzung zu bestehen habe. Auf der ersten Liste von Beitragen den, an deren Spitze Graf von Montalembert selbst mit 300 Franks steht, sinden sich Vicomte von Chateaubriand mit 20 Fr,, die be⸗ kannte Mdme. Recamier mit 20 Fr., der Herzog von Nogilles, Pair von Frankreich, mit 60 Fr., Doktor Recamier mit 120 Fr. und der ehemalige Oberst Gregoire mit 100 Ir. Das Gesammtergebniß der ersten Liste ist 1108 Fr. Es ist nur zu fürchten, daß es unmöglich sein wird, diese Gaben an ihre Bestimmung gelangen zu lassen, wo⸗ hin sie bei der jetzigen Absperrung der inneren Kantone durch die sie umgebenden radikalen, und zumal nach der Capitula— tion von Freiburg, schwerlich mehr befördert werden können.

Die hiesigen spanischen Staatsgläubiger sind mit der Ernennung des

Herrn Bravo Murillo zum Minister der öffentlichen Arbeiten, des Handels und des öffentlichen Unterrichtes sehr zufrieden; aber noch größere Befriedigung würde ihnen der Wiedereintritt des Herin Mon in das Finanz-Ministerium verursachen, weil sie von diesem Staats⸗ mann neuerdings große Hoffnungen sich machen, daß er etwas für die definitive Negelung des spanischen Staatsschuldenwesens, also für Befriedigung ihrer Forderungen, thun würde, wenn er wieder ins Amt träte. Es ist Thatsache, daß Herr Mon während seines letzten Auf— enthaltes in Paris Unterredungen mit einer Anzahl spanischer Staats⸗ Glaͤubiger gehabt und denselben für den Fall seiner Rückkehr zur Leitung der spanischen Finanzen sehr beruhigende Zusicherungen ge⸗ macht hat, wie sonderbar es auch klingen mag, daß ein Mann schon Versprechungen giebt für einen Fall, dessen Eintritt jedenfalls noch nicht sicher, wenn auch möglich ist. Herr Mon sprach dabei auf eine Weise und mit einer Bestimmtheit, als walte nicht der geringste Zwei⸗ fel an seiner baldigen Wiederberufung ob. Indessen scheint das spa⸗ nische Kabinet vorläufig doch noch nicht an die Entfernung des jetzi⸗ gen Finauz⸗-Ministers Herrn Orlando zu denken, da es vielmehr Herrn Mon die Ernennung zum Präsidenten des Kougresses bei der Cortes= Versammlung zudenkt, welche vorgestern zu Madrid eröffnet worden ein muß. 9 Ernennung des Generals Manuel de la Concha zum spani— schen Botschafter in Paris ist heute hier bekannt geworden, Viel⸗ leicht hat dieser General für die diplomatische Laufbahn mehr Talent als für die militairische, denn in Catalonien hat er als General- Ca⸗ pitain seine stiategischen Talente in eben nicht sehr glänzendem Lichte gezeigt, er hat nicht allein den Karlisten keinen besonderen Abbruch zu thun vermocht, sondern diese haben sogar noch Boden gewonnen, au Zahl zugenommen, seit General Concha an der Spitze der ihnen entgegengesetzten Truppen stand, und am Ende seiner Laufbahn in Catalonien scheint er sogar noch das Unglück gehabt zu haben, sich in einen Hinterhalt locken und schlagen zu lassen. So melden we— nigstens Briefe von der Gränze.

Großbritanien und Irland.

London, 16. Nov. Eine Deputation, welche aus Abgeordne⸗ ten der Antillen und sonstigen beim Kolonial⸗Handel betheiligten Per⸗ sonen bestand, überreichte vorgestern Lord John Nussell eine Denk- schrift, in welcher das Einschreiten der Regierung bei der gegenwär⸗ tigen Noth als das einzige Mittel angegeben wird, die Kolonieen von gänzlichem Untergange zu retten.

Die gestrige Zahlungs-Einstellung von Trueman und Cook, der bedeutendsten Mäkler in Kolonial⸗Waaren, hat großes Aufsehen ge⸗ macht. Die Passiva der Firma sollen 350,009 Pfd. betragen, sämmt⸗ lich Accepte, von denen indeß, wie es heißt, für 70,000 Pfd. von anderen Häusern gedeckt werden dürften. Vorschüsse auf Kolonial⸗ Produkte an die großen ostindischen und Mauritius-Häuser in London, welche vor kurzem fallirt haben, sollen die Ursache der Zahlungs Ein— stelling sein, die man schon vor drei oder vier Wochen als wahrschein⸗ lich bezeichnete, und die damals dem Betrage der Passiva nach viel bedeutender gewesen sein würde, von der man indeß hoffte, sie werde durch die neuerdings eingetretene Reaction verhindert werden. Die Nichtzahlung einer Tratte von 10,000 Pfd. von Gower und Comp., welche sich in den Händen der Bank von England befand, gab gesternn Morgen das erste Anzeichen von der Stockung des Hauses, welche im Laufe des Tages durch das nachstehende Cir= eulair bestätigt wurde: „Der langdauernde Druck der Zeit und der Verlust an den Preisen, der bei dem jetzigen gedrückten Stande der Waarenmärkte nothwendigerweise übernommen werden mußte, um die schwierigen Verpflichtungen zu erfüllen, welche durch die Insolvenz so vieler Geschäftsfreunde auf uns allein gekommen sind, haben uns bestimmt, für jetzt keine weiteren Zahlungen zu machen. Wir bes dauern die temporaire Unbequemilichkeit, welche daraus entstehen wird, aber wir werden keine Zeit verlieren, einen Status unserer Verhält⸗ nisse den dabei Interessirten vorzulegen, und zweifeln nicht, daß die—⸗ ser Status zufriedenstellend sein und Vertrauen zu dem Resultate er⸗ wecken werde. Unterz. Trueman u. Cook.“ Diesem Circulair war ein Schreiben beigefügt, in welchem angezeigt wurde, daß die Firma ihr Maklergeschäft fortfetzen werde und zu dem Behufe ein besonde⸗ res Bauk-Konto auf die Namen Joseph Trueman jun., H. 7. Windsor und J. P. Mason (Letzterer kein Associs der Firma) eröfs⸗ net habe. Die neuen Geschäfte werden von den früheren Verbind= lichkeiten streng gesondert gehalten werden.

