1848 / 73 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

nahmsweise Jemand eingelassen wurde, Laute unzweideutige Aeuße⸗ rungen der herrschenden Stimmung ließen sich überall vernehmen, die Arbeiter in der Blouse wie die Personen höheren Standes und Ran⸗ ges nannten einmüthig die unberufenen Bewohner des Schlosses Ge⸗ sindel, Diebe und dergleichen, mit denen man kurzen Prozeß machen misse. Nur Wenige sprachen sich auch jetzt noch für Anwendung ver⸗ söhnlicher Mittel aus. Die Mehrheit war für Anwendung der äu- ßersten Strenge: man sollte die Widerspenstigen mit Hunger und Gewalt zwingen. Selbst die Drohung der Meuterer, das Schloß anzu⸗ zünden, steigerte nur noch die Gereiztheit gegen dieselben, Wäre ein folcher Versuch gemacht worden, so wäre sicher kein einziger von den etwaigen Brandstiftern lebendig aus dem Palaste herausgekommen. Die an den Thoren wachthaltende National-Garde hatte alle Mühe, die Masse vom Eindringen abzuhalten; sie benahm sich mit der größ ten Ruhe, Festigkeit und Mäßigung und wußte dadurch neuen Schreckens Scenen vorzubeugen. So ging es fort bis spät Nachts; aber den Meuterern innen scheinen die außen von allen Seiten laut gewordenen Aeußerungen zu Ohren gekommen zu sein, so wie die von der National-Garde dem Volke gegebenen Versprechungen, daß sie heute sicher weggeschafft werden würden. Die Stimmung außen hatte offenbar auf sie Eindruck gemacht, denn sie erklärten endlich die sen Morgen selbst, den Palast verlassen und sich der National- Garde ergeben zu wollen. Dies ist denn nun auch wirklich geschehen. Die National-Garde rückte diesen Morgen mit starker Macht in die betreffenden Gemächer und Säle des Palastes ein, nahm die Leute einzeln in Empfang und soll sie sogar, da man ihnen nichts Gutes zutraute, gebunden nach bem Stadthause geführt haben. Dies geschah schon in frühester Mor= genstunde. Dort werden die Leute nun bewacht, und die nöthigen Schritte sind eingeleitet, um über ihre Personen, Wohnort, früheren Lebenswandel und Beschäftigung genaue Aufschlüsse zu erhalten und dann das weiter Nöthige über sie verfügen zu können. So ist denn endlich die provisorische Regierung von einer Verlegenheit befreit, die nicht blos für sie, sondern für Stadt und Staat eine ernstliche Ge— fahr zu werden drohte.

Ich habe oben bemerkt, daß die Zöglinge der Militairschule von St. Eyr sämmtlich sogleich in den Dienst des Staates genommen worden sind. Diese Thatsache hat auch ihre mißliche Seite, weil dadurch die Zöglinge der polytechnischen Schule mißgestimmt worden sind, da ihnen nicht gleiche Begünstigung zu Theil wurde, obgleich sie in der That an dem Siege der Revolution einen viel thätigeren An— theil genommen haben, als die Zöglinge der Schule von St. Cyr, die erst nach vollbrachter Hauptsache in Paris eintrafen und ihre Dienste der Regierung anboten. Sie sind auch weit weniger unter den Massen beliebt, als die Zöglinge der polytechnischen Schule. Die Unzufriedenheit dieser kann der provisorischen Regierung nicht gleichgültig sein.

Der Finanz-Minister Herr Goudchaur hat, wie Sie aus den Zeitungen ersehen werden, seine Entlassung eingereicht, und Herr Barnier Pagts ist an dessen Stelle getreten. Tie Gründe für den Schritt des Ersteren werden auf verschiedene Weise angegeben, ent⸗ weder waren es Finanz-Verlegenheiten in seiner amtlichen Stellung oder in seiner Stellung als Privatmann. Der allgemeine Glaube neigt sich zu der letzteren Annahme hin, um so mehr, als auch die

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Handels- und Görsen-klachrichten. K Wien, 7. März. Die Aufregung an der Börse hat etwas abge⸗ nomnien, sie ist nicht mehr von so arger Spannung, obgleich die Course noch immer niedriger notirt werden; so waren proz. Metalliques mit 813, 4proz. mit 69, Bank-Actien mit 114090, Nordbahn S4, Gloggnitzer mit 76 gegen baar Geld notirt. Die Hoffnung, daß von Seiten der Staats- Ver= waltung eiwas Günstiges verfügt werden wird, das Gerücht, daß die Fa= milie Este der Finanz- Verwaltung einen Vorschuß von 15 Mill., Se. Maj. aus seinem Privatvermögen 12 Mill., eine gleiche Summe die Erzherzoge zur Verfügung stellen; daß der Münze 10 Mill. Gulden in Gold zur Ausprä— gung übergeben wurden, wird gewiß den Kredit in den Finanzen aufs neue kefestigen, das Mißtrauen, von welchem das Publikum ergriffen wurde, ver- bannen und die Course der Papiere von ihrem gedrückten Stande befreien.

Triest, 4. März. (O. L.) (Wochenbericht. Die im Laufe der Woche hler eingetroffenen Nachrichten von den politischen Bewegungen in Paris und die damit verbundenen außerordentliche Ereignisse waren nicht geeignet, die bisher ohnehin geringen Geschäfte zu beleben. Die dadurch erregten Besorgnisse lenkten vielmehr die allgemeine Aufmerlsamkeit anf an= bere' Gegenstände. Die Umsätze sind daher im Laufe der Woche nicht be— deutend gewesen. Der Diskonto ist wie in der verflossenen Woche 5 59 pCt. notirt.

Getraide und Oelsamen. Der Stand unseres Kornmarktes hat sich während der letzten acht Tage nur wenig verändert. Mais ist rückgängig; alle übrigen Körner sind wie in unserer letzten Liste notirt. Aufträge zur Ausfuhr fehlten auch diese Woche; dagegen fand Mehreres Verwendung für den örtlichen Verbrauch. Ueberhaupt sind 22,800 Staja Getraide und 5000 St. Rübsamen abgegangen, und zwar 2800 St. Weizen von der Donau zu 5Fl., 10,900 St. von Odessa und dem Asowschen Meere für die Dampf— mühle, ferner 600 St. von Odessa zu 543 Fl. für den Verbrauch; 36090 St. Roggen von der Levante für den Lieferanten des Kaiserl. Militair⸗Aerars zu 4 Fl., 3500 St. Mais von Braila zu 3 Fl. für den Kleinhandel und 5000 St. Rübsamen vom Schwarzen Meere zu 3 Fsl. per Stajo für Italien.

