1848 / 72 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Spanien.

3 Vꝛadrid, 28. Febr. Vorgestern Vormittags erhielt die Regierung durch einen am 24sten Mittags von Bayenne abgegange⸗ nen Courier eine Reihe dort angelangter telegraphischer Nachrichten aus Paris, deren letzte die Abdankung des Königs Ludwig Philipp meldete. Die Minister theilten diese Nachrichten unter dem Siegel strenger Verschwiegenheit nur einigen mit ihnen in Verbindung ste⸗ henden Kapitalisten mit, und erst als diese an der Börse sich mit roßem Verlust ihrer Staatspapiere zu entledigen suchten, begann der Inhalt der eingetroffenen Meldungen zu verlauten. In der Nach⸗ mittags-Sitzung des Kongresses ertheilte der Minister der auswärti⸗ gen Angelegenheiten auf eine desfalls an ihn gerichtete Anfrage cine ausweichende Antwort, indem er vorschützte, daß die Regie⸗ rung noch keine amtliche Kunde von den pariser Vorfällen erhalten hätte. Der Eindruck, den diese Ereignisse auf die beiden Parteien, in die der Kongreß zerfällt, äußerten, machte sich jedoch auf der Stelle sichtbar. Der Jubel, mit dem die Minister und die Moderirten überhaupt die Umwälzungen Italiens begrüßt hatten, verstummte vor den Erschütterungen des benachbarten Landes, während die progressistischen Deputirten plötzlich mit der Er klärung hervortraten, daß ihre Geduld erschöpft wäre und sie von nun an der Regierung einen Krieg auf Tod und Leben machen würden. Hierüber kam es denn zu sehr stürmischen Auftritten, bis endlich der Minister⸗-Präsident, General Narvaez, ankündigte, die Regierung würde trotz jener Kriegs-Erklärung die von ihr ausgesprochenen Grundsãätze der Ordnung und Gerechtigkeit nicht verletzen. „Wenn man aber!, fügte er hinzu, „außerhalb dieses Ortes Barrifaden errichten will und darauf ausgeht, die Dynastie zu ändern, so wird die Regierung dies keinesweges zugeben.“

Gestern Vormittag erhielt die französische Botschaft einen Courier aus Bayonne, der eine am 2ö5sten Mittags von Paris ab⸗— gegangene telegraphische Depesche mit der Nachricht von der Ein⸗ setzung einer republikanischen Regierung überbrachte. Seitdem herrscht unter den Moderirten die größte Bestürzung, während die Progres⸗ sisten sich der Hoffnung hingeben, alle ihre Entwürfe nunmehr zur Ausführung hingeben zu können. Gewohnt, die Revolutionaire Frank⸗ reichs zu Mustern zu nehmen, haben sie beschlossen, gleichfalls ein Re⸗ form⸗Bankett zu veranstalten.

Die Moderirten suchen Furchtlosigkeit zu erheucheln, und der mi nisterielle Heraldo sagt: „Die (pariser) Ereignisse, welche wir gestern erfuhren, haben keinen Einfluß auf unsere Lage; diejenigen, welche wir heute erfahren, weit entfernt, unsere Lage zu berühren, befestigen dieselbe. Wir haben nichts zu befürchten. Alles ist ge⸗ sichert. Alles wird so bleiben, wie heute, und mitten unter dem ent⸗ fesselten Sturme, welcher Europa erschüttert, werden wir der Welt das erhabene und unerwartete Schauspiel der Ordnung und echten Fortschritte gewähren.“ ̃

. Durch solche Worte hat wenigstens die Königin Christine sich nicht täuschen lassen. Sie begreift die hülflose Lage, in welche der Gang der Ereignisse sie versetzen kann, und sucht in ihrer Verlegen— heit dem kürzlich in einigen Staaten Italiens gegebenen Beispiel zu folgen und sich selbst an die Spitze der Umwälzungs⸗Partei zu stel len. Gestern früh ließ sie insgeheim Herrn Cortina zu sich rufen und erklärte ihm, daß, falls er ihr drei (vermuthlich die Sicherheit ihrer Person und ihres Vermögens betreffende) Zugeständnisse zu⸗ sichere, sie ihn und seine politischen Freunde (die Progrefsisten) unver⸗ züglich an die Spitze der Regierung zu stellen bereit wäre. Herr Cortina ertheilte ihr eine ausweichende Antwort. Da der von der Königin Christine gethane Schritt unmöglich den Moderirten ein Ge— heimniß bleiben kann, so ist man sehr gespannt auf den Entschluß, welchen sie ihr gegenüber nun fassen werden.

83 Madrid, 29. Febr. Kaum war gestern Nachmittag die Sitzung des Kongresses eröffnet worden, als der Minister-Präsident, General Narvaez, die Tribüne bestieg und folgendes Aktenstück verlas: . ;

„An die Cortes. Während bei einer benachbarten, großen und mächtigen Nation, Vorgänge von unermeßlicher Bedeutung statt⸗ finden und in verschiedenen Staaten Europa's sich starke politische Erschütterungen fühlbar machen, kann und darf die spanische Regie⸗ rung nicht unterlassen, sich auf alle möglichen Fälle vorzubereiten. Neutral bei diesen Ereignissen, hat sie die unerläßliche Verpflichtung, über den Thron der Königin Isabella II., über die Institutionen und über die Unabhängigkeit des Landes zu wachen. Auf dem von ihr ausgesprochenen Sosteme der Gesetzmäßigkeit beharrend, hat sie, indem sie die Nothwendigkeit, vorsichtig zu sein, er— kennt und, ausspricht, den ersten Blick auf, die versammelten Cortes gerichtet, damit diese ihr die Kraft ertheilen mögen, deren sie vielleicht bedürfen wird, wenn sie nicht versammelt sind, und die sie auf keinen Fall in ungesetzlichen Maßregeln suchen will. Die Re⸗ gierung hat keinerlei Besorgnisse für das Schicksal Spaniens oder die Sache der Freiheit und Ordnung. Aber ihre Verantwortlichkeit würde um so größer sein, wenn aus Vernachlässigung oder Nichter⸗ füllung ihrer Pflichten Gefahr für so heilige Interessen entspringen könnte. Wie die Regierung bereits früher in der Mitte der Natio⸗ nal-Versammlung angekündigt hat, werden weder leichte Beweggründe, noch unbedeutende Rücksichten sie von dem eingeschlagenen Wege der Duldung und Gesetzmäßigkeit ableiten. Sie wird so viel wie mög— lich zögern, die Mittel zu ergreifen, welche die heute durch sie von den Cortes erbetene Ermächtigung in ihre Hände legen wird. Aber wenn sie alle Mittel der Klugheit erschöpft haben wird, so wird sie sich durch den starken Schild der gesetzlichen Ermächtigung ge— schützt sehen, und falls es in einem äußersten unverhofften Falle zum Kampfe käme, so würde sie keinen Zweifel an dem vollständigen Triumphe der Sache tragen, deren Vertheidigung ihr übertragen ist. Diesen Zweck verfolgt die Regierung, indem'sie, mit Genehmigung der Königin, den Cortes nachfolgenden Gesetz-Entwurf vorlegt, wobei sie erwarten muß, daß, wenn es sich nur darum handelt, den Thron die Institutionen, die Unabhängigkeit der Nation, die Unverletzlichkei des Staatsgebietes und die öffentliche Ordnung sicher zu stellen, Ein— stimmigkeit der Meinungen unter allen Mitgliedern der National— Vertretung, die bei der Erhaltung so geheiligter Gegenstände auf gleiche Weise betheiligt sind, herrschen werde. Madrid, den 27. Fe— bruar 1848. Der Herzog von Valencia.“ .

