1848 / 10 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

daß zur Beseitigung

Se. Majestät der König hat deshalb befohlen

; ; . iligten belehrend und , , h r ie, Bi i allen Betheiligten zur

wirkt werbe. Die . ö ĩ d durch Verkündung in den Lokalblättern ver⸗ . u . Gesellen, Jabril⸗ Stück⸗ emerklich zu machen, daß von einer zwangswei⸗

it ks derbe, dhe, ee uck̃ng ber ehr wunesadiang am Sonnabend dutchaus feine Rede ist, und daß Abänderungen nur der

willi reinkunft der Betheiligten überlassen bleiben, zu de⸗ 6 . man das Vertrauen hat, daß sie die Nachthelse der bisherigen Uebung und die Vortheile der Abänderung von selbst einsehen und sich um so leichter dazu verstehen werden, als den Arbeitsherren weder pecuniaire, noch sonstige Nachtheile daraus erwachsen, indem der Arbeiter an das Anerbieten der Arbeitsherren wegen Verlegung des Zahltags nicht gebunden ist und Letzterer bei Annahme des neuen Zahltags eben so wenig irgend eine Unannehm⸗ lichkeit zu gewärtigen hat, als bei einem anderen freiwilligen Ueber⸗ einkommen; indem von der Intelligenz der Arbeitsherren erwartet wird, daß sie selbst in dem Falle, wenn ihr Anerbieten nur von ei= nem Theile der Arbeiter angenommen oder das Ansuchen um Aus- bezahlung am Donnerstag gestellt würde, die hieraus erwachsende Ge⸗ schäftsmehrung, welche ohne Zweifel nur so lange andauern würde, bis alle, Arbeiter ihren eigenen Vortheil erkannt haben werden, dem allgemeinen Besten bereitwillig zum Opfer bringen, und als endlich auch die Arbeiter in keiner Weise verkürzt werden können und sollen, indem es sich nur darum handelt, den seither an den Sonnabenden in Empfang genommenen Lohn künftig an den Donnerstagen ausbe⸗ zahlt zu erhalten. Sollte diese Belehrung unter einigen Arbeitern keinen Anklang finden, so wird der fragliche Zweck nach und nach um so leichter erreicht, wenn die Betheiligten an den Empfang der Arbeitslöhne am Donnerstag von Jugend auf gewöhnt werden, wes— halb die Arbeitsherren einerseits, dann die Aeltern, Pflegeältern, Vormünder und sonstige Personen, denen Kinder und junge Personen zur Aufsicht anvertraut sind, am sichersten und nachhaltigsten wirken können, wenn insbesondere die Verlegung des Zahltages vom Sonn— abend auf den Donnerstag bei den um go arbeitenden Kindern und jungen Personen in Anwendung gebracht wird.

Königreich Hannover. Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Mecklenburg⸗Schwerin ist am 7. Januar von Berlin in Hanno— ver angekommen.

Großherzogthum Oldenburg. Das über die Wahlen des hiesigen Stadt- Rathes (der Stadtverordneten) seit 1833 beste⸗ hende Regulativ ist auf Antrag des Magistrats durch Regierungs⸗ Bekanntmachung vom 27sten v. M. aufgehoben worden, und tritt nunmehr ein mit derselben Bekanntmachung erlassenes neues Regula— tiv für diese Wahlhandlung in Wirksamkeit, welches ein im Wesent— lichen anderen deutschen Städte⸗Ordnungen entsprechendes Wahl⸗Ver⸗ fahren anordnet.

Herzogthum Holstein. (B. H.) Das Budget der dä⸗ nischen Monarchie für 1848 wird einen nicht unerheblichen Mehrbe⸗ trag in dem Ausgabe⸗Etat an Gehalts -Zahlungen ergeben, indem sowohl für das höhere Schulwesen (wie bereits erwähnt) die Auf⸗ nahme in dasselbe von 20,009 Rthlr. schlesw. holst. Cour. mehr als bisher, also das Doppelte dessen, was die holsteinische Stände ⸗-Ver— sammlung im Jahre 1844 erbeten hatte, und fast so viel, als von der schleswig⸗-holsteinischen Negierung neuerdings beantragt worden, bewilligt ist; als auch den Mitgliedern und sämmtlichen Angestellten, mit Einschluß der Kopisten, der Königlichen Kollegien, so wie den Mitgliedern des Höchstengerichts, des Ober-Landes-, des Hof- und Stadtgerichts, so wie des Kriminal- und Polizeigerichts, imgleichen den Amtmännern sowohl im Königreiche als in den Herzogthümern Schleswig und Holstein in ihrem Gesammtbetrage nicht geringe, nach den Verhältnissen verschieden bestimmte Gehaltszulagen gewährt sind. Für die Gelehrten-Schulen sind die Zuschüsse von Ostern, als von der Zeit an, zu welcher die veränderte Organisation dieser Bildungs⸗Anstalten ins Leben treten soll, bewilligt. Jedoch wird die völlige Umgestaltung des Ge⸗ lehrten⸗Schulwesens einen längeren Zeitaufwand erfordern, als daß zu Ostern mehr als ein Theil derselben vollendet sein könnte, und für die Einrichtung der beabsichtigten drei durchaus neuen Realschu⸗ len werden nicht mehr als Vorbereitungen bis dahin getroffen sein können. Auf die Verbesserung der Gehalte der jetzt vorhandenen Lehrer wird bei der großen Zahl der neu anzustellenden um so weni⸗

er eine bedeutende Erwartung zu stellen sein, als, wie billig, beab=

tn wird, die an den Gelehrtenschulen neu anzustellenden an dem Ertrage des Schulgeldes Theil nehmen zu lassen und die bereits an⸗ gestellten für den sie treffenden Ausfall zu n h gn Indeß wer⸗ den, da auch gleichzeitig von der Pensionirung einiger Rektoren die Rede ist, die jetzigen Lehrer durch das Aufrücken zu höheren Stellen mit grö⸗ ßerer Besoldung zufrieden gestellt werden. Die Gehaltszulagen erstrecken sich, nach der vorläusigen Nachricht darüber in der Berling. Ztg. zu schließen, nur auf die Kollegien, welche unmittelbares Referat bei dem Könige haben, also in Kopenhagen domizilirt sind, und nur auf die dänischen höheren und höchsten Justiz⸗Kollegien. Weder die schleswig⸗ holsteinische Regierung, noch die Obergerichte in beiden Herzogthümern, noch die Regierung in Ratzeburg, noch endlich das Ober-Appellationsgericht in Kiel scheinen Berücksichtigung gefunden zu haben. Die Bauten für das dänische Seminar in Tondern, wie für das deutsche zu Tondern, für jedes zu 15,000 Rthlr. schlesw.-hosst. Cour. verauschlagt, werden, sobald es die Jahreszeit gestattet, be⸗ gonnen. Das Schulgebäude für die mit vorzüglicher Rücksicht auf die Ausbildung zum Kaufmannsstande neu einzurichtende Realschule in Flensburg mit Wohnungen für vier anzustellende Lehrer wird im nächsten Jahre gebaut werden.

