1848 / 63 p. 9 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Schwindelgeistes erkennen und um so weniger an den fortwährenden vä= terlichen 1. en Sr. Majestät gegen Ihre lombardisch - venetiani-

schen Unterthanen irre werden sollen, als diese Maßregeln der Strenge nur

ene treffen können, welche nach der gegenwärtigen Bekanntmachung dersel-

en ein dem gesellschaftlichen Zustande und dem Staate gleich verderbliches

Treiben fortsetzen, statt auf das väterliche Herz Sr. Majestät zu vertrauen,

das stets geneigt ist, für das Beste Ihrer Unterthanen Fürsorge zu treffen. „Dies wird zur Danachachtung öffentlich bekannt gemacht.

Mailand, den 22. Februar 18438.

Graf Spaur, Gouverneur.

Graf O'Donnell, Vice⸗Präsident. Klobus, Gubernial-Rath.“

Frankreich.

Paris, 25. Febr. Von den an diesem Morgen erschienenen Fragmenten pariser Blätter sind einige nach Brüssel gelangt, aus denen die Köln. Ztg. und der Rhein. Beob. nach den belgischen Journalen folgende Berichte und Aeußerungen mittheilen: ;

Journal des Deébats. Es ist uns in diesem Augenblicke das Stillschweigen auferlegt durch die Raschheit, mit der die Ereig⸗ nisse sich heute vollendet haben. Wir haben nicht nöthig, die Em⸗ pfindungen auszudrücken, welche sich in unserer Seele bewegen; Je⸗ dermann kennt sie. Wir können nur unsere Liebe zum Vaterlande versichern, was sich auch ereignen möge, und für uns selbst die Frei⸗ heit in Anspruch nehmen, die wir Anderen nicht versagen. Nachdem Herr Molé dem Könige in der Nacht angekündigt hatte, daß es ihm nicht habe gelingen wollen, ein Kabinet zusammen zu bringen, welches den Erfor⸗ dernissen der augenblicklichen Lage entspräche, hat sich Herr Thiers in die Tuilerieen begeben und die Präsidentscaft des Conseils mit Odilon Barrot als Minister des Innern angenommen. Diese Veränderung des Ministeriums wurde um 6 Uhr des Morgens den verschiedenen Legionen der Nationalgarde offiziell angekündigt und durch alle Mittel in Paris verbreitet. Thiers und Odilon Barrot hatten die Mission zur Herstellung der Ordnung mit der Bedingung, die Truppen zu entlassen, acceptirt, und sie bemühten sich, in eigener Person dies den Legionen der Nationalgarde und den Gruppen der Bürger überall anzukündigen. Odilon Barrot ritt in Begleitung eines Stabs- Offi⸗ ziers bis zum Thore St. Denis, haranguirte alle Versammlungen, denen er begegnete, und bat die Bürger, sich ruhig zu verhalten. Die Anstrengungen von Thiers und Odilon Barrot wurden von kei⸗ nem Erfolge gekrönt; die Aufregung vermehrte sich von Augenblick zu Augenblick; gegen 11 Uhr verzweifelte der König an der Her⸗ 3 der Ordnung und entschloß sich, eine Abdankung zu Gunsten eines Enkels, des Grafen von Paris, unter der Regentschaft der Herzogin von Orleans, zu unterzeichnen. Keine dieser Combinationen hatte Erfolg; in diesem Augenblick hatte der Kampf fast überall auf=

ehört, die Truppen hatten die Waffen niedergelegt und dem Volke Übergeben; der König hatte kaum Zeit, Paris zu verlassen, und so⸗ fort wälzte sich die siegreiche Menge in die Gemächer des Schlosses. Die Möbel wurden zu den Fenstern hinaus geworfen, die Keller, die Magazine aller Art geleert und eine Masse Wagen mit vielen Mö— beln im Hofe verbrannt. Noch in diesem Augenblicke brennen die Feuer. Dieselben Seenen ereigneten sich im Palais Noyal; die großen Gemächer wurden von Allem entleert, die Privat Gemächer aber 1

National. Gestern, Donnerstag, gegen 5 Uhr Abends hat sich die provisorische Regierung im Stadthause, welches von einem Volke, voll von großherziger Begeisterung und in Waffen, umringt war, konstituirt. Während die Mitglieder der provisorischen Regierung im Berathungs—⸗ saale über die zuerst zu ergreifenden Maßregeln beriethen, füllte sich das ganze Stadthaus mit einem ungeheuren, durch seine Energie, sei⸗ nen Muth, seine Begeisterung bewunderungswürdigen Volke, welches brausend an den Thüren stand. Es giebt keinen menschlichen Aus⸗ druck, um den Anblick aller dieser unerschrockenen Kämpfer richtig zu schildern, die, mit vom Kampfe zerrissenen Kleidern bedeckt und noch von Pulver geschwärzt waren, hier eine Feuerwaffe, dort eine Art oder ein Schwert in den Lüften Ihre

will. Bei diesem Werte brach ein allgemeiner Sturm des Beifalls aus, dessen Stärke über von Lamartine im areßen Saale des Stadthauses das Volk mächtig bewegt, die Agitatisn dauerte fort, und Ledru⸗-Rollin sprach räftige Worie, die mit Begeisterung aufgenommen wurden. Nachdem die Mengt sich allmälig verloren hatte, konnte sich die provisorische Re⸗ gierung mit mehr Ruhe damit beschästigen, die zu treffenden Maßre⸗

regeln zu ergreisen; die Minister sind ernannt, die öffentliche Sicherheit findet in der Ernennung eines Kommandanten der

Nationalgarde, des Herrn Courtois, und eines Chefs des Ge— neralstabes, des Herrn Guinard, ihre Garantie. Die Generale Bedeau und Lamoriciere haben sich zur Verfügung der provisorischen Regierung gestellt; ihre Dienste sind dankbar angenommen worden. Bedeau ist zum Kommandanten der ersten Militair-Division ernannt und man hat ihm das Ministerium des Krieges angeboten. La⸗ moriciere hat sich in Vorschlag gebracht, um zur Gränze zu marschi= ren. Die provisorische Regierung hat es als eine ihrer ersten Pflich« 7 . sich mit der Sorge für die Subsistenz des Volkes zu efassen.

