1848 / 3 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

des gleichnamigen Gouvernements geit die Krankheit, wie früher, 86 n und ohne besondere Bösartigkeit weiter um sich. In

ort sie bereits ganz auf. Gleich günstig lauten die aus den des Reichs in der vorigen Woche hier eingegange⸗ nen Berichte. Unter den östlichen Gouvernements haben in der letz⸗ 2. Zeit die Gouvernements Kasan und Orenburg am meisten ge⸗

Frankreich.

Paris, 29. Dez. Da das Befinden des Königs der Franzo— sen auf den europäischen Börsen zu einem Gegenstande geworden, den die Speculation auszubeuten sucht, so soll jetzt, wie es heißt, jeden Mor en von den dienstthuenden Aerzten ein Bülletin über den Ge— sundheitszustand Sr. Majestät abgefaßt und im Salon der Adjutan= ten in den Tuilerieen 2 werden.

Der Union monaxrchique zufolge, wäre die Abberufung des französischen Gesandten in der Schweiz, Grafen Bois le Comte, bis zum März verschoben, jedoch werde derselbe nicht nach Bern zurück kehren, soudern in Basel bleiben. Später werde er dann als Gesand⸗ ter nach Neapel versetzt werden und in der Schweiz entweder Herrn von Bussieres oder Herrn von Lagrenee zum Nachfolger erhalten.

Marschall Bugeaud hat sein Landgut zu Perigord vor einigen . verlassen und ist in Paris eingetroffen. Man hat ihn bei

röffnung der Kammern gesehen. .

2 e gn. ist mittelst Königlicher Verordnung vom 23sten d. zum Admiral und Contre-Admiral Cecille zum Vice—⸗ Admiral ernannt.

* . n ü,. der Mitglieder des Handelsgerichts und der angesehensten Kauflente der Hauptstadt, welche vorgestern im Saal der Boörse stattfand, erklärte der Seine⸗-Präfekt in einem Abriß der Verwaltung von Paris, daß in den elf Monaten von dem 15. Oktober von der Stadt 33 Millionen Anweisungen auf wohlfeileres Brod an 164,000 Einwohner ausgegeben worden. Der Aufwand deshalb hat 9 Millionen Fr. 6 die Ausgabe für andere Wohlthätigkeits⸗Anstalten war 1 Million. Eine Reihe von Bau⸗ ten, Verbesserungen und Verschönerungen ist zum Theil mit in der Absicht unternommen worden, den Arbeitern Beschäftigung zu geben. Auf den begonnenen Bau des Ludwig-Philipps— Hospi= tals wurden allein 2,600,000 Fr. verwendet. Die Einkünfte der Stadt haben ungeachtet der Theurung im Jahre 1847 nur um circa 609, 00 Fr. sich vermindert und werden 34 Millionen betragen. Am meisten wurde der Druck der Zeit bei den Sparkassen bemerkt, wo in den elf ersten Monaten von 1847 nur 29, 600, 000 Fr. eingezahlt wurden; im Jahre 1846 war die Einzahlung dieses Zeitabschnitts 34,200,900 Ir. Drei Millionen wurden mehr als 1846 zurückge⸗ zahlt. Die Ausfuhr von pariser Fabrikaten war 155 Millionen und wird für das ganze Jahr 1847 auf 174 Millionen sich belaufen; sie war vor 1830 nie mehr als 80 Millionen. Fallissements kamen in den mehrerwähnten elf Monaten 1204, oder 353 mehr als 1846, vor.

Die Thronrede wird, wie gewöhnlich, von den ministeriellen Blättern eben so gepriesen, wie von der Oppositionspresse getadelt. Galignani's Messenger bemerkt daher, es sei kaum der Mühe werth, Auszüge aus diesen Urtheilen zu geben, die sich, wie der Par- teigeist selbst, immer gleich blieben.

X Paris, 29. Dez. Mit außergewöhnlicher Spannung sah man der heutigen eisten Versammlung der Deputirten⸗Kammer ent⸗ gegen, da außer der Prüfung von funfzehn Wahlvollmachten von neu⸗ oder wiedergewählten Deputirten, wozu aber nur geringe Zeit voraussichtlich erforderlich war, da keine Protestationen oder sonstige Einreden gegen die Wahl⸗Resultate vorliegen, zuerst die Organisä⸗ tion der Büreaus der Kammer und dann die Wahlen des Präsiden⸗ ten, der Vice-Präsidenten und der Sectetaire vorzunehmen war. Diese Alte hatten diesmal eine besondere Wichtigkeit, da die Büregus in der Organisation, die ö. jetzt erhalten, zu der Wahl der Mitglie- der der Kommission für Entwerfung der Antworts⸗Adresse der Kam— mer auf die Thron⸗Rede schreiten werden. Konservative und Oppo⸗ sitions Mitglieder, so weit sie bereits hier eingerroffen . beeifer⸗ ten sich . gleichmäßig, bald auf dem Platze zu sein, und im Konferenz- Saale herrschte schon eine Stunde vor Beginn der Sitzung der Kammer die lebhafteste Bewegung. Gruppen von Deputirten hatten sich überall zusammengefunden und besprachen sich über die bevorstehenden Wahlen und die allgemeinen Aussichten, unter denen die Session be⸗ ginnt. Man konnte da schon deutlich sehen, wie scharf sich diesmal die Mitglieder der Majorität von denen der Opposition absondern und wie jene mit einer über alle Erwartung großen Einigkeit in allen 6 Operationen zu Werke gehen zu wollen scheinen. Aus dem unde mehrerer Deputirten selbst vernehme ich, daß aller Wahr⸗ scheinlichkeit nach der Redacteur der Presse, Emil von Girardin, in seiner Eigenschaft als Deputirter ganz allein die konservative Fahne verlassen hat und zu der Opposition übergegangen ist, und selbst an dessen Rückkehr zu seinen bisherigen Freunden wird geglaubt. Ferner erhielt ich auch Aufklärung über das besonders hervorgehobene Lob, das dem Marschall Bugegud in der Thronrede zu Theil geworden ist. Bekanntlich hatte das Ministerium einige Zeit kleine Zerwürf⸗ nisse mit demselben, in Folge deren, um ihn zu versöhnen, das Ministerium die Augen guf ihn warf, um ihn an die Stelle des Herrn Leon von Malleville, des Oppositions-Mit⸗ gliedes, zum vierten Vice, Präsidenten der Kammer er⸗ wählen zu lassen. Die Mitglieder der Majorität, denen daran ge—⸗ legen war, einen so bedeutenden Mann, wie Marschall Bugeaud es ist, nicht ernstlich ihren Reihen ungetreu werden zu sehen, erklärten sich damit einverstanden; aber der Marschall setzte sein Schmollen fort und erklärte anfangs beharrlich, die Kandidatur ablehnen zu wollen. Da entschloß man sich endlich, ihm das Kompliment in der Thron⸗Rede selbst zu machen, allerdings eine große Ehre, die wohl noch keinem Marschall widerfahren ist: aber sie hatte jedenfalls den Vortheil, die gewünschte Wirkung hervorzubringen. Denn der Mar— schall ist nun vollkommen ausgesöhnt und wird ohne Zweifel auch wc werden. ; im 1 Uhr begann die öffentliche Sitzung unter dem Vorsttze des Alters⸗Präsibenten Sapey. Das provisorische Büreau besteht aus den Herren Portalis, Graf Merode, Marquis de la Guiche und Dsl. Lafayette, als Secretairen. Der Präsident schreltet durch Verloosung zu Bildung der neun Büreaus der Kammer. Diese Operation, wäh— rend welcher die lebhaftesten Gespräche der Deputirten auch im Siz⸗ ungssaale selbst fortdauern, nimmt volle anderthalb Stunden in An—⸗ ruch. Nachdem sie zu Ende gebracht, lud der Präsident die Her⸗ ren Deputirten ein, sich in ihre betreffenden Büreaus zu begeben, um 1 deren Organisation zu schreiten. Sofort, wurde die öffentliche Sitzung 2 krst? um 4 Uhr wurde sie wieder aufgenommen

