1848 / 54 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Nationalgarde hier; es soll ihr ein Festessen gegeben werden, das erste, * bem man aus Veranlassung der Enfer sprechen hört.

Neapel, 11. Febr., Abends. (Schw. M.) Alle Zweifel sind verschwunden, die Erwartungen Aller übertroffen. Heute Mittag er⸗ schienen die ersten Abdrücke des vom König unterzeichneten Verfas⸗ sungs- Entwurfs, um 3 Uhr war er an den gewöhnlichen Plätzen an- geheftet, von allen Seiten strömten nun freudige Menschenmassen nach dem Palast. Der Jubel war gränzenlos, von Minute zu Mi⸗ nute wuchs die Masse, mit Schreien und Klatschen den König rufend. Er erschien und mit ihm die Königin, der Kronprinz und die beiden jüngeren Brüder des Königs; den Sturm von Lebehochrufen und Händeklaischen, der nun erst losbrach, vermag ich nicht zu beschreiben. Bald war auch aus den inneren Stadtquartieren ein Wa⸗ gen, besetzt von Lazzaroni, geführt und überragt von ih— rem Verfassungs⸗Apostel, erschienen, den König zu begrü⸗ ßen. Dieser neapolitanische Ciceruacchio, ein schlichter Bür⸗ gersmann, bei einem städtischen Waisenhause angestellt, hatte seit dem 29. Jan. auf Plätzen und Straßen unter ungeheurem Zulauf dem Volke zu predigen angefangen; Alles lief, den Michele Viscuso zu sehen; jetzt führte er, selbst als Lastträger gekleidet, seine Schüler, die bekehrten Feinde der Verfassung, dem Könige vor; jeder der 12. ein Stadtquartier repräsentirend, trug als Fahne eine Tafel mit dem Namen seines Quartiers und einem bezeichnenden Beiwort, wie: die belehrten, die friedlichen, die gehorsamen ꝛc.; über ihnen stand der Führer, das weiße Königl. Banner in der Hand. Eben als der Wagen sich vor dem Schloßthore aufgepflanzt hatte, fuhr der König selber, blos von der Königin und seinen bei- den Brüdern begleitet, aus dem Schloßhof. Das Volk wollte ihm die Pferde ausspannen, der König jedoch gab es nicht zu. Nur von einigen Bürgergarden begleitet, die sich vergeblich abmüh⸗ ten, dem Wagen Platz zu machen, durchzog er nun die lange Toledo⸗ straße; bei seiner Rückkehr hatte sich ein Fackelzug gebildet, ein Musik⸗ Corps war zusammengerufen worden und mit Fackelschein und Musik zog der Königliche Wagen in das Schloß zurück. Während der gan zen Fahrt standen der König und seine Brüder mit entblößtem Haupt im Wagen, sich mit Mühe der jubelnden Begrüßungen erwehrend; der König hat wohl in seinem Leben noch keinen so schönen Moment erlebt; er schien recht herzlich erfreut, und bei der Scene auf dem Balkon des Schlosses war er sogar zu Thränen gerührt; in einem Mo⸗ ment, als das Rufen, Jubiliren, Tücher- und Hüteschwenken von viel⸗ leicht 40,000 Menschen ganz besonders stürmisch zu ihm heraufdrang, zog er den rückwärts stehenden kleinen Kronprinzen herbei und führte die Rechte an die Brust, die einzige mögliche Art, an das Volk in diesem Augenblick zu reden; an Sprechen und sich verständlich machen war weder oben noch unten zu denken. Diesen ganzen Abend dauerte der Jubel in Toledo, unter Fackelschein trugen sie die Büsten von König und Königin umher; einer improvisirten Illumination wider⸗ setzt sich ein unconstitutioneller Scirocco, und eben jetzt, 12 Uhr Nachts, jagt ein reichlicher Regenguß die Massen auseinander.

Neapel, 12. Febr. Besonderen Enthusiasmus er— regt die schöne und feierliche Einleitung der Verfassungs Urkunde. Da ist kein Rückhalt, kein versteckter Widerwille, keine Halbheit mehr herauszufinden. Der Inhalt selbst aber übertrifft Alles, was auch die kühnsten Agitatoren zu hoffen wagten. Was wird jetzt Sicilien hun, für welches der §. S7 ausdrücklich besondere Modificationen der Verfassung in Aussicht stellt? Die jüngsten gestern angekommenen Briefe stellen Alles in vollkommener Ruhe und Ordnung dar, so⸗ wohl in Palermo als in Messina und Catania; doch sind, wenigstens für das große Publikum, die Angelegenheiten noch immer im Dunkel; die hiesigen Insulaner versichern, ohne formelle Bürgschaft Englands werde Palermo von keiner Verfassung wissen wollen, es fragt sich nun, welche Verhaltungs-Befehle Lord Minto hat. Daraus, daß gestern früh die Staats- Zeitung eine endlose Liste von Versetzungen sicilianischer Richter und Beamten, die hier an— gestellt gewesen, nach Sicilien und dortiger Neapolitaner hierher ent⸗ hält, schließt man, daß die Regierung der Verständigung mit Pa— lermo gewiß sein müsse, sonst wäre dieser Akt unnütz. Ein Versuch, von hier aus besonders mit Messina zu unterhandeln, ist nicht ge—⸗ lungen. Die ganze Insel will thun, was Palermo thut, was gegen die Ereignisse früherer Jahre, wo der alte Haß zwi chen Messina und Palermo zum Schaden beider durch die Re gierenden ausgebeutet wurde, einen erfreulichen Gegensatz bildet.

(S. M.)

