1848 / 104 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

kollegialischen Verfassung, sondern eine Konferenz zur gutachtlichen ö Es handelt sich zunächst darum: die Ansichten vorur— theilsfreier Männer über die keinen weiteren Aufschub zulassende Pa⸗ eification des Landes und die zweckdienlichsten Maßregeln zu verneh— men. Diese Mitglieder können und dürfen, ihrer Stellung nach, für keine Nationalität Partei nehmen; sie müssen un⸗ parteiisch urtheilen, weil nur die Unparteilichkeit eine Bürg⸗ schaft der Gerechtigkeit ist. Auf diese Weise nur kann und wird der nächste Zweck einer Friedensstiftung im Lande gelingen. Wir bedür⸗ fen des sofortigen Friedens, weil dieser zur Ordnung und der davon unzertrennlichen Wohlfahrt sämmtlicher Einwohner führt. Ist die Ruhe innerlich und äußerlich heimgekehrt, ist das Vertrauen und der gesetzliche Zustand wieder gewonnen, dann kann das Heil des Landes begründet und gesichert werden. Es wird namentlich auch einen Gegenstand der Berathung bilden, ob es nicht zweckmäßig sei, die vorzugsweise dentschen Kreise des Netz ⸗— Distriktes und der Gränzen der Mark und Schlesiens von der Neor⸗ ganisation auszunehmen und sie zu den benachbarten Pro⸗ vinzen zu schlagen. Die Mitglieder der Kommission sind: 1) der Herr Erzbischof von Przoluski, 2) der Herr General- Landschafts—= Rath von Treskow, 3) der Herr Graf Mathias Mielynski, 4) der Herr Land- und Stadtgerichts-Rath Küttner, 5) der Herr von Pot⸗ worowski auf Gola, 6) der Herr von Zedtwitz, Freigutsbesitzer, 7) der Herr Dr. phil. Liebelt, s der Herr Kreis-Wundarzt Grun⸗ wald, 9) der Herr Buchhändler Stefanski.“

Nhein⸗Provinz. (G6 ln. Ztg.) Köln, 9. April. In der Absicht, Kaufleuten und Fabrikanten, namentlich solchen, welche mit geringen eigenen Hülfsmitteln versehen sind und eine größere Zahl von Arbeitern beschäftigen, unter den gegenwärtigen außerordentlichen Zeitverhältnissen nach Möglichkeit Hülfe zu gewähren, hat der Herr Finanzminister die Bildung einer Unterstützungs⸗Ftasse angeordnet. Das Nähere geht aus folgenden Aktenstücken hervor:

„Zur Unterstützung der Kaufleute und Fabrikanten im dortigen Regie— rungs- Bezirle habe ich einen Fonds von 100,990 Thalern umstehend be⸗— willigt, welcher nach Maßgabe der anliegenden Bedingungen zu verwenden ist. Die General-Staats-Kasse ist angewiesen, der dortigen Regierungs Haupt- Kasse diesen Betrag nach Bedarf auf weiteren Antrag zu überwei⸗ sen. Es bleibt Ew. Hochwohlgeboren Ermessen überlassen, ob dieser Fonds ungetrennt durch ein in Köln zu bildendes Comité oder, in angemessene Raten vertheilt, an verschiedenen Orten des Bezirkes durch besondere Co— mités verwaltet werden soll. Die Comité⸗-Mitglieder und der Regierungs- Kommissar sind von Ew. Hochwohlgeboren zu ernennen und mit weiterer geeigneter Instruction zu versehen. Schließlich bemerke ich, daß eine wirk⸗ samere Unterstützung nur dadurch erreicht werden kann, wenn sich Vereine von Privaten zur Hebung des Privat-Kredits bilden, und daß, falls des Königs Majestät auf Grund der Verhandlungen des Vereinigten Landtages mich zu ferneren Unterstützungen ermächtigen sollten, solche nur den mit Privaimitteln begründeten Vereinen und wahrscheinlich nur durch Verstär⸗ kung des Privat-Kredits vermittelst des Staats-Kredits gewährt werden würden.

Berlin, den 5. April 1848.

Der Finanz⸗Minister Hansemann. An den Königl. Negierungs Präsidenten, Hern von Raumer, Hochwohl— geboren, zu Köln.“ Bedingungen. 1) Zur Errichtung von Unterstützungs⸗-Kassen für Kauf—

leute und Fabrikanten, welche eine größere Anzahl von Arbeitern beschäfti= gen, ist die Summe von einer Million Thaler aus der Staats- Kasse be— willigt worden, und sind daraus an einzelne Bezirke angemessene Beträge zur Abhülfe der dringendsten Bedürfnisse vertheilt. 2) Die Verwaltung dieser Unterstützungs-Kassen und die Verwendung der Fonds wird in den einzelnen Bezirken einem Comité übertragen, welches aus 3 bis 5 Mitglie⸗ dern des Kaufmanns und Fabrikantenstandes und einem Kommissar der Regierung zu bilden ist. 2) Die Verwendung des Fonds zu den gedach⸗ ten Unterstuͤtzungen erfolgt durch Beleihung von zu verpfändenden Waaren, sicheren Effekten oder Hypothekarforderungen, so wie durch Diskontirung von Wechseln, welche nicht über drei Monate laufen, und die mit Unterschriften von mindestens zwei für solide erachteten Personen versehen sind. 4) Der Zinssatz für die aus dem Fonds entnommenen Darlehne wird auf 5 pCt. sestgeseßzßt. 5) Die Frist zur Rückzahlung des Darlehens darf nicht über drei Monate ausgedehnt werden; bei vergeblichem Ablauf der gestellten Frist, und falls dieselbe alsdann nicht wieder verlängert wird, erfolgt die Verdußerung der Unterpfänder zur Deckung des Darlehns nach Maßgabe der dieserhalb bestehenden gesetzlichen Vorschriften. 6) Unterstützungen nach Maßgabe der Bestimmungen sub 3 dürfen nur solchen Fabrikanten und Kaufleuten gewährt werden, welche die bewilligten Darlehne zur Be

schäftigung ihrer Arbeiter verwenden und außer Stande sind, die zu letz e⸗ rem Zwecke erforderlichen Mittel anderweitig zu beschaffen. ) Die Mit⸗ glieder des Comite's (zu 4) dürfen unter keiner Bedingung Unterstützung aus diesem Fonds erhalten. 8) Bei Verwendung des Fonds ist die möglichste Sparsamkeit zu beachten, weil keine Aussicht auf fernere Zu— schüsse aus Staatsfonds gewährt werden kann.

Berlin, den 5. April 1848.

