1847 / 347 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

jehung auf Steuerfragen und dergl. beschränkt = 21 3 alle * vorkommenden Berathungs Ge⸗ genstante das Interesse der Gesammtheit in sich fassen. Der An⸗ fragsteller glaubte deshalb, daß seine Motion sofort ohne Verweisung an eine Kommission erledigt werden könnte. Von mehreren Seiten wunde jedoch eine Kommissions- Berathung als wünschenswerth be- zeichnet, für welche denn auch die Versammlung sich mit 3 gegen Stimmen entschied. Die Prolongation der emittirten 2 Millionen Fulden Recheneischeine bis zum 1. Februar 1819 wurde ohne De⸗ batte gutgeheißen. Die übrigen auf der Tagesordnung verzeichneten Gegen ftände gehen zur Berathung an Kemmissionen.

Oesterreichische Monarchie.

Triest, 4. Dez. Heute früh ist das dem österreichischen Lloyd gehörige und in gleichen Dimensionen mit dem Dampfboote „Italia“ erbaute Dampfschiff „Deutschland“ mit dem glücklichsten Erfolge vom Stapel gelassen worden.

ñWien, 10. Dez. Der staatsräthliche Referent, Hofrath Pipitz, zur ,, im Staatsrathe berufen, wird aus seiner bisherigen Stellung im Büreau des Staats- und Konferenz Ministers, Grafen von Kolowras, ausscheiden; zur Dienstleistung im Büreau des Ministers ist der Hof⸗Secretair der allg. Hofkammer, Ransonnes Villez, bestimmt.

Wie man vernimmt, hat Se. Majestät den 4ten d. M. geruht, den Gefällen⸗ Administrator von Mähren und Schlesien, Hofrath Ritter von Hassenmüller, in den Pensionsstand zu versetzen und zu dessen Nachfolger den Negierungs-⸗Nath und Central⸗ Inspektor der Finanzwache, Otto Ritter von Ottenthal, zu ernennen. Unter den anderweitigen Veränderungen in dem höheren Staatedienst nennt man die Berufung des Hofraths der vereinigten Hof-Kanzlei, Ritter von Nadherny, in den Staats- Rath an die Stelle des ver⸗ storbenen Staats- und Konferenz-Raths Weiß von Starkenfels, je— doch nur in der Eigenschaft eines staatsräthlichen Referenten, des Hofraths Grafen Deym, als Gouverneur von Linz. Der neu ernannte Bank⸗ Gouverneur, Ritter von Breyer, ist sehr gefährlich erkrankt; man zweifelt sehr an seine Wiedergenesung und bezeichnet jetzt schon als seinen Nachfolger den Vice Präsidenten der allgemeinen Hof⸗ Kammer und zweiten Hof⸗Commissair der Nationalbank, Bürgermeister Ritter von Beerburg. Es sind in unserer höheren büreaukratischen Sphäre in jüngster Zeit viele Veränderungen erfolgt, und mehrere derselben werden mit Varianten bezüglich der Personen in nächste Aussicht gestellt.

Bei der am 7ten d. M. stattgefundenen Wahl eines Dekans der hiesigen medizinischen Fakultät ist der Dr. Lerch, ein noch junger Arzt, der aber seit längerer Zeit sich mehr mit den Fakultäts-Privilegien und der medizinischen Gesetzgebung, als mit der Praxis beschäftigte, mit überwiegender Majorität zu dieser drei Jahre währenden Function an die Stelle des Dr. Barens von Feuchtersleben gewählt worden. Man hegt von ihm die bestimmte Hoffnung, daß er gleich seinem Vorgänger dahin streben werde, alte Mißbräuche und eine bisher stattgehabte Trennung der Fakultäts-Mitglieder abzuschaffen und durch thätigeres Auftreten und Aneinanderhalten den alten Ruhm der wie⸗— ner medizinischen Hochschule wiederherzustellen. Die Mittel hierzu besitzt der neue Dekan vollkommen, und da er allgemein geachtet und von seinen Kollegen geliebt wird, auch die Hofstelle den guten Ab— sichten und dem regeren Leben der Fakultät unterstützend entgegen— kommt, so wird er über verweigerten Beistand nicht zu klagen haben

Man bezeichnet mit Gewißheit als Vice-Direktor des Kaiserli⸗ chen allg. Krankenhauses den Primair⸗Arz Dobler, einen noch jungen, aber sehr befähigten Arzt.

An der Börse herrscht große Geschäftsstille, nach Papieren ist geringe Nachfrage, im Ganzen mehr ein Fallen als Steigen dersel⸗ ben; die größeren Schwankungen im Course finden bei den Nordbahn— Actien statt, ungeachtet in denselben ein geringerer Verkehr ist. Die auswärtigen Handels⸗Verhältnisse, die Ereignisse in der Schweiz und Italien machen ängstlich und vorsichtig; übrigens hofft man mit dem Beginne des neuen Jahres auf bessere Konjunkturen und dadurch einen neuen Impuls zur Speculation. Die in Anregung gebrachte Zoll⸗Ermäßigung bei einigen Artikeln beunruhigt gleichfalls die dabei zunächst Betheiligten und hat besonders die Besorgnisse der Besitzer von Zucker-Rafsinerieen, welche große Kapitalien in diesem Unter⸗ nehmen verwendet haben, vermehrt. Die neuen Banknoten unserer National-Bank sollen mit Beginn des nächsten Jahres edirt werden.

ran hre ich.

Paris, 190. Dez. Mittelst Königlicher Verordnungen vom Sten d. sind folgende diplomatische Versetzungen vorgenommen: Herr von Bacourt, bisher Gesandter bei den Vereinigten Staaten, tritt an die Stelle des Grafen Mortier als Gesandter in Sardinien; Herzog von Glücksberg, jetzt Gesandter in Spanien, geht als solcher an die Stelle des Baron von Varennes nach Portugal, wogegen Letzterer den Gesandtschaftsposten in Dänemark an Stelle des schon früher zum Gesandten am deutschen Bundestage ernannten Baton von Billing erhält; Herr Pageot ersetzt Herrn von Bacourt als Ge— sandten bei den Vercinigten Staaten, und der Herr Bassano, bisher Gesandtschafts-Secretair in Brüssel, ist zum bevollmächtigten Minister ernannt und interimistisch mit Leitung der Gesandtschafts-Functionen in Kurhessen beauftragt.