nnd nun zur Prüfung der Wahl-Vollmachten, wie oben erwähnt, ge= Heu nn Auf der hin bank befinben sich die Herren Gnizot, 3 2 U und Duman. Die Huissters der Kammer bringen nun mit Hülfe von Dienstleuten die grünen Tische in den Halbkreis vor der Tribüne, um die Operation der Wahlen des Präsidenten und des Vige⸗Präsidenten der Kammer vorzunehmen, die eben vor

Das Resultat der Wahlen der , , en und Secretaire der neun Büreaus war folgendes: Die Opposition war in noch größe⸗

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rer Anzahl erschienen, als man erwartet hatte, und so gelang es ihr afl! 6 einem Büreau die Ernennung deg Herrn Thiers nach dreimaliger Abstimmung zum Präsidenten mit Mehrheit einer Stimme über den konservativen Kandidaten und die Wahl eines anderen Op⸗ positions⸗Mitgliedes, Herrn Jules de Lasteyrie, in demselben Büreau zu einem der Secretaire durchzusetzen. Der andere ernannte Secre⸗ tair ist ein Konservativer, der Baron Duprat. Nar der Zufall. daß in diesem Büreau besenders viele Oppositions⸗Mitglieder vereinigt und wirklich anwesend waren, machte die Ernennung des Herrn Thiers möglich, nud selbst da noch ging sie erst nach schwerem Widerstande durch. In acht Bürcaus dagegen wurden die fonservativen Kandidaten er⸗ nannt, deren namentliche Anführung ich lediglich auf die der Präsi— denten beschränke: es sind die Herren Rondeaur gegen Herrn Bil⸗ lault, Calmon Vater gegen Herrn Bethmont, Sapey gegen Herrn Desjobert, Marschall Bugeaud gegen Herrn von Remusat, Lemaire gegen Herrn Tribert, Perrier gegen Herrn Duvergier de Hauranne, Sauzet gegen Herrn Ladoucette. Herr Thiers hatte zum Mitbewer— 8 Herrn Duprat gehabt. Die Sitzung der Kammer dauert noch ort.

Auch die Pairs⸗- Kammer hatte öffentliche Sitzung, die um 1 Uhr erösfnet wurde. Es wurde zur Bildung der Buͤreaus durchs Loos und zur Ernennung der Präsidenten und Secretaire dieser ge⸗ schritten. Die Zulassung der Pairs, deren Titel zuvor geprüft uͤnd als gültig befunden waren, wurde ausgesprochen, darauf zog sich die Kammer in ihre Büreaus zurlick, um die Mitglieder der Petitions⸗ Kommission und die Mitglieder der Adreß-Kommisston zu ernennen. Der Präsident machte dann in öffentlicher Sitzung, die wieder auf— genommen wurde, das Resultat bekannt. Zuletzt wurde durchs Loos zur Bestimmung der Mitglieder der großen Deputation geschritten, welche am 1. Januar dem König die inen i c der Kammer zum neuen Jahre darzubringen hat.

Großbritanien und Irland.

London, 28. Dez. In Woolwich ist der Befehl eingetroffen, die Vollendung der begonnenen Geschütze für die Vertheidigung meh— rerer Küstenpunkte in England selbst, so wie in verschiedenen Kolo⸗ nieen, aufs schleunigste zu betreiben. Es handelt sich um Herstellung von 267 Geschützen, die folgendermaßen vertheilt werden sollen: 48 Stück nach Portsmouth, Gosport, Portten 26, 15 Stück nach Gra⸗ vesend, 50 nach Telbury Fort, 26 nach dem Medway⸗Bezirk, 12 nach Guernsey, 14 nach Gibrastar, 66 nach Malta, 19 nach Halifax und 17 nach Hongkong. Es scheint hiernach, daß die Friedenspredigten des Herrn Cobden bei der Regierung wenig Anklang finden, daß diese vielmehr geneigt ist, den lauten Mahnungen zur besseren Ver— theidigung des Landes Gehör zu geben.

