1848 / 81 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

is do folgende Theile der Landwehr für aktiv erklärt: 1) die , von 500 und mehr 6 2) die Bataill ons⸗ KFommandanten auf dem Lande mit den erforderlichen Adjutanten. Doch behält sich der König vor, auch an anderen Orten der Pfalz auf den Wunsch der Einwohner die Landwehr zur Aktivität zu berufen und überhaupt alle jene Erweiterungen in diesem Institute eintreten zu lassen, die zum Schutze der inneren und äußeren Sicherheit als nothwendig oder zweckmäßig sich darstellen werden. Die Verordnung soll sofort in Vollzug gesetzt werden.

Durch eine Bekanntmachung vom 13. März wird die Wirksam⸗ keit der Bekanntmachungen vom 2. und 29. Januar l. J., den Voll⸗ zug des Gesetzes über das Eisenbahn-Anlehen betreffend (Arrosi⸗ rung ꝛc., bis zum 30. Juni verlängert, insofern die Darlehenssumme von 19 Millionen nicht früher aufgebracht werden sollte.

Die Enthebung des Fürsten von Wallerstein von beiden ihm übertragen gewesenen Ministerien wird mit dem Beisatze gemeldet, daß derselbe, „bis von Sr. Majestät seine weitere Bestimmung folgen werde, in die Stelle eines Staats⸗Raths im außerordentlichen Dienste zurücktrete.“

Königreich Sachsen. (Lpzg. Ztg.) Dresden, 17. März. Seit dem 15ten d. M. Übends ist die Ruhe der Stadt nicht wieder gestört worden. Die Stadt-Behörde erließ gestern eine Aufforderung, des Inhalts, daß um 8 Uhr des Abends alle Häuser geschlossen, Vormünder, Aeltern, Lehrherren 2c. ihre Pflegebefohlenen zu Hause behalten sollten und etwanige Zusam⸗ menrottungen und Aufläufe nach dem Kriminal - Gesetzbuche bestraft werden würden. Nach dem Generalmarsch trat gegen 7 Uhr die Kommunalgarde zusammen, besetzte die Plätze und Straßen in der Stadt, und schon nach 10 Uhr waren die letzteren ziemlich leer. Ein Gerücht, nach welchem im Gehege und in Friedrichstadt Zusammen— rottungen stattfänden, zeigte sich als unwahr. Die Kommunalgarde war durch freiwilligen Beitritt von Männern aus allen Klassen sehr verstärkt, man fand Compagnieen, an welche sich 40 und mehr Frei⸗ willige angeschlossen. Ihrer ernsten und besonnenen Haltung hat die Stadt die wiederhergestellte Ruhe besonders zu danken. Die Verhaf⸗ tungen, welche sich auf den Tumult vom 15ten bezogen, dauerten gestern noch fort.

Königreich Hannover. (Hannov. Ztg.) In Folge der Ueberreichung der Petitionen und der von Seiner Majestät dem Könige darauf ertheilten Erwiederungen am gestrigen Nachmittage Es. das gestrige Blatt der Allg. Preuß. Ztg.) herrschte am Abend noch einige Aufregung in der Hauptstadt. Vor einigen Woh⸗— nungen wurden Lebehochs gebracht; in einigen anderen wurden die Fenster eingeworfen. Es wurden daher berittene Landgendarmen und einige Abtheilungen Militair zur Erhaltung der Ordnung auf⸗ gestellt. Gegen Mitternacht war jedoch Alles zur gewöhnlichen Ruhe wieder zurückgekehrt.

Königreich Württemberg. (Schwäb. Merk.) In der Sitzung der zweiten Kammer der Abgeordneten am 16. März erstattete Holzinger Namens der Feudal-⸗Kommission Bericht über die Frage: ob bezüglich des Feudalwesens von der Kammer in einer Adresse die Regierung um Einbringung eines Gesetzes noch auf die sem Landtag zu bitten sei. Die Kommission bezeichnete eine Reihe von Erleichterungen des Grund und Bodens, zu deren Einführung sie ein Gesetz von der Staats-Regierung noch auf diesem oder Anfangs des nächsten Landtags erbitten will. Hiller stellte den Antrag, die Kammer möge die Bitte der Regierung gegenüber aussprechen, daß je eher je lieber die Berathungen der Kammer der Abgeordne— ten durch Auflösung beendigt werden. Der Antrag fand allge— meine Unterstützung, und zwar dahin, daß auch die beiden von der Regierung in der Proclamation gezeichneten Gesetzes-Entwürfe nicht mehr berathen werden möchten, sondern der Regierung überlassen werde, mit Rücksicht auf §. 89 der Verf.-Urk. der Dringlichkeit we— gen über diese Gegenstände Vorkehrungen zu treffen. Nach dem Vor— schlage des Präsidenten wurde folgende Adresse an Se. Majestät den König angenommen:

„Eurer Königlichen Majestät erlauben wir uns unterthänigst die ehr— furchtsvollste Bitte vorzulegen, Allerhöchstdieselben möchten Gesetzes-Ent⸗ würfe zum Zwecke der Verabschiedung einbringen lassen, nach wel— chen alle auf dem Grund-Eigenthum haftenden Lasten nach einem billigen, den Zeitverhältnissen entsprechenden Maßstabe für ablösbar erklärt, ferner die das Grundeigenthum gefährdenden Jagdrechte, die Neusteuerbarkeit, die Novalzehnten und die Bannrechte beseitigt würden, und in gnädigste Erwägung ziehen, ob und inwieweit das Ablösungsgeschäft zwischen den Berechtigten und Pflichtigen zu vermitteln sein möchte, auch den standesherrlichen und ritterschaftlichen Adel zu veran- lassen suchen, auf die Patrimonialgerichtsbarkeit, den privilegirten Gerichts- stand und auf ihre Rechte hinsichtlich der Ernennung der Ortsvorsteher und der Bürger-Annahme Verzicht zu leisten.

Wir halten besonders die Frage über die Ablösung der Grundlasten für eine im höchsten Grade dringende, und wenn daher Ew. Königl. Maj. der Ansicht sein sollten, daß diese nicht sofort auf dem gegenwärtigen Land— tage noch zu einem allseitig befriedigenden Nesultate sollte gebracht werden können, so bitten wir, gleich mit dem Beginne des nächsten Landtages uns die betreffenden Vorlagen nachen zu lassen.

