1847 / 343 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

fen von der dumpfen Unruhe und Mißstimmung, die 12 e. ren Punkten selnes Königreichs zeigen, zu sei Alle Statthalter, sonst Vic. nie ff, ö. ö . . rr 2 * 3. . kennen und wissen, 26 eng bei ihm konservative Grundsätze mit der wie en,, , nunmehr für sein Vaterland unvermeidlichen llebersen gung genen neitgunen dieser Aahl nur ihren Beifall zollen. Forth nne r ge nigen Europa's gewiß die beste Gewähr für die 3 Absichten, welche der König für sein Volk hegt. Herr von Serra Capriolg stand zu Paris im höchsten Ansehen, a sein Abgang erregt das Bedauern Aller, welche seine überaus feine Gast⸗ freundlichkeit und sein liebenswürdiges Benehmen kennen zu lernen eit hatten.“ ö . ö en, de, . Blatt zufolge, hätten sich nun sämmtliche Häup— ter des Sonderbundes nebst einer Anzahl Jesuiten aus dem Kanton Wallis auf sardinisches Gebiet geflüchtet. ;

General Dumas, Adjutant des Königs, der bei der Deputirten⸗ Wahl zu Rochefort durchgefallen ist, soll nun, wie verlautet, zur Würde eines Pairs erhoben werden. .

Im Central-Comitèé für die Wahlreform ist der Vorschlag ge⸗ macht worden, nech vor dem Beginne der Session der Kammern zwölf große Wahlreform-Bankette in den zwölf Arrondissements von Paris zu veranstalten. ,

In der Deputirten⸗-Kammer wollen in der bevorstehenden Ses— sion drei zu verschiedenen Meinungs-Nüancen gehörende Deputirte einen Antrag für Abschaffung des Personal⸗Arrestes in Schuldsachen einbringen. .

Die Gazette de France zeigt an, daß man vorgestern Abend ihren Geschäftsführer Durand in Folge rechtskräftigen Urtheils ihres letzten Preßprozesses ins Pelagie⸗Gefäugniß abgeführt habe.

Obgleich eigentlich keine Getraidenoth mehr herrscht, glaubt man doch, das Ministerium werde bei den Kammern eine neue Verlänge⸗ rung der freien Getraide⸗Zufuhr beantragen.

Die französische Regierung hat zu dem Preise von 26 Fr. für das Stück der toskanischen Regierung 6010 Flinten überlassen, welche bereits nach Livorno abgegangen sind. Für die Zahlung sind, wie es auch bezüglich der an den Kirchenstaat verkauften Flinten geschah, sehr ausgedehnte Fristen bewilligt worden.

ESroßbritanien und Irland

London, 1. Dez. Der Hof legt für Se. Königl. Hoheit den verstorbenen Kurfürsten von Hessen eine achttägige Trauer an.

Die Morning Chronicle meldet, daß die Nachrichten aus den Fabrik⸗Bezirken wieder etwas besser lauten. In Manchester hat die Zahl der Fabriken, welche arbeiten lassen, zugenommen, und es sind jetzt 2500 Leute mehr beschäftigt, als in der vorigen Woche. Zu Ashton erwartet man, daß binnen acht Tagen sämmtliche Fabriken wieder in Thätigkeit sein werden, und zu Oldham und Stockport hat sich die Zahl der Fabriken, welche die volle Zeit arbeiten lassen, seit dem 15. Oktober verdreifacht. Die Fabrikanten . größtentheils sehr ansehnliche Bestellungen haben, zu deren Ausführung sie jetzt bei der gebesserten Lage des Geldmarktes schreiten werden.

Der westindische Verein hat an Lord J. Russell eine ausführ— liche Denkschrift über die trostlose Lage der westindischen Kolonieen eingereicht, worin neben anderen Begünstigungen für dieselben auch

Herabsetzung des Zolles auf den durch freie Arbeit gewonnenen Zucker und völlige, Gleichstellung der Erzeugnisse der Kolonieen mit jenen des Mutterlandes begehrt wird.

Die Morning-⸗Post will wissen, daß Dr. Wiseman unter dem Titel eines Erzbischofs von Westminster zum Primas des katholischen Klerus ernannt werden solle, und daß der päpstliche Stuhl außerdem die Errichtung von vier anderen Bisthümern beschlossen habe.

Gegen die angekündigte Ernennung des Dr. Hampden zum Bi— schofe von Hereford sind bereits der Königin und dem Parlament eine Menge von Bittschriften überreicht worden, worin gegen eine solche Besetzung des erledigten Bisthums aufs nachdrücklichste pro— testirt wird. .

In New⸗Orleans sind vom 5. Juli bis zum 20. Oktober 2544 Personen am gelben Fieber gestorben, darunter a6 Deutsche. In Kanada sind im Ganzen während der Saison 9000 Einwanderer am Schiffsfieber gestorben.

Der bekannte Alderman Wood hat vorgestern in einem Hofe der Aldermen seine Stelle in der Magistratur der londoner City nie— dergelegt. Als Grund giebt er seine Vermögens-Verhältnisse an, welche ihm nicht mehr gestatten, den Rang eines Alderman von Lon— don zu behaupten.

Bis jetzt sind dem Unterhause 18 Petitionen, darunter auch eine der Universität Orford, zugegangen, welche verlangen, daß die Aus— schließuug der Juden vom Parlamente beibehalten werde, wäh— tend blos drei Petitionen im entgegengesetzten Sinne sich aus— sprechen.

Das gKtriegs⸗Dampfschiff , Cormorant ist gestern mit Nachrichten aus Rio Janeiro vom 16. Oktober und einem Geld-Transporte von 1,600, 0 Dollars in Portsmouth angekommen. Aus Brasilien wird nichts Neues gemeldet. Die Feindseligkeiten im Platastrome sollen in Folge englischer Vermittelung temporair eingestellt worden sein,

doch hielten die englischen Kriegsschiffe noch inimer ihre bisherigen Stationen besetzt, da die Blokade von Buenos-Aayres von Sesten der Franzosen noch fortdauerte.

(UAUuf telegraphischem Wegen In der Sitzung des Unter⸗ hauses am ten erklärte Lord Palmerston, daß der Bürgerkrieg in der Schweiz beendet sei, es könne demnach keine Vermittelung mehr stattfinden.

Dänem ar k.