Die Vorräthe am 1. März betrugen 276,900 St. Weizen, 132,900 St. Mais, 30,800 St. Roggen, 2600 Si. Hafer, 67, 200 St. Gerste, 1890 St. Fisolen, 33,300 St. ägvptische Bohnen, 700 St. Erbsen, 21909 St. Linsen, 4,590 St. Leinsaat, 30 St. Sesam und 46090 St. Rübsaat vom Schwar⸗= zen Meere, zusammen 567,210 Staja gegen 535,410 St. am 4. Februar.

Oel. In Folge der verschiedenen Zufuhren aus Apulien und den Abruzzen würden die Besitzer sich jetzt gern zu einem Preis ⸗Nachlasse bereit sinden lassen, um so mehr, als die Bestellungen von den Konsum-Plätzen schon seit einiger Zeit ausblieben. Im Laufe der verflossenen Woche sind indeß 3600 Ornen abgegangen, nämlich 1800 von den Abruzzen und Apu⸗ lien in Fässern zu 223 —= 235 Fl., 1000 O. halbfeines und feines eßbares von Apulien zu 25 27 Fl., 100 O. neues von Corfu in Fässern zu 24 25 Fl., 200 O. von Santa Maura desgl. zu 22 Fl. und 500 O. Istrianer und Dalmatiner in Fässern und Tinen zu 25— 26 Fl. die Orna.

Während die Einfuhr im Februar 26,8300 Ornen erreichte, beschränkten sich die Verkäufe und Ausfuhren auf 12,200 O. Unsere Vorräthe sind da⸗— her bedeutend angewachsen und bestanden am 1. März aus 3590 O. von Dalmatien und Istrien, 27,000 O. von Apulien und 10,500 O. von der Tevante, zusammen 41, 000 S. gegen 26,4090 O. am 14. Februar. Der Vor⸗ rath an Thran hat sehr abgenommen und beschränkt sich nunmehr auf 1506 Tonnen Hamburger drei Kronen.

Seide. Die Preise sind wie in unserer letzten Liste notirt; die Ver= käufe während der verflossenen Woche beschränkten sich auf 3 B. Uso Pie— montese und 4 B. Istrianer zu unbekannten Preisen. Die Zufuhr zur See im Laufe des Monats Februar betrug 36 B., die Ausfuhr 66 B.; der

Handels- und Industrie-Kasse Gouin und Compagnie sich zu Ein— stellung ihrer Zahlungen genöthigt gesehen hat. Dieses Etablisse⸗ ment hatte bisher für äußerst solid gegolten, scheint aber unter dem Drucke der schwierigen Umstände, wo es nicht die ihm zuständigen, verfallenen Gelder einzuziehen vermochte, erlegen zu sein. Es kün⸗ digt an, daß es seinen Gläubigern alsbald seine Bilanz vorlegen werde. Sie können sich den Eindruck dieses Vorganges denken. Die Bestürzung ist um so größer, als man auch dieselbe Nothwendigkeit für andere größere Häuser fürchtet. Eben so unterlag nach der Um⸗ wälzung von 1830 das Haus Laffitte, dessen Nachfolger jetzt Herr Gouin war, auch unter dem Druck der Umstände. Die Börse ist heute wieder geöffnet. Manche hoffen noch, das Haus Gouin werde zu retten sein.

Vorrath am 1. März 66 B. Philippopel, Turnovo und Dimotico, 90 B. Uso Piemontese, 60 B. Dalmaliner und Istrianer, 36 B. Brussa und Adria⸗ nopek, 53 B. Rumelien und Aja, 5t B. Candia, 15 B. persische, 25 B Pirges, 3 B. Seio und 2 B. Bengal, zusammen 406 B. gegen 387 B. am 1. Februar.

Havre, 4. März. Unter dem Eindrucke der politischen Ereignisse und des eingetretenen Geldmangels waren die Geschäfte diese Woche abermals beschränkt. Nur in leichten Häuten, für die Equipirung des Militairs paßlich, war und bleibt einige Bewegung. Baumwolle ist durch⸗ schnittlich 2 Frs. niedriger gegangen. Zucker hat sich auf 56 Fr. für bonne 4me gestellt. Wir vermuthen, daß der Handel gleich nach dem Wiederbeginn der Banken aufleben wird,

Baumwolle. Einfuhr der Woche 5745 B. Umsatz ca. 1300 B.

Allgemeiner

Jahre 1824 aus München geschrieben, seitdem

Ord. New - Orleans - schloß zu 70 Frs., mit Anschein, sich zu befestigen. Vorrath 59,000 B., gegen 15,000 B. 1847. Kaffee. Verkauft z63 S. Havi zu 37 Frs. 590 Cis. E. Vorrath 7, 422,609 halbe Kilogr., gegen 6,000,000 halbe Kilogr. 1847. Zucker. Verkäufe beschränkt. Franz. bonne Ame 56 Fr., 500 K. Pernambuco⸗Mus covaden 18 Fr. E. Vorrath 5000 F. franz., gegen 1000 F. 1817. Indigo. Außer dem heutigen Umsatze von 39 K. ist nichts geschehen. Preise unver- äudert. Vorrath cä. 7300 K., gegen ca. S600 C. 1817. Häute. Ver⸗ läufe ca. 13000 Buenos - Apres und Montevideo - zu 56 a 65 Fr. Reis. Verkäufe 117 J. Carolina- zu 245 2 25 Fr. Südsee⸗Th ran. Verkauft 17, 5ś0 Kil. loco zu 40 Fr. Blauhol z. 190, 0090 gil. Do- mingo⸗ zu 5 Fr. 50 C. verfaust. Talg. 25 F. russ. sind mit 68 Fr. verzollt, bezahlt worden, was eiwas besser ist. In anderen Artikeln siel nichts vor.

Ankündigung

des Unterrichts der Königl. höhe ren Forst-Lehr-Anstalt in Neustadt-Eberswalde für das Studienjahr 1848 / 49.

Der vollständige Kursus umfaßt 2 Jahre. l. Sommer ⸗Semester, beginnend mit dem 27. April, schließend mit dem 31. August 1848.