In dieser letzteren Vorausseßzung glauben wir aber, daß es den Ver— hältnissen entsprechend sein möchte, wenn die dermalen anwesende Kammer keine andere Alibeit mehr vornchnen, sondern die uns schon bekannt ge— machte höchste Intention, die Kammer außulösen, sofort in Vollziehung ge— bracht würde. Jwar ist uns ein Geseßz lber die Bürgerbewaffn ung bereits zur Berathung vorgelegt und ein Gesetz über das Recht zu öffentlichen Ner— sammlungen in Aussich gestellt worden; auch erkennen die großt Tring— lichkeit der in diesen Beziehungen zu treffenden Verfügungen durchaus an Allein was das erstere Gesetz betrifft, so dürfte der 8. sh Per Der sassundo⸗ Urkunde der Staatsregierung die nöthige Gewalt und die gegenwärtige Lage

der Verhältnisse die rechtfertigende Veranlassung geben, das Erforderliche?! giesen Hinsichten sofort vorerst vorzukehren, , n, ö ;

752

lichen Versammlungen betrifft, so wird hier vor der Hand das Nöthige wohl ohne Zweifel im Verordnungswege geschehen können. In tiesster Ehrfurcht verharren wir ö Ew. Königlichen Majestät unterthänigst treugehorsaniste Kammer der Abgeordneten.“

Großherzogthum Baden. (Iarlsr. Ztg.) In der Sitzung , . am 16. März wurden von dem Prä⸗ sidenten des Ministeriums des Innern, Staatsrath Bekl, nachstehende Gesetz⸗- Entwürfe vorgelegt: I) ein Gesetz- Eutwurf in Betreff der Beeidigung auf die Verfassung⸗ wonach für alle Jufkunft der Eid auf die Voer⸗ sassung in ben Fahnenesd der Soldaten, in den Huldigungseid der Bürger unb in den Dienereid der Angestellten aufgenommen werden soll; 2) ein Gesetz- Entwurf, die Aufhebung der Beschränkung staatsbür⸗ gerlicher Rechte (Anspruch auf Staatsdienst und Eintritt in die Kam⸗ mer) aus Rücksichten der Konfession betreffend. Die gemeindebürger⸗ lichen Rechte werden dadurch nicht geändert, und soll in dieser Be⸗ ziehung später eine Anordnung erfolgen.

Sodann sicherte Staatsrath Bekk den Gesetz-Entwurf über die Volksbewaffnung auf nächsten Sonnabend zu.

Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg.) Der Regie— rungs⸗Rath C. W. Wippermann in Kassel ist zum landesherrlichen Kommissar für die gegenwärtige Stände ⸗Versammlung ernannt worden.

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. (Hess. Ztg.) Das Negierungsblatt vom 14. März enthält eine Verord⸗ nung in Bezug auf die Trennung des Ministeriums des Innern und der Justiz in zwei Ministerien. In der Sitzung der zweiten Kammer am 16. März erschien der General von Bechtold als Regierungs⸗— Commissair und legte derselben einen Gesetzesentwurf wegen Abände— rung einzelner Bestimmungen des Militairstrafgesetzbuches vor, der die Tendenz hat, daraus das zu entfernen, was als geh altet erscheint. Namentlich soll der Rest des Prügelsystems, das Stellen unter den Stock, das nur durch richterlichen Spruch geschehen konnte, verschwinden.

Herzogthum Anhalt⸗Bernburg. Epzg. Ztg.) Gestern hat der Herzog „Worte des Dankes und des Vertrauens an meine getreuen Unterthanen“ erlassen; es wird darin dankbar anerkannt, daß die Haltung des Volks bis jetzt eine ruhige, durchaus gesetz—⸗ mäßige gewesen, dann aber ausdrücklich aufgefordert, Vorschläge zu Verbesserungen in den inneren Landes-Angelegenheiten auszusprechen. Es heißt:

„Was Ihr nun an Unseren inneren Zuständen, das heißt den⸗— jenigen, die Uns allein innerhalb Unserer Landesmarken angehen, zu wünschen haben möchtet und dies ist meine Bitte das wollet in ruhiger Besonnenheit und gesetzlicher Ordnung ohne Uebereilung in Erwägung ziehen, und durch Eure Obrigkeiten, die Euch, wo es nöthig ist, gern erläuternd, berichtigend und rathend unterstützen werden, zu Meiner Kenntniß bringen lassen. Damit es aber dabei nicht an den geeigneten Organen fehle, die Euer Vertrauen besitzen, habe ich bereits ein Gesetz wegen besserer Organisirung der Magi⸗ strate mit Stadtverordneten ausarbeiten lassen, welches in den näch⸗ sta Ta gen erscheinen wird.“

Fürstenthum Schwarzburg⸗Sondershausen. (Han⸗ nov. Ztg.) Der (gestern bereits erwähnte) fürstliche Erlaß vom 14. März lautet folgendermaßen:

„Wir Günther Friedrich Karl 2c. Auf die von den Deputationen vie— ler Gemeinden Unseres Fürstenthums Uns überreichten Petitionen erklären Wir Folgendes:

„J) Die allgemeine Volksbewaffnung und die Errichtung eines deut schen National-Parlaments anlangend, so werden Wir zu desfallsigen ge—= meinsamen Vorschriften der deutschen Staaten gern die Hand bieten. 2) Wegen Einführung des öffentlichen und mündlichen Gerichtsverfahrens wol⸗ len Wir die erforderlichen Vorbereitungen treffen. 3) Die Censur ist auf gehoben. Ein Preßgesetz soll dem nächsten Landtage vorgelegt werden. 4) Hinsichtlich der Abänderung des Landes-Grundgesetzes wiederholen Wir die schon in Unserer Proclamation vom 135ien d. M. enthaltene Zusicherung und sehen nur näheren Anträgen entgegen. 5) Wegen einer gleichmäßigeren Vertheilung der Staats- und Gemeindelasten werden Wirdemnächst init dem Land tage berathen. Insbesondere werden Wir Uns für Abschaffung der Salzsteuer bei den Vereins Regierungen verwenden. 6) Um den Gewerben größeren Schutz und möglichste Unterstützung angedeihen zu lassen, werden Wir das Innungsgesetz vom 21. August 1844 einer umfassenden Revision unter werfen und dabei namentlich darauf Bedacht nehmen, den Innungen grö ßere Selbstständigkeit einzuräumen. 7) Alle kleineren Gewerbe, die nicht über 50 Rthlr. jährlichen Brutto-Ertrag abwersen, sollen von der Gewer besteuer befreit sein. 8) Rückhsichtlich der Bezahlung der Feuerhölzer soll die vor der Verordnung vom 18. Juni 1847 bestandene Einrichtung wie⸗ derhergestellt werden. 9) Die Jagdfrehnden heben Wir hiermit gänzlich auf. 10) Wir sind geneigt, in Fällen, wo das Bedürfniß wirklich vorhan den ist, Domainen den Gemeinden pachtweise zu überlassen, sobald die jetzi gen Pachtverträge abgelaufen sind. Uebrigens soll allen Uebergriffen der Domainenpächter gesteuert werden. 11) Eben so sind Wir geneigt, die Verwal tung des Kammerguts, unter Vorbehalt des Eigenthums an demselben, dem Lande gegen eine zu vereinbarende Civilliste zu überlassen. 12) Die zwischen der Kammer und den Gemeinden anhängigen Prozesse sollen einer genauen Revision unterworfen und thunlichst vermindert werden. 13) So weit es ohne Kränkung wohlerworbener Rechte geschehen kann, soll auf Verminde— rung der Besoldungen und Pensionen, so wie auf Verzehrung der letzteren