Kopenhagen, 4. Dez. (Alt. Merk) Se. Majestät der König von Preußen haben dem Uebersetzer des ersten Theils von Alexander von Humboldts Kosmos, dem Premier⸗Lieutenant C. A. von Schuhmacher, in einem eigenhändigen Schreiben Allerhöchstihre Zufriedenheit mit, seinem Bestreben, durch diese ilebersetzung zur Ver— breitung des in jenem Werke enthaltenen wissenschaftlichen Schatzes beizutragen, in den gnädigsten Ausdrücken zu 'rke nnen gegeben.

Schweiz.

Kanton Bern. Ueber eine französische 3. Dezember in Bern eingegangen und ic e hie le . in soll, lauten die Angaben verschieden. Nach der einen ware diest b vom 2östen, nach den anderen vom 30. November datirt. Ueberein⸗ stimmend wird nur berichtet, daß sie eine Aufforderung zur deer e Verständigung mit den Sonderbunds-Kantonen enthalte und Ten bei⸗ den Parteien im Namen der fünf Großmächte die Hand zur Pacssi⸗

cation biete. , Am Aten Nachmittags hielt General Dufour über die noch in

Bern stehenden Bataillone züricher und aargauer Truppen auf der Es standen am 5. Dezember noch 5 aillone in Bern, worunter 2 berner, 2 aargauer und 1 züricher. e

entlassen worden, und es hieß, daß in den nächsten Tagen mit 6 (Die Nachrichten aus

ef f Schanze eine Revüe. a

*

Von den bernischen Bataillonen des Auszuges sind bereits eini

reren anderen das Gleiche geschehen solle.

2350

Bern reichen heute nicht weiter als gestern, nämlich bis zum 5. De⸗ zember; * bringen nichts Näheres über die gestrige Angabe im Frankf. Journ., daß die entlassenen Auszüger=-VBataillone wieder einberufen seien; es bleibt also noch dahingestellt, ob diese Mitthei= lung sich bestätigt.) .

Es wird jetzt bestimmt versichert, daß auf den eigenen Wunsch des General Dufour bei dessen Einzug in Bern alle Empfangs⸗— Feierlichkeiten unterblieben. Doch nahm er eine Serenade an, die ihm schon am Abend nach seiner Ankunft von der berner Stadtmusik vor seinem Logis im „Falken“ gebracht wurde. Am Aten Abends folgte dieser Ehrenbezeigung dann ein Fackelzug, den ihm die berner Liedertafel, die Stadtmusik, Studenten und Bürger brachten. Ein Student führte dabei das Wort und begrüßte den General als Retter und Befreier des Vaterlandes, dem es gelungen sei, mit nie erhörter Schonung von Menschenleben, mit nie geahnter Humanität Ruhe und Frieden herzustellen. Der General erwiederte darauf in französischer Sprache: „Dem energischen Handeln der Tagsatzung, der ausge⸗ zeichneten Daltung der eidgenössischen Offiziere, und dem tapferen, männlichen Benehmen der Soldaten der schweizerischen Armee ge⸗ bühre solche Ehre, nicht ihm. Sein Lebehoch gelte der schweizerischen Eidgenossenschaft, dem freien Vaterlande.“

Kanton Zürich. Da der Beschluß, durch den auf das Gut der Angehörigen des Kantons Zürich im Kanton Schwyz Beschlag gelegt worden, zurückgenommen wurde, so hat der Regierungs-Rath die Verkehrssperre gegen die Sonderbunds-Kantone in ihrem ganzen Umfange aufgehoben.

Die Nachricht, daß die Eidgenössische Zeitung als solche nun wieder erscheine, hat sich nicht bestätigt. Bis zum 5. Dezember ist statt ihrer immer noch blos das Tägliche Bülletin derselben, wenn auch in derselben Form, aber ohne Redactions Unterschrift und ohne eigene leitende Artikel, von der Schultheßschen Verlagshandlung ausgegeben worden.

Kanton Luzern. Das sechste hier bekannt gemachte Ar⸗ mee⸗Bülletin lautet: „Es hat nunmehr auch der hohe Stand Wallis seinen Rücktritt vom Sonderbund erklärt und gestern (30. Novem— ber) eidgenössische Truppen aufgenommen, womit die Aufgabe der Armee erfüllt ist. Kaum zwanzig Tage waren erforderlich, das große Ziel zu erreichen und dem Ansehen und der Würde der Tagsatzung die gebührende Anerkennung zu verschaffen. Nachdem am 4. Novem⸗ ber die hohe Bundesbehörde die Auflösung des Sonderbundes durch Waffengewalt beschlossen hatte, begannen am 10ten desselben Monats die Truppenbewegungen gegen Freiburg, am 14ten unterwarf sich die⸗ ser Stand; ihm folgten Zug, Luzern, wo Gewalt-Anwendung erfor— derlich wurde, Unterwalden, Schwyz, Uri und am 30. Novempber Wallis. Es war ein kurzer Feldzug, aber reich an Mühselig— keiten aller Art; mit heiterem Muthe ertrug das freudig un— ter die Waffen getretene Militair jede Beschwerde; Ent— behrungen, Beiwachen, starke Märsche, nichts beugte seinen frohen Sinn; und der Muth, mit dem es dem Kampf entgegenging, die Todesverachtung, die es da zeigte, bewiesen, daß der Geist der Väter noch immer in unserem Volk fortlebt. Unsere Truppen haben den Dank des Vaterlandes verdient. Bereits hat die Verminderung des Heeres begonnen, die Landwehr, ein großer Theil der Artillerie, der Kavallerie und der Genie-Truppen sind in die theure Heimat zurück— gekehrt. Der Rest des Heeres wird, wie zu hoffen steht, bald fol⸗ gen können und die Ueberzeugung mit sich nehmen, der Schweiz eine lange Reihe friedlicher Jahre und die Achtung des Auslandes er— kämpft zu haben. Im Hauptquartier zu Luzern, den 1. Christmonat 1847.“

Der Sohn des Generals Sonnenberg ist weder todt noch ver—

wundet, sondern besindet sich frisch und gesund in Luzern.

Von der 1 Million Schweizerfranken Contribution, welche den sieben Kantonen von der Tagsatzung bis zum 20. Dezember zu zah— len auferlegt sind, kommen nach der eidgenössischen Geldskala auf Luzern 37,350 Fr., also über ein Drittel. Mit Inbegriff des Er— satzes der eidgenössischen Kriegsgelder würden von Luzern im Ganzen an 2 Millionen zu entrichten sein.

Die den Jesuiten affiliirten Ursulinerinnen, so wie die Nonnen von Eschenbach, welche sich mit Siegwart und dessen Kollegen in die Urkantone geflüchtet hatten, sind zurückgekehrt.