Gesetz⸗Entwurf:

Art. 1. Die Regierung wird ermächtigt:

1) Falls die Umstände es erheischen, die Verfügungen zu treffen welche sie für nöthig erachten wird, um die Ruhe und öffent⸗ liche Ordnung aufrecht zu halten und in jenem Falle die per— sönlichen Garantieen für suspendirt zu erklären, welche der Artikel 7 der Constitution bewilligt, und zwar gemäß den Vor— schriften des Artikels 8 eben derselben.

Die Steuern zu erheben und deren Ertrag in Gemäßheit der vermöge der Ermächtigung vom 11ten d. in Kraft stehenden

Budgets zu verwenden.

Im Falle der Nothwendigkeit auf die von ihr als geeignet er⸗ achtete Weise eine Summe bis zum Betrage von 200 Millionen

Realen (10 Millionen Piaster) zum Behufe der außerordent⸗

lichen Ausgaben, welche die Umstände erheischen dürften, zu

verwenden.

698

Art. 2. Diese Ermächtigung soll für die Zeit Gültigkeit ha⸗ ben, welche zwischen der gegenwärtigen und der nächsten Legislatur verstreicht, und in letzterer wird die Regierung den Cortes Rechen⸗ schaft von dem Gebrauch ertheilen, den sie von dieser Ermächtigung gemacht haben dürfte.“

Die Ausschüsse, in die der Kongreß sich auf der Stelle vertheilte, ernannten die Herren Gonzalez Romero, Martinez de la Rosa, Roda, Calderon Collantes, Gonzalez Bravo und Mayans (sämmtlich Ultra⸗ moderirte) zu Mitgliedern der Kommission, welche ein Gutachten über den Gesetz Entwurf vorzulegen hat. Ohne Zweifel wird die Majo⸗ rität des Kongresses der Regierung die verlangten Befugnisse bewil⸗ ligen.

Die Minister sinden also wenige Tage, nachdem sie die Umwäl⸗ zungen Italiens mit Jubel begrüßten und in ihren Blättern die Be⸗ wohner der Lombardei zum Aufstande reizten, für gut, die Diktatur zu verlangen. Die progressistischen Blätter betrachten diese Maßre— gel als einen der Nation von der Tyrannei hingeworfenen Handschuh und erklären, ihn ausnehmen zu wollen.

Vor der gestrigen Sitzung des Kongresses begaben die Minister sich zur Königin Christine, die durch die pariser Ereignisse so tief er⸗ schüttert wurde, daß sie zur Ader gelassen werden mußte. Die junge Königin besucht nach wie vor verkleidet die öffentlichen Mas kenbälle.

Die Regierung hat den Chef der Gendarmerie, Herzog von Ahumada, mit zwei Adjutanten vorgestern nach Frankreich abgeschickt, um die Herzogin von Montpensier hierher zu führen, falls die Umstände dies erfordern sollten.

Alle hier auf Urlaub anwesenden Offiziere haben Befehl erhalten, zu ihren Regimentern abzugehen. Es heißt, die Regierung beabsich- lige die Aufstellung einer Armee von S0, Mann an der Pyrenäen—⸗ Gränze.

Heute ist die französische Post ausgeblieben.

Die Zproz. Papiere fielen gestern gegen baar von 28 auf 253; die 3proz. auf 153.

HJandels- und Börsen Nachrichten. Berlin, den 11. März 1848.

1H echsel- Course.

Brief. Gold. 145 11166 151 1513

. gi 102 162

Amsterdam . 250 FI. do. 250 FI.

lam burg

do 300 Mr. London 11 3t. k 300 Fr. Wien in 20 Xr. ..... 150 FI. Augshurg 150 FI. 100 Thlr.

100 Thlr.

Kurz 2 Mt. Kur 2 Mt. 3 Mt. 6 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 995 ! S Tage 2 Mi. 995 1001. 2 Mt. 57 857 4 100 snpl. 3 Wochen 106 Inländische Fonds, Pfandbrief, Aommundl- Papiere und Geld - Course.

1023 99

Breslau

Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss..

Frankfurt a. M. südd. W.

Hetersburg

Ef. Rrief. 84 * 87 * i

zf. Brief. Geld.

Kur- u. Nãm. Pfdhbr. 3 Schlesische do. 33 do. Lt. B. gar. do. 33 Pr. BK-Anth. - Sch

Geld. Gom.

K. u. Nm. Schuldv. 3 Berl. Stadt- Obl. Westpr. Pfandbr.

Grosazh. Posen do.

21 ł do. And. Goldm. à 5th. Ostpr. Pfandhbr. ? 5 ö Pomm. do. 86 ö

Disconto.

Friedrichsd'or.

S6 Ass landische Fonds.

Poln. neue Pf4br. do. Part. 500 FI. 4 do. do. 300 FI. IIamb. Feuer- Cas. do. Staats-Pr. Anl. Holl. 23 9h Int.

Kurh. Pr. O. 40 th. 7ʒbꝛz. Sardin. do. 26 Er. N. Bad. do. 35 FI.