Der Finanz⸗Minister Hansemann.“ Auszug aus dem Sitzungs- Protokolle der Königlichen Handels- Kammer zu Köln vom 8. April:

„Der Herr Regierungs-Präsident von Raumer hat mittelst Verfügung vom gestrigen Tage der Handels-Kammer Kenntniß von einem Reskripte des Herrn Finanz- Ministers vom 5ten d. M. gegeben, wonach für den Regie rungs-Bezirk Köln den Kaufleuten und Fabrikanten eine Unterstützung von 100,000 Rihlrn. bewilligt worden, und wegen Ernennung eines deshalb an— zuordnenden Comité's eine Konferenz mit der Kammer auf gestern Nach— mittag 5 Uhr gewünscht. Da aber zu der gewählten Zeit eine Sitzung der Handels Kammer wegen gleichzeitiger Sitzungen des Handels-Gerichtes und des Stadt-Nathes unthunlich war, so ist zu dem gedachten Zwecke die heutige Sitzung anberaumt und dem Herrn Regierungs- Präsidenten davon , , ,. gemacht worden. Die Handels- Kammer spricht zunächst für die erwähnte Bewilligung den Dank des Handelsstandes aus und beschließt, den etwa sich noch bildenden Privat-Vereinen zu demselben Zwecke bereitwilligst entgegenkommen zu wollen; auch erklären sich die Mitglieder der Kam- mer bereit, deren Bildung nach Kräften zu befördern. Hinsichtlich der der Unterstützungs - Kasse zum Grunde zu legenden Bedingungen drückt die Handels- Kämmer den Wunsch aus, daß vorzugsweise solche Ef— fekten belehnt werden möchten, welche das Königl. Bank-Comtoir den be— stehenden Vorschristen gemäß bisher nicht belehnen kann. Zur Besetzung bes zu ernennenden Comité's beschließt die Kammer, die Herren Emil Kühn, M. Morel, J. J. Langen, Fr. Heuser und Joh. Jos. Decker vorzuschlagen und für den Fall der Ablehnung noch die Herren Johann Odenthal und Karl Friedrich Heimann zu bezeichnen. Dem sodann in Begleitung des Herrn Justitiarius von Seckendorff erschienenen Herrn Regierungs-Präsiden⸗ fen wurde der Inhalt des vorstehenden Protokolls mitgetheilt, und es er— klärte sich Ersterer damit einverstanden, daß die zuerst genannten fünf Personen das Eomité« bilden und die beiden Letzteren als Stellvertreter dienen soll⸗ ten, ferner, daß er heute noch die desfallsige Ernennung und Mittheilung denselben zugehen zu lassen beabsichtige. Es wurde endlich noch beschlossen, dem Herrn Regierungs- Präsidenten Abschrist dieser Verhandlung behufs der Veröffentlichung derselben sosort einzureichen.

Karl Boisserse, Meurer, C. F. Heim ann, Langen, Peill,

Schieffer, Se vdlitz, P. J. Mülhens, Bel, Hagen, Nacken,

Th. Guilleaume, Brem mer, Secretair.

„Auf den Grund dieser Verhandlungen sind heute die Unterzeichneten zusammengetreten und haben sich zur treuen und gewissenhaften Verwaltung der ihnen anvertrauten Unterstützungs-Kasse verpflichtet, Unsere Benennung wird Unterstützungs - Comits für Kaufleute und Fabrikanten“, unser Ge— schästé Lolal im hiesigen Königlichen Regierungs-Gebäude, Zimmer Ni. 32, sein. Die unter vorstehendem Namen ausgefertigten Erklärungen 2c. 1c. sind für die Unterstützungs-Kasse bindend, wenn sie die auf dem Sekre—⸗ larlate des Königlichen Handelsgerichtes dahier deponirten Unterschristen von wenigstens dreien unserer Mitglieder oder Stellvertreter tragen, An- träge an uns sind schriftlich einzureichen und äußerlich an den Hel ierung!⸗

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Kommissar zu adressiren; die Antwort darauf wird schleunigst erfolgen. Da es indessen nothwendig ist, zunächst eine Uebersicht der egenwartigen An- forderungen zu gewinnen, so müssen wir wünschen, da die Antragsteller vor dem? 12ten d. M. keinen Bescheid von uns ern arten. Auswärtige, wer den wohl thun, ihrem Gesuche eine Bescheinigung des betreffenden Land⸗ rathes oder Bürgermeisters über den Zustand des unterstützungs bedürftigen Etablissements und insbesondere die Jahl der dabei beschästigten Arbeiter anzuschließen. Es bedarf übrigens kaum der Bemerkung, daß die Nüchicht auf den Betrag unseres Fonds nur Unterstützungen in mäßigen Summen und auf kurze Fristen an Einzelne uns möglich macht.

Köln, den 9. April 1848.

Das Unterstützungs-Comit«é für Kaufleute und Fabrikanten. von Raumer, Negierungs-Kommissar. von Seckhendorff, als Stellvertreter des Regierungs- Kommissars. J. J. Decker. EC. Fr. Heimann, als Stellvertreter. F. Heuser. E. Kühn. J.

J. Langen. M. Morel.“ .

Bonn, 8. April. (Kö in. Ztg.) Das bewegte politische Leben der Gegenwart hat auch auf unsere Stadt vielfach eingewirkt. Um aber den vereinzelten Bestrebungen und Versammlungen einen festen Mittelpunkt und dadurch mehr Ruhe zu geben, ist in den letzten Ta—⸗ gen des vorigen Monats eine Central⸗Bürger⸗Versammlung organi⸗ sirt worden, welche die Männer aller Richtungen umfaßt. Diese hat sich einen Ausschuß von neunzehn Mitgliedern erwählt, welcher die Geschäfte vorbereitet und die an die Versammlung zu bringenden Anträge in Empfang nimmt. Bei dieser von der ganzen Bürger⸗ schaft vorgenommenen Wahl erhielt Professor Walter die große Ma⸗ jorität mit 823 Stimmen und fungirt seitdem als Sprecher.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. (N. K.) München, 8. April. In der heutigen Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer legte der Justiz⸗ Minister einen Gesetz Entwurf über die Verantwortlichkeit der Mini⸗ ster vor.

