1848 / 36 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

* Weimar, 2. Febr. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prin= zessin von Preußen ist gestern Abend auf der Eisenbahn bei Höchst- ihren durchlauchtigsten Aeltern im hiesigen Residenzschlosse angekommen.

Zu der erfreulichen Geburtstagsfeier unseres Großherzogs am heutigen Tage haben sich außerdem noch eine Anzahl sehr werther Gäste eingefunden, welche dieses Fest verherrlichen und verschönern, namentlich Ihre Durchlauchten der regierende Fürst von Schwarzburg⸗ Rudolstadt, Prinz Adolph von Schwarzburg, Fürst von Schönburg, Fürst Pückler, Seine Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Olden⸗ burg, Feldmarschall von Müffling, die Generale Gra Henckel von Donnersmarck, von Wedemann zc., so wie Königl. preußische Offi⸗ iere aus Erfurt, Langensalza, Merseburg, Eisleben ꝛc. Unsere Re⸗

denz ist daher heute seyr belebt; auch unser Hofkapellmeister, Herr Franz Liszt, ist gestern Abend von Paris angekommen.

Zum heutigen Feste ist im Theater die Oper „der Schiffbruch der Medusa“ vom Kapellmeister Reisiger in Dresden unter persön⸗ licher Leitung des Komponisten in Scene gesetzt, und vor der Oper wird ein Prolog gesprochen, eine ganz neue Anordnung unseres jetzi⸗ gen Intendanten, des Kammerherrn von Zigesar. .

Im Laufe des letzten Sommers ist unser Hoftheater ebenfalls mit Noththüren und Rothtreppen versehen worden, so daß im Fall eines Brandes das ganze Haus in wenigen Minuten von allen Zu⸗ schauern geräumt sein kann. ö

Zum 21. Februar sind die Landstände zur Fortsetzung des im vorigen Jahre suspendirten Landtags einberufen.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 30. Jan. (Oder-3Ztg.) Die ungarische Ständetafel hat an die Magnaten ein Nuntium gesendet, um sich mit ihr zur Bitte an den König zu vereinigen, daß gesetzliche Vorkehrungen ge— troffen werden möchten, um Nothstände zu vermeiden, wie sich im verflossenen Jahre unter der Bevölkerung dieses Landes ereignet, wovon ein Theil buchstäblich Hungers gestorben, während die land— wirthschaftliche Production Ungarns bei weitem den eigenen Bedarf übersteigt. Die Ständetafel ist der begründeten Ansicht, daß es nur an gehörigen Vorkehrungen zur Vermeidung solcher Uebelstände fehle, und erklärt sich gern bereit, die väterlichen Absichten des Monarchen in dieser Hinsicht durch gesetzliche Mitwirkung zu unterstützen.

Der Allg. Ztg. wird von der italienischen Gränz— geschrieben:

„Die Augsburger Post-Zeitung giebt in Nr. 7 einen Bericht, nach welchem in dem Kaiserl. Infanterie⸗Regiment „Etzherzog Albrecht“ Nr. 44 Caus geborenen Mailändern bestehend ) eine Meuterei ausgebrochen wäre, dasselbe entwaffnet worden sei und dezimirt werden sollte. Auch hätten sich 17 kompromittirte Offiziere in die Schweiz geflüchtet. Die ganze Erzäh⸗ lung gehört in das Neich der Märchen und all' jener Lügen, die man in Desterreich gewohnt ist, in auswärtigen Blättern über dessen Heer zu sesen. Man würde darüber lachen, könnte man sich des schmerzlichen Gedankens erwehren, daß deutsche Zeitungen es sind, die sich nicht eniblöden, den Bru— derstaat zu schmähen, ein Heer zu beschimpfen, das einst Ströme Blutes für deutsche Freiheit vergoß und als Vorkämpfer deutscher Selbstständigkeit unerschütterlich aushielt. Wer aber Oesterreichs Heer lügenhaft angreift, ver= geht sich an einem deutschen Heere und trägt dazu bei, daß das Ausland von deutscher Einheit verächtlich denkt. Die österreichische Armee zählt nun 518, 900 wohldisziplinirte Streiter, voll Kriegsbereitheit und Kriegstüchtigkeit, voll Treue für Kaiser und Vaterland. Man schwatzt nicht von deutscher Einheit, aber man fühlt für sie und setzt ist es des Kaifers Wille freudig das Le⸗ ben dafür ein. Und deutsche Blätter gefallen sich darin, dieses Heer zu schmähen! Die obige Erzählung ist davon ein neues Beispiel. So wie während der galizischen Ünruhen im Jahre 1846 auch nicht ein einziger

ge i ich, Seldat seiner Pflicht untreu wurde man weiß, daß sogar die eurlaubten Soldaten, ohne erst einen Befehl abzuwarten, bei ihren Negi⸗ mentern einrückten eben so beweisen zahlreiche Beispiele, daß die italle⸗ nischen Regimenter bei allen Gelegenheiten ihren italienischen Landsleuten eindringliche Lectionen gaben, und es ist bekannt, wie z. B. bei dem Vor— rücken gegen die in Aufstand befindlichen römischen Staaten im Jahre 1831 das italienische Regiment, Haugwitz“ Nr. 38 auf dessen Bitte in erster

Linie stand. Was das brave Regiment „Erzherzog Albrecht“ betrifft, so hat es seine loyalen Gesinnungen sein Bewußtsein, ein österreichisches Regiment zu sein auch bei den setzigen Unru— hen in Italien und bei all' den Farcen und Krawallen bewährt, von denen es Zeuge war. Wir könnten mehr als ein Beispiel anführen, daß Soldaten des Regiments „Albrecht“ ihren deutschen und ungarischen Brüdern mit muthiger Selbstaufopferung beisprangen, wenn eine Masse Gesindels über einen derselben herfiel. Und diese Braven läßt eine deutsche Zeitung Meuterei begehen. Der gültigste Beleg für das Vertrauen, welches der Staat seinen italienischen Truppen schenkt, ist wohl der Umstand, daß eben jetzt 20 italienische Bataillone, jedes mit einem Präsenzstande von 1284 Mann, im lombandisch-venetianischen Königreich in Besatzung stehen. Wir enthalten uns einstweilen jeder weiteren Erörterung; nur Eines wollen wir noch sagen: Oesterreichs Armee ist stolz darauf, in sich zu einem großen Ganzen verschmolzen zu sein sie ist stolz darauf, dem Bundesheere Deutschlands anzugehören, und sie dürfte mit Recht erwarten, daß die Presse in allen Nachbarstaaten sich davor scheuen würde, mit Vorbedacht oder aus Leichtsinn Lügen über ein Heer aufzunehmen, von dessen Geist nd einen klaren Hinrhj hat, der es nicht in unmittelbarer Nähe ge— ehen.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 29. Jan. Se. Majestät der Kaiser hat unterm 13ten d. M. folgendes Reskript an den General⸗ Adjutanten Fürsten Italiiski, Grafen Suworoff⸗Rimnikski, gerichtet:

„Herr General- Adjutant Fürst Italiiski, Graf Suworoff-Rimniksli! Die im Gouvernement Kostroma durch die übelgewählten Maßregeln des früheren Chefs desselben e ., Unordnungen bewogen Mich, Ihnen zeitweilig die Verwaltung dieses Gouvernements zu übertragen, in der Üeber= zeugung, daß Sie auch auf diesem für Sie neuen Wirkungstreife dieselbe Umsicht und denselben Eiser zeigen würden, welche Sie sfeis aus zeichne ten. Jeßzt, da Ich Meine, Erwartungen vollständig gerechtfertigt sehe, bezeige Ich Ihnen Meine vollkommene Zufriedenheit für Ihre nützlichen und eifrigen Dienste, und um Ihnen zugleich einen Beweis Mei- nes besonderen Juirauens zu geben, habe ich Sie, mittelst Utases an den dirigirenden Senat (wie schon gemeldet), zum interimistischen Kriegs -Gou⸗— verneur von Riga und General- Gouverneur von Lifland, Esthland und Kurland ernannt. Indem Ich Ihnen die Weisung ertheile, nach St. Pe= tersburg zurückzukehren, nachdem Sie Ihre bisherige Bestallung dem zum Kriegs -Gouverneur von Kostroma ernannten General⸗Mejor Fürsten Was⸗ siltschikof, von Meiner Suite, übergeben haben werden, verbleibe Ich Ihnen wohlgeneigt. (gez) Nikelaus.“

Frankreich.

Deputirten- Kammer. Sitzung vom 29. Januar. Herr Guizot antwortete auf Lamartine's Rede über die italieni= gen Zustände und das Verhalten der französischen Regierung in

ezug auf dieselben in folgender Weise:

„Die Grundlage unserer' gesammten Politik und unserer ganzen Stel— lung ist das permanente und pösitive Recht, sind die existirenden und aner- kannten Thatsgchen, und das bildet die Richtschnur jeder verständigen und regelmäßigen Regierung. Jenes permanente Recht aber sagt: Kein? Nevo⸗ lurion, lein Krieg... (Gelächter und Murren zur Linken.) Ich weiß es so gut als irgend Jemand, daß es rechimaͤßige kund nothwendlge Revolu— tionen, rechtmäßige und nothwendige Kriege giebt; aber das sindð Äusnahæ men in der Bestimmung der Völtei. Wenn biese' Ausnahmen vorkommen, so muß man sie entschlossen beg hen und durchführen, aber man muß sie nur im äußersten Noihsall und der absoluten thwendigkeit weichend be⸗ ginnen, man muß sie so sehr als möglich beschranten und sie so bald als 28 beenden, um zum Frieden und zur Ordnung zurückzukehren. Das ist die Grundlage unserer Pohtit, und wir beharten um so' fester auf