im Inlande, Bedacht genommen, Anstellung von Ausländern aber möglichst vermieden werden. 14) Den Wünschen hinsichtlich einer veränderten Orga— nisation der Gerichte werden Wir insoweit zu entsprechen suchen, als es mit der beantragten Einführung des öffentlichen und mündlichen Rechtsver= fahrens vereinbar ist. 15) Die Erweiterung der Zuständigkeit der Landeshaupt- mannschaft in Ainstadt ist ohnehin schon von Uns beabsichtigt worden

und soll nächstens in Ausführung kommen. 16) Eine Städte- und eine Landgemeinde Ordnung sind bereits entworfen und sollen den Ständen nächstens zur Berathung vorgelegt werden. 17) Es soll künftig jedem Mi—⸗ litairpflichtigen überlassen bleiben, einen geeigneten Stellvertreter selbst zu stellen und iich mit demselben über den Betrag seiner Vergütung zu ver einigen. 18) Insyosern es sich als Wunsch der Mehrzahl Unserer Üüntertha— nen herausstellt, werden Wir die jetzige Stände⸗-Versammlung auflösen und neue Wahlen anordnen. Sondershausen, den 14. März 1818. Günther Friedrich Karl.“

X Noßla am Harz, 17. März. Am 15ten d. M., Nachmit tags 2 Uhr, verschied hier die erlauchte Gräfin und Frau, Karoline zu Stolberg-Roßla und Ortenberg, geborene Gräfin zu Erbach-Schön— berg, nach einer langen und schmerzlichen Krankheit in ihrem 63sten Lebensjahre.

X Frankfurt a. M., 17. März. Der Graf von Collo— redo ist hier eingetroffen, um einstweilen die Stelle eines Kaiserl. österreichischen Präsidial⸗Gesandten einzunehmen.

In unserer Stadt herrscht tiefe Ruhe und auch in den an— gränzenden hessischen und nassauischen Landen. In Baden halten die Volks-Versammlungen die Gemüther in Aufregung, doch stemmt sich die liberale Partei gegen die republikanischen Bestrebungen der radi kalen Partei. Die öffentliche Meinung, die gewiß in ihren Huldi— gungen für die Bewegung nicht karg ist, spricht sich entschieden gegen die Republik aus und hofft dies auch von der offenburger Versamm— lung.

ö. der am Z0sten d. hier statthabenden Abgeordneten-Versamm— lung erwartet man nur besonnene Männer, und die konstanzer Vor fälle ergeben die Nothwendigkeit dazu.

Die Börse ist noch sehr matt, doch war der Umsatz heute etwas belebter. Das Geschäftsleben stockt ganz.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 16. März. Die Wiener Zeitung bringt in ihrem heutigen Blatte noch folgenden Bericht über die dortigen Vorgänge am 14. und 15. März:

„Die allgemeine Stimmung war am Morgen des 14ten noch eine sehr gedrückte. Die offiziell bekannt gewordene Abdankung des Fürsten Metter nich ließ zwar einige Hoffnung für eine zeitgemäße Verbesserung unserer Zustände aufkeimen; allein mit der Person mußte auch das System geän— dert werden, und dafür waren noch keine Garantieen geboten. Die Wälle waren noch mit Kanonen besetzt, die Hofburg blieb mit starken Truppen— Abtheilungen umgeben, Geschütze bedrohten die volkreichsten Straßen der Stadt. Die Bewaffnung der Studirenden ging langsam und ohne gehö rige Ordnung vor sich, man hatte eine allgemeine Wehrhaftmachung des Volkes erwartet, und anstatt derselben war blos eine Verstärkung der nach engen Gränzen abgesonderten Bürger-Miliz bewilligt.

„Solche halbe Maßregeln konnten nicht genügen, um das nöthige Vertrauen einzuflößen, um das Vorgefallene vergessen zu machen. Die Aufregung wuchs von Stunde zu Stunde. Endlich um halb 2 Uhr ver breitete sich die Nachricht, daß die Preßsreiheit zugestanden, die Errichtung einer National-Garde, unter der Leitung des allgemein geachteten Grafen Ernest von Hopos, genehmigt sei. Einzelne Mitglieder der Landstände und Patrouillen der bewaffneten Studenten und Bürger verbreiteten diese Bot schaft unter lautem Jubelrufe der Bevölkerung durch alle Theile der Stadt. Improvisirte Fahnen, mit der Aufschrift: „Preßfreiheit?“ „National— Garde“ „Ordnung und Sicherheit“ wurden in mehreren Orten ausge steckt. Alles schmückte sich mit weißen Schleifen und Friedens Kokarden. Eine ju⸗ belnde Schaar zog auf den Josephsplatz, bekränzte das Standbild des Kaisers mit Rosen und Immergrün und legie eine Fahne mit dem Schlagworte: „Preßfrei heit“ in seine Hand. Die frohe Stimmung, die sich der Einwohner be mächtigt hatte, schwand allmälig im Laufe des Nachmittags, als eine Stunde nach der anderen verstrich, ohne daß die ersehnte Kundmachung der Preßfreiheit in offiziellem Wege erschien. Das Mißtrauen steigerte sich noch, als gegen 4 Uhr das schon vorgestern mitgetheilte Kabinetsschreiben über die Errichtung der Nationalgarde allenthalben bekannt gemacht, die Procla mation hinsichtlich der Aufhebung der Censur aber noch immer vergebens erwartet wurde. Nur mit der höchsten Anstrengung gelang es einzelnen, das Vertrauen des Volkes genießenden Männern, den Ausbrüchen höchster Aufgeregtheit Einhaltzu thun und die gährende Masse nur einigermaßen zu be schwichtigen. Erst gegen Abend, nachdem die Aufregung aufs höchste gestiegen war, erschien endlich eine amtliche Kundmachung, welche die Aufhebung der Cen sur und die alsbaldige Veröffentlichung eines Preßgesetzes verkündete. Die Ausdrücke, in welchen diese Verlautbarung abgefaßt war, erregten bei vielen, in der politischen Sprechweise minder bewanderten Personen die Meinung, daß dadurch die versprochene Preßfreiheit nicht gewährt sei. Nur mit Mühe gelang es nach und nach, die darüber laut gewordenen Zweifel zu beseitigen, wozu selbst noch am anderen Tage (den 15. März) die angesehensten Schriftsteller Wiens durch ein allenthalben angeheftetes Manisest beitragen mußten.

