1848 / 69 p. 9 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

i enen Verbindlichkeiten zu erfüllen und dem Staats dienst zu mee . scdoch die provisorische Regierung eine gewöhnliche fis irg Einnahme 1 als eine ihrem Grundwesen nach politi che Tar. So darf der Stempel für periodische Schriften, die im Augenblick der allgemeinen Wahlen den Austausch aller Gefühle, Ideen und Meinun-

n so sehr fördern, nicht länger beibehalten werden. Die vollste Dis lus-

ire fehr ist das unerläßlichste Erforderniß für jede freie, 3 Wahl. 8 somit die provisorische Negierung die dringendsten Bedürf- nssse im Auge hat, beschließt sie folgende aßregeln: . Art. 1. Der Finanz-Minister ist auf Grund seiner Erläuterungen er= mächtigt, die halbjährigen Staatsschulden-Jinsen in Paris vom 6., in den Deparlements vom 15. März an zu zahlen, obwohl sie erst am 22. März ällig sind. ; 9 ri. 2. Ein Diskonto⸗Comtoir ist unter der Benennung „Dotation des Kleinhandels“ zu errichten. z

Art. 3. Der Stempel von periodischen Schriften ist aufgehoben.“

Es wird dann an den Patriotismus der Steuerpflichtigen appellirt. „Wir verlangen gegenwärtig von den Steuerpflichtigen“, heißt es nämlich am Schluß dieses Dekrets, daß sie ihre Abgaben auf 1 Jahr im voraus zahlen, um die provisorische Regierung in den Stand zu seßzen, alle Leiden zu lindern, allen Erwerb wieder zu beleben und die Vortheile des Kredits auf Alle auszudehnen, deren Arbeit den öffentlichen Reichthum steigert. Mitbürger! Ihr könnt auf die unbeugsame Hingebung der provisorischen Regierung zählen; gestattet ihr den Stolz, zu glauben, daß sie auch auf Euch zählen kann.“ 1 ;

n Folge dieses Dekrets hat der Finanz-Minister ferner die fol⸗ gende Bekanntmachung publizirt: j :

„In Erwägung, daß es für die Wohlfahrt der Republik von Bedeu— tung ist, daß alle Arbeiten wieder begonnen werden und der Handel so schnell als möglich in die normalen Bahnen seiner Thätigkeit wieder zurück= kehrt; in Erwägung, daß das beste Mittel, diesen doppelten Zweck zu errei- chen, darin besteht, den schnellen Umlauf des baaren Geldes wieder herzu⸗· stellen; in Erwägung, daß die aus allen Gegenden der Republik einlaufen⸗ ben Berichte melden, daß die Zahlung der Steuern regelmäßig erfolgt, und daß die Beweise eines wahrhaften Patriotismus von allen Seiten dauernde und reichliche Zahlung erwarten lassen; in Erwägung, daß die Staatskasse schon jetzt den zur Tilgung der semestriellen ins bons derõproz. proz. und proz. Staats- renten ubthigen Bäarbestand vorräthig hat; in Erwägung, daß die Voraus bezah⸗ lung des Semesters für die meisten Interessenten st vortheilhaft ist und doch keinen Verlust für die Staatskasse verursacht; in Erwägung, daß die Aus- gaben aller . durch die Posten gedeckt sind, deren Eingang durch die Rücklehr zur Drdnung und Zuversicht Aller gesichert ist, beschließt der Finanz- Minister im Namen der provisorischen Regierung wie folgt: Die Jahlung der halbjährigen Zinsen der proc, 4 proc. und proc. Staatsschulden, welche am 22. Marz d. J. erst fällig, erfolgt an den Kassen sowohl in Paris, als in den Departements, in Paris vom 6. März und in den Departements vom 15. März an. Paris, 4. März 1848. Goudchaux.“

Eine fernere Verfügung des Finanz⸗Ministers bestimmt die Zin⸗ sen für die Schatzscheine von heute an in der Art, daß die auf 3 bis 5 Monat laufenden Bons mit 4, die auf 6 Monat mit 5 pCt. jährlich ver zinst werden.

Eine Zahl von 150 bis 200 Arbeitern, Abgeordnete der ver⸗ schiedenen Gewerke, nahmen am Mittwoch um 9 Uhr Morgens auf den Sitzen Platz, auf welchen vor noch kaum zehn Tagen die Pairs von Frankreich saßen. Louis Blanc, der Präsident der Kommission, hatte den Sitz des Herzogs Pasquier inne; Albert, gleich ihm Mit⸗

glied der prowisorischen . und Vice⸗Präsident der Versamm⸗ lung, saß neben ihm am Büreautische. Louis Blanc eröffnete die Sitzung mit einer feierlichen Ansprache. Er hob darin die „Neuheit und Größe“ des gegenwärtigen Schauspiels hervor. Zum erstenmale in der Geschichte sähen sich Arbeiter zusammengerufen, um im Verein mit der Regierung das große Problem ihres Schicksals zu lösen und zwar in demselben Saale, in dem einst die Aristokratie des Landes Gesetze gegen die Emancsation des Proletariats geschmiedet. (Bei=

fall. Zweck der Kommission sei, alle die Arbeiter betreffenden Fra—= gen zu prüfen und das Ergebniß in einen Gesetz⸗ Eutwurf zusammen⸗ zufassen, der der National⸗Versammlung zur Genehmigung vorgelegt wer⸗ den solle. Einstweilen solle aber auch jede Klage des Arbeiters gehört und ihr so rasch als möglich abgeholfen werden. Es bestiegen sodann meh— rere Arbeiter den Rednerstuhl, um die Wünsche ihrer Gewerke vor⸗ zutragen. Unter diesen Wünschen traten besonders zwei hervor, deren soforkige Abschaffung dringend beantragt wurde, die Verkürzung der Arbeitestunden und die Abschaffung der Marchandage der sogenannten Tacherons, d. h. derjenigen Zwischenunternehmer, welche die Arbeiter am unbarmherzigsten ausbeuten, indem nur sie mit dem Besteller einer Arbeit direkt abschließen und dann, um einen desto größeren Gewinn zu machen, den Lohn so tief als irgend denkbar herabdrücken. Dar⸗ auf schritt die Versammlung zur Bildung eines Ausschusses, der sie in der Regierungs-Kommission vertreten, sollte. Der Präsident wünschte, daß dieser Ausschuß aus möglichst wenigen Mitgliedern bestehen möge weil sonst die Arbeiten der Kommission durch zu ausgedehnte Diskussionen gehemmt sein würden, und schlug dar— um nur drei Vertreter jedes Gewerkes vor, von denen der Eine an den Arbeiten der Kommission selbst Theil nehme, die beiden Anderen aber die vorliegenden Fragen jedesmal aus der Kommission in das Gewerk trügen, um sie dort erläutern und eventuell vervollstäudigen zu lassen. Außerdem würden noch diejenigen Personen in die Kom- mission gerufen und zur Berathung gezogen werden, die durch ihre soziale tellung besonders geeignet dazu erscheinen müßten. Als in— deß die Wahl des delegirten Ausschusses eben vor sich gehen sollte, erschienen zahlreiche Haufen von Arbeitern in dem Sitzungssaale und erklärten, daß, da viele Gewerke gar nicht vertreten seien und ein großer Theil der Anwesenden nur kraft angemaßter Vollmachten handle, die Ge— sammtmasse der pariser Arbeiter die Gültigkeit der heutigen Verhandlun= 6e nicht anerkenne. Der Präsident suchte den Sturm dadurch zu