Nuss. IIamb. Cert. do. beillope 3. 4.8. do. do. 1. Aul. do. Stiel. 2. 4. A.

do. do. 5 A. do. v. Rthsoh. Lst. do. Poln. Schatz O. do. do. Cert. L. A. do. do. L. B. 200 RFI. Fol. a. Pfdbr. a. C.

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Eisenbahn- Actien.

Volleing. ; O. Schl. Li. A Amst. Rott. do. Prlor. Arnh. Utr. O. Schl. L. B. Berl. Anh. A. Ptsd. Męgdb. do. Prior. de, Pr. B. Berl. Hamb. . do. do. Rhein. Stm. do. Prior. do. St. Fr. do. v. St. gar. Sächs. Bayr. Sag. - Glo. do. Prior. do. do. St. Vohw. do. Prior. Thüringer. Wbb. (C. O.) do. Prior. Tarsk. Sela.

excel. Div.

do. Prior. Berl. Stett. Bonn-Cöln. Bresl. Freib. do. Prior. Chem. Riza. Cöln. Mind. do. Prior. Cöth. Bernb. Cr. Ob. Seb. Dresd. Görl. Diss. Elberf. do. Frior.

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Gloggnitæ. HImb. Bergd. Kiel-Alt. Lp. Dresd. Lb. Zittau. Magd. Ilalb. Mad. Leipæz. do. Prior. Mecklenb. N. Schl. Mk. do. Prior. do. Prior. do. III. Ser. Nrdb. K. Ed.

Quit. Bog. 4 2 4 Ih 7 9 Aach. Mastr. Berz. Mrk. 50 Berl. Anb. B. 85 33 6. Bexb. Lud. 64 6. Brieg -Neiss. 2 B. Thür. V. 907 * 3 ba Magd. Witt. 5 S9 bn. Nrdb. E. W. 6 Starg. Pos. (Schluss der Börse 3 Uhr.)

Unsere Actien- Course, welche anfangs der Börse zum Weichen neigten, befestigten sich durch mehrseitige Ankäuse und schlossen mei- stens zur gestrigen Notirung. Staatsschuldscheine haben sich behaup- tet. Bank-Antheile höher bezahlt.

Getraide - Bericht. Am heutigen Miarkt waren die Preise wie foltt: Weinen 52— 56 Rthlr. Roggen loco 34— 38 Rihlr. ö pr. April / Mai 333 - 33 Rihilr. = Mai M unĩ 34— 337 Rihlr. Junk fiuli 3. 34 ihr. llaser 48/57 pfd. 22 Rihlr. A8 pfd. pr. Frühjahr 20 Rihlr. G. S0 pid. . 213 Rihlr. Br, 21 G.

C D 2

8

D

165 n. 415 6. 60 ba.

.

Gerste 33-32 Rthlr

Rüböl loco 199 - d Rthlr. April / Mai 10 - * Rihlr. Mai / Juni 10 - * Rihlr. Sep. / Okt. 107 Rihlr.

Spiritus loco 173 Rihlr. Frühjahr 177 Rihlr. = Juui / Juli 181 - 185 Rthlr. G.

Breslau, 19. März. Weizen, weißer 53, 60 bis 677 Sgr. gelber 50, 57 bis 63 Sgr.

Roggen war zwar nur mäßig zugeführt, die Kauflust jedoch war noch kleiner, bezahlt wurde 40, 467 bis 50 Sgr. Für 200 Wspl. Sapfd. 2 6 im März und April fr. Kahn hier zu liefern wurde 42 Rthlr. ezahlt.

Gerste sehr flau, 36, 41 bis 463 Sgr.

Hafer erhält sich dagegen, weil in den Händen der Konsumenten gar keine Vorräthe sind, auf 23, 26 bis 28 Sgr.

Rapps So, 83 bis 85 Sgr.

Spiritus nur in kleinen Partieen loco⸗-Waare 2 Sz Rihlr. ge— handelt.

Zink a 45 Rthlr. ab Gleiwitz käuflich.

Die Stimmung am Getraidemarkt war wieder sehr matt, die Kauflust ist ganz erloschen, und die Umsätze beschränken sich auf die nöthigsten Be— darfss⸗Ankläufe.

London, 6. März. Getraidemarkt. Die Zufuhr englischen Weizens war heute mäßig, und das Vorhandene wurde geräumt zu den früheren vollen Preisen. Fremder Weizen wunde viel gefragt, und die frü= heren Notfrungen können nicht geändert werden. Gerste, Boh nen und Erbsen schwer verkäuflich und die beiden letzteren etwas billiger. Daser fest und in einigen Fällen höher gehalten, was das Geschäft beschränkte. Mehl und Roggenmehl unverändert. Amerikanische Briefe vom 16. v. M. melden eine Preiserhöhung von 6 Pee. p. Barrel Mehl, und auf den Kontinental-Märkten zeigt sich auch eine Steigerung von 1a 2 Sh. p. Qr. Weizen.

Amsterdam, 8. März. Getraidemarkt. Inländischer Weizen mit einigem Handel etwas niedriger abgegeben, andere Sorten still. 133d. hochl. 3560 Fl., 134pfd. rostock. 325 Fl. Von Roggen nur vertaust 122pfd. inl. 180 Fl. Gerste und Hafer ohne Handel. Kohlsaamen des glei chen. Leinsaa men flau. In Auction 113pfd. odessaer 5 Fl. pr. Mud. Rüböl' gleich und auf Lieferung williger pr. 6 W. 353, flieg. 343 2 Mai 33. Leinöl pr. 6 W. 273, flieg. 20, Sept. 27. Han föl pr. 6 W. 31 Fl., flieg. 30 Fl.

Auswärtige Börsen. A msterdam, 8 März. Niederl. wirkl. Sch. 40 h Ih Spau 953

HHAIam bu rg, 9g. März. Hamb. Berl. 66. 65. Alt. Kiel 84. 83. Lugl.

Rua. —.

L. ei p zig, I0. März. Leipz. Dres- In. Act. 1901 Br. 100 b2. Saehs. Bayer. 82 Rr. Sxeba. Schles. 76 Br. Chem. Ries. 30 Br 29 bz. Lib. Pitt. 30 Br. Mgd. Loipe. Z1I0 Br. B. 1. Au. Li. A. 97 Rr. Li. H. 90 Br. Ders. Rauk-Aet. 96. 93.