Es tragen vor: Ober-Forstrath Dr. Pfeil: Bodenkunde in Anwen— dung auf den Waldbau, wöchentlich 3 Stunden; Forstschutz⸗ nnd Forstpo⸗ lizei⸗Lehre, w. 3 St.; Forst- und Literatur⸗-Geschichte w. 3 St.

Prof. D. Ratzeburg: Encyklopädie der Naturwissenschaften, w. 3 St.; Anleitung zur Bestimmung der Gewächse, w. 2 St.; allgemeine Bo⸗ tanik, w. 2 St.; allgemeine Entomologie, w. 2 S

St. Prof. Schneider: Arithmetik, w. 4 St.; praktische Geometrie und Instrumentenlehre,

w. 4 St.; Planzeichnen, w. 2 St.

Land- und Stadtgerichts-Direftor Schaeffer; Rechtslehre in Bezug auf Forst⸗Verwaltung, 1ster Theil; allgemeine Rechtslehre und obligatori⸗ sche Rechtslehre, 2 St. w.

IJ. Winter⸗Semester 1818/49, mit dem 16. Oktober beginnend.

Ober- Forstrath Dr. Pfeil: Forst- Einrichtung; Forst⸗ Ertrags · rechnung und Waldwerths⸗Berechnung, w. 4 St.; Jagdlunde, w. 2 St., Erxaminatorium und Repetitorium über die gesammte Forstwissenschaft, w. 4 St. Prof. Dr. St. (Fortsetzung);

Be⸗

Ratzeburg: Encyklopädie der Naturwissenschaften, w. 1 Mineralogie in Bezug auf Bodenkunde, w. 2 Si. ; spe⸗ zlelie Forst⸗Inseltenkunde, w. 3 St.; Eraminatorium und Repetitorium über die gesammten Naturwissenschaften, w. 2 St. . .

Prof. Schneider: Vermessungs⸗ und Tarations Instruction, w. St.; Trigonometrie, w. 4 St. ; mathemat. Examinatorium, w. 1 St.

Land- und Stadtgerichts-Direkior Schaeffer: Rechtslehre in Bezug auf Forst Verwaltung, 2ter Theil, Lehre vom Besitz, Eigenthum und den dinglichen Nechten, w. 2 St. . . .

Im Sommer- Semester sind 6 Stunden wöchentlich zum Messen und Nivelliren, Stunden wöchentlich zu naturwissenschaftlichen Erkursionen be⸗ stimmt, so wie im ganzen Jahre der Mittwoch und Sonnabend zu Arbei⸗ ten im Walde und praßtischen Demonstrationen verwandt werden, auch die theoretischen Vorträge ausfallen, wenn sich Gelegenheit zu belehrenden Ar⸗ beiten im Walde an anderen Tagen in der Woche zeigt. .

Da die Zahl der angemeldeten Studirenden weit größer ist, als die Räume der Hörsäle sie möglicherweise fassen können, so wird darauf auf⸗ merksam gemacht, daß nur diejenigen Aufnahme finden können, denen dies durch den unterzeichneten Direktor der Anstalt besonders bekannt gemacht wird. Auch sind für das Winter -⸗Semester 1845 schon so k gen erfolgt, daß voraussichtlich nicht allen Wünschen in . 6 mn genügt werden kann und deshalb keine neuen Meldungen mehr augenom. men werden können. Sollten aus nicht vorherzusehenden Ursachen Plätze disponibel werden, so wird dies durch die öffentlichen Blätter bekannt ge— macht werden, .

Neustadt- Eberswalde, den 4. März 1848.

Der Direktor der Königl. preußischen höheren Forst ⸗Lehr⸗Anstalt Du. Pfeil.

Anzeiger.

Thlr., bei der Immobiliar-Brandkasse dagegen die Ge⸗ bäude allein zu 25,550 Thlr. taxirt worden.

Bekanntmachungen.

Die am schiefen Born hierselbst gelegene, Vol, VI. Nr. 166. Fal. 52. des Hypothekenbuchs verzeichnete, der verwittweten Gastwirth Reinmann *), Caroline Wil- helmine, geb. Bever, jetzt deren Erben gehörige Hufe Land nebst Ziegelei, welche zufolge der nebst dem Hoy⸗ pothekenscheine in der Registratur einzusehenden Tare auf 11,795 Thlr. 8 Sgr. Pf. abgeschätzt worden, soll im Wege der freiwilligen Subhastation

am 11. Mai 1848, Vormittags 11 Uhr, subhastirt werden. . Frankfurt a. O., den 27. Dezember 1847. Königliches Land- und Stadtgericht.

124

(1251 .

Das in der Lebuser Vorstadt, Berlinerstraße Nr. 39 gelegene, Vol. III. Nr. 117. des Hopothekenbuchs ver= zeichnete, den Erben der verwittweten Gastwirth Rein⸗ mann *), Caroline Wilhelmine, geb. Bever, gehörige Grundstück, welches zufolge der nebst dem Hopotheken schein in der Registratur einzusehenden Taxe auf 14, 157 Thlr. 10. Sgr. 3 Pf. abgeschäßt worden, soll im Wege der freiwilligen Subhastation am

12. ö. 1848, Vormittags 11 Uhr,

subhastirt werden. Frankfurt a. O., den 27. Dezember 1847. Königliches Land. und Stabtgericht. *) Nicht Reimann, wie in Nr. 44 dieses Blattes, Seite 378, in der ersten Spalte des Allgemeinen An—

zeigers irrthümlich gesetzt ist.

