1848 / 23 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Bis jetzt sind vier Redner eingeschrieben, und zwar alle vier gegen den Entwurf. Es sind die Herren Berville, Darblay, Desmousseaur de Givrs und Ducos. Von diesen gehören Berville und Ducos der Opposition an, die beiden Anderen aber der konservativen Partei selbst. Die Spaltung, welche sich schon in der Adreß-Kommission, die ganz aus Mitgliedern der Majorität zusam⸗ mengesetzt war, kundgegeben hatte, tritt so jetzt noch offener hervor und zeigt, daß die sogenannten progressistischen Konservati⸗ ven dasselbe System gegen das Ministerium wieder einschlagen wollen, wie im vorigen Jahre. Die Stellung des Ministeriums könnte dadurch aufs neue kritisch werden, da auch die Herren d'An⸗ geville und Plougoulm entschlossen sind, das Amendement, die öffent⸗ liche Moralität betreffend, das sie in der Kommission für die Adresse nicht durchzusetzen vermochten, vor die Kammer selbst zu bringen. Noch ist zu bemerken, daß Herr Duvergier de Hauranne sich eben— falls als Redner gegen die Adresse eingeschrieben hat, aber mit dem ausdrücklichen Zusatze: gegen den letzten Paragraphen der Adresse, welcher bekanntlich in Betreff der Reform -Bankette von feindseligen oder verblendeten Leidenschaften spricht, und durch welchen sich Herr Duvergier de Hauranne gewissermaßen persönlich berührt glaubt, da er einen besonders lebhaften Antheil an diesen Reform-Banketten ge⸗ nommen hat.

zu nehmen beabsichtigen.

Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und

Heilkunde.

Bonn, 6. Jan. (Köln. 3tg.) Die naturwissenschaftliche Abthei⸗ lung der niederrhelnischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde hielt am 5. Januar eine außerordentliche Sitzung. Die Veranlassung dazu hatte die in wenigen Tagen erfolgende Abreise ihres Mitgliedes, Geheimen Berg- rathes von Carnall, gegeben, welcher einem sehr ehrenvollen Rufe nach Berlin folgt. Nach der Eröffnung der Sitzung richtete der vorsitzende Di⸗ rektor, Geheimer Bergrath und Professor Bischof, das Wort an den Ge— heimen Bergrath von Carnall; er bedauerte Namens der Gesellschaft den Verlust, welchen diese durch das Ausscheiden im regelmäßigen persönlichen Verkehre eines so thätigen und wissenschaftlich und persönlich allgemein ge— schätzten Mitgliedes erleide, knüpfte aber an dieses Bedauern die Hoffnung, der ausgedehnte neue Wirkungskreis des Geheimen Bergrathes von Carnall es in der Zukunft gestatten möge, daß derselbe von Zeit zu Zeit an den Sitzungen würde Theil nehmen können. Die besten Wünsche für das scheidende verehrte Mitglied schlossen die Worte des Direktors. Gehei— mer Bergrath von Carnall erwiederte diese Ansprache in einer eben so sinnigen als gemüthlichen Weise, zugleich dankbar anerkennend die vielfache Belehrung und den wissenschaftlichen und freundschaftlichen Genuß, welcher ihm im Kreise der Gesellschaft bisher so reichlich zu Theil geworden sei.

Professor Radicke sprach sodann über die Erklärung der Aberration des Lichtes aus den Prinzipien der Wellen-Theorie. Es führte derselbe aus, wie die Annahme Fresnel's, daß sich die Erscheinung aus der Vor— aussetzung eines von der Erdbewegung unaffizirten Aethers hergeleitet wer- den könne, sich nicht rechtfertige. Ferner zeigte er das Ungenügende einer von Doppler angewendeten Beweisführung, durch welche die Vereinbarkeit des Phänomens mit der Undulations-Theorie in Zweifel gestellt werden sollte. Die Darstellung, welche der Redner selbst von der Entstehung der Aberration gab, beruhte auf der durch die fortschreitende Aether-Bewegung veranlaßten ungleichen Fortpflanzungs - Geschwindigkeit nach verschiedenen Richtungen, durch welche der Vorgang dem bei der Licht- Verbreitung in krystallinischen Mitteln stattfindenden ähnlich würde. Schließlich wurde dar— auf anfmerksam gemacht, daß die Emissions-Theorie, nicht aber die Undu— lations-Theorie, auch für terrestrische Objekte eine Aberration ergebe und hierin ein neues Mittel geboten werde, beide Theorieen an der Erfahrung zu prüfen.

Geheimer Bergrath von Carnall legte hierauf unter vollständiger Erläuterung einige interessante, von ihm gezeichnete Profile von metallischen Lagerstätten vor, nämlich von dem Braunstein⸗Vorkommen in den Lahn— Gegenden, von einer Galmei⸗Lagerstätte bei Welkenrad, im Belgischen, und von den Lagerungs- Verhältnissen des Sphärosiderits bei Dombruch, östlich des Siebengebirges.

Berghauptmann von Dechen trug einen Aufsatz über die im Thon⸗ schiefer vorkommende, von der Schichtung abweichende Schieferung oder Spaltbarkeit vor. In demselben wurde die fortschreitende Kenntniß dieser sehr eigenthümlichen und merkwürdigen Erscheinung historisch entwickelt; Voigt, von Hoff und J. C. L. Schmidt wurden als diejenigen Gebirgs— forscher bezeichnet, welche zuerst darauf aufmerksam gemacht haben. Ein Irrthum, in den der Verfasser früher bei der Beschreibung des Wetzschie⸗ fers von Viel⸗Salm gerathen war, ist zuerst von Schmidt erkannt, später von dem Bergmeister Baur in Eschweiler gründlich berichtigt worden. Auf das allgemeine Vorkommen der von der Schichtung abweichenden und un⸗— abhängigen Schieferung hat zuerst Sedgwick im Jahre 1835 die Aufmerk- samkeit geleitet, nachdem sie in England zuerst Mac-Culloch und dann Bakewell in einzelnen Fällen beobachtet hatten. Die Resultate, zu denen Sedgwick und späterhin Baur durch ihre Beobachtungen über diesen Gegenstand geleitet worden waren, wurden auseinandergesetzt und alsdann gezeigt, wie Daniel Sharpe durch die Beachtung der Vei— änderungen, welche die Formen der Versteinerungen erleiden, die in solchen Schiefern eingeschlossen sind, worin die Spaltbarkeit von der Schichtung abweicht, zu einer überzeugenden Ansicht über die Vorgänge ge⸗ langt ist, welche diese Spaltbarkeit hervorgebracht haben. Sharpe stimmt darin mit Baur ganz überein, daß ein Druck winkelrecht gegen die Flächen der Spaltbarkeit diese Erscheinung in den Schiefern hervorgerufen hat, zeigt aber dabei, daß durch diesen Truck eine Quetschung oder Ausdehnung in der Richtung der Fall- Linie der Spaltungsflächen bewirkt worden“ sei, wie sich dieses Aus der verzogenen Form der symmetrischen und dabei gefalteten oder gestreiften Brachiopoden ergiebt. Die Beobachtungen, welche Sharpe über die allgemeine Anordnung der Schieferung in dem Schiefergebirge von Nord -Wales gemacht hat, wonach sie eine fächerförmige Stellung besitzt, sind von keinem geringeren Interesse und können in Verbindung mit dem Verhältnise, worin diese Schieferung mit der Mulden- und Sattelbildung der Schichten steht, nur lebhaft dazu auffordern, diesem Gegenstande auch in dem rheinisch-westfälischen Schiefergebirge eine erneuerte und gründliche Untersuchung zu widmen.

