1848 / 63 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

In Paris hat am 26. Februar der Cassations hof die Nepub lit anerkannt.

Man sagt, daß alle von Paris nach dem Auslande gehenden Briefe 22 werden.

Die Herzogin von Orleans ist nebst ihren Kindern in England angekommen.

Ferner aus Brüssel, 29. Febr. 35 Uhr Nachm. Pariser Zei⸗ tungen vom 28. Februar sagen, daß die Nepublik namentlich auch im Süden Frankreichs gol f ie macht. Sonst nichts von Bedeu⸗ tung. Der Aufenthalt des Königs und der Königin der Fr anzosen ist hier unbekannt.

Die neueste uns so eben zugekemmene telegraphische Depesche briugt aus Paris vom 28. Februar folgende Nachricht: Ganz Frankreich hat die Republik angenommen, sie ist gestern feier⸗ lich eingesetzt worden, Hieronymus, Prinz Louis Napoleon und Ge⸗ neral Bugeaud haben sich auge schossen, Das diplomatische Corps hat sich versammelt und will bis auf weiteren Befehl bleiben. Bel⸗ gien soll die Republik Frankreich anerkannt haben. Der Herzog von Montpensier ist in England.

Großbritanien und Irland.

London, 26. Febr. Die gestern Abend hier eingegangenen Nachrichten aus Paris reichen bis zum 24sten Nachmittags 5 Uhr, also bis zur Abdankung Ludwig Philipp's und der Einsetzung der provisorischen Regierung. Jedes andere Interesse tritt in den Hin⸗ tergrund, und es herrscht in der City eine Aufregung, wie sie seit 1830 nicht dagewesen ist. Die Consols, welche gestern anfangs zu S8; standen und nominell zu 88 schlossen, fielen nach den eigentlichen Börsenstunden auf 857. „Es wäre unnütz“ sagt der Berichterstatter dar Times über die gestrige Börse, „die offiziellen Schlußpreise der übrigen Effekten zu geben, da sie, nach der später eingetroffenen Nach⸗ richt von der Abdankung Ludwig Philipp's, wahrscheinlich alle 3 pCt. unter den wirklichen Preis herabgegangen sind. Die verschiedenen Handels- häuser, welche mit dem Kontinent in Verbindung stehen, sind in der rößten Besorgniß, wie weit die Unterbrechung der Verbindungen eln nei hat; es steht indeß zu hoffen, daß jetzt, nachdem eine provisorische Regierung niedergesetzt ist, die gewöhnlichen Straßen nicht länger mehr gesperrt werden.“

Die Times bringt heute einen langen Artikel über die Abdan⸗ kung Ludwig Philipp's, in welchem sie den Sturz der Orleans⸗-Dy⸗ nastie als eine unausbleibliche Strafe der rächenden Nemesis für die ganze Politik Frankreichs während der letzten 17 Jahre darstellt. Die Geschicke Englands und Frankreichs, beweist die Times, haben im letzten Jahrhundert in beständiger Wechselwirkung gestanden; die bri⸗ tische Freiheit sei den Franzosen stets wünschenswerth erschienen, und ihre erste Revolution brach aus, als ihre Wünsche nicht erfüllt wur—⸗ den. Das Beispiel der Vereinigten Staaten habe dann Frankreich von seinem englischen Muster abgezogen und in ein Chaos gestürzt, aus welchem das Kaiserreich erstand, das endlich den con⸗— stitutionellen Staat hervorgehen ließ. Dies habe Frankreich England zu danken, aber die Verpflichtungen Englands gegen Frank⸗ reich wären gleich groß, denn die Käwpfe gegen republikanische und

Kaiserliche Eroberungssucht und das Anschauen der politischen Fort— schritte Frankreichs haben England auch freier, gerechter und empfäng-= licher für die großen Fragen der Humanität und Gerechtigkeit gemacht. Die zweite Revolution von 1839 namentlich sei für England von sehr wohlthätigen Folgen gewesen. Lndwig Philipp und Wilhelm 1X. gingen von denselben Punkten, derselben Basis politischer Ereignisse und denselben Grundsätzen ihrer Regierung aus, und wo sind, fragt die Times, die beiden Länder jetzt angelangt? England blüht unter seinen stets verbesserten Institutionen, mit seiner erweiterten Vertretung, mit der vergrößerten Macht seiner Gemeinen, seinen be⸗ freiten Fabriken und Handelsbeziehungen u. s. w., Frankreich erfährt tine neue Revolution, weil seine Regierung die Wählerschaften auf eine Fraction des Volkes beschränkt und selbst diese mit einer so end⸗ losen Bestechung umgarnt hatte, daß jede Spur von Freiheit ertödtet war, weil diese Regierung nicht ein Gebäude volksthümlicher

Verfassung, sondern ein riesenhaftes Truggewebe ministerieller Corruption aufgeführt, habe. Deshalb, sagt die Times,

