1848 / 34 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

G r̊TIduterungen

zu dem

allgemeinen Etat der Einnahmen und Ausgaben des Staats

Der beiliegende Haupt- Finanz- Etat für das Jahr 1843 ist in derselben Form und nach denselben Grundsätzen aufgestellt, welche bei dem vorjährigen Etat beobachtet worden sind. Insoweit kann daher auf die mit diesem letzten Etat bekannt gemachten Erläuterungen Be— zug genommen werden. .

Was die Abweichungen des gegenwärtigen Etats von dem vo⸗ rigen betrifft, so ist darlber mit Uebergehung dessen, was von minderer Erheblichkeit erscheint oder nach der Natur der Verhältnisse sich von selbst ergiebt Folgendes zu bemerken.

A. Einnahme.

1. u. 2. Der bei der Domainen⸗ und Forst⸗Verwal⸗ tung zusammen auf 267,883 Rthlr. veranschlagte höhere Ueberschuß kommt allein auf Rechnung der Forst-Verwaltung.

Bei der Domainen⸗Verwaltung sind zwar durch vortheilhaftere Verpachtung mehrerer Güter, durch Umwandlung von Natural-Ab⸗— gaben und Diensten in Geldrente, so wie durch Erhöhung der Pacht⸗ gefälle in Folge Wegfalls der zur Vereinfachung des Kassen- und Rechnungswesens in den Domainen— und in den Steuer-Etats abge⸗ setzten Grundsteuern, nicht unbeträchtliche höhere Erträge erzielt und andererseits einige Ausgabe⸗Fonds, namentlich zu Bauten, in Folge der den Pächtern auferlegten höheren Bau⸗Verpflichtungen, nicht un⸗ erheblich herabgesetzt worden, während nur eine geringe Erhöhung der Aufsichts⸗- und Erhebungskosten und der auf das gutsherrliche Verhältniß des Staats sich gründenden Ausgaben eingetreten ist.

Dennoch ergiebt sich bei der Domainen-Verwaltung ein Minus an Ueberschuß im Betrage von 2958 Rthlr.ͥ, was hauptsächlich in Veräußerungen, einschließlich der Vererbpachtungen, so wie in Ablö⸗ sungen, zum Theil aber auch in der Uebertragung von Einnahme— posten auf andere Etats, namentlich der direkten Steuern, überhaupt also nur darin seinen Grund hat, daß verschiedene Objekte aus dem Bereiche, der Domainen-Verwaltung ausgeschieden sind.

. Bei der Forst⸗ Verwaltung ist dagegen der reine Ueberschuß auf 270,841 Rthlr. höher als im vorigen Jahre veranschlagt.

Dies Ergebniß kommt jedoch zum geringeren Theile auf Rech⸗ nung des zu erwartenden höheren Ertrags der Forsten; zum größe- ren Theile hat es darin seinen Grund, daß diejenigen 290060 Jithilr. welche in dem vorjährigen Etat sub Litt. 6 Nr. 2 der Einnahme zur Ablösung der auf den Forsten haftenden Berechtigungen durch Kapitalzahlung, im Wege gütlicher Uebereinkunft, ausgesetzt waren, von dem diesjährigen Etat abgesetzt worden sind. Diese Absetzung ist zur mehreren Sicherung der Mittel für andere dringendere Aus⸗= gaben geschehen, was jedoch nicht ausschließt, zu jener im Interesse der Forstwirthschaft allerdings wünschenswerthen Ablösung nachträg—⸗ lich eine Verwendung eintreten zu lassen, wenn sich demnächst ein dazu disponibler Ueberschuß ergiebt.

Die in Aussicht genommene Ertrags-Erhöhung ist bei den für den Absatz von Brenn- und Bauholz fortdauernd gisnstigen Konjunk— turen in Verbindung mit zweckmäßigen Einrichtungen als höchst wahr⸗ scheinlich zu betrachten. Mit diesem höheren Ertrage steigt auch die als Prodbuctionskosten zu betrachtende Ausgabe an Holzhauer- und Holzfuhrlöhnen sh e des Etats, so wie der aus einem aliquoten Theile des Ueberschusses sich bildende Pensions- und Unterstützungs⸗ Fonds su, f daselbst. 5

Daneben ist es nöthig geworden, die Ausgabe zu Forstkulturen, Forstbauten u. s. w. zu erhöhen; und durch Umwandlung von Holz— Deputaten in Geld ist eine, wenn auch unbedeutende Mehrausgabe herbeigeführt.

Gleichwohl stellt sich, nach Abrechnung dieser so eben gedachten, im Ganzen 19,20 Rthlr. betragenden Mehrausgaben, ein höherer Ertrag von 69, 346 Rthlr. heraus, denen noch kleine Ausgabe-Ersparnisse bei den Aufsichts⸗ und Erhebungskosten mit hinzutreten, so daß sich im Ganzen eine höhere Ein⸗ nahme von herausstellt.

Wird hiervon das Minus an Ueberschuß bei der Domainen⸗Verwaltung mit 2, 968

j 3 ö ö abgerechnet und dem hiernach verbleibenden Betrage

1, 495

70, 841 Rthir.

Di Nm. 2600, 00 *

.... 267,883 Rthlr.

gal und dem Be⸗

und Salinenwerken für 50, 005 Rihlr.

Etat, wenn auch nicht in erheblicher sind und bei den Verwaltun

65) Bei der Post-Verwaltung haben die Erträge bei allen 3 Positionen, in welche die Einnahmè geschieden ist, auf Grund der Fraction aus den Jahren 1814-46 höher als in dem vorigen Etat angesetzt werden können. Insbesondere ist bei bem Haupt⸗Einnahme⸗ 6 zu a die ansehnliche Steigerung gegen das Vorjahr um . Rthlr. eingetreten, und dieses Plus rührt zum größten g ei ei e. mit Rücksicht auf die Porto⸗Moderation des Jahres * Ve echtungewerthen und erfreulichen Mehreinnahme an Porto

. ei der in Ganzen um 203,600 Rthlr. höher veranschlagten

. der. Vost. Verwaltung, welcher noch deine Ersparniß an!