Der Direktor der phoösikalischen Section, Gustas Bischof, hielt schließlich einen Vortrag über die Entstehung der Stickstoff Verbindungen in den drei Naturreichen. Die stickstoffhaltigen Bestandtheile des Pflanzen⸗ reiches, wie namentlich der Kleber- und der Firniß Stoff, gehen mit den Nahrungsmitteln in das Thicrreich über. Der thicrische Siganismus scheint aber, so weit die bisherigen Forschungen reichen, nicht die Fähigkeit zu be⸗ sitzen, stickstoffhaltige Bestandtheile zu erzeugen. In einer mit organischen Ueberresten gedüngten Erde können auf deren Kosten stickstofühaltige Bestand⸗ theile des Pflanzenreiches durch die Vegetation sich bilden. In einem durch Verwitterung frystallinischer Gebirgsarten entstandenen Boden fehlen aber solche Ueberreste; gleichwohl sinden wir auf Granit, Basalt ꝛc. eine reiche Wald-Vegetation, welche die Bildung stickstoffhaltiger Bestandtheile voraus- setzs. Wäre nach Liebig das in der atmosphärischen Luft vorhandene Am— moniak die einzige oder wenigstens vorzügliche Quelle der Stickstoff-Verbin- dungen im Pflanzenreiche, so könnte man daraus die Bildung der im Holze der Waldbaͤume vorkommenden Bestandtheile dieser Art erklären. Der Redner wies aber darauf hin, daß nach den Untersuchungen Gräger's die wirkliche Menge des in der Atmosphäre enthaltenen Ammoniafs nur i von dem von Liebig angenommen sei, und daß diese Menge während eines 13monat- lichen Wachsihums der Waldbäume aus der auf dem Waldboden ruhen— den Luftsäule verschwinden würde. Wie gering diese Menge überhaupt ist, ergiebt sich daraus, daß, wenn man sich dieses Ammoniak als eine Flüssig⸗ keit von der Feuchtigkeit des Wassers denkt, es eine Schicht auf der Erd— Oberfläche von nur , Linie Dicke bilden würde. Schon der Augenschein lehrt, daß eine so unbedeutende Schicht nicht der Repräsentant der Stick stoff⸗Verbindungen im organischen Reiche sein könne. Selbst aber wenn das atmosphärische Ammoniak für eine hundertzährige Wald-⸗Vegetation hin—= reichend wäre, so würde es doch schon längst aus der Atmosphäre ver- schwunden sein. Durch eigene Versuche fand nämlich der Vortragende, daß beim Verbrennen des Holjes ein kaum merklicher Theil der darin enthalte⸗

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nen Fiicksteffhaltigen Bestandtheile in der Form als Ammoniak wieder in die Atmosphäre zurücktehrt. Unn öglich kann daher das atmosphärisch Ammoniak die ein ige Quelle der Stickstoff Verbindungen für das Pflan- zen- und Thierreich sein. Hieran reihte sich die Betrachtung, auf welche Weise überhaupt Stickstoff Verbindungen auf unserer Erde entstanden fein können. Sind die salpetersauren Salze im Mineralrtiche nur ein Pro- dult der Zersetzung thierischer Stoffe, sucht man darin vergebens nach einer ursprünglichen Stickstoff⸗ Verbindung, so muß man fragen: wie ka— men die ersten Stickstoff Verbindungen auf unsere Erde? Er be— antwortet diese Frage dahin, daß wir keinen anderen unorganischen Prozeß kennen, wodurch auf direftem Wege eine Sticlstoff Verbindung entstehen kann, als die Bildung der Salpetersäure aus den Bestandtheilen der atmosphärischen Luft durch elektrische Entladungen. Ob diese Salpeter= säure, welche die Bildung salpetersaurer Salze auf der Oberfläche der Erde veranlassen mußte, dem Pflanzenreiche einzig und allein das Material zu seinen Stickstoff Verbindungen geliefert habe, ist weder zu beweisen noch zu widerlegen. Mulder's Versuche, wonach nicht stickstoffhaltige organische Substanzen auf Kosten des atmosphärischen Stickstoffs Ammoniak erzeugen können, sprechen für die Ansicht, daß durch den Vegetations-Prozeß Stick— stoff assimilirt werde. Gegen die Ansicht Liebig's, daß der Ammoniak-Ge— halt der Wasserdämpfe in den Suffioni Toscana's nicht von thierischen Organismen abstammen könne, sondern vor allen lebenden Generationen vorhanden gewesen, mithin ein Bestandtheil des Erdkörpers sei, erklärte sich entschieden der Redner. Schon der Umstand, daß diese Suffioni aus Spal⸗ ten stark geneigter Kalkstein⸗Schichten kommen, widerspricht jener Ansicht; denn im sedimentairen Kalksteine finden sich organische Ueberreste in hin⸗ länglicher Menge, um so geringe Quantitäten Ammoniak, wie es in jenen Wasserdãmpfen vorkommt, liefern zu können. In Beziehung auf das Aus— führlichere dieser die Aufmerksfamkeit der Chemifer wie der Geologen in An— spruch nehmenden Gegenstände verwies der Vortragende auf die erste Lie= serung des zweiten Bandes seiner chemischen und phosikalischen Geologie. Ein heiteres Mahl beschloß die Versammlung, bei welchem viele sinnige Trinkreden zur Aussprache kamen, manche in den verschiedensten Weisen dem scheidenden Mitgliede, Geheimen Bergrathe von Carnall, gewidmet.

Eisenbahnen und Dampfschifffahrt.

