1848 / 91 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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die Nothwendigleit militairischer Hülfe im nächsten herbeiführen kann, hat es Seiner Majestät zu nicht geringer Beruhigung gereicht, daß schon der ordentliche Lauf der Geschäste die geseßzlichen Vertreter des Landes um Allerhöchstihren Thron versammest hat. en, n,

„Denn Se. Majestät, mit Sicherheit erkennend, daß die bisherigen Ein- richtungen des Landes unter den völlig verändersen Umständen weder dem Königlichen Hause noch dem Lande Genüge leisten können, haben nicht an= gestanden, aus freiem Entschlusse, ohne Zögern, alles dasjenige zu gewähren, was zu Begründung eines neuen kräftigeren Lebens nöthig scheinen kann.

„Nur das wollen Se. Majestät, daß in allen Stücken der Weg, den die voõn Allerhöchstdemselben mit den Ständen vereinbarte Verfassung vor⸗ zeichnet, und die Bahn des Gesetzes unverbrüchlich eingehalten werde, in der Ueberzeugung, daß jeder scheinbare Vortheil, der . andere Weise erlangt werden möchte, nur zu allgemeinem Verderben gereichen kann.

„In diesem Sinne haben Se. Majestät bereits Maßregeln getroffen, um mit Erfolg dahin zu wirken, daß die Verfassung des deutschen Bundes, auf welcher zunächst die Sicherheit Deutschlands beruht, in der durch die Bundesakte gegebenen Form zu größerer Festigkeit ausgebildet und durch Vertretung des deutschen Volks bei der k selbst zu voller Entwickelung gebracht werde.

„Richt minder haben Se. Majestät zu besehlen geruht, daß die innere Verfassung und Verwaltung Allerhöchstihres Köni reichs also geordnet werde, daß durch Freiheit der Presse und des = . . durch Selbst⸗ ständigkeit und Oeffentlichkeit in der Verwaltung der Stadt- und Landge⸗ meinden, durch Beseitigung aller Exemtionen, durch Herstellung der ursprüng⸗ lichen Kraft der Gerichte, durch Vereinfachung des Staatshaushalts und durch Verantwortlichkeit Allerhöchstihrer Diener Geist und Wohlfahrt des Volkes rascher gehoben und der demselben beiwohnende Sinn für Ordnung und Recht gestärkt werde. .

„Es ist der Wille Seiner Majestät, daß diese Allerhöchstihre Zusagen ohne Uebereilung doch rasch ausgefühit und unverbrüchlich gehalten werden.

„Neben den wichtigen Arbeiten, welche erforderlich sind, um jene Grund sätze zu verwirklichen, werden Seine Masestät den Ständen vorlegen lassen, was der ordentliche Gang der Geschäfte für Erhaltung der Sicherheit, der Ordnung und der Wohlfahrt verlangt, und die Wünsche gern vernehmen, welche die Stände zum gemeinen Besten hegen möchten, da die Kürze der Zeit und der Drang der Umstände es Allerhöchstihrer Regierung unmöglich gemacht haben, selbstständig Gegenstände dieser Art vorzubereiten.

„So haben Seine Majestät unser allergnädigster König und Herr den Ständen eine Bahn zu rühmlichem und heilbringendem Wirken eröffnet, und es wird nun an Ihnen, meine Herren, sein, daß diese Bahn betreten und fest eingehalten werde. Durch jene herrliche Gabe Seiner Majestät ist die ganze Zukunft des Landes in die Hände der Stände gelegt; sie allein würde die Verantwortung treffen, wenn dieselbe ungenutzt vertümmerte.

„Dank sei es der Weisheit Sr. Majestät, daß wir auf den gegen— wärtigen großen Moment hinblicken können ohne den Schmerz, der in so vielen anderen Ländern Freude und Hoffnung verbittert. Das Land hat in sich unerschöpfte Quellen der Kraft und des Glücks, das Volk ist reich an geradem, verständigem Ernste, an Vaterlandsliebe und Treue. Was könnte uns mangeln, wenn nur der Geist der Eintracht, der seit Jahrhun⸗ derten zum erstenmale wieder alle Glieder unseres großen deutschen Vater⸗ 16 mächtig durchdringt, auch in den engeren Kreisen unseres Landes waltet.

„Dieser Geist der Eintracht ist es, auf den Se. Majestät vertrauen. In diesem Geiste der Eintracht, der kein Opfer scheuen darf, auch nicht dasjenige der eigenen Ansicht und Meinung, sind Se. Majestät Ihren

Staͤnden mit einem leuchtenden Beispiele vorangeschritten. Mögen denn die Stände so erhabener Führung folgen.

„Gott erhalte den König!

„Im Namen und Vollmacht Sr. Majestät des Königs erkläre ich die allgemeine Stände ⸗Versammlung füt eröffnet!“

(H. C) Hannover, 28. März. Kloster-⸗Nath von Wangen⸗ heim ist von hier nach Frankfurt zur Berathung über das deutsche Parlament abgereist.

Die zuerst von bremer Blättern verbreiteten Gerüchte über die Bauern-Unruhen in unserer Umgegend sind zum Theil höchst über⸗ trieben; in Loccum ist noch kein Schuß gefallen, also auch noch kein Offizier getödtet. Ein Lieutenant der reitenden Artillerie aus Wun⸗ storf hat durch einen Sturz mit dem Pferde ein Bein gebrochen; auch ist in Loccum nicht ein einziges Gebäude abgebrannt. Dagegen ist gestern ein Bataillon des celler Infanterie Regiments hier ange⸗ kommen, um in Hameln und Umgegend die Ruhe aufrecht zu erhalten.

Die trefflich eingerichtete Bürgerwehr erhält heute, am Eröff⸗ nungstage der Stände -Versammlung, die Ordnung.

So viel man hört, hat das Ministerium beschlossen, hinsichtlich der Verfassungs Aenderung folgenden Weg einzuschlagen, um die Schwierigkeiten und Hemmnisse zu beseitigen, welche der §. 180 des Tandes-BVerfassungsgesetzes jeder Aenderung der Verfassung in den Weg stellt. Der betreffende Passus dieses Paragraphen lautet; „Ein ständischer Beschluß, durch welchen die Versassungs- Urkunde abgeän⸗ dert werden soll, ist nur dann gültig, wenn derselbe entweder in der schließlichen Abstimmung einhellig gefaßt oder wenn derselbe auf zwei nach einander folgenden Landtagen jedesmal von wenigstens zwei Drittheilen der anwesenden Mitglieder jeder Kammer in schließlicher Abstimmung genehmigt wird.“ Nach diesem Paragraphen ist eine durchgreifende Verfassungs⸗Aenderung mit den größten Schwierigkei⸗ ten verbunden. Um diese zu beseitigen, will das Ministerium von ben Ständen die Aufhebung dieses §. 180 fordern, und zwar als ein Vertrauens Votum, dessen Ablehnung den Rücktritt des ganzen Ministeriums zur Folge haben würde. Ist der §. 180 nun durch einhelligen Beschluß in beiden Kammern aufgehoben, so sind damit alle Schwierigkeiten beseitigt, und es bedarf zu den Verfassungs- Aenderungen selbst nur gewöhnlicher Majoritäts- Beschlüsse. Diese Verfassungs Aenderungen werden aber so soll der Plan des Ministeriums sein nicht in einer vollständigen Re⸗ viston der Verfassung bestehen, wozu der gegenwärtige Augenblick nicht geeignet, sondern die wichtigsten Aenderungen, d. h. diejenigen Konzessionen, welche der König gemacht, die Verbesserungen, welche das Programm des Ministeriums verheißt, sollen in einer Zusatz⸗ Akte zur Verfassungs-Urkunde zusammengestellt und die Nevision und Umarbeitung der Verfassung selbst erst dann vorgenommen werden, wenn die Bieviston der deutschen Bundes-Verfassung vollendet und ramit die Grundlagen gegeben worden, auf welchen alle deutschen

Verfassungen ruhen müssen.