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dieser Grundlage, wenn uns Revolution oder Krieg, im Innern oder nach Außen, zu drohen scheinen. Was thun dagegen unsere Gegner? Sobald irgendwo eine Revolution im Anzuge ist, vergrößern und verschlimmern sie dieselbe; sie möchten sie zu ganz anderen Resuͤltaten führen, als worauf sie hindeutet; sie möchten Alles in Frage stellen, Alles umwerfen, sie möchten ein Ereigniß, das unter dem nie e einer ruhigen und maßvollen Politit eine friedliche Lösung erhalten könnte, zum Signal einer allgemeinen Um— wälzung der Völker, der Länder, der Bestimmungen und der Institutionen machen. Man kann Ordnung und Licht in die Welt bringen wollen, aber man muß nicht damit anfangen, das Chaos wieder herzustellen, denn Nie= mand weiß, wann und wie Ordnung und Licht zurückkehren, wenn das Chaos einmal da ist. Das. Nesultat der Politik, welche man uns anräth, wäre, daß wir damit begännen, ein europäisches Chaos zu schaffen. Ich weise eine solche Politik enischieden zurück; ich weise sie zurück als eben so unrechtmäßig im Prinzip, als schlecht in der Ausführung. Wenn die Regierung a, handelte, wenn die Kammer ihr einen solchen Rath ertheilte, so würde die Sache Italiens bloßgestellt und vielleicht verloren und Frankreich nicht schuldlos sein an seinem Unglück. Die Grundlagen und Gründe unserer Politik in der italienischen Frage waren die folgenden: Frankreich hat in Italien Interessen des europãischen Gleichgewichts, Interessen des europäischen Friedens, Interessen der religiö⸗ sen und Interessen der liberalen und gemäßigten Politik. Was schreiben uns die Interessen des europäischen Gleichgewichts in Italien vor? Daß dort keine Macht die herrschende sei. Wir selbst können Und dürfen es nicht sein; aber es darf auch keine andere es sein. Welche Garantie haben wir, daß keine Macht die herrschende in Italien wird? Die Unabhängigkeit der ita⸗= lienischen Mächte. Wenn die italienischen Regierungen, die italienischen Staaten wirklich unabhängig sind, so ist das Interesse Frankreichs, so weit es das europäische Gleichgewicht in Italien angeht, vollständig gesichert. Nun wohl, was ereignet sich gegenwärtig in Italien? Die besté Art und Weise, seine Unabhängigkeit zu behaupten und zu stärken, ist, sie durch Handlungen zu beweisen. Tie Handlungen aber der italienischen Regie⸗ tungen, die Handlungen des römischen Stuhles, des Großherzogs von Toscana, des Königs von Sardinien, beweisen sie nicht, seit einem Jahr, und stärken sie nicht ihre Unabhängigkeit? Haben diese Für⸗ sten sich nicht als wahrhaft italienische Fürsten gezeigt? Haben sie nicht, mehr vielleicht, als man erwartete, gemeinsame Sache mit ihren Völkern gemacht? Haben sie sich nicht frei gezeigt von jedem fremden Einflusse, von allen fremden Ansprüchen? Sehen Sie nicht die Unabhängigkeit der italienischen Staaten sichtlich unter ihren Augen wach⸗ sen? Haben wir nicht in den Gränzen und mit den Mitteln, welche sie selbst uns andeuteten, dieser fortschreitenden Unabhängigkeit unseren Beistand geliehen? Wir haben freilich Sorge getragen, daß unfer Beistand sie nicht bloßstelle über ihren eigenen Willen und Wunsch hinaus. Als die Ereig- nisse von Ferrara und Fivizzano eintraten, haben wir auf dem Wege der Unterhandlung Alles gethan, was die Bemühungen der Regierungen Ita— liens, ihre Unabhängigkeit zu sichern und zu behaupten, unterstützen konnte. Als sie Waffen von uns verlangten, als Bürgen ihrer Unabhängigkeit, haben wir sie ihnen gegeben unter den Bedingungen, welche sie selbst vorgeschla⸗ gen. Heißt das nicht, der Unabhängigkeit der italienischen Staaten Bei— stand leihen? Und ich muß es laut erklären, ich muß jener Politit, die man so vielfach angegriffen hat, Gerechtigkeit widerfahren lassen: Oester—= reich hat sich dem Fortschritt nicht widersetzt; Oesterreich, und das sind Worte, welche die Kammer und das Land beherzigen muß, Oesterreich hat sich unter diesen Umständen mit vieler Mäßigung benommen. (Excla— mationen zur Linken). Oesterreich .. . . (Unterbrechung,) Meine Herren, wenn es nach dem, was auf dieser Tribüne gesprochen worden, nicht gestattet wäre, wie ich es gethan, das Verfahren einer Regierung zu würdigen, mit welcher wir in freundlichen Beziehungen leben, in regel- mäßigen und friedlichen Beziehungen; wenn es, nachdem dieselbe an— gegriffen ist als Feind aller Unabhängigkeit, alles Fortschrittes in Italien, nicht gestattet wäre, zu sagen, daß es den Fortschritten der Unabhängigkeit der italienischen Staaten nichts in den Weg gelegt, dann gäbe es keine Un— abhängigkeit, keine Gerechtigkeit und keine Freiheit mehr auf dieser Tribüne. Ich bin deshalb in meinem vollen Rechte, und ich wiederhole es, daß Oesterreich in dieser schwierigen und gefährlichen Lage sich mit Mäßigung benommen hat. (Murren zur Linken. Eine Stimme: Zum Beispiel in Mailand! Lärm. Im Centrum: Ruhig! Ruhig!) Es hat sich mit Mäßigung benommen in den Prinzipien, die es aufgestellt, und in der Art und, Weise, wie es handelnd aufgetreten. (Neue Unterbrechung. Der Präsident; Ich werde diejenigen zur Ordnung rufen, die sich noch fer— nere Unterbrechungen erlauben.) Die ehrenwerthen Mitglieder, welche mich un⸗ terbrachen, können versichert sein, daß, wie ich seither nichts gesagt habe, wozu ich nicht berechtigt wäre, es ihnen auch nicht gelingen wird, mich zum Schweigen zu bringen; sie können die Debatte aufhalten und die, Aufmerk- samkeit der Kammer ablenken, aber etwas Anderes werden sie nicht bewir⸗ ken... Ich behaupte dreierlei: daß in der Krise, welche gegenwärtig in Italien gaäͤhrt, die Unabhängigkeit der italienischen Stagten bedeutende Fort- schritte gemacht hat; daß wir in den Gränzen der politischen Schicklichkeit und des eigenen Wunsches dieser Nation dazu beigetragen und geholfen; endlich, daß das wiener Kabinet sich mit Mäßigung benommen und einen Fortschritt nicht gehemmt hat, der sich, wahrscheinlich gegen seinen Wunsch, unter seinen Augen erfüllte. (Herr Odilon Barrot: Ich verlange das Wort,) Die Interessen Frankreichs also, so weit sie das europäische Gleich⸗ gewicht berühren, sind in den Angelegenheiten Italiens vollständig gewahrt worden. Jetzt, was den europdischen Frieden angeht. Ich nehme eben so wenig Anstand, meine Achtung der bestehenden Verträge auszu— sprechen, als ich Anstand genommen, von der Mäßigung des wiener Ka⸗ binets zu sprechen. In Wahrheit, seit 18 Jahren sprechen wir Alle von der Achtung der Verträge von 1815... (Eine Stimme zur Linken: Und Krakau?) Als das Ereigniß von Krakau eintrat, habe ich zweierlei gethan: ich habe formell Protest eingelegt gegen dies Ereigniß, als eine Verletzung der Verträge von 1815; die Kammer weiß das. Zu gleicher Zeit aber habe ich auf dieser Tribüne erklärt, ich habe es den ehrenwerthen Mitgliedern erklärt, welche mich unterbrechen, daß ich deshalb die Verträge von 1815 nicht als vernichtet betrachtete, daß wir Akt nähmen von der Verletzung, welche sie erlitten, daß wir Akt davon nähmen für diesen oder jenen Tag der Zukunft, aber daß wir die Verträge als fort- während zu Recht bestehend betrachteten und fortfahren würden, sie ge⸗ wissenhaft zu respektiren. Das ist die Sprache, die ich damals hielt und die ich heute erneuere. Man spreche mir also nicht mehr von Krakau. Ich habe in dieser Beziehung die doppelte Pflicht ersüllt, welche der Regierung des Königs oblag. Ich kehre zu der vorliegenden Frage zurück. Ja, wir betrachten die Verträge von 1815 als die Grundlage der europäischen Ord⸗ nung (Geräusch zur Linken) und wir erklären.. (Heir Mercier: Ist die Juli⸗Revolution keine Verletzung derselben? Zahlreiche Stimmen: Keine Unterbrechung) ... und wir erllären, daß das in Jedermanns Interesse liegt, im Inieresse Frankreichs wie Europa's, Europa's wie Frankreichs. Was mich betrifft, so glaube ich, daß Frankreich vollständig mit der ganzen Krast ausgerüstet ist, die seine Größe, und seine künftigen Bestimmungen zu sichern vermag. Wenn Frankreich in den Verträgen von 1815 die gro— ßen Bedingungen der Existenz und der Macht der Staaten verloren hätte, so hätten wir sie nie annehmen dürfen: wir haben sie angenommen. (Herr Thiers: Man hat sie uns aufgezwungen. Zur Linken: Ja, ja, auf⸗ gezwungen! Anhaltende Unterbrechung, Wie, meine Herren, Sie fin= den es echrenvoller und stolzer, zu sagen, daß man sie Ihnen aufgezwungen? ... (Zur Linken: Ja, ja, durch die materielle Gewalt. Immnter wachsende Ausregung. Herr Chambolle: Es giebt Leute, die darum gebettelt haben! Der Präsident: Meine Herren, bei einer solchen Aufregung ist es nicht möglich, eine geregelte Diskussion fortzusetzen. Herr Guyet⸗= Desfontaines: Man muß es vermeiden, gewisse Gefühle in der Kam- mer zu verletzen.. . Die Opposition ist so gemäßigt, als möglich; wenn man aber gewisse Gefühle verletzt... Der Prä si⸗ dent; Es handelt sich hier für Niemanden darum, ein Gefuͤhl auszusprechen; es handelt si darum, der Tribüne ihre Frei⸗ heit zu lasenz hat diefe ihren Lauf gehabt, so können Sie Ihren Gefüh⸗ len auf der ribüng Luft machen. 86 Guvet⸗-Des fontaines: Gut, aber es giebt Gefühle, die sich nicht zurückhalten laffen! Der Präsi⸗ dent: Herr Gu vet · Des fontaines, Sie haben nicht das Wort, Sie stören die Ordnung, Herr Gunyet⸗- Des fontaines: Gewiß, ja: aber es ist unmöglich, hier Leinen Protest einzulegen. Herr G utzoi: Ich höre fort⸗ während von einigen sehrenwerthen Mitgliedern Gefühle aussprechen, die mich verwunden, die mich tief verletzen. Eine Stimmt zur Linken: Das ist

gegenseitig . Herr Gu izo t: Wenigstens, meine Herren, muß die Freiheit gegen-

seitig sein. = Herr Glais-Bizoin: Das Nationalasfübli ö.