Univers. Die Juli⸗Dynastie hat unterlegen. war vor dem Schlusse des dritten Tages beendigt. Die Revolution ist vollbracht, und sie ist eine der erstaunenswerthesten in der Ge— schichte. Die Dinge haben sich im Sturme gestaltet, neue Menschen erscheinen auf der Bühne. Gott macht sein Werk durch die Hände Aller. Er geht für seine Zwecke Wege, welche die Welt nicht kennt;

Der Fampf

heute wie gestern ist nichts möglich, als die Freiheit, heute wie gestern

ist die Religion die einzig mögliche Grundlage der Gesellschaften; die Religion ist das Aroma, zu verhindern, daß die Freiheit sich verderbe; nur in Jesus Christus sind die Menschen Brüder, nur in Jesus Christus sind sie frei. Eine wahrhaftige Freiheit kann Alles retten. Die neue Regierung hat große . zu erfüllen gegen Frankreich, egen bie ganze menschliche Ge ellschaft; wir wünschen, daß sie die ihr erfüllen könne. Alle Regierungen haben in sich die Möglich= keit, sich zu kräftigen; es genügt ihnen, die Gerechtigkeit zu lieben und der Sache der Freiheit offen zu dienen, —. Sicele. Die durch die Juli⸗Revolution eingeseßzte Regierung hatte die Rechte der Nation und ihre eigenen Schwüre verrathen. Sie hat das Loos gehabt, welches wir ihr oft vorausgesagt hatten;

sie ist gefallen, mit Blut besudelt und mit Schande bedeckt. Ihre lange und verbrecherische Hartnäckigkeit, stets von Betrug begleitet,

hatke eine solche Erbitterung in den Gemüthern erregt, daß der Aus⸗ ang des gegen das Volk unternommenen Kampfes nicht zweifelhaft ein konnte. Gestern hatte die National- Garde mit den, Arbeitern raternisirt; heute hatte sie sich selbst bewaffnet. Die Linientruppen

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haben fast allenthalben verweigert, auf das Volk zu schießen. Diese Einmüthigkeit der Gesinnung hat alle Entwürfe einer bethörten Gewalt vereitelt. Das Volk von Paris, heldenmüthig in seiner Erhebung, war, wie im Jahre 1830, a dem Siege wahrhaft bewundernswerth durch seine Großmuth. ür seine Sicherheit bewaffnet, wacht es

mit der National Garde für die Sicherheit Aller. Nachdem es so edel seine Souoerainetät wieder an sich genommen, wird es

zu zeigen wissen, daß es sie mit Würde und Mäßigung auszuüben weiß. Möge ganz Frankreich sich in diesem Augenblicke mit den Ge⸗ schicken von Europa beschäftigen. Vereint und ruhig in seiner Kraft, kann es das Heil der Völker sichern, welche seit so lange ihre Blicke auf Frankreich richten. Hätte es das Unglück, sich zu spalten, so würde es mit seiner eigenen Ruhe auch die JZukunst und Freiheit Eu= ropa's gefährden. In der Nacht waren die Boulevards entlang und in den dort ausmündenden Straßen Barrikaden errichtet worden. Gegen? Uhr Morgens vernahm man ein Pelotonfeuer auf der Höhe des Faubourg Montmartre, auf dem Boulevard; man berichtet uns, es sei durch mehrere Detaschements der Jäger von Orleans gegeben

worden. Auf dieses Gerücht erhoben sich wie durch Zauber neue Barriladen: das Straßenpflaster wurde aufgerissen: neue Hin⸗ dernisse, nur durch Massen von Pflastersteinen (etwa zwei

Metres hoch), wurden an jeder Straßenecke gebildet. Um 9 Uhr erfuhr man, daß der König in der Nacht Herrn Thiers und Odilon Barrot zu sich berufen, und daß ein aus den Herren Odilon Barrot, Thiers, Duvergier de Hauranne, Leon de Malleville und von Remusat zusammengesetztes Ministerium so eben ernannt habe und die Auflösung der Kammer beschlossen sei. Allein durch eine unerklärliche Verblendung enthielt der Moniteur blos die Er⸗ nennung des Herrn Bugeaud zum Ober⸗ Befehlshaber der Militair⸗ macht des Seine⸗Departements. Diese Nachricht erregte im Volke eine furchtbare Erbitterung. Um 10 Uhr wurde Herr Odilon Bar— rot durch das Volk aus seinem Hause geholt und im Triumphe die Boulevards entlang geführt. Um 11 Uhr hielt Odilon Barrot in Begleitung des Volkes seinen Einzug in das Ministerium des Innern. Eine Viertelstunde später begab er sich in die Tuilerieen, um dem Könige zu sagen, daß die beschlossenen Maßregeln nicht mehr genüg— ten, und daß das Volk seine Abdankung fordere. Um 1 Uhr ver⸗ fügten sich die Deputirten in die Kammer, wo sie mit Besorgniß die Nachrichten des Morgens erwarteten.

Die belgischen Blätter vom 26. und 27. Februar bringen, außer dem schon Mitgetheilten, noch verschiedene abgerissene Notizen und längere Berichte, die zum Theil aus Bruchstücken von pariser Blät— tern, welche ihnen durch Reisende zugegangen, zum Theil den Aus—⸗ sagen dieser Reisenden selbst entnommen sind. Nach dem Com⸗ merce Belge war die Kollision zwischen den Truppen und dem

Volke blutig; das Palais Royal wurde verbrannt und die Tuilerieen von unten bis oben verwüstet. Ein Augenzeuge berichtet: Paris bietet das Schauspiel einer mit Sturm genommenen Stadt. Die Straßen sind mit Trümmern aller Art, mit halbzerstörten Barrikaden, Möbeln, zertrümmerten Wagen und Leichen angefüllt. Die meisten Straßen sind verlassen; von Zeit zu Zeit werden sie von Leuten in Lum⸗ pen, deren Anblick zurückstößt, durchzogen, und man hört in der Ferne unheilverkündendes Geschrei ausstoßen. Das souveraine Volk betrachtet sein Werk und freut sich über die Verheerung der Paläste. Nur selten sieht man Leute, welche der Mittelklasse oder den höheren Ständen an⸗ gehören; ihre Miene ist bestürzt und verlegen. Das Bürgerthum ist nichts mehr; das Reich der Demagogie hat begonnen. Die Magazine sind geschlossen, die National-Gardisten gehen nach Hause; nur eine kleine Anzahl derselben bleibt mit den Revolutionairen vermengt. Die grö⸗ ßere Zahl scheint sich schon der Verantwortlichkeit entziehen zu wollen, die bereits jetzt auf der ganzen Garde lastet. Der Commerce Belge giebt sodann noch folgende, von ihm für zuverlässig erklärte Details über die Vorgänge zu Paris am 23. und 24. Februar: „Bekannt- lich war es vor dem Hotel Guizot's, wo am Abend des 23sten der ernste Kampf begann. Einige vereinzelte Flintenschüsse, welche das Volk auf die um das Hotel aufgestellten Truppen richtete, führten zu einer Erwiederung, welche Lente tödtete und das Signal zu einem wahren Bürgerkriege war. In der Nacht vom 33sten auf den 24sten gab sich der wahre Charakter des Aufstandes kund. An allen Punkten wurden von bewaffneten Männern, die aus der Erde emporzusteigen schienen, Barrikaden errichtet. An mehreren Punkten der Stadt wurde Feuer angelegt, und die Helle des Brandes war auf mehrere Stunden um Paris sichtbar. Der vor Guizot's Hotel begonnene Kampf griff um sich und verlängerte sich die ganze Nacht hindurch. Am Morgen des 24sten gingen die Insurgenten allenthalben zum Angriffe über. Die Nationalgarde oder wenigstens der Theil derselben, welcher die Wassen ergriff und dem sich Individuen beigemischt haben sollen, welche unberechtigt die Uniform trugen, zeigte sich lau und veranlaßte an mehreren Punkten den Abfall der Linientruppen. Zwei Infan⸗ terie-Regimenter übergaben ihre Wassen den Meuterern. Die Mu— nizipalgarde mußte sich auf die Tuilerieen zurückziehen, zu deren Ver⸗ theidigung sie berufen war.“ 3