mußte Ludwig Philipp fallen. Unter dem Systeme, welches er an⸗ genommen hat gegen die Versprechungen seiner früheren und mehr edelmüthigen Laufbahn, gegen die Hoffnungen des ganzen constitutio⸗ nellen Europa, war es offenbar, daß die Nevolution von dem Falle eines Würfels abhing. Wir haben die schlimmen Folgen seiner Hart⸗ näckigkeit vorausgesagt, aber der Ausgang zeigt, daß sein System noch hohler war, die Oberfläche noch trügerischer, als wir voraus⸗ setzten.“ Es herrscht in dem ganzen Artikel der Tim es eine mitleids⸗ und erbarmungslose Sprache gegen die unglückliche Königsfamilie. Im Oberhause wurde gestern der gefahrdrohende Zustand Irlands zur Sprache gebracht. Lord Stanley lenkte die Aufmerk⸗ samkeit des Hauses auf das seit kurzem in Dublin von einem Herrn Mitchell herausgegebene Blatt, den United Irishman, der ganz offen die Revolution predigt. Man darf ein solches Blatt, sagte Lord Stanley, nicht mit Verachtung behandeln. Es ist nicht an die kaltblütigen Engländer gerichtet, sondern an die reizbaren Irländer. Die Leute, von denen es geschrieben wird, meinen es aufrichtig mit ihrer Sache; es sind keine Politiker, die mit ihrem Patriotismus Handel treiben und sich durch ein Konsulat oder sonst ein hübsches Aemtchen gewinnen lassen. Ich frage daher die Regierung, ob sie von der Sache Kenntniß genommen, das Gutachten der Rechtsbeamten, der Krone eingeholt und die Absicht . Maßregeln dagegen zu . Der Marquis von andsdowne erwiederte, daß er allerdings das Blatt gesehen habe; auch der Graf Clarendon, dem überhaupt nichts entgehe, was sich auf die Verwaltung von Irland beziehe, habe die Sache in Er— wägung gezogen und sei der Meinung, daß die jungen Kommunisten (young gentlemen ol „no property“) in Irland vor keiner Ge— setzwidrigkeit zurückbWebten und daher allerdings sehr gefährlich werden könnten, daß es aber sehr zweifelhaft scheine, ob man unmittelbar dagegen einschreiten müsse oder nicht. Er Tord Lansdowne) halte es fuͤr das Beste, die Sache ganz dem Lord-Lieutenant anheimzustel— len; was dieser thue, werde gewiß das Zweckmäßigste sein. Mehr könne er (Lorb Lansdowne) in diesem Augenblick nicht sagen. Na einigen Berathungen über irländische Verhältnisse, die kein dul f

haben, vertagte sich das Haus.

Im Unterhause brachte Lord Duncan seinen Antrag auf Abschaffung der Fenstersteuer vor und begründete denselben durch eine

i Rebe, worin er die Nachtheile dieser Steuer auf den Ge— rr ; Am Schlusse führte er die

Stelle aus Pope's Uebersetzung des Gebetes des Ajax an, wo es heißt:

sundheitszustand der Städte nachwies.

„Oh Lord of light and air, Oh LEůing! Oh Father! hear my humble prayer: Dispel ihis cloud; the light of heaven restore; Grant us to see, and England asks no more. If we must perisb, we'll Thy will obey; But let us perish in ihe face of d

ay.“ (O Herr des Lichts und der Luft! o König! o Beer erhöre mein demüthiges Flehen. Zerstreue dieses Dunkel, das Licht des Himmels gieb uns wieder! O laß uns sehen! und England will nichts mehr. Müssen wir untergehen, so wollen wir deinem Willen gehorchen, aber laß uns untergehen im

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des Tages.) Herr Hume unterstützte den Antrag, dem sich noch mehrere Mitglieder, wie der Oberst Sibthorp und Sir de Lacy Evans, anschlossen. Der Schatzkanzler vertheidigte die Steuer aus Gründen der Nothwendigkeit, indem er bemerkte, daß sich allerdings viel dagegen einwenden nof daß sie aber doch nicht so sehr nachtheilig sei, wie ihre Gegner zu glauben schienen, indem sie hauptsächlich die reicheren Stände belaste. Von ungefähr 33 Millio= nen Häusern seien 3 Millionen von der Steuer befreit, und diese ge⸗ hörten den ärmeren Klassen. Die frühere Häusersteuer sei für die Wohlhabenden viel geringer gewesen. Ich selbst, sagte er, bezahle 32 pf. Fenstersteuer und habe nur 14 Pf. Häusersteuer bezahlt; ich würde alfo durch eine Aufhebung der Fenstersteuer jedenfalls gewin⸗ nen. Die Debatte wurde ziemlich lebhaft. Auch Sir Robert Peel nahm Antheil und bemerkte, daß man im Augenblick nicht daran den⸗ ken dürfe, daß sie aber vielleicht später durch irgend eine andere, nur nicht auf einen allgemeinen Consumtions⸗Artikel, ersetzt werden könne. Der Antrag wurde darauf mit 160 gegen 68, also mit einer Mehr⸗ heit von 92 Stimmen, verworfen.

Herr Colville bat um die Erlaubniß, eine Bill einzubringen, durch welche alle Landbesitzer, die ein Recht hätten, auf ihren Län⸗ dereien Hasen zu tödten, ermächtigt würden, dies entweder persönlich oder durch von ihnen beauftragte Personen zu thun, ohne sich dazu einen Jagdschein nehmen zu müssen. Herr Bright, der schon frü⸗ her den Gegenstand öfter zur Sprache gebracht hatte, nahm von dem Antrag Veranlassung, dem Hause anzukündigen, daß er in weni⸗ gen Tagen eine Bill zur gänzlichen Abschaffung der Jagd⸗— Gesetze einzubringen gedenke, die von dem Grundsatz ausgehen werde, daß das Gesetz in einem Lande, welches so dicht bevölkert sei und durch die Ausübung der Jagd ⸗Gesetze schon so viel gelitten habe, wie England, die Erhaltung des Wildes auf keine Weise befördern dürfe. Mehrere Redner, auch Sir Robert Peel, waren der An⸗ sicht, daß es schwer sein werde, nach völliger Aufhehung der Jagd⸗ gesetze das Land-Eigenthum vor Beschädigungen zu sichern. Der Letztere bemerkte namentlich, daß man ohne ein neues Gesetz gegen Verletzung des Eigenthums eine Art Land-Insurrection hervor- bringen werde. Um den Widerwillen gegen die Jagdgesetze zu mildern, würde es das Beste sein, wenn die Landbesitzer eine allge⸗ meine Erklärung an ihre Pächter erließen, daß Hasen und Kaninchen für das Land nachtheilig feien und deshalb vermindert werden müß⸗ ten. Das Haus vertagte sich bald darauf.

