1848 / 44 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

„Aus mehreren Aeußerungen, die wir vernommen, müssen wir anneh⸗ men, daß, mit Beziehung auf das Verfassungs Patent, bei Manchen ein Miß verstündniß über die Stellung und Bedeutung der darin erwähnten einsichts vollen und erfahrenen Männer“ herrscht, welches zu falschen Schlüssen führen muß. Man scheint nämlich vielfach anzunehmen, daß diese Männer, welchen die Bestimmungen der zu entwerfenden Verfassung zur sorgfältigen Erwägung vorzulegen sind, zum Theil aus Delegirten unserer Provinzial - Stände bestehen sollen. Diese Annahme widerspricht aber entschieden den Worten und dem Sinne des Restripts; denn nach diesen will der König ja nur vor Erlassung der Verfassungs Urkunde diese Männer als solche zu Rathe ziehen, welche die Achtung und das Zutrauen ihrer Mitbürger genießen, und nicht, um die Provinzial⸗ Stände oder einen gesetzlichen Ausschuß derselben zu befragen fon dern um den Unterthanen einen Beweis des Vertrauens zu geben will Seine Majestãt den Klassen der Provinzial Stände⸗Versamm⸗ lungen, welche gewählt sind, und außerdem der Geistlichkeit, den Prälaten und der possessionirten Ritterschast in den Herzogthümern und den Konsisto— rien der beiden Universitäten zu Kopenhagen und Kiel die Wahl der Mehr— zahl die ser Männer aus ihrer Mitte überlassen. Es sind also nicht die Stande Versammlungen, welche als gesetzliches Organ des Landes diese Nänner ganz oder auch nur theilweise aus ihrer Mitte wählen, was nach den Ständegesetzen in dieser Weise auch nicht thunlich wäre, fondern der , überläßt die Wahl eines Theils dieser Männer, die er gleichsam als 3 otable beruft, einzelnen Klassen der Stände⸗Versammlungen, die als solche line geseßlichen Befugnisse haben. Die so aus den Ständen gewählten Männer empfangen daher auch, wie die anderen gewählten und die außer— dem noch vom Vönige ernannten, ihren Auftrag oder ihr Mandat nicht von den Provinzial⸗Ständen oder sonstigen Vertretern des Volks. Damit wer— den auch manche Bedenklichkeiten wegfallen. Diese Frage ist gestern im Bürger-Verein zur Sprache gekommen, dessen Besprechungen des Verfassungs⸗ Reskripts nun geschlossen sind.“ .

Herzogthum Nassau. (Rh. B.) Die neueste Nummer des Verordnungs-Blattes enthält mehrere Personal-Verände⸗ rungen in den höheren Staatsämtern; so ist der Ministerial⸗-Referen= dar und Direktor der Zehent - AblösungsKommission, Geheimerath Vollpracht, zum Mitgliede des Staats Rathes, zum Präsidenten der General- Domainen⸗Direction, so wie zum Mitgliede des Hofmar— schall- Amts, die Regierungs- Näthe Dr. Bertram zum Ministerial⸗ Rath und Post- Kommissarius Faber und von Wintzingerode zu Di— rektoren der Central-Landes-Negierungen ernannt worden.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 5. Febr. Das heutige Journal de St. Petersbourg meldet: „Der Baron von Krüdener hat vom Kaiserlichen Kabinet den Befehl erhalten, der Tagsatzung der schwei⸗ zer Eid genossenschaft folgende Erklärung zukommen zu laässen: , die Dofe von Desterreich Frankreich und Preußen die Er— = rung, welche sie unterm 18. Januar d. J. abgegeben, zur Kenntniß des ö Kabinets gebracht haben, glaubt dieses seinerseits erklären zu 6 ,, . in diesem Altenstück entwickelten staatsrechtlichen , n, . Forderungen, welche darin kraft eben dieser Grundsätze 20 . 6 Folgen, die daraus entspringen können, ganz

Daß nach der Ansicht des Kaiserlichen Kabinets, eben so wie nach der Ansicht der drei Höfe, durch die Ereignisse, welche in der Schweiz aus— gebrochen, und durch das, was gegenwärtig dort vorgeht, offeabar die Kan. tonal⸗Souverainetät angegriffen und so das Grundprinzip der schweizer Eidgenossenschaft, wie dieselbe im allgemeinen Interesse Europas begründet wurde, gestört worden ist, ein Prinzip, an dessen Aufrechterhaltung ich die der Neutralität der Schweiz geseistete Gewähr geknüpft findet;

„Daß daher Rußland sich seinerseits als vorläufig der Verpflichtung entbunden erachtet, die Rechte dieser Neutralität gegen die Maßregeln auf⸗ recht zu erhalten, welche diese oder jene Gränzmaͤcht im augenblicklichen Interesse ihrer eigenen Sicherheit zu ergreifen für nöthig erachten möchte.

„Seine Gewährleistung wird so lange suspendirt bleiben, als die Eid- genossenschaft sich außerhalb der die Grundlage ihrer anerkannten Existenz bildenden Bedingungen gestellt zu befinden fortfährt, so lange als überdies die Schweiz den Revolutionairs aller Länder als Zuflucht dient und ihnen Beistand und Schutz bietet, um sich ungestraft gegen die Ruhe und Sich er⸗ heit der Nachbarstagten verschwören zu önnen.“ .

Dann theilt das genannte Blatt die bekannte Note mit, welche gleichlautend von den Gesandten Preußens, Oesterreichs und Frank— reichs dem Präsidenten der Tagsatzung übergeben worden ist.

