1848 / 57 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

pro Pfd. verurtheilt und außerdem noch mit 5 Pce. pro Pfd. für die nächsten zwei Jahre besteuert. Der Handelsmann, der Unter⸗ Pfarrer oder der schwer arbeitende Gewerbsmann, welche ihre 200 Psd. in einem Jahre einnehmen und vielleicht schon in zehn Mona⸗ ten ausgeben, müssen bereit sein, 10 Pfd. auf einmal den Steuer- Einnehmer zugeben, und zwar höchst wahrscheinlich so lange, als sie diese Einnahme haben. Nach dieser Ankündigung ist es kaum nöthig, über das sinanzielle Erposé noch etwas zu sagen. Wer jährlich 156 Pfd. hat, muß die Einkommensteuer für immer bezahlen; wer nicht so viel hat, wird durch Lord J. Russell's Rede nicht im geringsten berührt sein und dieselbe nur als eine Sache von wissenschaftlichem Interesse betrachten. Die eine Partei ist verurtheilt, die andere frei⸗ gesprochen.“ Die Times geht den Finanzplan Lord J. Russell's nochmals durch und gelangt zu dem Schluß, daß allerdings das De— fizit von 3 Millionen gedeckt werden müsse, und daß die gegenwärtige Bestimmung dazu nicht ausreiche. „Wenn wir nicht die Nation“, fährt das Blatt fort, „in einen Abgrund immer größerer Verschuldung stürzen wollen, so müssen wir durch neue Steuern die drei Millionen aufbringen. Aber wie? Welchen Personen und welchen Dingen soll die Last aufgelegt werden? Der Minister hat diese schwierige Frage beantwortet. Es ist nach dem alten gemeinen Grundsatz der Flnan⸗ ziers verfahren, „das willige Roß zu reiten“, oder vielmehr diesenigen zur Contribution heranzuziehen, welche nicht widerstehen können. Er hat beschlossen, ein System zu verewigen, das nicht constitutionnell oder billig oder selbst ehrenhaft genannt werden kann, und das für sich auf keine andere Tugend Auspruch zu machen im Stande ist, als auf jene Art von Nothwendigkeit, die ein Eroberer gegen ein erobertes Land oder ein Beduine gegen eine verirrte Karawane geltend macht. Wir müssen das Geld haben, weil wir es von Niemand anders erhalten können, als von Euch. Die Grundbesttzer würden sich einer gerechten Vermögenssteuer widersetzen und die Masse des Volkes könnte möglicherweise untreu werden und in die Hände don Demagogen gerathen, wenn eine billige Steuer für Alle ausge— schrieben würbe. So wird denn die Elite der Handel- und Gewerb— treibenden zur Plünderung ausgelesen. Der Minister nimmt Alle, welche über 15 Pfd. jährlich haben, so wie der Fleischer von der Heerde alle diejenigen absondert, welche über so und so viel Pfund wie— gen, um sie zur Schlachtbank zu treiben. Die üppige Industrie, die Fille des Handels, die wohlgenährte Sparsamkeit, die muntere Wirth— schaft und das starke Talent, Alle werden unter Confiscation gelegt. Das ist das rauhe Scepter der Finanz-Wirthschaft, unter das wir in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gekommen sind.“

Die von Herren LabouchEre und dem Kaͤnzler der Schatz⸗Kam⸗ mer eingebrachte „Auswanderer⸗Bill“, zur welteren Regulirung der Passagier⸗Beförderung zur See nach Nord-Amerika bestimmt, daß kein aus den englischen Häfen nach Nord-Amerika und den anliegen⸗ den Inseln oder nach dem mexikanischen Golf bestimmtes Auswande⸗ rerschiff mehr Passagiere an Bord haben soll, als einen auf je zwei Tons der registrirten Tonnage des Schiffes, und daß kein Schiff, wie groß auch sein Tonnengehalt ist, mehr ais einen Passagier im unteren Deck auf jede 30 Quadratfuß und mehr als einen im Or-

lopdeck auf jede 30 Quadratfuß haben soll. Eine Uebertre— tung dieser Bestimmung büßt der Capitain mit einer Geld— buße bis zu 5 Pfd. St. Zwei Kinder unter 14 Jahren können in— dessen als eine erwachsene Person betrachtet werden. Die Bill be— stimmt ferner, daß jedem Passagier an Bord während der ganzen Fahrt täglich 3 Quart Wasser und mindestens zweimal wöchentlich 3E Pfd. Nind⸗ oder Schweinefleisch, 37 Pfd. Brod oder Schiffs- zwieback und außerdem 6 Pfd. Brod, Zwiebackmehl, Hafermehl oder Reis verabreicht werden soll. Statt der letzteren können auch Kar⸗ toffeln im Verhältniß von 5 Pfd. Kartoffeln auf 5 Pfd. Brod ge⸗ geben werden. Alle Schiffe, welche 160 und mehr Auswanderer überfahren, müssen einen Emigranten-Inspektor an Bord nehmen,

welcher die Ordnung auf dem Schiffe zu erhalten hat. Derselbe er—

hält baflr von dem Eigenthümer oder Capitain 20 Pfd. St. und

1 Sh. Sporteln für jeden lebend gelandeten Passagier.

In der Free⸗Trade⸗Hall in Manchester wurde gestern eine von 4000 Personen besuchte Versammlung gehalten, um gegen die Ein— leitung diplomatischen Verkehrs mit dem Papste zu protestiren. Be⸗ sonders mehrere dissentirende Geistliche thaten sich in Schmähungen auf den Papst und den Katholizismus hervor. Es wurden Petitionen gegen die betreffende Bill von beiden Häusern des Parlaments be— schlossen.

In einem Schreiben des Comité's der hiesigen spanischen Fonds⸗ Inhaber desavouirt dieselbe die Sendung des Herrn Henderson nach Madrid auf das vollständigste, erklärt, daß sie demselben keine Voll⸗ macht gegeben habe, und bringt zur Anzeige, daß ihr eigener Vor— sitzer binnen kurzem nach Madrid abgehen werde, um dort die Inter— essen der Fonds-Inhaber wahrzunehmen.