Parma, 3. Febr. (Oest. Beob.) Es ist hier das nachste— hende Herzogliche Dekret erschienen:

„Art. 1. Um Unsere Truppen vollzählig zu machen, sollen 500 Mann aus der Altersklasse des Jahres 1845, nämlich diejenigen, die im Jahre 1828 geboren worden sind, ausgehoben und zum Aktivdienst verwendet wer- den. Art. 2. Die Rekrulirungs-Kommissionen sollen in den Hauptorten der Distrikte zusammentreten. Art. 3. In dem Territorium von Lunigiana, das Uns kraft des Traktates von Florenz vom 28. November 1844 zugefallen ist, soll die Nelkrutirungs-Kommission in Pontremoli, unter Vorsitz des ei gens dazu ernannten Commissairs, sich versammeln.“

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Triest, 13. Febr. (A. Z.) Die hier eingegangenen Berichte aus Konstantinopel reichen bis zum Zten d. Mussurus ist von seiner Wunde wieder hergestellt und begiebt sich in der nächsten Woche mit überaus großem Luxus nach Athen. Es heißt allgemein, daß er nur kurze Zeit dort bleiben und man an seiner Stelle einen Geschäfte⸗ träger ernennen werde. Der päpstliche Nuntius ist der Gegenstand der größten Aufmerksamkeit. Am 1sten wurde er (S. Nr. 52 d. Allg. Preuß. Ztg.) mit dem sardinischen Geschäftsträger, dem Marquis de Negro und seinem Stabe, dem Marquis d' Andragona und dem Fürsten Podenas, vom Sultan mit äußerstem Wohlwollen empfangen. Reschid Pascha und Ali Pascha waren bei der Audien; zugegen. Der Sultan richtete an ihn folgende Worte: „Ich be⸗ trachte diese Audienz als einen Ceremonial- und Etikette ⸗Besuch; lassen Sie es mich aber wissen, wenn Sie über irgend eine Sache mit mir spiechen wollen, und es wird mir stets zum Vergnügen ge⸗ reichen, Ihnen meine Zuneigung zu beweisen.“

Berichtigung. In dem in der Allg. Preuß. Ztg. vom heutigen Tage, Nr. 53, abgedruckten stenographischen Bericht über die 21ste Sitzung des Vereinigten ständischen Ausschusses sind folgende Druckfehler zu be richtigen: 1) Auf Fol. 156, 3. Spalte, Zeile 5 v. u. ist vor dem Worte „aufzunehmen“ das Wort nicht ausgelassen worden. 2) Auf Fol. 459, 2. Spalte, Zeile 33 v. o. heißt es statt „ein Grund“ kein Grund. 3) Auf Fol. 461, 1. Spalte, Zeile 39 v. o. ist statt „Konsequenz“ Inkonsequenz zou setzen. Berlin, 22. Februar 1848. Das Sekretariat des Vereinigten ständischen Ausschusses. Frhr. von Gudenau. Siegfried.

mung der Börse ausangs nicht gänsttg war.

470 Handels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 22. Februar 1848.

I ecsel- Course.

Briet. Geld. Amsterdam 1444 * 50 1. 2 mi. 143 Hamburg 2 151 ö a. Mm. 2m. isi

51 * 1025

2 Mt. Breslau 2 Mt. . 8 Tage J

Leipzig in Courant im 14 TI. Fuss.. 190 Thlr. 2 nt

JJ, 10011. 2 M.. 100 sRbl. 3 Wochen] 10

Petersburg

Inländische Fonds, HPfaundbriss-, Nommundl - Papiere und Geld- Course.

2f. Brie. Geld. Gem at. Rrief. Geld. Gem.

St. Schuld- Sab. 37 91 91 Kur- u. Nm. Pfdbr. 33 914 See. Präm. Sch. Sebhlesische do. 3 96 R. u. m. Schuldv. 3 do. Lt. B. gar. do. 3 827 912 Berl. Stadt- OblI. 3* ( Pr. Bk-Auth.-Schb Westpr. Pfandbr. 3 904 ; J Grosah. Posen do. 4 Friedrichsd' or. 373 1315) do. do. 3 And. Goldi. à5tk. 112 Ostpr. Pfandbr. Disconto. ? Pommᷓ. do.

*

Auslundiische Fonds.

Russ. Hamb. Cert. Polu. neue Pfdbr. do. beislopes. a.. do. Part so FI. do. do. 1. Anl.“ 2. do. do. 300 FI. do. Stiegl. 2. 4. A. Ilamb. Feuer- Cas. do. do. 5 A. do. Staats- Pr. Aul do. v. Rthsak. Lst. IIoll. 2 95 Int. do. Poln. Schatz. 81 * Kurh. Pr. O. 40 ih. do. do. Cert. L. A. ) 95 Sardin. do. 36 Fr. do. do. L. B. 200 RI. N. Bad. do. 36 FI. Pol. a. Pfdlbr. a. C. 95

Volleing. O. Schl. Lt. A 3) Amst. Rott. do. Prior. Arnh. Utr. O. Sehl. L. B. 3 98 xel. Div. B. Berl. Anh. A. Pts. Mgdb. 89 n.

do. Prior. do. Pr. B. 523 B

Berl. IIamb. 90 91 bꝛ. a. B. do. do. 101 6.

do. Prior. 100 H. Rhein. Sti. 83 * B.

Berl. Stett. 110 bz. u. do. Prior. Bonn-Cöln. do. St. Er.

1145 B. 114 4.

895 6. 487 B.

97 m.

Bresl. Freib. do. v. St. gar. 40. Erior.] k Chem. Risa.] 4 . Sag. Glog. Cöln. Mind. 33] 923. ba. u. 6. 40. Prior. do. Prior. 4 98 6. do. do. Cöth. Rernb. 4 * St.- Vokw. Cr. Ob. Sch. 4 60 6. do. Prior. Presd. G5r. 4 92 B. LTbüringer. Püss. Elbert. 4 98 6, wbb. (C. 0.) 4

do. Frior. do. Prior. 5 102 B. gie sge e. 2 IImb. Bergd. ; ; . 108) B. excel. Div Quit. Bog. * Lpæ. Dresd. J 4 gh * Lib. Zittau. Mad. Ilalb. I1I8 B Aach. Mastr. Mad. Leipæ. Berg. Mr. do. Prior. Berl. Anh. B. 45 Mecklenb. 48 6. Bexb. Ludv. N. Sehl. Me. 3 85 ba. krieg · Neiss. 94 B. 93 ba. Thür. V. 1023 6 Magd. Witt. 1015 B 4 bæ. Nrdb. F. W.

Starg. Pos. (Schluss der Bärse 3 Uhr.)

Mi allen Actien-Coursen war es heute besser, obwohl die Stim- Vornehmlich sind Ber- lin- Liamb. und Friedr. Wil. Nordbahn seit gestern gestiegen. Preuss. Bank- Antheile schlielzen zu circa 1 56 höheren Coursen sehr beliebt.

Sächs. Bayr.

Toe d, s-, . . . w 2

C pᷣ

e

do. Prior. 62 a 62 bz u. G. 53* a 54 ba. n. G. S804 6.

do. Prior. do. III. Ser. Nrdb. HK. Ed.

Getraide- Bericht.

Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen 52 58 Rrhlr.