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Deputirten⸗ Kammer. Sitzung vom 7. Februar. Zu dem letzten Paragraphen des Adreß-Entwurfs liegen der Kammer jetzt vier Amendements vor. Das erste rührt von Herrn Sallan⸗ drouz e her, einem Konservativen, der nicht die Persouen, wohl aber das System der Verwaltung geändert sehen will; das zweite von Herrn Darblay, einem früher sehr einflußreichen Konservativen, seit Beginn dieser Sitzung aber zur Oppesition übergegangen, der Personen und System geändert wissen will. Man weiß noch nicht, ob das Kabinet, um Spaltungen in seiner Majorität zu vermeiden, das Amen= dement Sallandrouze's annehmen und für die Zukunft Reformen in Aussicht stellen wird. Das dritte Amendement ist von Herrn von Genoude, dem Nedacteur der legitimistischen Gazette de France, vorgeschlagen. Es lautet also: „Man würde den Bewe— gungen zuvorkommen, wenn die großen Staatsgewalten, anerkennend, daß es ältere und höhere Rechte gebe, als die der Regierungen und die der gesetzgebenden Körperschaften, diese Rechte in die Charte aufnähmen und Frankreich eine Vertretung gäben, welche auf der allgemeinen Theilnahme der Bürger an den Deputirtenwahlen beruhte. Nur auf diese. Weise kann die Vereinigung dieser Gewal⸗ ten den Frieden nach außen erhalten, im Innern Ordnung, Freiheit und deren Entwickelung gewährleisten, so wie das Hebäudè gründen unter welchem künftige Generationen einst glücklich leben werden. Endlich hat Herr Lesseys anstatt der Faffung des Entwurfes als Amendement den Zusatz eingereicht: „Sire, eine absolute Hingeb an den alleinigen Dienst des Vate che, , an den e gen Dienst des Vaterlandes und die allgemeinen In teressen der Nation, die höher als jedes andere Interesse stehen, be⸗ ständige Treue für das Prinzip, aus dem die Juli Revolution' her⸗ vorging, das sind die Mittel, welche wir Ihrer Regierung empfeh— len, um das Gebäude zu befestigen, welches diese Revolution gegrün— der hat.“ ö

Nachdem Herr Quesnault am Schluß seiner gestern mi t Bemerkungen, durch welche er das n . ö . Banketten gegenüber und die darauf bezügliche Stelle der Thronrede recht. fertigte, noch einer von Herrn Marie bei dem Bankett zu Orleans gehalte— nen Rede erwähnt hatte, worin das Eigenthum, die Familie und das Bür⸗ gerthum heftig angegriffen worden seien, nahm Herr Marie das Wort and behauptete, die radikale Partei, welche sich allerdings den Reformban⸗ letten angeschlossen habe, deren Gesetzlichkeit ncht bestritten werden könne, sei sehr ungerecht angegriffen worden. Man beschuldige sie, Umsturzlehren zu predigen, dem Eigenthum, so wie der Familie, zu nahe zu treten und aus dem Schrecken an System machen zu wollen. Er protestire in seinem und seiner Freunde Namen gegen solche Beschuldigungen. Die radikale Partei, wolle kein Schreckens-⸗System; sie achte das Eigenthum und die Familie; sie erkläre laut, daß bei Kommunismus weder Moralität noch Veiheit bestehen könne. „Wir wollen“, sagte der Redner, „die National- Sonverainetät in ihrem ganzen Umfange. Dazu ist aber vor Allem Gleichheit der Nechte nöthig. Wo ist diese? Ich weiß wohl, daß man sagt, es gebe keine Klassen mehr, es gebe in Frankreich nur noch Bürger. Verstehen wir uns genau. Sie haben das Land in zwei Zonen getheilt; in die eine haben Sie das gesetzliche, in die andere das ungesetzliche Land gebracht; in die eine haben Sie 200 bis 250,000 Bürger versktzt, in der an—=

men der Contre⸗Revolution ausspricht,

Gedanken, in Ihren Handlungen. Wir mußten sie dem Lande bezeichnen; werden fortfahren, sie zu erfüllen, ohne uns um Ihre Billigung zu küm⸗ mern.“ (Beifall der Linken.)

Paris, 7. Febr. Der Herzog von Montpensier hat dem Sul⸗

tan sechs Vasen von Sevres - Porzellan zum Werthe von ungefähr 150,000 Fr. zum Geschenk gemacht. Der türkische Botschafter gab gestern eine große Soiree, der fast das ganze diplomatische Corps beiwohnte. Unter den Anwesenden will man auch Sir Stratford Canning bemerkt haben, dessen Ankunft in London danach von den englischen Blättern voreilig gemeldet worden wäre. Der türkische Boͤtschafter machte mit vieler Anmuth die Honneurs in seinen Sa⸗ lons und sagie besonders den Damen die verbindlichsten Komplimente in französischer Sprache. Die Regierung hat Nachrichten von dem nach Toulon zu Abd el Kader gesandten Obersten Daumas erhalten. Der Emir soll sich ent— schieben weigern, nach Paris zu kommen, wenn der König nicht vor⸗ her die mit ihm eingegangene Convention ratifizire. Oberst Daumas wird nächster Tage hier wieder zurück erwartet. Man will heute wissen, daß die Pforte den Emir Abd el Kader als ihren Unterthan von der französischen Regierung reklamirt habe.

Sroßbritanien und Irland.

; London, 7. Febr. (Ueber Holland. Der Herzog und die Herzogin von Sachsen-Koburg sind am Sonnabend in Begleitung des Grafen Mensdorf, der Frau von Wangenheim und des Baron von Fritsch zum Besuch in Windsor angekommen, wo sie dem Ver— nehmen nach bis nach der Niederkunft der Königin verweilen werden. Am Sonnabend ward eine Versammlung von 2000 Seeleuten in London gehalten. Der Vorsitzende, der Floͤtten-Capitain Smith, schlug vor: da der Lordmayor die Erlaubniß zum Durchmarsche der Matiosen durch die City verweigert habe, so sollte jedes Schiff auf dem FIlusse zwischen Pool und Gravesend sein Boot abschicken, mit so viel Mannschaft, als es entbehren könnte, jedes vorn mit dem Union Jack (Reichsflagge) geschmückt; vorauf sollte ein Dampfschiff ziehen mit einer Mustkbande, welche die Lieder des Seemannes auf spielte. Alle Böte sollten möglichst nahe bei Trafalgar Square (wo die Nelsonssäule steht) anlegen, und dort sollte jeder Seemann ein blaues Band, auf welchem die Schifffahrtsgesetze geschrieben stän—= den, auf seinen Hut stecken. Sie sollten dann in Reih und Glied nach Downingstreet ziehen uud dem Staats- Secretair eine der Köni⸗ gin einzureichende Denkschrift übergeben, in welcher sie gebeten werde, die Schifffahrtsgesetze nicht aufzuheben.

. Der pariser Korrespondent der Times wiederholt die Nach— richt, daß die Herzogin von Montpensier sich in Umständen befinde, welche die spanische Erbfolge eintretenden Falles sichern würden.