Der Prozeß zwischen Bunn und Jenny Lind steht zum 22sten d. M. auf der Gerichtsrolle.

(B. H.) Die von dem Ministerium beantragte Aufhebung des Einfuhrzolles für Kupfererz erflärt sich sehr natürlich aus der seit Einführung des Zolles stattgehabten fortwährenden Abnahme der Ein— fuhr des zum Verschmelzen bestimmten Kupfererzes, ein neuer Beleg, mit wie wenig Zuversicht man darauf rechnen kann, daß Schutz- und Prohibitiv⸗ Zölle den Industriezweigen, denen sie dienen sollen, wirklich nützen. Nach der londoner Korrespondenz des Manchester Guardian hat die Einfuhr des Kupfererzes während der letzten vier Jahre in folgendem Maße abgenommen; 1844 betrug sie 58, 105 Tons, 1845 56,597 Tons, 1846 51,524 Tons und 1847 nur 41,521 Tons. Der Schutz, den man den englischen Schmelz- öfen bewilligen wollte, indem man das Kupfer-Erz, den einzigen jetzt in England noch verzollbaren Rohstoff, mit einem Einfuhr? Zoll be⸗ lastete, hat nur dazu gedient, neue Schmelzöfen im Auslande in Thä⸗ tigkeit zu rufen (unter Anderem bekanntlich in Hamburg) und den Handelsverkehr mit der Westküste von Amerika zu beeinträchtigen, Nachtheile, welche durch die im vorigen Jahre 41,000 Pfd. bekra⸗ genden Zoll-Einnahmen sicher nicht aufgewogen werden.

Das Hongkong Register vom 29. Dezember enthält einen langen Bericht über die am 5. Dezember in der Nähe von Canton stattgehabte Ermordung von sechs Engländern, nämlich der Herren M'Cart, Balkwill und Brown (von Blenkin, Rawson u. Co.), Small (von Turner u. Co.), Bellam9y9 (von F. B. Birley u. Co.) und Rutter jun. (von Hughesdon u. Co.). Sie waren unmittelbar nach dem Gottesdienste in einem Boote den Fluß hinaufgefahren und in Wong⸗tschu⸗ ih, einem Dorfe vier Miles oberhalb Canton, gelan— det. Die Bootsleute, nachdem sie vergebens bis zum Abend auf ihre Rückehr gewartet hatten, wurden durch Drohungen der Dorfbewohner verscheucht und machten in Canton Anzeige. Am 6ten wurden Bewaffnete den Fluß hinaufgeschickt, um die Ver— mißten zu suchen, aber erst am 7Tten gelang es, vier Leichen derselben im Flusse aufzufinden; die beiden anderen kelhen fand man erst am I9ten ebenfalls im Flusse. Die Leichen waren nicht verstümmelt, zeigten aber zahlreiche Wunden; der eine der Leichname nicht weni⸗ ger als 42. Auf die Nachricht von dem Vorfalle wurden sogleich don Hongkong ein paar Schiffe mit Truppen nach Canton geschickt, wohin sich auch Sir John Bavis selbst begab und sogleich Unter handlungen mit Kijing Pig Bestrafung der Mörder eröffnete. In Folge davon wurden 4 Bewohner des erwähnten Dorfes am 21.

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Dezember in Anwesenheit der englischen Truppen hingerichtet, mit welcher Sühne sich Sir John Davis „für jetzt“, d. h. bis auf wei— tere Befehle aus England, zufrieden erklärte.

Ein Privat⸗Brief aus Canton vom 28. Dezember berichtet, daß der Plan zu der Ermordung der Engländer schon seit Monaten vor— bereitet gewesen, und daß das Volk durch vielfache Plakate aufgefor⸗ dert worden sei, die Fremden zu ermorden, wenn sie sich in den Dorfern zeigen sollten; selbst die Art und Weise, wie dies am besten anzufan⸗ gen, wurde geschildert, und die Ermordung ist gerade so ausgeführt worden. (Nach dem Honkong Register ist es wahrscheinlich, daß große Massen der Dorf⸗Bewohner über die Engländer hergefallen sind und sie mit Waffen jeder Art angegriffen haben, und daß die vier hingerichteten Chinesen durch das Versprechen einer Belohnung für ihre Familien bewogen worden sind, sich als Sühnopfer für die Uebrigen herzugeben oder, wie der Briessteller meint, zum Tode ver— urtheilte Verbrecher waren.) Man erwartete mit Spannung die Be— schlüsse der britischen Regierung.

nieder lande.

Aus dem Haag, 20. Febr. Der Finanz⸗Minister hat durch die „Staats- Kourant“ eine Warnung erlassen gegen jede Theilnahme an auswärtigen Lotterieen oder an Privat- Lotterien, welche auf auswärtige Anleihen begründet sind, da letztere nur auf trügerischem Scheine beruhten und gar keine Garantieen darböten. Der Finanz⸗Minister erklärt, diese Warnung nicht blos als Erinne— rung an die gegen gemeldete Theilnahme bestehenden Verordnungen, sondern im besonderen Interesse der Betheiligten selber zu veröffent⸗ lichen. Die vom Hause Nachmann u. Comp. in Mainz betriebene Lotterie wird in dem Erlasse namentlich angeführt.

Der Einfuhrzoll auf Getraide ist für das Großherzogthum Luxemburg wieder hergestellt.

