1848 / 75 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

variser Industrie nicht retten. Wir sind in einem jener Momente, wo es feine Rettung giebt, als wenn Jedermann guten illen zeigt und thätige Hülfe leistet. Ein sanre ui Feut wäre das Verderben ller. urch enges Zusammenhalten af größere Uebel verhütet werden, Alle müssen von dem Gefühl des gemeinsamen Interesse's beseelt sein, das gemeinsame Interesse aber übersetzt sich materiell durch die Erhaltung der Arbeit. Das sst das Ziel, nach welchem wir Alle streben müssen, von den Mitgliedern der Regierung bis zu dem bescheidensten Handwerker herab. Die Arbeit ist die Thaäͤtigkeit der Gesellschast. Wenn die Arbeit aufhört, ist die Existenz der Gesellschast selbst bedroht; es ist ein Todeskampf, ein Kampf zwischen Leben und Tod. Keiner von uns vermag viel dabei, aber Jeder eiwas. Es ist nicht möglich, daß diese Gesellschaft, die wir mit allem Anschein von Kraft und Gedeihen sich haben bewegen sehen, nur eine Leiche sei, die ih⸗ ren leßzten Athemzug ausstößt. Aber gestern lieh Jeder von uns, fast ohne daran zu denken, maschinenmäßig, der Arbeit den Beistand, welchen sie in Anspruch nimmt, dieser mit seinen Kapitalien, jener mit seiner Intelligenz, ein Dritter mit seinen Armen, Alle mit ihrem Vertrauen. Dieses zer⸗ trauen, welches damals freiwillig und instinktmäßig war, Ueberle— gung und Vernunft, wie erregt wir auch sein mögen von dem Schauspiel, das sich vor unseren erstaunten Augen entrollt hat, müs-⸗ sen es wieder erstehen machen. Die Kapitalien haben abgenommen, denn eben die Existenz der Kapitalien beruht auf den Bedingungen der mo ralischen Ordnung, auf der Sicherheit, welche man um sich fühlt, und Re⸗ voluflonen erwecken und befestigen die Sicherheit nicht. Aber wenn das Kapital auch stark abgenommen hat, so ist es doch nicht ganz dahin. Die Arme endlich, welche sich gestern zur Arbeit anboten, sind noch da. Den Lohn, den sie gestern verdienen, brauchen sie auch heute. Freilich hat man seit gestern vor den Augen des Volkes Systeme schimmern lassen, die es verlocki haben und ihm, wie es scheint, die glänzendsten und erfreulichsten Hoffnungen einflößen. Aber Sosteme, und wenn sie 53 noch so vernünftig und auf Berechtigkeit gegründet sind, lassen sich nicht in einem Handumdrehen ins Leben einführen. Sie sind für morgen, und wir müssen heute auch leben. Wir haben Alle vor der Nothwendigkeit die Stirn zu beugen und uns Raths von ihr zu erholen. Die Noihwendigkeit gebietet der Negierung, so gät als möglich ihre Hülfsquellen im Interesse der Arbeit zu entfalten; Len? Steuerpflichtigen, ihre Steuern, wenn es möglich ist, noch bevor sie fällig sind, einzuzahlen, damit die Slaatskassen nicht leer werden; der Bank von Fiankreich, foriwährend liberal zu sein; den Kapitalisten, sich nicht zu scheuen, was ihnen übrig geblieben, zu wagen, denn das ist immer noch das sicherste Mittel, es zu erhalten; den Arbeitern endlich, für den Augen blick ihre Forderungen nach den vorhandenen Kapitalien abzumessen. Sonst kommen wir aus der Verlegenheit, in welche wir uns gestürzi, nicht heraus.“

Paris, 9. März. Der Finanz⸗Minister hat folgenden Aufruf erlassen:

„Bürger! Die Negierung, welche so eben gestürzt ist, führte die Fi⸗ nanzen des Landes spstematisch dem Untergange entgegen. Trotz der War⸗ nung ihrer Freunde, ihrer Feinde und selbst der Gleichgültigen schöpfte sie ohne Maß aus allen Quellen des öffentlichen Vermögens. An dem Tage ihrer Entstehung übernimmt die französische Republik diese schwere Erbschaft; sie tritt sie an, entschlossen, sie ohne Wanken zu tragen, Ohne Zweifel ist es ein unermeßliches Werk, aber die provisorische rierung läßt h da⸗ durch nicht aus der Fassung bringen. Aus dem Willen des Volles her⸗ vorgegangen und auf ihn sich lehnend, weiß sie, daß ihre Kraft allen vor= handenen oder zu erwartenden Schwierigkeiten gewachsen ist. Das Zusam—= menhandeln aller Bürger hat die Freiheit gerettet; es wird auch das öffent. liche Vermögen retten. Schon hat Lie provisorische Regierung für Alles Sorge getragen; sie ist thätig beschästigt, die Mittel aufzufinden, die Aus⸗ gaben des Staates in großem Maßstabe zu verringern. Sie ist überzeugt, daß ihr das gelingen wird. Das Uebrige geht die Bürger an; ihr Loos, das Loos des Handels, der Industrie, die Zukunft und das Gedeihen der National-Arbeit, liegt in ihrer Dand. Die Regierung beschwört sie, das zu bedenken. Zu gleicher Zeit fordert sie kein außerordentliches Opfer von ihnen. Um allen finanziellen Verlegenheiten zu begegnen, welchen vorzu⸗ beugen die Vorsicht gebieterisch erheischt, wird eine einfache Voraus⸗ erhebung der Steuern genügen; wenn alle Bürger sofort und antizie pando die noch restirende Quote oder wenigstens die sechs ersten Zwölftel Ihrer jährlichen Steuern in die Kassen des Staatsschatzes einzahlen, so wer⸗ den alle finanziellen Schwierigkeiten gehoben sein. Die sinanzielle Lage wirkt unmittelbar auf die politische Lage zurück: den offenkundig feste Staats⸗ Kredit kräftigt den Privat-Kredit; die seit mehreren Jahren ungenügende Tirculatfon nimmt in großen Verhältnissen zu; die Arbeiten nehmen unter besseren Bedingungen wieder ihren Lauf, und die Verbesserung des Schick⸗ sals der Arbeiter begründet die Ruhe des Staates auf der unwandelbaren Grundlage der Gerechtigkeit. Die provisorische Regierung erläßt deshalb einen energischen Aufruf an alle Bürger. Es ist nicht ihr persönliches In⸗ teresse, an das sie sich wendet; sie will in dem Herzen des Landes nur die Salt des Patriotismus und der Hingebung anschlagen. Ganz den In⸗ teressen des Volles geweiht, erwartet die provisorische Regierung mit unbe⸗ schränktem Vertrauen das Resultat dieses Aufrufs an den Patriotismus Frankreichs.“

Ein neues, an die Arbeiter gerichtetes Delret mit einer entschul= digenden Einleitung, daß nicht alle Fragen des verwickelten Problems

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der Organisation der Arbeit zugleich und in kurzer Frist gelöst wer- den könnten, verordnet einstweilen die Errichtung eines unentgeltlichen Arbeits Rachweisungs-Comtoirs in jeder Mairie von Paris. Es sind diese Anstalten ganz nach deutschem Muster begründet. Unter ben anderen neuesten Dekreten der Regierung verordnet eines die Er= richtung einer Vorbereitungsschule für die Verwaltung; ein anderes bewilligt den im Laufe der letzten 14 Tage ungestempelt aufgenom⸗ menen Urkunden, Wechseln, Protesten ze. eine Frist zur Nachstempe⸗ lung für Paris bis zum 206sten, außerhalb bis zum 2östen d. M.; ein drittes hebt das von den Oppositions-Journalen unter der Juli— Regierung, so heftig angegriffene Gesetz über die gerichtlichen Ankün⸗ digungen in den Zeitungen auf; ein viertes endlich setzt die Wahlen der Sffiziere und Unterofftziere der National-Garde von Paris auf den 18ten d. M. an.

