1848 / 104 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wie vollkommen im Widerspruch mit den Wünschen, den Interessen, dem Rechtsgefühl der Bevölkerung diese Entscheidung ist. Mehr als se fühlt sie sich zu Deutschland gehörig, sie erhebt sich mit freudigem Muthe, Alles daran zu wagen, um für immer ihre Schicksale an die des gesammten deutschen Vaterlandes zu knüpfen. Und das Herzog⸗ thum Schleswig wird demselben fernerhin nicht fehlen dürfen.

„Die Aufnahme Schleswigs in den Bund in dem jetzigen Augen= blicke in Anrege zu bringen, sieht sich die provisorische Regierung durch folgende Betrachtungen veranlaßt.

„Durch die seitens Sr. Majestät des Königs von Dänemark jletzt ausgesprochene Incorporation Schleswigs ist die Frage auf un⸗ beikommende Weise einseitig entschieden, und die unvermeidliche Folge dieser Entscheidung würde ein Kampf sein, dessen unzweifelhaft große Verwüstungen sich zunächst auf die Herzogthümer ergießen würden. Die sofortige Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund würde zunächst nichts Anderes als die Sicherung des status quo sein und namentlich, indem die Streitmacht des deutschen Bundes dessen einst⸗ weilige Aufrechterhaltung garantirte, die Möglichkeit gewähren, durch Verhandlungen diejenige fernerweite Stellung des selbstständigen Her⸗ zogthums Schleswig, welche den Wünschen und Interessen der Be⸗ völkerung entsprechend ist und sich als eine zeitgemäße Weiterführung alter, zwischen Fürst und Ständen vereinbarter Rechte darstellt, gegen die Anmuthungen und Uebergriffe Dänemarks zu sichern. .

„Somit beantragt die provisorische Regierung, überzeugt, daß der Landesherr, wenn er sich in unserer Mitte befände, nicht anders thun werde: * J

es wolle der hohe deutsche Bund die Aufnahme Schleswigs in die Reihe deutscher Bundesstaaten ungesäumt beschließen und die an⸗ 6 völkerrechtlichen Fesistellungen dieser Aufnahme veran— lassen.

Renbsburg, den 28. März 1848.

Die provisorische Regierung. Beseler. Friedrich Pr zu S. Holste in. F. Reventlou. M. T. Schmidt. Bremer. Ch. Olshausen.

Droysen.“

Präsidium schlägt vor, einen Ausschuß von sieben Mitgliedern zur Begutachtung dieser Angelegenheit niederzusetzen. Die Bundes⸗-Versammlung erklärte sich mit diesem Vor⸗ schlage einverstanden. Durch die hierauf vorgenommene Wahl wurden die Herren Ge—⸗ sandten von Oesterreich, Preußen, Bayern, Königreich Sachsen, Hannover, Baden und Großherzogthum Hessen zu Mitgliedern dieses Ausschusses ausersehen.

Potsdam, 7. April. (Berlin. Ztg.) Neben der älteren Schützengilde bildet sich hier ein zweiter Schützen⸗ Verein, welcher beabsichtigt, unter dem Namen von Schützen-Compagnie der Königin sich mit der Büchse und Uniformirung als Scharfschuͤtzen-Corps unter der Bürgerwehr zu organisiren.

Deutsche Bundesstaaten.

Herzogthum Holstein. (Alt. u. Hambl. Bl.) Rends⸗ burg, 8. Ap il. Die provisorische Regierung hat nachstehende Ver⸗ fügung in Bezug auf die Volks-Bewaffnung erlassen:

„Es hat in den letzten Wochen die Bewaffnung des Volkes im ganzen Lande begonnen, aber nicht allein die innere Sicherheit des Landes darf der Zweck derselben sein. Seitdem die unversöhnlichen Feinde unseres Va— terlandes den Krieg begonnen haben, muß der vorzügliche Zweck der Volts bewaffnung die Vertreibung des Feindes aus den Gränzen des Herzog⸗ thums Schleswig sein. Ein fortgesetzter Angriff, eine unermüdliche Ver theidigung seitens des bewaffneten Volkes ist das Mittel. Mag das Mi⸗ litair des Feindes durch Uebung in den Waffen im Vortheil sein, das Be wußtsein der gerechten Sache, Vaterlandsliebe, Ausdauer und Erbitterung werden der zusammentretenden Volksbewaffnung den Sieg sichern. Die Pflichten, welche der Volksbewaffnung in denjenigen Gegenden obliegen, in wel- chen sich der Feind zeigt, werden von allen Schleswig-Holsteinern mit Hingebung und Begeisterung erfüllt werden. S. 1. Jeder Staatsbürger ist verpflichtet, sich dem andringenden Feinde mit Waffen jeder Art zu widersetzen, seinen Be⸗ fehlen und Ausschreibungen nicht zu gehorchen, und wenn der Feind solche mit Gewalt betreiben will, ihm durch alle nur aufzubietenden Mittel, welche mit der Mannsehre vereinbar sind, zu schaden. 5. 2. Demnach haben sich in den bedrohten Gegenden überall die bewaffneten Männer und Jünglinge zu größeren oder kleineren Abtheilungen je nach dem Umfange der Gefahr und den örtlichen Verhältnissen zu vereinigen. Bei größeren Unternehmun gen haben mehrere Abtheilungen in Gemeinschaft zu wirken. S. 3. Es kann dabei keinen Unterschied machen, ob Theile unseres stehenden Heeres in der Nähe oder entfernt sind; auch allein und besonders kann die Volls Bewaffnung dem Feinde unersetzlichen Schaden zufügen. Stehen befreundete Corps in der Nähe, so haben die bewaffneten Abtheilungen des Volks sich wo möglich mit den Kommandirenden der Corps in Verbindung zu setzen und nach den Anordnungen derselben zu verfahren. S. 4. Es tritt mit jeder Annäherung des Feindes ein Kampf der Nothwehr ein, der alle ehrenhasten Mittel heiligt. Die vernichtendsten Mittel sind die vorzüg— lichstn, denn sie führen am schnellsten zum Sieg der gerechten Sache. S. 5. Die Vollsbewasfnung hat dem Feinde den Einbruch wie den Rückzug zu versperren, ihn beständig außer Athem zu halten, seine Munition, Le bensmittel, Boten, Nachzügler auszufangen, seine Hospitäler aufzuheben, nächtliche Ueberfälle auszuführen, besetzte Orischaften zu befreien, ihn ein zeln und in Trupps zu vernichten, wo und wann es nur möglich ist. Es muß in kurzer Zeit der Feind dahin gebracht werden, daß er nicht mehr es wagen darf, kleine Detachements, zum Fouragiren und Nekognosziren aus zusenden, ohne zugleich die Gewißheit zu haben, daß sie ihm erschlagen werden. Dränge der Feind vorwärts, so muß die Voltsbewaffnung der Gegenden, welche auch noch so entfernt in seinem Rücken und seiner Seite liegen, ihm die Verbindung mit seinem Stützpunkte erschweren und abschnei⸗ den und um nichts weniger in der eben angegebenen Weise unermüdlich verfahren. 5. 6. Ausziehende Abtheilungen haben sich für mehrere Tage

