1848 / 119 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

das Schicksal ihrer ins Heer eingetretenen Freunde und Verwand⸗ ten sich Auskunft zu verschaffen. Wie gestern in Rendsburg, so erfährt man auch heute hier durchaus nicht Offizielles. Nur so viel ist gewiß, daß die deutschen Truppen überall, wo ihnen der Feind begegnete, hohen Muth, zuweilen Tollkühnheit, zeigten und daß man Über die Eile, in der der Feind den größten Theil des Herzogthums Schleswig geräumt, allgemein freudig überrascht ist⸗

Flensburg, 28. April. (H. C5 Im Gefechte bei Schleswig haben die Dänen Tapferkeit bewiesen, aber daneben giebt es That⸗ sachen, welche den dänischen Namen für immer brandmarken werden. Es sind bei Schleswig von den Dänen drei Gefangene, welche sie nicht mit fort kriegen konnten, ein sunteroffizier vom Kaiser Alexander Regiment und zwei Gemeine vom Kaiser Franz Regiment, ermordet worden. Ein Verwundeter wurde von einem dänischen Unteroffizier, nachdem derselbe seiner Leiden gespottet, erschossen, Ein Kolben⸗ schlagz von einem herbeieilenden Preußen geführt, zerschmet⸗ terte indeß das Gehirn des Schändlichen. Bekannt ist es, wie bei Harzhof die Dänen sich verkleideten und mit deut⸗ scher Kokarde und deutscher Fahne einen Vorposten von circa 40 Mann überfielen, nachdem sie demselben freundschaftliche Worte zugerufen. Bei Schleswig haben sich zwei ähnliche Fälle ereignet. Eine däni sche Jägerabtheilung sollte von unseren Jägern angegriffen werden. Indessen winkten die Offiziere und Gemeinen die Unsrigen freundlich herbei, es wurde gerufen: „Kommt doch her, wir gehören ja zu Euch.“ Unsere Jäger glaubten es und traten friedlich heran. Plötz⸗ lich gab die dänische Abtheilung Feuer, von welchem Mehrere unserer Jäger fielen. Das Aergste indessen geschah im Thiergarten bei Schleswig. Eine dänische Abtheilung, welche die Ziegelei vertheidigte, steckte hier die weiße Fahne der Ergebung auf. Die Unsrigen, wenn ich nicht irre vom dritten Bataillon, traten demnach heran, um sich den Posten übergeben zu lassen. Da plötzlich wird in größter Ruhe Feuer auf sie eröffnet.

Die Mannszucht der deutschen Truppen und insbesondere der preußischen, die ausgezeichnete militairische Bravour derselben findet überall die rühmlichste Anerkennung. Deutschland dauf auf solche Truppen stolz sein und unser theures Schleswig-Holstein wird sich glücklich schätzen dürfen, solche Hülfe gefunden zu haben.

Husum, 25. April. Gestern Nachmittag traf hier durch einen Bauervogt aus der Umgegend die Nachricht ein, daß bei den nach dem Entsatz von Schleswig gegen Norden weiterrückenden deutschen Truppen Mangel an Lebensmitteln eingetreten sei. In kaum zwei Stunden wurden durch freiwillige Beiträge der Einwohnerschaft 13 Wagen mit Brod, Fleisch, Schinken, Bier und Branntewein be⸗ laden und sofort ins preußische Lager unter General Möllendorff bei Lusebusch am Itzstedter Gehölz geschickt, wo sie die Truppen, bei lebhaften Feuern bivuakirend, und für die mitgebrachten Biktualien raschen und dankbaren Abgang fanden. Auch die Landdistrikte machten verhält nißmäßige Sendungen. Lazarethgegenstände werden fortwährend hier bereitet und versandt; auch eine bedeutende Anzahl von Kleidungs— stücken aller Art ist in diesen Tagen durch einen zu dem Ende zusam⸗— mengetretenen Frauenverein gesammelt und nach Rendsburg abge⸗ gangen. Nach den günstigen Ereignissen dieser Tage haben wir gestern Nachmittag unsern Kirchthurm von dem Zeichen der Occu⸗ pation befreit; die Dannebrogsfahne ist hoffentlich für immer ver⸗ schwunden, statt dessen zeigten sich wieder die deutschen Bundesfahnen von den Giebeln der Privathäuser.

Altona, 28. April. (Alt. Merk.) Es bestätigt sich, daß der Graf Karl Moltke zum Könige nach Frederiein berufen ist.

Hier sind Anstalten zur Verpflegung von Verwundeten getroffen, von deinen, wie man hört, ein erster Transport bereits eingetroffen ist oder erwartet wird. Auch in Hamburg scheint man bereitwillig zu sein, ein Gleiches zu thun.

