1848 / 98 p. 5 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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möglich, mit der Konstituirung Deutschlands zu warten, bis diese Frage in Oesterreich gelöst ist. Wir sind gedrungen, damit voranzu⸗ schreiten, ohne im maͤndesten für die Zukunft Desterreich ausschließen zu wollen. Dies war meine Ansicht von der politischen Lage Deutsch⸗ lands zu der Zeit, ehe die Ereignisse von Wien und Berlin eingetre⸗ ten sind.

Im Anfange dieses Monats war ich eingeladen, einer Versamm⸗ lung von Männern beizuwohnen, deren Namen in Deutschland guten Klang haben, und die in Heidelberg zusammentrat. Diese Männer besprachen sich über die nächsten Bedürfnisse des Vaterlandes. Das Resultat dieser Berathung ist durch die öffentlichen Blätter bekannt geworden, und ich glaube mich desfalls überhoben, was dort als Grundlage der ferneren Entwickelung Deutschlands angenommen wurde, Ihnen vorzulesen. Es ist im Wesentlichen in demjenigen enthalten, was ich Ihnen heute im Eingang als die leitende Idee bei meinem Antrag bezeichnet habe: ein deutsches Parlament, die Bestimmung der Kompetenz desselben und das Fe halten an der Selbstständigkeit der Einzel⸗Staaten unter ihren Fürsten, bezüglich derjenigen öffentlichen Interessen, die der Kompetenz der Central Gewalt nicht vorbehalten sind. Und in enger Verbindung mit diesem Festhalten an der Selbst⸗ ständigkeit der Einzel⸗Staaten, an der Stellung der deutschen Fürsten in ihnen, steht das daraus sich ergebende Bedůrfniß eines Raths der Fürsten, oder eines Oberhauses, oder in welch anderer Form die künf tige Verfassung, deren Entwickelung wir nicht vorsehen können, die hervortretende Stellung der Fürsten zur National⸗ Vertretung sinden mag. ; An dem Abend des Tages, an welchem solche Verabredung in Heidelberg getroffen worden war, wurde ich mit dem Amt betraut; am nächsten Tage schon wurde mir ein Anlaß geboten, auf Erfüllung des Theils der Proclamation hinzuarbeiten, dessen Inhalt ich vorhin vorgetragen habe. Es erschien, da der Herzog von Nassau ähnliches Versprechen gegeben hatte, ein nassauischer Bevollmächtigter dahier, der im Auftrag seiner Regierung den Antrag stellte: die verschiedenen Staaten, welche auf die gleiche Grundlage der inneren Entwickelung gestellt seien, sollten sich über die Wege, die zur Umgestaltung der Bundes-Verfassung und Berufung des National- Parlaments führen könnten, unter einander verständigen.

Als leitende Ideen wurden aufgestellt und die Aufgabe so be⸗ zeichnet:

1) Die Bestimmung eines Ortes, wo die Verhandlungen geführt würden; z. B. Stuttgart, um von da aus Bayern zu ge⸗ winnen.

2) Erklärung der einzelnen Regierungen, die Leitung der Ver⸗ handlungen und weiteren Maßregeln an die eine unter ihnen zu übertragen, in Erwartung einer späteren Absprache, wodurch eine abwechselnde Leitung herbeigeführt werden könnte.

3) Versuch eines vertraulichen Benehmens mit den Lenkern der Bewegung; zunächst den sieben Männern, welche zur National ⸗Ver⸗ tretung Vorschläge machen sollen zu dem Zwecke, die Angelegen⸗ heit offen auch von ihrer Seite in die Hände obiger zu bestimmen⸗ der Regierung zu legen.

4) Versach, die National-Vertretung mit den bestehenden Bun⸗ desformen in Verbindung zu bringen.

5) Sollte dies nicht gelingen: Versuch, mit dieser National⸗ Vertretung ein Oberhaus, bestehend aus den Bundesfürsten in Per⸗ son oder fürstlichen Stellvertretern, in Vorschlag zu bringen.

Wie die Lage der Dinge war, glaubte ich, daß eine Vereinba⸗ rung auf diesen oder ähnlichen Grundlagen zu einer Nothwendigkeit geworden sei. Ich habe daher bei Sr. Königl. Hoheit dem Erb— großherzog und Mitregenten darauf angetragen, daß von hier aus ein Gesandter ernannt werde mit dem Auftrage, den nassauischen zu begleiten und zu versuchen, ob andere Bundesstaaten zu solcher Ver ständigung sich anschließen würden, um den Kreis derfenigen, welche über die Grundlagen einer Revision der Bundes⸗ Verfassung einig seien, immer mehr zu erweitern. Dieser Versuch ist durch Erfolg gekrönt worden in Karlsruhe, Stuttgart und München. Von dem letzteren Orte aus sollten sich die Bevollmächtigten der sämmtlichen genannten Höfe zu gleichem Zwecke über Dresden nach Berlin bege ben, sie sind aber nach den neuesten Nachrichten nach Berlin noch nicht gekommen. Ich finde keinen Anstand, die wesentlichen Punkte hervorzuheben, auf welche die Unterhandlungen sich bezogen haben. In Stuttgart wurde von Sx. Majestät dem Könige selbst vorge schlagen, die Leitung der deutschen Angelegenheit unter den dringen⸗ den Verhältnissen, wie sie jetzt vorwalten, in die Hände eines der deutschen Regenten zu legen, und zwar desjenigen, auf welchen die vereinigten Stimmen sich sixiren würden, und Se. Majestät der Kö⸗ nig wär bereit, jene Leitung Preußen anzuvertrauen, jedoch unter dem Vorbehalt:

„daß es die Ueberzeugung der vereinigten Höfe, die Leitung Preu⸗ ßens sei nur dann möglich, die öffentliche Stimmung und Un— terstützung von ganz Deutschland nur dann dafür zu gewinnen, wenn Preußen seinem Volke im Wesentlichen dieselben Rechte und Freiheiten verleihe, welche die süd⸗ und westdeutschen Stämme be⸗ reits besitzen, und daß sich die vereinigten Höfe nur unter dieser Voraussetzung einen Erfolg ihres gegenwärtigen Bestrebens ver— sprechen.“

In München wurde eine gemeinschaftliche, die bis dahin getrof fenen Vereinbarungen zusammenfassende Note dem dortigen Ministerium überreicht, deren wesentlicher Inhalt folgender ist;