G 4 ot: Ich mache es mir zur . die Freiheit . selbst wenn sie Gefühle aus sprechen, die mich lief verletzen. Ich babe Le et? Recht und nehme es in Anspruch. Herr Taillandier: Sprechen Sie in Ihrem Namen? Herr Guizot: Ich spreche in meinem Namen. Ich werde nie in Ihrem Namen sprechen, Sein Sie dessen sicher. Hen Taillandier: Ich hoffe es. Herr Isambert: Und die Coalition? = Derr Guvet⸗-Desfontaines: Sie sind nicht immer so stolz gewefen; Sie haben mit uns und für uns gesprochen. Nach dieser langen Unter' brechung fuhr Herr Gu izot fort: Ich erkläre also, daß das allgemeine Interesse Europa's, und Frankreichs, fo gut wie Europa's, die Achtung der Verträge und die Aufrechthaltung des Friedens fordert, ber auf den Ver⸗ trägen beruht. Das legt der Freiheit unseres Vaterlandes in der Zukunft keine Fesseln an; die Zukunft wird bringen, was Gott gefällt. Jeder ver= ständige Mensch aber weiß, daß heutzutage von einem isolirten Frieden in Europa nicht die Rede ist, daß Alles an einander haͤngt und sich gegenseitig stützt: eine Frage des italienischen Friedens ist unvermeidlich eine Frage des europäischen Frie= dens. Glauben Sie oder glauben Sie nicht, daß der italienischᷣ Frieden bedroht istẽ? Glauben Sie oder glauben Sie nicht, daß in Italien eine mächtige, furchtbare Bewegung vor sich geht, die dahin strebt, den Krieg auf der Halbinsel zu erregen, durch den Krieg Oesterreich von der Halbinsel zu vertreiben und eine völlige Umwälzung der Territorial-⸗Verhältnisse Ita—= liens herbeizusühren Alle Thatsachen, die Ihnen vorliegen, alle Schriften, die Sie lesen, alle Worte, die Sie hören, sprechen diese Absicht, diese In⸗ tention, diese Leidenschaft aus. In den letzten Tagen schrieb eines der Häup⸗ ter des jungen Italiens, Mazzini, durch das Srgan eines Journals, des N ational, an mich und erklaͤrte mir, daß das es sei, was er wolle, was er be⸗ absichtige, woran er arbeite und was er zu vollbringen hoffe, und daß er und seine Freunde nicht aufhören würden, alle Völker und alle Regierungen Italiens nach diesem Ziele zu lenken. Glauben Sie, daß Oesterteich das geschehen läßt? Glauben Sie, daß es sich nicht vertheidigt? Und wenn es sich ver⸗— theidigt, glauben Sie, daß es sich allein vertheidigt? Wissen Sie nicht, daß die übrigen nordischen Mächte in dieser Frage unwiderruflich mit ihm verbunden sind? (Sensation.) Wissen Sie nicht, daß auch das englische Kabinet sich in diejer Frage nicht von ihm lossagen würde? (Neue Bewe⸗ gung.) Wissen Sie nicht, daß das gegenwärtige londoner Kabinet auf die Anfrage des wiener Kabinets in formlicher Weife geantwortet hat, es lönne eine Aenderung des territorialen Status quo in Italien nicht gestat— ten? Ich bin erstaunt, daß so bekannte Thatsachen Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sind. Sobald die Gährung in Italien ausbrach, wandte sich das wiener Kabinet an die großen europäischen Mächte und erklärte ihnen, daß es nicht die Absicht habe, sich in die inneren Angelegenheiten der italie⸗ nischen Staaten zu mischen, daß es nicht die Absicht habe, den inneren Reformen ein Hinderniß in den Weg zu legen, welche die Souveraine in Uebereinstimmung mit ihren Völkern für angemessen erachten möchten; aber es könne nicht gestatten, daß diese Neformen bis zu einer Territorial-Um-— wälzung Italiens sich ausdehnten, und es nehme im voraus ihre Zustim— mung für Aufrechthaltung des territorialen Status quo in Anspruch. Die Mächte antworteten durch ihre Zustimmung zu dem territorialen Status quo und durch die Erklärung, daß es vollständig in seinem Rechte sei, ihn auf⸗ recht zu erhalten. . . (Herr Odilon Barrot: Gegen die fremden Mächte, aber nicht gegen Italien,. Der territoriale Status quo von Ita⸗ lien hängt mit jenem von Europa eng zusammen. Beide sind durch die nämlichen Verträge gewährleistet. Den territorialen Status quo von Italien antasten, heißt das Gleichgewicht von Europa antasten, und wenn dies geschähe, so seien Sie überzeugt, daß Sie noch einmal die Coa— lition der vier Mächte gegen uns erblicken würden. Um dies zu bestreiten, ist ein Grad von Unwissenheit und Nichtvoraussicht erforderlich, den ich nicht begreifen kann. Was mich betrifft, ich halte fester, als je, an der Politik, welche das Kabinet befolgt, und welche zu vertheidigen ich mir zur Ehre rechne. (Unterbrechung; heftiges Murren der Linken.) Im Jahre 1836, im Angesichte der Bewegung, welche sich von Frankreich nach Europa ausdehnte, wollten Sie die revolutionaire Rolle nicht spielen, zu welcher man sie auf⸗ reizte, um zur Territorial-Wiedergeburt von Europa zu gelangen. (Gene⸗= ral Suben vie: Fünfhunderttausend Mann hätten dazu genügt.) Frank— reich hat es nicht gewollt, und es hat wohl gethan im Interesse seiner Wohl- fahrt, seiner inneren Nuhe und seiner Sicherheit. Wohlan! Jetzt schlägt man Ihnen vor, diese Rolle in Italien zu spielen und zur Vertreibung der Oesterreicher aus der Lombardei zu helfen, was sie damals zur Deckung Ihrer Rhein⸗ gränze zu thun verweigerten. Dies wäre für Frankreich jetz: nicht vortheil= hafter, als 1831, wohl aber weit unsinniger. So viel von der europäischen Politik; wir glauben sie vertheidigt zu haben, wie sie vertheidigt werden mußte. Sehen wir uns jetzt nach den Interessen der religiösen Politik um. Ich gebrauche absichtlich dies Wort. Der Staat hat sich nicht in die Re— ligion zu mischen; die Religion gehört jedem Menschen, und er hat sich deshalb nur vor Gott zu verantworten. Aber es giebt unbestreitbar eine religiöse Politit. Wohlan! Welches ist in dieser Beziehung das große In⸗ teresse unseres Landes und Jahrhunderts? Die aufrichtige, ernste, innige Versöhnung des Katholizismus mit der modernen Gesellschaft. Dies sst das herrschende Bedürfniß unserer Zeit und der Wunsch aller guten, aller aufgeklärten Männer. Von allen Seiten hat man Anstrengungen gemacht, dahin zu gelangen. Diese Anstrengungen gingen bis auf die neueste Zeit, bis zur Thronbesteigung des jetzigen Papstes hauptsächlich von den Nadikalen aus, welche den Katholizismus innig mit der katholischen Demokratie zu ver—= knüpfen suchten. Die Masse der Katholiken verwarf diese Bemühungen, und sie konnten ihr vorgestecktes Ziel nicht erreichen. In jüngster Jeit nun hat der Papst zum Glücke die Nothwendigkeit dieser großen Versoͤhnung der Kirche mit der modernen Gesellschaft eingesehen. Die zwei größten Thatsachen un— seres Zeitalters in dieser Ideen-Ordnung sind die Anwesenheit Pius' VII. zu Paris und die Politik Pius' X., der durch sein Verfahren alles Rich— tige und Begründete heiligt, was in dem politischen Glauben der Gegen— wart liegt. Diese zwei Thatsachen öffnen den Weg, den wir Alle betreten sollten. Aber Sie vergessen vielleicht, daß man vom Papste das verlangt, was er als Papst nicht thun kann. Wissen Sie, was zum Gelingen dieses Unternehmens nöthig istc? Daß der Papst nicht thue, was er als Papst we— der thun darf, noch kann, daß er seine geistliche Gewalt in nichts bloßstellt und beeinträchtigt. Das Papstthum muß sich in seinem ganzen Glanze be— haupten. Dies ist das Bedürfniß Italiens, das Bedürfniß von ganz Europa. Man darf vom Papstthum nur das verlangen, was es thun will, und man darf es nicht zwingen, etwas Anderes zu thun. Der Papst wird durch zwei gewalt— same Kräfte bearbeitet. Man will ihn zum Werkzeuge der Austreibung der Oesterreicher aus Italien machen; man dringt in ihn, damit er der Vertreter, der Begründer der radikalen und revolutionairen Ansicht werde. Man verlangt vom Papste die Wiedergeburt Italiens, die Gründung einer beinahe repu— blikanischen Regierungsform. (Eine Stimme: Einer (onstitutionellen,) Es handelt sich in dem gegenwärtigen Augenblicke gar nicht um die Einführung von Constitutionen in den italienischen Staaten; wir werden später sehen, und wenn die Zeit da ist, werde ich antworten. Es giebt Einflüsse, welche den Papst zu etwas treiben wollen, was er nicht thun darf. Der Papst kann nur der Sache der Ordnung und des Friedens dienen. Er ist nicht seit so vielen Jahrhunderten der Vertreter der Ideen von Ordnung und Erhaltung, um nun das Banner der Anarchie und des Krieges zu werden. Er wird es nicht thun. Zählen Sie guf das Wesen des Papstthumes und den Charakter des Mannes. Der Papst, der Priester, würde, wäre es nöthig, den Souverain retten, der, wie ich hoffe, nicht gefährdet ist. (Beifall des Centrums.) Herr von Lamartine hat Depeschen verdreht und entstellt, um unsere Politik zu bekämpfen. Nein, wir kennen keinen geheimen Vorbehalt. Wie in ünseren Depeschen, so ist es in unserer Politik. Wir haben keinen Rück= halt in Worten, keine geheimen Korrespondenzen. Ja, wir haben in Italien die ganze Unabhängigkeit, die ganze Mäßigung gepredigt. Was iist dies für eine Politik? Die Politik der richtigen Mitte, Wir haben sie, nachdem wir sie im Innern geübt, nach außen verpflanzt, um die Lösung der italienischen Frage vorzubereiten. Ist die Frage im Innern etwa nicht gelöst worden? Sehen Sie nur, was vorgeht: es herrscht große Leidenschaft in unseren Debatten; ist der innere Friede dadurch gestört worden? Nein, wir können mit Wärme erörtern, ohne Besorgniß zu higen, und Sie dürfen gewiß sein, daß der Friede im Innern keine Störung erleiden wird, so lange die Männer, welche auf diesen Bänken sißen, wer sie auch sein mögen, der seither befolgten Politik treu bleiben. Welche Politik suchen jetzt die Fürsten, die Regierungen und Lie erleuchteten Männer von Italien herrschend zu machen? Die liberale und gemäßigte Politik, die Politik der , . Mitte, die Politik, welche wir hier üben, welche in Frankreich von Erfolg war und auch auswärts von Erfolg sein wird, wenn die Menschen Umsicht und Klugheit genug haben, ihre Bedeutung und ihre

