1848 / 87 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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benden aufhören. Ich werde mich auf dem Landtage bemühen, so viel ich vermag, für das allgemeine Wohl zu wirken, kann dies aber nicht mit Freudigkeit thun, wenn ich nicht zuversichtlich hoffen dürfte, daß die Sicherheit der Personen und des Eigenthums von einem Jeden gewahrt werde. Aachen, 22. März 1848. Han semann.“

Dasselbe Blatt berichtet aus Aachen vom 23. März: „Die Ordnung ist gestern in der Stadt nicht einen Augenblick gestört wor⸗ den. Die Dispositionen der Bürgergarde und des Militairs waren auf das beste getroffen, und das bloße Erscheinen dieser imposanten Macht reichte 5 jede Neigung zu einer Erneuerung der Ruhestö— rung zu verhindern. Zwischen beiden Corps herrschte das herzlichste Einverständniß, gleicher Bürgergeist, der uns auch für die Zukunft die Befestigung der Ordnung sichert, welche jetzt vor Allem Noth thut. Die Stadt ist ihnen den wärmsten Dank schuldig, wie sie überzeugt ist, daß sie auch ferner auf ihre vereinte Anstrengung rech— nen könne, jeden etwaigen neuen Versuch zur Ruhestörung nicht nur zu unterdrücken, sondern auch ihm vorzubeugen.“

Aus Köln vom 23. März, Nachts 11 Uhr, meldet die Köln. Ztg.: „Die Ruhe der Stadt ist vollkommen erhalten worden. Wir haben Grund, zu hoffen, daß dieselbe auch ferner nicht gestört werde. Die Bürgergarde versieht ihren Dienst mit Liebe zur Sache und Eifer.“

In Krefeld hatten am 29. März Nachmittags der Ober⸗ Bürgermeister und der Gemeinde-Rath größtentheils zur Beruhigung der seit längerer Zeit gährenden Arbeiter dieser Stadt nachstehende Proclamation erlassen und sie in Tausenden von Exemplaren unter das Publikum verbreitet:

„Mitbürger! Während der Berathungen, über welche das hier unten abgedruckte Protokoll näher berichtet, gelangte das Patent Sr. Majestät des Königs vom 18ten d. M. zu unserer Kenntniß, und es wurde dessen sofor— tige Veröffentlichung mittelst besonderen Abdrucks beschlossen. Je mehr die Herzen aller Vaterlandsfreunde mit schwerer Sorge erfüllt waren, desto erhebender wirkt jene Freudenbotschaft. Preußen hat, wie in den Tagen des Befreiungskrieges, die Fahne der Freiheit, die deutsche Fahne ergriffen; Deutschland ist einig, seine Fürsten und Völker schließen einen neuen, nach innen segensreichen, nach außen machtvollen Bund. Deutschland ist einig: ein großes Wort! ein großes Wort für unsere Stadt insbesondere! Der im Vaterlande drohende JIwiespalt wirkte lähmend auf Handel und Gewerbe; es stand zu befürchten, daß unsere Fabriken nach einigen Wochen ihre Arbeiter nicht würden beschäfligen können. Diese Befürchtung ist gehoben, der Entschluß unseres Königs wird auf allen deutschen Absatz märkten das Vertrauen wieder herstellen, unsere Industrie, welcher sich durch die Erweiterung des deutschen Zollgebietes und des deutschen Seehandels neue Aussichten eröffnen, wird kräftig gedeihen und die Lebenslage der Tau sende von Familien, welche sie nährt, erleichtert werden. So laßt uns denn, Mitbürger, das große Ergebniß dieser Tage dadurch befestigen und für uns sruchtbringend machen, daß wir wie bisher so auch ferner treu zu sammenstehen in dem Gehorsam gegen das Gesetz und stets den Ordnungs⸗ sinn bewahren, der die Zierde des Bürgerthums, ist und der den Segen die ser gewaltigen Zeit unverkürzt auf unsere Nachkommen überliefern wird.

Krefeld, 20. März 1848.“

Ferner wurde ein Protokoll der Sitzung des krefelder Gemeinde— raths vom 20. März publizirt, in welcher der Gemeinderath einem Vorschlage zum Besten der arbeitenden Klassen seine ungetheilte Zu— stimmung gegeben hatte. So hatten also die Behörden und der

Handelsstand die Initiative ergriffen, um den Klagen der arbeitenden Klasse ein Ziel zu setzen. Leider kam es aber am Abend dessenungeachtet zu Aufläufen und argen Erzessen. Es wurden Verhaftungen vorge⸗ nommen, und um halb 2 Uhr Nachts war, nach einer Korrespondenz in der Köln. Ztg., die Ruhe vollständig wieder hergestellt. Am folgenden Tage verursachte eine Feuersbrunst außerhalb der Stadt neue Aufregung, aber mit Ausnahme einiger kleinen Reibungen ging die Nacht vom 2lsten zum 22sten ruhig vorüber.

Aus Zülpich vom 22. März schreibt man der Köln. Ztg.: „Alle Gemüther sind freudig bewegt, und der Deutsche blickt wieder mit Zuversicht einer Zukunft entgegen, die sich in der letzteren Zeit ziemlich zu verdüstern schien. Von diesen Gefühlen durchdrungen, zog gestern Abends die hiesige Bürgerschaft, mit National-Kokarden ge' schmückt, begleitet von einem Musikchor, das Bundes-Banner an der Spitze und von unserem wackeren Herrn Bürgermeister geführt, nach dem hiesigen Rathhause, wo der von Allen geschätzte Bürger, Herr Dr. von der Bank, eine Rede an die hiesige Bürgerschaft hielt, in der er ihr mit trefflichen Worten die Zukunft schilderte, wenn ein gemeinsames Interesse alle deutschen Stämme verbände. Hierauf wurde von sämmtlichen Anwesenden das Lied: „Was ist des Deut— schen Vaterland“, gesungen.“

In Bonn wurde am 20sten die Publication des Königlichen Patents vom 18. März durch einen festlichen Umzug mit der schwarz— roth-goldenen deutschen Nationalfahne gefeiert, zu welchem die Bür— gerschaft die Professoren Arndt und Dahlmann und den Geheimerath von Sybel abgeholt und in ihre Mitte genommen hatte. Als der Zug auf dem Stadthause ankam, übergab Professor Kinkel das deutsche Banner in die Hände des Ober-Bürgermeisters Oppenhoff, worauf Reden mit Hinsicht auf die Feier des Tages von den Professoren Kinkel und Arndt gehalten und mit der größten Begeisterung aufge—⸗ nommen wurden. Als der greise Arndt seine Rede geendet hatte, trat Dahlmann auf ihn zu, und es folgte zwischen den beiden deut— schen Vollsmännern herzliche Umarmung und Bruderkuß. Jubelnd geleitete man den Professor Arndt nach Hause, wo er noch vom Aber -Bürgermeister mit einigen erhebenden Worten und einem lauten Hoch begrüßt wurde, in welches die Versammelten enthusiastisch ein= stimmten. Das Fest schloß mit einer allgemeinen Illumination und einem Fackelzuge. Arndt's Lied: „Was ' ist des Deutschen Vater land“ ist gewiß selten mit höherer Begeisterung als an diesem fest⸗ lichen n ge, t

