1848 / 94 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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fen lassen, worüber Wir dem Gutachten Unserer getreuen Stände baldigst entgegensehen. Gegeben Potsdam, den 2. April 1818. Friedrich Wilhelnt. Camphausen. Graf von Schwerin. von Auerswald. Bornemann. von Arnim. Hansemann. von Reyher.

Entwurf einer Verordnung über einige Grundlagen der künftigen preußischen Verfassung.

Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen ꝛc. ꝛc. . verordnen nach Anhörung beider Kurien Unserer zum Vereinigten Landtage versammelt gewesenen getreuen Stände auf Antrag Unseres Staats ⸗Ministeriums, was folgt:

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In Erweiterung der Unserem Volke verliehenen Freiheit der Presse werden die im §. 4 Nr. 1 des Gesetzes vom 17. März die— ses Jahres enthaltenen Vorschriften über die Cautions-Bestellung für die Herausgabe neuer Zeitungen aufgehoben.

Die Vorschrift 8. 4 Nr. 4 findet auch auf neue Zeitungen An— wendung.

6.

Die Untersuchung und Bestrafung aller Staatsverbrechen erfolgt fortan durch die ordentlichen Gerichte, und es wird jeder durch Aus⸗ nahmegesetze dafür eingeführte besondere Gerichtsstand hierdurch auf⸗ gehoben. In dem Bezirke des Appellations⸗ Gerichtshofes zu Köln tritt auch bei politischen und Preßverbrechen die Zuständigkeit der Geschworenengerichte wieder ein.

Zur Sicherheit der Unabhängigkeit des Richterstandes treten alle von den früheren Gesetzen abweichenden Bestimmungen der Verordnun— gen vom 29. März 1844 über die im administrativen Wege zulässige Dienst⸗Entlassung, Versetzung und unfreiwillige Pensionirung der Richter außer Kraft.

§. 4.

Alle Preußen sind berechtigt, sich friedlich und ohne Waffen in geschlossenen Räumen zu versammeln, ohne daß die Ausübung dieses Rechtes einer vorgängigen polizeilichen Erlaubniß unterworfen wäre.

Eben so sind sie berechtigt, zu solchen Zwecken, welche den be⸗ stehenden Gesetzen nicht zuwiderlaufen, sich zu Gesellschaften ohne vorgängige polizeiliche Erlaubniß zu vereinigen.

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Die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte ist fortan von dem reli⸗

giösen Glaubens-Bekenntnisse unabhängig. 8 6

Den künftigen Vertretern des Volks soll jedenfalls die Zustim— mung zu allen Gesetzen, so wie zur Festsetzung des Staatshaushalts— Etats, und das Steuerbewilligungs⸗-Recht zustehen.

Urkundlich ꝛc.

Indem ich Ihnen, durchlauchtigster Marschall, die beiden Aller— höchsten Propositionen übergebe, erkläre ich im Namen Sr. Majestät des Königs den zweiten Vereinigten Landtag für eröffnet.

Nach Ernennung des Sekretariats wurde der Antrag auf Erlaß einer Adresse an Se. Majestät den König gestellt und nach kurzer Diskussion fast einstimmig angenommen und sofort zu deren unverzäglichen Entwerfung eine Kommission ernannt. Während dieselbe sich dieser Arbeit unterzog, war die Sitzung suspendirt.

Die nach deren Wiederbeginn von dem Referenten der Kom— mission vorgetragene Adresse ward fast einstimmig angenommen. Sie drückt der Regierung und dem Ministerium die volle Zustimmung der Versammlung aus. Sodann wurde, nachdem der Landtags-Kom⸗ missar die Genehmigung Sr. Majestät zur Berathung der Aller⸗ höchsten Propositionen in den Vereinigten Kurien in Aussicht gestellt und die Versammlung die Berathung in dieser Weise beschlossen hatte, die Kommission zur Vorberathung der beiden Allerhöchsten Proposi— tionen ernannt *).

llichtamtlicher Theil.

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Berlin, 2. April. In den letzten Tagen sind hier, außer den bereits mitgetheilten, noch folgende Bekanntmachungen des Magistrats und der Stadtverordneten erschienen:

„Es hat sich im Publikum die Meinung verbreitet, daß das In— teresse der Sparkassen-Gläubiger gefährdet sei und unsere Spar— kasse denselben nicht mehr hinlängliche Sicherheit gewähre. Wenn indessen die Kommune statutenmäßig verpflichtet ist, für die der Sparkasse anvertrauten Gelder nebst Zinsen unbedingt aufzukom— men, und mithin nicht nur das gesammte Kommunal Vermögen, sondern auch die Kommunal-Steuer-Einnahme für die bei der Sparkasse gemachten Einlagen verhaftet ist, so muß es auch dem Kleingläubigsten einleuchtend sein, daß er für seine bei der Spar— kasse gemachten Einlagen die größte Sicherheit hat, die nur irgend— wie verlangt und gewährt werden kann. Dessenungeachtet ist von den Jahre lang gesammelten Einlagen im Laufe dieses Monats die so bedeutende Summe von etwa Viermalhunderttausend Thalern ab— gehoben worden, was beinahe den dritten Theil aller zu Anfang dieses Monats vorhanden gewesenen Sparkassen Einlagen ausmacht, und geht hieraus um so mehr hervor, daß größtentheils nur unbe— gründete Besorgniß, keinesweges aber wirkliches Bedürfniß das Ab— heben der Einlagen von der Sparkasse veranlaßt hat, als selbst in den letzten Tagen mehreremale der Fall vorgekommen ist, daß Vor— mittags abgehobene Beträge alsbald Nachmittags zur Sparkasse wie⸗ der zurückgeliefert worden sind. Wenn nun statutenmäßig die Kom— mune nur verpflichtet ist, eine Summe von dreißig Thalern für ab— zuhebende Einlagen in bgarem Gelde bereit zu halten, während der ganze übrige Betrag theils hypothekarisch, theils in Stadt-Obligatio- nen und Staatsschulbscheinen angelegt werden muß, Diese aber nicht sofort ohne großen Verlust realisirt werden können, so ist die Kommune, um jene Rückzahlung zu leisten, genöthigt gewesen, auf ü re anderweite Einnahmen und Mittel zurückzugehen. Biese werden aber bei den jetzigen Zeitverhältnissen ganz außerordentlich in Anspruch genommen, besonders um durch sofort in Angriff zu nehmende Bauten, Wegebesserungen und Arbeiten aller Art den arbeitslosen Mitbrüdern den so nöthigen Verdienst zu gewähren und deren Existenz zu fördern. Von dem patriotischen Sinn unserer Einwohner dürfen wir aber wohl erwarten, baß sie selbst uns nicht die Mittel zur Ausführung dieser von der Pflicht, der Nächstenliebe und der Nothwendigkeit gebotenen Maßregeln ent⸗ ziehen wollen, und legen wir es daher einem Jeden, welcher Einla—

5) Die ausführlichen Verhandlungen werden wir, wie früher, nach Eingang der stenographischen Berichte mittheilen. Anmerk. der Red.