Folgen zu begreifen. Ich sage heute zu den Italienern, was ich 1831 zu meinem Lande sagte: Wenn sie sich mit friedlichen, geregelten und ausführ= baren Reformen begnügen und stets im Einvernehmen mit ihren Fürsten und Regierungen handeln, ohne den Frieden von Europa zu stören, so wird ihnen das gelingen, was sie jetzt unternommen haben, und das Weitere wird zu seiner Zeit von selbst folgen.“

Als Herr Guizot auf seinen Platz zurückkehrte, wurde er von zahlreichen Deputirten beglückwünscht. Herr Odilon Barrot, der die Tribüne schon bestiegen hatte, verläßt dieselbe wieder und tritt das Wort an Herrn Mauguin ab. Dieser vermochte aber sich kein Gehör vor der Kammer mehr zu verschaffen. Er behauptet, die Verträge von 1815 beständen für Frankreich nicht mehr. So lange Desterreich mächtig sei, werde es Vernichtung der Presse und Tri- büne in Frankreich verlangen. (Eine Stimme: Bis jetzt ist es damit noch nicht weit gekommen.) Wenn es Oesterreich gelinge, die Bewegung in Italien zu ersticken, die Schweiz zu beherrschen, sich der französischen Gräuze zu nähern, dann dürfe man sicher sein, daß Preußen, Oesterreich und der deutsche Bund die französische Regierung als eine re⸗ volutionaire betrachten und behandeln werde; vergebens werde diese dann an die von ihr geleisteten Dienste erinnern, man werde antworten, diese Dienste habe man angenommen, belohne sie aber nicht. Der Redner meint, die nordischen Mächte würden die französische Regie⸗ rung stürzen, sobald sie es im Stande sein würden. Die Regierung solle sich daher in Acht nehmen, daß man ihr nicht eines Tages auch zurufe, wie einst Karl X.: Es ist zu späti wie man dies in diesem Augenblicke einem anderen König am äußersten Ende Italiens sage. Herr Odilon Barrot fragt den Conseils-Präsidenten, wo das di⸗ plomatische Dokument sich befinde, kraft dessen England Oesterreich den Besitz der Lombardei gewährleiste? Herr G uizot: Er habe nicht gesagt, Englands Kabinet habe Oesterreich die Lombardei gewährleistet, son⸗ dern dasselbe habe wie die anderen Kabinette dem österreichischen antwor⸗ tend erklärt, daß der Territorial-Status von Europa aufrecht erhal⸗ ten bleiben müsse. (Bewegung des Herrn Odilon Barrot.) Uebri⸗ gens befinde sich dieses Dokument nicht in seinen Händen, das Akten— stück sei ihm zwar mitgetheilt, aber ihm keine Abschrift davon gelassen worden. Herr Sdilon Barrot erklärt sich durch diese über den aufzuklärenden besonderen Punkt ganz kategorisch lautende Erklärung befriedigt und bittet um Vertagung der Diskussion des 5. 5 bis Montag. Die Kammer genehmigt diesen Antrag.

Paris, 30. Jan. ). Der König, welcher seit der Bestattung der Prinzessin Adelaide die Tuilerieen nicht verlassen hatte, hat gestern eine Spazierfahrt nach Neuilly gemacht. Das Befinden Sr. Maje⸗ stät ist fortwährend ganz befriedigend. Aus Palermo ist die Nach⸗ richt eingegangen, daß ein der Königin der Franzosen gehörender prächtiger Palast, den ein vornehmer Sicilianer in Miethe hatte, durch das Bombardement verwüstet worden ist. Der Herzog von Rianzares, Gemahl der Königin Christine von Spanien, wird von Madrid demnächst hier erwartet. Es handelt sich, dem Vernehmen nach, um die erforderlichen Anordnungen in Bezug auf die Reise, welche der Herzog und die Herzogin von Monipenster im nächsten April nach Madrid unternehmen sollen. Die Anstalten zur Reise des Prinzen und der Prinzessin Joinville nach Algier sind nnn anch wie⸗ der aufgenommen worden. Die Soireen“ des Herrn Guizot sind seit einigen Tagen wieder sehr zahlreich besucht, auch von Personen, die zu dem Hofe in nächster Beziehung stehen.