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tt Brüssel, 20. Febr. Die Repräsentanten⸗-Kammer hat seit drei Wochen viel Zeit mit unnützen Debatten verloren. Zuerst wurde diskutirt, ob man über eine Modification des Zuckergesetzes diskuti— ren solle, und endlich dieselbe zur Begutachtung der Central-Section der Kammer zugesandt. Die Auslage auf den Zucker hatte 3 bis 4 Millionen einbringen sollen, aber durch eine falsche Combination der Verbrauchssteuer und des Rückzolls bei der Ausfuhr, wonach, wie ein Staats -Oekonom sich hier ausgedrückt hat, der Belgier den Zucker theuer bezahlen muß, damit der Türke ihn wohlfeil verzehren kann, in der That kaum 13 Millionen in die Staatskasse geliefert. Persönliche und Wahl⸗Rücksichten haben das Kabinet bestimmt, die Vertagung der Reform zu beantragen. Der Finanz⸗Minister, Herr Veydt, welcher als De⸗ putirter von Antwerpen der bei dieser Frage am meisten inter— essirten Stadt ernannt ist, würde seine Demission als Minister gegeben haben, und da die Wahl eines anderen, eben so geachteten Finanz⸗Ministers auf große Schwierigkeiten stoßen würde, so haben die meisten übrigen Mitglieder des Kabinets in die Vertagung zu willigen für gut befunden. Es giebt dies abermals einen Beweis von den Uebelständen, die in dem Repräsentativ⸗System dadurch her— beigeführt werden, daß in der Regel nur Deputirte Minister werden, während doch wenigstens die eigentlichen Fach ⸗Ministerien nur mit Männern, welche nicht blos die Theorie kennen, sondern auch mit der Praxis der Verwaltung vertraut sind, besetzt werden sollten.

Ein ministerieller Gesetz-Antrag über die Reform des Notariats, welcher die Napoleonische Hierarchie der drei Grade in gleiche Berechti⸗ gung verwandeln sollte, wurde zuerst von der Central⸗Section der Kammer dahin amendirt, daß zwei Grade beibehalten werden sollten, von der Kammer selbst aber mit großer Majorität gänzlich verworfen, so daß der bisherige Zustand aufrecht erhalten wird. Wir halten diesen Vorfall für ein übles Symptom einer Richtung, die, wenn nicht ein unparteiisches und kräftiges Kabinet ihr entgegentritt, sich verstärken und nicht minder zu großen Ungerechtigkeiten führen kann, als das System, welches in den letzten Wahlen unterlegen ist. Nach diesem System hatte sich die katholische Partei auf die Landkantone gestützt und durch diese die ihr ungünstigen Städte, die Brennpunkte des Li⸗ beralismus, beherrscht. Jetzt hat dieser gesiegt, es ist aber zu verhüten, daß daraus ein bloßer Stadt-Liberalismus werde. Als solcher hat er sich in der vorliegenden Frage gezeigt. Die Notare haben in den Städten einen großen Einfluß bei den Wahlen, und durch die Deputirten der grö⸗ ßeren Städte sind sie in ihrem Privilegium erhalten worden. Das Kabinet ist durch das Verhalten eines großen Theils seiner liberalen Majorität unangenehm berührt worden. Man kann ihm aber vor— werfen, daß der a n, den ursprünglichen Antrag nicht kräf⸗ tig und geschickt genug vertheidigt hat.

Das Ministerium hat jeßt die gramm angekündigten drei staatsrechtlichen ͤ den Kammern vorgelegt, wovon sidoch nur der dritte eine größere Wichtigkeit hat, indem dadurch eine, Reform des Wahlgesetzes eingeleitet wird. Die zwei ersten Anträge beziehen sich auf das Gemeinde⸗Wahlgesetz und auf die mögliche Ernennung des Bürgermeisters außerhalb des Gemeinde⸗Rathes. Das Ministerium Nothomb hatte aus wichtigen politischen und polizeilichen Grün— den, als eine Abänderung des Gemeinde⸗Wahlgesetzes, das Recht für die exekutive Gewalt in Anspruch genommen, aus⸗ nahmsweise den Bürgermeister außerhalb des Gemeinderathes zu ernennen; eine Fraction der liberalen Partei hatte sich diesem Antrage geneigt gezeigt; die katholische Partei stellte ihm aber als Bedingung ihrer entscheidenden Unterstützung, daß er eine ihrerseits zu beantra— gende Modification des Wahlgesetzes annähme, nach welcher künftig— hin alle größeren und mittleren Städte ihre Stadtverordneten nicht mehr in Gesammtheit ernennen, sondern in eine mit der Größe der Städte proportionirte Anzahl von Wahlkollegien getheilt werden und jede dieser Siadt-Sectionen nur eine bestimmte Anzahl ernennen sollte. Die katholische Partei hatte gehofft, durch diese Theilung nicht immer durchaus oder beinahe gänzlich in den Stadtwahlen zu unterliegen, sondern wenigstens in einigen Sectionen die Stimmenmehrheit für ihre Kandidaten zu erhalten. Herr Nothomb sah sich genöthigt, wenn auch mit Wi— derstreben, in diese Modification zu willigen, und beide Anträge wurden angenommen. Die geistliche Partei hatte sich aber gänzlich in ihrer Berechnung geirrt, in den darauf folgenden Wahlen erlitt sie noch größere Niederlagen, als vorher, und sie hatte nur dem mehr radikalen Liberalismus, der bis dahin durch die Gesammtheit absor— birt war, die Möglichkeit gegeben, einzelne Kandidaten in den Sec⸗ tionen durchzubringen. Aus dieser Erfahrung ging aber für jene

in seinem politischen Pro⸗ Gesetz⸗ Entwürfe

Partei wenigstens der Beweis hervor, daß sie in den großen und mittleren Städten eine zu große Majoritit gegen sich hatte, um selbst partielle Vortheile zu gewinnen. Die Modisication soll jetzt durch die einfache Herstellung der früheren Wahl⸗Ordnung wieder aufge⸗ hoben, die Nothombsche Aenderung aber dahin, beschränkt werden, daß, der Bür ermeister außerhalb des Gemeinderaths nur nach zustimmenden ie gn des Provinzial⸗A usschusses ernannt werden kann. Beide Anträge werden von der Kammer mit bedeutenber Ma⸗ jorität angenommen werden. Der dritte Antrag ist der wichtigste; es soll dadurch die Wählerliste durch die sogenannten Kapazitäten vermehrt werden, d. h. alle, welche eine liberale Profession ausüben, Juristen, Aerzte, Lehrer aller Klassen, in so fern sie auf der Geschworenenliste

eingeschrieben sind (es sind dadurch die Geistlichen ausgeschlossen)

und wenigstens das Minimum des Wahlcensus von] 42 Frs. bezah—⸗ len. Auch dieser Antrag wird angenommen werden. Man kann ihn aber nur als einen Anfang einer gründlicheren Reform betrachten, wodurch die bisherige zu lange von der Geistlichkeit ausgebeutete Dis- proportion gegen den Wahlcensus von Stadt und Land (170 und 142 Fr.) möglichst ausgeglichen wird. Wir werden auf diesen Punkt bei der Diskussion des Antrags zurückkommen.

