1848 / 16 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

5 Stadtgerichts Rath Hoppe in Pleschen —ᷣ*4 8 2 Land- und Stadtgerichte in Wohnsitzes daselbst und Beilegung zugleich zum Notarius im De⸗ Posen ernannt

Der bisherige Land- ist zum Justiz⸗Kommissarius = Ostrowo, mit kr * des arakters als Justizrath, 3 des Königlichen Ober Landesgerichts zu

worden.

Angekommen: Se. Durchlaucht der Fürst Ludwig zu

Solm s-⸗Lich und Hohen-Solms, von Lich. Berichtigung.

Der von des Königs Majestät bei Gelegenheit Allerhöchstihrer Anwesenheit in der Provinz Westfalen mit dem Titel eines Kommer— zien-⸗Raths begnadigte Kaufmann Martin Neff zu Siegen ist in der desfallsigen öffentlichen Bekanntmachung unter dem unrichtigen Namen „Kleff“ aufgeführt worden.

Uichtamtlicher Theil.

Anlan d.

Berlin, 15. Jan. Die Beerdigung des verstorbenen General- Feldmarschalls Freiherrn von dem Knesebeck fand heute früh auf Al- lerhöchsten Befehl mit allen seinem hohen Range gebührenden militairischen Ehrenbezeugungen statt. Se. Majestät der König mit sämmtlichen hier anwesenden Königlichen Prinzen hatten sich um 8 Uhr nach dem Trauerhause begeben, woselbst sich die höchsten Militair⸗ und Civil⸗ Beamten bereits eingefunden hatten. .

Um 8 Uhr setzte sich der deichenzug in folgender Ordnung in Bewegung: 2 Eskadronen Garde⸗Kürassiere, 1 Eskadron Garde Dragoner und 1 Eskadron Garde- Ulanen, 3 Bataillone Infanterie und 12 Fuß⸗Geschütze, kommandirt durch den General- Major von Aschoff. Hierauf folgte der Leichenwagen; vor demselben trug der Commandeur des reitenden Feldjäger - Corps, dessen Chef der Ver— storbene war, abwechselnd mit einem anderen Stabs⸗Offizier die vielen Orden desselben. Hinter dem Wagen wurde das Reitpferd geführt. Die sämmtlichen Prinzen, die Generale und Offizier-Corps der Gar— nison, die Minister und überhaupt alle höheren Staats Beamte hat⸗ ten sich dem Zuge angeschlossen, welcher sich von der Breiten Straße über den Schloßplatz, am Dom vorbei über die Friedrichsbrücke nach dem Garnison-Kirchhofe bewegte. Die Equipagen Sr. Majestät des Königs, so wie der Königlichen Prinzen, und eine lange Reihe von Wagen, beschlossen den Zug. .

Auf dem Kirchhofe hielt der Garnison-Prediger Ziehe die Lei— chenrede, und bei der Einsenkung des Sarges erfolgten die üblichen drei Salven von der Infanterie und Artillerie.

Berlin, 15. Jan. Nach dem heutigen Militair-Wochen— blatte sind die Hauptleute Dormann und von Hymmen vom Z0sten Infanterie⸗Regiment als Majors mit Pension zur Disposition gestellt, und der Hauptmann von Othegraven von demselben Re— giment zum Major und Commandeur des Zten Bataillons 28sten Landwehr-Regiments ernannt worden.

Provinz Westfalen. (Magd. Ztg.) Immer mehr verbreitet sich das evangelische Glaubensbekenntniß im Herzen West— falens. So haben sich dort wieder zwei neue evangelische Gemein— den durch die Fürsorge des westfälischen Haupt-Vereins der Gustav— Adolf⸗Stiftung gebildet, nämlich zu Rheine und zu Recklinghausen. Sie sind bereits im Besitz eigener Kirchen.

Das neue großartige Straf-Anstalts⸗ Gebäude nach penusylva— nischem System ist so weit vollendet, daß die Beamten es schon be—⸗

ziehen konnten.

Rhein⸗Provinz. In dem Hafen von Duisburg überwin— tern jetzt 155 Rhein- und Ruhrschiffe ohne die dazu gehörigen Flie— gerl und sonstigen kleinen Nachen. Diese Schiffe haben eine La— dungs - Fähigkeit von 450,000 Centn. Im Laufe des vergangenen Jahres sind in den hiesigen Hafen 6 Millionen und einige Hundert— tausend Centner Kohlen angefahren worden. Wenn die beabsichtigte Erweiterung und die Vertiefung des Rhein⸗-Kanals erst stattgefunden hat, und die bereits im Baue begriffene Zweigbahn der Köln-Min— dener Eisenbahn erst bis in den Hafen und in die Magazine geführt sein wird, muß der Verkehr noch bedeutender zunehmen und die vor— theilhafte Lage des duisburger Hafens volle Anerkennung sinden.

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Baden. (Bad. Bl) Die erste Siz⸗ zung nach den Landtags-Ferien brachte verschiedene neue Gesetz-Ent— würfe: Das in der Thron-Rede angekündigte Wiesenkultur⸗-Gesetz, einen Entwurf über die Pensionirung der Staatsdiener, welcher dem längst dringend geäußerten Wunsché auf Minderung des Pensions— Aufwandes entsprechen soll, ein Gesetz zur Verbesserung der Gewerbe⸗ steuer, und zuletzt einen Gesetz⸗Entwurf über Einführung der Kapital— steuer. Nach der Tagesordnung begründete Abg. Bissing seinen An—⸗ trag auf eine Adresse, mit der Bitte um 6 eines Gesetz⸗Ent⸗ wurfs, wodurch 5§. 42 der Gemeinde⸗Ordnung aufgehoben und in den Gemeinden eine besondere Behörde zur Führung der Grund- und Unterpfands⸗Bücher aufgestellt werde. Der Vortrag äußerte sich über die Mängel der bestehenden Einrichtung, indem die Gemeinde⸗Räthe, welche gegenwärtig zugleich Pfandgerichte sind, durch vielerlei Ge— schäste in Anspruch genommen, dein für den öffentlichen Kredit so wichtigen Unterpfandswesen nicht die nöthige Sorgfalt widmen könn— ten, ließ sich über Wahl und Zusammensetzung der zu bestellenden Pfandgerichte näher ein und bekämpfte am Schiusse einige Einwen— dungen, welche schon 1831 gegen die damalige Änsicht der zweiten Kammer erhoben worden waren. Sowohl von Seiten der Regierungs⸗ Kommission (Justiz - Minister Präsident Trefurt) als der Abgeordneten wurde der Gegenstand der Motion als sehr wichtig und einer Berathung ö anerkannt. Gegen einzelne Vorschläge wurden jedoch Bedenken erhoben, die bei der eln— stimmig beschlossenen Berathung der Motion ausführlicher zur Sprache kommen werden. Mehrere Abgeordnete, welche Bürgermeister sind

