1848 / 90 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wird schon am 27. d. Mts. erfolgen, und es werden dann 29 von den Mitgliedern nach Frankfurt zu der großen Abgeordneten ⸗Ver⸗ sammlung reisen, darunter auch der Präsident Kanzler von Wächter, Freiherr von Cotta, Murschel, Fetzer u. s. w.

Großherzogthum Baden. (Karlsr. Ztg.) Am 26. März wurden auf den Werken der Bundesfestung Rastatt drei Bun⸗ des fahnen unter angemessenen Feierlichkeiten aufgepflanzt.

Kurfürstenthum Hessen. (Fr. J) Kassel, 25. März. Heute wurde Jordan zum Kurfürsten geladen und zum Bundestags⸗ Gesandten ernannt. Jordan hat sich indessen vorbehalten, vorerst seine Mission als Landtagsdeputirter bei der Versammlung in Frank⸗ furt zu vollführen. Außer ihm begeben sich noch die Abgeordneten Henkel, Schwarzenberg und Bergk dorthin.

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Gess. 3tg.) Mainz, 26. März. In der gestrigen Bürgerversammlung wurden die Herren Dr. Zitz und Hestermann als Vertreter unserer Stadt am deutschen Parlament gewählt.

Das hiesige Bundes -Militair hat vorgestern feierlich das deut⸗ sche Banner, die schwarz-roth- goldene Fahne, auf mehreren Haupt⸗ festungswerken aufgepflanzt, während dasselbe schon seit dem 23sten vom Gouvernementsgebäude und von der Kommandantur her— abweht.

Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin. (H. C) Schwerin, 26. März. Die Bevslkerung unserer Residenzstadt verfügte sich heute Mittag 123 Uhr in feierlichem Zuge vor das Pa⸗ lais des Großherzogs, wo demselben die Gefühle der Verehrung und des Dankes ausgesprochen wurden für die herrlichen Zusicherungen, welche durch die gestrige Proclamation (s. Allsz, Preuß. Ztg. Nr. 88) den Mecklenburgern gemacht sind, in welchen die Residenz die schönsten Bürgschaften für das dauernde Glück des geliebten Va— lerlandes erblickt. Nach einem dem geliebten Landesherrn gebrachten dreifachen freudigen Hoch erwiederte der Großherzog vom Balkon seines Palais:

„Meine Herren! Es ist ein tief erschütterndes, freudiges Gefühl, das Mich ergreist, wenn Ich in dieser ernsten, schweren Zeit die Herzen Meiner Mecklenburger sich zu Mir drängen sehe mit den Gefühlen des Dankes und der Treue. Möge Gott das Vaterland schützen in der neuen Bahn, in die es der Schwung der Zeit und der Völker hineingetragen. Nun drängt es Mich, Meinen Schwerinern Meinen herzlichen, innigen Dank auszusprechen für die Ruhe, Festigkeit und Treue, mit welcher sie in der Zeit der Gefahr zu Mir gestanden sind. Ich werde es ihnen niemals vergessen; es mag vielleicht ein Erbtheil aus früherer Zeit gewesen sein von einem theuren, unvergeßlichen Gestorbenen; aber jetzt hat sich das Band neu geschlungen zwischen Ihnen und Mir, und kein Sturm der Zeiten soll es zerreißen. Gott schütze unser deutsches, unser mecklenburgisches Vaterland, deren ver= einte Farben wir heute annehmen; bringen wir beiden ein fieudiges Hoch!“

Es wurde nun dem Großherzoge noch ein zweites Hoch gebracht, worauf sich der Zug in größter Ordnung entfernte und damit diese Feier beendigte. Abends war die Stadt aufs glänzendste beleuchtet.

Herzogthum Altenburg. (D. A. 3.) In der der Land⸗ schaft zugehenden landesherrlichen Eröffnung sind der Hauptsache nach auf die wichtigsten Punkte der bis jetzt eingegangenen Petitionen fol gende Entschließungen enthalten:

1) Aufhebung der Censur mit Wegfall von Konzessionen und Cautio⸗ nen; Y Recht der Staatsbürger, sich frei vereinigen zu können; 3) Def⸗ fentlichkeit und Mündlichkeit des Kriminal⸗Gerichtsverfahrens mit Schwur-— gerichten; 4) Reform der landschaftlichen Wahlordnung; 5) Oeffentlichkeit ker landständischen und städtischen Verhandlungen; 6) neue Anerkennung der der Landschaft bereits zustehenden Initiative bel Gesetzvorschlägen; 7) Vereinfachung der Landes-Verwaltung und zu diesem Zweck Vereinigung der Kammer- und Steuer⸗Revenüen in eine Haupt- Finanzkasse; 8) eine wirksame Vertretung der deutschen Volks-Interessen unter Mitwirkung von Männern des Volks Vertrauens wird auch diesseits kräftigst befördert werden. (Die Vereidung des Militairs auf die Verfassung hat bereits stattgefunden.) In Bezug auf Punkt 5 hat der Herzog an die Landschaft folgenden Erlaß gelan— gen lassen: Da wiederholt, auch in der Mitte getreuer Landschaft, der Wunsch, neben der bereits bestehenden Veröffentlichung der über die ständi schen Verhandlungen aufgenommenen Protokolle, auch Zuhörer zu den Sitzungen des Landtages zuzulassen geäußert worden, und wir, im Fall ge⸗ treue Landschaft diesen Wunsche beitreten würde, gemeint sind, derselben zu willfahren, so lassen wir derselben hierbei Vorschläge zugehen, unter denen die Sitzungen öffentlich sein könnten, und sehen hierüber deren Erklärung entgegen, um sodann, wenn sie zustimmend, die im Landschaftshause erfor—⸗ derlich werdenden Bauten anzuordnen. Vom 21. März an sind nun die landschaftlichen Sitzungen offen. Sie finden in der Aula des Josephinums statt, deren Galerieen erwachsenen Zuhörern offen stehen. So weit es der Raum gestattet, sollen auch im Saale selbst Zuhörer Plaßz finden.

Herzogthum Holstein. (Alt. u. Hamb. Bl? Altona, 27. März. Gestern Abend 7 Uhr sind mit einem Extrazuge zwei Abgesandte der provisorischen Regierung, die Herren Claussen und Schleiden, hierselbst angekommen und sogleich weiter nach Berlin und. Hannover gegangen, um dort sofortige militairische Hülfe zur Be— setzung unserer weitläuftigen Gränzen und eine Anzahl Ingenieure zur Einrichtung von See- Batterieen zu erbitten. .