Königreich Württemberg. (Schwäb. Merk. Sen gart, 28. März. Die Minister haben nachstehenden Erlaß bekannt emacht:

] 22 von Seiten der Königlichen Staats-Regierung ergangenen Auf⸗ forderung, die Schritte und Maßregeln des neuen Ministeriums mit Ruhe und Vertrauen zu erwarten, ist die große Zahl der Württemberger in einer Weise nachgekommen, daß unser Land von Ruhestörungen, wie sie ander— wärts in Teutschland vorgefallen sind, verschont geblieben ist. Wenn da⸗ gegen auch in Württemberg an manchen Orten ein Geist der Auflehnung und Gesetzlosigkeit durch versuchte Einschüchterung oder Verdrängung von Orts vorftchern und anderen Gemeinde-⸗Beamten in solchem Grade überhand zu nehmen droht, daß bei fortgesetzter Unbotmäßigkeit und Widerspenstigkeit die esetzliche Ordnung in einzelnen Hemeinden einer luflösung entgegen gehen würde, sinder die Königl. Staatsregierung sich veranlaßt, vor einem soschen die Freiheit

selbst gefährdenden und erstörenden Mißbrauch ihrer verfassungs mäß en, den sämmtlichen Staals-Angehörigen neu 2 Freiheit nachdrücklich

zu warnen. Denn nicht dies ist der Sinn der Se. Majestät der König den Wünschen . Volkes entgegengekommen sind, daß fortan 4 den Gesetzen Trotz geboten und das Ansehen welilicher und geistlicher Obrigkeit mißachtet werden dürfte. Die Pflicht ver- fassungsmäßigen Gehorsams, wie der Leistung der schuldigen Abgaben, dauert für den Württemberger fort, und die Gesetze 66 nicht aufgehoben, sondern stehen nach wie vor in Kraft, und ihre Diener bleiben mit der

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Macht bekleidet, die Uebertreser zu bestrafen und die Schuldigen zu treffen. Alle Veamten und Orts-Obrigkeiten werden daher aufgefordert, den ihnen anvertrauten Posten in dieser schweren und e, en,. Zeit, so lange sie nicht im gesetzlichen Wege davon entbunden sind, nicht u verlassen und das Ansehen des Gesetzes mit den durch das Gesetz in ihre Hand gelegten Mitteln ohne Furcht, mit, Umsicht und Entschlossenheit, jedoch unter Beobachtung jeder dem constitutionellen Staatsbürger gebüh⸗ renden Rücksicht aufrecht zu erhalten. Die Freunde wahrer Freiheit aber mögen mit vereinten wf dahin wirken, daß die Behörden in ihren pflicht⸗ 6 Bemühungen Unterstützung finden, daß jede Art des Eigenthums geachtet, jede rechtmäßige Verpflichtung gegen den Staat, wie gegen Ein⸗ zelne, gewissenhaft erfüllt, der Weg der Ordnung und des Rechts nicht ver⸗ lasfen und der Name der Württemberger durch strafbare Ausbrüche roher Zügellosigkeit und Gewalt nicht entehrt werde. Stuttgart, den 26. März 1848. F. Römer. G. Beroldingen. Du vernoy, Pfizer. Graf von Sontheim. Goppelt.“

Kurfürstenthum Hessen. (gass. Ztg. Kassel, 28. März. In der gestrigen Sitzung der Stände - Versammlung, wurde der Gesetz⸗- Entwurf wegen Gewährung vollständiger Amnestie rück-= sichtlich aller bisher vorgekommenen, auf Verletzung der Verfassung oder deren Umsturz gerichteten Unternehmungen in Berathung ge nommen und hierauf mit der Modification, daß sich die Amnestie auch auf die vor dem Jahre 1830 vorgekommenen Fälle erstrecken solle, einstimmig angenommen.

Großherzogthnm Hessen und bei Rhein. Das Re⸗ gierungsblatt vom 28sten enthält folgendes Edikt, die zeitgemäße Entwickelung der inneren Verfassung der evangelischen Kirche des Großherzogthums betreffend. „Ludwig von Gottes Gnaden Erb⸗ Großherzog und Mitregent von Hessen und bei Rhein ꝛc. 3c. In der Absicht, die evangelische Kirche in ihren segensreichen Wirkungen zu fördern, haben Wir auf Antrag Unserer kirchlichen Behörden be⸗ schlossen, eine weitere zeitgemäße Entwickelung der inneren Verfassung der evangelischen Kirche des Großherzogthums in der Art anzubahnen, daß namentlich den Gliedern des nichtgeistlichen Standes die ihnen gebührende Mitwirkung nicht länger vorenthalten bleibt. Wir werden sofort eine Kommission mit dem Entwurfe einer solchen Verfassung beauf⸗ tragen und denselben einer aus Gliedern des geistlichen und weltlichen Standes durch freie Wahl zu bildenden Synode zur Berathung vor— legen. Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und des beige⸗ drückten Staats- Siegels. Darmstadt, am 25. März 1848.

Ludwig. H. Gagern.“

Am 27. März wurde der Hofgerichts-Rath, Viktor Freiherr von Lepel dahier, mit dem Charakter eines Geheimen Raths, zum außer⸗ ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei der deutschen Bundes-Versammlung ernannt. Der bisherige Bundestags⸗Gesandte, Geheimer Rath Freiherr von Gruben, ist unter Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste in Ruhestand versetzt.