eschwichtigen, daß er eine sofortige allgemeine Zusammenberufung sämmtlicher Gewerke versprach; allein die Arbeiter erklärten, nicht eher in die Werkstätten zurückkehren zu wollen, als bis die beiden Fragen der Arbeitszeit⸗Verkürzung und Marchandage gelöst seien. Auf Zu⸗ reden Arago's einigte man sich endlich dahin, daß am folgenden Tage, um eine möglichst unparteiische Vertretung zu sichern, sowohl die Mei⸗ ster als die Gesellen aller Gewerke sich versammeln und Abgeordnete schicken sollten. Der Präsident schloß dann die Sitzung mit einer kurzen Rede, worin er sagte:

„Sterben auf einer Barrikade, ist ohne Zweifel heldenmüthig. Dem heranbrängenden Feinde entgegenrücken und ihn aufs Haupt schlagen, er fordert nicht weniger Heldenmnth. Aber in beiden Fällen schlägt man! doch nur fein eigenes Leben in die Schanze. Es giebt jegt aber für eine Re= gierung Fragen, zu deren Lösung eine noch größere Seelenstärke erforder=

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Marchandeurs oder Tacherons, die z. B. bei Bauten einen Theil der Ar⸗ beiten übernehmen und für deren Ausführung mit dem Arbeiter direkt ab= schließen und ihn dann natürlich drücken und pressen, so viel sie können. Die Meister waren dafür, diese Marchandage sosort abzuschaffen. 2) Eine andere Marchandage besteht in der Arbeit auf Stück (travail 3 la pisce oder piägerd). Die Meister waren der Ansicht, diese Arbeit beizubehalten, da sit dem Arbeiter unter den heutigen Erwerbs -Verhältnissen durchaus nicht nachtheilig sei; sie ermuntere zur Thätigkeit und liege eben so sehr im Initeresse des Arbeitsgebers und des Arbeiteis. 3) Die dritte Art Mar— chandage besteht darin, daß Arbeiter sich selbst assoziiren und Arbeiten aus führen, den Lohn unter einander fesistellen und den Gewinn im Verhälmiß der Höhe ihres Lohns unter einander theilen. Diese moderne Associations weise, erklärten die Meister, deren Gefahr wir nicht fürchten, findet unseren ganzen Beifall und verdient ermuntert zu werden. Ad II. Die Verkürzung ber Arbeitszeit stieß auf fast gar keinen Widerspruch, Der pariser Arbeiten arbeitete bisher täglich 11 Stunden, die Provinzial - Arbeiter dagegen 12 Stunden. „Wir setzen uns“, fügten die Meister hinzu, „einer einflündigen Verminderung keinesweges entgegen.“ ö ;

Rach Erledigung der beiden Hauptpunkte enlwarf die Kommis⸗ sion ihren Bericht an die provisorische Regierung; das darauf erlas⸗ sene Dekret ist bereits mitgetheilt. Ein weiterer Schritt auf der Bahn sozialer Reformen ist die beschlossene Association der Arbeit und des Kapitals und Vertheilung des Gewinnes unter die in solcher Weise Assoziirten. Bei jeder industriellen Unternehmung sind hinfort alle Arbeiter, d. h. Handlanger, Handwerker, Gesellen, Werlführer, Aufseher Ingenieurs, Mechaniker, Direktoren 2c. mit denen, welche das Kapital hergeben (Actionairs), assoziirt; diese geben ihr Kapital, jene ihre Arbeit als Einlage. Von der Einnahme vorweg genommen werden die Arbeitslöhne, die Kapitals⸗-Zinsen und die Amortisations— Beträge; der übrig bleibende Gewinn wird, nach Maßgabe des Tage— lohns oder des Kapital- Einschusses, unter sämmtliche Assozüirten ver— theilt. Bereits hat bekanntlich die Nordbahn⸗ Gesellschaft be⸗ schlossen, die Arbeiter der Bahn am Gewinn theilnehmen zu lassen, und man bezweifelt kaum, daß die anderen Eisenbahn-Gesellschaften diesem Beispiele folgen werden.

Ein nicht offizieller Anschlag rief gestern Mittag sämmtliche klei⸗ nen Handelsleute zu einer Generaäl-⸗Versammlung zusammen. In der⸗ selben sollte der Antrag an die Regierung gestellt werden, dem Kleinhandel eine Summe von 30 Millionen vorzustrecken, um alle diejenigen von 1 bis 2 Privatpersonen endossirten Wechsel zu diskon⸗ tiren, welche die Bank abweist.

Ein Rundschreiben des Ministers des Handels und Ackerbaues an die Präfekten lautet, wie folgt:

„Der reichliche Ertrag der letzten Aerndte stellt die Subsistenz des Lan= des vollkommen sicher, aber allein die Achtung des Eigenthumsrechtes und der freie Handel können nach allen Punkten die für den Verbrauch nöthigen Vorräthe schaffen. Es ist die Pflicht der Behörde, überall und für Alle die volle Ausübung dieser Rechte zu sichem. Ihre Festigleit und die Mitwir- kung aller Männer, welche ihr Land lieben, werden uns in der Erfüllung dieser Aufgabe behülflich sein. Ich lenke Ihre Aufmerksamkeit namentlich auf die Noͤthwendigkeit, Alles zu verhüten, was der Verproviantirung von Paris und aller großen Centra der Bevölkerung Hindernisse in den Weg legen könnte. Ich will, um diesen Zweck zu erwähnen, keinerlei außeror= dentliche Maßregeln aufbieten: die Freiheit genügt dazu, und nirgends wer= den Sie in den Fall kommen, daran zu erinnern, daß das Gesetz die Ge— meinden und Gemeinde- Verwaltungen für die Beeinträchtigung des freien Kornverkehrs verantwortlich macht.“

Straßburg, 2. März. Die Departemental-Kommission hat folgendes Rundschreiben an die Maires des Niederrheins geschickt:

„Straßburg, den 29. Februar 1848. Herr Maire! Bedeutende Un— ordnungen sind in mehreren Gemeinden des Departements ausgebrochen. Unruhestifter haben sich an dem Privateigenthum vergriffen. Schnelle Maß⸗ regeln müssen ergriffen werden, um der Wiederlehr von dergleichen Hand- jungen zu steuern, und die strenge Bestrafung die Anstifter dieser strafbaren