In den Herzogthümern hat die Auswanderung nach den nord- amerikanischen Freistaaten, die sonst nur einzeln vorzukommen pflegte, in den letzteren Jahren sehr zugenommen. Nicht Wenige, die im behaglichen Wohlstande sich befinden, verkaufen ihre Besitzungen, um in einem anderen Welttheile sich wieder anzusiedeln. Vornehmlich sind auch unsere Volks⸗Schullehrer unzufrieden mit ihrer dienstlichen Stel- lung und ihrer ungenügenden Einnahme, besonders auch mit dem Disziplinar-Verfahren, welches ausnahmsweise allein gegen sie durch die Verordnung vom 4. April 1845 angeordnet ist. Im vorigen Jahre sind zwölf Schullehrer und Seminaristen ausgewandert, und in diesem beginnenden Jahre züsten sich wieder mehrere zur Auswande⸗ rung, darunter einige vorzüglich begabte und ausgezeichnete Lehrer.

ürstenthum Schwarzburg⸗Nudolstadt. Vermöge . 17ten v. M. 3 Hheseh, wird der Erlaß der Mahl⸗ und Kopf⸗Accise in der , , und des vierten Theiles der terminlichen Contributionen in der Unterherrschaft des Fürsten⸗ thums, welcher schon für die Jahre 1842 bis i847 stattgefunden hat auch für das gegenwärtige Jahr 1848 bewilligt.

Landgrafschaft Hessen⸗Homburg. Dem Fr. J. wird aus Homburg vom 6. Januar gemeldet: gpu die heute früh um 1 Uhr von Bonn hier eingetroffene Nachricht von dem Ableben Sr. hochfürstlichen Durchlaucht des Erbprinzen Friedrich zu Hessen⸗ Homburg wurden alle Bewohner hiesiger Stadt in die tiefste Trauer verseßt. Denn auf ihm, dem einzigen jüngeren Sprößling uns eres

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. Fürstenhauses und ruhmbekrönten deutschen Heldenge⸗ chlechts, beruhte die Hoffnung des Landes! Der edle Hingeschiedene wurde hier am 6. April 1830 geboren. Sein Leichnam wird dem—= nächst von Bonn hierhergebracht und in hiesiger Fürstengruft beige⸗ setzt werden. Des hohen Verblichenen durchlauchtigste, jetzt so schmerz⸗ lich gebeugte Aeltern verweilen nunmehr schon seit acht Tagen in Bonn und werden stündlich zurückerwartet.“

Oesterreichische Monarchie.

* Wien, 6. Jan. Der Geist der Humanität hat bei uns einen neuen Verein ins Leben gerufen, den auch die Regierung sanc⸗ tionirte, es ist dies „der Verein zur Beauffichtigung und zum Schutze der kleinen Kostkinder“. Seine Aufgabe ist, unter dem Schutze der Behörden dahin zu wirken, daß Personen, welchen über Kostkinder älterliche Rechte und Pflichten übertragen worden sind, davon einen solchen Gebrauch machen, wie es das gei⸗ stige und leibliche Wohl derselben erfordert, und hierdurch verhütet werde, daß die Kostkinder nicht durch Unwissenheit, Leichtsinn, Habsucht oder durch sonst pflichtvergessenes Benehmen Gefährdungen aller Art erleiden. So sehen wir in sehr kurzer Zeit die schöne Idee. angeregt durch einen vom Geheimerath Barez in Berlin begründeten gleichen Verein, schnell auf vaterländischen Boden verpflanzt. Der hingebenden Menschenliebe der edlen Begründer, an deren Spitze Dr. Mauthner und Magistratsrath Wunderlich stehen, wird es bald und leicht möglich werden, durch eine große Anzahl von Mitgliedern sich bei der Ausführung einer ihrer edelsten und humansten Bestre— bungen die kräftigste Unterstützung zu sichern.

Frankreich.

Paris, 5. Jan. Heute Abend werden der König und die Königliche Familie von der Leichenfeierlichkeit in Dreux hier wieder zurückerwartet. Vor ihrer gestrigen Abreise dorthin hatte Graf de la Fre ssango⸗ der an die Stelle des zum Gesandten beförderten Her⸗ zogs von Bassano zum Gesandtschafts-Secretair in Brüssel ernannt ist, seine Abschieds Audienz bei ihren Majestäten. Es erhält sich das Gerücht, der Herzog von Aumale werde, vorerst auf Urlaub, nach Paris zurückkehren; er würde in Algerien interimistisch durch den General Lamoriciere ersetzt werden, dessen Erhebung zum Marschall der Prinz beantragt haben soll und dem die Stadt Algier, wie es heißt, aus Anlaß der Unterwerfung Abd el Kader's einen Ehrendegen votirt hat. Der König hat den Bildhauer Pradier mit Anfertigung eines Denkmals für die Prinzessin Adelaide beauftragt.

Unlängst war angezeigt worden, der Marquis de Dalmatie werde den Gesandtschaftsposten in Berlin mit dem in St. Peters⸗ burg vertauschen, und Herr von Kisseleff, der russische Geschäftsträger in Paris, mit dem Charakter eines bevollmächtigten Ministers am französischen Hofe bekleidet werden. Dieses Projekt soll jedoch, der Presse zufolge, nunmehr wieder aufgegeben sein.

Graf Colloredo und General Radowitz hatten vorgestern mit dem Conseil⸗Präsidenten eine Konferenz in Bezug auf die schweizeri— schen Vorgänge.