Aus Bonn vom 22. März wird der Köln. Z3ta. daß die Nachricht, der Fürst Metternich sei auf 6qioß ö gekommen, jedes Grundes entbehre.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. (N. K. München, 22. Man. Se. Majestaät der König hat heute die Stände⸗Versammlung mit folgender Thronrede eröffnet: r

„Meine Lieben und Getreuen die Stände des Reiches!

„Nach dem Willen Meines vie geliebten Vaters Masestät, eines Für sten von hohen Regententugenden, besteige Ich den Thron. Großes? hat derselbe in seiner , . Regierung vollbracht; nicht blos 1 4 und Erz, auch in unseren Herzen wird dankbar dessen Gedachiniß ortleben.

„Die Grundsätze Meiner Regierung habe Ich in Meiner Proclama— tion von gestern und in der vom b. März ausgesprochen. Treu und ge⸗ wissenhaft werde Ich ihre Verheißungen erfüllen, und Ich bin stolz, Mich einen constitutionellen König zu nennen. ̃ ̃ ;

„Damit jede Erinnerung an frühere Verirrungen schwinde, habe Ich beschlossen, eine Amnestie für alle politischen Verbrechen und Vergehen zu erlassen. Ich habe Veranstaltung getroffen, daß den Ständen des Reiches ohne Verzug Gesetzesvorlagen gemacht werden: über Verantwortlichkeit der Minister, über Preßfreiheit, über die Wahlen zur Kammer der Abgeordne—⸗ ten, über alsbaldige Vervollständigung der Vertretung der Pfalz, über Ab— lösung der Grundlasten und über die Berathung neuer Gesetzbücher. Au⸗— ßerdem sollen vorgelegt werden: die Grundlagen der, zesetzgebun über die Gerichts Organisation, über das Verfahren in Civil? und Strasfsachen, und, über das Strafrecht, an welches sich die Abfassung eines Po— lizei⸗-Strafgesetzbuches anreihen wird die in Leipzig 2 allgemeine

echselordnung und ein Gesetz über die Organisation der obersten Kirchen—

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behörde der Israeliten. Späterer Vorlage behalte Ich vor: die bereits zu= gesagte Gesetzgebung in der Rechtspflege mit Oeffentlichkeit, Mündlichkeit und Schwurgerichten, ferner ein Gesetz über die in der 1X. Verfassungsbei— lage angedeutete umfassendere Fürsorge für die Staatsdiener und deren Hin⸗— terbliebene, dann deren Ausdehnung auf die übrigen Angestellten des Staats, endlich ein Gesetz über die Verbesserung der Verhältnisse der Israeli= ten. Ich beabsichtige, die Abschaffung des Lotto ins Werk zu setzen, so wie der Stand der Staats Einnahmen in Hinblick auf die Bedürf nisse der bewegten Zeit es gestattet. Jedenfalls wird im nächsten Budget, so weit nöthig, die Ersetzung dieser Einnahme durch eine andere eintreten. Auch habe Ich zum Zwecke einer zeitgemäßen Volksbewaffnung eine um— fassende Umarbeitung der Landwehr-Ordnung anbefohlen. Lassen Sie uns diese Gesetzes Vorlagen mit Ruhe und Gründlichkeit prüfen. Die Bewe gung der Zeit und die großen Interessen des Vaterlandes erheischen eine innigere Vereinigung aller deutschen Stämme. Auch Ich habe für Vertre tung des Volkes am Bunde ungesäumt Einleitungen getroffen.

„In einen neuen Abschnitt unseres öffentlichen Lebens sind wir einge— treten. Der Geist, der Europa durchdringt, gebietet es. Nicht blos Bapein, sondern Deutschland richtet das Auge auf die Berathungen, die bevorste= hen. Männlicher Freimuth möge sie bezeichnen, aber auch weise Mäßigung und Fernhalten von auflösenden, zerstörenden Tendenzen. Das Ergebniß dieses Landtages bestimmt Baverns Stellung in Deutschland. Lassen Sie uns vorleuchten allen seinen Stämmen! Unser Wahlspruch sei Freiheit und Gesetzmäßigkeit.“

Die Thron-Rede wurde mit unendlichem Jubel aufgenommen. Der König sprach die Rede mit kräftiger, aber bewegter Stimme und wurde an mehreren Stellen, namentlich derjenigen, welche von Amnestie, von Aufhebung des Lotto 2c. handelten, von langem Jubelruf unterbro⸗ chen. Ihre Majestät die Königin Marie wohnte dem feierlichen Akte bei. Unendlicher Jubelruf erscholl, als die beiden Majestäten den Saal verließen.

Durch Königliches Signat vom 17. d. M. ist das Jagd Personal in den Königlichen Leibgehegs- und Reserve-Jagden beauftragt, das Hochwild in allen Revieren, die nicht eingeparkt und nicht im Hoch⸗ gebirge gelegen sind, möglichst rasch und so weit abzuschießen, bis der Anlaß zu den bisherigen Beschwerden über großen Hochwild-Stand und die dadurch veranlaßten Feld⸗Beschädigungen gehoben sein werden.

Wie man hört, soll das Ministerium gebildet sein wie folgt: Inneres: Freiherr von Thon-Dittmer; Aeußeres: Graf Waldkirch nach Anderen Graf Bray); Finanzen: Frhr. von Lerchenfeld; Justiz: Heintz; Kultus: Beisler; Krseg: von der Mark. Heintz und Lerchen⸗ feld versehen bereits ihre Minister-Stellen.