Verfuche erreichen. Ihre persönliche Verantwortlichkeit würde in Gefahr gerathen, wenn sie nicht mit aller Kraft und mit allen Mitteln, welche das Gesctz Ihnen zugesteht, sich den Vorsätzen, welche Uebelgesinnte ersinnen könnten, entgegenstellen würden. Sie müssen unverzüglich die Verfügungen von Art. 1 des ersten Titels, Art. 1 und 2 des vierten Titels des Geseßes vom 19. Vendemiaire, Jahr IV., ausrufen lassen, welche lauten wie folgt: „„Sämmtliche in der nämlichen Gemeinde wohnende Bürger haften bür— gerlich für Frevel, die auf dem Gebiete der Gemeinde wider Personen oder Eigenthum verübt worden. Titel 4, Art. 1. Jede Gemeinde ist verant⸗ wortlich für die mit offener Gewalt oder irgendwie gewaltsam auf ihrem Gebiete durch bewaffnele oder unbewaffnete Aufläufe oder Zusammenrotti= rungen wider Personen, wider National- oder Privat-Eigenthum veruͤbten Vergeh'n, wie auch für den zu leissenden Schaden Ersatz. Art. 2. Im Fall die Einwohner der Gemeinde an den Ünordnungen Theil genommen hätten, die durch Aufläufe und Zusam— menrottungen auf dem Gebiet derselben verübt worden, so muß eine solche Gemeinde an die Republik eine Geldbuße zahlen, die dem Betrag des Haupt schadens gleichlömmt.““ Möchten die guten Bürger ihre Bestrebungen ver einigen und nicht gestatten, daß die Morgenröthe der republikanischen Re⸗ gierung, einer Reglerung, welche die Rechte Aller sichern soll, durch Ver= gessen ᷣder Verachtung der Gesetze bezeichnet werde. Ulebelgesinnte Teute werden erfahren, daß die Centralgewalt Sacht und das, Gesetz die Ober⸗ hand behalten muß. Empfangen Sie u. s. w. Für die Departemental⸗ Kommission: Der Präsident, Lichtenberger.“

Gestern und heute wurden auf Dörfern Verhastungen in- Menge vorgenommen. Unter militairischer Bedeckung brachte man Diebe ins Gefängniß. Nach dem Ober-Rheine gingen Truppen ab, um in ein⸗ zelnen Ortschaften die Ruhe aufrecht zu erhalten.

Man spricht davon, daß, falls Liechtenberger die definitive Ober= Verwaltung des Departements nicht übernehme, Schützenberger an die Spitze des Departements gestellt werden würde. Es wird übri⸗

entsetzt werden dürften, und daß die provssorische Regierung, so weit es möglich, die Lage der bisher Berechtigten berüchsichtigen werde. Der General-Profurator Golbery ist indeß seines Amtes enthoben worden. Derselbe war, wie bemerkt wird, ursprünglich Republikaner, dann eifriger Bourbon, hierauf Oppositionsmann, dann wieder An⸗ hänger jedes Ministeriums. 64 . ö Die hiesige Bank diskontirt seit einigen Tagen für beträchtliche Summen. Tie Münze ist sehr stark beschäftigt und hat abermals neue Sendungen von Silber-Barren erhalten, die für Rechnung der Bank, man behauptet jedoch für Rothschild, geprägt werden. I Im Theater wird keine Vorstellung begonnen, bevor nicht die versammelte Zuhörerschaft in Begleitung des Orchesters die Mar⸗ seillaise anstimmt. Proclamationen aller Art, telegraphische Depeschen, breifarbige Kofarden, dreifarbige Fahnen bilden auf den Straßen einen der wichtigsten Verkaufs- Artikel. Bis heute sind etwa 4000

fich ist, ich meine die Fragen, die das Leben und die Existenz von Millio— nen Henn Als die provisorische Regierung die Lösung dieser Frage übernahm, vertraute sie ganz auf Euch, denn ohne Eure Einigleit, ohne Euren einmüthigen Beistand wäre diese Lösung unmöglich.“

Unter dem Rufe: Es lebe die Republik! ging die Versammlung aus einander. .

Vorgestern früh um 8 Uhr waren fast alle Fabrikherren aus Pa⸗ ris und der nächsten Umgegend im Luxembourg versammelt. er Präsident setzte ihnen auseinander, daß die Kommission entschlössen sei, nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Meister zu hören, damit Allen Gerechtigkeit werde. Die Arbeiter, setzte er hinzu, verlangten vor allen Dingen bie Verkürzung der Arbeitsstunden und die Abschaffung der Marchandage; ehe die Kommission darüber einen Beschluß fasse, wünsche ste die Ansicht der Arbeitsgeber zu vernehmen. Diese er⸗ theilten darauf die folgenden Aufschlüsse:

Ad 1. Es giebt mehrere Arten der Marchandage. 1) Sogenannte

Bürger bewaffnet. Die vollständige Legion der Nationalgarde besteht aus 5 Bataillonen. Sie versehen fortwährend den Wachtdienst in Gemeinschaft mit den Linientruppen.

X Paris, 4. März. Wer jetzt Paris durchwandert und die reichen glänzenden Magazine und die Kaufläden aller Art wieder in ihrer ganzen Pracht sich zeigen, überall die Leute wie vor acht Ta⸗ gen ihren Geschäften nachgehen sieht, der möchte sich, wenn er zum ersten Male in dieser Stadt verweilt, versucht fühlen, zu glauben, es sei gar nichts hier vorgefallen, Alles sei im gewohnten Geleise ge⸗

gens versichert, daß im Elsaß sehr wenig Beamte ihrer Stellungen!