Selgien.

NRepräsentanten⸗Kammer. Sitzung vom 16. Nov. Die Adreß-⸗Dlskussion eröffnete (wie schon erwähnt) Herr de Theux.

„Der Redner erklärt, daß seine Partei kein Amendement zur Adresse stellen, auch nicht gegen die einzelnen Paragraphen stimmen, sondern sich enthalten werde, weil die Adresse von allen rüheren zu sehr abweiche; die . seien so abgefaßt gewesen, daß alle Welt dafür habe stimmen kön= nen, wenn man nicht eben eine Kabinetsfrage daraus machen wollte. Das wolle aber seine Partei nicht. Er könne übrigens dem Paragraphen wegen

der Verhälmmisse zu Rom keinesweges beipflichten; die Kammer nehme darin

einen nicht zu billigenden Antheil an der eee , g. die nur Sache des Kabinets sei. Uebrigens werde er im Laufe der Session den Vorlagen der Regierung gegenüber zwar Strenge, aber guch Unparteilichkeit an den Tag legen. Herr Le bean erklärt im Namen der Adreß Kommission, diese . gar nicht beabsichtigt, einem Theil der Kammer gegenüber eine herausfordernde

die

Stellung einzunehmen, aber als Organ, als eingestandenes Organ einer

Partei, die eben neu ans Nuder gelangt sei, habe sie auch nicht daran den—

ken können, einen allen Parteien gleich zufagenden E Man dürfe eben nicht . kad ein = mer stehe, welches eine andere Politik als die seiner Vorgänger befolgen wolle, und über diese neue Politik habe nun das Kabinet eine Entscheidung von der Kammer fordern mussen, da ohne die Mitwirkung der Kammer kein Kabinet möglich sei, obgleich der Königliche Wille freilich hinreiche, ein Ua= binet zu schaffen. Unter solchen Umständen müßte die Adresse so sein wie sie sei; auch der Paragraph über Nom setze Niemanden in eine falsche Lage; wem das Verfahren der NVegierung nicht gerechtfertigt erscheine, der mögẽ ihn verwerfen. Herr de Decker spricht sich gegen die schroffen Parteispas- tungen im Sinne der gemischten Politik aus. Nicht an die Personen, fon= dern an die Verfassung solle man sich halten. Darum nimmt er die Folgen der jüngsten Wahlen an, aber ohne sich von seinen politischen Freunden loszu— sagen, so lange sie der Verfassung treu blieben. Er tadelt das Kabinet wegen der vorgenommenen Absetzungen, lobt es aber wegen der Ackerbau— Ausstellung, der Vertheilung von Ehrenzeichen an die Arbeiter und die An— strengungen, die es für Flandern zu machen verspricht. In der römischen Angelegenheit verlangt er nähere Auftlärungen, da man unbestimmt von Einflüssen gesprochen, die am römischen Hofe ausgeübt worden wären, eine Acußerung, wofür er und seine Kollegen gewiß auch nicht die solidarische Mitverantwortlichkeit übernehmen möchten. Herr- Rogier, Minister des Innern, sieht in Herrn de Decker nicht einen Gegner, sondern einen Au— hänger, da ihre Prinzipien und Gesinnungen fast ganz dieselben seien. Hätie Herr de Decker im Namen seiner Partei gesprochen (Heir de Decker ruft: Nein! ich sprach nur für mich!), dann wäre sein Wunsch, keine Parteien in Belgien zu sehen, fast erfüllt; denn bis auf einige kleine Vor— behalte, die zu machen er ganz Necht habe, da man leine knechtische wolle, billige er ja die neue Politik aufs vollständigste. Herrn de Decker brauche er also nicht zu antworten. „Andererseits weiß ich auch nicht“, fuhr der Minister fort, „was ich Herrn de Theur antworten soll, da er im Namen seiner Partei erklärt, daß er uns gar nicht angreifen, sondern sich nur des Stimmens enthalten will. Nach den Angriffen der katholischen Presse gegen uns ist das eine seltsame Lage; wir waren auf hestige, scho= nungsloöse Gegner gefaßt und finden gar keinen. Verbirgt sich irgend eine versteckte Absicht dahinter? Ich will es nicht sagen, ich will es nicht glau— ben, aber die Zukunft wird es zeigen. Die katholische Partei hat sich für todi ausgegeben; ehe wir sie dafür halten, wollen wir doch noch einige Jeit verstreichen lassen; sie könnte am Ende nur scheintodt sein und heute oder morgen wieder auferstehen wollen. Uebrigens würde mich das plötzliche Verschwinden dieser vor kurzem noch so starken Partei gar nicht freuen, denn im Repräsentatisstaate sind Parteien durchaus nöthig; die Regierung muß eine Opposition haben, bald als Zügel, bald als Spo⸗— ren.“ Hierauf geht der Minister auf Nechtfertigung der von Herrn de Decker angegriffenen Handlungen des Kabinets über und spricht zunächst von den Absetzungen; diese gehörten nicht der neuen Po⸗ litik an. „Auch das vorige Kabinei“, sagt er, „hat Beamte abgesetzt, die nicht seine politische Linie inne hielten, und hat, wenn auch nicht das Prin- zip an den richtigen Personen angewandt, doch ein richtiges Prinzip be— folgt. Der Beamte ist srei, seine Meinung zu haben und auszusprechen und danach zu handeln; aber wenn er in der Ausübung dieses Rechts sich entschieden von der Regierung lossagt, ist diese in ihrem Rechte, wenn sie ihn absetzt.“ Nachdem sodann der Minister auf die anderen von Henn de Decker beregten Vorgänge, die von geringerer Bedeutung, eingegangen, schließt er mit der Erklärung, daß das Kabinet sich entschieden auf die Linke stützen werde, und daß der Rechten eben nur übrig bliebe, lovale Op— position zu machen. Herr Castiau erklärt sich mit den vom Kabinet ver— sprochenen Reformen nicht befriedigt; sie seien viel zu geringfügig; er hat übrigens mit Vergnügen dies Ministerium ans Ruder kommen sehen und wird auch für die Adresse stimmen, denn jetzt kann doch die wirkliche Fort= schritts-Partei wenigstens einige Hoffnungen hegen.

