1848 / 65 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

allte wie ein Echo von der außen harrenden Masse zurück. alen! wie sie begonnen, gingen Tie Verhandlungen wei⸗ ter. Als ein von acht Kammer- Mitgliedern unterzeichneter Antrag, welcher verschiedene Wünsche und Anträge als Wünsche der Kammer durch eine Deputation an das Ministerium zu bringen vorschlägt, von Hecker verlesen worden war und die Formfrage über dessen Berathung sich entsponnen hatte, wurde die aufgeregte Menge allmaͤlig schweigsamer. Der Antrag jener acht Abgeordneten wurde sofort an die Abtheilungen zur Berathung gewiesen; morgen wird öffentlich über denst lben verhandelt werden. Obgleich die Entschei⸗ dung dieser Formfrage eine lebhafte Debatte hervorgerufen hatte, so vereinigten sich doch zuletzt die getheilten Ansichten und ihre Ver⸗ fechter reichten sich brüderlich die Hand. Hiermit schloß die Sitzung.

Im Laufe des Nachmittags, nachdem die Kammer -Sitzung zu Ende war, bewegte sich eine große Volksmenge nach dem Schloß— platze, wo sich zur Vorsicht die bewaffnete Feuerwehr aufgestellt hatte. Später zog man auch eine Abtheilung bewaffneter Bürger und Ka— vallerie heran. Auf gestellte Anfrage begehrten einzelne Stimmen politische Amnestie und Freilassung der gestern Verhafteten, von de⸗ nen übrigens fünf seit heute Morgen der Haft entlassen sind. Die Mehrheit der Versammelten, worunter natürlich auch manche Neu— gierige, verhielt sich passio; nach einiger Zeit, durch gütliches Zure⸗ den von mehreren Seiten (namentlich auch von Abgeordneten der DOpposition) bewogen, zerstreute sich die Volksmenge wieder.

Diesen Abend ziehen wieder Patrouillen durch die Straßen; auch Kavallerie. Die Zugänge zu dem Gefängnißthurm am Rath— hause sind militairisch besetzt.

Der General von Lassolaye ist mit München abgereist.

Dem Schwäb. Merk. wird aus Karlsruhe gemeldet, daß am 28. Februar daselbst in einigen Bierhäusern Erzesse vorgefallen, die französischen Verhältnisse lebhaft besprochen und der Ausruf: „Nie⸗ der mit den Fürsten, es lebe die deutsche Republik!“ gehört worden seien. In Folge dessen wurden am 29sten mehrere Theilnehmer an jenen Unordnungen verhaftet. Die Absicht des wie es scheint förm⸗ lich konstituirten Komplottes sollte dahin gehen, am 29sten früh in die Keßlersche Fabrik zu ziehen, die Arbeiter dort aufzuwiegeln, dann durch das sogenannte Dörfle zu marschiren, um weitere Theilnehmer beizuziehen und dann auf das Schloß loszugehen. Jeder Soldat hat 20 scharfe Patronen erhalten und alles Militair wurde in die Kasernen konsignirt. Ein Theil der beurlaubten Mannschaft wird ein⸗ berufen.

Depeschen nach Stuttgart und

Heidelberg, 29. Febr. (D. Z.) Die heute hier stattge⸗ hable Versammlung hiesiger Einwohner, um die an die zweite Kam⸗ mer zu richtende Petition zu berathen, war so zahlreich, daß der weite Aula-Saal sie kaum zu fassen vermochte und bestand aus Män⸗ nern jedes Standes und jeder politischen Farbe; man sah die Rechte, wie die Linke, aber dennoch wurden die einzelnen Punkte der Peti⸗ tion einstimmig angenommen. Dem Präsidenten Mittermaier war durch Zuruf der Vorsitz übertragen worden.

XxX Frankfurt a. M., 1. März. In der verflossenen Nacht durchschritten mehrere starke Haufen Turner (ob bewaffnet, wird nicht ge⸗ sagt) das frankfurter Gebiet und begaben sich nach Hanau, woselbst eine große Zahl Turner heute versammelt gewesen sein soll. Die Aufregung der Hanauer hielt noch an, die Bürgergarde stand in verflossener Nacht unter den Waffen und heute ging eine Deputation Hanauer nach Kassel ab, um dem Kurfürsten die Wünsche der Bürgerschaft vorzu— legen. Eines der in Hanau verbreiteten revolutionairen Flugblätter kam mir zu Gesicht, es ist wahrhaft schmachvollen Inhalts.

Auch heute fand an der Börse gar kein Geschäft statt.

Frankreich.

Paris, 27. Febr. Heute hat die gestern angeordnete Feier- lichkeit zur Einweihung der Republik am Fuß der Juli⸗-Säule statt⸗ gefunden, wovon der Moniteur eine präkonisirende Schilderung giebt. Die provisorische Regierung erschien in Corpore auf dem Bastille⸗ Platze. Die ganze ältere pariser Nationalgarde, dreizehn Legionen, im Ganzen etwa 66,000 Mann, war der Länge der Boulevards nach, von der Rue Montmartre bis hinab an die Juli- Säule, etwa eine Stunde Weges, aufgestellt. Zwischen ihnen gingen bereits Compag⸗ nieen der mobilen Bataillone, ohne Uniform und höchst unvollständig bewaffnet. Nationalgardisten in Uniform kommandirten sie. Ungefähr um 3 Uhr langten die Mitglieder der provisorischen Regierung an. Sie kamen vom Stadthause durch die Rue St. Antoine zu Fuß, waren einfach schwarz gekleidet und trugen die dreifarbige Schärpe. Die Nationalgarde schwor den Fahneneid, zuerst der Generalstab des Kommandanten und dieser selber, daun der Stab jeder einzelnen Le— gion. Vorher hatte die provisorische Regierung vor dem auf dem Platze des Stadthauses versammelten Volke folgende Erklärung abgegeben: „Burger! Die provisorische Regierung der Republik nimmt das Volk zum Zeugen ihrer Erkenntlichkeit für diese großartige nationale Mit— wirkung, mit der diese neuen Institutionen aufgenommen werden. (Beifall der Volkamenge und der National-Garde.) Die provisori— sche Negierung der Rerublit hat dem versammelten Volke nnz glückB liche Nachrichten zu verkünden. Das Königthum ist abgeschafft. Die Republik ist proklamirt. Das Volk wird seine politischen Rechte aus- üben. National⸗-Werlstätten sind eröffnet für die unbeschäftigten Ar⸗ beiter. (Stürmischer, Beifall. Das Heer organisirt sich. Die National- Garde vereint sich unlöslich mit dem Volke, um rasch die Ordnung zu gründen, mit derselben Hand, welche die Freiheit er— obert hat. Neuer Beifall.) Endlich, meine Herren, die pro— visorische Regierung selbst hat Euch das letzte der Dekrete, welche sie in' der heutigen dentwärdigen Sitzung berathen und unterzeichnet hat, überbringen wollen, die Abschaffung der Todesstrafe in politischen Dingen. (Bravo.) Es ist dits das schönste Dekret das jemals aus dem Munde eines Volks am Tage nach seinem Siege hervorgegangen. (Ja! Ja!) Wir überbringen Euch dieses Dekret; ich werde es Euch sogleich vorlesen. Es giebt keine würdigere Hul⸗ digung für das Boll, als das Schauspiel seiner eigenen Höchherzig keit. „In Folge dieser Manifestation wurde die provisorische Regie⸗ rung, unter Acclamation der Volksmasse, welche den Platz des Stadt⸗ hauses bedeckte, aufgerufen, „aufs neue die Weihe der Vollsstimme zu erhalten“; es eischien daher auf dem Balkon des ehemaligen Thronsaales, der jetzt den Namen „Saal der Nepublik erhalten, der Präsident der provisorischen Regierung, Dupont (de l'Eure), gestützt auf den Arm Louis Blanc's und begleitet von seinen Kollegen, unter wiederholten Acclamationen des Volks, welches den weiten Platz und die anliegenden Straßen und Quais füllte. .