ganzen Volkes bemächtigt hatte, die von den Boulevards verschwun— denen Bäume, die gänzliche Abwesenheit aller Uniformen der Linie, Munizipal-Garde und der Stadtsergeanten, erinnern daran, daß über diese Stadt und über diese Bevölkerung ein Gewittersturm hingezo⸗ gen ist, der abermals einen Regierungswechsel und eine Revolution in Frankreich zu denen hinzufügte, die schon vorangegangen sind. Es ist unglaublich, welche ungeheure Veränderung in der äußeren Eischeinung von Paris seit letztem Sonnabend vorgegangen ist. Außer der National⸗Garde mit und ohne Uniform sieht man jetzt keinen einzigen Bewaffneten mehr in der Stadt, und ein Gefühl der voll— kommensten Sicherheit hurrscht überall. Auch in den Umgebungen von Paris scheint den Scenen der Unordnung bereits ein Ende ge⸗ macht. Daß die strengste Wachsamfeit übrigens in der That noch immer nöthig ist und noch lange nöthig sein wird, erhellt schon aus der Thatsache, daß am Sonntag früh ein neuer Versuch gemacht wurde, das Palais Royal in Brand zu stecken. Durch den bereits aufqualmenden Rauch auf die vorhandene Gefahr aufmerksam ge⸗ worden, durchsuchte die Mannschaft des starken Postens der National⸗ Garde der zweiten Legion, welche permanent den Dienst in diesem Palaste zu besorgen hat, die Gemächer und fand in der That den Anstifter des Brandes, der an der Hand verletzt war: es war ein Soldat von einer Grenadier⸗Compagnie eines der Linien⸗Regimenter, welche in Paris in Garnison gestanden, aber nach dem Rückzuge der Truppen aus der Hauptstadt gänzlich demoralisirt waren, so daß eine Menge Soldaten, ohne erst um die Erlaubniß ihrer Chefs anzufra⸗ gen, ihre Waffen weggaben und theils nach Hause gingen, theils nach Paris sich begaben. Jetzt sind auf den Befehl der provisori⸗ schen Regierung Alle bereits wieder auf dem Wege zu ihren Regi⸗ mentern zurück. Sehr bemerkenswerth ist das Verfahren, das die National- Garde eingeschlagen hat, um allmälig alle Bewaffneten aus den Straßen zu verdrängen, welche nicht ihren Reihen angehö—⸗ ren. Die von ihr nach allen Richtungen ausgesendeten Abtheilungen und Patrouillen hielten überall jeden einzelnen Bewaffneten oder auch, wo mehrere sich beisammen treffen ließen, dieselben an und for⸗ derten sie in einer Weise zum Anschlusse an sie selbst auf, die keinen Widerspruch oder gar Widerstand zuließ. So führten sie denn die Einzelnen mit sich auf ihre betreffenden Hauptposten, die alle sehr starf sind, zurück, und die erste Operation, welche dort mit den neuen Ankömmlingen vorgenommen wurde, war, daß man zuerst ihre Ge⸗ wehre untersuchte, um zu sehen, ob dieselben geladen waren, In diesem Falle zog man die Schüsse sogleich aus, wogegen die bisheri⸗ gen Inhaber der Gewehre nirgends Einwendungen machten. Daun wurden diese Leute genöthigt, entweder nach Hause zu gehen oder den Dienst in der National-Garde mitzumachen, an welcher jetzt nach der neulich schon gemachten Ankündigung der Regierung jeder Fran⸗ zose Theil nehmen kann. Fast Alle traten in die Reihen der Natio⸗ nal-Garde ein, deren Führer dann sich die nöthigen Personal⸗Anga⸗ ben von den Neueintrekenden machen ließen und darauf die sachdien⸗ lichen Erkundigungen einzogen. Da die, meisten dieser Leute Arbeiter und für den Augenblick ohne Beschästigung und Brod waren, so wurde dafür gesorgt, daß sie täglich Morgens, Mittags und Abends kräftige Rahrung erhielten, und denjenigen, welchen es an guter Fußbekleidung fehlte, wurden auch Schuhe, gereicht. Seitdem machen diefe Leute nun den Dienst, mit unermüdlichem Eifer mit und beneh⸗ men sich auf eine Weise, die ihnen die Achtung und Zuneigung aller uniformirten National-Gardisten gewonnen hat, TDiese machen nie mals eine Patrouille, ohne einige dieser ihrer nicht uniformirten Ka⸗ meraden sich beizugesellen, und Letztere sind die strengsten Wächter der Ordnung. So ist denn ein großer Theil der Arbeiter, die beschãfti⸗ gungslos geworden waren, entweder in die Werkstätten zurückgekehrt oder 'in die Reihen der mobilen National-Garde eingetreten, für welche die Anwerbungen im vollen Gange sind. Der Zudrang ist fortwährend sehr stark dazu, und selbst junge Leute aus wohlhaben= den Familien nehmen darin Dienst. Tie bedeutende Löhnung von 1 Fr. 50 Cts. für den gemeinen Mann und pro Tag, wozu noch die Bekleidung, vollständige Nahrung und Wohnung kömmt, hat für den Arbeiter der schlechter bezahlten Klassen an sich schon Anziehungskraf genug, abgesehen von der, welche die unter diesen Leuten obwaltende Erhitzung der Gemüther mit sich bringt. ö

Noch Eines ist geeignet, hier und in ganz Franlreich einiger⸗ maßen beruhigend zu wirken, der sichtlich wachsende Ton der Mäaßi⸗ gung, den die als die vertrauten Organe der provisorischen Regie⸗ rung mit Grund anzusehenden Blätter in Betreff der äußeren Poli⸗ tik augenscheinlich annehmen. Der National und die Reforme, deren Haupt-Redacteure Armand Marrast und Flocon jetzt in der provisorischen Regierung Sitz und Stimme haben, sprechen, durchaus nicht mehr von unmittelbarem Krieg gegen die Nachbarländer wie anfangs. Der National hat ausdrücklich gesagt, daß die französt⸗ sche Republik nur dann den Krieg beginnen würde, wenn man sie dazu herausfordere. Auch die offiziellen Erlasse der Regierung sind schon jetzt in einem ganz anderen Tone abgefaßt, als in den ersten Tagen. Wenn da in der ersten Exaltation des Sieges manche Aeußerung mit einfloß, die allerdings sehr kriegerisch klang, so ist dies jetzt ganz anders geworden: man sieht es der gegenwärtigen Sprache der Männer am Ruder an, wie sie so gut als Jedermann fühlen, daß sie ohne Ordnung und Mäßigung nichts vermögen.

Eine Gefahr kann ans den nun schon von mehreren Seiten auf⸗ tauchenden republikanischen Gesellschaften und Ausschissen entstehen, wenn dieselben in die Fußstapfen der ähnlichen Verbindungen zu tre⸗ ten versuchen sollten, welche bekanntlich in allen Quartieren zur Zeit der ersten Revolution bestanden und so viel dazu beitrugen, den Din⸗ gen die schlimme Wendung zu geben, welche sie damals nahmen. Vorläufig sind allerdings diejenigen, welche den Jakobinern von 1793 nachahmen möchten, in der Minderheit geblieben, und bei dem Geist, der sich allgemein und öffentlich ausspricht, darf man wohl hoffen, daß dies auch ferner der Fall sein werde, aber wer könnte in dieser Beziehung etwas für die Zukunft verbürgen!