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gen bei der Sparkasse gemacht hat und deren jetzt nicht zur Bestrei— tung nöthiger Lebensbedürfnisse gebraucht, dringend ans Herz, jede unbegründete Besorgniß gegen die Sicherheit unserer Sparkasse schwin⸗ den zu lassen und von der Rückorderung seiner Einlagen zur Zeit abzustehen. Berlin, den 28. März 1848. Der Magistrat.“

„Um den gegenwärtig herrschenden Mangel an Arbeit, so viel in unseren Kräften steht, abzuhelfen und unbeschäftigten Arbeitern die Gelegenheit zum Verdienst zu verschaffen, hatten wir die sofortige Aufnahme der von uns ressortirenden, bereits in der Ausführung be— griffenen oder neu zu beginnenden Bauten und Erdarbeiten angeord- net. Von diesen Arbeiten sind gegenwärtig in vollem Gange: 1) der Bau des neuen Friedrich⸗Wilhelms-Hospitals in der Pallisadenstraße, 2) die Anlage eines massiven Abzugskanals daselbst, 3) der Bau zweier neuer Gymnasialgebäude in der Friedrichsstraße 126, 4) der Bau eines neuen zur Erweiterung des Gymnasiums in der Kloster— straße Nr. 74 bestimmten Gebäudes, 5) der Bau eines Retortenhau— ses auf der Gas- Anstalt vor dem Kottbuser Thore, 6) der Bau ei— nes neuen Retortenhauses, eines Remisengebäudes und einer Mauer auf der Gas⸗Anstalt am Stralauer Platz, 7) bedeutende Reparaturen im Kölnischen Rathhause, im Berlinischen Rath hause und im Hause Spandauer Straße Nr. 5 J, &) die Erneuerung der Zäune auf dem Armen-Begräbniß platze in der Koppenstraße und vor dem Landsberger Thore, 9) die bedeutenden Planir⸗ und Pflanz⸗-Arbeiten im Friedrichshain und auf dem Begräbnißplatz für die Gefallenen, 10) der Bau einer neuen Chaussee von Treptow durch die kölnische Haide, 11) der Bau einer neuen Chaussee von Rummelsburg durch die Boxhagensche Haide, 12) die bedeutenden Planirungsarbeiten auf dem Wedding, 13) der Bau einer neuen Kirche in der Frankfurter Straße. Hierzu kommt noch binnen kurzer Zeit 14) der Bau eines großen Abzugskanals in der Mathäi— kirch⸗-Straße und die Regelung dieser Straße. Diese und die für Rechnung des Staates bereits in Angriff genommenen Arbeiten bie— ten eine möglichst umfassende Gelegenheit zum Erwerb für die unse— rer Stadt angehörigen Arbeiter. Wir fordern diese auf, die ihnen hierdurch gebotene Gelegenheit zu Beschäftigung und Verdienst zu be— nutzen und in ihrer Kraft das Mittel zur Sicherung ihres Fortkom— mens zu suchen. Berlin, 26. März 1848. Der Magistrat.“

Mach der Bekanntmachung des Magistrats vom 2bsten d. M. ist eine Deputation gebildet worden, welche sich ausschließlich mit der Berathung derjenigen Maßregeln beschäftigen soll, die das Wohl der arbeitenden Klasse zu begründen im Stande sind. Bei der reichen Fülle des Materials wird die aus Mitgliedern beider städtischen Be— hörden bestehende Deputation vom 30sten d. M., täglich von 5 Uhr Nachmittags ab, auf dem Berlinischen Rathhause Sitzungen halten, über einzelne Gegenstände der Berathung Männer von bewährter Erfahrung hören, auch die aus den verschiedenen Gattungen der Ar— beiter gewählten Deputirten der Meister, Gesellen, Arbeiter 2c. gern zu ihrem Beirath nehmen. Bei Arbeitern, Gesellen, Gehülfen, Ge⸗ werbtreibenden in- und außerhalb der Innungs Verbände, überall werden Wünsche laut und in gesonderten Kreisen berathen, welche ei⸗ nem großen und schönen Ziele zustreben, so daß es eine heilige Pflicht der Behörden erscheint, einen Vereinigungspunkt, eine Verwaltung zu organisiren, welche diese einzelnen Klagen und Wünsche, Vorschläge und Mittel der Abhülfe, mögen sie nun Einzelnes oder Allgemeines betreffen, sammelt, in ihrem Zusammenhange und ihrer Verbindung mit anderen Verhältnissen zur nochmaligen gründlichen Erwägung stellt und diejenigen Wege einschlägt, welche am geeignet— sten erscheinen, um auf die kürzeste und kräftigste Weise zum Ziele zu gelangen. Wir werden einen solchen Standpunkt einzunehmen uns angelegen sein lassen, und kann es dem allgemeinen Interesse nur för derlich sein, wenn alle Anträge und Gesuche, welche diesen hochwich— tigen Gegenstand berühren, uns zugehen, und fordern wir daher die betreffenden Antrag- und Bittsteller auf, ihre Wünsche entweder schriftlich an uns gelangen zu lassen oder während der Sitzungsstun— den mündlich anzubringen. Berlin, den 28. März 1848. Deputation zur Berathung über das Wohl der arbeitenden Klassen. Behrendt, Stadtverordneter. Berends, Stadtverordneter. Duncker, Stadtver— ordneter. Goldschmidt, Stadtverordneter. von der Heyden, Stadt— verordneter. Heymann, Stadtverordneter. Hollbein, Stadtverordne—

ter. Koblanck, Stadtrath. Meyer J., Stadtverordneter. Nauwerck,

Stadtverordneter. Riese, Stadtverordneter. Risch, Stadtrath. Sehl⸗ macher, Stadtverordneter. Seidel, Stadtverordneter. Veit, Stadt⸗ verordneter.“

„Die Zeitumstände machen es vielfach erforderlich, von Seiten der Kommunal-Behörden auf das schleunigste Beschlüsse zu fassen. Um dies zu ermöglichen, werden die Mitglieder der Stadtverordneten Versammlung, abgesehen von den etwa noch besonders anzuzeigenden Sitzungen, sich von jetzt ab und bis auf Weiteres an jedem Wochen— tage Vormittags von 11 1 Uhr versammeln. Das Magistrats Kollegium hat eine ähnliche Einrichtung getroffen, und können sonach die gegenseitigen Mittheilungen beider Kommunal⸗-Behörden in der kürzesten Frist erfolgen. Berlin, 23. März 1848. Stadtverordnete zu Berlin. Fournier. Schäffer.“