„Das deutsche Volk soll bei der Bündes⸗Behörde vertreten sein. Dies sst die Stimme von ganz Deutschland. Die constitutionellen Regierungen im Süden von Deutschland und unter ihnen eine der ersten, die Sr. Majestät des Königs von Bayern in seiner öffentli chen Proclamation, haben dies als dringendes Bedürfniß zur Her— stellung der deutschen Einigkeit und zur Erhebung von Deutschla— auf diesenige Stufe, welche ihm unter den Mächten Europa's geb anerlannt. Wenn dieses Wort zur Wahrheit werden soll, so is Allem nothwendig:

1) ich über die Wirksamkeit der deutschen National-Vertr=r

un 2) über die Art der Zustandebringung derselben zu verstän So viel den ersteren Punkt betrifft, so kann für jetzt uc Rede davon sein, den Wirkungskreis eines deutschen Parlerrms n seinen Einzelnheiten zu normiren. Selbst die Frage von der Ein enun der vollziehenden Gewalt mag vorerst dahingestellt bleiben und der kar⸗ sequenten Entwickelung der Idee der Einheit überlassen werden. Us sich diese Idee klar zu machen, ist es aber nöthig, schon jetzt die hauptsächlichsten Grundzüge der Thätigkeit der neu zu konstituiren⸗ den Bundesbehörde festzusetzen. Deutschland als solchem ist bis jetzt diejenige Stimme bei Berathungen der Großmächte Europa's, bie ihm als der Kern von Europa, als der Erbe großer Exinne⸗ rungen und mit Rücksicht auf feine intellektuellen und physischen Kräfte gebührt, nicht zu Theil geworden. Dieses Ziel läßt sich nur erreichen, wenn gegenüber dem Ausland eine Vertretung des 2 Volkes von einem Willen, dem Ausdruck des Willens der deutschen Nation, ausgeht.

Die geographische Lage Deutschlands ist, wie die Geschichte lehrt, mehr als irgend ein Land in Europa geeignet, der Tummel⸗ platz kriegerischer Gelüste der Nachbarstaaten zu werden.

Einkiang in der Leitung der militairischen Angelegenheiten

8s und gleiche Wehrhaftmachung des ganzen deutschen Volkes ist das unabweiebare Bedürfniß, um sich vor Gefahren und Angriffen von außen zu schützen.

Um den Wohlstand und die Blüthe des deutschen Handels zu heben, ist Gemeinschaftlichkeit der Handels, und Zoll erhãltnisse nebst allem dem, was hiermit im nächsten Zusammenhange steht, längst als ausgemachte Wahrheit anerkannt. 1

Ein freies Volk bedarf bei Fragen von den höchsten Gütern des Individuums, Leben und Freiheit, Institutionen, welche jeder Willkür theoretischer Spitzsindigkeiten und allen gewalthaberischen Einflüssen ein Ende machen; es bedarf Gerichte, aus Gleichge⸗ stellten zusammengesetzt, und ein entsprechendes Gerichts verfahren und Strafgesetz. Zur Erstrebung gleicher Rechte aller Bürger be⸗ darf es aber auch einer. gemeinsamen Gesetzgebung in allen den Fragen, welche von der Individualität der einzelnen Stämme und bre? Sitten und Gebräuche unabhängig sind.

Nach diesen Andeutungen wären die wesentlichen Befugnisse des deutschen Parlaments dahin festzustellen:

1) Gemeinschaftlichkeit der Gesetzgebung und des Gerichts -Ver⸗ fahrens;

2) Heerwesen und Volksbewaffnung;

3 Handel Goll-Verein), Marine, Münzen, Maß, Gewicht, Po⸗ sten und Eisenbahnen;

4) Vertretung gegenüber dem Ausland.

Die in München anwesenden Bevollmächtigten von Württem⸗ berg, Großherzogthum Hessen und Nassau sind beauftragt, der

Königlich bayerischen Regierung diese Grundprinzipien der Wirk samkeit der künftigen Bundesbehörde zur Erwägung zu unterstel⸗ len, und glauben die Ueberzeugung ihrer Regierungen aussprechen zu müssen, daß diese Grundzüge dem tief und lebhaft gefühlten Bedürfnisse des ganzen deutschen Volkes entsprechen. Bayerns deutschgesinnter König wird die wahren Bedürfnisse des großen deutschen Vaterlandes nicht verkennen. Welche weitere Bestimmun⸗ gen Se. Majestät laber auch für die Kräftigung und die Wohl— fahrt Deutschlands nöthig halten sollten, so sind die Bevollmäch⸗ tigten der genannten drei Regierungen auf das bereitwilligste er⸗ boͤtig, die entsprechenden Anträge entgegenzunehmen und an ihre

Kommittenten gelangen zu lassen. Die zweite oben herausgehobene

Frage ist die, auf welche Weise eine Volksvertretung bei der deut⸗

schen Bundesbehörde in Stand gesetzt werden solle? Die Vor⸗

schläge der drei Bevollmächtigten gehen in dieser Beziehung

dahin: .

1) Die deutsche Bundesbehörde besteht aus zwei Kammern; die erste Kammer wird durch die Stellvertreter der deutschen Bun—⸗ desfürsten gebildet, die zweite aus Abgeordneten des deutschen Volkes.

Die Vertreter der deutschen Bundesfürsten empfangen von den Letzteren ihre Instruction und können zu jeder Zeit geändert werden. Die von den Kammern gefaßten Beschlüsse sind aber für sich rechtsbeständig und unterliegen keiner weiteren Geneh⸗ migung der einzelnen Bundes-⸗Regierungen. J .

Die Volks-Kammer wird aus dem deutschen Volke gewählt im Verhältnisse von 1 zu 109,000 Einwohnern. .

Die Wahl der einzelnen Abgeordneten geschieht durch die in

den einzelnen Staaten bestehenden Repräsentativ⸗Versammlun⸗

gen in einem Zusammentritt der beiden Kammern, wo solche bestehen, aus der Gesammtheit der Bürger des betreffenden

Staates.

Um einen Beschluß der deutschen Bundes Behörde zu Stande

zu bringen, ist Uebereinstimmung der beiden Kammern erfor⸗

derlich.

6) Die weiteren Bestimmungen über die Geschäfts-Ordnung, so wie über die vollziehende Gewalt, sind den Beschlüssen der erst mals zusammentretenden Kammern überlassen.