London 6. März. Cons. 3979 823. 2. 2395 Iloll. 15. 415. 1495 d. 75. 73. Ard. 14. 132. Pasa. 335. 35. Engl. Russ. —. Mex. 155. 145. Bras. 79. 77. Hern 28 26

Paris 7. Märx. b 96 Hente du covur. 89. Nordb. 370.

Wien, 9. März. 5B. Met. 865. Acuüen 1200 Anl. 4. 1834 141. de 1139 96.

396 6m cour. do. 56. 50.

49h do. 74. 39h do. 57. Bau · R ordb. 97 ö Glos. 84. Berichtigung. ö

In Nr. 68 der Allg. Pr. Ztg. ist zu lesen: S.. 640, 2Zte Spalte, letzte Zeile, statt: „in Beziehung auf die Pietät“, Pa— rität. ) . Seite 640, Zte Spalte, 64Äste Zeile von oben, statt: „die von mir angeführten Fälle allgemeiner Unordnungen“, Anord—

nungen. . . . Seite 645, 1ste Spalte, 13te Zeile von unten, statt: „in kirch⸗

lichen Prinzipien ihre Konzessionen zu machen“, ihr Konzessionen zu machen.

Meteorologische Beobachtungen. Nach einmaliger Beobachtung.

Abends

1848 10 uhr.

Morgens / Nachmittags 10 März.

6 Uhr. 2 Ubr. Luft druck.... 333, S0“ Par. 332, os Far 330, i“ Par. AWnellwä‚rme 7 R. 4,0 R. 4 2,2 R. Flusswärme 0,5? R. Thaupunkt... · 0, 99 R. 4 0,3 R, Bodenwärme Dunstsãttigung. 65 pet. 83 pCt. Wetter üb. Regen. Wind .. ...... SW. Wolkenzug... Sw. 2

33 2, 18317 Par, 04 R. ..

Luft wärme...

Aus dünstuusz

Niedersehlag 0, 711 Rb.

, . * 4,2 4 0, 5

Tagesmittel: I8 pot. W.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 12. März. Im Dpernhause. Z3ste Abonnements -Vor⸗ stellung: Die Vestalin, lyrisches Drama in 3 Akten. Musik von Spontini. Ballets von Hogüet. (Mad. Luise Köster: Julia.) An— fang 6 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft:

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, und im ersten Balkon 1 Rthlr. 10 Sgr. 2.

Im Schauspielhause. 17ste Abonnements Vorstellung; Gott⸗ sched und Gellert, Charakter -Lustspiel in 5 Abth., von H. Laube.

Montag, 15. März. Im Opernhause, 3lste Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale: Paul und Virginie, pantomimisches Ballet in 1 Akt, nach Gardel, von Hoguet. Musik neu komponirt und arrangirt von Gährich. Die neue Decoration ist von Gropius. Vorher: Der Rechnungsrath und seine Töchter, Original ⸗Lustspiel in 3 Abth., von L. Feldmann. Nach dem Lustspiele: Konzertstück für Violine, von de Beriot, vorgetragen von dem 13jährigen Eduard Braun aus Anhalt-Zerbst. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu verkauft:

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, und ersten Balkons 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.

des ersten Ranges

folgenden Preisen

des ersten Ranges

Königsstädtisches Theater.

Sonntag, 12. März. Zum erstenmale: In Luckenwalde. Vau⸗ deville⸗Scherz in 1 Akt, nach Chapman von D. Kalisch, ö.

Vorher: Herr Karoline. Vaudeville-Posse in 1 Akt, von D. Kalisch. Und: Die weibliche Schildwache. Lieberspiel in 1 Akt, von W. Friedrich.

Montag, 13. März. il Moro di Venezia (Othello, 3 Akten. Musi Rossini. n , n, ,,, Einmal Hunderttausend Thaler.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J3. W. Zinkeisen. ö. Im Selbstverlage der Erpedition. Gedruckt in Ver Deckerschen Geheimen Ober- Hefbuchdruckerei.

Beilage

Otello

Italienische Opern⸗Vorstellung.) Oper in

der Mohr von Venedig).

AM 72.

.

nhalt.

Inland. Berlin. Zustand der Straf- Anstalten zu Spandau und Brandenburg. Nachweisung von Todesfällen preußischer Offiziere.

Frankreich. Schreiben aus Paris. (Verhältniß zwischen der Vertre⸗ tung Frankreichs und seiner Kolonieen in der National Versammlung; die Diäten der Abgeordneten; Kommentare zu Lamartine's Manifest; die Zustände in den Tuilerieen; die Zöglinge der polvtechnischen und der Militair-Schule von St. Cyr; der Wechsel im Finanz⸗Ministerium und die Zahlungs- Einstellung von Gouin und Comp.)

Handels- und Börsen⸗Nachrichten.

F nl ahn h

Berlin, 19. März. Dem in dem Amtsblatte der König⸗ lichen Regierung zu Potsdam 20. enthaltenen Berichte über die Ver= waltung und den Zustand der Straf-Anstalten zu Spandau und Bran— denburg entnehmen wir die folgenden Notizen:

1) Die Straf-⸗Anstalten zu Spandau und Brandenburg sind zur Auf— nahme der zur Zuchthaus-Strafe und zur Swraf-Arbeit verurtheilten Ver- brecher aus dem Departement des Königlichen Kammer -Gerichts, also aus dem ganzen Umfange des potsdamschen Regierungs-Bezirks und aus der Stadt Berlin, bestimmt. Beide Anstalten werden nach übereinstimmenden Grundsätzen, Instructionen und Etats verwaltet und unterscheiden sich in den innelen Einrichtungen nur durch die Classifieation der Züchtlinge, in—= dem die Anstalt zu Spandau die schwereren und jene zu Vrandenburg die leichteren Gattungen männlicher Züchtlinge zur Straf- Vollstreckung anzu— nehmen hat und alle weiblichen Sträflinge ausschließlich in die branden— burger Anstalt eingeliefert werden.