Großherzogthum Baden. (Karlsr. Ztg.) Karls⸗ ruhe, 9. April. Ber Marlgraf Wilhelm von Baden hat nachstehen— den Erlaß an das badische Armee-Corps gerichtet:

„An die Regimenter und Truppen-Abtheilungen des Armee⸗-Corps.“

„Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben die aus Rücksichten meiner seit Jahren geschwächten Gesundheit wiederholt unterthänigst nach⸗ gesuchte Enthebung von dem Kommando des Großherzoglichen und Sten deut schen Armee⸗Corps durch höchste Ordre vom 6. d. M., Nr. 49, gnädigst zu ge⸗ nehmigen geruh'. Nahezu ein Menschenalter bin ich in den Reihen und an der Spitze des Großh. Armer⸗-Eorps gestanden, das ich in den größten Ge fahren und Mühseligkeiten des Krieges, wie im Frieden, immer treu seinem Fuͤrsten und dem Vat rlande, voll Aufopferung in Erfüllung seiner beschwo⸗ renen Pflichten zu finden die höchste Freude hatte Viele Beweise wahrer Anhänglichkeit und Liebe, die ich von meinen Waffengefährten aller Grade auf meiner ganzen militairischen Lauf bahn empfangen, erfüllen mit Dank und Rührung meine Seele und werden ewig darin fortleben. Es kann darum die Stunde des Scheidens für mich keine leichte sein. Mit diesen Gefühlen der aufrichtigsten Anhänglichkeit rufe ich allen dem Großherzoglichen Armee Corps Angehörigen mein innigstes Lebewohl zu. Mögen in dieser bewegten Zeit wie immer Alle ihren beschworenen Pflichten treu bleiben mögt es Allen so gut ergehen, als ich es Ihnen beim Scheiden herzlich wünsche mögen Alle mir ein freundliches Andenken bewahren! Es lebe unser allverehrter Großherzog! Es lebe unser theures Vaterland! Es lebe das Großherzogliche Armer-Corvs, meine lieben Waffengefährten!

Karlsruhe, den 7. April 1848.

Der Kommandirende des Großherzogl. Armee - Corps. Wilhelm, Markgraf von Baden.“

Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg.) Kassel, 1E. April. Die Stadt ist seit gestern Nacht in großer Aufregung. Seit einigen Tagen hatten bei nächtlicher Weile mehrere lärmende Bezei⸗ gungen öffentlicher Ungunst sowohl gegen frühere, als noch im Amte stehende Staats -Beamte statt; gestern Abend hatte jedoch eben eine zahkreiche Menge einem gegenwärtigen Ministerial⸗-Vorstand ein freu— diges Lebehoch gebracht (nach einigen Berichten wäre das Haus ei⸗ nes anderen Stäatsdieners mit minder willkommenen Lauten begrüßt worden) und zog in Gegenwart eines Bürgergarde-Pikets über den Garde du Corps⸗Platz, als eine noch nicht genau bekannte Anzahl (nach Einigen zwanzig, nach Anderen vierzig) Garde du Corps im Stall-Anzuge, aber mit Pallaschen bewaffnet, bei den Meßbu— den den Volkszug angriff, Bewaffnete und Unbewaffnete zum Theil schwer verwundete und sich dann in die Kaserne begab, wo von beiden Seiten auch Schüsse fielen. Sofort wurde Allarm ge— schlagen, mit Blitzesschnelle ging die Kunde durch die Stadt; in kur— zer Zeit waren Barrikaden errichtet und die ganze innere Stadt ab— gesperrt; eine Abtheilung Bürgergarde stellte sich vor dem Palais, andere starke Abtheilungen auf dem Königs-Platz, in der Königs⸗ Straße z. auf; eine Menge Volkes eilte ins Zeughaus und bemäch—⸗ tigte sich viele Waffen. Die ganze Nacht hörte man Schießen. Die Garde du Corps wurden noch um 12 Uhr nach der Umgegend verlegt. Heute früh ist ihre Kaserné mit Bürgergarde besetzt; eben ist das Volk beschäftigt, die Inschrift über dem Portal abzunehmen. Die Stände sind versammelt, und die Minister haben sich nach dem Palais begeben. In Folge dieser Exreignisse ist nachstehende Kund— machung erschienen:

„Mit tiefem Schmerze beklage Ich ein Ereigniß, das in der letzten Nacht zu bedauerlichen Störungen der öffentlichen Ruhe in Meiner Resi— denzstadt Veranlassung gegeben hat. Finde Ich auch noch darin Beruhi gung, daß, so weit der Sachverhalt bis jetzt ermittelt werden konnte, ein Menschenleben nicht zu bellagen ist, und daß nur einzelne Garde du Corps es waren, welche sich ohne Kommando Exzesse gegen hiesige Einwohner zu Schulden kommen ließen, so habe Ich Mich dennoch alsbald veranlaßt ge— sehen, den Ausmarsch der Garde du Corps und nun die Auflösung dersel— ben anzuordnen. Die Schuldigen wird die Strenge des Gesetzes treffen, und es wird zu diesem Ende die nothwendige Untersuchung alsbald einge leitet werden. Ich setze in die Bürger Meiner Residenz das Vertrauen, daß sie in den bereits getcoffenen Anordnungen den Beweis Meines ernsten

Willens zur gesetzlichen Ähndung des fraglichen Vorfalles erkennen, darin Beruhigung finden und sich nicht zu Schritten werden verleiten lassen, die für sie selbst und das Land nur die traurigsten Folgen haben können. Kassel, am 10. April 1848. ö ö Friedrich Wilhelm. Meyer. Eberhard.“

Baumbach. Schwedes. Weiß. ? Großherzogthum Luxemburg. (Köln. Zeitung.) Lurembunrg, 3. April. Tie hiesige Regierung hat heute die nach⸗ stehende Proclamation erlassen:“ . ; „„Luremburger! Die Regierung hat so eben an der Seite der Natio— nalsarben die Fahne des deutschen Bundes aufgestellt. Diese Fahne ist der n . für alle deutschen Nationalitäten. Sie ist das Sombol der Frei⸗ heit Und der föderativen Wiedergeburt Deutschlands. Diese Fahne ist eine Protestation gegen jeden Versuch' der Anarchie und fremden Eingriffes. Die

7 Vereinigung mit Deuischland ist unser Recht, unsere Pflicht, unser

Freie Stadt Frankfurt. (O. P. A. 3 Frankfurt, 14. April. Bericht ber die Verhandlungen der 17 Vertrauens⸗ a. 13 Bundestage:

urch Bundes -Beschluß vom 10. März d. J. wur ä i e re, r, de. 1 ; k Männer des allgemeinen Vertrauens, und zwar für jede der 17 Stim⸗

men des engeren Naths eintn, alsbald (spätestens bis zu Ende d. M.)

mit dem Auftrage nach Frankfurt abzuordnen, der Bundes ⸗Versamm⸗ lung und deren Ausschüssen zum Behuf der Vorbereitung der Nevision der Bundes- Verfassung mit gutachtlichem Beirath an die Hand zu gehen. I

Die nach diesem Beschluß abgeordneten Männer verhandeln theils un— ter sich kollegialisch in gesonderter Sitzung, theils in gemeinschastlicher mit dem vom Bundes tage bestellten Ausschuß für Revision der Bundes Verfas sung, welcher jedoch bis jetzt für sich allein seine Beschlüsse faßt.