Von hier hat die provisorische Regierung ein Bataillon Bürger⸗ Garde, das wir aber, auch abgesehen von der für den Einzelnen da⸗ mit verbundenen Geschäftsstörung, schwerlich entbehren können, zum Stadt- und Festungsdienst in Rendäburg und 200 Mann Freiwillige requirirt, letztere aber erst, nachdem sie eingeübt, d. h. nach einer mündlichen Aeußerung des Prinzen, nicht im älteren Hundedienst, sondern so, daß sie rasch laden und, gut schießen können. Wie man vernimmt, wird noch diesen Nachmittag unsere Bürgergarde versam⸗ melt werden, um die Freiwilligen aufzufordern, die geneigt sind, sich nach Rendsburg zum oben erwähnten Zweck zu begeben. Der gestrige Abend . ohne alle Ruhestörung, wobei der heftige Regen wohl das gte gethan hat. Indessen waren energische Maßregeln getroffen worden, um jeden Versuch des benachbarten oder eigenen Gesindels, den wackeren Beginn unseres Kar äfes durch ihre Schandgelüste zu beflecken, schon im Keime zu ersticken. Von der neuen Bürgergarde waren zur Mitwirkung 150 auf Aufsécterung, des Bewaffnungs-⸗Eomité's erschienen, und sie wurden, nachtem sie sich im Patrouillendienst gehöri durchnäßt, von ihren älteren Kameraben mit Jubel entlassen. ger der neuen Bewaffnung bildet sich aus älteren Bürgern eine Schutz⸗Kommission, um durch freundliches ZuQ— reden die etwanigen Tumultuanten zur Ruhe zu bewegen.

Ein Handelsschreiben aus Friedericia vom Sonnabend erwähnt nichts, wodurch das Gerücht von dem blutigen Konflikt zwischen dem dänischen und dem schleswig-holsteinischen Bataillon, in Folge dessen die Stadt in Flammen aufgegangen sein sollte, irgend welche Bestä— tigung fände. .

on Leuten, die gestern Abend auf der Eisenbahn gekommen, wird noch Folgendes berichtet: Alle deutschen Beamten flüchten von erg gen wo die e g gränzenlos sein soll; indessen rüsten die Dänen mit aller Macht. ie augustenburger Prinzessinnen wa⸗ ren auch im r. gewesen und fuhren nach Hamburg, eben so die Herzogin von Glücksburg. Der Kammerherr von Scheel hatte Schles⸗ wig wirklich Nachts und zu Fuß verlassen und sich uf den Weg nach neburg begeben. lu allen Halteplätzen der Eisenbahn war der udrang der Menschen groß gewesen, überall wurde der Bericht der eputation verlesen.

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Rendsburg, 26. März. Die rückkehrende Deputation aus Kopenhagen traf hier heute Mittag über Kiel und Neumünster ein. Die mitgebrachten Nachrichten, durch welche nunmehr der Kriegszu⸗ stand zwischen den Herzogthümern und dem Königreiche Dänemark deklarikt ist, waren nicht Unerwartet, indessen ist der allgemeine En⸗ thusiasmus dadurch noch ungeheuer gesteigert. Von allen Seiten treffen Reseroen, zum Theil ohne die Einberufung abzuwarten, auch Freiwillige in großer Zahl ein. Das Corps der Studenten und Tur⸗ ner ist bereits in das Herzogthum Schleswig vorgerückt, nach Fried- richsort ist das nöthige Militair behufs nothdürftiger Armirung die- ser Seebatterie abgegangen. Aus allen Gegenden des Landes lau⸗ fen Deputationen und Beitritts-Erklärungen an die provisorische Re⸗ gierung ein. Das in den Herzogthümern gestandene Militair ist jetzt ohne Ausnahme zur Verfügung der provisorischen Regierung. Eine Brigade unter dem Kommande des bisherigen Obersten von Krohn wird morgen nach Flensburg aufbrechen., Der Magistrat und, die Deputirten- Kollegien dieser Stadt haben ihren einstimmigen Beschluß, sich der Landessache anzuschließen, der Regierung anzeigen lassen. Aus den nördlichen Landdistrikten ist noch keine Nachricht da. .

Die Organisation der Streitkräfte und Vertheidigungsmittel wird hier mit dem größten Eifer betrieben. Fühlbar ist natürlich der Man⸗ gel an Offizieren, doch blieb die Zahl der übergetretenen inländischen noch ziemlich bedeutend. Von der Artillerie aus Kiel haben mehrere Offiziere sich der provisorischen Regierung unterworfen. Es haben sich auch bereits gediente Commandenre zur Disposition gestellt, z. B. Oberst- Lieutenant Fabricius aus Glückstndt, Graf C. von Rantzau— Bothmer zu Rohlstorff.

Die provisorische Regierung hat die Geschäfte einstweilen so unter sich vertheilt, daß Beseler das Präsidium ohne Portefeuille führt, der Prinz von Augustenburg das Kriegswesen, Graf Reventlou das Departement des Acußern und die Kanzlei (das Innere), Bremer das Justizwesen und M. T. Schmidt die Finanzen nebst Handels-, Zoll- und Post⸗Wesen.

Als in Kopenhagen die Nachricht von der Antwort des Königs auf die Anträge der Herzogthümer vorgestern bekannt ward, haben die deutschen Beamten der Kollegien fast ohne Ausnahme ihre Ent lassung eingereicht, namentlich alle Deputirte der schlesw.⸗holst. Kanz⸗ lei, aus der Rentekammer Baron Plessen, dessen ephemere Stellung als Kanzleipräsident schon aufgehört hatte, aus der Zollkammer Etats⸗ rath Francke und Schleiden. Die letzteren Beiden sind auch zugleich auf dem „Skirner“ hier eingetroffen und haben sich der provisorischen Negierung zur Disposition gestellt.

Die provisorische Regierung hat sogleich nach Ankunft der Stände⸗ Deputation den Advokaten Claussen nach Berlin und den Justizrath Schleiden nach Hannover mit besonderen Aufträgen abgeschickt.

Der Advokat Koch aus Segeberg, welcher schon 1813 im Be— freiungekriege gefochten, wird das Kommando des ersten Freicorps, welches gebildet wird, übernehmen. Man sieht hier schon Advoka⸗ ten, Aerzte und andere Männer gebildeten Standes von nicht jugend⸗ lichem Alter, die als Freiwillige eintreten wollen. Dieses ist auch bei manchen Primanern von den gelehrten Schulen der Fall.

Etatsrath Francke ist einstweilen als Statthalter für Schleswig konstituirt. Der in diesen Tagen mit großer Energie aufgetretene Hardesvogt Jacobsen in Schleswig ist mit unbeschränkten Vollmach⸗

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ten der Regierung nach Flensburg abgeschickt.