(O. P. A. 3.) Die Wahlen in den Großen Rath sind auf den 11. Dezember festgesetzt. Die Freunde der Ordnung und der Gesetz⸗ lichkeit erwarten von diesem Tage eine glücklichere Zukunft des Va— terlandes, sie hoffen, daß, auf die Grundlage des freien Volkswillens gebaut, eine Behörde hervorgehen werde, die eben so fern von gei— stiger Knechtschaft als von radikalem Uebermuthe das luzerner Volk vertreten werde. Natürlich wird der neue Große Rath von Sonder— bund und Jesuiten abstrahiren und einer freisinnigen Richtung in der Erziehung der Jugend Vorschub leisten, denn, wie man hört, liegt es auch im Plane der Konservativen, einen großen Theil der ehemaligen Großraths-Mitglieder fallen zu lassen und solche durch größtentheils junge, gebildetere Männer zu ersetzen. Die Urkantone werden vor aussichtlich auch ohne Sonderbund in der Politik die bisherige Rich— tung verfolgen, und deshalb ist zu wünschen, daß Luzern nach keiner Seite hin eine schroffe, sondern eine Uebergangs-Richtung befolge, welche die verschiedenen politischen Bestrebungen nach Möglichkeit be— rücksichtige und dieselben vereine. Einer Bundes⸗-Revision wird von Seiten der überwältigten Kantone keine Hindernisse mehr in den Weg gelegt werden.

Es scheint indeß, man trachte an verschiedenen Orten mit Ge— walt auf die Wahlen einzuwirken. In den konservativsten Gemein den, wie z. B. Rußwil, Neuenkirch und auch im Entlibuch, versam= melten sich die Radikalen des Orts und wählten ohne Auftrag pro— visorische Ortsvorsteher, an einigen Orten soll sogar berner Militair bei den Wahlen zugegen gewesen sein. Ein Dekret der provisorischen Regierung erklärt aber alle Ortsbehörden als in fortdauernder Akti= vität, so daß außer den obersten Behörden alle anderen ihre Verrich tungen fortzusetzen haben. In anderen Gemeinden sind solche vor- eilige provisorische Behörden bereits wieder außer Aktivität getreten, und einzelne Mitglieder haben für eine vierundzwanzigstündige Ne— gentschaft bedeutende Opfer gebracht, indem sie während dieser Zeit Lieferungen an Proviant 2c. machten, ohne nur Vollmachten oder Gutscheine vorweisen zu können. .

Ueber das, was jetzt in der Welt vorgeht, weiß das luzerner Volk so viel wie nichts. Die Capitulation der übrigen Kantone des Sonderbundes brachten uns zuerst fremde Blätter. Die Zeitungen, welche bisher hier gehalten wurden, erschienen nicht mehr. Sogar der Freisinnige Erzähler hat seit dem Uebergang Luzerns keine Nummer mehr herausgegeben. Die Luzerner Zeitung erschien noch ein einziges Mal, und nun ist sie auch verstummt. Ein neues

Blatt ist indessen herausgekommen. Der Eidgenosse, ein radi⸗ kales Organ, das aber den , des Tages zu wenig Raum giebt. Üeber den Hergang der Gefechte, über die Zahl der Todten e deten ist man im Auslande besser unterrichtet, als man es hier ist.

Besonders hart ist das Urtheil gegen die geflüchteten Mitglieder der Regierung, und doch war es nichts als ein Alt der Selbsterhal=

aus wo möglich den Krieg noch fortzusetzen. Es war leicht voraus— zusehen, daß nach cinem in, hartnäckigen Widerstande ein Sitzen⸗ bleiben der Regierung nicht stattsinden konnte. Die Handlungsweise in einem so gefahrvollen Momente ist leichter zu kritistren, als selbst zu regeln, und Jeder, der auch schon selbst einen Augenblick der Art erlebt hat, wird gestehen, daß eine nachsichtige Beurtheilung einer in 83 so kritischen Momente getroffenen Wahl Jedermann zu empfeh⸗ len ist.

Der vormalige Regierungs-Rath Dr. Scheerer ist wieder in Lu— zern; er sitzt in Haft.

(Rh. u. Mos. Ztg.) Es mag nun am Platze sein, hin und wieder Einzelnheiten aus dem Kriegszuge hervorzuheben, um die vie? len Lügen, welche verschiedene Blätter verbreiteten, nach und nach zu widerlegen. Der ganze Sonderbund, mit Einschluß des Kantons Freiburg und Wallis, von denen ersteres ganz abgeschlossen war und letzteres nur schwache Hülfe leisten konnte, konnte über eine Streit— macht von cirea 50, O0) Mann nebst dem Landsturme gebieten. Nach

dem nun Freiburg und Zug kapitulirt hatten, schmolz die Macht der katholischen Kantone um ein Bedeutendes und die Angriffslinie wurde für den Feind um eben so viel kürzer. Der Feind besaß an Spe⸗ zialwaffen eine gleich große Anzahl, als die gesammte Armee des Sonderbundes betrug, und führte somit eine Uebermacht von 165 Batzillonen Infanterie gegen Luzern ins Feld. Dessenungeachtet fürchtete man auf ber westlichen und nördlichen Sene der Stadt den Angriff nicht, und wäre das Zuger Gebiet nicht durch Capitulation abgefallen, so hätte Gisikon viel leicht können gehalten und die Armee Schsenbein's geschlagen werden. Der erste Angriff auf die Schanzen in Gisikon wurde lebhaft zurück⸗ geworfen, und es zeigte sich hier, daß es den Truppen des Sonder— bundes weder an Muth noch an Tapferkeit gebrach. Es floß viel Blut und manches Haus ging in Flammen auf. Stundenlang hörte man den Donner der Kanonen, und mehrere Wagen mit Verwunde⸗ ten, welche man schon um Mittag in die Stadt brachte, bewiesen, daß nicht in die Luft geschossen wurde. Nachdem die Sonderbunds“ Truppen genöthigt waren, die Schanzen in Gisikon zu verlassen, zo— gen sie sich in fester Haltung zurück, aber Keiner glaubte, daß nun der Kampf beendigt sei. Angesichts der großen Uebermacht wären doch Tausende am Morgen wieder bereitwillig in den Kampf gegan— gen, wenn es verlangt worden wäre. Der Gram erstickte die Worte des treuen Militairs, als es die Waffen niederlegen mußte, ohne vor