30. März. - Erste (vorläufige) gemeinschaftliche Sitzung.

Die zuerst als Vertrauensmänner anwesenden Herren Albr echt ((Ol⸗ denburg und Anhalt), Ba ssermann (Baden), on Gagern (Braun⸗ schweig und Nassau), von der Gabelentz (sächsische Herzogthümer), Jord'an (Kurhessen), Langen (Großherzogthum Hessen), Sever (Mecklenburg), Uhland (Württemberg) und Lon Wangenheim (Han— nover), zu gemeinschaftlicher Sitzung mit dem Bundes Revisions⸗Ausschuß, der aus den Herren Bundestags- Gesandten von Oesterreich, Preußen, Bavern, Sachsen, Hannover, Baden und der freien Städfe besteht, in den Bundespalast eingeladen, legen das Programm zu den Verhandlungen der am 31. März beginnenden Notabeln⸗Versammlung vor und empfehlen dꝛrin— gend, daß der Bundestag auf die Par aments - Frage seinerseits ossen ein gehen möge. Hierderch ist der noch am 30. März gefaßte und am felgen den Morgen publizirte Bundesbeschluß erwirkt.

3. April. Erste Sitzung der XVII.

Die Herren Dahlmann (Preußen) und Todt

Neu eingetreten: Sachsen). ( Nachdem die Verhandlungen in der Paulskirche beendigt sind, konstitui ren sich heute die XVII Vertrauens-Männer. Sie wählen zu ihrem Präsi denten von Gagern, zum Vice⸗Präsidenten Herrn Bassermann. 5. April. Zweite Sitzung der XVII.

Hinzugetreten: Die Herren Sropsen (Holstein) und Petri (16. Stimme!). . .

Es wird bestimmt, daß für jeden der zu einer Kurie vereinten Bundes Staaten ein besonderer Abgeordneter zu den Verhandlungen der Vertrauens Männer zulässig sei, mit der Beschrankung, daß den mehreren Abgeordneten derselben Kurie zwar die volle Theilnahme an der Berathung gewährt werde, bei der Abstimmung aber dieselben sich zu einer einzigen Stimme vereinigen müssen.

In Antwort auf ein eben eingelausenes . r schusses, den Geschäftsgang betreffend, wird beschlossen, gegen ersteren den Wunsch auszusprechen: daß die Vertrauensmänner künstig bei allen den jenigen Beschlüssen der Bundes Versammlung, welche in offizieller Form zur Publication kommen sollen, zum Beirath zugezogen werden; so wie den weiteren Wunsch: daß der neulich erlassene Bundesbeschluß wegen Außshe bung der Ausnahme -Gesetze in offizieller Weise zur Publication gebracht werde.

Nach dem vorgedachten Schreiben des Revisions Ausschusses soll, un ter Beziehung auf einen beigelegten Bundesbeschluß vom 30. März, die Initiative und namentlich die Aufstellung eines Entwurss zul ener neuen Bundesverfassung dem aus den Männern des allgemeinen Vertrauens zi . wind beschlossen, zur Ausar

Schreiben des Revisions⸗-Aus

sammengeseßzten Beirathe überlassen sein. Es wild . beitung eines Verfassungs Entwurfs eine Kommission niederzuscktu und dazu werden berufen: die Herren Dahlmann, Jordan, Basserm ann und Albrecht unter Zutritt des Vossitzenden. Tie Kommission Arbeiten diesen Nachmittag beginnen. 6. April. Dritte Sitzung der XVII.

Die Vorstände des von der Versammlung in der ten Funfziger-Ausschusses, die Herren von Abegg, werden eingeführt und erneuen Herrn Präsidenten der XVII. gestellten Antr .

1) wegen direkterer und mündlicher Communication. zwischen dem Bun

destag, den XVII. und dem Funfziger⸗Ausschuß; .

2) wegen der Ausschreiben von Seiten des Bundes zu Ten * die konstituirende Versammlung nach dem Maßstabe 50,000;

3) wegen der Stellung von Schleswig-Holstein zum Bunde.

Von Seiten der XVI wird die Bereitwilligleit erklärt, die Vermitte— lung des Funfziger-Ausschusses mit dem Bundestage zu übernehmen. So dann wird beschlossen: dem genannten Ausschusse vorzuschlagen, daß sür den Zweck des mündlichen Geschäftsverkehrs diesseits eine Deputation bestellt werde, welche täglich zu verabredeter Stunde die Anfragen und Anträge des Ausschusses entgegennehmen und etwa gewünschte Erläuterungen und Mit theilungen über die Verhandlungen der XVII ertheile. Zu dem täglichen Zusammentritt mit den Vorständen des Funfziger⸗Ausschusses werden dem Präsidirenden der TVI die Herren von Wangenh eim und bezeichnet. Auch wird über obige drei Punkte der Hern Präst unverweilt mit dem Bundes-Präsidium in mündliches Vernehmen treten

Herr Drowsen hat schriftlich den Zweifel erhoben, ob voꝛ nur bedingungsweise von der Bundes-Versammlung gestatte Zulassi Gebrauch machen dürfe. Auf die ihm jedoch einstimmig zugegangene Er— klärung, daß die bedingten Aeußerungen des Hern Bundestags- Praͤsidenten die XVll nicht abhalten können, drin⸗

wird ihle

12 1 aulskirche

ihn zur Behauptung seines Sitzes di gend einzuladen, hat Herr D roysen erklärt, sich an den Sitzungen betheiligen zu können. Mr. Zweite gemeinschaftliche Sitzung.

Auf Seiten der Vll sind neu eingetreten: die Herren Kirchgeßner (Bavern), Gervinus (freie Städte), Ja up (16te Stimme, zu sammen mit Herrn Petri) und Luther (söchsische Herzogthümer, gemeinschaftlich mit Herrn v. d. Gabelentz).

Gegenstand der gemeinschaftlichen Verhandlung sind die konstituirenden Nationalversamml ung. Nach längerer Erörterung über die Frage: ob das von Preußen unter dem 3. d. M. dem dortigen Landtag übergebene Propositionsdekret für obige Wahlen eine Abhaltung sein könne, den Beschluͤssen der hiesigen Versammlung Folge zu geben, wird im Gegentheil von Seiten der XVII. an den Revisions-Ausschuß Tas ein tim mige, dringende Ansinnen gestellt, sofort zu veranlassen, daß die in obiger Versammluͤng bezüglich der Wahlen gefaßten Beschlüsse zum ndesbeschluß erhoben werden. Hierauf erfolgt die Zustimmung und das Revisions-Ausschusses, daß die Bundesversammlung noch heute deshalb eine Sitzung halten werde.