Tie provisorische Regierung glaubt die „Bürger, in einem ihrer Erlasse auch benachrichtigen zu missen⸗ daß sie alle erforderlichen Maßregeln dafür n . hat, „daß sämmtliche bewegliche und un⸗= bewegliche Güter der ehemaligen Civilliste und der Privat-Domainen in Händen der Nation bleiben. Der Werth der liegenden Güter der Familie Ludwig Philipp's, die nun als Nationalgüter zum Ver⸗ kauf kommen sollen, wird auf mehr als 300) Millionen geschätzt. Es heißt, in den Tuilerieen habe man eine Summe von mehr als 100 Milllonen in Bankscheinen gefunden. z

Den Jöglingen der polytechnischen Schule und der Universitäts⸗

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Fakultäten drückt die provisorische Regierung für deren Hingebung ihren Dank aus.

Aus dem Departement des Innern ergeht neuerdings folgender Aufruf gegen Störungen der Communication; „Bürger! Anstifter von Unruhen und Anarchie haben den strafbaren Gedanken gefaßt, die Ankunft der zur Nahrung der Hauptstadt bestimmten Lebensmittel zu hemmen. Sie wollen versuchen, die Communicationen auf den Eisenbahnen zu unterbrechen. Vereinigt Euch Alle, um Euch der Aus⸗ führung eines so strafbaren Vorhabens zu widersetzen. Die Admini⸗ stratoren der Rouener Eisenbahn haben sich edelmüthig erboten, alles Getraide und andere zu Eurem Unterhalte erforderlichen Lebensmittel ohne Vergütung zu transportiren. Schützet ein Allen so werthvolles Eigenthum, das der Nation angehören wird. Der Minister des In⸗ nern, Mitglied der provisorischen Regierung, Ledru⸗Rollin.“

Der Rational spricht sich heute über die Lage der französischen Republik, den fremden Mächten gegenüber, aus. Er sagt: „Blos drel Alternativen sind möglich: werden wir angegriffen werden? wer⸗ den wir angreifen? oder werden wir die Dinge abwarten?“ Der National'hält den Fall, daß Frankreich angegriffen würde, für sehr unwahrscheinlich; ein Angriff von Seiten Frankreichs aber würde ein Hauptfehler sein; Frankreich trage keinen Krieg nach außen, man werde also auch ihm keinen Krieg bringen. Der National ist des—⸗ halb der Meinung, daß Frankreich eine abwartende Haltung beobach- ten müsse; dies ist die Politik, welche seine Interessen retten werde. Einen Fall aber gebe es, wo Frankreich notbwendigerweise aus dem Abwarten hervortreten müsse; nämlich wenn Oesterreich, sich nicht be⸗ schränkend, auf der Defensive zu bleiben, selbst angreifen und in Italien eindringen, wenn es gegen Toscana, gegen Rom oder gegen Neapel ziehen, oder seine Truppen gegen Piemont wenden wollte.

Die Freiheit aller Kulte soll aufrecht erhalten werden. Die pro⸗ visorische Regierung hat die Geistlichen sämmtlicher in Frankreich be⸗ stehenden Kulte zu Gebeten für die Republik und zugleich den Erz- bischof von Paris, alle Erzbischöfe und Bischöfe der Republik aufge⸗ sordert, statt der seitherigen Formel „Domine, salvum fac regem'“, zu setzen: „Domine, salxum fac populum -. (In dem gestern mit⸗ getheilten Cirkular des Irzbischofs von Paris ist statt genitum zu lesen: gentem.)

Im ganzen Staate sollen sofort die aufgelösten National-⸗Garden reorganisirt werden.

Die Subscription des National für die Februar⸗Verwundeten beträgt heute 387,412 Fr. Der ehemalige Jockei⸗Klub, welcher den Titel angenommen: „Gesellschaft zur Ermuthigung der Pferdezucht“, hat 5000 Fr. unterzeichnet.

Die bewegliche Nationalgarde wird durch eine Verfügung vom gestrigen Datum organisirt. Sie besteht aus 24 Bataillonen (Nr. 1 24), so daß immer zwei auf jedes Arrondissement von Paris kommen. Jedes Bataillon hat 1058 Mann in 8 Compagnieen, de⸗ ren jede aus 131 Mann besteht, wozu noch der Stab (état major) kömmt, der 15 Personen zählt. Diese National Gardisten bestehen aus Freiwilligen von 16 30 Jahren. Zu Anfang werden jedoch die Korporale und Sergeanten zur Hälfte aus der Linie hinüber ver⸗ setzt, die andere Hälfte jedoch von den Freiwilligen aus ihrer Mitte gewählt. Die Fouriere werden aus den Freiwilligen genommen, welche schreiben und rechnen können, Feldwebel vorerst aus den Li⸗ nientruppen. Bataillonschefs, Capitains, Lieutenants und Unterlieu⸗ tenants werden von den Freiwilligen unter dem Vorsitze des Maires gewählt, der dem, Arrondissement vorsteht, wozu das Batail⸗ lon gehört. Einige andere Offiziere werden aus der Linie genommen. Der Sold, der „nur als Entschädigung nicht als Bezahlung betrachtet wird“, ist für die Korporale und Unteroffiziere eben wie für die Gemeinen 1 Franc 50 Centimes täg⸗ lich. Der Generalstab besteht aus einem Chef d' Escadron desselben und aus 4 oder nach Befinden aus einer größeren Anzahl Offizieren, welche hierdurch wie die Anderen, die aus der Armee hierher versetzt werden, Anspruch auf Beförderung in der Armee erhalten. Dem General, der mit der Organisation des Ganzen beauftragt ist, steht das Recht zu, sich Adjutanten zu wählen. Die Disziplin soll von den Nationalgardisten selbst beaufsichtigt werden. Jede Strafe über 24 Stunden Arrest wird von Disziplinarräthen ausgesprochen. Diese bestehen für jede Compagnie aus 5, für jedes Bataillon aus 7 Mit⸗ gliedern, welche durch das Loos bestimmt und auf eben diese Weise jeden Monat erneuert werden. Die Strafen werden durch die Mehrzahl in dem der Compagnie vorgesetzten Rathe verfügt und dann von dem des Bataillons verworfen, vermindert oder bestätigt. Wo die Vergehen mehr als Disziplinarstrafen erfordern und bis zur Ausschließung aus dem Corps gehen, werden sie von der Compagnie selbst, in einer Versammlung, wo mehr als zwei Drittel derselben anwesend sein müssen, durch die Mehrzahl bestimmt. Das Engage⸗ ment gilt auf ein Jahr und einen Tag und, kann min durch eine Gesetzesentscheidung der Regierung, welche die bewegliche National⸗ garde auflöst oder vermindert, aufgehoben werden. . .