Den „Deutschen Demokraten“, welche gestern in feierlichem Zuge der provisorischen Regierung ihre Adresse überreicht und ihr zwei

roße zusammengebundene Fahnen, die schwarz-roth-goldene und die anzösische Trikolore, zum Geschenk gemacht haben, antwortete Herr Cremieur im Namen der provisorischen Regierung unter Anderem; „Bürger Deutschlands! Unsere Herzen sind von den Worten lebhaft erühtt, die, Sie so eben ausgesprechen. Das Land der Philosophie und ohen Studien, weiß Ihr Deutschland sehr wohl, was die Freiheit werth ist, und wir sind versichett, daß es sie Lurch sich selbst ohne andere fremde Hülfe erobern wird, als das lebendige Beispiel, das wir dem Volke geben, ein Beispiel, das Allen beweisen 3 daß die Freiheit das erste aller Gü⸗ ter und die erste Nothwendigkeit für den Menschen ist. Bürger Deutsch⸗ lands! Alles um uns schreitet vorwärts, und wir würden sehr erstaunt ge⸗ wesen sein, wenn Deutschland in dem Augenblicke, wo wir das Signal gaben, sich, nicht auch edelmüthig erhoben hätte. Es bewegt sich und bringt zunächst seine Gedanken in Uebereinstimmung. Deutschland übereilt sich nicht, es schreitet ruhig vorwärts. Aber wenn Deutschland ruhig vorwärts schrei⸗ tet, weiß es sein Ziel zu erreichen. Den Tag also gewärtigend, wo es, stark durch sich selbst und als große Nation seine Macht entfaltend, jene großen Freiheits Ideen proklamiren wird, die ihm neuen Glanz geben: nimmt Frankreich den lebhastesten Theil an den wichtigen Ereignissen, die 3 auf dem alten Boden Germaniens vorbereiten. Frankreich schaut bei⸗ ig allen Freiheitsversuchen zu. Die Freiheit ist es, welche die Völker nähert und vereinigt.“ Ein Mitglied der Deputation: „Möge die deutsche und französische Fahne auf immer vereinigt bleiben!“ Herr Cremieur: „Wir nehmen diese Doppelfahne an, wie wir bereits die Doppelfahne 1 und Amerfka's annahmen. So schließen sich die Bündnisse der olker!“

Der politische Flüchtling N. Venedey aus Köln hat sich durch die Adresse jener deutschen Demokraten“ veranlaßt gefühlt, ein Schrei⸗ ben an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn von Lamartine, zu richten und ihm mit demselben eine Ge en⸗Adresse von anderen seiner Landsleute zu übersenden, worin e er zwar das französische Voll zu der vollführten Revolution beglückwünschen, aber

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doch hinz fin daß sie, als zu Paris wohnhafte Söhne Deutsch⸗ lands, nicht berufen seien, hier im Namen Deutschlands zu sprechen. Der Einsender selbst sagt in seinem Schreiben an Lamartine:

„Eine Versammlung oder vielmehr eine Gesellschaft „deutscher Demo⸗ kraten“ hat gestern eine Adresse an das französische Volk votirt. Sie wird Ihnen überreicht werden, und ich zweisle nicht, daß Sie zu würdigen wissen werden, was Kundgebungen dieser Art werth sind. Ich meines Theils habe geglaubt, im Namen des einfachen deutschen gesunden Verstandes eine Art Protestation gegen die hochtönenden Phrasen vorschlagen zu müssen, welche man Ihnen für deutsche Gesinnung wird geben wollen. Als po⸗ litischer Flüchtling habe ich sechzehn Jahre in Frankreich gewohnt, und ich schulde Ihrem Lande die Wahrheit als Vergeltung für die Gastfreundlich⸗ leit, welche es mir bewilligt hat. Die patrictische Gesinnung vor Allem ist gegenwärtig in Deutschland lebendig; mein Volk denit gleich Ihnen,. Hen rene, daß es leinen einzigen Leutschen Bürger geben soll, der sich nicht vor Allem um den Grundsatz des Vaterlandes chaart!“ Deutschland fühlt wie Sie, „daß es keine dauernden Wahrheiten giebt außer denen, welche von selbst auf dem eigenen Boden des Vaterlandes erwachsen“, und alle hoch⸗ tönenden Phrasen von allgemeiner Nepublik, von humanitarischer Brüder⸗ schaft, welche eine vereinzelte Partei oder eine in Deutschland wurzellose Gefellschast Ihnen darbringen könnte, würden nichts an den unglücklichen Ereignissen ändern, die mir unvermeidlich scheinen, wenn Frankreich einen Augenblick vergäße, daß Deutschland Lie Wiederaufrichtung des deutschen Vaterlandes, als alleinige dauerhafte Grundlage einer r. e. der Frei⸗ heit im Interesse aller Bürger ohne Ausnahme verlangt, erstrebt und vor Allem, wie gegen Jeden, vertheidigen wird,“

Die Veränderungen im diplomatischen Corps, welche eben in den Blättern veröffentlicht werden, sind umfassender, als man bis jetzt vermuthete: fast die gesammte Diplomatie wird neu geschaffen. Die Liste umfaßt 27 Botschafter, Gesandten, Legations⸗Secretaire und andere Agenten. Abberufen sind unter Anderen Graf Rossi von Rom, Graf Flahault von Wien, Herr von Bourgoing von München, der Herzog von Broglie von London, Graf von Barn von Hannover, Herr von Lavalette von Kassel, der Herzog von Glücksberg von Lissabon, der Marquis de Dalmatie von Berlin, Baron von Barante von St. Petersburg, Herr von Bacourt von Turin, Herr d' Eyragues von Dresden, Herr H. von Larochefoucauld von Florenz und Herr P. von Larochefou⸗ cauld von Weimar, Graf Bois⸗-le⸗Comte von Bern, Baron von Bourqueney von Konstantinopel und Herr von Mornay von Stock⸗ holm. Es heißt, daß der bekannte Philhellene Eynard zum Ge⸗ schäftsträger der französischen Nepublik in Athen ernannt sei. Gestern Nacht traf ein Courier mit Depeschen aus Turin hier ein, die trotz der späten Stunde Herrn von Lamartine sogleich übergeben wurden. Sie sollen sehr wichtige Nachrichten bringen.