Die Times bringt wiederum eine solche Mahnung in einem an dies Blatt gerichteten Schreiben des Lord Egerton Ellesmere mit dem Motto: „Wach auf, erhebe dich oder du fällst für immer! Lord Ellesmere ist der Meinung, daß, so wie die Vertheidigungs⸗Anstalten Englands jetzt beschaffen sind, eine Landung durchaus keine erhebliche Schwierigkeit bietet und ein kurzer Widerstand in Portsmouth, Cha— tham oder London nur zu nutzlosem Blutvergießen führen würde. Wenn an einem Ende von London Franzosen erschienen, dann könnten die Garden nichts Besseres thun, als auf der entgegengesetz ten Seite hin⸗ auszumarschiren, und der Lord⸗Mayor würde vollaufzu thun haben, um die Quartier⸗Billets auszutheilen und die Brandschatzung herbeizuschaffen. „Ich höre oft sagen“, heißt es in dem Schreiben, „laßt sie nur kom— men, sie werden die Heimat nicht wiedersehen. Ich aber sage: laßt sie nicht kommen; kommen sie aber dennoch, so macht, daß sie so bald wie möglich wieder heim gehen. Ich sehe freilich nicht ein, worum sie wünschen sollten, uns so bald wieber zu verlassen. Bei unserem jetzigen Zustande würden 50, 000 Franzosen einen so sicheren und angenehmen Aufenthalt in England finden, als in irgend einem Lande, wo Napoleon's Soldaten sich gütlich thaten.“ Der Lord scheint anzunehmen, daß die nationalen AÄntipathieen des französischen Volkes gegen England, nicht irgend eine zufällige Politik des franzö⸗ sischen Kabinets, eine solche feindliche Landung herbeiführen könnten, und empfiehlt angelegentlichst die Unterhaltung einer größe⸗ ren Macht regulairer Truppen als das einzige Schutzmittel gegen dieselbe. „Vor allen Dingen“, sagt Lord Elles nere, zist es nöthig, die Polizei, die man in diesem Lande regulaires Militair nennt, hinreichend zu vermehren, so daß wir im Stande sind, mit Hülfe der Eisenbahnen nach allen bedrohten oder schon eingenomme—⸗ nen Punkten der Küste eine hinreichende Truppenmacht zu schicken. Ich sage mit besonderer Bedeutung: „regulaire Truppen““. Aus finan⸗ ziellem Gesichtspunkte betrachtet, erscheint er als eine sehr theuer be⸗ zahlte Bequemlichkeit; sieht man aber auf den Dienst, den er leistet, und auf die Art, wie er ihn leistet, so ist er der wohlfeilste Artikel in seiner Art. Dem Vernehmen nach, hat die Regierung Ihrer Majestät die Absicht, die alte Miliz, die, während des letz= ten Krieges so viel zu unseren militairischen Hülfsmitteln beitrug, mit zweckmäßigen Modificationen wieder einzuführen. Da⸗ gegen habe ich große Bedenken. Untermischt mit regulairen Trup⸗ pen, mag Landwehr und Landsturm zur allgemeinen Vertheidigung kräftig mitwirken, aber allein und ohne jenen Sauerteig alter Sol⸗ daten, deren Eigenschaften Wellington im Oberhause voriges Jahr so vortrefflich . können sie einem disziplinirten französischen Heere nur zu ihrem unausbleiblichen Verderben begegnen. Die Kriegsgeschichte kennt fein Beispiel, wo Muth und Vaterlandsliebe ohne gründliche militairische Ausbildung und ohne natürliche oder künstliche Befestigungen, die wir in England nicht besitzen, einer ge⸗ ordneten Truppenmasse ein ernstes Hinderniß in den Weg gelegt hätten. Das Beispiel von 3 bestätigt gewissermaßeu meine Be⸗ hauptung; denn die unmittelbare Ursache, weshalb der Widerstand eines tapferen Jägervolkes endlich doch scheiterte, war der Mangel einiger Schwadronen xregulairer Kavallerie und einiger Bat⸗ terien regulairer Artillerie. Das Kriegszeug⸗ Amt mag dies beachten und zugleich auch die letzten Ereignisse in der Schweiz ins Auge fassen. Hier waren alle Elemente eines langen und mörderischen Kampfes; einerseits allerdings die Ueberzahl, auf der anderen Seite aber starke Positionen, durch die Kunst noch stärker gemacht, große Erbitterung, politischer und religiöser Fanatismus und große Uebun im Waffengebrauch, Der Kampf wurde entschieden und zwar schne entschieden burch die Uebermacht und das Metallgewicht der eidge—⸗ nössischen Artillerie. Wir sind weder Schweizer noch Tyroler. Wir sind in Folge unserer Lebensweise die am wenigsten kriegerische Nation der Erde, deshalb wiederhole ich: man muß das regulaire Militair so vermehren, daß ein Feind sich doch bedenkt, ehe er seinen Fuß auf Eng⸗= lands Gestade setzt. Man muß die Miliz auf die beste und am we⸗ nigsten lästige Weise wiederherstellen, die Reiterei der Freisassen (die Veomanry) aufmuntern, die Zeughäuser und diejenigen Punkte, wo ein Feind am leichtesten unerwartet landen kann, befestigen, aber vor Allem muß man bebenken, daß Wälle ohne, Mänuer dahinter und Kanonen ohne Fäuste, sie zu handhaben, schlimmer als unnütz sind. Das Alles kann gemacht werden mit einer Summe, welche kaum der gleichkommt, die wir jährlich verschwenden, um bie Greuel des Slla= venhandels nicht etwa zu verhindern, sondern zu vergrößern. Thun wir dies, dann können wir mit einiger Sicherheit hoffen, daß der

Friede erhalten bleibe, ohne mit der Ehre oder dem

lisande der

Nation erkauft zu sein; thun wir dies aber nicht, dann wird selbste in solches Opfer uns keine Sicherheit gewähren.

Die Tim es selbst 6 nicht an die in diesem Schreiben auf⸗ gedeckten Gefahren und beschwichtigt die dadurch angeregten Besorg⸗ nisse. Eine französische Landung könne nur durch einen Ueberfall ge⸗ lingen, und dazu müßten die feindlichen Truppen in Dampsschiffen übergesetzt werden. Bis jetzt aber zählten die Fran osen in ihrer Flotte noch keine zu einer solchen Untern ehmung hide ich Zahl von ,

ach amtlichen, dem Parlamente vor kurzem vorgelegten Doku⸗ menten belief sich die Einfuhr in Großbritanien und Irland nach dem amtlichen“ Werthe im Jahre 1845 auf S5, 281,958 Pfd., die Aus⸗ fuhr auf 145,956,651 Pfd., und im Jahre 1816 die Einfuhr auf ö, 953, 875 Pfd., die Ausfuhr auf 150 377,902 Pfoö.

Die Influenz grassirt in London noch immer in ungeschwächte m Grade. orgestern siel ihr Graf Harrowby zum Opfer im Sösten Jahre seines Lebens. Er war von 1812 unter Lord Liverpool unun« terbrochen bis 1827, dem Antritte des Canningschen Ministeriums, Präsident des Geheimen Raths gewesen. In der letzten Zeit hielt sich der Lord von aller Politik fern.

Selgien.