„Noch am 14ten Abends erfolgte auch die Ernennung des Fürsten Alfred zu Windischgrätz zum Militair und Civil⸗Kommandanten der Haupt— stadt und die Zusammensetzung von ständischen Ausschüssen aus den deut schen, slavischen und italienischen Provinzen des Reiches, welche aber erst den 15ten Morgens bekannt wurde.

„Auch dieser Tag begann noch unter hestigen Erschütterungen des vul— kanisch glühenden Bodens. Die obenerwähnte Einberufung der ständischen Ausschüsse befriedigte nicht, da keine entsprechende Vertretung des Volkes zugesichert, der Termin der Vereinigung zu lange hinausgeschoben, noch imm mer keine constitutionelle Grundlage gegeben war. ö .

„Eben so wenig Anklang sand der Ton eines Aufrufes des Civil und Militair-Gouverneurs, worin die Bürger zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung Wiens aufgefordert wurden. ö. . .

„Dagegen erweckten die nunmehr rascher vor sich gehende Organisation der National⸗Garde, die Zuziehung von angesehenen Bürgern zu den stän— dischen Berathungen und die Verstärkung des Magistrats durch einen aus allgemein geachteten Männern zusammengesetzten Bürger-Ausschuß wieder einiges Vertrauen. Die völlige Beruhigung der Gemuͤther wurde aber da durch herbeigeführt, daß Se. Majestät der Kaiser keinen Anstand nahm, ohne allen Schutz, als den, welchen die Liebe seiner Unterthanen ihm ge

legte . ein Geist, welcher in der Wissenschaft lein höh res ne,, die Wahrheit, keinen Zweck, als die Erleuchtung und ,

geschlechts kannte ..., ein Herz, welches bis zum letzten Athemzuge die Er—

3 u. s. w. Doch das will wenig sagen gegen die . .

Blättern zerstreut hingeworfenen neuen Idern gus den verschiedensten Ge

bieten der Wissenschaft des Lebens wie der Politik, so wie der Anwendung

der Wissenschaft auf das Leben,. z. B. wenn er den Physiker Christian Sturm auffordert, ein Buch über Theater. Maschinerie und Decorationen zu schreiben, und ihn bei der Herrschaft deshalb empfehlen will oder mit dem geistvollen und kenntnißreichen Mostiker Franz von Helmont mechanisché und phoösikalische Entwürfe über allerlei Künste, Manufakfturen und Handwerke bildet. In Bezug auf das römische Recht faßte er einmal den Entwurf eines von ihm genannten Album praetoris, den er nicht blos seiner Regierung überreichen, sondern auch den Universität Helmstädt und den , Universitäten mittheilen, ja sogar das Werk an das Neichskammergericht zu Speier, an den geuchd gef eh in Wien, an den Kanzler von Frankreich und nach England, ferner nach Dänemark und Schweden, ja bis Rom, n und ö wie nach Spanien senden wollte. Ein über alle Maßen kühner Entwurf, der an die Jugend des großen Mannes erinnert; und doch ist er vom Jahre 1696. In Bezug *, Politik hatte er in demselben Monat sich den Entwurf ausgedacht, wie nicht nur Ungarn mit Böhmen zu vereinigen, sondern auch Azwischen dem Neiche und Ungarn eine ewige Verständniß zu beiderseits Escherheit und Beschützung zu stisten; und wie von Reichs wegen zum Succurs gegen den Erbfeind elne gewisse beständige Verfassun zu machen, so hätten Ungarn und Böhmen als 9 neue Kreise auch zur Beschützung des

zutragen.“ Von manchen Kraftäußerungen n

will, können wir uns nicht versagen, ein Wort aus einer Unterredung mit

einem Theologen, welchem er bei seinen Kontroversen und Disputationen Mäßigkeit empfahl, hier anzuführen: „Großer Herren Ministri brauchten Glimpf, viel mehr sollten es Theologi thun, deren höchster Prinzipal Gott selbst. Gebühre ihnen auch, anderen gute Exempel zu geben. Wenn zwei Armeen gegen einander fechten, braucht man zwar Pulver, das scharf schie= ßet, aber keine Stinck- Pötte.“ Eine Bemerkung, welche in noch viel weite= ren Kreisen und zu jeder Zeit ihre Nutzanwendung haben dürfte. Geschmückt ist dieses Leibniz Album durch das Bildniß Leibnizens nach dem vortreffli— en Kupferstich von Bernigroth und einer Abbildung der Fagade des Hau— ses, welches een in Hannover bewohnt und das der König von Han— ern vor kurzem als ein historisches Monument angekaust hat. Den In— . . Albums findet man übrigens groößtentheils in dem vierten Bande

8 Pe hergus egebeuen geschichtlichen Werke Leibnizens wieder. Main 10 migen Ermahnung an die Teutsche“ ist der zu Frankfurt am nicht in der Lg lichen ersten Germanisten Versammlung gewidmet und Honm cin h e, gekommen. Sie ist in Bezug auf Sprache und Inhalt und 9 2. , nn, aus Leibnizens Feder und in Bezug auf den Verbesserung de * enz ein Seitenstück zu den „Unvorgreiflichen Gedanken“ zur n f z 1 9 zeutschen Sprache, welche man von noch nicht gar zu lan= * chr sten hie 6 in deutscher Sprache unter Leibnizens , ,. a n . 8 enn in den „Unvorgreislichen Gedanken“ mehr die for— r fe ler . und deren Vervoillommnung durch Gelehrte und Ine n weretg aupt, namentlich auch durch Akademieen, Gegenstand und. eck der,. Betrachtung ist, so hät es vie „Ermahnung an die Teutsche—

ins bas Ihrige bei. iesen Monologen, wenn man

mehr damit zu thun, zur Verbreitun öherer Bildung im Volke durch die Schriftsteller und iir nn , Der lien Aufsatz