Der Allg. Ztg. schreibt man aus München vom 21. März: „Was man von den verschiedensten Seiten hört und Aeußerungen König Ludwig's gegen Bürger, die ihm heute aufwarteten, begründen die Annahme, daß nur die Scheu vor dem Wechsel eines lange beobachteten Systems seine Thron-Entsagung veranlaßt habe. Uebri⸗ gens soll seine Laune eine heitere und ungezwungene sein, was auch daraus am besten hervorgeht, daß er gestern Abend bei der Königin spielte und heute Mittag sämmtliche Meinister-Verweser bei ihm zur Tafel geladen waren. Wie man vernimmt, stand schon seit Sonntag in König Ludwig der Gedanke der Thron-Entsagung fest, und selbst die flehentlichsten Bitten der gesammten Königlichen Familie vermoch⸗ ten nicht, ihn von diesem Schritte abzuhalten. Die jüngsten Zeit Ereignisse, welche eine so gewaltige Umänderung in unseren gesamm— ten Staatsleben hervorgerufen haben, die zahllosen Wünsche, welche von allen Seiten unaufhörlich zum Thron gebracht wurden und oft⸗ mals stürmisch Gewährung heischten, mögen König Ludwig bestimmt haben, auf die Krone zu verzichten.“

Königreich Sachsen. Eeipz. 3Ztg. Dresden, 23. März. Gestern Abend war die Stadt und alle öffentlichen Gebäude ufs festlichste beleuchtet. Eine fröhliche Volksmenge wogte bis Mitternacht durch die Straßen, und auch nicht die mindeste Störung fand bei diesem Zusammenströmen einer so großen Bevölkerung statt. Gegen 9 Uhr fuhr der König und die Königin im offenen Wagen durch die Hauptstraßen und Plätze, und endloses Lebehoch begleitete das geliebte Fürstenpaar. An sehr vielen Häusern wehten sowohl die sächsischen Fahnen in grün und weiß, als die deutschen in schwarz, roth und gold, und hier und da waren auch Inschriften improvisirt worden, die auf diese schöne Feier Bezug haiten.

Königreich Hannover. (Hannov. 3tg.) Se. Ma— jestät der König hat den bisherigen Schatzrath Grafen von Ben— nigsen zum Vorsitzenden des Gesammt - Ministeriums und zum Vor— stand des Ministerial⸗Departements des Königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten; den bisherigen Bürgermeister zu Osna— brück, Land- und Schatz-Rath Dr. Stüve, zum Vorstand des Mini⸗ sterial- Departements des Innern; den bisherigen Kabinets- Rath Braun zum Vorstand des Ministerial-Departements der geistlichen und Unterrichts⸗Angelegenheiten; den bisherigen Schatz-Rath Lehzen zum Vorstand des Ministerial-Departements der Finanzeu und des Handels; den bisherigen Ober-Appellations- Rath von Düring in Celle zum Vorstand des Ministerial-⸗Departements der Justiz und der Lehnssachen ernannt. 6

Aus sicherer Quelle vernimmt man, daß die Beseitigung der Hemmnisse nahe bevorsteht, welche die polizeilichen Einrichtungen in Göttingen bisher dem Gedeihen der Georgia Angusta bereitet haben, und daß die Grundzüge einer Umgestaltung namentlich die Rück— gabe der städtischen Polizei an die Stadt und die ausschließliche Uebertragung der Polizei⸗ und Disziplinar-Gewalt über Studirende auf die akademischen Behörden und ihre Mitglieder schon zu einer weiteren Aeußerung nach Göttingen mitgetheilt sind. Auch eine Re vision der akademischen Gesetze soll im Werke sein.

Königreich Württemberg. (Schwäb. Merk.) Die Abgeordneten⸗Kammer hat in ihrer Sitzung am 23. März das Ge— setz über die Volks-Versammlungen und in der vorhergehenden das Landwehr⸗-Aufgebots⸗Gesetz angenommen. Das letztere Gesetz beruft nicht sofort die Landwehr ein, sondern ermächtigt nur die Regierung dies zu thun, sobald sie es für nöthig erachtet.

Großherzogthum Baden. Offenburg, 19. März. (Karlsr. Ztg.) So eben (2 Uhr) geht die große Volls-Versamm— lung zu Ende; es ist nicht die geringste Ruhestörung oder Ungesetz⸗ lichkeit vorgefallen. Gegen den Gedanken einer Republik sprach sich die allgemeine Stimmung entschieden aus, eben so die Reihe der auftretenden Redner. Es sind mehrfache Beschlüsse gefaßt worden.

Eroßherzogthum Hessen und bei Rhein. Der Mi⸗ if. des Innern, Freiherr von Gagern, hat nachstehenden Aufruf er— assen: 96 „Aufruf und Verständig ung. u der Proclamation, vom 6ten d. M. haben Se. Königliche Hoheit ö. Eibgroßherzog und Mitregent mit Vertrauen die öff entliche Ordnung 9. i. 86 Schutz der Freihest und der Bürger gestellt, welche diefe lieb en' eses Vertrauen ist im Allgemeinen gerechtfertigt worden; in einigen Ge—

genden scheint jedoch das Gut der Freihrit n ichti ĩ . 8 ( heit nicht richtig begriffen, oder die Begriffe scheinen verwirrt worden zu sein; man scheint Freiheit mit Gese . zu verwechseln.

„„Ein, inseliger rrthum ! Schon habe ich meine Stimme dagegen er— hoben iin . a z sei wiederholt an die Verirrten gerichtet.

. ebt nichts Peiligeres, als das Eigenthumsrecht und die

Sich erhelt der Personen; wer sich daran vergreift, verletzt die Grund—

pfeiler der bürgerlichen Ordnung, untergräbt die Grundlage, worauf allein etwas Gutes gedeihen kann.

„Glaube Niemand, was er seinem Mitbürger durch Furcht und Drohungen abnöthigt, mit Sicherheit genießen zu können; alle solche Erpressungen sind un gültig und werden so schnell verloren gehen, als sie auf verwerfliche Weise erlangt wurden. Wer Gewalt gegen Personen oder fremdes Eigenthum verübt, wer in die Waldungen einfällt oder sich auf ähnliche Weise an dem Gute des Anderen vergreist, wird sich seiner Vergehen nicht zu erfreuen haben; die Strafe des Gesetzes wird ihn erreichen.

„Habt Ihr Klagen gegen Beamte, so bringt sie vor, und sie sollen streng untersucht und die Schuldigen bestrast werden; aber es glaube Nie mand, daß Privatrache gegen Privatpersonen oder öffentliche Beamte erlaubt seiz es mögen namentlich die Gemeinden nicht glauben, daß sie eigenmäch tig ihre Ortsvorstände entsetzen, Schullehrer oder Forstschützen verjagen und von gesetzlichen Vorschriften, die ihnen nicht zusagen, sich eigenmächtig ent binden dürfen.

„Ohne Gesetz keine Freiheit!“ . ;

„Seid ihr mit bestehenden Gesetzen und Einrichtungen unzufrieden, so giebt Euch unsere freisinnige Verfassung alle Mittel, um die Abänderungen, die Ihr wünschen mögt, auf gesetzlichem Wege zu erreichen.