(5. J.) Aus dem Bericht über die Sitzung der zweiten Kammer vom 27. März theilen wir Nachstehendes bereits heute mit: Der Minister von Gagern tritt ein, beschreitet die Rednerbühne und spricht die Kammer also an: -Die Staats ⸗-Regierung hat ernsten Grund, zu fürchten, daß der Friede Europa's gestört werden wird. Es ist für das Bestehen völkerrechtlicher Verhältnisse wohl ziemlich gleichgültig, ob eine Volks -Regierung der anderen direkt den Krieg erklärk oder innerhalb ihres Gebiets geschehen läßt, daß kriegerische Rüstungen zum Zweck, den Frieden eines Nachbar⸗Staates zu stören und die dart-bestehende Ordnung über den Haufen zu werfen, statt⸗ sinden, diese Rüstungen unterstützt und ihre Sympathieen dafür er⸗ klärt. Eine solche Lage der Dinge droht, nach den Mittheilungen, welche ich der verehrlichen Kammer vorzutragen die Ehre haben werde, zwischen Deutschland und Frankreich einzutreten. Die Rede des Herrn Ledru⸗Rollin, des einflußreichsten Mitglieds der provisorischen Regierung, von Frankreich, ist in allen Blättern zu iesen. Unter diesen Umständen wird es der Re⸗ gierung zur Pflicht, Stände und Volk auf die kommenden Gefahren aufmerksam zu machen, die Maßregeln zu ergreifen, die in unserer Macht liegen, um das Vaterland zu vertheidigen und auf die Opfer vorzubereiten, welche die Vaterlandslie begern bringen wird. Deutsch⸗ land ist im Begriff, sich neu zu gestalten; es will aber seine Ent⸗ wickelung selbst fortführen und wird einem räuberischen Wesen, wo⸗ durch eine neue Ordnung der Dinge aufgedrungen werden soll, zu widerstehen wissen. Die Regierung bittet um ein Vertrauens-Votum bezüglich der Maßregeln, die zu treffen sind, und bezüglich der Kosten, die dadurch entstehen können. Die Regierung hat bewiesen, daß sie gern sich auf den Rath des Volkes stützt, Geheimnisse, wenn sie nicht durch die Natur der Sache geboten sind, nicht liebt, und in dieser ihrer Haltung hofft sie Anspruch auf das Vertrauen der Stände und des Volks zu haben.“ Diefer Ansprache nach läßt der Herr Minister die Verlesung von belegenden Aktenstücken folgen.

Dem Frankf. Journal wird ferner aus Darmstadt vom 27sten geschrieben: „Nachdem det Minister des Innern, Herr von Gagern, der zweiten Kammer in ihrer heutigen Sitzung die Mittheilung gemacht hatte, daß am 24sten d. zu Paris eine große Versammlung kriegs⸗ lustiger Republikaner stattgefunden, daß bereits von französischer Seite, jedoch nicht durch regulairt Truppen, ein Einfall in Belgien gesche— hen, und daß andere kriegslustige Haufen sich in der Richtung nach Metz und Straßburg in Bewegung gesetzt hätten, um in Deutschland einzufallen; nachdem der Herr Minister über alle diese Thatsachen der Kammer detaillirte Rachweisungen gegeben und darauf gestützt

erheißungen, mit welchen

ein Vertrauens ⸗Votum in Betreff aller zur Sicherheit des Staates Mu ergreifenden Maßregeln verlangt hatte, säumte die Kammer nicht,

die Tringendheit des Llugenblicks erwägend, und nach Anhörung der

vereinigten Ausschüsse ein solches Votum sofort zu bewilligen. Die andes bewaffnungs-Frage, die schon in lebhaftem Betrieb war, wird un sehr bald ihre Erledigung finden.

Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin. Schwe⸗

. X. März. Der gestrige Abend ist, obgleich die ganze Stadt

Bewegung war, ohne die geringste Störung vorübergegangen.

dom Magistrate ist der Senator Pohle zum Deputirten für die frank⸗ urter Versammlung erwählt worden.

Soerzogthum Braunschweig. (H. C.) Braun⸗ (ch wesg, 26. März. Hier ist folgende Proclamation erschienen: Wilhelm, Herzog 2c. Mit innigem Bedauern haben Wir vernommen, daß auch in Unserem Lande Störungen der gesetzlichen Ordnung und Ge— valtthätigkeiten vorgekommen sind. So sest Wir entschlossen sind, mit allen

Unseren Kräften zu der Verwirklichung der schönen Aussichten beizutragen,

welche sich fär das geliebte deutsche Vaterland eröffnet hahen, so sest sind Wir auch überzeugt, daß dieses Ziel nur dann mit Sicherheit erreicht wer⸗ den kann, wenn die Gesetze vor Allem geachtet und 1g. werden. Wir richten daher an alle Bewohner des Landes die dringende Aufferderung, je—= der Gesegzwitrigkeit ernst und bestimmt entgegenzutreten, und erklären zugleich, daß auch Wir Unsere landesfürstliche Pflicht erfüllen und keine Uebertretun— n des Gesetzes dulden werden. Braunschweig, den 24. März sas. Wilhelm, Herzog. von Schleinitz. F. Schulz. von Geyso.“

Herzogthum Holstein. (Alt. u. Hamb. Bl. Rends—⸗ burg, 27. März. Der kommandirende General, Prinz Friedrich zu Schleswig- Holstein, hat an die heute früh ausgerückten Truppen nachstehenden Aufruf gerichtet:

„Soldaten! Das Vertrauen der Herzogthümer ruft mich an Eure Spitze; ich schätze mich glücklich, n diesem heiligen Kampfe für das theure

Vaterland Euer Führer zu sein. Der Kampf hat begonnen, der Däne rückt an des Vaterlandes Gränze, schleswig- holsteinischer Muth wird ihm mit Gott den Weg über die Belte zeigen. Schaaret Euch mit Pertrauen um Eure neuen Führer, die, begeistert wie Ihr von Vaterlandsliebe, Euch zum Siege führen werden. Die edelsten Manner und Jünglinge des Vaterlan⸗ des eilen zu Euren Fahnen ganz Deutschland sendet Euch seine besten Männer! Auf denn. mit Gott! Laßt uns den Dänen schlagen, wo wir ihn finden bevor fremde Truppen uns den Lorbeer entwinden. Ziehet mit Gott, meine Waffenbrüder, die Ihr die Vorhut bildet, am Tage der Ehre bin ich bei Euch!

Rendsburg, den 27. März 1848.

Friedrich Prinz zu Schleswig-⸗Holstein.“

Die provisorische Regierung hat die vereinigte Stände⸗Versamm— lung der Herzogthümer Schleswig- Holstein zum 3. April d. J. ein⸗ berufen. Zum Kommissarius für die ständische Versammlung ist Herr Bremer, Mitglied der provisorischen Regierung, ernannt worden.

Durch eine Verfügung der provisorischen Regierung vom 26. März wird die Kopfsteuer aufgehoben.

Der Etatsrath C. P. Francke ist zum Präsidenten der schleswig⸗ holsteinischen Regierung ernannt worden.

Kiel, 27. März. Nachdem das Dampfschiff „Skirner“ gestern schon nach Kopenhagen zurückgegangen war, ist demselben heute der „Hecla“ gefolgt. Beide hatten eine große Anzahl flüchtender däni⸗ scher Familien an Bord. Es waren dies meistens Offiziere und Zoll⸗ beamte, welche die neue Ordnung nicht anerkennen. Den rendsburger Offizieren ist die Route über Lübeck speziell vorgeschrieben, daher diese Kiel nicht berührten. Glücklicherweise ist während der Anwesenheit sener Schiffe nicht die geringste Unannehmlichkeit für deren Beman— nung vorgefallen. .