Roggen loco 36-39 Ethlr. = pr. April / Mai 35— 343 Rthlr. P Juni/ Juli 36 - 353 Ethlir Ilafer 4852 pfd. 24 —- 26 Rihlr. As pfd. pr. Frühjahr 21 Kthlr. I 50 pid. P 227 Rihlr. Gerste 33 35 Rthlr. Rüböl loco 1093 Rthlr. April / Mai 10 Rthlr. Sept. / Okt. 105— Rihlr. bez. Spiritus loco 183 Rthlr. P Frühjahr 187 Rihlr. bez.

Die Roggen Preise sind heute neuerdings und besonders auf Lie- serung p. Frühjahr gewichen. Auch Spiritus flauer und mit schwäche- rar Kauflust als seither. Rüböl pr. Sept. Okt. Posten gemacht; pr. Frühjahr wenißer Omsate.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 21. Februgr.

Zu Lande: Weizen 2 Nihlr. 11 Sgr. 3 Pf, guch 2 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf; Roggen 1 Rihir. 28 Sgr. 9 Pf, auch 1 Nthlr. 17 Sgr. 6 P.; große Gerste' l NRthlr 15 Sgr. 8 Pf; kleine Gerste 1 Nihlr. 13 Sgr. 2 Pf. Hafer 1 Rihlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 14 Rihlt.

Zu Wafser: Weizen 2 Rihlr. 12 Sgr 6 Pf, auch 2 Rthlr. 5 Sgi. ; Noggen 1 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf., auch 1 Nihlt. 17 Sgr. 6 Pf.; große Gerste 4 Rthir. 18 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 16 Sgr. 3 Pf.; Hafer 1 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf, auch 4 Rthlr.; Eibsen (schlechte Sorte) 4 Rüihlr.

27 Sgr. 6 Pf.

Sonnabend, den 19. Februar. Das Schock Stroh 9 Rihlr. 15 Sgr., auch 8 Rthlr.; der Centner Heu Nthlr. 7 Sgr. 6 Sgr., auch 27 Sgr. 6 Pf.

Königsberg, 19. Febr. Marktbericht. Zufuhr gering. Weizen

568 70 Sgr. pr. Schffl.. Roggen 40 46 Sgr, pr. Schfsl.z große Gerste 38 42 Sgr. pr. Schffl.; kleine Gerste 360 42 Sgr. pr. Schffl.; Haser 2A 26 Sgr. pr. Schffl. graue Erbsen 60 89 Sgr. pr. Schffl. weiße

Erbsen 55 60 Sgr. pr. Schffl.; Kartoffeln 32 Sgr. Pro Schfsl. ; Heu 12

bis 16 Sgr. pr. Ceniner; Siroh 90 95 Sgr. pr. Schock; Spiritus 23 Rihlr. pro Ohm.

Stettin, 21. Febr. Getraide ist dur hz wieder matter und hat sehr wenig Kauflust. Weizen bleibt zu 53 a56 Rihlr, für 125 bis 130psb. gelbe Waare in loco, 58 Rihlr. für 129 / 130psd. dergleichen auf Frühjahrs-

lieferung zu kaufen. Roggen in loco nach Qualität und Gewi Rthlr. zu haben, auf ir h al fen 2 365 a 36 3 14 ebenfalls noch zu haben. Gerste, gr. pomm. 34 Rthlr., Oderbruch 36 Rihlr. ganz nominell. Hafer in loco nach Qual. und Gewicht 25 2 26 Rihlr. auf Frühjahrslieserung 24 a 25 Rthlr. eben so. Erbsen 40 a 44 Rthir. bei Kleinigkeiten am Landmarkt bezahlt. ; , aller Art unverändert und nichts darüber seit Freitag zu melden. .

Spiritus neuerdings etwas billiger, aus erster Hand zur Stelle 19 2 197 6, aus zweiter Hand zu 19 , auf Lieferung im Frühjahr zu 185 2 19 26, im Juni / Juli zu 18 96 gekauft. z

Metalle. Zink loco 55 Rthlr., auf Frühjahrslief. 53, Rthlr. zu haben. Für Roheisen, schott. auf Lief. 1 Rihlr. gefordert.

Rüböl! in loco 11 Rthlr. erlassen, pr. Sept.! Okt. am Sonnabend 118 Nthlr. bez. und noch zu haben, auf Zwischentermine ganz nominell. Für Leinöl in loco 10) Rihlr. verlangt. .

P. S. S2pfd. Noggen pr. Frühj. 35 Rthlr. bez.

Spiritus aus zweiter Sand 195 bez. Ein Posten von 10,000 Ort., in diesen Tagen zu liefern, ist zu 20 6 gekauft.

Rüböl blieb am Schluß der Börse auf alle Termine zu 11 Rihlr. angeboten.

Breslau, 21. Febr. gelber 55, 60 bis 64 Sgr.

Roggen ging in Folge der sehr bedeutenden Offerten wieder auf 42, 48 bis 52 Sgr. zurück. Besonders drückten die von den Produzenten di— rekt angebotenen großen Partieen, und blieben diese, ungeachtet sich die Eig⸗ ner in die allgemeine Preis-Ermäßigung fügten, unverkauft. ;

Gerste und Hafer ohne Veränderung, erstere 42, 47 bis 50 Sgr. letzterer 223, 26 bis 297 Sgr.

Rothe Kleesaat in den seinen Sorten gefragt und höher, nach Qua— lität 11 bis 12 Rthlr. Die mittel und geringen Sorten, so wie weiße Kleesaat blieben ohne Beachtung.

Spiritus nur in Folge kleinerer Offerten sester und loco 97 93 Rthlr. bezahlt, 95 Rthlr. Gld., Mai und Juni 9* bez. u. Gld.

Die Stimmung an unserem heutigen Getraide⸗Markt war sehr flau. Der Begehr nach Oberschlesien stockt ganz.

Weizen, weißer 58, 64 bis 68 Sgr.,

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 19 Febr. Niederl. virkl. Sch. 53 3. 65360 Span 1643.

Ant w erpen, 18. Febr. Zinsl. —. Neue Anl. 16.

Loip zi C, 21. Febr. Leipz. Dres-ln. Act. 1162. 116 Sächs. Bayer 90. 89. Sz cha. Schles. 93 Br. Chem. Riesa. 45. 442. Lb. Zitt. 41 Er. Męd. Leipa. 223 Br. Rer. Ax Lt A. 11435 114. Li. B. 108. 1073. Ders. Hauk-Aet. 1103. 116.