Die Erklärung Lord Palmerston's im Parlament hinsichtlich der Schweiz, daß, da es keine kampfführenden Parteien mehr gebe, die Frage der Vermittelung zu Ende sei, veranlaßt das Journal des Déäbats blos zu der Bemerkung, daß allerdings einem Kriege, der sich von selbst geendet, kein Ende mehr zu machen sei, daß aber die Einstellung der Feindseligkeiten nur eine der Bestimmungen der Ver⸗

J

2376

mittelung gewesen. Entschiedener und ausführlicher spricht sich der Con⸗ servateur, angeblich das spezielle Organ des Conseils⸗Präsidenten, aus. „Wir gestehen“, sagt dieses ministerielle Blatt, „wir begreifen die Antwort Lord Palmerston's nicht. Will sie sagen, daß England für Theil von der Vermittelung zurücktrete und sich von der Kon⸗ erenz zurückziehe, so begreift man nicht, daß der englische Minister es früher dem Parlamente mittheilte, als den Regierungen, mit wel⸗ chen er jene Uebereinkunft geschlossen. Das wäre ein seltsames Ver⸗ fahren, und wenn uns auch Lord Palmerston an manche Ueberra—⸗

schungen gewöhnt hat, so würden wir doch Grund haben, uns zu

wundern, wenn er Verpflichtungen brechen wollte, die er nicht einzu⸗ gehen brauchte. Auf diese Art hätte er an den Verhandlungen nur Theil genommen, um sich von ihnen loszusagen. So handelt kein Staats- mann, der sich selbst und sein Land achtet, und wir hätten Lord Palmerston dessen nicht fähig geglaubt. Will seine Antwort aber sagen, daß, da der Bür⸗ gerkrieg in der Schweiz zu Ende sei, von einer Vermittelung unter den Rriegführenden selbst keine Rede mehr sein könne, so ist das aller⸗ dings wahr, und wir gestehen ein, daß einzelne Theile der Vermitte⸗ lungs-Note keine Anwendung mehr finden. Durch Lord Palmerston's Zögern konnte sie erst nach der Capitulation des Sonderbundes ein— gereicht werden, und somit verfehlte sie einen ihrer Zwecke, den Krieg zu verhüten oder ihm Einhalt zu thun. Ist aber damit gesagt, daß die Absichten Europa's erfüllt sind, und daß gar nichts mehr zu thun ist, dem Recht den Sieg zu ver chaffen, obgleich der stärkere Theil bereits gesiegt? Denkt Lord Palmerston so, so ist er von allen 2 welche der Note beitra- ten, der einzige, der es thut. Die Zukunft der Schweiz festzu⸗ stellen, die Garantieen ihrer Neutralität und den Bundes Vertrag aufrecht zu halten, vorzugsweise so weit er die Kantonal- Souverai⸗ netät betrifft, jede Explosion endlich der radikalen Doktrinen, die in Bern gähren, zu verhüten: das ist das Ziel, welches sich die Höfe Europa's steckten und das sie, mit oder ohne den Beistand Lord Palmerston's, verfolgen werden. Wir wiederholen also, daß wir die Palmerstonsche Erklärung im Parlamente nicht begreifen; sie kam un— erwartet, wird aber an den gefaßten Entschlüssen nichts ändern. Die in diesem Augenblick versammelte Konferenz wird das Werk der Versöhnung, das sie begonnen, auch zu Ende führen.“

Der Moniteur algerien enthält Näheres über das Vorrücken der marokkanischen Truppen gegen Abd el Kader. Sie hatten, unter dem Kommando der Söhne des Kaisers, unterweges mehrere auf⸗ rührerische Stämme gezüchtigt, besonders die Abtheilung des Hallaf⸗ Stammes, welcher den Emir offen unterstützt hatte. Alle Stämme brachen in Folge dieser Züchtigung ihre Verbindungen mit Abd el Kader ab, und dieser hatte seine Deira nach den Silos von Zair zurückgezogen, wo sich seine Getraide⸗Vorräthe befanden.

Im Münz- Amt sind jetzt die Stempel fertig, welche zum Um— prägen des aus der Revolutionszeit herrührenden Kupfergeldes dienen sollen. Frankreich wird, sobald die Kammer ihre Genehmigung ge— geben, Zwei⸗Sousstücke, Ein⸗Sousstücke, Zwei⸗Centimestücke und Ein⸗ Centimestücke besitzen.

Von der Presse wird bemerkt, daß 1841 zwischen England und Frankreich 90,000 Reisende den Kanal passirten; als 1843 die Folk⸗ stone⸗Dover-Eisenbahn eröffnet worden war, stieg diese Anzahl auf 102,958 und 1845, nach Eröffnung der französischen Nordbahn, auf 158,865. Dasselbe Jahr gingen 36,635 Reisende über Ostende und 5635 über Antwerpen, so daß 1846 der Personen⸗-Verkehr zwischen England und dem Kontinent auf diesen Routen mehr als 200,000 gewesen ist.

X Paris, 19. Dez. Schon neulich wurde auf die mehr oder weniger gespannte Stellung hingewiesen, welche zwischen den Herren Guizot und Duchatel herrscht. Jetzt geht man sogar so weit, davon zu sprechen, daß Herr Guizot seine Entlassung eingereicht habe oder doch einreichen wolle. Die im Publikum darüber verbreiteten Gerüchte sind auch bereits in einigen Journalen zu finden; doch sind sie noch vor— eilig, jedenfalls übertrieben. Unter den verschiedenen Ursachen, die man für den Ausbruch offenen Zwiespalts im Ministerium anführt, wird auch die zunehmende Wahlreformbewegung genannt. Schon dieser Umstand reicht hin, den Werth der umlaufenden Gerüchte zu charaklerisiren. Aber allerdings ist die Lage, wie sie sich jetzt in mancher Beziehung wieder gestaltet hat, für das Kabinet sehr schwie⸗ rig, und es wird all sein Talent, alle seine Anstrengungen aufbieten müssen, um sich aus den vielfachen Verlegenheiten zu ziehen, die es umlagern.

Großbritanien und Irland

Unterhaus. Sitzung vom 8. Dezember. Das Haus beschäftigte sich in seiner heutigen Mittagssitzung mit einer Bill des Herrn Anst ey, welche die Abschaffung der noch bestehenden alten Strafbestimmungen gegen römische Katholiken ihrer Glaubensmeinung wegen bezweckt. Herr Thomas Anstey ist ein junger Professor der