(B. H.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses wurde die Motion des Grafen Hardwicke wegen Einsetzung eines Comi—- té's zur Untersuchung der Navigations -Gesetze, im Unterhause Herrn Hume's Antrag wegen Feststellung der Mittel und Wege vor Annahme der Voranschläge für die Ausgaben berathen. Ju An⸗ fang der Sitzung des Unterhauses waren durch Zeitungs-Berichte den Ministern die pariser Vorfälle bekannt, die Abdankung des Kö- nigs und die Einsetzung der provisorischen Regierung in der Fassung bekannt geworden, wie sie die mit dem eleftrischen Telegraphen in London eingegangene Depesche mittheilt. Man bemerkte, daß sich Sir Robert Peel sehr lebhaft init Lord John Russell und Lord Pal⸗ merston über diese Nachricht unterhielt.

Berichtigung.

In dem in der Allg. Preuß. Jeitung vom Donnerstag, den

2. März, Nr. 62, abgedruckten stenographischen Bericht über die

siebenundzwanzigste Sitzung des Vereinigten ständischen Ausschusses

vom 25. Februar ist auf Fol. 574, Zte Spalte, A3ste Zeile von

unten, anstatt: „lactum possessionis“ zu lesen: „furtum pos-

Sessionis.“

Berlin, den 2. März 1848. ĩ ;

Das Sekretariat des Vereinigten ständischen Ausschusses. Dittrich. Freiherr von Patow.

Handels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 2. März 1848. M echsel- Course.

Brief. Geld. Amsterdam. ...... 250 FI. Kurz 144 1 250 ri. 2 Mt. 1453 Hambar3.. 309 M. Kurx 152 1513. K / 300 Me. 2 Mt. 1512 . a 11L2t. 3 Mt. 6 265 w 300 Fr. 2 Mt. 81 813 e 150 *I. 2 Mt. 102 Augsburg.. 150 FI. 2 Mt. ö 102 Heel. 100 Tb. 2 Mt. 995 9919 . . H Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss.. 109 Thlr. 2 M. 99! 2 Frankfurt a. M. südd. W. ...... 100 *I. 2 Mt. 67 2 100 skb. 3 Wochen ] 108

Petersburß ..... ......

Inländische Fonds, Hfandbries-, KRommundl- Papiere und Geld- (um se.

zf. rief. Geld. Gem. Ef. Rrief. Geld. Gem. St. Schuld- Sch. 3 822 811 kRur- u. Nm. Pfabr. 3 S4. S3 Seeb. Präm. Sch. Schlesiscke do. 1 . K. u. Nm. Schuldv. 35 do. Lt. B. gar. do. 37 . Berl. Stadt- Obl. 35 Pr. BR Anth.- Sch 90 89 r. Pfandbr. 35 se, , do. * ö. Frie drichsd'or. 1375 131 do. do. 37 803 And. Goldi. ai. 137 132

Ostpr. Pfandbr. 3 Disconto. 31 4 Pomm. do. 35 . Sl . 1 ö Ausländische Fonds.

Raus. IIamb. Cert. 5 poln. neue Pfabr. 4 . 81 do. beillope 3. 4. 8. 5 do. Part. Soo FI. 4 36 d0. 40. 1. Anl. 4 do. 40. 300 1. 92 do. Stiegl. 2. 4... 4 Lamb. Feuer- Cas. 3

da, , do. Staats-Pr. Anl

ao. v. Rthsch. L3..5 11902 Ioll. 2h g Int. 25 . do. Poln. Schatz 0. 4 71 Kurh. Pr. O. 40 th. do. do. Cert. L.A. 5 87 86 Sardin. do. 26 Fr. do. do. L. B. 200FI.— N. Bad. do. 35 Fl. J Pol. a. Pfdhr. a. c. 4 81

Getraide- Bericht.

Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen 50 —54 Rthlr. Rotzgzen loco 36 - 40 Rthlr. . . . Mai 355 - 36 Riklr. ai / Juni 363 Rihlr.

= Juni Juli 37 Rthlr. Hafer A8 / 52 pfd. 24 - 25 Rihlr.

As pfd. pr. Frũhjahr 223 Rihlr.

50 pfl. 9 23 Rihlr. Gerste 34 - 35 Rthlr. Räböl loco 103 Rthlr.

April Mai 105 Rihlr.

Juni. Juli 11 - oz Rihlr.

. Sept. Okt. 11 Rihir. Br. 105 G.

Spiritus loco 173 Rihlr. Frühjahr 18. Rihlr. bex. . Mai / Juni 193, 182, 19 Rihlr. Juni / Juli 19 199 Rihlr.

Fisenbahn- Actien.

Ef.

Volleing. at. O. Schl. Li. A 3 S5 B.

Amat. Rott. 1 do. Prior. 4

Arab. Ur. 4 O. Sekl. L. B. 31 87 xel. Div. H ner. Aub. A. 4 100 E pisd. Mgdb. 4 71 ba.

do. Prior. 1 do. Pr. B. 4 S4 6.

kerl. Hamnb. 4 76 n. do. do. 165 S0 G.

do. Prior. 45 85 a 86 ba Rbein. Stm. 4 60 G.

Berl. Stett. 4 100 B. do. Prior. 4 Bonn-Cöln. 5 do. St. Pr. 4

Rresl. Freib. 4 do. v. St. gar. 35

do. Por. 4 Sachs. Rayr. 4

Chem. Risa. 4 Sas. Glog. 4

Cöln. Mind. 3 75 2 77 bæ. do. Prior. 15

do. Prior. 4 85 2 86 bz. do. do. 9

Cith. Rernb. 4 St. Vohw. 4

Cr. Ob. Seb. 1 do. Prior. 5

Presd. Grl. 4 Thüringer. 4 60 ba. u B. Piss. Elberf. 1 Whob. (C. O.) 4

do. Prior. 41 do. Prior. 5 Gloggnitæ. 1 Zarsk. Selo. . Hinb. Bergd. 1 ; 2

kiel Alt. 4 96 8. Quit. Bog. .

Lp. Dresd. 4 a 4 96

Cöb. Zittau. 4 3

Magd. Halb. 4 Aach. Mastr. 30 ö Magd. Leipæ. 4 Rertz. Mr. 70 58 6.

do. Prior. 4 Berl. An. B. 45 91 6. Mecklenb. 1 Bexb. Lud. 70 RN. Schl. M. 3 753 ba. Brieg · Neiss. M

do. Prior, 4 83 ur Thür. V. 20

do. Prior, 5 913 b Magd. Witt. 60 49 a 60 ba. do. III. Ser. 5 90 n Nrdb. F. W. 75 43 a 44 br. u. G. Nrdb. K. Fd. I 4 Starg. Pos. 80166 a 67 ba. a. G.