* Stettin, 20. Jan. Heute früh gegen 3 Uhr ist der über 30 Fuß lange neue Waarenschuppen der Stargard-Posener Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft mit sämmtlichen darin befindlichen Waaren, deren Werth das Gerücht auf 50,900 Rthlr. angiebt, bis auf den Grund niedergebrannt. Der Schuppen selbst soll, man sagt zum Theil bei der hiesigen städtischen Feuer-Societät, versichert sein, ob auch die Waaren, ist zur Zeit noch nicht mit Gewißheit bekannt. Eben so läßt sich über die Ursachen der Entstehung des Feuers noch nichts Bestimmtes angeben. Von Glück darf man aber sagen, daß der nur in kurzer Entfernung von jenem stehende Waarenschuppen der Ber— lin⸗-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft, obschon von den Flammen schwer bedroht, gerettet worden ist.

Handels- und Börsen nachrichten. Berlin, den 22. Jaaunar 1848.

I echsel- Course.

Amsterdam do. JI 300 Mlle. ö 300 Mr. London 113. , iii.) 300 Er. Wien in 20 Xr 150 FI. Augsburg 150 *I. 2 Mt. 100 Thlr. P 2 Mt.

8 Tage 100 Thlr. 2 me

Breslau

Leipzig in Courant in 14 Thlr. Fuss..

Frankfurt a. M. südd. W. 2 Me.

1090 sRpl. 3 Wochen] 10983

Panchhries- Hommundl - Hapiere uncl Geld- Course.

af. riet. Geld.

St. Schuld-Sch. 3 92 91 * Seeh. Präm. Sch. 927 27 K. u. Nm. Schuldv. 3 kerl. Stadt- Obl. 3 Westpr. Pfandbr. 3 Grosazh. Posen do. 4 do. d0. 3 Ostpr. Pfandbr. 3 3

Petersburg

Imlindische Fonds,

Geld. 93 g6⸗

Zf. Brief. Kur- u. Nm. Pfdbr. 3 ö.

Schlesische do. 3 do. Lt. B. gar. do. 35 Pr. Bk-Anth.-Sch

Gem. Gem.

91

1009 FEriedrichsd'or. 802 And. Goldm. à5tk. 1. Disconto.

Pomin. do.

Ausländische Fonds.

Russ. Ilamb. Cert. Poln. neue Pfdbr. do. beillope 8. 4. 8. do. Part. 500 FI. o . - do. do. 300 RFI. do. Stiegl. 2. 4. A. IIamb. Fener- Cas. 49. 0. 5 A. do. Staats-Pr. Anl do. v. Rthseh. Lst. Holl. 2 YMolnt. do. Poln. Schatz. Kurh. Pr. O. 40 th. do. do. Cert. L. A. Sardin. do. 36 Fr. do. do. L. B. 200RFI. N. Bad. do. 35 FI. Pol. a. Pfabr. a. C.

Eisenbahn- Aclien.

Volleing. Amst. Lott. Arnh. Utr. Berl. Anh. A. do. Prior. Berl. Hamb. do. Prior. Berl. Stett. Bonn-Cöln. Bresl. Freib. do. Prior. Cbem. Risa. Cöln. Mind. do. Prior. Cöth. Bernb. Cr. Ob. Sch. Dresd. Görl. Dũss. Edlberf. do. Hrior. Gloggnitz. IImhb. Bergd. Kiel-Alt. Lp. Dresd. Lb. zittau. Magd. Halb. Magd. Leipꝛ. do. Prior. N. Sebl. Mk. do. Prior. do. Prior. do. III. Ser. Nrdb. K. Ed. O. Schl. Lt. A do. Prior.

98 B. excl. Div. G. 925 B.

982 B. u. bæ. 1004 bꝛ

837 B. * 6.

ö 87 RE.

94 k. O. Schl. L. B. . Pts. Mędb. ,, do. Pr. B. . do. do. 999 B. Rhein. Stm. do. Prior. do. St. Fr. do. v. St. gar. Sächs. Bayr. Sag. - Glog. do. Prior. do. do. St.- Vohw. do. Prior. Thüringer. Whb. (C. 0.) do. Prior. Zarsk Sels,

e . . w 3 8

. uit. Bog. 1085 G. exel ö 13.

116 6. Aach. Mastr. : ö. Berg. Mrle. 33 Berl. Anh. B. S5 * ba. Bexb. Ludw. 93 k Brieg -Neiss. 101 B. Thür. V.

1004 . nag. Witt.

ii Mecklenb.

104 n. Nrdb. F. W.

7m Starg. Pos. (Schluss der Börse 3 Uhr.)

71 2712 ba, Ende 3 h. 18 6.

51 a 52 a 523 bæ.˖ 795 6. 80 B.

d , / r

Die Course z0gen heute in Folge starker Kündigungen an und blieben höher als gestern. Ueberhaupt war die Tendenz dem Steigen gũnstig.

Getraide - Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen 60 68 Rthlr. Roggen loco neuer 44 - 45 Rthlr.

. pr. April/Mai E. J. 43 Rihlr. bez. u. Bf. Hafer 48/52 pfd. 27 - 28 Rihilr.

A8 pfd. pr. Frühjahr 2635 Rihlr. Bf., 50 psd. 27 Bf. Gerste 41 - 43 Rthlr.

Rübòöl loco 117 Rthlr.

Jan. Febr. 115 Rthlr. Bf.

PFebr. Mãræ do.

April Mai 117, Rihlr. verkaust u. Bf.

Spiritus loco 209 -* Rihlr.

Frühjahr 22 Rthlr.

4 Stettin, 20. Jan. Im Jahre 1847 liefen in sämmtliche See⸗ häsen Neuvorpommerns (Stralsund, Woelgast, Greifswald und Barth) S654 Schiffe von 30,314 Gesammtlasten, also 132 Schiffe und 13,411 La— sten weniger ein, als im Jahre 1846. Dagegen gingen im Jahre 1817 S48 Schiffe von 44,613 Gesammt - Lasten secwärts aus. In Vergleichung mit dem Jahre 1846 sind im verflossenen Jahre 26 Schiffe mehr, aber 2921 Lasten weniger ausgegangen. Die Schiffsrhederei war im Jahre 1847 von geringer Eintraͤglichkeit, wofür der Umstand spricht, daß die Zahl der ausgelausenen Schiffe diejenigen der eingegangenen um 194 uͤber— stieg Im Jahre 1847 wurden 527, 350 Scheffel Weizen, 76, 900 Schef— fel Roggen, 297,448 Scheffel Gerste, 78,154 Scheffel Hafer, 4192 Schef— fel Erbsen und 26090 Scheffel Malz, im Ganzen 986,734 Scheffel Getraide und Malz und zwar davon 758,231 Scheffel nach dem Auslande, ver⸗ schifft. Die ganze Ausfuhr hat 489,478 Scheffel Getraide und Malz we— niger betragen als im Jahre 1846, indem die Ausfuhr nach dem Auslande um 571,797 weniger betrug, wogegen die Ausfuhr nach anderen Orten der Monarchie sich gegen das vorhergegangene Jahr um 82, 319 Scheffel er— höht hat.