Rechtswissenschaft am Kollegium St. Peter und St. Paul in Bath,

und bekannt durch mehrere die staatsrechtliche Stellung der Katholi⸗ ken in England betreffenden Schriften; er gehört der liberalen Par— tei an und sitzt jetzt zum erstenmal im Parlamente für den Flecken Noughal. Seine Bill stand heute zur zweiten Verlesung und wurde demnach in ihrem Prinzipe erörtert. Der Antragsteller erklärte, 335 dieselbe weder die bestehende Landeskirche noch die bürgerliche egi— rung angreife, und zählte dann die einzelnen alten Gesetze und Sta— tute auf, deren Abschaffung eben zur gänzlichen Emancipation der Katholiken die Bill bezweckt. Zu diesen Gesetzen gehören: 1) eine Klausel der Supremats-Akte, welche die Anerkennung der Autorität irgend eines fremden Fürsten oder Prälaten, verbietet, und den Uebertreter mit Geld und Gefängniß bestraft; 2) eine Klausel der Akte der Königin Elisabeth, welche die Einführung „von Bullen, Schriften und anderer abergläubischen Dinge von dem päpst—

lichen Stühle zu Rom“ in England verbietet und dieselbe als ein Vergehen gegen das gemeine Recht bestraft; 3) eine Klausel in der Unifoꝛmitãts- Atte Narl's II., welche Jeden zu S Monat Gefängniß im ersten, zu 12 Monat im zweiten und auf Lebenszeit im drüten Falle verurtheilt, der einem anderen, als dem in dem Common⸗Prayer Buch vorgeschriebenen Gottesdienst beiwohnt; IH die Akte Georg' s Ill 31, wonach fatholische Geistliche bei Strafe der Confis cation ihrer Güter und lebenslänglichen Gefängnisses oder Deportation keine Kirch. thürme und Glocken auf ihren Kapellen haben und keinen Leichen Gottesdienst auf ihren Kirchhöfen halten dürfen. Neben diesen Haupt⸗ Strafbestimmnngen gegen die Katholiken beantragte Herr Anstey noch die Abschaffung einiger anderen weniger wichtigen Gesetze, unter welchen das zur allmäligen Unterdrückung der Jesuiten und anderer klösterlichen Sr⸗ den erlassene das bedeutendste ist. In letzterer Beziehung namentlich erklärte er das Beispiel des Franziskaners Pater Mathew, des bekanten Mäßig⸗ keits Apostels, so wie der Cisterzienser in Melleraege in Irland und auf dem St. Bernhard, für hinreichend, um die Nothwendigkeit der Aufhebung einer so gehässigen und unchristlichen Gesetzgebung nach zuweisen, die das Wirken solcher Männer und Orden in England mit Deportation auf Lebenszeit bestrafe. Gegen die Bill erhob sich der bekannte Vertreter der Hochkirche, Sir R. Inglis, indem er darin eine Erweiterung des Einflusses der Kirche Roms und eine Beschrän— kung der Kirche von England erblickte. Man müsse, sagte er, die Bill nicht für sich allein in ihren Bestimmungen zur Abschaffung der alten Gesetze betrachten, sondern auf den allgemeinen Fortschritt der Kirche Roms in ganz Europa und auch in England Rücksicht neh— men. In Preußen und Frankreich seien diese Fortschritte bemerkbar; auch offenbare der römische Stuhl seinen angreifenden Charakter da= durch, daß er einerseits die Namenstage von Gregor VII. und Pius V. kürzlich zu Festtagen erhoben habe, zweier Päpste, von denen der erste den deutschen König Heinrich IV. und der an— dere die Königin Elisabeth erkommunizirt, habe, andererseits in England in den Angelegenheiten der irländischen Kollegien inter— venire, in Australien einen Erzbischof von Sydney mit höherem Range als der protestantische Bischof von Australien besitze, eingesetzt habe, endlich sogar die Autorität der Königin usurpire und ganz England in neue bischöfliche Sprengel eintheile. Auch in der gegenwärtigen Bill glaubte Sir R. Inglis einen Theil dieses Angriffssystems der Kirche Roms wiederzuerkennen, denn sie gehe viel weiter, als die ähn— liche Bill des Herrn Watson in der vorjährigen Parlaments-Session und enthalte, wenn nicht eine direkte Verletzung der Declaration in der Bill der Rechte, so doch jedenfalls die Einleitung zu einer solchen Verletzung. Zum Schluß erklärte das Mitglied für Oxford, daß die Katholiken in England keine Ursache zur Beschwerbde hätten, daß man die selbst in Frankreich verbotenen Prozessions⸗Aufzüge auf den Stra— ßen nicht zugeben könne, ohne die öffentliche Ordnung und den Frie— den zu stören, und daß seit 1829 kein Straf-Erkenntniß gegen Ka— tholiken ihrer Glaubensmeinung wegen in Ausführung gekommen wäre. Nach einigen Bemerkungen des Herrn Drum mond gegen und des Grafen von Arundel und Surrey für die Bill, indem der Letztere die Gründe des Sir R. Inglis bestritt, den angreifen⸗ den Charakter der römischen Kirche durch die Behauptung rechtfer⸗ tigte, daß jede Kirche einen solchen Charakter haben und haben müsse, und die Eintheilung Englands in Diözesen derselben Maßre— gel der Wesleyaner gleichstellte, sprach Sir G. Grey, der Minister des Innern, sich gleichfalls für den Antrag aus. Er stellte die große Bedeutung, welche man der Bill beilege, in Abrede, da sie in der Hauptsache doch nur veraltete Bestimmungen aufheben wolle, wider⸗ setzte sich aber dem Theil derselben, welcher die Abschaffung des erst 1839 erlassenen Gesetzes gegen die geistlichen Orden bezweckt. Die zweite Lesung der Bill gab der Minister mit dem Vorbehalt, diese letztere Bestimmung in späteren Stadien verwerfen zu lassen. Auch Herr Gladstone, der sonst immer mit den Hochkirchlichen stimmt, zeigte sich der vorliegenden Bill nicht feindlich, da er in ihr keine Gefahr für die Kirche von England sah. Der Eifer, die Thätigkeit und die Bildung der Geistlichen dieser Kirche, sagte er, müßten deren Vertheidigungswaffen ausmachen, durch politische Gesetze dürfe man nicht die kirchliche Thätigkeit hemmen. Das bloße Faktum, daß gewisse Statuten die religiösen Gefühle eines Theils seiner Mitbürger verwundeten, ohne irgend etwas Gutes hervorzu— bringen, sei Grund genug, dieselben abzuschaffen. Herr Gladstone fand indeß Einzelnes an der Bill noch auszusetzen. Das Verbot der Einführung päpstlicher Bullen beschränke sich auf solche Schriftstücke, welche den Unterthan vom Gehorsam gegen die Königin entbinde, und dies Verbot sei demnach ein gutes Gesetz, das man nicht ab-— schaffen dürfe. Das Gesetz von 1829 bedürfe indeß jedenfalls einer Revision bei der gegenwärtigen Stimmung des Hauses, und man müsse bedacht sein, durch eine Comité⸗ Berathung der Bestimmungen dieses Gesetzes der Ausübung des römisch-katholischen Gottesdienstes größere Freiheit einzuräumen, ohne den öffentlichen Frieden zu gefährden. Nachdem sich noch Herr Shiel als Katho— lik für die Bill, Herr Goulburn als alter Anhänger der Hochkirche im Gegensatz zu der puseyitischen Richtung des Herrn Gladstone dagegen hatte vernehmen lassen, darauf mehrere Liberale

Radikale, wie Herr Hume, aus Toleranzgründen dafür gespro— Hen hatten, erfolgte die Abstimmung und ergab eine Majorität don 33 Stimmen für die zweite Lesung der Bill; 168 stimmten dafür, 133 dagegen. Das Haus vertagte sich hierauf.