. 2 ern. Kosten im Betrage von 8506 Rthlr. hinzutritt, ober auf 6 8 4 mancher durch den höheren Ertrag bedingten aben) thunlich an des Postwesens berechneten Mehraus⸗ Lare schn a . kin anch. den itt lle berschuß gegen den 6 1 ehe zu erhöhen, wenn nicht bei den triebs · Ausgaben ansehnliche agepreisen die davon berührten Be—⸗

i l . 2 2. veranschlagt werden müssen. als sonst der Fall sein würde, hatten

füuͤr das Jahr 1848.

6) Bei der Lotterie⸗Verwaltung ist nur eine hauptsächlich in einer Ersparniß bei den Verwaltungskosten bestehende unbedeutende Veränderung eingetreten.

7 Verwaltung der direkten Steuern.

A. Grundsteuer. Bei den Ausgaben ist nur die geringe Er— höhung von 900 Rthlr. eingetreten. Das Minus von im Ganzen 18,198 Rthlr. rührt mithin zum größten Theile, nämlich im Betrage von 17,298 Rthlr., von einem Ausfall bei der Einnahme her. Letzte— res hat sehr verschiedene Ursachen, indem z. B. Grundstücke durch Verwendung zu gewissen öffentlichen Zwecken stenerfrei, andere durch den Uebergang aus dem TDomainen-Verbande in Privatbesitz steuer? bar werden, sodann durch Neubauten und durch Berichtigung der Kataster und Steuerrollen Veränderungen eingetreten sind und außerdem (wie oben zu 1 und 2 bemerkt worden) zur Vereinfachung des Kassen⸗ und Rechnungswesens Grundsteuern von Domainen- und Forst⸗Grundstücken abgesetzt oder Hebungen, die bisher auf anderen Etats standen, den Grundsteuern zugesetzt worden sind. Im Gan— zen ergiebt eine Vergleichung der solchergestalt entstandenen Ab- und Zugänge ein Minus von 3498 Rthlr. Dazu die in Folge der Aller— höchsten Ordre vom 31. Dezember 1845 (Gesetz Sammlung von 1846 Seite 22) weggefallenen, bisher bei den Grundsteuern verrech— neten Juden⸗Rekrutengelder im Großherzogthum Posen und in eini— gen anderen östlichen Landestheilen zum Betrage von 13,800 Rthlr., ergiebt den oben gedachten Ausfall von 17,298 Rthlr.

B. und C. Nach dem für die Fertigung der Provinzial-Etats bestehenden Turnus sind in den Provinzen Posen, Pommern und Sachsen, so wie in zwei Regierungs-Bezirken der Provinz Preußen, überhaupt also in zehn Regierungs-Bezirken, die Klassen⸗ und Gewerbesteuer, auf Grund des Turchschnittes der Jahre 1844 —46 für das laufende Jahr neu veranschlagt und nach dem Ergebniß dieses für die genannten beiden Steuerarten hinlängliche Sicherheit mit sich führenden Verfahrens ist bei der Klassensteuer, nach Abrech— nung einer Mehrausgabe an Erhebungskosten von 2276 Rthlr., ein reiner Mehrüberschuß von 54,599 Rthlr. und bei der Gewerbesteuer ein solcher von 35,3 14 Rthlr. zu erwarten.

8) Auch die Etats der indirekten Steuern werden in dem vorstehend zu 7 Litt. B. und C. gedachten Turnus nach dem Durch— schnittsErtrage der drei Vorjahre, jedoch unter Berücksichtigung der bei dieser Einnahme-Quelle mehr als bei einer anderen veränderlichen Umstände, neu regulirt. Sie ergeben für das laufende Jahr bei der Mehrzahl der verschiedenen Arten indirekter Steuern höhere Ansätze. Insbesondere zeigt sich bei den Eingangs-⸗, Ausgangs- und Durch⸗ gangs-Abgaben gegen den vorigen Etat das ansehnliche Plus von 620,567 Rthlr., auf welches mit um so größerer Wahrscheinlichkeit gerechnet werden kann, als schon das Jahr 1847 hinsichtlich der Zölle wieder etwas günstigere Nesultate, verglichen gegen das Jahr

1846, geliefert hat und letzteres, in welchem die Zölle gegen das Jahr 1815 erheblich herabgegangen waren, mit zu der Fraction gezogen ist, auf welcher der Ansaß beruht. Eine weniger im Betrage, als im Verhältniß zu dem früheren Ansatze erhebliche Steigerung tritt

bei der Rübenzucker⸗Steuer hervor. Das umgekehrte Verhältniß sin— det bei der Mahlsteuer und noch mehr bei der Stempelsteuer statt, bei welchen beiden Steuerarten der Betrag der Erhöhung an sich bedeutender, aber geringer im Verhältniß zu dem bisherigen Ertrage ist. Da im Ganzen bei zehn Arten von indirekten Steuern auf einen Mehrertrag von 788,B700 Rthlr. zu rechnen steht, so würde ungeachtet bei einigen anderen Steuerarten ein Ausfall im Betrage von 52,649 Rthlr. anzunehmen war und auf der anderen Seite die Verwaltungslosten bei den Provinzial⸗Steuer-Directionen und deren Unterbehörden in Folge der Geschäfts⸗Vermehrung, insbesondere durch Errichtung neuer und erweiterter Zoll- und Steuer Abfertigungen in den See- und Stromhäfen und an den Eisenbahnhöfen, um 29,951 Rthlr. gestiegen sind das finanzielle Ergebniß der Verwaltung der indirekten Steuern, deren Ertrag nach Abrechnung der zuletzt ge= nannten beiden Summen immer noch einen Mehr-Ueberschuß von 706,100 Rthlr. ergiebt, als ein sehr günstiges bezeichnet werden können, wenn nicht bei der Branntweinsteuer, mit Rücksicht darauf, daß auch die vorjährige Kartoffel⸗Aerndte wiederum nicht günstig ausgefallen ist, und daß daneben die Preise der Cerealien im Allge⸗— meinen auf einem ungewöhnlich hohen Standpunkt sich erhalten, ein abermaliges Zurückgehen der Einnahme und zwar in dem Garde zu besorgen wäre, daß jener Mehr⸗-Ueberschuß vollständig absorbirt wird und sogar ein Minus im Ertrage sämmtlicher Steuern gegen den vorigen Etat zum Belaufe von 73,015 Rthlr. sich herausstellt, indem nach den Erfahrungen des Jahres 1846 und der ersten drei Quartale des Jahres 1847 der Ausfall jener Steuer gegen den vo— rigen Etats-Ansatz auf nicht weniger als 779,115 Rthlr. hat ange⸗ nommen werden müssen.