mit Proviant zu versehen; die Herren haben für ihre ausziehenden Knechte denselben zu liefern. 5. 7. Die Waffen seien solche, wie die Noth sie giebt. So weit nicht die gesandten und noch zu sendenden Flinten und Büchsen mit und ohne Bajonett ausreichen, sind die gerade geschmiedeten Sensen, Piken, Säbel, Beile, mit Blei ausgefüllte Stöcke von entscheidender Wirkung. §. 8. Für die Verwundeten und für die Wittwen und Waisen der Gefal lenen wird durch die Kommune und von Staats wegen gesorgt werden. §. 9. Für die dem Kriege ausgesetzten Gegenden nördlich der Eider und des Kanals, zunächst für die Landschaft Angeln, treten diese Bestimmungen in Kraft und werden noch erforderlichenfalls seitens des General-Kommando's besondere Anordnungen erlassen werden. Die Gefahr rechtfertigt die Zu— muthung großer Anstrengungen. Es ist unser Kampf ein Kampf für die höchsten Güter der Menschheit, die Nationalität und die Freiheit; Recht und Gerechtigkeit stehen uns zur Seite, und der allmächtige Gott wird diese Erhebung eines begeisterten Volkes segnen. .

Rendsburg, den 8. April 1848.

Die provisorische Regierung. Beseler. F. Reventlou. J. Bremer. Th. Olshau sen.“

Der Commandeur der Königlich preußischen Truppen, Oherst von Bonin, bat während der Abwesenheit des kommandirenden Generals das Kommando in der Festung Rendsburg übernommen.

900

Rendsburg, 9. April, 8 Uhr Abends. Ein so eben hier an— gekommener Beamter aus Flensburg berichtet, daß nach einem hart näckigen Treffen bei Bau, bei der Gefahr des Anzuges der auf Holnis gelandeten Dänen, da gleichzeitig 2 dänische Kriegsschiffe der Stadt gegenüber lagen, vom kommandirenden General heute Mittag der . zum Aufgeben der Position in und um Flensburg er⸗ theilt sei.

Kiel, 9. April. Der vor einigen Tagen nach Dänemark abgegangene preußische Courier, welcher die peremtorische Aufforde⸗ rung zum Zurüchiehen der dänischen Streitkräfte aus Schleswig über⸗ bracht haben soll, hat den König in Sonderburg getroffen und ist, wie man hört, mit einem Königlichen Dampsschiffe nach Bülk (2 Mei⸗ len von hier) zurückgegangen und dort ans Land gesetzt, um die Rück⸗ reise über Kiel nach Berlin in größter Eil anzutreten. Es scheint nicht, daß der Empfang seiner Tepeschen ein günstiger gewesen sei.

Gestern war eine Versammlung der Besitzer adeliger Güter in Rendsburg, um über Theilnahme an den Kriegsanstrengungen zu be schließen. Es sprach sich, wie zu erwarten, eine patriotische Gesin= nung aus und wurde daher nicht nur genehmigt, die von den letzt jährigen Zinsen der Zoll- Entschädigungsgelder noch übrigen 10 bis 12,000 Rthlr. zur Disposition der provisorischen Regierung zu stellen, sondern auch die unentgeltliche Lieferung von 550 Kavalleriepferden und eine freiwillige Kriegssteuer von 19 Rthlr. pro Pflug beschlossen. Außerdem sind bedeutende freiwillige Beiträge zu den außerordent⸗ lichen Ausgaben des Augenblicks gezeichnet.

Zur Sicherung des Einganges in den kieler Hafen werden jetzt thätige Anstalten getröffn. Ein preußischer Ober⸗-Offizier hat in diesen Tagen die Lokalitäten genauer besichtigt und die nächsten Maß- regeln angeordnet. Eine dänische Kriegebrigg hat sich gestern am Eingange des Hafens (d. h. außerhalb Friedrichsort) gezeigt, ohne jedoch vor Anker zu gehen.

Morgen geht von hier schon wieder eine Anzahl eingeübter Frei⸗ williger zur Armee ab.

Altona, 10. April. Es ist gestern wieder eine ansehnliche Anzahl preußischer Hülfsmannschaft (Son der Linie) bei uns eingezo⸗— gen und heute in der Frühe mit der Eisenbahn weiter befördert wor⸗ den. Im Ganzen wird die Hülfsmannschaft der preußischen Infan⸗ terie ungefähr 8000 Mann betragen. Außerdem werden noch 6 Eskadronen Kavallerie und 18 Stück Geschütz erwartet.

Vierzehn der in Altona auf Ehrenwort konsignirt gewesenen Ofsiziere hatten dem Ober-Präsidenten dasselbe aufgekündigt. Sie sind darauf gestern früh unter Bedeckung nach Rendsburg geschafft und von dort nach Segeberg in Verwahrsam gebracht worden.

Der Altonaer RWerkur meldet in einer Nachschrift, daß er folgende Zuschrift erhalten habe: „Aus dem Munde des Prinzen Waldemar erfahre ich so eben, daß die Preußen den Befehl haben, in Schleswig einzurücken. Der Rückzug der Schleswig-Holsteiner ist ein geregelter gewesen, das 16te Bataillon hat sehr gelitten, existirt aber noch. Die Truppen setzen sich bei Helligbeck.“

XX Frankfurt a. Mꝛ., 10. April. Die aus zwölf Mit⸗ gliedern bestehende österreichische Deputation, begleitet von 6 Mitglie⸗ dern der akademischen Legion als Ehrenwache, traf gestern am frü— hen Morgen hier ein. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, der Erzherzog Johann Kaiserl. Hoh. sei mit der Deputation angekemmen; allein dies ist nicht gegründet, und es steht auch noch sehr dahin, ob der Erzherzog in nächster Zeit hierher kommt. (S. Wien.)