Außer den bereits mitgetheilten revolutionairen Aktenstücken (s. das Extrablatt vom 29. Februar Abends) sind noch folgende er— schienen:

1) An die National-Garde. Bürger! Eure Haltung in den letzten und großen Tagen war eine solche, wie man sie von Männern erwarten durfte, die seit langer Zeit in den Freiheitskämpfen geübt sind. Dank Eurer brüderlichen Vereinigung mit dem Volke und der Schuljugend, die Revolution ist vollbracht worden! Das Vaterland wird Euch dankbar dafür sein. Heute sind alle Bürger Glieder der National-Garde; Alle müssen thätig mit der provisorischen Regierung zum regelmäßigen Triumphe der öffentlichen Freiheiten mitwirken. Die proͤvisorische Regierung zählt auf ihren Eifer, auf ihre Erge⸗ bung, um ihre Anstrengungen bei der schwierigen Mission zu unter— stützen, welche ihr das Volk anvertraut hat.

I) Im Namen des französischen Volkes. Die provisorische Re—= gierung beschließt: Die Deputirten Kammer ist aufgelöst. Der Pairs⸗ Kammer ist es untersagt, sich zu versammeln. Eine Nationalversamm— lung wird zusammenberufen werden, sobald die provisorische Regierung die für die Abstimmung aller Bürger nöthigen Ordnungs- und Poli⸗ zei⸗Maßregeln getroffen haben wird. Paris, 24. Febr. 1818. (unterz.) Lamartine, Ledru⸗Rollin. (Louis Blane, Secretair.)

3) Im Namen des französischen Volkes. Die provisorische Re⸗ gierung beschließt ferner: Es ist den Mitgliedern der Ex-Pairs⸗ Kammer untersagt, sich zu verfammeln. Paris, 24. Febr. 1848. sunterz. Dupont (de l'Eure), Lamartine, Ledru⸗Rollin, Ad. Cremieux, Marie, Arago.

„) Alles, was die Direction der schönen Künste und der Museen betrifft, die ehemals zum Ressort der Civilliste gehörte, bildet von setzt an eine Abtheilung im Ministerium des Innern. Die wegen Zulassung von Gemälden zur jährlichen Ausstellung zu ernennenden Geschworenen sind durch Wahl zu ernennen. Die Künstler werden zu diesem Zweck nächsteng zusammenberufen werden. Der Ausstel⸗ ,. von 1848 wird am 15. März eröffnet. (gez.) Ledru⸗

in.

1 Ernennung des Oberst Dumonlin zum Kommandanten des

6), Ernennung des Herrn Saint Amand zum Kommandanten der Tuilerieen.

Boulevards in Prozession herum und riß i

M Proclamatton der provisorischen Regierung fort 21 Bataillone der mobilen National- Garde in der S ̃ rekrutirt werden. Die A innt n, , Parng

ut nwerbung beginnt heute Mitta 12 Mairieen, wo sich das Domizil der Angeworbenen b . National- Gardisten erhalten 1 Jr. 50 C' taglich 6 esndet. Diese det 6 auf Kosten des gatechin ! 2 . ir. ster ist beauftragt, sich mit dem General Nom . . * 26 , , ar en der Natio-

9 alsbaldige Bildung und Bewaff⸗ nung der besagten Bataillone. Am 25. Februar, 7 Uhr Mon (gez. Garnier⸗Pages, Maire von Paris, und Lamartin 8) Die prövisorische Regierung, benachnicht mch e, ge Mil

. . achrichtigt, daß einige Mili⸗ tairs desertirt sind und ihre Waffen im Stiche gelassen habe theilt den strengsten Befehl für die Heparin 1 . i Militairs, welche in solcher Weise ihre Corps verlaff 9 men nach der Strenge der Gesetze bestraft werden. gin nen, e n . seines Heeres mehr bedurft, um nach außen seine Unabl 16 n, . e, da de, en, e, w. . Unabhängigkeit und im Innern seine Freiheit zu sichern. Die provisorische Regier bevor sie sich an die Gesetze wendet, wendet sich an den i , . mus des Heeres. (Gez.) Garnier⸗Pages, Maire va 9 e. Lamartine. . wd

Der National empfiehlt dringend und angele ich Or und Ruhe. Gewerbe und Handel dürften n n,, . beitsleute nicht zum Müßiggang gebracht werden. Zugleich ermahnt er Volk und Nationalgarde, in Eintracht zu bleiben, sonst würden bie Früchte des Sieges bedroht oder doch gemindert werden. Die Re— forme kann vor Entzücken und Thatenlust nicht schreiben. Der Con— stitution nel meint, die Regierung sei gefallen, weil sie ihre Pflicht ein Jahr, einen Tag, ja eine Stunde zu spät begriffen habe. Die Demo cratie pacifique sindet in den Namen Lamartine's und seiner Kollegen die Bürgschaft der Gefühle des Friedens und der Ver— söhnung, welche das Volk in Frankreich beseelten. Die Presse enthält Folgendes: „Die provisorische Regierung, welche auf dem Stadthause verkündet wurde, ist nicht dieselbe, welche in der Deputirten⸗Kammer pro llamirt worden war. Aber was liegt an den Menschen und an per Regierungsform? Die beste Regierung wird die sein, welche am schnellsten die öffentliche Ordnung wiederherstellen wird, indem sie allen gerechten Forderungen des Volkes Befriedigungen giebt, wel— ches, das geben wir zu, ein Recht hat, dauernde Bürgschaften zu verlangen.“ ;