Man dersichert, die britische' Admiralität habe 16 Linienschiffen 39. Weisung ertheilt, sich nach dem Mittelländischen Meere zu be— geben. ;

Die jetzt halboffizielle Reforme berichtet: „Bu Mala (der bekannte Araber Häuptling) ist entflohen. Er hat diesen Morgen um 15 Uhr seine Wohnung verlassen; seine Flucht wurde. durch die gegenwärtigen Umstände erleichtert. Der Bürger Caussidiere hat alsbald die erforderlichen Befehle ertheilt, auf daß der Flüchtling eingebracht werde. Man begreift, daß, die Gefangenschaft Abd el Kader's und die neue Stellung Frankreichs England gegenüber den Ex-Chef der Kabylen auf den Gedanken bringen konnten, nach Alge⸗ rien zurückzukehren. Die Energie des mit der Polizei Verwaltung beauftragten Bürgers kann indeß das Publiknm in diesem Betreff wohl beruhigen.“

Paris ist jetzt alle Abende illuminirt.

Das Journal des Débats erklärt, so lange es könne, werde es die Stimme erheben, um alle Bürger zur Vertheidigung der Ord- nung aufzurufen, welche allein die Freiheit sichern könne. Es schließt mit dem Wunsche, daß es denen, welche berufen, die heilige Arche des Vaterlandes unter den Stürmen der Gegenwart und dem Dunkel, das die Zukunft verbirgt, zu leiten, gelingen möge, sie vor Klippen au bewahren und in sichere Häfen zu bringen!

Der General Duvivier hat den Befehl der beweglichen Natio- nalgarde übernommen, welche er zu organisiren beauftragt ist.

Nach Toulon ist Befehl geschickt worden, die Aufsicht über Abd el Kader einem anderen Offizier als bisher anzuvertrauen.

Andere Bekanntmachungen benachrichtigen das Publikum, daß der Dienst der Fahr- und Briefposten nach allen Richtungen hin ge— sichert sei. Die Zahl der gestern vom pariser Postamt expedirten Briefe belief sich auf 60,000. . , Der provisorische Kommandant drs Louvre, Bürger Dumoulin, ist seines Postens wieder enthoben, um zu einer anderen Stelle be⸗ rufen zu werden.

In Folge der von der provisorischen Negierung ausgegangenen Erklärung gegen die Todesstrafe hat der Minister der Justiz, Herr Cremieux, ein im Moniteur abgedrucktes Schreiben an den Direk⸗

sem aufträgt, vorerst keine Todesstrafe vollziehen zu lassen und ihm,

tor der Straf- und Gnaden⸗Angelegenheiten . worin er die⸗

dem Minister, die früheren Berichte über die Verurtheilten mit einem

neuen Berichte und den sämmtlichen Akten einzusenden, damit die Strafe, wo die Umstände es erlauben, gemildert werde. Wo dieses nicht stattfindet, soll die Vollziehung der Execution so lange aufge⸗ schoben bleiben, bis die zu berufende National-Versammlung über den Vorschlag, die Todesstrafe abzuschaffen, entschieden haben wird. Nächste Woche werden auch die Lehrvorträge der Herren Miche— let, Quinet und Mickiewicz wieder beginnen. . Einstweilen hat man das souveraine Volk aus den Tuilerieen wieder entfernt. Abends wurden vor dem Schloßhofe Wachtfeuer angezündet. Das Gebäude war erleuchtet, nur die Gemächer der Herzogin von Orleans blieben im Dunkeln; es betritt sie Niemand.

Paris, 28. Febr. Der Marschall Bugeaud hat das folgende Schreiben an den Kriegs-Minister gerichtet: ö

„Die Ereignisse, welche sich so eben erfüllt, die Nothwendigkeit allge⸗ meiner Eintrachi, um die Ordnung im Innern und nach außen zu sichern, machen es mir zur Pflicht, meinen Degen der provisorischen Regierung zur Verfügung zu stellen. Ich habe die Vertheidigung des Gebiets und des Landes immer als meiné heiligste Pflicht betrachtet. Ich bitte Sie, den Empfang dieser Erklärung zu bescheinigen 2. (gez.) Maischall Herzog von Is lv.“

Das folgende Schreiben hat Jerome Bonaparte an die provi⸗ sorische Regierung gerichtet:

„Die Nation hat so eben die Verträge von 1815 zerrissen. Der alte Soldat von Waterloo, der letzte Bruder Napoleon's, kehrt von diesem Augen⸗ blicke an in den Schoß der großen Familie zurück. Die Zeit der Dyng⸗= stieen ist für Frankreich vorüber. Das Proscriptionsgesetz, das auf mir lastete, ist mit dem letzten der Bourbons gefallen. Ich trage darauf an, daß die Regierung der Republik ein Dekret erläßt, welches erklärt, daß meine Acchtüng eine Beschimpfung Frankreichs war und aufgehört hat mit Allem, was uns von fremden Mächten aufgedrungen worden.

Jerome Bonaparte?

Endlich hat Louis Napoleon das folgende Schreiben eingesandt:

„In dem Augenblick, wo das Volk siegt, kemme ich zum Stadihause. Die Pflicht eines jeden guten Bürgers ist es, sich um die proxispꝛisthẽ Re⸗ gierung der Republik zu sammeln; ich betrachte es für die erste * slicht, die sch zu erfüllen habe, und werde mich glücklich schätzen, wenn mein Patrio- tismus nützlich verwandt werden fann. Napoleon Bonapa h

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herr von Lamar tine, hat sämmtlichen Repräsentanten der fremden Mächte die Pro⸗ klamirung der Republik angezeigt. Von dem päpstlichen Nuntius er⸗ hielt er die folgende Antwort: . .