Fürstenthum Neuß⸗Lobenstein⸗Ebersdorf. Der Fürst hat am 21. März nachstehende Proclamation erlassen:

„Zur Erläuterung Meines Aufrufs vom 11ten d. M. (S. Allg. Pr. Ztg. Nr. S8) finde Ich Mich, demselben Folgendes hinzuzufügen, bewogen: 1) Ich werde allen Beschlüssen der mit Mir verbündeten deut- schen Regierungen beitreten, welche die Begründung einer zweiten Kammer (Volks- Kammer) bei dem Bunde bezwecken; 2) die Presse habe ich durch Meine Verordnung vom ten d. M. freudig in Meinem Lande freigege⸗ ben, gegen ihren Mißbrauch kommen die allgemeinen strafrechtlichen Be= stimmüungen in Anwendung; 3) Ich werde Mich allen Beschlüssen Meiner Bundesgenossen anschließen, welche das freie Vereinsrecht sichern; 4) daß Meinem Lande eine zeitgemäße, freisinnige Verfassung, wie Ich sie schon seit 17 Jahren beantrage, zu Theil werde, darauf habe Ich Mein Fürsten= wort gegeben; 5) daß den künstigen Landständen Vorlage freisinniger Ge⸗ setz-Entwürfe deninächst geschehe, versteht sich von selbst, wir wollen nicht hinter den anderen Regierungen zurückbleiben; C) die Minderung des Wild— standes und möglichste Sicherung gegen Wildschaden ist befohlen.

Der großen großen Großzahl Meiner guten Landsleute, namentlich Meinen braven heirlichen Landbewohnern, Meinen innigsten Dank für ihre Haltung in den letzten Tagen.

Bleibt so!

So wollen wir Hand in Hand jeder Gesetzlosigkeit entgegentreten, Hand in Hand der Wiedergeburt unseres deutschen Vaterlandes entgegensehen!

Soll ich Euch Meine Wünsche noch sagen?

Sie sind: Ein freies großes starkes Deutschland, so weit seine Sprache, überall gleiche Landesverfassung, ein Gesetzbuch, ein Staatsbürgerrecht, ein Heer, eine Flotte, eine Volksbewaffnung, eine Handelsgesetzzebung, eine Münze, Maaß, Gewicht u. s. w.

Schloß Ebersdorf, 21. März 1548.

H. b. LXXII. F. Reuß.“

Freie Stadt Hamburg. (H. B.) Hamburg, 27 März.“ Professor Wurm und Dr. Riesser, zur Versammlung nach Frankfurt eingeladen, sind bereits an ihren Bestimmungsort abgegan⸗ gen. In Folge des von einer großen Anzahl achtbarer hiesiger Bür⸗ ger und Einwohner an sie ergangenen Gesuchs haben die Herren G. F. Vorwerk, E. Roß und Br. G. M. Heckscher sich bewogen ge⸗ funden, der am 30. d. in Frankfurt a. M. stattsindenden Versamm⸗ lung beizuwohnen. Ferner wird dieselbe von hier aus noch durch Herrn Br. Wille mit folgenden Spezial-Mandaten besucht werden: Im Altenlande des Königreichs Hannover üben die eine gewisse An zahl Morgen Landes besißenden Grundbesitzer, sowohl für alle Kom⸗ munal- Angelegenheiten als für die politische Vertretung durch Wahl zur allgemeinen Stände Versammlung, allein die akti⸗ ven politischen Rechte aus und besormunden das ganze, an 18,900 Seelen zählende Alteland. Deputirte der unvertretenen 18,000 Einwohner haben am 20. d. den Dr. Fr. Wille in einer Urkunde aufgefordert und bevollmächtigt, als Mann ihres Vertrauens für sie in Frankfurt a. M. aufzutreten, so weit thunlich in Ueberein⸗ stimmung mit dem von den Bürgern und Grundbesitzern des Herzog⸗ lhums Bremen erwählten Dr. Freudentheil in Stade. Zugleich ha⸗ ben der hamburger 30) Mitglieder zählende „Bürgerverein“ so wie rie „Vereinigung zur Hebung des Gewerbestandes“, in einer von un— Fahr 600 Männern besuchten Versammlung einstimmig beschlossen,

Ir. Wille aufzufordern und zu bevollmächtigen, für die Rechte der bisher unvertretenen Staatsangehörigen aufzutreten. Auch eine An⸗ zahl hiesiger, beiden Vereinen nicht angehörender Bürger und kehding⸗ n . hat dem Genannten gleiche Aufforderungen zugehen

Von dem hiesigen Comité zur Unterstützung der Verwundeten und der Hinterbliebenen der gefallenen Bürger Berlins sind bereits am Sonnabend 6000 Mark Beo. an die Herren Mendelssohn und . in Berlin zur Uebergabe an die betreffende Behörde über-

Freie Stadt Lübeck. (H. C.), Lübeck, 26. März. Unsere Reformfrage rückt ihrer Entscheidung immer näher; der Ent= wurf, wie er ber Kommission vorgelegt ist, wurde bereits von dem

Senate ganz unverändert angenommen, unter der Bedingung, daß die Bürgerschaft ihn ebenfalls so genehmige. Gestern ist das Proposi⸗ fsons Dekret von Seiten des Senats schon dem Wortführer der Bür⸗ gerschaft übergeben, der jetzt unverzüglich die Berufung der Kollegien zu veranlassen hat, so daß unsere Reform bald eingeführt sein wird. Im Allgemeinen hört man wenig gegen diesen Entwurf sagen, nur sinden Einige den Wahlmodus der Vertreter den neuesten Zeit⸗ verhältnissen nicht mehr ganz angemessen. Während so in unserem Staate die Veränderungen und Verbesserungen auf ruhigem und friedlichen Wege eingeführt werden, schlagen die Wogen der Aufregung bis an unsere Thore. Die neuesten Nachrich⸗ ten aus Kiel haben hier natürlich das lebhafteste Interesse erregt; so sehr man dabei die Ruhe und Ordnung, womit dort diese Umgestal⸗ tungen vor sich gegangen sind, anerkennen muß, um so mehr muß man Exzesse bedauern, wie sie vorgestern in dem benachbarten holstei⸗ nischen Städtchen Oldesloe vorgefallen sind. Man hat dort scimmt⸗ liche dänische Angestellten vertrieben und ihre Wohnungen meistens demolirt; der Salinen⸗Inspektor kam auf einem Umwege hier an.

Heute tritt die Bürgerschaft hier zusammen, um einestheils das Propositions⸗-Dekret des Senats wegen der Verfassungs· Reform ent⸗ gegenzunehmen, dann aber auch einen Deputirten zu der berathenden Versammlung in Frankfurt zu wählen, damit auch unser Freistaat dort vertreten sei.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 27. März. (Wien. Ztg.) Se. Majestät der Kai⸗ ser hat dem Kaiserl. Staats- Minister und Bundes- Präsidial⸗ Ge⸗ sandten, Grafen von Münch⸗Bellinghausen, die nachgesucht Enthe⸗ bung von letzterer Stelle und die Versetzung in den Ruhestand ge⸗ währt und zum Kaiserlich österreichischen Präsidial-Gesandten am deutschen Bundestage den wirllichen Kämmerer und geheimen Rath, Grafen Franz von Colloredo-Wallsee, ernannt. , .