oder waren, wie Reichenbach, Straub, Meier, Blankenhorn und Hel— bing, sprachen für die Berathung, indem eine Verbesserung des Un⸗— terpfandwe ens jedenfalls nöthig sei. Abg. Junghanns bemerkte, daß die Regierung sich bereits mit einer Reviston beschäftige; Abg. Peter gläubtt, däß eine bessere Pfandbuchs-Instructlon und die ge” sebliche Einführung geordneter und vollständiger Lager- oder Flurbücher der Aufstellung besonderer Vehörden voräusgeßen mußten. Abg. Bren— tano machte darauf aufmertsam, daß die ührung der Pfandbücher Rechts= kenntnisse erfordere und hierauf mehr als auf Vermögen der Pfandrichter esehen werden sollt, woraus zibg. Christ Anldß nahm seine Ansicht auszu- üihren, daß , , . unpraktisch seien und daher für das Unterpfandewesen, ein Rechtäkundiger von der Gemeinde ge⸗ wählt werden sollte, welcher verantwortlich, aber auch gut besolbet sein soll. Wegen vorgerückter Zeit wurde die Begründung der Mo- tion des Abg. Stößer auf Einführung von Schwurgerichten der

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Christ seinen Antrag auf Preßfreiheit für Landes-Angelegenheiten be⸗ gründen wird.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 4. Jan. Bekanntlich hat der Reichstag wiederholt auf den Vollzug des K. Reskripts gedrungen, wonach die drei magyari⸗ schen Komitate Siebenbürgens mit Ungarn wieder vereinigt werden sollen, ohne daß diesem Ansinnen bisher Folge geleistet worden wäre. Um die Sache noch mehr zu verwirren, haben sich nun die siebenbür⸗ gischen Komitate, welche mit Ungarn vereinigt werden sollen, in einer Petition an den Thron gewendet, worin sie flehentlich bitten, sie im Verbande mit dem Großfürstenthume zu lassen. Man glaubt, der

Reichstag werde demnächst aufgelöst werden.

Venedig, 11. Jan. (Schles. Ztg.) Morgen oder über— morgen erwartet man die Ankunft des Erzherzogs Albrecht, welcher, von Wien kommend, sich hier ein paar Tage aufhalten wird. Es heißt, Se. Kaiserl. Hoheit komme in Angelegenheit seines verewig— ten Bruders, des Erzherzogs Friedrich. ;

Das nach Triest bestimmte 49ste Infanterie⸗Regiment, „Ritter von Heß“, welches am gten d. in Görz eingetroffen ist, soll, einge⸗ gangenen Nachrichten zufolge, so eben die Weisung erhalten haben, sich nach Mailand zu begeben, wahrscheinlich aus Anlaß der neuesten daselbst stattgehabten Unruhen. Auch zwei Raketen-Batterieen sol— len von Wiener-Neustadt aus nach der Lombardei gesendet werden.

Mailand, 5. Jan. (A. 3.) Auch die Gemeinde ⸗Behörde la Congregazione municipale della regia Città di Milano) hat einen Aufruf an die Bürger Mailands gerichtet, die der Erzherzog Vice⸗König in so freundlichen Worten als seine Diletti Milanesi be' grüßt und deren ruhiges Vertrauen er für die zu hoffnden Zuge⸗ ständnisse in Anspruch genommen hat. Die Stadt-Behörde drückt ihr tiefes Bedauern aus, daß „schmerzliche Auftritte die Straßen er— füllt, Bedrohungen (lo spaveno) die friedlichen Bewohner angefallen, mehrere Familien in Trauer gesetzt haben.“ Die Vertreter der Stadt hätten nicht versäumt, so viel an ihnen gewesen, den Arm der Ge— walt zurückzuhalten; aber ihr guter Wille reiche nicht hin, die ge⸗ wünschte Wirkung herbeizuführen, wenn die Bürger selbst nicht Bei- hülfe leisten zu dem heiligen Zweck des Friedens und der Ruhe.

Die General⸗Polizeidirection fordert in einer weiteren Bekannt— machung das Publikum auf, sich von jedem Volks⸗Zusammenlauf fern zu halten, weil die bewaffnete Macht in ihrem pflichtmäßigen Ein— schreiten unmöglich zwischen Schuldigen und bloßen Neugierigen unter⸗ scheiden könne, so daß die letzteren dieselbe Gefahr laufen, wie die Unruhestifter. (Die neueste mailänder Zeitung vom 7. Januar bringt nichts Nenes, sondern wiederholt nur die bereits mitgetheilte Procla— mation des Vice⸗-Königs.)

X Wien, 12. Jan. Die Vorfälle in Mailand haben in den Tagen vom 4ten bis 7. Januar einen sehr ernstlichen Charakter an— genommen, so daß das auf eine verwegene Weise insultirte Militair Gebrauch von seinen Waffen machen mußte, wodurch bei größeren Zusammenrottungen viele Personen verwundet und mehrere (inan er— zählt 10 bis 12 Personen) darunter harmlose, unverschuldete Leute getödtet wurden. Verhaftungen, namentlich unter den jüngeren Adeli— gen, dauern fort, einige der Unruhestifter sollen nach der Festung Calma nuova abgeführt worden sein; die Erbitterung steigert sich. Das Militair, durch die seit längerer Zeit erfahrenen Unbilden, sobald es auf den Straßen und Plätzen erschien, gereizt, hat gegen die ver— wegenen Aufwiegler große Kampflust an den Tag gelegt, bei dem guten Geist desselben, selbst unter den italienischen Regimentern, de— ren musterhaftes Benehmen das beste Zeugniß von der treuen An— hänglichkeit an die Regierung giebt, und bei der vorherrschenden Ge— sinnung unter der Mehrzahl der Bevölkerung, welche sich diesem tu— multuarischen Treiben ganz abgeneigt zeigt, dürften in Folge der energischen Vorkehrungen von Seiten der Regierungs-Behörden diese Ruhestörungen bald ganz unterdrückt sein. Man fürchtet auch keinen allgemeinen Aufstand, da man alle Ursache hat, der Anhänglichkeit der unteren Volksklassen und der Mehrzahl der mehr bemittelten Be⸗— völkerung zu vertrauen. Gestern ist ein Courier an Se. Kaiserl. Ho⸗ heit den Erzherzog Vice-König abgeschickt worden, der erweiterte Vollmachten, unter diesen auch die Publizirung des Standrechtes, an denselben überbringt.

Der Hofkammer-Präsident, Freiherr von Kübeck, befindet sich wieder ganz gesund, arbeitet mit seiner bekannten Energie, und das Gerücht, daß dieser ausgezeichnete, verdiente Staatsmann um die Enthebung von seiner schwierigen und verantwortlichen Stellung bei Sr. Ma estät nachgesucht habe, müssen wir auf das bestimmteste als falsch erklären.

Universal-Erbe Ihrer Majestät der Frau Erzherzogin Marie Luise ist Prinz Leopold, ältester Sohn des Erzherzogs Vice-Königs Rainer.