„Paris, 27. Februar. Ich habe die Ehre, den Empfang der Mitthei⸗ lung zu bescheinigen, welche Sie mit so eben unter dem Tatum vom, 27. Februar gemacht, und ich werde mich beeilen, sie unserem heiligsten Vater Pius 1X. zu übersenden. Ich kann nicht unterlassen, diese Gelegenheit zu benutzen, die lebhafte und tiefe Befiedigung auszusprechen, mit welcher mich die Ehrfurcht erfüllt hat, die das Volk von Paris inmitten der grofen Er— eignisse, welche sich so eben erfüllt, gegen die Religion bezeugt. Ich bin überzeugt, daß das vätertiche Herz Pius. 1X. dadurch tief gerührt werden, und daß der gemeinsame Vater der Gläubigen in allen seinen Gebeten den Segen Gottes auf Frankreich herabflehen wird.“

In dem Schreiben, in welchem Lamartine den der fremden Mächte die Proklamirung der Republik anzeigt, heißt es:

„Die republikanische Form der neuen Negierung hat weder die Stellung Frankreichs in Europa geändert, noch seine, lopale und aufrichtige Geneigt⸗ heit, seine Beziehungen freundlichen Ein verständnisses mit den Mächten auf⸗ recht zu halten, welche gleich ihr die Unabhängigkeit der Nationen und den Frieden der Welt wollen. Es wird mich glücklich machen, durch alle mir zu Gebote stehenden Mittel zu dieser Eintracht der Völker in ihrer gegen= feitigen Würde beizutragen und Europa daran zu erinnern daß das Prinzip des Friedens und das Prinzip der Freiheit in Frankreich zu gleicher Zeit das Licht des Tages erblickten.“ : .

Der Monfteur meldet jetzt offiziell, daß der Gesandte der Vereinigten Staaten die provisorische Regierung anerkannt und ihr seinen lebhaften Glückwunsch abgestattet hat.

Entscheidung des Appellhofes gegen die ehemaligen Minister:

„Der Gerichishof, nach Ansicht des Nequisitoriums des General-Pro— kuratörs; in Erwägung, daß die durch das genannte Requisitorium denun= zirten Thatsachen geeignet sind, durch das Gesetz vorgesehene Verbrechen und Vergehen zu konstituiren; nach Ansicht des Art. 235 der Straf⸗Pro⸗ zeß⸗Ordnung: befiehlt, daß darüber informit werde; kommittirt demgemäß, um die Instruction einzuleiten, die Herren Delahaye und Perrot de Blas⸗ zelles, Mitglieder der Anklagekammer; befiehlt, daß der gegenwärtige Be— schluß durch die Sorgfalt des General · Proturgtors vollzogen werde.“

Unter den neueren von der provisorischen Regierung ausgegan— genen Ernennungen befindet sich auch die Victor Hugo's zum Maire kes gten und die des Bildhauers David von Angers, Mitglieder des Instituts, zum Maire des 11ten Arrondissements von Paris. Ein Zögling der polytechnischen Schule ist zum Kommandanten des Louvre ernannt. .

Der Monitenr sagt: „Die provisorische Regierung, in Kennt⸗ niß gesetzt, daß Plünderer das Land in der Umgegend der Haupt— stadt durchziehen, das Privat -Eigenthum in Brand stecken oder ver⸗ wüsten, an einzelnen Stellen die Eisenbahnen zerstören, um die Com⸗— munication zu unterbrechen, oder die Bahnhöfe zu verbrennen suchen, hat die entschiedensten Maßregeln getroffen, diesen Unordnungen ein Ende zu machen. Die provisorische Regierung wird ihre Pflicht thun. Mobil? Bataillone werden diesen feindlichen Banden entgegenziehen. Die guten Bürger können ruhig sein.“ Seinerseits hat der General Kommandant der National-Garde eine Proclamation erlassen, in wel cher er die National-Garde auffordert, gegen diese Begünstiger der Anarchie auszuziehen,

Cirkular des Kriegs-Ministers an die General⸗Kommandanten der Militair-Divisionen und Unter-Divisionen:

„Paris, 26. Febr. General, ein großes Nationalwerl hat sich so eben erfüllt.

Repräsentanten

Das Königthum ist vor der Souverainetät des Volks, virschwun · den. Alle guten Bürger und Leute von Heiz müssen sich um die provisori— sche Regierung der Republik vereinigen. Die General- Kommandanten der Divisionen und Unter -Divisionen werden daher die Truppen unter ihren Befehlen versammeln, an ihrer Spitze die neue Regierung proflamiren und ihre Anhänglichkeit an die neue Ordnung der Dinge bewirken. Sie werden darauf‘ und unverzüglich dem Kriegs; Minister Tie That⸗ sachen mittheilen, welche diesen Beitritt konstatiren. Die Gene— rale werden übrigens alle in ihren Kräften stehenden Mittel an—= wenden, um unter den Truppen aller Waffengattungen die Dis⸗ ziplin aufrecht zu erhalten, sie sorgen für ihre regelmäßigen Bedürsnisse und geben alle in dieser Beziehung noihwendigen Befehle. Sie benehmen sich mit den Verwaltungs- Behörden, damit die öffentliche Ruhe aufrecht erhal- ten werde, und stützen sich zu diesem Zwecke auf die National. Garde wel⸗ cher vorzugsweise die Pflicht der Vertheidigung unserer öffentlichen Freihei⸗ ten anvertraut ist. Tie Regierung erwartet, daß die Armee, tren ihren Pflichten, auf dem Wege der Ehre zu beharren sortfahren wird. Der Kriegs- Minister Subervic.“ ö. ö

Die Offiziere aller Grade, die auf Urlaub oder Reisen sind, müssen sich, nach einem Befehle des Kriegs-Ministers, sofort bei ihren Truppentheilen einfinden. ;

. e f n der Regierung in den Departements sind folgende „Bürger“ ernannt: Aube: Labosse und Crevat; Bouches-du⸗Rhäne: Emile Olliver; Calvados: Marie und Aumot⸗Thic ville; Cotes- du⸗Nord: Couard; Finistere: Hippolyte Tassel; Gard: Teulon; Haute Garonne: Jolly; Loirecet⸗ Cher: Germain Sarrut: Loire: Baune; Loire Infeè⸗ rieure:; Gucpin: Lot-et⸗Garonne: Gaspard Dubruel; Mainec et. Loire: Bordillon; Manche: Havin; Nord: Delécluze und Antony Thouret; Bas⸗Rhin: , , . Haut-Rhin: Struch, Nossẽe, Köchlin, Chauffdour und Zickel; Rhone: Emmanuel Arago und Baune; Haute⸗

Sasne: Boileau; Seine Infẽrieure: Deschamps; Deur⸗Sevres: Mẽechain; Var: Emile Ollivier; Nonne: Robert.