Die Gazz. di Venezia meldet aus Venedig vom 21. März: „Die Stadt ist ruhig, und die Bürgergarde fährt fort, die nützlichsten und patriotischsten Dienste zu leisten; sie nimmt jeden Tag an Stärke zu. Sie erhielt aus dem Sꝑe— Arsenale 20) Säbel und andere Sei⸗ tengewehre, und aus dem Land- Arsenale 10) Gewehre; sie besetzt die vornehmsten Plätze der Stadt, den Pavillon der Hauptwache, den Herzoglichen Palast, den St. Markusthurm . s. w.“ Dieser Nachricht fügt die Wien. Ztg. hinzu: „Privat Nachrichten zufolge hätte die Gestaltung der Dinge in Venedig am Y2sten eine ganz un⸗ erwartete, äwrßerst trübe Wendung genommen. Auf die Nachricht hin, daß in Mailand Blut geflossen, soll nämlich von der Bürgergarde selbst am Markusplatze die Republik proklamirt und eine provisorische Negierung eingesetzt worden sein. In Folge einer Capitulation, welche zwi⸗ schen den österreichischen Behörden und den Aufständischen geschlossen worden wäre, soll für jene mit Inbegriff der nicht- italienischen Trup⸗ pen-Abtheilungen freier Abzug bedungen worden sein. Die italieni⸗ schen Truppen seien dagegen zurückgehalten worden,. Vie Arbeiter bes Arsenals scheinen an diesen Vorgängen wesentlichen Antheil ge— nommen zu haben; ja man erzählt, daß sie dem Arsenal⸗Komman danten, Vice⸗ Admiral Marinevich, den Kopf abgehauen und densel⸗ ben auf einer Stange durch die Stadt getragen hätten. Zahlreiche Flüchtliuge, welche am 23sten Vormittags mit dem dloꝝdschen Dampfschiffe in Triest eintrafen, haben diese Nenigkeiten mitgebracht. Einige darunter wollen eine Proclamation der provisorischen Nꝛegie⸗ rung gelesen haben, demzufolge der republikanische Charalter der Erhebung zweifelhaft würde. Triest war tief ergriffen, doch ruhig.

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Aus Mailand fehlen seit zwei Tagen die , st Lloyd meldet aus

zenedig vom

Das Journ. d. Oesterr. 22. März: ; .

Heute ist hier folgende Proclamation erschienen: . . .

„Es lebe Venedig! Es lebe Italien! Bürger! der Sieg ist unser und ohne Blut. Die österreichische Civil- und Militair⸗Regierung ist ent- setzi. Ruhm unserer städtischen Garde! Die Unterzeichneten, Eure Mit bürger, haben folgenden Vertrag geschlossen. „„Eine provisorische Negierung wird eingesetzt, und einstweilen haben die Unterzeichneten sich derselben un⸗ terziehen müsfen. Der Traktat wird hente in einem besonderen Supplement unferer Zeitung veröffentlicht. Es lebe Venedig!, es be Jtenen

(Gez) Giovan ni Correr. Luigi Michiel. Dataico Medin.

Pietro Fabris. Gio. Francesco Avesani. Angelo

Mengaldo. Leone Pincherle. *

„Um Blutvergießen zu vermeiden, hat Se. Ercellenz der Herr Graf Ludwig Palffy, Gouverneur der venetianischen Provinzen als er von Sr. Excellenz dem Grafen Johann Correr, Podesta von Venedig, den Munizipal⸗Asses⸗ soren und anderen hierzu abgeordneten Bürgern vernahm, daß dieser Zweck ohne die unten folgenden Bestimmungen nicht erreicht werden könne in dem er sich seines Amtes begab, welches er in die Hände Sr. Excellenz des Grafen Ferdinand Zicho, Kommandanten der Stadt und Festung, nieder legte, aufs wäirmste demselben empfohlen, Rücksicht auf diese durch schöne Monumente so ausgezeichnete Stadt zu nehmen, für welche er stets die leb— hasteste Zuneigung und lovalste Anhänglichkeit beurkundet hat. In Folge dessen hat der Herr Graf Zichv, von der Nothwendigkeit durchdrungen, und im gleichen Wunsche, vergebliches Blutvergießen zu vermeiden, mit den Un⸗ terzeichneten folgendes Uebereinkommen getroffen:

1) In diesem Augenblicke hört die Civil⸗- und Militair Regierung, sowohl zu Lande als zur See, auf und wird in die Hände der prowvisori= schen Regierung niedergelegt, welche eingesetzt und sofort von den unter— zeichneten Bürgern übernommen werden wird. 2) Die Truppen des Re⸗ giments Kinskv und jene der Kroaten, die Land- Artillerie, das Genie⸗Corps, werden die Stadt und alle Forts verlassen, und in Venedig werden alle italienischen Truppen und Offiziere bleiben. 3) Das Kriegs material seder Art wird in Venedig verbleiben. 4) Der Transport der Truppen wird sofort mit allen möglichen Mitteln seewärts nach Triest erfolgen. 5) Die Familien der Offiziere und Soldaten, welche abgehen sollten, werden geschützt werden und die Transportmittel von der einzusetzenden Regierung erhalten. 6) Allen italienischen und nicht ita⸗ lienischen Eivil⸗Beanten wird für ihre Person, Familien und ihr Vermögen Bürgschaft geleistet. 7) Se. Ercellenz der Herr Graf Zichy giebt sein Eh renwort, als letzter zur Gewähr für die Vollziehung des Vorstehendtn in Ventdig zu bleiben. Ein Dampfboot wird Se. Excellenz für seine Person, sein Gefolge und die letzten noch zurückbleibenden Soldaten zur Versügung gestellt werden. 8) Da sämmtliche Kassen hier bleiben sollen, so wird blos das für die Bezahlung und den Truppen -Transport nöthige Geld ausge— folgt werden. Die Zahlung geschieht auf drei Monate.

Ausgefertigt in doppeltem Original

Graf Zich v, Feldmarschall-Lieutenant, Kemmandant der Stadt und Festung.