9) Bei dem Salz-Monopol ergiebt sich abermals ein Mehr⸗ Ueberschuß, welcher sich, nach Abzug der Mehr-Ausgabe von 82,037 Rthlr., auf 136,800 Rthlr. beläuft und bei der Ausgabe sub III. 7 B. f. wieder zum Vorschein kommt, in welcher Hinsicht auf das in den Erläuterungen zu den Haupt-Finanz-Etats für 1844 und 1847 Gesagte Bezug genommen wird.

10) Ver Mehransatz an Sporteln bei der Justiz-Verwal— tung im Betrage von 85,072 Rthlr. ist das Ergebniß einer ander— weitigen Regulirung der Etats für die Untergerichte in den Departe— ments der Ober- Landesgerichte zu Frankfurt, Halberstadt, Münster und Hamm. Es ist anzunehmen, daß die Aufstellung neuer Etats in weiterem Umfange, bei Zugrundelegung des Durchschnittes der Einnahmen in den Jahren 1841-46, einen noch höheren Ansatz ge—⸗ stattet haben würde, andererseits aber nicht unerwähnt zu lassen, daß die Verordnung über das Verfahren in Civilprozessen vom 21. Juli 1816 (Gesetz⸗ Sammlung S. 291), wie auch das Gesetz, betreffend die Stempel und Gerichtskosten in Vormundschaftssachen und Ku— ratelen vom 23. Dezember 1846 (Gesetz- Sammlung von 1847 S. 3), aller Wahrscheinlichkeit nach einige Vermindernng der Sportel -Ein nahme zur Folge haben werden, welcher Umstand indeß bei Aufstel⸗ lung des vorliegenden Etats noch unberücksichtigt bleiben mußte, weil es zur Zeit an jedem Anhalt zu einer näheren Schätzung gebricht.

11) Diese Position erscheint in dem vorliegenden Etat zum er— sten Male, und es ist im letzteren selbst der Grund angegeben, wes— halb eine Ziffer noch nicht ausgeworfen werden kann.

12) Bei den verschiedenen Einnahmen rührt die Abwei— chung gegen den vorigen Etat hauptsächlich daher, daß eine Summe von 56,490 Rthlr., welche bisher in den Etats des Kriegs-Ministe⸗ riums als Ersparniß an der sogenannten Aeltesten Zulage in Ein⸗

nahme erschien, in dem diesjährigen Etat desselben von der Ausgabe

abgesetzt ist. Ohne diese Veränderung würde der Ertrag der ver— schiedenen Einnahmen im Ganzen um 16,930 Rthlr. höher anzuneh⸗ men gewesen sein.

Die Gesammt-Einnahme ergiebt ein Soll von 64,556,379 Rthlt. mithin gegen das vorige Jahr, in welchem das Soll betrug. b, M33, 697, mehr 522,682 Rthlr.

. J. Zur Verzinsung der Staatsschuld en ist in diesem Jahre ein Betrag von 125,033 Rthlr. weniger erforderlich. Davon ist die Summe von 79, 533 den Ausgaben zur Schulden⸗Tilgung überwiesen, mit hin bei diesem Titel eine Ersparniß von ...... .... 345, 500 Rthlr. eingetreten.

II. Bei den Passivis der General-Staatskasse ist durch Zurückzahlung des in den Erläuterungen zu dem Etat für 1847 erwähnten Vorschußrestes von 350 000 Rthlr. gleichfalls eine erheb— liche Ersparniß eingetreten. Dazu tritt durch Abtragung eines ande—⸗ ren Kapitals von 100,000 Rthlr. eine Zins- Ersparniß von 3509 Rthlr. und ein überschläglich 3510 Rthlr. betragendes Weniger an Cautions-Zinsen. Andererseits hat sich der Bedarf zur Verzinsung und Tilgung der Chausseebau-Kapitalien nach dem feststehenden Amor tisations Plane für dies Jahr nicht unbeträchtlich, nämlich um 47,000 Rthlr., erhöht. Außerdem ist der Zuschuß, dessen die Königliche allgemeine Wittwen-Verpflegungs⸗Anstalt muthmaßlich bedürfen wird, um 13,100 Rthlr. gestiegen. Endlich sind den Entschädigungs⸗Renten 3052 Rthlr. hinzugetreten. Dennoch ergiebt sich auch bei diesem Ti⸗ tel im Ganzen eine Minder-Ausgabe von 293,558 Rthlr.

III. Staats⸗-Verwaltung.

1) Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Me⸗— dizinal⸗ Angelegenheiten.

Das Etats Quantum dieses Ministeriums ist im Ganzen um 19,123 Rthlr. gestiegen, was größtentheils auf Rechnung von Zu— schüssen für den öffentlichen Unterricht zu setzen ist. Bei den Kosten für den evangelischen Kultus wird die eingetretene Etats-Erhöhung von 3440 Rihlr. (worunter aber noch 2183 Rthlr. für den in den vorjährigen Erläuterungen näher erwähnten, aus heimfallenden Stists— Pensionen sich bildenden Dispositions-Fonds) von einer anderweiti⸗ gen, 4280 Rthlr. betragenden Ersparniß überwogen.

Den Ausgaben für den katholischen Kultus sind und zwar nur den Besoldungen und Zuschüssen für Pfarrer und Kirchen in verschiedenen einzelnen Bewilligungen 1477 Rthlr. hinzugetreten. Diese einzelnen Summen, mit einander verglichen, ergeben eine Mehr— Ausgabe für den Kultus von im Ganzen nur 637 Rthlr.