Die Summe der Ausgaben in dem vom Finanz⸗Minister in der Deputirten-Kammer vorgelegten Budget für 1849 ist über 20 Mil— lionen höher, als im Budget für 1848, was zunächst eine Folge der Vermehrung der Staatsschuld ist. Der Minister erklärte in den Mo⸗ tiven zum Budget, daß dasselbe unter günstigeren Umständen zur Vorlage gelange, als man nach der Theurung und anderen Bedräng⸗ nissen der letzten zwei Jahre hätte gewärtigen können. Man ärndie jeßt die Früchte der Bestrebungen zur Milderung jener Drangsale. Dank den Bewilligungen der Kammern, habe in keinem Theile des Landes für die arbeitenden Klassen die Beschäftigung gefehlt, und dadurch gerade sei die Ordnung aufrecht erhalten worden. Für das

von seinem Vorgänger erwarteten Defizits von 79 Mill. bei dem erfolgen⸗ den Abschlusse der Rechnungen auf circa 45 Mill., wobei jedoch 15 Mill. von nicht verwendeten Bewilligungen für 1846 herrührten. Für 1847 berechnete er das Defizit auf 128 Millionen, für 1848 bereits vor⸗ aussichtlich auf 18 Millionen, die indessen von den Reserven noch würden gedeckt werden können. Im Budget für 1849 ist der Ansatz für die öffentliche Schuld um 20,786,660 Fr. gegen 1848 höher nöthig geworden; für Zinsen der schwebenden Schuld werden 22 Millionen, der Cautionsgelder 7 Millionen, wie früher, angesetzt. Der Aufwand für die Deputirten-Kammer ist um 22,150 Fr. von ihren Quästoren vermindert worden, beim Justiz⸗Ministerium sind 6200 Fr. Verminderung, für den Kultus ein vermehrter Aufwand von 852,417 Fr., beim Unterrichts-Ministerium von 193,100 Fr. eingetreten. Der Ansatz für das auswärtige Ministerium ist der frühere. Beim Ministerium des Innern tritt eine Vermehrung um 50,000 Fr. ein. Das Handels- und Ackerbau⸗Budget ist 74,000 Fr., das der öffentlichen Arbeiten um 596,000 Fr., das des Kriegs⸗ Ministeriums um 358,900 Fr. höher, das Marine-Budget um 2 Millionen niedriger als 1848.

Professor Michelet hat sich über die schon gemeldete vom Unter⸗ richts -Minister angeordnete Suspension seiner Vorlesungen in einem Schreiben an den Administrator des Collége de France, Herrn Letrone, beschwert; er nennt darin das Verfahren gegen ihn, Mickiewicz und Quinet einen „Staatsstreich in drei Theilen.“

Der Deputirte, Herr von Morny, der zu der Fraction der so⸗ genannten progressistischen Konservativen gehört, spricht sich in der Revue des deur Mondes über die Politik des Kabinets dahin aus, daß die spanischen Heirathen Frankreichs Einfluß in Europa ge⸗— drückt hätte., daß das Kabinet im vorigen Jahre Unrecht gehabt habe, der öffentlichen Meinung keine Genugthuung zu geben, und daß es dieses Jahr abermals Ünrecht haben würde, in seinem Widerstande zu beharren. Beim Mangel einer Wahlreform verlangt Herr von Morny wenigstens eine Parlaments-Reform mittelst einer Maßregel, welche den Kreis der Inkompatibilitäten erweitern und die Verminde⸗ rung der Beamtenzahl in der Kammer verringern würde. Emil von Girardin hatte diesen Artikel in seinem Journal, der Presse, einer sehr heftigen Kritik unterworfen, worauf Herr von Morny ihn zum Duell forderte. Die Sekundanten des Herrn von Morny sind Mar⸗ schall Bugeaud und Marquis Lavalette. Herr von Girardin hat sei⸗ nerseits den Herzog von Reggio und Herrn von Malleville zu seinen Sekundanten gewählt.

Die berüchtigte Lafarge, welche jetzt in dem , ,, hause zu . eingesperrt ist, benutzte die ihr gelassene Zeit zum Studium der dir iu diente. Sie hat sich besonders in die Werke Orfila's vertieft, dessen Zeugniß einen so großen Einfluß auf die Geschworenen ausübte, daß sie für schuldig erklärt wurde. Sie will nun in seinen Schriften die auffallendsten Widersprüche entdeckt haben und soll gesonnen sein, dieselben in einer besonderen Schrift zu denunziren, wovon sie den Dekan der medizinischen Fakultät zu Montpellier bereits in Kenntniß gesetzt hat. Seitdem wird sie als Krankenwärterin verwendet.

Das Incasso der sranzösischen Bank soll sich seit einigen Tagen nm mehr als 30 Millionen Fr. vermehrt haben.

X Paris, 5. Jan. Der König i gestern Nachmittag um 4 Uhr nach Prein fte sen, um 6 hr pol ten ihm auch die Kö-

nigin und die Prinzessinnen mit den jungen Prinzen. Heute früh

, von 1846 verkündete er eine Verminderung des in letzter Session

um 4 Uhr gingen Ihre Königl. Hoheiten der Herzog von Nemours, der Prinz von Joinville und der Herzog von Montpensier mit deni Trauerwagen, der den Sarg mit der irdischen Hülle der Prinzessin Adelaide führen wird, ebenfalls nach Dreux ab, wo der König selbst den Leichenzug empfangen wollte.

Vor der Adreß⸗Kommission der Pairs -Kammer erschienen am Sonntag die Minister der auswärtigen Angelegenheiten, des Innern, der Finanzen und des Krieges und gaben die gewünschten Aufklärun= gen. Gestern hat sich dieselbe Kommission abermals versammelt, um auch die anderen Minister zu hören, und es ist zu erwarten, daß der Berichterstatter schon in den nächsten Tagen seinen Entwurf zur Ant— wort auf die Thron⸗Rede wird vorlegen können.