„Die Vertreter des Volks sind zur Mitwirkung bei der Gesetzgebung berufen; wendet Euch an sie, Ihr habt ein unbeschränktes Petitionsrecht.

„Ihr habt Preßfreiheit, d. h. das Recht, Eure Gedanken durch die Buchdruckerkunst zu verbreiten; Niemand kann wenn er auch wollte Eure Beschwerden unterdrücken, und sie werden sich, so weit sie begründet sind, Anerkennung verschaffen. .

„Aber mißbraucht diese Rechte und Freiheiten nicht; hütet Euch, zu sagen oder drucken zu lafen, was verbrecherisch ist, oder zum Verbrechen auffordert. .

„Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog-Mitregent hat durch die Edikte vom 14ten und 19ten d. M. für Vieles, was der Vergangenheit angehört, Straflosigkeit gewährt; er hat Geschehenes der Vergessenheit übergeben. Um so mehr seid ihr aufgefordert, in Zukunft die Gesetze zu achten. Gegen alle Vergehen und Verbrechen, die fortan verübt werden sollten, wenden die Gerichte einschreiten, und die Schuldigen werden der Strafe nicht entgehen.

„Die überwiegende Mehrzahl des Volls, welche Ordnung, Necht und Gesetz will, möge sich beruhigen, aber auch nicht vergessen, ñ Regie rung, um jene Güter zu erhalten, auf ihre Unterstützung rechnet.

Darmstadt, am 21. März 1848.

Der Minister des Innern: S Gh gern.

Herzogthum Holstein. (H. C.) Kiel, 24. März, Morgens 15 Uhr. So eben ist die provisorische Regierung für die Herzogthümer proklamirt: Prinz Friedrich von Augustenburg, Graf Reventlou⸗Preetz, Beseler, Advokat Bremer in Flensburg und Kon sul M. T. Schmidt in Kiel.

Nach dem Eingange der kopenhagener Nachrichten war Alles hier entschieden. Das Militair fraternisirte sogleich mit dem Volk. Oberst von Hoegh hat das Kommando des Jäger-Corps niedergelegt und Major von Sachau das Kommando übernommen. Die Procla mation der piovisorischen Regierung geschah so eben auf dem Markte. Die Bürgergarde hat die Wachen gemeinschaftlich mit dem Militair besetzt. . .

(Morgens 6 Uhr.) Die hiesigen Jäger sind mit den Stu denten, 800 Mann stark, nach Rendsburg beordert und gehen fort ab. Auch die provisorische Regierung geht dahin. . ;

Alle dänischen Kokarden, auch bei dem Militair, sind verschwun— den, und die deutsche Flagge weht vor der Bürgergarde und dem Studenten- Corps, welches bei dem Proclamations-Akte ebenfalls vor dem Rathhause aufgestellt war. Es ist hier in der ganzen Nacht nicht der mindeste Exzeß vorgekommen.

Altona, 24. März. (Alt. Merk.) Unsere Behörden ord nen sich der provisorischen Regierung unter. Der ber Präsident selbst verkündigte in weiterer Motivirung diesen Beschluß, forderte auf, zur Ruhe der Stadt beizutragen, und stellte die hierselbst anwe senden einzelnen Dänen unter den Schutz der deutschen National Ehre. Das nicht endende Bravo bewies, daß keine, auch nicht die geringsten Erzesse zu befürchten sind. .

. Die Bewaffnungs-Kommission hat gleich nach geschlossener Volks Versammlung ihre Berathungen begonnen und wird sie jetzt im en

schiedeneén Zusammenwirken mit den Behörden mit der Energie fort⸗ setzen, welche die Umstände erheischen. Für die Zahl der Unterzeich neten, 7 800, sind bereits die nöthigen Gewehre gekauft, weitere Vorräthe ihr verheißen. .

Herr Agent Lange hat der provisorischen Regierung seine gan— zen Vorräthe an Korn, Mehl, Grütze ꝛc. zur Verfügung gestellt zu Preisen, welche diese selbst bestimmen möge, und zu Zahlungs⸗-Ter minen, die er ebenfalls ihrer Bestimmung anheimgiebt.

Mit dem Nachmittags- Zuge hat unsere kleine Garnison bereits Altona verlassen, um in oder von Rendsburg aus zweckmäßiger ver wandt zu werden. Schleswig- Holstein für immer! schallte es den wackeren Kriegern nach und tönte von ihnen in erhebendem Einklange zurück. Ihre Wache ist vom Bürger⸗Militair besetzt.

Mit dem um 5 Uhr eingetroffenen Bahnzuge wird gemeldet, daß die Festung Rendsburg sich für die provisorische Regierung er— klärt; der Statthalter ist dort angekommen und mit Jubel empfan gen worden. Auch wird mehr Militair dorthin gesandt und besonders aufgefordert, selbige mit Proviant zu versehen. Die, Bewaffnung wird allgemeiner. Der Gränzzell ist aufgehoben; es wird kein Zoll mehr bezahlt, namentlich zwischen Altona und Ottensen. )

Aus Schleswig vom 23. März Abends wird dem Hamb. Corr. geschrieben: „Die sämmtlichen Einwohner waren heute um 5 Uhr Nachmittags wegen der von Kopenhagen eingetroffenen Nachrichten zusammenberufen. Das designirte neue Ministerium, indem über den Präsidenten der deutschen Kanzlei noch verhandelt ward, gebig tet, sich so schnell als möglich in den Vertheid gungsstand zu setzen. Alle, die in Schleswig geboren und zwei Jahre hier gewohnt haben, sollen in die Bürgergarde aufgenommen werden. Tie städtischen Behörden werden diese Anordnung wohl genehmigen. Außerdem bildet sich eine mobile Kolonne, dem sich sofort jüngere Mitglieder der hier an⸗ wesenden ritterschaftlichen Geschlechter anschlossen, nicht minder Hant⸗ werker, Schreiber, Arbeiter. Unkonfirmirte, die sich hinzudrängten, wurden ausgeschlossen. Die einfachen Subscriptions-Bogen. 3 „„Die Unterzeichneten treten durch ihre Unterschrift einer w lonne bei und unterwerfen sich unweigerlich namentlich der . mung, daß sie gleich anderen Militairs zu jedem Dienst für das . terland verwandt werden.““ Zu gleichem Zwecke beruft der Stell ver⸗ treter Toms die Eingesessenen seines Wahl ⸗Distrikts . folgenden Aufruf: „„Dem Vaterlande Schleswig-Holstein . Zur gemeinsamen Berathung über höchst wichtige . 6 nge . lade ich jeden Vaterlandsfreund, namentlich auch die swaffenf ihige junge Mannschaft jeglichen Standes, zum uinfehlbaren . Erogg ein.““ Drei' Offiziere haben, wie man bestimmt sagt, ihre Entlassung eingereicht.“

Jürstenthun! Lippe Detmold. (Hann ov. 319) Der wegen der jetzigen Zeit verhultnisse Zusammenberufene, außer or⸗ dentliche Landtag für, das Fürstenthum Lippe ist am heutigen Tage unter ben üblichen Feierlichkeiten eröffnet worden.