her noch einmal Gebrauch davon gemacht zu haben. Im Eutlibuch fand die Kolonne Ochsenbein einen festen Widerstand, so daß sie selber sich genöthigt fand, den Landsturm aus dem Emmenthal als Verstärkung an sich zu ziehen. Ohne das Vorrücken der Kolonne über Gisikon wäre Ochsenbein übel daran gewesen. Der berner Landsturm fand aber in der Stadt eine schlechte Aufnahme. Das Militair hielt ihn für luzerner Landsturm und setzte ihm gewaltig zu, bis sich die Irrung aufgeklärt hatte. Ueber die Zahl der Verwundeten und Todten auch nur annähernd einen Bericht zu geben, wäre total unmöglich, obgleich seit dem Kampfe schon 8 Tage verstrichen sind. Es scheint darüber ein allge

meines Stillschweigen beobachtet zu werden, was aber gerade so viel sagen will, daß die siegende Partei, welche die unterliegende Partei zum Schweigen verdammt hat, am meisten Ursache hat, zu schweigen. Eben so kann über die Anzahl der stattgehabten Feuersbrünste jetzt noch keine bestimmte Auskunft gegeben werden. Bei den meisten, wahrscheinlich bei allen, war es muthwillige Brandstiftung. Von der Plünderung und Beraubung waren auch die freisinnigen Bürger nicht verschont. Gar viele Soldaten wollten von einem Unterschiede bei den Luzernern Nichts wissen, sie zerstörten und stahlen da, wo sie etwas fanden, und fragten nicht nach dem Eigenthümer. Mancher Radikale verwünschte, Angesichts seiner zerstörten Habe, unter den fürchterlichsten Flüchen die lieben Eidgenossen. Eine Volts-Versamm— lung von eirea 200 Mann hat im Stadt-Theater stattgefunden. Hier wurden ganz im Sinne und Geiste der provisorischen Regierung von Freiburg Beschlüsse gefaßt, welche hoffentlich nie in Kraft erwaächsen werden. Man vernimmt, daß die Staats-Kassen von Luzern unver— sehrt aus Uri zurückgekehrt sind. Der Inhalt derselben beläuft sich auf 456,900 Schweizer⸗-Franken. Von den Mitgliedern der Regierung aber, welche sich geflüchtet haben, vernimmt man gar nichts. Herr Regierungs-Rath Tschopp hat seiner Stelle entsagt, ist zurückgekehrt und befindet sich nun in Verhaft.

(Allg. 3.) Sollten gegenwärtig von den Behörden Luzerns die Klöster des Kantons aufgehoben werden, um die ungeheuren Occupa— tionskosten eher bestreiten zu können. so hat es allen Anschein, daß die Tagsatzung es dulden würde. Allein dieser politische Mißgriff wird kaum begangen werden, in sofern die Klöster zu kaum ausweich⸗— lichen bedeutenden Opfern sich verstehen. Der Abt von St. Urban ist ein weiser Mann, dem das Reich Gottes über den irdischen Mam— mon geht, und der, um das Höhere zu retten, eine Aufopferung des entbehrlichen Niederen schwerlich von der Hand weist.

Kanton Schwyz. Die erwähnten Beschlüsse des dreifachen Bezirksraths waren die des Bezirks der March, nicht des Hauptortes Schwyz. Auch die Bezirks-Landsgemeinde der March ist es, welche sich am 12. Dezember versammelt und vor welche folgende Verhand⸗ lungsgegenstände gebracht werden sollen; 1) die Bestellung eines neuen Bezirksraths; 2) der Antrag, dahin zu wirken, daß die Auf⸗ lösung der bisherigen Kantonsregierung und die Wahl einer neuen stattfinde; 3) der Antrag, auf Revision der Verfassung zu dringen; 4) der Antrag, bei den eidgenössischen Repräsentanten das Gesuch zu stellen, daß die Einquartierungs-Lasten der March erleichtert werben.

Kantan Zug. Auf dem Landsgemeindeplatz von Zug fand am 14. Dezember die von den Liberalen einberufene Versammlung statt, welche eine provisorische Regierung von 15 Mitgliedern, an ihrer Spitze Adolph Keiser, bestellte und den Rülltritt des Kantons vom Sonderbunde im Namen des Volkes erklärte.

Kanton Freiburg. Die provisorische Regierung hat am 29. November 82 Personen „wegen Hochverrath“ in Anklagezustand versetzt und sie für die Stiftung des Sonderbundes verantwortlich

emacht. ö Das Desizit der Staatskasse und die eidgenössischen Occupations—= Kosten belaufen sich zusammen auf 2,529, 00 Fr.

Hier hat sich eine, Section des schweizerischen Volls-Vereins ge— bildet, und von Neujahr an wird hier ein radikales Blatt: Der Eidgenosse von Freiburg, erscheinen.

Ein Freiheitsbaum ist auf dem Liebfrauen-Palast errichtet worden. Im nämlichen Augenblick geschahen Hausdurchsuchungen.

Waadtländische Blätter melden, es seien in Freiburg Kon— flikte zwischen der provisorischen Negierung und dem Militair⸗Kom⸗ mando entstanden; man spreche sogar davon, daß der Entscheid vor die Tagsatzung gebracht werden solle; es habe auch zwischen dem Bischof, den Repräsentanten und einer Abordnung der provisorischen Regierung eine Konferenz stattgesunden und der Bischof mehrere Protestatlonen gegen den Kloster⸗Aufhebungs-Beschluß erhoben.

Kanton Tessin. Eine Abtheilung Graubündtner nebst einer tessinischen Scharfschützen⸗ Compagnie hat am 30. November den

Gotthardt besetzt. Kanton Wallis. Am 27. November hatte Oberst Rilliet

tung, daß sie sich vom S auplatze der Erzesse entfernten. Das Mit⸗ nehmen der Kasse g def he. nur in der Absicht, um von Uri

aus seinem Hauptquartier Aigle eine Proclamation an die „Walliser Miteidgenossen“ erlassen, worin er sie aufforderte, dem Beispiele von