Die Verhandlung oder vielmehr Besprechung, welche vorgestern in den Büreaus der Deputirten-Kammer der Ernennung der Mit- glieder der Adreß-Kommission voranging, hatte allerdings, da die Opposition durch das Organ Odilon Barrot's selbst erklärte, vorläusig nicht auf eine Erörterung der auswärtigen Politik des Ministeriums eingehen zu wollen, nicht die Ausdehnung, wie sonst gewöhnlich bei diesem Anlasse. Dessenungeachtet verdienen einige bezeichnende und Thatsachen betreffende Aeußerungen, welche gemacht wurden, hervor gehoben zu werden. Zuerst ist zu bemerken, daß die Oppositions⸗ Mitglieder, welche das Wort nehmen, im Allgemeinen und mit weni— gen Ausnahmen, zu welchen namentlich der Deputirte Cremieux zu zählen ist, mit Mäßigung sprachen. Die Deputirten von der sogenannten constitutionellen Linken und vom linken Centrum verwahrten sich gegen die Anschuldigung, als hätten sie unconstitutionell gehandelt, indem sie an Banketten theilnahmen, bei welchen kein Toast auf den König ausgebracht wurde. Sie versicher⸗ ten durch das Organ des Herrn Gauthier de Rumilly im ersten Bü— reau, daß sie die Monarchie stets eben so gut wie die Freiheit ver⸗— theidigt hätten, und erklärten es als in hohem Grade unklug, her— ausfordernde Worte aus Anlaß der Bankette gegen ihre Partei in den Mund des Königs gelegt zu haben. Herr Cremieux und, Herr Glais⸗-Bizoin kündeten mit Heftigkeit an, daß die Bankett-Agitation fortgesetzt werden würde, wenn man nicht, wie der Erstere ausrief, dem Lande diese Freiheit eben so gut raube, wie so viele anderen. Dies erregte von Seiten der konservativen Majorität im zweiten Bü⸗ reau starkes Murren und lebhaften Einspruch, und Herr Chegaray erhob sich gegen die fortwährenden Schmähungen, mit welchen die Majorität von der Opposition bei den Banketten überhäuft worden. Er billigte vollkommen die Sprache der Thronrede über diese Agita— tion, und Marschall Bugeaud und Herr Vitet im vierten Büreau erklärten die Weglassung des Toasts auf den König nicht blos für unconstitutionell, sondern Herr Vitet fügte hinzu, dieses Weglassen heiße gerade so viel, als daß man nichts von der Charte wissen wolle. So oder wenigstens im Wesentlichen gleich denken alle konser⸗ vativen Deputirten bis auf zwei, die Herren Benoit Foult und Des— mousseaux de Givre, welcher Letztere im vorigen Jahre das bekannte Nichts! Nichts! Nichts! dem Ministerium zurief, das seitdem dem Journal des Herrn Emil von Girardin als Wahlspruch dient. Beide erklären sich gegen die Stelle der Thronrede in Betreff der Wahl Reform⸗Bankette. Herr Thiers will erst bei der Verhandlung in öf— , Sitzung darüber, so wie über die schweizer Frage, sich aus⸗— prechen. Die Aeußerung des Herrn Vitet verdient deshalb um so mehr beachtet zu werden, als er voraussichtlich wieder, wie schon in mehreren früheren Jahren, mit Abfassung des Adreß-Entwurfs be auftragt werden wird. In Betreff der schweizer Frage erklärte Herr Guizot, im Wesentlichen übereinstimmend mit den Erklärungen, die er schon in früheren Sessionen gegeben und namentlich auch in der letz⸗ ten noch wiederholt hatte, daß Frankreich gegen eine Nevision des schweizer Bundesvertrags, wozu der Schweiz das Recht zustehe, nichts einzuwenden habe, aber die ÜUmstoßung desselben, welche die radikale Partei zu beabsichtigen scheine, nicht gleichgültig mit ansehen könne.

Alle konservativen Deputirten, welche über diese Frage sprachen, er⸗

klärten sich für die vom Kabinet befolgte Politik, und daß die Schweiz ihre Ansprüche auf Anerkennung ihrer Neutralität verlöre, wenn man dort mit Unterdrückung des Föderativ-Systems eine Centralisirung der Gewalt herbeiführen wollte. Die Waffen ⸗Verkäufe an den Sonderbund, namentlich an Luzern, rechtfertigt Herr Guizot mit der Erklärung, Frankreich habe Waffen an die eine wie an die andere Partei verkauft, und man sei schon im Be— griff gewesen, solche auch an den Kanton Waadt zu liefern. Im Uebrigen gesteht der Minister zu, daß insbesondere an Luzern solche gewährt wurden, weil die Regierung die Sache des Sonderbundes flir eine gerechte ansah. Auch die Ratification oder Nichtratification der Capitulation Abd el Kader's wurde von mehreren Oppositions⸗ Deputirten zur Sprache gebracht. Alle wünschten die Nichtratisica— tion, weil man sonst mit Entlassung Abd el Kader's nach Aegypten wahrscheinlich England ein Werkzeug in die Hand geben würde, dessen sich dasselbe bedienen könnte, um Frankreich früher oder später neue Ver legenheiten zu bereiten. Herr Guizot eiklärte, die Veröffentlichung des Berichts des Herzogs von Aumale schließe keinesweges das Gutheißen der abgeschlossenen Uebereinkunft in sich. Ob die Bestätigung erfolgen werde oder nicht, könne er noch nicht sagen, die Regierung habe noch nichts darüber beschlossen. Im fünften Büreau erklärte ein konservativer Deputirter, Herr Consture, der auch zum Adreß-Commissair gewählt wurde, er habe nichts gegen eine Erweiterung des Wahlrechtes ein- zuwenden, um die allzu große Zahl der Beamten in der Kammer et— was zu vermindern, obgleich er die in der Kammer sitzenden Beam— ten für eben so unabhängig halte, als jeden anderen. Aber jede Aenderung an dem bestehenden Wahlgesetze müsse den Census als Grundlage des Wahlrechtes belassen. Auch dagegen hat er nichts einzuwenden, daß noch einige Inkompatibilitäten von gewissen Be⸗ amten⸗Stellungen mit dem Deputirten⸗Amte ausgesprochen wer⸗ den. Aber für alle diese Reformen müsse der rechte Augen⸗ blick abgewartet werden, und dieser scheint ihm noch nicht gekommen. In ähnlicher Weise sprach auch Herr Benoit Foult, der aber doch etwas weiter gehen will, indem er sogleich diese Refermen votiren würde. Aber am bemerkenswerthesten war, wie Odilon Barrot gegen die Acußerung des Herrn Cousture ankämpfte:; die Majorität sei keine Partei, sondern das ganze Land, und enthalte, wie dieses, verschie⸗ denerlei Meinungen über sekundäre Fragen. Odilon Barrot behaup⸗ tet, die Masorität sei weit entfernt, die Vertretung des Landes und selbst der Majorität des Landes zu sein. Man solle einmal neue Deputirtenwahlen ohne eine übermäßige Einmischung der Regierung vornehmen lassen, und man werde alsbald sehen, was aus der jetzi⸗ en Majorität werden würde. , s 23 Frage, was mit Abd el Kader geschehen solle, beschäftigt ortwährend alle Köpfe. Wie es heißt, will man erst Bürgschaften 1 das känstige Verhalten des Emir in Aegypten oder Y= rien vom Vicekönig Mehmed Alli oder von der Pforte zu erlangen suchen, und bis dahin soll Abd el Kader einstweilen, wie man Her sichert, im Fort Lamalgue bei Toulon bleiben, aber ehrenvoll behan- belt werben? Andererseits will man wissen, die Offiziere, welche ihn hierher geleiten sollen, seien bereits nach Toulon abgegangen, um ihn zu holen. Die erstere Angabe verdient mehr Glauben. Alle Kor⸗ respondenzen aus Algier sind mit Schilderungen des allgemeinen Ju⸗ bels angefüllt, den die Nachricht von der Unterwerfung des Emirs dort unter dor europäischen und selbst unter dem größten Theile der mehr oder weniger schon europäisirten muselmännischen Bevölkerung erregte.