Francesco Dr. Beltrame als Zeuge. Antonio Muzari als Zeuge. Constantino Alberti als Zeuge. Giovanni Correr. Luigi Michiel. ö. a⸗ taico Medin. Pietro Fabris. Giovanni Francesco Avisani. Angelo Men⸗ galdo, Kommandant. Leone Pincherle.“ . ö 2

Im Laufe des heutigen Tages gingen hier in Wien verschiedene Gerüchte über den Stand der Dinge im lombardisch = venetia nischen Königreiche; in Venedig, hieß es, habe die Sache wieder eine bessere Wendung genommen, zu welchem Resultate Tommaseo und Manin

viel beigetragen haben sollen; auch sollen zwei englische Fregatten

vor Venedig“ erschlenen sein und, den Eingang des Hafens für alle

fiffe, die ni ler österreichischer Flagge segelten, gesperrt haben. en,, Verona vom 2. März berichtet, daß am 18ten d. M. Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Vice König in Be— gleitung seiner Gemahlin und seiner Söhne Stephan und Heimich, don Brescia kommend, in Veronn eingetroffen sei, daß er die Be⸗ willigung zur Errichtung einer Bürgergarde von 400 Mann dort ge= geben habe, und daß die Jesuiten am 19. März aus ihrem dortige

Hause ausgezogen seien, um es dem Magistrate zu übergeben, der es als Kaserne für die Bürgergarde bestimmte.

Triest, 23. März. (J. d. Oesterr. L.) In Folge der aus Venedig eingegangenen Nachrichten (s. oben) hat der Gouverneur des Kuͤstenlandes folgenden Aufruf erlassen:

„Triestiner! Ihr habt die Nachricht von den Begebenheiten zu Vene dig vernommen! Triestiner! Mehr als jemals ist es nun an Euch, einen Beweis Eures Biedersinnes und Eurer Treue zu geben. Wir sind Triesti⸗ ner, das heißt, wir sind Glieder des österreichischen Reiches, dessen hoch⸗ herziger Kaiser uns der allen Provinzen seiner, Staaten verliehenen Wohl⸗ thaten theilhaft werden ließ. Nicht nur im Innern Eurer Herzen denn diefe, ich bin es fest überzeugt, glühen für Euren Monarchen, für die Constitution, für das Vaterland sondern auch in den äußeren Zeichen zeiget Euch als wahre Triestiner. Lasset Euch nicht täuschen von gegneri⸗ schen Einflüsterungen! Möge der Fremde seine Farben tragen, die Ab— zeichen seiner Nation. Wir wollen die unseren tragen, und diese sind von Desterreich und Triest. Vertraut Euren rechtlichen Behörden. Sie sind stark, staik, denn sie stützen sich auf Euch, auf unsere wackere National⸗ Garde, die Blüthe der Bürger, daher auf die Bürger selbst.

Es lebe Oesterreich, und Triest mit Oesterreich! Es lebe die National Garde! Der Gouverneur des Küstenlandes Robert Altgraf von Salm.“

In demselben Blatte liest man:

„Das heute Mittag von Venedig eingetroffene Dampfboot brachte uns die Nachricht von den dortigen Ereignissen. Es bedarf keiner Erwähnung, welchen tiefen Eindruck dieselbe auf die Gemüther hier im eisten Augen— blicke machte, doch stärkte Alle das Bewußtsein der Einigleit und der allge⸗ meinen unerschütterlichen Treue und Anhänglichkeit an unsere Constitution und unser Kaiserhaus. Man vergaß hier feinen Augenblick, wie glücklich ein Land ist, wenn Regent und Volt auf einander sich stützen können. Der Aufruf Sr. Excellenz unseres Gouverneurs (siehe oben) trug vollends dazu bei, die Bevölkerung zu beruhigen. Er ward faum veröffent— licht, als Tausende vor das Regierungs- Gebäude eilten, um dem Kaifer, der Constitution, der Nationalfarbe, dem Vaterlande und dem Gou verneur ein stürmisches Lebehoch zu bringen, und die Begeisterung der Menge steigerte sich, als Se. Excellenz vom Balkon das Volk anredete und ihm versicherte, daß Se. Majestat der Kaiser von den loyalen Gesinnungen der Triestiner in Kenntniß gesetzt werden soll. Nachmittags versammelte sich die National-Garde, zog, die Militair⸗Musik an der Spitze, durch die Straßen und wurde von der Bevölkerung aufs fieudigste und lebhafteste begrüßt. Man sah Thränen in vieler Männer Augen, als Bürger und Militair sich herzlich umarmten. Ueberhaupt beurlundet sich hier der beste Geist, und wir dürfen der Hoffnung Raum geben, daß durch festes Zusam menhalten Aller die Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten bleiben werde, deren wir uns, Dank dem gesunden Sinne unserer Bevölkerung, bis in die— sem Augenblicke erfreut haben.“ z

Üußland und Polen.

Warschau, 26. März. Der General-Militair⸗Gouverneur der Stadt Warschau hat folgende Bekanntmachung erlassen: „Auf Befehl Sr. Durchlaucht des Statthalters des Königreichs fordere ich hiermit die Einwohner der Stadt Warschau auf, daß Alle, außer den in aktivem Dienst stehenden Armee-Offiziren und etatsmäßigen Civil⸗ Beamten, jegliche bei ihnen sich befindende Feuerwaffe binnen 24 Stunden, von dieser Aufforderung an gerechnet, im hiesigen Polizei⸗ Büreau niederlegen. Wer der Verheimlichung einer solchen Waffe überführt wird, der wird vor das Kriegsgericht gestellt werden. Die bei der Polizei abgegebenen Gewehre sind mit angehängten und be⸗ siegelten Zetteln zu versehen, auf welchen zu bezeichnen ist, wem die Waffe gehört. Die Eigenthümer werden Bescheinigungen über die niedergelegten Gewehre empfangen. Der General- Adjutant Fürst Gortschakoff.“

Ferner macht auf Befehl des General-Militair⸗Gouverneurs der Ober -Polizeimeister von Warschau, General-Major Abramowitsch, be—⸗ kannt, daß ein Jeder, der jetzt Abends nach 11 Uhr auf den Straßen geht, eine Laterne mit brennendem Licht bei sich haben müsse, von welcher Verpflichtung nur die Militairs ausgenommen sind. Wer dieser Bestimmung zuwiderhandelt, soll sofort von den Polizei— Patrouillen verhaftet werden. . .

Der Sccretair der russischen Gesandtschaft am Hofe von Neapel, Wirkliche Staatsrath Ustinoff, ist von Wien und der Secretair der französischen Gesandtschaft am russischen Hofe, Herr Mercier, von St. Petersburg hier angekommen.