Der permanente Ausschuß der Funf;iger war gestern Nachmittag, wegen der von dem Bundestag der Wahl für die konstituirende Ver⸗ sanimlung zu Grunde gelegten Bundes-Matrikel, welche der wirklichen Einwohnerzahl Deutschlands nicht entspricht, außerordentlicherweise zusammenberufen worden. Es fand auch die feierliche Einführung der österreichischen Deputation, die in dem Kostüme der wiener National⸗ Garde erschien, statt. Die Deputation sprach im Namen der Stadt Wien, der niederösterreichischen Stände und der Universität, und die Begrüßungs-Aurede hielt der Vice-⸗Präsident Abegg. Als er ge⸗ endet und den Oesterreichern ein feuriges Lebehoch ausbrachte, stimmte die ganze Versammlung donnernd ein. Die zu Aus schuß Mitgliedern bestimmten sechs Mitglieder nahmen gleich Theil an der Berathung, doch wurde die über die Bundes⸗Matrikel auf heute Vormittag ver— tagt. Der österreichischen Deputation hatten sich noch der zweite Bundestags- Gesandte, von Schmerling, und der zum Vertrauens mann bestimmte Baron von Somaruga angeschlossen. Es wird der österreichischen Deputation zu Ehren ein großes Festessen stattsinden.

Großes Aufsehen macht hier die in Karlsruhe erfolgte Ver haftung des exaltirten Republikaners Fickler, der kürzlich auch hier weilte. Zugleich hatte sich hier das Gerücht verbreitet, die republi⸗ kanische Partei habe (was falsch war) Mathy verhaftet, und gleich⸗ falls sei Buchhändler Hoff verhaftet worden und Hecker nach Frank reich abgereist. Was an den letzteren Angaben Wahres ist, steht dahin.

Die Fahrten der Taunus -Eisenbahn begannen heute wieder. Wegen Beschädigung der Bahn fanden vorgestern noch vielfache Ver— haftungen in Mainz statt.

Unsere Messe hat heute unter kläglichen Auspizien begonnen.

Oesterreichische Monarchie.

Mailand, 31. März. Karl Albert hat von Lodi aus fol⸗ gende Proclamation erlassen:

„Soldaten! Wir haben den Tessin überschritten, und wir betreten end lich das geheiligte Gebiet der Lombardei. Ihr verdient, daß ich die Leich— tigkeit melde, mit welcher Ihr, ohne die Beschwerden des Eilmarsches zu achten, 110 Miglien in 72 Stunden zurückgelegt habt. Mehrere unter Euch, von den äußersten Gränzen des Staates herbeigeeilt, haben kaum ihre Fahne zu Pavia einholen können, allein es ist der Augenblick nicht, an Ruhe zu denken, wir werden sie nach dem Siege genießen. Soldaten! Groß und er haben ist die Sendung, zu welcher die göttliche Vorsehung uns in ihren , , Beschliissen gerufen hat., Wir müssen das gemeinsame Vaterland, dieses heilige italienische Gebiet, von dem Fremden befreien, welcher es seit Jahrhunderten unterdrückt und mit Füßen tritt. Die künfti— ng Jahrhunderte werden das unsrige um die edlen Lorbeern beneiden, e, . i. uns verspricht. In wenigen Tagen, in wenigen Stunden wer—

„wit uns dem Feinde gegenüber befinden. Um zu siegen, wird es Euch , Euch Eures acht Jahrhunderte alten Ruhmes erinnert

hr ar n . ö 6 haten des mailandischen Volkes, Euch erinnert, daß . Soldaten seid! Es lebe Italien!“

gene e de Drgelamation an die Italiener der Lombardei, des . schen, von Piacenza und Reggio lautet:

elle e . 6. Euren, Nit biirgern herbeigerufen, denen ein hãltnisse übertragen r , ,. Veinaaltung der öffentlichen Ver— trieben, welche, Jia ens lt 166 ö ar Le, er . ge. , 2 e sn 2. a9 253 ünden über sein zahlreichen Leiden ver— komme ich an der S 1 . 2 Leben hat auferwecken wollen, gend, zu Euch Zorn eine eren, dem Triebe meines Herzens fol⸗— ,, Ich. ime ohne Bedingungen und blos, um das große Unternehmen zum Ziele zu führen, welches Eure Tapferkeit begonnen hat. Italiener! Unser Vaterland wird in kurzer Zeit von Fremden gesaubert sein. Gesegnet tausendmal sei die Vorschung, welche mich für einen so schönen Tag aufbewahrt und meinen Degen auserwählt hat, um den Sieg der heiligsten Sache zu versolgen und zu vollenden. Italiener! der Sieg ist gewiß; Eure Waffen werden, indem sie den Kampf verkürzen, Euch die Sicherheit geben, welche Euch in den Stand setzen wird, der Wiederordnung Eurer inneren Verhältnisse obzuliegen; der Wunsch der Nation wird sich

frei äußern können. Möge Euch in diesem feierlichen Augenblicke die Liebe zum Vaterlande beseelen, damit Ihr Euch abwendet von Euren früheren Spaltungen und von der Zwietracht, welche den Fremden so oft die Thore Italiens geöffnet. Erflehet von oben himmlische Eingebungen, daß der englische Geist Pius' X. sich über Euch verbreite, und Italien ist gerettet.“

Venedig hat an die provisorische Regierung von Mailand fol— gende Adresse gerichtet: .

„Mit der aufrichtigsten Freude haben wir die Befreiung der Lombar— dei, unserer edlen Schwester, vernommen. Am selben Tage, wo Ihr das österreichische Joch abgeschüttelt, riefen wir hier die proxisorische Regierung der venetianischen Republik aus, unter dem glorreichen Banner des heiligen Marcus. Wir hegen keine ausschließlichen Munizipal-Gefühle; wir sind Italiener, und das Schild von St. Marcus befindet sich auf der Trikolore. Noch ein besonderes Band der Zuneigung vereinigt uns mit Euch, nämlich das Band gleicher Mißgeschicke und gleicher Hoffnungen. Wenn der heilige Boden unsceres Vaterlandes nicht länger von den fremden Unterdrückern be— treten wird, dann werden wir in Eintracht untersuchen, welcher Weg am schnellsten zu unserem gemeinsamen Vortheile und Ruhme führt. Es war unser Wunsch, Euch eine besondere Deputation zuzusenden, allein die gro— ßen und zahlreichen Geschäfie, welche uns von allen Seiten überwältigen, nöthigen uns, alle unsere ausgezeichneten Bürger zu verwenden. Wir er— warten mit Ungeduld Eure direkten Mittheilungen. Lange lebe Italien, Mailand und Venedig! Freiheit, Brüderschaft! Venedig, 26. März.“

Die Mailänder haben eine Adresse an den Papst gerichtet, in welcher sie ihm die Ehre der Bewegung zuschreiben, die sie zum Siege und zur Freiheit geführt.