Die ereignißvolle Zeit drängt zu einem raschen Entschlusse. Schon ist von denjenigen Männern, welche in Heidelberg die Er richtung eines denutschen Parlaments beschlossen haben, eine größere Versammlung auf den 30. März zu weiterer Beschluß— nahme ausgeschrieben. Wenn die deutschen Regierungen oder wenigstens der größere Theil derselben, bis dahin nicht zu einem den Bedürfnissen des Volkes entsprechenden Entschluß gelangen, so ist zu befürchten, daß sie ihren Einfluß auf Leitung dieser An⸗ gelegenheit einbüßen und jedenfalls größere Verwicklungen her beifuͤhren, wo nicht ein weiteres Umsichgreifen des demokratischen Prinzips Lurch ihre Unthätigkeit provoziren. Die Zeit der un⸗ erfüllten Versprechungen ist vorüber. Möge die Lehre, welche die

jüngsten Ereignisse gegeben haben, nicht unbenutzt bleiben. Die süddeutschen Regierungen haben gesprochen, mögen sie auch han⸗ beln, schnell handeln, damit nicht auch die Aufrichtigkeit der Ver⸗ sprechungen in Frage gestellt werden könne,

TDaich tas Organ des bisherigen Bundestags diese prinzi⸗ piellen Fragen zu erörtern und zur Reife zu bringen, ist nicht ausfte rar, weil der Bundestag das Vertrauen bei dem deut—⸗ schen Tolke eingebüßt hat und die Instruirung der Gesandten und Auereschung der verschiedenen Ansichten durch das Mittel des Parteetags insbesondere, wenn man die in Aussicht stehende

ang der Personen einzelner Gesandten berücksichtigt, viel zu

eit erfordern würde.

ts waren die Erwägungen, durch welche die Regierungen

Bevollmächtigten es für dringend nothwendig gehalten

eine Verständigung zunächst der constitutionellen Regierun⸗

lche sich bereits für die Sache öffentlich ausgesprochen ha—⸗

ann aber auch der übrigen Regierungen, im Wege der Be⸗ mung an Ort und Stelle zu Stande zu bringen.“

ben diesen Verhandlungen, welche auf die Weise, wie ich die

gehabt habe, auseinanderzusetzen, eingeleitet und fortgeführt unrsen, sind noch zwei andere Wege zu ähnlichem Ziel von Anderen eschlagen worden, um die Lösung der Frage anzubahnen. Wäh—⸗ on mehreren deutschen Regierungen die Geneigtheit für Na⸗ mäloertretung öffentlich bekannt wurde, sind auch von der deutschen

m,, Versammlung selbst mehrere darauf bezügliche Beschlüsse ge⸗

16. Sorten. In ihrer 15ten Sitzung vom 18. März wurde der

erer Ausschuß mit der Begutachtung einer zeitgemäßen Revi⸗=

n , Bundes- Verfassung beauftragt. Ein Beschluß der 17ten

geht hiernächst dahin, die Bundes-Regierungen aufzufordern,

S allgemeinen Vertrauens mit dem Auftrag nach Frank⸗

ar saerdnen, der Bundes-Versammlung und deren Ausschuß zum

n Gäossion der Bundes-Verfassung mit gutachtlichem Bei⸗

eie Sand zu gehen, und eben so sind Anträge einzelner Re⸗

ingen wegen einer Nationalvertretung an die Bundes Versamm⸗ lung gestellt und an den betreffenden Ausschuß zur Begutachtung verwiesen worten. Diese letzteren Anträge sind namentlich von

Bayern und von Baden an die Bundes-Versammlung gestellt wor⸗

den. Die Staats⸗Regierung wird dem Bundes⸗Beschluß wegen

Absendung von Männern des Vertrauens, wie gegenwärtig die

Lage der Dinge ist, durch die Wahl eines solchen Mannes

unvorzüglich entsprechen. Dagegen hat dieselbe eine Theil⸗

nahme an Kongressen abgelehnt, welche von den beiden Groß⸗ mächten Deutschlands . nach Dresden und dann nach Pots⸗ dam in Aussicht genommen worden sind, natürlich zur Zeit vor

den neuesten Ereignissen. Die Gründe, warum die Staats-Regierung die Beschickung dieser Kongresse abgelehnt hat, glaube ich in meiner Stellung und dem Vertrauen, womit die Stände mich beehren, ent sprechend, mittheilen zu müssen. ;

Auf das Schreiben Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich und Sr. Majestät des Königs von Preußen wurde von der Staats Regierung im Wesentlichen Folgendes erwiedert:

„Wie sehr Se. Königl. Hoheit auch nach den Höchstdenselben angestammten Gesinnungen un Ihrer persönlichen, vollsten Ueberzeu—⸗ gung dasjenige zu verehren hätten was Ihre Majestäten der König von Preußen und der Kaiser von Oesterreich Ihnen in einer so ern— sten Angelegenheit übereinstimmend eröffnen zu lassen geneigten, so wären Sie doch durch die in Nede stehende Mittheilung von den größten Besorgnissen erfüllt worden, indem der beabsichtigte Kongreß in Dresden, wie Sie im Angesicht der nahen Gefahren fest glaubten, das kaum erwachte und wachsende Vertrauen der deutschen Volksstämme am Rhein in ihre Fürsten wieder auflösen, das düsterste Mißtrauen von neuem erwecken und den Abgrund unabsehbarer Folgen für ganz Deutschland aufschließen würde. Se. Königl. Hoheit fänden jedoch auf der anderen Seite eine beruhigende Hoffnung darin, daß Ihre Majestäten, als Allerhöchstdieselben den dresdener Kongreß beschließen zu müssen dachten, von der ganzen Lage der Dinge im Westen Deutsch lands und dem diese Lage berücksichtigenden Bundes-⸗Beschlusse der deutschen Bundes-Versammlung vom 19ten d. noch nicht unterrichtet sein konnten. Die definitive Zurücknahme dieses öffentlich bekannt ge— wordenen Beschlusses und die Ersetzung der jetzo zeitgemäßen, oran⸗ gehenden Thätigkeit der Bundes Versammlüng durch einen außeror— dentlichen diplomatischen Kongreß in Dresden würden die Würde und den Einfluß des gesetzlichen Organs des deutschen Bundes und das Zutranen zu dem Bunde selbst ganz vernichten. Se— Königl. Hoheit der Erb-Großherzog und Mitregent hofften, daß Ihre Maj stäten die Wahrheit und das Gewicht dieser Ansicht im gegenwärtigen Augen blick nicht zu verkennen geruhen dürften, und. vertrauten, von den reinsten Beweggründen beseelt, fest darauf, daß Ihre Majestãten es Sr. Königl. Hoheit nicht verargen werden, wenn Höchstdieselben un ter den angeführten Umständen sich gedrungen sähen, die Beschickung des dresdener Kongresses zu unterlassen.“