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Folgende verschollene Personen, als:

15 Ehristiane Caroline Rothe, geboren zu Bitterfeld am 6. Dezember 1809, Tochter des Tuchmacher Rothe daselbst, welche im Jahre 1825 in Leipzig in Dienste getreten, von da nicht zurückgekehrt und seit dieser Zeit keine Nachricht von sich gegeben hat, der Tischlermeister Gottlob Bernhardt Pfordte aus Bitterfeld, welcher sich im Jahre 1830 von dort entfernt und seit der Zeit von seinem Leben und Aufenthalte keine Nachricht von sich gegeben hat, der Schneidergeselle Christian Michael Carl Hund aus Zaasch, geboren am 28. März i798, welcher im Jahre 1516 nach Polen gegangen, von dort nicht zurückgekehrt und ebenfalls von seinem Leben und Aufenthalte keine Nachricht von sich gegeben hat, Johann Gottlieb Tennert von Zörbig, geboren den 2. November 1787, welcher zum letzten Male im

aber von sich nichts wieder hat hören lassen, so wie deren Erben und Erbnehmer, werden auf den Antrag ihrer Verwandten, resp. Kuratoren, hiermit edikta- liter geladen, binnen 9 Monaten und längstens in dem auf den 25. Oktober 1848, Vorm. 11 Uhr, vor dem Deputirten, Herrn Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Zeiz, in dem hiesigen Gerichts -Lolale anberaumten Ter⸗ mine entweder perfönlich zu erscheinen oder sich schrist⸗ lich zu melden und weiterer Verfügung entgegenzusehen, im Fall des Ausbleibens aber zu gewärtigen, daß sie für kodt erklärt, ihre unbekannten Erben präkludirt und ihr Vermögen den sich legitimirenden nächsten Verwand⸗ ten zugesprochen und verabfolgt werden wird. Delitzsch, den 26. November 1817. Königl. Land- und Stadtgericht. Bodenstein.

Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 4. März 1848.

Das der Wittwe Leist, Henriette Wilhelmine, geb. Wartenberg, gehörige, vor dem Neuen Königsthore Rr. 6 belegene, im stadtgerichtlichen Hypothekenbuche von den Umgebungen Vol. 21. No. 147 H. pag. 433. verzeichnete Grundstück, gerichtlich abgeschätzt zu 8917 Thlr. 10 Sgr. 9 Pf., soll

am 30. September 1848, Vorm. 11 Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hy⸗ pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.

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Magdeburg -Halberstädter Cisenbahn.

Wir benachrichtigen hierdurch unsere r nen., daß unser y , m,. ä a Faschuß in seiner gestern abgehaltenen öEivung den Betrag der Dividende . ür das Jahr 1847 auf Sieben Tha— m Dsl er für eine jede Actie festgesetzt hat, und daß die Zahlung dieser Dividende mit dem 3. April d. J. beginnen und durch den Herrn Rendant Fehr im Börsenhause hierselbst geleistet werden wird. Magdeburg, den 10. März 1843. Direkt ori um der Magdeburg-⸗Halberstädter Eisenbahn-Gesellschaft. Behrens.

Breslau⸗-Schweidnitz-Freibur— 10r vj er Eisenbahn.

Der Verwaltungsrath nee der Gesellschaft hat be— schlossen, aus den Be— triebs-Ueberschüssen des verflossenen Jahres außer

den bereits gezahlten 4 6,

WZinsen eine ö ivi⸗ dende von 196 oder zwei Thaler Iro Actie zu vertheilen.

Die Inhaber von Stamm -⸗Actien werden daher auf⸗

gefordert, diesen Betrag gegen Aushändigung des Di⸗ ö

videndenscheins Nr. IV. im Laufe des Monats

April é., mit Ausschluß der Sonn- und Festtage, zu

erheben: . in Breslau bei unserer Haupt-Kasse,

in Berlin bei den Herren M. Oppen⸗

heim' s Söhnen, Burgstraße Nr. 27.

Berlin, den 9. März 1848. ö

(2277! Nothwendige Subhastation. . Die zur Messerschmidtschen Konkursmasse gehörige Steingut⸗-Manufaltur an Gebäuden, Gärten und son— stigen Zubehörungen soll den 11. Mai 1848 an hiesiger Amtsstelle öffentlich versteigert werden. Erstehungslustige haben sich gedachten Tages Vor- mittags an hiesiger Amtsstelle einzusinden, ihre Zah⸗ lungs fähigkeit nachzuweisen, dem licitalionsmäßigen Ver- fahren belzuwohnen und sich des Zuschlags nach 12 Uhr zu versehen. ⸗3 Uebrigens sollen zwei besonders gelegene, ganz massisge Wohngebäude mit daran befindsichen Gärten einzeln und sodann sämmtliche übrige Immobilien, letztere als Fabrik wiederum besonders, zum Verkauf ausgeboten werden, jedoch so, daß doppelte Gebote angenommen werden und der Zuschlag eines jeden Wohnhauses, so wie der übrigen Gebäude, erst dann Gültigkeit erlangt, dafern nicht für den ganzen Komplex ein höheres Ge⸗ bot eilangt wird, als für die obgedachten einzelnen Theile, Die sämmtlichen Immobilien sind gerichtlich zu 12, 360

Die Bedingungen, unter welchen der Verkauf erfolgt, und eine ungefähre Beschreibung der Fabrikgebäude, wie der nach Befinden abzuttennenden Wohnhäuser, kann man aus den Anschlägen im hiesigen Amtsvorhause und im Rathhause zu Leipzig ersehen. . .

Justizamt Mutzschen zu Wermsdorf, den 4. März 1848.

Glöckner.

196 b C316 3.2 , lier! Heilsame Erfindung.

Das seit vorigem Monat bedeutend verbesserte üm- mert's Pollutions-Instrument hat die heilsame Eigen schaft erhalten, daß es nicht im geringsten Unannehm: lichkeiten oder nachtheilige Folgen für die Gesundheit herbeiführt und durchaus niemals eine Spur von Pollu⸗ tion zuläßt, sobald es nur eine kurz Zeit gebraucht worden ist. Die Wahrheit dieser Aussage ist durch vielseitige Erfahrungen bestätigt und die Sache durch berühmte Professoren und erfahrene Aerzte Deutschlands untersucht und für heilsam anerkannt worden, so daß wir uns aller weiteren Empfehlungen enthalten. Da früher viele dieser Instrumente von Holz gefertigt wa. ren, die Erfahrung aber gelehrt hat, daß solche nicht zweckmäßig sind, so haben wir unsere nen verbesserten Instrumente nur von feinem Messing zu 3 Thlr. Cou- fant und von feinem Elfenbein mit Messing belegt zu Thlr. Courant das Stück angefertigt, und erhalten die Herren Abnehmer, gegen portofreie Einsendung des Betrages, Instrument nebst Gebrauchs- Anweisung von den Unterzeichneten zugeschickt. ö

Bleicherode bei Nordhausen, im März 1848. Gebrüder Goldvogel.