Dersenige Punkt, welcher jetzt vorzugsweise Gegenstand der Be⸗ rathungen der provisorischen Regierung ist, ist die Bestimmung und Festsetzung der Maßregeln für Vornahme der Wahlen, qus denen die Vertreter des ganzen Volts bei der alsbald zusammentretenden Natio- nal-Versammlung hervorgehen sollen. Mancherlei Vorschläge für den anzunehmenden Wahlmodus sind im Schoße der pn go ser her n err.

gierung selbst gemacht worden, aber man scheint am 6. das ah . system von 1791 aunehmen zu wollen, wonach die ö w, zwei Abstufungen vor sich gehen würden. Ueber den Hen pnn , der für die Einberufung gewählt werden soll, ist, noch nichts entschieden: die Meinungen sollen getheilt sein. Die Einen glauben . Berufung dringend in der kürzesten Zeit schon, um so schnel als möglich aus dem gegenwartigen yrovisorischen Zustande herauszukommen und einen definitiven an dle Stelle desselben tristen zu lassen, um dadurch die Gemüther vollends zu beruhigen und das Vertrauen zurückzuführen, was Alles nur kann erst vollstündig der Jall sein könne, wenn das durch die Bevölkerung von Paris Geschehene und Vollbrachte die

in ihren gewählten Repräsentanten vertretenen Nas

blieben. ur die noch übrig gebliebenen Spuren der zwar beseitig⸗ ten, aber nicht vollkommen geebneten Barrikaden, die Stellen der

einzelnen Orten auch die Trümmer der niedergerissenen Wachthäuser, welche fast alle der Zerstörungswuth zum Opfer sielen, die sich des

Straßen, welche zeigen, daß das Pflaster da aufgerissen war, an!

sfication der in ihr h e r ,, haben werde. Dagegen sind Andere der Meinung, daß

nan ben Zusammentritt ber atisnal̃ Versammlung nicht übereilen dürfe, daß man vielmehr jetzt, wo die provisceischẽ Jiegierung an⸗

fängt, Kraft zu gewinnen und allgemeinen Gehorsam zu finden, der⸗ s

elben noch Zeit lassen müsse, sich selbst und damit die Ordnung, in

Paris wie im Lande, durch Entwickelung der größten Kraft, auf so—⸗ lider Grundlage erst recht festzustellen und zu sichern. Nur erst, wenn dieses Ziel erreicht sei, könne man hoffen, daß auch die Natio⸗ nal-Versammlung mit voller Freiheit berathen und die Wünsche und Bedürfnisse des Landes ganz unumwunden aussprechen könne. Beide Ansichten wollen, wie man sieht, das nämliche Ziel erreichen, nur auf verschiedenem Wege, und beiden ist die Erhaltung der Ordnung ein Hauptmotiv. Doch scheint die letztere Ansicht durchdringen zu wollen, und man nennt jetzt sogar schon die Frist von zwei Monaten als die⸗ jenlg innerhalb welcher sich die National -Versammlung versammeln würde.

Welche Bestimmung eigentlich die 21 Bataillone mobiler Na⸗ tionalgarde erhalten sollen, die hier angeworben und organisirt wer⸗ den, darüber läßt sich noch nichts Bestimmtes sagen. Sie hier zu lassen, bat seine bedenkliche Seite, weil darin doch so manche Ele⸗ mente sich befinden, welche nicht hinreichendes Vertrauen für die An⸗ hänger der Ordnung einflößen; doch dürfte dieser Punkt sich machen, wenn die Leute regelmäßig genährt und gezahlt werden. Sie an die Gränze schicken, wäre eben so bedenklich, da dies von der Macht, deren Gränze sie sich nähern würden, leicht als eine Heraus forderung genommen werden könnte.

Von Wiederübernahme des Dienstes in Paris durch die Linie, ganz oder zum Theil, ist vorläufig noch keine Rede. Im Gegentheil sind nun vom Kriegs Minister die Anordnungen für den Abgang der bisher hier in Garnison gestandenen, seit dem 24sten aber größten⸗ theils in die Bannlieue gezogenen Regimenter in andere Städte ge⸗ troffen. Das 14te Linien⸗Regiment kömmt nach Le Quesnoy, das 21ste nach Orleans, das 25ste nach Bethune, das Z4ste nach Valen— ciennes, das 45ste nach Soissons, das 52ste nach Versailles, das 55ste nach Avesnes, das 69ste nach Calais, das 74ste nach Douai; das Iste leichte Infanterie⸗Regiment nach Versailles, das Fte nach Cam— brai, das Te nach Maubeuge, das 23ste nach Arras. Zwei Um— stände sind beachtenswerth in dieser Art der Vertheilung. ö. Erstens kommen alle diese Regimenter in verhältnißmäßig geringe Entfernung von Paris, meist nach Orten, die nur einen oder zwei Ta? gemãärsche entfernt sind, oder deren Entfernung vermittelst der Eisen— bahnen so gering ist, daß diese Truppentheile in der kürzesten Zeit wieder hier eintreffen könnten. Zweitens und dieser Umstand ver— dient besonders hervorgehoben zu werden alle diese Truppen, mit Aus⸗ nahme eines einzigen Regiments, das nach Orleans kömmt, von wo es aber auch jeden Augenblick in wenigen Stunden vermittelst der Eisenbahn wieder hier sein und weiter geschickt werden kann, sind nach dem Norden gegen die belgische und rheinpreußische Gränze zu, be— sonders gegen die erstere, verlegt worden. Ob bies blos Zufall oder Berechnung ist, will ich nicht untersuchen, jedenfalls aber glaubte ich auf, die Thatsache, aufmerksam machen zu müssen. Die Zahl der Blätter, welche jetzt auf Erhaltung des Friedens hinwirken und all⸗ mälig lauter dafür das Wort erheben, wird immer größer, und die Schreier nach Krieg werden hoffentlich endlich so gut zum Schweigen gebracht werden, als diejenigen aus den Straßen vertrieben wurden woech, n 6 Sicherheit . wollten. .

elgien, eifersüchtig wachend über die Erhaltung seiner junge

Nationalität, trifft jetzt gin fe , Nationalität und seine Unabhängigkeit nöthigenfalls kräftig schützen zu können. Wenn dies auch in der Natur der Sache liegt, so war man doch gespannt darauf, zu sehen, wie diese militairischen Vor— kehrungen längs der ganzen Gränze, und namentlich in den fast un— mittelbar an Frankreich stoßenden Festungen, hier in Paris würden aufgenommen werden. Zur Beruhigung der Freunde des Friedens fand sie aber der Rational durchaus natürlich und durch die ein⸗ fachste Vorsicht geboten, und die Gesinnungen der provisorischen Re— gierung unterliegen sonach über diesen Punkt auch keinem Zweifel.