London, 9. Dez. Die Morning Ehronicle will wissen,

daß unverzüglich eine Vermehrung des englischen Heeres stattfinden

solle. Die letzte Verstärkung des Heeres belief sich auf 10, 000 Mann

Linientruppen. Jetzt soll es sich darum handeln, einen schon vom

vorigen Ministerium entworfenen Plan zur Ausführnng zu bringen,

welcher bezweckt, die Milizen in solcher Weise zu organisiren, daß sie der aktiven Armee als Pflanzschule dienen sollen.

wm mm m ua m , . * er,.

Museums zu Berlin und anderer Sammlungen vorgelegt, welches in natür- licher Größe der Originale und meist in farbiger Ausführung im hiesigen Neimerschen Verlag, den ebendaselbst früher veröffentlichten ähnlichen Wer- ken entspeechend, nächstens erscheinen soll. Ueber den Inhalt dieses 20 Blatt starken Hestes, welches lauter Trinkschalen enthält, wurden die nöthigen Er- läuterungen gegeben, welche sich hauptsächlich über den Gigantenkampf des Atistoꝛxhan(s und Erginos (Neuerworbene Denkm. Nr. 1756), über ein bacchi⸗ sches Opfer (ebends. Nr. 1758) und über den bacchischen Tanz von Ko— mos und Jisses (Nr. 1763), endlich über die Jnschrifischale mit dem Ur— theil des Paris und Helena's Entführung (Nr. 1Fob) verbreiteten. Hler= auf trug Herr Panofta zwei neue Deutungen berühmter und bisher miß— verstandener Kunstwerke vor. Zuvörderst ward für das neuerdings entdeckte, aber bereits mehrfach besprochene schwierigste der drei großen Wandgemälde im Dause des M. Lucretius in Pompeji wegen der Abwesenheit des Gottes selbst, wie seiner nächsten Freunde Silen und Pan, eine von den bisher vorgeschlagenen Deutungen, „Triumph des Bacchus in Indien oder in Spanien“, abweichende Erklärung gegeben. Herr P. glaubt nämlich, ge stüßt auf eine Erzählung bei Pelyaen. Strateg. IV, 1, das Bild auf den mit Hülfe dionysisch schibürmender Nacedonierinnen errun— . Sieg des Macedonier-Königs Argäos über den Tau⸗ antier⸗-König Galaurgs beziehen zu können, zumal Argäos aus Dank für den gewonnenen Sieg dem Dionysos Pseudanor einen Tempel weihfe. Nächstdem handelte Herr Pzanofka über den berühmten Farnese⸗ schen Onyrkarmen immeapeler Museum, welcher zuerst von Köhler in St. Pe-

mm r

tersburg veröffentlicht und auf die Erfindung des Schlauchtanzes in Gegenwart von Ilarius und Erigone und später noch auf vierfache Weise gedeutet worden war; dagegen Herr Panofka die drei Nymphen und einen schlauchblasenden Pan, wo nicht den Fluß Askanius selbst er— kennt, das am Boden liegende Schöpfgefäß als Anden tung des geraubten Hölas auffaßt und in den ängstlichen Geberden der beiden Nymphen rechts den Schreck über den klagenden Holasruf vermuthet, womit der auf einer Höhe liegende, durch Lömenfell kenntliche Herakles Berg und, Thal erfüllt. Daß hierbei der bei Herakles zurückbleibende und tröstend die Stelle des Lieblings Hylas cinnehmende Polvphemos, Viel spruch zur Andeutung von Wiederholung und Wiederhall des Holasrufes höchst sinnig dem Heralles das munddeckende Löwenfell in die Höhe hebt, leuchtet von selbst ein. Zum Schluß trug Herr Bötticher einen Abschnitt aus dem der Vollendung begriffenen zweiten Theil seiner Tektonik vor, welcher über die Neinigungsfeste, Plynterien, der hellenischen Tempel, in Rücicht auf die Venußung der Tempelräume an diesen Festen sich verbreitet.

Köln, 11. Dez. (Köln. Ztg.) Die Miniaturen im mittelalter= lichen Style des hiesigen Malers und Lithographen D. Levy-Elkan haben längst, sowohl was die Compositionen, die sinnreiche Erfindung der Orna— niente und Initialen, ihre geschmackvolle, stylgetreue Anordnung, als, die i,, Ausführung betrifft, in engeren und weiteren Kreisen die rühmlichste

nerkennung und Würdigung gefünden. Der Künstler hat einzelne Blätter

geliefert, die so fleißig und sauber gemalt, so reich an Erfindung und Far— benpracht sind, daß man sie den besten Erzeugnissen dieses Kunstzweiges aus dem 15ten Jahrhunderte an die Seite stellen darf. Se. Majestät der Kö⸗ nig haben geruht, eine der größeren Arbeiten dieses Künstlers, „ein Gedenk⸗ blatt auf die Grundsteinlegung des kölner Domes“, anzukausen und sich aufs lobendste über das in allen Beziehungen gelungene Kunstwerk auszu- sprechen.

Wien, 1s. Dez. Prechtlei's dramatisches Hedicht „Abrienne“ hat

bei den späteren Vorstellungen auf der Hofbühne sich eines glänzenden Er— folges durch die Umarbeitung der beiden ersten Akte in gedrängterer Form gesichert und dürfte im Repertoir dieses Hoftheaters ein bleibendes Interesse erlangt haben. Die Veleuchtungs⸗Probe des neuen Schauspielhauses, „Karl -Theater“, fiel sehr glänzend aus. Gestern Nachmittags haben die Erzherzog das schöne Bauwerk zu besichtigen geruht, welchen der Direktor Karl die beiden Architekten, Van der Nell und von Sickardsburg, vorstellte. Dasselbe wird in den nächsten Tagen dem Publikum geöffnet; Flottom's

Marssa“ erfreut sich fortwährend der ausgezeichnetsten Theilnahme bei allen Spern⸗ und Gesangsfreunden und bewährt die große Meisterschaft des

genialen Komponisten. Tt

Die hiesigen Agenten der portugiesischen Regierung haben sich, weil letztere die Uebersendung der u g. Fonds unterlassen hat, vorläufig zur Einstellung der Dividenden-Zahlung genöthigt gesehen.

Die seit 3 Tagen hier herrschenden Stürme haben eine Masse von Schiffbrüchen verursacht, und ven Liverpool allein wird der Schiffbruch von 3 Schiffen berichtet; eines derselben war von bedeu⸗ tender Größe, hieß „Frankfield“ und hatte 20 Personen an Bord, welche nicht gerettet werden konnten; einige andere Schiffe, welche Sonnabend augliefen, mußten des Sturmes wegen umkehren und er⸗ reichten mit genauer Noth den Hafen. Der Sturm ist bis gestern Abend immer stärker geworden, und man fürchtet, daß die morgenden Berichte eine ganze Reihe von Unglücksfällen melden werden. Ein Bericht aus Harwich meldet den Üntergang eines Dreimasters und einer Brigg, ohne daß man im Stande war, die Mannschaft zu retten; die Mannschaft zweier anderer Schiffe, welche ebenfalls ver⸗ ungliückten, wurde gerettet. Es ist im Ganzen nicht ein einziger Ha⸗ fenplatz, ven welchem nicht gestern und heute Unglücksberichte umge— laufen sind. .