London, 17. Febr. Cons. 355 89. kelg. —. Ard. 20) 2395 Noll. 5d. 195 do. 855. Mex. 187. Peru 35.

Paris, 18. Febr. 59 Rente au eus. 116. 50. Neue 395 Anl. 74. 80.

Wien, 20 Febr. Glogun. 106. Tardh. 126

(Lelegr. Dep. Köln, 21. Febr.)

London, 18. Febr. Cous. 89 Reehn.

Faris, 19. Febr. 5596 Reute 116. 70. 396 do 74, 10. Neue 5 55 Anl. 74. 80. Nordb. 540.

. 396 fin eour. do. 73. 85.

KMleteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

Beobachtung.

Abends

1848 Morgens Nachmittags 10 Uhr.

21 Febr. 6 Uhr. 2 Uhr.

Luftdruck. .... 331,19 Par. 331,92!“ Par. 331,8 53ů“ Par. QGaellwürme , R.

40,8 R * 4,37 R. 1,2 R. Flusswüärme 0, 90 R.

1.47 R. 0,77 R. 0,57 R. Bodenwärme

S3 pet. 66 pCt. S6 pet.

halbheiter.. / halbheiter. Schnee.

NVW. NV. VW.

Wolkenzug ... NW.

Tagesmittel: 331, 65“ Par. . 2,0 R.. Os“ R. .. Abends 8 Uhr schönes Nordlicht.

Luftwürme .... Thaupunkt ....

Duustsättigz ung. Aus dünstung

Riederschlag0, oss Rb. Wärme wechsel 4,6 * O.?

78 pot. V NX.

Rönigliche Schauspiele.

Mittwoch, 23. Febr. Im Schauspielhause. 34ste Abonnements⸗ Vorstellung: Struensee und die Deutschen in Dänemark, Tragödie in 5 Akten, von Heinrich Laube. ö

Donnerstag, 24. Febr. Im Opernhause. Abonnement. Mit Allerhöchster Genehmigung. Benefiz-Vorstellung für Mad. Viardot⸗ Garcia: Die Hugenotten, Oper nach Scribe. Musik von Meyerbeer. (3Zter und 4ter Akt., (Mad. Viardot— Garcia: Valentine. Hierauf: Die Familien Capuleti und Mon tecchi. (ter Akt, komponirt von Vaccai.) (Mad. Viardot⸗ Garcia: Romeo.) FJinale aus dem 3Zten Akt der Oper: Die Nachtwandlerin, von Bellini. (Mad. Viardot⸗ Garcia: Amine.) Anfang 6 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets im Büreau zu folgenden erhöhten Preisen verkauft:

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr. Ein Billet zum Parquet und zur Tribüne 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 20 Sgr. Ein Billet im Amphitheater 10 Sgr. Ein Billet in der Fremden-Loge 3 Rthlr.

Die Inhaber von abonnirten und reservirten Billets, welche zu dieser Vorstellung ihre Plätze behalten wollen, werden ersucht, die Billets bis Mittwoch, den 23sten d. M., Mittags 1 Uhr, im Billet— Verkaufs-Büreau abholen zu lassen, widrigenfalls solche verkauft wer den müssen. .

Im Schauspielhause. Z36ste Abonnements -Vorstellung: Zum erstenmale wiederholt: Ein Hausmittel, Lustspiel in 1 Akt, von G. zu Putlitz. Hierauf: Ihr Bild, Lustspiel in 1 Akt, nach dem Fran⸗ zösischen. Und: Der Rechnungsrath und seine Töchter, Lustspiel in 3 Abth., von L. Feldmann.

Mit aufgehobenem

Billet Verkaufs

Rönigsstädtisches Theater. ö Mittwoch, 23. Febr. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Zum ersten⸗ male: Roberto il Diavolo (Robert der Teufel), Oper in 5. Abth., nach dem Französischen des Scribe und Delavigne, ins Italienische übertragen von Calisto Basst. Musik von dem Königlichen General— Musik⸗Direktor und Hof⸗Kapellmeister Meyerbeer. Anfang dieser Vorstellung 6 Uhr. J Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc. K— Zu dieser Vorstellung sind die mit „Montag bezeichneten Billets 9. . 24. Jebr. Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit Gesang' in Abth., von D. Kalisch. Musik vom Königl. Musil= irektor Gährich. ; . ian, ,,,. Febr. Einmal Hunderttausend Thaler. Verantwortlicher Redacteur Pr. J W. Zin keisen. Im Selbstverlage der Erpedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei

Beilage

471 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Mittwoch den 23. Febr.

Znhalt.

Deutsche Bundesstaaten. Königreich Württemberg. Gesetz Entwurf über Verehelichung nahrungsloser Personen. Großherzog⸗ thum Baden. Landtags-Verhandlungen.

Oesterreichische Monarchie. Schreiben aus Pnag. (Handels-Bewe⸗ gung; besorglicher Gesundheitsstand; Mißverhältnisse der Marktordnung.)

Frankreich. Paris. Das Manifest der Opposition. Vermischtes.

Schweiz. Kanton Genf. Näheres über die Regierungs-⸗Demission. Schreiben aus dem Waadtlande. (Rückblicke auf die dortigen kirchli= chen Zustände.)

Italien. Neapel. Theater⸗Censur.

Wissenschaftliche und Kunst-Nachrichten. Eine Antitritik des Artikels: „lleber die Theaterkritit in Berlin“. Die wissenschaftlichen Vorlesungen in der Sing-Akademie. Gesellschaft, naturforschender Freunde. Zur geschichtlichen Ethnographie. Schreiben aus Wien. (Die Akademie der Wissenschaften.) f .

Eisenbahnen und Sampfschifffahrt. Schreiben aus Wien. (Die Krakaner Eisenbahn.)

Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Württemberg. (Schwäb. Merk.) Der den Ständen vorgelegte Gesetz- Entwurf über die Beschränkung der Verehelichung nahrungsloser Personen bestimmt: Einem Gemeinde— Bürger oder Beisitzer kann die Erlaubniß zur Verehelichung von der Gemeinde-Obrigkeit versagt werden: 1) wenn er sich über Mittel und Befähigung zur Ernährung einer Familie nicht genügend aus⸗ weisen kann, und 2) wegen mangelhaften Prädikats: Jedem, der wegen Asotie in gerichtlicher oder polizeilicher Untersuchung steht oder wegen dieses Vergehens in den nächst vorangegangenen zwei Jah⸗ ren zu einer Strafe verurtheilt oder auch nur amtlich verwarnt worden ist; so wie Jedem, der wegen Landstreicherei, Be⸗ trugs bei dem Schuldenwesen, fahrlässigen Schuldenmachens, betrü— gerischen oder leichtsinnigen Bankerotts, oder wegen gewerbsmäßigen Bettelns, oder wegen wiederholter oder gewerbsmäßiger Verübung der Vergehen des Diebstahls, der Diebeshehlerei, der Unterschlagung, des Betrugs, in der Absicht, sich einen Vortheil zu verschaffen, oder der Wilderei, in gerichtlich oder polizeilicher Untersuchung steht oder deshalb in den nächst vorangegangenen zwei Jahren zu einer Strafe verurtheilt worden ist. Der Versuch oder die Beihülfe haben die nämliche nachtheilige Wirkung auf die Verehelichungs-Befugniß, wie die Vollendung oder Urheberschaft. Darüber, ob einer der in den beiden vorstehenden Artikeln bezeichneten Fälle vorhanden sei, hat nach Masigabe des revidirten Bürgerrechts Gesetzes vom 4. Dezember 1833 der Gemeinde- Rath zu erkennen und im Bejahungsfalle nach Art. 75 desselben Gesetzes den Bürger-Ausschuß um sein Gutachten darüber, ob die Verehelichung zugelassen werden wolle, zu vernehmen. Die Art. 42 44 des revidirten Gesetzes über das Gemeinde⸗Bür⸗ gerrecht vom 4. Dezember 1833 treten außer Wirksamkeit. Jedoch finden dieselben auf Verehelichungsfälle, über welche schon vor der Verkündigung dieses Gesetzes ein gemeinderäthliches Erkenntniß ge⸗ fällt worden ist, noch ihre Anwendung.

Großherzogthum Baden. (Bad. Bl.) Das End⸗ resultat der Verhandlung der zweiten Kammer am 16. Februar. in welcher über das Steuerausschreiben vom 13. November 1847 bera⸗ then wurde, ist folgendes: Die Anträge der Kommission gingen da⸗ hin: 1) in einer Beschwerdeschrift an den Großherzog auf den Grund der in dem Gericht angeführten Thatsachen und Rechtsausführun⸗ gen zu zeigen, daß das Steuerausschreiben vom 13. November 1847 eine Verletzung des §. 563 der Verfassungs Urkunde sei, indem die zu dessen Rechtfertigung angeführten Voraussetzungen des 8. 62 der Verfaͤssungs Urkunde nicht vorhanden seien, mit der Bitte, solches sogleich außer Wirksamkeit zu setzen; dabei 2) alsbaldige Vorlage eines gesetzlichen Steuerausschreibens zur ständischen Zu⸗ stimmung zu beantragen; 3) hiermit eine Beschwerde wegen die ser Verfassungs Verletzung gegen den Präsidenten des Finanzministe⸗ riums, Herrn Regenauer, welcher das Ausschreiben vom 13. Novem— ber v. J. unterzeichnete, zu verbinden. Die Diskussion wurde mit Heftigkeit geführt; es kamen viele tumultuarische Auftritte vor, Sie wurde aber auf den Antrag des Abgeordneten Weizel so früh ge⸗ schlossen, daß Abgeordneter Hecker und Andere nicht mehr zum Worte gelangten. Auf eine zweifelhafte Erklärung des Präsidenten des Fi⸗ nanz-Ministeriums hin stellte Abgeordneter Mez den Antrag, daß in dieser Sache das Allerhöchste Reskript abgewartet werden solle, wel⸗ ches Regierungsrath Bekk in Aussicht stellte, damit dann die Bud— getkommission nochmals den Gegenstand in Erörterung ziehen, bezie⸗ hungsweise für provisorisches Steuerausschreiben die Zustimmung der Stände, wenn nicht zu den Motiven, so doch zu dem Inhalt bean— trage. Dieser Antrag wurde mit 39 gegen 18 Stimmen ange— nommen.

Oesterreichische Monarchie.

Prag, 18. Febr. So eben sind die Ausweise über den Handel Oesterreichs im Jahre 1816 erschienen, nach welchen sich der Werth der Einfuhr auf 126,742,236 Fl., jener der Ausfuhr aber auf 105,821,427 Fl. beläust. Die bedeutende Zoll-Einnahme beträgt 17, ib, 727 Fl., wovon aber auf die Ausfuhr nur 1,176,342 Fl. kommen. Der deklarirte Werth der nach Böhmen eingesührten Waa⸗ ren betrug 20,445,923 Fl., jener der ausgeführten 17,969,992 Fl., bei einem Zoll-Ertrage von 2, 95 1,375 Fl. C.- M. Bemerkenswerth ist die Zunahme der Einfuhr bei jenen Gegenständen, für welche in jüngster Zeit die Eingangssteuer ermäßigt wurde, so daß ungeachtet der verminderten Ziffer der Abgabe der Ertrag derselben doch größer ist, als früher bei dem Bestande hoher Zollsätze, die freilich mehr dem Schmuggler zu gute kamen. Am auffallendsten tritt diese be⸗ herzigenswerthe Erscheinung bei der Einfuhr des Kaffee's hervor, und es dürfte dies eine Veranlassung mehr sein, die im Interesse der Zollkassen, wie der konsumirenden Gesammt⸗-Bevölkerung, so wün⸗ schenswerthe Ermäßigung der Zuckerzölle endlich erfolgen zu lassen.