Die Thätigkeit, welche die Regierung entwickelt, ist in der That außerordentlich, kaum den Schlaf gönnen sich ihre Mitglieder, und nur so ist es auch möglich geworden, daß in so wenigen Tagen schon verhältnißmäßig so viel geleistet werden konnte für die Wieder her— stellung der Ordnung und die neue Organisation der Verwaltung. Selbst den mehr als achtzigjährigen Dupont de l'Eure steht man täglich auf seinem Posten im Hotel de Ville; Herr von Lamartine aber soll in Folge der übermäßigen Anstrengungen in diesem Augen⸗ blicke etwas leidend sein. Es hängt viel an der Erhaltung seiner Gesundheit, die an sich nicht eine der festesten ist. So lange er mit an der Spitze der Geschäfte bleibt, darf man sicherer hoffen, daß es nicht zu äußersten Schritten kommen wird. Die Gerichte sind be⸗ reits vollauf beschäftigt mit Einleitung des Prozesses gegen die Theil⸗ nehmer an den Akten der Plünderung und Zerstörung, welche beson⸗ ders in der nächsten Umgebung von Paris vorgefallen sind. Unter den besonders hart mitgenommenen Privat⸗-Besttzungen besindet sich, außer den Eisenbahnen, das Schloß und der Park des Barons von Rothschild zu Suresne in geringer Entfernung von St. Cloud. Am ärgsten aber hausten die Brandstifter am 25sten am großen Bahnhofe der Nord⸗-Eisenbahn zu Pontoise, wo am Sonnabend, den 26. Fe⸗ bruar, Alles vernichtet und niedergebrannt wurde.

Ganz Paris ist heute auf den Boulevards. Jedermann will den großen Zug mit ansehen, der von der Kirche Madelaine nach dem Bastille⸗Platze sich wendet, wo unter der Juli-Säule die Leich— name der in den drei Februar⸗Tagen im Kampfe Gefallenen nieder gelegt werden sollen. In allen nach den Boulevards führenden Straßen drängt sich die Masse diesen zu, und das Gewühl ist in manchen Sign von Mittag an so stark, daß man Mühe hat, durch— zukommen. Dessenungeachtet herrscht übrigens Ordnung.

N. S. Der ungeheure Zug mit den Leichnamen der Gefalle⸗ nen der drei Tage ist in dem Augenblicke, wo ich schreibe 24 Uhr Nachmittags, kaum bei der Julisäule angelangt, wo die geserlichteit der Beisetrzung vor sich geht. Der Zudrang ist unbeschreiblich, man sieht Fahnen in Masse, hört Gesänge, darunter natürlich von Zeit zu Zeit die Marseillaise. : Leute aller Stände gehen durch einander gemischt, wiewohl die einzelnen Corporationen sich an einander zu schließen suchen. Man bemerkt auch die Freimaurer, durch eine zahl⸗ reiche Deputation mit Fahnen und Insignien vertreten. Es sollen nämlich unter den Gefallenen auch mehrere Mitglieder dieses Ordens sich benden. Die Ordnung wurde, trotz der Menschenmasse nicht einen Augenblick gestört.

Telegr. Depesche. Paris war am Sten ruhig. Di Wahl-Kollegien sind zum 9. April zusammenberufen. Am 2 2A soll die National⸗Versammlung zusammentreten, sie soll 900 Volks vertreter haben. Man hofft in Paris auf einen Aufstand in Bel— gien; 5 Regimenter sind von Paris an die belgische Gräuze gerückt.

nn! Großbritanien und Irland.

ondon, 3. März. Ihre Majestät die Königin hielt gestern im Buckingham Palast Hof und eine e fn ren Bäer,! * Graf von Aberdeen gab das Band und die Insignien des von seinem verstorbenen Bruder, dem Sir Robert Gordon, getragenen Bath⸗ Ordens zurück.

Herr Duchatel, der flüchtige französische Minister, ist in Brighton gelandet und wir kee gn dort feinen Aufenthalt nehmen. oh estrize Angabe, des Globe, daß die achtzigsährige Mutter des Herrn Guizf in London angekommen sei, hat sich als unbegründet

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In der vorgestrigen Unt er haus- Sitzung vertheidigte sich Lord Pal⸗ merston gegen die vor acht Tagen gegen ihn erhobenen Angriffe der Herren Anste) und Urquhart. Er erklärte zuvörderst, nachdem ein kleiner Streit unter den irländischen Mitgliedern über die Austreibung

über das irländische Armengesetz beendet war, auf eine Anfrage in Betreff der Ereignisse in Paris, daß seines Wissens keinem Engländer daselbst während der letzten Tage der Aufregung ein Leid zugesügt worden sei, und sprach sodann, als man, der Tagesordnung gemäß, die Fort⸗ setzung der von Herrn Anstey über die auswärtige Politik des Mi⸗ nisters angeregten Debatte beschloß, sein Bedauern darüber aus, das Haus mit einer Darstellung seiner amtlichen Handlungen während der letzten 20 Jahre belästigen zu müssen. Herr Anstey, sagte er, habe seine Anklage auf vierzig verschiedene Gegenstände begründet, welche bereits 139 Diskussionen im Parlamente erfahren und 2775 Foliobände veranlaßt haben. Die geheimen Papiere, welche Herr Anstey beantrage, können nicht vorgelegt werden, aber ein geheimes Comitè könne sie un⸗ tersuchen, und er werde jetzt dem Hause eine Rechtfertigung seiner Handlungen im Allgemeinen zu geben versuchen. Der edle Lord vertheidigte sich gegen die versteckten Andeutungen, offenen Anschul⸗ digungen und groben Verleumdungen, welche die Herren Anstey und Urquhart gegen ihn vorgebracht in einer mehr als fünsstündigen mei⸗ sterhaften Rede von großer Kraft und Beredtsamfeit, welche einen interessanten Beitrag zur neuesten Geschichte der europäischen Politik bildet. Das Haus folgte dem Lord mit großer Theilnahme und gab am Schlusse seimen lauten Beifall zu erkennen, so daß, als einige Mitglieder die Vertagung der Debatte, verlangten, ein allgemeiner Widerspruch sich dagegen erhob und die Monster⸗Motion des Herrn Anstey ohne Abstimmung zu Boden fiel, als der Sprecher die Sitzung um 6 Uhr aufhob.