——

193 b] ; . Ein in Hinterpommern belegenes ertragsreiches Rit⸗

dut mit einem Areal von 3300 Morgen, worunter 8 M. Acker bester Qualität unter dem Pfluge, 1000 M. gut bestandener Eichen; und Buchenwald, ang g. hender Wlesewachs, vas Uebrige zut Acker und Wie⸗ senkultur sich eignende Haide und Bruchterrain, befind⸗ lich, und bei welcher sonst keine Guts - Regalien man⸗ geln, will der Besitzer einem reellen Käufer, ohne Ein⸗ nischung einer dritten Person, käuflich überlassen. Nähere Auskunft ertheist auf portofreie Anfragen das Königl. Intelligenz Comtoir, befördert jedoch auch Adressen unter II. 146. 19561 . .

Eine geräumige Sommerwohnung ist zu vermie⸗ then auf dem Karlsbade Nr. 11.

Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für Jahr. 4 Rthlr.ä . * Jahr. 8 Rthlr.⸗ 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis⸗Erhshung. Bei einzelnen Kummern wird der Bogen mit 23 Sgr. berechnet.

73.

1 2 13 / =

me

. Amtlicher Theil. Deutsche Bundesstaaten. Königreich Sach sen. Bauern-Adresse. Königreich Württemberg. Adresse des ständischen Ausschusses. Das neue Ministerium. Kurfürstenthum Hessen. Minister= Wechsel. Hangu. Vorstellung an den Kurfürsten. Groß- herzogth um Hessen und bei Rhein. Stände⸗Verhandlungen. Großherzogthum Sachsen-Weimar. Unruhen. Bekanntma— chung. Landgrafschaft Hessen - Homburg. Bürgerliche Gleich stellung der Juden.

Oesterreichische Monarchie. Wien. Erklärung.

Frankreich. Paris. Die Beziehungen zu den fremden Mächten und ihren Nepräsentanten. Chef des Central - Arbeiter ⸗Büreau's. Sparkassenzins. Diskonto-Comtoire. Konferenz beim Finanz= Minister. Vermischtes.

Großbritanien und Irland. London. Ruhestörungen in Glas- gow und London von Seiten der Chartisten. Aufregung in Irland. Parlaments -Verhandlungen. Nachrichten aus den Vereinigten Staa— ien. Vermischtes. ö

Niederlande. Aus dem Haag. mer der Generalstaaten. Ministerwechsel.

Belgien. Brüssel. Durchreise des preußischen Gesandten Freiherrn von Arnim. Ankunft des Herzogs von Württemberg. Die Bezie⸗ hungen zu Frankreich. Vermischtes.

Italien. Nom. Edilt gegen die Jesuiten-Verfolgungen.“ Beschwörung der Verfassung durch den König.

Handels- und Börsen⸗Nachrichten.

Wiedereröffnung der zweiten Kam-

Neapel.

Rühle von Lilienstern.

Beilage.

Amtlicher Theil.

A n e 1 9 e.

Die für die Auastell ug bestin mn Kunstgegenstände werden täglich im Akademie Gebäude unter den Linden Vormittags von 8 bis 12 Uhr angenommen. Bei der nahe bevorstehenden Eröffnung derselben wird dringend um baldigste Ablieferung gebeten. Von den zeizufügenden beiden Verzeichnissen wird das eine als Empfangsbe— scheinigung unterzeichnet zurückgegeben.

Berlin, den 11. März 1818. Direktorium und Senat der Königlichen Akademie der Künste. Dr. G. Schadow, Direktor.

Das dem Lehrer der Mathematik, Bernhard Gülker zu Bielefeld, unter dem 21. März 1847 ertheilte Patent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesene Verbindung von Flügel⸗Ventilatoren, um Wind von höherer Pressung als bisher zu erzeugen, ist aufgehoben worden. Abgereist: Se. Durchlaucht der Erbprinz zu Schaum- burg⸗Lippe, nach Bückeburg. Se. Excellenz der Erb⸗Hofmeister in der Kurmark Brandenburg, Graf von Königsmarck, nach Netzband.

Allgemeine

1 Expedition der Zeitung: Behren⸗Straße Nr. 57. In sertions⸗Gebühr für den * Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

Berlin, Montag den 13 März

llichtamtlicher Theil.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Sachsen. (Epzg. Ztg.) Die Bauern meh⸗ rerer Dorsschaften haben nachstehende Adresse an Se. Majestät den König gerichtet:

Allerdurchlauchtigster König! Allergnädigster König und Herr! Das hochherzige Beispiel der Stadt Leipzig, welche mit Freimuth vor dem Throne über die im Volke voiherrschenden Gefühle und Wünsche sich ausgesprochen, hat auch uns nicht theilnahmlos gefunden. Ew. Königl. Majestät kennen die Treue und Liebe des Bauernstandes zu seinem König. Sie bewährt sich jetzt in unserer Offenheit. Wir haben erfahren, daß Ew. Königl. Majestät in dem Glauben erhalten werden, daß der Sinn des Volkes mit dem der Minister in Einklang stehe. Wir versichern Ew. Majestät, daß, wohin wir hören, wohin wir sehen, es fast nur Eine Stimme giebt: daß es anders, besser werden möge! Wir versichern Ew. Königl. Majestät, daß noch mancher auch uns nahe berührende Wunsch auf dem Herzen des Volkes liegt, seiner Erfüllung harrend. Vor allem beklagen wir tief das jetzige Wahl Gesetz in seinen engherzigen Bestimmungen, die es hauptsächlich gerade auf den Bauernstand abgesehen zu haben scheinen. Dieses Wahl—⸗ Gesetz behindert und beschränkt die Auswahl unter den Würdigsten und Besten; es gehen die Beschränkungen desselben so weit, daß es eine Verletzung seiner eigenen Vorschrist über die Höhe des Census zuläßt, um nur ausführbar zu sein. Es giebt manche Wahllreise, welche nicht zuge= stehen können, daß die von ihnen gewählten Abgeordneten dem Geiste nach ihre Vertreter waren; welche für die Wahlstimme, die sie abgaben, weil sie besser sie icht abgeben konnten, in Gedanken ihr Vaterland um Verzeihung bitten. Wir haben schon früher unsere Bittschriften gegen dieses Wahl geseß drr hohen Stände Versammlung eingesendet, aber ohne daß wir nur ein Wort der Berathung darüber gehört hätten. Mögen Ew. Königl. Ma— jestät der Ständeversammlung ein Wahlgesetz vorlegen lassen, welchem Vertrauen zu der Einsicht und dem Willen der Waͤhler zu Grunde liegt; dann erst werden . von uns Gewählten als unsere wahren Vertreter, als Männer unseres Vertrauens gelten können. Es ist ein schmerzliches Gefühl für uns, wenn wir es mit ansehen müssen, wie unsere Söhne aus dem Kreise der Ihrigen dahingeführt werden, wie auf einen orientalischen Marlt, um ge— wungen zu werden, die Waffen zu tragen. Ost ist ihre Kraft, ihr Körper der einzige Neichthum, den sie auf dieser Welt besitzen; sie müssen sie in den Jahren, wo sie ihnen die besten Früchte tragen könnten, dem Vater ande geben, während der Mann von Geld seinen Sohn von der Pflicht der BVaterlandsverthridigung loskauft! Mögen Ew. Königliche Majestät Ihrem Lande eine volksthümliche Wehrverfassung verleihen, damit die Vertheidi= gung des Vaterlandes nicht länger eine unmenschliche Last, sondern eine freudige Pflicht, ein stolzes Recht eines Jeden im Volke werde. Die Abgaben des Staates sind so vertheilt, daß der Vermögendere verhältniß—= mäßig weniger zahlt, als der Aerniere; mögen Ew. Königliche Majestät eine Besteuerung einführen lassen, welche auf billigerer Grundlage ruht, die Eitelkeit, Titel- und Rangsucht am wenigsten schont, und unsere Steuern mindert! Wir haben die Lasten der Kirchen und Schulen zu tragen, wir geben ihren Dienern das, was ihnen gebührt; aber leider sehen wir uns außerhalb des Genusses der entsprechenden Rechte im Kirchen und Schulwesen. Unsere Geistlichen mögen Lehrer und Vorgänger nur auf dem Pfade der Tugend sein, aber entfernt von ihnen möge Alles gehalten werden, was sie in ih⸗ rem hohen Berufe stört; ihre Wirksamkeit möge stets im reinsten Lichte der Uneigennützigkeit erscheinen, dann werden wir ihr Wort doppelt gern glau— ben und hören. Mögen Ew. Königl. Majestät der Stände⸗Versammlung ein Gesetz vorlegen lassen, durch welches den Kirchen⸗Gemeinden ihr natür— liches Recht: Geistliche und Schullehrer selbst zu wählen, ihre kirchlichen und Schul-Angelegenheiten selbst zu besorgen, das Kirchen⸗ und Schul-Ver= mögen selbst zu verwalten, gegeben, das Einkommen der Geistlichen fixirt und ihre Stellung in der Kirchen-Gemeinde vom Betrieb einer Landwirthschaft und ähn- lichem weltlichen Beisatze gänzlich geschieden wird. Kein Stand hat mehr zu leiden gehabt, als der Bauernstand unter der Beschaffenheit der Gerichte

Alle post-Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die

Allgem. Preuß.

1848.

und deren Verfassung, denn der größte Theil der Lasten des bäuerlichen Grund und Vodens ist durch die Wirkungen der Abhängigkeit, Entsetzbarkeit und herrschaftlichen Dienstbeflissenheit der Gerichte auf den Bauernstand ge⸗ kommen. Zur Hebung des längst und tief gesunkenen Vertrauens zur Rechts—⸗ pflege mögen Ew. Königl. Majestät der Stände⸗Versammlung ein Gesetz vorlegen lassen, welches Oeffentlichkeit ohne Ausnahme, auch in bürgerlichen Nechtsangele⸗ genheiten und Schwurgerichte in Strafsachen gewährt. Für das Pertrauen zur Uebung der Gerechtigkeit kommt eine Einrichtung, welche den Entscheid über die Schuld oder Nichtschuld in andere Gewissen als das des Volles selbst legt, zu spät! Die neuere Gesetzgebung hat zwar viel von dem alten Unrechte, das auf unseren Grundstücken lastete, gehoben; allein noch darf der Geistliche eine Ausnahme machen in Ablösung der Pfarr-Zehnten, noch zertreten die Jagdberechtigten unsere Saatfelder und ihr Wild zernagt unsere Pflanzen und Bäume, noch lastet der furchtbare Druck des Lehn⸗ geldes auf uns, und Hunderte von Prozessen legen sich saugend an den Wohlstand der Gemeinden; immer klarer wird es uns auch, daß der Er— werb eines Theiles dieses Rechtes mit rechtswidrigem Verfahren der Ge- richte behaftet war. Möge Ew. Königl. Majestät der Stände⸗Versammlung ein Gesetz vorlegen, worin die Ablösbarkeit des Pfarrzehntes wiederhergestellt, die Ablöfung der Jagd vermittelt und die von Rechtswidrigkeiten der Gerichte begleiteten Fälle einer Lehngelds-Zahlung als zum Erwerb des Lehngelde Be⸗ fugnisses unfähig erklärt werden. Wenn Ew. Königl. Majestät unsere Wünsche erhören wollen, so sind wir der einfachen Ueberzeügung, daß solche Gesetze nur dann zum vollen Glücke des Landes gereichen können und gesich ert sind, wenn sie von Ministern ausgeführt werden, welche auch mit ganzer

Seele ihnen zugethan sind und dabei nicht erst entgegenstehende Grundsätze zu verleugnen oder aufzuschieben brauchen. Jeder Anruf Ew. Königlichen Majestät an Ihre Sachsen wird einen froheren und begeisterteren Anklang finden, wenn er von Männern gegengezeichnet ist, die das Vertrauen, die Liebe, die Achtung des Volkes genießen. In unbegränzter Verehrung und Anhänglichkeim Ew. Königl. Majestät treueste und gehorsamste 2c.“ (Folgen die Unterschriften.)

Groß- und Kleinzschöcher und nachverzeichnete Orte, den 7. März 1848.

Laut Bekanntmachung der Kirchen -Inspection in Leipzig wird daselbst von jetzt an bei öffentlichen wie bei Privat-Kommunionen von der Geistlichkeit das Beichtgeld weder gefordert noch angenom⸗ men werden.