Riga, 3. 15. Jan. Ein vielbewegtes Jahr liegt hinter uns! Das Unglaubliche ist an uns vorübergegangen eine Krisis in der kaufmänni— schen Welt, wie sie selten gesehen. Wir wollen wünschen, daß der vor uns liegende Zeit-Abschnitt ausreichen möge, das erschütterte Vertrauen wieder— kehren zu lassen und uns in dieser Hoffnung bescheiden, wenn der stockende Geschäftsverkehr nur langsam sich belebt.

Der Umsatz in Flachs war in dieser Woche weniger umfangreich als bisher, die Zufuhr schwach, die Notirungen unverändert; heller marienb. 27 Ro., marienb. 26 Ro., Partiegut 25 Ro., engl. Kron 24 Ro., PBG 225 Ro., BG 21 Ro., RD 18 Ro., WbpPiib 28 Ro., Plib 35 Ro, HD 21 Ro.

Hanf blieb ohne Umsatz, zu den Preisen von 85, 80 und 75 Ro. baar sind Verkäufer.

Oelsaam en findet noch immer keine Beachtung.

Han föl ist zu 105 Ro. mit 10 Vorschuß am Markt; obgleich nur 200 Berk., fand es keine Nehmer. Der Preis im Innern soll wieder an— gezogen haben.

Getraide. Von 1151 116psd. Roggen gingen 100 Last zu 82 Ro. mit 10 99 Vorschuß aus der ersten Hand an einen Spekulanten aus dem Innern über, ein gleiches Quantum wurde zu 79 Ro. mit 50 6 ange— boten.

Von russischer 100pfd. Gerste fanden ein paar Partieen zu 65 Ro. mit 50 995 und 67 Ro. mit 10 6 Vorschuß Nehmer.

Hafer, 75pfd. wurde zu 60 Ro. mit 10 56 Vorschuß erlassen, für 77 s78pfd. derselbe Preis mit 50 9h gefordert.

Die Witterung blieb unverändert. Die Kälte hält an. Schnee fehlt.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 19. Jan. Niederl. wickl. Sch. 5. 495 Hope 8d5 . .

Antwerpen, 18. Jan. Zinal. —. =

Hamburg, 20. Jan. Bank- Actien 1600 He. Engl. Russ. 104 2 Br.

Hanmb. Berz. Actien 82 Er. Magd. Wittenb. 72 Br. Hamb. Beri. 96. 953. Kiel Alt. 1065. 105. Gläckst. Elmsb. 50 G. Rendsb. Neur. SZ Er. Kopenb. Roihsch. 65 Br. Meckl. 45. . Leipzig, 21. Jan. Leipz. Dresdn. Act. 115. 115. Sehs. Bayer. 90. 59 Sache. Schses. 915 Br. Chem. Ries. 47 Rr. Löb. züitt. 14 Br. Med. Leipaz 221 Br. Berl. Anh Lt. A. 1135. II3 bz. Lt. B. 107 ö. 107 bz. Dess. Eauk-Act 103 3 Er. London J I7. Jan. Cons. 356 87 5. 395 283 Int. 54. 495 S5. Mex. 175. Paris, 18. Jan. 597 Rente fin our. 115. 75. 36h ia Neue 395 Anl. 74. 70.

596 Spau-, 143.

Neue Anl. 147 6.

Rönigliche Schauspiele. 83

Sonntag, 23. Jan. Im Opernhause. Vorstellung: Die Jüdin, große Oper in 5 Abth., zösischen des Scribe, vom Freiherrn von Lichtenstein. leoy. Ballets von Hoguet. (Marame Viardot-Garcia: Anfang 6 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billnts Opernhaus⸗Preisen verkauft:

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr. Ein Billet zum Parquet und zur Tribüne 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 20 Sgr. Ein Billet im Amphitheater 10 Sgr. Ein Billet in der Fremden⸗Loge 3 Rthlr.

Im Schauspielhause. 13te Abonnements -Vorstellung: Die deutschen Kleinstädter, Lustspiel in 4 Abth., von Kotzebue. Hierauf: Der gerade Weg ist der beste, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue.

12te Abonnements⸗ nach dem Fran⸗ Musik von Ha Recha.)

zu folgenden erhöhten

Königsstädtisches Theater.

Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit

Sonntag, 23. Jan. ler, mi Musik vom Königl. Musik⸗

Gesang in 3 Abth., von D. Kalisch.

Direktor Gährich. Montag, 24. Jan. Dienstag, 25. Jan.

Einmal Hunderttausend Thaler. Einmal Hunderttausend Thaler.

. mare, =

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinke isen. Verantwortlich

Im Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober«-Hofbuchdruckerei.

Dritte Beilage

. . Dr sche Bundesstaaten. Großherzogthum Baden. Landtags zerhandlungen. Herzogthum Sachsen⸗-Meiningen., Gewerb⸗

* Einkommensteuer-Gesetz. Freie Stadt Ham bung. Aufregung.

esterreichische Monarchie. Vier Zöglinge der medizinischen Schule

zu Galata⸗Serai. - .

Frankreich. Paris. Vermischtes. Schreiben aus Pa ris, (Adreß⸗ FSnimurf. der Deputirten- Kammer; Aufforderung Odilon Barrot an das

Ministerium; gerichtliche Verfolgung Larochejacquelin's und Anfechtung

der Wahl Richond's des Brus; Budgets ⸗Kommission; das Unterrichts⸗

gesetz; Pairs-Debatten über die Verhältnisse am La Plata und das Ge⸗ fi l Go hoernemem von Algier mit Bezug auf das Versprechen an Abd el Kader.)

Großbritanien und Irland. London. Der Schiffbruch des „Aven= ger“ Vermischtes. ;

Schweiz. Kanton Bern. Gegenbefehl an die aus Luzern heimkehren— den Truppen. Das Gesetz über die Hochschule. Vorlagen für die Tagsatzung. Zahlung Appenzell's. Der Gesandtschafts-Posten in paris, Kanton Luzern. Die neue Verfassung nebst den darauf bezüglichen Anträgen im Großen Rath und die eidgenössischen Zwangs— Maßtegeln. Kanton Schwyz. Schluß der Verfassungs⸗Berathun⸗ gen. Kanton Zug. Annahme der neuen Verfassung. Kanton Genf. Die Tagsatzungs⸗-Gesandtschaften. .

Italien. Genua. Die neuesten Vorgänge in Genua. Parm a. Pro⸗ clamgtion des Herzogs.