Freiburg, Zug und Luzern nachfolgend, dem Unglück des Krieges vor⸗ zubeugen und die Eidgenossen als Freunde und deren Fahne als die ihrige aufzunehmen. Religion, Personen und Eigenthum sollten hei— lig fein. Hierauf faßte der in Sitten versammelte Große Rath am 258. November den (in Nr. Z340 dieses Blattes) mitgetheilten Be⸗ schluß. In Folge dessen sollen dann schon am 2hsten Morgens früh die walliser Truppen das Unterwallis verlassen haben, ob⸗ wohl die Capitulation noch nicht abgeschlossen war. Am 30steen erst sind die eidgeuössischen Truppen in Wallis einmarschitt; die Zöge⸗ rung soll ausdrücklich vom General Dufour verordnet gewesen sein. (Basel. Ztg.) Der Einzug der eidgenössischen Truppen in Wallis wurde von den walliser Flüchtlingen eröffnet, welche eine re— volutionirende Proclamation erließen. Auch hier scheint die radikale Reaction in vollem Gange. Herr Staaterath von Kalbermatten soll sich bereits aus dem Kanton entfernt haben. Am 2. Dezember war in Sitten eine sogenannte Volksversammlung. Moriz Barmann prä— sidirte, doch gerieth er in Streit mit Herrn Joris. Dieser bean— tragte Trennung des Kantons, weil kein Friede unter Völkern so ver— schiedener Art möglich sei: die Ünverbesserlichen von Unterwallis mach— ten mit Oberwallis immer die Mehrheit aus. Es wurden 17 Punkte festgesetzt, deren wesentlichste folgende sind: Auflösung des Großen Rathes und des Staatsraths, Aufhebung der Immunitaͤt des Klerus, Unterordnung der geistlichen und Stiftungsgüter unter Aufsicht und nöthigenfalls Verwaltung des Staats; Sanctionirung der von der provisorischen Regierung erlassenen Gesetze durch den künfti⸗ gen Großen Rath; Untersuchung des Benehmens der Klöster und Aufhebung derer, die mit der öffentlichen Ruhe unverträglich; Auf⸗ hebung der Beschlüsse und Urtheile über politische Vergehen seit 1814; Tragung der Kriegskosten durch die Klöster und Personen, welche den Krieg beschlossen, angerathen und gepredigt; Leitung des bürgerlichen Schulwesens durch den Staat; Austreibung der Jesui— ten; Trennung des Kantons, wenn die Eidgenossenschaft es zugiebt; Ernennung einer provisorischen Regierung, bestehend aus folgenden Männern: Moritz Barmann, Anton von Riedmatten, Pignat von Vouvry, Zen-Ruffinen aus Ober⸗Wallis, Advokat Filliez von Bagne, Oberst Dufour, Al. von Torrente. ; .

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Florenz, 29. Nov. (A. 3.) In Folge der kürzlich in Li— vorno vorgefalleuen Mordthat und der hierauf stattgehabten beunru— higenden Volks Tumulte war eine Deputation des dortigen Magistrats hier eingetroffen, um die Regierung zu bitten, für dergleichen Fälle erforderliche Vorkehrungen anzuordnen. Nachdem die Staats Consulta hier deshalb zu Rath gezogen worden war, hat das Ministerium ver⸗ fügt, daß die der Verwaltungs-Behörde in Livorno zustehende, seit⸗ her bis zu einem gewissen Grade beschränkte Macht Ausübung aus gedehnt und, bis die neuen Polizei- Gesetze erschienen sein werden, provisorisch eine aus dem Gouverneur und zwei Assessoren bestehende Kommission, welche die ausgedehnteste polizeiliche Gewalt auszuüben berechtigt ist, eingesetzt werden soll.

Wenn die jüngst aus Ferrara eingegangenen Berichte sich dies⸗ mal bestätigen, so dürfte man nächstens einer Lösung der die Be— setzung der Stadt betreffenden Frage entgegensehen. Man erwartete nämlich daselbst das Eintreffen eines Bakaillons päpstlicher Füsiliere, welche die bisher von den Besterreichern innegehabten Wachtposten in der Stadt einzunehmen bestimmt sein sollen, indem Letztere sich wieder auf die Citadelle und ihre Stadt-Kaserne beschränken werben.

Sowohl die modenesischen, als die toscanischen Truppen haben sich, einer zwischen den beiden Regierungen getroffenen Uebereinkunft gemäß, von den Gränzpunkten etwas zurückgezogen, um einen bei der gegenseitig herrschenden Erbitterung so leicht möglichen Zusammenstoß jezt zu vermeiden. Man scheint dies etwas zu voreilig als ein Zei— chen einer nächstens bevorstehenden gütlichen Ausgleichung der zwischen Toscana und Modena obwaltenden Differenzen angesehen zu haben. Hiesigen Blättern zufolge sollen jedoch die Regierungen von Toscana und Modena, übereingekommen sein, wegen friedlicher Ausgleichung der durch die Besetzung von Fivizzano entstandenen Differenzen Se. Heiligkeit und den König von Sardinien als Vermittler anzuerkennen.

Am 29. November starb hier der als geographisch stat stischer Schriftsteller bekannte Graberg von Hemsö, 72 Jahre alt.

Florenz, 1. Dez. Unsere Blätter versichern, es bestätige sich, daß der Papst und der König von Sardinien die Vermittelung in. der Angelegenheit von Fivizzano übernommen haben. .

Von Livorno wird berichtet, daß am vergangenen Sonntag eine aus vier Linienschiffen und zwei Kriegs-Dampfböten bestehende englische Flottille unter Befehl des Admirals Parker auf der dorti— gen Rhede Anker warf. Eines der Dampfböte ging bald darauf nach Civitavecchia ab.

In Folge erhaltener Nachrichten, daß auf einem französischen von Konstantinopel eingetroffenen, in der Quarantaine von Malta be findlichen Dampfboote ein Eholerafall stattgefunden hat, daß mehrere Passagiere desselben die Reise auf einem anderen eben nach Marseille abgehenden Dampfschiff fortsetzten, so wie, daß auch in Venedig und auf den Kanarischen Inseln einige verdächtige Krankheitsfälle sich er⸗ eignet haben sollen, wurden in Livorno gegen alle sowohl von den französischen Küsten des Mittelländischen Meeres als auch aus letzt genannten Gegenden eintreffenden Schiffe bis auf Weiteres strenge VorsichtsMaßregeln angeordnet. .

Seit gestern läuft hier sogar ein unbestimmtes Gerücht um, als sei die Cholera in Parma ausgebrochen; inzwischen scheint dasselbe noch sehr der Bestätigung zu bedürfen. ;

Spanien. Madrid, 2. Dez. (Tel. Dep.) wurde mit 170 Stimmen angenommen.

Beleuchtung der Schutzzo il Theorie ; des Herrn Dr. von Hermann. (Fortsetzung. Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 340)

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mehr zur näheren Erörterung der von Herrn Pr. von Hermann ver⸗ theidigten Ansichten.