General Lamoriciere selbst, der alle Bewegungen des von den marol⸗ kanischen Truppen unablässtg verfolgten Emirs überwachte, soll dem Boten des OSbersten Montauban, welcher ihm die Unteiwerfung Abd el Kader's anklindete, geantwortet haben: „Ich werde nicht che! daran glauben, bis ich ihn gesehen habe.“ Diese n 6 die Vorstellungen, die man sich' von den Hülfequellen ma i n. che der Emir selbst in anscheinend' verzweifelter Lage , n . Abd el Kaber seinerseits zeigte deutlich, daß er die Gioßmuth, * welcher er von den! französischen Heerführern aufgenommen wurde,

e , =. jnen Wunsch versprach ihm wohl zu schätzen wußte. Auf seinen Wu Mulch * an hd !! der Herzog von Aumale, sich beim Kaiser Muley Abd el Rhaman zu Gunsten Bu⸗Hamedi's zu verwenden, der als Gefangener zu Fez zurückbehalten worden ist, so wie für Alle, Fie um Les Emirs willen zu leiden hätten. Auch an seine an⸗ gesehensten Anhänger schrieb Abd el Kader darauf, um ihnen anzu= 6 w, n ,. teich ergeben habe und Afrika verlasse, ein zeigen, daß er sich Frankreich erg ne, nnr, ,. ; für die Sache Frankreichs gewiß e, , e. d 40. 5 el ga⸗ ber sollte einige Tage zu Sran bleiben; aber 3 edanke, auf afri-⸗ lanischem Boben selbst als Gefangzner zi ↄerweilen, wor ihm uner. träglich, und er verlangte daher, so schleunig als möglich das Land zu verlassen. Da bot man ihm an, daß er unverzüglich auf der Dampffregatte „Asmodee“ abreisen lönne, worauf, er dem Prinzen lebhaft dankte, ausrufend: „Allah! Allah! verlaß deinen Diener nicht!“ Wie schon erwähnt, war das Wetter während der Ueberfahrt sehr stürmisch. Um den Sturm zu beschwören, veranstalteten die Araber ein Werk der Wohlthätigkeit, indem sie eine Sammlung von Spenden veran— stalteten, deren Ertrag den Armen bestimmt wurde. Gegen Abend stellte sich zu ihrer großen Befriedigung wirklich besseres Wetter ein, das aber nicht anhielt. Von neuem wühlte der Sturm die Wogen des Meeres auf. Diesmal schritten die Araber zu einem anderen Mittel, die Wuth des tobenden Elements zu besänftigen: sie warfen jeder eine Hand voll Salz in das Meer. Der Sturm aber wollte sich nicht legen. Abd el Kader hat mehrere leichte Wunden an den Beinen. Unter seinen Schicksals⸗-Genossen aber befinden sich einige mit schwereren Wunden. Das Gesicht eines Aga's der Schwarzen, eines Mannes von herkulischer Gestalt, ist von einer Kugel durchbohrt, welche in der Nähe der Nase eindrang und am Ohre wieder herauskam, nachdem sie die Knochentheile verletzt hatte. Die Wundärzte des „Asmodee“ ertheilten diesen Verwundeten alle mögliche Pflege, und der Emir selbst dankte ihnen dafür in folgendem Handschreiben: „Lob sei Gott dem Alleinigen und Einzigen! Schreiben Abd el Kader's Ben⸗ Mahi⸗Eddin an die französischen Wundärzte. Möge Gott mit seirer Güte sie begünstigen und zufriedenstellen, wie sie es verdienen. Ihr habt mit Güte gegen meine Gefährten gehandelt, welche verwundet sind, Gott verleihe euch dafür seine Gnade und belohne euch. Er ist mächtig in allen Dingen!“ Bei der Deira Abd el Kader's traf man auch eine Frau, Namens Juliette, dieselbe, von welcher der bekannte Trom- peter Escoffier in den Erinnerungen aus seiner Gefangenschaft bei Abd el Kader spricht, und welche dort meist nur unter dem Ramen „die Christin“ bezeichnet wird. Sie hat ganz die arabischen Sitten und Gebräuche angenommen und bat inständig, den Mann nicht ver— lassen zu dürfen, dessen Schicksal sie so lange getheilt.

Man hatte einen Augenblick gefürchtet, es werde zwischen Emil von Girardin und Herrn von Morny, den jener in seinem Journal einen Harlequin genannt hatte, zu einem Zweikampfe kommen. Ge— wiß ist, daß zwischen beiden Theilen durch Vermittelung ihrer Zeugen verhandelt worden ist, nachdem der Schniääh⸗-Artikel Herrn von Mor— ny zu Gesicht gekommen war. Das Resultat der Unterhandlungen ist noch nicht bekannt, doch glaubt man, die Sache werde auf gütli⸗ chem Wege beigelegt werden.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Jan. Der General- Feldzeugmeister hatte vor einiger Zeit eine aus drei Stabs- Offizieren bestehende Kommission niedergesetzt, um über die zweckmäßigsten Mittel zur weiteren Aus— dehnung der Küstenvertheidigung und zur Verstärkung der schon be⸗ stehenden Befestigungslinien Bericht zu erstatten. Diese Kommission hat nun alle östlichen, südlichen und westlichen Küsten von England bereist und alle Pläße, wo eine feindliche Flotte Umden könnts,“ un= tersucht. Zugleich ist mit den verschiebenen Lootsen der Außenhäfen ein ausgedehnter Briefwechsel eröffnet worden, um alle Punkte, wo ein Feind, selbst in Fahrzeugen mit flachem Boden oder in langen i 6 n, 4 kennen zu lernen und dadurch in den Stand gesetzt zu werden, sämmtliche Küst 6 lichen Ueberfall zu sichern. KJ

Die englische Kriegsflotte bestand am 1. Januar d. J. aus 671 Schiffen aller Art, von denen 233, mit Einschluß von 85 Dampf⸗ schiffen, im aktiven Dienste waren, nämlich: 16 Linienschiffe, 35 Fre⸗ gatten, 13 Dampf⸗Fregatten, 527 Sloops, 21 Dampf Eloops 21 Segel-Paketböte und kleinere Schiffe, 64 kleine Dampfer und Paket⸗ böte und 21 Magazin- und Stationsschiffe. Hierbei sind natür⸗ lich die Schiffe der Dampfschifffahrts⸗-Gesellschaften, die allein schon eine ansehnliche Seemacht bilden, nicht mitgerechnet.