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Pairs⸗-Kammer. Sitzung vom 19. Januar. Heute verlas Baron von Barante den von ihm verfaßten Entwurf der Ant— wort⸗Adresse auf die Thron-Rede, welcher folgendermaßen lautete: „Sire! Die Pairs-Kammer schließt sich Eurer Masestät an, um der Vorsehung Dank zu sagen. Neichliche Aerndten haben den Entbehrungen und Leiden ein Ziel gesetzt, welche die Theurung der Lebensmittel den ar— men und arbeitenden Klassen auferlegt hat. Ihre muthvolle Geduld und die theilnehmende Thätigleit, die ihm überall zu Hülse gekommen ist, ehren unser Vaterland. Zu keiner anderen Epoche haben die Nuhe der Bevölte—⸗ rungen und die Freiheit des Verkehrs so sehr dazu beigetragen, die Uebel des Nothmangels zu vermindern. Der französische Handel hat durch seine gewohnte Klugheit sich vor den Wirkungen dieser Krise zu bewahren ge—Q wußt. Das Sinken des Preises der Lebensmittel wird die anderen Ver— brauchszweige vermehren, das Wohlsein fortfahrend zunehmen; die natioQ nale Prosperität nimmt wieder ihren Lauf. Die Herstellung des Gleichge— wichts zwischen den Ausgaben und den Einkünften ist eine der ersten Pflich= ten der Legislatur. Wir geben uns gern der Hoffnung hin, daß diese Pflicht erfüllt werden wird. Wenn eine Verminderung der Auf— lage auf das Salz und die Briestarx mit dem guten Zustande der Finanzen erträglich ist, werden wir aufmerksam den Ent— wurf prüfen, der die Bedingungen derselben regeln wird. Das voll— ständige und wahre Gleichgewicht wird in unseren Finanzen erst bestehen, wenn die außerordentlichen glu ognaben mit dem Ueberschuß der Einkünfte be= zahlt werden können. Nichtsdestoweniger ist es von Belang, die bereits be- gonnenen großen Unternehmungen zu vollenden; sie sind bestimmt, die Ver⸗ indungen zu erleichtern und werden zum Fortschritte des nationalen Reich- thums dienen. Die Zukunft wird daraus Vortheil ziehen; es ist gerecht, daß sie dazu beitragen, und der öffentliche Kredit müßte von gegenwärtigem Augenblic an zu Hülfe gerufen werden. Wir werden die Prüfung der nützlichen Gesetz Entwürfe wieder aufnehmen, die uns auf Befehl Ew. Ma— jestät unseren Berathungen unterbreitet worden waren, und wir werden mit Eifer die neuen Vorschläge entgegennehmen, die zum Zwecke haben werden, die Lage und die moralischen Gewohnheiten der Bevölkerungen zu verbessern. Wir glauben mit Ew. Majestät, daß der Friede der West gesichert ist. Er ist allen Regierungen und allen Völlern durchaus nothwendig. Vieses allgemeine BVedürfniß ist die Garantie des guten . welche zwischen den Staaten besteht. Unsere Wünsche werden die Fortschritte begleiten, welche jedes Voll in seinem eigenthümlichen und ungbhängigen Handeln bewerk= stelligen wird. Dicse Fortschritte werden um so besser gesichert sein, wenn sie sich im Einvernehmen zwischen den Regierungen und Völkern, so wie