Um die Gränzen zu bestimmen, innerhalb deren ein Schutzzoll der Volkswirthschaft Vortheil verspreche oder Rachtheil drohe, macht der Verfasser zunächst auf drei vermeintliche —t mer der Gegner aufmerksam. Von diesen Irrthümern brauchen wir den dritten, der darin bestehen soll, daß die Vertheidiger unbe— dingter Handelsfreiheit sich mit Unrecht auf die Beispiele von Sach— sen und der Schweiz bezögen, nur in der Kürze und vorab zu be— rühren, um dann bei den mehr eigenthümlichen Ansichten des Herrn Verfassers über die. Wirkungen der Schutzzölle auf den Arbeitslohn 7 bei den hauptsächlich hieraus abgeleiteten Regeln länger zu ver— weilen.

Daß ein kleines Land in Bezug auf die Verwendung und Ent— wickelung seiner Produktivkräfte in einer anderen, und zwar in einer weniger günstigen Lage sich befinde, als ein großes Reich oder ein Verband von Staaten mit großem inneren Markte, wie der Zoll— Verein, daß jene Lage sich verschlimmert, wenn die Nachbarn des

dasselbe verwendet wurden.

Die Adresse der Cortes

Irrthü⸗

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kleinen Landes sich gegen dasselbe abschließen, seine Erzeugnisse mit Zöllen belasten, seine Zufuhren erschweren, das werden die Freunde der Handelsfreiheit am wenigsten bestreiten wollen, da sie es ja gerade sind, die we möglich auch die noch zwischen den großen Staaten be= stehenden Schranken beseitigen möchten, und die unter allen den großen Errungenschaften des deutschen Zollvereins nicht den letz⸗ ten Platz dem Resultate einräumen, daß die früher nach dem wirk— lichen oder vermeintlichen Partikular-Interesse der verbündeten Staa—⸗ ten gestatteten Verkehrs-Beschränkungen vertragsmäßig unmöglich gemacht sind, daß der Seegen des freien Verkehrs für' ein großes Marktgebiet vertragsmäßig sichergestellt worden ist. Eben so' wer⸗ den sie es am wenigsten bereiten wollen, daß ein System von Schutzzöllen in einem kleinen Staate verderblicher als in einem großen Staate wirkt, weil das durch Schutzzölle überall hervorgerufene Monopol dort nicht einmal das Gegengewicht einer großen inneren Konkurrenz findet und deshalb dort längere Zeit hindurch als eine Bevorzugung einzelner Einwohner fortbestehen kann. in der That von den Vertheidigern der Freihandels- Theorie „das Unsichere einer auf der bloßen Zulassung des Auslandes ruhenden Production“ übersehen worden sein? Weniger hoch angeschlagen wohl allerdings, denn nothwendigerweise muß von denen, welche die Förderung bald dieser, bald jener Interessen von der immer weiter gehenden Ausschliesung ausländischer Waaren durch Vertheurungs⸗ Zölle erwarten, die Möglichkeit, daß andere Staaten mit einem car tel est notre hon plaisir die Industrie eines solchen kleineren und wehrloseren Staates zu ersticken suchen, bei weitem ängstlicher befürchtet werden, als von denen, die eine solche Maßregel nicht allein als einen verwerflichen, sondern noch dazu als einen auf unrichtige Berechnung gestützten Egoismus betrachten, die, in vielleicht allzu großem Enthusiasmus, von der Idee des Freihandels eben so die allmälige Niederreißung der den Verkehr der Völker hemmenden Schranken erwarten, wie die Idee des Naturrechts dazu beigetragen hat, die Schranken der Leibeigenschaft zu durchbrechen, wie die Idee eines ewigen Völkerfriedens däzu beigetragen hat, die Kriege zwar nicht aufhören zu lassen, aber doch seltener zu machen. ]

Unserer Ansicht nach wird auf die Erfahrungen der Schweiz und ähnlicher Länder gewöhnlich in der Absicht Bezug genommen, um an einem schlagenden Beispiele nachzuweisen, daß die Jabricatlon auch da entstehen und sich mächtig ausbreiten konnte, wo ihre Wiege nicht mit schützenden Hecken ge⸗ gen jedes rauhe Lüftchen umgeben war, daß sogar die ihr entgegen tre⸗ kenden Hindernisse dazu beigetragen haben, ihr ein gesundes und kräf⸗ tiges Leben zu sichern. In diesem Sinne hat jene Bezugnahme kei⸗ nesweges ihren Werth verloren, während es nicht die Meinung sein darf, unserem lieben Vaterlande das Beispiel irgend eines anderen Staates aber wohlverstanden, auch nicht das von England und Frankreich ohne Rücksicht auf dessen eigenthümliche Verhältnisse zur Nachahmung zu empfehlen.

Die Wirkungen der Schutzzölle sind nach Herrn Dr. von Her⸗

mann vorzüglich in Betreff ihres Einflusses auf den Arbeitslohn und die Rückwirkung des letzteren auf das Ganze der Volkswirthschaft unrichtig aufgefaßt worden. Er sucht deshalb auf einen ersten Irr⸗ thum in folgenden Bemerkungen hinzuweisen: Der Zuwachs, den die Neubegründung oder Erweiterung einer Erwerbsart im National-Einkommen hervorbringt, wird in der Regel blos nach dem Reinertrage desselben in der Hand des letzten Bear beiters hemessen. Daruim aber, daß diesem die Lohn- Auslage als ein Kapital⸗-Aufwand erscheint, ist der Lohn seiner Arbeiter nicht we⸗ niger ein Theil des National-Einkommens; und unter den Arbeitern, die durch einen Erwerb Beschäftigung finden, sind auch diejenigen aufzuführen, welche bei! der Erhaltung der Geräthé und Gebäude mittelbar verwendet werden. In ähnlicher Weise verhält es sich auf jeder Stufe der Bearbeitung eines Produkts; wie denn zuletzt und auf dem Standpunkte der Volkswirthschaft jedes Produkt als ein Inbegriff von Arbeitsleistungen und Kapltal-Nutzun— gen erscheint, die auf den verschiedenen Stufen seiner Bearbeitung in So viel nun von diesen Arbeiten und Nutzungen der Nation selbst angehört, eben so viel wächst durch eine Production dem National⸗Einkommen derjenigen Wirthschafts-Periode zu, in welcher diese Production ausgeführt wurde. Tie Nichtbeach⸗ tung des in der Sphäre des Lohnes direkt und indirekt durch neue oder erweiterte Gewerbe sich ergebenden Zuwachses zum National— Einkommen führt bei der Berechnung des Schadens, den die , mn der Waaren durch Zollschutz bewirkt, zu großen Feh⸗ ern.

