1848 / 107 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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fach sich ausgesprochen, zur Berichterstattung wieder nach Frankfurt .

abgereist.

Herzogthum Holstein. Alt. u. Hamb. Bl.) Altona, den 15. Aurik So eben, 8 Uhr Abends, sind die sehnlich erwar⸗ teten Hannoveraner mit 2 Batterieen, zusammen 12 Kanonen und 4 Haubitzen, nebst Bespannung und Mannschaft von Harburg in Altona angelangt. Sonnabend folgen zwei reitende Batterieen. Der alte tapfere General- Lieutenant Halkett ist bereits heute früh nach Rendsburg hier durchgereist. Das ganze an der Elbe stehende Corps hat Befehl, nachzurücken, die Gemeinen ließen sich vor brennender Ungeduld kaum halten und hatten in einer Petition an ihren König um schleunigen Aufbruch gebeten, der ihnen bereitwillig gewährt wurde. Eine große Menschenmasse hatte sich trotz des strömenden Regens zu ihrem Empfange versammelt und begrüßte die Bundes⸗ truppen mit dem lautesten Jubel. Auch 130 Mann Freiwillige aus Köln sind hier angekommen.

Der Alt. Merkur giebt nach Mittheilungen von Augenzeugen aus Schleswig und Rendsburg folgende Uebersicht von dem Gange der Ereignisse in Schleswig: .

Anfänglich scheinen die Unternehmungen der Dänen vereinzelt gewesen, und wenn sie nicht auf einer Unkenntniß der diesseitigen Stärke und Stellung beruhten, darauf ausgegangen zu sein, letztere zu erkunden. So der mit Geschicklichkeit und Kraft glücklich zurück⸗ gewiesene Landungsversuch im Osten des flensburger Hafens am Ften, wobei der „Geyser“ von unserer Artillerie gänzlich zerschossen ist; eben so der freilich nicht unbedeutende Angriff auf die Position bei Bau am Sten Nachmittags. Man hörte in Schleswig oder hatte mindestens Nachricht von dem mehrstündigen Kanonendonner; die Dänen nahmen einmal das Dorf bereits, indeß wurde die Stellung wieder erobert, und das Dorf war wieder bis zum 9ten im Besitz unserer· Vorhut. An diesem Tage geschah aber nun der syste⸗ matische Angriff auf die ganze Pesition am flensburger Ha⸗ fen; der Operations plan scheint sich in folgende einzelne Momente aufzulösen, die planmäßig zusammenwirkten. Während die rechte Flanke der dänischen Armee sich immer weiter westlich ausdehnte (die äußersten Vorposten-Corps standen in Jardelund und Medelbye und in der Nacht vom Sten auf den 9Rten, wo die äußersten Vorposten“ unsererseits in Oesterbye und Wallsbüll lagen, keine halbe Stunde von einander entfernt), wurde am Sten ein Corps von etwa 2000 Mann bei Glücksburg gelandet, unter dem Schutz der Batterieen, mit denen dänische Kriegsschiffe vor Sandwich zu bombardiren droh ten. (Der Commandeur DirckingHolmfeldt forderte die Glücksburger auf, die Flucht zu ergreifen oder zu ihm an Bord zu kommen. Der Flecken wanderte nach Angeln aus. Von einem Augenzeugen ist uns darüber eine ergreifende Schilderung gemacht worden; das Bombar⸗ dement fand aber nicht statt. . Dem Angriff von Glückeburg her ward eln Corps von 15900 Mann (lte Jäger - Corps mit annektirten Freischaaren und 1 Bataillon) entgegengestellt. Man rühmt eben so sehr das Benehmen dieser Truppen, als das Äom- mando des Befehlshabers, eines preußischen Offiziers. Kleinere Corps mußten die bsiliche Küste der flensburger Föhrde decken, so bei Riels⸗ eng. Indem auf diese Weise der konzentrirte Widerstand unserer Ar⸗

mee bei Flensburg selbst gebrochen war, rückte am 9ten Morgens 7 Uhr das Gros der däni chen auf Bau, und die Flotte drang bis nach Flensburg vor, überall durch Bombardement die Operationen der Landmacht unterstützend. Bei Collundt sollen frische Truppen gelan⸗ det sein. Sieben Fahrzenge will man bemerkt haben, Lon denen die Kriegeschisfe fortwährend volle Lagen, sowohl nach Krusau, als beim Rückzuge der Avantgarde nach der Landstraße entsandt haben. Eine Batterse unfererseits hat der Flotte nennenswerthen Schaden zugefügt, namentlich sollen ein Dampfschiff „Nönig Christian VIII.“ und Kanonenböte unschädlich gemacht sein. Bei der krusauer Mühle war das 5. Jägercorps, das Turner und Studenten⸗ corps, so wie einige Kavallerie, postirt. In Bau selbst stan— den hauptsächlich das 16te, ein Theil des I15ten Bataillons, ein kleiner Theil der Bracklowschen Schützen- Compagnie und das erste Frei⸗Corps lein Theil desselben?) im Feuer. Die Stärke der däni

schen Landtruppen wird auf 12 14,00 Mann angeschlagen, dar

unter eine bemerkenswerth starke Kavallerie und Artillerie. Bei Bau sollen u. A. 24 Stück Geschütz agirt haben, während dort nur W Kanbonen unsererseits gegenwirkten. Das blutige Treffen, bei dem man auf der ganzen Linie, nordwestlich von Flensburg beginnend, über Bau hin bis an den Hafen in Flensburg herum eine ununter⸗ brochene Kanonade unterhielt, dauerte zunächst bis etwa Mittags, um welche Zeit das Dorf Bau in den Händen der Dänen war, und währte dann, während, des Rückzuges der Uusri— gen, noch etwa bis 3 Uhr Nachmittags, wo die Letzten fech— tend Fleneburg erreichten. Der hartnäckigste Kampf, der am meisten Menschenleben gekostet hat, fand bei dem Dorfe Harrislev und bei der krusauer Mühle statt; an der ersteren Stelle stand be⸗ sonders der Capitain von Schmidt mit ein oder zwei Compagnieen bes 16ten Bataillons. Unsere Truppen haben nach allen Berichten ausgezeichnet gekämpft; die Soldaten des 16ten Bataillons Ca- pita Schmidt ist dort gefallen haben wie die Bäume gestanden und würden sich ohne Zweifel bis auf den letzten Mann in die Pfanne haben hauen lassen, wenn es nicht dem späteren Befehlshaber, einem preußischen Offizier, nach einer anerkennenswerthen Politik gelungen wäre, den Rest durch einen geordneten Rückzug zu retten. Dieses Bataillon hat aber eine mehr als dreifach überlegene Angriffsmasse mehrere Stunden zurückgehalten. Auch das bei der krusauer Mühle postirte Corps ist, kei fortwährendem Kampfe und nachdem es, meh— rere Stunden ohne direkte Verbindung mit dem Haupteorps, auf dem zu spät begonnenen Rückzuge umzingelt worden, leider ungeheuer an— gegriffen. Das Jäger- Corps mag an 609) Mann ursprünglich ge⸗ zählt haben; die einzelnen Zurückgekehrten meinen nur ungefähr 50 an der Zahl mehr zu sein. Eben so betrübend wird nach Verhältniß der Verlust bei dem Turner- und Studenten- Corps sein, wenn wir gleich die Hoffnung nicht aufgeben, daß eine große Zahl der wacke⸗