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Tagsatzung. Sitzung vom 5. Februar. Folgender Antrag der Gesandtschaft von Aargau beschäftigte heute die Tagsatzung; „Es möge die hohe Tagsatzung beschließen: daß denjenigen Ständen, welche während des letzten Feldzuges theils durch Aufbieten ihrer gesammten Mannschaft, theils durch ungewöhnlich lange Dienstzeit einzelner ihrer Truppen-Abtheilungen in Anspruch genommen waren, der an Montur-Effekten erlittene Schaden durch die Eidgenossenschaft vergütet werden soll.“ Der Antrag Aargau's erhielt keine Mehrheit.

Der Antrag von Zürich, die Sache dem Kriegsrathe zur Be— gutachtung zu überweisen, blieb mit S und der Antrag von Aargau felbst mit 2 Stimmen (Aargau und Bern) in der Minderheit, worauf dann Üri's Begehren um Verschiebung seiner eidgenössischen Insper— tion behandelt und mit 15 Stimmen entsprochen wurde. Bei Beginn der neuen Wahlen in den Generalstab verließ der Präsident Ochsen⸗ bein den Saal' und überließ das Präsidium dem zweiten Gesandten, Regierungs-Rath Dr. Schneider. Es wurden sodann 34 Wahlen ge⸗ troffen, darunter folgende: In den Geniestab als Oberst-Lieutenant: Major Dietzinger von Wädenschweil. In den Artilleriestab als Oberst: Major Ludwig Denzler von Zürich. In den Generalstab zu Ober— sten: 1) Bundes Peäsident Ulrich, Ochsenbein mit 19 Stimmen; 2) Oberst⸗-Lieutenant Friedrich Siegfried von Zofingen; 3) Oberst⸗Lieu⸗ tenant Anton Michel von Seewis, Kanton Graubündten. Wegen vorgerückter Zeit werden die Wahlen in den eidgenössischen Justizstab und i⸗ das Kriegs-Kommissariat verschoben, dann noch zwei Anträge des Kriegsraths verlesen, der eine für Einladung an die Regierung von Luzern zu Ertheilung einer Entschädigung an Major Schindler wegen seiner ausgestandenen Haft, der andere für Uebernahme der Kosten für den letzthin eingerichteten Staffettendienst zwischen Zürich, Aargau und Bern (mit circa 4169 Fr.) durch die Eidgenossenschaft. Diese Anträge, nebst Regulirung der Geld⸗Angelegenheit von Schwyz und Freiburg und Wahl eines eidgenössischen Kanzlers, bilden die Tagesordnung für die nächste Sitzung auf Montag, den 7. Februar. Für die Stelle eines eidgenössischen Kanzlers hat sich bis jetzt blos ein Arzt, Stöcklin von Emmen, Kantons Luzern, gegenwärtig in Seewis, Kanton Graubündten, gemeldet, daher Aargau nun den jetzi⸗ gen Staatsschreiber Schieß hierfür vorschlägt.

(St. Gall. Erz.) Wahrscheinlich wird die Hälfte der Tag— satzung, die zweiten Gesandten, Anfangs oder Mitte der künftigen Woche die Bundesstadt verlassen und die Tagsatzung sich vertagen. Für laufende Fälle hat der Vorort genug Nepraͤsentanken in den ersten Gesandten, die nun an die Bundesrevision gehen. Die eidgenössischen Repräsentanten aus Wallis, Franscini und Dr. Frey, sind, auf ihrer Rückreise nach der Heimat begriffen, in Bern angekommen.

Dr. Furrer arbeitet an der Antwort auf die Kollektivnote.

(O. P. A. 3.) In dem letzten Sonderbundsfeldzuge stellte Zü⸗ rich zur Armee 13,975 Mann, 28 Kanonen. Bern 23,247 M., 54 K. Glarus 2238 M., 5 K. Solothurn 2434 M., 4 K. Baselstadt 540 M., 4 K. Baselland 2052 M. Schaffhausen 1332 M. Ap⸗ penzell a. R. 1889 M. St. Gallen 658 M., 12 K. Graubünd⸗ ten 33819 M. Aargau 12,53 M., 25 K. Thurgau 1096 M. Tessin 3413 M., 4 K. Waadt 19,198 M., 32 K. Wallis sFrei⸗ willige) 226 M. Neuenburg (Freiwillige) 1 M. Genf 2284 M., 4K. Luzern, Zug, Freiburg (Freiwillige) 12 M. Gesammtzahl der Mannschaft 8,8662 M. Gesammtzahl der Kanonen, nebst 88, die sich auf den Wällen Genfs befanden, 260. Das Sonderbunds⸗ heer war nicht über 40,)00 Mann stark und hatte höchstens 50 Ka⸗ nonen.

Sitzung vom 7. Febr. Heute wurde die dargebotene Kosten⸗ Garantie von Freiburg angenommen und Aufhebung der Occupation dieses Kantons beschlossen. Ueber die von Schwyz dargebotene Sicher⸗ heit dagegen, welche die Kommission für ungenügend erachtete, ergab sich keine Mehrheit. um Kanzler wurde erwählt Herr Staatsschrei⸗ ber Schieß mit 26 Stimmen; 2 fielen auf Herin Am Rhyn. Vor⸗ gelegt wird noch ein Bericht der eidgenössischen Repräsentanten in Luzern, welcher scharfen Tadel gegen das neüe Spoliations- Dekret des dortigen Großen Raths ausspricht; derselbe soll sämmtlichen

deren befinden sich vie übrigen Bürger, die gar kein Recht geni

n. e übr ; kein genießen. Und das nennen Sie Gleichheit, Nalional-Souvkrainetät? Wenn man den Na— c so fahren Sie zurück. Es genügt aber nicht. vor dem Worte zu erschrecken; die Thatsachen sprechen 2 als die Worte. Und wir sagen Ihnen: die Contre-⸗Revolution ist in Ihren

dies war unser Recht, wie unfere Pflicht. Wir haben Sie erfüllt, und wir

Kanton Zürich. (Allg. Bern verbreitete 8 23 . 366 n Wefe Aus servations- Corps an der lombardischen Gränze einen w. e. Tagsatzung stellen, scheint uns ziemlich unwahrschein ich 3 ) praktischen Nutzen einer solchen Maßregel könnten wir nicht be . Die starke österreichische Truppenvermehrung in der Lombardei 1 ) schwerlich gegen die Schweiz gerichtet. Auch steht die in der Sch 3. vorherrschende Tendenz zur Sparsamkeit und die Abneigung . lizen, sich ohne dringende Nothwendigkeit von Haus und Hof 1 een fernen, einer solchen Maßregel im Wege. Die Mehrhes⸗ g. k. satzung würde dergleichen Anträgen des Vororts schwerlich die 2 tion ertheilen. Auch erwähnen die neuesten berner Blätter ei chen Projekts mit keiner Sylbe. .