Uebermorgen werden Graf Colloredo und General von Radowitz Paris verlassen.

Ueber die Maßregeln des Königs von Neapel bemerkt das Journal des Débats: „Wir haben niemals aufgehört, der nea— politanischen Regierung die Rothwendigkeit gesetzlicher' und fortschrei⸗ tender Reformen begreiflich zu machen. Wir zollen daher den von ihr gemachten Zugeständnissen aufrichtigen Beifall und bedauern nur, daß dieselben nicht früher stattgefunden haben. Vor drei Monaten würden diese Verordnungen eine vortreffliche Wirkung hervorgebracht haben; nach einem nicht unterdrückten Aufstand aber werden die Zu— geständnisse vielleicht den mächtiger und begehrender gewordenen Par⸗ teien nicht genügen. Man schreibt uns, baß sie von dem Publikum zu Neapel mit einer gewissen Kälte aufgnommen worden.“

Sobald Herr Tosti durch den französischen Geschäftsträger in Neapel, Herrn von Montessuy, Kunde von dem Aufstande in Palermo erhielt, gab er Befehl, daß die Dampf-Korvette „le Tonnerre“ die vor Civitavecchia stationirte, augenblicklich nach Palermo unter Segel ginge. Die Regierung hat daher den „Meteore“ zum Ersatz des „Tonnerre“ nach Civitavecchia geschickt.

Unterm 25. Januar wird aus Toulon berichtet, daß Oberst Daumas seit seiner Ankunft im Fort Lamalgue bereits öftere und lange Konferenzen mit Abd el Kader hatte, welcher geneigt sein soll, sich den Vorschlägen der Regierung zu fügen. Auf die arabischen Gefangenen, welche auf der Insel St. Maguerite sich befinden und worunter 60 bis 80 Chefs und Männer von Bedeutung sind, hat Abd el Kader's Unterwerfung den besten Eindruck gemacht. Sie sehen darin das Ende ihres Elends und haben den Sberst Daumas ersucht, sie zu besuchen, um ihm ihre Unterwerfung anzuzeigen und die Aufnahme in französische Dienste zu begehren. Der Oberst wird vorläufig ihrem Ansuchen nicht willfahren.

Aus Algier erfährt man, daß ein von Aumale abgegangener Train -Convoi am 11. Januar von einem furchtbaren Schneesturm überfallen wurde, der die beladenen Maulthiere in den Abgrund stürzte. Die Kälte war so groß, daß binnen einer Viertelstunde 14 Mann unter 44 derselben erlagen.

Pater Delasoie aus dem Hospitium des St. Bernard giebt im Journal des Deöbats eine Erklärung ab, wonach dies Hospitium den 25. Dezember von dreißig Soldaten besetzt worden, die sich auf die zügelloseste Weise gebehrdet. Die Mönche wurden buchstäblich in ihren Zellen neun Tage lang gefangen gehalten, so daß man ihnen nicht einmal gestattete, ihre religiöse Pflicht in der Kapelle zu ver—⸗ richten; am 21. Januar wurden sie mit Gewalt fortgewiesen. Dies erklärt der Pater zur Widerlegung der Behauptungen des Consti⸗ tutionnel, daß die Mönche freiwillig das Kloster verlassen hätten.

Der Conservateur hat unter den ministeriellen Organen zuerst über die in England veröffentlichten Depeschen Lord Palmer— ston's in den schweizer Angelegenheiten, vorzugsweise jedoch gegen die beifällige Beurtheilung derselben in den Oppositionsblättern, das Wort genommen. Der Constitutionnel, sagt das ministerielle Blatt, habe den traurigen Muth gehabt, Lord Palmerston als echten Vertreter französischer Interessen in den schweizer Fragen zu begrüßen, und da sei es denn natürlich, wenn er die Politik desselben für eh⸗ renhaft und liberal erkläre. Allein die Opposition möge nur den be— kannten Thatsachen gegenüber in den englischen Aktenstücken nach Ar— gumenten zu Gunsten der Radikalen bei der Tagsatzung suchen. Was die Konservativen anlange, so brauchten sie nur die Aktenstücke der Sieger einzusehen, um die Rechtfertigung der Politik der französischen Regierung in der Schweiz zu besitzen.

Herr von Montigny, der französische Vice-Konsul zu Schang Hai in China hat mehrere indische Produkte und Pflanzen einge⸗ schick, die ihm zu Handels- Artikeln zur Verpflanzung nach Algerien geeignet scheinen. z

) Heute ist die pariser Post vom 31. Jannar noch im Rückstande.

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Wie es heißt, wird Graf d Alton Shee, Pair von Frankreich, dem Bankett des zwölften pariser Stadt⸗Bezirls beiwohnen und einen Toast auf die Wahl⸗Reform ausbringen.

Das Journal des Dabats setzt aus einander, daß der fran— zösische Handel im Jahr 1817 nur sehr wenig gelitten habe.

Es heißt, daß der Lafarge der Rest ihrer Strafe erlassen wer— den soll, wenn sie einwilligt, den Schleier zu nehmen.

Der Kriegs⸗Minister hat die Errichtung von Militair⸗Gymnasien beschlossen. Die desfallsige Verordnung soll nächstens im Moniteur erscheinen.

Großbritanien und Irland.

London, 29. Jan. Das Parlament wird sich am nächsten Donnerstage, den 3. Februar, wieder versammeln.