——

Schrift so damit . der Gemüther jetzt erfüllt

ie beredte Schilderung des „die Prometheus aus

heißt es darauf, Teutschen heftiger m so sich

——

währte, sich mitten unter die bewegten Volksmassen zu begeben, wo er von dem unermeßlichsten Jubel begrüßt wurde. Im Laufe des Vormittags war auch Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Stephan aus Preßburg in Wien angelangt; der Enthusiasmus bei seinem Empfange war so groß, daß (wie bereits erwähnt) die Pferde des Reisewagens ausge— spannt und Se. Kaiserl. Hoheit von der jubelnden Menge nach der Kaiserl. Hofburg gezogen wurde. Nachmittags traf eine, von den ungarischen Ständen äbgeordnete Deputation, den genialen Redner Kossuth an der Spitze, in der Haupistadt ein und wurde von einer Abtheilung der National-Garde, unter tausendstimmigem Eljenrufe, durch die vollgedrängten Straßen gelei tet. Eben als dieser imposante Zug die innere Stadt betrat, wurde daselbst die Verleihung der Constitution verkündet. Es war ein herzergreifender Augenblick. Alles umarmte sich, drückte sich die Hände, die Freude leuchtete aus jedem Auge, der Jubel kannte keine Gränzen. Die Verbrüderung aller Nationen, die unter Oesterreichs Scepter vereinigt sind, wurde mit der in nigsten Gluth des überströmenden Gefühles unauflöslich besiegelt.

„Stadt und Vorstädte waren Abends, wie schon die beiden vorherge—

henden Tage, doch noch strahlender erleuchtet, und eine unermeßliche, aber friedliche und frohbewegte Menschenmasse durchwogte die Straßen und Plätze. Zahlreiche Schaaren von National- Garden unter Vortragung des Bildes unseres geliebten Herrschers und unter Absingung der National- Homne zo⸗ gen durch die Stadt. Auf den in so mannigfacher Weise bewegten Tag solgte eine freudenvolle, erst spät beruhigte Nacht. „Heute nahm die Stadt allmälig ihr gewohntes Ansehen wieder an. Die Läden und Comtoirs waren geöffnet, die Börse wurde abgehalten, der friedliche Verkehr sing an, sich neu zu beleben. Gegen Mittag waren bei nahe sämmtliche Schaaren der schon sehr zahlreich organisirten National- Garde in der Umgebung der Universität aufgestellt. Der Kaiser zeigte sich abermals seinem freudetrunkenen Volke und wurde in den dichtgedrängten Straßen mit donnerndem Lebehoch begrüßt. Se. Majestät begab sich an die Universität und richtete huldvolle Worte an die in schönster Haltung versammelte bewaffnete akademische Jugend. Für den Abend ist ein Fackel zug bestimmt, welchen die Universität, der Männer- Gesang Verein und die Mitglieder des juridisch - politischen Lese⸗-Vereins zu veranstalten beab sichtigen“

unn re n

Paris, 16. März. Der bayerische Geschäftsträger Wendland hat Herrn Lamartine angezeigt, daß seine Regierung ihm befohlen habe, die freundschaftlichsten Beziehungen zur provisorischen Regierung der Republik fortbestehen zu lassen.

In einem Berichte Lamartine's an die Regierung über die fortan den diplomatischen Agenten der Republik zu gebenden Titel heißt es, daß eine republikanische und demokratische Regierung bei ihren Bezie hungen zum Auslande keines Zaubers der Titel, keines Luxus der Vertretung, keines Hervorragens und Ranges an den Höfen bedürfe, und daß ferner die Republik ihren Diplomaten zwar zureichende Ge— halte geben, aber zugleich möglichst sparen müsse. Der Minister be stimmt sodann, daß der Titel „Botschafter“, Ausnahmen abgerechnet, künftig wegfallen soll, und daß fortan die auswärtigen Agenten der Re— publik bestehen werden: 1) in außerordentlichen Gesandten; Yin Geschäfts⸗ trägern; 3) in Legations-Secretairen, und 4) in diplomatischen Aspiranten. Man versichert, daß die Minister jeder für sich arbeiten und nie ge⸗— meinsame Berathungen halten, um sich über die Grundlagen ihrer Rundschreiben zu verständigen oder die Abfassung derselben einander mitzutheilen. Dadurch wird es erklärt, daß die verschiedenen ministe⸗ riellen Erlasse mitunter in den Grundsätzen sehr abweichen und sogar theilweise sich widersprechen.

Die provisorische Regierung hat dem Kriegs⸗Minister eine be— deutende Summe zur Verfertigung von Flinten und sonstigen Waffen zur Verfügung gestellt.

Die allgemeinen Wahlen für die National-Garde sind vom 18. auf den 23. März verschoben worden.

Das Wahl-Rundschreiben des Herrn Ledru⸗Rollin, welches einen so unangenehmen Eindruck gemacht hat, ist von Herrn Lamartine in einer Antwort, die er einer Deputation des republikanischen Klubs für die Wahlfreiheit gab, welche ihm die Befürchtung aussprach, daß die Regierung bei den Wahlen die Freiheit der Bürger nicht genug re speftiren werde, Namens der Regierung förmlich desavouirt worden; eben dasselbe soll auch, wenigstens in Bezug auf den Sinn, welchen man dem Rundschreiben beilegt, demnächst in amtlicher Weise durch eine von allen Mitgliedern der provisorischen Regierung unterzeichnete Proclamation geschehen.

Der Finanz-Minister hat eine Proclamation an alle Bürger er lassen, worin er ihre Vaterlandsliebe aufruft, um sie zu Subserip tionen für die National-Anleihe zu bewegen. Er erklärt, daß die Regierung Subscriptionen den freiwilligen Gaben vorziehe, weil die Anleihe zugleich eine finanzielle und politische Maßregel sei, und weil die Bürger durch Betheiligung an der Anheihe zugleich zur Beseiti gung des panischen Schreckens beitragen würden, der sich des Publi— kums bemächtigt habe.

An der hiesigen Münze werden jetzt alle Arten von Silbergeräth zu gewissen amtlich abgeschätzten Preisen gegen baares Geld zum Einschmelzen angenommen.

Gestern beunruhigten allerhand Gerüchte das Publikum über den Werth der Bank-Billets. In mehreren Stadttheilen hieß es sogar, die Bank ziehe bei den Rückzahlungen 20 oder 25 Fr. ab und die Geldwechsler wollten die Billets gar nicht mehr nehmen. Diese Gerüchte werden jedoch für ganz unbegründet erklärt. Die Bank hat bisher alle ihr präsentirten Noten ohne Zögern voll ausbezahlt, da sie noch dazu die Mittel besitzt. Uebrigens hat sie seit drei Tagen 71 Millionen baar ausgezahlt.