Der Observer theilt in einem, wie es scheint, halbofsiziellen Artikel bereits Einiges über die morgen aufzumachende letzte Viertel: jahres⸗-Einnahme mit: „Die Tabellen der Viertelsahres-Einnahmen“ heißt es, „werden nicht vor Mittwoch Abend geschlossen werden das Publikum wird sie also erst am Donnerstag kennen lernen. Es ist daher nicht möglich, über die wahrscheinlich beträchtliche Abnahme derselben jetzt schon genauere Mittheilungen zu machen. Wir be— dauern aber, hinzufügen zu müssen, daß diese Abnahme gerade in den Gegenständen erwartet wird, welche die beträchtlichsten Einnahme Zweige gusmachen und am meisten den Zustand unseres Handels mit dem Auslande und unseres inneren Wohlstandes beurkunden. Der Ausfall in der Accise wurde mit Sicherhelt vorausgesehen und muß denselben Ursachen zugeschrieben werden, die schon im vorigen Vier= teljahre eine Abnahme herbeiführten. Der Ausfall im Ertrag der Zölle ist mehr dem ungewöhnlichen Mißtrauen der drei letzten Mo⸗ nate, als irgend einer Ursache, die von bleibendem Einfluß sein könnte beizumessen. Uebrigens sind die Einnahmen dieses Vierteljahres wie sehr sie auch hinter denen desselben Vierteljahres des vori' gen Jahres zurückstehen, im Durchschnitt immer noch ganz erträg⸗ lich; denn im vorigen Jahre waren sie durch ein Zusammentreffen derschie dener Umstände ungewöhnlich hoch. Erfreulich sst es, daß der Schatzfanzler, ungeachtet dieser ungünstigen Verhältnisse, für den Augenblick nicht genöthigt ist, einen Beistand von der Bank in An? spruch zu nehmen. Diese Thatsache allein reicht hin, sede Besorg⸗ niß, die sonst in weniger gut unterrichteten Kreisen herrschen könnte zu beseitigen, und zugleich wird die Bank auch dadurch in den Stand gesetzt werden, der Handelswelt in noch höherem Maße, als bis⸗ her, Beistand zu leisten. Die Einfuhr edler Metalle ist fortwäh— rend sehr beträchtlich. Die Getraide-Einfuhr dauert zwar in einem Umfange, den das Bedürfniß nicht zu rechtfertigen scheint, noch immer fort, allein die Einkäufe haben noch keine nachhaltige Ausdeh⸗ bung ange nommen und finden überdem ihre Erklärung in dem Wunsche, . e des nächsten Monats bestehende Zollfreiheit (denn vom e. . die gleitende Skala auf 11 Monate wieder in Wirk⸗ 1 ( zu Anhäufung von Vorräthen zu benützen. Uebrigens sind 3 e, en. daß Handel und Industrie im neuen Jahre

en gedeihlichen Aufschwung nehmen werden; zu angemesse—=

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nen Unternehmungen ist Geld im Ueberflusse vorhanden, und die Be⸗ richte aus den Fabrik⸗Gegenden sind höchst k .

Ssch weijz.

Kanton Bern. (A. 3.) Während der letzten Monate des abgelaufenen Jahres war die Aufmerksamkeit und die Kraft des Volkes und der Behörden auf die Lösung der eidgenössischen Fragen gerichtet; jetzt wendet sich der Blick auch wieder den kantonalen Angelegenheiren zu. In unserem Kanton harren noch wichtige, von der Verfassung vor⸗ geschriebene Reformen auf ihre Verwirklichung. Es kann nicht ge⸗ leugnet werden, daß in Berücksichtigung der vielen politischen Ver= wickelungen die neu konstituirten Behörden des Kantons Bern eine Roße Thätigkeit entwickelt und manches Gute geschaffen haben. Das neue Armengesetz, die Zehnt- Liquidation, die Gründung der Hypothekar-Kasse, das Gesetz über die Vermögens- und Einkommenssteuer, die Liquidation der Staats Domainen, die An—= bahnung eines neuen Rechnungs⸗-Systems, die Revision der Militair⸗ Verfassung, die Organisation des Gerichtswesens, das Gesetzbuch über das Verfahren in Civilrechtssachen, dasjenige über die Schuld? Betreibungen und das Geseß, über den Tarif in gerichtlichen und Betreibungssachen sind Schöpfungen der neuen Behörden. Am thätigsten war Finanz-Direktor Stämpfli. Die Erziehungs-Direction hat am wenigsten zu Stande gebracht. Außer der Reorgänisation der Schullehrer⸗Seminare in Münchenbuchsee und in Prunkrut ist nichts geschehen. Vergebens wartet man auf das Gesetz über die allgemeine Schul-Organisatian, die Schul⸗Synode, die Organisation der unteren, mittleren und höheren Lehr-Anstalten. Das Provisorium im Schul— wesen schadet sehr. Der Gesetz⸗ Entwurf über die Reorganisation der Hochschule wird im nächsten Großen Rath behandelt werden; das Volksschulwesen scheint noch warten zu müssen. Die neue, von der Verfassung geforderte Kirchen-Synode, von welcher man einen bedeu— tenden Einfluß auf die Neubelebung des kirchlichen Sinnes im Volke hofft, ist auch noch nicht erschienen.

Von den Schweizern in Bergamo ist an Unterstützung für die Verwundeten und Hinterlassenen von Gefallenen die Summe von S802 Lire eingelangt; von Marseille 5200 Fr.

Der eigentliche Redacteur der eingegangenen Berner Volks- Zeitung, Dr. E. Miller, hatte schon seit den Truppenmärschen ge—⸗ / gen Freiburg keinen Antheil mehr an der Redaction, indem er noch

jetzt im eidgenössischen Dienste abwesend ist.

(D. 3.) Man wartet in Bern nur auf die völlige RNekonsti⸗ tuirung der Sonderbunds-Kantone und auf die Erledigung der dahe— rigen Kostenfragen, um alsdann die Kommission, welche für Bundes—⸗ Revision aufgestellt ist, mit je einem Gesandten jedes Sonderbunds⸗ Kantons zu vervollständigen und zu den Vorarbeiten übergehen zu können. Während früher die radikale Partei stets Erledigung dieser Frage durch einen eidgenössischen Verfassungs-Rath, oft sogar durch einen nach der Kopfzahl gewählten Verfassungs-Rath verlangt hat, ist man jetzt allseitig damit einverstanden, daß diese Berathung der Tagsatzung vorbehalten bleiben müsse. Die Revision dürfte auch nur eine partielle, freilich dennoch eine umfassende bleiben, und zwar werden es muthmaßlich diplomatische Rücksichten sein, welche hier den Entscheid geben. Damit dürfte denn auch entschieden sein, daß §. 12 der bisherigen Bundes⸗Verfassung, welcher die Garantie der Klöster und Stifter betrifft, in unveränderter oder wenigstens nur modifizirter Form fortbestehen bleibe. Die große Schwierigkeit bei der Bundes⸗Reform liegt bekanntlich in der Frage, wie lassen sich die einander widersprechenden Ansprüche der Kantonal-Souverainetät mit den Forderungen einer in jedem Bundesleben nothwendigen Cen⸗ tralgewalt vereinigen und auf eine zugleich grundsätzliche, den Be⸗ dürfnissen der Neuzeit anpassende und doch dem historischen Recht nicht allzusehr widerstreitende Weise befriedigen? Im innigsten Zu⸗ sammenhang mit dieser Frage steht dann diejenige des Repräsenta⸗ tionsModus.