In diesen Tagen wird vom Kabinet ein ausführliches Projekt über die Mittel der Abhülfe der zu einer unglaublichen Höhe gestie⸗ genen Noth der beiden Flandern vorgelegt werden. Die Ursachen sind sehr kompler, und man darf sich daher auch nicht schmeicheln, eine chronische, in der moralischen und industriellen Constitution wur⸗ zelnde soziale Krankheit durch einige Mittel schnell heben zu wollen. Man ist daher sehr gespannt auf die Anträge, welche in dieser Hin— sicht gemacht werden.

Die Aufregung in Frankreich wirb auch hier als sehr bedenklich angesehen, und man befürchtet immer ernstlicher ein Ereigniß, das nach dem Laufe der Natur sehr schnell eintreten kann. Die Börse ist da her auch hier sehr gedrückt, und die Hoffnung des Kabinets, eine Anleihe unter einigermaßen annehmlichen Bedingungen machen zu können, entrückt immer mehr in die Ferne.

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Rom, 14. Febr. (A. 3.) Se. Heiligkeit Papst Pius 1X. berief heute in der Frühe alle in Rom anwesenden Kardinäle zu einem außerordentlichen geheimen Konsistorium auf dem Quirinal zusammen. Promotionen von Prälaten unterblieben, da es, einzig und allein durch die drohenden Volks-Demonstrationen der letzten Woche veranlaßt, zur Diskussion über die nöthigen Maßregeln auf- gefordert wurde. Vorzüglich aber wollte Pius IX. in der fünfstün⸗ digen Berathung das Gutachten der Kardinäle über die Bildung seines neuen Ministeriums erfahren. Denn alle haben abgedankt, ohne daß jedoch außer dem Entlassungsgesuch des Kardinals Riario— Sforza, des Monsignor Savelli und des Monsg. Rusconi ein ande— res höchsten Orts angenommen worden wäre. Dem Kardinal Riario folgte der seit vorgestern Abend offiziell ernannte Graf Pasolini (De⸗ putirter der Provinz Ravenna in der Staatskonsulta) als Minister des Handels, der Gewerbe, der schönen Künste und des Ackerbaues; dem Monsg. Rusconi als Minister der öffentlichen Arbeiten der Ad⸗ vokat Sturbinetti (bisher Konservator des römischen Volks und Se⸗ nats); dem Monsg. Savelli als Polizeiminister der Fürst di Teano Don Michelangelo Commendatore Cgetani. (Mit dieser Zusammen— setzung des Ministeriums stimmt auch die Patria überein, dagegen weicht die gestern nach dem Sémaphoxre gegebene Mittheilung bedeutend davon ab.) Der Fürst von Teans hat vorgestern und gestern Abend sein Amt dadurch eingeleitet, daß er mit den Cara⸗ binieri die Stadt durchzog und über hundert jener Schreier verhaf⸗ tete, welche am vergangenen Dienstag mit dem wahnsinnigen Ruf: „Nieder mit den Prilestern! das geistliche Rom ängstigten. ö

Die Gazz. di Roma enthält Folgendes: „Man versichert uns, daß binnen kurzem von Sr. Heiligkeit eine Kommission ernannt werden wird, um die bereits gegebenen Institutionen besser zu koordi- niren und diejenigen Erweiterungen vorzuschlagen, deren sie fähig sind, ohne ihren wesentlichen Charakter zu ändern. .

Dasselbe Blatt giebt auch die Gründe an, welche Se. Heiligkeit bewogen, bei der Demonstration vom 11Iten zum Volke zu sprechen. Mitten unter den Evviva's habe er nämlich einen einzelnen unpassen⸗ den Ruf gehört. Da habe er sich plötzlich zum Sprechen inspirirt gefühlt und habe eine kurze Anrede gehalten, in welcher er seine ver— sammelten Unterthanen und Söhne zur Treue für die Kirche und den Papst ermahnte und sie aufforderte, gewisse Stimmen nicht zuzulassen, die, von Wenigen ausgehend, auf außerordentliche und radikale Aen— derungen in der Staatsordnung hindeuten, die weder er, der Papst, gewähren, noch ihr gesunder Sinn und ihre Treue begehren konnten und dürften.

Die Congregation für das Ordenswesen hat unterm 25. Januar mit der Autorität des heiligen Vaters ein strenges Dekret erlassen wegen Vorkehrung, daß nicht zum Nachtheile für die Ordens⸗Genos⸗ senschaften Unwürdigen die Klosterthore geöffnet werden.

Neapel, 15. Febr. (Schwäb. Merk.) Es geht hier das Gerücht, der König habe noch gestern Nachmittag offizielle Nachricht

erbalten, daß Palermo die Verfassung annehme, mit Vorbehalt seines eigenen Parlaments und getrennter Regierung.

Florenz, 17. Febr. (Oest. Beob.) Die Gazzetta di Firenze vom heutigen Tage enthält das aus neun Kapiteln und dreiundachtzig Artikeln bestehende Fundamental-Statut, welches Se. FK. Hoheit der Großherzog von Toscana am 15. Februar seinem Lande verliehen hat.

d panie n.