Der hlesige spanische Geschäftsträger soll von seiner Regierung den Befehl erhalten haben, die Diamanten der Herzogin von Mont⸗ pensier zurückzufordern, weil sie ihr persönliches Eigenthum seien.

Das Srcle erklärt nun auch, daß alles Vermögen Ludwig Philipp's und seiner Familie nicht konfiszirt, sondern nur unter Se⸗ quester gelegt sei. Es sei übrigens noch nicht entschieden, wie es mit diesem Besitzthum werden solle, von Confiscation könne aber nicht die Rede sein, während es andererseits gefährlich werden könnte, die ge⸗ fallene Königsfamilie wieder in Besitz so großen Vermögens zu setzen. Das Sikeke meint nun, daß in der Konstituirung der Apanagen und der Privat-Domainen, wie in den Alten der früheren Königlichen Familien, der Beweis gesucht werden müsse, daß dies Vermögen wie⸗ der der Nation anheimfallen müsse. Auch meint es, daß Ludwig Philipp, indem er vor seiner Thronbesteigung seine Güter seinen Kin⸗ dern übertragen, widerrechtlich gehandelt habe, indem sein Besitzthum an den Staat hätte zurückfallen müssen. Ferner bringt es in Erin⸗ nerung, daß Ludwig Philipp bedeutende Summen zweimal erhalten und daß er in den Kroͤnwaldungen habe Holz schlagen lassen, wofür man selne Güter verantwortlich zu machen habe. Kurz, man sucht nach legalen Gründen die Beschlagnahme dieses Vermögens zu recht⸗

ertigen.

gr. Sparkasse hat am vorgestrigen Wochenschlusse empfangen 212,364 Fr., dagegen herausbezahlt 13603, 797 Fr. ZJür den näch⸗ sten Wochenschluß sind 37 Millionen Herauszahlungen angemeldet.

Dem Vernehmen nach, hat die Regierung einer Dampfmaschinen⸗ Fabrik, die durch den Fall des Hauses Gouin in Verlegenheit gera⸗ then, 3 Millionen vorgeschossen, damit sie nicht genöthigt werde, ihre Thätigkeit einzustellen.

Man versichert, daß die provisorische Regierung schon eine be— deutende Summe für Seerüstungen bestimmt habe.

Eine Abtheilung der National-Garde der Bannmeile hat gestern, als man mit ihrer Äblösung zu lange auf sich warten ließ, sich auf eigene Hand des Dienstes entbunden und ist ohne Weiteres nach Hause gegangen.

Herr von Rothschild hat gestern die fünfte Einzahlung der An⸗ leihe von 1817 mit 10 Millionen in den Schatz abgeliefert.

Die provisorische Regierung hat so eben auch ein „Conseil für die Vertheidigung der französischen Republik“ niedergesetzt. Präsident desselben' ist der Kriegs Minister und Divisions General Subervic; Mitglieder die Divisions- Generale der Infanterie, Lamoriciere und Bedeau; der Kavallerie, Oudinot; Er Artillerie, Boileau; vom Ge⸗ niewesen, Vaillant; dann der Militair-Jnutendant Biennée; Secre⸗ tair der Bataillons⸗Chef in der leichten Infanterie, Charras.

Die Commissaire der provisorischen Regierung im Departement Pas-de-Calais haben dem Präsidenten des Civil-Tribungls der Stadt St. Pol erklärt, daß er, da seine Anwesenheit sehr mißliebig sei und zu ernsten Unordnungen Anlaß geben könne, seine Entlassung einzu⸗ eben habe, wenn er nicht strenge Maßregeln gegen sich genommen 5 wolle.

Von Alexander Dumas ist nachstehendes Schreiben ver— öffentlicht worden:

„Ich ging gestern über den Hof des Loupre und sah mit Erstaunen, daß die Statue des Herzogs von Orleans nicht mehr auf ihrem Piedestal stehe. Ich fragte, ob das Volt sie herabgeworfen habe. Man antwortete mir, daß der Gouverneur des Louvre sie habe fortnehmen lassen. Weshalb das? Woher diese Aechtung, welche die Gräber besudelt? Als der Herzog von Orleans noch am Leben war, hatte Alles, was in Frankreich den vor⸗ geschrittenen Theil der Nation bildet, seine Hoffnung auf ihn gesetzt., Und das war Recht: denn der Herzog von Orleans befand sich, das weiß man, in fortwährendem Kampfe mit dem Könige, und eine wirkliche Ungnade war es, die er sich durch die in vollem Minister-Rathe gesprochenen Worte zu— zog: „„Sire! Ich will lieber an den Ufern des Rheins getödtet werden, als in einer Gosse der Straße St. Denis.““ Das Volk, dies immer ge rechte und verständige Volk, wußte das und begriff das, wie wir. Geht nach den Tuilerieen und seht die einzigen Gemächer, welche das Volk re— speltirt hat: es sind die des Herzogs von Orleans. Warum denn strenger sein, als es das Voll gewesen, gegen diesen armen Prinzen, der das Glück hat, nur noch der Geschichte anzugehören? Die Zukunft ist der Marmor⸗ block, den die Regierungen in ihrer Weise behauen tönen; die Vergangen⸗ heit ist die ehern? Stalue, die in der Form der Ewigkeit Regossen. Ihr lönnt nicht machen, daß das, was gewesen, nicht 6 ist. Ihr könnt nicht machen, daß der Herzog von Orleans nicht an der Spitze der sranzösischen Kolonnen den Paß von Musaja genommen, Ihr könnt nicht machen, daß er nicht, zehn Jahre lang, den dritten Theil seiner Civilliste an die Armen

egeben. Ihr sönnt nicht machen, daß er nicht die Begnadigung der zum

öde Verunheilten verlangt und daß er nicht durch sein Bitten für einige derselben die verlangte Begnadigung erhalten. Wenn man gegenwärtig Barbzs die Hand drückt, wem verdankt man diese Freude? Dem Herzog von Orleans. Fragt die Küstnler, welche seine Begleitung bildeten: laßt die größten unter ihnen kommen, Ingres, Delacroix, Scheffer, Gudin, New= kerke, Marochetti, Calamata; ruft die Dichter und die Geschichtsschreiber, Hugo, Thierry, Lamartine, de Vigny, Michelet; fragt sie, fragt uns, ob wir

lauben, daß es gut ist, daß diese Statue wieder ihre alte Stelle einnehme. ir werden euch antworten: Ja, denn sie wurde zugleich dem Prinzen dem Soldaten und dem Künstler errichtet, der großen und erhabenen Scele, die zum Himmel wieder aufgestiegen, dem edlen und guten Herzen, das dei Erde zurückgegeben ist. Die Republik von 18416, glaubt mir, ist stark genug um diese erhabene Anomalie zu heiligen, wo ein Prinz aufrecht stehen bleib auf seinem Piedestal, Angesichts eines von der Höhe seines Thrones stürzen— den Königthums. Alexander Du mas.“

Gestern verfügte sich eine Deputation der Personen, die wegen politischer Vergehen gefangen gesessen hatten, zur provisorischen Re⸗ gierung, um Beistand zu begehren. Herr Armand Marrast versicherte sie, daß ihnen, die ein Recht auf National⸗Belohnung hätten, sofort Hülfe geleistet werden solle. Zugleich ließ er sie sämmtliche Namen der politischen Verurtheilten aufschreiben, um dieselben der Kommission für National⸗Belohnungen mitzutheilen.