Einen übergus günstigen Eindruck hat es im Lande hervorge⸗ bracht, daß der Fürst einen bestimmten Tag in der Woche zu einer allgemeinen öffentlichen Andienz festgesetzt hat, wo jeder Unterthan

ihm persönlich seine Wünsche und etwaige Beschwerden vortragen 2 In Behinderungsfällen wird der Erbprinz die Audienz er⸗ theilen.

Das Regierungsblatt verkündet die Ernennung des bisherigen Geheimen Ober⸗Regierungsraths Petri zum Regierungs- Präsiden⸗ ten an die Stelle des von der Verwaltung des Landes abgetretenen Präsidenten Eschenburg.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 24. März. (Wien. Ztg.) In der Absicht, die Ver⸗ breitung und Vervollkommnung des Volks- Unterrichts, so wie die vollständigere Entwickelung wissenschaftlicher, technischer und artistischer Studien, zu befördern, hat Se. Majestät der Kaiser die Errichtung eines eigenen Ministeriums des öffentlichen Unterrichts beschlossen.

(Oest. Lloyd).

Triest, 21. März. Durch das am 18ten von Venedig hier eingetroffene Dampfschiff erfuhr man, daß man dort noch keine amtliche Nachricht von den großen Ereignissen hatte. Die Besorgniß, daß die Ungewißheit in unserer Schwesterstadt nach— theilige Folgen haben könnte, veranlaßte viele unserer Bürger zu dem Beschlusse, auf eigene Kosten ein Dampfschiff nach Venedig abgehen zu lassen, und im Nu waren zu diesem Behufe eine Menge Unter— schriften beisammen; der Verwaltungs-Rath des Lloyd entsprach so fort diesem Wunsche, indem er eines seiner Böte der nach Venedig zu sendenden Deputation unentgeltlich zur Verfügung stellte. Die Triestiner langten noch früh genug an, um das größte Unglück zu verhüten. Eine Stunde später, und Venedig wäre der Schauplatz der bedauerlichsten Schreckens⸗Ereignisse geworden. Der Graf Correr rief den Triestinern mit Thränen in den Augen zu: „Gott hat Euch uns gesendet!“ Die Deputation wurde von dem Gouverneur und den Behörden mit dem größten Jubel empfangen und vom ganzen Volke als seine Retterin betrachtet.

Gestern Nachmittags kam die Deputation in Begleitung eines Abgeordneten von Venedig zurück. Kaum angelangt, begab sich die— ser nach dem Rathhause, von dessen Balkon er den Tank unserer Schwesterstadt den Triestinern verkündete. Dasselbe that er auf einer improvisirten Tribüne vor dem Lesesaale des Lloyd im Tergesteum, und als der junge Mann mit tief empfundenen Worten die Rettung Venedigs durch Triest laut aussprach, da hatte der Enthusiasmus kein Ende. Der Redner ward von den Anwesenden umarmt, ge küßt, und kein Auge blieb bei dieser Scene thränenleer. .

V́ꝛ,ailand, 19. März. Wien. Ztg.) Gestern war die allgemeine Spannung in Betreff der Erwartungen, die einige vor— ausgegangene Nachrichten aus Wien erregt, sehr groß, die' Ruhe selbst aber bis dahin nicht gestört. Das Kaiserliche Patent vom 15. März 18148 wegen Verleihung der Constitution war noch nicht be kannt. Die Polizei⸗Behörde und die Militairmacht hatten ihre Maß— regeln ohne irgend eine auffallende Vorbereitung getroffen. Das Volk erschien zahlreich in den Gassen und blieb, da Alles einen fried lichen Anschein hatte, ganz ungestört. Um ein' Uhr Mittags wurden die Massen bewegter, und mit Schlag zwei Uhr wurde mit vielen Glocken Sturm geläutet, worauf der Ober-Befehlshaber der Trup— pen das Kastell bezog. Der dem Gubernium vorgesetzte Gu⸗ bernial Vice Präsident, Graf Odonnell, versammelte zu einer Berathung die lombardische Central“ Congregation. Bald aber stürzte die Vollksmasse, sehr gut, zum Theile mit ganz neuen noch rohen Gewehren bewaffnet, in das Gubernialgebäude, überwäl⸗ tigte die dort aufgestellte Wache, drang in das Innere des Gebäu des und richtete daselbst bedeutende Verheerungen an. Zur Besänf— tigung der anstürmenden Menge wurden einige kurze gedruckte Kund⸗ machungen erlassen, allein ohne Erfolg, bis ein in Eil gedruckter Aufruf ohne legale Form erschien, in welchem die Niedersetzung einer provisorischen Regierung und die Aufhebung der Polizeibehörde er klärt wurde. Als diese Anzeichen des Widerstandes hervorgekommen waren, verließen die Truppen das Kastell, um in der Stadt Ruhe und Ordnung herzustellen. Die Straßen waren jedoch schon theilweise verbarrikadirt, und es mußten diese Bar rikaden mittelst Kanonen zerstört werden. Die Truppen fan den großentheils hartnäckigen Widerstand, und sie konnten selbst über die Anforderung des Podestä, es möchte die Beschützung der Stadt einer Guardia civica überlassen werden, nicht von dem kräf— tigen Vorgange zurückgehalten werden, weil sich in der erwähnten Proclamation zu einer provisorischen Regierung das Vorhandensein eines den Aufruhr leitenden Comité's erkennen ließ. Der Ober-Be— fehlshaber, Graf Radetzky, beschloß daher, mit Gewalt der Waffen die Ordnung herzustellen, was ihm auch vollends gelang, nachdem nach hartnäckigem Kampfe das Munizipal-Gebäude 'erstürmt und die Mitglieder des obgedachten Comité's zerstreut worden sind. Abends um 109 Uhr waren die Gassen Mailands vom Volke geleert und die Ruhe, wenngleich mit schweren Opfern, wieder hergestellt.“

Fran ni .