3 Madrid, 15. Febr. Da der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog von Sotomayor, gestern der Sitzung des Kongresses beiwohnte, so erneuerte Herr Borrego (Kesandter bei der schweizerischen Eidgenossenschaft) seine Interpellation wegen der Lage Italiens. Er wies zuerst auf die wechselseitigen Verhält— nisse hin, welche im Laufe mehrerer Jahrhunderte die Schicksale Ita⸗ liens mit denen der spanischen Monarchie mehr oder minder eng ver⸗ knüpften, und behauptete, daß noch gegenwärtig die Völker der ita⸗ lienischen Halbinsel geneigt wären, von Spanien aus ihre politische Richtung zu empfangen, wie die Revolutionen von 1829 dargethan hätten. Die bald darauf in beiden Ländern unterdrückte Freiheit wäre hier durch eine Frau, dort durch das Oberhaupt der Kirche wiederhergestellt worden. Der Redner behauptete, Oesterreich hätte seine italienischen Besitzungen als ein Geschenk von Spanien em⸗— pfangen, unb der König von Sardinien verdanke seine Staaten nur seiner früheren Allianz mit Spanien, so wie der jetzige Herzog von Parma seine Krone nur der Verwendung verdanke, welche Spanien auf dem wiener Kongresse für ihn einlegte. Herr Borrego belehrte seine Zuhörer auch, insofern er versicherte, Spanien hätte das Großherzogthum Toscang als erblichen Staat errichtet. Ganz vorzüglich, meinte er, wäre aber Sicilien den Spaniern verpflichtet, indem die kaum dort wieder verkündete Constitution von 1812 nichts Anderes enthielte, als die im 136en Jahrhundert von den Arago⸗ niern dort eingeführten Einrichtungen. Ben Thren der Bourbonen in Neapel hätten spanische Waffen gegründet, und die Erinnerung an die spanische Herrschaft lebe noch jetzt dort in allen Herzen. Des⸗ halb wäre der Einfluß Spaniens in Italien ein natürlicher, egiti⸗ mer und leichter, und Spanien hätte den Beruf, „aus dem Schatze seiner Erfahrungen“ den dortigen Völkern bei dem Aufbau der con— stitutionellen Monarchie mit Rathschlägen beizustehen. Herr Borrego erklärte schließlich, nur deshalb seine Stimme erhoben zu haben, da⸗ mit die ltalienischen Fürsten und Völker erführen, daß die spanischen Cortes sehr aufrichtige Wünsche für ihre Unabhängigkeit und CEin= verleibung in die Masse constitutioneller Staaten, so wie für die Wiederherstellung diplomatischer Verbindungen, zumal mit Sardinien und Toscana, hegen.

Der Herzog von Sotomayor (Minister der answärtigen Angelegenheiten) nahm darauf das Wort. Er bedauerte, daß der

König beider Sicilien so lange gezögert hätte, den erhabenen von Pius 1X. und den Monarchen Sardiniens und Toscana's gegebenen Beispielen zu folgen. Indessen sehe die spanische Regierung sich durch den endlichen Entschluß des Königs von Neapel befriedigt und begrüße die Morgenröthe der constitutionellen Freiheit Italiens mit Enthusiasmus. Der spanische Gesandte in Neapel hätte während der dortigen Revo⸗ lution am meisten zu dem befriedigenden Ausgange derselben beigetragen. Die Rathschläge des Vertreters einer constitutionellen, der dort herr= schenden Familie so nahe verwandten Königin würden auch fernerhin in Neapel gehört werden. Ein spanisches Geschwader wäre bereits dorthin abgegangen. Die Lage Italiens könnte vielleicht der österrei⸗ chischen Reglerung einen Vorwand zum Einschreiten in die ihr be— nachbarten Staaten an die Hand geben, um die Lombardei und Ve⸗ nedig zu schützen. Die spanische Regierung hoffe aber, daß es nicht zu einem solchen Unglücksfalle kommen werde. „Sollte aber“, so schloß der Minister, „aus diesem oder irgend einem anderen Grunde ein europäischer Krieg hervorgehen, so wird das spanische Kabinet eine rein spanische Politik und die strengste Neutralität beobachten und dieser Neutralität allgemeine Achtung zu verschaffen wissen.“

Nachdem Herr Borrego sich durch diese Worte des Staats⸗ Ministers vollkommen befriedigt erklärt hatte, erhob sich Herr In fante (Progressist und Minister unter Espartero's Regentschaft). Wenn es sich um die Freiheit Italiens handle, begann er, so gäbe es keine Parteien in Spanien. Die Italiener müßten erfahren, daß die Königin Isabella II. 22 Millionen Unterthanen hätte, deren Herzen für Italiens Freiheit schlügen.

Herr Martinez de la Rosa (designirter Botschafter am päpst⸗ lichen Stuhle) erklärte sich mit den ihm voraufgegangenen Reduern vollkommen einverstanden. Italien wäre durch die innigsten Bande mit Spanien verknüpft, wie die Geschichte und dortigen Denkmäler darthäten. Die Wiedergeburt Italiens werde von Bestand sein, weil sie von einem Throne, dem Oberhaupte der Kirche, ausgegangen wäre. Spanien leiste den Italienern einen Dienst, indem es seine Stimme erschallen lasse, denn diese Stimme werde noch immer von allen Na— tionen Europa's mit Achtung gehört. „Italien“, rief er unter dem Beifall der Gallerien aus, „wird uns stets dort finden, wohin seine Interessen und nicht die Politik des Auslandes uns rufen. Die De— putiyten, welche anderer Meinung wären, würden nicht die Achtung des Landes verdienen.“ Der Redner ermahnte dann die Italiener, nicht in Anarchie zu verfallen. „Die heilige Allianz“, sagte er, „ist für immer verschwunden, und die Wirkungen der französischen Revolution don 1835, dieser Musterrevolutton (re volucion modelo) die in drei Tagen ausgeführt wurde, machen sich in allen Ländern Euro— pa's fühlbar.“