Königreich Württemberg. (Schwäb. Merk) Der ständische Ausschuß hat auf Anregung des Präsidenten Wächter nach stehende Adresse an den König gerichtet:

„Ew. Königlichen Majestãät erlauben wir uns die angeschlossenen, theils an den ständischen Ausschuß, theils an die Stände ⸗Versammlung gerichteten Eingaben, welche von Ein— wohnern der verschiedensten Bezirke des Landes bei uns eingereicht wurden, zur Kenntniß zu bringen. Allerhöchstdieselben haben in den letzten Tagen Ihrem Volke die vollste Preßfreiheit gewährt und sowohl in dem gnädig sten Erlasse an den ständischen Ausschuß, als in einem Reskripte an die bürger⸗ lichen Kollegien von Stuttgart noch weitere Reformen in Aussicht gestellt und zu deren Verwirklichung die Stände auf den 13ten d. M. einbe- rufen. Indem wir auch von unserer Seite hierfür Ew. Königli⸗— chen Majestät unseien tiessten Dank darbringen, halten wir uns verpflichtet Ew. Königl. Majestät auf das dringendste und ehrerbietigste zu bitten, wo möglich noch vor dem Zusammentritte der Stände diejenigen von Ew. Königl. Majestät beabsichtigten Aenderungen, welche ohne Mitwirkung der Stände geschehen können, in Ausführung bringen und von den durch die Regierung den Ständen zu machenden Vorlagen Kunde geben zu wollen. Zu dieser pflichtmäßigen Bitte drängen uns besonders die von allen benachbarten deut- schen Regierungen vollzogenen Maßregeln und die durch dieselben gesteigerte Stimmung in allen Theilen des Landes. ß In tiefster Ehrfurcht verharren wir Ew. Königl. Majestät allerunterthänigster, treugehorsamster ständischer Ausschuß.“

Rühle von Lilienstern.

General-Lieutenant Rühle von Lilienstern. Ein bio⸗ graphisches Denkmal. Beiheft zum Militair-Wochenblatte für die e . Oktober, November und Dezember. Berlin, Mitt⸗ ler, 1848. 4.

Es war am 3. April 1817, als ein langer Trauerzug österreichischer Krieger in der Stadt Salzburg einem dort auf der Rückresse von Gastein erkrankten und gestorbenen preußischen General die letzte Ehre erwies und durch diesen Beweis kameradschastlicher Gesinnung wiederum das Gedächt— niß des großen Freiheitskampfes erneuerte, in welchem die brüderliche Ein— tracht beider Völker so erfolgreich zur Erringung des Weltfriedens beige—Q tragen hat.

Dieser Verstorbene war der preußische General-Lieutenant Rühle von Lilienstern, eine der ausgezeichnetsten Persönlichkeiten unseres Heeres und einer von den Männern, deren gereiftes, klares Urtheil in Kriegs⸗ und Staatssachen nicht allein in den drangvollsten und wichtigsten Abschnitten unserer neueren Geschichte entscheidend geworden ist, sondern auch seit 1815 der Mittelpunkt aller wissenschaftlichen Anstalten zur höheren, zeitgemäßen Aus- bildung der vaterländischen Truppen., So bedeutende Vorzüge durften nicht zu schnell aus dem Andenken der Zeitgenossen entschwinden, und es ist ein besonderes Lob der uns vorliegenden trefflichen Arbeit, daß sie nicht erst in einer Zeit erscheint, wo ihr Lebensreiz schoen erloschen ist und ihre Zeugen und sonstigen Betheiligten bereits hingestorben sind. Des Amtes, eine solche Verspätung zu verhindern, hat sich ein Mitglied des preußischen großen Generalstabes, der Major Gerwien, unterzogen und sich durch gewissenhafte Benutzung der Druckschriften und Dienstpaplere, so wie durch eigene SachQ kunde und geschickte Führung der Feder, dieser Aufgabe vollkommen gewach⸗ sen gezeigt. Ein ähnlicher Verein schätzbarer Eigenschaften hat bereits in desselben Verfassers Geschichte der Bildung der ostpreußischen Landwehr im Jahre 1813, welche in den Beiheften des Militair-Wochenblattes vom Jahre. 1846 gedruckt war, die verdiente Anerkennung gefunden.

Johann Jakob Otto August Rühle von Lilienstern stammte aus adeli- gem Geschlechte und war am 16. April 1780 in Berlin geboren. Zufällige Ümstände veranlaßten 1791 seinen Eintritt in das Kadetten-Corps, aus wel- chem er als Fahnen - Junker in das zu Potsdam garnisonirende Regiment Garde überging und 1801 zum Seconde“ Lieutenant vorgerückt war, wobei es von en schisdenem Einflusse auf seine militairische Entwickelung war, daß ihm der Besuch der von Scharnhorst organisirten und geleiteten Alademie für Offiziere in Berlin gestattet ward. . den Geschäften des Dienstes und seiner Kenntniß desselben, über die wir auf S. 127 eine von der be— achtungswerthesten Bescheidenheit zeugende Stelle finden, widmete sich Rühle mit größtem Eifer der Mathematit, Philosophie und den Naturwissenschaften trieb mit Glück Musik und bethätigte in dem Kreise jüngerer Freunde von denen hier nur der früh verstorbene Heinrich von Kleist und der noch im höchsten Ansehen stehende General der Infanterie von Pfuel genannt wei=