Dagegen sind zu Unterrichtszwecken neu bewilligt: für die ÜUniversitäten „847 Rthlr. zu Stipendien y für Gymnasien und zwar in der Provinz Posen für Schullehrer⸗Seminarien für das Elementar-Schulwesen

. . . überhaupt 20,663 oder nach Abrechnung einer Ersparniß bei den Aka—

ö, 115 J ö . 20,548 Rthlr. Für das Medizinalwesen tritt nur eine Ausgabe-Er—

höhung von ] 259 Rthlr. ein. Dazu dis vorgedach ten. .... sls für den öffentlichen Unterricht und , für den Kultus, ergiebt ein Mehr von 21, 444 Rthlr. Diesen treten einige Ersparnisse bei dem Ministerium J

selbst, so wie bei den Provinzial-Schulkollegien, im

Betrage von . 321 Rthlr. gegenüber, wonach sich das oben erwähnse höhere

, gegen den vorigen Etat von ergiebt.

Zu bemerken bleibt hiernach bei diesem Ministerium nur noch, daß die Verordnung, betreffend die Ressort-Verhältnisse der Provin—⸗ zial⸗-Behörden für das evangelische Kirchenwesen vom 27. Juni 1845 (Gesetz⸗ Sammlung Seite 441), insbesondere 8. 6 derselben, es nöthig gemacht hat, für die evangelischen Konsistorien besondere Besoldungs— und Bedürfniß-Etats aufzustellen, daher diese Behörden in dem vor— liegenden Etat getrennt von den Provinzial-Schulkollegien erschei⸗ nen, was in dem Etat für 1847 nicht der Fall war. In dem künf—⸗ tigen Etat werden daher auch die Ausgaben für die Provinzial— Schulkollegien aus der Abtheilung D zu der Abtheilung C über⸗ treten.

2) Die Zuschuß-Erhöhung für das Ministerium des In— nern beträgt 20,382 Rthlr. Darunter befinden sich 12,280 Rthlr., welche für Straf- und Gefängniß-Anstalten mehr, hauptsächlich in Folge der gestiegenen Preise der Lebensmittel, erforderlich sind, und 6331 Rthlr. an neuen Zuschüssen für die Polizei⸗-Verwaltung in den Städten Elbing, Posen und Köln.

3) Bei dem Ministerium der auswärtigen Angelegen⸗ heiten tritt, hauptsächlich in Folge Wegfalles eines Gehaltes, eine Ausgabe-Ersparniß von 1717 Rthlr. hervor.

4) Bei dem Kriegs-Ministerium finden verschiedene Ab⸗ weichungen gegen den vorigen Etat statt. Zur Erläuterung der Ausgabe ⸗Erhöhungen ist Folgendes zu bemerken.

Einige Truͤppentheile haben eine Verstärkung erhalten oder im laufenden Jahre zu erwarten. Es ist nämlich die Schul-Abtheilung des Lehr-Infanterie-Bataillons um 119 Mann und 1 Oberarzt verstärkt worden; die schon vor einigen Jahren beschlossene und im Jahre 1845 begonnene Augmentation der 8 Jäger-Abtheilungen des Heeres um je 29 Mann wird in dem laufenden Jahre durch den abermaligen Zutritt von 400 Mann, nämlich 50 pro Abtheilung, ihre Vollendung erhalten; die anderweitige Dis location der 4ten Di⸗ viston aus Polmmern und der Neumark in die Regierungsbezirke Ma— rienwerder und Bromberg hat eine Verstärkung des 1sten und 3ten kombinirten Reserve⸗-Bataillons um je 190 Mann und des 2ten kombinirten Referve-Bataillons um 20h) Mann zur Folge gehabt. Die etatsmäßige Stärke des Heeres ist also in diesen drei Veranlassun⸗ gen um 900 Mann gestiegen, und dies hat dann eine Erhöhung verschiedener Ausgabe- Titel, nämlich für die Geld⸗Verpflegung, für die Ratural-Verßflegung, für die Bekleidung, für die Serbis? und

19,123 Rthlr.

Garnison⸗Verwaltung ꝛc., zur Folge. Wenn dies in dem vorliegen- den Etat hinsichtlich der Geld-Verpflegung nicht ersichtlich wird, so hat dies in der oben erwähnten Absetzung der bisher als Ersparniß unter den Einnahmen des enge fe erben. aufgeführten Aelte⸗ sten-Zulage von der Ausgabe seinen Grund. Eine andere und nicht unbeträchtliche Etats ⸗Erhöhung erklärt sich folgendermaßen. Bisher sind die Anschaffungskosten für die jährlich erforderlichen 3279 Re⸗ monten nach bestimmten, vor einer Reihe von Jahren angenommenen Preissätzen dem Kriegs⸗-Ministerium vergütigt worden. iese Sätze haben sich längst als unzureichend erwiesen, und es hat daher der Mehrbedarf bisher extraordinair gedeckt werden müssen. Um dies in der Folge zu vermeiden, hat man sich dazu entschließen müssen, den Geldbedarf für die Remonten nach dem Preise, welcher in den vor—⸗ angegangenen 6 Jahren durchschnittlich gezahlt worden ist, und wel⸗ cher nach der Fraction der Jahre 1841 bis 1846 91 Rthlr. 1 Sgr. 5 Pf. pro Pferd beträgt, zum Etat zu bringen. Eine weitere Ver⸗ änderung des letzteren gründet sich in einer verhältnißmäßig nicht be= deutenden Erhöhung des Dotirungs-Etats der Festung Posen. Außerdem sind Zugänge bei verschiedenen persönlichen Ausgaben, ins⸗ besondere bei den sehr dem Wechsel unterliegenden Milita ir Pensionen und Invaliden Gehältern, ersichtlich, wobei indeß noch erwähnt wer⸗ den muß, daß unter den für das Ministerium selbst und dessen Kasse mehr angesetzten 4376 Rthlr. nur das Gehalt einer neu kreirten Re— gistratorstelle für die Zeichnungen -Registratur der Artillerie- Abthei⸗ lung enthalten ist, der Nest aber in einem Zuschusse aus der Mili— tair-Wittwenkasse für den Besoldungs- und Bedürfniß - Fonds des Kriegs-Ministeriums und der General-Militairkasse besteht, welcher bisher von den Spezial⸗Etats beider abgesetzt wurde, gegenwärtig aber den vermischten Einnahmen (6sub 13 a.) zugesetzt und hier in Ausgabe gestellt ist.