„Dem Vernehmen nach, sind mehrere wohlhabende Einwohner geneigt, mit Rücksicht auf die Zeitumstände Beiträge zu allgemeinen, nützlichen Zwecken zu leisten, und es ist mehrseitig angefragt worden, wo solche in Empfang genommen werden möchten. In Folge dessen sehen wir uns veranlaßt, hierdurch bekannt zu machen, daß, wenn— gleich wir die in Vorschlag gebrachte Veranstaltung einer Kollekte zu dem gedachten Behufe abgelehnt haben, doch die sämmtlichen Mitglie der unserer Versanmlung sehr gern bereit sind, Beiträge, welche ihnen ohne Aufforderung zugehen möchten, anzunehmen und an die be— treffende Stelle abzuführen. Berlin, 25. März 1348. Stadtverord— nete zu Berlin. Fournier. Schäffer.“

Provinz Sachsen. Magdeburg, 1. April. Die hiesige Zeitung enthält Nachstehendes:

„Wir beeilen uns, unseren Mitbürgern nachstehendes Schreiben mitzu— theilen:

Magdeburg, den 29. März 1843. 24. Infanterie⸗Regiment.

Auf Allerhöchsten Befehl verläßt das 24. Infanterie Regiment wie— derum die Stadt Magdeburg, nachdem es in derselben während vierzehn Tagen das Glück gehabt hat, eine ewig denkwürdige Zeit ohne, Mißklang zu verleben. Bürger und Soldaten haben in dieser kurzen Zeit einander achten, auf einander vertrauen gelernt. Einträchtiges Zusammenwirken hat die auf einen Augenblick gestörte Ruhe schnell, sicher und dauernd wieder hergestellt. Wir scheiden mit dem doppelt wohlthuenden Gefühle, unsere Pflicht erfüllt und unseren Herzen nicht wehe gethan zu haben. Einen Wohllöblichen Magistrat ersuche ich ergebenst, diese meine Gesühle beim Scheiden, welche im Namen des ganzen Regiments auszudrücken ich mich gedrungen fühle, den Bürgern der Stadt auf geeignete Weise gesälligst be— kannt machen zu wollen.

Ehrhardt,

Oberst und Regiments-Commandeur.

An

Einen Wohllöblichen Magistrat.

Magdeburg, den 31. März i648.

Der Magistrat der Stadt Magdeburg. Francke.“

Rhein⸗Provinz. (Aach. Ztg.) Aus dem Wupper⸗ thal, 27. März. Die hiesigen Weber, Färber und Handwerker un⸗ terzeichnen gegenwärtig folgende Adresse an Se. Königl. Hoheit den Prinzen Friedrich in Düsseldorf:

„Durchlauchtigster Prinz, Gnädigster Prinz und Herr!

Bei den großen Zeitfragen, welche jetzt alle Gemüther beschäftigen, drängt es uns, diejenige, welche uns als Arbeiter und Handwerker zumeist interessirt, in nähere Erwägung zu ziehen. Es ist dies die Arbeitsfrage. Von der Mehr oder Minderarbeit hängt das Wohl und Wehe von uns und von Tausenden Familien im deutschen Vaterlande ab; ja der eine oder andere Zustand greift tief in alle Verhältnisse der Gesammt⸗Be— völkerung und selbst des Staates ein. Eine richtige Lösung dieser Frage erhält Ruhe und Ordnung, wohingegen ein Mißkennen der— selben die bestehende Ordnung in hohem Grade gefährdet. Die Forderung der Arbeiter nach lohnender Arbeit, um sich und ihre Familien auf ehren— hafte Weise selbst ernähren zu können, ist eine so gerechte, daß es unbe greiflich erscheint, daß, obgleich seit Jahren durch nnsere natürlichen Ver— treter, die Fabrikanten, in den Berichten der Handels-Kammer, so wie in Petitionen und Deputationen an die Ministerien und an Se. Majestät den König, das Nothwendige beansprucht wurde, dieses dennoch unberücksichtigt geblieben ist. Es ist dies noch um so auffallender, da es bekannt ist, daß sämmtliche Prinzen des Königl. Hauses und sehr viele andere wohlgesinnte hohe Herren sich entschieden dafür ausgesprochen haben. Die Ursache, warum die zum Schutze der Arbeit nothwendigen Maßregeln bisher verweigert wurden, ist demnach in dem Widerstreben weniger, aber leider sehr einflußreicher Staats⸗ beamten zu finden. Hört dieses aber nicht auf und will man der Nothwendigkeit eines genügenden Schutzes hartnäckig entgegentreten, dann werden daraus für die Arbeiter und in der Wechselwirkung für alle Staatsbürger unabsehbare nachtheilige Folgen entstehen. Es dürfte deswegen an der Zeit sein, Se. Majestät zu bitten, daß diejenigen Männer, welche den Schutz verwehren, den alle Regierungen außerhalb unseres Vaterlandes ihren Bewohnern in so vollem Maße zu Theil werden lassen, von der Leitung dieser Angelegen⸗ heit entbunden werden. Die beherzigenswerthen Worte, welche Ew. Königl. Hoheit am Vereinigten Landtage zu unseren Gunsten gesprochen, sind ohne Erfolg verhallt; unsere Dankbarkeit und Ergebenheit für Ew. Königl. Hoheit wird aber nie erkalten. Einen besonderen Beweis unseres Vertrauens wollen Ew. Königl. Hoheit darin erblicken, daß wir uns an Höchstsie wenden, mit dem An trage, Sich bei Sr. Majestät zu verwenden, „daß Höchstdieselben sogleich Sachverständige ernennen mögen, um die Frage wegen des Schutzes der Arbeit, dem Auslande gegenüber, in Berathung zu ziehen und das Geeig nete feststellen zu lassen.“ Glauben Ew. Königl. Hoheit nicht, daß wir in dem Umsturz natürlich geregelter Verhältnisse zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern oder in Störung der Arbeit unser Heil zu finden suchen. Das aber wissen wir, daß, wenn viele Arbeit vorhanden ist, und die Preise nicht durch ausländische Mitbewerbung unnatürlich gedrückt werden, es dem ordentlichen, fleißigen Arbeiter möglich wird, sich und seine Familie auf eine ehrenhafte Weise zu erhalten. Wenn aber die jetzige Zollgesetzgebung es zuläßt, daß jährlich 235 bis 30 Millio nen Thaler Krbeitsvtrdienst an den eingehenden Fabrikaten dem Auslande gezahlt werden, auf deren Erwerb die inländischen Arbeiter gewiß das vollste Anrecht haben, dann liegt es auf der Hand, daß. eine Verbesser ung dieser Gesetzgebung unumgänglich nöthig ist. Es bedarf hierzu aber Mannen, die den ausgesprochenen Zweck wollen, und die Sachkenntniß besitzen. Bittend, Ew. Königl. Hoheit wollen bei Sr. Majestät unsere Wünsche und das Ge eignete dringend beantragen, sind wir überzeugt, keine Fehlbitte zu thun, und verharren Ew. Königl. Hoheit ergebenste.“ . . . (Folgen die Unterschriften.)