Nach dem Eonstitutionnel ist eine Amnestie für alle vor dem Monate Februar 1848 verübten militairischen Vergehen im Plane. Sie foll sich nicht blos auf Deserteure und widerspenstige Nekruten, sondern auch auf solche erstrecken, welche gemeiner Vergehen sich schuldig machten.

Ais General⸗-Administrator der alten Civilliste hat Armand Marrast das Palais Royal für den Stab und ein Bataillon mobiler Nationalgarde dem Kriegsminister zur Verfügung gestellt.

Man sagt, daß die provisorische Regierung in allen Verwal tungszweigen große Reformen beabsichtige. Es ist die Rede davon, das Maximum der Besoldung öffentlicher Beamten auf 10,900 Ir. festzusetzen und dagegen das Minimum für alle Angestellte auf 1500 Fr. zu erhöhen. .

Unter den Mitgliedern einer eben zebildeten Kommission zur Organisirung des Gerichtssystems besinden sich auch die Namen der Herren Odilon Barrot, Baroche und Billault.

Der Constitutionnel versichert, daß die alten Deputirten der liberalen Opposition sämmtlich als Kandidaten für die Nationalwah⸗ len auftreten würden. Es bildet sich in Paris bereits ein Wahl— Comité, um eine Kandidatenliste zu entwerfen. Vie Aufnahme der Bevölkerung zum Behufe der Wahlen wird in, der Hauptstadt dem⸗ nächst vorgenommen werden, Ein Journal erinnert aus Anlaß der bevorstehenden Wahlen zur National⸗Versammlung an die verschiede—⸗ nen Phasen, welche die Wahlen seit 1815 durchgemacht haben. Nach dem Wahlgesetze von 1815 gab es im Mai 1815 auf 66,500 Wäh— ler 32 538 Stimmende; nach den veränderten Wahlgesetzen von 1817 und 1830 zählte man im März 1824 auf 99, 125 Wähler 81,259 Stimmende, und im Juli 1830 auf 4, 6s Wähler S6, 518 Stim⸗ mende; nach dem Wahlgesetze von 1831 aber gab es im Juli 1831 auf 166,583 Wähler 125,000 Stimmende, und immer aufsteigend im August 1846 auf 240,983 Wähler 199,827 Stimmende, .

d Von Herrn Dupin wird erzählt, er habe über die letzten Ereig nisse geäußert: „Die Revolution fing mit zwei Worten an, welche man mit Widerwillen in die Antworts⸗ Adresse brachte, und endete mit einem Bankett, zu welchem man wider Willen ging; kurz, die

Monarchie ist gestürzt, fast ohne daß man sie dräugte, und die Re publik ist gekommen, ohne daß man sie gerufen hat.“ .

Die neue wissenschaftliche und literarische Studien Kommission hat unter dem Vorsitz des Herrn Jean Reynaud im Unterrichts ⸗Mi nisterium ihre erste Sitzung gehalten. An die Stelle des Herrn Mi chelet, welchem seine Geschäfte nicht erlauben, die Ernennung zum Mitglied anzunehmen, ist auf dessen Vorschlag Herr Rinne, Provisor am Descartesschen Lyceum, zugezogen worden, Die Kommission hat sich in drei Unter⸗Abtheilungen geschieden, welche nun täglich über die brei Aufgaben derselben, den Elementar-, den mittleren und den Fach Unterricht, berathen werden. Für den Elementar- Unterricht besteht die Unter⸗Abtheilung aus Herren Poncelet vom Institut, Liouville von der polytechnischen Schule, dem General“ Inspektor der Universität, Dutrey, Serres vom Institut, Renouvier, Boulay Pompée, Michel, Dumouchel, Ritt; die Tommission für den mittleren Ünterricht besteht aus den General-Inspektoren Gournot und Dutrey, Geoffroy Saint⸗ Hilaire vom Institut, Leclerc, Serres, Eugene Burnouf, Edg. Qui⸗ net, Sonnet, Berger, Quicherat; die Kommission für den Spezial⸗ Unterricht zählt die Herren Beranger, Duhamel von der Akademie, Bravacs, Elie de Beaumont vom Institut, Hemi Martin, Leonon Reynaud, Le Play, Transon zu Mitgliedern.

Der Central - Kongreß der französischen Landwirthe hat sich in seiner siebenten Sitzung mit der Frage über die Nutzbarmachung der Gemeinde⸗Ländereien beschäftigt.

Nach der Presse fanden gestern zahlreiche Arbeiter⸗Versamm⸗ lungen in verschiedenen Stadtvierteln von Paris statt; überall war die unverzügliche Verbesserung des Looses der Arbeiter das Thema der Besprechungen, die übrigens ganz ordentlich und ruhig abliefen. Demfelben Blatt zufolge, wurde neulich einem Schlosser von seinen Gesellen erklärt, daß sie täglich nur 9 Stunden arbeiten würden, und daß er überdies ihren Tagelohn um 1 Fr. erhöhen müsse. Ganz kaltblütig erwiederte der Meister: „Dies paßt mir so gut, wie Euchz; noch heute schließe ich Werkstätte und Laden, werde wieder Gesell, und wir wollen zusammen gehen und Arbeit suchen.“ Eine Stunde nachher waren die Gesellen wieder an der Arbeit.

Herr Goudchaur, der Ex⸗-Finanz-Minister, soll die ihm angebo⸗ tene Stelle als Gouverneur der Bank, welche gegenwärtig noch Graf d'Argout bekleidet, entschieden ausgeschlagen haben. . c

Das Journal des Débats will wissen, daß die bisherigen Actionaire des Hauses Gouin 15 Millionen nachschießen wollen,.

Eine große Menge Gewerbtreibender aller Art haben Audienzen bei Herrn Garnier-Pages gehabt, um ihm ihre bedrängte Lage vor⸗ zustellen, erhielten aber die Erklärung, daß die Regierung nichts für sie thun könne. Sie entfernten sich sehr mißvergnügt. 3

Der Rational sucht darzuthun, daß die jetzige Geld- und Fi⸗ nanz⸗Krisis sich nicht vom 24. Februar datire, sondern daß sie schon seit fast zwei Jahren begonnen habe. Bereits vor einem Monate seien die Banquiers, der Handel und die Industrie in der größten Klemme und alle Quellen der Wohlfahrt und des Privat⸗Kredits fast vertrocknet gewesen. Damals hätten geschäftskundige Männer schon zahlreiche Fallissements als nahe bevorstehend angekündigt.

Die Baronin von Rothschild ist wieder nach Paris zurückgekehrt.