Das General- Conseil der Bank hat gestern 200,000 Fr. für das National-Diskonto-Comtoir unterschrieben.

Der National spricht sich entschieden gegen die mehrfach an— geregte Vertagung der Wahlen zur National⸗Versammlung aus.

Es hat sich dahier unter dem Titel: „Republikanischer Klub für die Freiheit der Wahlen“, ein Verein gebildet, der bestimmt ist, mit wenigen Ausnahmen alle politischen Männer, welche unter der vori gen Regierung in den Reihen der konservativen Partei und der Op— position sigurirten, zu vereinigen, um sie zu einer einzigen Nüance zu verschmelzen. Am 13ten ward unter dem Vorsitze des Ex Pairs Viennet eine Versammlung gehalten, an welcher Vatismenil, St. Marc-Girardin, der Herzog von Fezensac, der Herzog von Richelieu, General Fabvier, Michel Chevalier ꝛc. theilnahmen. In dieser Ver— sammlung ward das Wahl-System heftig getadelt, weil es vermit⸗ telst des Listen-Skrutiniums und der Wahl durch Stimmenmehrheit den Land Bezirken allen Einfluß entziehen und den Kandidaten der großen Städte den Sieg sichern müsse. Es wurde ein Central-Co⸗ mité gebildet und beschlossen, Comités in allen Departements zu or— ganisiren.

Herr Vavin ist auf sein eigenes Begehren ohne Gehalt zum General-Liquidator und provisorischen Verwalter der ehemaligen Civil⸗ Liste und der Privat-Domainen ernannt worden. -

Sämmtliche Krondiamanten, und darunter auch der fälschlich als verschwunden bezeichnete Regent, befinden sich in der Gewalt der pro— visorischen Regierung. .

Mehrere große Gutsbesitzer des Faubourg St. Germain leisten der provisorischen Regierung aufs thätigste Beistand. So hat Herr von Montmorency schon den Gesammtbetrag seiner Steuern für das laufende Jahr in die Staatskasse gezahlt.

Von allen Seiten erfährt man, daß die Fabrikanten ihr Möglich stes aufbieten, um ihre Arbeiter zu beschäftigen.

753

Seit einigen Tagen empfängt die provisorische Regierung zahl— reiche Gesuche, worin verlangt wird, daß den Personen, welche aus= wandern wollen, Pässe verweigert werden sollen.

Der Post-Direction sind in weniger als einer Woche mehr als 4009 Anstellungsgesuche zugegangen, und der Justiz⸗Minister empfing binnen drei Tagen 3000 Gesuche dieser Art.

Ein Beschluß des Ministers des Junern löst die Grenadier- und Voltigeur⸗Compagnieen der National⸗ Garde von Paris auf und be— stimmt, daß keine der Compagnieen der National-Garde eine besondere Benennung führen soll.

Die National⸗Garde ist von dem Dienste, die Angeklagten zu bewachen, befreit und derselbe wieder der Gendarmerie übertragen worden. Den Dienst an den Thüren des Gerichtssaales versehen Veteranen⸗ Soldaten. ö

Nach dem Constitutionnel suchen viele Ausländer um die Eigenschaft französischer Bürger nach, um an den Wahlen Theil zu nehmen.

Die Schneidermeister hielten am Montag eine Versammlung, worin sie Abgeordnete ernannten, welche ihre Interessen im Comité der Arbeiter vertreten sollen. Eine Summe von 12,000 Fr. ward als Darlehen unterzeichnet, um die Schneidergesellen in Stand zu setzen, die Anfertigung der für die mobile Nationalgarde erforderlichen 25,00 Blousen zu übernehmen. .

Aus Malta wird berichtet, daß Mehmed Ali am 4. März von dort nach Neapel abgereist sei, einen Monat in Nizza zubringen und sodann nach Marseille gehen wird.

Dem Vernehmen nach beschäftigt sich die provisorische Regierung in diesem Augenblick mit einem Dekrets-Entwurfe zur Gründung einer Bank für liegende Güter.

Die National-Oper soll mit Genehmigung der Regierung durch eine Lotterie ausgespielt werden; der Preis ihres Privilegiums (100,900 Fr.) soll in die Staatskasse fließen.

Gestern Nachmittag 2 Uhr fand eine Versammlung sämmtlicher Pädagogen von Paris im Amphith ater der Sorbonne statt, um über Redaction des Plans zu einer National⸗Erziehung zu berathen.

Madame Decazes, Gemahlin des Vice-Präsidenten der ehema⸗ ligen Pairs-Kammer, hat, wie man vernimmt, gleich nach der Fe⸗ bruar-Revolution eine Klage auf Güter-Trennung gegen ihren Gat ten eingereicht.

Der Bildhauer Clesinger, der sich gegenwärtig in dem Depar tement der Pyrenäen befindet, hat sich bereit erklärt, alsbald nach Paris zurückzukehren, um eine kolossale Statue der „die Ketten der Sllaverei zerbrechenden Freiheit“ anzufertigen.

Die Aenderungen, welche der General Subervic in der Organi— sation und der Zusammensetzung der Central-Verwaltung des Kriegs⸗ Departements eingeführt hat, sollen ansehnliche Ersparnisse in Aus⸗ sicht stellen. Noch andere Maßnahmen derselben Art sind in diesem Ministerium in der Ausführung begriffen. Namentlich soll die Be kleidung der ganzen französischen Armee noch mehr vereinfacht werden.

Die Gährung unter den Arbeitern in den Bergwerken der Nord— Departements ist beschwichtigt. Die von hier aus dahin entsandten Kommissäre Montigny und Alexander Rey haben den Taglohn auf 25 Fr. für 8 bis 10 Stunden festgestellt, eine Erhöhung, die aus dem Gewinn der Actien-Gesellschaften zu decken ist. Außerdem ist ein Aufsichts-Rath niedergesetzt, der jede Klage der Arbeiter zu hören und zu schlichten hat. .