Die Zahl der mit dem „Skirner“ angekommenen deutschen Kollegien⸗ Beamten beträgt 20, von denen Viele jetzt schon in den Büreaus der provisorischen Regierung angestellt worden. Da erst am Freitage die gänzliche Erfolglosigkeit der Stände⸗-Deputation entschieden ward, hat natürlich eine große Zahl der deutschen Beamten in Kopenhagen noch zurückbleiben müssen. Die Mitgekommenen hatten sich zum Theil unter Zurücklassung ihrer Familien und ihrer Effekten sogleich nach eingegebener Entlassung an Bord begeben. Es gingen, damals in Kopenhagen die unsinnigsten Gerüchte über Gefahr für die Deutschen.

Unter dem gestern von Rendsburg ausgerückten Corps von Jä⸗ gern, Studenten u. s. w., welches Capitain von Michelsen aus Kiel kommandirt, befinden sich auch die beiden Söhne des Herzogs und der Sohn des Prinzen von Augustenburg als Freiwillige. Heute ist Prinz Waldemar von Augustenburg (Neffe des Herzogs aus Berlin n Rendsburg angekommen. Derselbe tritt hier in aktiven Dienst, wie es auch mit dem Herzoge von Glücksburg und zweien seiner Brüder der Fall ist. ł

Morgen findet hier eine außerordentliche Versammlung des Corps der Ritterschaft statt, die nicht der Vorsitzende der Ritterschaft, der Prälat von Itzehoe, Graf Moltke, sondern das Mitglied der provi— sorischen Reglerung, Graf Reventlou- Preetz, zusammenberufen hat.

Itzehoe, 26. März, Morgens 9 Uhr., Heute wird der Prinz Friedrich von Glücksburg, der sich der provisorischen Regierung an⸗ geschlossen, hier erwartet, um das Kommando des zweiten Dragoner⸗ Regiments zu übernehmen. Nachdem gestern Oberst-Lieutenant Fa⸗ briclus den Truppen den Eid abgenommen, brachte er nach kurzer Anrede auf dem Markte ein Hoch dem vereinten Schleswig⸗-Holstein, ein Hoch dem deutschen Vaterlande. Aus tausend und aber tausend Kehlen hallte der Jubelruf donnernd wieder. Zugleich stimmte das Trempeter- Corps des zweiten Dragoner Reginients schmetternd das „Schleswig-Holstein, meerumschlungen“ an, und Tausende von Stim= men, Soldaten, Bürger, Kinder, Frauen, Alles sang das endlich zur Wahrheit gewordene Lied mit. Abends war bie ganze Stadt illu— minirt. ‚. ö

Der Andrang zum rendsburger Frei⸗Corps ist enorm. Bereits haben sich über 200 gemeldet. Ein paar Fabriken, die ihren Haupt- Debit nach dem Königreiche hatten, entließen einen Theil ihrer Ar— beiter. Diese haben sich fast sämmtlich als Freiwillige einschreiben lassen.

Glückstadt, 27. März. Mehrere junge Männer erlassen heute eine öffentliche Aufforderung an Gleichgesinnte, zur Vertheidigung des Vaterlandes ein Frei⸗-Corps hier zu bilden. Die Eintretenden haben sich aus eigenen Mitteln zu kleiden und zu bewaffnen. Nachdem das Corps organisirt sein wird, stellt es sich dem Vaterlande zur Ver— fügung.

Rendsburg, 28. März. Bis jetzt leben wir in beständiger freudiger Aufregung. Mit Jubel ziehen täglich neue Schaaren waffen⸗ fähiger und bewaffneter Jünglinge und Männer ein. Junge Leute, von denen man glauben sollte, daß sie kaum noch die Waffen tragen können, kräftige Männer und selbst Greise, die schon ausgedient, tre⸗ ten in die Reihen. Mit Jubel ziehen die Kampfbereiten durch das Thor gen Norden weiter. Im ganzen Lande herrscht der beste Geist, mit Freude bringt man die grösiten Opfer: eine Landschaft bietet Geld, die andere Pferde, die dritte Lebensmittel. Aber es zeigt sich auch, wie die Vertheidigung des Landes vernachlässigt ist. Es fehlte an Allem, besonders an Kanonen. Die Truppen können kaum den Augenblick des Abzuges erwarten. Alles geht mit großer Ruhe vor sich. Am schlimmsten sieht es um die Städte der Ostküste aus, die, aller Vertheidigungsmittel beraubt, den, Angriffen der dänischen Flotte preisgegeben, bis zahlreiche Artillerie eingetroffen, sie zu schützen, die zu verweigern ein Nachbarstaat schwer verantworten kann.

Altona, 28. März. Das hier stationirte Wachtschiff ist von der provisorischen Regierung mit Beschlag belegt worden; man sagt, daß der Capitain es habe versenken wollen.

Aus Schleswig vom 26. März schreibt man: „Gestern traf ein Mitglied der provisorischen Regierung, Herr Beseler, hier ein. Aus der hiesigen Diktatur war bereits am zweiten Tage durch Zu⸗ ziehung einflußreicher Männer ein provisorischer Verwaltungs Aus⸗ schuß geworden. Die, provisorische Regierung hat nun die Stadt⸗ Behörden wieder in ihre Herrschaft eingesetzt, mit der Bedingung, daß mehrere tüchtige, das Vertrauen genießende Männer daran theil⸗ nehmen. Einer hier erschienenen Verfügung zufolge, ist jeder Bürger und selbstständige Einwohner von 20 18 Jahren bürgerwehrpflichtig. Die Bewaffnung wird eifrigst betrieben; die mobile Kolonne, zu der sich circa 00 gemeldet hatten, exerzirt fleißig. Am 26sten haben bie schleswig- holsteinische Regierung und das schleswig che Ober⸗ Gericht sich der provisorischen Regierung untergeordnegt; Nachrichten aus Flensburg zufolge, ist auch diese Stadt urch einstinmigen Be schluß der Stadt-Behörden der provisorischen Regierung beigetreten.

; emen. (9. C.) Bremen, 27. Mätz. une *r ere , , , A. Duckwitz und Herr C. T. Ge⸗ vekoht haben der von der öffentlichen Stimme an sie ergangenen IAufforderung, unsere Vertreter in dem zu Frankfurt versammelten Volksrathe zu sein, willig Folge, geleistet und sind heute dahin abge— reist. Eben dahin hat sich Bürgermeister Smidt schon vor einigen Tagen begeben, um bei den wichtigen Berathungen der Bundes⸗ Versammlung die bremische Stimme zu führen.

XX Frankfurt a. M., 27. März. Der neue Großher⸗ zoglich badische Bundestags-Gesandte, Herr Welcker, ist hier einge⸗

troffen, und der neue Königlich bayerische Bundestags-Gesandte, Herr Willich, wird alsbald eintreffen.