Feankrei ch.

Paris, 8. April. Die Vertheidigungs-Kommission hat ent schieden, daß nur Brest und Toulon (s. das vorgestrige Blatt) voll ständig bewaffnet, für die Häfen Cherbourg, Lorient und Rochefort aber, so wie für die Kolonieen, blos eine Bewaffnung zweiter Klasse vorgenommen werden soll. Kriegs-Material, und besonders Kugeln, werden sofort in großen Massen angefertigt.

Im Finanz⸗Departement ist nach dem Moniteur durch Ein ziehung oder Verschmelzung mancher höheren Posten, durch Beseiti— gung von 11 Unter⸗-Direktoren ꝛc. bereits eine Ersparung von 192,000 Fr. jährlich bewerkstelligt worden. Fernere Aufhebungen unnöthiger Stellen sind im Werke.

Im Kriegs- Departement beschästigt man sich jetzt mit Vorkeh— rungen zur nahe bevorstehenden Beförderung einer bedeutenden An— zahl von Unteroffizieren der Armee.

Nach dem National haben die Wahlen der ersten Reihe des Skrutiniums bei den Wahlen der Offiziere für die National- Garde den Hoffnungen der Republikaner entsprochen. Die anderen Jour nale machen darüber keine Bemerkungen. Neun Legionen der Haupt— stadt und zwei Legionen des Burgfriedens haben ihre Obersten ge— wählt.

Zwei Portefeuilles mit Korrespondenzen Ludwig Philipp's, welche angeblich verschwunden sein sollten, sind schon seit dem 9. März in den Händen der piovisorischen Regierung auf dem Stadthause. Bei der hastigen Abreise des Königs hatte man sie hinter die Mauer cines dunklen Korridors geworfen, wo sie unversehrt aufgefunden wurden.

Für die Kavallerie⸗Remonte sind. 30,000 Pferde erforderlich, deren Aufbringung mehrere Journale in Zweifel stellten. Der Mo⸗ niteur erklärt jedoch, daß die nöthigen Pferde in wenigen Wochen herbeigeschafft sein würden.

Graf Montalembert hat auf erhaltene Einladung, als Kandi dat für die National-Versammlung aufzutreten, ein Rundschreiben veröffentlicht, worin er seine Ansichten darlegt. Am Schlusse er⸗ klärt er, daß er der aufrichtige Anhänger, der ergebenste Sohn der Republik sein werde, wenn sie, indem sie das Loos der Arbeiter ver⸗ bessere, zugleich, nach dem Beispiele Nord⸗Amerika's, Religion, Ei genthum und Familie garantire. Trete sie aber in die Fußstapfen der ersten Revolution, schreite sie auf dem Wege der Ausschließung, des Verdachts, der Verfolgung einher und schrecke sie vor Gewalt that, vor Consiscation nicht zurück, dann könne sie ihn wohl zum Gegner oder zum Opfer, aber nimmer zum Werkzeuge oder Mit schuldigen haben. .

Um den lyoner Fabriken Beschäftigung zu geben, hat die Regie rung daselbst 130,000 Schärpen für die Beamten und 43,900 Fah— nen bestellt.

. Das Beispiel des Erzbischofs von Paris findet Nachfolge. Viele— Mitglieder der höheren Geistlichkeit haben der Regierung ihr Silber⸗ geräth zur Verfügung gestellt. ̃ Herr Girardin kündigt durch folgende Zeilen, welche den Schluß eines Artikels der Presse bilden, seinen Lesern an, daß er sich zum Stillschweigen bis zum 4. Mai entschlossen habe: „Die Einschüchte⸗ rung und die Drohung hätten nichts von uns erlangt; aber wir sind ohne Stärke, wenn die Unfähigkeit, vorherzusehen, und die Furcht es sind, die uns bitten. Sie glauben, daß wir die provisorische Re gierung schwächen; sie sind darüber in Besorgniß. Wohlan! Sie mögen sich beruhigen; wir werden uns bis zum 4. Mai jeder War⸗ nung und jedes Tadels enthalten. Man wird dann sehen, ob wir diejenigen waren, welche die Regierung schwächten.“

Ein Regierungs⸗Dekret schärft bei Strafe die Befolgung des früheren Dekrets über die Dauer der Arbeitstage ein. .

Herr Lamartine hat einer Deputation der Februar-Verwundeten angezeigt, das Schloß zu Meudon solle zur Aufnahme der bürger lichen Invaliden bestimmt und das Tuilerieen- Schloß der Sitz der Regierung und das Sitzungs- Lokal der National-Versammlung werden.

In jedem der 12 Bezirke von Paris hat die Central-Kommission für Entgegennahme von Geschenken an die Republik ein Büreau zu diesem Zweck eröffnet.

Sroßbritanien und Irland.

London, 6. April. In der gestrigen Mittags-Sitzung des Unterhauses wurde Herrn Sharman Crawford's irländische Pächterbill, welcher der Vorwurf gemacht wurde, daß sie die Pächter alle zum Nachtheil der Grundbesitzer in Erbpächter verwandele, mit 145 gegen 22 Stimmen verworfen.

Die Times hegt große Besorgnisse vor der auf nächsten Mon tag angekündigten Chartisten-Versammlung in Kennington Common und giebt der Regierung zu verstehen, daß sie dieselbe nicht dulden dürfe. „Wir wollen hier nicht über die Forderungen sprechen“, schreibt die Times, „welche man die Charte des Volkes nennt. Die Bitt⸗ schrift, welche nächsten Montag eingereicht werden soll, ist an sich vernünftig genug. Wir stimmen damit nicht überein; aber wir können nicht leugnen, daß allgemeines Stimmrecht, geheime Abstimmung, jährliche Parlamente, bezahlte Abgeordnete und kein Vermögens- Nachweis Alles Punkte sind, über welche sich streiten läßt, über die sehr wohl zwei verschiedene Meinungen bestehen können. Wir werden den inneren Werth dieser oder jener vermeinten Reform sehr gern besprechen, wenn die Gelegenheit es erfordert. Die vorliegende Frage ist aber: Soll man einem organisirten Pöbel erlauben, in das In⸗ nerste der Hauptstadt einzudringen? Oder vielmehr: Soll man ihm überhaupt erlauben, sich militairisch zu organisiren und aufzutreten? Auf beide Fragen antworten wir einfach: Nein! Und wir sind fest überzeugt, daß alle ehrlichen Krämer von Kensington bis Mile-end von ganzem Herzen uns beipflichten.“ Die Times fürchtet ein

Revolution, denn sie zählt nach, daß der mit Knütteln bewaffnete Volkshaufe leicht das Parlament besetzen und diesem seine Bedin⸗ gungen vorschreiben könne. (S. London vom Sten im Hauptblatt.) Die Direktoren der ostindischen Compagnie haben dem aus In⸗ dien zurückgekehrten Ober⸗Statthalter, Lord Hardinge, ein außerordent⸗ lich prächtiges Festessen gegeben. Auch der Erzbischof von Canterbury

war zugegen und hob es rühmend hervor, daß Lord Hardinge in

der Stunde des Sieges seinen Erfolg dem „Herrn der Schlachten“ zugeschrieben habe. Man glaubt Lord Hardinge für einen hohen Posten bestimmt.