Die gestrigen Parlaments Verhandlungen boten nur ein geringes Interesse. Im Oberhause ging die Neuseeland-Bill durch das Comité; im Unterhause brachte Dr. Bowring zuerst die Be⸗ schwerden der Insel Man zur Sprache, welche, mitten in der irländi⸗ schen See gelegen, noch immer einen kleinen Urstaat bildet, für dessen Erhaltung Sir Robert Inglis, der Vertreter alles Bestehenden, sich aussprach, Herr Cochrane brächte darauf die Angelegenheiten des König⸗ reichs Griechenland zur Sprache. Zwei Bedingungen, sagte der Nedner, wären König Otto bei dessen Errichtung gestellt: seinein Staate eine freie Verfassung zu verleihen und die Abtragung des Anleihens der drei Mächte (2460, 9000 Pfd. St.). Keine dieser Bedingungen sei erfüllt. Im September 1844 wäre die Geduld der Griechen er⸗ schöpft gewesen; sie hätten sich erhoben und die versprochene Verfas⸗ sung verlangt. Sie hätten sie erhalten; aber das jetzige Ministerium, welches Herr Cochrane in den schwärzesten Farben schilderte, hätte die Wirkung derselben gelähmt. Er verlangt die Veröffentlichung ge— wisser Papiere, zu welcher Lord Palmerston sich gern bereit er⸗ klärte. Dann wurde das neue, große und kostspielige Parlaments- Gebäude noch einmal ausführlich besprochen und darauf die Sitzung vertagt. ; Der Sun giebt über die Ankunft des Königs und der Königin die folgenden Defails: „Ludwig Philipp und die Königin Amalie sind mehrere Tage von Pachthof zu Pachttof in der Umgegend von Tre— port umhergeirrt. Sie waren vollständig erschöpft von Anstrengung, und der König erzählt, in der vorletzten Nacht habe er geglaubt, daß sein Ende gekommen. Am Dienstag schifften sich der König und die Königin, von einem Domestiken und einer Dienerin begleitet, auf ei⸗ nem Fischer⸗Fahrzeug in Treport ein, in der Absicht, den Versuch zu machen, über den Kanal zu kommen und die englische Küste zu er= reichen. Sie wurden in See von dem „Expreß“ aufgenommen, dem Dampfschiff, welches den Dienst zwischen Sonthampton und Havre versieht und sofort seine Richtung nach Newhaven nahm. Es kam um 7 Uhr Morgens diesem Fort gegenüber an, des schlechten

Wetters wegen konnte der Capitain aber erst heute Morgen in die Rhede einlaufen. Der König und die Königin, bei ihrer Ausschiffung don der Bevölkerung sehr wohl aufgenommen, begaben sich nach dem Bridge Hotel. Die erste Sorge des Königs war es, an die Königin Victoria zu schreiben, um ihr seine Ankunft zu melden. Bei seiner Landung trug der König einen grünen Kittel und einen blauen Ueber⸗— zieher, welchen ihm der Capitain des „Expreß“ geliehen. Die Eisen⸗ bahngesellschaft von London nach Brighton hat den ausdrücklich für die Herzogin von Kent bei ihrem Besuch in Brighton erbauten Wa— gen zur Verfügung des Königs und der Königin gestellt.

Dem Vernehmen nach erhielt der französische Geschäftsträger

Graf Jarnac, am Dienstag eine Depesche von Herrn von Lamarine, worin derselbe in den schmeichelhaftesten Ausdrücken ihn aufforderte, auf seinem Posten zu bleiben. Der Graf erwiederte aber daß er bedaure, die Mission in dem Sinne, in welchem sie ihm von Herrn von Lamartine angeboten werde, nicht annehmen zu können, und des- halb so bald als möglich seine Kntlassung zu erhalten wünsche.

Belgien.

Brüssel, 5. März. Die Repräsentanten⸗Kammer hat gestern zunächst den Gesetz-Entwurf über den gesetzlichen Cours fremder Münzen im Lande, dann, mit Stimmen-Einheit, den Gesetz Entwurf über die Herabsetzung, des Wahlcensus, gleichförmig für das ganze Land auf das gesetzliche Minimum, angenommen. Die Regierung hat außerdem, wie die Independance versichert, der Kommission für die politischen Gesetze einen Gesetz⸗-Entwurf zu einer Parlaments Reform auf sehr breiten Grnndlagen vorgelegt.

g. Der Gemeinde-Rath von Lüttich hat in einer außerordentlichen Sitzung eine Adresse an die Regierung angenommen, worin er ihr dafür dankt, daß sie die Initiative in der Wahlreform ergriffen. Eine Königl. Verortnung dehnt die durch Beschluß dom 7. No⸗ vember v. J. für Handwerker und Feldarbeiter geschaffene Auszeich nungs Medaille auch auf die Ackerbau⸗Arbeiter aus. 661 Die Regierung thut alles Mögliche, der arbeitenden Klasse Ar⸗ beit zu verschaffen, damit die Nicht-Beschäftigung nicht Anlaß zu Unruhen gebe, die von Lärmmachern in den gegenwärtigen Verhält⸗ nissen benutzt werden könnten. Di Emancipation? schlägt ber Regierung vor, die Banken zu ermächtigen, in großem Maßstabe zu diskontiren und etwaige Verluste auf Nationalrechnung zu liberneh⸗ men, damit die ö um so leichter die Mittel erhalten, in viele e g e Zeit fortarbeiten zu lassen. ; Von dem Zutrauen zu der Regierung zeigt der e bei der brüsseler Sparkasse sich . 2 um . zufordern. In den ersten zwei Tagen der Bestürzung waren bei den Banken große Massen von Scheinen gegen Baarschaft ausgewechselt worden, auch diese Nachfrage hat bei den betreffenden Anstalten auf— gehört. Es war aus Frankreich eine bedeutende Sendung an Geld bei 1 e i n, o. angekommen.

ie in Brüssel wohnenden Franzosen haben in ei j * haltenen Versammlung 29 k an . Regierung der Republik aufgesezt und eine eigene Deputation soll dieselbe nach Paris bringen. Dieser Deputation ist auch ein Arbeiter

von 5–= 609 Pächtern des Herrn Walsh in der Grafschaft Ennis und

Der belgische Gesandte beim Bundestage, Graf Briey, ist eben nach Frankfurt auf seinen Posten zurück nf

Die Independange rühmt den Eifer, den die Bürger⸗Garde in Brüssel bisher an den Tag gelegt habe. Sogar solche Perfonen, die durch ihr Alter der Dienstpflichtigkeit entbunden, hätten sich beeilt, dem Nufe zu folgen, um die Ordnung aufrecht zu halten und jedem Versuche von Ruhestörern zuvorzufomsmen. Rühmend sei auch anzuerkennen, daß in diesem ernsten Moment alle inneren Parteiungen schwiegen, indem die Fahne der Nationalität und Unabhängigkeit alle Parteien um sich schaare.

In den Journalen hieß es, daß unter den dieser Tage Verhaf⸗=

teten sich viele Aue länder befänden. Die politischen Flüchtlinge haben nun beschlossen, daß sie immer bereit seien, wie 1839, für die be⸗ drohte Nationalität Belgiens sich zu waffnen, und daß sie jeder Einmi⸗ schung in die inneren Angelegenheiten des Landes sich enthalten wür⸗ den, welches sie bisher so gastlich aufgenommen habe. Aus Brügge hört man, daß ein Eisenbahnzug, der eiligst nach Ostende flog, um vor Abgang der Mallepost noch Depeschen hinzu⸗ befördern, als er die Thore der Station verschlossen fand, dieselben mit Gewalt sprengte und, ohne aufzuhalten, seine Fahrt nach Ostende fortsetzte. ;

S ch weizrz.