Paris, 22. März. Das Regierungs-Dekret, welches den Di vistons- General Cavaignac zum Kriegsminister ernennt, ist nun publizirt; es trägt das Datum des 20. d. Mts. Der Divisions General Chan garnier hat sich am 14. zu Algier eingeschifft, um nach Frankreich zurückzukehren. Der Scherif Müley Mohamed, der Haupt-Anstifter des Aufstandes in den Gebirgen zwischen Dschidschelly, Kollo und Setif, hat sich dem nächsten französischen Befehlshaber auf Gnade und Ungnade ergeben. Eine Truppen Eskorte sollte ihn nach Algier bringen. ö Der Marine -Minister hat entschieden, daß in kurzem der Bau eines Treideckers von 120 Kanonen beginnen soll, welcher den Namen „Republik“ erhalten soll. Es ist eine obere Kommission für die Küsten vertheidigung eingesetzt worden, zu welcher stets mindestens drei Ad mirale gehören müssen. Sie soll dem Admiralitätsrathe in England ziemlich ähnlich sein. . —⸗ Einer Deputation der demokratischen Gesellschaft des sFten Be— zirks von Paris, welche die provisorische Regierung ersuchen sollte daß sie den für die allgemeinen Wahlen festgesctzten Termln (9 April nicht hinausschieben möge, wurde Namens der Regierung geantwortet es sei für jetzt kein Grund zu der Annahme vorhanden daß der zu den Wahlen nach reiflicher Ueberlegung anberaumte Tag eine Aban⸗ derung erleiden werde; doch müsse die Beibehaltung des Wahltages vornehmlich davon abhängen, ob bis dahin ' die Wahllisten überall vollständig angefertigt sein würden. Die provisorische Regierung selbst wünsche sehnlich den Zusammentritt der National? Versammlung, da es, wichtig sei, daß die Nation baldigst zur Ausübung ihrer Souve— rainetät gelange. Die Deputation erklärte, daß die provisorische Re⸗ gierung das volle Vertrauen des Volkes besitze. e

Graf Larochefoncauld, französischer Gesandter zu Florenz, hat ine Entlassung genommen, um bei den Wahlen für die National— Der sammlung als Kandidat aufzutreten. Herr Leon, früher Graf eon (Sohn des Kaisers Napoleon und der Gräsin Lurburg), will sich um die Vertretung des Bezirks von St. Denis in der Raälional— Versammlung bewerben.

4 . . die ersten Nachrichten über die Ereignisse in faish, Genh' . n ge g ugen; gestern waren nur dunkle und lagt dei hn che rüber verbreitet. Das Journal des Dabats

heilung der näheren Berichte: „Wer möchte nicht er⸗

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griffen werden von dem Gange, den diese Begebenheiten genommen haben. Es giebt Analogieen, in denen eine Fügung der Vorsicht zu liegen scheint, in denen gleichsam die Gegenwart und Dazwischenkunft eines höheren und unwiderstehlichen Willens sich zeigt. Alles, was wir bis jetzt wissen, ist, daß die Truppen sich zurückziehen, und daß die Bürgerwehr Herr über die Stadt bleibt; ohne Zweifel wird der König von Preußen sich eben so dem Volk von Berlin anvertraut haben, wie der Kaiser von Oesterreich sich dem Volk von Wien an— vertraute.“ Der Constitutionnel sagt: „Niemals hat Europa ein merkwürdigeres und furchtbareres Schauspiel dargeboten; niemals ist die alte Gesellschaft dieses Welttheils tiefer erschüttert worden. Die Bewegung, welche das Jahr 1830 durch den Krieg hätte erzeu— gen können, erneuert sich jetzt im vollen Frieden und in unermeßlichen Verhältnissen.“ .

Die provisorische Regierung hat verfügt, daß vorläufig die Po— lizei⸗-Präfektur alle die Befugnisse behalten soll, welche sie vor der Juli-Revolution besaß. Sie hat ferner beschlossen, fortan nur um 1 Uhr Nachmittags Deputationen zu empfangen.

Sroßbritanien und Irland. London, 21. März. Ihre Majestät die Königin und die

neugeborene Prinzessin fahren fort, sich den Umständen nach der be

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sten Gesundheit zu erfreuen. Eine große Anzahl Besucher von Nobilitäten der Stadt und des Landes machen im Buckingham Palast ih re Aufwartung. Selbst eine zahlreiche Volksmenge wal heute herbeigeströmt, um das Bülletin zu lesen, welches vielleicht dort an den Straßenecken angeheftet werden würde; sie fand sich aber in ihren Erwartungen getäuscht.

Die Nachrichten über die jüngsten Ereignisse in Deutschland wer den hier durch unglaubliche Gerüchte entstellt. Der Globe meldet heute die Proklamirung der Republik in Wien. Im Ganzen aber ist man über den Zustand Europa's nicht beunruhigt. „Der ungeordnete Zustand fast aller Länder Europa's“, sagt der Standard, „fährt zwar fort, alle Gemüther in Spannung zu erhalten; aber der Druck scheint überall so gleich, daß die Staatspapiere fast alle in gleichem Verhältnisse gefallen sind. Die politischen Zuckungen machen sich in allen Verzweigungen des Handels und der Gewerbe fühlbar. Indeß ist es wahrscheinlich, daß der Friede erhalten werde, da jedes Volk so viel im eigenen Lande zu thun hat, daß es sich nicht um seine Nachbarn kümmern kann.“

Die Times hat einen Korrespondenten nach Deutschland ge— sandt, um über die gegenwärtige Bewegung in diesem Lande nich England zu berichten. Berselbe schreibt vom 16. März aus Frank furt 4. M. Folgendes: „Jede Partei muß bereit sein, dem allge meinen Wohl ein Opfer zu bringen. Es ist jetzt nicht die Zeit zu Zank und Streit. Wehe Frankreich, wenn es eine Invasion versucht und ein einiges Deutschland findet! Wehe Deutschland, wenn es sich in einem solchen Falle in innerer Aufregung besindet! Aller Augen sind ängstlich auf den König von Preußen gerichtet und auf den Antheil, den er an dem bevorstehenden Kampfe nehmen wird. Wird er dem Könige von Bayern gestatten, sich voran zu stellen und die liberale Partei in Deutschland zu leiten? Oder wird er die Stellung, die er bisher als erster constitutioneller Reformator einge nommen hat, behaupten, an die Spitze der Bewegung treten und sie auf diese Weise leiten? Seine Popularität ist groß; Jedermann sieht mit Hochachtung auf ihn. Ich habe hundertmal gehört, daß er, wenn er will, jetzt Kaiser von Deutschland werden kann. Ich betrachte dies als eine Redensart, aber es zeigt die Achtung, in welcher er steht. Kurz, bei einer solchen Lage der Dinge müssen die Souveraine diejenigen Maßregeln constitutioneller Reformen, welche vernünftigerweise gefordert werden können, bereitwillig zugestehen; die Unterthanen aber müssen geneigt sein, die Handlungen ihrer Beherr— scher mit Billigkeit zu beurtheilen; kurz, jede Partei muß geneigt sein, etwas nachzugeben, um das gewünschte Ziel zu erreichen.“