Brüssel, 18. Nov. Gestern hat die Repräsentanten⸗-Kammer die Adreß-Diskussion fortgesetzt, ist aber mit der allgemeinen Debatte noch nicht zu Ende gekommen. .

Unter den neuen Krediten, die das Ministerium der öffentlichen Arbeiten fordert, ist auch einer für Herstellung eines Nachtdienstes

zwischen Brüssel und wahrscheinlich Antwerpen, Lüttich und Verviers,

der mit dem Nachtdienst von Berlin nach Köln zusammentreffen wird, so daß man die Strecke zwischen Paris und Berlin binnen 48 Stun—

den zurücklegen könnte.

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Tagsatzung. Sitzung vom 15. Nov. (Frkf. J.), Ein in heutiger Sitzung vorgebrachter Antrag ging bekanntlich dahin, eine Kommission zu ernennen, welche der Tagsatzung Vorschläge über Freiburg's neue Gestaltung zu machen hätte, nachdem sie sich an Ort und Stelle vom Stand der Dinge überzeugt haben würde. Die al— ten bekannten Stände sprachen gegen diesen Antrag, als eine Ver⸗ letzung der Kantons-Souverainetät; dafür aber erklärten sich bei der Abstinimung die 123 Stimmen. . ; ;

Vice-Präsident Schneider spricht dafür, entwickelt die Gründe und schließt etwa so: Bern wird sich an diese Capitulation halten, wie sie, ab= geschlossen istzd es wird keine politische Aenderung gewaltsam provozirenz aber es giebt deshalb noch nicht zu, weil der General mit einer Behörde (in der fünften Zeile des vorgestern mitgetheilten ersten Berichts über riese Tagsatzungs-Diskussion ist auch zu lesen: mit „einer“ statt: mit einer bisherigen Behörde) verhandeln und abschließen mußte, daß auch diese Behörde von der hohen Tagsatzung als solche anerkannt bleibe. Ba sel⸗ st adt verwahrt sich gegen eine ausgedehntere Auslegung des Antrags. Es könnten Dinge eintreten, die allerdings eine Aenderung nöthig machten, aber daß man die Mehrheit der Minderheit etwa unterzuordnen ge— denfe, das wäre ein Eingriff in die, Souverginetäts „Nechte des Kantons. Waadt antwortet darauf. Thurgau wendet sich zuerst an den Stand Neuenburg. Man, habe davon gesprochen, daß man zu weit gehe. Wenn von irgend einer Seite, so sei dies von Freiburg ge⸗ schehen. „Die Regierung der Stadt Freiburg“, fährt der Gesandte von Thurgau fort, „hat der Tagsatzung den Krieg erklärt, Sie ist es, welche den Stand der Dinge herbeigeführt, und geht die hohe Tagsatzung darauf. aus, getreuen Aufschluß und Gutachten über die Bedürfnisse Freiburgs zu erhalten, so erfüllt sie nur eine Pflicht, und sie wird danach entscheiden, wie es die höchsten Interessen des Vaterlandes und Freiburgs erheischen. Ueber die Frage scheint mir die Tagsatzung nicht im Klaren. Ich theile nicht die Ansicht, daß sie durch, Annahme der Capitulationspunkte eine Revolution des damit nicht befriedigten Volkes hervorrufe; aber ich glaube auch nicht, daß sie dadurch eine Regierung anerkenne, welche bis gestern noch im Kriege mit der Eidgenossenschaft gestanden. Meine Herren! Wir wissen noch, was wir vor kurzer Zeit beschloössen, und darin wird die hohe Tagsatzung einig sein, daß ihre jetzigen Anträge und Beschlüsse in keinem Widerspruche mit jenen Beschlüssen n dürfen.“ Solothurn erwähnt noch einer Sch wie⸗ rigkeit, welche noch nicht zur Sprache, gelommen sei, nämlich der Jesuiten. Thurgau: „Wenn wir in Spezialitäten übergehen, was spãter kommen dürfte, so habe ich auch eine solche zu erwãähuen/ nämlich den Kostenpunkt. Man geht dann zur Abstimmung über, und der Antrag wird angenommen.