Der aus dem Testeschen Prozesse bekannte Pellapra hat dem Maire seines Bezirkes 6000 Fre. für die Armen von Paris und, die Verwundeten der letzten Revolution übergeben und sich verpflichtet, am Ersten jedes Monates 1000 Frs. zu gleichen Zwecken zu zahlen.

Man bildet jetzt hier auf Subscription eine Gesellschaft zur Gründung eines Hospitals für Civil. Invaliden, .

Ein Theil der Zöglinge von St. Cyr ist in den Tuilerieen ein⸗

uartiert.

6 Der Finanz⸗Beamte Herr d'Houdetot zu Havre, Bruder des Generals und Adjutanten Ludwig Philipps, war es, wie verlautet, der dem Könige und seine Gemahlin die Mittel zur Reise nach Eng⸗ land verschaffte. Sobald Beide in Sicherheit waren, erstattete er dem Regierungs ⸗Kommissar über sein Verfahren Rechenschaft, und die prö= visorische Regierung soll ihm jetzt für seine Handlungsweise ihre vollste Achtung haben aussprechen lassen.

Seit einigen Tagen soll Herr von Villele in Paris sein.

Ber Boulevard der Kapuziner hat den Namen Zoulevard der Republik erhalten.

Die Liberté will, daß wieder eine Straßen⸗Polizei eingeführt

werde, weil insbesondere gewisse Straßen wegen der Massen seiler Dirnen nach 8 Uhr Abends für ordentliche Leute nicht zu passiren seien. Sie meint, daß die Unterdrückung dieses Unfugs Herrn Caus⸗ sidixrre nicht schwer fallen könne. Die alten Stadt Sergeanten hät⸗ ten sich bereit erklärt, ihren Dienst wieder anzutreten; man möge sie also verwenden und, wenn man ihre frühere Uniform bedenklich sinde, ihnen eine Tracht wie die der londoner Konstabler und statt des Sä⸗ bels einen Stock geben. . ,

Eine Depesche aus Metz vom 5. März meldet, daß die in Saarlouis anwesenden Franzosen aufgefordert worden seien, die Stadt zu verlassen. F

Die Nachrichten aus Lyon gehen bis zum bten d. Der Kom⸗ missar der provisorischen Regierung, Emanuel Arago hat die Demo- lirung der Forts um Lyon, die bekanntlich nach den Arbeiter Unruhen von iszl und 1832 errichtet wurden, befohlen und dieselbe sogleich beginnen lassen, nur die befestigte Ringmauer bleibt stehen. Es wa⸗ ren übrigens in Lyon, trotz aller Anstrengungen der Behörden, die Ordnung zu erhalten, von einem Theile der Bevölkerung bis zum 3. März sehr arge Exzesse verübt und insbesondere viele Maschinen in den Fabriken zerstört worden. In der Nacht vom 2. auf den 3. März hatten sich daselbst dreihundert junge Deutsche in dem großen Kaffeehause, von Paris versam⸗ melt, um über die Frage zu berathen, ob sie sefert und in Masse in ihr Vaterland zurückkehren sollten, um die Liberalen in Deutschland in ihrer Unternehmung zur politischen Wiedergeburt ihres Vaterlandes zu unterstützen. Es wurde in dieser Versammlung be⸗ schlossen, daß einige von ihnen sofort abreisen und ihre Landsleute bavon in Kenntniß setzen sollten, wann der Augenblick, ebenfalls zu ihnen zu stoßen, gekommen sei. Es wurde eine Subseription eröffnet, um die Kosten der Reise derjenigen, welche sofort abreisen sollten, zu decken, und eine zweite Subscription eröffnet, um die Bedürfnisse de⸗ rer zu bestreiten, welche mit ihren eigenen Hülfsmitteln an der beab⸗ sichtigten Unternehmun keinen Theil nehmen könnten.

Der Corsaire asl spottend: „Die Bürger⸗Choristen haben gestern in einer General? Versammlung den Beschluß gefaßt, darauf anzutragen, daß sie dieselbe Gage erhalten, wie der erste Tenor. Außerdem wünschen sie, daß die fünfaktigen Opern in zwei Akte zu⸗ sammengezogen werden. Mergen werden sich die Kellner aus den Kaffeehäusern versammeln. Es soll in dieser Versammlung beschlossen werden, die Tasse Kaffee, die schon unter der Monarchle nur noch Halb-Tassen waren, abermals um die Hälfte zu reduziren. Zu glei⸗ cher Zeit verlangen die Musiker, daß die Quadrillen mit der Pastou⸗ relle schließen. Die Droschkenführer ihrerseits tragen darauf an, den Preis für eine Fahrt, der unter dem ancien régime nur 40 Sous betrug, auf 4 Franes zu erhöhen. Auch dringen sie darauf, daß die Fahrten nur halb gemacht werden, so daß, wenn Jemand an der Thron-Barriere ein Kabriolet nimmt, um nach der Magdalenen⸗Kirche zu fahren, er halbweges, am Stadthause, abgesetzt wird. So eben ver⸗ nimmt man auch, daß die Schuhmacher nur noch Einen Stiefel ma⸗ chen wollen; sie wissen indeß noch nicht, ob den linken oder den rechten Stiefel.“ 4

Der bisherige französische Konsul zu Barcelona, Herr Lesseps, soll Herrn Carnéss Nachfolger in der Direction der Handels⸗-Ange⸗ legenheiten werden.

Man versichert, daß die provisorische Regierung ein Dekret er⸗ lassen werde, um die Polizei der Klubs und Volksgesellschaften zu handhaben; die Häupter dieser Gesellschaften sollen dies selbst verlangen.

Ta die Soldaten auch Wahlrechte haben, so meint man, das Wahldekret werde wohl einige Modificationen in Bezug auf die Ver⸗ pflichtung erleiden müssen, dãß man sechs Monate an demselben Orte gewohnt haben muß.

Der Grad eines Divisions-Chefs als Mittelglied zwischen dem Rang eines Schiff -Capitains und eines Contre-Admirals soll wieder eingeführt werden.

Der Bildhauer Garraud, der von Ledru-Rollin, als Minister des Innern, nur zu seiner Genugthuung, dem früheren Direktor der Künste, Herrn Cavé, gegenüber, an dessen Stelle provisorisch gestellt worden war, damit er persönlich diesem, über den er starke Beschwer= den wegen Üebervortheilung hatte, die Absetzung desselben ankündi— gen könne, ist jetzt durch Etienne Arago, den provisorischen General- Postdirektor, ersetzt worden.

Man glaubt, daß Auber die Stelle als Direktor des Konserva⸗ toriums, verlieren werde.

Zu Bordeaux herrscht Ruhe, und die Handels- Geschäfte werden, wie es heißt, täglich wieder lebhafter. Im ganzen Departement wer den viel Geschäfte in Wein gemacht, da insbesondere von Paris zahl— reiche Bestellungen einlaufen. Die Bank fährt fort, statutgemäß zu diskontiren; der Andrang nach Auswechselung von Papier gegen baar soll übrigens merklich nachgelassen haben.

Straßburg, 7. März. (Köln., Ztg.) Seit gestern sind hier Steckbriefe gegen die entwichenen Minister Hebert, Montebello, Dumon, Jayr, Trezel und Salvandy an allen Straßenecken angehef⸗ tet. Man vermuthet, daß mehrere derselben nach Deutschland ent kommen sind.