Neuere Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 13ten d. In Folge der pariser Ereignisse scheint eine revolutiongire Bewegung un vermeidlich, da die Septembristen- Partei zur Abwerfung des Joches der Cabrals entschlossen ist und im äußersten Falle die Königin zur Abdankung nöthigen will. Man hat Palmella geschrieben, daß er heimkehren möge, und er wurde in kurzem erwartet. Die Freunde der Königin hofften, daß sie ihm die Bildung eines liberalen Kabi nets übertragen und die Cabrals für immer fallen lassen werde. da Bandeira hat jede Mitwirkung abgelehnt. Die Septembristen hatten Emissaire in die Provinzen und besonders nach dem Norden abgeschickt. Die Prinzen Joinville und Aumale waren am 12ten auf ihrem Wege nach England in Lissabon angekommen.

X London, 18. März. Unter den merkwürdigen Erscheinun— gen dieser denkwürdigen Zeiten kann ich nicht umhin, immer wieder auf den Geist der Ordnung, der Loyalität und der konservativen Ge— sinnung hinzuweisen, den die französische Revolution in diesem Lande geweckt hat. Nichts kann erhalöner und würdiger sein, als der be wußte Besitz einer großen Freihcit, welche ein Volk in den Zeiten der Gefahr nicht auszudehnen sucht. Das Anerbieten der Kohlen träger, der Vulkane des londoner Hafens, hat die Regierung freudig ange nommen, und viele Hunderte von ihnen sind als Konstables vereidigt worden, nicht gerade deshalb, weil wirkliche Unruhen ihre muskulöse Interven tion nothwendig machen, sondern weil die moralische Wirkung einer solchen Demonstration so ehrenvoll für das Land, wie für die Männer selbst is't. In den Vorstädten von London wurde vor einigen Tagen eine ChartistenVersammlung gehalten; sie war ohne Bedeutung, denn kein politischer Charakter von irgend einem Namen oder einer Partei zeichnete sie aus. Die unbedeutenden Ruhestörungen in Glasgow und Manchester haben aufgehört.

Der Zustand in Irland ist dagegen ein ganz anderer. Doit ist eine Partei lärmender Demagogen bemüht, Herrn von Lamartine zur Erfüllung seines Versprechens zu bewegen, jede unterdrückte Natlo— nalität zu schützen, deren Befreiung in den Geboten der Vorsehnng ausgesprochen ist, und sie bitten offen um eine französische Armee, um die „teuflische“ Herrschaft Englands umzustürzen. John O'Con nell hat ein Schreiben erlassen, worin er die Repeal⸗ Par tei im Namen seines Vaters beschwört, einzuhalten, aber Alt— und Jung Irland haben sich verbunden, Herr Mitchell und Herr Meagher haben das Zeichen gegeben, und man sürchtet sehr, daß gestern, am St. Patrickstage, der Friede sein Ende errticht haben wird. (Irland ist, wie bereits gemeldet, an diesem Tage ruhig geblieben.. Sie verlassen sich wahrscheinlich darauf, daß die Regie⸗ rung dagegen einschreiten, eine Katastrophe herbeiführen und sie von den Folgen ihrer eigenen Thorheit befreien wird. Aber die irlän— dische Regierung ist offenbar entschlossen, sich defensiv zu verhalten, und jene Männer in demselben Feuer schwitzen zu lassen, das sie an= gezündet haben. Nach Allem besteht diese Insurrection, wenn es überhaupt eine Insurrection ist, nicht in der Wirklichkeit, sondern in einer wahnsinnigen Täuschung. Sie ist nicht der reife Entschluß einer Nation, sondern das Ergebniß einiger aufrührerischen Gesänge und Zeitungs⸗Artifel. Nicht ein einziger Maun in Irland von Namen und Charakter hat seine Zustimmung zu diesen Plänen gegeben.

Es herrscht jetzt hier ziemlich allgemein die Ueberzeugung, daß wir fürs erste keinen Krieg in Europa zu fürchten haben, und zwar erstens wegen der inneren Lage Frankreichs und dann wegen der festen und maßvollen Haltung Europa's. In Frankreich wird die nächste

Folge seiner Revolution wahrscheinlich ein vollständiger Bankerott sein, der mit den Sparkassen und der Staatsschuld seinen Anfang nimmt und über alle Zweige des kommerziellen und sozialen Lebens sich er⸗ streck. Die Folgen dieses Zustandes werden so merkwürdig als be⸗ klagenswerth sein. Wenn alles baare Geld verschwunden, ausge⸗ führt oder versteckt und alles Papiergeld werthlos sein wird, so wird man alle Lebensbeziehungen durch Tausch vermitteln müssen. Diejenigen, welche einiges Kapital realisiren können, werden sich beeilen, es außerhalb Frankreich sicher zu stellen, und es ist schwer zu begreifen, welche Schrecknisse in einer Gesellschaft vorkommen mögen, die sich in einen solchen Zustand versetzt sieht.

nieder lande.

Aus dem Haag, 29. März. (Aach. Ztg.) Der Präst⸗ dent machte heute in der zweiten Kammer die Mittheilung, daß der König die Entlassung des Justiz⸗Ministers angenommen und an sei⸗ ner Stelle Herrn Donker Curtius zum Justiz Minister provisorisch ernannt. Das Handelsblad versichert, daß die Biltung des neuen Kabinets noch nicht feststehe, so viel sei aber gewiß, daß kein Mit⸗ glied des bisherigen Kabinets eintreten werde.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 17. März. Der Constitutions - Ausschuß soll nach einer lebhaften Debatte ohne Abstimmung beschlossen haben, die Ausarbeitung eines vollständigen Repräsentations-Vorschlages zu un— ternehmen und, von den früheren Prinzipien abgehend, partielle Ver— änderungen des jetzigen Vertretungs- Systems vorzuschlagen.

Rant m ar n

Kopenhagen, 21. (Alt. Merk.) der König hat das bisherige Ministerium aufgelöst.