Kanton Bern. (Irkf. Bl.) Der Kriegsschauplatz ver= legt sich jetzt vom Kanton Freiburg in den Kanton Luzern. Die Stadt Bern' war am 16. November von oben bis unten mit durch— ziehenden Truppen von Freiburg her angefüllt. Es war nicht mög⸗ lich, nur über die Straße zu gelangen. Schon vom frühen Morgen an fand dieser Truppenmarsch statt. Es war Jufanterie Kavallerie und Artillerie, im Ganzen 12,900 Mann, die Division Burckhardt's. Der Generalstab zog gegen 115 Uhr unter starker Eskorte vorüber. Dufour, dem die berner Stadtmusik am 15nen Abends ein Ständchen bringen wollte, was er aber ablehnte, ist am 16ten Morgens früh an

Luzerner-Gränze abgereist; sein Hauptquartier sollte an diesem Tage in Aarau sein. Die Proviant⸗-Zufuhr, hat ihren ununterbroche⸗ nen Fortgang. Am 15ten Abends erhielt einer der Hauptlieferauten von Fleisch den Befehl, einstweilen mit dem Schlachten von Vieh ein=

uhalten. Seit dem 11ten ist in Bern die Bürger⸗-Garde zu stren⸗ erer Besorgung des Garnisousdienstes einkasernirt. Der größte Hen des Belagerungs⸗Corps von Freiburg ist bereits auf dem Marsche gegen Luzern. Mehr als 20,000 Mann der verschiedenen Waffen⸗ Gättungen und 60 Nanonen von jedem Raliber bedecken die dorthin führenden Landstraßen. Die Truppen marschiren sowohl auf der großen Bernerstraße über Bern gegen Langenthal und Burgdorf, als über Sumiswald nach Hutwol, und durch das Emmenthal gegen das Entlibuch. Die Abtheilung, welche die beiden letzten Richtungen eingeschlagen hat, ist von Freiburg nicht über Bern, sondern über Thun gegangen und erreicht spätestens am 17ten Mittags die Gränze des Kantons Luzern. Das Nachtlager des Generalstabes der Reserven unter Ochsenbein sollte am 16ten in Summiswald und am 17ten in Hutwyl sein. Von der genf-waadt⸗ länder Division zogen keine Truppen mit; dieselbe scheint ausschließend zur Occupation Freiburgs und Observation des Wallis bestimmt zu sein. Dagegen werden die fünf anderen Divisionen (60, 009 Mann) gegen Luzern und die Waldstätte operiren, und zwar in folgender Weise von Ost über Nord nach West: von Zug aus Gmür; vom Freienamt, Ziegler; von Zofingen bis Langenthal, Donats; von Ost über Süd nach West: Luvini. Dufour wird sich mit der Division Burckhardt von Aarau über Sempach vorwärts bewegen, welches schon von eidgenössischen Truppen besetzt sein soll. Der Kanton Luzern wird nun also wahrscheinlich am 18. November von allen Seiten an⸗ gegriffen werden, nämlich von Schangau und Trubschachen auf der Seite des Entlibuchs, vom Napf, von Hutwyl, Alt-Büren und Kloster St. Ur— ban auf der Westseite gegen den freisinnigen Theil des Kantons; von Brittnau, Zofingen, Reitnau, Moosleerau, Reinach, Beinwyl und Fahr⸗ wangen auf der Nordseite; über den Lindenberg von Muri, Horben und Meienberg, wie von Klein⸗Dietwyl auf der Ostseite. Da der Kanton Zug bereits von den Zwölfertruppen besetzt ist und diese eine feste Stellung von Küßnacht am Vierwaldstättersee über Udligenschwyl und Roth bis zur Reuß, nach den neuesten Berichten eingenonimen haben, so befindet sich Luzern auf der Nordostseite gewissermaßen schon jetzt blolirt, indem die zuletzt genannten Orte nur noch 2 bis 29 Stun— den von dieser Stadt entfernt sind. Voraussichtlich wird der engere Umschluß Luzerns Sonnabend, den 20sten, oder spätestens Sonntag, den 2sten, beginnen; die eigentliche Belagerung dürfte jedoch, wenn nicht unvorherzusehende Zwischenfälle eintreten, erst den 23sten oder 2lsten ihren Anfang nehmen.

Die Augsb. Postztg. berichtet: „Die eidgenössische Kriegs— kasse soll aus Frankfurt eine halbe Million Baarschaft erhalten haben in Folge eines zu 7 pCt. negoziirten Anlehens“, und fügt in einer Anmerkung hinzu: „Auch in Augsburg wurde ein nicht unbe⸗— deutendes Anlehen negoziirt, wahrscheinlich für die Zwölfer-Armee.“

(Frkf. J.) Nachdem der Divisions Chef Ochsenbein mit seinem Stabe fortgezogen und der Divisionair Burckhardt an der Spitze sei⸗ ner Division durch die Stadt Bern marschirt ist (Letzterer nimmt sein Hauptquartier in Worb), bleiben das Bataillon Fueter und die Jä— ger von Baselland, welche in der Avantgarde gegen Freiburg standen, in der Stadt. Das Wetter hat sich in der Nacht vom 16ten zum 17ten verändert. Kalte Regenschauer ziehen über das Land. Es wird jetzt bald der Gesundheit der Soldaten stärker zusetzen als bis⸗ her, wenn es so bleibt, obgleich die Mannschaft jetzt noch sehr gesund und wohl aussieht. Verhältnißmäßig sind noch ungemein wenig Kranke in den Spitälern. Es stehen jetzt 94,000 Mann mit 286 groben Geschützen unter den Waffen. Diese kosten täglich an Unter— halt nicht weniger als 150,009 Schweizerfranken.