Diese Antwort ist von mir am 16ten d. M. ertheilt worden. Ich führe sie aus dem Grunde an, weil in einer früheren Sitzung, n der ich nicht anwesend war, über die Frage, ob ein Minister⸗-Non greß von uns beschickt werden würde, eine Interpellation erfolgt ist die ich also hiermit erledigt zu haben glaube. Ganz in derselben Weise ist auch, nachdem der Kongreß in Dresden schon aufgegeben war, die Beschickung eines solchen in Potsdam, im Einverständniß mit den anderen süddeutschen Regierungen, entschieden abgelehnt wor den. Während dieser Unterhandlung hat in Heidelberg abermals ein Zusammentritt der Männer stattgefunden, die in der oben erwähnten ersten Versammlung als Ausschuß gewählt worden waren, um sich über die Grundlagen zu vereinigen, auf welchen eine künftige Na tional Vertretung zusammenberufen werden könnte. Diese Versamm⸗ lung fand am 12ten d. M. statt, und das Resultat derselben ist mir erst heute zugekommen. Als dieses Resultat kann ein Kommissions Bericht angesehen werden, welchen der Herr Abgeordnete Welcker über den bekannten Bassermannschen Antrag in der badischen Kam mer erstattete. Der Bericht selbst ist zu ausführlich, als daß ich ihn hier verlesen könnte. Er wird ohne Zweifel in den nächsten Tagen allgemein bekannt werden, und ich erlaube mir also, darauf zu ver weisen. . .

Ich muß es als ein unglückliches Ereigniß betrachten, daß, dem der Bundes⸗Beschluß vom 19. März bezüglich der Revision der Bundes-Verfassung gefaßt war, in Berücksichtigung der Aufforderung der beiden deutschen Großmächte, den Kongreß in Dresden zu be schicken, die Bundes⸗-Versammlung sich veranlaßt sah, diesen Beschluß einstweilen zu suspendiren. Ich lann aber auch zu gleicher Zeit hin zufügen, daß auf ausdrückliches Verlangen unserer Regierung so⸗ wohl, als derjenigen, mit denen wir seither im Einverständniß gehan— delt haben, dieser Bundes ⸗— Beschluß alsbald wieder in Kraft gesetzt worden ist, indem die Bundes Versammlung selbst die Kongreß-Idee für eine einseitige und unglückliche erachtete.

Es ist also noch jetzt die regenerirte Bundes⸗-Versammlung, unterstützt durch den Beirath von Männern des Vertrauens des Vol kes, mit der Revision der Bundes-Verfassung und mit der schleunigen Vorbereitung zur unmittelbaren Berufung des deutschen Parlaments sich zu befassen hat.

Meine Herren! Bei diesem Anlaß erlaube ich mir, einige Be merkungen nachzuholen, welche sich zunächst an die vorhin vernom mene Motivirung des Antrages des Abgeordneten Zitz in Beziehung auf die Verhältnisse der Bundesfestung Mainz anschließen. Ich kann nicht leugnen, daß staats- und völkerrechtliche Verhältnisse gegenwär tig tief erschüttert sind, daß wir in diesem Augenblicke kaum mehr wissen, was zu Recht besteht. Je weiter aber diese Eischütterung geht, je intensiver sie ist, desto mehr halte ich es für eine Pflicht des⸗ senigen, der es mit seinem Vaterlande wohl meint, daß die einzige nun regenerirte Behörde, welche die Einheit Deutschlands repräsentirt, geachtet und ihre rechtliche Wirksamkeit nicht in Frage gestellt werde. Was ist der Bundestag? Eine Versammlung von Gesandten, welche die einzelnen Regierungen vertreten. Der Gesammtgeist dieser Regie⸗ rungen ist der Gesammtgeist des Bundestages, und Jeder sieht, daß der frühere Geist nicht der jetzige ist, und fortan werden von der Mehrzahl der deutschen Staaten Männer an den Bundestag geschickt werden, auf welche die Nation mit Stolz blickt, die mit Energie und aller Widmung den großen nationalen Interessen sich hingeben wer⸗ den. Ich bestehe also darauf, daß der Bestand der Bundes Verfas⸗ sung nicht in Frage gestellt werde.

Die neuesten Tages-Ereignisse dürfen uns nicht bestimmen, von diesem Satze abzugehen, weil ich nicht weiß, was in Deutschland uns zusammenhalten soll, wenn das gesetzliche und anerkannte Organ des Gesammtwillens der Nation in seiner Wirksamkeit in Frage gestellt werden wollte. Solches Unheil, die Lösung des Bandes, das uns in diesem Augenblicke, und ehe andere Bande geschlungen sind, als Nation äußerlich vereinigt, wollen wir mit allen unseren Mit— teln verhüten und zurückweisen. D

So war die Lage der Dinge, als die neuesten Ereignisse in Ber⸗ lin und Wien eintraten. Niemand kann, die Wirkungen dieser Ereig⸗ nisse auf die Gestaltung unserer vaterländischen Verhältnisse voraus sehen, und als Visiongir bin ich nicht berufen, vor Ihnen aufzutreten. Das Vertrauen aber beseelt mich, daß, welche Schicksale unserer Na tion auch beschieden sein mögen, der feste Wille, zusammenzuhalten, alle Stämme der Nation erfüllt, und von dieser Ueberzeugung ge— stärkt und getragen, habe ich heute die wichtigen Fragen unserer Zu⸗ kunft vor Ihnen behandeln zu müssen geglaubt; denn unmittelbar bevorstehend ist es, daß die Regierung darüber Entschließung zu fas⸗ sen hat, was nun ferner geschehen soll; Ob auf die Grundlagen, von denen ich heute Ihnen Mittheilung gemacht habe, weiter fortge⸗ baut werden soll? .

Von Ihnen, meine Herren, von dem Volke erwarte ich Unter⸗ stützung oder aber Ihre Erklärung, daß die politische Richtung, welche ich bisher verfolgt habe, von Ihnen nicht gebilligt werde. Ich habe aber auf die Frage noch einzugehen, ob, wenn die Politik, die wir für die künftige Gestaltung des Vaterlandes bis daher befolgt haben,

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die,

die richtige und gebotene war die Ereignisse der letzten Tage diese haben umgestalten, ihreine andere Richtung haben gebieten können?