Aachen, 28. März. Der Gemeinde- Rath hat gestern be⸗ schlossen, daß seine Sitzungen öffentlich sein sollen, sobald ein geeig⸗ netes Lokal dazu eingerichtet sein wird. Wenn in einzelnen Fällen im städtischen Interesse die Oeffentlichkeit ausgeschlossen werden muß, soll jedesmal ein Beschluß darüber gefaßt werden. Weute schon hat die Erhebung des Kommunal-Zuschlags zur Mahl- und Schlachtsteuer aufgehört, und es wird nur noch der Staats Alnutheil dieser Steuer erhoͤben, dessen Abschaffung der Gemeinde- Rath ebenfalls bean⸗ tragt hat.

Trier, 27. März. (Tr. Ztg.) Das Volk, vom Lande be⸗ deutend verstärkt, forderte gestern Freilassung zweier Artilleristen, welche sich wegen Dlenstvergehen im Arrest befanden. In xichtiger Auffassung der Verhältnisse wurden nicht blos die beiden Artilleristen, sondern alle wegen leichter Dienstvergehen Verhafteten aus dem Mi litair-Arreste entlassen. Gegen Abend verlangte die Masse die Frei lassung der wegen Holzdiebstahls in Haft Besind!ichen. Die Bürger⸗ garde stellte die Ordnung ohne Gewalt wieder her. Wie verlautet, werden aber diese Gefangenen, die als Opfer der Verhältnisse be— trachtet werden können, von den Behörden entlassen werden.

Unser Gemeinde-Rath hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, daß seine Berathungen öffentlich sein sellen, sobald der Saal dazu in den gehörigen Stand gebracht ift. Der kleine Saal auf dem Rathhause ist, im gegenwärtigen Augenblick, abgesehen von seiner räumlichen Beschränktheit, der Bürgergarde unentbehrlich.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. (N. K.) München, 29.. März. Eine Deputation der Kammer der Abgeordneten, das Direktorium der Kammer an der Spitze, überreichte gestern dem Könige die Adresse auf die Thron-Rede. Der König nahm dieselbe freundlich entgegen und äußerte, daß er alle Wünsche der Kammer, so weit immer mög lich, erfüllen werde. .

Wie man heute vernimmt, soll nun, anderer und neuester Be stimmung zufolge, unser Heer, als 7tes Armee-Corps des deutschen Bundes, im Kontingent⸗-Kriegsfuß ausgerüstet und zu dem Behufe auch noch die übrige Zahl der Beurlaubten einberufen werden. Eben so sollen die Truppen des Sten Armee-Corps (Württemberg, Baden und Hessen) mobil gemacht werden und beide Armee Corps unter den Ober-Befehl Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl von Bayern zu stehen kommen. Ein Bataillon des Infanterie Regiments „Kron prinz“ erhielt vorgestern Befehl zum Ausmarsch, gestern Abends aber erschien Gegenbefehl. Man glaubt indeß in militairischen Kreisen, daß in einigen Tagen die Infanterie⸗Regimenter „König“ und „Kron— prinz“ unsere Stadt verlassen werden. —ᷣ .

Der Abgeordnete Professor Edel hat einen Antrag, die deutschen Universitäten betreffend, an die Kammer gebracht, welcher folgende Punkte enthält: .

„Se. Masestät möge geruhen: 1) Bei der Bundes versammlung die Vernichtung des Bundesbeschlusses vom 20. September 1819 (wegen An- ordnung von Regierungs⸗Bevollmächtigten bei den Universitäten), fernen de Art. 38 bis 56 der wiener Ministerial Konferenz vom 12. Juunr 1834 (willlürliche Absetzung von Universitäts Professoren betreffend) und der über Aktenversendung in Polizei und Strafsachen am 15, und, . November 1834 gefaßten Bundesbeschlüsse zu erwirken; 2) , , m. 9 schlüsse in Bavern getroffenen Einrichtungen außer ö , . Satzungen der Universitäten unter Anerkennung , , . Einigungsrechtes der Studirenden einer , . e , , fen und die Allerhöchste Verordnung vom. . das aufzuheben; 3) die korporative Stellung der in längischen Universitäten 3 . . tigen und denselben freie Bewegung in ihren Angelegenheiten zu gewähren; 45 die Lehrfreiheit zur Wahrheit zu erheben und berselben durch ge gert äußere Stellung der Lehrer, durch Freiheit der Studiren den in der Wahl zwlschen allen deutschen Universitäten, in der Wahl ihrer Lehrer und Kolle— gien, durch würdige Besetzung aller en, duich Hebung des Znstituts der Privat⸗Dozenten und größere Ausdehnung Des. Vocgtionsrechtes der akademischen Senate die, nöthigen äußeren Gem ahrschaften . min Aufhebung des Promotionszwanges den prattischen Aerzte die bisherige Ein- richtung der rn, m gegen Schaffung eines deren Zweck ersetzenden Surrogats zu beseitigen. fr ö zijn gen Tagen erscheint hier ein neues Blatt: Freie Presse betitelt und von Dr. Riedel redigirt. . U

Alles, wäs auswärtige Blätter von einem Desizit in der bayeri⸗ schen Staatekasse faseln, entbehrt allen und jeden Grundes.

Königreich Sachsen. (D. A. 3.) Es ist folgende Ver⸗ ordnung in Betreff der Landtags-Wahlen erschienen:

„Wir Friedrich August 2c. finden uns zu der Erklärung bewogen, wie wir die dermalen vorseienden Landtags⸗Wahlen im Sinne völliger Freiheit der Ansichten geleitet und vollzogen zu sehen wünschen und daher nament⸗ lich nicht wollen, daß seitens der Behörden oder in sonstiger Weise aus der wegen Veranstaltung der Landtags-Wahlen unterm 15. Oktober v. J. er= gangenen Verordnung ein Anlaß hergenommen werde, der Geltendmachung dieser Freiheit der Ansichten beschränkend entgegenzutreten. Dresden, 30. März 1848. Friedrich August. (Gez.) Martin Oberländer.

Eine zweite Verordnung betrifft die Niederschlagung der Unter⸗ suchungen gegen Studirende wegen verbotener Verbindungen.

Königreich Hannover. Hannover, 31. März. Die erste Kammer der Allgemeinen Stände⸗Versammlung war in ihrer gestrigen Sitzung mit der ersten Berathung des neuen Preß⸗-Gesetzes beschäftigt. Die zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung den Gesetz⸗Entwurf, betreffend die Verpflichtung der Gemeinden zum Er— satz des bei Aufläufen verursachten Schadens an öffentlichem oder Privat⸗Eigenthume, in dieser ersten Berathung mit geringer Mehr— heit abgelehnt.