Die Journale enthalten eine Reihe Nachrichten aus den Pro⸗ vinzen, die ihnen durch den General Direktor der Posten zugegangen sind. Die Preoclamation der Republik war an einigen Orten bekannt, außer den früher angeführten 3. B. in Cherbourg und Bordeaur, die Abdankung des Königs an den meisten, wie unter anderen in Lyon, wo übrigens Ruhe herrschte, ich ĩ bie Republik bereits in Besangon, Lꝑon, Amoges,

evartements is zon, Linn * Orleans, Moulins, Bordeaux, le Mans, Toulouse, St. Quen⸗

fin, Rismes, Avignon, worden. .

Cormenin dere Nachricht meldet, hen werde, , , ö Ein Theil der ehemaligen Pairs, der bereits verschiedenen Re⸗ gierungen gedient hat, erschien gestern im Stadthause, um sich der provisorischen Regierung zur Verfügung zu stellen.

Odilon Barrot und seine politischen Freunde, Herr Thiers und diejenigen, die unter seiner Fahne marschiren, die Herren Billault, Dufaure und ihre Anhänger haben gestern zwei Versammlungen ge— halten, um sich über die Haltung zu einigen, die sie unter den gegen⸗ wärtigen Verhältnissen anzunehmen hätten. Man beschloß einstimmig in diesen Versammlungen, daß die Männer des Tiers Parti, des linken Centrums und der Linken ohne Rückhalt ihre Anhänglichkeit an die neue Regierung erklären sollten.

Ein großer Theil der Präfekten hat seine Entlassung gegeben, wird jedoch auf seinen Posten bleiben und die Ordnung aufrecht zu erhalten suchen, bis die Nachfolger eingetroffen sind.

Die Wunden des Herrn Lamoriciere sollen ihn, wie heute in den Blättern berichtet wird, für einige Zeit verhindern, in Dienste zu treten. Die frühere Nachricht, daß derselbe ein Kommando am Rhein erhalten habe, scheint also unbegründet.

Der König Ludwig Philipp und die Königin, seine Gemahlin, sollen ihre Flucht in zwei kleinen niedrigen einspännigen Wagen be— werkstelligt haben, die von kleinen Kindern eingenommen waren. Es war, wie man sagt, in dem Augenblick, wo sich der König im schwar zen Frack und runden Hut, ohne alle Abzeichen, und die Königin in großer Trauer in die Deputirten⸗-Kammer begeben wollten, um da— selbst die Abdications-Akte niederzulegen. Geschrei und Aufruhr wuch— sen aber in der Art, daß sich der König und die Königin in einen dieser Wagen flüchteten. Der König nahm das eine und die Königin das andere Kind, die neugierig zum Fenster hinaus auf die Menge blick— ten. Den zweiten Wagen bestiegen zwei Damen, wahrscheinlich Prin— zessinnen. Der Weg ging eilig nach St. Cloud.

Der regelmäßige Postdienst hat gestern wieder begonnen. (Ge⸗ stern, den 3. März, Abends sind die pariser Zeitungen vom 27. und 28. Februar in Berlin eingegangen.) Nordbahn, sagt das Journal des Débats, wird in 3 oder 4 Tagen vollständig wie— derhergestellt sein. Die Beschädigungen derselben sind unbedeutend. Die Eisenbahn-Verbindung zwischen Paris, Rouen und Havre ist gleichfalls unterbrochen, zuletzt namentlich auch noch durch das Nie⸗ derbrennen der auf dieser Route befindlichen Brücke.

ist zum ordentlichen Staatsrathe ernannt. Eine an—

Die Vie

. Paris, 28. Febr. (O. P. A. 3.) Die Gesandten und Kon⸗ suln der auswärtigen Kabinette haben bei dem Gesandten der Pforte gestern eine Versammlung gehalten, worin sie, in Berücksichtigung der Einstimmigkeit der Bewegung, so wie des Anscheins der Kraft und Festigkeit der provisorischen Jiegierung, beschlossen haben, so lange auf ihren? Posten zu bleiben, bis sie von ihren Höfen Entscheidung erhalten haben werden.

; Das Syndikat der Bäcker von Paris macht bekannt, daß die Versorgung der Stadt Paris mit Brod auf 33 Tage gesichert sei, indem die vorhandenen Mehl-Vorräthe sich auf So, 000 Sack beliefen. Der Nachweis darüber ist von ihnen der provisorischen Regierung im Stadthause gegeben worden. . .

Alle Abtheilungs Chefs des Ministeriums der auswärtigen An— gelegenheiten haben, wie das heutige Journal des D bats mel⸗ det, ihre Entlassung eingereicht, bleiben aber noch so lange in ihren Functionen, bis sie durch Andere ersetzt sind. Herr von Lamartine hat, da er fortwährend im Stadthause als Mitglied der provisorischen Regierung beschäftigt ist, die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten einstweilen dem Herrn Bastide übertragen. Es heißt, daß Herr Moussette LVabinets⸗ Chef unter Lamartine werden wird.

Das Journal des Deébats war einige Tage ohne Unter⸗ zeichnung erschienen; heute befindet sich am Schluß seines Blattes wieder die gewöhnliche Unterschrift des Herrn Armand Bertin als verantwortlichen Redacteus. . .

In, der Presse hat nun auch Emil von Girardin seine leiten⸗ den Artikel wieder eröffnet und, wie sonst, mit seinem Namen unter⸗ zeichnet. Im gestrigen Blatt richtet er in demokratischem Tone Ver⸗ mah nungen zur Ordnung an das Volk und hält ihm vor, daß es, wenn es sich vor Exzessen nicht zu bewahren wisse, dem Krieg, Ruin, Bankerott, der Hungersnoth und dem Verlust seiner Nationalität entgegengehe. Heute warnt er vor Zwietracht und ruft dem Volke zu: „Vertrauen zu uns selbst! Achtung vor den Gesetzen! Allen unseren Verpflichtungen die ihnen gebührende Ehre!“ ; Während Lamartine sich bemüht, der republikanischen Bewegung einen durchaus inoffensiven Charakter nach außen hin zu erhalten, werden doch schon jetzt Stimmen laut, welche deutlich genug eine , Nicht nur die Demo era tie 4 que richtet bereits ihre Aufforderungen an die Völker, „mit ihren französischen Brüdern zu fraternisiren“, sondern auch der Con— stitutionnel spricht davon, daß Frankreich „im Nothfall“ dazu be— reit sein müsse, die „Unabhängigleit“ () der anderen Völker zu ver— theidigen. Und heute schließt der Ober Befehlshaber der Reͤtional⸗ Garde, Herr Courtais, sogar ein offizielles Aktenstück, einen Aufruf zur allgemeinen bewaffneten Erhebung des ganzen Volks ge en 9 „Uebelthäter, welche Verheerung und Feuerẽbr ůnste um . ver⸗ breiten. was dem „Feinde“ zugeschrieben wird, „der weil er das französische Voll nicht habe besiegen können, bessen Sieg entehren wolle“ mit folgenden Worten offener Propaganda: „Bürger nur Ruhe und Einigkeit; unser theures Vaterland hat seinen Rang an der Spitze der Völker Europa's wieder eingenommen; die Belgier die Italiener ahmen uns nach; alle anderen Völker werden lhnen fol⸗ gen und auf den heiligen Ruf der Freiheit, Gleichheit und Brüder⸗ schaft sich erheben“