der Schweizer-Kantene, dieses alten und treuen Freundes von Frankreich, sist durch inners Zwistigkeiten gestört worden. Es ist zu bedauern, daß eine wohlwollende Vermittelung den Bürgerkrieg nicht haͤt verhintern können. Wir wünschen, daß er keine unheilbringenden Spuren zurücklassen, und daß die Rechte Aller geachtet werden mögen. Die schweizer Eidgenossenschaft wird anerkennen, daß die Stellung, welche ihr die Verträge in Gemäßhei: alter geschichtlicher Ueberlieferungen gewährleistet haben, die Grundlage ihrer Ruhe und das Pfand der Sicherheit für die Nachbarstaaten bildet. Wir wünschen uns Glück, zu vernehmen, daß die ost getäuschten Doffnun⸗ gen auf die Wiederherstellung ihrer Handelsverbindungen mit den Reprbli= ken des La Plata endlich realisirt werden können. Sire! Unsere Prinzen, Ihre vielgeliebten Söhne, bescelten meinen patriotischen Eifer, erfüllen unter der Leitung Ihrer Regierung die Pflichten von Dienern des Staats. Der Amts Antrit: des nenen General-Gouverneurs von Algerien ist durch ein glückliches Ereigniß bezeichnet worden. Es war angebahnt worden Lurch den Krieg, welchen sein glorreicher Vorgänger mit geschickter Thätigkeit ge— führt hat, durch die tapfere Beharrlichkeit unserer Armee und durch die vor— aussehende Weisheit, welche bei unseren Beziehungen zu Marollo beobachtet wurde. Ein nicht minder glorreiches Werk ist Ihrem würdigen Sohne vorbehalten. Unsere Niederlassung in Afrika zu krästigen, ihre Ent— wickelung zu fördern, mit ruhiger Beharrlichkeit über ihre innere Sicherheit zu wachen und ihr eine gerechte und geordnete Verwaltung zu sichern, dies sind Wohlthaten, welche die Kolonie und das Mutterland von der Weisheit, von der Festigkeit und von der Einsicht erwarten, wovon er schon Beweise abgelegt hat. Lärmende Kundgebungen, bei welchen sich un bestimmte Begriffe von Reform und Fortschritt, Leidenschaften, welche unse—= rer monarchischen Verfassung feindlich sind, Ansichten, welche die gesellschaft⸗ liche Ordnung umstürzen würden und verabscheuungswerthe Erinnerungen vermengten, haben die Gemüther mehr in Besorgniß als in Verwirrung versetzt. Die Regierung hat ihnen ihre Beachtung zuwenden müssen. Wir sind überzeugt, daß solche Aufregungen, durch eine freisinnige Regierung ge⸗ duldet, gegen die öffentliche Ordnung ohne Macht sind. Ja, Sire, die Einheit der großen Staatsgewalten, das Wirken der Gesetze und die öf— fentliche Vernunft werden hinreichen, um die Ruhe des Landes zu bewah⸗ ren, die verirrten Gemüther zurückzuführen und sinnlose Hoffnungen zu ver scheuchen. Die siebzehn Jahre, während deren unser theures Vaterland zu— gleich Ordnung und Freiheit genoß, sind etwas Anderes, als eine kloße Phase unserer Revolutionen. TDieser Zeitraum beginnt eine dauerhafte Aera, und er wird den kommenden Geschlechtern die Aufrechthaltung der Charte, die Wohlthaten Ihrer Regierung und den Ruhm Ihres Namens als Vermächtniß überliefern. Sire, möge der Gedanke, daß Sie für Frank reich da sind, Ihre Kräfte und Ihren Muth aufrecht halten und die Schmerzen mildern, welche Sie in Ihren theuersten Zuneigungen betroffen haben!“ . . ö ö ö. Es wurden hierauf sogleich die Debatten über diesen Entwurf eröffnet, deren heutiger Verlauf folgender war;⸗;; 6. Graf d' Alton Shee, der erste gegen den Adreß-Entwurf einge— schriebene Redner, tadelte die vom jetzigen Kabinet in Bezug auf das Aus- land befolgte Politif. Es habe, sagt er, stets zwischen Frankreich und Eng⸗ land ein Geist des Gegenstrebens und der Abneigung bestanden. Diese Abneigung trieb Lord Palmerston, seine Regierung in die Bahn der Frei— heit zu lenken, während die französische Regierung durch eine Reihe von Zugeständnissen dahin gestrebt habe, sich den Beifall der unumschräntten Negierungen zu verdienen. Nur ein einziges Mal, bei dem Einschreiten in Portugal, hätten Frankreich und England im Einvernehmen gehandelt, und in Folge dieses Einverständnisses sei, wie der Redner sich ausdrückte, die heiligste der Revolutionen erstickk worden. Herr Guizot, der sich gestellt habe, als ob er in den italienischen Angelegen— heiten vom Fürsten von Metternich sich lossage, habe sich in der Schweizer-A1Angelegenheit ihm wieder angeschlossen. Nachdem der Red— ner das Geschichtliche der Schweizerfrage dargelegt hatte, sprach er gegen die von der Tagsatzung verfügte Austreibung der Jesuiten aus den Kan— tonen, wohin man sie von freien Stücken berufen. Er äußerte sich sodann über das Nichteinschreiten des Papstes in der Jesuitenfrage und beklagte, daß die Einmischung der Mächte in der Schweizer - Angelegenheit zu spät beschlossen worden sei; sie hätte vor dem Ausbruche des Krieges erfolgen sollen, als der Sonderbund noch in seiner vollen Kraft bestanden. Der Redner tadelte es, daß man sich blos an die Kontinental⸗ Mächte gewendet habe, während es doch nothwen— dig gewesen wäre, sich der Mitwirkung Englands zu versichern. Die Be⸗ ziehungen zu Rußland seien eine Reihe von demüthigenden Erklärungen und Zurücknahmen gewesen. Um Rußland zu gefallen, sei ein Mann ausgewie— sen worden, der eine Nede gehalten, die allerdings gerade kein Panegorikus auf Rußland gewesen. Wenn man diese herabwürdigenden Schritte sehe, frage man sich, ob die Regierung aus eigenem Antrieb, aus Besorgniß eder aus Galanterie gehandelt habe. Ob das die sogengnnte größe Politit sei? Ob es etwa geschehen sei, um einen französischen Botschafter beim Kaiser⸗ lichen Hofe zu St. Petersburg, einen russischen Botschafter zu Paris zu ha⸗— ben? Der Redner bellagte sich sodann über die Unthätigkeit der Negierung in Bezug auf die italienischen Angelegenheiten und meinte, zum Glück habe der Papst den Schritten der Oesterreicher Einhalt thun können. Wir aber“, fuhr er fort, „die weder Katholilen noch Christen sind ... (heftiges M urren; der Präsident: „Sie beleidigen Frankreich und die Kammerz reden Sie in Ihrem, äber nicht in unserem Namen!“ Obgleich ich weder Katholik, noch Christ bin, so will ich doch nicht den Ruin irgend einer Religion, und einzig aus diesem Beweggrunde hätte ich gewünscht, daß der Kathelizismus die Fiei- heit überall hin verbreitet hätte, wo sie bisher verbannt war; ich hätte die Religion der Freiheit zum Passe dienen sehen mögen.“ Graf Villiers du Terrage vertheidigte die Politit der Regierung, das Geräusch der Privat- Unterhaltungen war aber während seines Vortrages so stark, daß kaum ein Wort von diesem gehört werden konnte. Herr Mesnard, der sodann das Wort nahm, wollte den Männern, die jetzt die Angelegenheiten des Landes leiten, alle Gerechtigkeit widerfahren lassen; er gehöre seit sieb⸗ zehn Jahren der konservativen Partei an und fühle sich dem Ministerium zu Dank dafür verpflichtet, daß sie eine starke Majorität um sich zu sam⸗ meln gewußt; aber er besorge, daß es jetzt irrige Ansichten über den wahr ren Stand der öffentlichen Meinung hege, und viele Besonnene seien mit ihm von gleicher Besorgniß erfüllt. Das Ministerium besinde sich in einer weniger festen Lage als voriges Jahr, und das Land sei nicht so ruhig. Wenn eine Regierung so fest stehe, wie die gegenwärtige im vorigen Jahre, da hätte sie wohl überzeugt sein sollen, daß die Stunde des Fortschritts gelom- men sei, daß sie mit Erfolg ihre Aufmerksamkeit der großen. meralischen Interessen des Landes widmen könne, die bisher immer aufgeschoben n ö. den; aber die vorige Session sei ganz fruchtlos verstrichen; deshglb neh sich die Regierung jetzt von ernsten Verlegenheiten bedroht., Das Land ver . Reformen, und es finde in den Reihen der Konservatisen dabei 6 . zung. Er . daher dem Ministerium dringend, diese Fragen vor de

arlament zu bringen. . . Da ö i. Rede weiter Niemand in der allgemeinen Hebgtte das Wort verlangte, so wurde diese hiermit geschlossen und die ö. die einzelnen Paragraphen eröffnet. Graf Boissyd ö . die Regierung auf die Nothwendigkeit aufm erksam, den Acker . zumuntern, und wollte in dieser Beziehung ein ne e nn zur A 6 vorschlagen, es fand sich jedoch, daß die Kammer nicht mehr . ö. reichender Anzahl zur Diskussion versammelt war, diese wurde daher vertagt.

Paris, 11. Jan. münze auf die Ueberlieferung Der Herzog von Aumale ist Algier eingetroffen.

Der Pair Marquis von Landsitz Chateau de Salis bei Alby storben. . . . . Der hiesige Freihandelsverein hat am Freitag wieder eine zahl⸗ reich besuchte Sitzung gehalten, in welcher der Präsident Anisson⸗ Duperron und die Herren Garnier und Bastiat heftig gegen das französische Schutzzoll⸗System sprachen., j

Im diesjährigen Budget finden sich 187,900 Fr. für Anlagen neuer Pfarrämter und Kirchen⸗Unterstützungen.

Die Presse meldet, daß die neue, vom Grafen Dejean einge—⸗

Der König hat befohlen, daß eine Denk— Abd el Kader's geprägt werden solle. von Oran wieder in der Hauptstadt

Aragon ist am ten d. auf seinem im Tarn⸗Departement ge⸗

nächsten Sibung lam 12. Januat) vorbehalten, wo auch der Abg.

ohne Antastung der internationalen Beziehungen, verwirklichen. Der Friede

führte Einrichtung in dem Brief ⸗Ankunfts-⸗Büreau keinesweges dem

Theurung und die Ueberschwemmungen nachträglich noch verursachten

beabsichtigten Zweck entspreche und ein Rückschritt sei. Am Dienstag, den Aten d, seien gegen 106 000 Briefe liegen geblieben, die mit den Malleposten um 6 Ühr nicht mehr erpedirt werden konnten, und der— selbe Fall habe sich Mittwoch, den sten d., mit J 8000 Briefen wiederholt, ein Fall, der auf der pariser Post bisher noch nicht vor—⸗ gekommen sei.