Vierte Sitzung der XVII.

Sogleich nach der gemeinschaftlichen Sitzung halten die XVII noch eine gesonderte, worin folgende Beschlüsse gefaßt werden:

1) Ueber die Thätigkeik der Vertrauensmänner soll öffentliche Rechen— schaft gegeben werden und damit Uh land beauftragt sein;

2) an die Bundes -Versammlung zu gesinnen, daß sie fortan ihre Be schlüsse in offizieller Form veroffentlichen lassen möge;

3) dem Wunsche der Kommission zum Verfassungs-Entwurse gema, ei— nige Gegenstände, die einer selbstständigen Bearbeitung fähig erschei nen, von anderen Mitgliedern übernehmen zu lassen, wozu sich die Herren Jaup und Todt bereit erslären.

8. April. Fünfte Sitzung der XVII. (Vorläufiger Bericht.)

Eingang des Bundes -Beschlusses vom gestrigen Abend, wodurch dem in der gemeinschaftlichen Sitzung desselben Tages gestellten Ansinnen der Vertrauens-Männer, hinsichtlich der in der Pauls- Kirche über die Wah⸗ len zu konstituirenden National-Versammlung gefaßten Beschlüsse entspro⸗ chen wird.

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Aus Auftrag: Uhland. Oesterreichische Monarchit.

Wien, 10. April. Die Wien. Itg. meldet in ihrem amt⸗ lichen Theil: „Durch einen aus dem Hauptquartiere Verona am sten d. M. abgegangenen Courier des Jeldmarschalls Grafen Radetzky er⸗ fahren wir, daß die piemontesische Armee mit ziemlich starken Kolon⸗ nen, unter Führung des Königs, gegen die Stellung am Mincio vor— zurücken Miene macht, welchem Angriffe mit seinen Truppen zu be— gegnen der Feldmarschall sich bereitet.“

gewähl⸗

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1. . 2

X Wien, 9. April. Das verantwortliche Ministerium, in sei⸗

nen Köpfen vollzählig, gewärtigt in kurzer Zeit wieder einen Perso⸗ nalwechsel. Nach den letzten Promulgationen ist nicht denkbar, daß der Justiz⸗Minister, Graf Taafe, sein Portefeuille behaupten wird; Graf Taafe ist nicht der Mann einer aufzubauenden Constitution; etwas unruhiger Natur und zu diktatorischen Befehlen sehr geneigt, wurden alle seine Bemühungen, an die Spitze der politischen Ge⸗ schäfte zu gelangen, unerfüllt gelassen. Ihm zunächst folgt der Mi⸗ nister der auswärtigen Angelegenheiten, wenngleich seine Freunde be⸗ haupten, er sei immer ein Gegner des Metternichschen Systems ge⸗ wesen. Von den drei Ministern: Pillersdorf, des Innern, Somma⸗ ruga, des Kultus, und Zanini, des Krieges, erwartet Jeder und mit Recht, das Beste, da ist Jeder in seiner Sphäre tüchtig, es sind drei Ehrenmänner, die nur der Sache dienen und gewiß zu jeder Zeit die Grundsätze der constitutionellen Verfassung eifrigst vertreten werden. Der Minister der Finanzen, Frh. von Krauß, wird aus Galizien erwartet; er ist kein Finanzmann, und er dürfte sich nur sehr schwer auf seinem Posten behaupten; Alles wird davon abhängen, welche Kapazitäten er um sich gruppirt; Tüchtigkeit des Geistes macht noch nicht den Finanzier. Der Minister⸗Präsident, Graf Kolowrat, der sich auf einige Zeit zur Stärkung seiner Gesundheit (der Graf ist 71 Jahr alt und dient über 50 Jahr) aufs Land zurückgezogen hat, wird in 8 bis 19 Tagen im Minister-Rath wieder präsidiren, er hat, wie früher, so auch jetzt die Sympathieen im Volke für sich und war stets ein Gegner Metternich's. Nach und nach werden wir ins Geleise des constitutionellen Lebens einfahren, und spukt auch noch eine starke Reaction im Rücken, wird diese doch nicht mehr durchdringen; sie kann nur bei dem Mißtrauen, welches vorherrscht, schlimme Folgen haben für die, welche noch immer an die Herstellung des alten morschen Systems denken und dafür sich thätigst und heimlichst abmühen. Es scheint, sie wollen das Schicksal der Ligorianer theilen, deren Vertreibung aus ihren Klöstern erkennen ließ, welchen Haß dieser Orden sich zugezogen. Seit ein paar Tagen sind die Katzenmusiken im Gange. Gestern war mit einem solchen Konzerte der Staats- und Konferenz-Minister Graf Nadasdy beehrt, ein Minister, der seit dem Austritt aus dem Präsidium der allgemeinen Hofkammer als Sections⸗-Chef im Staats rath angestellt ist. Hurter und Jarke, die man mit den Ligorianern in Verbindung brachte, wurden eben so begrüßt. Bei diesen De monstrationen herrscht übrigens die vollkommenste Ordnung. Die deutsche Reichsfahne weht, seitdem der Monarch sie ausge— steckt, in allen Straßen, an allen öffentlichen Gebäuden, und auch der hohe Adel fängt nach und nach an, diese Fahne ebenfalls auszuhän gen; es war ihm, mit Ausnahme Weniger, nicht genehm, daß auch das Volk in corpore eine Geltung erhalte; allein er scheint nun geneigt, sich den Umständen zu fügen; andere Zeiten, andere Sitten; man sieht ihn daher jetzt schon sich der Bewegung anschließen. Die Wirren, die uns von allen Seiten drohen, macht ein inniges Zusammenhalten noth— wendig, mit Sonderinteressen sich befassen, ist dermalen Thorheit. Wo die Systeme im Kampfe, da ist der Krieg immer ein schrecklicher, dessen Ausbruch verhindern, den ausgebrochenen zu beendigen suchen, eine Nothwendigkeit. Daher vor Allem einiges, festes und aufrich tiges Zusammendalten, ob Böhme, Ungar, Tyroler oder Deuntscher.