Wer hat wohl schon bezweifelt, daß die Arbeiter in einer durch Schutzzölle hervorgerufenen Fabrik ihre Arbeit nicht umsonst verrich— ten? Aber wer wird andererseits behaupten dürfen, daß diese Arbei⸗ ter bis dahin müßig gegangen seien? Dennoch würde nur in dieser Unterstellung der ihnen gezahlte Arbeitslohn als ein Zuwachs an National-Einkommen betrachtet werden dürfen. Handelt es sich aber

um die Erhöhung des Lohnes bereit beschäftigter Arbeiter, so kann

doch nur die Differenz zwischen dem bisherigen und dem künftigen Lohne als Zuwachs bezeichnet werden, und dann fragt es sich noch, so weit von einer dauernden Verbesserung des wirthschaftlichen Zustandes der Arbei⸗ ter die Rede sein soll, ob die Erhöhung nur ein temporaires Monopol der betheiligten Fabrikarbeiter begründet, weil diesen ein Motiv gegeben werden mußte, ihre bisherige Beschäftigung mit der Fabrikarbeit zu vertauschen, oder ob die Erhöhung von Dauer sein wird, weil die Nachfrage nach Arbeit dauernd vermehrt worden.

Das Letzte ist es nun eben, was die Gegner entschieden in Ab— rede stellen. Sie erblicken in dem Falle, wo die Neubegründung oder Erweiterung einer Erwerbsart durch Vertheurung der bis dahin be— zogenen ausländischen Waaren erkauft werden müß, nicht eine Ver—⸗ mehrung der Gelegenheit zu lohnender Arbeit, sondern nur eine geänderte Verwendung der Arbeitskräfte und obendrein eine solche, die, ohne den Arbeiter auf die Dauer größeren Vortheil ge⸗ währen zu können, das Resultat seiner Arbeit weniger werthvoll macht. Sie bestreiten nicht, daß jedes Produkt, der Scheffel Weizen eben sowohl als der Centner Twist, als ein Inbegriff von Arbeits— leistungen und Kapitalnutzungen wenn dazu im weiteren Sinne

45 ; ; ; auch der Grund und Boden gerechnet wird erscheint aber eben Wenden wir uns von diesen allgemeineren Bemerkungen nun- y. scheint, ö

weil sie hierin Herin Hr. von Hermann beistimmen, behaupten sie, daß die zur Anschaffung von ausländischen Waaren verwandten Pro— dufte ebenfalls durch Anwendung von Arbeit entstanden sind, und daß außerdem derjenige Betrag, welchen die Gesammtheit der Konsu⸗ menten für die betreffende Waare in Folge ihrer Vertheuerung durch einen Schutzzoll mehr zu bezahlen hat, weniger auf die Befriedigung sonstiger Bedürfnisse der Konsumenten verwandt werden kann, daß demnach die in einem Punkte hervorgerufene Vermehrung der Ar— beitsgelegenheit auf anderen eine gleich große, selbst größere Vermin⸗ derung herbeiführen werde. Und wenn die Gegner vorzugsweise auf den Tauschwerth des Produkts Werth legen, sso liegt das nicht darin, daß sie die Stelle übersähen, welche der Arbeitslohn bei Er⸗ zeugung des Produkts und bei Bildung des gesammten National⸗ Einkommens einnimmt, sondern darin, daß der Tauschwerth gleichsam die. Kritik enthält, welche die Gesellschaft über die richtige, d. i. die möglichst produktive Verwendung von Arbeit und Kapitalnutzungen ausspricht. Für den einzelnen Arbeiter oder für eine Anzahl von Arbeitern kann es, wenn ihnen ein Grundbesitzer in beiden Fällen den üblichen Tagelohn bezahlt, völlig gleichgültig

Und sollte wohl

sein, ob sie ihre Zeit zur Befriedigung einer nutzlosen Laune herge⸗ ben, indem sie etwa heute einen Berg auftragen, um ihn morgen wie der abzutragen, oder ob sie zur Erzielung eines nützlichen Produkts mitwirken, indem sie die Felder bestellen helfen. Für den Grundbe= sitzer und für die Gesellschaft, der er angehört, ist dagegen diejenige Verwendung die vortheilhaftere, welche ein brauchbares Produkt er⸗ zielen hilft. Auch würden die auf die eine oder die andere Weise be⸗ schäftigten Arbeiter selber dieses Unterschiedes sich bewußt werden, wennn einmal eine relativ große Anzahl von Grundbesitzern solchen Gelüsten nachgeben wollte.

Ein zweiter Irrthum soll darin bestehen, jedes Wohlfeilerwerden eines Produkts, so wie es dem Konsumenten offenbar augenblicklich nützlich ist, auch für die Nation im Ganzen vortheilhaft zu erachten. Einiges Nachdenken zeigt aber“, sagt der Verfasser, „daß dieser Satz nur dann und nur soweit wahr ist, wenn und in wieweit die Minderung der Productionskosten von der besseren Anordnung der Arbeit, der großeren Geschicklichkeit der Arbeiter, der erhöhten Produktivität der Kapitale, dann von der Ersparung an der Masse des Kapitals und dem Sinken des Zinsfußes abhängt. Ist dagegen die Minderung der Productionskosten dem Sinken des ÄArbeitslohns einheimischer Arbeiter zuzuschreiben, so wird die Preisminderung des Produkts und der durch sie dem Konsumenten zuwachsente Vortheil für die Nation in Ganzen nachtheilig. Denn gerade so viel als der Konsument für das Produkt weniger aufzuwenden, also zu anderwei⸗ tiger Bedürfnißbefriedigung übrig hat, entgeht der bei solcher Pro⸗ duction verwendeten Arbeiterklaffe oder, wenn allgemeines Wohl— feilerwerden der Arbeits- Erzeugnisse in Folge allgemeiner Lohn⸗ minderung einträte, den Arbeitern im Ganzen. Eine solche Kosten⸗ ersparung mehrt daher das National-Einkommen oder den nach dem⸗ selben zu bemessenden National⸗Reichthum nicht, sondern ändert blos dessen Vertheilung. So weit die in solcher Arbeit wohlfeiler ge⸗ wordenen Produkte von den Arbeitern selbst verbraucht werden, deren Lohn gesunken ist, mag diesen einige (gewiß aber nie vollständige) Vergütung ihres Verlustes am Lohne zufallen; je weniger aber jene Produkte unter die Verbrauchs-Gegenstände der Arbeiterklasse gehören, desto entschiedener ist ihr Verlust, desto deutlicher ist die Wirkung bes Wohl⸗ feilerwerdens in Folge der Lohnschmälerung ein Aermerwerden der Arbeiter um eben so viel, um wie viel die Kapitalisten und höher gelohnten Arbeiter durch die Ersparung beim Ankauf der wohlfeileren Produkte reicher werden. Da aber, wie gesagt, die Arbeiter in keinem Falle durch eigenen Verbrauch der wohlfeileren Produkte vollen Ersatz für den Entgang am Lohne empfangen, so läuft jede in Folge einer Lohnminderung eintretende Kosten-Ersparung und Preisminderung auf eine Aenderung in der Vertheilung des National-Reichthums hinaus, bei welcher die Wirthschaft des Volks, trotz der Erweiterung der Ge— nüsse der Vermögens⸗-Besitzer und der höher gelohnten Arbeiter, un— bestreitbar in immer ungünstigere Lage gelangt, je weiter die Subsi⸗ stenz der großen Mehrzahl des Volks, der gemeinen Arbeiter, ge⸗ schmälert wird. Diese höchst wichtige Beschränkung des Satzes, daß die Minderung der Productionskosten zur Wohlfahrt der Nation ge⸗ reiche, obwohl so sehr in die Augen springend, wird doch (so sagt Herr Dr. von Hermann), unseres Wissens, hier zum erstenmale in eiuer Druckschrift ausgesprochen.“