Die Times enthält einen leitenden Artikel über den mit Tode abgegangenen Radscha von Sattara in Ostindien. Nach der. Besie⸗ gung des Reiches der Maratten habe der englische Nommissarius, Elphinstone, um dieses Reich nicht ganz zu zerstören und dadurch Erbitterung zu erzeugen, den südlichen Theil freiwillig dem Radscha von Sattara verliehen, welcher gar keinen Anspruch darauf gehabt habe. Da derselbe sich nun in dieser Stellung so benommen habe, daß er, um das Wenigste zu sagen, Anlaß zu Besorgnissen gegeben habe, so sei er wieder entfernt worden. Es sei möglich, daß die Absichten des Radscha mißverstanden und derselbe falsch beurtheilt worden sei; aber man könne nicht sagen, daß in ihm ein unabhängi⸗ ger Fürst entthront oder ein alter Verbündeter unterdrückt wor⸗ den wäre.

h

Brüssel, 11. Dez. Die Repräsentanten-Kammer hat gestern

mit 72 gegen 7 Stimmen den Gesetz-Entwurf angenommen, der das Armee-Kontingent für 1848 auf das Maximum von 70,000 Mann feststellt. Der Kriegs-Minister, General Chazal, erklärte eine von Herrn Osy befürwortete Reduction der Armee für unmöglich, weil rf schon auf den niedrigst möglichen Bestand herabge— setzt ei. 9 Das hiesige Handelsgericht beabsichtigt, der Regierung Vorstel— lungen über die allzu große Leichtigkeit zu. machen, mit der sie insol⸗ vent gewordenen Häusern Zahlungs⸗Aufschub bewillige, und wird es deshalb die Abschaffung des einschläglichen Beschlusses vom 25. No⸗ vember 1814 beantragen.

Gewöhnlich tragen die Stempelstrafen, welche ungestempelte Wech⸗ sel, wenn sie protestirt werden, zu entrichten haben, monatlich 7 800 Fr. ein. Im Oktober und November zusammen sind aber an solchen Stempelstrafen 30,000 Fr. gezahlt worden.

8 hn i

Kanton Bern. Der eidgenössische Oberst Rilliet⸗Constant aus Genf wird als Nachfolger des Herrn von Tschann auf dem Posten des Geschäftsträgers der Eidgenossenschaft in Paris bezeich— net. Es soll schon bei Lebzeiten des verstorbenen Herrn von Tschann davon die Rede gewesen sein, ihn durch Oberst Rilliet zu ersetzen.

Sir Stratford Canning sollte am 19. Dezember von dem Bun⸗ des-Präsidenten Ochsenbein empfangen werden.

Von den berner Executions-Truppen ist am 8. Dezember das achte Auszüger-Bataillon unter Oberst-Lieutenant Läng nach Bern heimgekehrt. Den Garnisondienst in der Stadt besorgt einstweilen bas dreizehnte Auszüger-Bataillon (Piquerez), welches von der Sta— tion am Brönig schon seit acht Tagen wieder zurück war.

(Mannh. Journ.) Ochsenbein hat durch diesen kleinen Feld⸗ zug und sein Schaugepränge, die eine kleinliche Eitelkeit verrathen, so wie durch seine Proclamation, die er an seine Division erließ, und in der er, lächerlich genug, an die alte Garde und ihren Heerführer zu erinnern wagte, in der öffentlichen Achtung schwerlich gewonnen. Und das ist schade, denn er ist offenbar unter unseren Regenten noch der beste. Bei dem Triumph-Einzug, den er in Bern an der Spitze seiner 6000 Mann hielt, erinnerte er mit seinem kleinen Hut und grünen Pelzüberrock auf einem Schimmel an seinen Helden Napoleon, „wie er sich räuspert, wie er spuckt!“ Das Absichtliche in der Sache siel unangenehm auf. Unangenehm fielen auch die luzerner Fahnen auf, die man nebst einigen Wagen voll Gewehren im Triumph mitbrachte. Sie waren meist nicht in offenem Kampf erobert, zum Theil aus den Kirchen genommen, Prozessionsfahnen, mit dem Krieg außer aller Verbindung. Die Soldaten waren meist mit weg— genommenen Amuletten, die sie wie Orden auf der Brust trugen, geschmückt. Aber dieselben Soldaten, von welchen diese Amulette verspottet wurden, kauften vor kurzem noch zu Hunderten in einer Bude am Zeitglocken⸗Thurm ein Büchelchen, das, in den Kampf mit⸗ genommen, kugelfest machen sollte und nichts Anderes war, als ein Auszug aus einem katholischen Gebetbuch.

Kanton Zürich. Die früher nach Wallis beorderten züri⸗ cher Bataillene Ginzberg und Benz haben, nachdem auch dieser Kan⸗ ton kapitulirt hat, Contreordre erhalten und gehen nun in die inneren Kantone zur Besatzung, und zwar, wie es heißt, das erstere nach Unterwalden, das letztere nach Luzern.

Kanton Luzern. Das schon erwähnte Schreiben, welches die provisorische Regierung an den Bischof von Basel gerichtet hat, ist folgenden wesentlichen Inhalts:

„Hochwürdigster, gnädiger Herr Bischof! Wir sind im Fall, gleich beim Antritt unserer Amtsverrichtung Hochihnen einen Beweis zu geben, wie sehr uns das wahrhaft kirchliche und religiöse Wirken unserer Landesgeistlichkeit am Herzen liegt, und wie wir einerseits dasselbe zu unterstützen, andererfeits aber einem gewissenlosen Treiben entgegenzutreten entschlossen sind. Es ist zu vermuthen, daß Ihnen seit einigen Jahren nicht genügende Berichte über das Benehmen einer großen Anzahl von Pfarrherren unseres Kantons eingesandt warden. Sehr viele haben gänzlich die Mahnung außer Acht gelassen, welche in Ihrem Auftrage der hochwürdige Kommissar Waldis selig unterm 14. Wintermonat 1844 an sie mit den Worten erließ: „„Wenn die hochwürdige Geistlichkeit, ihre Stellung und Aufgabe vergessend, sich selbst in ein leidenschaftliches Parteigetriebe hineinwirft, so wird sie nicht nur die Achtung und das Zutrauen des Volks verlieren, sondern auch Schuld tragen an all dem namen⸗ losen Unglück, daß über unser schönes Vaterland mit schnellen Schritten einzubrechen droht.““ In ein solch leidenschastliches Parteigetriebe hat sich die Pfamgeistlichkeit, rühmliche Ausnahmen abgerechnet, seit einigen Jahren hineingeworfen. Die heilige Stätte, auf welcher die milde Lehre des Esan— geliums und die ewige in der katholischen Kirche bewährte Wahrheit ver— fündet werden sollte, wurde in den Dienst der Tages-Politik genommen und das Volt selbst durch Lügen und Verdächtigungen aller Art auf einen Weg hingetrieben, der es ins furchtbarste Unglück führte. Das Wort des Frie= dens wurde selten mehr gehört, und wer es noch zu sprechen wagte, mußte gewärtigen, als ein unkirchlich gesinnter Geistlicher an den Pranger gestellt zu werden. So ist denn jenes von Ihrem Kommissar prophezeite namen lose Unglück hereingebrochen. Allein diejenigen Geistlichen, welche haupt— sächlich daran die Schuld tragen, haben in der Stunde der Gefahr wie Miethlinge ihre Heerden verlassen und feig die Flucht ergriffen, so daß es den Anschein erhielt, es liege ihnen wenig an dem Unter— gange ihres Volles, wenig an dem Troste so vieler trauernden Gattinnen,