Kanton Luzern. (O. P. A. Z.) Der Große Rath hat eine Pro clamation erlassen, worin die Aunahme der Verfassung dem Volle emp fehl, wird. Diese Proclamation macht das Volk aufmerksam, daß in . ö 9 Verfassung die apostolische, römisch-christkatholische Religion ale . gion des Luzernervolkes nicht nur gewährleistet sei, sondern . ss auch den vollen Schutz des Staates genieße, daß der Kirche e . forderliche Einfluß auf die Erziehung zur Erhaltung der , lehre gesichert sei; daß auch das Veto oder Verwerfungsrecht gegen Gesetze, Bündnisse, Verträge oder Konkordate, so wie gegen Einfthy rung neuer Corporationen, wie bisher, gewährleistet bleibe.

Aus dem Contributions-Dekret des Großen Rathes ersieht man daß von einer Bestehlung der öffentlichen Kassen durch die alte Re⸗ gierung nicht mehr die Rede ist. Die Verausgabung der abhanden gekommenen Summen ist nun bis auf den letzten Kreuzer mit Bele— gen gehörig nachgewiesen, und die Anklage gegen die alte Regierung beschränkt sich jetzt nur noch darauf, durch Herbeiführung des Krieges den Kanton in große Schulden gestürzt zu haben. D er Regierungs

Sanc⸗ es sol-⸗

Rath beruft sich aber hieifür auf die Vollmachten des Großen Ra thes und letzterer auf das Volk und die ihm von demselben übertra gene Gewalt.

Der gegenwärtige Nuntius, Herr Maniotti, wird nächster Tage von Luzern abreisen. Er nimmt ein Schreiben von Herrn Schult⸗ heiß Kopp mit sich, worin bescheinigt ist, daß die Angabe des luzer— ner Tagsatzungs-Gesandteun Meyer, Herr Maniotti habe die Sonder bunds-Fahnen eingeweiht, die Berufung der Jesuiten betrieben und die Soldaten zum Kampf aufgemuntert, Unwahrheit sei. rufung der Jesuiten nach Luzern konnte in jedem Falle nicht NM niotti's Werk sein, da die Jesniten vor ihm in Luzern waren. Daß der hier anwesende Herr Luquet interimistischer Nuntius sei, bestätigt sich nicht. Aus einem Schreiben des Staats⸗-Secretairs Kardinal Ferretti, datirt Rom, 31. Dezember 1847, an Herrn Maniotti, geht hervor, daß der gegenwärtige Gesandtschafts Secretair, Herr vo Boviere, in der Eigenschaft eines Bevollmächtigten ad interim pro visorisch die Geschäfte zu führen habe. Die betreffende Stelle die⸗ ses Schreibens lautet also: „In Beziehung auf dasjenige, was Sie persönlich betrifft, hat der heilige Vater, in Berücksichtigung der von

zhnen geschilderten Umstände und in Rücksicht auf Ihre Gesund—

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heitszustände, geruht, Ihnen denjenigen temporairen Urlaub zu er

Vie Ve⸗

Leitung der offiziellen Gazz. sidenten der Provinzen aufgefordert, diesem Blatte Berichte über Vor⸗

nebst mehreren Anderen verwickelt des Prinzen zugestanden, daß die Verschwiegenheit entbunden Verfahren behandelt werde.

Neapel begaben dortigen Kardinal =- Legaten und

theilen, um welchen Sie nachgesucht haben. Während Ihrer Ab wesenheit von der Nuntiatur werden Sie Ihren Auditor zurück⸗ lassen, damit derselbe in der Eigenschaft eines Bevollmächtigten ad interim provisorisch die Geschäste führe.“

Kanton Aargau. Das Solothurnerblatt enthält fol⸗ gende Einsendung von Aarau:; „Das Zoll-Unwesen im Kanton

Aargau ist bekannt; es ist der Art, daß die Regierung schon wieder— holt von den eidgenössischen Behörden gemahnt worden ist, demselben zu steuern. sowohl den Vororten als den eigenen Bürgern, aber ihr Thun ent spricht denselben nicht. ferenz vom letzten September in Aarau ruft die aargauische Regie rung einen Zoll-Tarif vom Jahre 1743 wieder ins Leben, nach wel chem alles vom Kanton Solothurn nach der Stadt Aarau gehende Gut den unerhörten Zoll von 1 Batzen p. Ctr. zu leisten hat. Man sagt, es gelte Baselland (das bekanntlich den Zollverein mit Bern, Solothurn und Aargau durch sein Veto verworfen), und läßt es da— mit die eigenen Bürger und das befreundete Solothurn büßen. Und um ja den Zoll von keinem Pfunde zu verlieren, verlangt sie von der Kaufhaus-Verwaltung in Basel das Gewichts-Verzeichniß der in Basel über Olten nach Aarau verladenen Güter und droht den Fuhrhaltern mit dem Gericht. hässige einer solchen Zoll-Erhebung zu einer Zeit, da man sich ver⸗— einigen möchte, den inneren Verkehr zu erleichtern, ist auffallend.“

Versprochen hat es die Regierung auch schon mehrmals,

ö. ; . In Gegenwart der schweizerischen Zoll-Fon

Das Unbillige, Rücksichtslose und Ge

Jtalkien.

Nom, 28. Jan. (N. K.) Vor kurzem ist ein Delegirter

(Signor Mazza) nach der Nomagna abgegangen, um einige mit der Juliverschwörung zusammenhängende Partialprozesse zu instruiren.

Nach dem Beispiele Roms werden

1” ö. ö 1189 J auch in den Provinzen so

genannte „Hoffnungsschaaren“ (attaglioni della Speranza] gebildet, d. h. militairisch organisirte Schaaren von Nnaben, die sich unter der

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Leitung erfahrener Offiziere im Waffendienst üben. In Bologna be stehen zwei solche Bataillone, in welche die angesehensten Bürger und Nobili ihre Söhne haben aufnehmen lassen.

Der Minister des Innern, zu dessen Geschäftskreis die oberste di Roma gehört, hat sämmtliche Prä

gänge von allgemeinem Interesse einzusenden, „um sowohl den Staats⸗ Ängehörigen als den Ausländern unsere moralischen und bürgerlichen Fortschritte zu zeigen.“

Das Minister-Conseil beschäftigt sich seit einigen Tagen mit der

Prüfung des von der Staatskonsulta vorgelegten Entwurfs ihres inneren Reglements. öffentlichung der Verhandlungen der Konsulta bereits bewilligt, war demnach voreilig. über diesen Punkt im Publikum am meisten gespannt.