Die Vierteljahres-Einnahme, deren Status heute veröffentlicht ist, zeigt in der That, wie der Globe gestern schon angab, einige Ver⸗ besserung, doch beschränkt sich dieselbe auf eine Mehreinnahme von 70,000 Pfd. Sterl. gegen das entsprechende Quartal des vorigen Jahres. Chinesisches Silber, das am Cap der guten Hoffnung für die Bedürfnisse des Kaffernkrieges lag und nach dem Friedensschluß in den Staatsschatz zurückgeflossen ist, stellte anfangs einen höheren Ueberschuß, aber nur zum Schein, in Aussicht. Die Zölle ergaben einen kleinen Ausfall von 55, 023 Pfd., in der Accise zeigte sich eine Mehreinnahme von 349,736 Pfd. „Wir können uns Glück dazu wünschen“, schreibt die Times, „daß die Sachen nicht schlechter stehen. Es will schon etwas sagen, daß das gegenwärtige Jahr etwas besser beginnt, als das letzte.“

k Brüssel, 8. April. Der Bericht der Central - Section über die Anleihe ist der Repräsentanten Kammer vorgelegt worden. Die Regierung ist mit der Central-Section nicht einig geworden, Erstere

geht auf eine Reduction von 40 auf 274 Millionen ein (die bereits votirten 12 Millionen nicht mitgerechnet); die Central⸗-Section schlägt eine Reduction von 23 Millionen vor. Der Bericht ist gedruckt und vertheilt worden.

Der Messager de Gand meldet: „Wir vernehmen, daß ein Vertrag mit Holland geschlossen und durch die großmüthige Dazwi— schenkunft des Königs Wilhelm die von der Handels- Maatschappy gestellten Bedingungen aufgegeben worden sind, nach welchen dieselbe nicht ein Minimum des Verlustes überschreiten wollte. Die Maat schappy will jetzt im Gegentheile den ausführenden Industriellen einen Gewinn sichern. Dieselbe verpflichtet sich ferner, nächstens die Aus⸗ fuhr belgischer Produkte für einen bedeutenden Werth zu bewerkstel⸗ ligen. Wenn Herr Rogier eingesehen hat, daß die Nationalität auf solchen Grundlagen befestigt werden muß, und daß nur durch eine Wiederkehr zur Arbeit die Unordnung beendigt werden kann, so wird Jedermann mit uns ihm dazu Glück wünschen.“

Dänem ar .

Kopenhagen, 8. April. (Alt. Merk.) Se. Majestät der König ist am 6. d. um 35 Uhr auf dem Dampfschiffe „Aegir“ in Sonderburg angekommen. Die mit dem „Geyser“ angekommene Fuß-Garde ist zu Sonderburg einquartiert. Gestern Morgen gedachte der Konig sich nach Gravenstein zu begeben. Eine Königl. Procla⸗ mation aus Sonderburg vom 6. d. lautet wie folgt:

„Schlezwiger! Mein letzes Wort an euch war, daß Ich euch bald zen Angesicht zu Angesicht erblicken wurde. Dieses mein Königliches Wort söse Ich jetzt ein, so wie Gott Mein Zeuge ist, daß Ich jedes Versprechen einzulosen beabsichtige, welches Ich aus landesväterlicher Liebe euch ertheilt habe. Im Vertrauen zu Meiner gerechten Sache stehe Ich in eurer Mitte. Ich stese hier, um die Lüge und die Verrätherei zur Abwerfung ihrer Maste u veranlassen; Ich stehe hier, um es der Verrätherei unmöglich zu machen, euch urch falsche Vorwände von Mir abzureißen; Ich stehe hier, um euch und der gan⸗

m zu zeigen, daß es Mein freier und ernstlicher Wille ist, aufs außerste sür

Recht zu kämpfen. Treue Schleswiger! Sammelt euch denn um euren König, der euch zur bürgerlichen Freiheit führen und euch alle Rechte ertheilen wird, welche euer Glück sichern können, und falls es Irregeleitete unter euch giebt, so gebt Mir Gelegenheit, mild und gnadig gegen euch auf zutreten, indem ihr selbst diese bewegt, so lange es noch Zeit ist, sich von den Aufrührern zu trennen, deren anmaßendes Vorhaben gerechte Strafe auf ihre verbrecherischen Häupter herabrufen muß. Schließlich, Schleswiger! benachrichtige Ich euch, daß Ich die Landes⸗Behörden vor eine behufs der Landes- Verwaltung ernannte Regierungs-Kommission einladen lassen werde, um vor derselben Aufschluß über den Zustand des Landes zu ertheilen und zugleich Gelegenheit zur Rechnungs⸗Ablage über ihre Handlungen und ihr Benehmen zu erhalten.“ .

Die Berlingsche Zeitung enthält einen Artikel unter der Ueberschrift: „Soll man über die Eider gehen?“ worin geradezu ausgesprochen wird, daß man dem Aufruhr nicht gestatten dürfe, sich jenseits der Eider zu organisiren, sondern daß man ihn überall unter drücken müsse, weil dadurch der einzige Vorwand wegfalle, wodurch Preußen und andere Mächte im Namen eines nominellen deutschen Bundes sich berechtigt ansehen dürften, Holstein zu besetzen, nämlich die angebliche Aufrechthaltung der legitimen Autorität.