Bereits erscheinen öffentliche Rügen über die unverantwortliche Gleichgültigkeit, welche sowohl von Seiten der berner Regierung, als auch vom Vorort und von der Tagsatzung, gegenüber dem Schweizer— volk, hinsichtlich der obwaltenden Geheinthuerei während des Ver— laufs so wichtiger Tages-Ereignisse seit einiger Zeit sich kundgiebt, wobei behauptet wird, daß eine Menge Briefe auf dem Kriegs— Kommissariat liegen blieben, weil man dort nicht wisse, wo die Trup⸗ pen ständen. Hierauf hat nun der Kantons- Kriegs- Commissair, Kommandant Lombach, in einer öffentlichen Rechtfertigung Folgendes erwiedert: „Allerdings sind eine Masse solcher Briefe (für Militairs) hier, die ich nicht spediren kann, weil, trotz täglicher mehrmaliger Nachfrage auf dem Ober Kriegs -Kommissariat, keine Nachweisung er⸗ hältlich war und noch ist, wo die betreffenden Corps liegen, nicht einmal, wo die Divistons⸗ und Brigadestäbe sich befinden. Allemal wurde mir der Bescheid, man wisse es nicht. Wie bemühend dies für den Unterzeichneten ist, ist leicht zu ermessen, wenn man bedenkt, daß eine solche Ungewißheit auch auf meinen übrigen Geschäftskreis störend wirken muß. Eine der Rüge vorangehende Einfrage hätte die Verdächtigung gegen mich erspart.“

Kanton Zürich. Die Winterthurer Ztg. berichtet von großer Aufregung in den östlichen Bezirken des Kantons Zürich, welche sich durch Drohungen gegen die Großraths-Müitglieder, die zum Exe⸗ cutions⸗-Beschlusse gestimmt, Luft mache. Selbst die Neue Zürch. Ztg. gesteht, daß ihr dies auch von anderer Seite bestätigt werde; dieses Blatt findet von seinem Standpunkte aus natürlich den Grund zu dieser Aufregung nur in „Hetzereien“ und fügt einige freundschaft⸗ liche Vermahnungen bei nebst der Selbsttröstung, daß aus den übri⸗ gen Theilen des Kantons, „mit Ausnahme weniger Gemeinden“, nicht Derartiges verlaute.

Am 14. November Nachmittags wurde wieder eine Schiffbrücke über die Reuß geschlagen, und zwar diesmal bei Ottenbach. Sänimt- liche in der Nähe liegenden Truppen passirten dieselbe, nämlich: die Bataillone Labhardt aus Thurgau, Brunner, Meyer von Winterthur, Meyer von Regenstorf, Schultheß und Basler (alle 5 aus dem Kan— ton Zürich); die Batterieen Heiland von St. Gallen und Scheller von Zürich; die Scharfschützen⸗Compagnieen Kern von Appenzell A. Rh., Kuster von St. Gallen, Staub und Scherrer von Zürich und die Kavallerie⸗ Compagnie Kaspar von Schaffhausen. In Merischwan⸗ den aber mußten . Truppen wieder den Rückweg antreten, und es heißt nun, das Ganze sei nichts weiter als eine militairische Pro⸗ menade gewesen. Indeß scheint man sich durch diese Promenade we— nigstens überzeugt zu haben, daß die Stimmung in dem Freienamt in Folge des Zuges der Sonderbunds⸗Truppen in ihr Gebiet durchaus nicht, wie man neulich in einem Bericht sich schmeichelte, zu Gunsten der Tagsatzungs-Majorität sich gewendet, denn es wird jetzt gesagt, daß bei dem Herannahen der Mehrheits- Truppen dort kein . vor den Häusern stand, um sie etwa zu begrüßen, sondern das Dorf vielmehr wie ausgestorben war.

Die Offiziere von drei am 12. November nach Winterthur be— orderten Compagnieen des Bataillons Fäh haben an ihren Komman— danten folgendes Gesuch gerichtet:

„Die ehrerbietigst Unterzeichneten, durchdrungen von dem wichtigen Au— genblicke, der der schweizerischen Eidgenossenschaft bevorsteht, und erschüttert don der Schmach, retrograde Bewegungen machen zu müsfen, statt in die Reihen unserer Mitbrüder einzutreten und die gerechte Sache unserer ober- sten Bundes⸗Behörde verfechten zu helfen, entffammt von der Begeisterung, die sich bei allen schweizerischen Wehrmännern kundgiebt, und mit dem weh müthigen Gefühle, das uns durchzittert, wenn wir uns als einen Finger— zeig, als der Spott aller gutgesinnten Eidgenossen erblicken, können dieses nicht mehr ertragen. Verchrtester Herr Oberst! Darum bitten wir Sie, filhren Sie uns zum Kampfe, lassen Sie uns Theil nehmen an der Be“ freiung unseres Vaterlandes von einem unseren Bundesverträgen zuwider⸗

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oder vielmehr entgegenstehenden Bunde, an der Befreiung von einem Feinde, der, bereits aus allen Nachbar-Staaten entfernt, auch sein Verderben zu uns gebracht und seinen bösen Saamen weiter ausstrenen möchte. Wir meinen die Jesuiten! Die hohe Tagsaßung gab uns die Versicherung in ihrer Proclamation, unseren resp. den fatholischen Glauben unangetastet und un- sere Kantonal - Souverainetät geachtet wissen zu wollen. Warum wollten wir daher nicht mit Freuden gegen unseren gemeinschaftlichen Feind ziehen? Ju Gott, der unsere Herzen ersorscht, schwoören wir, daß dies unser fester, heiliger, bestimmter Entschluß ist. Darum vorwärts! Vorwärts in Gottes Namen! Führen Sie uns in die Reihen der Streiter für die gerechte Sache der Eidgenossenschaft! Wir bitten, schnell vorwärts, um auch unse— ren Theil an der Ehre der Befreiung unseres Vaterlandes zu haben. In dem wir Ihnen hiermit die Versicherung unserer Treue und Ergebenheit be—= urkunden, zeichnen.“

Oben an Richterswyl feuerten am 15. November die Vorposten lebhaft gegen einander. Am 16ten sollte mittelst Zuzug von neuen Truppen ein Einfall in den Kanton Luzern vorgenommen werden.