(Schluse der Börse 3 Uhr.) Es stellie sich heute mehr Festigkeit in den Coursen her, und die Börse war um Vieles beruhigter. Neuere Nachrichten sehlten. Man bemerkte besonders viel Ankäuse für Rechnung unserer Privaten, je doch warden solche nur in kleinen Posten abgeschlossen. Auswärtige Börsen. Frankfurt a. M., 29. Febr. Keine Notirungen.

IIam burg, 29. Febr. Ens. Uars. 101 Ur. Alt. Kiel 95 G. Mech. 40. 35. Leipzig, 1. März. Leipz. Dres dn. Act. 108 Br. Berl. Anh. Lt. A. 104 Rr. Lt. B. 99 Br. Ders. Bank-Act. 97 p. ö London, 26. Febr. Cous. 356 833. 2376 Iloll. 52. 50. 80. 79. Mex. 183. 173. Peru 35. 33 Wien, 29 Febr. 5 Met. 92. Aeüen —. Anl. de 1824 148. de 1920 106.

( Telegr. Dep. Köln, 1. März.) In Antwerpen hat die Handelsbank fallirt. London, 28. Febr. Cons. SI.

IIamb. Berl. 80. 78.

495 do.

396 40. 60. Bank-

159 40. 76. glogęn. 101.

gordb. 107 ö

HNeteorologische Beobachtungen.

1848 Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 1. Murx. 6 Uhr. 2 Ubr. 10 Uhr. Beobachtung.

Luft druck.... 329, 70“ Har. 325, 9s Far 326, a3“ rar. ren v me IS. R. Luftwärme .... 1 196 R. * 4, 1 R. 3 3,0 * R. Fluss v urme 3,0 R. Thaupunkt .... 0, 17 R. 4 , R. 4 1,1 * R. Bodenwärme Dunstsũttigung. 90 pCt. 80 pot. Sh pCt. Aus dũnstung Vetter ...... heiter trüb. Netzen. KRiedersehlas0, 891“ Rh. . Nw. w. w. Wärme wechsel 4,2 Wollkenzug ... * 1,1*

1 W. Tagesmittel: 327, a3“ Par... 2,7 R.. 4 0,87 R. .. 8S5 pCt. M

NRönigliche Schauspiele.

Freitag, 3. März. Im Opernhause. 29ste Abonnements⸗ Vorstellung: Euryanthe, große romantische Oper in 3 Abth., mit Tanz. Musik von C. M. von Weber. (Mad. Luise Köster: Euryanthe, als erste Gastrolle. Anfang, Uhr. .

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft: .

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und ersten Balkons 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet im Parquet, in der Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr., ein Billet zu den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Par- terre, 20 Sgr., ein Billet im Amphitheater 10 Sgr., ein Billet in der Fremden⸗Loge 2 Rthlr, ;

Im Schauspielhause. 145 ste französische Abonnements⸗Vorsteslung. La ILere reprèsentation de: Un caprice, comédie nouvelle en 1 acte, du théatre-frangais, par Alfred de Musset- Ln Secondę reprèésentation de: Le Diplomate, comédie- vaudeville en 2 acte Scribe. . . 4. März. Im Schauspielhause. Ilste Abonnements⸗ Vorstellung.« Zum erstenmale wiederholt: Der Rückfall, Original- Schauspiel in 4 Abth., von A. P. Werner. dierauf; Der Rech nungsrath und seine Töchter, Original-Lustspiel in 3 Abth., von L. Feldmann.

Königsstädtisches Theater, . Freitag, 3. März. Einmal Hunderttausend Thaler, Poss mit Gesang in 3 Abth., von D. Kalisch. Musik vom Königl. Mustk⸗ Direktor Gährich. ö 4. März. (Italienische Opern⸗Vorstellung? Roberto il Dimolo. (Robert der Teufel.) Sper in 5 Abth. Musil . dem Königlichen General -Musik⸗ Direktor und Hof Kapellmeister Meyerbeer. , ,. . ve e bucher, in italienischer und deutscher . sind im 3 Verkaufs⸗Büreau und Abends an der Kontrolle à . zgr. . ha J. Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen . ö alkon , ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr., im Parquet , Parquet⸗ Logen 1 Rthlr., im Amphitheater und in den Logen des . Ranges 20 Sgr., Parterre 15 Sgr., Sperrsitz des dritten ö . 10 Sgr., Gallerie 75 Sgr. Ein Platz in der Orchester-Loge 2 Rthlr.

Ende 10 Ühr. . b men Einmal Hunderttausend Thaler.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J W. Zint eisen. Im Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober Hofbuchdruckere

Dritte Beilage

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Dritte Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Freitag den 3. März.

Znhalt.

Deutsche Bundesstaaten. Herzogthum Holstein. tesdienst zum Andenken König Christian's Vlil.

Oesterreichische Monarchie. Lemberg. Wahrscheinliche Vermeh— rung der Beamten in Galizien. Finanz · Verwaltung. .

Frankreich. Schreiben aus Paris. (Nachträgliche Berichte über die Vorgänge am Mittwoch und Donnerstag.)

Dänemark. Kopenhagen. Abführung der Leiche Christian's VIII. nach Roestilde.

Italien. Neapel. Aufregung gegen die Deutschen. Bekanntmachung

gegen die Broschürenschreiberei— Nachrichten aus Sicilien. Ver⸗= mischtes. Florenz. Dank -Adresse der Juden an den Großherzog. Genua. Die Rüstungen. Aufregung gegen Oesterreich.

Griechenland. Athen. Mussurus in Athen angekommen.

Handels⸗ und Börsen⸗Nachrichten.

Deutsche Bundesstaaten.