Herzogthum Braunschweig. (Magdeb. Zeitung.) Braunschweig, 29. März. Auf die von dem Staats-Ministe⸗ rium an den ständischen Ausschuß ergangene Aufforderung, einen Mann zu bezeichnen, welcher von hier aus der Bundes-Versammlung zu der binnen kurzem beginnenden Revision der Bundes-Ate beizu⸗ geben sei, hat derselbe den Landstand, Landdrosten von Cramm zu Sambleben, gewählt. Die Regierung sprach ferner den Wunsch aus, daß die am 30sten d. M. zu Berathung eines Projekts der deut— schen Verfassung in Frankfurt beginnende Versammlung von Männern aus den gesammten deutschen Staaten durch Mitglieder unserer Stände ⸗Versammlung beschickt werde, welche durch ihre politische Thätigkeit sich das öffentliche Vertrauen erworben. Der Ausschuß hat dazu die Abgeordneten Advokaten Hollandt und Trieps bezeich— net. Sämmtliche drei Herren haben die Wahl angenommen.

Bei Gelegenheit des kürzlich hier gefeierten Volksdankfestes hat

das hiesige Offiziercorps einen eintägigen Sold für vaterländische Zwecke bewilligt. . Nach einer so eben ergangenen Bekanntmachung des Finanz— Kollegiums ist für dieses Jahr zur Tilgung der Kammer- und Lan— desschulden die Summe von 50,000 Rthlr. angewiesen. Die Ver— briefungen sind bereits ausgelöst, und die Zahlung wird am 1. Ok— tober d. J. erfolgen.

Herzogthum Holstein. (Alt. und Hamb. Blätter.) Rendsburg, 29. März. Die provisorische Regierung hat die Errichtung mobiler Sicherheitswachen in den Land -Distrikten der Herzogthümer Schleswig-Holstein angeordnet.

Rendsburg, 30. März. Gestern ist aus glaubwürdiger Quelle die Nachricht zugekommen, daß zwei dänische Kriegsschiffe und ein Dampfschiff (man meint, der „Geyser“) ihre Mannschaft bei Alsen gelandet haben. Diese hat dann die Bauern agitirt, sie überredet, fest an Dänemark zu halten, und baldige Hülfe versprochen. Das norburger Amthaus soll sich gleichfalls dem Dienste der provisorischen Negierung entzogen haben, die Stadt Sonderburg sich gezwungener— maßen ruhig verhalten. Auch sagt man, daß die Bauern Posten ausgestellt haben, um die Ueberfahrt nach dem Festlande zu verhindern.

Aus Ratzebung konimt uns die Nachricht zu, daß daselbst in diesen Tagen eine große Versammlung gehalten sei, in welcher be— schlossen worden, in dem Streit der Herzogthümer mit Dänemark neutral zu verbleiben und bis weiter kein Geld aus dem Lande zu lassen. Die daselbst garnisonirende Abtheilung kieler Jäger hat die Stadt auf eigene Veranlassung verlassen und ist gestern Abend hier eingerückt, um sich der provisorischen Regierung zur Disposition zu stellen.

Die provisorische Regierung hat nachstehende Verfügung er— lassen:

„Damit der Verbreitung in- und ausländischer Zeitungen und Zeit schriften keine Hindernisse in den Weg gelegt werden, verordnet die proviso⸗ rische Regierung: 5. 1. Das gegen einzelne Zeitungen bestehende Verbot des Debits wird hierdurch aufgehoben. S8. 2. Alle Zeitungen und Zeit schriften, in, und ausländische, können durch die Post bezogen werden. Die Bezahlung und Vertheilung geschieht nach den §§. 5 10 des Patents vom 10. April 1840. 5§. 3. Durch diese Verfügung werden die Be— stimmungen der s§. 1 4 des Patents vom 10. April 1840 und vom 6 1812 und alle dem Obigen entgegenstehenden Verfügungen aufge— oben.“

Briefe aus Flensburg vom 30. März erwähnen des (gestern gemeldeten) Einmarsches dänischer Truppen in Hadersleben nicht.

Die provisorische Regierung in Rendsburg wünscht dringend, daß man möglichst dem Zuzuge von losem Gesindel entgegenwirken möge, das eine Plage für das Land sei, daß die Regierung deshalb auch nicht die Hülfe fremder Freischaaren wünsche, obwohl dieses in mehreren Blättern, namentlich dem Rendsbur ger Tageblatte, behauptet worden sei. Die Regierung glaubt vielmehr, Hände und freiwillige Kräfte im eigenen Lande genüg zu haben, um dem Erfor— derniß zu entsprechen, wenn nur erst die nöthigen Waffen vorhanden seien, woran es für den Augenblick noch mangeit.

ö Die beiden Prinzen von Glücksburg, die bisher in preußischen Diensten standen, und deren Ernennung zu Offiziersstellen in dem chleswig holsteinischen Truppencorps gestern angezeigt ist, sind heute Morgen durch Altona gegangen.

Der Brief Sr. Majestät des Königs von Preußen an den Herzog von Augustenburg ist hier bekannt und scheint Eindruck ge⸗ macht zu haben. Wenigstens finden die BerlingscheZtg. sowohl, als Fädrelandet, es für usthig, zu dem Kunststückchen zu greifen, die Echtheit des Briefes in Zweifel zu ziehen. .

Aus mehreren Aeußerungen in Fädrelandet scheint hervor⸗ zugehen, daß man mit der Art und Weise, wie die Marine die Rüstungen betreibt, unzufrieden ist. . Aus einer Einsendung in dem genannten Blatte, in welcher auseinandergesetzt wirb daß schnelle Bewerkstelligung einer Küsten⸗Blokade das sicherste Mittel sein würde den Krieg, vielleicht ohne Blutvergießen, zu Ende zu führen, wind darüber geklagt, daß man für das Marine ⸗Ministerium noch nicht einen sachkundigen, verantwortlichen Chef gefunden habe ((Graf Moltke führt das Portefeuille interimistisch; und daß dasselbe vom Commandeur Zahrtmann, dem man es angeboten, ausgeschlagen wor⸗ den sei. l .

Das Kriegs-Dampfschiff „Hecla“ ist heute hier wieder ange⸗ kommen. . . „Die National⸗Bank, ein auf die sicherste Basis gegründetes In⸗ stitut, hat erklärt, ihren ganzen Einfluß aufbieten zu wollen, um jede Störung des Handels mit der hamburger Börse zu verhüten, und eben so für eine gesicherte Communication mit Hamburg Sorge tra⸗ gen zu wollen.