2377

Mütter und Kinder, deren Männer, Söhne und Väter ihr Blut der allgemeinen Bethörung zum Opfer bringen mußten; wenn nur sie selbst, die das Voll nah dn halfen, gerettet werden. Allein auch jetzt noch scheinen mehrere solcher Pfarrherren ihr trauriges Geschäft der fanatischen Aufreizung nicht aufgeben zu wollen, obwohl sich auch das weitere Wort Ihres Herrn Kommissars Waldis, daß sie das Zutrauen des Volkes ver= lieren werden, bereits auf traurige Weise erfüllt hat. So war es das Volt, welches den Herrn Pfarrer in Kuntwol gefangen nahm, weil er sich nach der Zurückkunst von seiner Flucht nicht enthalten lonnte, am letzten Sonntag aufs neue eine aufreizende Predigt zu halten. Das gleiche Schicksal hatte der Pfarrer in Winikon wegen erneuerter Umtriebe in seiner Gemeinde. Wir haben verordnet, daß diese Herren im Kapuziner - Kloster auf dem Wesemlin einstweilen in Verwahrung gesetzt werden sollen. Die traurigen Folgen solchen jahrelangen, unwürdigen und pflichtvergessenen Be— nehmens hat bereits auch der Herr Pfarrer in Hasle erfahren, indem die in der Pfarrlirche versammelte Gemeinde ans ihrem Kollatur-Recht auch das Recht der Absetzung ableiten zu können meinte und am letzten Sonn- tag einstimmig eine solche zöser nr aussprach. Wir werden alle solche Vorgänge genau untersuchen, und indem wir fest entschlos⸗ sen sind, politischer Unordnung entgegenzutreten, sind wir auch be—⸗ reit, Ihren hochwürdigen Gnaden die Hand zu bieten zu denjenigen Schritten, welche in kirchlicher Beziehung nöthig sein dürften. Für die kirchlichen Interessen und das religiöse Wohl unserer Bürger kann, wie wir wohl einsehen, nur dadurch gehörig gesorgt werden, wenn der geistliche Oberhirt, zu dem wir alles Vertrauen haben, von sich aus das Nothwendige und Zweckmäßige verfügt und bewirkt, daß in sei⸗ nem Geist und damit im Geiste Jesu Christi auch die untergeordnete Geist= lichkeit für Ordnung, Gehorsam, christliche Liebe und Milde wirkt. Es soll uns zum höchsten Vergnügen gereichen, zu diesem Zweck mit Ihren bischöf⸗ lichen Gnaden Hand in Hand zu gehen und so zu beweisen, daß wir, so weit es unsere Stellung gebietet, zur Aufrechthaltung der katholischen Re— ligion und Tugend kräftig mitzuwirken und eben deswegen den Geist der Leidenschaft und des unheiligen Fanatismus niederzuhalten entschlossen sind.“

Die Luzerner Zeitung berichtet: „Bei allen Kirchen steht eine hinreichende Anzahl von Schildwachen, um sowohl das Eindrin- gen des Militairs während des Gottesdienstes zu verhindern, als auch überhaupt dieselben gegen Beschädigungen zu schützen.“

Die previsorische Regierung hat nun auch (wie unterm 9. De⸗ zember aus Luzern gemeldet wird) alle und jede von der vorigen Regierung seit dem Jahre 1845 erlassenen außerordentlichen Ver⸗ fügungen über Beschränkung des Verkehrs zwischen Luzern und den umliegenden Kantonen und die darauf bezüglichen Weisungen der dor— tigen Finanz-Kommission aufgehoben. 3

(Oberrh. 3.) Nach den Berichten, welche vom Lande einge— hen, nimmt man an, daß bei den Großraths Wahlen am 11. TDe⸗ zember ungefähr zwei Drittheile Liberale und ein Drittheil Konser— vative gewählt werden dürften.

Die Regierungsräthe Kost und Scherer haben in Luzern bereits Verhöre bestanden. Der Erste bedauert jetzt, den innerlich schon lange eingetretenen Bruch mit Siegwart nicht offenbar gemacht zu haben. Fast Jeder will nnn seine eigene Schuld noch auf die Schultern Siegwart's abladen.

Der bischöfliche Commissair, Probst Kaufmann, bietet der Regie— rung bereitwillig die Hand zu allen Verfügungen, die sie bisher in Beziehung auf einige Geistliche und gottesbdienstliche Verhältnisse ge⸗ troffen hat. Er sucht alle Kollisionen sorgfältig zu meiden und hat viel zu thun, um unkluge Schritte einiger Ultra's zu hindern. So wollte der bekannte Gubelprediger Professor Stocker als Kirchen— Präfekt bei der Taverianischen Kirche am letzten Sonntag nicht zuge— ben, daß ein reformirter Prediger, um den Militair⸗Gottesdienst zu halten, die Kanzel besteige. Es sollte eine andere Bühne für ihn er⸗ richtet werden. Allein die Regierung veranlaßte den Herrn Commis⸗ sair, ihn eines Anderen zu belehren.

Kanton Uri. Der Platz⸗Kommandant von Altorf, Stabs⸗ Hauptmann Schwarz, hat eine Menge Kisten in Beschlag nehmen und unter Siegel legen lassen, welche den Herren Siegwart, Ammann und anderen ihrer Kollegen gehören, und die größtentheils schon län⸗ gere Zeit vor dem eidgenössischen Aufgebot nach Altorf in Gewahr— sam gebracht worden sein sollen.

Am 7. Dezember versammelte sich der Landrath des Standes Uri, und man glaubte, es werde das Provisorium der Regierung er— klärt werden. Unter dem Schutze der eidgenössischen Truppen spricht man bereits von Entfernung der Regierungs-Mitglieder Schmied, Lauener und Anderer.