Es sollen so⸗

Berichtigungen. In dem Extra-Blatt zur Allg. Preuß Ztg. vom 29. Febr. Abends ist S. 1, Sp. 2, 3. 33 v. u. a . sen: „Conseils-Präsidenten und Minister ohne Portefeuille“; S. 2 Sp. 1, Z. 22 v. o.: „die Ordnung aufrecht, die übrigens nach den Worten der Patrie Niemand zu stören gedenkt!“ und S.? Sp. 3, 3. 13 v. u. hinter den Worten: „Unser londoner Korrespon. dent“ einzuschalten: so berichtet die Ha mb. Börs. Halle. Ferner ergiebt sich aus der uns heute erst zugegangenen Extra-Beilage zum Rhein. Beob., welche dieselben Mittheilungen aus Paris vom 25sten Morgens über Brüssel, wie die Köln. Ztg., nur in anderer Version, enthält, daß es in demselben Ertra-Blatt, S. 1, Sp. A, 3. 30 v. u. statt: „Ein Reisender, der Brüssel am Freitag Nach mittag verließ“, heißen muß: „Ein Reisender, der diesen Abend (26. Jebr.) zu Brüssel angekommen ist und Paris gestern (also Donnerstag) Nach mittag verlassen hat.“ Die spätesten Nachrichten aus Paris reichten nämlich in Brüssel am 2b6sten Abends und 27sten Morgens nur bis zum 24sten Abends (die vom Morgen, den 2oösten, datirten pariser Blätter sind am Abend vorher zusammengestellt), und hiernach würde auch die Schluß⸗Bemerkung der Köln. Ztg., aus Köln vom 27sten Abends halb 16 Uhr datirt, dahin zu berichtigen sein, daß die letzten Nachrichten aus Paris nur bis zur Nacht vom Donnerstag zum Freitag reichen, nicht vom Freitag zum Sonnabend. Alles, was die Köln. Ztg. am 27sten Abends publizirt hat, geht auch nicht über die Ereignisse hinaus, welche sich im Laufe des 24. Februar (Donnerstags) in Paris zugetragen. .

Paris, 25. Febr. (O. P. A. Z.) Unsere Privat-Korrespon— denz giebt folgendes Thatsächliche: Die Ruhe war hier hergestellt sobald man wußte, daß Ludwig Philipp und seine Familie adgereist sei und eine provisorische Regierung proklamirt werden würde. Es herrschte große Besorgniß. Man wußte nicht, wo der König sei. Es waren Gerüchte verbreitet, daß Paris von den Forts bombardüt, daß der Herzog von Nemours einen Versuch machen würde, sich der— selben zu bemächtigen n. . Barrikaden waren mehr als im Jahre 1830 aufgerichtet. Die ganze Nacht zirkulirten Patrouillen zur Sicherung des Eigenthums. Bis Mitternacht hörte man Flintenschüsse. Aber die Regie⸗ rung war bis zu diesem Morgen in Kraft geblieben. Mittag. lle bergabe des Vincenner Schlosses (unverbürgt). Bewaffnete Bürger . nach Gu, um Ludwig Philipp daselbst aufusuchen. In den Büreaus der Reforme spricht man von versuchter Gegenrevolution, zu Gunsten des Grafen von Paris und seiner Mutter. Sogleich drin gen Nationalgarden und Bürger ins Nathhaus, wo dieselbe () pro— klamirt worden ist. Eine Menge Nationalgarden von der Banlieue kommen nach Paris, Bürger ohne Waffen verlangen solche. Der Gerant der Re forme, der zu vier Monat Gefängniß verurtheilt war, wurde gestern in Freiheit gesetzt. Man versichert, Herr von Rothschild und seine ganze Familie hätten Paris in der Nacht ver— lassen. Gestern zwang man einen Wächter der Börse, welcher seit den Julitagen gelähmt ist, an den Barrikaden zu arbeütn, eben weil er diese Wunde im Juli 1830 erhalten, wo man das Volk betrogen habe, müsse er es jetzt wieder gut machen. Herr von La— martine hat eben eine Ode über die Revolution gemacht. Eine an der Börse angeschlagene Anzeige theilt mit, daß die Posten heute regelmäßig abgehen werden. Das seit einiger Zeit geschlossene Vandeville⸗Theater wird, wie man sagt, seine Vorstellungen bald wie der unter dem Namen „Republikanisches Theater“ eroͤffnen. Die Bank von Frankreich zahlt bei offenem Büreau wieder aus; um 12 Uhr war schon eine ungeheure Zahl Bankbillette eingelöst und mehr als 600M, 00) Fr. auf Mandate bezahlt; gestern, wo die Bank geschlossen war, hatte man bei den Wechseln 6 Fr. zahlen müssen, um sie zu verwerthen, Diesen Morgen sind alle Blätter ohne Stempel erschienen. —ie provisorische Regierung hat eben verordnet, daß der gallische Hahn auf der Kopfbedeckung der Nationalgarde verschwinden soll. Die Korrespondenz fügt hinzu, dasselbe weide ohne Zweifel bald auch mit der Krone der Fall sein, die sich auf der Kopfbedeckung der Armer

befinde. Gestern führte man den Thron aus den Tuilerieen auf den hn dann in Stücke. So

erklärt und mit dem

eben (1 Uhr) wird Jeder als Landesverräther Tode bedroht, der die Republik nicht anerkennt! . Wir erhalten einen gebruckten Bericht, (heißt es ferner, in der pariser Korrespondenz der B. P. A, Z.) über die Begebenheiten des 24. Februar, welchen wir darum wörtlich geben, weil derselbe unter⸗ zeichnet ist: in Bevollmächtigung: Lamartine. Er ist daher als eine Art offizieller Bekanntmachung der neuen provisorischen Regierung zu betrachten und lautet wie folgt; ; ; „Während des Tages und zer Macht vom 2x4. herrschte unaufhörlich die hefligste Aufregung. Eine große Anzahl Straßenlaternen sind an meh- reren Punkten zerbrochen, Barrikaden während der Nacht aufgeworfen, die meisten Wachtposten eingeäschert worden. Alle Klassen der Gesellschaft ha— ben! an der Bewegung des Tages Theil genommen. Das Blutbad auf dem Boulevard des Capucines, welches am vorigen Tage kaltblütig ausgeführt

*

te das Voll in eine Aufregung gebracht, welche der en 462 1 Leichname auf den bob s⸗ Punkt steigerte. Alle Straßen sind gleichzeitig durch , gesperrt¶ worden. Tie Suartiere des Jenneurs⸗ St. Joseyh, Bourbon Ville neuve boten den furchtbarsten Anblick dar. An den Fenstern und an den Barrikaden hingen mehrere dreifarbige Fahnen mit den Worten: „Es lebe e Reform.“ UÜUeberall rief die Sturmglocke die Bevölkerung zu den Was⸗ 6. 1 einer der Thüren der Madeleine steht mit Kreide geschrieben: fen. . der anderen: „National-Eigenthum“. Ein id liest man Hollshoielg e. e el an der Vorderseite des Ministeriums der öffent. ig 36 dir ellen die Worte: „Laden zu vermiethen“ (also bemerkt Ihen, Ans ce gn feine diplomatische Verbindung mit dem Auslande

n , AiF asemen der Straßen Pepiniere und Clichy sind in dem

Augenblicke genommen worden, wo viele Bewaffnete aus Rouen mit der Aue Eisenbahn ankamen.