; Deutsche Blätter haben bereits von einer sehr starken Rhein- mer gesprochen, die längs unserer Gränze aufgestellt werden solle. Eine amtliche Mittheilung ist hierüber noch nicht erfolgt, und man ,, allgemein, daß eine bedeutende Veränderung in der bisher ,, Norm des Heerbestandes im Elsaß vorgenommen werde, e., geh Alles seinen gewöhnlichen Beschäftigungen nach, und das Vertrauen ist in gedeihlichem Forischritt begriffen. Die Anhänger des Fourjerismus werden nächsten Freitag hier eine große Versammlung abhalten. Alle Anhänger dieser Lehre, die sich im Elsaß befinden werden an derselben Theil nehmen. Im Theater giebt man: 16 réveil du peuple ou le 23. ei 24. Fèvrier 1848. .

Großbritanien und Irland.

London, 8. März. Die Parlaments-⸗V stri Abend boten kein erhebliches Interesse. Das O 361 ; j n n unbestimmte Zeit, nachdem der Neuseeland⸗Bill (wegen Suspendirung der Verfassung) und der Bill wegen Ueberweisung von d. 000, O09 Pfd. auf den konsolidirten Fonds die Königliche Sanction eriheilt worden war Im Unterhause, wo Herr S. Crawford seine Bill wegen Einführung des sogenannten tenant right (Recht des Pächters auf Entschädigung für Verbesserungen des Grundstücks u. dgl.) einbrachte erklärte Sir G. Grey, der Minister des Innern, auf eine Anfrage des Herrn Milnes, daß die Unruhen in dem Trafalgar⸗Square an sich keine große Bedeutung haben, und daß man sich überhaupt der BVersammlung nicht widerseßt haben würde, wenn nicht ein ausbrück⸗ liches Gesetz vom Jahre 1817 die Abhaltung von Volks -Versamm- lungen zur Petitionirung an das Parlament wegen Verfassungs⸗ Veränderungen für die Bauer der Paͤrlaments-Sessson innerhalb des Rayons einer Mile von Westminster-Hall verböte.

Bei Gelegenheit der vorgestrigen Debatte im Unterhause über ben Antrag des Herrn Hume in Betreff der Einkommen-Steuer vertheidigtèẽ Sir R. Peel das Prinzip dieser Steuer mit den be⸗ kannten Gründen, fügte aber zur Rechtfertigung des Fortbestehens derselben während westerer drel Jahre einige Bemerkungen über die

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Ereignisse in Frankreich hinzu, die auf das Haus einen tiefen Ein⸗ druck machten: a ö

„Ich muß gestehen“, sagte Sir N. Peel, „daß ich in meiner Unter stützung des Antrags der Regierung durch die Erwägung der wunderbaren Erkignösse bestimmt worden, die in einen Nachbarlande stattgehabt. (Hört, hört!) Ich bin der Ansicht, daß sie hinlänglich das Land rechtfertigen, daß es nicht darein willigt, sich der Gefahr bloßzustellen, in den nächsten drei Jahren noch ein größeres Defizit zu erhalten. Ich betrachte es als mit einer gesunden Politif. unvereinbar, nicht auf Ereignisse Bezug zu nehmen, ric ung Alle init Erstaunen erfüllt haben müssen. vollkommen versichert, daß die wahre Politik dieses Landes die vollkom— menste und absoluteste Fernhaltung von aller Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes gebietel, in dem eine solche wunderbare soziale Revolution stattgehabt. (Lauter Beifall.) Ich hoffe indessen, daß wir nicht die Rechte der Gastfreundschast zu üben ermangeln werden. Für die Interessen der Menschheit ist es von höchster Wichtigkeit, daß unser Land für die Opfer aller großen, politischen Veränderungen eine Zu— fluchtestätte bleibe. So war es zu anderen Zeiten, und ich hoffe zuver— sichtlich, daß es noch lange so fortbleibe. Wenn aber bei früheren Gele

genheiten politische Verbannte, nachdem sie in unserem Lande Gastfreund⸗

schast empfangen und genossen, ihre hiesige Lage benutzten, um monarchische

Gouvernemenis in anderen Landen zu stbren, so habe ich immer gegen solchen Mißbrauch protestirt, und ich erkläre nunmehr, daß ich dieselbe Regel

auf Jene anwende, die versuchen möchten ein republikanisches Gouverne⸗ ment zu beunruhigen. (Lauter Beifall.)

dazu mißbraucht werde, um hier den Heerd von Intriguen gegen das Gou⸗ vernement eines anderen Landes zu gründen. treffs einer Monarchie, ist es auch betreffs einer Republit. (Großer Bei⸗ fall. Mit großer Befriedigung hörte ich die Erklärung, daß unser Gou— vernement weislich beschlossen, sich aller Einmischung in die inne ren Angelegenheiten Frankreichs zu enthalten, und ich bin daß es mit vollkommener Aufrichtigkeit und gewissenhafter haftigkeit nach diesem also proklamirten Prinzip handeln hört? von der Ministerbank), und daß das Gouvernement nicht nur sich

Ehren

solcher Einmischung seinerseits enthalten werde, sondern, daß es von jedem Mißbrauche unserer Gastfreundschaft zur Herbeiführung der Einmischung

von Anderen abmahmen werde. (Beifall.) Ich enthalte mich absichtlich jeder speziellen Hindeutung auf die erstaunlichen Ereignisse, die in Frank reich stattgehabt; dieses Land liegt noch in dem Kampfe und den Wehen einer großen sozialen Nevolution. Ich lege nicht so große Bedeutung dem bei, was in dieser oder jener Zeitung erscheinen mag. Ein provisorisches Gouvernement besteht jetzt blos, bis ein regelmäßiges gebildet werden kann,

allein ich wage die ernstgemeinte Hoffnung auszusprechen, daß Jene, die

Frankreichs Geschick lenken, damit sich es genügen lassen, sich mit ihrem eigenen sozialen Zustande zu befassen. (Hört, hört.) Ich hoffe, es wird in der Macht Frankreichs liegen, ein Gouvernement zu produziren, das durch seine eigenen, inneren Hülfsmittel stark ist, das im Stande sein wird, vollkommene Unabhängigkeit mit der Achtung für die durch Verträge beste⸗ henden Rechte zu vereinen, und daß es uns nicht das Beispiel jener Agres— sion, jenes Trachtens nach Territorial-Vergrößerung liefern wird welches den Frieden Europa's unterbrechen und der ganzen civilisirten Welt uner— setzliches Mißgeschick bereiten würde.“ (Lauter, allgemeiner Beifall.)

Das Unterhaus hat sich in seiner heutigen Sitzung ausschließlich mit der von Herrn Chisholm Anstey eingebrachten Bill über die Abschaf⸗ fung der den Katholiken als solchen angedrohten Strafen beschästigt. Die Maßregel ist von Seiten der anglikanischen Partei auf starken

Wi s 5 I . 1 8 1. . Widerstand gestoßen, aber ihre Hauptbestimmungen sind sämmtlich

durchgegangen.