; Der englische Vice⸗Konsul in Kopenhagen, Herr A. Hage, wi⸗ . allerbestimmtesten Ausdrücken dem hin und wieder . e, als wenn die holsteinische Deputation unter

6. 6*r.*n ischen Flagge in Kopenhagen gewesen sei.

Ftann am 8 wig wird gemeldet, daß der Regierungs- Präsident 27. März das Präsidium der schleswig⸗holsteinischen Re⸗

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gierung auf Gottorff übernommen und an das versammelte Personal folgende Worte gerichtet hat;;

„Meine Heiren! Ich begrüße Sie im Namen der provisorischen Re— gierung, mit welcher, so wie das ganze übrige Land, so auch die schleswig= holsteinische Regierung, bereits in Geschãsts verbindung getreten ist. Die proö⸗ visorische Regierung hat mir das Präsidium in diesem Kollegium angebo⸗ ten, und solches ist von mir angenommen, um, so viel an mir liegt, zur Aufrechthaltung der Ruhe und. Ordnung und zur Erhaltung des regelmä— ßigen Geschäflsganges mitzuwirken. Anzuzeigen habe ich Ihnen zunächst, daß der Regierungs-Rath Höpfner entlassen ist;s es freut mich, Ihnen in der Person des Regierungs-Rathes Lesser seinen Nachfolger vorstellen zu können. Meine Herren, mit welchen Gefühlen ich in Ihre Milte trete, bedarf nicht der weiteren Ausführung; sie sind sehr ernst. Die Fackel des Bürgerkrieges sich entzünden zu sehen, in Landen, welche Jahrhunderte lang vereinigt gewesen, muß mit dem tiefsten Schmerze erfüllen. Meinerseits ist nach Kräften gestrebt, das unheilvolle Ergebniß zu verhüten. Zu verschiedenen Malen zum König gerufen, um in das neue Ministerium einzutreten, habe ich jede Theilnahme ablehnen müssen, weil Schleswigs Incorporation in das Vönigreich und Holsteins Trennung von Schleswig die Losung sein sollte. Ich habe meine Entlassung von meinem Amte in Kopenhagen genommen, halte mich aber feinesweges entbunden von meinen Pflichten als Unterthan gegen den angestammten Herrn dieser Lande. Mein Programm ist die Personal - Union, und im Interesse dieser Vereinigung, so wie des angestammten Herrn, werde ich die Geschäfte der Regierung zu leiten mich bemühen. Ich bedarf dazu, mehr wie irgend Ei ner, Ihrer Rachsicht, Ihres Beistandes und bicte Ihnen für dessen Gewäh— rung an: den reinsten Willen, volle Wahrheit und Offenheit in allen un— seren gemeinsamen Beziehungen.“ ö ö

Die Regsamkeit unter den Landbewohnern ist sehr groß. Im Lande der Angeln hat sich ebenfalls ein Schützen-Corps in der Kü⸗ stengegend gebildet, welches bald zu 7— 800 Mann angewachsen sein wird. Es fehlen ihnen nur noch Gewehre. Der Enthusiasmus der Leute wird durch eine ungemeine Regsamkeit und Thatkraft bekundet. Das am 28. März auf Wagen durch Schleswig passirende 3Zte Ba— taillon Infanterie sang und jubelte kampflustig und empfing die Be⸗ grüßung der Städter. Ein herzliches Hoch erscholl dem Herzog Karl von Schleswig- Holstein-Glücksburg an ihrer Spitze. Die durchpas⸗ sirten 8 Kanonen hatten eine treffliche Bespannung. Von den Wa— gen der Infanterie wehten Fahnen mit deutschen Farben. Die Sol⸗ daten, schöne Leute und gut gekleidet, hatten sie zum Theil aus Tü— chern geknüpft. Drei Schwadronen der itzehöer Dragoner ritten Mit⸗ tags weiter auf dem Wege nach Flensburg. Die westlichen und nordwestlichen Gegenden bis hinter Tondern, namentlich die Bewoh⸗ ner an der Gränze der Marsch, bis Bredstedt, Leck u. s. w., zum Theil friesischen Stammes, haben viele Freiwillige gestellt. Der En— thusiasmus ist groß. Der kleine Ort Bredstedt hatte gegen 40 frei⸗ willige junge Leute am ersten Tage und aus der Umgegend doppelt so viel am zweiten. In Leck eben so und so lebendig, wie irgendwo. Die Stadt Tondern hat die Bürgergarde organisirt. Den 27sten Nachmittags wehte die deutsche Fahne vom Rathhause. Staffetten⸗ Linien werden errichtet.

Altona, 31. März. Nach einer brieflichen Mittheilung wa— ren die beiden dänischen Minister, Graf Knuth und Orla Lehmann, mit einem Extra-Dampfboot in Rostock angekommen und von dort mit Courierpferden nach Berlin weiter gegangen. Sie haben münd⸗ lich erklärt, daß die Sundschifffahrt frei sei und preußische Schiffe nicht angehalten würden.

Freie Stadt Frankfurt. (OD. P. A. 3.) Frankfurt, zl. März. Die hiesigen Blätter enthalten den nachstehenden Auszug des Protokolls der 26sten Sitzung der Bundes -Versammlung vom 30. März 1848:

„Zu beschleunigter Entwerfung der Grundlagen einer neuen Bundes— Verfassung hat die Bundes⸗Versammlung mit einleitenden Arbeiten zu die— sem Zwecke, unter Zuziehung von Männern des öffentlichen Vertrauens, bereits begonnen. Zu weiterer Förderung dieser wichtigen Angelegenheit beschließt dieselbe, die Bundes-Regierungen aufzufordern, in ihren sämmt⸗ lichen, dem deutschen Stagtenspstem angehörigen Provinzen auf verfassungs⸗ mäßig bestehendem oder sofort einzuführendem Wege Wahlen von Natio nalvertretern anzuordnen, welche am Sitze der Bundes -Versamm⸗ lung an einem schleunigst festzustellenden, möglichst kurzen Ter mine zusammenzutreten haben, um zwischen den Regierungen und dem Volke das deutsche Verfassungswerk zu Stande zu bringen. Da der Drang der Umstände die einstweilige Annahme eines bestimmten Maß⸗ stabes der Bevölkerung, nach welchem die gedachten Volksvertreter in jedem Bundesstaate zu erwählen sind, erforderlich macht, so erscheint es zweckmä— ßig, in Bezug auf die bisherigen Bestandtheile des Bundes das bestehende Bundesmatrikular⸗-Verhältniß dabei zum Grunde zu legen und die Auffor derung dahin zu richten, daß auf 70,060 Seelen der Bevölkerung jedes Bundesstaagtes ein Vertreter zu wählen, auch denjenigen Staaten, deren Bevölkerung nicht 70,000 Seelen beträgt, die Wahl eines Vertreters zu zugestehen.“