Den Etats⸗Erhöhungen stehen Ersparnisse von erheblicherem Betrage gegenüber. Bisher waren zur Anschaffung leichter Perkus⸗ sionsgewehre 177,490 Rthlr. 20 Sgr. ausgesetzt. Diese Summe ist einstweilen nicht weiter erforderlich und daher vom Etat abgesetzt. Dazu treten die oben bei der Einnahme (sub 13 2.) erwähnten 65,490 Rthlr., welche an der Aeltesten-Zulage erspart werden. Außerdem sind zu „verschiedenen Ausgaben“ sub gg 17,225 Rthlr. weniger erforderlich (das hier sonst hervortretende Minus besteht in

Der kölner Dombau.

Köln, 30. Jan. (Köln. Domblatt.) In der Versammlung des Vorstandes des Central ⸗Dombau - Vereins am 24. Januar gab der Vor— sitzende dem Vorstande Kenntniß von dem Berichte der zur Ueberreichung der Adresse des Vorstandes an des Königs Majestät bestimmten Deputa— tion, welcher sich auf den Wunsch des Vorstandes der General-Direktor der Königlichen Museen, Herr von Olfers, angeschlossen hatte, mit dem Bemerken, daß wahrscheinlich in kurzem die Befehle Sr. Majestät des Kö— nigs in Beziehung auf das Fest-Programm eingehen würden. Die Ver— sammlung nahm diese Mittheilungen freudig entgegen. Das betreffende Schreiben lautet:

„Zur Eiledigung des uns ertheilten ehrenvollen Auftrages beeilen wir uns, Einem Wohllöblichen Vorstande des kölner Central -Dombau- Vereins die ganz ergebenste Mittheilung zu machen, daß Se. Majestät der König in einer uns heute bewilligten Audienz das Einladungs— Schreiben des Vorstandes zu dem im Laufe dieses Jahres bevorstehen· den Domfeste mit lebhaftem Interesse entgegenzunehmen und Sich in freundlichster Weise dahin zu äußern geruht haben, daß, wenn nicht un— vorhergesehene Hemmnisse eintreten, Allerhöchstdieselben gewiß nichts ab- halten solle, dem Feste beizuwohnen.

Berlin, 20. Januar 1848.

Fr. E. Graf von Fürstenberg⸗Stammheim. von Olfers.

Frhr. von Münch-⸗Bellinghausen.“

Herr Pfarr-Verwalter Thissen verlas den Entwurf der an Se. Heilig- keit den Papst Pius 1X. zu richtenden Adresse in lateinischer Sprache und in einer deutschen Uebersetzung. Der Entwurf wurde genehmigt.

Aus dem vorgelegten Bericht über die Einnahme und die Rechnung der Vereinskasse für 1847 ergab sich Folgendes:

Seit der letzten Versammlung, bis zu welcher als Einnahme vom 1. Januar 1847 eine Summe von .... 19,430 Rihlr. 16 Sgr. 5 Pf. aufgeführt wurde, sind bei der Vereins-

Kasse bis zum Schlusse des Jahres 1847

ferner eingegangen.... so daß die Einnahme des Vereins im Kalenderjahre 1847 überhaupt beträgt..

Laut Bericht vom 277. Januar v. J. war die Gesammt-⸗Einnahme des Vereins . bis zum Jahresschlusse 1846... 181,488 1i9

Mithin stellt sich dieselbe am 31. De- . . zember 1847 auf 203,937 Rthlr. 142 Sgr. 10 Pf. . Von dieser Summe sind bis zum Jahresschlusse verwendet worden:

1) Durch Zahlung an die hohe Metropolitan⸗-Domkirche, und zwar:

a) im Jahre 1843: 409090 Rthlr.

1 n 1844: 30,000 *

c) * 1845: 30,000 *

8) 656356 gn,

eh * 18147 41,000 Nihlr. Sgr. Pf.

ö, ,,, 2) Durch Zahlung an Maler Steinle für Erneuerung der Wandgemälde im hohen Chore.......... 3 Durch Zahlung an die König- liche Regierungs⸗-Hauptkasse für den Ankauf des von Geyrschen Lagerhau— ses am Dom und als Erstattung der irrthümlich an den Central Verein ge⸗ sandten Beiträge des frankfurter Dom- bau⸗Vereins .. J 4) An Verwaltungs -Kosten und sonstigen Geschästs Ausgaben: . Rihlr. Sg. Pf. a) im Jahre 1842. 856 z 4 15 . 1a. gon 28 5 1844. s39 10 4) * I . 9) * 1 1816 ' 743 9 6 f) * * 1847 713 28 Summa. 41,605 5) An außerordentlichen Ausgaben (für Vereins⸗Gedenkzeichen, Vereins- Festlichkeiten u. s. w.). 2980

3

22, 448 Rthlr. 23

9,700

Rthlr. Sg. Pf

Diese Gesammt-Ausgabe mit 197,808 89 65

von der Gesammt⸗Einnahme abgezogen, läßt Ende De⸗ zember 1847 einen disponiblen Kassen-Bestand von 6, 269 3 4

Sodann wurde das Schreiben des Central-Vorstandes des deutsch— olämischen Sängerbundes für Deutschland, mittelst dessen aus den. Ertrage des zu Gent gehaltenen Festes die Summe von S9 Fr. zur Beschaffung eines Fensters in gebranntem Glase in der oberen Chor - Gallerie „als ein gottesdienstliches Spfer und als ein Beweis von vaterländischer Juneigung übersandt und die Gründung eines Hülfs-Dombau- Vereins in Gent als beabsichtigt angezeigt wird, vorgelesen und dankbar entgegengenommen.

Der Vorsttzende verlas sodann solgenden Bericht des Dom-BFaumeisters über die Bauthätigkeit vom 1. Oftober bis Ende Dezember 1847:

„In dem einmal geordneten Gange des Dombaues kommen jetzt nur we⸗

265 Uebertragungen auf andere Ausgabe -Titel des Kriegs⸗-Mini⸗ steriums).

Nach Vergleichung der Mehr- und der Minder⸗-Ausgaben ergiebt sich, daß der Zuschuß aus der General-Staatskasse für das Kriegs NMinisterium gegen den vorigen Etatsich um 111,562 Rthlr. verringert hat, wo neben die unter Rr. V. 5 aufgeführte ansehnliche Ausgabe- Post für das Militairwesen zu be⸗— rücksichtigen bleibt. .