Kanton Schwyz. Die Proclamation, welche unterm 26. November, wie früher erwähnt, die Regierungs-Kommission im Auf⸗ trage des Großen Rathes an das Volk erlassen hat, lautet folgen— dermaßen:

Getreue, liebe Mitlandleute! Seit dem Worte, das wir unterm 31. Weinmonat zu Euch gesprochen, ist der darin vorausverkündete Sturm vor— übergegangen nicht glücklich für die Sache der katholischen Kantone, die zur Vertheidigung ihrer Rechte einen Schutzvertrag abgeschlossen, an wel— chem das Voll des Kantons Schwyz am 26. Herbstmonat l. J. fest uhal— ten erklärt hat. Freiburg hat trotz des gegebenen Wortes unverbrüchlicher Treue und großer Vorbereitungen, um demselben Nachdruck zu geben, be— reits unterm 14ten d. M. in auffallender Weise ohne Gegenwehr dem Schutzvertrag entsagt. Ihm folgte ungefähr in gleicher Weise unterm 2lsten Zug. Das am 2usten von allen Seiten mit übergroßer Uebermacht angegriffene Luzern vermochte den Andrang derselben ungeachtet des helden mühigen Widerstandes seiner und der Truppen der noch m'tverbündeten Stände bei Gisikon, Meyerskappel und im Entlibuch nicht zu verhindern; es fiel am 24sten, und immer mehr minderte sich die Zahl der schutzver—Q— bündeten Kantone. Betrübt, doch nicht entmuthigt durch die Unglücksfälle, veranstalteten die Regierungen von Uri und Schwyz auf den 25sten einen Zusammentritt von Abgeordneten der Urkantone, um ein gemein— sames Handeln zu berathen. Leider mußten Uri und Schwoz bei diesem Anlaß vernehmen, daß der Miturstand Unterwalden ohne Berathung seiner ältesten treuen Freunde von dem Schutzvertrage sich losgesagt und kapitulirt habe. Thatsächlich war dadurch der Schutzvertrag seiner Auflösung nahe und nur noch Üri und Schwoz einer bewaffneten Macht gegenüber, die zu ihrer Kraft außer allem Verhältniß steht, nebst dem fernen Wallis, das zur Hülfeleistung nicht geeignet ist. Bei dieser Sachlage durften die Regieruͤn— gen jener beiden Stände den Antrag einer Uebereinkunft nicht von der Hand weisen, den ihnen am 24. November der Ober-Befehlshaber der eid⸗ genössischen Truppen in einer Weise, die jedenfalls Anerkennung vewient, gemacht hat. Eine gesandte Abordnung unterhandelte eine solche Uebercin⸗ kunft, die heute vom hohen Großen Rath bei der Unmöglichkeit eines er— folgreichen Widerstandes gegen die andrängende Macht, um unnützes Blut- vergießen zu verhindern, einstimmig rarifizirt worden ist. Den gleichen Weg wird Uri gegangen sein. Durch die erwähnte Uebereinkunft wird dem Kampfe ein Ende gemacht, indem der Kanton Schwoz auch seinerseits den Rücktritt von einem Vertrage eiklärt, der ihm in Folge Lossagung der meisten übrigen verbündeten Kantone keine besondere Pflicht mehr auferlegt und den eidgenössischen Truppen ungehinderten Einzug auf sein Gebiet gestattet. Seine Milizen haben die e n in den Bezirks—⸗ Zeughäusern niederzulegen, eben so der Landsturm, der sie nach Abzug der eidgenössischen Truppen als sein Eigenthum wieder zurückerhält. Den eid- genbssischen Truppen liegt ob, die öffentliche Ordnung zu erhalten und die Sicherheit der Personen und des Eigenthums zu schützen. Alle politischen Fragen endlich, die sich erheben dürften, unterliegen dem Entscheide der ho= hen Tagsatzung. Dies der Inhalt der erwähnten Uebereinkunft; in einer derselben vorangegangenen Zuschrift hat Se. Excellenz der Herr Ober⸗ Befehlshaber der eidgenössischen Truppen bemerken lassen, es erhalten die letzteren während der Occupation Natural⸗-Verpflegung. Wir haben Euch, theure Mitlandleute, hiermit im Auftrage des hohen Großen Raths die Lage der Dinge eröffnet. Der Allmächtige hat uns eine Prüfung auferlegt; ertragen wir sie mit Ergebenheit: was er thut, ist wohlgethan. Erkennet

endlich, theure Mitbürger, in den einrückenden Trurppen nicht mehr den Feind, dem Ihr so eben als solchem gegenüber gestanden; wir erwarten das Nämliche von denselben Euch gegenüber und hoffen zu Gott, es sei die gegenwartige die letzte Prüfung 9 Art.“ ;

In der March sind die neuen Wahlen konservativ ausgefallen. Laut dem Schwyz. Volksblatt war auf den 8. Dezember nach Schwyz der Große Rath einberufen, um die Abhaltung einer außer- ordentlichen Kantonsgemeinde behufs Einleitung zu einer Verfassunga⸗ Revision zu berathen.

Ein Brief aus dem Kanton Schwyz in der Baseler Zeitung giebt Einiges über die dortigen Vorgänge vor der Capitulation: „Am 21. November wurde Aloys Reding auf der Schindellegi angegrif⸗ fen, er schlug aber den Feind zurück mit Verlust eines Verwundeten und eines Pferdes. Am folgenden Tage wurde so viel möglich d Schimpf gerächt, welcher durch Nachlässigkeit des e n ehe; auf seinen Truppen gelastet, indem dieser die Gränzen der March so wenig gedeckt hatte, daß der Feind ohne Schwertstreich eindringen

konnte. An die Schindellegi wollte dieser sich nicht recht wagen, weil

die Schwyzer eine gute Position daselbst eingenommen hatten. Die⸗ ser kleine Vortheil war jedoch völlig erfolglos in der Verwirrung, welche durch Abfall eines Bundesgliedes nach dem anderen entstand. Am 25sten Morgens wurde im Hauptquartier Arth Waffenstillstand gemacht; Abends war dreiörtische Konferenz in Brunnen; Salis⸗ Soglio, am Kinn verwundet, begab sich auch dahin; er hoffte, an der Schindellegi seine git rächen zu können, aber diese letzte Hoffnung wurde ihm hier geraubt, denn der Gesandte von Unterwalden zeigte an, daß sein Stand kapitulirt habe, obschon er versprochen hatte, nichts zu thun, ohne sich vorher mit Uri und Schwyz berathen zu haben. Aloys Reding, so wie sein Vetter, Nazar Reding, haben als Ehrenmänner ihre Pflicht gethan, was allgemeine Anerkennung findet, während Andere, von denen man es am wenigsten erwartet hätte (Abyberg), keinen Muth gezeigt haben und vielseitigem Tadel unterliegen.“ Ueber die Behufft an Todten und Verwundeten auf Seiten des Sonderbundes hat man bisher noch wenig Zuverlässiges vernommen. Das Schwyz. Volksblatt bringt folgende Angaben: „In den sämmtlichen Vorposten Ge⸗ fechten und Plänkeleien, in dem Treffen an der Schindellegi, bei Steinhausen so können wir nach allen eingegangenen Be— richten bestimmt angeben ist von den Schwyzern kein Mann ge⸗ fallen; mit Ausnahme der zwei auf bekannte Weise gefallenen Of ' ziere am Gotthard haben auch die Urner keinen Todten, und ihre zehn Verwundeten sind, so viel wir wissen, außer Gefahr. In dem Gefecht bei Lunnern und Rickenbach fiel von den schutzverbündeten Truppen Keiner, das wurde uns in mehreren Berichten versichert, welche wenigstens gegen uns in ihren Privat⸗Mittheilungen den wah= ren Sachverhalt sicher nicht verschwiegen hätten; bei Beftwyl sei ein= zig Herr Kavallerie⸗ Lieutenant Schnyder geblieben, das besagen die offiziellen Berichte.“