ren jungen Kämpfer, welche die Blüthe der neuen Generation Schles⸗ wig⸗Holsteins bilden, bald aus der Kriegsgefangenschaft wieder hem⸗ kehren wird. Man möchte murren, da solche Mannschaft auf einen so gefährdeten Posten hat gestellt werden können. Von den Erleb—

fangen, doch trotz der Blessuren wiederholt entkommen, lief les mittheilen, woran der Raum uns indeß jetzt mangelt. Nachmit

nissen, die Einzelne von dem Tage erzählen, wie sie, mehrmals ge—

tags war Flensburg von unseren Truppen verlassen. Die Tänen verfolgten westwärts her mit Artillerie die Armee bis auf die flens⸗ burg⸗schleswiger Chaussee. Das General- Kommando, welches in Schleswig übernachtet hatte und Sonntag. Morgen nach acht Uhr Schleswig verließ, hatte Mittags den Nlckzug der Truppen auge⸗ ordnet. Abends kam das Gros derselben in Schleswig an. Viele vom 1sten Frei⸗Corps haben sich westwärts zurückgezogen. Ein

Corps, aus dem 2ten Frei⸗ Corps (etwa 300 Mann) und an I00 Dragonern bestehend, das bei Handewitt postirt war, um den Rückzug zu decken und sich plötzlich der nachrücken den dänischen Haupimacht von etwa 6090) Mann gegenüberge⸗ stellt sah, zog sich ohne Verlust mit genauer Noth, verfolgt, von Kar⸗ tätschen, durch Handewitter Möre und Gehölze westwärts zurück (über Großen⸗Wiehe und Treya). Das bei Glücksburg postirt ge—=

ze sich Vie⸗

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wesene Corps ist durch Angeln zurückgekehrt. Die Bracklowsche Schützen- Compagnie, der Mehrzahl nach zuletzt noch nach Wallsbüll beordert, hat sich nach Friedrichstadt hingezogen. Was den Verlust anlangt, den die Gefechte am 9ten gekostet haben, so ist nach allen Berichten derselbe auf dänischer Seite mindestens doppelt so groß, als der unsrige. Auf schleswig-⸗holsteinischer Seite ist eben hauptsächlich nur der schon oben erwähnte Verlust, den das site Ie r Torn die Tur⸗ ner und Studenten, und das 16te Bataillon er itten, zu beklagen. Wem der Verlust zuzuschreiben? Es war, kurz gesagt, ein Treffen zwischen unserer Avantgarde mit der dänischen Hauptmacht, die überdies unseren Truppen in Gesammtheit schon überlegen ist. Die Dänen haben, wie man hört, mit der größten Geschwindigkeit sogar mit der Artillerie manöbrirt, welche die hinausgeschobenen Corps stets begleitet hat. Warum aber der Verlust auf dänischer Seite so sehr viel größer gewesen: ein Mißverhältniß, das noch bedeutend größer gewesen sein würde, wenn das Corps bei Krusau früher sich hätte retiriren können? Weil, nach übereinstimmender Angabe Aller, weder die dä— nische Artillerie noch Infanterie einige Geschicklichkeit im Schießen und Treffen gezeigt hat. (Angeblich lag es an dem Pulver, das früher von anderer Beschaffenhest gewesen, Im schnurgeraden Ge⸗ gensatze dazu können Alle des Rühmens nicht genug finden, wenn sie von den Wirkungen unserer nur so schwach zum Rampfe gelangten Geschütze sprechen. Die Position bei Flensburg, die man nie ernst lich im Sinn gehabt haben soll, zu halten, weil sie, eine zum Theil dänische Stadt im Rücken, gegenüber der feindlichen Seemacht, die unbehindert mitwirkte, unhaltbar war, ist also nur vor dem Andrange weit überlegener Massen aufgegeben, die überdies die wirksamste Unterstiltzung in einem weitverzweigten Verrath- und Spionir⸗ System gefunden haben muß. Es ist konstatirt, daß der Vogt in Bau im Dienste der Dänen stand, daß von verschiedenen Müh— len, der Krusauer, ferner einer Mühle in Flensburg (Andr. Chri— stiansen jun.) fortwährend signalisirt worden ist, eben so von mehre⸗ ren Kirchthürmen und höher gelegenen Häusern aus. Von der Stadt Flensburg aber, die doch die provisorische Regierung aner⸗ kannt hatte, voön dem Benehmen der Bevölkerung (doch wohl nur eines Theils derselben), wie vor dem Treffen, so während des Rück—⸗ zuges, enthalten wir uns, näher zu sprechen. Damit wir aber nicht ns Blaue hinein zu schwatzen scheinen, wollen wir nur mit den ein— fachsten Worten des Berichterstatters ein einziges Faktum erzählen: Der Capitain von Knobbe ist auf dem Rückzuge auf der Straße in Flensburg von einem flensburger Bürger erschossen worden! Wir sind bereit, unseren Gewährsmann, einen Offizier der Armee, zu nennen. (Dies scheint indessen doch ein Irrthum zu sein, da von Knobbe in dem dänischen Bericht als Gefangener aufgeführt ist.)