Spanien. Schreiben aus Madrid. (Espartero; General Linage ; Salamanca; die Expedition nach den Chaffarinas⸗Inseln; der Aufstand in Catalonien.)

Italien. (Erster Artikel.)

DVeutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Baden. (Bad. Bl. Der auf Be— fehl des Großherzogs in der zweiten Kammer vorgelegte Vorschlag zur Unterstützung der drei Fabriken lautet folgendermaßen: . Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Wir beaustragen Unsere Präsidenten der Ministerien kes In⸗ nern und der Finanzen, Unseren getreuen Ständen, und zwar zuerst der zr ten Kammer, eine, Unterstützung der Maschinen-Fabrik Karlsrihe! und eben so .. Spinnerei Ettlingen und der Zucker- Fabrik Waghäusel durch eine den Gläubigern zu leistende Zinsen- Garantie in Antrag zu bringen und zu diesem Behufe folgende Bestimmungen vorzuschlagen: ; 4 2. Bei jeder der genannten drei Fabriken kann die nachbeschriebene Zin en. Barantie des Staates nur für den Fall übernommen werden, daß zwischen den Inhabern der Fabrik und ihren Gläubigern ein den Fortbe— . ö . a. Nachlaß Vergleich zu Stande komme,

2) Bei gmnem T sein, daß sämmtlich . ,, ., ge sämmtli 9 dung Pfandrechte gesich rte) Wechsel und fon o rr? . I gie. sh i ö Forderungen partial- bligationen, worin die zur Fabrik gehörigen Liegenschaften und Gebäude sammt Einrichtungen zu Unterpfand eingesetzt sind, , n d. nach ihrem Nennwerthe an Zahlungsstatt annehmen.

3) Bei der Zucker -⸗Fabrik Waghäusel und bei der Spinnerei Ettlingen können den Inhabern der Partial-Obligationen in feinem Falle mehr als vier und bei, der Maschinen- Fabrik Karlsruhe in keinem Falle mehr als

4 Prozent Zinsen zugesichert werden.

4) Was eine Fabrik an Reingewinn jährlich mehr abwirft, als zur Zinszahlung erforderlich ist, wird zur allmäligen Tilgung der Schulden mittelst Ausloosung von Partial-Qbligationen verwendet.

5) Die Actionaire von der Spinnerei Ettlingen und von der Zucker- Fabrik Waghäusel erhalten von dem Ertrage nichts, bis alle Partial⸗ Obligationen eingelöst sein werden, und Emil Keßler kann bis dahin aus dem Ertrage seiner Maschinen-Fabrik nur eine seinen häuslichen Bedürf— nissen entsprechende Sunime für sich beziehen.

6) Sollte in einem Jahre der Betrieb einer Fabrik wegen was immer für Verhältnisse nicht einmal den zur Zinszahlung erforderlichen Reiner— trag abwerfen, so würde die Staatskasse den Inhabern der Partial -Obli= gatlonen dasjenige aufbessern, was sie für eines der fünf ersten Jahre weniger als vier Prozent, für das G6te, Tte, Ste, 9te oder 19te Jahr weni⸗ ger als drei und ein Viertel Prozent und für das 11te, 12e, 13te, 14te oder 15te Jahr weniger als zwei und ein halbes Prozent aus dem Ertrage der Fabrik erhalten sollten. . . ö .

7) Diese Verbindlichkeit der Staatslasse erlischt bei einer Fabrik auch vor Ablauf der im Art. 6 bestimmten 15 Jahre, wenn aus was immer für Gründen der Betrieb eingestellt oder z. B. im Falle eines Krieges um mehr als die Hälfte herabgesetzt werden sollte,

s) Um das Interesse der Staatskasse in Beziehung auf den Betrieb der drei Fabriken zu sichern, soll der Staat verwaltung die erforderliche Kontrolle zustehen. Es soll auch zu dem Schuldentilgungsplane, insbeson— dere in Beziehung auf die Berechnung des Neingewinnes, zur Ausdehnung des Geschäfts, zur Vermehrung des Betriebs- Fonds, zu neuen Schulden Kontrahirungen ꝛc. ihre besondere Genehmigung eingeholt werden.

9) Wenn die Staatskasse in die Lage kommen sollte, nach Art. 6 zur Zinszahlung beizuschießen, so wäre sie berechtigt, in den folgenden Jahren, ohne daß weitere Obligationen eingelöst werden, aus dem nach Zahlung der Zinfen übrigen Theile des Reingewinns das Zugeschossene sammt Zin= sen von dem im §. 6 bestimmten Betrage wieder zurückzufordern. J

In derselben Sitzung begleitete der Staatsrath Tre furt die Vorlegung des Entwurfs zu einer allgemeinen deutschen Wechsel⸗ Ordnung mit solgenden Worten: ‚.

„Hochgeehrte Herren! Der deutsche Zollverein, bei seinem ersten Ent- stehen von Wenigen nur seiner vollen großen Bedeutung nach erkannt und gewürdigt, von Manchen mit Zweifel und Sorge aufgenommen, von Vie— sen bekämpft und angefeindet, hat in seiner ferneren Entwickelung alle Zwei⸗ sel beseitigt und selbst die Gegner zu Freunden gewonnen; die großen Vor— theile, welche er für Handel und Industrie den Deutschen brachte, sind all— gemein anerkannt, und wie es überhaupt nicht die einzige und letzte Auf⸗ gabe des Handels und Gewerbsleißes ist, für Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse der Gesellschast zu sorgen, wie vielmehr die höhere Bedeutung aller kommerziellen Thäligkeit darin besteht, daß sie sonst mehr oder weniger getrennte Volksstämme und Nationen in nähere, der gegenseitigen Befreun= dung und Sittigung günstige Beziehung bringt und damit den höchsten Zwecken der Menschheit dient; so hat auch der deutsche Zollverein in dieser wichtigen Beziehung Großes und Henliches geleistet.

„Der Gedanke des festen Jusammenhaltens, der ewigen Vereinigung aller Völker deutscher Zunge, so wahr und unabwendbar er auch langher sedem denkenden Vaterlandsfreunde erscheinen mußte, so hart auch seine Vernachlässigung in der Politik vielfach und zuletzt durch die Schmach lang- jsahriger Fremdherrschaft gebüßt wurde, so bedeutsam und gewaltig er sich in der Zeit der Befreiung Deutschlands Geltung verschafft hatte, er stand im Begriff, wenn nicht außer Anerkennung zu gerathen, doch, statt eines warmen, alle deutschen Völker und Individuen durchdringenden Prinzips, mehr zum lebenlosen, frommen Wunsche herabgewürdigt zu werden.