2) Im Jahre 1847 hat die tägliche Durchschnittszahl der in der Straf-Anstalt zu Spandau unterhaltenen Züchtlinge 78 und in der An— stalt zu Brandenburg 707 betragen. Die am Schlusse des Jahres 1847 in beiden Anstalten vorhandenen 1656 Züchtlinge theilten sich nach der Dauer der Strafzeit in 2s auf Lebenszeit, 397 über 109 Jahre, 703 von L bis 10 Jahre, 50s unter einem Jahre und 22 vor Abfassung des Er— kenntnisses eingelieferte Verbrecher. Ünter dem Bestande von 1656 Zücht- lingen befanden sich in der spandauer Anstalt 905 männliche und in der brandenburger Anstalt 499 männliche und 252 weibliche Sträflinge; die zahl der deninirten weiblichen Verbrecher beträgt also gegen ein Siebentel der Gesammtzahl. Von den vorhandenen 1656 Züchtlingen sind allein von pvem Kriminalgerichte der Stadt Berlin 1015 und von den Gerichten im hiesigen Regierungsbezirk 61 eingeliefert; die Stadt Berlin hat mithin zu der ganzen Zahl zwei Drittel beigetragen. Die Zahl der neuen Einliefe⸗ rungen hat im Jahre 1847 in der Strafanstalt zu Spandau 407 und in der Strafanstalt zu Brandenburg, bei dem schnelleren Wechsel der kurzzei⸗ tigen Gefangenen 1209 Köpfe betragen.

3) Nach der Gattung der begangenen Verbrechen lassen sich zu der die Verbrechen gegen Sachen aus Eigennutz begreifenden Haupt-⸗Abtheilung von den vorhandenen löß6 Züchtlingen in beiden Anstalten 1455 und zu der zweiten die aus Leidenschaft gegen Personen gerichteten Verbrechen ent⸗ haltenden Abtheilung 201 Züchtlinge rechnen. Von den Züchtlingen der ersten Abtheilung leiden ihre Strafzeit 1160 zunächst wegen gemeinen Dieb⸗ stahls, worunter 640 allein aus Berlin eingeliefert sind. Unter der Ge⸗ sammtzahl von 1656 Züchtlingen gehören M4, also über die Hälfte, zu den rückfälligen Verbrechern, und zwar 9190 der ersten und 3 der zweiten Ab⸗ theilung; unter den Rückälligen der ersten Gattung haben 346 Personen einmal, 294 zweimal, 132 dreimal, 95 viermal, 23 fünfmal, 10 sechsmal, 5 siebenmal, achtmal und 14 elfmal Zuchthausstrafe erlitten; und von den gal Rückfälligen überhaupt sind 68, also mehr als zwei Drittel, aus Ber= fin allein und 263 aus dem diesseitigen Regierungsbezirk zu der jetzigen Ab= büßung eingeliefert. ö 9 reinem Arbeits-Verdienst der Züchtlinge ist in der Straf- An- stalt zu Spandau im Jahre 1847 eine baare Einnahme von 31,478 Rihlrn. 11 Sgr. 9 Pf. und in der zu Brandenburg von 24,982 Rthlrn. 26 Sgr. 4 Pf erzielt worden; außerdem haben die in den Büreaus, den Werkstaͤt— ten und der Oekonomie für das Haus beschäftigten Züchtlinge, deren Ar⸗ beits, Ertrag in ersparten Ausgaben der Anstalt besteht, einen Ertragswerth von 3711 Rthlrn. 27 Sgr. in der spandauer und von 1853 Rthlrn. 15 Sgr. in der brandenburger Anstalt beigetragen. Der tägliche Arbeits—= Verdienst hat für jede zum vollen Pensum beschäftigte Person im Jahre 1847 in der Anstalt zu Spandau 4 Sgr. 8 Pf. und in der Anstalt zu Brandenburg 4 Sgr. 3 Pf. betragen.

53) Die Unterhaltungs- Kosten der beiden Anstalten, sowohl an indivi— duellen Verpflegungs- und Bekleidungs- Kosten, als an allgemeinen Admi⸗ nistrations-Kosten, haben im Jahre 1847 für die Stras-A1nstalt zu Span⸗ dau überhaupt 66,os2 Rihlr. 24 Sgr. 6 Pf. und für die zu Brandenburg 53,245 Rihlr. 9 Sgr. 4 Pf. betragen. Die jahrlichen Unterhaltungs-Kosten für jede Person auf ihren Durchschnitts⸗Antheil und mit Hinzurechnung der General-Kosten kommen für das Jahr 1847 in der Straf-Anstalt zu Span- dau auf 68 Rthlr. 12 Sgr. 11 Pf. und in der Straf Anstalt zu Bran⸗ denburg auf 75 Rthlr. 9 Sgr. 5 Pf. zu stehen. In beiden Anstalten hat ver Arbeits-Verdienst den Betrag der Speisungs- und Belleidungs-Kosten gedeckt, und der Staats-Kasse bleiben nur die General-Kosten zu tragen übrig.

Berlin, 11. März. Das Militair Wochenblatt ent- hält die Nachweisung der seit dem 1. September 1847 bis 15. Fe⸗= bruar 1848, so wie der früher erfolgten, seit dem gedachten Zeitpunkt erst bekannt gewordenen Todesfälle von ausgeschiedenen und dimittir— ten Königlich preußischen Offizieren des stehenden Heeres und der Landwehr, so wie von verabschiedeten Militair-⸗ Beamten. Nach derselben starben unter Anderen: von Schmackowski, Major a. D. vom ten Bat. (Glogau) 6ten Landw. Regts. und Salz-Faktor in Glogau. von Packisch, Major a. D. vom 1sten Kür. Regt. Musculus, pens., Major und Platz-Major von Koblenz. von Lettow, pens. Major vom 18ten Inf.-Regt. von Krenski, pens. Oberst⸗-Lieut. und Com. des 2ten Bats. (Samter) 18ten Low. Regts. Kiesel, pens. Major vom 2ten Bat. (Kosel) 22sten Landw. Regts. Bath, pens. Oberst⸗ Lt. vom Aten Inf-Regt. von Sowinski pens. Major vom ten Hus.-Regt. von Osietzki, pens. Major vom vorm. 12ten schles. Low. Inf.⸗Regt. von Rohr, pens. Major vom Zten Bat. (Prüm) 30sten Low. -F'iegts. von Waldow, pens. Oberst-Lt. und Führer des 2ten Aufg. beim 2ten Bat. (Soldin) Sten Ldw. Regts. Böhm, pens. Regts.-Arzt vom Zten Bat. (Schneide⸗ mühl) 14ten Ldw. Regts. Benicken, pens. Major und Führer des 2ten Aufg. beim 1sten Bat. (Erfurt) 31sten Low.-Regts. Schulz, pens. Major vom Zten Inf. Regt. M üller, pens. Hptm. vom 2ten Bat. (Burg) 26sten Low. Regts. Müller, pens. Maj. vom Sten Kür.⸗Regt. von der Wense, pens. Oberst-Lieut. und Bataill.Comm. vom vor⸗ mal. Tten schles. Landw. Inf. Regt. von Heintz, pens. Major vom aten Hus-Regt., dann Führer des 2ten Aufg. beim 1sten Bataillon (GGonitz! 21sten Low. Regts. von Rüts, Major a. D. vom 2ten Bat. (Prenzlau) 24sten Landw. Regts. von Below, pens. Gen. Maj. und Comm. des 28sten Inf.⸗Regts. Prinz Karl zu Bent⸗ hein Zecllenburg. vorm. Sec. Lieut. beim 3Zten Bat. (Bielefeld) 15ten Idwa-⸗Regts. Schencker, pens. disp. Maj. und Chef der vormal. Garn Comp. 28sten Inf.-Regts. von Barner, pens. Maj. vom sten Juf.- Negt. von Rochow, Geh. Staats-Minister und Prä⸗ sihent des Staatsraths, vormals Maj. im 2ten Bat. (Treuenbrietzen) Aten , gte. Frhr. von Völderndorff, Lieut. a. D. vom