In Manchester wurde gestern in der Freihandelshalle ein großes Festmahl gegeben, um die Erwählung der früher zur Anti-corn-law= league gehörenden Parlaments-Mitglieder zu verherrlichen. Zwölf Tafeln, an deren jeder 120 Personen Platz nehmen konnten, füllten den unteren Theil des großen Saales, während die Gallerieen nicht weniger zahlreich besucht waren; im Ganzen glaubt man, daß gegen 3000 Personen anwesend gewesen sind, fast alle der Mittelklasse an⸗ gehörend, da der Eintrittspreis auf 3 Sh. 6 Pce. gestellt war. Den Vorsitz führte Herr G. Wilson, und unter den anwesenden Parla— mentsgliedern befanden sich Cobden, Gibson, Bright, Brotherton, Henry, QOberst Thompson, Heywood, Ewart, Dr. Bowring und An⸗ dere. Der Vorsitzer verbreitete sich über den Zweck der Versamm— lung, der, zunächst des oben erwähnten, zugleich eine Demonstration zu Gunsten der Handelsfreiheit im Allgemeinen in sich enthalten sollte. Wie er daher seine Meinung dahin äußerte, daß Lord John Russell im Grunde die Verpflichtung habe, die Getraidegesetze selbst für die kurze noch übrige Frist ihrer gesetzlichen Existenz nicht wieder ins Le— ben treten zu lassen, so erklärte er auch, daß die Anhänger der Han— delsfreiheit, deren intelligenteste Vertreter die Versammlung in sich fasse, entschlossen seien, mit aller Energie darauf hinzuarbeiten, daß auch die Schifffahrts-Gesetze völlig aufgehoben werden, und daß das Monopol der westindischen Pflanzer ein Ende nehme. Herr Wilson brachte den Toast auf die Königin aus, und es folgten dann noch fünf andere Toaste: „Die Parlaments- Mitglieder von der Frei⸗ handels⸗-Partei; die Anti⸗corn-law-league; Handelsfreiheit und Frie⸗ den u. s. w.“, welche den bedeutenderen unter den anwesenden Red nern, namentlich den Herren Gibson (dem Vice-Präsidenten des Han— dels-Departements), Cobden und Bright, Veranlassung gaben, in längeren Reden nicht nur den Interessen der Handelsfreiheit ener— gisch das Wort zu reden, sondern fämmtliche Fragen des Tages, unter Anderem auch die Frage wegen der Landes-Vertheidigung und die Juden - Emancipation, aus dem Gesichtspunkte des Liberalismus zu beleuchten. Herr Cobden zeigte namentlich durch seine Rede, wie die Freihandels-Bewegung in England mit dem Radikalismus Hand in Hand geht, indem der freie Handel der erste Schritt zu allen weiteren sozialen und politischen Reformen sei. Herr Cobden sprach über die Abschaffung der stehenden Heere und erklärte, daß ihn das gegenwärtige Kriegsgeschrei tief betrübe. Er hätte im— mer gehofft, sagte er, eine der besten Folgen des freien Handels würde die Befestigung des Friedens sein. Und nun, ein kurzes Jahr, nach⸗ dem sie eine neue Bürgschaft des Friedens erhalten, trete der Her— zog von Wellington auf, der einen Fuß bereits im Grabe habe, und gebrauche die Hand, welche ein Schwert nicht mehr zu schwingen ver⸗ möge, um einen Brief zu schreiben, der die einschlummernden feind⸗ lichen Vorurtheile zweier benachbarten großen Völker von neuem wecke. Der Redner spendete den Franzosen großes Lob und verglich die jetzigen , ., mit der leeren Furcht vor einer russischen Lan⸗ dung, die ihm vor Jahren zuerst die Feder in die Hand gegeben hätte, sonst wäre er vielleicht sein Leben lang nichts geworden, als ein emsiger Kaufmann. Ihre, der Steuerpflichtigen, Sache sei es, zu entschei— den, ob sie zugeben wollten, daß nöch mehr Leute in rothen Röcken und blauen Jacken ein nach seiner Meinung nutzloses Leben in Mü— ßiggang führten. Er behauptete, wenn auch die öffentliche Meinung nicht genug für ihn sei, um eine Einschränkung der Kriegsrüstungen zu erlangen, so wisse er doch, daß das West-Riding von Aorkshire, daß Lancashire, daß London, daß Edinburg, daß Glasgow seine Mei— nung theilten! (Stürmischer Beifall.) „Ich ermahne meine Lands⸗ leute sagte er am Schlusse, „jeder Versuchung zu widerstehen, un⸗ sere Grundsätze des freien Handels dadurch in Leumund zu bringen, daß wir zu dem Glauben Veranlassung geben, wir wären nicht auf⸗ richtig in unseren Reformen, diese wären nur ein Fallstrick für andere Völker.“ Sie müßten nicht ungeduldig werden, wenn andere Völker dem englischen Beispiele nur langsam folgten. „Wir wollten aus dem freien Handel den Vorläufer des Weltfriedens machen. Als wir den Sprößling des Oelbaumes pflanzten, da haben wir nicht gehofft, davon reife Früchte an Einem Tage zu erhalten; aber wir hofften, die Früchte zu ihrer Zeit zu lesen, und mit des Himmels Beistande werden wir eines Tages sie pflücken.“

Heute fand eine Versammlung von Abgeordneten der Seestädte, Schiffern, Steuerleuten und Matrosen, staͤtt, um zu Gunsten der Navigations- Akte Beschlüsse zu fassen. Es soll nämlich am 2. Fe⸗ bruar auf Betrieb einer Anzahl von Rhedern eine Denkschrift für Erhaltung jener Gesetze der Königin mit größtmöglichem Eklat über⸗ reicht werden, und es wurde daher in der eben erwähnten heutigen Versammlung beschlossen, im Namen der in London? versammelten Schiffer, Matrosen und Schiffs- Jimmerleute dem Premier⸗Minister anzuzeigen, daß man gesonnen sei, der Königin jene Denkschrift durch eine Deputation überreichen zu lassen und zugleich den Lord⸗ Mayor von London um die Erlaubniß anzugehen, am 2. Februar in Prozession mit fliegenden Flaggen durch die Straßen der City zu ziehen, um der an die Königin abzusendenden Deputation das Geleite zu geben. Außerdem wurde beschlossen, daß am 2. Februar in Stepney Green eine große Versammlung unter freiem Himmel gehalten werden solle, um die inzwischen von einer Kommission zu verfassende Denkschrift zu genehmigen und die nöthigen Anordnungen in Betreff der Pro⸗ zession zu treffen. Große Dampfschiffe weiden in dem Long Reach bereit gehalten, um von dort am 2. Februar die Matrosen nach Lon⸗ don zu bringen.

Der General Frederick Maitland, Oberst-Inhaber des Sösten Infanterie⸗Regimenkts, ist in seinem Sbsten Lebenssahre gestorben. Er gehörte zur Familie des Grafen von Laudesdale, diente schon im Jahre 1781 bei dem Entsatz von Gibraltar und zeichnete sich später in Westindien und Spanien aus.

Das bekannte radikale Parlaments- Mitglied, Herr Duncombe, der seiner Gesundheit und seiner finanziellen Verhältnisse wegen Lon don verlassen mußte, soll jetzt auf dem Wege der Besserung sein und da er kürzlich von feinem Bater 200 O00 Pfd. geerbl hat, so wird er seine, nach Angabe der Western Times, 8006060 Pfd. betragen den Schulden, den Juden, bei denen er Geld geliehen hat, abtragen und vermuthlich bald seinen Parlamentssitz wieder einnehmen können. Nach einer Mittheilung aus Dublin ist in Ashfort der Friedens⸗ richter Waldron erschossen worden, der sich mit Hülfe seiner Unter⸗ sassen einer gegen ihn erkannten gerichtlichen Execution entziehen wollte und dem zur Ausführung des Gerichtsbefehls unter der Es= korte von Polizei-Beamten heranrückenden Coroner ein förmliches

Gefecht lieferte, das ihm selbst das Leben kostete und mehreren An- deren, wie dem Coroner, schwere Verwundungen zuzog.

nieder lande.

Aus dem Haag, 1. Febr. Heute sind zur Feier des Ge⸗ burtstages Ihrer an Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich der Niederlande alle öffentliche und viele Privat- Gebäude mit, eee, verziert, die Garnison hatte große Parade, und bei Hofe ist großes Diner.

Herr von Bussieres, der neue französische Gesandte am 56 litanischen Hof, ist am 30. Januar von hier auf seinen Posten abgereist.

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Brüssel, 1. Febr. Gestern hat die Repräsentanten⸗-Kammer die Diskussion über das Eisenbahn-Kapitel im Budget des Departe⸗ ments der öffentlichen Arbeiten geschlossen und dann den ersten Arti⸗ kel dieses Abschnittes angenommen.

Schweiz.