Kanton Bern. Graf Beis le Comte, ehemaliger Botschaf⸗ ter Frankreichs bei der schweizer Eidgenossenschaft, ist am 2. März als Flüchtlinz in Bern angekommen und hat die berner Regierung um Gestattung des Aufenthalts, um ein Asyl für sich und seinen Ge⸗ sandtschafts-Secretair, den Grafen Reinhard, gebeten. Dies ist ihm ohne Weiteres zugestanden worden. ̃

Auch die Gräfin Landsfeld war von Zürich, wo sie sich, vom Rhein wieder zurückfehrend, einige Tage aufgehalten, in Bern einge⸗ troffen, und man sah sie häufig mit dem englischen Geschäftsträger, Herrn Peel, Arm in Arm spazieren gehen, hinter ihnen her eine Suite von Volk.

Der Vorort hat sich durch die Berichte über Exzesse im Elsaß veranlaßt gesehen, zu den wegen Neuenburgs aufgebotenen zwei Bataillonen noch ein drittes Bataillon aufzubieten, um die Gränzen von Neuenburg, Bern, Waadt und Basel zu besetzen, und zugleich ein Cirkular an alle Gränzkantone zu erlassen, worin er sie einladet, den flüchtigen Juden immerhin das Asylrecht zu gewähren, jedoch die⸗ selben möglichst nach dem Innern zu verlegen. Von diesen Maß⸗ nahmen giebt der Vorort dem Geschäftsträger in Paris zu Händen der französischen Regierung Kenntniß. Ber Vorort hat fer⸗ ner sowohl die Verhandlungen wegen Neuenburgs, als die Schreiben des Herrn Lamartine und die Anzeige der Entlassung des Herrn Bois le Comte, sämmtlichen Ständen mitgetheilt und Herrn Delley als Juterims-Geschäftsträger bei der französischen Republik förm⸗— lich akkreditirt. Der Secretair der französischen Gesandtschaft, Graf Reinhard, gab gestern dem Dunes Pr ben ren in einer Au⸗ dienz die Erklärung ab, daß Graf Bois le Comte seine Mission, die er als eine höchst persönliche, vom König erhaltene ansehe, als be⸗ endigt betrachte. Er, Reinhard, gebe den Exeignissen in Frankreich seine volle Zustimmung, und werde daher für einstweilen die Ge⸗ schäftsträger⸗Stelle für Frankreich vertreten. Die Tagsatzung soll wieder einberufen werden.

Kanton Schwyz. Der nochmals revidirte neue Verfas⸗ sungs-Entwurf ist am 29. Februar mit 2966 gegen 1054 Stimmen angenommen worden. .

Y tal ie n Nom, 19. Febr. (Wien. Ztg.) Gestern Abend, als Cice⸗ rugcchio mit einem seiner Freunde aus einem Boote stieg, zog ein unbekannter Mensch einen Dolch hervor, mit welchem er den Gefähr⸗ ten dieses PVolksfreundes tödtlich verwundete. Gewiß hatte der un⸗ bekannte Mörder eine andere Absicht, und Ciceruacchio entging durch einen bloßen Zufall dem Tode. Ganz Rom wurde bei der Nachricht von dieser Missethat in Aufregung versetzt, und die Bevölkerung sucht jetzt die Spur des entwichenen Mörders zu verfolgen. Man hofft, daß es gelingen werde, den Missethäter bald zu entdecken. Zwei Infanterie⸗Bataillone, eine Schwadron Kavallerie und eine Artillerie⸗Batterie werden zusammen nach Pisaro abgehen, wo sie sich baldigst mit den Truppen von allen Waffengattungen vereinigen sollen. Man spricht von einer Conseription und glaubt allgemein daß 12,900 Mann von der Bürgergarde auf der Liste des aktiven Dienstes als Reserven eingeschrieben werden.

Rom, 24. Febr. (A. 3.) Vergangenen

dem Kapitol eine der ener. Her fan , . . abgehalten. Die Frage, auf welche Weise man Pius IX., als Wiederhersteller des römischen Municipiums, am schlcklichsten ehren könne, kam abermals zur Berathung. Da trat der Jürst Borghese auf und erklärte, als Präsident der Benificenza habe er 8009 brod⸗ lose Arbeiter, für die er innerhalb der nächsten 14 Tage Beschäfti— gung suchen und finden müsse. Wohnungen für arme Leute seien in Rom das dringendste Bedürfniß von Allen. Man möge daher rasch zur Erbauung einer Vorstadt in Trastevere schreiten. Ein großer Gemüse Garten sei ihm zu solchem Zweck unter billigen Bedingungen, angeboten worden. Zur Herbeischaffung der nöthigen Mittel wurde eine durch das Munizipium zu ma⸗ chende Anleihe von 200,000 Scudi in Vorschlag gebracht. Auf dem großen Platz, um welchen die neue Vorstabt erbaut werden soll, denkt man die Granitsäule zu errichten, welche in dem Garten der Väter der Mission auf Monte Citorio seit so langen Jahren unbenutzt liegt. Diese soll die kolossale Statue Pius' IX. tragen. Ferner wurde unter Anderem auch darüber berathen, ob das Munizipium den Betrag der 12,000 Dienstgewehre, welche Pius IX. für die Civica hat aus Frankreich kommen lassen, zu übernehmen habe? Alle anderen Orte des Kirchenstaats bis zu den kleinsten und unbedeutendsten herab haben dies gethan, das römische Munizipium scheint aber gar keine Lust dazu zu haben, und die energischen Vor⸗ stellungen des Generalissimus, Fürsten Rospigliost, und des Brigade⸗ Generals Duca Massimo konnten nur wenig fruchten. Der Kardinal⸗ Ppräsident Altieri sah sich genöthigt, die Diskussion zu vertagen.

Als Gegengeschenk für die Ferraresen, welche dem Munizipium eine reich gestickte Fahne übersandt haben, ist eine Bronzebüste des Papstes mit marmornem Piedestal dekretirt worden.

Die Laien haben noch nicht Wurzeln geschlagen in dem Fort⸗ schritts⸗Ministerium. Schon ist wieder von dem Rücktritt des Ge⸗ nerals Gabrielli die Rede, der eben erst das Portefeuille des Kriegs⸗ wesens übernommen gehabt hatte. Als sein muthmaßlicher Nachfol- ger wird der Lberst der, Artillerie Stuart genannt.

Die öffentlichen Blätter wiederholen das Gerücht, daß die Ver⸗ haftungen, welche in der Nacht vom 11Iten auf den 12ten stattgefun⸗ ken, auf Spuren eines Komplotts geführt hätten, bei welchem der Prinz Bonaparte bloßgestellt sei. Dem Vorhaben desselben, der be⸗ dorstehenden Gerichts Verhandlung, in der über seine politische Auf-

beige gen, der Fürst von Ligne soll bereits die Weisung erhalten haben, unverzüglich mit Herrn von Lamartine den . ge .

herausgestellt.

wieder anzuknispfen.

führung das Urtheil gefällt werden soll, in der Uniform der Civica hee h hen, hat sich Mons. Bruni mit Drohung seines eigenen Rücktritts als Richter widersetzt. .