ngen; 16 zuletzt Königl. bayerischer Gen.-Maj. in Frankfurt , , früher Oberst und Comm. des vorm. 2sten Bats. von Graevenitz, pens. Db. Lt. v. Hten Inf. Regt.

Beilage zur

9g Allgemei

von Kehler, pens. Gen.⸗Maj. und 2er Kom. von Erfurt. Graf von Ralckreuth, inaktiv. Gei.⸗Major v. d. Armee. von Mach, inaktiv. Major v. Zten Inf. Regt. Graf von Wylich und Lot⸗ tum, Masor a. D. vom Regt. Garde du Corps, wirkl. Geh. Rath und Kammerherr. von Langendorff, pens. Major von der Sten Art. Brig. von Kesteloot, pens. Gen.⸗Major u. Commandeur d. 14. Inf. Brig. von Reichenbach, pens. Major vom 2Aten Bat. (Prenzlau) 24sten Landw. Negts. Dr. Turte, pens. Oberst-Lieut. ulld Direktor der Pulver- Fabrik bei Berlin, auch Professor bei der medizinisch 9 chirurgischen Akademie für das Militair. von der Trenck, pens. Maj. vom 1sten Inf. Negt. Kaecker, pens. Maj. vom 5ten Inf. Negt. von Polenz, pens. Maj. zum Disp. von der vorm. 2ten Garde ⸗Div. Garn. Comp. von Wi⸗ towski, pens. Oberst und Comm. des oten Hus. = Regts. von Schö⸗ nermark, pens. Maj. vom Z3sten Inf. Regt. (lstes Res. Regt.) Pich von Lipinski, pensionirter Dberst = Lieutenant und Chef der ten Invaliden-Compagnie. Graf von Lusi, Major a. D. vom lsten Garde⸗Regiment zu Fuß, nachher Gesandter in Griechenland. von Zieten, pens. Major vom 5ten Inf. Regt. Freiherr von Richthofen, pens. Gen. Maj. v. Ingen,. - Corps. Klugmann, pens. Oberst⸗Lieut. v. d. Zten Art. Brig. Graf von Haslingen, Dberst-Lieut. 4. D. vom vormal. Aten neumärk. Landw. Kav,-Regt., Gen. Kommiss. zu Stargard. von G ülich, pens. Oberst⸗Lieut. v. 2ten Bat. (Gumbinnen) Zten Landw. Regts. Lemche, pens. Maj. v. bten Ulan. Regt. von Warzewski, pens. Major und Kreis⸗ Offizier v. d. vormal. kurmärk. Gend.⸗Ober⸗ Brig. Freiherr von dem Knesebeck, pens. General- Feldmarschall. Freiherr von der Busche⸗Haddenhausen, pens. Major v. 12ten Inf-Regt. Lie⸗ beskind, Maj. a. D. v. isten Bat. (Polnisch Lissa) 19ten Landw.— Regts., zuletzt Landrath des Kreises Kosten im Regier.⸗ Bez, Posen. von Berg, pens. Major, vormals im 9ten Inf. Regt. (Kolberg). Baron von Puttkammer, pens. Maj. v. 23sten Inf. Regt. von Waldo w, Major a. D. vom vormal. Kür. Regt. Reitzenstein, zu⸗ letz; Land⸗Feuer⸗Societäts-Direktor in der Neumark.

Fran üöre ich.

Paris, 7. März. Mehrere Bestimmungen des Dekrets, wodurch die näheren Anordnungen hinsichtlich der allgemeinen Wahlen für die National⸗Versammlung getroffen werden, sind von solcher Be— deutung, daß sie besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Zu⸗ erst ist der Punkt zu erwähnen, daß, indem auch Algerien und die anderen französischen Kolonieen in der National-Versammlung ihre Vertreter haben sollen, eine Art politischer Emancipation derselben von dem besonderen Regierungs- Systeme, das bisher für dieselben galt, ausgesprochen ist. Sowohl von Algerien, als namentlich von den Kolonialräthen von Martinique, Guadeloupe und Bourbon, war seit einigen Jahren schon das Verlangen nach direkter Vertretung in den legislativen Versammlungen des Mutterlandes immer entschie dener laut geworden, und dieselben mögen nun in der theilweise ausgespro⸗ chenen Gewährung desselben eine Art von Entschädigung erblicken, die ihnen für die vollständige Emancipation der Neger geboten wird. Ich sage „theilweise“ mit gutem Grunde, denn das Verhältniß der Ver⸗ theilung der Vertreter nach der Volkszahl ist in Betreff der Kolonieen bei weitem nicht angewendet. Algerien und die anderen Kolonieen haben zusammen eine Bevölkerung von mehreren Millionen Menschen, und hätte man das für Frankreich selbst angenommene Verhältniß der Zahl der Vertreter von einem auf je 140,000 Seelen auch dort beibehalten wollen, so müßten wenigstens sechsmal so viel Vertreter . den Kolonieen geschickt werden, als ihnen wirklich zugestanden ind.