Brüssel, 29. Dez. An der Tagesordnung der Repräsentan-= ten- Kammer war in ihrer vorgestrigen Sitzung das Budget des Kriegs⸗-Ministeriums, gegen dessen Höhe sich in der letzten Zeit so= wohl in als außerhalb der Kammern zahlreiche Stimmen serhoben haben, welche eine Verminderung der Armee besonders aus sinanziel⸗ len Gründen fordern. Daher hielt es auch der Kriegs- Minister, Baron Chazal, für nöthig, die Sitzung sofort durch eine größere Rede zu eröffnen, mit der er die Nothwendigkeit und Nützlichkeit ei⸗ ner großen stehenden Armee unter den verschiedenen Gesichtspunk— ten: Vertheidigung der Neutralität des Landes und seiner Un⸗ verletzlichkeit und Ehre, Aufrechthaltung der Ruhe und Ord⸗ nung in einem so freien Lande wie Belgien, moralischen Einfluß der Armee und als eines Beispiels von Mannszucht, Ordnungs geist und Aufopferung, nachzuweisen suchte. Ihm folgte Baron Osy, der die sinanzielle Seite hervorhob und nachwies, daß man 2, 900, 000 Fr. jährlich ersparen könne, ohne der militairischen Tüchtigkeit der Armee im mindesten zu schaden; er hatte zu diesem Behufe eine Art Ge⸗ genbudget aufgestellt, worin er statt einer Armee von 2042 Offizie⸗ ren 28,635 Mann und 6390 Pferden, die man jetzt habe, nur 1795 Offiziere, 26, 185 Mann und 5210 Pferde annahm. Dieser Vor schlag ist jedoch nicht in Form eines Amendements eingereicht, weil seine Verwirklichung nur durch eine Reviston des Gesetzes, das die Armee vor zwei Jahren organisirt hat, möglich ist. Herr Anspach und Herr Leb eau sprachen sodann noch im Sinne des Kriegs-Ministers, während Oberst⸗Lieutenant Enens sich auch für Ersparungen erklärte und de— ren Möglichkeit mit detaillirten Belegen und Entwicklungen nachzu- weisen suchte; er machte auch auf die Möglichkeit einer Berwendung der Armee für den Ackerbau aufmerksam. In der gestrigen Sitzung dauerte diese Diskussion fort, ohne zum Schlusse zu kommen. Den Anfang machte eine Rede des Herrn Verhaecg en für Beibehaltung der jetzigen Armeestärke. Nicht durch kleine Ersparnisse, sondern durch radikale Reformen in der Umlage und Vertheilung der verschiedenen Steuern will er Belgien die nöthigen finanziel⸗ len Erleichterungen verschafft wissen, er wird daher dem in Brüssel organisirten, von der ihm feindlichen „Alliance“ und von der Arbeiter⸗Gesellschaft Agnetens ausgehenden Petitioniren für Herab- setzung der Armee sich aus allen Kräften widersetzen. Nach ihm sprach, und zwar, wie die Blätter aller Farben berichten, unter wie⸗ derholtem Beifall der Mehrheit der Kammer⸗ Mitglieder aller Par⸗ teien, der Kriegs-Minister. Er suchte die Herren Enens und Osy, die vorgestern die Haupt⸗Vertheidiger der Ersparniß gewesen, zu widerlegen und ging dabei auf eine Anzahl militairischer und sta— tistischer Details ein. Es sprachen hierauf noch Herr Delfossse gegen, Herr Pirson für das Armee-Budget, jedoch Beide ohne Neues vorzubringen.

Schweiz.

Kanton Bern. Der Große Rath ist auf den 10. Januar einberufen.

Wie es heißt, soll James Fazy in der Bundes-Revisionssache der Tagsatzung ein Projekt zu Einführung eines Zweikammer-Systems nach nord-amerikanischem Schnitt und ungefähr in der Weise, wie sie in der Schrift: „Stimme eines Schweizers für und über die Bun— des⸗Reform“, empfohlen wird, beantragen.

Der Verein zum Schwyzerland in Havre hat für die Wittwen und Waisen der gefallenen eidgenössischen Krieger und die Verwunde— ten gesammelt und am 21. Dezember dem Vororte Bern A465 franz. Fr. zugesendet. Das Militair-Familien⸗Unterstützungs Comité hat bis jetzt 2700 Fr. eingenommen und beschlossen, nach den Statuten des Vereins die Summe von S800 Fr. unter die bedürftigsten Ge⸗ meinden des Kantons, welche noch keine Unterstützung erhalten haben, zu vertheilen. .

Als Kandidaten für die schweizerische Geschäftsträgerstelle in Paris (wofern sie nämlich fortbestehen soll und darf) nennt man Oberst Rilliet⸗Constant, dermalen in Viois, und Dr. Joseph Hyazinth Bar⸗ man, Bruder des jetzigen Präsidenten der provisorischen Regierung in Wallis, dermalen in Paris.

Das eidgenössische Kriegsgericht hat sich am 28. Dezember in Bern versammelt, um über im letzten Feldzuge begangene Vergehen abzuurtheilen.

Kanton Zürich. Die Scharfschützen⸗Compagnie Huber ist am 26. Dezember nun auch entlassen worden. ,

Am 27sten wurde Kavallerie Lieutenant Benninger, dessen Leiche einige seiner Kriegsgefährten von Luzern nach Zürich geleiteten, in Vnfersẽnn militairisch beerdigt. ö;

Dr. Meyer⸗Ochsner hat die Erwählung in den Erziehungsrath nicht angenommen. 6

Oberst von Orelli, der von der Armee nach Zürich gekommen war, um dem Großen Rathe beizuwohnen, namentlich auch mit Rüd⸗- sicht auf das vom Regierungs⸗-Rathe bedeutend herabgesetzte Militair- Budget, ist am 26. Bezember wieder nach Luzern abgereist. Wie es heißt, hat er den Auftrag, von der neuen luzerner 6 die Herausgabe des Schwertes und des Helmes des bei Kappel gefalle⸗ nen . Zwingli, die seither im Zeughause von Luzern auf⸗ bewahrt wurden, auszuwirken.

Kanton Luzern, (Allg. Ztg.) Die Regierung, welche vom Großen Rathe bevollmächtigt wurde, mil Zuzug von geeigneten Männern ür das Erziehungswesen einstweilen zu sorgen, hat folgenden provisori= fer Erziehungsrath gewählt: Regierungsrath Dula (früher ref lr n der Kantousschule), Prästdent, Professor der Pyysik, Ineichen, Groß- rath (früher Sekundar- Lehrer und am Ende der dreißiger Periode Regierungs-Rath)ð Ineichen von Hallwyll, Professer an der Kantons⸗ schuͤle, Euard Pfyffer, nebst drei Geistlichen, welcht sind: Kammerer unt Pfarrer Sigrist von Nuswyl, Bruder des ehemaligen Stadtpfar= rers Sigrist, Chorherr und Professor Leu, und Direktor der Mädchen⸗ hule in Luzern, Schuyder. Die Wahl dieser Männer bürgt dafür, man 31 eine extreme Richtung im Schulwesen beabsichtigt. Der