5) Der Ausgabe⸗Etat der JustizVerwaltung ist mit einer kleinen Differenz von 70 Rthlr. um den Betrag der Mehr-Ein⸗ nahme an Sporteln, nämlich um 87,589 Rthlre, erhöht worden und dieser Betrag größtentheils, nämlich mit 80, 355 Rthlr., verschiedenen Untergerichten zu gute gekommen, deren Ausstattung dem gegenwär⸗ tigen Bedürfnisse nicht mehr entsprach. Außerdem ist einé aberma— lige Erhöhung der Kriminalkosten um 23,834 Rthlr. eingetreten, welche durch das für die Untergerichte nicht verwendete Mehr an Sporteln, so wie durch Ersparnisse bei den Obergerichten und bei den Centralstellen, gedeckt werden.

Die Mehrausgabe der Justiz⸗-Offizianten⸗Wittwenkasse wird durch eine eigene Mehreinnahme derselben ausgeglichen.

7) B. Bei der Verwaltung für Handel, Gewerbe und Bauwesen sind mehrere erhebliche Etatsveränderungen eingetreten. Die bedeutendste Ausgabe⸗Erhöhung betrifft die Erhaltung der Kunst⸗ straßen. Bereits in den Erläuterungen zu dem Haupt-Finanz-Etat für 1847 ist bemerkt, daß der Ansatz für Chaussee⸗-Unterhaltungsko⸗ sten von 1125 Rthlrn. auf die Meile sich schon seit längerer Zeit als unzureichend erwiesen hat. Es ist daher der zu diesen Kosten ausgesetzte Fonds in dem diesjährigen Etat um 100,000 Rthlr. ver⸗ stärkt worden, derselbe aber auch dadurch um 79,312 Rthlr. in die Höhe gegangen, daß abermals 7043 Meilen Chaussee hinzugekommen sind. In Folge dieses Umstandes haben mehrere Wegebaubeamten⸗ stellen neu kreirt werden müssen, was einen Mehraufwand von 5747 Rthlrn. veranlaßt. Die übrigen Veränderungen bei dieser Verwal⸗ tung bestehen (abgesehen von der bereits oben zu Nr.) der Einnahme erläuterten Erhöhung des Eisenbahn - Fonds) in dem Gehalte einer neuen Stelle bei der Ober-Bau⸗Dexutation, in Gehalts⸗Erhöhungen für das Marine- und Lootsen - Personal und in einem Zuschusse zur

Unterhaltung der Wasserwerke. * 6 D

nige bemerkenswerthe Momente vor, die hier zum Gegenstande besonderer Be— trachtung dienen könnten; in nächster Zukunft aber kehrt eine Epoche wieder, die durch einen sichtbaren Abschnitt der neueren Bauthätigkeit besonders her— vorgehoben werden soll. Auf den 14. August 1848 fällt nämlich die sechste Säkularfeier der Gründung des Domes, und es war daher schon lange der Wunsch, an diesem Tage das Langhaus mit seinen Querschiffen in der ganzen Ausdehnung des Driginal-Gründrisses dem Gottesdienste zu weihen, freilich noch nicht in gänzlicher Vollendung, aber dennoch in einem wür— digeren Zustande, als ihn jener sechshundertjährige Zeitraum jemals er— blicken ließ.

„Das Bild des Domes bis zum 4. September 1842, wo nach Jahr- hunderte langem Stillstande der erste Schritt zum Ausbaue der unvollen= deten Theile neuerdings wieder unternommen wurde, ist allgemein bekannt; man erinnert sich noch der dunklen, weiten Näume unter den niedrigen, schlechten Bretterdecken, welche durch ihre elliptischen Bogen einen höchst stö— renden Gegensatz zu den edlen Formen des Spitzbogen-Styles hervorbrach- ten und in ihrem gesahrdrohenden Zustande dringend zur Abhülfe mahnten. Weniger bekannt aber war die mangelhafte und schwankende Beschaffenheit vieler Haupteonstructionen, deren Wiederherstellung in Verbindung des mü— hevollen Zusammenfügens der älteren und neueren Haustein⸗Mauern sehr zeitraubende Vorrichtungen veranlaßte, wodurch es eine lange Zeit hindurch zweifelhaft blieb, ob man den zum Jahre 1848 beabsichtigten Zweck würde erreichen können. Erst nachdem jene technischen Schwierigkeiten überstiegen worden waren, gewann der Dombau in den beiden letzten Jahren, nament- lich aber in dem jüngst verflossenen, einen so sichtbaren Aufschwung, daß nunmehr die Erstrebung des bestimmten Zieles zum 14. August 1848 in sichere Aussicht gestellt werden kann.

„Betrachtet man zunächst die Leistungen des letzten Vierteljahres, so nimmt man wahr, wie sowohl auf der Süd- als auf der Nordseite, wo— selbst bekanntlich die Bauthätigkeit getrennt für Königliche und für Ver- eins Rechnung ausgeübt wird, das Querschiff in seiner westlichen Fen—

ster-⸗Gallerie sich an diejenigen des Mittelschiffes in gleicher Höhe anschließt und sich bis nach den Kreuzgiebeln fortsetzt. Dagegen konnten die beiden äußersten Enden der östlichen, an den Hochchor anschließenden Fenster-⸗Gal⸗ lerieen, welche nach dieser Seite die Umfassungsmauer des Ouerschiffes bil= den, noch nicht aufgebaut werden, weil die im letzten Bauberichte erwähn« ten Herstellungs-Arbeiten der alten Gewölbpfeiler längere Zeit in Anspruch nahmen und daher die sich hieran und an die neuen Kreuzgiebelmauern anschließenden Gurtbogen erst sehr spät zum Schlusse kamen. Die beiden Kreuzgiebelmauern mit ihren Eingangs-Portalen sind bereits bis über das Hauptgesims hinauf gefördert, welches sich als Krönung der Seitenschiffs—⸗ Umfassungsmauern herumzieht.