Ein zweiter Punkt ist der laut Art. 10 angenommene Grund⸗ satz der Entschädigung der Volksvertreter durch Tagesgelder. Die Annahme dieses Grundsatzes ist die logische Folge des ganzen auge— nommenen Wahlsystems, ja, er ist eine unumgängliche Nothwendig⸗ keit. Sobald jede Bedingung des Census, für Wähler sowohl als für Wählbare, beseitigt, jeder Franzose, ohne Unterschied des Stan⸗ des, Ranges, Vermögens, zum vollen Genuß der sämmtlichen politi⸗ schen Rechte zugelassen wurde, müßte auch der Fall vorgesehen wer— den, daß Männer ohne alles Vermögen, ohne alle anderen Mittel, als diejenigen, welche ihnen ihre tägliche Arbeit, ihr Tagelohn ge⸗ währt, in die Reihen der Volksvertreter eintreten werden. Und dies wird voraussichtlich der Fall sein. Diesen aber muß natürlich der Staat die Mittel bieten, während der Zeit, wo sie die Arbeit für ihr eigenes Interesse einstellen, um an den Berathungen der Natio— nal-Versammlung für das allgemeine Interesse Theil zu nehmen, sich und ihre Familie auf eine ihrer Stellung würdige Weise zu erhalten, und deshalb wurde also das Tagesgeld der Volksoertreter auf 25 Fr. bestimmt. Um mit einer Familie in Paris zu leben, und zwar in einer Weise, die mit der Stellung eines Volksvertreters nicht in allzu grellem Widerspruch steht, ist diese Summe nicht übermäßig. tägliche Gesammtsumme, welche also die Tagesgelder der Volksvertreter in Anspruch nehmen werden, vorausgesetzt den Fall, daß diese sämmt⸗ lich auf ihren Posten sind, beträgt sonach 22,500 Fr., für einen Mo⸗ nat zu 36 Tagen 675.000 Fr. Da aber die Nationalversammlung so gut als die frühere Deputirten⸗Kammer, deren Mitglieder bekannt⸗ lich keine Tagesgelder bezogen, wenigstens die Hälfte des Jahres beisammen sein dürfte, so kann man die Ausgabe, welche dem Staat künftig auf diese Weise erwachsen wird, auf A bis 5 Millionen Fres. anschlägen. Allerdings fällt künftig der größte Theil der Civilliste weg, welche bisher an den König bezahlt wurde; aber ganz wird sie unmöglich beseitigt werden können, da, weiche Form man auch der künftigen definitiven Regierung geben mag, jedenfalls dem Präsidenten, wenn man sich für einen solchen nach dem Muster der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika entschiede, oder wenn eine aus mehreren Mitgliedern bestehende oberste Staatsbehörde eingesetzt würde, in der Art, wie jetzt die provisorische Regierung zusammengesetzt ist, immerhin auch diesen ein entsprechender Gehalt vom Staate bewilligt werden muß, um ihnen die für die ihrer Stellung angemessene Repräsen⸗ tation in der Gesellschaft erforderlichen Mittel zu gewähren.

Es ist von Wichtigkeit, daß man die Meinungen derjenigen Or⸗ gane über das Manifest des Herrn von Lamartine kenne, welche als Ausdruck einflußreicher Männer und Parteien gelten. Der Natio⸗ nal, das Organ des Herrn Armand Marrast, Mitglieds der proviso⸗ rischen Regierung, schließt sich ziemlich eng den in jenem Afktenstück ausgedrückten Gedanken an. Die Neforme aber, gleichfalls Organ eines Mitglieds der provisorischen Regierung, des in seinen Ansichten schon viel weiter gehenden Herrn F. Flocon, machte sogleich ihre Vorbehalte bei Mittheilung des Manifestes. Mit Worten und Tha—⸗ ten, sagt sie, müsse die Republik zeigen, daß sie überall und immer festhalte an dem Rechte und der Propaganda der Gleichheit; allerdings habe Frankreich weder das Recht noch den Willen, die auswärtigen Länder zu überziehen und Krieg zu führen gegen die benachbarten Regierungen, um mit einigen Millionen Morgen Landes das Gebiet der Republik abzurunden, und wenn es sich nicht um eine absolute Nothwendigkeit der National-Vertheidigung handle, werde

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nen Preußischen Zeitung.

Sonntag den 12. März.

man Frankreich nicht mit Bajonett und fliegender Fahne sehen, we⸗ der auf den Pyrenäen, noch auf den Alpen, noch an der Schelde, noch am Rhein; aber diese religisse Achtung zolle Frankreich nur den Völkern, den starken wie den schwachen; mit den Monarchieen dage⸗ gen könne weder über Grundsätze noch in Betreff der Territorien ein Kontrakt eingegangen werden; gegen das wesentliche Dogma der Volks Souverainekät könne weder Ueberlieferung noch Eroberung, weder Gewalt noch Besitztitel aufkommen; das republikanische Frank⸗ reich werde daher überall den Willen der Nationen respektiren, wo er hervortreten könne; zwischen ihm und den unumschränkten Regie⸗ rungen aber seien keine anderen Beziehungen möglich, als die, welche durch die Nothwendigkeit des Verkehrs auferlegt, wisrden; Frankreichs Propaganda müsse frei bleiben, sein Einfluß wie seine Ideen seien allen großen Kämpfen geweiht, die sich gegen die politische oder so—⸗ ziale Knechtschaft entspinnen möchten. ö

Eine merkwürdige Thatsache, fast unbekannt unter dem größten Theile der Bevölkerung, bestand hier seit dem 24. Februar, dem Tage, wo das Schloß der Tuilerieen genommen wurde. Sie erinnern sich, daß man sogleich auf den Gedanken gekommen war, der auch in einigen Journalen sofort Wiederhall fand, den Palast in ein Hotel für Civil Invaliden umzuwandeln. Der Gedanke fand bei einem Theile des Volkes, das damals noch überall bewaffnet war, Beifall, und schon am 2östen erblickte man an mehreren Thoren des Schlosses die Aufschrift: „Hotel des in valides civil.“ Nun machte aber eine Anzahl von einigen Hunderten der bewaffneten Lente, welche in den Palast eingedrungen waren, von diesem Gedanken sogleich praktische Anwendung, indem sse, ohne erst lange anzufragen, den Beschluß faß« ten, sich sogleich für immer darin niederzulassen. In der That waren sie durch Nichts mehr zu bewegen, den ihnen, wie sie sagten, von Rechts wegen gehörenden Platz, den sie erobert hatten, zu verlassen. Gewalt wollte Und konnte man wohl auch in den ersten Tagen wenigstens nicht gegen sie anwenden, und man hoffte, wenn ruhigere Ueberlegung bei den erhitzten Leuten wiederkehre, würden sie auch von selbst sich zur Räumung de Schlosses verstehen. Inzwischen konnte man diese Leute doch nicht Hungers sterben lassen, und so wurden sie denn täglich mit Speise und Trank versehen. Da auch Verwundete unter ihnen sich befanden, so wurde auch für deren Verpflegung die nöthige Vorsorge getroffen und eine Art Ambulance errichtet. Auch Frauen, die nach der Einnahme des Schlosses überhaupt in großer Zahl unter den zu⸗ erst Eingedrungenen waren und besonders lebhaften Antheil an allen dort im ersten Augenblick vorgefallenen Auftritten genommen hatten, befanden sich unter denen, die im Schlosse zurückblieben.