Die frühere Angabe, Se. Heiligkeit habe die Ver⸗ Begreiflicherweise ist man auf die Entscheidung Von den neun

Ministern, welche das Kabinet ausmachen, sollen zwei (Mons. Rus= coni und Mons. Capalti, der Substitut Mezzofanti's) der sofortigen Veröffentlichung offen zugethan sein, Mons. Amici aber wünschenz e, die Veröffentlichung gleichzeitig mit der der betreffenden Beschlüsse des Minister⸗-Raths stattfinde. des Auswärtigen und Conseil⸗Präsidenten, Ka Freund der Oeffentlichkeit. nicht bekannt.

chen, daß

w . 6 Möntste Endlich hält man auch den Minister rdinal Bofondi, für einen Die Stimmung. der übrigen Minister ist

welchen der Prinz von Canino ist, hat der Papst auf Ansuchen Vertheidiger von dem Eide der ind der Prozeß nach dem ordentlichen

In dem politischen Prozesse, in

Auch der Provinzial - Rath von Ravenna hat gleich dem von

Bologna eine Adresse an den Vertreter der Provinz in der Staats⸗ fonsüäta gesandt, worin derselbe ersucht wird, bei Sr. Heiligkeit auf Verstärfung der Landesvertheidigung zu dringen.

Auf die Nachricht, von der Ertheilung einer Verfassung in sich eine Anzahl Bürger von Bologna zu dem stellten demselben vor: um das

Ständen mitgetheilt werden.

Vertrauen des Volkes zu der päpstlichen Regierung zu erhalten,

daß diese sich eifrig und schnell „mit jenen Maß⸗ regeln beschäftige, welche nöthig seien, damit sie, von der die ita⸗

lienische Bewegung ausgegangen, auf der Höhe der neuen Verhält⸗ nisse bleibe.“

sei es nöthig,

IYeapel, 28. Jan. Abends spät. (A. 3.) Vial ist seinen Feinden zu Palermo glücklich entkommen und gestern Abend mit 160 Verwundeten in Neapel angelangt. Diese wurden provisorisch in

einer Kaserne bei der hiesigen Tarseng untergebracht und empfingen

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vom Könige einen Besuch und freundliche tröstende Worte. Ueber die Rettung und Flucht der weiblichen Bewohner des. Königlichen Palastes zu Palermo sind hier viele abenteuerliche Umstände derbrei⸗ let. Auf beiden Seiten soll in den Tagen des 24. und 25. Januar viel Blut geflossen sein. Die neue sicilianische Regierung hat dem Könige die Hauptpunkte der constitutionellen Verfassung zur Unter⸗ schrift herübergeschickt, und man ist auf den Ausgang aufs höchste gespannt. In Salerno und Umgegend sollen kleine Scharmützel statt⸗ gefunden haben, und das Ausbleiben des abruzzischen Couriers läßt cbenfalls nichts Gutes ahnen. Auch in Calabrien regt es sich. Bis Mittags 1 Uhr blieb das Militair in Schlachtordnung auf dem Schloß⸗ platze u. s. w. stehen. Kleine Pikets und Einzelwachen in deren Nähe waren an verschiedenen Punkten aufgestellt. Da verbreitete sich plötzlich bas Gerücht, der König habe erklärt, die Vorschläge, welche das neue li⸗ berale Ministerium machen werde, annehmen und durch 21 Kanonenschüsse eine constitutionelle Verfassung verkünden zu wollen. Gleich darauf zo⸗ gen die Truppen in die Kasernen ab, die Bürgermiliz theilte sich in kleine Patrouillen (manche Bürger in Civiltracht, mit Hut oder Mätze, die Flinte auf dem Rücken), durchzog statt der Königl. Militair⸗ Patrouillen die Stadt, und auf den Gassen, auf den Balkonen harr⸗ fen Tausende der 21 Constitutions-Schüsse. Sie blieben aus, ein heftiger Regen ergoß sich, die Bevölkerung zerstreute sich und harrt auf morgen, sich damit tröstend, daß Se. Majestät und die neuen Minister' eine so wichtige Sache nicht so schnell beenden können, und daß die neue Verfassung jedenfalls bei Sonnenschein und nicht bei Regen das Licht der Welt erblicken müsse. Und in der That arbesten die Minister fortwährend mit dem Könige im Conseil. Die letzte Nacht dauerten die Versammlungen bis drei Uhr Morgens. Ueberall werden Kokarden genäht, überall reibt man sich hoffnungsvoll die Hände. Die Stadt ist ruhig. Gestern bot der Toledo ein buntes, reichbewegtes Bild eines sehr kriegerischen Karnevals dar; an vielen Punkten lie⸗ ßen sich Volksredner vernehmen, welche auf leicht faßliche Weise Wünsche, Hoffnungen und Leidenschaften erregten; schöne Damen riefen bravo, coraggid dazwischen und trugen die Trikolor Kokarde an Kopf und Busen. Vermittelst des sehr beliebten und sehr konserva— tien Don Placido versuchte man eine Contre⸗Revolution zu organi⸗ siren und die höheren und mittleren Stände durch Furcht vor Raub und Plünderung einzuschüchtern. Gegen Bestrebungen dieser Art bewies sich die Bürgergarde besonders thätig und nützlich. Sehr auffallend war es, in der Allg. Ztg. vom 18ten d. das Gerücht des sicilianischen Aufstandes an der wiener Börse zu lesen, da doch die Revolution erst am 12ten ausbrach. Aus der schlagenden Aehn⸗— lichkeit der jetzigen historischen Fakta mit den früher in Neapel aus⸗ gesprengten Gerüchten erkennt nun Jedermann deutlich die vollstän—⸗ dige, ziemlich gut organisirte Verschwörung.