wahre, katholisch⸗religiöse Sinn wird auf alle Weise gestützt und ge⸗ pflegt, jedoch von heuchlerischen Pharisäismus wohl unterschieden wer- den. Es wird wohl erkannt, daß die halbe Bildung, namentlich des Schullehrerstandes, weit eher zum Uebermuth, als zur religiösen De⸗ muth führt, während doch nur die letztere Richtung dem Lehrer einen wohlthätigen Einfluß auf kindliche Gemüther und die so nothwendige Unterstützung von Seiten der wohlmeinenden Pfarr⸗Geistlichkeit sichert. Gestern hielt die genannte Behörde iher erste, Sitzung und sorgte daflir, daß sammtliche Schulen und Lehr Anstalten (mit Ausnahme der Theologie) am 3. Januar ? wieder in Thätigkeit treten. An der phifosophischen Anstalt des Lyceums soll der Professor der eigentlichen philosophischen Fächer, der auf die Disziplin unter den Studirenden nachtheilig eingewirkt, in wissen⸗ schaftlicher Hinsicht uscht genügt und den TLehrstuhl zum Werkzeug unheilbringender Politik gemacht hatte, aus diesen Motiven entlassen und sein Lehrfach einstweilen dem früheren Professor Großbach zu- rückgegeben worden feln. Der Geschichts-Professor Stocker, der be⸗ kannte Jubelprediger, soll auf sein neulich erhaltenes Kanonikat ver⸗ wiesen worden sein, weil seine Leistungen durchaus den wissenschaftli⸗ chen Anforderungen nicht entsprochen. Sonst wurde am Gymnasium keine Veränderung vorgenommen. An der Kantonsschule ist die Lehr⸗ stesse des flüchtigen Professors Schleuniger faktisch erledigt und muß provisorisch versehen werden. Die Schullehrer-Bildungeanstalt in St. Urban ist unter den bisherigen Lehrern wieder eröffnet.

(Frkf. Bl.) Am 27. Dezember fanden in Weggis die Groß— raths⸗Wahlen, die das erste Mal wegen Unordnung nicht vorgenom⸗ men werden konnten, statt. Auch hier wurde liberal gewählt, und zwar die Herren Staats- Anwalt Knüsel und Gemeind⸗-Animann Waldis in Viznau. Es ist nunmehr der Große Rath vollständig.

Alt-Regierungsrath Zünd, der sich seit seiner Flucht in Altorf aufhielt, ist in Luzern eingetroffen.

Kanton Uri. Folgendes ist der Schluß der von der Lands Gemeinde genehmigten Verfassungs⸗-Vorschläge der provisorischen Re⸗ gierung:

Ueber wichtigere Fälle hat der Regierungs-Rath den Enischeid und die Ratification des w. w. Landrathes einzuholen. Er steht übrigens un= ter dessen Leitung und Ober-Aufsicht und ist demselben für alle seine Ver⸗ richtungen Rechenschaft schuldig und verantwortlich. Verwandte im ersten Grade der Blutverwandtschaft und Schwägerschaft dürfen nicht mehr als zwei gleichzeitig Mitglieder des Regierungs- Rathes sein. Der Bezirks- Rath von Uri, der ein,, zwei und dreifach Landrath, das Siebnergericht zu Neuß und Schächen, behalten einstweilen, mit Ausnahme der durch obige Bestimmungen dem Regierungs-Nathe zugewiesenen Geschäfte und Befug⸗ nisse, ihre, alten auf Uebung und Gesetzen beruhenden Verrichtun⸗ gen, Einrichtungen und Wahlart, so auch der Bezirksrath von Ursern laut bestehendem Vertrag. Die Gerichte, als das Siebner- und Elfergericht, das Bezirksgericht zu Ursern und das Kantons- oder Appellationsgericht, sbrechen nach Inhalt unserer Landesgesetze in allen Straffällen ab. Die Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Landraths ist angenommen. Eine Ausnahme findet statt bei Straf-Urtheilen und anderen Üümständen, welche zur Oeffentlichkeit sich nicht eignen. Der Geheime Rath ist aufgehoben; die diesfälligen Einkünfte fließen in den Landesseckel. Das Landes seckel⸗ Amt legt alljährlich über seine Verwaltung dem Landrathe Rechnung ab die durch einen Ausschuß von drei Mitgliedern innerhalb der nächst darauf folgenden zwei Monaie geprüft und sonach gedruckt dem Volke zur Kenntniß ge⸗ bracht werden soll. Der Landrath wird beauftragt, eine Revision der Ver- fassung und Gesetze mit möglichster Berücksichtigung uuserer Sitten und Ge bräuche vorzunehmen und gutachtliche Vorschläge über allfällig nothwendig erachtete Verbesserungen an die Landsgemeinde zu hinterbringen. Wenn künftig zwischen Uri und Ursern Mißverständnisse' oder Streitigkeiten über den bestehenden Vertrag sich erheben, so hat hierüber ein Schiedsgericht aus 1 Obmann und 2 Schiedsrichtern bestehend, zu entscheiden. Jede der beiden Parteien wählt einen Schiedsrichter und diese den Obmann. Es müssen dieselben Kantonsbürger oder wenigstens gesetzlich Angesessene sein Wenn die beiden Schiedsrichter über die Wahl des Obmann sich nich: verständigen können, so wird derselbe durch das Loos aus den beiderseitig Vorge⸗ schlagenen bezeichnet. Die Aufhebung der geheimen Prozesse wird grundsätzlich er⸗ flärt. Die weitere Ausführung dieses Grundsatzes wird an den Landrath überwiesen. Alle Behörden, Gesetze und. Verordnungen, die durch obige Bestimmungen nicht abgeändert oder aufgehoben sind, verbleiben in Kraft. Ueber allfällig sich ergebende Anstände oder Zweifel entscheidet der Landrath. Nach er— solgter Genehmigung durch die Landsgemeinde sind diese abgeänderten Grundgesetze der Gewährleistung der h. Tagsatzung zu unterlegen. Die Landsgemeinde trifft auch sofort die ihr zuständigen Wahlen. Die Ge— wählten treten sofort in ihre Verrichtungen ein. Bie Amtsdauer des Land— ammanns, Statthalters und Seckelmeisters erstreckt sich für dermalen nur bis zur künftigen ordentlichen Landsgemeinde, die der übrigen sechs Regie— rungsräthe auf reglementarische Dauer von der ordentlichen Landsgemeinde an zählend.“ .

verübt worden.

Kanton Zug. Die hiesige provisorische Regierung hat

dem Beispiel Luzerns ein Schreiben an ler e ne . lassen, mit dem Gesuch, derselbe möchte, um einem längeren unheil⸗ vollen Teeiben Lin Ende zu setzen, vor Allem eine ernte Mahnung an die Geistlichkeit des Kantons ergehen lassen, worin selbe vor jeder Aufreizung zur Ungesetzlichkeit bestens gewarnt und ihr des Nach⸗ drucksamsten jedes störrische Influenziren auf die gegenwärtig sich ge⸗ staltenden Verhältnisse, so wie jede Einmischung ln die noch sehr be⸗ wegte Tagespolitik, untersagt werde.“ ;

Kanton St. Gallen. Die Zahl politisch Angeklagter, üb welche Spezial-Untersuchung erkannt worden, soll! ! Wer, über Volt sbl. sich auf Z4 belaufen. soll nach dem Schwyt.