So verstrich Tag auf Tag, aber die Hoffnung der Regierung, daß diese Leute endlich eines Besseren sich besinnen würden, erwies sich als eine eitle, und man mußte endlich an ernstlichere Maßregeln denken, die um so nothwendiger wurden, als die Thatsache, welche von fast allen Blättern fast gänzlich mit Stillschweigen übergangen worden war, mehr und mehr in allen Kreisen des Volkes bekannt wurde und man zugleich sich allgemein erzählte, daß diese improvi⸗ sirte Besatzung eben nicht sehr gute Ordnung im Schlosse hielt. Es galt die Erhaltung eines großen Palastes, einer der Zierden von Paris, und dafür interessirten sich in der That Nativnal-Garde, Bür⸗ ger, Studenten, Militairs, Arbeiter, kurz, alle Klassen des Volkes. Immer lauter verlangte die öffentliche Stimme, besonders seit vorgestern, daß man ernstlich einschreite. Aber auf welche Weise zum Ziele gelangen? Das war die Frage, welche Jedermann sich stellte, und deren Beantwortung auch die pro- visorischs Regierung selbst in große Verlegenheit gesetzt zu haben scheint. Zuerst versuchte man natürlich das Mittel der eberredung von neuem, allein nach wie vor blieben die Leute taub gegen alle Mah⸗ nungen, die man im Interesse der Ordnung und der Freiheit selbst, als welche ohne Oe dnung nicht bestehen könne, an sie richtete. Ent⸗ weder wollten sie von gar nichts hören, oder sie stellten ungemessene Anforderungen, auf welche einzugehen reine Unmöglichkeit war. So verlangten sie zuerst eine Aversalsumme von 190,900 Fr., die ihnen sogleich ausgezahlt werden müsse bei ihrem Auszuge. Es scheint, daß in Betreff dieser Ziffer eine bestimmte abschlägige Antwort erfolgte, dagegen eine allgemeine Zusicherung gegeben wurde, daß etwas für sie geschehen könne, wenn sie sich der Ordnung fügten. Denn sie sollen nachher ihre Forderung etwas herabgestimmt, statt 100,000 Fr. nur 80, 000 Fr. verlangt haben. Doch waren, wie es scheint, auch darüber nicht Alle einig; ein Theil trieb die Forderung weiter und wollte sich sogleich eine feste Zukunft sichern, indem sie für jeden Einzelnen von ihnen eine Rente von 800 Fr. jährlich ver⸗ langten. So verstrich die Zeit mit Hin- und Herreden; während dessen blieben die Eindringlinge aber fortwährend im faktischen Besitz⸗ stande, und die öffentliche Stinimung wurde immer entschiedener ge⸗ gen sie, je umständlicher einzelne Personen, welche diese Leute zu sehen Gelegenheit fanden, die Wirthschaft schilderten, die sie im Pa⸗ laste führten.

Die Regierung wollte zuerst ein Bataillon der neuerrichteten mo— bilen National-Garde, die fast gänzlich noch ohne Uniformen ist, beauftragen, unter der Führung von Zöglingen der polytechnischen Schule, welchen man den größten Einfluß auf die Störrigen zutraute, die Räumung des Palastes durchzusetzen. Auch National ⸗Gardisten in Uniform gesellten sich diesen bei. Allein als die Widerspenstigen die Zöglinge der polytechnischen Schule an der Spitze von bewaffne⸗ ter Macht gegen sie herankommen sahen, setzten sie sich sogleich in Bereitschaft zum Widerstande, legten ihre geladenen Gewehre auf sie an und drohten, den Ersten, der sich ihnen nahe oder Hand an sie zu legen versuche, niederzuschießen. Diese Zöglinge und die sie be⸗ gleitende National-Garde sahen sich also in die schlimme Alternative versetzt, entweder mit Gewalt vorzudringen und vielleicht ein fürchter⸗ liches Blutbad hervorzurufen oder von dem Versuche abzulassen. Sie thaten das Letztere, weil sie die Verantwortlichkeit eines 4 menges nicht übernehmen wollten, andererseits das Gefühl der Mensch⸗ lichkeit sie davon abbielt, Gewalt zu gebrauchen, Auch ö. . größeres Unheil zu fürchten, da die zu verzweifelten . . derstand Entfchlossenen sogar gedroht hatten. Re , ,. Zwangsmaßregel gegen sie sogleich das Schloß i . . . Dies war die größte Gefahr, aber gerade dieser mstan regte die allgemeine Erbltterung gegen die Widerspenstigen nur noch mehr auf. em erboten sich die Zöglinge der Militairschule von Saint⸗Cyr, welche Da erboten sich die Zöglinge k n Sienst

enwärtig alle hier und von der Regierung in Dienste genommen i Räumung zu erzwingen. Allein auch gegen sie, nahmen die nänndiche Haltung an, wie früher, und die Regierung felbst soll diese jungen Leute, welche in der That gegenwärtig viel ur! Erhaltung der Ordnung mitwirken und. die bestimmt sind, Offiziere der Armee zu werden zurückgezogen haben, um sie nicht in einem möglichen Kampfe, augenscheinlicher Gefahr auszusetzen. So war denn auch der gestrige Tag verstrichen, während dessen ununterbrochen starke Haufen Volkes um die Tuile⸗ rieen her standen, besonders vor den Eingängen des Schlosses in der Rue Rivoli. In allen diesen Gruppen herrschte die größte Erbitte⸗ rung über den Haufen in den Tuilerieen, in welche übrigens nur aus-