„Das nächste Frühjahr wird dazu ausreichen, diese Giebelmauern mit den darin anzubringenden Fenster⸗Gallerieen, so wie auch die östliche, oben erwähnte Umfassung des Querschiffes auf die gegenwärtige Höhe des vor⸗— deren Mittelschiffes zu bringen. Es wird alsdann das durch die beiden letztgenannten Gebäudetheile sich bildende Kreuz eine Gesammthöhe von 86 Fuß erreicht haben, in welcher die Construction des Nothdaches über dem Mittelschiffe bereits ruht und auch während des künftigen Frühjahres über dem Querschiffe fortgesetzt werden soll. Erst wenn dieses der Fall sein wird, kann die Eindeckung des Nothdaches mit Zink erfolgen; das Dach muß nämlich erst von allen Seiten geschlossen sein, damit nicht durch einen in dieser bedeutenden Höhe leicht vorkommenden Windstoß die Metalldeckung von unten ergriffen und gefährdet werden könne.

„Die Verzimmerung des Dachverbandes geschieht während des Win— ters: seine Construction ist so eingerichtet, daß er als Baugerüst für den darüber weiter fortzusetzenden Steinbau des Mittel- und Quer-Schiffes die⸗ nen wird. Man kann daher das Nothdach als ein schwebendes, über den schon 86 Fuß hoch aufgebauten Gewölbpfeilern ruhendes Baugerüst ansehen, durch dessen Bedeckung gleichzeitig die neuerbauten Theile geschützt, während die unteren Kirchenräume für ihre eigentliche Bestimmung benutzbar werden. ö

„Der gegenwärtige Stand der ganzen Bau-AUnlage ist kurz folgender: Im Langhause sind sämmtliche Seiten- Schiffe überwölbt und mit Zink— Dächern überdeckt; die in den Umfassungs-Mauern angebrachten steinernen Fenster-Nüstungen harren der Verglasung. Das Mittel- Schiff erreicht in seinen Umfassungs⸗Mauern S6 Fuß Höhe und trägt bereits den Dachver- beand; dieser wird in gleicher Höhe auch über dem Quer-Schiffe aufgeschla⸗= gen und sämmtliches Üümfassungs-Mauerwerk von Haustein bis zum Noth—

Dache vollendet werden; so daß demnach bei unausgesetzter Thätigkeit in Ausführung der vorstehenden und aller sonstigen Neben-Arbeiten das Lang-= haus in der hier beschriebenen Weise, bis zum 14. August 1848 hergestellt / und demnächst für den Gottesdienst eingerichtet werden kann.“

wissenschaftliche und Kunst nachrichten.

Königliches Opernhaus. Mad. Viardot⸗Garcia: Donna Anna. (Den 30. Januar.) (Verspätet wegen Mangel an Raum.)

Donna Anna im „Don Juan“ gehört (gleich der Iphigenia, Norma, Recha ꝛc.) zu der Zahl dramatischer Gestaltungen, die durch Mad. Gar⸗= cia bereits in ihrem vorjährigen Gastrollenkreis vorgeführt wurden und da— mals hinreichende Würdigung durch Kritik und Publikum gefunden haben.

Wir begnügen uns daher mit einigen Andeutungen über die Leistung, in · dem wir der Aufführung der Oper im Uebrigen das Lob einer wohlgelun·

Don Juan.

9) Bei den nicht zu den Ministerien gehörigen Cen tralbe⸗ hörden verdient nur der Umstand Erwähnung, daß bei dem stati- stischen Büreau ein meteorologisches Institut neu gegründet worden ist, dessen Kosten das hier ersichtliche Mehr ,

106) Bei den Ober-Präsidien und Regierungen ist nach Abrech= nung einer kleinen Mehrausgabe für Prozeßkosten durch Heimfall von sogenannten Aussterbe-Besoldungen eine Ersparniß von 2236 Rthlrn. eingetreten.

JV. In ähnlicher Veranlassung ist der Ausgabetitel an Pensio- nen um 38,694 Rthlr. verringert. ;

V. Der Titel Insgemein weist (außer dem Mehr bei dem sub s gedachten Neserve-Fonds, welches sich durch den oben erwähn- ten Zugang an Militair⸗Mannschaft erläutert) darin eine wesentliche Veränderung nach, daß der sub 2 zu extraordinairen Bedürfnissen bestimmte Fonds von 2,500, 000 Rthlrn. auf 3,000, 000 Rthlr. erhöht worden ist, da zu mehrerer Förderung der bereits in Angriff genom- menen Festungss,, Strom-, Hafen und anderen Bauten ꝛ2c., so wie zur Ausführung neuer Bauten dieser Art, eine etatsmäßige Erhöhung des gedachten Fonds, welcher bisher schon jährlich aus den Ueber- schüssen der Finanz⸗Verwaltung sehr bedeutende außerordentliche Zu⸗ schüsse empfangen hat, für eben so wünschenswerth als nothwendig zu achten ist. Dieser Mehrausgabe von 500,000 Rthlrn. ungeachtet bleiben zu außerordentlichen Bedürfnissen aller Art, statt der dafür nach dem vorigen Etat nur disponibel gewesenen. . 360,000 Rihlr. dees nl,, w 700, 000 * ; 3460, 900 Rthlr. mit deren Hülfe den mancherlei anderen ungewöhnlichen Anforderungen an die Staatskasse wird begegnet werden können.

Der Schluß des Etats ergiebt als Soll-Aus⸗ gabe 64,556, 379 Rthlr. Nach dem vorigen Etat betrug dieselbe 64, 033, 697 * k 522, 682 Rthlr. gestiegen, welche durch die Mehreinnahme von gleichem Betrage ge⸗ deckt werden.

Berlin, den 20. Januar 1848.