„Das größte Verdienst des deutschen Zoll-Vereins dürfte es wohl sein, diesen für Beutschlands Wohl unerläßlichen Gedanken neu belebt und ihm vorerst eine Richtung gegeben zu haben, welche nicht in der Anfeindung des Bestehenden, sondern in der wohlwollenden und freundlichen Anbahnung der Verbesserung historisch begründeter Zustände den allein gedeihlichen Fort⸗ schritt sucht. ;

„Von allen den schönen Früchten nun, welche uns der Zollverein bereits brachte, ist vielleicht die schönste und erfreulichste die, welche wir Ihnen heute vorzulegen die Ehre haben der Entwurf einer deutschen Wechsel⸗Ordnung.

„Der Ernst und die Beharrlichkeit, womit die Staaten des deutschen Zollvereins, Preußen an der Spitze, den Gedanken der Einigung in diesem wichtigen Punkte erfaßten und festhielten; die Bereitwilligkest, mit der fast alle deutschen Regierungen Preußens Vorschlägen entgegenkamen; der rege Eifer und das freundliche Zusammenwirken aller auf dem leipziger Kon- gresse vereinigten Abgeordneten der meisten deutschen Staaten, sowohl aus

Dritte Beilage zur Allgemeine

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der ihnen gewordenen wichtigen Aufgaben, alles dieses berechtigt zu rer Erwartung, daß der Entwurf überall im deutschen Vaterlande gleich freu⸗ dig werde aufgenommen und zum Gesetz erhoben werden, und gern beeilen wir uns, Ihre Mitwirkung zur Förderung dieser vielfach wichtigen National Angelegenheit in Anspruch zu nehmen.“ Herzogthum Sachsen⸗Mꝛeiningen. Aus einer Re— vision des Gesetzes vom 10. Januar 1832 über die Gewerb— und Nahrungssteuer ist ein mit Zustimmung der Stände unterm 27. Dezember v. J. publizirtes ueues Gewerb- und Einkommen Steuergesetz hervorgegangen und an des ersteren Stelle getreten. Die damit festgestellte direkte Stener erstreckt sich auf alles Einkom— men, welches nicht von Grund und Boden oder aus grundherrlichen Rechten erworben wird. Der Gewerbsteuer unterliegt der Erwerb aus Handel, Gewerben und Industrie, und der Einkommensteuer jeder an— dere Erwerb, insbesondere aus Bedienstung, Kapitalbesitz, Kunst und Wissenschaft. Sämmtliche Erwerbsarten sind in vier Klassen getheili, nämlich: 1) Handel, 2) Fabrikbetrieb und Gewerke, 3) Wirthschafts, Dienst⸗ und Lohngewerbe, 4) Bedienstigung, Kapital, Kunst und Wissenschaft; und in jeder dieser Klassen finden, nach der Einträglich⸗ keit der Erwerbsarten, besondere Abstufungen je nach einem in dem dem Gesetze beigefügten Tarife normirten Maximum und Minimum des Steuer Simplums statt. Die Einschätzung der Steuerpflichtigen leitet das Verwaltungs-Amt unter Mitwirkung einer Kommisston, welche in den Städten aus den Magistraten, bezüglich Bürgermeister= Aemtern, und aus Mitgliedern der Gemeinde- Räthe nach deren Wahl, für die Amts -Dotfschaften aus den betreffenden Orts-Vor— ständen nach deren Wahl gebildet wird und aus mindestens fünf Mit— gliedern besteht. Jeder Steuerpflichtige ist verbunden, auf Erfordern des Verwaltungs Amts die nöthigen Angaben über sein Einkommen und den Umfang seines Erwerbszweiges zu machen. Es sollen jedoch

in letzterer Hinsicht nur solche Angaben verlangt werden können, welche in äußeren, an sich auch für dritte Personen wahrnehmbaren oder wenigstens dritten Personen bereits bekannten Merkmalen bestehen. Ein Eindringen in die inneren Vermögens- und Wirthschafts-Ver⸗ hältnisse der Steuerpflichtigen ist ausgeschlossen.

Freie Stadt Hamburg. (Köln. 3tg.) Seit dem 2ten d. herrscht große Aufregung in unserer sonst politisch ruhigen Stadt, und es scheint fast, als ob die Parteien des Fortschrittes und des Stillstandes sich eine entscheidende Schlacht zu liefern gedächten. Es handelt sich nämlich um eine polizeiliche Untersuchung, welche we⸗ gen Veröffentlichung der letzten Verhandlungen in der Bürgerschaft gegen deren Verfasser, auf Antrag der Oberalten, eingeleitet worden ist. Die Verfasser, sieben an der Zahl, sind angesessene Bürger und geachtete, einflußreiche Männer, sie gehöre zugleich dem sogenannten „Grund- Eigenthümer Vereine“ an, welcher unter der Leitung des Advokaten Herru Baumeister steht und seit einiger Zeit sich zu dem Behufe gebildet hat, um den Männern der Reform einen Mittelpunkt zu geben und ihr Auftreten in der Bürgerschaft nach einem gleich⸗ artigen, selbstbewußten Plane einzurichten. Insofern die konservative Partei wenigstens durch die Oberalten repräsentirt wird, darf man den Grund-Eigenthümer-Verein wohl mit dem Namen der Opposition belegen. Als nun das erste polizeiliche Verhör der gedachten sieben Personen stattgefunden und eine so ernste Wendung genommen hatte, daß selbst deren persönliche Freiheit in Gefahr kam, trat am 1Iten d. M. der Grund ⸗-Eigenthümer⸗-Verein zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, wobei es sehr lebhaft herging und zuletzt eine Er⸗ klärung erlassen und mit 150 Unterschriften versehen wurde. Vie 150 erklären, daß sie die Veröffentlichung desjenigen, was in den Bürgerschafts-Versammlungen verhandelt wird, für völlig erlaubt und geseßmäßig ansehen. Sie erklären ferner, daß sie solche Veröffent— lichungen an sich für heilsam, ja, für nothwendig erachten, damit auch die nicht konventberechtigten Bürger Gelegenheit haben, zu erfahren, in welcher Weise über die Staats-Angelegenheiten verhandelt und entschieden wirb. Sie billigen ausdrücklich, daß in Ermangelung einer offiziellen Bekanntmachung mehrere Mitbürger durch als Manuskript gedruckte Berichte zuerst den Schleier des Geheimnisses gelüftet ha⸗ ben. Sie können auch in der Art und Weise, wie jene Berichte ab— gefaßt sind, nichts Tadelnswerthes erkennen, da dieselben keine we— sentlichen Unrichtigkeiten enthalten und der Wahrheit entsprechen. Sie erklären fast Alle, mindestens durch Zahlung der Druckkosten aus der Vereinskasse, bei jener Bekanntmachung in gewisser Weise bethei— ligt zu sein, und sind daher bereit, jede Verantwortlichkeit für die zum Theile auf ihren besonderen Wunsch entstandene Bekanntmachung zu übernehmen.