Alles ist jetzt hier in großer Spannung und Thätigkeit wegen der herannahenden Tage der Versammlung der deutschen Abgeordneten. Bis gestern hatten sich weit über 2090 Abgeordnete gemeldet, doch noch keiner aus Oesterreich. Aus Württemberg allein 50. Die mei⸗ sten Anmeldungen werden noch folgen. Man hofft, daß die hochwich⸗ tigen Tage in besonnener Ruhe vorübergehen, obgleich eine große Menschenmasse hier zusammenfließen wird.

Es sind hier direkte Mittheilungen aus dem Innern Rußlands eingetroffen, wonach es keinem 3a unterliegt, daß Rußland sich außerordentlich rüstet. Die Erhebung Schleswig⸗Holsteins hat hier frohe Gefühle erweckt. Doch glaubt man, daß Dänemark auf fried⸗ lichem Wege ein Abkommen mit den Fürstenthümern zu treffen suchen werde, da es ganz Deutschland gegen sich haben würde und es auf Frankreich nicht mehr rechnen kann. Die Geschäfte liegen natürlich sehr dar- nieder und fkömmen immer mehr in Stillstand. Die Fabriken verab⸗ schieden überall den größten Theil ihrer Arbeiter, und wenn nicht bald durch Herstellung des inneren Friedens Deutschlands das Ver⸗ . wieder gehoben wird, so muß eine furchtbare Kalamität ent—

ehen.

Unsere Frühjahr⸗-Messe wird am 17. April beginnen, allein sie wird voraussichtlich sehr schlecht ausfallen. Die Boöͤrsengeschäfte wer⸗ den natürlich auch mit mattem Schwunge betrieben, und namentlich war heute eine flaue Tendenz vorherrschend. Die Geldklemme ist sehr groß und wird immer größer werden.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 28. März. (Wien, Ztg.) Der Präsident des nie— derösterreichischen Appellations-Gerichts, Freiherr von Sommaruga, ist zum Minister des öffentlichen Unterrichts ernannt worden.

Se. Majestät der Kaiser hat über die Bitten der Bürger und Einwohner der Hauptstadt Prag nachstehendes Kabinetsschreiben an den Minister des Innern erlassen:

„Lieber Freiherr von Pillersdorff!

„Ueber die mifolgende Petition der Bewohner Prags und über die darin enthaltenen, in 14 Punkten zusammengefaßten Bitten ist der Stadt— Gemeinde Prag im ordnungsmäßigen Wege Nachstehendes zu bedeuten:

1) Die Bestimmungen der böhmischen Landes-Ordnung C. II. wegen des Gebrauches der böhmischen Sprache sind da, wo sie bisher nicht voll⸗ kommen in Vollzug gesetzt wurden, insbesondere in Beziehung auf die Be—⸗ dürfnisse des Volkes in der Schule und bei den öffentlichen Aemtern und Gerichts-Behörden, in vollständige Wirksamkeit zu bringen, und wo eine entgegengesetzte Uebung oder wo nicht übereinstimmende Vorschriften beste— hen, diese aufzuheben.

2) Zeitgemäße Aenderungen der Landes-Ordnung, insbesondere eine

ausgedehntere Veitretung der Städte durch selbstgewählte Deputirte, werden im Einvernehmen mit den Ständen auf dem in dem Patente vom 15. März l. J. vorgezeichneten constitutionellen Wege bereitwillig angenommen werden. ö ; 3) Durch die Errichtung verantwortlicher Ministerien, welche das Ge— sammtwohl der Monarchie und die Interessen und Bedürfnisse aller Länder mit gleicher Sorgfalt zu überwachen und zu befördern haben, bin Ich eben so wie durch die Veröffentlichung des Staatshaushalts und durch die An— ordnung der öffentlichen Rechnungslegung den loyalen Wünschen Meiner getreuen Unterthanen bereits entgegengekommen, und den Wunsch wegen Bildung eines obersten Gerichtshofes für Böhmen in Prag weise Ich Mei⸗ nem Justiz⸗-Minister zur sorgfältigen Erwägung zu.

4) Die Gewährung elnes gemeinschastlichen Landtages für Böhmen und Mähren würde derzeit gegen die Landes- Ordnung beider Reiche ver⸗ stoßen und kann nur über Einschreiten der Stände beider Länder beschlos— sen werden, daher dieselben aufgefordert werden, sich darüber zu äußern.

5) Die Verbesserung des gerichtlichen Verfahrens in allen Zweigen der Rechtspflege durch zeitgemäße Einrichtungen soll nach gehöriger Vorberei- tung die Aufgabe der Versammlung der Abgeordneten aller Provinzial— Stände sein.

Zur Ablösung der Robot wurden durch die Vorschrift vom 14. De zember 1816 bedeutende Erleichterungen zugestanden, und so wie mehrere größere Dominien in Böhmen sich aus eigenem Antriebe bereit erklärt ha⸗ ben, ihren Unterthanen darin hülfreich an die Hand zu gehen, so habe Ich beschlossen, daß die Verpflichtung zur Natural⸗Robot gegen eine billige Ent schädigung mit Ende März 1849 aufzuhören hat, worüber Ich Meine Ge— sinnungen nächstens in einem Patente aussprechen werde.

6 Die Bitte um eine selbstständige Gemeindeverfassung bin Ich ge neigt, nach Anhörung der diesfalls bereits um ihre Vorschläͤge vernomme nen Stände in angemessener Art zu bewilligen.

7) Dem Wunsche nach Preßfreiheit ist bereits durch das Patent vom 15. März d. J. entsprochen.

8) Der Schutz der persönlichen Sicherheit durch die Hintanhaltung willkürlicher Verhaftungen ist bereits durch die Bestimmungen des Straf⸗ gesetzes J. Theils §. S5 und II. Theils s. 6 und durch die Unterordnung der polizeilichen Behörden unter das Ministerium des Innern verbürgt, und sollten diese Bestimmungen nicht hinreichen, so hat deren Ergänzung bei der Revision der Strafgesetze zu erfolgen. Für die Unverletzbarkeit des Briefgeheimnisses werden die strengsten Befehle von Mir ertheilt.

I) Ueber die thunlichste Besetzung aller Aemter durch Inländer, welche der böhmischen Landessprache kundig sind, bestehen bereits gesetzliche Anord— nungen, auf deren Befolgung streng gesehen werden soll.

10) Dem Wunsche' der Ermäßigung der Verzehrungs -Steuer wurde bereits entsprochen, und Ich befehle gleichzeitig die Beobachtung eines glei— chen Verhältnisses der Erleichterung, wie es in Wien eingetreten ist, die thunlichste Mäßigung der städtischen Zuschläge und die Ausmittelung geeig⸗ neter Quellen für das Einkommen der Städte; zur Revision des Stempel— und Taxgesetzes werden zweckmäßige Aenderungen erfolgen.