Kanton Aargau. Von den im letzten Am 4 geschriebenen Freiämter⸗Flüchtlingen aus dem Bezirk e eg. reits 45 eingebracht und etwa 25 davon nach Aarau transportirt, um hier vor das Kriegsgericht gestellt zu werden. Die Gesammtzahl der Ausgeschriebenen . übrigens um 17 irrthümlich aufgeführte Namen sich . Die Zahl e. an 6 Wunden gestorbenen Aar⸗ gauer hat sich um zwei vermehrt. Man zählt somit irti 20 Todte und 41 r h e . k

Kanton Tessin. Auf den 10. Januar ist der Große Rat außerordentlich zusammenberufen und auf den 27. Dezember 9 * tegral⸗ Erneuerung des Großen Rathes angesetzt.

Kanton Wallis. (B. Vrffr. Bei den Wahlen in de Großen Rath ist Oberst- Lieutenant ,. ge e n ern. sorischen Regierung, an zwei Srten gewählt worden. Neben ihm sind die hervorragendsten Liberalen des Unterwallis, wie Dr. jur. Jos. Barmann, Bberst⸗ Lieutenant Kasimir Dufyour, Alt-Staatsrath Tor- rent, Ludwig Bons, Abbet, Joris und Anbere gewählt, wogegen das

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Oberwallis mehrere bedeutende Jesuiten⸗Anhänger, worunter drei Courten und den gewesenen Staatsrath Taffiner, in den Großen Rath sendet.

* Bern, 25. Dez. Ungeachtet der Widerlegungen der offi⸗ ziellen Blätter offenbart sich 6 Spaltung in der ,. don Tag zu Tag mehr. Die Partei der Bewegung, welche wahr- scheinlich den 52 davontragen wird, will eine neue Tagsatzung, in der Hoffnung, daß unter dem Einflusse der Ereignisse die Großräthe Radikale von der äußersten Fraction zu ihren Repräsentanten wählen würden. Bern, Waabt, Genf, Basellandschaft haben bereits mächtige Bundesgenossen in den Deputationen von Freiburg und von Luzern, welche, wie neue Konskribirte, sich mit blindem Eifer allen Erzessen des Radikalismus hingeben, und inan zweifelt nicht, daß die neue Tagsatzung eine Majorität haben wird, welche den Bundes ⸗Vertrag ganz nach den Ansichten der Propaganda zu ändern bereit sein würde.

Ein Verlangen des Kantons Unterwalden war der Gegenstand einer Verhandlung, welche abermals diese Spaltung in der radikalen Partei offenbart hat. Dieser Kanton, durch den Krieg und die Dccu— pation erschöpft, hat eine Frist von sieben Jahren für die allmälige Abzahlung der Summe verlangt, welche ihm die Tagsatzung als sei⸗ nen Theil an den Kosten auferlegt hat, und dabei hinlängliche Ga— rantieen für die ganze Zahlung geboten. Die Kommission trug durch ihren Berichterstatter, Herrn Furrer aus Zürich, darauf an, auf die⸗ ses Verlangen einzugehen. Allein der Antrag wurde durch die Ultra Radikalen heftig bekämpft und, zufolge des Verlan⸗ gens von Genf, hat die Tagsatzung vorgestern diese Anglegenheit einer neuen Prüfung der Kommission unterworfen. In ihrer gestrigen Sitzung hat nun die Kommission den Vorschlag gemacht, den Termin auf 5 Jahre festzusetzen, und die Tagsatzung hät ihn angenommen. Darüber ist die revolutionaire Partei in großen Zorn gerathen und hat sich aufs neue für die Nothwendigkeit, eine andere Tag⸗ satzung zu berufen, erklärt. Dieser Beschiuß giebt zu verschiedenen Bemerkungen Anlaß. Wenn man einmal einen Aufschub bewilligte und auf diese Weise das Prinzip anerkannte, so mußte dieser wenig—⸗ stens 7 Jahre betragen, wie es Unterwalden verlangte. Die Fest⸗ setzung desselben auf 5 Jahre ist ein Auskunftsmittel, dessen einziges Verdienst darin besteht, zu beweisen, daß Zürich und seine Anhänger die gegenwärtige Stellung durch Mäßigung zu konsolidiren wünschen. Diejenigen, welche in der bereits gewonnenen Stellung nur ein Mit— tel sehen, zu anderen Revolutionen zu gelangen, welche darüber miß— vergnügt sind, daß Unterwalden nicht mit vollen Segeln in das Fahr⸗ wasser von Freiburg und Luzern hineingerathen sei, weisen jede Idee von Mäßigung zurück, weil sie gar nicht Willens sind, auf so schö—⸗ nem Wege Halt zu machen.

Ein radifales Journal von Bern, la Suisse, macht in seiner gestrigen Nummer einen Brief eines der eidgenössischen Repräsentan⸗ ten für den Kanton Unterwalden bekannt, in welchem man folgende Phrase liest: „Meine Mission ist mir sehr gut gelungen. Ich habe diesen Herren (den Mitgliedern der alten Regierung) begreiflich ge⸗ macht, daß sie im Interesse ihres Vaterlandes die Macht niederlegen müssen.“ Das ist ein Geständniß, welches klar genug zeigt, wie die Tagsatzung die Capitulationen der besiegten Kantone respektirt und durch welche Mittel die politische Umwälzung dieser Kantone, welche dem Einzuge der eidgenössischen Truppen auf dem Fuße gefolgt ist, bewirkt wird. Man begreift da leicht, wie diese Kantone, welche gestern noch dem Radikalismus so entschieden entgegentraten, was ihre Landsgemeinden bewiesen haben, heute schon radikaler zu sein scheinen, als ihre Herren selbst. .

Die provisorische Regierung von Freiburg verlangt, daß die Occupation ihres Kautons um einige Wochen verlängert werde, ein sicheres Zeichen von dem Zustand der öffentlichen Meinung in diesem unglücklichen Lande. n

Briefe, welche ich aus Wallis erhalte, bringen die Nach—⸗ richt, daß die provisorische Regierung die Wahlen für den Groß⸗ rath von Oberwallis kassirt hat, und zwar unter dem Vorwande, daß diese Wahlen nicht radikal genug seien; die Erbitterung der Bauern hat den höchsten Grad erreicht, und wenn die eidgenössischen Trup⸗ pen sich zurückziehen würden, würde das Land sich wahrscheinlich augenblicklich gegen die provisorische Regierung erheben. Martigny, 9 Maurice und Monthey in Niederwallls machen eine Aus—= nahme.

Italien.