Herzogthum Holstein. (Alt. Merk) Am Lbsten hat, wie in den Kirchen und Gotteshäusern des ganzen Landes, so auch in denen Altona's der angeordnete Trauergottesdienst zum Andenken König Christian's VIII., dessen sterbliche Hülle an diesem Tage feier⸗ lich in der Königsgruft des roeskilder Domes beigesetzt ist, stattge⸗ funden. In der lutherischen Hauptkirche, welche in ihrem Trauer⸗ und Lichterschmuck einen feierlichen Eindruck gewährte, der durch die zahlreiche Zuhörerschaft und die ernsten Feierklange des Gesang⸗Ehors noch erhöht wurde, hielt der Probst, Konsistorial-Rath Paulsen, die Trauerpredigt, und die beiden Pastoren Moller und Nievert sprachen, jener das Einleitungs«, dieser das Schlußgebet am Altar. Der Pre— digt war der Text (Jerem. 3, 15) gegeben, und so waren auch für die Gemeinde der lutherischen Kirche Altona's eigenes für diese Feier verfaßte Gesänge gedruckt worden. Auch in den beiden jüdischen Synagogen Altona's fand ein Trauer-Gottesdienst statt. .

Oesterreichische Monarchie.

Lemberg, 17. Febr. (Oder⸗-Ztg.) Obgleich hier von der Theilung Galiziens in zwei Gouvernements (Krakau und Lemberg) und von Einsetzung des Erzherzogs Albrecht als Vicekönig von Ga— lizien mit dem Sitze in Krakau allgemein die Rede ist, so hält man doch dafür, daß die Zahl der in Galizien sehr zahlreichen Beamten dessenungeachtet, wenn nicht vermindert, doch keinesweges vermehrt werden dürfte.

Dem Vernehmen nach, ist die österreichische Finanz Verwaltung unter ihrem umsichtigen Leiter gerade mit einem Entwurfe beschäftigt, der die Einführung einer geregelten Klassensteuer nach verschiedenen Abstufungen, dagegen die Abschaffung der sehr lästigen und mit den größten Plackereien verbundenen Verzehrungssteuer (Accise), ferner des Tabackmonopols zum Zweck hat. Dieser gewiß sehr zweckmäßige Plan scheint auch mit der Abschaffung der Zollschranken zwischen Un⸗ garn und den deutsch-erbländischen Staaten in genauer Verbindung zu stehen, wovon bereits seit einiger Zeit die Rede ist. Ohne diese Maßregel würde die Ausführbarkeit der Zollvereinigung nicht denkbar sein, da bekanntlich in Ungarn weder Accise noch das Tabackmonopol besteht. Durch dieselbe werden viele Beamte entbehrlich werden, die sich nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten entweder bei anderen Aemtern unterbringen lassen oder nach erhaltener Abfertigung mit einem ge— wissen Geldbetrage sich der Landwirthschaft widmen können. Gali⸗ zien ist bei weitem noch nicht übervölkert; durch solch' neuen Znwachs an gebildeteren Individuen dürften Ackerbau, Künste und Gewerbe erst zur Blüthe gelangen.

Trauer⸗Got⸗

Fwoannr ei

KX Paris, 25. Februar.) Die düsteren Ahnungen, die ich schon ausgesprochen hatte, sind nur zu sehr in Erfüllung gegangen. Von dem Augenblicke an, als vorgestern die Nationalgarde, statt auf Seite der Regierung, welche die Ordnung wiederherstellen wollte, zu beharren, sich spaltete, ein Theil mit dem Volke offen gemeinschaft⸗ liche Sache machte, die Truppen an Verfolgung der der Aufforderung zum Auseinandergehen Widerstand leistenden Menge hinderte, ja sogar mit Gewalt gegen die Truppen drohte, endlich offizielle Schritte beim König selbst und bei der Deputirten-Kammer that, auf daß das Mini— sterium entlassen und ausgedehnte Konzessionen gemacht würden, von dem Augenblick an, als eine große Masse von Nationalgardisten der 4. Legion mit dem Säbel an der Seite vor die Deputirtenkammer gezogen war, hatte die Bewegung einen revolutionairen Charakter angenommen. Dessenungeachtet konnte noch, wie kritisch auch die Lage bereits geworden war, Alles einen leidlichen Ausgang nehmen, und dies schien in der That der Fall sein zu wollen. Als die Nach— richt von der Entlassung des Ministeriums Guizot sich verbreitete, wirkte dies überall offenbar beruhigend auf die Massen, die wie durch eine plötzlich geschlossene Uebereinkunft den Kampf eben so aussetzten, wie die Linientruppen, welche mit wenigen Ausnahmen an diesem Tage noch eine sehr entschiedene Haltung gezeigt hatten. Wenn um 5 Uhr Abends vorgestern, wie es den Anschein genommen hatte, der Kampf wirklich aufhörte, der Friede hergestellt wurde, so konnte selbst das schlimme Beispiel einer Abtheilung Linien-Infanterie, die an der Porte St. Martin nicht länger auf die Vollsmassen schießen zu wollen erklärt hatte, und der Umstand, daß einige andere die Waffen gestreckt und den Massen überliefert hat— ten, noch, wenigstens ohne unmittelbar schwere Folgen vorüber gehen. Nirgends hatte man einen anderen Ruf vernommen, als: Es lebe die Reform. Die Meisten, die diesen Ruf anstimmten hatten wohl keine klare Ider, was mit dem Worte gemeint sein sollte. Aber es war einmal ein Schlagwort von nicht geradezu gefährlicher Natur und das war genug. Zahlreiche Truppen-Abtheilungen namentlich ein starker Theil jener, welche auf dem Carrousselplatze und im inne= ren Hofe vor dem Tuilerieenschlosse aufgestellt gewesen waren hatten auf erhaltenen Befehl sich in ihre Quartiere zurückgezogen ;

Ueberall schienen die Dinge wieder eine gute Gestalt anzu⸗ nehmen, und Abends durchzogen, freilich nicht sonderlich geordnete Haufen, unter Jubel und Gesang, mit dreifarbigen Fahnen an der