11) Wegen Organisirung einer städtischen Bürgerwache und einer Si— cherheitswache auf dem flachen Lande sind die entsprechenden Verhandlun—⸗ gen eingeleitet, und Ich werde dieselben einer schleunigen Beendigung zu⸗ zuführen bedacht sein. ; .

12) Auf die thunlichste Beschränkung der Ausnahmen von der Mili⸗ tairpflicht, Aushebung durch das Loos und Erleichterung der Dienstzeit ist in dem bereits bearbeiteten Rekrutirungsgesetze der geeignete Bedacht genom⸗ men worden, welches der nächsten Stände-Versammlung vorgelegt werden wird. . .

13) Mein Thron soll stets allen Bitten zugänglich und Meinen Unter- thanen das Recht gesichert sein, sich im legalen Wege über ihre Wünsche und Bedürfnisse zu berathen. / ö

14) Dem offentlichen Unterrichte werden die den neuen Institutionen zusagenden Verbesserungen im ausgedehnten Maßstabe zugewendet werden zu welchem Behufe Ich eine Umarbeitung der bereits vorbereiteten Studien; pläne anordne, für die thunlichste Berücksichtigung des Zustandes der Schul- lehrer die Aufbringung der erforderlichen Mittel einleite und der Lehrme thode, so wie der Wahl der Lehrgegenstände einen freien Spielraum zuzu— gestehen beabsichtige.

Wien, am 253. März 1818.

̃ Ferdinand.“

Die aus Triest eingelaufenen Nachrichten vom 24. März lau⸗ ten sehr erfreulich liber die Lage dieser Stadt. Es herrschte dort unter allen Ständen der höchste Enthusiasmus und die treueste An⸗— hänglichkeit an das Kaiserhaus. Die National- Garde versieht mit unermüdetem Eifer ihren Dienst und wacht für Ruhe und Ordnung in der Stadt. Mehrere Emissaire, die von Venedig in der Absicht angelangt waren, das Volk aufzuwiegeln, sind von ihr, als sie ans Land steigen wollten, am Molo festgenemmen und den Händen der Jerechtigkeit überliefert worden. Am Azsten hatte der Feldmarschall— Lieutengnt Graf Franz Gyulai nachstehenden Aufruf erlassen;

ö e,. von Triest! Die gegenwärtigen schwierigen Jeitverhältnisse ha⸗ . , die rühmlichst belannte Treue der Triestiner farm Si egt. Die Rührung, welche ich heute in den Straßen Eurer

adt empfand, als ich Zeuge der einhelligen patriotischen Gefühle

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war, welche sich in Eurem Benehmen wie in Euren Worten kundgab, wird unauslöschlich in meiner Erinnerung bleiben. Nur der Gedanke beseelte mich in jenen ernsten Momenten, daß kein Opfer von mir und von Seiten der unter meinen Befehlen stehenden Garnison gescheut werden soll, um eine so biedere und so würdige Bevölkerung zu schüßzen. Wenn die Waffen, welche Ihr ergriffen habt, Triest gegen mögliche Störung der inneren Srd— nung schützen, so habe ich bereits alle entsprechenden Maßregeln für * seine äußere Sicherung gegen jede Gefahr, die es bedro— hen könnte, ergriffen, und Ihr önnt Euch in dieser Hin—Q— sicht vollkommen beruhigen. Triestiner! Seid versichert, daß unsere Begei⸗ sterung für Euch keine Gränze kennt, und daß unser letzter Blutstropfen zu Eurer Vertheidigung fließen soll. Noch erinnere ich mich, daß mein Vater einst eine Schaar Eurer Mitbürger befehligte, welche die lebhafteste Vaterlandsliebe freiwillig zum Kampfe gegen fremde Willkür führte. Diese Erinnerung befreundete mich mit Triest, noch bevor ich es kannte. Jttzt, da ein gluͤckliches Loos mich in Eure Mitte führte und ich Zeuge, Eures Biedersinnes und Eurer unbegränzten Ergebenheit an den constitutionellen Thron Oesterreichs geworden bin, gehöre ich ganz Euch an mit Leib und Seele und werde stölz sein, wenn Ihr mir gestattet, mich Triestiner zu nen- nen und zu rufen: Es lebe Eure Stadt! Es lebe Eure Nationgl-Garde, ein Muster der Vaterlandsliebe und Bürgertugend! Franz Gypulai Feldmarschall⸗Lieutenant.“

Brünn. (Schles. Ztg.) Die Stände des Markgrafthums Mähren sind auf den 30. März d. J. einberufen, um, verstärkt durch Deputirte des Bürgerstandes, die Interessen des Landes zu berathen. Die Sitzungen der Stände wurden zugleich als permanent erklärt. Für die Stadt Brünn wurde ein provisorisches Comité gebildet, wel⸗ ches, bis ein Comité durch Wahlen festgesetzt wird, die Angelegen heiten der Stadt Brünn zu berathen hat.

Die Eidgenössische Zeitung vom 26. März enthält Folgendes:

„Es liegt abermals ein Extra⸗Billletin des Repubblicano Tieinese vor uns, welches wiederum direkte Nachrichten von Mai⸗ land bringt, und zwar Nachrichten, die auf einem ganz außergewöhn⸗ lichen Wege, nämlich durch einen Luftballon (col mezzo del pallone aerostatico), nach Como und von da nach Lugano gekommen sind. Dieselben lauten: j

„Mailand, 22. März, 10 Uhr Vormittags. Der Palast des Genie hat sich ergeben. 160 Soldaten und 3 Offiziere warfen Waffen und Munition weg und wurden gefangen genommen. Die Bürger sind vollkommen Herr der Stadt bis zum Kastell. Die Thore und die Schanzen dagegen sind in der Gewalt der Oesterreicher, aber man bemüht sich, sie daraus zu vertreiben. Radetzk9y hat Vorschläge gemacht, die aber nicht angenommen wurden. Der Palast des Mili⸗ tair⸗Kommando und das Wohnhaus Radetzky's sind in der Gewalt der Bürger.““

Die (angeblich) entscheidende Nachricht ist von Chiasso vom 23. März und lautet:

Triumph in Mailand! Der Rest der Truppen ist mit Radetzky geflohen. Diesen Morgen um 7 Uhr ist das Volk in das Kastell ein⸗ gedrungen. Die Nachricht ist offiziell und läßt keinen Zweifel zu. Das Kriegs⸗-Comité von Mailand hat folgenden Aufruf erlassen: „„Der Feind flieht von Mailand. Er zieht in zwei Kolonnen nach Bergamo und Lodi. Denke man nun vor Allem aus auf dem Lande an die eigene Vertheidigung und auf Zernichtung des letzten Restes dieser wil⸗ den Horden. Der Präsident des Kriegs⸗Comité: Pompeo LTitta.“

Endlich berichtet ein Bülletin des Eidgenossen von Luzern vom Sonnabend, den 25. März:

„Aus einer Depesche des schweizerischen General— Konsuls in Mailand an den Staatsrath des Kantons Tessin vom Z3sten d., welche heute durch Expressen hierher gebracht worden, ergiebt sich: daß Malland nach fünftägigem, hitzigem Kampfe mit den österreichischen Truppen vollständig gesiegt hat. Von allen Thürmen weht, als Zeichen dieses Sieges, Italiens dreifarbige Fahne. In der Nacht dom 23sten Morgens zwischen 2 und 4 Uhr haben die Truppen, Schritt vor Schritt zurückgedrängt, die Stadt mit Waffen und Gepäck verlassen. Die Stadt zählt 1900 150 Todte, die Truppen ungefähr 500, worunter 50 Offiziere. Unter den Todten der Stadt befindet sich ein Tessiner, welcher von einer Kanonenkugel getödtet wurde. Die S traßen der Stadt sind allwärts von Barrikaden durchschnitten und mit Stei⸗ nen und Ziegeln bedeckt, welche von den Dächern auf die Truppen herabgeschleudert worden. Während fünf Tagen hörte man nichts als Glockengeläute und Geschützesdonner. Bomben und kongrevische Raketen wurden auf die Stadt geworfen. Allein statt zu entmuthi⸗ gen, schienen sie den Muth der Bürger nur zu entflammen. Es hat sich eine provisorische Regierung aus fünf beim Volke angesehe⸗ nen Männern gebildet. An ihrer Spitze stehen der Podesta Casati und Graf Borromeo.“

X Wien, 26. März. Die Tage des allgemeinen Jubels tre ten immer mehr in den Hintergzund. Die Ereignisse überstürzen sich, die Petitionen häufen sich, einen festen Stand, eine Einheit zu erhalten, wird täglich schwieriger. Heute Mittags verbreitete sich die Nach⸗ richt, Venedig habe sich als Republik erklärt, die Marine sei zur Re⸗ publik übergetreten, die Linientruppen seien abgezogen. Der Hof, so wie wir Alle, sind hierüber äußerst bestürzt, um so mehr, als Nach— richten aus Mailand fehlen und die sich verbreitenden nur die allge⸗ meinen Besorgnisse steigern. Hierzu gesellen sich die Ereignisse in Ungarn, die Bestrebungen der Parteien, sich von der Gesammt⸗Mo— narchie loszureißen. Noch vor 8 Tagen war Alles von den hochher— zigen Ungarn begeistert, nur ein Jubel vereinigte Ungarn und DOesterreicher; diese laut gewordenen, innigsten Sympathieen erklärte man für die sicherste Bürgschaft, daß, vereint mit Deutschland, kein Feind von außen es wagen würde, die gemeinsamen Gränzen zu lberschreiten. Leider war dies ein kurzer Traum. Mehr als je gilt es nun, daß die deutsche Nation einig bleibe, um nach außen hin sich Achtung zu verschaffen. Eine Zersplitterung der Kräfte, ein Abfallen einzelner Provinzen ist das Gefährlichste, wo der Schutz des Vaterlandes alle Kräfte in Anspruch nimmt, für die Unabhän⸗ gigkeit Deutschlands Alle zu kämpfen haben.

Die Besorgnisse, daß die Ruhe in unserer Stadt bedroht werde, versammelt heute die Nationalgarde, das Militair. Die Arbeiterklas sen werden gefürchtet, und es verlautet, man wolle die Burg bestür⸗ men; einzelne Klubs treten mit Demonstrationen auf, die, größere Störungen der Ordnung als bisher befürchten lassen. Mit banger Sehnsucht werden Nachrichten aus Italien mit der heutigen Post er⸗ wartet, davon wird es abhängen, Maßregeln zu ergreifen, um gegen die abgefallene Provinz Venedig mit aller Energie aufzutreten. In der Gefahr, worin Alles schwebt, ist Jedermann um guten Rath ver⸗— legen. Der Krieg ist unvermeidlich, sagen Viele, ohne Blutvergießen sei es nicht denkbar, daß die allgemeine Ruhe wiederhergestellt werde, da die demagogischen, republikanischen und kommunistischen Elemente hier und da so allgewaltig wirksam sind, daß durch sie die Massen ergriffen werden und die Bessergesinnten vergebens dagegen ankämpfen. Der Ruf: Ruhe und Ordnung, verhallt bei den ungestümen Forderungen, alle Sonder⸗Interessen zu befriedigen. Die Proclamation einer Constitu⸗ tion hat überrascht, für sie und ihre gedeihliche Durchführung war nichts vorbereitet, und um für dieselbe auf gesetzlichen Wege vorzuarbeiten, fehlt die Ruhe, und leider sind alle Erscheinungen, die sich seit ge⸗ stern erneuert kundgeben, von der Art, daß durchgreifende Maßre— geln in der kürzesten Zeit nicht denkbar sind. Vor der Hand hat

der Gährungsstoff in Böhmen, Mähren, Schlesten, Steyermark, Ty⸗ rol und Illyrien das Volk nicht ergriffen, die Aufregung ist bis jetzt eine mehr freudige, allein wenn die Nachrichten aus den italienischen Provinzen, aus Ungarn ferner beunruhigend lauten, ist auch dort Alles zu fürchten. Die beste Gesinnung und das richtigere Urtheil über die Verworrenheit der Zustände ö unter der Bürgerklasse zu finden. Erzherzog Franz Karl und dessen ältester Prinz Franz Jo⸗ seph gingen in Civilkleidung durch die Stadt, und sprachen mit den auf allen größeren Plätzen aufgestellten National⸗Garden sehr lieb- reich. Sie begleitete auch Erzherzog Johann.

Erzherzog Stephan aus Ungarn ist gestern hier angekommen; die Bildung des neuen ungarischen Ministeriums unter athyaniꝰs Prässdium hat überrascht, namentlich bie Ernennung Kossuthes als Minister der Finanzen, des Fürsten Karl Esterhazy als Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Wien. Der populaire Kossut fängt schon an, unpopulair zu werden, und nur Wenige glauben daran, daß dieser Maun, voll der republikanischen Ideen, sich als Minister, na⸗ mentlich der Finanzen, wird behaupten können.

Graf Wrbna, der Oberst⸗Stallmeister, ist plötzlich, ohne vorher⸗ egen gene Krankheit, am Schlagfluß im 62sten Lebensjahre ge⸗ storben.

Jürst Windischgrätz kann sich das Vertrauen im Volke nicht ge⸗ winnen; eine Deputation, an ihn abgeschickt, verlangte sein freiwilli⸗ ges Zurücktreten. Bei den Gefahren, die uns von außen drohen, ist es nicht wünschenswerth, daß dieser tüchtige General sich ganz zurückziehe, der gewiß kein Verlangen mehr hat, das verantwortliche Ministerlum des Krieges zu übernehmen. Man nennt in letzter Zeit als Minister des Krieges den Feldmarschall⸗Lieutenant Zanini.