Darauf ging der Kongreß zur Tagesordnung über. Das mini— sterielle Blatt, el Español, behauptet, erst nach dieser Sitzung hätte die italienische Revolution eine ernste Bedeutung erhalten, und das Volk, welches sich in die kriegerische Bahn geworfen, um das von Spanien gegebene Beispiel nachzuahmen, verdiene den Lorbeer kranz. Die pregressistischen Blätter zeigen sich über das Resultat der Interpellation höchst unwillig und bestehen auf Absendung einer Armee an alle Völker Italiens, welche der Hülfe bedürftig sein möchten. ; „Die spanische Regierung dürfte sich indessen bald genöthigt sehen, ihre Aufmerksamkeit auch nach einer anderen Richtung zu wenden. Es werden nämlich die Herren Heming und Chad aus Lon don hier erwartet, die im Namen der englischen Inhaber spanischer Staatspapiere beauftragt sind, von der hiesigen Regierung eine ge—⸗ nügende Befriedigung jener Gläubiger zu erwirken und, falls diese nicht binnen einer bestimmten und kurzen Frist erreicht werden sollte, mit der Erklärung, daß alsdann die englische Regierung selbst als Vermittlerin dieser Angelegenheit mit Nachdruck auftreten werde, wie der abzureisen. Die Brohungen, mit denen Lord George Bentinck im britischen Unterhause hervortrat, hatten hier nur, wie früher, zur Folge, daß die Miunister erklären, solchen Drohungen Trotz entgegen— setzen zu wollen. Der Hera!do stellt sogar den Saß auf, die fpa— nische Regierung könne das Recht der englischen Inhaber ihrer Staatspapiere, Zahlung zu verlangen, allenfalls bestreiten, und es gäbe keinen Gerichtshof, dem diese Frage zur Entscheidung vorgelegt verden könnte. Es scheint indessen, daß Lord Palmerston's Reten diesmal nicht ausbleiben werden.

Unterdessen überläßt man sich hier den Vergnügungen des Kar— nevals. Durch einen Maskenball bei Hofe wurden sie eröffnet. Da die eingeladenen Personen nur in Kostüm erscheinen durften, so ent= hielten sich Viele, der Kosten wegen, den Ball zu besuchen. Die junge Königin erschien in der Tracht einer Jüdin, soll aber verstimmt worden sein, als sie bemerkte, daß fünf junge, höchst reizende Damen dieselbe Tracht gewählt hatten und die einzige in Madrid anwesende Jüdin sich als Königin (von Saba) darstellte. Der König hatte sich als Feldherr verkleidet und wurde selbst von seiner Gemahlin erst spät erkannt. Der englische Gesandte trat als Faust auf während einer seiner Attach«s ihn als Mephistopheles beglei⸗ tete. Auf einem öffentlichen Maskenballe, der vorgestern im Circo stattfand, stellte die junge Königin, in einen Domino gehüllt sich gleichfalls ein. Obgleich sie verlarvt war, wurde sie doch alebal erkannt. Als jedoch verschiedene Konflikte und Reibungen eine allge⸗ meine Rauferei herbeiführten, zog die Königin, von zwei verlarvten Damen begleitet und, wie es schlen, in hesterer Stimmung sich zu—⸗ rück. Uebermorgen findet ein zweiter kostümirter Ball dim Pa⸗ laste statt.

Herr Castillo 9 Ayensa ist gestern von Rom hier eingetroffen Vor seiner Abreise verlieh der Papst ihm das Komthurkreuz des Gre⸗ gorius⸗Ordens. .

Der Faro, ein Blatt, dessen pariser Nachrichten aus guter . zu kommen pflegen, . heute, daß die Herzogin von ontpensier sich gesegneter Leibesumstände erfreue.

Aegzpten. Alexandrien, 29. Jau. (A. 3.)

bedenklich krank gewesen ist, befindet sich wieder auf dem Wege der Besserung, die indeß, den neuesten Nachrichten aus Kahirn zufolge nur langsam vorschreitet; die Krantheit, von welcher der Vice. König befallen war, erfordert strenge Diät, was den hohen Kranken schwächt und bei einem Alter von achtzig Jahren gegründeten Befürchtungen Raum giebt. . 3 Es heißt, daß die General Konsuln von Frankreich und Ruß— land auf die dem Vice⸗Köhnig rücksichtlich der gegen einen hellenischen Unterthan ausgeübten barbarischen Behandlung gemachte Vorstellung ine Antwort erhalten haben, die sie nicht erwarteten. Den Vice? König verweigert nicht nur jede Genugthuung, sondern soll ihnen trocken geantwortet haben, sie könnten den Vorfall ihren Regierungen enn Der mißhandelte Grieche lebt noch sehr leidend. Der rus⸗ bee e, e soll sich in dieser Sache auf das wärmste ver⸗ Is österreichische Dampfboot, das gestern von Triest eintreffen lt, 3 a zurück; wir haben stürmisches kaltes Wetter, es ö Dr gen, was hier eine Seltenheit ist. ber Bin ug nen Montag hure unter dem Donner der Kanonen, und, der Kriegsschiffe das neu erbaute Dampfboot,

Mehmed Ali, welcher

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seiner Zeit machen will, vom Stapel gelassen. Dieses soll künftigen Mai von einem anderen Dampfbott am Schlepptau nach England ge⸗ bracht werden, um daselbst seine Maschine von 650 Pferdekraft zu erhalten.

Am 26. wurde die Flagge wieder auf dem griechischen Konsu⸗ lat aufgezogen; den folgenden Tag reiste der General⸗-Konsul, Herr Tossizza, nach Kahira ab. Er wurde vom Vice⸗-König auf das freund— schaftlichste empfangen. . .

Sir H. Hardinge, ehemaliger General⸗Gouverneur von Indien, soll in Cosseir angelangt sein; es wurde ihm vom Vice⸗König ein Dampfboot bis Esneh entgegengesandt.

Bekanntmachung.