Aus Schleswig vom H. April schreibt man: „Leider sind die ersten Nachrichten von dem Zusammentreffen der Unsrigen mit dem

cht erfreulicher Art, und es muß uns zum Troste gereichen, daß die Ersteren sich der überlegenen Macht gegenüber aufs tapferste gehalten haben. Folgendes ist, nach der Aussage von Theilnehmern, der Hergang der Sache: Gestern Mittag gegen 12 Uhr kamen meh⸗ rere, mit 3000 Mann besetzte Kriegsschiffe vor Flensburg, die offen⸗ bar eine genaue Kenntniß der Positionen des schleswig- holsteinischen Heeres mit sich brachten. Da es zu wenig Kanonen besaß, konnte man die Ausschiffung der Dänen nicht verhindern, und da außerdem ein Bombardement der Stadt angedroht war, so ließ der Prinz von Noer das Heer zurückziehen, doch gab es vorher noch heftige Käm pfe, in denen auf beiden Seiten viele Maunschaft blieb, wie behauptet wird, weit mehr auf Seiten der Dänen, als auf der der Schleswig-Holsteiner. Beiderseits kämpfte man mit Erbitterung, und bewies sich das deutsche regulaire Militair als höchst wacker. Das 14te (nach anderen Augaben auch das 16te) Bataillon stand allein so lange drei feindlichen Bataillonen gegenüber, nicht ohne denselben bedeutenden Schaden zuzufügen, bis es bis auf zwei Com⸗ pagnieen fast niedergeschossen war, worauf die Uebrigen sich zurück ziehen mußten. Der Kommandant, Graf von Baudissin, wird ver— mißt. Auch von den Freicorps, namentlich den Studenten und Tur nern, wird eine ähnliche Bravour berichtet. Wie es anfangs hieß, war das Michelsensche Freicorps vom Haupteorps abgeschnittén, doch sollen spätere Nachrichten dessen Wiedervereinigung mit dem Hauptcorps melden. Von letzterem traf ein sehr bedeutender Theil während der Nacht in Schleswig ein, um bei Jdstedt, einer ziemlich festen Position, wieder Posto zu fassen. Bis jetzt hört man nichts von einer Verfolgung dä⸗— nischerseits, was die gemeldeten Verluste zu bestätigen scheint; das 10te Jufanterie-Bataillon des Feindes soll fast vernichtet sein. Die in Schleswig noch gelegenen Soldaten waren beim ersten Eintreffen der Zurückgekehrten bereit, ihren Gefährten zu Hülfe zu eilen, und zogen heute gegen 6 Uhr Abends unter dem Hurrah der Bevölke⸗ rung ab. Später traf noch Kavallerie aus Rendsburg ein. Uebri⸗ gens ist man in Schleswig nicht ganz unbesorgt; nicht wenige Fa— milien sind bereits nach dem Süden geflüchtet. Von vielen der zu⸗ rückgekehrten Soldaten hört man, daß es in und um Flensburg brenne; auch erzählt man sich Manches von der Feindseligkeit der Flensburger gegen die Unsrigen. Der König soll seinen Einzug in Flensburg gehalten haben. Unser Heer soll zwei Kanonen verloren haben. Fortwährend treffen noch begeisterte Freischaaren ein.“

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Der Kammerherr Zahrtmann ist unterm Sten d. zum Marine⸗ Minister unter eigener Verantwortlichkeit ernannt worden.

Reisende aus Schweden versichern, daß dort große Rüstungen zu Lande und zu Wasser stattfinden.

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Kanton Genf. (Bas. Ztg.) In Genf sind am 5. April zwei eidgensssische Kommissarien angekommen, um Über die Thunlich— keit der Besetzung des sogenannten neutralen Savoyergebiets Rück⸗ sprache zu pflegen.

(Frkf. Journ.) Nachrichten aus Genf berichten, daß sich eine französische revolutionaire Kolonne, die von Lyon kam, Eham⸗— bery's bemächtigt und ohne große Hindernisse dort die Republik pro⸗ klamirt habe. Sie haben eine provisorische Regierung errichtet und die Kasernen besetzt. Zahlreiche bewaffnete Bauern aber brachen nach Chambery auf, cernirten die Kaserne und entwaffneten die In⸗ surgenten. Die provisorische Regierung entfloh. Karl Albert wurde von neuem proklamirt.

(O. P. A. Z.) Die Vorfälle in Savoyen sind weniger ernst, als sie der Courrier Suisse darstellt. Der Gouverneur von Chambery, der sich nach Aignebelle zurückgezogen hatte, ist mit 1509 Mann Truppen wieder in Chambery eingerückt und ist gegen die von Lyon her anrückenden Schaaren ausgezogen. Dieselben sind ohne 6 zerstreut worden, und die sie begleitenden Franzosen sind heim gekehrt.

2 Rom, 30. März. (N. K.) Der Polizei Minifter Galetti hat der Deputation der römischen Casinos, die um die Auflösung des Jesuiten⸗Ordens nachgesucht, folgende Antwort ertheilt: „Es ist mir

angenehm, Ihnen ankündigen zu können, daß in der gestern Abend mit Sr. Heil. gehaltenen Sitzung von demselben die Entfernung der Gesellschaft Jesu beschlossen worden ist, und daß die letztere baldmög⸗ lichst die Stadt zu verlassen hat. Se. Heil. hat mich beauftragt, diesen seinen Entschluß öffentlich bekannt zu machen. Dem Kardinal Castracane wurde der Auftrag ertheilt, den Beschluß Sr. Heil. un

mittelbar dem General Roothan zu insinuiren. Die Administration der Güter dieser Väter (für Rechnung des Staate) ist vorläufig dem Kardinal Vizzardelli übertragen.“ Die durch Straßen⸗-Anschläge er⸗ folgte Publication dieses Beschlusses erregte in der ganzen Stadt die freüdigste Bewegung. Der Orden ist nicht geradezu aufgehoben, weil der Alt der Aufhebüng nothwendig eine Untersuchung und einen Pro⸗ zeß veranlaßt hätte, den der Papst aus guten Gründen zu vermeiden wünscht. Es ist eine bloße Verbannung aus den päpstlichen Staaten. Jeder andere Staat, der ihnen als Orden Aufnahme verstatten will, hat dazu freies Recht. Die erste Veranlassung zu dem Entschlusse des Papstes gab eine eigenhändige Mittheilung des Königs von Sar— dinien, begleitet von Beweisen des staatsgefährlichen Wirkens des Ordens. Am 23. März Abends gegen 9 Uhr versammelte sich eine große Anzahl junger Männer vor dem Collegium Romanum und zer— trümmerte unter dem furchtbaren Rufe Aba-so i Gesuiti fuori d'ltalia i nemici dell' ordine pubhsico, sämmtliche Fenster. Die⸗ sen Mergen war das Collegium Romanum, so wie die dazu gehörige Kirche S. Ignazio, geschlossen. Vor dem einen Thore desselben harrte eine zahlreiche Volksmenge, begierig, den auswandernden Vätein eine glückliche Reise zu wünschen. Sie verließen einzeln, theils in welt⸗ licher, theils in priesterlicher Kleidung, ihren bisherigen Sitz. Eben so sind die anderen Profeßhäuser geschlossen. Nücksichtlich der persön⸗ lichen Sicherheit des Papstes hat man von Seiten der Guardia no⸗ bile im Palaste selbst die größtmögeichen Vorsichts-Maßregeln ge— troffen. Die gesammte Guardia nobile hielt während der ganzen Nacht, so wie auch heute und fernerhin, alle Treppen und Zugänge zu den päpstlichen Zimmern besetzt,