Der pariser Univers macht auf den Umstand aufmerksam, daß der Papst in seiner Allocution vom 17. Dezember erkläre, die Un⸗ terhandlungen mit Rußland hätten leider nicht zu dem wünschens— werthen Ziel geführt, während mittelst eines von demselben Tage datirten Kaiserlichen Reskripts dem russischen Gesandten zu Rom ein Zeichen der vollfommensten Anerkennung für die durch seine diploma— tischen Dienste glücklich zu Stande gebrachten Stipulationen mit dem päpstlichen Stuhle zu Theil geworden.

Die zur Vermessung und Nivellirung der mittleren Abtheilung des beabsichtigten großen Kanals durch die Landenge von Suez nach Aegypten gegangenen Herren Oberst Bruneau, Böurdaloue, Eufan? tin, Lauzier, Lacroir, Blanc, Petit, Jalabert, Bouvier, Delon, sind nach, Erfüllung ihrer Aufgabe wieder in Marseille eingetroffen. Ihre Berichte sollen dem bereils entworfenen Plane von Linant⸗Bey sich anschließen. Man hofft, daß die englischen so wie die österreichsschen Ingenieure, welche die Einen den bei Suez, die Anderen den ins Mittelmeer mündenden Theil des neuen künftigen Wasserweges auf⸗ zunehmen hatten, damit eben so rasch zu Stande gekommen seien. Im Semaphore de Marseille wird aus Alexandrien in Bezug auf die Herstellung des Kanals die Ansicht ausgesprochen, daß die Negierung niemals dieselbe aus den Händen geben dürfe und höch— stens Mitbetheiligung einer Actien⸗ Gesellschaft dabei gestatten könne.

Paris, 11. Jan. Am Anfange der heutigen Sitzung der Pairs Kammer verlas der Präsident das vom Grafen B oissy d' Anglas gestellte Amendement zur Adresse, welches die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Beförderung und Ermuthigung des Ackerbaues lenken sollte. Dasselbe fand aber keine Unter? stützung.

Aus Anlaß des Paragraph 2 des Entwurfs fragte Marquis von Bo i ssy, ob die Kommission an Herstellung des Gleichgewichts zwischen Tinnahmen und Ausgaben in den Finanzen des Landes glaube. Hor von Ba rante antwortete bejahend. Darauf wurden die Paragraphen 123 und 4 angenommen. Ueber Paragraph 5 in Betreff der Lage der arbei⸗ tenden Klassen nimmt General Fabvier das Wort. Er stelit moralische Betrachtungen an, über Verbesserung der Sitten dieser Klassen. Man habe hier gesagt, man sei weder Katholit noch Christ. Das sei in einem Sinne nur zu wahr. Aber dessenungeachtet müsse man alle Bestrebungen auf 3u⸗ rückführung der Sittlichkeit über das Volk richten. Nur die Religion sei der. Hebel gewesen, der so viele Gelehrte, Künstler und überhaupt große Männer hervorgebracht, die Neligion allein gewähre Trost im Unglück, Ver= achtung des Reichthnms, Uebung der Tugenden im öffentlichen und riĩvat⸗ leben. Daher muüsse man moralischen und religiösen Unterricht unter das Volk zurückführen. Herr von Boissy wünscht nichts weniger als den Fall des Kabinets; wenn es ins Privatleben zurückkehrte, würde Es im Dun— kel verschwinden, es solle also sein Werk zu Ende führen. Der Redner möchte dessenungeagchtet die Minister auf der Angeklagtenbank sitzen sehen. Denn wenn, sie zurückträten, würde das Sosiem doch das nämliche bleiben: Keine Aenderung der Männer, denn das würde nur zu einer Krise ohne Nutzen führen. Ein anderer Wechsel müsse stattfinden. Das Wort Reform sei in Jedermanns Munde, aber man weise sie zurück, später werde man die Folgen davon sehen. (Aufregung.) Man spreche von moralischen Sitten. Woher solle die Sitten⸗Verbesserung kommen? Eiwa von den Männern, die alle Arten von Corruption geübt? Er spreche nicht don ihnen als Individuen, sondern als Minister, oder wenigstens insofern sie diesen Titel haben. Wie könne man Verbesserung der Sittlichkeit von den Männern ausgehen zu sehen hoffen, die stets das Hegentheil der Wahr— heit sagten. Der Conseils-Präsident, der in so hohem Nuse der Redlichkeit stehe, sei ein Mäkler der Corruption. Alle, die ihn (den Redner) hörten, seien mit ihm einverstanden, wenn sie auch schwiegen. (Großer Lärm, Wi⸗ derspruch von allen Seiten, Ausbruch von Murren. Rufe: Nein, nein!) „Wohlan“, versetzt Herr von Boissy, „ich sage: ja, ja!“ Der Redner spricht von den Skandalen beim obersten Nechnungshofe, wo man Aemter derkauft habe. Er erwähnt der Petitschen Sache, die seit einigen Tagen in den öffentlichen Blättern figurirt! Ob das die so viel gerühnite Redlichkeit und Moralität in der Verwaltung sei? Man habe einem Prä⸗ fekt die von der öffentlichen Mildthätigkeit gewährten Summen zum Kaufe der Stimmen der Wähler anwenden sehen um in die Kammer einen, „Zufriedengestellten“ zu senden. Ehrenwerthe pflichttrene Männer seien abgesetzt worden, ein General-Prokurator, der un⸗ abhängige Rechtspflege gewollt, habe seine Entlassung erhalten. Allerdings sage man, seit 10 Jahren schon habe er sein Amt uicht so ausgeübt, aber eben darin liege der Beweis, in welche Lage er verfetzt worden. Ein An= geklagter, Warnery, sei im Gefängniß mit Dieben zusammengeworfen wor- den und habe erst spärer seine Trennung von ihnen gewährt han n gegen Bezahlung seines Zimmers. Derselbe habe ihm ein' Gutachten abverlnjgt. Er habe ihm antworten lassen, er solle Beweise für seine Behauptungen bei⸗ bringen, dann werde er ihn unterstätzen, dies aber nicht thun, wenn die Be⸗ weise nicht gut seien. Uebrigens habe er dem Angellagien gerathen, sich nicht einschüchtern zu lassen. In Gegenwart aller dieser Thatsachen würde der Generalkommandant der National- Garde nicht wagen . auch nur eine eine einzige Legion auf dem Wege des Königs aufzustellen. (Ausbruch hef⸗ tigster Entrüstung.) Herr von Boissp sucht seinem Worte eine mildere Den tung zu geben. Er kömmt auf die Petitsche Geschichte zurück, die nur eine Ergänzung zu früheren ähnlichen sei. Endlich' spielt er auf die Rede des Herrn d'Alton Shee an, sucht dessen Worte zu er⸗ klären, daß derselbe weder Katholik noch Christ sei, fragt, ob in der anderen Kammer nicht Repräsentanten seien die weder Fatholifen noch Christen seien, sondern sich zum Stolz rechneten, Juden zu sein. Das Mur— ren, das die Worte des Herrn d'Alton Shee empfangen habe sei also eine Beleidigung gegen eine Religion, die nicht die christliche sei (linterbrechung.] Der Eonseils-Präsident erklärt, auf die Persönlichkeilen des Herrn von Boissp nicht antworten zu wollen; nur über die politische Sache wolle er einige Worte sagen. Der Mißbrauch des Verkaufs von Aemtern sei vom jetzigen Ministerium weder erfunden, noch angefangen sondern unter den früheren Verwaltungen geduldet worden. Das? sei aber jeht nicht mehr der Fall, werde nicht mehr der Fall sein. Ueber bie Geschichte Warnt⸗ 19s werde der im Augenblick abwesende Groß- Siegelbewahrer Aufschluß geben., Graf, Mols ergreift das Wort. Die Sitzung dauert noch fort. . Die mit Abfassung des Entwurfs zur Adresse auf die Thron= Rede beauftragte NKommission der Deputirten-Kammer hat Herrn Vitet zu, ihrem Berichterstatter ernannt. Er hatte alle Stimmen außer seiner eigenen. Folgendes sind einige der Beschlüsse, welche die Kommission bereits gefaßt hat: Vor Allem sollen bie Worte feindliche oder verblendete Leidenschaften“ im letzten Paragraphen der Adresse wörtlich wiederholt werben, wie die Thron-Rede sie giebt. Man erwartert im voraus, daß es darüber zu heftigen Kämpfen zwischen der Opposition und dem Ministerium kommen wird. Die Homm isston schlägt ferner vor, außer der Erwähnung des Todes der rinzessin Adelaide und der Unterwerfung Abd el Kader's, auch in diesem Jahre, wie in den früheren, den üblichen Paragraphen in Be— treff Polens einzuschalten.