Kanton Zürich. Das eidgenössische Kriegsgericht in Zü⸗ rich besteht aus folgenden Mitgliedern: Großrichter Dberst Dr. Ka— simir Pfyffer, Oberst⸗- Lieutenant Benz in Zürich, Kavallerie⸗ Haupt⸗ mann Reiser von Bisegg, Kanton Thurgau, Hauptmann Schindler von Glarus, Oberst-Lientenant Abraham Giezendanner, Kanton St. Gallen, Oberst -Lieutenant Heinrich Pestalozzi von Zürich, Un— terlieutenant Haberstich, Kanton Aargau, Unterlieutenant Bucher, Kanton Zürich, und Kavallerie-Wachtmeister Wild, Kanton Zürich. Gerichtsschreiber: Prokurator Funk. ;

Am 4. Januar sind die Bataillone Brunner von Zürich, Ernst und Kappeler von Thurgau und Gnehm von Schaffhansen nebst der Artillerie⸗ Compagnie Zeller und einer St. galler Artillerie- Com— pagnie, in Zürich eingetroffen. Ersteres wird am Gten entlassen, die übrigen sind in ihre Heimats-Kantone abmarschirt.

Kanton Luzern. (Allg. Ztg.) Dr. Kasimir Pfyffer hat die ihm angetragene Stelle eines Präsidenten des Obergerichts in Luzern aus dem Grunde abgelehnt, weil er als Großrichter noch längere Zeit im Dienste der Eidgenossenschaft verweilen müsse und als Advokat die Vertheidigung der Angeklagten im Leuen- Prozeß, welcher bekanntlich revidirt werden soll, führen wolle. .

Die Neue Luzerner Zeitung erklärt die von mehreren Schweizer⸗Blättern gebrachte Nachricht, als sei in der Gegend von Hochdorf eine Petition um Intervention an den Kaiser von Oester⸗ reich herumgeboten worden, für vollständig erdichtet.

(D. 3.) Eine Gesellschaft von Frauenzimmern der Stadt hat dem Oberst Ziegler als Anerkennung seiner loyalen Gesinnungen und eifrigen Pflichterfüllung eine schöne Blumenvase zum Geschenk gemacht.

Die Gemeinderaths-Wahlen sind an mehreren Orten konservativ ausgefallen.

(Frkf. Bl.) Am 3. Januar waren im ganzen Kanton die Ge— meinderaths⸗Wahlen. Sie sind, so viel bis jetzt (Iten) bekannt, an den Orten, wo sich kein Militair befindet, im früheren Geiste ausge⸗— fallen. So wählte das ganze Amt Habsburg, die Gemeinden Gi⸗ sikon, Hohnau, Root, Ebikon, Buchenrain, Udligenschwyl, Adligen⸗ schwyl und Meyerskappel, die alten Behörden, auch Wäggis, welches den 26. Dezember noch liberale Großräthe wählte, zog gestern wie⸗ der seine „Alten“ zu Ehren. Horw hat seinen Freiheitsbaum nicht umsonst beseitigt, denn es hat gestern die Rothesten seiner Gemeinde zu Vorstehern ausgerufen. Hochdorf, Kleinwangen, Hohenrain, Eschenbach und Rothenburg wählten konservativ, obgleich dort noch Militair liegt. In Hohenrain wurde das in der Kirche befindliche Militair von hen Bürgern aufgefordert, entweder die Kirche zu ver⸗ lassen, oder eine schriftliche Ordonnanz vorzuweisen, daß es beauftragt sei, bei der Versammlung anwesend zu bleiben. Da keine solche Ordonnanz vor⸗ handen war, schritten die Bürger zur Räumung der Kirche von dem Militair. Von 370 stimmfähigen Bürgern waren 3690 auwesend, wo⸗ von 60 radikale. Rothenburg wählte zwei neue Mitglieder, aber durchaus konservative. Emmen ist die einzige Gemeinde, welche frü⸗ her konservatis, jetzt radikal wählte. Münster wählte, wie vorher, radikal. In Gunzwyl kam es zu Schlägereien, so daß die Wahl nicht vollzogen werden konnte. Von den zwei am 26. Bezember in Wäggis gewählten Großräthen ist schon einer mit Tode abgegangen, und somit ist Aussicht, daß sich die konservative Opposition im * ßen Rath des Kantons Luzern mit nächstem verdoppeln, also aus zwei Mann, bestehen wird. In der Stadt Luzern wurbe, wie früher, ra⸗

dikal gewählt, doch fanden sich wenig Bürger bei den Wahl Ver⸗ sammlungen ein. Herr Oberst Felix Balthasar vereinigte die Stimmen beider Parteien auf sich, also ungefähr 700. Der Nächstfolgende brachte es noch bis auf 500, und so verminderte sich die Anzahl der Stimmenden fortwährend, weshalb gegen das Ende kaum noch 400 anwesend waren. Heute wurden die Wahlen in der Stadt fortgesetzt, um die Mitglieder des größeren Stadtrathes, de⸗ ren es 36 bis 10 bedarf, zu ernennen. Außer denen, die auf eine Beamtung spekulirten, fand sich Niemand ein. Das Ergebniß der gestrigen Wahlen wird hauptsächlich auf die Verfassungs-Revision von Einfluß sein. Wahrscheinlich wird wenig an der alten Verfas⸗ sung geändert, denn die Verwerfung eines neuen Projektes würde der gegenwärtigen Richtung einen bedenklichen Anstoß geben, und statt ei⸗ ner Opposition im Großen Rath würde sich eine folche im Volke bil⸗ den, die um so schwerer zu bekämpfen sein würde, da gewisse Leute unter dem Volke viel bessere Redner sind, als im Rathsaale. Das Einzige, was von der freisinnigen Partei um jeden Preis errungen werden möchte und somit eine Verfassungs-Revision nothwendig macht, ist die Einführung des Departemental⸗Systems. Gegen dieses wurde schon 1841 mit Anstrengung gekämpft, und es giebt Leute, die dem Volke dieses fremde Wort verdeutschen. Der Regierungs⸗-Rath würde vier Mitglieder verlieren, hingegen sollte die Besoldung der Bleibenden erhöht werden. Dieser letzte Passus wird gehörig ausgebeutet und dem Vorke vorgestellt, wie sehr es sich vor solch fremdartigen Wör— tern zu hüten habe. Die Verfassung von 1841 ist so freisinnig, wie kaum eine andere in der Schweiz, deswegen könnte es nicht befrem— den, wenn von einer Revision ganz abgelassen würde.