Die mit festlicher Pracht geschmückten Straßen unserer alten Freistadt sind seit vorgestern außerordentlich belebt. Ein wirkliches Menschengewühl aber füllt sie eit heute Morgen. Die durch ihre Mandate legitimirten 500 Beauftragten zur Vorberathung über ein zu bildendes deutsches Parlament versammelten sich von 8 Uhr an in dem Kaiser- Saale des Römere. Zum Präsidenten der vor— bereitenden Versammlung wurde hier gewählt: Abgeordneter Mittermaier, zu Vice⸗Präsidenten: die Abgeordneten Dahl⸗ mann, von Itzstein, Robert Blum und Jordan zu Secretairen: die Abgeordneten Bauer aus Bamberg, Schwarzenberg aus Kassel, Wolfgang Müller aus Düs⸗ sel dorf, G. Varrentrapp aus Frankfurt am Main, Kie⸗ rulf aus Rostock, Blankenhorn aus Mühlheim, Brieg⸗— leb aus Koburg, Simon aus Breslau. Um 93 Uhr hielten die Abgeordneten des Volkes unter dem Geläute aller Glocken und dem Geschützesdonner ihren feierlichen Einzug in die Paulskirche. Präsi⸗ dent Mittermaier eröffnet die Verhandlung mit erhebenden, zur Ein— tracht wie zur Hintanstellung aller Vorurtheile und Ideale mahnen— den Worten, und dankt für das ihm gewordene Vertrauen. Die Berathung soll nach dem von dem Siebenerausschuß festgestellten „Vorschlag zur Geschäfts- Ordnung für die Versammlung“ erfolgen. Dieser in allen Punkten schließlich angenommene Vorschlag lautet also:

§. 1. Es wird durch den Alters-Präsidenten vorgeschlagen werden, einen Präsidenten, vier Vice⸗-Präsidenten, acht Secretaire zu ernennen. S. 2. Die Verhandlungen in der Paulslirche finden statt in der Reihenselge des von der Siebener-Kommission aufgestellten Programms. §. 3. Die Ver handlungen dauern Freitag den 31. März und Sonnabend den 1. April von 9 Uhr bis 4 Uhr. §. 4. Geschwindschreiber nehmen die Verhandlun— gen auf, und diese werden so oft und so schnell wie möglich nach erfolgter Revision durch den Druck veröffentlicht. 5. 5. Das Wort wird gefordert mit Nennung des Namens und Voltsstammes des Mitgliedes, welches re den will. §. 6. Niemand darf länger als zehn Minuten reden, Niemand geschriebene Neden vortragen. Es wird von der Tribüne gesprochen, wenn nicht der Präsident für kurze Bemerkungen während der Debatte das Wort vom Sitze aus giebt. S. 7. Amendements zu den Programmsätzen sind schriftlich zu übergeben oder einem der Secretaire, ohne daß dadurch die Verhandlung gestört werden darf, zu Protokoll zu diktiren. 5. 8. Solche Amendements kommen in der Regel in der Ordnung, in welcher sie vorgelegt worden sind, zur Abstimmung. 5. 9. Abstimmungen über die im Programm aufgestell⸗ ten Fragen erfolgen in der Regel durch Aufstehen oder Sitzenbleiben, und nur dann durch namentlichen Aufruf nach der Liste der Mitglieder, wenn die Zählung ein zweifelhaftes Resultat gegeben hat, oder wenn diese Art der Abstimmung von 25 Mitgliedern verlangt wird; in beiden Fällen un— motivirt, mit Ja oder Nein. S. 10. Der Präsident hat das Wort zu entziehen, wenn der Redner über zehn Minuten gesprochen hat, er ruft zur

Ordnung und entzieht das Wort, wenn der Redner von dem Gegenstande der Berathung oder in Persönlichkeiten abschweift. Gegen einen solchen Ausspruch steht dem Redner die Berufung an die Versammlung zu.

Der Siebener-Ausschuß legt der Versammlung als Norm der Bera—= thung folgendes Programm vor: .

j. Ein Bundes- Oberhaupt mit verantwortlichen Ministern. II. Ein Senat der Einzelstaaten. jlJ. Ein Haus des Volls, hervorgehend aus Urwahlen nach dem Maßstab von 1 zu 70,009. IV. Kompetenz des Bun- des durch Verzichtung der Einzelstaaten auf folgende Punkte zu Gunsten der Centralgewalt: 15 Ein Heerwesen, 2) eine Vertretung gegenüber dem Auslande, 3) ein System des Handels, der Schifffahrts⸗Gesetze, des Bun des Zollwesens, der Münze, Maß, Gewicht, Posten, Wasserstraßen und Eisendahnen, 4) Einheit der Civil und Strafgesetzzebung und des Ge⸗ richtsverfahrens, ein Bundesgericht, 5) Verbürgung der nationalen Freiheitsrechte. V. Der Beschluß der Einberufüng der konstituiren⸗ den National Versammlung auf obige Grundlagen erfolgt durch die mit Vertrauensmännern verstärkten Bundes-Behörden. VI. Ein aus gegenwärtiger Versammlung zu wählender permanenter Ausschuß von 153 Mitgliedern ist beauftragt, die Vollziehung der Einberufung der konsti⸗ tuirenden National-Versammlung zu betreiben. Wenn innerhalb vier Wo⸗ chen von heute der Zusammentritt nicht erfolgt ist, so tritt diese Versamm⸗ lung am 3. und 4. Mai hier wieder zusammen. Im Falle der Dring⸗ lichkeit kann der Ausschuß die Versammlung auf einen früheren Termin zusammenberufen.

Der Präsident erklärte am Schlusse seiner Eröffnungs Nede, das jeder Meinung, jeder Ansicht der politischen Formen unbedingte Freiheit des Wortes gesichert sein wird. Denn es sollten in dieser Vorberathung ja nur die Wünsche und Forderungen des Volkes genau erkannt und festge⸗ stellt werden; die Berathung über dieselben werde dann in dem eigentlichen Parlamente Deutschlands erfolgen.

Der erste Redner, Abgeordneter Metz aus Freiburg, auf Franklin Er⸗ klärung sich berufend, daß jedes gute Werk unter dem Schutze des allwei⸗ sen Gottes zu beginnen habe, fordert die Versammlung auf, zu erklären, ob sie diesem Antrage beistimme, was durch allgemeines Aufstehen bestätigt wird.