Der Gesundheits-Zustand in mehreren Gegenden des Landes ist sehr Besorgniß erregend, da die in mehreren Distrikten der benach⸗ barten Provinz Mähren seit längerer Zeit herrschenden typhösen Fie⸗ ber bereits nach Böhmen herüber gekommen sind und in den südöst⸗ lichen Kreisen verheerend um sich greifen. Sollte das Uebel weiter nach Norden in die Gebirgsgegenden sich verbreiten, so würde das Elend vielleicht noch jammervoller als in Mähren und Schlesien sich gestalten, da im Riesen- wie im Erzgebirge seit Jahren die Noth immer mehr gestiegen ist und auch im flachen Lande die Verarmung immer mehr um sich greift, theils in Folge der seit lange schon herr⸗ schenden Gewerbsstockungen, theils auch wegen der bei uns so tief eingerissenen Uebel in Beziehung auf den Handel mit Lebens—

mitteln. Bis zu welchem Umfange die künstliche Vertheue⸗ rung derselben in unserem Lande gestiegen ist, beweist die gewiß merkwürdige Thatsache, daß jetzt ein großer Theil des nörd= lichen Böhmens aus der Lausitz und Sachsen Getraide und Brod wohlfeiler erhält, als aus unserem eigenen Lande. Das künstliche Getriebe unserer Markt⸗Ordnungen, seit Jahren ohne entsprechende Aufsicht und Kontrolle von Seiten des Landes⸗-Präsidiums, ist in eine unglaubliche Versunkenheit gerathen, und wenn der neue Oberstburggraf, wie wir hoffen und wünschen, wirklich der Mann des ihm vorangegangenen Rufes ist, so bietet besonders die Markt-Ordnung ein zwar sehr ver⸗ nachlässigtes, dabei aber sehr dankbares Feld zum Aussäten vieljähri⸗ ger Mißbräuche und baldiger Erzielung heilsamer Früchte.

rr ich.

Paris, 17. Febr. Das Journal des Débats äußert sich über das Manifest der Opposition folgendermaßen:

„Der von der Opposition gefaßte Beschluß, den Behörden zum Trotz zu einem neuen Festmahle zu schreiten und auf diese Weise, wir meinen nicht die Regierung, sondern die Parteien und die Anarchisten, welche dazu nur das Zeichen erwarten, herauszufordern, regt eine wichtige Frage an. Die Regierung hat sechzig Festmahle geduldet, weil sie glaubte, daß diesel— ben für die Ordnung und die öffentlicht Ruhe ohne Gefahr wären. Das Recht zu solchen Versammlungen ist daher innerhalb jener Gränzen aner kannt und förmlich genehmigt worden, und diese Gränzen sind dabei sehr weit gesteckt worden, denn wir haben schon bewiesen, und die Thatsachen zeigen es, daß diese Festmahle ganz und gar nicht den Charakter von ein= fachen, freiwilligen, zufälligen und privaten Vereinigungen hatten. Diese Festmahle waren vielmehr das Ergebniß einer Verabredung. Wir sahen, wie dieselben Männer von Stadt zu Stadt zogen, um bei diesen Festmahlen den Vorsitz zu führen und sie zu leiten. Sie sind von einem gemein samen Central-Comité organisirt worden, welches mit Comitès in der Provinz in Schriftwechsel steht, und dieses Central-Comitèé ist so gewiß eine wahre Re⸗ gierung, daß noch jetzt die Opposition nichts unternehmen will, ohne sich mit ihm verständigt zu haben. Nein, wir Alle wissen, daß diese Festmahle nicht freiwillig entstanden sind, daß dieselben nicht blos lokal, waren. Der Befehl dazu ging von Paris aus; wir könnten diejenigen nennen, welche ihn gaben. Die Regierung ließ dies jedoch ge— schehen. Sie schritt nicht eher ein, als bis sie glaubte, daß Gefahr für die gute Ordnung, für die Erhaltung der öffentlichen Ruhe, für die Freiheit der Kammern selbst eintrete. Sie schritt nicht eher ein, als bis es ihr und allen Unparteiischen klar war, daß man unter dem Namen von Festmahlen ein fortdauerndes System von Klubs einzurichten suche; als bis man ankündigte, daß auch die Studirenden ihre Festmahle und jedes Arrondissement sein Festmahl ha— ben sollte, und daß auch unter dem Namen der Nationalgarde Festmahle gehalten werden sollten; mit einem Worte, sie schritt nicht eher ein, als sie einschreiten mußte, wenn sie nicht zugeben wollte, daß in Paris so viele Rednerbühnen errichtet würden, als es Straßen giebt, und dulden wollte, daß jede Faction ihr Parlament erhielte. Es ist offenbar, daß mit einem Systeme auf diese Weise organisirter Festmahle alle Gesetze gegen Assoeig⸗ tionen und gegen Klubs vollkommen unnütz sein würden. In Wahrheit zu reden, so handelt es sich hier nicht von dem Rechte zu Versammlungen an sich. Die Regierung hat mehr gethan, als dieses Recht in der Theorie an= zuerkennen; sie hat dasselbe in der Praxis zugelassen, und zwar gewiß nicht ohne Unzuträglichkeiten. Wir würden die Ersten sein, welche der Regierung einen großen Mißbrauch der Gewalt vorwerfen würden, wenn sie aus Laune oder aus Unduldsamkeit versucht hätte, eine einfache Versammlung, eine iso= lirte, zufällige Versammlung, welche mit der Veranlassung, die sie her— vorrief, auch wieder vorübergeht, zu verbieten. Aber die Opposition geht weiter, und zwar mit jener Unvorsichtigkeit, welche wir oft ihr vorzuwerfen Veranlassung haben. Sie fordert ein unbeschränktes Recht zu solchen Ver sammlungen; das Recht zu solchen Versammlungen in jeder Zeit und unter allen Umständen; das Recht zu solchen Versammlungen mit einem Systeme der Organisation und der Dauer, welche alle Gefahren der Klubs hervorrufen würde. Es ist der Opposition nicht genug, sechzig Festmahle in dem Zwischenraume von zwei Kammer⸗Sessionen gehalten zu haben; sie will solche in jedem Stadttheile von Paris halten, mit einer Rednerbühne, von welcher herab man Abends der Rednerbühne in den Kammern antworten könnte. Dann würden auch die Studirenden ihre Festmahle haben, und die Montagnards und die Kommunisten; denn wenn das Recht dazu unbeschränkt ist, so ist es unbeschränkt für Jedermann. Die Regierung hätte dann nicht mehr Recht, ein Festmahl der Republikaner, der Terroristen oder der Kommunisten zu verbieten, als ein Festmahl der Constitutionellen. Ihr Recht würde sich worauf beschränken? Darauf, die Unordnungen, welche unfehlbar die Folge dieser beständigen Aufregung aller Leidenschaften sein würden, mit den Bajonetten zu unterdrücken. Wir fragen die Bürger von Paris: Ist die Ruhe unserer großen Stadt mit diesem Spsteme von Versammlungen vereinbar? Es gab kein Gesetz, als im Anfange der Juli-Revolution die Nationalgarde die Klubs mit den ein— fachen Worten schloß: „„Hier wird Niemand eingelassen.““ Sollen denn jetzt alle solche Versammlungen, Jas es auch für welche sein mögen, ge— stättet sein? Diese Frage richten wir an die Männer der Industrie, an die Männer des Handels, an Alle, welche in ihrem Hause Geschäfte haben, und welche nicht meinen, daß es die schönste Sache von der Welt wäre, in der Straße zu bivouakiren und sich mit Aufrührern herumzuschlagen. Die Qpposition kündigt dagegen an, daß sie weiter gehen und sich mit den Behörden in einen offenen Kampf einlassen werde. Sie behauptet allerdings, sie werde sich auf die Anwendung ge— setzlicher und constitutioneller Mittel beschränken; das heißt ohne Zweifel, auf einen gesetzlichen Widerstand; aber wird sie dies können? Wir zweifeln nicht an ihrem Willen; wir zweifeln an ihrem Können. Wenn der Streit sich auf einen Streit zwischen ihr und der Regierung beschränkte, so würde dies schon ein beklagenswerthes Ereigniß, ein sehr gesährliches Schauspiel sein; aber sind die Factionen nich da? Ihr sagk, Ihr seid constitutionell; wir glauben es; wir werfen Euch blos Euren Irrthum vor. Ihr verabscheuet, wie wir, den Aufstand, die Empörung, die oöhe Gewalt; aber nehmt Euch in Acht, die werden Euch gegen Euren Willen begleiten. Ohne daß wir davon schon Kunde hätten, behaupten wir doch, daß die Factionen sich schon rüsten. Sie rechnen auf einen Tag für sich, um uns ihrer Ausdrücke zu dedienen, auf eine solide Bewegung. Ihr werdet Euch dann zurückziehen. Die Regierung hat die Macht; sie wird die Unord⸗ nungen unterdrücken; sie wird dieselben aber nicht ohne Unglücksfälle unter⸗ drücken; und hat Paris an seinen Juni⸗Tagen, seinen April-Tagen, seinen Mai⸗Tagen noch nicht genug. Ihr sagt, Ihr seid keine Aufrührer; aber dann keitet den Aufruhr auch nicht los. Wir haben ein schweres Jahr durchgemacht. Frankreich ist indessen bei seiner Hungersnoth ruhig geblie⸗ ben. Mit sehr wenigen Ausnahmen ist Gesetz und Ordnung geachtet ge— blieben. Wir haben diese harte Prüfung tausend Mal besser ertragen, als man gewagt haite zu glauben. Jetzt wollen Industrie und Handel sich wie⸗ der erholen; die Kapitalien sind in Ueberfluß da; der Wohlstand wird auch wieder erscheinen, wenn der Geist des Volkes nicht durch die Besoranisse, welche Eure Drohungen verbreiten, beunruhigt wird. Habt also Mitleid mit Eurem Vaterlande, und, wenn Ihr es zu sagen erlaubt, mit Euch selbst. Uebernehmt nicht eine Verantwortlichkeit, welche sehr schwer sein würde. Es beseelt uns keine schlechte Leidenschaft; die Betrachtungen, die wir hier dargelegt haben, sind uns, wir können uns laut diese Ge— rechtigkeit widerfahren lassen, nur von der Liebe zu unserem Vaterlande engen, welches wir gern ruhig, glücklich und blühend sehen möchten. Man wiederholt jetzt die Worte von 1530. Das ist aber ganz einfach ein Anachronismus. So konnte man sprechen, als die Staatsgewalt mit Hef— tigkeit Angriffe auf die Constitution machte, als sie der Opposition die na= türlichen und gesetzlichen Waffen derselben nahm und zerbrach, die Redner= bühne schloß und die Presse erstickte. Damals gab es keinen anderen Aus, weg mehr. Aber befinden wir uns denn jetzt in einem solchen Zustande? Kann denn das Land bei dem, was offen, unter freiem Himmel vorgeht, glauben, daß die Minorität unterdrückt, daß ihre Stimme erstickt ist? Die