Rom, 21. Dez. (A. Z.) Mons. Corboli ist vorgestern Abend von Modena hierher zurückgekehrt, und man wird nun wohl auch bald im Publikum etwas über das Endresultat dieser delikaten Mis⸗— sion erfahren. Bis dahin laufen die widersprechendsten Gerüchte in Betreff derselben um. Bald soll der Herzog sich willfährig gezeigt haben, bald ist sogar von Unterzeichnung die Rede, bald heißt es wiederum, nunmehr sei Alles vorbei. Seitdem sich Modena Fivizzano's versichert habe, wolle es von keinem Anschluß an den Zollverein wei⸗ ter hören. Die Nachricht, daß der Herzog von Modena Massa und Carrara dem Zollverein als Verbindungslinie freilassen wolle, muß dahin berichtigt werden, daß er dabei einen hohen Durchgangszoll erheben zu wollen scheint. Von einer Vergünstigung oder gar von einer Begünstigung des National- Unternehmens kann also hierbei nicht die Rede sein. Im besten Fall wird ein wohlregulirtes mög- . en gros zu regulirendes Plombir⸗System in Aussicht zu stel⸗ len sein.

Die Staats-Consulta scheint mit dem Gouvernement mehr und mehr in Konflikt zu gerathen. Auf die Petition wegen einer Beam⸗ ten⸗Pragmatik hat die Regierung geantwortet, daß sie diesen Gedanken ausschließlich für sich in Anspruch nehme und sowohl die Abfassung als die Promulgation eines solchen Gesetzes sich selbst allein vorbehalte.

Von Bologna waren am Morgen des 17ten zwei Schweizer⸗ Compagnieen nach Ferrara abmarschirt, und den 16ten war Kardi⸗ nal Ciacchi denselben Weg gekommen. Die Petition, welche die Stu— denten von Bologna wegen einer Universitäts- Garde gestellt hatten, ist von den oberen Behörden zurückgewiesen worden.

Graf Mamiani ist aufgefordert worden, hier Vorlesungen über Staats⸗Oekonomie zu halten, und man hat einen Fonds gebildet, um ihn dafür würdig zu honoriren.

Griechenland.

Ueber die vom 9. bis zum 14. Dezember in Patras stattgehab— ten Unruhen theilt der Oesterreichische Beobachter folgende Nachrichten mit:

„Seit einiger Zeit schon zeigten sich bedenkliche Symptome in zwei Compagnieen der zu Patras garnisonirenden irregulairen Truppen. Befon- ders verdächtig machte sich der Kommandant der einen Compagnie, Haupt— mann Merenditi, welcher einst Anführer einer Diebsbande war, auf Ver— wendung des Generals Grivas aber von der griechischen Regierung begna— digt und in den Militairdienst aufgenommen wurde. Das NMinisterium be⸗ schloß seine Aufhebung. Merenditi fam aber der Ausführung dieses Be⸗ schlusses zuvor; er * sich am 9. Dezember Abends mit jenen beiden Tompagnieen, nahm den Chef des Bataillons, Major Sturnari, gefangen, bemächtigte fich der Fahne und zog sogleich gegen die Romarchie, um 'sich auch der Person des Gouverneurs zu bemeistern. Die Rebellen fanden jedoch Herrn Rondopulos nicht zu Hause; ste plünderten daher sein Eigen⸗

bäude, wohin sich, nach ihrer Usberzeugung, der Nomarch geflüchtet, haben

mußte. Dies war wirklich der Fall, und nicht nur Nondopulos, sondern die mit ihm aus seinem Hause geflohenen zwei Polizei- Direktoren fan- den bei Herrn Zuccoli eine Zuflucht. Die Meuterer verlangten von dem Konsul den Gouverneur, „um ihn erschlagen zu können“; als sie aber sa— hen, daß ihre gegen Ersteren ausgestoßenen Drehungen, das Erheben der Säbel und Bajonette erfolglos blieben, verließen sie das Gebäude, nachdem sie dort, wie in der Nomarchie, eine Plünderung verübt hatten. Nun ging es gegen das in der Stadt besindlichs Bankhaus, wo Merenditi eine Beute von 120,900 Drachmen machte. Hierauf wollte er auch die ãrarische Kasse in seine Gewalt bekommen; er wurde indessen von einer noch zeitig genug herbeigeeilten Abtheilung der Gendarmerie zurückgetrieben. ö „Am 10. Dezember stürmte Merenditi mit verstärkten Kräften gegen

das Kassengebäude, und diesmal gelang es ihm, in dasselbe einzudringen; doch waren die Gelder inzwischen schon bei dem englischen Konsul in Sicherheit gebracht worden. Die Rebellen wollten nun die Kasernen der regulairen Truppen nehmen; diese setzten sich anfangs muthig zur Wehr; doch war ihre Anzahl zu gering, es fehlte ihnen bald an Wasser, Lebens- mitteln und Munition, so daß sie kapituliren mußten. Merenditi führte hierauf seine Schaar gegen das Fort von Morea, wo er wußte, daß be⸗ deutende Vorräthe von Kriegsmunition aufgehäuft seien; allein die Be= satzung des Forts hielt sich tapfer und schlug die Anstürmenden zurück. Noch blieb die Citadelle von Patras übrig, welche die Civilarreste in sich faßt und nur von einer schwachen Abtheilung der regulairen Truppen⸗Com⸗ pagnie bewacht war; sie ergab sich noch am Abende jenes Tages dem Merenditi.

Durch den Besitz der Citadelle, auf deren Mauern er sogleich seine Fahne aufpflanzen ließ, war er am Liten Herr der Stadt geworden, die er nun brandschazte; er verlangte eine den Einwohnern unerschwingliche Summe wie es heißt, hunderttausend Thaler damit er „den Krieg fortsetzen könne.“ Die allgemeine Bestürzung erreichte den höchsten Grad; wer es nur thun konnte, floh mit Hab und Gut in eines der Konsulats—⸗ Gebäude oder an Bord der auf der Rhede vor Anker gelegenen Schiffe. Es bildete sich eine Art Stadtgarde; das Kommando befand sich aber in den Händen eines erklärten Mannes der Opposition, Calamogdarti, welcher sich weigerte, den Rebellen entgegenzuziehen. Benizelos Ruffos, ein anderer Führer der Opposition in Patras, suchte die städtische Gemeinde zur An⸗ nahme der ihr von Merenditi gesetzien Bedingungen zu bewegen; 'sie ent— schloß sich zu unterhandeln und bat das Konfular-Corps um feine gleichzei⸗ tige Einwirkung, damit Merenditi die Stadt verlasse.

„Schon war am 12ten davon die Rede, daß den Rebellen jene 34090 Drachmen zu überlassen wären, die in der geretteten ärarischen Kasse entQ— halten waren, und welche sodann die Gemeinde zu ersetzen gehabt hätte. Da verbreitete sich die Kunde, daß der Nomarch, welcher am Morgen des 10ten aus der Stadt zu entkommen Mittel und Wege fand, mit einigen Hundert bewaffneten Vauern und einer aus Tripolitza zu ihm gestoßenen

thum und dran d ü de ichi Konsulats Ge H ann in das anstoßende österreichische Konsula loco eben so gehalten. Hafer eiwas höher gehalten, pomm auf Z0 Fühlt,

Compagnie Infanterie gegen Patras anrücke. Merenditi bedrohte nochmals die Stadt und verstärkte feine Macht durch die Sträflinge, die er aus den Arresten der Citadelle entließ.