Ein Divisionsbefehl des Oberst Gmür bringt seiner Divisson das Benehmen der Mannschaft, die am 12. November bei Lunnern ins Feuer kam, zur Kenntniß. Es heißt darin:

„Am 12. d. erkühnten sich unsere Gegner, begünstigt von dichtem Nebel, auf unser Gebiet im Freienamt massenhaft einzusallen und bereits wenige Stunden Nachmittags den Versuch zu wagen, unsere Schiff brücke über die Reuß bei Lunnern wegzunehmen. In der Eil konnten anfänglich nur die Artillerie Compagnie Scheller Nr. 1, die Scharsschützen⸗ Compagnie Huber Nr. 21, die Jäger-⸗Compagnie links (Spörri) und die 4. und 4. Centrum- Compagnie des Bataillons Mever Nr. 29 zur Vertheidigung der durch die Genie-Truppen, Pontonniers-Compagnie Huber Nr. 1, bewachten Schiff⸗ brücke zusammengebracht und entsendet werden. Her Major Bruppacher führte das Kommando über dieselben. Unerschrocen stellten sie sich, mit Zurücklassung der erforderlichen Reserve, anfänglich an dem Ufer, von welchem der Feind herkam, auf und nahmen daselbst das Gefecht an. Der Feind, nahe an 3000 Mann stark, von allen Spezial-Waffen unterstützt, stürzte sich mit Ungestüm auf un— sere Handvoll Wackeren; da fanden diese es in ihrer Pflicht, zur Rettung der Brücke sich auf unser Ufer zurückzuziehen, welches unter dem bereits er— öffneten Feuer der feindlichen Plänkler, die auf Schußweite vorgedrungen waren, geschehen mußte. Sie ließen keinen Mann und keinen Balken dem Feinde zurück. Unter starkem Kugelregen faßten sie diesseits der Brücke auf dem vom Feinde beherrschten Terrain Position und vertheidigten mit eben so viel Muth als Ruhe die im Abbrechen der Brücke musterhaft vollzogenen Arbeiten der Genietruppen. Als unsere Artillerie die überlegene feindliche gewahr wurde, glückte es derselben, schon im ersten Schuß ein feindliches Stück unbrauchbar zu machen, im zweiten eine feindliche Kolonne in ihrer Bewegung zum Stocken zu bringen und durch Kartätschenschüsse die feind lichen Plänkler vom Ufer fern zu halten. Die Schützen und Jäger, welche sich so gut als möglich deckten, sandten ebenfalls den Tod in die feindlichen Reihen; auch die Centrum-⸗Compagnieen hielten anfänglich Stand und unterstützten die Vertheidigung der übrigen. Durch dieses gewandte Zusammenwirken gelang es dieser kleinen Schaar, die Schiffbrücke, welche in kürzester Zeit abgetra— gen wurde und damit die Ehre der Division, welcher sie anvertraut war, zu retten. Der Feind vermochte nur kurze Zeit dem wohlgezielten Feuer unserer Kameraden Stand zu halten, und als er noch eine zweite Batte— rie (Zeller Nr. 20) von unserer Seite auffahren sah, so trat er eben so eilig den Rückmarsch an, als er tolllühn angekommen war, und zwar mit Hinterlassung seines beschädigten Materials, der Tod— ten und, wie man glauben darf, auch der Verwundeten. Die zu geringe Zahl der Vertheidiger, welche in jenem Augenblick an der Slelle wgren, erlaubte nicht, den Feind zu verfolgen und sich seiner zurückgelassenen Trophäen zu bemächtigen. Die bald darauf eingetretene Dunkelheit und Nebel machten es ebenfalls nicht räthlich, noch am gleichen Abend auf das jenseitige Ufer überzusetzen; der Feind benutzte die Nacht, um den Kampfplatz zu räumen. Dieser schöne Erfolg hat aber zwei bra— ven Kameraden das Leben gekostet und 10 andere wurden dabei verwundet; der Feind büßte aber mehr als doppelt dafür.“

Durch Zürich reiste am 15. November ein Graf Travers aus Graubündten, Bruder des im Dienst des Sonderbundes stehenden Grafen Travers, um bei einer eidgenössischen Scharfschützen⸗Compagnie Dienste zu nehmen.

Die Zuger sind im Begriff, die Lorze, welche aus dem Aegeri— in den Zuger-See fließt, zu schwellen und den baarrer Boden unter Wasser zu setzen, damit die Tagsatzungs-Truppen nicht eindringen können. Der prächtige baarrer Boden ist seines Baumschmuckes be⸗ raubt; die herrlichen Fruchtbäume werden zu Verhauen verwandt. In Nichterschwyl an der schwyzer Gränze haben die züricher Inge— nienure die alte Sternschanze wiederhergestellt, und eine St. galler Batterie hat sie bezogen; man meint, sie solle Schutz gegen einen Angriff von 6000 Mann gewähren. Die dort liegenden Schaffhau— ser haben den Ausfluß des Huttensees gehemmt, so daß die Mühlen in Wollrau kein Wasser mehr haben. Die Schwyzer schickten hier⸗ auf einen Parlamentair nach Richterschwyl mit der Androhung, daß sie das Dorf zusammenschießen würden, wenn man den See nicht öffne.

Von einer Besetzung des Kantons Zug durch Tagsatzungs— Truppen (wovon man schon am 15. November in Bern die Nachricht haben wollte) ist weder in den Berichten aus Zürich, noch in denen aus Aargau, wo dies doch zunächst bekannt sein müßte, bis zum 17. November irgendwie die Nede.

Kanton Glarus. (Frfr. J.) Hier ist Alles ziemlich ru⸗— hig; auch fürchtet man von Tag zu Tag weniger einen Einfall von den Schwyzern, die anderwärts Arbeit genug zu haben scheinen und dazu noch ziemlich mit der Lebensmittel-Sperre kämpfen müssen, denn man will hier wissen, daß das Brod in der March selten wird.