Hinsichtlich des Schulwesens sind bis jetzt folgende Anorbnungen bemerkenswerth: Die theologische Anstalt bleibt einstweilen suspendirt. Die provisorische Erziehungs⸗Kommission hat aber Auftrag, dafür zu sorgen, daß dieselbe auf nächsten Herbst so oder anders wieder ins Leben gerufen werden kann. Das Schullehrer-Seminar in St. Ur⸗ ban bleibt einstweilen eingestellt. Die Erziehungs- Behörde soll in⸗ zwischen auf zweckmäßigere Besetzung der Lehrstellen an demselben Bedacht nehmen.

Kianton Schwyz. (Allg. Ztg.) Im Kanton Schwyz scheint der neu gewählte Verfassungs⸗-Rath eine gänzliche Umgestal— tung der alten Verfassungsformen zu beabsichtigen. Bekanntlich ruhte die eigentliche Souverainetät dieses Kantons, gleichwie in Uri, Unter⸗ walden, Zug, in den Händen der Landsgemeinte, d. h. einer öffent⸗ lichen Volks-Versammlung aller stimmfähigen Kantonsbürger, welche mindestens alle zwei Jahre einmal zusammentrat, die Landes-Behör⸗ den wählte und die Beschlüsse der Regierung bestätigte oder verwarf. Diese alte Landes-Institution soll aufgehoben und an ihre Stelle ein Großer Rath von 80 Mitgliedern mit dem Gesetzgebungsrecht treten, welcher seinerseits einen Regierungs-Rath von sieben Mitgliedern er— wählt, der die Kompetenzen des bisherigen Kantons-Rathes und der Regierungs- Kommission in sich vereinigt. Aus den Regierungs⸗ Räthen ernennt der Große Rath den Landammann, den Statthalter und den Seckrlmeister des Kantons.

Kanton Unterwalden. Die Neue Zuger Ztg. sagt: „Das Kloster Engelberg hat 1 Compagnie Einquartierung erhalten, wie man sagt, aus der einzigen Ursache, weil politische Flüchtlinge

sich dort ein Asyl gesucht. Als in den Jahren 1844 und 1845 Lu⸗ zerner, die gegen das Vaterland die Waffen geführt, in andere Kan⸗ tone sich geflüchtet, fanden sie Aufnahme und Bürgerrecht.“

Ein Offizier schreibt aus dem Kloster Engelberg: „Wir sind hier ganz ausgezeichnet gut logirt. Die Mönche tischen uns auf, daß die Tische brechen, und bewirthen sowohl die Offiziere, als die ganze Mannschaft auf das beste. Mir gefällt's hier!“

Die Eidg. Ztg. bemerkt: „Von allen Sonderbunds-Ständen hat sich Unterwalden in und nach dem Krieg am rühmlichsten gehal⸗ ten. Vor dem Krieg hat es nicht bramarbasirt, während des Kriegs haben sich seine Soldaten am tapfersten bewährt, und nach dem Krieg hat es, ohne seine früheren Häupter zu brandschatzen, am mei⸗ sten Bereitwilligkeit gezeigt, seinen schweizerischen Bundesgenossen die ehrliche Hand zur Versöhnung zu reichen.“

Kanton Zug. Da seit längerer Zeit eine Volkszählung im Kanton nicht mehr stattgefunden hat, so ist gegenwärtig eine solche angeordnet worden, um den Maßstab der Repräsentation oder Volks⸗ Vertretung in der neuen Verfassung bestimmt und genau angeben zu können. Die Kirchengemeinde von Neuheim will sich von dem politi⸗ schen Gemeinde-Verbande mit Menzingen trennen und eine eigene politische Gemeinde bilden. Es ist bereits bei der provisorischen Re⸗ gierung das Begehren gestellt worden, daß Neuheim in der neuen Verfassung als selbstständige Gemeinde möchte aufgenommen werden.

Die engere Kommission des Verfassungs⸗Rathes ist mit ihren Arbeiten zu Ende. Dieser erste Entwurf hat jedoch noch die Elfer— Kommission und den Verfassungs-Rath zu durchwandern. Es soll die⸗ ser erste Entwurf sich von jedem Extrem fern halten.

Kanton Tessin. In Tessin sind die Militairpflichtigen, welche sich auf den Ruf der Behörden während der letzten Ereignisse nicht gestellt hatten, mit einer Buße von 50 bis 1090 Fr. je nach Vermoͤgen und Grad bestraft worden. Diejenigen, welche sich einge⸗— funden, aber die Fahne verlassen haben, werden vor das Kriegsgericht der sechsten Division gestellt.

Kanton Genf. Das im Wallis stehende hiesige Kontingents Bataillon Raymond ist auf dem Rückmarsche hierher begriffen. Der Stab der ersten Division ist aufgelöst. Oberst Rilliet wird diese Woche ebenfalls nach Genf zurückkehren.

Aus der östlichen Schweiz, 3. Jan. Da bie Tagsatzung beschlossen hat, vor dem 10. Januar keine Sitzung mehr zu halten, so benutze ich diese Zeit, um einen Ausflug nach der östlichen Schweiz zu machen. In dem Augenblick, wo ich Bern verließ, am 2bsten v. M., erfuhr ich, daß mehrere Bataillone, welche zu den Occupations-Truppen der lklei⸗ nen Kantone gehören und schon im Begriff waren, nach ihrer Heimat zurückzukehren, wo sie entlassen werden sollten, Befehl erhalten hatten, wieder umzukehren und sich in Eilmärschen nach ihren früheren Can⸗ tonnements zu begeben. Man sagt, daß dieser Befehl die Folge ge⸗ wisser Symptome von Widerstand gewesen ser welche sich in den klei⸗ nen Kantonen gezeigt hätten. Die Bundes -Regierung dagegen möchte glauben inachen, daß es sich dabei nur um einen einfachen Garnisonswechsel der Secupations- Truppen handle. Allein der Be⸗ weis, daß es nicht so sei, liegt darin, daß eines dieser Bataillone bereits entlassen war, als der Befehl zum Rückmarsch eintraf. Was nun diese Symptome des Widerstands betrifft, so mögen einige That sachen beweisen, daß die Vesiegten allerdings wohl glaubten, sie seien noch im Besitz legitimer Rechte, welche ihnen durch die Capitulationen verbürgt worden ö, die sie mit dem Ober⸗Befehlshaber der eidge⸗ nössischen Armee abgeschlossen hatten. .

Die Gemeinde von Schwyz hat einige ihrer alten Magistrate wieder erwählt, unter Anderen den Obersten Abyberg, eines der vor⸗ züglichsten Häupter des Sonderbundes. Sogleich erhielt sie hierauf von den eidgenössischen Repräsentanten Befehl, die Namen der Er⸗ wählten zu streichen und neue Wahlen vorzunehmen. Die Gemeinde