In Folge unseres Aufrufs vom 21. Januar d. J. sind uns für die Nothleidenden der bedrängten Kreise is zum heutigen Tage im Ganzen 35,563 Rthlr. 20 Sgr. 2 Pf. zugeflossen. Ist diese Summe auch sehr namhaft, so reicht sie doch nicht im entferntesten hin, das dringendste Bedürfniß nach den Richtungen hin zu befriedigen, welche wir zu berücksichtigen haben; denn dem jammervollsten Elende, wel⸗ ches einen großen Theil der Bevölkerung der Kreise Rybnik und Pleß in der Gestalt der Hungersuoth lang audauernd betroffen, hat sich eine furchtbxre Seuche beigesellt, und der Tod beeilt sich, die Bevölkerung in einer Schrecken erregenden Weise zu vermindern. Tausende hülfsbedürftiger Waisen, Wittwen und Wiedergenesener er⸗ warten von der Privat-Wohlthätigkeit eine Verbesserung ihrer Exi⸗ stenz, welche der Staat der großen Menge durch Gewährung von Lebensmitteln zwar fristet, die aber, trotz der großen bewilligten Hülfe, nur eben das allernöthigste Bedürfniß umfaßt, indem sie die Massen vor Hunger bewahrt.

Indem wir nun einerseits zu neuen, dringend nothwendigen Ga⸗ ben den edlen Sinn unserer Landsleute auffordern, andererseits den Wohlthätern für die bereits empfangenen Gaben im Namen der Be⸗ drängten den tiefgefühltesten Dank auesprechen, halten wir uns gleich⸗ zeitig für verpflichtet, Rechenschaft von unserer bisherigen und künf⸗ tigen Wirksamkeit zu geben. ö

Nachdem der Staat die eigentliche Ernährung der Hülfsbedürf⸗ tigen im Allgemeinen übernommen und eingeleitet hat, haben wir be⸗ schlossen, unsere Wirksamkeit dahin zu beschränken, dort helfend einzu— schreiten, wo der Umfang der Staats-Unterstützung sich nicht hinzu⸗ wenden vermag. Namentlich also wollen wir unstre Thätigkeit richten

I) auf die Pflege der Kranken;

2) auf die bessere Ernährung der Rekonvalescenten;

3) auf die Unterbringung, die Bekleidung und sorgfältigere Ver⸗ pflegung der gänzlich hülflosen Waisen;

4) auf die Errichtung von Bäckereien, um die vom Staate gewähr⸗ ten Nahrungsmittel sorgfältiger zu verwenden;

5) auf die Errichtung von Suppen-Anstalten, wo es die Sorge für die Rekonvalescenten erfordert.

Die lokalen Einrichtungen haben wir beschlossen, den Lokal-Co⸗ mité's zu überlassen.

In dem Kreise Pleß haben wir durch eine sehr zweckmäßige Einrichtung, Gliederung und Verwaltung des dortigen Comité's be— reits die nöthigen Organe überall zur Verfolgung ünserer angegebe⸗ nen Zwecke erhalten. Im Kreise Rybnik sind diese Organe in der Bildung begriffen.

Nächst dem Königlichen Ober-Präsidenten von Wedell hat der mitunterzeichnete General-Secretair an Ort und Stelle von der Lage der Dinge in den bedrängten Kreisen in der vorigen und früheren Woche Kenntniß genommen, und ist demnach beschlossen worden, das gegenwärtig im rybniker Kreise anwesende Mitglied Professor Dr.

Kuh, so wie den dahin abgehenden Prinzen Biron-Curland, zu bevoll= mächtigen, alle für den Zweck des unterzeichneten Comité's nothwen— digen Einrichtungen in Gemeinschaft mit den Kreis-Comitès zu treffen, um so die Maßregeln zur Abhülfe der Noth ohne Zeitversäumniß und unnütze Rückfragen zu bewerkstelligen. Bis jetzt sind jedem der Kreis-Comités 200 Rthlr. zur ersten Einrichtung von Waisen-Bewahr-Anstalten, Backhäusern, Suppen⸗ Anstalten und der besseren Verpflegung der Rekonvalescenten über— wiesen worden, und eben so haben wir zu dem letztgedachten Zwecke 500 Rthlr. und 25 Ctr. Reis dem Vorsteher der barmherzigen Brü— der, welche sich der Krankenpflege dert gewidmet haben, gesandt. Heute haben wir zur Fortführung und Unterhaltung der gedach— ten Anstalten wiederum den Kreis -Comités jedem 20660 Rthlr. und ein Faß Reis überwiesen, in Summa also L500 Rthlr. baar fortgeschicht. Zu der Bekleidung der Wzisen, so wie der bedürftigsten Kran— ken und Rekonvalescenten, sind Tie umfangreichsten Vorkehrungen ge⸗ troffen und mehrere Sendungen von Hemden, Schuhen, wollenen Decken u. s. w. in die betreffenden Kreise bereits abgegangen, wäh— rend Ihre Majestät die Königin eine reiche Spende von Strümpfen zu entsenden geruht haben. Es kommt darauf an, daß die Geldmittel sich in einer Hand konzentriren, weil sonst billigere Anschaffungen im Großen unmöglich werden, auch die nöthige Vertheilung der Gaben an die verschiedenen Comité s und Hülfsorgäne nach Maßgabe des Bedürfnisses nicht statt⸗ finden kann. Deshalb bitten wir diejenigen, welche zur Milderung des Nothstandes beisteuern wollen, ihre Gaben um so mehr dem unterzeichneten Comité zukommen zu lassen, als für derartige Sen— dungen, wenn sie an uns mit der Aufschrift: ; „Unterstützung für die Nothleidenden in O Schlesien“, gelangen, Porto⸗-Freiheit bewilligt ist. Alle Königl. preußischen Post⸗-Aemter, Expeditionen z. sind übri- gens angewiesen, Gelder für uns in Empfang zu nehmen. Die verehrlichen Redactionen der Zeitungen werden ersucht, diese Bekanntmachung unentgeltlich aufzunehmen. Breslau, den 15. Februar 1848. Das Comité zur Milderung des Nothstandes in den Kreisen Rybnik und Pleß. ; Graf von Brandenburg. von Wedell. M. Freiherr von Diepenbrock, Fürstbischof. Prinz Biron ?- ECurland. Pinder. Dr. Kuh. Graf von Harrach. von Willisen. Ruffer. Graf von Hoverden. C. A. Milde. Rintel. Graf von Burghauß, Schneer, Vorsitzender. General Secretair.