Ich erkläre, meine Herren, daß ich diese Ereignisse nicht von der Art halte, daß wir jetzt einen anderen Weg einzuschlagen hätten. Ich habe diesen Satz zu rechtfertigen und auszuführen, sowohl in Bezug auf die Ereignisse zu Wien, als auch in Bezug auf die Er⸗ eignisse zu Berlin, Ich habe, was Desterreich betrifft, vorhin schon benelkt? Oesterreich ist im Begriff, sich erst in sich neu zu gestalten, das wechselseitige Verhältniß der verschiedenen in ihm vereinigten Nationalitäten zu einander zu bestimmen. Die Frage, ob und welche Gemeinschaft unter ihnen bestehen wird, ist noch nicht gelöst. Wir aber können bis dahin die Hände nicht in den Schoß legen. Wir müssen voranschreiten zur Konstituirung Deutschlands, Oesterreich überlassend, künftig seine Rolle darin selbst zu sinden. Während Oesterreich so wesentliche Interessen in Italien verfolgt, kann Deutsch⸗ land keine Sympathie für diesen Theil der oͤsterreichischen Politik haben; es kann einer Nation nicht entgegentreten, die das Naämliche erstrebt, was wir zu erreichen im Begriff sind, das großze Ziel: als Nation sich zu einigen. Wir jauchzen ihr vielmehr zu. Die Ungarn werden niemals mit der österreichischen Monarchie sich ver schmelzen, sie werden ihre eigene Politik verfolgen. Was in Polen bevorsteht, deckt geheimnißvoller Schleier.

Dagegen walten dieselben Gründe ob, welche früher bestanden, daß wir Alles aufbieten, um eine Trennung in Deutschland zu ver⸗ meiden, die unglücklichste aller Trennungen, die in Nord und Süd. Dieselben Gründe walten ob, welche früher bestanden, an den mäch⸗ tigsten Kern deutscher Macht sich anzuschließen und dadurch das Band fester zu knüpfen, das nach den neuesten Ereignissen alle deutschen Stämme um so inniger umschließt, je mehr sie auf gleichem Rechts⸗ pobeu stehen, und se mächtiger Alle von der Liebe zur Freiheit beseelt sind. Es handelt sich dabei nicht nur um Sympathieen für Personen, sondern ich rede von den Forderungen einer gesunden Politik. Ich frage, ob die Ereignisse der letzten Tage uns bestimmen können, der Krone Preußen die Rolle jetzt nicht mehr zuzugestehen, die eine gesunde Politik bisher ohne persönliche Sympathieen ihr zugestanden hat, und diese Frage glaube ich verneinen zu müssen. Die Bevölkerung Preußens, welche in den letzten Tagen einen großen Kampf bestan⸗ den, bietet selbst die Hand zum Frieden und zur Versöhnung denen, mit' denen sie eben noch in heißer Schlacht gekämpft hat. Wenn dies in Preußen auf dem Schlachtfeld möglich war, meine Herren,

haben dann wir nicht erhöhten Beruf, die Aufregung zu beschwich— tigen, Versöhnung zu vermitteln und eingedenk zu sein, daß wir Alle zufammenstehen müssen, um den Bau aufzuführen, der fortan ein großer Bau sein möge, der Bau des einigen deutschen Reichs auf der Grundlage der Freiheit und der Liebe zum Vaterland?“

Herzogthum Holstein. (Alt. u. Hamb. Bl.) Rends⸗ burg, 4. April. Der zweite Vorschlag der provisorischen Regierung, „Annahme einer Bestimmung über das Verfahren zur Herstellung einer schleswig-holsteinischen Landes Verfassung“, geht dahin: „daß von der vereinigten schleswig-holsteinischen Stände Versammlung ein Aus schuß mit der Aufgabe niedergesetzt werde, innerhalb vier Wochen ein Verfassungs⸗Gesetz, mit Einschluß eines auf ausgedehnter und freier Grundlage gebauten speziellen Wahlgesetzes, zu entwerfen; daß nach Vollendung des Entwurfs die jetzige Stände-Versammlung wie ber zusammenzuberufen, um über das Wahlgesetz zu berathen; daß nach provisorischer Erlassung eines Wahlgesetzes nach diesem Gesetze eine neue Wahl vorzunehmen und der neuen Stände⸗-Versammlung, welcher eine beschließende Stimme zustehen werde, der Entwurf des ganzen Verfassungs⸗-Gesetzes zur Berathung und Beschlußnahme vorzulegen sei.!“ Dieser Vorschlag erfuhr in der Verhandlung, welche darüber gestern Abend stattfand, vielseitige Anfechtung und hatte das Schick⸗ sal, daß in der Abstimmung nur eine einzige Stimme und zwar, was Bemerkung verdient die des Agenten Jensen aus Flensburg sich dafür und die übrigen 78 Stimmen sich dawider erklärten. Die Frage, ob ein neues Wahlgesetz wünschenswerth sei, wurde einstimmig bejaht; dagegen der Antrag des Abgeordneten, Obergerichts⸗Advoka⸗ ten Elaussen, daß die Versammlung einen Ausschuß wähle, welcher den Entwurf eines neuen Wahlgesetzes ausarbeite, mit 64 gegen 15 Stimmen verworfen. Beschlossen wurde vielmehr, daß die provisorische Regierung zu ersuchen sei, der Stände Versammlung baldthunlichst ein neues Wahlgesetz vorzulegen, wofür sich 73 gegen 6 Stimmen aussprachen. Es war dabei die Meinung, daß die provisorische Regierung für die Ausarbeitung des Entwurfs sich geeignete Unterstützung aus der Stände-Versamm⸗ lung verschaffen könne. Ein Amendement, daß die provisorische Regierung zu ersuchen sei, diese Vorlage zu machen, sobald die Heizogthümer sich nicht mehr im Kriegszustande befänden, ward denn doch zurückgenommen. Endlich kam noch zur Abstimmung die durch» den Ausspruch über den Vorschlag der provisorischen Regierung schon beantwortete Frage: „Ist die provisorische Regie⸗ rung zu ersuchen, den Entwurf, welchen sie baldthunlich der Stände Versammlung vorlegen möge, auch auf das Verfassungsgesetz auszudehnen?“ was mit 74 gegen 5 Stimmen verneint wurde.