Erzherzog Johann geht statt nach Frankfurt, nach Tyrol und

übernimmt dort das Ober-Kommando der Volkebewaffnung, welche jetzt schon 20,009) Köpfe zählt, die gegen Italien ziehen wird. - Der Erzbischof Milde, durch ein ihm gebrachtes Charivari in seiner schwachen Gesundheit erschüttert, hat sich nach seiner eine Stunde von Wien gelegenen Sommer⸗-Residenz St. Veit zurückgezo⸗ gen, seine Pfarrkinder hatten eine große Verehrung für ihn, er war ein Mann aus dem Volke, in früherer Zeit ein tüchtiger Lehrer, aus⸗ gezeichneter Schriftsteller, aber die erzbischöfliche Würde hat alle diese vortrefflichen Eigenschaften gemildert. Selbst die Geistlichkeit war über ihn nicht immer gut zu sprechen. Als Protektor des Sträflings⸗ Vereins zeigte er sich menschenfreundlich, und dies war der erste Akt mildthätiger Publizität.

Venedig, 2. April. (A. 3.) Die provisorische Regierung hat nachstehende Dekrete erlassen:

. „In Betracht der engen Verbindung, welche stets zwischen der öster⸗ reichischen Regierung und der Gesellschaft des österreichischen Lloyd bestan— den; in Betracht, daß die Schiffe der letzteren für den österreichischen Kriegs⸗ dienst requirirt werden dürfen, indem Oesterreich keine andere Kriegsflotte hat, beschließt das Handels-Ministerium: 1) daß besagten Llovdschen ampfböten bis auf Weiteres das Einlaufen in die Häfen der Republik enedig nicht gestattet werde; 2) daß das hier im Vertrauen auf die Re⸗ publik eingelaufene Dampfboot „Sophia“ freien Abzug habe; 3) daß die übrigen Handelsschiffe freien Zugang haben. Der Präsident Manin. Pincherle.“

I. Venetianer! Jeder Bürger hat durch die freie Presse und die andern freien Institutionen vielfache Gelegenheit, seine Wünsche klar und ohne Rückhalt auszusprechen, ohne seine Zuflucht zu Reden und Lämen auf dem Platze zu nehmen, aus welchen nur unsere Feinde Vortheil ziehen können. Venetianer! zeigt euch der Freiheit würdig; gebt unseren Feinden keine Gelegenheit zu grausamer Freude. Die provisorische Regierung nimmt jeden Rath, jede Meinung, wenn sie auch tadelnd sei, entgegen, aber man muß die Reden verstehen können, muß wissen, von wem sie kommen, sie müssen in Zeiten kommen, die Berathungen und die Mößregeln nicht stören, sondern ihnen zu Hülfe eilen. haben die Mühen und Sorgen der Regierung nicht auf uns genommen, um jene Würde zu verlieren, die wir im Privatleben, in schwierigen Zeiten bewahrt haben. Bürger, entweder entzieht uns euer Vertrauen oder achtet euch selbst in eurer Regierung. Der Präsident Manin. Tommaseo.“ . .

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Krakau, 10. April. Dem hier erscheinenden Dziennik Narodowy zufolge, soll sich die Stärke der jetzt im Königreich Polen stehenden russischen Truppen, mit Inbegriff der Tscherkessen, Rosaken und Muhamedaner, auf 806,000 Mann belaufen, die aber angeblich in Folge der Ereignisse in Frankreich, Italien und Deutsch—⸗ land bis auf 200,000 Mann verstärkt werden' sollten. ; Der Allg. Ztg. schreibt man von der galizischen Gränze vom 3, April:; „Nachdem schon durch mehrere Tage an der russisch polnischen Gränze der Durchzug sehr erschwert wurde ist derselbe am 30. März Abends ganz aufgehoben worden so daß gar kein Verkehr mehr stattfinden kann. Perfonen, welche gon Kra kau mit der Post abführen, kamen in wenigen Stunden wieder zu⸗ rück. Der Postwagen selbst wird gleich an der Gränze beim Schlag⸗ baum aufgehalten, hier werden durch russische Beamte die Briefschaf⸗ ten in Empfang genommen und dem österreichischen Postconducteur nicht einmal der Eingang in das nahe gelegene Wirthshaus gestat⸗ tet. Für Krakau ist dies ein harter Schlag bei der ausgebreiteten Handelsverbindung mit Russisch⸗Polen. Namentlich bekommen wir hohe Getraide⸗-Preise, da der Bedarf in hiesiger Gegend größten— theils von dort gedeckt wird. Unerwähnt kann ich nicht lassen daß ein krakauer Getraidehändler in Michalowice, dem ersten Srte in Russisch⸗Polen, mit Knutenhieben bestraft und in Eisen über die Gränze geschickt wurde, weil er, um Neuigkeiten be⸗ fragt, von dem Jubel in Oesterreich über die verliehene Con— stitution erzählte. Dieser Getraidehändler ist ein achtbarer, höchst gebildeter Mann. Nach den verläßlichsten Nachrichten stehen jetzt einige Armee⸗Corps in Russisch⸗Polen, jedes ungefähr 10,000 Mann stark. Das uns am nächsten liegende Corps, 2 Meilen von der österreichischen Gränze, befehligt General Rüdiger, Stabs-Komman⸗ dant ist General Engelhardt. Obwohl man im Warschauischen eine

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Erregung unter den Einwohnern wahrnimmt, so ist es doch noch nir⸗ gends zu einem Ausbruch gekommen, das Militair bivouakirt auf der Straße, und es sind so strenge Maßregeln getroffen, daß von einem geselligen Leben auch nicht die geringste Spur wahrzunehmen ist. Aus Krakau und Galizien ziehen sehr viele junge Leute nach Posen, wo bereits polnische Legionen gebildet werden. Die Besatzung von Krakau wurde durch ein Bataillon Infanterie verstärkt und ein In— fanterie⸗ Regiment soll noch nachfolgen. Bestimmt kann ich versichern, daß bis jetzt in Galizien nirgend eine gewaltthätige Auflehnung vor— gekommen ist, und daß der Kern der Bevölkerung, Bürger und Bauer, sest an Oesterreich hängt.“

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 6. April. Der Kriegs⸗Min ster, Gene⸗ ral-Adjutant Fürst Tschernyschew, macht mittelst Tagesbefehls vom 31. März bekannt, daß nach einem Kaiserlichen Befehle vom 29. März, in Veranlassung der Einberufung der auf unbestimmte Zeit und auf Jahresurlaub entlassenen Gemeinen, überhaupt im ganjen Militairressort die Beurlaubung auf unbestimmte Zeit von Gemeinen, welche die dazu festgesetzte Zeit gedient haben, bis auf Weiteres zu beanstanden sei.

In Folge Ablebens des Prinzen Alexander der Niederlande nimmt das nach ihm benannt gewesene Regiment wieder seinen frü⸗ heren Namen „Dragoner Regiment von Neu⸗Rußland“ an.