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Paris, 25. März. So eben ist folgendes Dekret erschienen: „In Erwägung, daß es vom höchsten Interesse ist, auf neuen Grund⸗ lagen ein besonderes Corps zu errichten, welches über die öffentliche Sscherheit, die Ordnung, den Straßen ⸗Verkehr und die vorläufige Aufrechthaltung der seitherigen straßenpolizeilichen Vorschriften zu wachen hat, verfügt die provisorische Regierung: Es soll durch die Fürforge des Ministers des Innern und des Maire von Paris ein besonderes Corps unter dem Titel: „Wächter von Paris“ errichtet werden. Diese Wächter sollen nicht bewaffnet sein. Ihr Beruf wird sein, über den öffentlichen Frieden, so wie über die Sicherheit der National-Anstalten und des Privat- Eigenthums, zu wachen. Sie werden allen Personen, die dessen bedürfen, wohlwollenden Schutz ge⸗ währen. Sie sollen so zahlreich sen, daß Jeder von ihnen über die Sicherheit von 60 bis 105 Häusern wachen kann. Die Kosten ihrer Unterhaltung sollen durch eine besondere Steuer aufgebracht werden, welche einzig auf den Haus -Eigenthümern und solchen Miethern lasten soll, die über 1000 Fr. Miethe zahlen.“

Da seit kurzem mehrere nächtliche Umzüge mit Fackeln stattge⸗ funden, so hat der Polizei⸗Präfekt die Bürger in einer Proclamation aufgefordert, sich dieser Umzüge zu enthalten, weil sie der handeltrei⸗ benden Bevölkerung immer lebhafte Unruhe erregen. ;

Ein Klub, der sich zu Agen im Präfektur⸗Gebäude gebildet hatte, ist auf Befehl der Behörde und des Regierungs- tommissars aufge⸗ löst worden, der diese Entscheidung auch sofort vollziehen ließ, wobei er sich auf die Nationalgarde und die Truppen stützte.

Der republikanische Klub für die Wahlfreiheit hat zu Kandidaten bei den allgemeinen Wahlen, außer sämmtlichen Mitgliedern der pro⸗ visorischen Regierung, die Herren Cormenin, Abbé Lacordaire, Abbé Coquerel und Buchez gewählt. Er hat außerdem beschlossen, acht oder zehn Plätze für Arbeiter oder Werkmeister aufzubewahren. Die⸗ ser Klub, dessen Vorsitzender Herr Viennet ist und der aus Trümmern der konservativen Partei und aus Legitimisten besteht, erklärt, daß er Mäßigung und Versöhnung will.

Der Arbeiter-Klub „Atelier“ hat in einer Adresse an die provi— sorische Regierung erklärt, daß er durchaus für die Rückkehr der Truppen nach Paris sei. Dieselbe Gesellschaft hat beschlossen, den ersten Truppen, die nach Paris kommen würden, entgegenzuziehen, um zu bezeugen, daß das Volk sie nicht widerwillig und mit Miß— trauen, sondern als Landsleute und Brüder empfange.

In seinen letzten Versammlungen hatte das Vertheidigungs⸗ Comité der Republik beschlossen, der Regierung die Errichtung von drei Lagern vorzuschlagen, nämlich vor Dijon, in der Umgegend von Metz und im Süden. In Folge der in Preußen und Oesterreich vorgefallenen politischen Ereignisse hat aber der Präsident des Ver⸗ theidigungs - Comité's, Herr Arago, den Vorschlag gemacht, jede Art von Entwürfen dieser Art zu vertagen, damit man nicht dem Budget Ausgaben ausbürde, welche die gegenwärtige Sachlage viel- leicht völlig unnütz mache. Dieser Vorschlag wurde vom Comitè einmüthig genehmigt.

793 Das Geschwader zu Toulon, welches drei Dreidecker, mehrere andere Linienschiffe, Fregatten und Dampfböte zählt, hat esehl veg. halten, unter Segel zu gehen. An der Befestigung und Vertheidi⸗ gung der Werke von Algier wird thätig gearbeitet; die Batterieen

werden mit schweren Geschützen besetzt. Der gestern mit seinem Adjutanten hier angelangte General Changarnier reist morgen nach Algerien zurück, um den Posten des

General-Gouverneurs zu übernehmen.

Sroßbritanien und Irland.

London, 25. März. Ihre Majestät die Königin befindet sich wieder so wohl, daß keine Bülletins mehr ausgegeben werden.

Die Blätter sind sortwährend so sehr mit Berichten aus Deutsch— land und Frankreich gefüllt, daß sie für ihre inneren Angelegenheiten wenig Naum übrig behalten. Dazu kommt, daß auch nicht viel zu berichten scheint, indem die Ruhe in allen Gegenden des Landes zu⸗ rückgekehrt ist und die Verhandlungen des Parlaments wenig Inter⸗ esse bieten. Die Untersuchung gegen die drei Irländer wird nach dem Urtheil der Times kein anderes Resultat haben, als daß kein Zweifel über die Gesinnung der Regierung übrig bleibt. Zu einer wirklichen Anklage auf Hochverrath wird es vermuthlich an schar⸗ fen technischen Beweisen fehlen. Selbst die, Anklage auf Exrre⸗ gung von Aufruhr wird auf Schwierigkeiten steßen, indem es wahrscheinlich nicht möglich sein wird, den Wortlaut der ge⸗ sprochenen Reden genau festzustellen. „Ueberdies“, heißt es in der Times, „dürfen wir nicht vergessen, daß irländische Staatsprozesse einen ganz eigenthümlichen Charakter haben und an Bedingungen und Zufälligkeiten geknüpft sind, die man in der juristischen Atmosphäre anderer Länder gar nicht kennt. Vor einer irländischen Queens⸗ Bench können taufend Dinge vorksmmen, die anderwärts unmöglich sind. Die Angeklagten mögen ihren Rechtsbeistand herausfordern, die Beistände mögen? sich gegenseitig herausfordern, die Richter mö⸗ gen sich auf der Bank mit einander zanken: und mach einem endlosen Prozeß und einer triumphirenden Freisprechung werden die Angeklag⸗ ten auf den Schultern eines brüllenden, aufrührerischen und höhnen⸗ den Pöbels weggetragen.“ „Lord Clarendon“, bemerkt die Times weiter, „konnte die Sache nicht unbeachtet lassen, ohne die Wühlerei in der Meinung Vieler zu ermuthigen und kühner zu machen.“

Der Globe schreibt über die deutschen Bewegungen: „Wenn es jemals gehofft werden konnte, daß Volkebewegungen, nachdem sie einmal ausgebrochen sind, sich selbst zu mäßigen wissen, so ist dies der Fall bei den Völkerschaften, welche den deutschen Bund ausma— chen. Doch auch hier, wie überall, zwingen uns die Schwierigkeiten, welche mit einer politischen Reorganisatioön verbunden sind, und die zahlreichen Enttäuschungen, die nicht ausbleiben, wenn die Hoffnungen, welche man auf neue politische Formen setzt, hoch angeschlagen sind diese Umstände zwingen uns, inne zu halten, ehe, wir den Deut⸗ schen Glück wünschen können zu der Vollendung ihres nationalen Fortschrittes. Aber der deutsche National-Charakter läßt uns bessere Hoffnungen schöpfen, als der französische, daß die plötzlichen Wunden der inneren Eintracht bald wieder ausheilen werden.“

Die Auswanderung der Engländer aus Frankreich dauert noch immer fort. In der vorigen Woche brachten die Dampfschiffe deren 1392 von Boulogne herüber, während vur 453 Personen aus Eng⸗ land nach Boulogne reisten, von denen die meisten durch Geschäfte nach Frankreich geführt wurden.

nieder ande.