In der brüsseler Emancipation liest man: „Die Gewalt war am 24. Februar weder im Stadthause noch in der Deputirten . Kammer; sie war in den Büreaus des National und der Re⸗ sorme. Die Herren Marie und Marrast gehören bekanntlich zum National; Ledru⸗Rollin, Louis Blanc, F. Flocon und Albert find die Männer der Reform e. Diesen Männern war eine gute Lehre nöthig; sie fand sich in den Herren Lamartine, Dupont ' de Eure und Arago; ein Dichter und zwei Greise. Herr Albert, den man Als mechanischen Arbeiter bezeichnet, ist so wenig Arbeiter, als ich 6 . er ist ein Mann von Talent und Einsicht, der an⸗ 69 . war, bevor er seine Studien begann, und der sich in . nischen Partei durch die Vertheidigung eines seiner

n einem politischen Prozesse hervorgethan und gehoben hat.

Nach späteren Nachrichten aus den

Narbonne, Perpignan und Bayonne proklamert

daß derselbe als Botschaster nach Rom ge—

! Die Männer der Democratie pacifique sind zu spät gekommen;

sie haben sich jedoch der Bewegung angeschlossen, und bei ihnen bil⸗ det sich jetzt ein sehr begeisterter Sozialisten Klub, welcher bald an⸗ wachsen und in den gewaltigen und ungeheuren Ereignissen, die sich vorbereiten, einen wichtigen Platz einnehmen wird.“

Straßburg, 29. Febr. Auf das Begehren des Herrn En⸗ gelhardt bestimmt die Munizipal-Kommission, daß die Studenten der Akademie, welche 20 Jahre alt sind, auf ihr Anerbieten hin bewaff⸗ net und den Compagnieen der Nationalgarde einverleibt werden sollen, selbst dann wenn sie nicht in Straßburg ansässig wären. Zu gleicher Zeit dankt ihnen die Kommission für ihren patrlotischen Eifer.

Der General-Lientenant von André hat folgenden Tagesbefehl an die verschiedenen Truppen-Corps der fünften Militair· Division gerichtet: . Folgende telegraphische Depesche ist an den General- Lieutenant, Be⸗ fehlshaber der fünften Militair-Didision, gesandt worden; er beeilt sich, die- selbe den unter seinen Befehlen stehenden Truppen zur Kenniniß zu bringen, welche, an die fraͤnzösische Gränze gestellt, zuerst berufen werden können, der Selbstständigkleit ihres Vaterlandes Achtung zu verschaffen: „„Soldaten, ich beschwöre euch im Namen des Landes und der Ehre, euch um eure Fahne zu schließen, der Stimme der euch besehligenden Offiziere zu folgen; denn die Nation bedarf der Mitwirkung aller ihrer Kinder; ver⸗ gesset nicht, daß ihr berufen sein könnet, ih Unabhängigkeit und die Unverletzbarkeit ihres Gebietes zu vertheidigen; schenket also mei⸗ ner Stimme Gehör, welche im Namen des Patriotismus und der Ehre zu euch spricht. Der provisorische Kriegs-Minister (gez.) General- Licutenant Su bervic.““ In Folge dieser Depesche habe ich dem Minister auf der Stelle und durch den nämlichen Weg Bericht erstattet von den guten, Ge— sinnungen der Truppen aller Waffengattungen, welche in der 5Ften Militair Division stehen, und besonders von dem durch die straßburger Besatzung entfalteten Eifer, um in Gemeinschast mit der National-Garde die öffent⸗ liche Ruhe aufrecht zu erhalten. Im Haupt-Quartier von Straßburg, den 27. Februar 1818. Gezeichnet d André. Für gleichlautende Abschrift: Der Generalstabs-Chef G. d' Es crivieur.“

feierliche

ite Mittag soll die solgender

Straßburg, 29. Febr.

Proclamation der Republik stattfinden. Es ist deshalb Tagesbefehl erschienen:

„Die Departemental-Kemmission wird um 12 Uhr aus dem Präfektur— hause abgehen, um sich auf den Kleberplatz zu begeben, begleitet von zwei Compagnieen der National-Garde, mit der Musik an der Spitze und gefolgt von Pikets der Besatzung. Am Gemeindehause sich das Munizipal⸗ Corps ihr beigesellen. Im Namen der Regierung wird der Präsident der Departemental' Kommission die Nepublik protlamiren; alle Glocken werden erschallen, und eine Salve von 101 Kanonenschüssen wird erdröhnen. Un⸗ mittelbar nachher werden die National⸗-Garde und die Linien-Truppen von den Bürger- und Militair-Behörden gemustert werden, worauf unter dem Rufe: Es lebe die Republik! das Defiliren beginnt. Abends weiden die öffentlichen Gebäude beleuchtet; die Bürger sind eingeladen, die Vorderseite ihrer Häuser ebenfalls zu illuminiren. Bengalische Feuer werden die Ppra— mide des Münsters erhellen.“

. Die Schulen Straßburgs haben die Schulen von Paris gesendet.