Um * nach 12 Uhr griffen einige Leute, welche in der Straße Valvois zurückgeblieben waren, den Eingang in den Hof des Pa- sastes an. Anfänglich schossen die Truppen. Aber von beiden Seiten wurde das Gefecht heftiger, und aus jedm Munde erscholl der Schrei: Nach den Tuilerieen! Als das Volk Meister des Palastes geworden war, hatte der König denselben eben verlassen, Er war von der Kavallerie und Artillerie eskortirt, welche seine Flucht schützten. Diese fand längs des Gar— sentheiles statt, welcher sich am Flusie hinzieht. Die zimmer wurden bald gewaltsam genommen, aber nicht zerwüstet. Ein Bijoutteriekästchen der Königin wurde der dritten Mairie übergeben.“ Hierauf folgt die Erzählung der bekannten Thronverbrennung und es wird hinzugefägt, daß auch mehrere Königliche Wagen verbrannt worden, Canapés, Lehnsessel, werlhvolle Möbel aus dem Ehrensaale seien eine Beute der Flam— men' geworden. Ein Theil der Brücke Ludwig Philipp, an deren Zoll— haus? Feuer angelegt worden war, ist in die Seine gestürzt. Mehrere Per- sonen sind dabei umgekommen. Des Abends waren alle Häuser illuminirt.“ (Es folgen einige bereits bekannte Nachrichten und dann die Unterschrift Lamartine's.) =. J Heute waren hier alle Läden geschlossen kaum hier und da ein Kaffeehaus oder eine Speise⸗Wirthschaft geöffnet. Das Eigenthum

ist indeß nicht angegriffen worden.

Amiens, 24. Febr., Mitternacht. Das Journal de la Somme bringt unter obigem Datum über die in Amiens vorge fallenen Ruhestörungen Folgendes: „Diesen Abend war unsere Be— völkerung in vollem Aufstande. Um 14 Uhr hatte sich das Gerücht verbreitet, daß eine telegraphische Depesche mit den beunruhigendsten Rachrichten bei der Präfektur angekommen sei. Es hieß, Paris sei durch Feuer und Schwert verwüstet, der König habe die Hauptstadt verlassen. Diese Nachrichten nahmen einen wahrscheinlicheren Charakter an durch die Ankunft eines außerordentlichen Beorderten des Kriegs—⸗ Ministeriums, welcher die unverzügliche Abreise unserer Besatzung (70stes Linien⸗-Regiment) verlangte. Plötzlich bildeten sich aufrühreri⸗ sche Gruppen an den Zugängen der Eisenbahn und erklärten, daß man sich der Abreise der Truppen widersetzen würde. Mehrere Arbeiter waren andererseits abgegangen, um die Schienen oberhalb der Brücke von Longueau Aufzubrechen. Die Gemüther sind in der größten Aufregung; um 8 Uhr umstanden niehr als 800 Menschen den Bahnhof und widersetzten sich dem Abgange der Wagen und Reisenden. Die Erbitterung war so hoch gestiegen, daß ein Korporal, welcher eine Schildwache ablösen wollte, angefallen und nur durch Dazwischenkunft ehrlicher Arbeiter gerettet wurde. (Hier beklagt sich das Blatt darüber, daß die Behörden unter den obwal— tenden Umständen nicht die National- Garde zusammenberufen hät⸗ ten.) In einer Nachschrift desselben Blattes von 2 Uhr Morgens heißt es: In der Rue des trois Caillour, an dem Präfektur⸗ Gebäude, an der Schule der Brüder der christlichen Lehre, in den Passagen sind die Fensterscheiben zerschlagen worden. Es haben einige Ver= haftungen stattgefunder. Patrouillen der National -Garde (dieselbe wurde also spaͤter doch einberufen) durchkreuzen die Stadt. Es bi⸗ vouakiren Truppen in der Nähe der Eisenbahnen. In der Stadt herrscht Ruhe, und diese wird hoffentlich nicht mehr gestört werden.“

Frankfurt a. M., 28. Febr. (Früf. Bl.) Ein hiesiges acht⸗ bares Banquierhaus erhielt schon gestern folgende Nachrichten, welche ein Courier nach Straßburg überbracht haben soll: „In der Nacht vom 25sten zum 26sten d. M. ist eine Gegenrevolution in Paris aus gebrochen. General Lamoriciere und Odilon Barrot haben sich an die Spitze derselben gestellt, das monarchische Prinzip mit der Thron— folge des Grafen von Paris, als Königs der Franzosen, proklamirt und für dasse be nicht allein das Militair, sondern auch die National⸗ Garde gewonnen. Welchen Erfolg ihre Schilderhebung gehabt, ist noch nicht bekannt. Die republikanische Partei scheint nicht ohne Kampf nachgeben zu wollen. Der König und die Königliche Familie befinden sich im Schlosse zu Eu, am Kanal.“ (Hier scheinen diesel⸗ ben, nach unseren gestrigen Nachrichten, sich nach England eingeschifft zu haben.)