Die Truppen sind nicht stark affizirt und von derselben Begei⸗ sterung beseelt. Der Schritt von Flensburg südlich, den die Dänen gethan haben, wird in wenigen Tagen wieder zurückgethan werden müssen. Drei preußische Füstlier-⸗Bataillone sind bereits ausgerückt bis nach Krop hin. Die Garden werden folgen mit Artillerie und Kavallerie. Die Brücke über die Sorge ist abgebrochen. Unser Heer steht am Kanal, das Hauptquartier ist auf Achterwehr. (Der Prinz Friedrich ist indeß wieder nach Rendsburg zurückgekehrt.) Neue Schaaren rücken nach. So gestern ein hübsches hambarger Freicorps, heute ein freiwilliges Kavallerie⸗Corps. Organisirt wird ein kleines Corps, dessen Mitglieder großentheis Studenten, dessen Chef ein mäünchener Maler. Mecklenburgische Kavallerie wird heute den hol⸗ steinischen Boden betreten haben. Das 109te Armee⸗Corps steht marschfertig an der Elbe, 20,900 Mann, dessen Einrücken bevorsteht, da gestern der preußische Parlamentair, welcher das Ultimatum über⸗ bringen sollte, unverrichteter Sache zurückgekehrt ist. Man hat ihm bereits in Schleswig, wo er dänische Offiziere traf) bemerkt, „daß man einen General von Bonin nicht kenne.“ Mittlerweile sind die Dänen gestern Nachmittag gegen 5 Uhr in Schleswig eingerückt. Das Schloß Gottorff ist sofort mit Kanonen bespickt worden und von Mannschaft angefüllt. Auch sollen die Dänen in Eckernförde sein. Streifcorps sind bereits in Jagel und Breckendorf gesehen. Die Entscheidung naht.

Kiel, 12. April. Die preußischen Truppen stehen schon auf schleswigschem Grund und Boden. Der Oberst von Bonin hat er⸗ klärt, daß er nur noch sein Geschütz erwarte, um anzugreifen. Man glaubt allgemein, daß es baldigst, vielleicht schon morgen, zu einer entscheidenden Schlacht bei Rendsburg kommen werde.

Ueber die Disposition unseres Heeres am 10. d. erfährt man Folgendes: Das Heer scheint in zwei Abtheilungen am Flensburger Hafen gestanden zu haben. Die erste große Abtheilung stand im Norden Flensburg's, eine Meile entfernt, bei Bau; hier war namentlich das 16te Bataillon aufgestellt, daß sich mit so außerordentlichem Muthe geschlagen hat. Etwas südlich von Bau, nach dem Flensburger Hafen hin, bei der Krusauer Mühle standen die Kieler Jäger, die Studenten und Turner. Das Braklow'sche Scharfschützencorps stand in der Nähe. In Flensburg selbst standader Mittelpunkt der Armee mit dem Generalstabe. Man weiß noch nicht, wie stark diese Abtheilung gewesen ist. Bei Glücksburg endlich, im Süden des Flensburger Hafens, etwa 2 Meilen von Flensburg entfernt, stand das (te Jägercorps, das 11te Bataillon und, wie es heißt, das Luck ner'sche Freicorps. Der Feind hatte sich bei Holnis gesetzt. Durch seine Kriegsschiffe beherrschte derselbe den Flensburger Hafen und war mithin im Stande, jeden Punkt von der See- und Land seite zugleich anzugreifen. Dadurch ist ihm die Abschneidung des bei Bau stehenden Korps möglich geworden. Da wir gar keine Kriegs schiffe hatten, so konnte eine Landung an keinem Punkte gehindert werden.

Von unseren Studenten erzählt man Proben von einer Tapfer— keit, die den iltesten Soldaten ruhmreicher Heere Ehre gemacht ha ben. würden. Jünglinge, die niemals Waffen führten, haben wie Männer gestanden. Ihre Kameraden sind au ihrer Seite gefallen, von dänischen Kartätschen niedergeschmettert; sie sind keinen Fuß bieit wichen, bis die Uebermacht so groß ward, daß, an ein Halten der Stellung nicht mehr zu denken war. Sie haben die Kieler Jäger durch ihre Tapferkeit wahrhaft beschämt. Einntüthig wird den Offi⸗ zieren der Truppen hoher Ruhm der Tapferkeit gezollt; einige unter ihnen haben sich im hohen Grade ausgezeichnet. Früh vereinzelte Turner und Studenten sind auch heute hier wieder eingetroffen. Sie haben aber am wenigsten, wie leicht erklärlich, eine allgemeinere Uebersicht über die Vorgänge bei Flensburg. Sie theilen hauptsächlich nur mit, daß es bei der Krusaner Mühle heiß hergegangen sei, daß von vie⸗ len Einzelnen Wunder der Tapferkeit gethan, dennoch aber Manche in Gefangenschaft gerathen, Manche auch gefallen seien. Ein Ber liner Student, der sich in Berlin als Barrikadenkämpfer ausgezeichnet hat, soll namentlich mit unerschütterlicher Kaltblütigkeit die feindlichen Soldaten angegriffen und viele derselben niedergestreckt haben. Man behauptet, er sei mit etlichen Jägern, die fortwährend für ihn hätten laden müssen, dicht vor die Feinde gerückt, und habe Schuß für Schuß dieselben, namentlich aber ihre Offiziere, unter dem Zuruf eines „guten Morgen, getödtet. In einem hier angefommenen Briefe des Stabs-AUdjufanten Chr. Bünsow vom 10ten dieses, heißt es am, Schlusse : „Uunsere Truppen, sowohl die Linientruppen, als auch die Freiwilligen, haben wie eine Mauer gestanden, und der Verlust der Dänen ist jedenfalls viel bedeutender, als der unserige. Es war übrigens unser Zug von Flensburg keine Flucht, sondern ein

kampffertiger Rückzug, und unsere Leute brennen vor Lust zum neuen Kampfe.“

Heute Morgen sind im Eckernförder Hafen eine dänische Fre⸗ gatte, 2 Dampfschiffe und einige Kanonenböte angelangt. Sie wer— den hier ihre Truppen landen, und auf diese Weise unsere Armee zwingen, ihre ganze Stellung hinter Eckernförde zu nehmen.

Von Eckernförde kamen im Laufe des Vormittags viele Flücht⸗ linge an, nach deren Angaben die Dänen dort nicht nur mit großer Macht gelandet, sondern auch schon mit Wegführung der Beamten und vieler Einwohner beschäftigt sein sollten. Gegen Abend hat sich die Sache ziemlich sicher dahin aufgeklärt, daß nur etwa 100 Dänen am Lande gewesen und, nachdem sie gegen Bezahlung sich mit Er⸗ frischungen versehen, wieder an Bord gegangen sind. Nach Einigen hätten die Schiffe den Hafen wieder verlassen; die beiden, weiche gestern bei Bülk lagen, scheinen auch dahin zurückgekehrt zu sein.