ö Die amerikanischen Nachrichten, welche das Dampfschiff „Washing⸗ ton. überbringt, sind, wie schon berichtet, unbedeutend. In den Ver⸗ einigten Staaten ist Alles mit der Präsidentenwahl beschäftigt, die am 22. Februar beginnen sollte. Aus Veracruz noch immer widersprechende Nachrichten über Krieg und Frieden. Oberst Lane hatte Orizaba genommen.

Die westindisch- mexikanische Pest hat Nachrichten aus Mexiko vom 3. Januar, Veracruz vonn 20. Januar und Jamaica vom 7. Februar überbracht. Die wichtigste Mittheilung derselben ist aus Eentral⸗ Amerika, nämlich die Nachricht von einem Kriege zwischen dem Könige von Mosquito und dem Staat Nicaragua, in welchem England Partei für den Ersteren ergriffen hat. Die Stadt St. Juan de Nicaragua, am Fluß gleiches Namens gelegen, der in den Atlantischen Ocean mündet, wirb von dem Könige der Mosqui— to's, als zu seinem Territorium gehörend, in Anspruch genommen. Am 1. Januar langte daselbst das britische Darapfboot „Viren“ mit dem Könige und 56 Miliz-Soldaten aus der Hauptstadt Blue⸗ fields an Bord an; die ganze Gesellschaft landete in einem englischen Kutter, ließ die auf dem Fort wehende Flagge von Nicaragua her unternehmen und die des Königs vom Mosquito - Lande, welche der „Viren“ mit 21 Kanonenschüssen salutirte, aufpflanzen, und kehrte dann, mit Hinterlassung eines mosquitonischen Gouverneurs und ei⸗ ner Besatzung, nach Bluesields zurück. Doch nach wenigen Tagen schon wurde diese Besatzung von dem General der Nicaraguer, Mu⸗ noöz, vertrieben und die Stadt wieder genommen. Der „Vixen“ fand bei seiner Rückreise nach Jamaica das Fort verlassen und brachte die Kunde nach Bluefields, und als dort keine hinlängliche Truppenmacht sich fand, um die Stadt wierer zu erobern, nach Jamaica, von wo englische Truppen herübergebracht werden sollen, um die Stadt dem Mosquito- Könige wiederzugewinnen.

Die neuesten mit dem Paketschiffe „Cambridge“ aus New Mork in England eingegangenen Nachrichten, die bis zum 16. Fe— bruar reichen, bringen eine Botschaft des Präsidenten Polk an den Kongreß, welche erklärt, daß seit dem am H. September von der Reglerung von Mexiko den amerikanischen Commissairen überreichten Gegen- Entwurf der Regierung von Washington keinerlei Friedens⸗ Vorschläge zugekommen seien, wodurch denn die während der letzten Zeit hierüber verbreitet gewesenen Gerüchte vollständig widerlegt Derden. Ueber die Bill wegen Errichtung von zehn neuen Regi⸗ mentern dauerte die Diskussion im Repräsentantenhause schon seit sechs Wochen, und noch war kein Ende derselben abzusehen. Die Entscheidung liber die Bill wegen der Anleihe von 16 Millionen er— wartete man am 16. Februar. Rothschild soll die Anleihe zu über⸗ nehmen und das Geld zur Hälfte in New-Nork, zur Hälfte in Vera⸗ cruz zu zahlen sich erboten haben.

Aus Mexiko hat man auf diesem Wege Nachrichten aus der Hauptstadt bis zum 14. Januar. Der Kongreß in Queretaro war noch immer nicht in beschlußfähiger Mitgliederzahl versammelt; Peña 9 Peña war wieder als Präsident an Anaya's Stelle an die Spitze der Regierung getreten. Gerüchte von dem Abschlusse der Friedens⸗ Prälimlnarien waren noch immer im Umlaufe, mittlerweile aber hatte sich San Luis Potosi für unabhängig erklärt, und alle anderen, dem Frieden feindlichen Staaten eingeladen, sich ihm anzuschließen.

68S el gien.

Ft Brüssel, 9. März. Das erste Gefühl der Selbsterhaltung, welches die neue Revolution in Paris hier hervorgerufen hatte, scheint seitdem immer tiefer und allgemeiner geworden zu sein, und die gesammte belgische Presse ist hier in der That der treue Aus—⸗ druck der allgemelnen Stimmung des Landes. Der Ruf der Be— wahrung der Unabhängig keit läßt sich sogar aus den wallonischen, die französische Gränze berührenden Provinzen kräftiger vernehmen, als aus den beiden Flandern, wo das physische Elend auch eine geistige Abspankung bewirkt zu, haben scheint. Es ist die

jetzige Stimmung der schönste Beweis, daß die freisinnige Ver

fassung seit 17 Jahren in ihren Grundprinzipien tief in

Dessen halte ich mich

Während ich daher zuversichtlich hoffe, daß unser Land fortdauernd eine Zufluchtsstätte für die Opfer politi⸗ scher Revolutionen bleiben möge, so hoffe ich, daß seine Gastlichkeit nicht

Die Regel, die gut ist be⸗

überzeugt,

werde (hört

das Volk gedrungen ist und die Gemüther mit Liebe und Anhänglichkeit erfullt hat. Die Ereignisse in Paris haben hier unverkennbar bei der großen Mehrheit eine entschiedene Sympathie hervorgerufen, da das vorige Regierungs-System nur als ein fünst. liches, von keiner Lebenssiber des Volkes bewegtes und hauptsächlich von Egoiemus und Corruption getragenes Machwerk an esehen wurde; aber diese Sympathie war hier nicht sowohl durch Hoffnung einer Vereinigung mit Frankreich oder einer Verbesserung der inneren Zu⸗ stände, als vielmehr durch das Bewußtsein und Gefühl erzeugt, daß jetzt eine größere Gleichartigkeit in der Verfassung beider Länder ein- treten würde; denn Belgien genießt seit 17 Jahren alle die Freihei⸗ ten, welche die proviforische Regierung proklamirte. Die Einsetzung der republifanischen Regierungeform erregte freilich bei der großen Mehrheit im Anfange Bestürzung und große Besorgniß für die Zu—

kunft; da jedoch die französische Regierung und auch im Allgemeinen

die ganze französische Presse allen Eroberungsprojekten entsagt und die Unabhängigkeit der übrigen Staaten zu achten verspricht, so ist wenigstens für die nächste Zukunft die Beforgniß verschwunden, und man besetzt nur die Gränzfestungen, um auf alle Eventualitäten, die in einer Rexolutions-Krisis plötzlich, wie z. B. durch den Sturz der jetzigen in Bezug auf das Ausland gemäßigten provisorischen Re⸗ gierung, eintreten können, vorbereitet zu sein.