Strasiburg, 25. Februar, Nachmittags. (Mannh. J.) Die neuesten Ereignisse wurden von Seiten der Präfektur in einer Proclamation verklindet, wobei sich der Präfekt an die Bevölkerung wendet und derselben zuruft: „In Gegenwart so bedenklicher Ereig⸗ nisse, welche in wenig Tagen stattfanden, werdet Ihr jene ruhige und würdige Haltung beobachten, welche in Eurem Charakter liegt, und welche dem Elsaß die Nähe des Auslandes auferlegt, das die Blicke auf uns gerichtet hat und das einmal wieder die Srdnung und Freiheitsliche zu achten lernen wird, wovon Frankreich so viele Bei⸗ spiele gegeben hat!“

Straßburg, 26. Febr. Um Mitternacht. (Schwäb. M.) Die Abdankung des Königs hat in unserer Stadt einen unbeschreib⸗ lichen Eindruck hervorgebracht. Kaum war die rasche und unvorher⸗ gesehene Wendung der Dinge durch eine telegraphische Botschaft kund geworden, als lauter Jubel auf der Straße erschallte und die öffent⸗ lichen Gebäude und viele Privathäuser mit dreifarbigen Fahnen ge⸗ schmuückt wurden. Zahlreiche Bürger und junge Leute eilten nach dem Rathhaus, um die unmittelbare Wiedererrichtung der seit 18341 aufgelösten Nationalgarde zu verlangen. Um 3 Uhr versammelte sich der? Gemeinderath und beschloß, daß die Nationalgarde schleunigst wiederhergestellt werden solle. Es wurden provisorische Oberste ernannt, sämmtlich aus der Opposition. Nach beendigter Sitzung wurden unter großem Volksandrange Flinten an die, Dienstpflichtigen und an die zahlreichen Freiwilligen vertheilt und mit Jubel angenommen. Schon in dieser Nacht sollten die Nationalgarden mit der Linie Dienst thun, welche letztere der neuen Gestaltung der Dinge sich anschließt. Um 8 Uhr wurde dem Advokaten Liechtenberger, Oberhaupt der hiesigen Opposition, eine Serenade bei Fackelschein gebracht. Die Marseillaise war das Hauptstück dieses patriotischen Konzerts, Unterdessen ward folgende Erklärung mit zahlreichen Unterschriften bedeckt:

Declaration der Patrioten Straßburgs. Die unterzeichneten Bürger, erwägend, daß nach den denkwürdigen Ereignissen, die so eben in der Haupt stadt vollführt wurden, das französische Volk wieder alle Rechte und Frei⸗ heiten erlangt hat, welche es im Jahre 1789 errungen, und welche es einen Augenblick im Juli 1830 wieder zu erobern geglaubt hatte; erwägend, daß es dringend ist, die nothwendigen Maßregeln zu ergreisen, um die Nation vor jedem neuen Eingriffe gegen die Volks-⸗Souverginetät zu bewahren; er⸗= klären, daß sie der gegenwärtigen Legislatur jede Vollmacht absprechen, und verlangen die unmittelbare Zusammenberufung einer konstituirenden Ver sammlung, welche gemäß der durch die Constitution von 179 vorgeschrie benen Weise gewählt werden soll. Sie beauftragen die gegenwärtig in Paris befindlichen Herren Martin (von Straßburg) und Champy, die in dieser Declaration aufgestellten Grundsätze zu unterstützen.“

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Straßburg, 26. Febr., im Laufe des Tages. (Schw. M. Gegen 9 Uhr verbreitete sich die Kunde einer 22 er n Botschaft (s. unser gestriges Blatt), welche die Aufregung bis zum Fieber und fast bis zum Wahnsinn steigerte. Die neue provisorische Regierung ist eine republikanische, von einer Regentschaft ist darin nicht mehr die Rede. Es scheint, die Linientruppen seien in Paris von der bestehenden Regierung abgefallen. Ein Beschluß des Maire ladet die Bürger ein, morgen ihre Häuser mit den Nationalfahnen zu zieren und sie des Abends zu beleuchten. Die öffentlichen Ge⸗ bäude, und namentlich das Münster, werden in bunten Lichtern strah⸗ len. Wolle Gott, daß diese Freudenfeuer keine Brände werden!

Straßburg, 26. Jebr, 2 Uhr Nachmittags, (4. 30) Von Seiten der republikanischen Partei ist man hier in Begriff, den

Präfekten und den Maire ihrer Stellen zu entsetzen. An die Stelle des Ersteren ist Advokat Liechtenberger bestimmt. Die pariser Briespost ist bis jetzt nicht hier eingetroffen. Nur die Diligence Lafitt! kam an und brachte die Nachricht mit, daß die Diligence Royale und die Mallepost wahrscheinlich ausbleiben würden, indem in den betreffenden Quartieren (in der Montmartre⸗Straße) der Ver⸗ kehr durch Barrikaden gehemmt sei.

(O. P. A. 3.) Seit 2 Tagen heute früh durch die zweite Malle⸗ post blos 5 pariser Journale. Beifolgend das Wichtigste bis zur Stunde aus unserer Stadt: Die Munizipal ⸗Kommission, sich un⸗ mittelbar mit den dringendsten Angelegenheiten beschäftigend, hat an⸗ erkannt, daß in der gegenwärtigen Lage, im Interesse der Freiheit, wie im Interesse der bffentlichen Ruhe, es unerläßlich wäre, daß die Departemental-Behörde provisorisch Bürgern anvertraut werden sollte, welche zu diesem Behufe von der Munizipal Kommission abgeordnet würden, und diese ist sogleich mittelst Abstimmung zur Ernennung die⸗ ser Kommission geschritten. Die mit Stimmen Einheit ernannten Mitglieder sind: die Herren Liechtenberger, Stabhalter des Advokaten⸗ Ordens; Wilhelm Lauth, Präsident des Handelsgerichts; Christian Ott, Gerber; Eduard Gloxin, Kaufmann; Eissen, Doktor der Me⸗ dizin. Herr Schützenberger, Maire, hat hierauf erklärt, daß in dem Sachzustande er sich nicht mehr berufen glaube, an der Spitze der Stadt⸗-Verwaltung zu bleiben, und daß es den Abgeordneten der Bürger obliege, diejenigen zu wählen, denen sie ihre Vollmachten übertragen wollten. Die Munizipal-Kommission hat beschlossen, daß ein städtisches Exekutiv⸗Comité oder eine provisorische Munizipal Verwaltung, bestehend aus einem Maire und vier Adjunkten, ernannt wereen sollte, und unmittelbar zur Abstimmung schreitend, hat sie be⸗ zeichnet: als Maire, Herrn Schützenberger, mit Stimmen Einheit ge⸗ wählt; und als Adjunkten die Herren Karl Börsch, Eduard Kratz, Chauffour und Engelbach. Die Munizipal-Kommission hat außerdem beschlossen, daß bis auf weitere Anordnung sie täglich um 2 Uhr Nachmittags im Gemeindehause Sitzung halten und daß sie sich außerdem nöthigenfalls in außerordentlicher Versammlung verei⸗ nigen würde. Diese Entschließungen, welche den vor dem Gemeinde⸗ hause versammelten zahlreichen Bürgern angekündigt wurden, sind mit lebhaftem Beifall aufgenommen worden; hierauf hat sich die De⸗ partemental-Kommission, in Begleitung der Munizipal⸗Kommission und von mehreren Hunderten Nationalgardisten eskortirt, in das Präfektur⸗ Hotel begeben, um dem Herrn Präfekten die ergriffenen Maßregeln zu bedeuten. Der Herr Präfekt, obgleich gegen die Entschließung prolestirend, die ihn seines Amtes enthob, zog sich zurück, und die Kommission hat sich in der Präfektur installirt. Am nämlichen Abend verfaßte das Departemental- Comité mehrere Cirkulare, und Procla⸗ mationen. Folgende ist an die Bürger Straßburgs gerichtet worden:

„Bürger Siraßburgs! Eine große, eine ruhmvolle Revolution ist in

Paris ausgebrochen. Eine herausfordernde Staatsgewalt ist unterlegen vor der Energie des heldenmüthigen Patriotismus der Bewohner der Hauptstadt. Diese Wiedergeburt wird in ganz Frankreich, allgemeinen Jubel erregen. Auch ihr, ihr habt die Nachricht hiervon mit jener Begeisterung aufgenom- men, welche die Freiheitslicbe einflößt. Wir Bürger, wir haben dem Ver⸗ trauens-Aufrufe Folge geleistet, den ihr an uns gemacht habt. Wir wer- den mit euch für das Gut wachen, welches das heldenmüthige Volk von

Straßburg, 27. Febr. keine telegraphischen Depeschen;

Paris in die Hände, aller Franzosen gelegt hat. Unsere Aufgabe wird leicht sein. Mit dem Beistande aller, Bürger werden win die Ruhe und die Ordnung aufrecht halten, wir werden die öffentlichen

Freiheiten behaupten, und wir werden alle unsere Anstrengungen anwenden, am der Revolution, deren Morgenröthe ihr begrüßt habt, alle ihre Ergeb— nisse zu sichern. Eure Abgeordneten sind an ihren Posten: habet Vertrauen auf ihren Eifer und auf die patriotischen Gefühle, die ihnen eure Stim- men erworben haben. Es lebe die Nation! es lebe die Freiheit! Straß— burg, den 27. Februar 1818. Liechtenberger; Wilhelm Lauth; Eissen; Eduard Gloxin; Christian Ott.“

Sonnabend Abend hat sich die provisorische Munizipal⸗-Verwal⸗ tung zum Herrn General-Lieutenant von André, Befehlshaber der fünften Division, begeben, um ihn von den durch die Munizipal Kom⸗ mission gefaßten Euntschließungen und von der Einsetzung der Depar temental-Kommission zu benachlichtigen. Der Herr General-Lieute— nant, welcher durch eine telegraphische Depesche mit den Vollmachten der provisorischen Regierung belehnt ist, hat dem Herrn Maire die Versicherung gegeben, daß eine Mitwirkung keiner der Maßregeln mangeln würde, welche die Verwaltung als nothwendig erachten würde für die Aufrechthaltung der Ordnung und der öffentlichen Si⸗ cherheit. Die ganze Stadt ist Sonnabend im Laufe des Tages mit dreifarbigen Fahnen geschmückt und Abends festlich beleuchtet gewesen. Seit 1830 war keine Beleuchtung mehr so allgemein. In den Stra ßen wogten unzählige Menschenmassen unter dem Gesange der Mar⸗— seillaise und anderer patriotischen Lieder, ohne daß man irgend einen Unfall oder irgend eine Unordnung zu bezeichnen gehabt hatte. Fol⸗ gender Tagesbefehl ist im Laufe vom Sonnabend angeschlagen worden: -. ͤ

„Nationalgarde von Straßburg. Tagesbefehl. Die vier Ba⸗ taillonè der Nationalgarde werden sich morgen Sonntag, den 27. Febr, um 9 Uhr Morgens versammeln, um zu ihrer provisorischen Organi⸗ satien zu schreiten. Das Bataillon des Westkantons wird sich in der Fruchthalle versammeln. Das Bataillon des Nordkantons in der ge⸗ deckten Halle an der kleinen Metzig. Das Bataillon des Südkantons im Haras. Das Bataillon des Ostkantons im Schloßhofe. Straßburg, den 26. Februar 18148. Der provisorische Oberst. (gez. Steiner.“

Eine allgemeine Musterung der Pompiers, der Nationalgarde und der Besatzung wird heute Sonntag, um Mittag, vom General— lieutenant d'André, von der Departemental-Kommission und von der

Munizipalverwaltung gemacht werden.

Straßburg, 27. Febr. (Frkf. J) Der Courrier Du Bas-Rhin von heute thellt die durch einen pariser Courier hier eingetroffene Nachricht von der Erllärung der Republik in Paris, so wie die Zusammensetzung der provisorischen Regierung, mit, wie sie mittelst der (gestern mitgetheilten) telegraphischen Depesche aus Paris vom 2ßsten nach Straßburg berichtet worden, bemerkt aber hierzu Folgendes: „Dies war, wie es scheint, nicht sowohl eine provisori- sche Regierung, als vielmehr ein Insurrections-Comitè, da eine spä⸗ tere telegraphische Depesche die definitive Zusammensetzung der Re⸗ gierung gebracht hat. Wir haben also zufolge der bis jetzt angekom⸗ menen Nachweisungen drei sichere Data. 1) Donnerstag, 24. Fe⸗ bruar, 4 Uhr Abends, Aufhören des Kampfes. 2) Donnerstag, 24.

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Befehlshaber der Militair⸗Divisionen, zu bestätigen und um ihnen Befehle zu geben.

rufen werden, ihr die Sanction zu ertheilen. lich die erforderlichen Maßregeln ergreifen, um der Regierung die

ther, und melden Sie zugleich die Verfügungen, welche Sie getroffen

ten aus Paris vom 26sten: proklamirt. t Verbrechen ist abgeschafft.

gesammelt hatten, wieder hergestellt habe, eine Angabe, worüber indessen etwas Nähe⸗ res gänzlich fehlt. Auch in Frankfurt a. M. war, wie wir aus so eben eingetroffenen Briefen ersehen, (Vergl. oben Frankfurt a. M., 28. Febr.)

London, 25. Febr. de Einladungen ergangen zu einem morgen im auswärtigen Amte statt-

findenden Kabinetsrathe. . Es zirkuliren Gerüchte, daß Lord John Russell die Einkommen-

verlautet nichts Gewisses darüber.

mit der Hauptstadt abzuschneiden. ost vom gestrigen Tage aus Paris ist deshalb in London nicht angekom- men, und man weiß noch nichts weiter, als was man gestern schon

Könige gerufen sei. und die Times spricht in einem Artikel heute off

ten Botendienst für den Fall einzurichten, Eisenbahn, wie es hieß, unterbrochen ö

Der Commerce Belge von gestern sagt: Der Bahnzug von Paris ist noch nicht angekommen; wir entbehren

Franzosen zu Laeken (s.