Die provisorische Regierung hat folgende Bekanntmachung er lassen:

„In Erwägung: Daß nach amtlichen, der provisorischen Regierung zugegangenen Berichten mehrere angesehene Beamte und Privatpersonen im nördlichen Theile des Herzogthums Schleswig von dänischen Truppen auf⸗— gehoben sind und gefangen gehalten werden; daß die Besatzungen schles wig-holsteinischer Kauffahrteischiffe in dänischen Häfen gezwungen worden sind, gegen ihr Vaterland zu dienen; daß endlich schleswigsche, im Eigen hum von Privatleuten befindliche Schiffe von dänischen, armirten Schiffen genommen und aus schleswigschen Häfen fortgeführt sind, beschließt die pro⸗ visorische Regierung, welche die Personen und das Eigenthum dänischer Un terthanen fortwährend für unverletzlich angesehen hat: Es ist den Rhedern und Führern schleswig= holsteinischer Kauffahrtei-Schiffe bis auf Weiteres verboten, mit ihren Schiffen die Häfen des Königreichs Dänemark zu be suchen. ö

Rendsburg, den 4. April 1848.

; Die provisorische Regierung.

Beseler. F. Reventlou. M. T. Schmidt. Th. Olshausen.“

Die Dänen scheinen den Angriff noch vermeiden zu wollen. Sie hatten in einem Dorfe in der Nähe von Apenrade fouragirt. Eine Abtheilung unserer Truppen kam, bald nachdem die Dänen einstweilen abgezogen waren, in dasselbe Dorf und eignete sich die angehäufte Fourage zu. Die Dänen, welche zurückkehrten, noch bevor die Unsri⸗ gen abgezogen waren, unternahmen gegen diese keinen Angriff.

Altona, 5. April. Der gestern erfolgte Einzug der 1500 Mann Preußen vom Regimente „Kaiser Alexander“ war ein ergreifender, nicht blos wegen des jubelnden Empfanges dieser ersten Bundes⸗ truppen, deren Musik das- von manchen Stimmen der mitziehenden Massen begleitete schleswig-holsteinische Volkslied spielte, sondern auch wegen des? wunderbaren ÜUmschwungs der Dinge, welche eine solche Erscheinung voraussetzt, und der mannigfachen Empfindungen und Gedanken, die sich bei dem Anblick dieser meist noch jugendlichen, aber ernst blickenden Krieger mit Gewalt aufdrängten. Sie kommen von Potsdam (über Spandau). Ihr Oberst, der an der Spitze ritt und der eben so wie die anderen-Offiziere viel zu thun hatte, um mit Schwenken des Degens 2c. seine Anerkennung des freudigen Empfangs,

der sich durch Schwenken der Taschentücher aus allen Fenstern und

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immer wiederholtes Hurrahrufen zu erkennen gab, zu bezeigen, ist

Graf von Waldersee. !?.

Die hamburg-altonger Telegrar hen · Linie deren Wichtigkeit na⸗ mentlich jetzt auf allen Stationen lebhaft anerkannt wird, dürfte, dem allgemeinen Wunsche gemäß, jetzt mindestens mit Rendsburg, Kiel und Glückstadt verbunden werden. Ein Schreiben in dieser Bezie⸗ hung, mit zahlreichen Unterschriften an die provisorische Regierung, hat Se. Durchl. der Prinz Friedrich zu Schleswig⸗ Holstein bereits persönlich entgegengenommen, mit der Versicherung, daß die proviso⸗ rische Regierung solches wohl genehmigen werde.

Aus Schleswig vom 3. April schreibt man dem Alt. Mer

kur: „Truppen auf Truppen ziehen fortwährend durch die Stadt. Am 2ten langte Infanterie, Kavallerie und Artillerie (eine Batterie) an, die heute Morgen nach Flensburg weiter zog. Zu diesen etwa 66060 Mann nebst Zubehör kamen in der Nacht nahe gegen 600 Mann Freischaaren unter dem Grafen von Rantzau (Rohlstorff). Dieses zweite Freicorps ist aus einer Menge verschiedener Elemente gebildet und begreift heidelberger Studenten, Braunschweiger, Hamburger, Altonaer, Segeberger, Barmstedter, Glückstädter, Pinneberger, Kieler; viele wackere junge Männer, die mit frohem Muthe dem Feinde ent⸗ gegenziehen und nur die quälenden Verzögerungen bedauern, die ih⸗ nen durch mangelnde Organisation im Geschäftsgange des Freischaa⸗ ren-Büreaus erwachsen. Das zweite greicorps hat zu morgen früh Marschordre erhalten. Mittlerweile ist schon wieder eine zur Kom pletirung bestimmte Truppe von etwa 900 Mann, Linie und Jäger, noch vor Nacht eingerückt, während heute Morgen gegen 30 Scharf⸗ schützen von hier nach Flensburg abzegen um das Bracklowsche Corps zu ergänzen, welches dann etwa 250 Mann stark sein wird. Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Noer wird morgen früh hier erwartet.

Freie Stadt Hamburg. (B. H.) Hamburg, 5. April. Die angesehensten Handelshäuser Hamburgs haben sich zur Gründung einer Vorschuß-Bank veremigt, und ist ein jedes bis zum Belaufe von hundert Tausend Mark Banco dem Institute verantwortlich. Auf courante, gesunde, nicht verderbliche Kolonial-Waaren schießt die Vor⸗ schuß⸗Bank durch Ausgabe von Bons bis 50 pCt. des Tageswerthes vor, jedoch nicht unter zehn Tausend Mark Beo. Durch ein Comitè von Dreien der Unterzeichneten wird die Verwaltung besorgt. Für den Monat April bilden dieses Comité die Herren J. C. Godeffroy und Sohn, J. Sthamer und C. J. John's Söhne, die somit bereit sind, Anträge entgegenzunehmen. .

Heute sind wieder zwei Bataillone preußischer Truppen hier an— gekommen und, von unseren höheren Militair⸗ Behörden geleitet, so⸗ glei nach Altona weiter gezogen, wo ihrer der freudigste Empfang zarrte. ö .

Kußland und Polen.