Amsterdam, 25. März. Es haben hier gestern einige un— bedeutende Exzesse stattgefunden, die aber von keinen weiteren Fol gen gewesen sind. Sie wurden durch einen Aufruf an die arbeitende Klasse veranlaßt, die von einem Ungenannten aufgefordert worden war, sich auf dem Dam zu versammeln, um Arbeit zu erhalten. Mehrere Bewohner der Stadt haben sich erboten, zur Aufrechthaltung der Ruhe mitzuwirken, und der Magistrat hat dies Anerbieten ange— nommen.

Das neue Ministerium ist noch immer nicht zusammengestellt.

Rotterdam, 21. März. Heute Nachmittag wurde hier von einer unermeßlichen Menschenmenge unter dem größten Jubel die neue deutsche dreifarbige Flagge begrüßt, welche von dem aus Köln angelangten Dampfschiffe des Nieder- und Mittel⸗Rheins wehte.

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Brüssel, 26. März. (Aach. Ztg.) Die Sectionen der Kam⸗ mer sollen die Ansicht ausgesprochen haben, daß in Folge der Ercig⸗ nisse zu Berlin und Wien man keiner Anleihe von 40 bis 45 Mill. bedürfe, wie das Gouvernement vor diesen Begebenheiten verlangt hatte. Man ist nämlich überzeugt, daß schon eine Summe von 20 bis 25 Millionen ausreiche, um die Rüstungen und die Bedürfnisse zur Aushülfe und Unterstützung der Industrie zu bestreiten. Man scheint auch dem Plan einer Pegsonalsteuer nicht gewogen und, möchte das Geldbedürfniß auf den Grundbesitz, die Accise und die Zölle schlagen, während man auch 19 Mill. neues Papiergeld in Circula- tion setze.

In nächster Woche wird der Entwurf zur parlamentarischen Re⸗ form schon der Kammer vorgelegt werden. Die Functionen eines Senators und Repräsentanten sollen hinfort mit folgenden Aemtern unvereinbar sein: 1) mit allen absetzbaren, vom Staate besoldeten Aemtern, mit Ausnahme desjenigen eines Ministers; 2) soll keine Militairperson wählbar sein; 3) eben so soll kein Präsident eines Tribunals erster Instanz, kein Friedensrichter u. s. w. gewählt wer den können.

Wie man hört, sind schon Befehle gegeben worden, Bankbillets von 20, 15 und 10 Frs. zu zeichnen, eine Maßregel, die den Ver⸗ kehr sicher erleichtern wird.

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Nom, 15. März. (A. 3.) Die (bereits erwähnte) römische Verfaffung, welche den Titel führt: „Grundgesetz der weltlichen Re gierung des Kirchenstaats“, besteht aus 69 Artikeln. Das Kardinals⸗ Kollegium bleibt ein von der Person des Papstes untrennbarer Se⸗ nat. Für die Gesetzgebung werden zwei Raths-Versammlungen mit berathender Stimme eingesetzt. Die eine Kammer heißt der hohe Rath, die andere der Deputirten Rath. Der Papst beruft, vertagt und schließt beide. Die Sitzungen dauern sährlich nicht über drei Mongte. Drei Monate nach erfolgter Auflösung wird der Deputir-= ten- Rath aufs neue durch Wahl berufen. Behufs einer gültigen Sitzung muß die Hälfte der Mitglieder anwesend sein. Stimmen mehrheit entscheidet. Die Sitzungen sind öffentlich, und die Verhand⸗ lungen werden gedruckt. Die Mitglieder des hohen Raths werden auf Lebenszeit ernannt; hohe Staatsämter, wissenschaftliche Verdienste und 4000 Scudi Einkommen befähigen dazu. Die Deputirten⸗Kam⸗ mer wird gewählt, so daß auf je 30,000 Seelen ein Deputirter trifft. Wähler sind außer den Orts Oberen und Gemeinde⸗Vorständen alle mit 12 Scudi jahrlich Besteuerten. Wählbar sind die Besitzer eines Kapitals von 3000 Scudi oder solche, die 100 Seudi Steuer zah= len, dann Kollegien⸗Mitglieder, Universitäts⸗Professoren u. s. w. Die Wähler müssen 25, die Wählbaren 30 Jahre alt sein. Die Depu⸗ tirten Kammer wählt ihren Präsidenten und Vice⸗Präsidenten selbst. Die Mitglieder beider Kammern dienen unentgeltlich. Alle Gesetze

und Auflagen müssen von beiden Kammern diskutirt und votirt wer⸗ den. Kraft erhalten sie durch die Sanction des Souverains. Die Gesetzvorschläge gehen vom Ministerinm oder von einer der Kammern auf Verlangen von 10 Mitgliedern aus. Kirchliche Angelegenheiten gehören nicht zum Bereiche der Kammern; eben so nicht die diploma⸗ tischen kirchlichen Angelegenheiten des heiligen Stuhls. Finanzsachen und Handelsverträge müssen den Kammern vorgelegt werden. Di⸗ rekte Auflagen werden für ein Jahr, indirekte für mehrere Jahre zugestanden. Vorschläge, die in der einen oder anderen Kammer verworfen worden, dürfen in derselben Session nicht mehr vorgebracht werden. Nur die Deputirten-Versammlung hat das Recht, die Mi⸗ nister in Anklagestand zu versetzen. Jeder majorenne Bürger hat das Petitionsrecht. Die päpstliche Civilliste ist auf 600, 0110 Scudi ge⸗ stellt. Die Justiz ist für unabhängig erklärt; die persönliche Freiheit verbürgt; alles Eigenthum ohne Ausnahme hilft die Staatslasten tragen; die Bürgergarde ist Staats-Institut, Tie Censur in politi⸗ schen Bingen hört auf; die kirchliche besteht fort, und eben so bleiben die Theater der Censur unterstellt.

Sriechenland. Athen, 10. März. (K. 3.) Der Finanz⸗Minister hat die Gesandten der fremden Mächte, welche die griechische Anleihe ver⸗ bürgt haben, benachrichtigt, daß die Summe für die am 1. April sällige Zahlung bereit sei.