Einem Kaiferlichen Uas vom 17. März zufolge, ist es den israelitischen Kaufleuten der beiden ersten Gilden gestattet, zweimal jährlich nach den Haupt- und anderen Städten zu kommen, um dort Waaren anzukaufen, nur darf ihr Aufenthalt in diesen Städten im Ganzen niemals sechs Monat für die Kaufleute erster und drei Mo nat für die Kaufleute zweiter Gilde während eines Jahres überstei⸗ gen. Sie können sich auf diesen Reisen auch durch Kommis vertre— ten lassen.

Die Isaaksbrücke ist am Aten d. wieder hergestellt worden.

Die Senats-Zeitung meldet, daß dem französischen Vice⸗ Konsul zu Kronstadt, Herrn Fabin, im Lauf des Februar das Exe⸗ quatur als Konsul Frankreichs für dieselbe Stadt ertheilt worden ist.

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Paris, 8. April. Der Generalstab der Alpen-Armee ist jetzt gebildet. Zu Befehlshabern sind die Generale Bedeau, Baraguay d'Hilliers und Magnan für die Infanterie, Divisions-General Oudi⸗ not füc die Kavallerie, die Brigade⸗ Generale Legendre und Morvan für die Artillerie und das Geniewesen ernannt.

Herr Lamartine hatte vorgestern eine lange Unterredung mit dem interimistischen preußischen Geschäftsträger, der darauf einen Courier nach Berlin abschickte.

Die zum Schutze der Sicherheit von Personen und Eigenthum in Paris bestimmte Bürgerwache wird aus 15440 Mann zu Fuß und 300 zu Pferde bestehen.

Herr Ledru-Rollin hat ein neues Rundschreiben an die Regie⸗ rungs- Commissaire in den Departements bezüglich der allgemeinen Wahlen erlassen. Er befiehlt ihnen, sich der Kandidatur von Mit— gliedern der alten Deputirten- Kammer zu widersetzen, eben so wenig aber selbst als Kandidaten aufzutreten, was sie jedoch nicht hindern solle, die ihnen von freien Stücken angetragene Deputation anzuneh⸗— men. „Durchdringen Sie sich“, sagt der Minister, „von dieser Wahr heit, daß wir der Anarchie zuschreiten, wenn die Thüren der National— Versammlung Männern von zweifelhafter Moralität und zweifelhaf⸗ tem Republikanismus offenstehen.“ Da sich eine Masse Beamte als Kandidaten für die National-Versammlung gemeldet haben, so wünscht die Reforme, die provisorische Regierung möge verfügen, daß die Stellung eines Deputirten mit jeder vom Staat besoldeten Stellung unver⸗ träglich sei, und daß jeder öffentliche Beamte, welcher das Mandat als Deputirter annehme, eben dadurch seiner Stelle verlustig sei und unverzüglich ersetzt werden solle.

Der Baar Vorrath der Bank von Frankreich und ihrer Zweig⸗

banken hat in letzter Woche um 5,200,009 Fr. abgenommen, wäh— rend die fälligen und nicht eingelösten Wechsel um 7 Millionen zu genommen haben. Herr Achille Fould erklärt heute in einem an den Moniteur du Soir gerichteten Schreiben auch das Gerücht, daß er einen Auftrag für die Finanz-Verwaltung erhalten habe, für ungegründet. Man speicht übrigens davon, daß Herr Garnier Pages das Finanz Portefeuille niederlegen wolle, weil seine Kollegen nicht geneigt seien, auf seine Pläne in Betreff der Eisenbahnen einzugehen.

In der Münze werden jetzt aus eingeliefertem Geschirr täglich 120,000 Fünffrankenstücke geschlagen.

Die Herzogin von Montpensier ist, dem Constitutionnel zu— folge, die einzige Prinzessin, welche ihre Diamanten gerettet; die der Prinzessin von Joinville, welche theilweise aus der Krone des Hau⸗ ses Braganza herrührten, sind mit dem anderen Gut der Familie Orleans dem Sequester unterworfen.

Die Kosten der Ausbesserung des in den Tuilerieen angerichte⸗ ten Schadens werden auf 30,000 Fr. veranschlagt.

Herr Charles Blanc, Bruder Louis Blanc's, ist zum Chef der Abtheilung der schönen Künste im Ministerium des Innern ernannt worden.

Herzog von Harcourt soll zum französischen Gesandten in Rom ernannt sein.

Der Moniteur du Soir will wissen, daß der sardinische Ge⸗ sandte in Bern beauftragt sei, mit der Schweiz ein Schutz- und Trutz-Bündniß zu schließen, und zwar zu dem Zwecke, daß die sar⸗ dinische Gränze durch ein Corps von 59,000 Mann gedeckt werde, welches Oesterreich daran verhindern solle, Sardinien über Grau— bündten oder Tessin anzugreifen.

Der Regierungs- Kommissar zu Lon, Em. Arago, hatte seiner Gesundheit wegen Um einen Nachfolger angehalten.

Es ist jetzt eine Kommission ernannt, welche die Anklagen gegen Blanqui, der Paris verlassen hat, untersuchen soll.

Die provisorische Regierung, die Minister ud der General-Se⸗ cretair haben der Kommission für patriotische Gaben eine Beisteuer von 15,000 Fr. eingeschickt.

Zu Toulouse hat der General- Kommissar der Regierung den Kammer-Präsidenten am Apell⸗Hofe und konservativen Ex-Deputirten, Herrn Martin, ohne Weiteres suspendirt, weil am Vorabende ein Haufe von 4000 Menschen vor sein Haus gezogen war und ihn durch einen Abgeordneten au gefordert hatte, sein Amt niederzulegen, widri⸗ genfalls man ihn dazu zwingen werde.

Der Prozeß Leotade ist am 4. April beendigt worden. Angeklagte wurde, als des Versuchs der Schändung und des frei⸗ willigen Todtschlags an der Person der Cäcilie Combettes, jedoch unter mildernden Umständen, schuldig, zu lebenslänglicher Zwangs Arbeit verurtheilt.

Zu Bordeaux kam es am Zten und 4ten zu ernstlichen Ruhestö— rungen. Aufhetzer verleiteten viele Arbeiter zu Erzessen.

Der Maire von Lyon hat den dortigen Seiden Fabrikanten im Namen der Stadt eine Beisteuer von 1 Million Fr. angeboten, da mit sie ihre Arbeit fortsetzen können, was sie auch zugesagt haben.

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Großbritanien uno Irland.

London, 8. April. Ihre Masjestät die Königin und die Königliche Familie verließen heute den Buckingham⸗Palast, um sich nach Osbornehouse auf der Insel Wight zu begeben, wo sie bis nach den Osterferien bleiben werden.