St. Petersburg, 30. März. Im Gouvernement Oren— burg dauert die Cholera bis jetzt fort, doch nur mit ge ringer Intensität. Vom 4. bis zum 41. März erkrankten im Kreise Menselinst aufs neue 23 Personen, von denen 7 starben. Im Kreise Alatyr des Gouvernements Simbirsk erkrank— ten zwischen dem 4. und 11. März 5 Personen und starben ö Gouvernement Tula waren zum 3. März noch 13 Cholerakranke nachgeblieben. Bis zum Sten erkrankten noch 9 und starben im Ganzen 11 Personen. Außerdem kam am 21. Februar in der Stadt Tula ein Cholerafall mit tödtlichem Ausgange vor. Aus Oxrel wird vom 9. März berichtet, daß im Verlaufe von beinahe 3 Wochen neue Erkrankungen nicht vorgekommen sind. Demnach kann man dort die Eholera als erloschen annehmen. Im Gouvernement Tschernigoff, wo die Epidemie aufgehört hatte, zeigte sie sich aufs neue in den Kreisen: Mglin, seit dem 16. Februar, und Konotop, seit dem 23. desselben Monats. In zwei Dorfschaften dieser beiden Kreise starben bis zum 1. März 14 Personen von 84 Erkrankten. Aus dem Gou⸗ vernement Kasan sind neuerdings keine Nachrichten eingegangen.

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Paris, 2. April. Der Mo niteun bringt nun ofsizielle Aufschlüsse über die Niederlage eines Theils der sogenannten belgischen Legion an der belgischen Gränze bei Lille. Er bestätigt im Ganzen die aus belgischen Blättern größtentheils schon bekannten Details. Er spricht dabei Jon Verrath der Ehefs jener Freischaaren. Die betreffende, Stelle lautet folgendermaßen: „Am 28. März Abends wandte sich eine etwa 1103 Mann starke Kolonne Arbeiter auf Lille zu, umging die dortigen Festungswerke und schritt der Straße nach Menin zu. Der Plan der Arbeiter war, über Bourbecque in Belgien einzudringen

und sich von einem Schmuggler den Weg zeigen zu lassen. Aber es

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scheint, daß zwei ihrer Anführer, gegen deren Redlichkeit man so be

gründete Zweifel hegt, daß die provisorische Regierung eine Kri⸗ minal Untersuchung gegen sie hat einleiten lassen, sie von ihrem Plane abbrachten und feldeinwärts in die Richtung von, Mouscron, dem äußersten belgischen Gränzorte, führten, wo schon seit geraumer Zeit eine starke belgische Truppenmacht stationirte. Das war aber nicht die einzige Unklugheit oder vielmehr nicht die einzige Verräthe⸗ rei, an der die Unternehmung scheiterte. Große Umwege wurden gemacht, so daß bereits heller Tag herangebrochen war, als die Nolonne, in zwei Abtheilungen und körperlich ermüdet, über Neuville in Belgien eindrang. Zwanzig Mann wurden abgeordnet, um den Zollhausposten zu überrumpeln; allein sie fanden denselben bereits leer, und statt Verdacht oder Verrath zu schöpfen, winkten sie den Kolonnen, nachzukommen, was auch geschah. Aber kaum waren sie herangerückt, so brach die Truppenmasse aus ihrem Hinterhalt gegen sie los.“ Der Ausgang der Expedition ist bekannt.

In Folge von Unruhen zu Rouen hat der Regierungs-Kom⸗ missar ein Bekret erlassen, welches die Zusammenschaarungen auf öffentlichen Wegen und die Umzüge in Trupps auf den Straßen un tersagt.

Gestern Abend erzählte man sich, in Lyon sei eine Militair⸗-Re⸗ volution ausgebrochen; ein Dampfschiff mit weißer Fahne sei auf der Rhone herangerückt. Heute erfährt man, daß die angebliche Karlisten⸗ Flagge jenes Schiffes ein weißes Tuch mit rothem Rande war, das dem Schiffe schon seit Jahren als Zeichen diente.

In der erwähnten Proclamation an die Armee heißt es, daß bald Beputationen der Armee in Paris versammelt sein würden, um mit dem Volke und der National-Garde zu fraternisiren.

Fortan muß bezüglich solcher Kundgebungen die Behörde zu Rathe gezogen werden, welche auch etwaige republikanische Ceremo⸗ nien regeln wird. ö

Der Erzbischof von Paris hat, vorgestern sein silbernes Tafel- geschirr als patriotisches Geschenk in die Münze geschickt. Dieses Beispiel verdient Nachahmung.

Der Moniteur' enthält eine Adresse der provisorischen Regie rung an die Bürger, worin sie für die patriotischen Gaben, welche täglich in Menge auf dem Siadthause anlangen, herzlich dankt und äußert, daß eine Republik, deren Bürger sich so hochherzig erwiesen, ihre Zukunft ohne Furcht betrachten könne. Der Monteur bringt

ferner ein Dekret, welches eine Kommission, mit Lamartine als Prä⸗

sident und Beranger als Vice⸗Präsident, ernennt und zur Empfang⸗ nahme und Organisirung der freiwilligen Gaben des Landes be⸗ auftragt.

Fer Sturz des Hauses Paccard (Paris und Tours) versetzt dem

Kleinhandel wieder einen neuen gewaltigen Schlag. Die kleinen Händ⸗ ler spekulirten in neuester Zeit viel in Actien, und zwar durch Ver⸗ mittelung der bekanntesten Häuser, die jetzt ihre Kassen geschlossen haben. Anfangs klagten sie alle, daß sich die provisorische Regierung mit den großen Banquiers zu ihrem Sturz verschworen habe; jetzt sagen sie, die Regierung lasse die Banquiers stürzen, um alle Actien⸗ Unternehmungen, zuvörderst die Eisenbahnen, für ihre Arbeits⸗Orga⸗ nisationsplãne desto leichter zu exproprüren. y Der Wochenbericht der Bank von Frankreich erscheint seit einem Monat jeden Sonntag im Moniteur. Der heutige weicht von dem vor 8 Tagen wenig ab. Im pariser Portefeu lle befanden sich am 30. März für 216 66,002 Fr; 60 Cent. Wechsel und nur für 2, 963, 821 X. „9 Cent. Proteste. Dagegen stehen sh, M00, 000 Fr., welche die Bank dem Staat auf die neuen Schatzamts-Scheine der französischen Republik vorschoßen, heute zum erstenmale unter den Aktivas

Es cirkuliren bereits Bankzettel von 100 Frs. ; sie sind von zartgrüner Farbe und etwas kleiner als die gewöhnlichen Zettel.

Die Bank soll der Regierung 50 Millionen vorgestreät haben.

Man versichert, daß gegen 60900) Kandidaten für die National⸗ Versammlung aufgetreten, hier in Paris allein 900; Beranger ver⸗ zichtet auf die Kandidatur. ĩ

In einem „Klub der Klubs“, wo die Abgeordneten von 100 Klubs versammelt waren, ist einmüthig entschieden worden, daß die „Rechte des Menschen“ in einer Million Cremplare gedruckt werden sollten. Einmüthig ward auch festgesetzt, daß das Mandat für die Volksvertreter ein gebietendes und absolutes sein solle.