Berlin, 29. März. Der folgende Artikel ist der Redaction der Allg. Preuß. Ztg. mit dem Ersuchen um Aufnahme desselben in ihr Blatt zugekommen:

Die Spenersche Zeitung vom 28. d. M., indem sie über den Inhalt einer von Herrn von Gagern im hiesigen Universitäts—⸗ Gebäude gehaltenen Rede in kurzen Worten berichtet, legt Jenem die Aeußerung in den Mund:

in Bavern allein habe die Bildung eines deutschen Parlaments und die Verwirklichung deutscher Einheit und Einigung Widerstand gefunden.

Wir dagegen können die bestimmte Erklärung geben, daß, wie der nunmehr abgetretene König Ludwig bereits in seiner Proclamation vom 6. d. Mts. ausgesprochen hatte,

„daß Deutschlands Einheit durch wirksame Maßregeln gestärkt, dem Mittelpunkte des vereinten Vaterlandes neue Kraft und natio⸗ nale Bedeutsamkeit durch eine Vertretung der deutschen Nation gesichert werden solle“, so auch der nunmehr regierende König Maximilian vor den versam⸗ melten' Ständen Bayerns sich bereits in gleicher Weise laut ausge⸗ sprochen und die zur Verwirklichung der Bundes- Reformen nöthigen Einleitungen auch seinerseits schon getroffen hat.

Der geringste Zweifel hierüber wird schon durch einfache Hinweisung auf die Thatsache widerlegt, daß Bayern bereits zu einer Zeit, wo man zu München den neuesten Umschwung der Dinge in Berlin noch nicht fennen konnte, einen eigenen Bevollmächtigten nach Dresden und Berlin abordnete, um daselbst die einschlägigen Anträge zu stellen Anträge, die inzwischen Königlich preußischer Seits prinzipiell ange⸗ nommen erscheinen.

Möge zum Schlusse die erneuerte Mahnung zum wechselseitigen Vertrauen Platz sinden, denn durch dieses ist einiges Handeln auf dem Wege der Reformen bedingt.

In Bayern werden weder König noch Volk zurücksttehen; beide erkennen die Zeichen der Zeit, beide sind entschlossen, innerhalb ihrer Sphäre zur Regeneration Deutschlands treu und kräftig mitzuwirken.

Berlin, den 28. März 1848.

In der Sammlung des Unterzeichneten für die Verwundeten und Hinterbliebenen der im Kampfe Gefallenen ist ferner eingegangen: von Herrn Bezi ks-Vorsteher Hasselbach 50 Rthlr., von Herrn Hof⸗ rath Lehwes für Civilisten 2 Frd'or., für Militairs 1 FIrd'or., von Herrn Tav. Schwartz durch Kollekte vor seinem Hause, Friedrichs= sraße 73, 32 Nthli. 20 Sgr., ven Herrn Buchbinder Heufelder, Friedrichsstraße 95, für von demselben zum Besten der Hinterbliebenen verkaufte Kokarden 7 Rthlr. 13 Sgr., von Herrn Bezirks⸗Vorsteher Hasselbach, als Rest aus seiner Sammlung, 8 Rthlr., von Herrn Kammer-Rath Dorzug 5 Rthlr.', von Herrn Ober⸗Baurath Langhans 5 Rthlr., von Herrn Bezirks Vorsteher Berner durch Kollekte 1355 Rthlr. 18 Sgr. 6 Pf., von demselben ihm durch einen Ungenannten behändigt 100 Rthlr., von demselben aus verschiedenen Becken Unter den Linden und am Brandenburger Thore gesammelt 298 Rthlr. 17 Sgr. zusammen 1754 Rthlr. 5 Sgr. 6 Pf., von Mad. Gabrielli 10 Rthir., von Fräul. d'Heureuse 5 Rthlr., von Herrn Buchhändler Dumont in Köln, die Sammlung der Expedition der Kölnischen Zei⸗ tung, 500 Rthlr., von Herrn Wendorff durch eine Unterhaltung der? Malmenéschen Kinder 4 Rthlr., von demselben durch Sammlung vor dem Hause 6 Rthlr., von Herrn Stieff und Harraß in Potsdam 11 Rihlr. 10 Sgr., von denselben durch deren Fabrik- Arbeiter 8 Rthlr. 20 Sgr., von Herrn Gasthofsbesitzer Schrader 5 Rthlr., von demselben durch Sammlung 4 Nthlr. 14 Sgr. 6 Pf., von Herrn P. M. Sachße, Kaufmann in Elsterwerda, 3 Rthlr., durch den Ge⸗ neral-Intendanten der Königl. Schauspiele, Herrn von Küstner, die volle Einnahme der französischen Vorstellung am 24sten d. 50 Rthlꝛ. 22 Sgr. 6 Pf., von Herrn Dr. Scheibel 3 Rthlr. G., von Frau Pꝛof. Rudorff 5 Kthlr. nebst einer Quantität Charpie, von Herrn Bischof Roß 25 Rthlr., von demselben durch Sammlung bei der Morgen⸗ Andacht in der Nikolai-Kirche 33 Rthlr. 25 Sgr., in der Marien Kirche 14 Rthlr. 15 Sgr. 6 Pf., in der Kloster-Kirche 8 Rthlr., durch Herrn Bezirks -Vorsteher Kahlbaum eingegangen von Hermn Schloß? Hauptmann von Arnim 11 Rthlr., von Herrn Grafen von Voß 3 Rthlr. 4 Sgr., von Herrn Kammergerichts Rath Kuhn 10 Rihlr., von Herrn Senator Wagner in Stralsund durch Sammlung 100 Rthlr., von Frau Ober⸗Bürgermeister Pinder in Breslau durch Sammlung 117 Rthlr. nebst 12 Pfd. Charpie, von Herrn Assessor Delbrück in Bergen auf Rügen durch dessen Sammlung 56 Rthlr., die fürstlich Radziwillsche Familie 100 Rthlr.

C. Duncker, Stadtverordneter.

Loocse * 6 S geren zum Besten unserer verwundeten Mitbürger und der ; Din kerbliebenen der im Kampfe Gefallenen. ( Ohne den geringsten Kosten-Abzug. ;

Die Gegenstände der BVerloosung bestehen in Geschenken von Kunst⸗ und Handarbeiten, welche auch ferner in Trautwein's Buchhandlung, Breite Straße Nr. 8, erbeten werden. .

Wilhelm Ermeler, Kommerzien⸗Rath, Breite Straße Nr. 11, J. Guttentag, Buchhändler, Breite Straße Nr. 8, J. Munk, Nialer, Neue Fiiedrichsstraße Nr. 8. z. NMellst ab, Et. Wachg, Kammergerichts⸗Astessor, Neuen Markt 4, Keonsul Wagener, Brü⸗ derstraße Nr. 6, Dr. X. 46 l, en en m. Neue Friiedrichsstraße

r. 18S a4.

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