Das Comtoir der Bank von Frankreich hat entschieden, daß dem General⸗-Einnehmer die nöthigen Fonds zur Verfügung gestellt wer⸗ . sollen, um dem Gang aller öffentlichen Dienste seine gänzliche Regelmäßigkeit zu lassen. Das Handelsgericht hat in Rücksicht auf die gegenwärtigen Umstände die Verfallzeit der Wechsel, die am 28. 29. Februar und 1. März zahlbar wären, bis zum 19. März ver— längert. Das Vertrauen in der Handelswelt befestigt sich.

wird

Glückwunsch⸗Adresse an

X Paris, 27. Febr. Ueber die Einzelnheiten der Abreise Ludwig Philipp's und der Königlichen Familie am 24sten haben bis jetzt die Blätter fast noch gar nichts mitzutheilen vermocht oder be⸗ liebt. Zum Theil begreift sich dies durch den Umstand, daß die Zahl der Augenzeugen verhältnißmäßig sehr gering war, indem gerade in jenem Augenblicke die ganze Masse des Volkes an der anderen Seite der Tuilerkeen und gegen das Palais Royal zu sich zusammendrängte, wo noch der heftigste Kampf währte. Ich habe nun Einiges von Augenzeugen erfahren und will dies verbunden mit den Angaben be⸗ richten, die ein gewisser Charles Maurice gestern Abend zuerst in ei⸗ nem der weniger bekannten hiesigen Journale brachte. Der Unter⸗ zeichner des Artikels erklärt, nicht blos Augenzeuge, sondern selbst Handelnder gewesen zu sein. Ec stand gegen J Uhr Nachmittags auf dem Konkordien⸗Platze zusammen mit dem Obersten des 2Alsten Regiments, der laut seine Sympathieen für die Sache des Aufstan— des äußerte und auch sogleich seinen Truppen die Bajonette abzunehmen befahl, da kam ein junger Mann in bürgerlicher Kleidung, der Sohn des Admirals Baudin, zu Pferde in scharfem Trabe dahergesprengt, ausrufend, Ludwig Philipp habe abgedanft, und mit dem Verlangen, daß man die Kunde davon weiter verbreiten solle. Wenige Augen⸗ blicke nachher sah man aus dem Tuilerieengarten, dessen Thor sich geöffnet hatte, Nationalgardisten zu P ferde im Schritt herauskom⸗ men, wie wenn sie die Spitze eines Zuges bildeten. Dieselben such— ten durch Zurufe und Geberden die versammelte Masse zu vermögen, sich jeder ungünstigen Kundgebing zu enthalten, und man soll unter Anderem die Worte aus ihrem Munde gehört haben: Une grande imfortune! Fast unmittelbar darauf sah man aus dem Tuilerieen⸗ garten, inmitten der Reiter und gefolgt von etwa dreißig Personen su verschiedenen Uniformen, Ludwig Philipp zu Fuß herauskommen, mit dem rechten Arm sich auf den der Königin stützend, die eine sehr feste Haltung gezeigt haben soll und den sie umgebenden Leuten fest ins Auge schaute. Ludwig Philipp trug einen schwarzen Frack und runden! Hut, keine Orden oder sonstige Auszeichnung, die Königin war in Trauerkleidern. Man sagte, sie begäben sich nach der Deputirten-Kammer, um dort die Abdankungs⸗Akte niederzulegen. Eine Abtheilung der zweiten Legion der National- Garde hielt das Volk zurück. Trotz der Warnung sollen einige Rufe laut geworden sein, darunter die: Es lebe die Reform! Es lebe Frankreich! auch von mehreren Seiten: Es lebe der König! Als die ganze, den Kö⸗ nig und die Königin umgebende Gruppe an dem Asphalt, welcher den Obelisken umgiebt, angekommen war, wurde plötzlich Halt ge— macht, ohne daß man wußte, warum. Indessen soll der Grund da⸗ von, nach der Versicherung von anderen Augenzeugen, der gewesen sein, daß erst dort, vor dem Obelisken, der König schnell die Abdan⸗ kungs-Akte schnell unterzeichnete, was bis dahin noch nicht geschehen war. In diesem Augenblick drängten sich Personen zu Fuß und zu Pferde so hart um die Königlichen Personen, daß diesen die freie Be⸗ wegung dadurch benommen wurde. Der König, sichtlich ergriffen, kehrte sich um, hob den Hut in die Höhe, schwenkte ihn und sprach einige Worte, die nur eine Wiederholung der Abdankungs⸗ Erklärung und ein Wunsch für das Glück Frankreichs unter der Re— gierung feines Enkels mit der Negentschaft der Frau Herzogin von Orleans gewesen sein sollen. So versichert eine Person, die sehr nahe gestanden haben will. Es begreift sich, daß in dem Lärm nur Wenige die Worte hören konnten. Man schrie durch einander ringsum, die Pferde stampften das Pflaster, kurz, es war ein allgemeiner Wirrwarr. Die Königin, deren Arm der König hatte fahren lassen, wandte sich beunruhigt und mit großer Lebhaftigkeit um und sprach einige Worte. Da will nun Herr Charles Maurice der Königin ge⸗ sagt haben: „Madame, fürchten Sie nichts; setzen Sie Ihren Weg fort, die Reihen werden sich vor Ihnen öffnen.“ Diese Worte seien aber, fügt er hinzu, wahrscheinlich mißverstanden oder mißdeutet worden,

denn die Königin, seine Hand zurückstoßend, habe ihm in w zugerufen: „Lassen Sie mich!“ Darauf habe sie Ludw g Pihlipp wieder am Arm genommen und Beide seien wenige Schritte davon in zwei nie- drige, kleine einspännige Wagen gestiegen. Im ersten Wagen befand sich der König mit zwei Kindern der Königlichen Familie, ihm zur Rechten die Königin. Die Kinder standen vor dem Königlichen Paare und' betrachteten neugierig durch die Wagenfenster die Menge. Schnell fuhr nun dieser Wagen von dannen, umgeben und gefolgt von der ganzen Kavallerie, die zugegen war, National- Gardisten, Kürassieren und Dragonern, als der zweite Wagen, in den zwei Damen stiegen, welches, wie man sagte, die Prinzessinnen waren, auch nachfuhr. Die Bedeckung schätzt Herr Charles Maurice auf 23090 Mann, nach der Versicherung eines anderen Augenzengen aber war sie weit stärker und betrug wenigstens das Toppelte. Der Wagen schlug die Rich⸗ tung nach St. Eloud ein. Unter den Personen, welche den König bis zum Wagen begleitet hatten, war Herr Cremieux, der auch die Abdenkungs Akte aus dessen Händen empfangen zu haben scheint

und sie nachher in die Deputirten-Kammer brachte, wo darauf jene

Sitzung stattfand, in welcher bewaffnete Haufen eindrangen, Schüsse abfeuerten, die Tribüne bestiegen und das Leben des Präsidenten der Kammer bedrohten, so daß dieser zur Flucht sich genöthigt sah, Scenen, von welchen die Frau Herzogin von Orleans mit ihren bei⸗ den Söhnen Zeuge gewesen. .