Neapel, 29. Jan. Morgens. Bisher hatten alle Evvivas, Fuggis und Trikolor-Demonstrationen in Neapel den intermittirenden Tertiantypus, und somit sieht man heute einer neuen Bewegung ent⸗ gegen, es sei denn, daß der König durch eine Constitution. Alles be⸗ ruhigen möchte. Die Neapolitaner trösten sich damit, daß sie jetzt redlich das Ihrige zur allgemeinen italienischen Bewegung beigetragen. Es zweifelt Niemand daran, daß Alles kopfüber, kopfunter gehen werde, sobald die Provinzialen heranrücken; der Muth würde dann wachsen und sich vertausendfachen, die Häuser würden sich vielleicht wie in Palermo in Festungen verwandeln, und Schweizer und Königl. Truppen unter herabgeworfenen Marmorplatten und schweren Mobi⸗ slen ihr Grab finden. Die Generale Lecca und Statella beruhigten das Volk auf freundliche väterliche Weise und versprachen Alles. Letzterer zog gleichsam an der Spitze der bewegten Volksmasse den Toledo herunter; er rief mit: Evviva il Re! Als er aber bis zur Mündung der langen Gasse auf, den Schloßplatz gekommen. war, bediente er sich einer kleinen Kriegslist; er wendete sich um und sagte: „Bis hierher, meine Herren, und nicht weiter.“ Darauf sperrten Husaren das Vordringen zum Schlosse, und Kanonen fuhren auf, um den Toledo mit Kugeln zu durchstreifen. Der König empsng seiner⸗ seits mehrere, den obigen Demonstrationen ganz Entgegengesetzte; un⸗ ter Anderem versicherte der General Stockalvxer (Schweizer) den Kö⸗= nig aufs neue der Ergebenheit der Schweizertrupben, woran übrigens weder der König, noch sonst Jemand zweifelte. Delegrretto ward (wie bereits gemeldet) im Namen des Königs von den beiden Lieblings⸗ Adjutanten des Königs, Steiger (Schweizer) und Nunziante, Abends [0 Uhr (den 26. Januar), als er im Begriff stand, das Schloß zu verlaffen und nach Hause zu fahren, nicht eigentlich verhaftet, sondern auf ein Dampfschiff gebracht. Man zerbricht sich den Kopf, was aus Delcarretto geworden. Der Capitain des Dampfschiffs soll Depeschen empfangen haben, welche erst in einer gewissen Entfernung von Nea-⸗ vel zu eröffnen gewesen. Bei Salerno fand bereits ein. für die Kö⸗ niglichen Truppen nicht ganz günstiges, kleines Gefecht statt.

Neapel, 29. Jan. Nachmittags. Die Constitution ist da! Ungeheurer Jubel erfüllt die Stadt. Um 10 Uhr diesen Morgen er⸗ schien das Königl. Dekret. Um 12 Uhr ritt der König, gefolgt von ben Grafen Aquila und Trappani, durch den Toledo und wurde mit Enthusiasmus begrüßt. Freilich ist der Schloßplatz mit Truppen be⸗ setzt, aber das thut dem Jubel keinen Abbruch. Ueberall, auf Dä⸗ chern und Balkonen, an Brust und Busen, am Herzen des Prinzipe und des Lazzarone, prangt die dreifarbige Kokarde. Die National⸗ garde bildet sich. Der Duca di Serra Capriola hat freilich erst nach einigem Zögern dies erste Dekret unterzeichnet, aber das thut der Frende keinen Schaden. Der Toledo, dig Hauptstraßen der Stadt, Alles wimmelt von freudigen Menschen. Man sieht der glänzendsten Illumination entgegen. Es lebe der König! schallt es überall.

Neapel, 31. Jan. Der hervorragendste Name des neuen Ministeriums ist der des Minister Präsidenten Serra Capriola, so wie des Präsidenten der Staats Consulta, Duca di Cassaro, der seit der Schwefelgeschichte in Ungnade war. Allgemein bedauert wurde der Austritt Spinelli's, doch hofft man, es werde diesem fähigen, hochgeachteten Manne bald wieder Platz im Ministerium gemacht werden. Noch an demselben Abend erfuhr man die positive Unter— zeichnung des Constitutions⸗ Dekrets, welches am nächsten Morgen veröffentlicht werden sollte. Man erwartete diese Veröffentlichung unter Salven der Forts und Auspflanzung der Fahnen, allein nichts von dem allen geschah; man beschränkte sich darauf, einfach das De⸗ kret an den Straßenecken anzukleben. Allgemeiner Jubel erfolgte, und eine ungeheure Menschenmasse strömte durch den Toledo, ge⸗ schmückt mit dreifarbigen Bändern und Kokarden;, Viele hundert Kut⸗ schen, gefüllt mit Leuten, welche dreifarbige Fahnen und Sacktücher wehen ließen, fuhren den ganzen Nachmittag den Toledo und die Chigja auf und ab, und des Lebchoch⸗Rufens war gar kein Ende. „Viva Pa- lermolce war der hauptfächlichste und allgemeine Ruf. Yivä la Consti- tuzione! Viva il ke! Via Flitasia! Via Bio 1X Viva la Guardia