X Paris, 15. März. Gestern war große Bestürzung in ganz Paris in Folge des Ausbruchs neuer Fallissements. Es waren vier oder fünf Banquierhäuser zweiten Ranges, die ihre Zahlungen einge⸗ stellt haben, die Häuser A. Leroux, Beudin und Comp., Jules Bechet (nicht zu verwechseln mit der Bankgesellschaft der Herren Dethomas, Bechet und Comp.) und Chadeauxr und Comp. Heute ist ein neues Unglück dazu gekommen: auch die Herren Ganneron und Comp. mit ihrem großen Comtoir haben sich leider genöthigt gesehen, ihre Zah— lungen einzustellen. Und weitere Fallissements sind noch zu erwarten. Daneben herrscht eiͤn außerordentlicher Zudrang zu den Kassen der Bank von Frankreich, welcher man ihre Noten zurückbringt, um baares Geld dafür einzutauschen. Seit vier Tagen sollen ungeheure Sum— men auf solche Weise aus den Gewölben der Bank herausgewandert sein. Dies ist der beste Beweis der allgemein herrschenden Besorg nisse. Diejenigen, welche noch etwas besitzen, sind aufs neue in Schrecken gesetzt worden durch die Aeußerungen einiger kleinen Blätter, welche die Organe der Klubs sind und dir Aufmerksamkeit der Regierung wie des Volkes auf die Auswanderung der Reichen und auf angebliche Geldsendungen lenken, welche die Banquiers nach Havre machen, um dort nach England eingeschifft zu werden. Diese Blätter hatten auch zu verstehen gegeben, die Banquier⸗ häuser, welche sich jetzt durch, die unwiderstehliche Gewalt der Lage in die Nothwendigkeit versetzt sahen, ihre Zahlungen einzustellen, hät— ten einen geheimen Vertrag unter sich geschlossen, um Bankerott zu machen. Diese traurige Nothwendigkeit für jene Häuser erklärt sich übrigens ganz einfach. Die großen Handels- und Industrie⸗Comtoire haben enorme Kapitalien, die unbeweglich gemacht und durch Eisen— bahn-Actien, Renten, Hypotheken repräsentirt sind, lauter aktive Werthe, die mon in diesem Augenblicke selbst nicht zu Geld machen kann, ohne sich vollständigst zu ruiniren. Mit diesen Aktiven, die nicht umsetzbar sind, können Comtoire natürlich nicht zahlen, und sie sind daher zur Einstellung ihrer Zahlungen oder wenigstens zur Liquidation genö— thigt, wenn es nicht gelingt, durch neue Einzahlungen von Kapita⸗ lien, welche nun durch Unterzeichnungen aufgebracht werden sollen, und die jedenfalls solider Garantie bedürfen, Vorsorge zu treffen für die Gegenwart und die im Augenblicke unbeweglich gewordenen Alti ven für eine bessere Zukunft vorzubehalten. Dies ist der einzige Grund dieser Ereignisse in der Finanzwelt, welche, weit entfernt, ein auf Bankerott zielender Pakt zu sein, vielmehr eine Maßregel der Klugheit und der Ehrlichkeit sind, um den Gläubigern dieser großen Häu— ser das Pfand für ihr Guthaben zu bewahren. Statt daß man also mit einer neuen furchtbaren Jacquerie droht, thäte man besser und billiger, die Regierung zur Erforschung und Aufsuchung der Mittel zu bewegen, um neuen Unfällen vorzubeugen und so weit mög⸗ lich die bereits zu beklagenden zu mildern.

Man versichert wirklich von allen Seiten, der General Dumas, der Ludwig Philipp auf seiner Reise nach England begleitet hat, habe von dort den Auftrag mitgebracht, die provisorische Regierung um Bewilligung einiger Geldmittel für die vertriebene Königs- Fa— milie anzugehen, da dieselbe in der That gänzlich deren entbehren soll. Die provisorische Regierung soll die Gewißheit erlangt haben, daß die Civil-Liste Ludwig Philipp's nicht nur keine Ersparnisse zu— rückgelegt, sondern vielmehr eine Schuldenlast von 30 Millionen Frs. und mehr zurückgelassen hat, welche nun wohl mit dem Privat⸗Ver—⸗ mögen der Familie Orleans, das bekanntlich seit dem 25. Februar unter Sequester gelegt ist, gedeckt werden soll. Ob nach Abzug die⸗ ser Summen dann der Rest des Privat-Vermögens den Eigenthü⸗ mern wieder herausgegeben oder wenigstens eine billige Schadlos—⸗ haltung dafür bewilligt, oder vielmehr zur definitiven Confiscation ge schritten werden wird, muß erst die Zukunft lehren. Personen, die ehemals bei der Civil⸗Liste angestellt waren, sollen versichern, daß der König in der That wenig oder gar kein Geld auf der englischen Bank lie gen hatte in dem Augenblicke, wo er dem Throne zu entsagen sich

gezwungen sah. Man versichert, bis zum Jahre 1810 habe Ludwig Philipp allerdings bedeutende Summen in der englischen Bank ange⸗ legt gehabt; aber von jenem Jahre an habe er seine Dynastie auf so fester Grundlage in Frankreich festgestellt geglaubt, daß er, sich der Zukunft sicher glaubend, alle diese Gelder seines Privatvermö⸗ gens wieder aus England zurückzog, so daß er jetzt in der Lage sich befand, bei seiner Ankunft in England sich von allen eigenen Mitteln entblößt zu sehen.

Hier sieht man jetzt in allen Straßen die Einladung zu Unter⸗ zeichnungen für das große National-Anlehen von 196 Millionen Franes angeschlagen. Wo aber die zu einer solchen Summe nöthi⸗ gen Gelder bei der herrschenden Geldklemme herkommen sollen, ist schwer abzusehen.

Unter den heutigen Mauer- Anschlägen befindet sich auch ein Aufruf an die National-Gardisten zu Zusammenkünften, um sich über die zur Wahl der Obersten, Oberst-Lieutenants und Bataillons-Chefs vorzuschlagenden Kandidaten zu verständigen. Ueberhaupt bemerkt man jetzt unter der National⸗Garde eine große Thätigkeit für Vor⸗ bereitung ihrer Offizierswahlen; die alte National-Garde sucht wo möglich ihre bisherigen Offiziere auf ihren Posten zu erhalten, wäh⸗ rend die neu in dieselben eingetretenen Elemente auch neue Männer ihres Sinnes an die Spitze bringen möchten. Die beiden Richtun⸗

gen stehen sich ziemlich schroff gegenüber.

Sroßbritanien und Irland.