„Am 13. Dezember war der Gouverneur Rondopulos wirklich vor Pa— tras erschienen. Benizelos Ruffos eilte ihm entgegen, um ihn vom Ein— marsche abzuhalten, indem er erklärte, daß die Gemeinde mit den Aufrüh⸗ rern ein Abkommen getroffen hätte, welchem zufolge die Letzteren sich nach Empfangnahme der 34,009 Drachmen aus der ärarischen Kasse an Bord des inzwischen vor Anker gegangenen englischen Dampfboots „Spitfire“ zu- rückziehen würden. Herr Rondopulos beachtete diese Erklärung nicht, son⸗ dern rückte beherzt in Patras ein. Die Bürger, welche sogleich wieder Muth faßten, schlossen sich zahlreich an die Schaar ihres Befreiers. Die Rebellen wurden frisch angegriffen und aus ihren verschiedenen Posten gegen das Gestade des Meeres gedrängt, wo sich das Cenirum aller ihrer Operationen befand. Nondopulos nahm die umliegenden Gebäude und setzte den Kampf fort. Calamogdartis ließ die Stadtgarde kei- nen Theil daran nehmen, wohl aber sandte er zwei seiner Verwandten an den Nomarchen, die ihn um die Einstellung des Feuers baten und verstän— digten, daß in der That eine Capitulation mit Merenditi geschlossen worden sei, kraft welcher er mit seinen Leuten auf den „Spitfire“ eingeschifft und nach Mytila gebracht werden sollte. Rondopulos stellte die Gültigkeit einer solchen nur unter der Gewalt des Schreckens getroffenen Uebereinkunft in Abrede und griff die Rebellen in ihrer letzten Stellung an; sie räumten auch diese und flohen in die am Meeres⸗Uffer liegenden englischen Barken, die sie an Bord des „Spitfire“ brachten; ihre Zahl belief sich nur auf 64 Köpfe, nachdem die übrigen Anhänger Merenditi's theils getödtet, theils gefangen genommen waren. Von diesem Augenblicke an waren die Ruhe und gesetzliche Ordnung in Patras wieder hergestellt.

„Am 14. Dezember fand zwischen den Konsuln und dem Nomarchen eine Zusammentretung statt, in welcher Rondopulos die Convention mit Merenditi abermals als kraftlos erklärte, und die Ausfolgung der bei dem großbritanischen Konsul deponirten 34,9090 Drachmen ansprach.

„Am (15ten Abends verließ der „Spitfire“ mit Merenditi und den übri—⸗ gen Flüchtlingen die Rhede von Patras. Am 16ten lief das Dampfboot lu den Hafen von Korfu ein und setzte noch an dem nämlichen Tage die Reise nach Malta fort.

„Die Zahl der in Patras gefallenen Opfer war bei Abgang dieser Nachrichten noch nicht genau bekannt. Herr Rondopulos aber beeilte sich, dem Kaiserl. Konsul einen Besuch abzustatten, um ihm für seine Erhaltung, so wie jene der Polizei⸗Direktoren, zu danken; unter den Fenstern ließ eine Masse von 4 500 Menschen ein wiederholtes Lebehoch erschallen.

Der Kaiserl. bevollmächtigte Minister am Königl. griechischen Hofe hat wegen des erzählten Vorfalls im österreichischen Konsulats⸗Gebäude unver⸗ züglich eine . an das Ministerium gerichtet und darauf die befriedigend⸗ sten Erwiederungen erhalten.

„Damit der Kredit der National-Bank durch den in Patras gewaltsam erlittenen Verlust nicht gestört werde, beschloß die Regierung, sogleich den ganzen Schaden zu decken.“

Die Deputirten⸗Kammer hat in ihrer Sitzung vom 15. Dezem— ber mit 70 Stimmen gegen 2, als Antwort auf eine Botschaft der

Krone, worin kraft des Art. 71 der Verfassungs⸗-Urkunde die Ermäch⸗ tigung begehrt wurde, 35 Senatoren über die ursprünglich durch die Constitution festgesetzte Zahl, wenn die Interessen des Staates es erheischen, zu ernennen, den Beschluß gefaßt, daß diese Ermächtigung zu ertheilen sei. Die Deputation der Kammer, welche diesen Be⸗ schluß, dem Reglement gemäß, dem König zu überreichen hatte, wurde von Sr. Majestät am 17ten empfangen, bei welchem Anlaß der König erwiederte: „Indem Ich, Meine Herren, den Beschluß der Depu⸗ tirten⸗Kkammer empfange, gebe Ich Ihnen Meinen tiefgefühlten Dank für diesen neuen und eklatanten Beweis zu erkennen, den die Kammer bei dieser Gelegenheit von ihrer Anhänglichkeit an Meine Person gegeben hat. Durch ein glückliches Zusammentreffen habe Ich so eben heute erfah⸗ ren, welche Treue und muthige Hingebung für die gesetzliche Ordnung die Bewohner einer der Provinzen, die Sie vertreten, gegeben, und welchen kräftigen Beistand sie der Behörde zur Dämpfung der Un⸗ ruhen geleistet haben, die eine der handeltreibendsten Städte des Kö- nigreichs mit dem größten Unglück bedrohten.“

gandels und Sörsen-Nachrich en.

Königsberg, 30. Dez. Marktbericht. Zufuhr gering. Weizen 60 - 75 . * Schffl; Roggen 44 51 Sgr. pro Schffl.; große Gerste 0 —– 43 Sgr. pro Schffl. kleine Gerste 35 10 Sgr. pro Schffi.; Hafer 24 26 Sgr. pro Schffl. graue Erbsen 60 72 Sgr. pro Schfsl.; weiße Erbsen 4—–= 50 Sgr. pro Schffl; Stroh 90 100 Sgr. pro Schock.

Stettin, 20. Dez; (B. N.) Wech enbericht. Getraide hat während der ganzen Woche sehr wenig Umsatz gehabt, und sind Preise des= selben meistenlheils nur als nominell zu betrachten. Weizen, 125. 13pfd. gelber und rother pommerscher, ulermärker und märkischer auf 64 - 65 Rihlr.

ehalten. Roggen in loco, neue Waare, nach Qualität und Gewicht auf n. Rthlr., ged. russ. 39 Rihlr, auf Frühlghrs - Lieferung fortwährend wenig Abgeber und 46 Rthlr. für 82pfd., 464 Rthlr. für S6pfd. zu machen, 465 und 47 Rthlr. gefordert. Gerste, Oderbruch⸗ nicht am Markt, große pomm. auf Frühjahrslieferung 40 Rihlr. in den letzten Tagen bezahlt, in