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Nazionale! Sogar den guten Ibrahim Pascha, der in seinem Wa⸗ gen das Schauspiel mit ansehen wollte, ließ man leben: „Viva Ibrahim Pascia!“ Der König durchritt die ganze Stadt, begleitet von seinen Adjutanten. Im Anfang sah er ein wenig angegriffen und sehr verdrießlich aus, bei seiner Rückkehr jedoch hatten ihn die Zeichen allgemeinen Jubels und Dankbarkeit etwas erheitert, auch hatte er hier und dort mit den Leuten gesprochen und ihnen die Hände gedrückt. Keine Unordnung siel bei all diesem Gedränge in den Mit- telpunkten der Stadt vor, dagegen ergaben sich solche in den entle⸗ genen Quartieren der Stadt, denn da die ganze friedliche Revolution von den höheren und Mittel-Klassen ausgegangen und die beste Ordnung fortwährend erhalten war, so fand das Lazzaroni-Gesindel, das in politi⸗ schen Dingen ohnehin niemals mit jenen Klassen sympathisirt hatte, seine Rechnung bei einem solchen friedlichen Drama nicht. Sie hatten gehofft, enkweder' wie 1820 von den Leitern der Bewegung bezahlt zu werden, oder wie bei dem Einzug des Kardinals Ruffo im Jahr 1799 rau⸗ ben, plündern und morden zu können, je nach der Partei, zu deren Gunsten sich der Sieg entschieden hätte, oder auch gelegentlich ohne Unterschied der Partei. Ueber die Täuschung aufgebracht, verfolgten sie mit Schimpfworten und Steinwürfen alle diejenigen, die sich in den Nebenstraßen mit den Constitutions-Farben sehen ließen, raubten und stahlen, wo ihnen die Abwesenheit der Hauseinwohner dazu irgend Gelegenheit bot. Einige freilich wurden von der Bürgerwache nieder⸗ gestoßen, viele Andere abgefaßt und unter guter Eskorte in Gewahr⸗ sam gebracht, wo sie es diesmal theuer bezahlen dürften. Hätte sich diese Bürgerwache oder Rational-Miliz nicht so musterhaft in dieser verflossenen Woche benommen, so hätte der Pöbel die Ueberhand ge⸗ wonnen, und die beklagenswerthesten Ereignisse hätten daraus entste⸗ hen können. Sie verdient aufrichtiges und allgemeines Lob; sie hat ihre Aufgabe auf die ehrenhafteste Weise gelöst. Da sie zu schwech gewesen wäre, um allein allen Anforderungen des Augenblicks zu ge⸗ nügen, so schlossen sich ihr freiwillig die angesehensten Einwohner der Hauptstadt an, und man sah die reichsten Gutshesitzer, Banquiers und Kaufleute, worunter viele Männer von 50 bis 60 Jahren und mehr, in Bürgerkleidung, aber bewaffnet, auf die Wacht ziehen, um die Dienstpflichten dieser Milizen zu theilen. Heute ist nun wieder Alles in das gewohnte Geleise zurückgekehrt, und man sollte meinen, daß nicht der geringste Vorfall von Wichtigkeit vor zwei Tagen hier stattgefunden hätte. Kaum sieht man noch hier und dort eine drei⸗ farbige Kokarde, und der größere Theil der Bürgergarde ist wieder zu den gewohnten friedlichen Gewerben, die während einer Woche unterbrochen werden mußten, zurückgekehrt. Geduldig erwartet Je⸗ dermann die Erfüllung des Königlichen Wortes, das der Monarch in zehn Tagen zu lösen versprach, um dem ganzen Reiche eine neue Aera zu eröffnen, welche, dem Wortlaute des Dekrets zufolge, der gegenwärtigen Civilisation entsprechen soll.

Genua, 2. Februar. (S. M.), Die Nachricht von der nea⸗

politanischen Constitution verbreitete hier einen unglaublichen Jubel.

Man umarmte sich allenthalben auf den Straßen, beschloß sogleich eine Dankfeier in der Annunziata und Beleuchtung der Stadt. Wie gewöhnlich war gestern Abend Alles auf den Beinen. Die lang ver⸗— klungenen Evpivas tönten durch die Luft, vermehrt durch la dosäitu— zione, la Sicilia, noi fratelli Siciliani 2c. (unsere sicilischen Brüder.) Auch die alten Hymnen erschallten wieder mit verdoppeltem Jubel nach der unfreiwilligen Pause; es schien wirklich, als wollte sich Jeder für das Schweigen der letzten Wochen entschädigen. Aber eine andere Farbe hatte dieser Abend doch, im Vergleich mit den früheren. Das schöne Vertrauen der Regierung scheint gewichen, und es war eine ziemlich starke bewaffuete Machk ausgerückt, zum Theil auf den Plätzen aufgestellt, zum Theil durch die Stadt patronillirend, doch soll nicht die geringste Störung vorgefallen sein. Am bewegtesten war es vor dem Hause des neapolitanischen Konsuls, dem man die allgemeine Theilnahme und Freude nicht genug beweisen zu können glaubte. Er dagegen, ein einfacher, alter Mann, den sie Tages vorher genug erschreckt hatten durch die Forderung, den angeblich versteckten Delcarretto herauszugeben, wollte gern alle Parteien zufriedenstellen, band alle Fahnen der vereinigten Länder, die Piemonteser, Tos— kaner, Römer und Neapolitaner, an einander und hängte dieses un⸗ geheure Stück zu seinem Fenster hoch oben heraus, daß es bis auf die Straße reichte. Die verbotenen Kokarden des vereinigten Italiens kamen alich wieder zum Vorschein, Alles trug sie. Es hieß, der Regierung sei bang, es werde das Verlangen, auch eine Constitution zu haben, losbrechen; bis jetzt hielt man es noch zurück. Heute ist Festtag (Maria Lichtmeß), eine günstige Veranlassung, den Jubel fortzusetzen, auch ist das Wetter schön, und einmal wieder ins Singen gebracht, werden sie nicht so bald wieder verstummen.

8 p ani n

3 Madrid, 1. Febr. Das Geburtsfest der Herzogin von Montpensier wurde vorgestern hier bei Hofe auf das feierlichste be⸗ gangen. Um zwei Uhr Nachmittags empfing die regierende Königin das diplomatische Corps und darauf die Minister, Granden, Beam⸗ ten und Offiziere zum Handkuß. Auch der Siegesherzog erschien, nicht aber die Königin Christine. Das Erscheinen Espartero's war um so auffallender, da er sich bereits vor einigen Tagen von der Kö⸗ nigin Isabella verabschiedet hatte. Nach Beendigung der Cour ver⸗ fügten die Minister, die Mehrzahl der Senatoren und Deputirten und andere Personen, denen es darau lag, sich der Königin Christine auf Veranlassung des Geburtsfestes der präsumtiven Thronerbin bemerk⸗ bar zu machen, sich in das Hotel jener Dame, um ihre Glückwünsche auszusprechen. Diese geräuschvolle Darlegung besonderer Ergebenheit wird auf verschiedene Weise ausgelegt, indem man sich erinnert, daß bei Gelegenheit der erstgeborenen Tochter Marie Christinen's eine solche nicht stattfand.

Abends war bei Hofe großer Ball, zu welchem der Gouverneur des Palastes nicht weniger als dreitausend Einladungen ausgegeben hatte. Unter den eingeladenen Personen befanden sich auch solche, die der Marquis von Miraflores in seinen eigenen Salons nicht zu⸗ lassen würde. Die junge Königin widmete sich, wie der Heraldo sich ausdrückt, dem Vergnügen, welchem sie im höchsten Grade zuge⸗ than ist, nämlich dem Tanze, bis Tagesanbruch. Der König tanzte gar nicht und zog sich mit der Königin Christine um ein Uhr zurück. Der Heraldo geht in seiner Galanterie gegen die regierende Kö⸗ nigin, die gewiß auch die Königin des Balles war, so weit, heute sein Bedauern auszudrücken, daß der Ball seiner schönsten Zierde, nämlich der Gegenwart der Prinzessin, zu deren Ehren er stattfand, entbehrte.