Opposition kämpft ja mit denselben Waffen, wie die Staatsgewalt; sie hat, wie sie, die Rednerbühne, sie hat, wie sie, und mehr noch, die Presse. Sie hat den freien Gebrauch dieser beiden mächtigen Waffen. Nun wohl, das Land, welches den feierlichen und leidenschaftlichen Verhandlungen beige⸗ wohnt hat, die in den Kammern stattfanden, welches sah, wie die Verantwortlichkeit der Staatsgewalt eben so heftig angegriffen, als muthig und beredt vertheidigt wurde, kann darüber urtheilen, ob der Opposition wirklich die Hand auf den Mund gehalten wird. Nein, gerade weil die Opposition sieht, daß sie auf diesem Felde der Verhandlungen und der Constitution besiegt ist, sucht sie jetzt ein anderes; gerade deswegen will sie von den Kammern an die Klubs, von der Rednerbühne an die Festmahle appelliren. Was will denn die Op- position? Ein Recht feststellen? Das Recht, welches sie fordert, ist ja durch mehr als sechzig Fesimahle, welche die Regierung geduldet, wenn man will, auch, geachtet hat, zugegeben und festgestellt. Die Regierung hat die Op= position ihr Recht feststellen lassen; sie hat dieselbe davon Gebrauch machen lassen; aber es ist nun an der Reihe der Negierung, auch ihr Recht festzu⸗ stellen und in Anspruch zu nehmen. Ihr Recht, als Träger der Autorität, als verantwortliche Gewalt, welche jeden Tag berufen ist, vor den Vertretern des Volks Rechenschaft abzulegen, ist aber, die öffentliche Ordnung, die öffentliche Ruhe zu erhalten. Sie hat die Festmahle gehen lassen, so lange sie glaubte, daß dieselben die Ordnung nicht stören würden; sie verbietet sie jetzt, weil sie in den Augen Aller für die öffentliche Ruhe gefährlich geworden sind. Die Klubs und die Festmahle in Permanenz, die Rednerbühnen in den Straßen, die Berathung der Gesetze auf öffemlichen Plätzen, das ist Auf⸗ hebung und Vernichtung aller constitutionellen Gewalten. Man täusche sich nicht; gerade dies ist Unterdrückung und Tyrannei; gerade dies ist die rohe, blutdürstige Hand, welche der Freiheit den Mund zudrücken würde. Die Regierung beschützt und rettet in diesem Augenblicke gerade die constitutio- nelle Freiheit, die parlamentarische Freiheit, die Freiheit der großen Staats⸗ Gewalten, welche eben so gut die Minorität als die Majorität in sich be- greifen. Die Verwaltung ist verantwortlich für die Ruhe des Landes; sie sst verpflichtet, dieselbe zu erhalten; sie muß die Ordnung erhalten; sie muß die Freiheit erhalten; wir sagen nicht, daß dies ihr Recht sei, es ist noch mehr, es ist ihre Pflicht, ihre Bestimmung, ihr Auftrag.“

Der Constitutionnel antwortet, man müsse dem Ministerium trwiedern, wie am 29. Juli Karl dem Zehnten, als dieser die Ordon⸗ nanzen zurücknahm: Es ist zu spät!