Kanton Aargau. (Frkf. Bl.) In dem Treffen bei Geltwyl und Muri im Freienamte am 12. November, in welchem anfänglich eine Kolonne Sonderbündler von 2500 Mann mit 4 Ka— nonen unter Anführung des Obersten Elgger gegen zwei Compagnieen eidgenössischen Milizen agirte, wurden letztere dann mit Hülfe der Division Ziegler und des Hauptmanns Scheller nach einstündigem Gefecht in die Flucht geschlageu. Hauptmann Schnyder von Sursee blieb todt, Lieutenant Elgger, Sohn des Obersten, ist schwer ver⸗ wundet. In Hitzkirch (auf luzerner Gebiet) sammelten sich die Sonderbunds-Truppen wieder. Hauptmann Fischer (von Stren-= gelbajch bei Zofingen) fiel bei dieser Affaire, von einer Kugel durchbohrt, mit den Worten: „Vorwärts, Kameraden, Vor— wärts!“ Er hatte die beiden Compagnieen vom aargauischen ten Bataillon, die sich sehr brav hielten, kommandirt. Ausgezeichnet focht besonders die Compagnie Spörri, und in ihr hauptsächlich Unterlieu⸗ tenant Grob, Besitzer vom Cafü = Litteraire in Zürich, der Befreier Steiger's. Ein Scharfschütze, Fischer, aus dem Freiamt, und ein Sporry von Niederglatt, Kanton Zürich, schossen noch lange auf den Knieen mit blutenden Händen und zwei bis drei Wunden. Die Bri— gade König, im Freienamt, und die Brigade Müller, im Hallwyler Seethal, besetzten am 13ten die zwischen beiden Thälern liegende, zu Luzern gehörende Höhe. Das nördlichste luzerner Dorf, Schongau wurde ohne bedeutenden Widerstand genommen. Dort wird für einige Zeit die Hauptmasse des linken Flügels der Division Aarau sich sestsetzen, das obere Freienamt aber nicht mehr bewacht halten. Die Gränz⸗ dörfer des Freienamts, die man in Verdacht hatte, mit den Sonder⸗ bundstruppen in Verbindung gestanden zu haben, wurden von Oberst Ziegler sofort zu Kriegs-Contribution angehalten. Sie haben 60 Ohm Most, 19 Ohm Branntwein, mehrere Stücke Rindvieh und Getraide zu liefern.

Am 16ten Abends rückte der Generalstab der Tagsatzungs⸗Trup⸗ pen in Aarau ein. Man glaubt, daß es nun an der aargau⸗luzerner Gränze bald eine Hauptackion geben werde.

Der Kanton Luzern, gänzlich abgesperrt, ist in ein fast undurch⸗ bringliches Dunkel eingehüllt, Niemand wind heraus- oder hineinge⸗ lassen. Es heißt, die meisten Truppen ständen immer noch um die Stadt herum; sodann gegen das Freiamt und Entlibuch zu, denn die Klugheit gebiete denselben, sich nicht allzu sehr den Gränzen nach zu zersplittern. Nur gegen Huttwyl zu und bei Gislikon stehen sie an⸗ geblich mit Masse an den äußersten Gränzen. In Iffnau soll am 13. November der Landsturm aufgeboten worden sein, um die Grän⸗ zen zu bewachen, daß Niemand mer hinauskomme. St. Urban habe drei Wagen Proviant dazu geliefert. In Luzern soll das Pfund Brod jetzt schon über 4 Batzen (5 Sgr.) kosten.

Kanton Graubündten. Die Bündtn. Ztg. meldet: „Nach bestimmten Berichten wollen die oberen Oberländer die an die Gränze von Uri gesandten zwei hiesigen Bataillone nicht passiren lassen.“

Kanton Tessin. (Frkf. Bl) Der Stand der Dinge am Gotthard ist immer noch derselbe. Starke tessinische Truppenmacht in Airolo und bedeutende urnersche Truppenmacht auf der schwer ein⸗ zunehmenden Gotthardtshöhe. Seit dem 8. November hat man sich gegenseitig auf das Beobachten beschränkt. In der Nähe der Gott⸗ hardtshöhe sollen die Urner die Straße so zugerichtet haben, daß sie für Kanonen und Linien⸗Militair unzugänglich sei. Man glaubt übri⸗ gens, daß Oberst Luvini im Einverständniß mit dem Ober⸗General han⸗ deln werde. Auf den 16. November ist der Große Rath außeror⸗ dentlich einberufen.

Kanton Waadt. (Frkf. Bl.) An der walliser Gränze stehen waadtländischerseits 350 Mann, ohne die Berg-Bewohner von Ormonts. Die Walliser sind stärker, haben aber doch keinen Versuch gemacht, Freiburg zu Hülfe zu eilen. Laut dem Rouv. Vaud. war am 13. November der Große Rath des Kantons Wal⸗ lis versammelt.

Am 11ten Abends brachte eine Abtheilung Freiwilliger 17 Gei⸗ seln und Gefangene aus dem Kanton Freiburg von Milden nach Lausanne. Außer dem Pfarrer von Cheyres ist auch Herr Cosandey, der Oberamtmann von Ueberstein, wieder entlassen worden.