Heute hat die Deputirten⸗Kammer in den Büreaus sich mit dem vom Finanz⸗Minister vorgelegten Gesetz⸗Cntwurf in Betreff der

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Gesetz⸗ Entwurfs beauftragte Kommission ist durchaus aus Mitglie⸗ dern der ministeriellen Majorität zusammengesetzt. ;

Die Konferenzen, welche hier zwischen dem Conseils⸗Präsidenten Herrn Guizot und den Abgesandten von Oesterreich und Preußen, Grafen von Colloredo⸗Waldsee und General von Radowmitz, über die Angelegenheiten der Schweiz stattgefunden haben, sind nun zum Schlusse geführt. Das Haupt⸗-Resultat ist, daß die Bevollmächtigten der drei Mächte sich über ein ganz gleichmäßig von diesen einzuschla⸗ gendes Verfahren verständigt haben, und die Grun züge desselben sind in einer im Einverständniß mit einander von ihnen au die Tag⸗ satzung zu richtenden Note niedergelegt, welche jetzt von den Berxoli— mächtigten von Oesterreich und Preußen an ihre respektiven Höfe abgegangen ist, um, nachdem diese ihre Guthcißung aus— gesprochen haben, an die diplomatischen Vertreter der drei Mächte in der Schweiz selbst abgesendet zu werden, von welchen sie dann der Tagsatzung überreicht werden wird. Die Note ist so abgefaßt, daß sie als cine definitive Erklärung der drei Mächte, de nen wohl auch das russische Kabinet sich anschlleßen dürfte, und welche keine Entgegnung der Tagsatzung zuläßt, betrachtet werden muß. Ohne länger bei den vollbrachten Thatsachen sich aufzuhalten, stellt die Note die Grundsätze fest, welche für die Politik der Mächte lei- tende Richtschnur bleiben werden. Sie wollen abwarten und beobach ten, welches Verfahren die Tagsatzung bei der beabsichtigten Modisi— Kation des Bundesvertrages der Eidgenossenschaft einschlagen wird. In Uebecreinstimmung mit der schon früher und erst neuerlich wieder in cinem Büreau der Kammer von Herrn Guizot gegebenen Erllärung

wird gegen das Prinzip der Zulässigkeit von Reformen in dieser Bundes-Verfassung nicht Einspruch gethan, insofern diese Reformen oder Modisicationen nicht die Grundlagen der setzigen Organisation der Schweiz als ein Bund von 22 unter einander unabhängigen Staa— ten, Grundlagen, an deren Fortbestand sich auch die durch die Ver— träge von 1815 der Schweiz gewährleistete Neutralität knüpft, besei— tigen und vernichten. Würde man diese Grundlagen von Seiten der Tagsatzung umstoßen oder auf dem Wege des Zwanges einen oder mehrere Kantone zur Annahme solcher Modificationen oder irgend welcher anderen nöthigen wollen, so würden die drei Mächte sich aller ihrer durch die Vertrage ihnen auferlegten Verbindlichkeiten gegen die Schweiz, die sich zuerst über die ihrigen hinaussetzte, namentlich der Achtung der Neutralität derselben, entbunden erachten und in ihren weiteren Schritten der Schweiz gegenüber nur noch die ihnen zuste⸗ henden Rechte, so wie ihren Vortheil und ihre eigenen Interessen, berückschtigen und demgemäß im eintretenden Falle handeln.

„In Betreff Abd el Kader's vernimmt man so eben, daß die Negierung ihm bereits hat zu wissen thun lassen, sie werde in keinem Falle zugeben, daß er sich nach St. Jean deAcre ober irgend einem anderen Orte zurückziehe, welcher unter der unmittelbaren Oberherr— schaft der ottomanischen Pforte stände, da diese Macht noch den rechtmäßigen Besitz Frankreichs in Afrika nicht anerkannt hat. Auch davon ist Abd el Kader Kenntniß gegeben worden, daß man ihn nicht nach Aegypten schicken könne, ohne sich vorher mit Mehmed Ali dar— über verständigt zu haben, der vielleicht nicht wünschen dürfte, einem religiösen Chef der Araber eine Freistätte zu gewähren. Zu gleicher Zeit sucht man Abd el Kader dahin zu bringen, daß er von selbst verlangen solle, in Frankreich bleiben zu dürfen. Es bestätigt sich, daß Abd el Kader eine Zuschrift an den König gerichtet hat, in wel⸗ cher er, was allgemein bemerkt worden ist, nicht mehr den früher geführten Titel als „Fürst der Gläubigen“ sich beilegt, wie er in Algerien und nachher in Marokko gethan hatte.