London, 15. März. Der Antrag des Herrn Ewart auf Abschaffung der Todesstrafe wurde in der gestrigen Unterhaus⸗ Sitzung mit 122 gegen 66 Stimmen verworfen. Die übrigen Verhandlungen boten kein Jnteresse. ö

Die gestrigen Verhandlungen des Unterhauses bezogen sich wieder auf die Einkommensteuer, da die vertagte Debatte über Herrn Hume's Antrag fortgesetzt wurde. Zuvörderst brachte indeß Herr Gladstone zur Sprache, daß die Kohlenträger in London, deren Geschäft es ist, die Kohlen aus den Schiffen auf der Themse zu schaffen, sich bereit erklärt haben, sich als Konstabler vereidigen zu lassen. Er machte darauf aufmerksam, daß diese Menschen früher durch alte Zunftgesetze geknechtet gewesen, welche das Parlament vor sechs Jahren abgeschafft habe. Hier ärndte man also den Dank für eine Maßregel der Menschlichkeit. Die Minister bestätigten die Thatsache: 2500 Kohlenträger haben sich bereit erklärt, als Konstab⸗ ler zu dienen. Das Haus nahm die Mittheilung, daß in allen gro⸗ ßen Städten die Bürger ihren festen Willen erklärt hätten, neue Ruhestörungen kräftig zu unterdrücken, mit großem Beifall entgegen. Hierauf ging man zur Einkommensteuer über. Herr H um e bedauerte, daß man von der eigentlichen Frage, ob die Einkommensteuer jetzt auf drei Jahre oder vorläufig nur auf ein Jahr zu verlängern sei, so sehr abschweife und sich in Erörterungen über den freien Handel und Schutzzölle ergehe. Doch fruchtete die Ermahnung wenig. Die Hauptredner des Abends waren Herr Cobden und Lord. J. Russell. Herr Cobden sagte, er werde sich nicht darauf einlassen, nutzlose Faseleien (Unterbrechung) zu beantworten, ehe die Herren gegenüber irgend wüßten, was sie selber wollten. Zwei Tinge hob der Redner befonders hervor: daß die Verbrauchssteuern die Aermeren mit un⸗ gleicher Härte träfen, und daß zu der Einkommensteuer diejenigen unverhältnißmäßig beitragen, welche nur ein oft ungewisses Einkom men von 150 —– 500 Pfd. St. bezögen. Zur Entgegnung trat Lord J. Russell auf und hielt eine längere Rede; er sowohl, wie der Schatz-Kanzler, hätten sich alle mögliche Mühe gegeben, um eine gleichmäßigere Vertheilung der Einkommensteuer zu ermöglichen, aber sie hätten keinen Plan ausfindig machen können. Die Regie rung habe die Unterstützung des Hauses niemals nöthiger gehabt, als jetzt, wo in Irland offener Aufruhr gepredigt werde. (Hört! hört! Wenn das Haus dem jetzigen Ministerium die Summen ver⸗ weigerte, welche es für den öffentlichen Dienst nöthig erachte, so würde es schmachvoll sein, wenn die Minister länger im Amte blie⸗ ben. Nach dieser starken Erklärung setzte sich Lord J. Russell unter lautem Beifall. Herr Wakley warnte den Whig⸗Minister vor dem Beifalle selner Gegner, der Tories, welche sich fälschlich Konservative nännten. Diese wären gerade die Partei, welche in England Alles verderbe. Er müsse noch einmal erklären, was das Haus auch von sich selber denken möge, im Volke herrsche die Meinung, daß das Haus sich nicht kümmere um die Leiden des armen arbeitenden Vol⸗ kes. (Oh! Oh!) Das ehrenwerthe Mitglied für das West⸗Riding von Norkshire (Herr Cobden) habe den Druck, welcher auf den Ar⸗ men laste, noch lange nicht hoch genug angegeben. Herr Wakley unterließ nicht, die junge Republik von Frankreich als Beispiel von Sparsamkeit anzuführen. Statt 15,000 Pfd. St. gebe sie jetzt jähr- lich nur 400 Pfd. St. für die Gesandtschaft in London aus. Auch in England stammten die großen Lasten des Landes nur von der Aristokratie her. Herr Wakley ward gegen das Ende seiner Nede immer häufiger von dem Rufe nach Abstimmung unterbrochen. „Ohne Zweifel“, rief er endlich aus, „unterbrechen mich in diesem Augen⸗ blicke einige jugendliche Sprößlinge der Aristokratie, junge Herren, welche eben die Kinderschuhe ausgetzeten haben, und welche durch ir— gend einen unglücklichen Einfluß hier Sitz im Hause und damit das Privilegium bekommen haben, unangenehmes Eselsgeschrei auszustoßen Das Volk sei entschlossen, die Fortdauer einer so unbilligen Steuer nicht zu dulden. Das Unterhaus entschied sich indessen mit 363 gegen 138 Stimmen für die Verlängerung der Einkommensteuer auf drei Jahre. z Zu Anfang der heutigen Sitzung des Unterhauses fragte Herr Hindley, ob es wahr sei, daß zwischen England und Preu— ßen ein Offensiv- und Defenstv⸗-Bündniß geschlossen worden. Lord Palmerston entgegnete, daß das Gerücht von der Existenz eines derartigen Vertrages aller und jeder Begründung entbehre; es sei nur das wahr, daß die preußische Regierung dem englischen Kabinet die Mittheilung gemacht, sie sei entschlossen, den ie,, . 6. stand der Dinge in Europa aufrecht zu erhalten, ie, werde si ⸗e er in die inneren Angelegenheiten Frankreichs in keinen Weise einmischen und Alles vermeiden, was als ein Zeichen feindlicher Absichten ge⸗ 6 , Feen Beifall. Bei Abgang der Post deutet werden könne. (Großer Beifall e es Bern 6 * war das Haus mit der Erörterung eines Antrags des Perrn aäwaän

beschäftigt, der um die Erlaubniß nachsuchte, eine Bill zur Abschaf⸗

f Todesstrafe einzubringen. . sung 3. r , nichts von Interes⸗ vorgekommen. 5

Tord Howard, englischer Gesandter in Rio Janeiro, hat erklärt, daß alle seine Verhandlungen mit der brastichn schen Regierung zu nichts geführt haben. Wenn er keine neuen Verhaltungsbefehle em⸗ pfängt, so werden künftig die englischen , ein Drittel her in brasflianischen Häfen verzollt werden, als die Waaren anderer Na⸗ an, Birmingham ist eine große Versammlung auf morgen Nach⸗ mittags angesagt. Die Haltung der Arbeiter ist drohend; Truppen sind herbeigeholt, um die Ruhe der Stadt zu überwachen. Auch in Liverpool sind Versammlungen angesagt und Unruhen zu erwarten. Liverpool ist voller Irländer, welche immer zu Unordnungen geneigt ind. . : Die Times bespricht wieder die Bewegungen in Deutschland in einem Artikel, worin es heißt: „Der Zustand Deutschlands in der