Gestern fand im auswärtigen Amte wiederum ein mehrstündiger Kabinets⸗Rath statt.

Eine von den Polizei-Kommissarien der Hauptstadt unterzeich⸗ nete Proclamation warnt alle Unterthanen vor dem Besuch der auf Montag den 10ten d. in Kennington Common angesagten Chartisten⸗ Versammlung, weil dieselbe nach der Atte 13 Karls II. über Tumulte und Ruhestörungen ungesetzlich sei.

Die Abgeordneten der Chartisten aus allen großen Städten Eng lands, Schottlands und Irlands haben sich in London versammelt. Sie kommen zusammen in der Literary Institution in John Street. Sie nennen sich die National-Convention und wollen täglich zusam⸗ menkommen, „bis die Charte das Gesetz des Landes wird.“ Ihre Zahl beträgt, um gesetzlichen Bestimmungen nicht entgegen zu han— deln, nur neunundvierzig. Bei der ersten Zusammenkunft warf ein Mitglied die Frage auf, ob Herr Reynolds (der Held von Kenning⸗ ton Common) ein Chartist sei. Er antwortete: „Mehr, als das! Ich bin ein Republikaner.“ Die Mehrzahl der Chartisten geht nicht so weit, gesteht republikanische Gelüste wenigstens nicht ein. Wir wollen die Monarchie, sagen die Chartisten, aber mit republikanischen Einrichtungen. Bis jetzt behaupteten sie so gut, wie die Repealers, ihre Forderungen nur auf gesetzlichem Wege durchsetzen zu wollen. Aber ihre Sprache ist drohender geworden. In der National⸗Convention ließ sich ein Mitglied z. B. folgendermaßen vernehmen: „Wenn die Charte des Volkes nicht sogleich das Gesetz des Landes wird, so wollen wir ihre Annahme mit der Spitze des Bajonettes fordern!“ Die Charte stellt nur folgende sechs Forderungen: 1) Allgemeines Stimmrecht. 2) Geheime Abstimmung. 3) Aufhebung jedes Census far die Wählbarkeit. 4) Jährliche Parlamente. 5) Besoldung der Abgeordneten und 6) Gleiche Wahldistrikte.

Die Regierung zieht Truppen herbei und trifft alle möglichen Vorkehrungen, um die durch den angekündigten Aufzug der Chartisten bedrohte Freiheit des Parlaments kräftig zu schirmen. Sie wird von allen besitzenden Einwohnern Londons eifrig unterstüßt. Der Herzog so gut wie sein Kammerdiener eilen herbei, um sich, wenn sie es noch verfäumt haben, als Spezial-Konstabler vereidigen zu lassen.

Gestern ist im Unterhause ein ministerieller Gesetzvorschlag zur größeren Sicherheit der Krone und der Regierung, eine frühere Alte gegen Hochverrath und Aufruhr wiederherstellend, mit 283 gegen 24 Stimmen zur ersten Lesung gelangt.

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Brüssel, 9. April. Der römische Hof hat nun, wie die mi⸗ nisterielle Independance anzeigt, die Ernennung des Herrn Le- clerque zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mini⸗ ster Belgiens angenommen, so daß also diese Differenz vollständig er⸗ ledigt ist.

Es laufen aus fast allen Städten des Landes patriotische Bitt⸗ schriften an die Kammer ein zu Gunsten der vom Ministerium vor- geschlagenen Anleihe, damit dasselbe in den Stand gesetzt werde, die nöthigen Maßregeln zur Vertheidigung des Landes gegen äußere An⸗ griffe und zur Belebung des Verkehrs zu bewerkstelligen.

Nach der französischen Gränze sind Truppen⸗Verstärkungen abge⸗ gangen, um neuem Eindringen von Freischaaren zu begegnen. Aus den nördlichen Departements Frankreichs kehren noch immer viele bel⸗ gische Arbeiter zurück. Aus Mons hört man, daß die Gruben still liegen; es sind Truppen hinbeordert, um Ungesetzlichkeiten vorzu⸗ beugen.

Meteorologische Beobachtungen.

1848. 11 April.

Abends 10 Ubr. ar. 33 „0 !!“ Par. 333,3 5!“ Par. Quellwärme

89 R. 4 5,3

Nachmittags

2 Uhr.

Morgens

6 Uhr.

Nach einmaliger kKeobachtung.

Luftdruck Luft wärme

Thaupunket

Elusswürme Bodenwärme Dunstsättigung. Wetter . Regen. halbheiter. Niederschlag

Wind 5 . . V. Wärmewechsel 5,09 Wolßbeuzug. 4 J.. * * 8, s 9

* 272 R. .. 73 C.

Ausdünstung

Tagesmittel:

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 13. April. Im Opernhause. 47ste Abonnements- Vorstellung: Euryanthe, große romantische Oper in 3 Abth. Musik von C. M. von Weber. (Frau Köster: Euryanthe.) Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft:

Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges, im ersten Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet im Parterre, in den Logen des dritten Ranges und im Balkon daselbst 20 Sgr., ein Billet im Amphitheater 19 Sgr.

Im Schauspielhause. 55ste französische Abonnements-Vorstellung. Don César de Bazan, pièce historique, en 5 actes et en prese, melce de musique, par MM. Dumanoir et Dennery. Anfang halb 7 Uhr.

Freitag, 14. April. Im Schauspielhause. G6æste Abonne⸗ ments-Vorstellung: Der verwunschene Prinz, Lustspiel in 3 Abth., von J. von Plötz. Hierguf: Der Rechnungsrath und seine Töchter, Original⸗Lustspiel in 3 Abth., von L. Feldmann.

Königsstädtisches Theater. Donnerstag, 13. April. Einmal Hunderttausend Thaler. mit Gesang in 3 Akten, von D.

Direktor Gährich. JJ Freitag, 14. April. Der böse Geist Lumpacivagabundus

oder: Das liederliche Kleeblatt. Zauberposse mit Gesang in 3 Alten,

ert haler.· Pass⸗ Kalisch. Musik vom Königl. Musit⸗

von J Nestroy. J . ö Sonnabend, 15. April. (talienische Dpern-⸗ Vorstellung. Lucrezia Borgia. Oper in 3 Akten. Musik von Tonizetti. (etzte Vorstellung dieser Oper in dieser Saison., Sgra. Boldrini wird hierin zum letzten⸗ male auftreten. Sgr. Pardini:; Genaro.) . Préise der Platze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges J Rthlr. U. [ w. ! . ! ö . Sonntag, 16. April. Jum erstenmale: Die Dänen in Holstein.

Historischromantisches Original-Drama in 5 Akten, von J. Priem.