Nunmehr sollte die Berathung über die einzelnen Punkte des Siebener— Programms erfolgen. von Struve stellte für sich und im Namen von 17 anderen anwesenden Männern einen Forderungen und Rechte des Volkes aufzählenden Antrag, den er einer Kommission überwiesen haben wollte. Ein von Schaffrath aus Sachsen gestellter und ausführlich motivirter An— trag, man möge aus der Mitte der Versammlung einen Ausschuß wählen, um das Siebener⸗Programm zu prüfen und morgen darüber zu berichten, wurde bei der Abstimmung mit entschiedener Mehrheit verworfen. Ueber eine Reihe ande⸗ rer Anträge, die nach einander von verschiedenen Seiten gestellt worden sind, war bis zum Eintritt einer halbstündigen Pause (ein Viertel nach zwölf Uhr) noch keiner zur Abstimmung gelangt. Unter diesen Anträgen wird zunächst zur Beschlußnahme kommen derjenige von Dr. Eisenmann aus Nürnberg, daß die Versammlung vorzugsweise und schleunigst darauf hin— wirken möge, daß binnen 4 Wochen das konstituirte deutsche Parlament zu⸗ sammentreke, dem dann die von der Versammlung weiter berathenen Punkte zur Berücksichtigung vorgelegt werden sollen. Noch sind schwach unterstützte Anträge gestellt, die Bersammlung sollte sich zu einer permanenten und kon— stituirenden erklären, sei es, daß sie in pleno beisammenbleibe, oder daß ein Ausschuß gewählt werde.

Freie Stadt Bremen. (Wes. Ztg.). Bremen, 31. März. Folgende obrigkeitliche Bekanntmachung ist hier erschienen:

„Durch den Beschluß der Bundes-Versammlung vom 9ten und 20sten d. M. sind die Farben des ehemaligen deutschen Reichs paniers, schwarz⸗ roth - gold, zu Farben des deutschen Bundes erklärt., Lange schon ist ein solches gemeinschaftliches Erkennungs = und Vereinigungszeichen für alle Stämme und Gauen des gemeinsamen deutschen Vaterlandes neben ihren besonderen Landesfarben ersehnt, und mit allgemeinem Jubel wird es überall in demselben begrüßt. Bremen ist nie zurückgeblieben, wo es der Sache des gemeinsamen deutschen Vaterlandes galt, und wird diese Gesinnung im Frieden wie im Kriege festzuhalten wissen. Es begrüßt daher ebenfalls in den deutschen Farben ein heilig werthes Symbol der National ⸗Einheit. Der Senat, durchdrungen von der Ueberzeugung, hierin die Empfindung aller seiner Mitbürger auszusprechen, bringt daher in Beziehung auf jene

bereits allgemein bekannt gewordenen Beschlüsse hierdurch zur allgemeinen Kunde, daß bereits die Einleitungen getroffen sind, das hiesige Bundes— Kontingent auch mit der deutschen Kokarde zu versehen, womit er die Auf— forderung an die Mitglieder der Bürgerwehr verbindet, dieselbe ebenfalls anlegen zu wollen. Beschlossen Bremen in der Senats-Versammlung, den 28. und publizirt den 29. März 1848.“ ; Oesterreichische Monarchie.

Triest, 28. März. Das Journ. des Oest. Lloyd enthält Nächstehendes über die Vorgänge in Venedig: „Bis wir im Stande sein werden, die Begebenheiken in Venedig ausführlicher zu besprechen, wollen wir uns an die Darstellung derselben in der Gazzetta di Venezia halten, welche das Viva San Marco an der Spitze trägt und sich foglio uffiziale della Republica Veneta nennt. Wir beschränken uns jedoch nur auf einige Auszüge dieser Zeitung, und zwar blos auf die von ihr erzählten Thatsachen. Die auf wun— derbare Weise am 21sten eingetretene Ruhe, sagt sie, ward nicht unterbrochen. Die Kaufläden öffneten sich wieder. Auf allen Ge— sichtern war die Freude zu lesen, denn man hegte das vollste Ver⸗ trauen zu der städtischen Garde; allein man konnte nicht ruhig sein, so lange fremde Truppen in Venedig blieben und man erwartete nur eine passende Gelegenheit, um mit möglichst geringen Opfern diesel— ben zu entfernen. Diese Gelegenheit gab das unglückliche Ende des Obersten Marinovich. Am 21sten Nachmittags entstand ein Aufruhr unter den Arsenalarbeitern, welche ihm den Tod geschworen hat— ten. Die Bürgergardisten ließen die Brücke räumen, unter welcher seine Barke passiren sollte und retteten ihn von der Wuth des erbit⸗ terten Volkes, indem sie ihn zugleich ermahnten, sich vor demselben nicht blicken zu lassen. Die Aufregung nahm indeß in der Nacht einen immer heftigeren Charakter an, da sich das Gerücht verbreitet hatte, daß einige Schiffe und Kähne mit Congreve⸗-Raketen versehen worden seien, um die Stadt in Brand zu stecken. Die Gardisten konnten nur mit Mühe die Tumultuanten mit der Versicherung be— ruhigen, daß Marinovich das Arsenal für immer verlassen werde, was er aber trotz dem Rathe des Vice-Admirals de Martini nicht gethan hatte. Einige Offiziere wollten ihn in einer Barke durch die Porta nuova entschlüpfen lassen; sie fanden sie geschlossen. Mittler⸗ welle verbreitete sich die Nachricht von der beabsichtigten Flucht. Die Arbeiter liefen in Massen herbei. Vergebens suchken die beliebten Offiziere dieselben zu beschwichtigen. Marinovich, welcher sich in die höchsten Räume geflüchtet hatte, wurde verfolgt, bei den Füßen ergriffen, mit langen dicken spitzen Stangen verwun— det! und die Treppen hinuntergeschleift, wo, er entseelt an⸗ langte. Bei der Nachricht von dieser Schreckensscene entsendete der Hauptmann der Garde am Ponte del Tose sofort enn seiner deute ins Arsenal, um die Ruhe wieder yerzustellen, und einige bi, nach der Korvette „Klemenza“ und dem kleinen Dampf boote. Mittlerweile hatte sich die Kunde von diesem tragischen Tode in der ganzen Stadt verbreltet. Manin, welcher sich gerade mit, seinem Sohne auf der Straße befand, begab sich sofort nach dem Arsenale, wo er zereint mit acht oder neun Gardisten gebieterisch von 6. E. de Martini die Schlüssel des Waffen Saales verlangte. De Martini zeigte Widerstand, Manin erklärte, ihn für seinen Arrestanten, ließ die Glocken läuten, um die Arbeiter herbeizurusen, und sagte, daß er die Thüren einbrechen lassen werde, wenn ihm nicht sogleich die Schlüssel ausgehändigt werden. Unterdessen hatten sich die Stadt ⸗Gardisten massenhaft eingefunden. Diesen wurde die Bewachung der wichtigsten unkte des Arsenals, dem Qbersten Graziani aber das Kommando provisoris über- tragen. Vor dem Arsenal hatte ein Major des Regimentes Wimpfen die trifolore Kokarde nicht aufstecken wollen; die Soldaten traten ihm aher ent⸗