Bei Durchlesung dieser zweiten These, die eben so wie die vor— hergehende darauf hinausläuft, daß die bei der Production mitwirken— den Faktoren in ihrer gesonderten Winkung und Bedeutung nicht ge— hörig erkannt werden, hat uns ein schmerzliches Gefühl beschlichen. Da hat nun, sagten wir uns, der würdige Hofrath Hr. Rau ein Lehrbuch der politischen Oekonomie herausgegeben, das sich einer wei⸗ ten Verbreitung erfreut und schon wiederholte Auflagen erlebt hat, da hat er, selbst unter Aufopferung der Lebendigkeit und Frische, welche die englischen und französischen Schriftsteller auszeichnet, mit löblicher deutscher Gründlichkeit die Bestimmungsgründe des Preises der Wagreu nicht allein, sondern auch jedes einzelnen dabei mitwir— kenden Faktors auf das genaueste zergliedert, da hat er mit uner— müdlicher Geduld alle Umstände aufgezählt, welche auf die Schwan⸗ kungen in der Höhe des Arbeitslohns und des Unternehmergewinns, der Zins- und der Grund-Rente von Einfluß sind, hat allen bei der Production mitwirkenden Faktoren die gebührende Stellung zuerkannt, Jedem die erforderliche Anzahl von Paragraphen gewidmet, und wir wissen dessenungeachtet nicht einmal, daß, wenn eine Waare blos deshalb wohlfeiler wird, weil der bei ihrer Erzeugung beschäftigte Arbeiter weniger als seither essen darf oder sich schlechter kleiden muß, dies unmittelbar für den betheiligten Arbeiter und mittelbar für die an dessen Wohlergehen Antheil nehmende Nation nicht als ein Gewinn zu betrachten ist! ;

Dennoch beschränkt sich hierauf die Entdeckung des Verfassers, so weit seine Bemerkung als begründet anzuerkennen ist. Erstlich kann seine Deduction überhaupt nur dann zutreffen, wenn das Sinken des Arbeits ohnes auf den sogenannten reellen Arbeitslohn das Quantum, das sich der Arbeiter an den nach seinen bisherigen Lebensweise erforderlichen Brauchlichkeiten für den Geldbetrag des Lohnes verschaffen kann bezogen wird. Wäre etwa nicht der reelle Arbeitslohn, sondern nur der Geide betrag des Lohns gesunken, weil und in dem Verhältnisse, wie die Preise der ersten Lebensbedürfnisse sich vermindert haben Cein Fall, der in England in Folge der Aufhebung der Getraide-Zölle eintre“ ten kann), so würde ein durch diesen Umstand veranlaßtes Sinken des Geldlohns die Lage der Arbeiterklasse überall nicht verschlechtern, und glauben wir daher, die Bemerkungen des Verfassers nur auf den reellen Lohn beziehen zu dürfen.

Zweitens aber beruht die Argumentation darauf, daß die Preisminderung des Produkts dem Sinken des Arbeitslohns ein? heimischer Arbeiter zuzuschreiben, daß das Sinken des Arbeitslohns die Ursache der Preisminderung ist, und die Ar= gumentation trifft keinesweges mehr zu, wenn jenes Sinken die Folge des gefallenen Preises der Waare ist. Hätte der Verfasser den Kausalnexus, den der seinerseits singirte und keinesweges unmög⸗ liche Fall voraussetzt, genauer ins Auge gefaßt, so würde das Be— dürfniß entstanden sein, den Ursachen einer solchen Erscheinung nach zuforschen, wobei das achte Kapitel des ersten Buches von Adam Smith und das Kapitel über den Arbeitslohn von Ricardo, auf welche Herr Dr. von Hermann den Herrn Doenniges verweist, allenfalls un= ter Zuziehung des essay on the principle of population von Malthus sehr nützliche Dienste hätte leisten können.

Die ebengedachte Unterscheidung wird vielleicht manchem, mit diesen Fragen weniger vertrauten Leser als eine bloße Spitz indigkeit erscheinen. Wenn der Arbeiter darben muß, wird er fragen, ist es dann nicht gleichgültig, aus welchem Grunde er darbt? Für den darbenden Arbeiter selbst gewiß, der Hunger und die Entbehrung werden ihn gleich sehr drücken, mag er in diesem oder jenem Um= stande seinen Grund haben: für den Heilkünstler aber, der die Krank heit heben oder doch lindern will, ist es vor Allem erforderlich, den Sitz und die Ursachen des Uebels zu kennen, weil sonst ein ganz wohlgemeintes Heilmittel das Uebel nur noch verschlimmern fönntz

In dem vorausgesetzten Falle, daß das Sinken des ö *. beitslohns einheimischer Arbeiter die Ürsache, nicht 4 Folge, der Preisminderung eines oder mehrerer Produkte sei, hat iese Erschei=

a. . ; ür einen, für mehrere oder nung lediglich darin ihren Grund, daß beltsuchen gen Han zuleßt für alle Erwerbszweige der Andrang Lon arm, ö ce r . den großer als die Nachfrage danach ist. Da un t M nnn