Die unanständige, man darf wohl sagen, eynische Sprache, die sich der junge Pair Herr d'Alton-Shee gestern in der Pairs-Kam— mer über gekrönte Häupter auswärtiger Staaten zu führen nicht ge= scheut hat, ist überall mit der verdienten Entrüstung , aufgenommen worden. Ein Mann, der so weit jedes Gefühl für Schicklichkeit hint⸗ ansetzen kann, der Wunder welche Heldenthat verrichtet zu haben glaubt, wenn er von der Tribüne der Pairs Kammer herab und also Angesichts des ganzen Landes, ja vor der Welt erklärt, er sei weder Katholik noch Ehrist, hat dadurch sich selbst gerichtet, und es wäre verlorene Zeit und Mühe, auch nur ein Wort weiter über oder ge⸗ gen ihn zu verlieren. Für heute oder morgen erwartet man in Fer Pairs -Kammer Interpellationen des Grafen von Montalembert an Herrn Guizot über die Petitsche Sache, die jetzt die öffentliche Auf⸗ merksamkeit so lebhaft beschäftigt. t

Sroßbritanien und Irland. Lon don, 19. Jan. Die Times widerlegt heute die Nach— richt von dem angeblichen Lungenübel des Gemahls Fer Königin mit folgenden Worten: „Wir freuen uns, einer Nachricht widersprechen zu können, die, wenn sie wahr wäre, allgemeines Bedauern erregen müßte, daß nämlich Se. Königl. Hoheit der Prinz Gemahl an einem Lungenübel leide. Wenn frivole und augenscheinlich, falsche Nachrich⸗ ten, wie z. B., daß Ihre Majestät von einem Hunde gebissen wor—⸗ den, daß sie ein Galanteriewaaren-Departement eingerichtet und daß sie einen deutschen Arzt angenommen habe, durch alle Zeitungen die

der Kommission angenommenen Entwurfe würde das Einfuhr⸗ und Transit- Reglement, welches seit mehreren Jahren für Belgien be⸗ steht, ein gemeinsames für die drei Staaten werden und die entwor— fene Uebereinkunft folgende Resultate in Aussicht stellen: ein gemein⸗ sames Einverständniß im allgemeinen Interesse zwischen den Eisen⸗ bahn- und Zoll-Verwaltungen; eine bedentende Ersparniß an Zeit und Geld für den Handelsverkehr; ein gleichförmiges Zoll⸗Reglement für die bei dem internationalen Güter- Trane porte zu beobachtenden Förmlichkeiten; eine Verminderung der Ausgaben an Beamten und Material für den betheiligten Eisenbahn-Dienst und eine Vereinfa⸗ chung in den Beaufsichtigungemitteln.“

Die Emancipation hatte wiederholt das Gerücht verbreitet, daß eine Ministerial⸗Veränderung stattfinden werde, indem die Her⸗ ren Veydt und d'Hoffschmidt austreten würden. Die Indepen⸗ dance stellt dies Gerücht mit der Versicherung in Abrede, daß dasselbe in jeder Beziehung unbegründet sei.

Vorgestern wurde in der Nähe der Königlichen Ställe ein Pole verhaftet, der durch das Gitterthor der Rue Verte in den Palast hatte eindringen wollen. Da man ihn mit einer Pistole bewaffnet sah, setzte man ihm nach, und er wurde zum Instructionsrichter ge⸗ führt. Er soll Michael Krynkiewicz heißen und aus einer Irren⸗ Anstalt entkommen sein. *

Däne mar.

Kopenhagen, 19. Jan. e. Majestät der König sieht sich genöthigt, wegen einer rosenartigen Entzündung, welche nach gesche⸗ henem Aderlaß am Arm in der Wunde entstanden ist, sich dieser Tage noch in seinen Gemächern zu halten. 3

Unterm Sten d. M. hat der König Se. Durchlaucht den Gene— ral⸗Major Prinzen Friedrich Wilhelm Georg Adolph zu Hessen als Nächstkommandirenden bei der Königlichen Artillerie⸗ Brigade ange⸗ stellt. .

Die Berling. Ztg. berichtet: „Wie wir vernehmen, sollen die Eingeborenen an der Küste von Guinea die Besatzung in unferem Fort Prindsensteen überfallen haben. Nachdem eine französische Brigg der Besatzung einen schwachen Beistand geleistet und darauf die Küste verlassen hatte, kam die dänische Brigg unter Capitain⸗Lieutenant Ir⸗ minger dazu und gab ein solches Feuer auf die Schwarzen, daß sie sich zurückziehen mußen und die Besatzung im Fort befreit wurde.“

Sch w ei

Tagsatzung. itzung vom 10. Januar. Heute Tagsatzung wieder eine Sitzung, die erste in diesem Jahre, und zwar unter dem Präsidium des Herrn Ochsenbein, der von seiner Unpäß⸗ lichkeit wieder hergestellt ist. Die neu

J.

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hielt die

en Gesandtschasten von Luzern, Schwyz, Uri und Wallis wurden, nachdem ihre Kreditive in Ort nung befunden waren, beeidigt. Dr. Steiger begrüßte die Versammlung in einer Anrede. Er warf einen Blick auf das Vergangene. Am 29. Oktober v. J. habe der Gesandte von Luzern an der Spitze der Sonderbunds⸗-Gesandten diesen Saal verlassen, um die Trennung der Eidgenossenschaft, die man schon 1843 projektirt habe, zum offenen Bruch zu machen. Jeder bange Schweizer, jeder redbliche Luzerner habe das mit Schmerz und Wehmuth vernommen; mit Schmerz und Weh⸗ muth habe die Tagsatzung ihre nachherigen Maßregeln getroffen. Das Volk der 7 Kantone, namentlich das Volk Luzerns, habe sich aufs neue frei gefühlt, habe sich neue Behörden geschaffen, und der Ge⸗ sandte Luzerns habe daher der Eidgenossenschaft gegenüber die vser— fache Erklärung abzugeben: „I) Der Kanton Lujern ist durch den Beschluß seiner Regierung vom 21. Dezember 1817 vom Sonder⸗ bunde zurückgetreten. 2 Er hat sich dem Jesuiten⸗Ausweisungs⸗ Beschluß der Tagsatzung unterzogen und wird zu Allem Hand bieten was diesen Orden mit seinen Affiliirten auf ewig aus der Eidgenos⸗ senschaft verbannen kann. 3) Der Gesandte ist beauftragt, an Be— rathungen über Bundes-Revision sofort Theil zu nehmen.“ 4) Der Kanton Luzern ist fest entschlossen, zur Wahrung der Unabhäan gigkeit und Einigkeit des Vaterlandes jede unbefugte Ein⸗ mischung des Auslandes entschieden von der Hand zu?“ weisen.“ Es sind nun alle Sessel wieder besetzt, mit einziger Ausnahme desjenigen von Zug. Erster Gegenstand der Verhandlung war die Zahlung der Kostenrate Uri's, welche eine Obligation auf ein Ban— quierhaus in Basel (Effinger) ausgestellt, das den Betrag in drei Jahresterminen unter Verzinsung zu berichtigen übernimmt. Die Annahme wurde beschlossen, ein Zusatzbegehren Uri's, statt drei gleichwie bei Unterwalden, fünf Termine zu gestatten, dagegen ver⸗ worfen, Auf Antrag des Präsidiums tritt der ordentliche Kriegsrath nun wieder in Function. Sodann erfolgte an die Stelle des abge⸗ tretenen Herr Blumer von Glarus die Wahl des jetzigen Ge⸗ sandten (Jenni) in die Kommission für Berathung der Bun⸗ desrevision. Nachdem auch Freiburg, Luzern und Wallis ihre Theil— nahme am Revisionswerke erklärt, werden für diese auch Mitglieder in seine Kommission gewählt, und zwar die Herren Bussard, Dr. Steiger und Barmann. Hierauf wird die Siebner Kom mission auf Berns Antrag um zwei Glieder verstärkt. Die Wahl Fiel auf Dr.