Heute kamen einzelne Freiwillige vom Luckner'schen Korps hier

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her. Ihre Berichte lauten sehr wenig erfreulich. Das Lucner'sche Freicorps, aus Schleswigern gebildet, stand bei dem Glücksburger Flügel zugleich mit dem 131en und 14ten Bataillon, 2 Dragoner⸗ Regimentern und dem Aten Jägerkorps von Schleswig. Man war bei dieser ganzen Abtheilung gar nicht recht unterrichtet. Als am 10. d. der Feind angriff, kam Befehl zum Rückzuge. Die ganze Abtheilung marschirte darauf, ohne an diesem Tage einen Feind ge sehen zu haben, zurück, in Einem Marsche bis zur Schlei. Hier er⸗ klärte plötzlich der Graf v. Luckner das Freikorps für aufgelöst, und forderte die Theilnehmer zu ihrem nicht geringen Erstaunen auf, sich allerseits nach Hause zu begeben. Diejenigen, welche nach Schleswig gehörten, kamen hier kurz vor dem Eintreffen der Dänen an, gingen aber wieder weiter, als die Letzteren einrückten. Ein Theil hat sich nach Rendsburg begeben, ein anderer hierher, um noch in irgend einer Weise am Kampfe Theil zu nehmen.

Das bei Holnis von unseren beiden Kanonen demolirte Dampf schiff ist jedenfalls nicht der „Geiser“, sondern der aus Apenrade fortgeführte König Christian VIII. gewesen.

Ein so eben (Nachmittags) ankommender Reisender aus Schles wig berichtet, daß die Stadt von den Dänen besetzt ist. Man er- wartete den König daselbst heute Abend. Die Preußen, welche ihre Cantonnements gestern verließen, sollen zwischen Breckendorf und Gettorf stehen, ihre Avantgarde sogar beim Haddebyer Koeg. Der ihnen vorangeschickte Parlamentair soll erklärt haben, daß, wenn die Dänen nicht bis heute Abend die Stadt räumten, die Preußen sie angreifen würden.

Kiel, 13. April, Mittags. Mehrere Verwundete von einem Hamburger Freicorps wurden diesen Morgen hier eingebracht. Dieses Corps, das sich mit einer Anzahl Kieler und anderer Freiwilligen in Rendsburg vereinigt hatte und am Abend des 11ten dieses nach Groß-Königsförde ausgerückt war, ist recognoszirend gestern Nach mittag nach Eckernförde vorgerückt. In den ersten Stunden der Nacht war üs in die Stadt eingedrungen, und hatte, wie erzählt wurde, in einem Hause die dänische Flagge niederreißen wollen. Zu der⸗ selben Zeit sei aber von einer anderen Seite her eine dänische Truppen Abtheilung in die Stadt gekommen und habe die Unsrigen von ver schiedenen Seiten zugleich angegriffen, welche sich darauf aus der Stadt zurückgezogen und einen Verlust von einem Todten und meh⸗ reren Verwundeten gehabt hätten. Dieses Corps liegt jetzt in der Gegend von Gettorf, auf halbem Wege zwischen hier und Eckern förde. Rechts und links schließen sich andere Truppen-Abtheilungen an dasselbe an. (Anderen Berichten zufolge soll Eckernförde nun doch von den Dänen geräumt sein.)

Rendsburg, 12. April. Der von dem Königl. preußischen Obersten Bonin gestern an den König von Dänemark abgesandte Parlamentair war Anfangs von den dänischen Vorposten zurückge wiesen; jedoch nach einigem Aufhalte durchgelassen worden. Der König hat dem Parlamentair erklärt: daß die preußischen Truppen in dem deutschen Bundesland Holstein nach Belieben verfahren möchten, er aber, wenn sie den schleswigschen Boden betreten wür— den, an Preußen den Krieg erkläre.

Rendsburg, den 13. April. as Rendsb. Tageblatt enthält einen Armeebefehl des Prinzen Friedrich vom 12ten d., worin der hohe Muth und die Ausdauer der Truppen rühmend anerkannt wird und namentlich einzelne Truppen⸗Abtheilungen besonders belobt werden; zugleich aber werden manche Unordnungen gerügt. Er schlißßt mit den Worten: „Benutzen wir also die gemachten Erfah rungen, dann ist nichts verloren.“ Mit der Reorganisation der Armee scheint man denn nun auch eifrig beschäftigt zu sein. Ferner berichtet dasselbe Blatt vom 12ten d.! „Der Krieg ist von Seiten Preußens jetzt in so weit erößnet, daß die Füsilier Bataillone sämmt lich in Schleswig eingerückt sind. Unsere Truppen stehen längs dem Canal in der Richtung auf Eckernförde, am weitesten dorthin vorge schoben ist das Füsilier-Bataillon des 20sten preußischen Regiments. Die preußische Artillerie wird, wie man vernimmt, noch heute über die Eider gehen. Die Dänen sollen bereits diesseits Schleswig fon ragirt haben. Wahrscheinlich wird zu Ende dieser Woche noch der Angriff von Seiten unserer Armee wieder unternommen werden. Ein Bulletin von Seiten des kommandirenden Generals ist bis jetzt nicht erschienen; die Ordnung der Armee scheint alle Kräfte in An spruch zu nehmen.“

Nachschrift. Abends 6 Uhr. Eben ist die Bracklowsche Schützen- Compagnie, von Friedrichsstadt durch Dithmarschen kommend, hier eingerückt.

Der Verlust unserer Armee an Kampfunfähigen wird zu 200 Mann angegeben. (Das 16. Bataillon soll 10 12 Todte und 8 Verwundete, das 15. nur halb so viel gelitten haben. Einige Verwundete sind von den Dänen zu Gefangenen gemacht. Größer ist die Zahl der Versprengten. Lieutenant Clasen und Lieutenant Gotthardt Lützow, Letzterer vom kieler Jäger -Corps, sind verwundet. In Flensburg wird behauptet, daß die Bänen uns 714 Gefangene abgenommen haben, welche zu Schiffe fortgeschafft würden. Die An⸗— gabe der Zahl wird sehr übertrieben sein (siehe dagegen Dänemark). Die Nachricht, daß der tapfere Anführer des Jäger- Corps und des damit vereinigten Studenten- und Turner Corps, der Capitain Michelsen, durch drei Schüsse tödtlich verwundet, dem Feinde in die Hände gefallen, scheint sich zu bestätigen. Vorgestern ist das ham burger Freicorps, heute ein Linien-Bataillon, unter Befehl des preußi⸗ schen Masors Zastrow gestellt, zur Armee abgegangen.