Kanton Genf. (Tägl. Büll.) In einem Brief des Bi⸗ schofs von Lausanne und Genf an den wegen einer Predigt von dem Zuchtpolizei-Gericht jüngsthin zur Gefangenschaft verurtheilten Pfar⸗ rer Moglia zu Versoir sagt derselbe:

„So eben vernehme ich, daß das Gericht Sie zu fünf Tage Gefan⸗ genschaft verurtheilt habe; ich bezeuge Ihnen hierüber von ganzem Herzen meinen Glückwunsch. Nachdem Sie muthvoll Ihrer Pflicht ein Genüge gelei⸗ stet, haben Sie, wie die ersten Apostel, den Trost, leiden zu dürfen für Je⸗— sum Christ, unseren Herrn und Vorbild. Mehr als je wünschte ich, bei Ihnen zu sein, Sie zu umarmen mit der Liebe eines Vaters, den Herrn lobpreisend, daß ich in meinen Priestern solch' wackere Bekenner des Glau—⸗ bens erfahre. Unterziehen Sie sich also freudig der über Sie verhängten Strafe; Sie werden aus dem Gefängniß hervorgehen, wie Sie in dasselbe eingetreten, umgeben von der besonderen Achtung und Liebe Ihres Bischofs, der ganzen Geistlichkeit des Bisthums und aller aufrichtigen Katholiken u. s. w. (Gez.) Stephan.“

Kanton Luzern. Der Berner Zeitung wird von Rus— wyl, im Kanton Luzern, geschrieben: „Allenthalben wird tüchtig ge⸗ schanzt und Minen angelegt. Von Ruswyl bis Wohlhausen sind es wenigstens zwei, eine bei der Pylmühlebrücke, herwärts Ruswyl, eine zweite obenher der Hackenrüti; die Straße daselbst ist zerstört. Außerhalb Willisau an der Straße gen Gettnau sind ebenfalls zwei solcher Minen, und zwischen Hüswyl und Zell zwei. Die Kriegs⸗ Rüstungen gehen rasch, und die lange Zögerung scheint gar gut zu statten zu kommen. Die Jesuiten Pater Roh, Damberger, Burg⸗ staller c. haben sich als Feldpatres zum Landsturm begeben. Bei uns geht es durch einander, unser Dorf ist die Nesidenz aller hohen Konservativen, täglich langen Sonderbunds⸗Offiziere von anderen Kantonen an, so ist einer von Lausanne, dann ein Herr Merian von Basel, der 2000 Kaputröcke und eine ansehnliche Summe an Baarem geschenkt, und ein Herr Zeerleder von Bern hier an⸗ gelangt. Hier erwartet man jede Nacht einen feindlichen Ueberfall. Das Militair muß im Dorfe haufenweise in Scheunen und Tanz⸗ böden auf Stroh schlafen, um sogleich bei der Hand zu sein. Minen werden fast auf allen Straßen, wo man den Feind erwartet, angelegt. Von Wohlhausen bis Littau sollen es mindestens dreißig sein. Bie Straßen sind durch Wuhren unfahrbar gemacht. In den Gegenden von Reiden und Hitzkirch ist gar keine Besatzung; das Militair liegt sämmtlich in der Gegend von Ruswyl, Jewyl, Gislikon, Luzern, Zell und Willisau. Der Landsturm von Unterwalden ist über den Brü⸗ nig gezogen, um den Bernern den Paß zu wehren und seine Sensen zu erproben.“

Die Klosterherren in St. Urban sammeln Beiträge, Charpie und Leinwand, um ihr Kloster zu einem eidgenössischen Lazareth einzu⸗ richten.

Im Einverständniß mit der Regierung hat der Ober⸗ General Salis⸗Soglio in den letzten Tagen eine größere Konzentrirung der ihm zu Gebote stehenden Streitkräfte um Luzern befohlen. Es wer⸗ den in dieser Weise etwa 15,000 Mann in und um Luzern zu stehen kommen. Der Mangel an Lebensmitteln soll hier schon sehr fühlbar sein. Sämmtliche Urner und ein Theil der Unterwaldner sind ab⸗ marschirt, zur Sicherung des Kantons Uri, der sich von drei Seiten, dem Gotthardt, der Oberalp und dem Urnerboden, bedroht sieht.

(Frkf. J.) Am 16. November ist der Große Rath von Lu⸗ zern außerordentlich zusammengetreten, vermuthlich um nun in Er⸗ wägung zu ziehen, ob nach dem Rücktritt Freiburgs am Sonderbund festzuhalten sei.

Kanton Freiburg. Aus dem Haupt⸗Quartiere des Gene⸗ ral Delfour ist folgendes Armee⸗Bülletin erlassen worden:

„Der erste Theil der Aufgabe der eidgenössischen Armee ist gelöst, Freiburg ist von unseren Truppen besetzt. Am 10. November begann der Einmarsch in den Kanton bei Chatel St. Denis und Stäffis, am 11ten und 12ten rückten neue Truppen nach, so daß am Abend dieses Tages die erste und zweite Armee-Division nebst einer eigenen Artillerie⸗Abtheilung, meist aus Zwölspfünder-Batterieen bestehend, erstlich vor der Stadt Frei⸗ burg sich aufgestellt befanden. Die Neserve⸗-Division des Kantons Bern hatte inzwischen bei Laupen und Neuenegg Stellung genommen. Die Nacht vom 12ten auf den 131en brachten die Truppen im Bivouak zu und blieben, des eingetretenen Regens ungeachtet, völlig wohlgemuth. Am Morgen des 13ten fand eine noch engere Konzentrirung statt; die schwere Artillerie war bis Belfaux vorgerückt, und man erwartete das Zeichen zum Angriff. Inzwischen hatte der Herr Ober-Kommandaut die Regierung von Freiburg aufsordern lassen, zu ihrer Pflicht gegen die Eidgenos senschaft zurückzukehren, ohne durch Waffengewalt dazu. 9e 2 gen zu werden. Sie erkannte die Ueberlegenheit der fin gen su⸗ chenh ni n er an, die mit 25,0090 Mann und gegen 70 Feuerschlünden vor . n. der Hauptstadt stand, und suchte um einen affenstillstand nach. .

uh 7 Uhr! gestattet, und zum zweilen ein solcher bis den folgenden Tag früh hr 9 un net ch geub= mal bivouakirte die Armee die Nacht über mit frohem Muth, fte?

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Beschlüsfe, die Entlassung ihrer Truppen,

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