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Nom, 30. März. (. 3.) Die Gazzetta di Roma ent—⸗ hält in ihrem heutigen Blatte eine offizielle Erklürung über den Weg⸗ gang der Jesuiten. Ihr zufolge sind letztere nicht aus Rom ausge— wiesen, sondern sie haben sich entschlossen, um nicht durch ihre Gegen— wart den Vorwand zu Unordnungen zu geben, dem Druck (alla im- ponenza) der Umstände zu weichen, nachdem der Papst sie hatte wissen kassen, wie er sie mit großem Wohlgefallen als unermüdliche Arbeiter im Weinberg des Herrn betrachte, wie er aber ihretwegen durch die Schwierigkeiten dieser Zeit in große Bewegung versetzt werde, und wie bei der steigenden Aufregung der Gemüther gegen sie die Gefahr einer ernsten Ungebühr vorhanden sei. Mit ihrem General sind die passenden Vereinbarungen getroffen, damit die Schulen des Collegium Romanum, die von den Jesuiten bewohnten Gebäude, ihre Güter und ihr Eigenthum besorgt und beschützt wer⸗ den, und der Unterhalt der Väter gesichert sei.

Gestern Morgen sind vier Stück Geschütz von hier abgegangen. Täglich marschiren kleinere Trupps von Freiwilligen nach der Gränze, Das General-Kommando der Wivieg soll schon zur Einsicht der Un⸗ thunlichkeit fernerer Truppen⸗Sendungen gelangt sein. Man erwartet ein Verbot dagegen, indem sonst Rom selbst ohne bewaffneten Schutz bleiben würde. Zur Bildung der Artillerie sind jedoch noch Freiwil⸗ lige aufgefordert worden, die sich innerhalb 24 Stunden mit ihren Requisiten stellen sollen. Ein Corps Cavallerie, welches aus der Ci⸗ vica gebildet werden soll, hat die Bestimmung, hier in Rom zu blei⸗ ben; man sagt, die Kardinäle hätten sich Tragung der dazu nöthigen Kosten erbo ten. Auch von der Bildung von Guerillas ist die Rede; ein Plan zur Organisation derselben, welcher gedruckt vorliegt, zeugt von Einsicht und Begeisterung für das Unternehmen.

Das Tedeum, welches vorgestern von den hier anwesenden Vene⸗— zianern in S. Marco abgehalten worden ist, hat keine weiteren Stö rungen der Ruhe zur Folge gehabt. Sie sind zwar mit einer großen Fahne, auf welcher der geflügelte Löwe der Republik prangte, aufge⸗ zogen, haben aber jede anderweitige Demonstration unterlassen. Es heint indessen, daß an den Wappen-Schildern gearbeitet werde, welche man an der Stelle der herabgenommenen Doppel⸗Adler, zum Zeichen der Besitzergreifung des der Republik als Eigenthum zustehenden Palastes, auf z uhängen gedenke.

Mit der Austreibung der Jesuiten wird es wohl nicht sein Be⸗ wenden haben. Schon gestern hörte man von den Dominikanern als von einem gleichen Schicksal bedroht reden; heute spricht das niedere Volk sogar von den Passiouisten in diesem Sinne. Dieser Orden vertritt auf dem Lande die Stelle der Jesuiten. Wegen seiner Strenge hat bekanntlich die Regel desselben nie die päpstliche Sanction erhalten können. Der Seelsorge nimmt dieser Orden sich mit gro⸗ ßem Eifer an. Die Vorurtheile gegen die Tages⸗Politik wird er so wenig zu überwinden vermögen, wie die Jesniten. Man begreift da⸗ her das Precaire seiner Stellung. Tie Kapuziner werden sich zuletzt allein zu halten im Stande sein. Diese ficht nichts Politisches an. Sie verharren allezeit in jener großartigen unparteiischen Stellung, die Manzoni in dem Treiben und Walten des Padre Cristoforo so treffend und wahrheitsgetreu geschildert hat. Die Jesuiten sind be⸗ reits abgereist; ihre Thore haben sie an beiden Häusern geschlossen. Die hier seßhaften kehren in den Schoß ihrer Familien zurück.

Die Einverleibung des alten Königreichs Preußen in den deutschen Bund. (Eingesandt von einem Ostpreußen.)

F Berlin, 10. April. Die großen Lehren der Geschichte, sonst nur aus den Annalen vergangener Zeiten zu schöpfen, sind heute zwischen den Zeilen der Tageablätter zu lefen. Im Sturm und Drang einer gewaltigen politischen Reformation, einer deutschen Re⸗ formation an Haupt und Gliedern, gönnen wir uns kaum die Muße, den Werth der Ereignisse zu wägen, die Schlag auf Schlag einan— der folgen. Was wir lange nicht ahnen mochten, als wir noch un⸗ parteiisch die Bilder großer Epochen vor uns entrollten, jetzt wissen wir, wie die Menschen empfanden und handelten, die mitten in mächtigen Bewegungen der Vorzeit standen. Wie die Woge des Meers auf die Woge, wie Brandung auf Brandung, so kommen uns außergewöhnliche Begebenheiten. Die Mitwelt ist handelnd und leidend; die ruhige Betrachtung des Geschehenen verbleibt Epigonen. / J Aber für Selunden wünschten wir den flüchtigen Blick der ge⸗ schäftigen Zeitgenossen an ein wahrhaft welth istoõrisches Ereig⸗ niß zu fesseln.

Das Zeitungsblatt vom 8. April, also dem 323sten Jahrestag der Säcularisation von Preußen, enthält den Antrag der Landesver⸗ treter unseres alten Königreichs auf dessen Einverleibung in den deutschen Bund und den offenen Brief des Königs mit den frohen Worten der Gewährung. Dasselbe Dokument der Tagesgeschichte bringt uns den Bundesbeschluß, welcher die staatsrechtliche Verbin- dung Schleswigs mit Holstein anerkennt.