Nunde machten, so trugen fie zu sehr das Gepräge eines grundlosen Geschwätzes, um in unseren Spalten besprochen zu werden; dagegen ist die Angabe in Bezug auf die Gesundheit des Prinzen Albrecht von so ernster Natur, daß sie unmittelbaren und entschiedenen Wider- spruch verdient.“ ö

. Uebermorgen findet die erste Kabinets⸗ Versammlung nach den Weihnachts- Ferien statt, und die Minister, welche fast Alle während dieser Zeit auf ihren Landsitzen abwesend waren, werden heute und morgen wieder hier zurückerwartet. ;

Nach amtlichen Berichten besteht die gesammte englische Kriegs— macht inklusive der Artillerie aus 140,000 Mann, mit Ausschluß von 136 Regimentern Miliz, von welchen in Friedenszeiten nur der Stab existirt. Die Königliche Seemacht besteht aus 680 Kriegsschiffen von 10 bis 120 Kanonen verschiedenen Kalibers. Darunter sind 150 bewaffnete Dampfböte, von 100 bis 850 Pferdekraft. Diese unge⸗ heure Flotte beschäftigt 40,009 kräftige Seeleute, 2000 mannhafte Jungen (6tout lads) und 14,009 Königl. Marine Soldaten, die in 11 Compagnieen getheilt sind und in Chatham, Portsmouth, Ply⸗ mouth und Woolwich liegen, außerdem 10 Compagnieen Königliche Marine Artillerie, deren Hauptquartier in Portsmbuth ist. Dazu

außerordenllichen und Ergänzungs-Kredite für 187 und 13848 be— e gt. Die ganze Summe dieser Kredite belief sich für das Jahr . . etwas über, 41 Millionen, und Haupt⸗Anlässe dazu waren 3 edeutenden Erhöhungen der Preise der Lebensmittel und des ütters für das Landheer und die Marine, dann die durch die

Dzehrausgaben. Die außerordentlichen Kredite für 18 . ; auß tl redite für 1848 belaufen sich bis feht auf ungefähr i, Mill nen. Ar, mit Prüfung .

kommen noch die angeworbenen Hafen- Bataillone von Deptford, Woolwich, Chatham, Sheerneß, Portsmouth, Devonport, Plymouth und Premboke, die sich auf 2 30, 609 Mann belaufen, weiche sämmt⸗ lich in Handhabung der Geschütze und Allem, was zur Küstenverthei⸗ digung gehört, so vollkommen unterrichtet sind, daß sie bei dem Aus⸗ bruche eines Krieges augenblicklich gebraucht werden können.

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Brüssel, 12. Jan. Der König ist vorgestern Abends von Paris zurückgekehrt. Die Königin wöd noch einige Tage in den Tuilerieen verweilen.

Man liest in der Independance: „Viele auswärtige Zei⸗ tungen haben sich mit den Arbeiten der internationalen Kommission ür Regelung der einzugehenden Verbindungen zwischen den preußi— schen, belgischen und französsschen Eisenbahnen beschäftigt. Wir ver= öffentlichen, zur Berichtigung einiger Ungenauigkeiten, Folgendes: „Nach dem von dem belgischen Zoll-Direktor Qubilin verfaßten, von

Steiger und Herrn Jauch (den Gesandten von Uri). Zuletzt schlägt das Präsidium vor: Gleichwie die Tagsatzung bei der Aufforderung an das Heer zum Kampfe eine Proclamation an dasselbe erlassen und zu getreuer Pflichterfüllung ermahnt habe, so möge sie jetzt nach

vollführtem Werke auch in gleicher Weise verdiente Anerkennung und Dank aussprechen, insbesondere auch dem verdienten Feldherrn. Zü⸗— rich erklärt sich hiermit einverstanden und proponirt im Weiteren, dem General Dufour eine förmliche Danksagung darzubringen, und zwar durch eine eigene Deputation, und außerdem ihm als Rational—

Erkeuntlichkeit einen Ehrensäbel und ein Geschenk von 10, 000 Schwei⸗ zer-Franken darzubringen. Der Antrag wurde mit 175 Stimmen an⸗ genommen. Wann wieder Sitzung sein wird, ist noch unbestimmt; es heißt, man werde erst mit den Vorarbeiten in der Bundesrevi⸗ sions-Angelegenheit weiter vorschreiten.

Kanton Bern. In der Nacht vom 7. Januar sind eine Anzahl der Deserteure vom 13ten Bataillon und anderer Waffen- Gattungen aus dem Bezirk Freibergen durch Biel durchpassirt, um vor das eidgenössische Kriegsgericht in Bern gestellt zu werden. (Schweiz. Beob.) Das eidgenössische Kriegsgericht ist in voller Thätigkeit und hat am 4. Januar über ein im November 1847 in der Kirche zu Aelen verübtes Vergehen entschieden. Die theils aus Seeländern, theils aus französischen Jurassiern bestehenden 2ten Jäger⸗Compagnie des 12ten berner Bataillons ( Ganguillet) war die Kirche zu Aelen als Nachtquartier angewiesen, und bei diesem An⸗ lasse fand zwischen einem der deutschen Soldaten, Alexander Steiner von Trub, und einigen der jurassischen Soldaten eine freilich nicht bedeutende Rauferei statt. Als nun etwas später Jakob Steiner, ein Vetter des Alerander, ebenfalls in die Kirche kam, klagte ihm dieser, man habe ihn arg mißhandelt. Jakob, etwas berauscht, fragte ihn: „Soll ich sie schießen?“ Und auf die Antwort des Alexanders: „Ja, schieß se numme, die Donnere“, drückte er gegen die Stelle zu, wo die Jurassier, bereits zur nh gelegt, sich befanden, sein Gewehr los, so daß die Kugel circa 6 Zoll über dem

Kopf des Wachtmeisters Gangin in die Mauer drang. Jakob Stei⸗ ner behauptete zwar, in der Meinung gestanden zu sein, sein Ge⸗

wehr sei nicht geladen, und es befinde sich keine Kapsel darauf.