Inländische Fonds,

St. Sekula- Sch. 3 811

hzeyI. Stadi-0ObI. 3)

Groaazb. Poaen do. 4

Februar, 19 Uhr Abends, Depesche der provisorischen wo⸗

durch die Begründung derselben angekündigt ist. 3) Februar, halb 3 Uhr Nachmittags,

reitag, 2 Depesche des ö im die General Lieutenants um sie in ihren Functionen Der Eourier hat hin⸗ t, daß auf seinem ganzen Wege, wo er die Zettel austheilte,

der provisorischen Regierung an

die er mitbrachte, die Besölkerungen sich erhoben hatten.

Straßburg, 27. Febr., 3 Uhr Nachmittags. i. Telegraphische Depesche. Der Minister des Innern an die Präfekten.

Frkhf. Bl.)

publikanische Regierung ist konstituirt. Die Nation wird be⸗ Sie werden unverzüg⸗ kung der Bevölkerung und die öffentliche Ruhe zu sichern. Be⸗ Sie mir in kürzester Frist über die Stimmung der Gemü—

Ueber Brüssel, den 29. Februar, 10 Uhr Vormit⸗

erhalten wir auf tele graph. Wege noch folgende Nachrich. Dijon und Rouen haben die Republik Neuilly ist nicht abgebrannt. Todesstrafe für politische Der Herzog von Nemours nebst Gemah⸗ in England. Brüssel ist ruhig. Deutsche Arbeiter sind verhastet.

Handelsbriefen zufolge, welche aus Amsterdam hier i troffen sind, soll dort die Nachricht angelangt sein, daß General Bu⸗ geaud, nach Anderen Lamoriciere, am 27. Februar an der Spitze von

9 Mann Linien⸗-Truppen, welche sich vor den Thoren von Paris in die Stadt eingezogen sei und die Monarchie

ein ähnliches Gerücht verbreitet.

Großbritanien und Irland. An alle Mitglieder des Kabinets sind

aufgeben und statt dessen eine Anleihe machen wolle, doch n Andere Gerüchte sprechen von Rücktritt Lord John Russell's und nennen Lord Lincoln als Nachfolger. Dies Alles aber entbehrt jeder Begründung.

Ueber bie pariser Ereignisse ist man in London bis zur Ausgabe

utigen Abend-Blätter noch völlig im Unklaren gewesen. Eine

telegraphische Depesche von Boulogne meldete heute Morgen, daß das Volk von Paris im Besitze der Eisenbahn-Stationen und der Bar⸗

sei uͤnd die Schienenwege zerstört habe, um alle Verbindung Die Post mit den Nachrichten

daß das Ministerium Guizot's gestürzt und Graf Mols vom Doch ahnt man bereits die folgenden Ereignisse, ffen ihre Besorgnisse

as Königthum in Frankreich aus.

8

Brüssel, 27. Febr. Die brüsseler Blätter enthalten Folgen- „Die Nachricht von der zu Paris vollbrachten Katastrophe ging em Kabinet vorgestern Abend um 9 Uhr durch die Eisenbahn Der Minister Rath blieb den ganzen Abend versammelt und te sich erst eine Stunde nach Mitternacht. Der Kriegs-⸗Minister,

von einem Augenzeugen der pariser Vorgänge begleitet, reiste darauf

Laeken ab. Er hat auch eine ziemlich große Anzahl von Per⸗ abgeschickt, um in Frankreich bis nach Paris einen beschleunig⸗ daß der Dienst auf der

„Es ist Mittag.

fortwährend ausführlicher Details. Es bestätigt sich indessen,

daß der Verkehr auf der Nordbahn blos an den Ausgängen aus

Man glaubt, man hofft, daß der König der dagegen unser gestriges Blatt) ankommen daß aber seine Söhne versuchen würden, sich in Frankreich Stützpunkt zu verschaffen und treue Truppen um sich zu sam— oder sich in die Mitte der Bevölkerungen zu begeben, welche sind, gegen die von Paris ausgegangene revolutionaire Bewe⸗ zu protestiren. Nachschrift. König Leopold, obwohl tief er

unterbrochen ist.

schüktert von den Ereignissen in Paris, zeigt sich ruhig und kaltblütig. Er beschäftigt sich nebst seinen Ministern mit den Maßregeln, welche so außergewöhnliche Umstände erheischen. der Thätigkeit,

Man spricht bereits von welche der Kriegs- Minister, General Chazal, ent- a

Der Precurseurd'Anvers berichtet: wei Mitglieder der pro- visorischen Regierung sind zu Brissel angekommen, um dem Könige die Aenderung der Regierung in Frankreich zu notifiziren.“ Blätter wissen hiervon nichts, und die Nachricht scheint durchaus un-

Die anderen

ndet.

Aus Brüssel schreibt man dem P recurseur, d' Anv ers, am 24. Februar habe Herr Masui auf Befehl des Königs Brüssel ver=

,. um die Südbahn zu besichtigen. Er habe den Auftrag, seine

Besichtigung, so weit wie irgend moglich, bis in die Nähe von Paris auszudehnen, um dem Könige den Umfang der von den Insurgenten vorgenommenen Verwüstungen mitzutheilen.

Es geht das Gerücht, daß bereits die Aufstellung eines belgi⸗ Bbfervations-Corps an der französischen Gränze bei Valencien-

nes angeordnet sei.

Her in Brüssel ist eine so große Anzahl englischer Familien an⸗ gt, welche Paris eiligst verlassen hatten, daß bei den Geld⸗

wechslern die Souverainsd'or mit 3 Fr. Aufgeld bezahlt werden.

gandels- und Gärsen Nachrichten. den 1. Mär 1848. Hsandhriejs-, Kommundl - Papiere und geld Course.

Berlin,

e ner.. Geld. Gem. at. riet. Geld. Ger-.

80 * Kur- u. Nm. Pfdbr. 37 80 *. 6.

Scblesigehe do. 33 do. Lt. B. gar. do. 33 . . pr. RK Aut. Sch 885 87

Präs. Sch. m. Schuld v. 31

r. Pfau dbr. 3 Frie driehsqd or. 13 a 131 0. de. 3 80 79 And. Goldm. à 5th. 13 12 PfuJndbr. 35 . Dis eonto. 3 43 . 680 sig] vin