Schmerzlich, wie kein anderes deutsches Land, hat Altpreußen die Wundenmale der Geschichte deutscher Zerrissenheit und Ohnmacht fühlen müssen. Gleich den Franken unter den alten Germanen, sind unter den Deutschen die Preußen kein eigenthümlicher Volkestamm, sondern ein Mischvolk aller deutschen Bruderstämme, bis in die jüngste Zeit mit Elementen des deutschen Südens vielfach versetzt. Ter deutsche Orden, vom Sohne des Rothbart, Friedrich von Schwaben, gestiftet, eroberte, von seinem Haupthause zu Venedig aus, dem deutschen Reiche diese Ostmark. Das Land der Schwert brüder, von Bremen aus gewonnen und den Dänen abgestritten, Kurland und Liefland schlossen sich uns an. Der Hochmeister war deutscher Reichsfürst. Unter Winrich von Kniprode ward Preußen ein Heerd deutscher Kultur; hier blühten Künste und Wissenschaften; Gewerbe und Landbau, sogar Weinbau gediehen; und dasselbe Land war die Wiege des kriegerischen Ruhms, das neue Morgenland aller jungen Ritterschaft. Die Marienburg vereinigte zu Rath und That, zu Spiel und Ernst die Blüthe des deutschen Volks in den Hallen ihes Remters! Aber Preußen war groß durch eigene Kraft; die deutsche Nation vermehrte sie durch Einwanderungen und Zuzüge ihrer edelsten Söhne. Die deutsche Reichsgewalt hat Preußen nie geschützt, nie gestützt! Häufig zogen die Gebietiger und Mieister als Flehende zu den Reichstagen, an den Kaiserlichen Hof; doch stets unverrichteter Sache, mit Redensarten hingehalten, kehrten sie miß⸗ mithig und erbittert in die Heimat zurück. Preußens Heil war nicht bei Deutschland. Ais im Ansang des 15ten Jahih.˖ die Reichsverfassung diesenige Grundlage zu gewinnen strebte, welche ihr alterthümliches Gebäude spater sogar überdauert hat, die Basis der Einigung, da lösten sich die verlassenen äuf ersten Glieder von dem großen Ganzen ab, und weder die Schweiz, noch unser Preußen naumen Theil am Landfrieden; beide Linder entzogen sich dem Sprengel des neuen Reichsgerichts. Auch über das so getrennte Land verhängte noch ein Aus pruch des Kaisers Unheil und Verderben. Der selbstherrische Orden mochte die preußischen Städte⸗ bündnisse, die Vereinigungen des Landadels nicht dulden und eiwerkte die Kaiserliche Bestätigung seines Machtspruchs, der diese Verbindun⸗ gen aufhob. Adel und Städte Preußens, tief gekränkt, setzten die Freiheit über Vaterland und Ehre und überlieferten das Land an die Polen. Der Friede zu Thorn 1466 stellte Westpreußen unter den „Schutz der Krone Polen“; der Schutz wurde zur schimpflichsten Botmäßigkeit. Ostpreußen mußte der Orden von Polen zu Lehen nehmen! Es klingt wie Hohn, wenn der Reichs⸗Abschied von 1500 den Polen-König ermahnt, den Hochmeister bei dem heiligen Reich „un⸗ betrangt“ zu belassen. Da that Albrecht von Brandenburg jenen kühnen, revolutionairen Schritt, der in der Geschichte der Kirchen- Reformation so große Bedeutung hat. Ostpreußen wurde am 8. April 1525 ein weltliches Herzogthum, aber abhängig von Polen, wie Schleswig von Dänemark. Der junge Staat des Protestantismus, an dessen Wiege Bannfluch und Reichsacht klangen, erwuchs; ehe noch die Nachfolge der kurbrandenburger Linie gesichert war, knüpften sich zwischen Preußen und den fernen Landen von Kleve, Berg, Ra⸗ vensberg, Mark Bande des Erbvertrags. Hiermit begannen wir, in Deutschland wieder Fuß zu fassen. 1598 sprach das Fürstenhaus Brandenburg auch für die preußische Anwartschaft den machtverspre—= chenden Gruͤndsatz der Untheilbarkeit aus. Am 19. September 1657 wurde Preußen souverain; der wehlauer Vergleich löste den pol⸗ nischen Lehnsverband. Es ist in unseren Tagen um so denkwürdiger, daß ein Jahr darauf, 1658, das Herzogthum Schleswig den Lehns— verband mit Dänemark abstreifte. Untrennbar verbunden mit deutschen Ländern, wurde Preußen dennoch nicht wieder deutsch; viel mehr übte dieses außerdeutsche Herzoathum und spätere Königreich so mächtigen Einfluß auf die Politik seines deutschen Fürsten, daß der Kurfürst von Brandenburg mit dem dänischen König, später mit dem König von England in Einer Reihe stand. Preußen war der Punkt des Archimedes, von dem aus Deutschland aus den Angeln gehoben werden mochte. So findet die Welfen⸗Politik des gro⸗ ßen Friedrich Erklärung, der das schmachvoll abgetrennte Westpreußen seiner auswärtigen Krone wieder einfügte. Der Name Preußen über⸗ trug sich auf die deutschen Staaten des Königs, und der Eintritt Preußens unter die europäischen Großmächte war eine vollendete Thatsache. ;

Der Friede von Basel bildet den Höhenpunkt einer undeutschen Politik. Der Friede von Tilsit brach über sie den Stab. Und von demselben Alt⸗Preußen, welches jene Politik diktirt, ging ein mächti⸗ ger Umschwung der Gesinnungen aus, bereitete sich eine Erhebung des Nationalgefühls vor, das ohne gleichen war bis auf unsere Tage. Der ostpreußische Landtag im Anfang 1813 unter dem Vorsitz von Alexander Dohna, dem eigentlichen Urheber der Landwehr, gab den ersten Anstoß zu dem Werke der Befreiung; Nork sprach dort zu den Ständen; und dieselbe Aufopferungefähigkeit, Vaterlandeliebe und Begeisterung für die Freiheit, die zu Könige berg unzweideutig aus⸗ gesprochen worden, forderte der Aufruf voni 3. debruan von der Na⸗ tion. Mit dem für Deutschland freudig verspritzten Blute der alt⸗ preußischen Landwehr besiegelten die Befreiungefriege den Bund der Altpreußen mit dem Vaterlande. . ö , hn als sollte von neuem Ent fremdun 9. herrschend werden. Altpreußen und Schleswig wurden in den deutschen Bund nicht mit aufgenommen, weil die Reichsgränze streng, eingehalten werden sollte. Und Altpreußen sehnte sich nicht nach der Botmäßig-= keit der karlebader, veroneser, wiener Beschlüsse. Nirgend trennte man so schroff Deutschland und den deutschen Bund, als jenseits der Weichsel. Dort fand man unbegreiflich, daß die Stände von Schles⸗ wig 1816 um Aufnahme in den Bund nachsuchten. Jetzt, wo das

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