Die große Frage ist aber hier zunächst, wird man die innere Ruhe aufrecht erhalten? Auf die erste Besorgniß ist in dieser Hin⸗ sicht jetzt ein Vertrauen gefolgt, das man fast als zu groß bezeichnen müßte, wenn es eine weitere Zukunft umfassen sollte. Die auf einer breiten Basis organisirte Bürgergarde scheint zwar allgemein von dem festen Eutschlusse beseelt zu sein, mit Energie Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten, allein eine wesentliche Bedingung der Möglich⸗ keit liegt darin, daß in diesem industriellen Lande keine zu große Stockung in der Arbeit eintritt. Die Regierung wird alles Mögliche aufbieten und mit Recht große Opfer nicht scheuen, um den arbeiten⸗ den Klassen, so weit sie vermag, Beschäftigung zu geben; aber ihre Mittel sind doch stets beschränkt, und wenn das öffentliche Vertrauen, der Kredit, der Handel sich nicht wieder heben sollten, so kann man nur mit großer Besorgniß der Zukunft entgegensehen. Die unteren Klassen werden sich hier nicht um eine die monarchische oder republikanische Regierungsform betreffende Frage in Bewegung setzen lassen, so lange die Quellen der Arbeit nicht versiechen; in diesem Falle könnte aber jede politische Frage zum Vorwande von Unruhen dsenen, die um so bedrohlicher sein würden, als hier die niederen Klassen moralisch weit hinter der gleichen pariser Bevölke⸗ rung zurückstehen. Während dort, in der Juli - Revolution wie in der jetzigen, Plünderer oder Tiebe vom Volke selbst erschossen wur⸗ den, denkt hier das niedere Volk, wie leider die Vorfälle von 1830 und 1854 gezeigt haben, nur an Plündern und Verwüsten. Aber diese Besorgniß giebt auch allen Freunden der Ordnung und Ruhe, und namentlich der Bürger- Garde, eine um so größere Entschlossenheit und Energie. Von dieser allgemeinen Stimmung werden selbst die⸗ jenigen matergriffen, welche, bis jetzt freilich in sehr kleiner Anzahl, die Einführung der republikanischen Verfassungs Form in Belgien wünschen. Diese schmeicheln sich mit der Hoffnung, daß die nächste nach dem Zwanzig Gulden -Census gewählte Repräsentanten⸗Kam⸗ mer eine neue Herabsetzung oder gar Aufhebung des Wahl⸗ Census beschließen und die weitere Folge davon die Repu⸗ blik sein werde. Wir reden hier von einer Meinung, die, wie schon bemerkt, bis jetzt nur eine geringe Zahl von Anhängern hat, die jedoch, wie man versichert, nächstens ein tägliches Organ in der Presse erhalten, und die, wie wohl Niemand verkennen wird, un⸗ ter dem großen Einfluß des so nahen Frankreich und der bevorstehen⸗ den konstikuirenden National⸗Versammlung sich bedeutend auch hier im Lande ausbreiten kann. Die Zukunft oder die Wechselfälle für und wider eine Meinung berechnen zu wollen, wird wohl Niemand mehr unterneh⸗ men, seitdem mit einem Schlage alle Berechnungen zu nichte gemacht sind. Aber das Vertrauen in die göttliche Vorsehung muß um so stärker werden, je sichtbarer sich die menschliche Berechnung eitel er⸗ weist. Nur eine höhere, von sittlich-religiösen und wahrhaft nationa⸗ len Ideen getragene Politik kann die Völker auf der neuen Bahn lei⸗ ten und ihnen Begeisterung für die Wahrung der gesellschaftlichen Güter und für die Erhaltung ihrer Selbstständigkeit und für eine wahrhafte Ordnung des Rechts und der Freiheit geben. Wenn diese fehlt, wird noch eine Zeit großer Irrungen und schwerer Prüfungen eintreten.

ö

Genug, 1. März. (Oesterr. Beob.) Die hiesige Gaz⸗

zetta meldet über die Vorfälle bei der Vertreibung der Jesuiten:

„Das am 29. Februar Morgens verbreitete Gerücht, daß aus Sardi⸗ nien vertriebene Jesuiten in Genua gelandet seien, brachte das Volk in solche Aufregung, daß am Abend ein zusammengerotteter Haufe wüthend vor das Kollegium und Konvent dieser Geistlichen zog und unter tobendem Geschrei die Thore dieser Gebäude zu sprengen versuchte, Große Steine wurden in die Fenster geworfen, und Alles schrie aus vollem Halse: „Fort

. . s ; 6 1 f mit den Jesuiten!“ Die Zusammerrottung wuchs mit jedem Augenblick, und der Tärm wurde immer ärger, als einige Detaschements Linientruppen anrückten, deren Befehlshaber das Volk zu beschwichtigen suchten; aber ver⸗= gebens, bis endlich der Gouverneur auf dem Platze erschien und es ihm durch Zureden und Versprechungen gelang, den Tumult einigermaßen zu stillen; die Truppen blieben die ganze Nacht hindurch unter Waffen.“

In Folge dessen haben die Jesuiten, sowohl die von Genua, als die, welche sich aus Sastari dahin geflüchtet hatten, die Stadt verlassen, was am 1. d. M. von dem Gouverneur durch folgende Bekanntmachung ange⸗ zeigt wurde: „Die P. P. Jesuiten haben die Häuser, in denen sie sich in kiefer Stadt aufhielten, geräumt. Die Regierung Sr. Majestät, unseres erlauchten Souverains, wird für das Weitere in definitiver Weise sorgen. Genurser! Ihr steht in dem Rufe, verständig, mäßig, ordnungs liebend und den Gesetzen gehorsam zu sein; strast diesen Ruf nicht Lügen! Genua, 1. März 1848. Der Gouverneur, Marchese della Planargia“?“...

Auͤch aus Turin hatten die Jesuiten, in Folge einer ahnlichen Demonstration, wie zu Genua, sich am 2. März entfernen müssen.

wissenschaftliche und Kunst Nachrichten. Königliches Opernhaus.

Mad. Köster: Julia, als zweite

Gastrolle.

Die Vestalin.

(Den I2. März.)

56 ster die S in i' s Vesta⸗ , er, alutvoller Begeisterung tag Sgentini 8 „Vest a lin“ ö ö. e gr! einer Künstlerin, ne 2 . ; 1 ,, unser kunstbedürftiges Publikum stets gewichtige 2 zung; 26 zei *

cd im Allgemeinen ungünstigen Ginsbiisses einer ernten beteten en,

des im 3 h uch waren die Räume des Opernhauses am verflossenen den Theater 4 zahlreichen, theilnehmenden Hörern erfüllt, die sich an dem Senn ö 9 mh e sster werke selbst nicht minder, als an dem edlen Gesange en nannten Gastsängerin, so wie an der treff lichen Aufführun über. t. ben nh ast ergötzien. Obgleich die Partie der Julia, als eine viel r ,n Kraftau ftaand beanspruchende und tief leidenschastlich gefärbte, der ,, , 3h Eurvanthe und manche andere, so darf dennoch anerkannt werden, daß rie Künst lerin auch diese in musitalischer 8 insich äußert schwierige Aufgabe Hen sall⸗ in ehrenwerther Weise bewältigt. Mit Freude bemerken wir das eifrige Bestreben der Sängerin, den Kunstforderungen auch nach der dra⸗