den sollen, die erfolgreichste Neigung für die schöne Literatur. Seit dem Jahre 1801 bildete sich Rühle's enges Verhältniß zu dem Obersten von Massenbach; er ward nach wohlbestandenem vierzehntägigen Eramen vor allen Seconde⸗Lieutenants desselben Grades dem damals errichteten General -Quartiermeisterstabe als Adjoint erster Klasse zugetheilt und besaß im Feldzuge von 1806 das be- sondere Vertrauen Massenbach's, in dessen Gedankenfolge er sich auf höchst merkwürdige Weise hineingearbeitet hatte, und das Wohlwollen seines Vor— gesetzten, des Fürsten Hohenlohe. In dieser Umgebung erlebte er die Ka—Q tastrophe des 14. Oktobers, dessen unglücklichen Ausgang er voraussah, nahm an dem Rückzuge bis Prenzlau Theil und ward, ungeachtet seines Dringens, sich nach Stettin durchzuschlagen, ein Opfer der schmachvollen Capitulation von Prenzlau. Nach kurzem Aufenthalte in Berlin nahm er seinen Aufenthalt in Dresden und lebte hier bis zum Frühling 1809, zwar unter den unbestimmtesten Aussichten für die Zukunft und in einer drücken— den äußeren Lage, aber geistig bewegt und nach vielen Seiten hin thätig. Die Namen eines von Pfuel und Heinrich von Kleist, eines Adam Muller, Fr. Gentz, Christ. Krause, der Maler Hartmann und Kügelchen, Böttiger's und Körner's mögen die Kreise bezeichnen, in welchen Rühle einen ausgedehnten Umgang fand. Hier begann er auch dieReihe seiner schriststellerischen Werke mit dem „Berichte eines Augenzeugen über den Feldzug von 1806“, eines durch Freimuth, Wahrheitssinn und Sachkenniniß ausgezeichneten Buches, dessen Andenken der Verfasser in zweckmäßiger Weise aufgefrischt hat. Dasselbe gilt von der militairisch-politischen Jeitschrift „Pallas“ (1808 1810), von den im Jahre 1808 vollendeten „Hieroglyphen oder Blicken aus dem Gebiete der Wissen— schaft in die Geschichte des Tages“, und anderen Arbeiten, welche die Viel— seitigkeit seines Geistes beurkunden, der sich aber auch in politischen Bezie⸗ hungen umthat. Denn Rühle, wenngleich kein Mitglied des Tugendbundes, gehörte nebst Stein, Müffling und Anderen zu den Organen, welche bei der Entwickelung der in Norddeutschland verbreiteten Pläne gegen Napoleon eine Rolle spielten und wahrscheinlich noch mehr spielen sollten, als es das Resultat des Krieges von 1809 gestattete. Einzelnes konnte Herr Gerwien hier nicht mittheilen und bemerkt in Uebereinstimmung mit Varnhagen von Ense's Aeußerung im Leben Karl Müller's, S. 18, daß es vielleicht nie— mals gelingen werde, den Schleier, welcher über den geheimen politischen Bewegungen in Deutschland während der Zeit von 1807 1813 ruht, voll⸗ ständig zu heben. Aber Rühle's treueste Anhänglichkeit an Preußen tritt in „der ,, Verbindung des sanftesten Gemüthes und des schärf— sten Verstandes“ überall hervor und zeigt hinlänglich, mit welchem Unrechte er in jener Zeit von Gentz angefeindet worden ist.

Indeß hatten sich die äußeren Verhältnisse Rühle's dadurch weit vor= theilhafter gestaltet, daß ihn durch die Vermittelung des jetzigen General= Feldmarschall von Müffling, damaligen weimarischen Präsidenten, der Her= zog Karl August im Jahre 1807 zum Gouverneur seines Sohnes, des Prinzen Bernhard, erwählte. Der abwechselnde Aufenthalt in Weimar und Dresden, die Begleitung des Herzogs und des Prinzen in den Jahren 1808 und 1811 (ist0 auf S. 142 sst Druckfehler nachl Teplitz und die übrigen Erlebnisse führten eine Reihe geistiger Genüsse herbei und eine fort-

dauernde literarische Thätigkeit Rühle's, der bei seinem äußeren Auftreten durch Schönheit des Körpers, geistigen Ausdruck und feinste Grazie des Wesens überall auf das gewinnendste für sich einnahm. Hierbei ist noch ein Zeugniß Varnhagen's von Ense (Denkwürdigkeiten II. 305) aus dieser Zeit in die Schilderungen des Verfassers. einzufügen. Widerstreitend mit seinen Wünschen für Deutschlands Macht und Größe kam ihm die Auffor⸗ derung als Major im Generalstabe mit dem sächsischen Hülfs-Corps in den öͤsterreichischen Krieg von 1809 zu ziehen, von welchem der Prinz Bernhard als damaliger sächsischer Offizier nicht zurückbleiben konnte. Rühle begleitete ihn in= dessen nur als sein Gouverneur und benutzte die Anwesenheit im Bernadott⸗ schen Hauptquartier, so wie die Führung des Operations- Tagebuches aufs beste zur Abfassung der „Reise mit der Armee im Jahre 1805.“ Wir ver= danken unserem Verfasser mehrere zweckdienliche Auszüge aus demselben und aus den ästhetischen Anhängen, in denen man z. B. in der Stelle über die gothische Baukunst (Beilage Nr. 1) ein begabtes dichterisches Gemüth wahrnimmt, während aus der Berhüllung des Malers (denn diese hatte sich Rühle gewählt) überall der kenntnißreiche Offizier hervorblickt, so daß man also nirgends die Ausbeute, welche der Titel zunächst ankündigt, vermissen wird. ö

Bis zum Jahre 1813 lebte Rühle fortwährend in angenehmen Ver= hältnissen und fah sich wiederholt zum Eintritt in französische, russische und öͤsterreichische Kriegsdienste aufgefordert. Im Jahre 1811 hatte er die wei= marische TDienststellung aufgegeben und wohnte als Eigenthümer eines bau- erlichen Grundstückes in Laubegast unweit Dresden still und ein sam, bis ihn die Kunde von dem Uebergange der Russen über die preußische Gränze im Januar 1813 nach Berlin trieb, um dem Vaterlande unten vera m derten Umftänden nützlich zu sein. Er trat als Freiwilliger in die Lützon sche Schaar, aber Scharnhorst zog ihn sofort als Major in den Gene⸗

ralstab. . o

Von jekt an hat Rühle neben Scharnhorst, Gneisengu, Müffling und Grolmann auf einc eigenthümliche und bedeutende Weise in die großen Begebenheiten des Jahres 1813 eingegrissen. Unser Verfasser hat dies far und übersichtlich dargestellt, wir vermogen sedoch nur in der Kürze die erfolgreichsten Thaten Rühle's aufzuführen. Aus der Zeit vor dem Waffenstillstande gedenken wir, daß es Rühle'n vor⸗ dehalten war, in der schwierigen, gedrückten Lage des Heeres nach der Schlacht bei Bautzen der Urheber der für die preußische Reite⸗ rei so glänzenden Waffenthat bei Havnau (26. Mai 1813) zu sein und daß er nebst Müffling, dem kürzlich verstorbenen Knesebeck und Krauseneck das Verdienst hat, die beiden Monarchen von Rußland und Preußen be⸗ stimmt zu haben, das linke Oderufer mit ihren Truppen nicht zu räumen, wie im russischen Hauptquartier ganz gegen den ursprünglichen Plan vorge⸗ schlagen war. In der folgenden Zeil, nach Wiederaufnahme der Feindse-⸗ ligleiten, war Major Rühle im Blücherschen Hauptquartier und, nach dem ülrtheile von Augenzeugen gleichsam die Seele desselben, indem selbst Gnei⸗ senau sich den Entwürfen und der Thätigkeit desselben mit einem Vertrauen überließ, welches die Entwickelung der Begebenheiten vollständig rechtfertigte.