Der Finanz ⸗Minister. von Düesberg.

genen ertheilen. Jedenfalls gilt die Donna Anna mit Recht für eine der großartigsten Kunstleistungen unseres Gastes. Die Eigenthümlichkeit der Künst⸗ lerin verschmilzt sich hier aufs glücklichste mit der objektiven Haltung der Rolle, so daß wir eine Donna Anna sehen, ganz wie sie Mozart ge⸗ zeichnet hat: eine leidenschaftliche, glutvolle, vom Geiste der Rache tief durchdrungene Spanierin. Der ganze Ehgrakter wird, durch die feinste Reflektion dramatisch gesteigert, in herrlicher einheits voller Färbung dargestellt, jeder Moment gelangt zu wahrer Bedeutung, zur vollsten Geltung. Von welch' erschütternder Wirkung ist z. B.. um nur einiger Züge zu gedenken gleich der erste Auftritt; wo Donna Anna, den Fievler fest umklammernd, aus dem Palaste stürzil! Von welcher Wahrheit des Ausdrucks im Gesang und Spiel jener Moment an der Leiche des Vaters! Von welch' gewaltigem Eindruck der verzweiflungsvolle Aufruf zur Rache in dem berühmten D-moll- Duett. Dann später, wenn wir Donna Anna im Quartett wieder begeg⸗ nen, welch' unvergleichliches Spiel entfaltet die Künstlerin in dem Augen⸗ blicke, als Don Juan sich selbst durch seine leidenschaftlichen Worte als jenen Ruchlosen zu erkennen giebt, der den frevelnden Angriff auf ihre Person gewagt hat! Und nun in der Erzählung des Ueberfalles: mit wel- cher dramatischer Lebendigkeit und Treue erfaßt sie diese ergreifende Si⸗ tuation! Nicht länger vermag Anna zu schweigen, nicht länger ihre verzweiflungsvolle Unruhe zurückzudrängen. In dem hestigsten Ausdrucke der Angst nach Hülfe, nach Schutz rufend, läßt sie die Glut der Leiden⸗ schaft in hellen Flammen ausbrechen. Der Racheruf ertönt (im Recitativ) mit verdoppelter Gewalt. Wie ein Fenerguß durchströmt er die Arie, in welcher Donna Anna als kampfgerüstete Heldin dasteht und die ganze Welt gegen Don Juan in die Waffen rufen möchte. Was die Künst⸗ lerin hier leistet, bildet unstreitig den Höhepunkt der ganzen Lei- stung. Sie malt mit den brennendsten Farben und liefert ein so treues Bild, daß man das ganze Abenteuer gleichsam mit durch- lebt und aufs tiefste von der Wahrheit des BDargestellten ergriffen wird. Jeder Accent ist von Bedeutung, jede Bewegung groß, jeder Ton

ein Blitzstrahl, der die Seele trifft. Mit einem Worte, die Künstlerin weiß Mozart's heiligste Schöpfung bis in die kleinsten Motive meister⸗= lich zu erfassen und in unvergleichlicher Vollendung wiederzugeben, so daß der Eindruck nur ein außergewöhnlicher, ein außerordentlicher sein kann.

Die übrige Besetzung war, bis auf die der Donna Elvira, die bekannte. Dlle. Brexendorf sang diese Partie mit ihrer frischen, angenehmen Stimme musikalisch korrekl, ohne jedoch den dramatischen und ästhetischen Anforderungen durchweg genügen zu können. Auf eine richtigere Aus- sprache hätte sie zunächst ihr Augenmerk zu richten, soll sich das Ohr des gebildeten Hörers anders in dig Hinsicht nicht durch Ungehörigkeiten un- angenehm berührt fühlen. Chor und Orchester zeichneten sich aus. Die Aufführung der Oper unter Taubert's Leitung war überhaupt, wie schon Eingangs angedeutet wurde, eine gelungene, das Haus ganz gefüllt. 2.

Die wissenschaftlichen Vorlesungen in der Sing⸗ Akademie. Vierte ner,, (Den 29. Januar.) (Verspätet wegen Mangel an Raum.)

Wir hörten heute einen interessanten Vortrag über Visionen von Herrn Prosessor Hecker. Die Medizin ist gewiß die vornehmste Wis⸗ senschaft, um uns Erscheinungen zu erklären, die auf der Gränzscheide der sinnlichen und übersinnlichen Welt stehen, denn da jede geistige Thätigkeit des Menschen ihr entsprechendes sinnliches Organ haben muß, durch welches sie entsteht, so wird auch die der Medizin anheimfallende immer tiefere Er- sorschung der Organisation des menschlichen Körpers endlich die natürlichen Ursachen von Erscheinungen finden müssen, welche bisher als absolut uner= klärlich angesehen wurden. Herr Professor Hecker hat sich diesen dankbaren Zweig seiner Wissenschaft zu besonderem Studium gewählt und uns in der heutigen Vorlesung eine rühmliche Probe von den durch ihn gefundenen Resulta= ten gegeben. Die Krone der Naturwissenschaft, die Lehre vom Nervenleben, welche die neueste Zeit erst vollständig ausge inet hat, enthält den Schlüs⸗ sel zur Auftlärung solcher merkwürdigen Erscheinungen, wie die Visionen sind, d. i. eines fubjektiven Sehens und Hörens, welches nicht erst durch einen äußeren Gegenstand hervorgerufen zu werden braucht, sondern durch innere Thätigkeit der Organe erzeugt wird, indem nach einem gefundenen Gesetze jede Reizung der Hirnneiven auf deren äußerste Enden wirkt und dadurch eine Vorstellung nach außen hervorruft. Man nennt diese Erschei⸗ nungen fälschlich Hallucinationen, Sinnes täuschungen, denn die Sinne werden keinesweges getäuscht, sondern im Gegentheile, sie erzeugen die wirk- liche Wahrnehmung des Gegenstandes. Herr Professor Hecker erklärte hier⸗ auf zuvörderst die einfachen Visionen welche in Folge einer Reizung der Nerven durch Fieber, Entzündungen, Blutstockungen u. s. w. 1 werden, erwähnte dabei des Büchhändlers Nicolai, welcher zwei Monate lang bei vollem Bewußtsein die Gestalten verstorbener und abwesender Freunde auf der Straße, in Gesellschast und bei sich zu Hause sah und eden hörte, und ging dann zu dem Haupttheile seines Vortrags, den Vi—= sionen, über, die, unter Einwirkung der Phantasie erzeugt, die allgemeinen Urfachen geistiger und politischer Entwickelung der Staaten und Völker ge— worden sind. Dadurch verlieh der Redner eng Vertrage ein höheres fusturhistorisches Interesse. Den Einfluß dieser Visionen auf Wissenschaft,

Kunst, Politik, in früheren Zeiten an den Beispielen des griechischen Red-= ners Aristides, Cellini's, der mittelalterlichen Gespenster von Ahnfrauen,