Aus Schleswig vom 12. April Abends schreibt man; „Das Bracklow'sche Jägercorps ist heute Abend, von Friedrichsstadt in Rendsburg eingezogen. Dasselbe hat nur einen Mann verloren, da⸗ gegen sind 17 durch Krankheit, Entfernung, mit demselben noch nicht wieder vereinigt worden. Nachdem das Corps, bloß von drei Eska dronen Dragoner unterstützt, Befehl erhalten hatte, die Flanke der— selben zu decken, zogen sich die Dragoner, der Uebermacht weichend, zurück, so daß das Corps isolirt stand, Nun zog sich dasselbe in das Handewitter Holz, wo ein Kriegsrath gehalten ward. Der Führer, Herr Bracklow, wollte sich in Angeln werfen, um dort unter dem Schutze der Knicke den Krieg weiter zu führen. Die Absicht, sich nach Schleswig zu begeben, war zur Unmöglichkeit geworden. Man zog sich nach Westen zurück, indem Einige nach Husum, die Andern sich nach Friedrichsstadt wandten, wo auch die vom Herrn H. Krogh Angeführten sich einfanden. Dieses Corps, verstärkt durch mehrere

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treffliche Schützen, die aus Göttingen und anderen Orten gekommen, begiebt sich morgen nach Sehestedt, wo ziemlich viel Militair zum Kampfe bereit steht. Vielleicht wird schon der nächste Tag ein schar⸗ fes Gefecht bringen, denn wie man heute Abend hört, sollen die Dänen bis zur Stendener Mühle umherschwärmen. Vorige Nacht seuchteten die Theertonnen bei Eckernförde. Morgens 6 Uhr nahte sich ein Dampfschiff mit einem Kanonierboot; ein anderes dänisches Schiff war in der Ferne zu sehen. Man nahte sich langsam, indem man aller Wahrscheinlichkeit nach verdeckte Batterieen befürchtete. Das Dampfschiff führte eine weiße Flagge, dann eine blutrothe und endlich die dänlsche. Der Parlamentär forderte den Magistrat auf, an Bord zu kommen. Zugleich erging der Befehl, man hatte auf der Signalstange noch einmal die deutsche Fahne aufgezogen, was aber mit einem Kanbnenschusse beantwortet wars von dem Kirchthurme die dänische Flagge wehen zu lassen, sonst werde ian die Stadt be schießen. Nun flüchteten sich verschiedene Beamte u. sonst renommirte Per⸗ sonen. Die dänischen Truppen landeten und preßten dann die männ liche Bevölkerung vom sechszehnten bis zum funfzigsten Jahre zum Dienst, die sie, insofern sich einzelne demselben nicht entzogen hatten, auf die Schiffe brachten. Die Zahl der Flüchtlinge in Rendsburg mehrt sich immer noch. Man zog einen Landmann ein, der den Re kruten auf ihre Frage, ob sie nach Friederscia oder Rendsburg sich begeben sollten? geantwortet hatte: „Natürlich nach Rendsburg.“ Die Dänen sollen Missunde bereits besetzt und dort eine Brücke ge⸗ schlagen haben und streifen nach der anderen Seite nach Husum hin. Schleswig Holstein enthält viele Dänenfreunde, die mit den Dänen in

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Verbindung stehen sollen. Man wird endlich auf viele Leute auf— merksam.“

Freie Stadt Hamburg. (O. C.) Hamburg, 13. April. Heute sind hier 140 Mann oldenburgischer Infanterie durchgekom⸗ men auf dem Marsche nach Eutin, wo sie staͤtibnirt werden sollen. Sie sollen jedoch seitdem Befehl erhalten haben, auf der Eisenbahn nach Rendsburg transportirt zu werden.

Freie Stadt Frankfurt. (Frkf. Bl.) Frankfurt, 13. April.

In der Sitzung der deutschen Bundes-Versammlung vom 10. Aprl 1848 wurde zur Kenntniß der Versammlung gebracht:

1) daß der Kaiserl. österreichische Gesandte, Graf von Colloredo⸗Wallsee,

durch eine neue Vollmacht zum Präsidial Gesandten definitiv ernannt,

2) daß nach erfolgter Abberufung des bisherigen Königl. württembergi

schen Gesandten, Frhr. von Blomberg, der Ober Tribuxralrath Frhr. on Sternenfels zum Bundestags-Gesandten fuͤr Württemberg er— nannt, und

daß für Oesterreich der niederösterreichische ständische Verordnete,

Appellations-Rath Ritter von Schmerling, als Beirath behufs der

Revision der Bundes- Verfassung anher abgeordnet und ihm der Land-

rath Frhr. von Sommaruga jur Beihülfe im Geschäfte, so wie zur

Substituirung in Verhinderungsfällen, zugetheilt worden sei.

Ferner wurde angezeigt:

daß Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Württemberg zum Befehlshaber des sten Bundes-Armee⸗-Corps, und der Königlich württembergische General- Lieutenant Graf zur Lippe— Bisterfeld zum Gouverneur der Bundesfestung Ulm ernannt wor— den sei. In derselben Sitzung wurde sodann beschlossen: außer den schon früher für dieses Jahr beschlossenen Bewilligungen für die Bundesfestung Um nachträglich Kredite im Betrage von 160,909 Fl. zu diesem Zweck zu eröffnen. ; Die von der Bundes-Militair⸗-Kommission gelieferten Nachweisungen des bleibenden Approvisionnements der Bundesfestungen Mainz und Luremburg als völlig befriedigend anzuerkennen. Auf das Schreiben des Präsidiums des von der vorberathenden Ver— sammlung zur Begründung eines neuen verfassungsmäßigen Zustan des in Teutschland gewählten Funfziger⸗Ausschusses zu Frankfurt vom 7Ften d. M. in Betreff des Geschäfts-Verkehrs mit dem Ausschuß und den 17 Vertrauensmännern durch das Präsidium der Bundes -Ver— sammlung zu erwiedern:

Y daß dle Bundes-Versammlung die ihr mitgetheilten und ferner mitgetheilt werdenden Ansichten und Wünsche des Ausschusses seit her schon beachtet habe und auch ferner beachten werde; daß die Form der fortlaufenden Berathungen und Verhandlun— gen mit den siebzehn Männern des Vertrauens schon zur ge— zenscitigen Zufriedenheit geregelt sei, und daß die Bundes -⸗Ver—

in den Fällen, in welchen der Gegenstand und ines leichteren, zeitersparenden Geschäftsganges es gemeinschastlich mit jenen Männern be—

's Versammlung unterm Aten d. M. beschlossen habe,

preußische Regierung aufzufordern, zum Schutz des

deslandes Holstein mit Hannover und den übrigen

a 10ten Bundes⸗-Armee-Corps sich ins Einvernehmen

setzen und Preußen zu ersuchen, auf der Grundlage der un

verkürzten Aufrechthaltung der Rechte Holsteins, namentlich seiner

staatsrechtlichen Verbindung mit Schleswig, eine Vermittlung zu

versuchen; daß ferner der Beschluß der Bundes-Versammlung vom

en d. M. wegen der Wahlen zu der konstituirenden National—

Versammlung (wie solcher bereits veröffentlicht worden) mitge

theilt werde und ähnliche weitere Miltheilungen vorbehalten bleiben.

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Verhandlung der Bundes-Versammlung. zuste Sitzung vom 11. April 1848. In der heutigen außerordentlichen Sitzung wurde beschlossen: 1) Die kurhessische Gesaudtschaft zu ersuchen, unverzüglich von ihrer Regierung Auskunft über die Veranlassung und den Her gang der heute bekannt gewordenen neuesten Ereignisse zu Rassel zu verschaffen und der Bundes-Versammlung mitzu theilen. Auf den Antrag, welchen die Königlich preußische Regierung in Uebereinstimmung mit den betheiligten Provinzen gestellt hat, Ost- und Westpreußen in den deutschen Bund aufzuneh— men, diese Aufnahme mit freudiger Anerkennung der hierdurch bethätigten. nationalen Gesinnungen auszusprechen, die zur Aus führung dieses Beschlusses erforderlichen Maßregeln aber be züglich einer Abänderung der Bundesmatrikel u. s. w. vorerst von den betreffenden Ausschüssen begutachten zu lassen. 32ste Sitzung vom 12. April 1848.

In der heutigen Sitzung trat als neuer kurhessischer Gesandter der Professor Dr. Jordan ein.

Von badischer Seite wurden die aus öffentlichen Blättern schon bekannten Maßregeln wegen Weiterbeförderung der aus Frankreich kommenden Polen zur Kenntniß der Bundesversammlung gebracht, welche Anzeige einem Ausschuß überwiesen wurde, weil Baden er wartet, daß ihm die durch jene Maßregeln erwachsenden bedeutenden Kosten nicht ausschließlich zur Last bleiben und zu erwarten ist, daß auch von anderen Staaten ähnliche Reclamationen erhoben werden.

Von dem Militair-Ausschuß wurde über die Verproviantirung der Festung Mainz und die Ergänzung der Lazareth⸗ Erfordernisse Bericht erstattet und beschlossen, für diese Ausgaben weitere 3650, 060 Fl. zu verwenden.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 13. April. Die Wien. Ztg. enthält in ihrem amt⸗ lichen Theile folgende Nachrichten aus der Lombardei:

„Nach einem dem Ministerium des Kriegswesens so eben zuge—⸗

925 kommenen Berichte des Feldmarschalls Grafen Radetzky aus dem

Haupt-Quartier Verona, 7. April, können wir Folgendes als offiziell zur allgemeinen Kenntniß bringen.

„Der König von Piemont scheint in seinem Vorgehen zu zögern und überhaupt wenig Sympathieen in Mailand zu sinden. Am 6. April fand der erste Zusammenstoß zwischen unseren und den piemontesischen Truppen statt. Bei dem Mangel an verläßlichen Kundschaften hatte der Festungs Kommandant von Mantua auf Anordnung des Feld⸗ marschalls Radetzly eine Rekognoszirung gegen die in Markaria stehende piemontesische Vorhut angeordnet und den Obersten Benedek damit be⸗ auftragt. Der Letztere hatte es eigentlich auf einen Ueberfall abge⸗ sehen. Allein durch den Schuß eines bewaffneten Bauern ward diese Absicht vereitelt. Nichtsdestoweniger drang Oberst Benedek in Marcaria ein, nahm zehn Dragoner des Regi⸗ ments Genua nebst 13 Pferden gefangen, erstürmte die Häuser, aus denen man auf unsere Truppen gefeuert hatte, und trieb die Pie⸗ monteser über den Oglio. Bei dieser Gelegenheit wäre beinahe der in Marcaria kommandirende General Bava, ein Günstling des Kö⸗ nigs Karl Albert, in unsere Hände gefallen. Unsererseits wurden Ober- Lieutenant Regensburger von „Kaiser Jäger“ und 2 Mann verwundet. Am FTten ließ der Feldmarschall Radetzky eine Rekognos-⸗ zirung gegen Revere unternehmen, wo für mehrere Tausend Mann römischer Insurgenten Brod angesagt ist. Der greise Feldherr ist überhaupt mit rastloser Thätigkeit und viel erprobter Umsicht bemüht, Peschiera und Verona zu verproviantiren und jene achtunggebietende Stellung zu nehmen, welche die Umstände erheischen., um die Linie des Mincio mit Nachdruck zu halten. In syolcher Verfassung erwartet der Feldmarschall nunmehr den Angriff auf seine starke Position, und man darf mit Sicherheit annehmen, daß, wenn die Piemonteser einen solchen wagen sollten, derselbe, bei der trefflichen Verfassung unserer Truppen und ihrem erprobten Geiste, jedenfalls abgewiesen werden wird.“

Das von dem Oberst-Burggrafen in Böhmen, Grafen Rudolph Stadion, eingereichte Entlassungs⸗Gesuch ist angenommen und an seine Stelle der Gubernialrath in Galizien, Graf Leo von Thun, zum Präsidenten des böhmischen Landes- Guberniums ernannt worden.

Sroßbritanien und Irland.