Sämmtliche Oppositions-Deputirte sollen beschlossen haben, an ihre Wähler eine Denkschrift zu richten, welche ihre Stimmgebungen und ihr Verhalten erläutern soll.

Ein Angestellter des auswärtigen Ministeriums ist mit besonderen Aufträgen nach Messina abgereist.

In der Deputirten⸗Kammer war bei den Verhandlungen über den Rechnungs- Abschluß von 1845 auch von den Unkosten für das Grabmal Napoleon's die Rede, und es erhellt daraus, daß dieselbe sich auf 740,254 Fr. belaufen, was einige Mitglieder der Kammer denn doch sehr hoch fanden.

Die Revue des Deur Mondes fährt zwar fort, die Poli⸗ tik des Ministeriums im Ganzen in Schutz zu nehmen, nähert sich aber doch immer mehr den Ansichten der konservativ⸗progressistischen Opposition. Schon vor einigen Monaten theilte sie einen Aufsatz des Herrn von Morny mit, der auf eine Parlaments-Reform drang, und in der eben ausgegebenen Nummer tritt sie noch mehr auf Seite der Progressisten. Von der Erklärung des Ministers des Innern in der Pairs⸗-Kammer, Reformen dieser Art wären jetzt nicht zulässig, sagt sie: „Wenn wir auch die Gründe, welche den Minister hierbei leiteten, nicht ganz billigen sollten, so begreifen wir sie doch. Wenn wir wünschen möchten, daß der Vorschlag zu solchen Veränderungen von dem Kabinet ausginge, so würden wir es auffordern, diese jetzt gleich zu machen. Aber einmal angenommen, es werde dieses Jahr nichts thun, ist es sehr zu billigen, daß es auch für die Zukunft nichts verspricht.“ Dieselbe Nummer enthält einen Aufsatz von Michel Chevalier: „Ueber das Verhältniß Frankreichs und Englands am Ende des Jah⸗ res 1847.“ Der Verfasser sucht darin zu beweisen, daß England während der Zeit des „herzlichen Einverständnisses“ Frankreich weit mehr Opfer gebracht, als dieses ihm. Das französische Kabinet habe der Volksmeinung zu sehr gefröhnt, als es die Auflösung des be⸗ kannten Vertrags über das Durchsuchungsrecht beantragt und durch⸗ gesetzt und in mancher anderen Hinsicht zurückgetreten sei. Selbst die jetzigen Rüstungen Englands findet er natürlich. Frankreich aber hätte, zumal seit der Gefangennehmung Abd el Kader's, allen Grund, seine Armee und Marine zu reduziren; die sich auf mehr als 206 Millionen belaufende, seit einigen Jahren bewerkstelligte Vermehrung seiner Militair-Ausgaben wäre nunmehr gar nicht zu entschuldigen. In Beziehung auf die jetzige Lage der Dinge in Italien ruft er aus: „Ach, wären Frankreich und England einig, so würden wahr⸗ lich diese Bewegungen Europa nicht in Verwirrung bringen!“ .

Der Moniteur erklärt die in einer Veröffentlichung des Comi— te's zum Schutz der Religions-Freiheit enthaltene Behauptung, als hätte das Ministerium glauben lassen, das Gesetz über den mittleren Unterricht werde nicht sobald wieder vorgelegt werden, und als wolle es nun die Kammer damit unvorbereitet überfallen, für durchaus un⸗ richtig; die Minister hätten vielmehr in allen amtlichen und Privat— Mittheilungen stets angekündigt, daß dieses Gesetz die erste in der gegenwärtigen Session nach der Adresse vorzunehmende wichtige Maß⸗ regel sein solle. Eben so unbegründet sei die Voraussetzung, daß der Conseils Präsident die ganze Last dieser Diskussion dem Unterrichts- Minister überlassen wolle; im Gegentheil habe Herr Guizot dem Grafen Salvandy auf dessen Wunsch die beharrlichste und thätigste Mitwirkung bei der Vertheidigung dieses von der Regierung aus— gehenden Gesetz⸗Entwurfes zugesagt. .

Herr Sabatier hat außer den Regierungs-Depeschen nach Alexan⸗ drien auch ein Schreiben Abd el Kader's an Mehmed Ali mitgenom⸗ men. Der Emir ersucht darin den Vice⸗König um die Ermächtigung, in seinem Lande Zuflucht zu suchen, und erklärt, daß er sich seiner Autorität völlig unterwerfe.

In der Pairskammer hat Graf von Argout zu dem Gesetz⸗Ent⸗ wurf Über die Fabrik-Arbeit das Amendement vorgeschlagen, Kinder unter 12 Jahren nie über 6 Stunden täglich und Kinder unter 16 Jahren zweimal in der Woche nur 10 Stunden täglich zu beschäftigen. Dirses Amendement ist von der Pairs-Kammer angenommen worden.

Herr Genie, Priwat-Secretair des Herrn Guizot, ist in Rom angekommen. .

Einem Gerücht zufolge, wäre die amtliche Stellung des Herrn Allard beim Kriegs-Ministerium gefährdet. Derselbe hat nämlich zwar gegen das Amendement für Parlamentsreform, aber für das gestimmt, in welchem die vielbesprochenen Worte „feindliche und blinde Leidenschaften“ ausgelassen waren. Herrn Mater, erstem Präsidenten an dem Königlichen Gerichtshof zu Bourges, der 1846 feierlich auf der Rednerbühne erklärte, er werde nie mit der Opposition stimmen, und es 18418 doch that, soll ein ähnliches Schicksal bevorstehen.

Die Einnahmen der Nordbahn vom 1. Januar bis 11. Februar belaufen sich auf 1,810,943 Franken.

Kanton Genf. Die ganze Regierung, mit Ausnahme Ril- liet Constant's, hat bekanntlich ihre Entlassung eingereicht. Man liest hierüber in der Revue de Geneve vom 9. Februar: „In der Sitzung vom letzten Montag setzte der Große Rath die Digfussion