ber⸗

Ein verstanden mit den Richtungen, welche das breslauer Central Comité nach der vorstehenden Bekanntmachung vom 15en d. M. für

seine Wirksamkeit zur Milderung des Nothstandes in Ober ⸗Schlesten gewählt hat, und mit Rüchichk auf die inzwischen gewonnene voll— ständige Ueberzeugung, daß das gedachte Comité seine Aufgabe mit eben so großer Umsicht als energischer Thätigkeit zu lösen bemüht ist, haben wir keinen Anstand genommen, uns mit demselben behufs der größeren Einheit in den Maßregeln in nähere Verbindung zu setzen und die uns zugegangenen und noch zugehenden Gelder zu seiner Verfügung zu stellen.

auf welchem der Vice. König seine beabsichtigte Reise nach Europa

17,099 Rthlr. 1 Sgr. 2 Pf. r , , Hiervon sind versandt: am 2. Februar c. an das Comité in Breslau unterm Ften und resp. 10. Februar c. zur Disposition gestellt bei dem Hand⸗ lungshause Ruffer und Comp. und heute dem Comité überwiesen am 13. Februar c. für die barmherzi⸗ gen Brüder nach Rybnik und Pleß üüberwiesen ... . 1 Summa Wegen Verwendung des Restes von

1,400

1,500

1,000 J H/; 7, 00 Nthlr. . Sgr. . Pf.

10099 erwarten wir noch die näheren Vorschläge des breslauer Comité's. Wir werden bereit sein, weitere Beiträge für die Nothleidenden in Empfang zu nehmen und bitten, uns solche mit Rücksicht auf die herr⸗ schende große Hülfsbedürftigkeit noch ferner reichlich zufließen zu lassen.

Aus den uns zugegangenen Kleidungsstücken, Wäsche 2c. haben wir einen Transport von 10 Tonnen nach Pleß und Roybnik ab— geesandt. In dem Empfangs-Lokal, in der Oberwall-Straße Nr. 4, wer— den Geschenke an Kleidungestücken, Wäsche, Decken c. ferner mit Dank entgegengenommen werden. Auch Leinwand wird um so er⸗ wünschter sein, als uns von hiesigen geschätzten Frauen das fi liche Anerbieten gemacht worden ist, die unentgeltliche Verarbeitu derselben zu Kinderhemden übernehmen zu wollen.

P Berlin, den 24. Februar 18418.

Graf von Löben.

Mohren⸗Straße 31.

H.,, Hollmann. Zwirngraben 1 u. 2. Hu saren⸗Straße 16. Graf von Nostitz. von Rother.

Pariser Platz 3. Jäger⸗Straße 21. Graf zu Stolberg. Wilhelms⸗Straße 79.

von Natzmer.

Wilhelms⸗Straße 78. Graf von Sedlnitzky. Behren⸗Straße 63.

Eisenbahnen und Dampfschifffahrt. Frequenz und Einnahmen der Berlin-Potsdam-= . Magdeburger Eisenbahn. Es wurden besördert: im Januar 1848. Einnahme: 1) 32,294 Personen 261,149 Rthlr. 7 Sgr. 2) 67.032 Cir. Frachtgut, ferner für Gepäck, wofür nebst Equipagen- und Viehtransport aufkamen, .... 16,296 = 27 37,440 Rihlr. 5 Sgr. 3 5072 HKihl. 18 tr.

im Januar 1847 Mehr-Einnahme

gandels- und Börsen- nachrichten.

Bßʒ erlin, den 25. Fehruar 1848.

at. riet. Geld. Gem. Kur- u. Nm. Pfaher. ö ö Schlesische do. - 37 96 * e, . Er. B- Auth. Sch ö. 1124 111

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zt. Rriet. Geld. Gem.

. st. Sebald. Sch. 3 92 913 Seeh. Präm. Sch. HR. a. Nm. Schuld. 3 88 Ferl. Stadt- Obl. 3 j 2 Westpr. Pfandbr. 3 90 Grosab. Posen do. 4 1013

Friedriehsd'or.

do. do. 3 Aud. Goldm. à 5th. 4 3 Ostpr. Pfandbr. 86 955 Pisceouto. [ 3 14 Pamm. d. 9825 ;

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Poln. neue Pfadbr. 4 915 do. Part. 500 Fl. 4 81 do. do. 300 EI. 102 Hamb Feuer- Cas. 35 .

Russ. Ilamb. Cert. do. heillope 3.4.8. do. do. 1. Anl. do. Stiegl. 2. 4. A.

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Sag. - Glog. 93 923 933 bæ. do. Erior. 974 B. do. do.

St.- Vow. 6560 G. do. Prior. 92 k. Thüringer. 973 R. Wbhb. (CC. 0)

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3 Thür. V. 20 . Pri . 1 937 F. : 2 2. 2 , ion, Magd. Win. 60M 625 3 be. G.

do. III. Ser. 5 1017 k. rdb. F. W. 38 85 * a 54 bz. a. G. Nrab. K. Fd. 14 * Star. Pos. S6 80 bæ. (Schluss der Börse 3 Uhr.)

Aufangs der Börse herrschte heute eine (laue Stimmiung und die qie Course dräckten sich unter der gestrigen Notrung. Da man indess keinen Grund fär die Flauheit angeben konnte s0 befestigten sich gie Course wieder und schlossen die meisten Devisen sehr fest.

Getrai de- Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: VWeizen 52 —55 Rthlr. Roggen loco 34-37 Rthlr.

Bis heute sind bei uns im Ganzen eingegangen

pr. April sölai S823 a 83 Run.