Das gestern, nach Beseitigung des blutigen Symbols der ro- then Fahne, wieder angelegte dreifarbige Band ist nach den Schrek⸗ ken der vorhergehenden Tage gewissermaßen ein Zeichen der Freunde der Ordnung geworden, und man sieht selbst die meisten Ausländer, wenn sie auch in den Kampf der Parteien sich durchaus nicht einge⸗ mengt haben, dasselbe tragen, um sich nicht in eine zweideutige, viel- leicht gefährliche Stellung gegenüber dem Geiste der Bevölkerung zu versetzen. Auch ist es fast eine Unmöglichkeit geworden, sich dem Tragen dieses Abzeichens zu entziehen, da Hunderte, ja Tausende von Leuten, die gegenwärtig ohnedies keine andere Beschäftigung ha⸗ ben, aus Anfertigung solcher dreifarbigen Schleifen ein förmliches Gewerbe gemacht haben und sie j

sedem auf der Straße an ihnen Vor- übergehenden, der das Zeichen nicht schon trägt, buchstäblich aufnö⸗ thigen.

Das Verschwinden der Männer der rothen Farbe von den Straßen hat auch in der That sogleich die heilsame Wirkung gehabt, wieder das Vertrauen in die Herstellung der Ordnung zu beleben; ben so haben die kräftigere Sprache und die energischeren Maßre⸗ geln der provisorischen Regierung zu diesem Zwecke, so wie die an⸗ trkennenswerthe Hingebung, welche die National-⸗Garde jetzt in einem fast unaufhörlichen Tienste keweist, einen Zustand wieder herbeige⸗ führt, den man in so kurzer Zeit für unmöglich hätte halten sollen. Im Junnern von Paris herrscht besonders seit gestern Abends wieder gute Ordnung und wird durch die unaufhörlich nach allen Richtungen

zenden Patrouillen der National-Garde, besonders auch bei Nachtzeit, aufrecht gehalten und gesichert. Heute sind in Folge davon die meisten Läden, welche nicht sonst überhaupt an den Sonn⸗ tagen geschlossen bleiben, wieder geöffnet, und der Anblick der Stadt ist zwar sehr belebt, aber nirgends bemerkt man besorgliche Mienen. Auch da zeigt sich der National- Charakter der Franzosen wieder ganz in seiner Eigenthümlichkeit: die wie⸗ dergekehrte Gunst des Augenblicks läßt sie nicht oder wenig an das denken, was die Zukunft in ihrem Schoße verhüllt, und fast sorg⸗ los überlassen sie sich daher der ihnen so natürlichen Heiterkeit. Nur Rational-Gardisten hört man da und dort über den drückenden schwe⸗ ren Dienst klagen, der allerdings fast unaufhörlich ist; indeß unter⸗ ziehen sie sich demselben in dem Bewußtsein, welche große Interessen an' dessen kräftiger Fortsetzung geknüpft sind. Die Nationalgarde hat heute auf den Boulevards gegen Mittag sich aufgestellt, um eine große Musterung vor den Mitgliedern der provisorischen Regierung zu passiren, die am Fuße der Juli— Säule auf dem Bastille⸗Platze ihren Platz nehmen, dort die Republik feierlich proklamiren und dann jede Legion vor sich defiliren lassen.

Tas Welter ist diefer Feierlichkeit nicht günstig, es regnet seit gestern Abend schon an einem fort und sehr stark; dessenungeachtet ist der Zudrang der Bevölkerung ungeheuer, und die Legionen der National- garde selbst, zwölf zu Fuß und eine zu Pferd, sind in einer Stärke ausgerückt, wie man sie wohl noch niemals gesehen hat. Es giebt einzelne ECompagnieen und zwar sehr viele, in manchen Legionen, wie die zweite, sechste und zehnte, fast alle, welche mehr als 350 Mann stark erschienen sind. Nicht nur alle schon bisher dem Corps einver- leibten Bürger, sondern auch eine Menge anderer, die noch nicht oder nur zum Theil uniformirt und bewaffnet sind, haben sich heute einge⸗ funden, und um diese Buntscheckigkeit nicht allzu sichtbar werden zu lassen, hat man die Nichtuniformirten meistens ins mittlere Glied ge⸗ nommen. Mit großer Schnelligkeit haben alle diese Leute in die militairischen Bewegungen und Handgriffe, wie nicht minder in den geregelten Patrouillendienst des Nachts, sich gefunden. Für den Augen⸗ bick fühlt alle Welt, daß das einzige Mittel, die Srdnung und die Sicherheit der Personen und des Eigenthums zu erhalten, nur im An⸗ schluß an die bestehende Regierung liege, und diese findet daher von allen Seiten kräftige Mitwirkung.

Bürger-Vereine haben an alle ihre Mitbürger durch öffentliche An⸗ schläge die Aufforderung ergehen lassen, alle Verschiedenheit der An⸗ sichten und Ueberzeugungen bei Seite zu lassen und nur für das erste höchste Ziel, für die Ordnung, zusammen zu wirken. Die wilden, regellosen und auch nicht selten zügelloseẽ Haufen bewaffneter Indi- viduen, welche am 24sten, 25sten und noch während eines Theils des gestrigen Tages die Straßen durchzogen mit Geschrei und Schießen, welches ein Freudenschießen genannt wurde, vielen der Unvorsichtigen aber selbst schwere Verletzungen zuzog, sind verschwunden. Auf meh⸗ reren Punkten sind solche Individuen, welche Miene machten, sich Gewallsamkeiten zu erlauben, von National-Gardisten und auch von Leuten in Civilkleidung festgenommen und der Behörde übergeben worden. Mehrere Dlebe, welche ihr sauberes Handwerk bei der jetzigen Gelegenheit mit besonderem Vortheil ausüben zu können meinten, wurden ertappt, und nur mit größter Mühe konnten sie der erregten Volkswuth entrissen werden, die augenblicklich summarische Justiz an ibnen üben wollte. Die Gerüchte, daß wirklich mehrere solche Gauner sogleich an verschiedenen Orten erschossen worden seien, glaube ich als unbegründet bezeichnen zu können. Traurig aber scheint es in der Umgegend von Paris auszusehen, wo Banden von Gaunern umherziehen.

Was aus wirken könnte, weiß man nicht.

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sich durchkreuzend

der Gendarmerie geworden ist, die hier am meisten gas die Linientruppen betrifft, so erkennt die provisorische Regierung in einer Proclamation selbst an, daß die Armee nach der Erschütterung der drei 66. demoralisirt ist, s trffff daher Anstalten zu Neorganisation derselben. 6 . Yer cht . Tode des Königs entbehrt bis jetzt aller Be- stätigung. Herr Guizot und die übrigen Minister der letzten Regie rung sollen glücklich in England angelangt sein. Großbritanien und Irland. London, 28. Febr. Heute Mittag fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Kabinets⸗Rath statt. . Der Herzog von Nemonrs, begleitet von der Prinzessin Clemen- tine, ist mit fünf Dienern und Gefolge gestern Abend 8 Uhr auf der