Die Kundmachung des Preß-Gesetz es, auf Grundlage des badenschen berathen, wird stündlich gewärtigt. Die Instanz ist das Kaiserliche Landgericht; mündlich öffentliches Verfahren, Cautionen im höchsten Betrage von 1009 Gulden festgesetzt.

Die Deputation der Arbeiterklasse, welche dem Monarchen die Petition überreichen wollte, daß der Arbeitslohn mit 1 Fl. C. M. festgesetzt, die Arbeitszeit abgekürzt werde, hat sich beruhigen lassen, daher in der Mittagsstunde die National-Garde sich zum Theil zer⸗ streute. Das Militair blieb ruhig in den Kasernen.

Wien, 27. März. Der Ausbruch kleiner Arbeiter ⸗Kra⸗ walle beunruhigte gestern die Stadt, die Nationalgarde war in be⸗ ständiger Thätigkeit, alle Maßregeln eingeleitet, den zu befürchtenden Angriff zu unterdrücken. Die Ruhe wurde auf diese Weise aufrecht erhalten. Die Menge sehnt sich nach Ruhe, und die Einzelnen, welche zu allarmiren und zu beunruhigen suchen, finden immer weni⸗ ger Anhang.

Die Vorlesungen an der Universität haben noch nicht ihren An⸗ fang genommen. Niemand wollte die Kollegien besuchen, man ver⸗ langte Lehr- nnd Lernfreiheit, andere Professoren.

Nach den eingelangten neuesten Nachrichten aus Venedig und Mailand haben die Gränzer unter dem Ober⸗Kommando des Gene= rals Grafen Gyulai Venedig der Monarchie erhalten, In Mailand ist Radetzly Herr der Stadt, die militairisch eingeschlossen und deren Thore zerstört sind. Den Bewohnern ist eine bedeutende Contribu⸗ tisn auferlegt. Man kann unter den jetzigen Umständen nur wün— schen, daß die Regierungen selbst Alles vermeiden, was irgend Miß⸗ frauen erweckt und den vorherrschenden echt patriotischen Sinn der Mehrzahl irreleitet. Die auf Liebe und Vertrauen gegründete Macht allein macht stark im Innern und nach außen.

Die Ereignisse, wie sie allenthalben auftreten, wirken ganz natür⸗ lich störend auf den Verkehr und die Industrie und haben auf unsere ohnebies gedrückten Geld-Verhältnisse den nachtheiligsten Einfluß. Die Course sind noch immer schwankend und im Fallen, überall zeigt sich Mangel an Baarschaft, die Aufregung einerseits, der Dienst bei der Bürger- Garde andererseits verhindert alle kaufmännische Thätigkeit. Es werden allgemeine Vorkehrungen verlangt, um bei den gegenwär⸗ tigen Verhältnissen einer möglichst großen Zahl von Arbeitern Be⸗ schäftigung zu verschaffen.

Baucrnfeld und Freiherr Dobbelhoff, die mit Muth und Kraft in den drei Tagen der Errungenschast wirkten und bedeutend erkrank⸗ ten, sind auf dem Wege der Genesung. Männer mit so ehrenhaften Gesinnungen muß uns der Himmel erhalten, wir haben keinen Ueber⸗ fluß daran.

Für eine Verstärkung des ständischen Ausschuß-Comitéè's durch Einberufung einzelner Stände-Mitglieder aus den verschiedenen Pro⸗ vinzen wurde ein Antrag dem allgemein verehrten Minister des In— nern, Pillersdorf, vorgelegt, dessen Genehmigung gewärtigt wird. Ueberhaupt ist der beste Wille vorhanden, jene Elemente herauszubil⸗ den und zu fördern, welche das Band einer Vereinigung zwischen Regierung und Volk immer inniger knüpfen können und sollen. Die Hof-Kamarilla sucht zwar das alte System zu vertre⸗ ten, allein sie ist schwach geworden und wird der noch jungen Freiheit nicht mehr Herr werden, wird fortan mit Besonnenheit und klarem Erfassen der Momente auf Herstellung der gesetzlichen Ordnung hingearbeitet. Im Ganzen darf berubigen, daß die große Mebrzahl mit einer Einigkeit der Gesinnung, einem Takte des Rechts⸗ gefühls, einer Mäßigung im Siege vorgeht und überzeugt ist, die Reformen, welche eine bessere Umgestaltung der Verhältnisse herbei führen sollen, verlangen eine reifliche Berathung, verlangen einige Zeit. Der schwer errungene Sieg will vor Allem erhalten und zur Regelung der gemeinsamen Interessen mit Besonnenheit benutzt wer⸗ den, daher Vertrauen, und zwar unbeschränktes und gegenseitiges, die erste Bedingung, namentlich zu Jenen, die mit der Leitung gegenwär⸗ tig vertraut sind, daher soll Jeder auf seinem Standpuukt bemüht sein, dem Gedanken eines einigen, untrennbaren Vaterlandes allge meine Geltung zu verschaffen.

Frankreich.

Paris, 26. März. Herr Thiers hat an die Wähler des De⸗ partements der Rhonemündungen, welche ihm ihre Stimmen angebo⸗ ten haben, ein Rundschreiben gerichtet, worin er ihr Erbieten dankend annimmt. Er sagt darin unter Anderem:

„Es ist wahr, daß ich die Republik weder gewünscht noch gewollt habe; denn nach meiner Ansicht war die constitutionelle Monarchie hinreichend,

uns eine umfassende Freiheit zu sichern, und der Justand Englands wäh- rend der letzten zwei Jahrhunderte schien mir ein Geschick, das nicht zu verschmähen wäre. Die Vorsehung hat anders darüber entschieden; ich beuge mich vor ihren Beschlüssen, und wenn ich bereit bin, jeder Torannei zu widerstehen, so werde ich nie der durch augenfällige Zeichen kundgethanen Hewalt der Umstände mich widersetzen. Ich genehmige daher die? ehublil ohne Vorbehalt; aber ich desqvonire darum keinen Theil meines Lebens. Von Ten achtzehn Jahren seit 1839 habe ich zwölf in der sestesten, bestandigsten und mmeigennützigsten Oppositien, verbracht. Ich glaube, daß, abgesehen von. der erworbenen Erfahrung, die für alle Regierungs formen und besonders für die ganz neuen gut isy die Deputir= fen! welche Mitglieder der letzten Opposition waren, von Nutzen sein kön- nen; denn wenn, man als Stützen der nenen Republik nur diejenigen gel- ten jassen will, die vor sechs Wochen Republikaner waren, so wird man sie großer Isolirung aussetzen. Ich habe daher eingewilligt, als Kandidat vorgeschlagen zu werden; ich habe eingewilligt aus Pflicht, aus Hingebung, aus Ehrgefühl, nicht um in der künftigen National · Versammlung auf eine versteckte Restauration hinzuarbeiten, sondern um dort freimüthig dabin zu arbeiten, daß die neue Republik auf haltbaren und dauerhaften Grundla⸗

gen konstituirt werde, um dort die wesentlichen Bedingungen jeder Staate=