Spitze, zum Theil unter Fackelbeleuchtung, die Straßen von Paris. Die Einwohner derselben folgten der an sie von diesem Haufen ergangenen Aufforderung und beleuchteten ihre

Häuser, nachdem ihnen die der Straßen im Innern der Stadt, welche vorzugsweise der Schauplatz der Kämpfe des Tages geweseu, mit dem Beispiele dazu freilich vorangegangen waren. Der Name

des Grafen Molé, der, als mit Zusammensetzung eines neuen Kabi⸗

nets beauftragt, genannt wurde, erregte wenigstens nicht die Anti⸗ pathieen, welche gegen Herrn Guizot unter den Massen herrschten,

J diesem Briefe sind uns heute auch einige der rückständigen pa⸗ rien Zeitungen vom 25. Februar, nämlich der Moniteur, das Journal des Bébats, der Courrier fran Lais und das Siecle, zugelommen. Von Galignani s Messenger und der Gazette des Tribunauy haben wir nur die Nummern vom 24. Februar erhalten.

Anm. d. Red.

wenn er auch nicht gerade Sympathieen erwecte. Saint-Martin, wo man sich den Nachmittag über am heftigsten ge⸗

und fuhren in der That mit Aufrichtung von Barrikaden fort. Indessen hätte dies als vereinzelt dastehende Thatsache keine ernste Gefahr gebracht. Die republikanische Partei, ihre Führer wenigstens, hatten sich bis dahin

seder offenen Einmischung in den Kampf enthalten, und dem Königthum

schien noch keine Gefahr zu drohen. Da trat der unglückselige Vorfall vor dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ein, und änderte mit Einem Schlage die Sache. Von diesem Augenblicke an war die Emeute ein wahrer Aufstand geworden, der nicht mehr blos gegen dieses oder jenes Ministerium, sondern gegen die ganze Regierung überhaupt sich richtete, und von diesem Augenblicke an sah man auch die Führer der demokratischen Partei, welche wir nun an der Spitze der neuen provisorischen Regierung erblicken, sich der ganzen Bewe⸗— gung bemeistern. Auf allen Seiten ertönte nun der Ruf nach Rache; in feierlichen Zuge führte man die vor dem Ministerium der aue⸗ wärtigen Angelegenheiten Gefallenen auf einem schnell zur Ambulance umgewandelten Packwagen und unter dem fortwährenden Rufe zu den Waffen! Rache für unsere verrathenen Brüder! die Boulevards hinauf. Unverzüglich suchte nun Jedermann in den nächstgelegenen Häusern Waffen zu erlangen, und meist wurden sie auch ohne Widerstand ausgeliefert, so daß es wahrhaft zu verwundern ist, daß die Nationalgardisten besonders in jener Gegend noch in der Nacht und gestern Morgens wieder so zahlreich erscheinen konnten. Die Nacht wurde nun von der ganzen Bevölkerung denn in der That nahmen alle Klassen zuletzt daran Theil zu Vervollständigung der Vertheidigungsanstalten für den kommenden Tag verwendet. An allen Straßenausgängen von ganz Paris, selbst in den breitesten Straßen, auf den Boulevards, in geringen Entfernungen von ein— ander, erstanden durch Umhauen aller Bäume, Umreißen von Wagen, Karren, umgestürzte Möbel, Aufreißung des Pflasters Barrikaden mit unbegreiflicher Geschwindigkeit. Was dienlich war und unter die Hand fiel, wurde benutzt. Eben so wurden rings um einen großen Theil der Stadt an den äußeren Boulevards alle Bäume, die herr⸗ lichsten Zierden jener jetzt so schönen Spaziergänge, ohne Schonung niedergehauen und damit Verhaue gegen die Kavallerie angelegt, die auf solche Weise weder an noch in die Stadt auf direktem Wege mehr gelangen konnte. . So brach denn der 24. Februar an, der abermals eine Dynastie vom französischen Throne gestürzt sehen sollte, welche Frankreich mehr als 17 Jahre der Ordnung, des Friedens und eines Wohlstandes gegeben, der nun in seinen Grundvesten erschüttert ist, und schwer von den erlittenen Schlägen sich erholen wird. Schon früh 8 Uhr