„Das Ministerium ist aufgelöst! Es lebe der König!“ Mit diesen Worten begrüßte der Etatsrath Hoidt diesen Morgen die auf dem Schloßplatze versammelte Volksmenge, als er mit dem Magistrat und den Bürger- Repräsentanten vom Christiansburger Schlosse her⸗ unterkam, wo er Sr. Majestät die untenstehende Adresse übergeben hatte. Die zahlreiche, vor dem Schlosse versammelte Menge brach in ein donnerndes Hurrah aus und begab sich von da nach dem alten Markte, wo Etatsrath Hvidt obige Aeußerung wiederholte und wo ein ähnlicher Jubel wie auf dem Schloßplatz ertönte. Alles ging in der größten Ordnung vor sich, und die Ruhe wurde nicht im ge⸗ ringsten gestört. Die vom Etatsrath Hvidt überreichte Adresse lautet wie folgt:

„Allergnädigster König! Die Rathgeber, welche Ew. Majestät von Ihrem Vorgänger geerbt, haben, besitzen nicht das Vertrauen des Volks, eben so wenig im eigentlichen Dänemark, als in Schleswig und Holstein; die täglich mehr hervortretenden Früchte ihres Regiernungs Systems haben eden Glauben daran untergraben müssen, das sie jetzt Einsicht und Kraft genug besäßen, das Land zu retten. Die Zeit der Entscheidung nähert sich mit Riesenschritten. Der Staat wird sich auflösen, wenn Ew. Majestät nicht unverzüglich Ihren Thron mit Männern umgeben, die der Größe der Aufgabe gewächsen sind, und die der Regierung einen energischen Willen und den Beistand des Volkes als Zugabe mitbringen können Männer, welche Dänemarks Ehre retten und die Freiheit des Landes begründen kön- nen. Wir rufen Ew. Majestät an, das Volk nicht zur Selbsthülfe der Ver zweiflung zu treiben.“ . . ;

Der König erwiederte hierauf: „Es freut Mich, Ihnen sagen zu können, daß Ich Ihnen schon in demjenigen, um das Sie Mich bitten, zuvorgekommen bin. Das alte Ministerium ist aufgelöst. Sie haben Mir heute ihre Vollmachten zurückgeliefert. Wenn Sie, Meine Herren, dasselbe Vertrauen zu Ihrem Könige haben wollen, welches Ich zu Meinem Volke habe, so will Ich Ihnen ein treuer Führer zu Ehre und Freiheit sein.“

März. Se. Majestät

Schweiz.

Kanton Bern. (Eidg. 3tg.) Am 29. März erstattete Herr Regierungsrath Funk, der Abgeordnete nach Urs, dem Vorort Bericht über die Weigerung des Landrathes von Uri, die schon mehr— mals erwähnten sonderbündischen Akten herauszugeben, und der Vor— ort beschloß, der Kanton Uri sei sofort mit vier Bataillonen Infan⸗ terie ines von Bern, eines von Zürich, eines von Aargau, eines von St. Gallen), einer Batterie Artillerie und einer Compagnie Scharf⸗ schützen zu besetzen, wenn die sraglichen Protokolle und Akten des Sonderbundes nicht binnen 48 Stunden an die eidgenössischen Kom⸗ missarien ausgeliefert werden. Regierungsrath Funk, als erster Com- missair, reist sofort wieder nach Uri ab; als zweiter wird ihm Herr Großrath und Fürsprech Plazid Meier von Luzern beige ordnet.

Kanton Basel. (Eidg. Ztg.) Der Kleine Rath hat, um dem zur Vervollständigung des Militairwesens einladenden Kreis— schreiben des Vorortes zu entsprechen, mehrere vom Militair-Kolle— gium beantragte Anschaffungen genehmigt und vom Großen Rath einen Kredit von mehr als 30,9000 Fr. zu verlangen beschlossen.

Handels- und Görsen-Hachrichten.

Berlin, 25. März. Heute vor acht Tagen verließen wir die Börse in einem Aufschwung der Course, theils durch hohe Notirungen von Wien veranlaßt, theils in der Erwartung, daß sich unsere Angelegenheiten friedlich erledigen würden. Am Schluß dieses Geschäftstages gab sich indeß eine bange Besorgniß kund, und wie sehr dieselbe gerechtfertigt worden, ist eine nur zu allgemein bekannte Thatsache, als daß wir noch besonders darauf zurückzukommen hätten. Die plötzlich eingebrochenen Ereignisse verhinderten uns, den gewöhnlichen Wochen-Bericht zu expediren, und auch einige Tage nachher war von Geschäften kaum die Rede, so daß wir zur nachträglichen Berichterstattung keine Veranlassung fanden. So viel nur sei von dieser Woche gesagt, daß die neue und plötzliche Reaction der Course leider bis heute noch keinen Ruhepunkt hat finden können, und daß, wenn auch das deutsche Herz über die errungenen Freiheiten hoch im Busen klopft, das Herz der merkantilischen Welt, die Börse, immer kleinlauter geworden ist. Es ist nicht unsere Aufgahe, auch würden wir kaum in diesem Augenblicke im Stande sein, sie zu lösen, un seren Betrachtungen eine prophetische Deutung über den ferneren Gang der Börse unterzuschleben. Wir können nur hoffen und wünschen, daß die gol= dene Freiheit auch goldene Zeiten bringen wird, aber so lange die Börsen noch unruhig sind, ist auch der Sturm nicht beschwichtigt, den bie e tigen Umwälzungen am Geldmarkt erzeugt haben. Wie in allen Verhält nissen, die einer Regelung unterworfen sind, , . Ruhe eine biete rische Nothwendigkeit sein muß, so muß auch die ö sich mit die sem Schilde stählen; das wollen und können wir ihr mit gelen rechte empfe hlen, damit keine überstürzte Aengstlichkeit die emüther ergreise un Be n Zustand verschlimmere. Auch die Börse, das sind wir gewiß, geht einer goldenen Zeit entgegen; wohin wir uns wenden mögen, werden wir bald genung erblicken, daß die Freiheite kämpfe den Frieden sichem und den Krieg fast unmöglich machen. Die Einigkeit, welche von allen Seiten a6 316 der allgemeinen Wünsche erst rebt wird, ist die sicherste B ürgschaft für die Dauer des Friedens, Haben wir dann noch einen Feind zu bekämpfen, so sollte uns diese eine Sorge doch den Kelch der Freuden nicht verbittern, kenn das Gefühl der eigenen Kraft wird uns auch darüber hinweg brin= gen. Es ist wahr, daß über die Börsenwelt eine schwere Zeit herein-= gebrochen ist, wer möchte wohl daran zweifeln? Aber wer wird und kann es auch in Abrede stellen, daß gerade in solchen Zeiten die Besonnenheit die Oberhand behalten muß. Wir vermögen noch nicht, auf die denkbaren Mittel hinzuweisen, die dem Handelsstande speziell zu Gute kommen kön—= nen, vertrauen aber der weisen Vertheilung der Wohlthaten unserer Verän-