London, 10. April. Die ChartistenVersammlung auf Ken⸗ nington Common hat stattgefunden, aber ohne daß die Ruhe in der Hauptstadt gestört worden ist. Die Chartistenführer selbst haben zum Frieden gemahnt. An den Straßenecken war heute folgender An schlag der National-Convention zu lesen: „Die Erhaltung des Frie dens und die Sicherheit des Eigenthums ist die erste Pflicht eines jeden Bürgers. Die National-Convention wird denjenigen als einen Feind beträchten, der auf irgend eine Weise den Frieden der Haupt⸗ stadt stört.“ Alle früheren Anordnungen in Betreff der Ab— hallung des Zuges wurden geändert. Um halb 10 Uhr brachen die Führer der Chartisten, die Häupter der Convention, mit der Petition von Tottenham⸗ Road auf und zogen über Holborn und Blackfriars Road nach Kennington Common. Hier ward die Ver⸗ sammlung gehalten, und der Zug bewegte sich, wie er gekommen, bis ach Regent-Circus, wo er sich auflöste und die 49 Mitglieder der Convention allein die Petition zum Unterhause begleiteten. Die Po—⸗ lizei ward von dieser Anordnung in Keuniniß gesetzt und traf danach ihre Maßregeln. Nach 11 Uhr ward kein Wagen in Oxfordstreet und Regentstreet, sonst die belebtesten Straßen des Westendes, zuge⸗ lassen. Alle Gebäude der Regierung waren durch Truppen geschützt, und viele Eigenthümer der Häuser, wo der Zug vorbeikam, hatten alle Maßregeln getroffen, um sich gegen einen Einbruch zu vertheidi⸗ gen. Mit der Eisenbahn waren viele Chartisten, besonders aus dem Norden, ihrem Hauptsitze, angekommen; doch ist keine Stadt von einiger Bedeutung ohne ihre Vertreter geblieben. Der Zug be⸗ wegke sich ungehindert durch die Straßen. Auf dem bezeichneten Platze angekommen, trat O'Connor auf und ward mit endlosem Ju⸗ bel begrüßt. Fünfundzwanzig Jahre, sagte er, habe er für die Charte gekämpft und werde jetzt wahrlich nicht davon schleichen. Doch der verabredete Zug könne heute nicht stattfinden. Die Brücken wären von der Polizei gesperrt. Aber er wolle dem Unterhause sagen, daß die Chartisten ihre Petition eingesandt, mit oder ohne Zug. Es sei für diesmal genug, daß eine Bittschrift mit 5,700,909 Unterschriften die Rechte des Volkes fordere. Er werde heute Abend im Unterhause auf seinem Posten sein und den Minister des Innern verklagen, daß er die Rechte des Volkes schmälere. Er bitte alle Char⸗— tisten, über den Frieden zu wachen. Als O'Connor sich entfer«t hatte, trat Ernest Jones auf. Auch er könne für heute nur zum Frieden rathen, obgleich er ein physi cal-sorce chartist sei (ei- ner, der die Forderungen der Chartisten mit Gewalt durchsetzen will), denn sie wären heute in eine Falle gelockt. Die Polizei hätte die Brücken besetzt und ließ nur (-Nnzelne hinübergehen. Die Versamm ung zerstreute sich friedlich. Tie Straßen in der Nähe des Parla

gekleideter Menschen.

Orten. Das Mllitair wird in der Stille bereit gehalten. Der Her- zog von Wellington, der Oberbefehlshaber des englischen Heeres, und andere hohe Sffiziere reiten herum, um nach den Umständen ihre Maßregeln zu treffen. Doch bis nach 2 Uhr schien Alles ohne Ruhe⸗ störung verlaufen zu wollen. Die Zahl der Versammelten auf Ken— nington Common schätzt man auf nicht mehr als 20, 0900.

X London, 11. April. Feargus O'Connor und die anderen Chartistenführer, welche sich zum Zwecke eines Aufstandes in den Straßen Londons versammelten, sagten mit Recht, daß der gestrige Tag ein großer Tag für England sein würde. Er war es in der That; es war ein Tag, glorreicher als die des französischen Blutver gießens in der allgemeinen Anarchie, denn niemals gab es einen deutlicheren nationalen Triumph über die revolutionairen Absichten der Chartisten. Die Demonstration fand allerdings statt, aber es war eine Demonstration nicht der Volksgewalt, sondern der überwiegenden Macht der Bewohner dieser großen Stadt zum Schutze der Krone, des Parlaments und des Gesetzes. Ich sagte in einem der früheren Briefe, daß das Volk von England niemals von einer herzlicheren Treue beseelt würde, und jetzt haben sie es bewiesen.

Die Vorbereitungen, dem Volkshaufen Widerstand zu leisten, im Fall er wagen sollte, die beabsichtigte Versammlung auf Kennington⸗ Common zu halten, waren um so umfassender, als sie sich nicht blos auf Maßregeln der Regierung beschränkten. Nicht weniger als 150, 000 Gentlemen, so wie Gewerbsleute und, Diener, waren als Spezial-Konstabler eingezeichnet. Jedes öffentliche Gebäude und alle großen Häuser in den Haup Straßen Londons waren stark befestigt, wohlbewaffnet und mit Munition angefüllt. Die Bank war in eine vollständige Festung verwandelt, mit großen Geschützen be⸗ setzt. Bie Elhäuser und solche Gebäude, welche wichtige Punkte beherrschten, waren mit Hand -—-Granaten angefüllt, welche auf die angreifenden Volkehaufen geworfen werden sollten. Die Hausthüren waren mit großen Riegeln verschlossen und von innen verbarrikadirt; die Fenster mit Matratzen zugedeckt und kleine Oeffnungen gelassen, für das Feuer der Musketiere. Es gab nicht eine bedeutende Straße in London, welche nicht in wenigen Mi⸗

waren, daß sie in Zeit von 5 Minuten auf den Volkshaufen hätten oder ein Geschütz nicht eher zu sehen, als bis Abends der Befehl gege⸗ ben war, wieder nach Hause zu rücken. Die Brücken wurden gedeckt durch starke Abtheilungen Artillerie und Truppen; aber alle waren unsicht⸗

bar. In der City waren 2 oder 3 Regimenter in den Gefängnissen ein=

quartiert. Die einzige sichtbare Streitmacht waren die mit Stäben bewaffneten . und die Spezial- Konstablers. Ihr Enthusias= mus war außerordentlich, und sie zerstreuten einige Volkshaufen mit großer Wirkung. Kurz, die Chartisten bedrohten London mit 200,000 Mann aus dem niederen Volke London füllte sich an mit einer Armee von 200,000. Gentlemen und Soldaten, und die gepriesene Demonstration der Chartisten sank herab bis auf 15,000 Menschen. Eine kleine Anzahl leidenschaftlicher Demagogen waren aus entfern- ten Theilen des Königreiches gekommen, um dem gänzlichen Fehl⸗ schlagen ihrer Sache beizuwohnen. Aber der Anblick der Versamm⸗ lung auf Kennington Common überzeugte sie bald, daß Alles ver⸗ loren war. Französische Propagandisten fehlten nicht, und in Paris glaubte man fest, daß der 10. April der letzte Tag der britischen Monarchie sein würde.