Kanton Unterwalden. (Frkf. Bl.) Am 4. Dezember wählte der Landrath des Kantons Obwalden zum Behuf einer par- tiellen Verfassungs Aenderung eine Kemmission aus folgenden fünf Mitgliedern: Landammann Wirz, Altlandammann Herrmann, Landes⸗ Bauherr Michel, Landeskenner Alois Seiler und Dr. med. Durrer von Kerns. Secretair mit berathender Stimme ist Landschreiber von Moos.

An den Pfarrer⸗Commissair ist das Ansuchen ergangen, er möchte bei der Landpriesterschaft auf geeignetem Wege dahin wirken, daß sie in Wort, Schrift und That Alles vermeide, was bei der gegenwär⸗ tigen Zeitlage zur Beunruhigung der Gemüther Anlaß bieten könnte.

(Frkf. Bl.) Die Landsgemeinde, welche am 8. Dezember in Sarnen abgehalten wurde, ist, was die Sache betrifft, liberal und in Bezug auf die gewählten Personen gemäßigt ausgefallen.

Kanton Freiburg. Auf dem Lande ist folgende in fran⸗ zösischer Sprache gedruckte Bittschrift an die provisorische Regierung zur Unterzeichnung in Umlauf:

„Herr Präsident! Hochgeachtete Herren! Wie durch ein Wunder einer schrecklichen Gefahr entronnen, kommen die Unterzeichneten, Ihnen, Herr Präsident, hochgeachtete Herren, eine kurze Darstellung ihrer gegenwärtigen Lage zu überreichen, mit einer Bitte, welche sie billig dünkt, und welche Sie zu berücksichtigen gebeten werden. Die unterlegene Regierung wußte treu⸗ loserweise die religiösen Interessen zu ihrer eigenen Existenz auszubeuten. Nichts Heiliges giebt es, welches sie nicht als mächtigen Hebel benutzt hätte, um von ihrem, dem Glauben seiner Väter so lebhaft zugethanen Volke Alles zu erpressen: erdrückende Steuern, Erschöpfung der Finanzen, Mili- tairdienst, Zerstörung des Handels und der Industrie, vollkommene Abschlie- ßung, stufenweiser Verfall alles Glückes, aller Hülfsquellen, alles dieses haben wir ohne Murren ertragen, in der Ueberzeugung, daß alle diese un⸗ zähligen Uebel uns zur Nettung unserer heiligen Religion auferlegt seien. Wir wollen nicht von dem Unwillen reden, den wir empfanden, als wir einsahen, daß alle diese Uebel nichts Anderes als das Resultat einer schänd- lichen Berechnung, eines abscheulichen Ehrgeizes waren. Schon seit langer Zeit das Opfer so schwarzer Intriguen, verlangt man jetzt auch noch von uns friedlichen Landbewohnern, von uns so schrecklich Betrogenen, die Be⸗ zahlung der ungeheuren Kosten, welche die Vorbereitungen zu einem unsin—= nigen Widerstande veranlaßt haben, und einer milikairischen Besetzung, welche wir nur in dem Irrthume veranlaßten, in welchem uns einige ehr süchtige Feiglinge zu erhalten wußten. Wenn dem also ist, Herr Präsident, hochgeachtete Herren, so müßte das Land, unterliegen. Das ver⸗ zweifeltste Elend würde für lange Jahre, vielleicht für immer, auf un seren verwüsteten Feldern lasten, und seine trauernden Bewohner, seufzend unter den ihnen auferlegten erdrückenden Lasten, wüßten kein anderes Rettungsmittel, als, ohne Hoffnung zur Wiederkehr, ihre Heimat zu meiden, um sich unter einem anderen Himmelsstriche ein Stück Erde zu fuchen, welches sie ernährt. Die uUnterzeichneten hoffen, daß Sie, Herr Präsident, höͤchgeachtete Herren, dieselben möglichst schonen werden, und daß Sie nach den' Grundsätzen strenger Gerechtigkeit die Urheber so großen Unglücks, die Folgen einer so unheilvollen Verwaltung, welche Betrug und Henchelei über das Land gebracht, büßen lassen werden. In dieser Hoffnung bitten wir Sie, Tit, unsere innige Ergebenheit zu genehmigen!“

Am 6. Dezember hatte die Schützen⸗-Geselilschaft der Stadt Frei= burg sich zu einem Festmahl vereinigt, um die „Wiederherstellung ihrer Rechte“ zu feiern. An demselben Tage, so wie am Tten, hat nach dem Narrat. Frib. die Berhaftung mehrerer Personen statt- gefunden, welche beszuldigt sind, den Versuch, die Massen aufzu- reizen, gemacht zu haben. .

In einem Privatschreiben aus Annecy in Savoyen wird, nach dem Rh. Beob., über das Verhalten des Oberst Maillardoz gesagt: „Sie wissen, daß Herr von Maillardoz sich weigerte, die Vertheidi⸗ gung von Freiburg mit der der übrigen Sonderbunds Kantone zu kombiniren; was Sie aber noch nicht wissen, ist, daß er sich weigerte, eine Diversion zur Rettung von Freiburg selbst zu unterstützen. Herr von Kalbermatten, General von Wallis, ließ dem Herrn von Maillar- doz sagen, daß, wenn er ein Bataillon 1 nach pate i . Denis, auf der Gränze vom Kanton Waadt, chicken wolle, die . liser auf der Stelle, 4000 Mann stark, in den ne igen un g ö eindringen würden. Der Adjutant langte bei Herrn ,,, an, aber dieser empfing den Vorschlag mit rer, 4. und würdigte den General Kalbermatten keiner bermatten wollte nichtsdestoweniger allein an plötzlich die Capitulation von Freiburg zier, der sich an, der Spitze . pagnieen befand, verlangte die rann n n anzugreifen. Er erklärte sich verantwor

gal-