Oesterreichische Monarchie Der Sultan hat auf Anregung seines Leibarztes Dr. Spitzer das Ansuchen an Se. Majestät den Kaiser gestellt, vier Zöglingen der unter Dr. Spitzer's Leitung stehenden medizinischen Lehranstalt zu Konstantinopel an der wiener Universität nach den gewöhnlichen strengen Prüfungen zu Doktoren der Heilkunde promoviren zu lassen, um bei der anerkannten fast rigorosen Unparteilichkeit und altberühm⸗ ten Trefflichkeit unserer medizinischen Fakultät damit ein sicheres Urtheil über die Leistungsfähigkeit der Schule von Galata⸗Serai zu gewinnen. Se. Majestät der Kaiser ermächtigte sonach die Fakultät zur Promovirung, wenn die Resultate der vorangegangenen Prü⸗— fungen dazu aufforderten. Dit vier Doktoranden, die im Oftober v. J. mit Dr. Spitzer nach Wien gekommen, nach seiner Abreise aber der Leitung seines Schwagers, Dr. Beer, anvertraut waren, hatten demnach am Sten d. M. die erste strenge Prüfung zu bestehen, die öffentlich in Gegenwart des osmanischen Gesandten am österreichi⸗ schen Hof, Schekib Efendi, des Hofsecretairs der Staatskanzlei v. Ham⸗ mer, fast aller ärztlichen Notabilitäten Wiens, worunter Prof. Jäger und Hofrath Bischoff, endlich einer zahlreichen und gewählten Zuhörer— schaft abgelegt wurde. Es wurde aus den Fachwissenschaften Ana— lomie, Physiologie und Pathologie durch fünf Stunden Fragen an Fragen vorgelegt und zu voller Zufriedenheit der Prüfungs- Kom⸗— misston (Regierungs⸗ Rath von Well, Dekan Dr. Ferch, Professor Hyrtl, Czermack, Fischer, von Tölteny), die dem gründlichen Wissen, dem klaren, unbefangenen Vortrag der jungen Männer laute Aner— kennung zollte, rasch und glücklich beantwortet. Und wahrlich, man hatte bei Stellung der Frägen nicht das Leichte und Einfache, son⸗ dern meist Aufgaben ausgewählt, welche Kenntniß und Verfolg der neuesten medizinischen Forschungen voraussetzten. Die Prüflinge wa— ren: Arif Mussa, Stephan Aslanian, Nikolaus Aprillof und Gregor Jannowiez. In einigen Monaten wird nach einer zweiten rigorosen Prüfung die Graduirung der neuen Doktoren statthaben. F rankre

Paris, 17. Januar. Lamartine ist in Paris angekommen, um an den Kammersitzungen Theil zu nehmen.

Die Elite der hiesigen Jagdfreunde und Jäger hat dem Unter— offizier der Armee von Afrika, Girard, dem seine Kameraden den Namen „Löwentöͤdter“ beilegen, und einem anderen Unteroffizier der= selben Armee, der sich den Beinamen „Elephantentödter“ erworben,

dieser Tage hier ein glänzendes Bankett gegeben, wobei der Saal

dem Gelehrten als dem Handelsstande; die schnelle und gelungene Lösung

mit Waffentrophäen und ausgestopften wilden Thieren, unter denen ein durch Girard erlegter ungeheurer Löwe vom Atlas sigurirte, aus⸗ geschmückt war. ö

Der Moniteur veröffentlicht eine vergleichende llebersicht der Einnahmen aus den indirekten Steuern der Jahre 1846 und 1847. Es geht daraus hervor, daß ungeachtet des Mangels und der Handels- Krisen, welche das Jahr 1847 bezeichneten, doch nur ein Ausfall von etwas über 2 Millionen Fr., ungefähr * pCt. der Gesammt⸗Ein⸗ nahmen, gegen das vorhergehende Jahr vorhanden ist. Das Jour⸗—m nal des Däbats weist mit großer Zufriedenheit auf dieses Ergeb— niß hin, während England mit einem Defizit von 52 Millionen schließe.

Die Aerzte, welche das Gericht abgeordnet hatte, den Gesund⸗ heitszustand des Grafen Mortier zu untersuchen, haben ihren Bericht eingereicht. Sie sprechen sich einstimmig dahin aus, daß es dem Grafen nicht gestattet werden könne, die Heilanstalt, in welcher er sich befindet, zu verlassen.

Der Notar Outrebon, der wegen Veruntreuungen verhaftet worden, ist seiner Stelle als Notar bereits gerichtlich entsetzt.

In der Nähe von Lille hatte sich ein Herr Puy zu Lezennes in den labyrinthischen Gängen der dortigen Steinbrüche so verirrt, daß er erst nach drei Tagen durch die sorgfältigsten Nachforschungen, obgleich sehr geschwächt, aber doch noch lebend, wieder aufgefunden wurde. ‚. .

Die Regierung hat Depeschen vom Baron Delouzet, französischem Konsul in Malaga, erhalten, worin eine genaue Angabe von den Streitkräften, welche die spanische Regierung nach der afrikanischen Küste einschiffen läßt, gemacht wird. .

Der National will wissen, Herr Paul Royer Collard, Dekan der Rechts-Fakultät zu Paris, werde vor Gericht gestellt werden, um sich wegen der Insinnationen zu verantworten, die er sich gegen eine Magistratsperson erlaubt, daß diese nämlich von einer Compagnie Actien zum Geschenke verlangt habe, um einen passenden Verwaltungs⸗ Rath zu ernennen.

X Paris, 17. Jan. Heute wurde in der Sitzung der De⸗ putirten⸗Kammer der Adreß⸗Entwurf der Kommission, verfaßt von Herrn Vitet, verlesen, er lautet, wie folgt:

„Sire! Seit unserer letzten Session hat eine glückliche Aerndte die Be⸗ sorgnisse zerstreut und die Leiden gelindert, die auf dem Vaterlande lasteten. Frankreich verdient durch seinen Muth diese Gunst des Himmels. Nie— mals unter solchen Umständen ist die öffentliche Ordnung so allgemein Aus= recht erhalten worden. Die an , n,, haben begristen, daß 9 r. heit des Verkehrs das sicherste Heilmittel für unsere Leiden war. Der un erschöpfliche Eif ivat-⸗Wohlthätigkeit ist den Opfern des öffentlichen erschöpfliche Eifel der. *r f ser H U hat sich durch seine Um— Vermbgens zu Hülfe gekommen,. Une Handel hat sich durch seine 2 sicht gewahrt, wo nicht vor peinlichen Beeinträchtigungen, doch wenigstens vor den Kalamitäten, welche andere Staaten betroffen haben. Wir wün⸗ schen uns mit Ew. Majestät Glück dazu, am Ziele von Prüfungen ange⸗ langt zu sein, deren Andenken uns bleiben wird als eine beruhigende Er— fahrung und eine heilsame Warnung. Unsere Mitwirkung ist Ihnen ge⸗ sichert, um die großen Arbeiten zum Ziele zu führen, welche wir unternommen haben. Es ist von Wichtigkeit für die Macht und die Prosperität des Lan— des, zur Entwickelung unserer Industrie und für die Fortschritte unseres Ackerbaues, daß dieses große Werk zu Stande komme. Aber indem wir fortfahren, ihm hinreichende Hülfsquellen zu widmen, werden wir mit immer strengerer Sparsamkeit darüber wachen, in unseren Budgets die Vor— sicht aufrecht zu halten, auf welcher die Zukunft unserer Finanzen beruht, und endlich ein vollständiges und wirkliches Gleichgewicht herzustellen in den Einnahmen und Ausgaben, als erste Bedingung des Heils und der Sicher⸗ heit eines Staates. Der uns vorgelegte Gesetz⸗ Entwurf für Herabsetzung der Salzpreise und Verminderung der Brieftaxe in dem mit der Lage un- serer Finanzen vereinbaren Maße wird der Gegenstand unserer Sorgfalt und unserer ernstlichen Erwägungen sein. Wir hoffen, daß diese Session mit nüßlichen und wichtigen Arbeiten ausgefüllt sein wird; bereits sind Ge— setz-Entwürfe über den öffentlichen Unterricht, über das Regime der Ge— sängnisse, über unseren Zolltarif uns zur Berathung vorgelegt. Sie künden uns andere GesetzEntwurfe über verschiedene Materien an, die der Prü⸗ fung nicht weniger würdig sind, über die Gemeindegüter, über das Regime der Hopotheken, über die Leihhäuser, über die Anwendung der Sparkassen zu Erleichterung der Arbeiter in ihrem Alter. Wir werden dem Wunsche Ew. Majestät willfahren, indem wir beständig das Loos derjenigen zu mil— dern suchen werden, deren einzige Hülfsquelle die Arbeit ist. Wir müssen dieselben zugleich mit Festigkeit wahren gegen die Täuschungen gefährlicher Utopien und ihnen alle materiellen und moralischen Verbesserungen ver— schaffenl, deren Realisirung in unserer Macht steht. Die Beziehungen Ew. Majestät zu allen auswärtigen Mächten geben Ihnen das Vertrauen, daß der Friede der Welt gesichert sei. Wie Sie, Sire, hoffen wir, daß die Fortschritte der Civilisation und der Freiheit überall ohne Störung der in— neren Ordnung, noch der Unabhängigkeit, noch der guten Beziehungen der Staaten zu Stande kommen werden. Unsere Sympathieen und unsere Wünsche folgen den italienischen Souverainen und Völkern, welche im Ein⸗— klange auf dieser neuen Bahn mit einer Vorsicht und einer Weisheit vor— anschreiten, zu welcher das erhabene Oberhaupt der Christenheit ihnen das rührende und großherzige Beispiel gegeben hat. Der Bürgerkrieg ist bei einem benachbarten und befreundeten Volke ausgebrochen. Ihre Regierung hatte sich mit denen von England, Oesterreich, Preußen und Rußland ver— ständigt, um ihnen eine wohlwollende Vermittelung anzubieten. Die Schweiz wird, wir hoffen es, anerkennen, daß sie nur durch die Achtung der Rechte Aller und durch die Aufrechthaltung der Fundamental-Grundlagen der schweizer Eidgenossenschaft ihr Glück behaupten und die Bedingungen der Sicherheit bewahren kann, welche ihr Europa gewährleisten wollte. Treu der Sache eines edelherzigen Volkes, ruft Frankreich Europa die Rechte der polnischen Na— tionalität, welche so laut in den Verträgen stipulirt sind, ins Gedächtniß zurück. Die Kammer hofft, daß die von Ihrer Regierung im Einverständniß mit derjenigen der Königin von Großbritanien getroffenen Maßregeln endlich unsere Handelsbeziehungen an den Ufern des La Plata wieder herstellen werden. Wir ärndten in Algerien die Früchte unserer Beharrlichkeit und der unermüdlichen Hingebung unserer Soldaten und eines von einem aus— gezeichneten Chef glorreich geführten Krieges. Der furchtharste Gegner un⸗ serer Macht hat sich unterworfen. Dieses Ereigniß, welches Frankreich die nahe Erleichterung eines Theils seiner Lasten verheißt, bereitet eine neue Aera für unsere Niederlassungen in Afrika vor. Ihr vielgeliebter Sohn wird, wir haben das Vertrauen, seine große und schwierige Aufgabe wür dig lösen. Unter der Leitung Ihrer Regierung wird er unsere Hen schaft durch eine geregelte und wachsame Verwaltung befestigen. Den Wohltha⸗ ten des Friedens kömmt es zu, die Eroberungen dieses durch die Staͤrke unserer Waffen französisch gewordenen Landes fortzusetzsen. Sire! Indem Sie sich dem Dienste unseres Vaterlandes weihen mit jenem Muthe, den nichts darniederschlägt, selbst nicht die Streiche, dit Sie in Ihren theuer= sten Neigungen berühren, indem Sie Ihr 5. und das Ihrer Söhne dem Dienste unserer Interessen und unserer Würde widmen, befestigen Sie mit jedem Tage mehr das Gebäude, das wir mit Ihnen aufgerichtet ha⸗ ben. Rechnen Sie auf unsere Unterstützung, um Ihnen zu helfen bei dessen Vertheidigung. Die Agitation, welche feindliche Leidenschaften oder blindes Sich fortreißenlassen aufregen, wird zusammenfallen vor der öffentlichen Ein- sicht, wenn sie aufgeklärt sein wird durch unsere freien Erörterungen, durch bie Kundgebung aller legitimen Meinungen. In einer constitutionellen Monarchie überwindet die Einigkeit der großen Staatsgewalten alle Hin⸗ derniffe und gestattet, alle moralischen und materiellen Interessen des Landes zu befriedigen. Durch diese Einigkeit, Sire, werden wir die gesellschaftliche Ordnung und alle ihre Bedingungen aufrecht halten; wir werden die öffent- sichen Freiheiten und ihre ganze Entwickelung gewährleisten. Unsere Charte von 1830, von uns den Generationen, welche uns folgen, als ein unver-

letzliches Pfand überliefert, wird ihnen das kostbarste Erbe sichern, das den