Die Verhandlungen im Unterhause sind von großem Interesse. Herr Smith Aubrien wurde unter lautem Geschrei des Hauses zur Rechenschaft gezogen, wegen seiner Reise nach Paris und seines Auf⸗ rufes der Franzosen zum Beistande der irländischen Insurrection. Er wurde förmlich als ein Verräther behandelt, und das Haus beschloß mit einer Najorität von 457 Stimmen die Bill zur Sicher heit der Krosse und der Regierung des vereinigten Königreichs durch= gehen zu lassen.

London, 12. April. (Tel. Dep.) Im Oberhause hat die Regierung eine Bill über den Aufenthalt von Ausländern in Vor⸗ schlag gebracht.

Feta i e n

Nom, 3. April. (Bresl. 3tg.) Diesen Morgen traf ein vom Legaten Bologna's, Kardinal Amat, an den Kardinal ⸗Staats-⸗ Secretahr Antonelli geschickter Courier mit der ersten ,,, der päpstlichen Truppen ein. Sie betrifft die Uebergabe der seit 1815 von österreichischen Truppen besetzt gehaltenen Festung Co- macchio im Kirchenstaat ohne den mindesten Widerstand an das Ope⸗ rations Corps des päpstlichen Generals Durando. Die in Ravenna mobil gemachte Kolonne, bestehend aus Bürger ⸗Gardisten, Schwei⸗ zern, Dragonern und Artilleristen zur Bedienung zweier mitgenom⸗ menen Kanonen, traf im Verein mit der Bürgergarde von Russi und St. Alberto am 29sten v. M. gegen Abend unter Jubelruf der Einwohnerschaft in Comacchio ein. Die Führer der Ko⸗ lonne konferirten am folgenden Tage mit dem österreichischen Fe⸗ stungs⸗Kom mandanten, der anfangs die geforderte Capitulation zu⸗ rückwies. Allein noch am Abend des 39. setzte er mit dem Com⸗

mandeur der Civica aus Ravenna, Major Montanari, mit dem schwei⸗ zer Major von Glutz und mit dem Commandeur der Bürgergarde von Comacchio folgende Punkte fest:

1) Die österreichische Besatzung wird entwaffnet und läßt alle ihre Kriegsmunition in den Händen der päpstlichen Truppen. 2) Die Oesterreicher werden zur See heimgeschickt; die päpstliche Regierung besorgt die Mittel zur Ueberfahrt. 3) Dem österreichischen Komman⸗ danten werden fünf Tage Zeit gelassen, ein Inventar von allen in der Festung befindlichen Gegenständen aufzunehmen und diese den Commandeürs der päpstlichen Truppen einzuhändigen. 4) In der Zwischenzeit bewacht das päpstliche Militair die Festung, damit die Oesterreicher aus derselben nichts entwenden. ;

Meteorologische Beobachtungen.

1848. Morgens 14. April. 2 Uhr. 10 Uhr.

Nachmittags Abends Nach emmaliger

Eeobachtung.

Lustdruck .. 331, . 329,74! Par. 332, 9a!“ Par. Quell wü‚rme

Luftwäürme. 24 46, 9 . 47,9 R., 4 2,8? R. Fluss würme

Thaupunkt.. ; 46,39 R. 2 1109 R. Boden wärme Dunstsüttigung ät. 88 pCt. 85 pCt. Ausdüustung Wetter...... trüb. Regen. Regen. Wind ö Sw. ,, NW. Wolkenzug 29 VW.

1. 331,32“ par... 4 5

X ie ders chlag

Tagesiittel:

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 16. April. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement? Er muß aufs Land, Lustspiel in 3 Abth., von W. Frie⸗ drich. Hierauf: Paul und Virginie, pantomimisches Ballet in 1 Akt, nach Gardel, von Hoguet. Musik komponirt und arrangirt von Gäh⸗ rich. Anfang 6 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft:

Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr.; ein Billet in den Logen des ersten Ran⸗ ges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.; ein Billet im Parterre, in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr.; ein Billet im Amphitheater 75 Sgr.

Im Schauspielhause. Fbste französische Abonnements⸗-Vorstellung. La premiere reprèsentation de la reprise de: Klile est folle, drame en 2 actes, mélée de chant, par MXM. Scribe et Méles- ville. La Polka en province, solie - vaudeville en 1 acte, par Mr. Decomberousse. Anfang halb 7 Uhr.

Montag, 17. April. Im Schauspielhause. G4ste Abonne⸗ ments-Vorstellung: Uriel Acosta Trauerspiel in 5 Abth., von C. Gutzkow. (Herr Wagner: Uriel Acosta.)

Rönigsstädtisches Theater.

Sonntag, 16. April. Zum erstenmale: Die Dänen in Holstein. Historisch⸗ romantisches Original Drama n 5 Akten, von J. Priem.

Montag, 17. April. Italienische Oern⸗-Vorstellung. ) Lucia di Lammerioor. Oper in 3 Akten. Musik von Donizetti.

(Sgra. Fodor: Lucia. Sgr. Pardini: Edgardo.)

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr., im Parquet und in den Parquet⸗Logen 20 Sgr., im Amphitheater und in den Logen des zweiten Ranges 5 Sgr., Parterre 10 Sgr., Sperrsitz des dritten Ranges 10 Sgr., Gallerle 77 Sgr. Ein Platz in der Orchester⸗Loge 1 Rthlr. 10 Sgr.

Dienstag, 18. April. Zum erstenmale wiederholt: Die Dänen in Holstein.

nuten durch ein fürchterliches Feuer der Einwohner hätte gesäubert werden können. Alles dies geschah aus freiem Antriebe, ohne be⸗ deutenden Beistand von Selten der Truppen. Die militairischen Vorkehrungen, von dem Herzoge von Wellington geleitet, waren nicht weniger bewundernswerth. DObschon 10000 Mann so aufgestellt

feuern können, so war doch während des ganzen Tages ein Soldat