Großbritanien und Irland.

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London, 1. April. Die Regierung äährt in Irland fort, mit mög⸗ lichster Nachsicht aufzutreten. Doch sorgt sie für Verstärkung der Truppen; nach Kingstown, heißt es, sind zwei Krieasschiffe beordert. Die republika- nische Presse, wie man sie wohl nennen darf, fährt fort, England ungemäßigt anzugreifen und mit einem neuen, aber glücklicheren 1798 zu drohen. Damals, sagt sie, hatte England noch keine Chartisten, noch keine irländischen Repealer in allen seinen großen Städten. Tamals fürch⸗ tete es sich noch vor fremden Angriffen und hätte eben so wenig für möglich gehalten, daß London durch die See verschlungen, als daß es durch ein feindliches Heer eingenommen werden könne.

Die Liverpool-Time's meldet in einem Schreiben aus Rio Janeiro vom 9. Februar, die Regierung habe in der Erwartung, daß sich noch eine Handels⸗Convention mit England werde abschließen lasfen, beschlossen, das Dekret vom 1. Oktober v. J., welches britische Schiffe und Ladungen mit außerordentlichen Zöllen belastet, erst am 1. Januar 1849 (statt am 1. Juli 1848) in Kraft treten zu lassen. In Rio Janeiro hatte ein Ministerwechsel stattgehabt; die Namen der neuen Minister werden nicht genannt.

Nach einer Nachricht im Athenäum will ein Mann, der Lord Byron sehr ähnlich sieht und sich deshalb nach einer ganz eigen⸗ thümlichen Genealogie für einen Sohn des großen Dichters ausglebt, einige, ungefähr 4, wie er sagt, Bände ungedruckter Werke seines „Vaters“ bekannt machen, die er aus dessen Tagebüchern und anderen Manuskripten im Besitze der Mis. Leigh, einer Schwester Byron's, frhalten haben will. Die Schwester erklärt jedoch, daß der angeb⸗ liche Sohn ihres berühmten Bruders die in ihrem Besitze befind⸗ lichen Manuskripte ihres Bruders nie auch nur gesehen, geschweige zur Benutzung erhalten habe, und daß sie durch ihren Anwalt die geeigneten Schritte dagegen thun werte. Auch Lord Byron's Freund und Testamentvollstrecker, Sir John Cam Hobhouse, ist in Verbin⸗ dung mit allen Freunden Lord Byron's dagegen aufgetreten und be⸗ streitet dem Hrn. Byron selbst das Recht, sich einen Sohn des großen Dichters zu nennen.

Die Times tadelt in einem zweiten leitenden Artikel über die ranzösischen Angelegenheiten den fortdauernden revolutionairen Zu⸗ stand, in welchem Paris durch die beständigen Feste, Aufzüge, De⸗ putationen, Uebungen der mobilen Nationalgarde und Errichtung von Freiheitsbäumen erhalten werde.

Der Standard erklärt es für unwahr, daß Herr Guizot oder

ein anderes Mitglied der ehemaligen französischen Regierung bei der gegenwärtigen provisorischen Regierung Frankreichs sein rück⸗ ständiges Gehalt nachgesucht habe. :

Heute fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Kabinets- rath statt.

Dänemark.

Kopenhagen, 3. April. (B. H) Die Rüstungen sind hier mit einem Eifer betrieben worden, wovon man früher keinen Begriff hatte; nur klagt man noch darüber, daß es mit der Kriegs⸗Marine etwas langsamer geht. Es liegt heute jedoch wieder eine Kowette, „Galathea“, von 26 Kanonen segelfertig, und binnen einigen Tagen werden zwei Fregatten und mehrere Kanonenböte ihr folgen können. Die Truppen haben jetzt fast alle Kopenhagen verlassen, und der Kö⸗ nig wird ihnen übermorgen, aber zur See, folgen. Die Bürgergarden werden dann die Wachen beziehen, welches um so leichter geschehen kann, da sich hier ein durchaus ruhiger und hingebender Geist in allen Klassen zeigt und man von außen keinen Feind zu befürchten hat. Von der Seeseite ist Kopenhagen jetzt so gut armirt und befestigt, daß der einzig mögliche Feind, eine russische Flotte, auch nicht ferner ge— fürchtet wird, zumal man wohl jetzt an die Ausrüstung der größeren Kriegsschiffe gehen wird, welches allgemein gewünscht wird, und an See⸗ leuten hofft man keinen Mangel zu bekommen. Von den vielen Frei⸗ willigen, die sich angemeldet haben, und die lange nicht alle unter die Linien-Bataillone aufgenommen worden, wird jetzt ein neues Batail= son errichtet. Außerdem hat sich hier ein neurs, Corps von ö . ten, Künstlern und Polytechnikern gebildet, die täglich en, . den ererziren; auch wird die bürgerlich. Infanterie und Arti . (die eigentliche National⸗Garde) reorganisirt unt. eden fend enn, durch Freiwillige. Die Gutabesihst ! den Inseln eren. gene Torvs v W, e, ng arfschützen; ein ähnliches bestand 1807 genes Corps von berittenen Scharfschutße n. 6 ,, und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten vorthei af 66 ze⸗ beutende Gaben an Geld, Pferden in f w. werden an die Regie= rung oder das Kriegs Hinisterium täglich abgegeben, Die ältere Königin-Wittwe Friedrich VI. Wittwe) hat 5010 Rbthlr. 3u den ö r, g, die jüngere, Karoline Amalie (Christ an VIII.

Hränz en gegeben; , , k. 5600 Rbthlr. und der Prinz Friedrich von Hessen W ),

Rbthlr. 33 4 . 9 ker e. Befehl des Kriegs⸗Ministers ermächtigt zur Auf-

nahme von h Freiwilligen per Compagnie sowohl in der Infanterie

als Kavallerie. . 6. Die Besetzung von Apenrade ist hier noch nicht bekannt, wohl

aber aus dem amtlichen Rapport die Wegnahme des Dampsschiffes „Christian VIII.“, welche durch den Capitain⸗ Lieutenant Suenson von der Kriegsbrigg „St. Thomas“ bewerkstelligt worden ist. Das Schiff ist nach Corsör gebracht worden. Gerüchtweise will man hier auch wissen, daß die dänischen Kriegsschiffe sich des Dampfschiffes