Kanton Bern. Ueber den Zweck der Sendung des Msgr. Lyquet wird der Allg. Ztg. unterm 26. Januar von der Aar ge⸗ schrieben: „Letzten Sonnabend ist in Bern Msgr. Loquet, Bischof von Hesebon, angelangt. Derselbe ist von Sr. Heiligkeit Papst Pius IX. mit einer außerordentlichen Mission für die Schweiz be— auftragt. Msgr. Lyquet wird zuerst die einzelnen katholischen Kan⸗ tone bereisen, um sich selbst von der Lage der Dinge zu überzeugen, und dann nach Bern zurückkehren, um mit den vorörtlichen Behörden in Ver- bindung zu treten. Derselbe wollte bei seiner Durchreise in Bern bereits den Bundes-Präsidenten Herrn Ochsenbein sprechen, zufällige Um⸗ stände verzögerten jedoch die Audienz, so daß der Prälat vorzog, zu⸗ erst nach Luzern zu reisen. Msgr. Lyquet ist ein Mann von versöhn⸗ lichem Charakter und kein besonderer Gönner der Jesuiten. Die ihm aufgetragene Mission ist außerordentlich schwierig; leider ist derselbe der deutschen Sprache nicht mächtig. Die Katholiken der Schweiz hätten vorgezogen, wenn ein mit der deutschen Sprache und dem deutschen Charakter vertrauter Prälat zu dieser Sendung berufen worden wäre; auch versprechen sie sich wenig Erfolg; die Gemüther sind zu gereizt, als daß eine nachhaltige Pacification jetzt schon mög- lich wäre.

Am 22. Januar waren die Ausschüsse des schweizer Ge— werbe⸗-Vereines der bernisch- gemeinnützigen und ökonomischen Ge⸗ sellschaft in Bern versammelt, um sich über die Vollziehung des Be⸗ schlusses von Aarau, betreffend die Veranstaltung einer schweizerischen Gewerbe⸗Ausstellung auf künftigen Sommer in Bern, zu besprechen, wobei beschlossen wurde, daß dieselbe Mitte Juli beginnen und wenig- stens 6 Wochen dauern solle. Als sehr günstiges Lokal dazu hat man die Kavallerie -Kaserne oder das ehemalige Kaufhaus bezeichnet. Die Vollziehung wurde einem Comité übertragen.

Kanton Luzern. Nach dem Eidgenossen beschäftigt sich die Regierung mit dem Vorschlag eines Dekretes an den Großen Rath, welches bestimmen soll, wer die Staatsschuld, welche die vorige Regierung hinterlassen, und die in Folge des Krieges mit Einrechnung der zu leistenden Entschädigungen in circa 4 Millionen bestehen soll, zu bezahlen habe. So viel sei be⸗ rechnet worden, daß es bei einer Steuer auf Vermögen und Erwerb bei 24 Fr,, auf den Kataster aber bei 15 Fr. vom Tausend treffen würde. Die außerordentlichen Hülfsmittel, welche in Anspruch genom— men werden könnten, würden schwerlich so weit reichen, daß zur Dek— kung der ganzen Summe nicht die Ausschreibung einer allgemeinen Steuer nothwendig werden dürfte. Der Eidgenosse ist nun der Ansicht, daß vor Altem diejenigen, welche den Sonderbund gestiftet, so wie diejenigen, welche früher und jetzt noch die Leute zur Festhal⸗ tung an demselben aufreizten, auch zur Zahlung der Schuld angehal— ten werden sollten.

Es zirkulirt in der Stadt eine an den Großen Rath einzuge— bende Adresse, in welcher verlangt wird, daß in dem Entwurf der Verfassung 1) der Grundsatz der Gewissensfrelheit, 2) Stimmrecht aller Eidgenossen, die im Kantone niedergelassen sind und übrigens die Erfordernisse der Stimmfähigkeit besitzen, 3) Erwerbung des Ge⸗ meinde⸗ und Kantonsbürgerrechts für diefelben aufgestellt und 4) der drittheilweise Austritt und die Wiederwählbarkeit der Mitglieder des Regierungs⸗-Rathes und Obergerichtes gleichförmig wie für die Mit⸗ glieder des Großen Rathes festgestellt werden möchte.

Die eidgenössischen Truppen haben am 27sten d. größtentheils den Kanton verlassen.

Kanton Glarus. Mittwoch, den 26. Januar, versam-= melte sich der dreifache Landrath unter dem Präfldium des Land— statthalter Tschudi. Das erste Geschäft desselben bildete die Erledi— dung mehrerer Landes-Rechnungen, und zwar: 1) der Rechnung über den evangelischen Reserve-Fonds, 2 der Rechnung über den Neulandleuten Fonds, 3) der Rechnung über die Landersparniß-An— stalt, ) der Rechnung über die Straßen- und Hochbauten ⸗Schuld, 5) der Rechnung über die Salzverwaltung, mit einem Nettogewinn von 15,900 Fl, 6) der Post-Rechnung mit einem Nettogewinn von 5000 Il. Diese Rechnungen wurden genehmigt und verdankt. Mit 22 gegen 13 Stimmen wurde beschossen, der Ehrengesandtschaft Gla⸗ rus die Instruction zu ertheilen, gegen Abhaltung des eidgenössischen Uebungslagers zu stimmen. Der Antrag, betreffend die Aus schließung von Jesuitenzöglingen von öffentlichen Beamtungen des Kantons und der Gemeinden, wurde an eine Kommission gewiesen, bestehend aus Rathsherrn K. Tschudi, Kriminalgerichts-Präsidenten Pr. Trümpi und Rathsschreiber Bauhofer.

Anfangs dieser Woche eingegangene Briefe aus Nord-Amerika geben höchst bedauerliche Berichte über die dermalige Existenz der nach der Kolonie Neu- Glarus Ausgewanderlen. Unter bitterem Mangel an den unentbehrlichsten Bedürfnissen, von Kummer und Elend niedergedrückt, müssen sie, wenn nicht irgend Hülfe dargeboten werde, der Auflösung der Kolonie entgegensehen. „Daß sich“, sagt die National-Zeitung, „unter solchen beklagenswerthen Umstän⸗ den wieder Viele in das liebe schweizerische Vaterland zurückwünschen, mag man begreifen. Inzwischen sind diese Nachrichten der Regie⸗ rung übermittelt worden, und man dürfte der Hoffnung Raum geben, dieselbe möchte, ergriffen von dem Elende ihrer in weiter Jer ne le⸗ benden unglücklichen Landeskinder und im Gefühle, heilige Christen⸗ pflichten auszuüben, mit den Gemeinde-Behörden vereint, liebreiche Hand zur Hülfe und Rettung bieten. Hierseits wird in den meisten Kattundruck-Fabriken und Spinnereien ziemlich lebhaft gearbeitet, und man hört nicht über Verdienstlosigkeit klagen. Einige Gewerbe im Lande, namentlich Mühlen, müssen hingegen dermalen aus Man- gel an hinreichendem Wasser zum Betriebe stillstehen.“

Kanton Wallis. Am 25. Januar hat die provisorische Regierung dem Großen Rath einen Gesetz⸗Entwurf zur Vollziehung des Gesetzes vom 11. Januar vorgelegt, das die Säcularisation der Güter der hohen Geistlichkeit und einiger religiöser Corporationen betrifft. Dieser Entwurf schlägt vor, dem ö von Sitten die Ernennung der Pfarrgeistlichen anzuvertrauen. Er hat die Wahl