stand die Nationalgarde wieder unter den Waffen, und um 9 Uhr

schien es noch einmal, als wolle die Sache sich besser wenden. Die Nationalgarde schien mit der Ankündigung, daß die Truppen Paris verlassen sollten, Odilon Barrot, Thiers, Duvergier d'Hauranne und Lamoriciere zu Ministern ernannt, die Kammer aufgelöst, General Lamoriciere an der Stelle des Marschalls Bugeaud zum Komman⸗ danten der gesammten Nationalgarde von Paris ernannt sei, sich zu begnügen und war e in der Meinung, Alles sei nun zu Ende, zum Theil nach Hause gegangen, als von neuem der Generalmarsch sie zusammenberief. Die Volksmassen erklärten sich mit der Aenderung des Ministeriums nicht mehr zufrieden, fingen an gegen den König felbst und für die Republik zu schreien, und drängten sich immer mehr gegen das Palais Royal und die Tuilerisen Ja sernme; bald begannen sis auth krn Angriff auf beide. Beim Palais Royal schlug man sich von 117 Uhr bis halb 2 Uhr mit einer außerordentlichen Erbitterung. Dort war es, wo ich durch Zufall selbst einen Augenblick in die größte Gefahr gerieth, indem ich, von dem von allen Seiten wiederhallenden Ge⸗ wehrfeuer und dem Pulverdampfe fast betäubt und geblendet, hinter dem Palais Royal gerade mitten in einen mit der Linie eben sich hartnäckig schlagenden Haufen gerieth, aus dem es mir nur mit Mühe gelang, durch einen Seitendurchgang zu entkommen. Das Palais Royal wurde förmlich im Sturm genommen, und kurz darauf auch die Tuilerieen. In beiden wurden große Verheerungen angerichtet, die Masse drängte sich in die Zimmer beider Schloͤsser, zerschlug Spiegel und alles Zerbrechliche, nahm Anderes mit, zerriß die Papiere, streute sie in alle vier Winde und übergab das prächtige Hausgeräth und die königlichen Wagen den Flammen, die von mehreren in der Cour d'Orleans, im Garten und auf dem Platze vor dem Palais Royal schnell angezündeten Feuern aufloderten. Nachher wurde auch der gestern von Linientruppen vertheidigte Posten der Nationalgarde auf dem Platze vor dem Pasais Royal, ein altes, sehr verfallen aussehendes Gebäude, angesteckt, und dieser Brand dauerte die Nacht über fort, ohne daß Jemand Hand zum Löschen angelegt hätte. Die Einzelnheiten über die Abdankung des Königs, die Gegenwart der Frau Herzogin von Orleans mit ihren beiden noch unmündigen Söh⸗ nen, die Rettung des Herzogs von Nemours, die gewaltthätigen Auf⸗ tritte im Saale der Depukirtenkammer selbst, in Folge des Eindrin⸗ gens der von Leidenschast und Wein erhitzten Menge, gegen welche die Autorität der Nationalgarde nur mit höchster Noth etwas ver— mochte, finden Sie in den Blättern. Die Frau Herzogin wurde von der Kammer aus nicht nach dem Hotel de Ville, wie anfangs das Gerücht sagte, sondern nach dem Invaliden-Hotel geführt, und von dort aus folgte sie der übrigen Königlichen Familie, die, wie man sagt, die Richtung nach Eu eingeschlagen hat, um sich von dort nach Eng⸗ land einzuschiffen. Seit gestern Abends 5 Uhr besteht nun eine pro— visorische Regierung, die nachher ein Ministerium ernannte. Die materielle Ordnung ist wieder einigermaßen hergestellt. Die National⸗ garde und Leute mit Waffen aus dem Volke sorgen für Erhaltung derselben; doch sind die Läden noch fast überall geschlossen; die Barri⸗ kaden müssen fortbestehen und das Volk bewaffnet bleiben. Die Republik ist noch nicht förmlich proklamirt, wird es aber ohne Zweifel werden. Das Vertrauen wird einigermaßen erst wiederkehren, wenn man sieht, daß die provisorische Regierung wirklich Kraft genug hat, die Ordnung zu erhalten. Noch läßt sich nicht bemessen, welchen Eindruck diese folgenschweren Ereignisse im übrigen Frankreich machen werden, ob man dort eben so leicht geneigt sein wird, die Republik auszurufen.

Dänem ar k.

Kopenhagen, 26. Febr. (Alt. Merk) Heute fand die Abführung der Leiche Christian's VIII. nach Roeskilde in der durch das Programm vorgeschriebenen Weise statt. Die Truppen und die bürgerlichen Corps paradirten en hay von Amalienburg bis zur eisernen Pforte in der frederiksborger Allee, unter Kommando des Kommandanten von Kopenhagen, Generals Hagen, und ihre Musik⸗ corps führten, während die Prozession paradirte, die Trauermusik aus. Die Straßen waren erleuchtet und auf allen Plätzen Pech⸗ kränze aufgesteck. Bei Charlottenburg hielt der Königl. Leichen⸗ wagen still und von einer vorne am Thore errichteten Tribüne wurde von Künstlern ein schönes „Lebewohl“ aufgeführt. Vom

Im Quartier . dem Thore di schlagen hatte, erklärten die Insurgenten sogar schon vorgestern Abend ö. laut, daß sie in den Einen so wenig Vertrauen setzten als in den Anderen

Westerthor herab, welches mit Lampen dekorirt war, die über Inschrift: „Farvel“ bildeten, wurde die Leiche ebenfalls mit einem Liede begrüßt, welches mehrere Gesang⸗ vereine ausführten. Außerhalb des Thores, jenseits der Freiheite⸗ statue, brim Anfang von Vesterbroe, war von Landbewohnern des Amts Kopenhagen eine kolossale Ehrenpforte errichtet, die mit Grün bekleidet und mit einer Menge Lampen erleuchtet, oben an der in⸗ wendigen Seite den Namenszug des verewigten Königs in Bril- lantfeuer zeigte, darunter die Inschrift: „Gesegnet sei Köni

Christian's VIII. Andenken,“ und gerade über der Durchfahrt: an geführt von dankbaren Landkommünen.“ In den Seitenfeldern sah man zwei transparente Malereien mit passenden Inschriften. Außer der zugesagten Folge hatten die kopenhageuer Geistlichkeit, und zu⸗ gleich auch die Geistlichkeit der nicht- lutherischen Konfessionen wenigstens der Prediger und Katechet bei der mosaischen Gemeinde 23 der Magistrat, die Bürger⸗Repräsentanten, die Aelterleute der Zünfte und die Vormänner der Corporationen, sich dem Zuge ange⸗ , Der eigentliche Beisetzungs akt geht heute in Roesküde vor sich.

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Neapel, 14. Febr., Mittags. (A. 3.) Die Nachricht, daß Karl Albert eine noch liberalere Constitution gegeben, als Ferdinand II., erregte aufs neue alle Gemüther. Man zog mit Trikolor-Fahnen vor die Häuser des spanischen, sardinischen und englischen Gesandten. Die beiden Ersten dankten. Im englischen Gesandtschafts⸗Hotel ließ sich weder Napier, noch Minto blicken. Das machte böses Blut. Der Enthusiasmus hat jetzt seine Gränze erreicht. Der Schrei: Morte ai Tedeschi ertönte heute lauter als je. Die Polizei er⸗ läßt beruhigende Plakate. Wird man diesen folgen? Die Gemüther scheinen aufs bitterste aufgeregt. Calabresen und Sicilianer verlan⸗ gen die Trikolor-Fahne. Der französische Gesandte de Bussieres kam diesen Morgen an. Einige behaupten, das Generalkomitat von Palermo habe die Constitution bereits angenommen, Andere meinen, Lord Minto müsse diesen Abend hinüberreisen, um vermittelnd auf Sicilien einzuwirken.