Noch eine andere Person wurde auf dem Balle vermißt, der Siegesherzog. Er hatte keine Einladung erhalten, weil er nicht für gut befunden hatte, sich seit seiner Ankunft der Königin Christine vor⸗ zustellen. Da das Unterlassen dieser Pflicht der Artigkeit hier als eine Haupt⸗-Staatsbegebenheit betrachtet wird und dazu geeignet ist, die Anspruchslosigkeit und Erhabenheit der Gesinnungen des „Lieblin⸗ ges und Sohnes des Volkes“ in helleres Licht zu stellen, so führe ich hier die Worte an, durch welche Espartero sein Benehmen zu recht⸗ fertigen suchte. „Ich erkenne“, sagte er, „in Marie Christinen nicht länger eine Königin, sondern nur die Herzogin von Rianzares an. Ihr Gemahl hat keinen höheren Rang, als ich, und hatte also die Ver⸗ pflichtung, mir den ersten Besuch zu machen. Da er dies unterließ,

so würde ich mich erniedrigen, wenn ich seine Gemahlin aufsuchte.“

Daß der Königin Christine überall Königliche Ehrenbezeugungen er= wiefen werden, kümmert den Siegesherzog eben so wenig, als daß er, als Unterthan, in ihrer Person die Mutter seiner Königin belei⸗ digt. Er klagt vielmehr laut, daß man absichtlich hier seine Würde verletze, um ihn zu zwingen, die Hauptstadt zu verlassen. Seine Schmeichler hatten beschlossen, ihn vor seiner von einem Tage auf den anderen verschobenen Abreife öffentlich für die angeb⸗ lich ihm widerfahrene Demüthigung zu entschädigen. Schon vor- gestern wurde bekannt gemacht, daß Espartero gestern der Vorstellungt im Theater la Cruz beiwohnen würde, und da man darauf gefa sein konnte, sich an einem zweifachen Schauspiel zu ergötzen, so wurde ber Eingang mit schwerem Geld erkauft. Sobald der Siegesherzog erschien, entblößten alle ihm huldigenden Personen ihre Häupter und erhoben sich in den Zwischenakten von ihren Sitzen, was selbst in Gegenwart der Königin nicht geschieht. Einige ihm ezollte Aus⸗ rufüngen, die er durch das Schwenken seines Schnupftuches erwie⸗ derte, wurden zwar bald durch das Zischen weniger heroisch estimm⸗ ter Personen unterdrückt, gegen das Ende der Vorstellung aber wur—= den zwei Tauben nach der Loge des Siegesherzogs losgelassen, die dieser entgegenzunehmen sich herabließ. Aus allen Provinzen Spaniens werden übrigens Adressen an den Siegesherzog gerichtet, welche von dichterischer Begeisterung strotzen. In einer derselben heißt es: „Das Vaterland wurde von Zuckungen ergriffen, als es den angenehmen Athem des Herzogs witterte.“ In einer anderen: „Das Leben Sr. Excellenz des Herzogs dient dem Wohl der Königin als Hypothek.“

Daß der Aufstand in Catalonien keinesweges beendigt ist, unter⸗ liegt keinem Zweifel. Am 15ten v. M. fügte der Karlisten⸗ Chef Vilella uit 250 Mann den Truppen der Königin eine blutige Niederlage zu. Der Chef Boquica griff mit 150 Mann am 18ten eine Abtheilung Soldaten bei Manrefa an und schlug sie zurück. Am 24sten brach die Besatzung von Lerida auf, um 200 Karlisten, die sich auf der Heerstraße von Aragonien zeigten, zu verfolgen. Am folgenden Tage wurden in Lerida zwei gefangene Karlisten unter Umständen erschossen, die ich ihnen hier so mittheile, wie das ultramoderirte Blatt el Faro sie heute erzählt. „Der eine der zum Tode Verurtheilten, Porta, vollzog Morgens um acht Uhr seine Trauung, welcher drei zarte Kinder beiwohnten, die binnen sechs Stunden ihres Vaters beraubt sein sollten. Als es zwei Uhr schlug, verfügten die Verurtheilten sich auf den Richtplatz, vo die tödtlichen Kugein auf sie abgefeuert wurden. Porta blieb auf der Stelle todt; nicht aber Balaguc, auf den man noch zweimal schießen mußte, worauf man ihn für todt hielt. In dieser Voraus- setzung kam der Todtengräber herbei, um die Leichname zum Begraben abzuholen, und nachdem er jeden derselben in seinen Sarg gelegt hatte, fuhr er sie nach dem eine Stunde weit entfernten Gottes acker· Zufälligerweise lud der Todtengräber zuerst den Leichnam Porta's ab, ünd während er ihn begrub, bemerkten einige Personen, die bei dem Wagen, auf welchem der Körper Balagué's lag, gerade vorbeigingen, daß dieser noch athmete, und berichteten es dem Todtengräber und dem Srtspfarrer. Letzterer ließ Balagus aus dem Sarge nehmen und fand, daß er noch am Leben war. Man reichte ihm ein Glas starken Weines und brachte ihn in das Hospital des Ortes, wo er Abends verschied..

3 pCt. 287 5 pCt. 163.

gandels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 12. Februar 1848.

Fisenban- Act ien.

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Volleing. zt. O. Schl. LUA 35 1033 6.

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Arnkh. Utr. O. Schl. L. B. 3 98 exel. Div. ba. Kerl. Anh. A. Pts. Mędb. 4 90 etw. bæ.

do. Prior. . do. Pr. B. 4 923 B.

Berl. Ham b. do. do. do. Prior. 172 *. u. B. Rbein. Stm. Berl. Stett. 3 G. do. Prior. Bonn-Cölu-. do. St. Fr. Bresl. Freib-. do. Prior. Chem. Risa. Cöln. Mind. 33 93 , . do. Prior.

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Quit. Bog. 4 26

118 6. 1172 Aach. Mastr. ö Berg. Mrk. Berl. Anh. B. 108 ba. u. G. Bexb. Lud. S6 E. S5 6. 945 B. 94 6. 1025 B. 4 G. Magd. Witt. 1014 ba. a. G. Nrdb. F. W. 553 a br. u. G. Starg. Pos. S0 813 h. (Schluss der Börse 3 Uhr.) Die Börse war heute schr geschäftslos, und beschränkten zich die Umsätze auf Bewetzungen, die abermals in Magdeb. Wittenb. stait- Im Allgemeinen war die Stimmung matt, nur Bank- Antheile

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