Die letzten Nachrichten aus Messina lauten dahin, daß 20,000 Bewaffnete da sind, um die Kastelle zu stürmen; man erwartet den Artillerie- Obersten Longo mit schwerem Geschütz aus Palermo. Mes⸗ sina ist von Frauen, Kindern und allen Kampfunfähigen verlassen; man zog sich auf Schiffe und aufs Land zurück. Die Straßen sind mit Sand bestreut, um die zu erwartenden Bomben unschädlicher zu machen. Man erwartet 5000 Bewaffnete aus Palermo. Aus Ca⸗ tania Nachrichten bis zum Hten d. Das Collegio Cutelli, das Fort S. Agata waren genommen. Im Fort Ferdinand II. (früher Or⸗ sini) befand sich noch K. Militair, dessen Kommandant nicht kapitu⸗ liren wollte, weil die Bedingungen schimpflich gestellt waren: Abzug ohne Waffen, Schwur, nicht mehr für Ferdinand 1I. zu fechten u. dgl. Die heranziehenden Bewaffneten brachten ihre Militairkassen mit, um den Gemeinden nicht zur Last zu fallen. Bei Eroberung der obgenannten Ka⸗ stelle wurden etwa 200 Königl. Soldaten getödtet; vom Volke sollen nur 5 geblieben sein. Beim Abgang der Depeschen wurde aufs neue mit den Truppen des Forts Ferdinand II. parlamentirt. In Noto, welches 1837 große Begünstigungen erhielt und wie Aci⸗-Reale sehr Königlich gesinnt ist, bildete sich eine Contre-Revolution; es kam mit den Bewohnern von Aula zu einem Treffen, worin letztere einigen Verlust erlitten. Die Rache wird nicht ausbleiben. Aus Trapani kemen Siesen Morgen hHierselbst Fruünnen an: es waren * te fee i. Soldaten. Der bekannte Scordato ist Kommandant des Kastells Castellamare geworden; man wollte ihn belohnen, er erbat sich aber nur eine Hand voll freier sicilianischer Erde ohne Abgaben an den König. Caudullo, dessen Bruder und Oheim 1837 während der Cholera⸗- Revolution erschossen wurden, ist Chef der Insurgen⸗ ten von Catania. Der Inbel beginnt aufs neue. Im Toledo wim—⸗ melt es von Trikolorfahnen, und die Aufregung gegen Einzelne und gegen die Deutschen sleigert sich. In Sieilien soll an einzelnen Orten das untere Volk schwer mehr zurückzuhalten sein. Dasselbe wird auch hier eintreten. Die französische Gesandtschaft illumi⸗ nirte nicht, was außerordentlich auffiel, wahrscheinlich fühlte sich Montessuy über den Ruf: Abbasso Gujiæaot! beleidigt. .

Neapel, 15. Febr. Ein gut abgefaßtes Polizeiplakat des Prä- fekten Giacomo Tofano macht auf das Unwürdige der Broschürenschreibe⸗ rei aufmerksam, welche in den letzten Tagen die gefallenen Individuen auf eine mehr als pöbelhafte Weise angriff. Unter Anderem zer— fetzte und verbrannte man eine dem früheren Polizei-Minister nach⸗ gebildete Puppe vor dessen verlassener Wohnung, brachte den Polizei- Präfekten Campobasso, di Cristoforo u. A. Katzenmusik, bedrohte ihre Personen und erlaubte sich mannichfachen Unfug. Heute Abend scheint es etwas ruhiger hergehen zu wollen, wenigstens hat das Illumini— ren aufgehört, dennoch spielen die Trikolor⸗Fahnen ihr Wesen.

Der König dehnte bekanntlich die Amnestie bis auf 1830, das Jahr seiner Thronbesteigung, aus; der Art 31 der Constitution jedoch läßt eine ganz vollständige Amnestie, auch für die 1820 kompromit⸗ tirten, F oder 8S im Auslande lebenden Personen erwarten. Der Truppen-Eid soll die nächste Woche unter großer Feier auf dem Marefelde geleistet werden. Die Stimmung gegen Guizot ist hier allgemein eine sehr bittere. ;

Neapel, 15. Febr. Die in Palermo erscheinenden Blätter Cittadino vom gten und 19. Februar und das Giornale Uffi⸗— ciale vom 13. Februar sind hier eingegangen. Alle Städte senden Deputationen an das General-Komitat und ordnen sich diesem unter. Das General-Komitat hat sich zur provisorischen Regierung erhoben. Emerico Amari und Francesco Ferrara sind ihr beigeordnet. Alles ist vollkommen ruhig, Gesetze und Geschäfte gehen ihren Gang, ja, die Polizei erließ kräftigere und strengere Befehle gegen Ruhestörun⸗ gen, als die zu Neapel. Ueber das, was die provisorische Regierung zuvörderst zu beschließen hat, so wie über die auf dem bereits ver- kündigten General-Parlament zu verhandelnden Fragen, stellen viele Advokaten und andere Betheiligte Betrachtungen an. Pompeo In⸗ senga veröffentlicht 9 Fragen; Tie erste darunter lautet buchstäblich: Kann Ferdinand II. noch in Sicilien regieren? Das Giornale Apostolato wurde im en n, wegen eines Ausfalls auf die nglische Nation beschimpft. 1 .

n 66 Giorna s⸗ Uffücigle befindet sich ein Reglement für die Verwaltung der Kriminal-Justiz; ein anderes für die Civil⸗ Justi; wird gleich nach eröffneter Berathung des versam⸗ meltem General-Parlaments versprochen. In 19 Artikeln erläßt das General-Komitat (unterzeichnet vom Präsidenten R. Settimo) verschledene Verordnungen, die Handhabung der Justiz, Polizei, des Gefängnißwesens u. s. w. betreffend. Alle Entscheidungen, Senten⸗ zen, Sprliche 2c. werden mit der Formel: In nome della legge erlassen. Ferner Einrichtungen, die Nationalgarde betreffend, und mehrere städtische Verfügungen. In 16 Artikeln erscheint ein Be—⸗