Freie Stadt Hamburg. (H. C. Hamburg, 26. April, 9 Uhr Abends. Mit dem heute Abend eingetroffenen Bahnzuge er⸗— fuhren wir, daß die Bundes-Truppen gestern früh um 9 Uhr ohne allen Widerstand in Flensburg eingerückt waren. Das Anrücken der Preußen hatte unter den Dänen einen so panischen Schrecken verbrei⸗ fet, daß sie sogar mit Zurücklassung von Gepäck auf den Straßen die Flucht ergriffen. Eine hannoversche Neunpfünder-Batterie war auf den Anhöhen an der See aufgefahren, um die Kriegsschiffe zu

Nach einigen Schüssen, die das Dampfschiff „Hekla“ er⸗ og letzteres plötzlich die weiße Fahne über die Danebrogs- ĩ was dadurch erklärt wird, daß Schiffe mit Verwundeten sich zwischen dem Dampfschiffe und der hannoverschen Batterie befan⸗ den, worauf das Feuer sogleich eingestellt wurde. Sobald die Schiffe jedoch aus dem Bereich der Batterie waren, wurde das Feuer wieder eröffnet; indessen das Geschütz der Hannoveraner war zu leicht, um den Dänen in der Entfernung wesentlichen Schaden zufügen zu kön nen, während das dänische Geschütz, von weit schwererem Kaliber, theilweise über die Köpfe der Hannoveraner wegschoß. Man sah mehrere Dampfschiffe sich entfernen. In einem Treffen bei Dversee hat sich besonders hannoversche Infanterie gegen dänische Jäger, die sich überaus tapfer schlugen, ausgezeichnet. Nachdem der Comman— deur dieser Jäger getödtet war, gelang es erst, sie zur Uebergabe zu wingen, obwohl sie sich mit wahrhafter Wuth widersetzten. Nach den letzten Berichten hatten sich die Bundes- Truppen, welche theil— weise bis Bau vorgedrungen waren, wieder in Flensburg konzentrirt, um einen Rasttag zu halten.

(Börs. Halle.) Ein uns gütigst mitgetheilter Privatbrief aus Rendsburg vom 25. April meldet über die Gefechte dieses und des vorhergehenden Tages, daß die Dänen am 2asten ihre ganze Macht in und um Flensburg zusammengezogen und sich ungefähr dreiviertel Meilen diesseits der Stadt gesetzt hatten. Dort waren sie von den Preußen geworfen worden und hatten ungefähr 400 Ge— fangene verloren, welche in der Nacht vom 24sten auf den 25sten im Schlosse Gottorf untergebracht waren und am 25sten in Rendsburg erwartet wurden, wo die St. Marien Kirche für sie eingerichtet ist. Nach jenem Gefecht zogen sich die Dänen nach Flenaburg zurück, welche Stadt von einer Abtheilung deutscher Truppen umgangen war und am 2östen Morgens von allen Seiten lebhaft angegriffen wurde. Die Dänen sollen sich tapfer gehalten und unsere Truppen mehrere Male zurückgedrängt haben, bis endlich den Letzteren der Sieg blieb. Viele Gefangene sind hier nicht gemacht worden, da die Dänen sich mit Hinterlassung alles Gepäcks schnell auf die im Hafen liegenden Schiffe flüchteten, wobei viele ertranken. Erbeutet wurden am 24 sten und 2östen im Ganzen 12 bis 16 Kanonen (s. dagegen die ge⸗ stern unter Berlin mitgetheilten Nachrichten) und eine Kasse von 12 15,009 Thalern. Dampfschiffe liegen im flensburger Hafen, aber der Nordost⸗ Wind hindert das Aussegeln der Kriegsschiffe aus dem Fjord, wodurch dieselben der Beschießung der längs dem Hafen gut placirten Geschütze ausgesetzt sind. In Rendeburg waren am 2östen schon 50 verwundete Dänen einge⸗ ßracht worden. Auf Seiten der Deutschen soll der Verlust an Todten und Verwundeten verhältnißmäßig gering sein. Bei Apenrade und Hadersleben sollen die Dänen starke Positionen besetzt haben.

Der Mittagezug bringt von Rendsburg nichts Neues, dagegen von Kiel die Rachricht, daß diesen Morgen (265sten) vor Bülk, beim Einlaufen der Bucht von Kiel, drei dänische Kriegsschiffe erschienen

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sind, worauf eine Stafette nach Rendsburg zur Herbeischaffung von Truppen abgegangen.

Im Widerspruch zu der Vermuthung, daß Schweden und Nor⸗ wegen sich für Dänemark zu bethätigen gesonnen seien, kann ange— führt werden, daß die schwedisch-norwegischen Konsuln Befehl erhal— ten, auf keine Weise und unter keiner Form an den jetzigen politi- schen Unruhen Antheil zu nehmen, sondern ihre Wirksamkeit im streng⸗ sten Sinne nur zum Schutze des nationalen Handels und der natio⸗ nalen Schifffahrt zu verwenden.

Hamburg, 27. April. Der heute Vormittag hier angekommene Ca⸗ pitain Müntendamm, vom holländischen Schiff „Jacoba“ (von Hamburg in Ballast nach Hobroe in Jütland bestimmt), berichtet, daß, als er am 26sten d. Nachmittags aus dem schleswig⸗-holsteinischen Kanal habe auslaufen wollen, ein bort liegendes dänisches Kriegsschiff eine Kanone auf ihn abgefeuert und ihn zurückgewiefen habe. Auf seine Bemerkung, daß er neutrale Flagge führe und nach Hobroe wolle, erwiederte das Kriegsschiff, kein Schiff, welcher Nation es auch angehöre, dürfe pas⸗ siren. Die „Jacoba“ ist nach Holtenau zurückgegangen.

Von Bremen wird gemeldet, daß die Truppen, welche ihre Be⸗ stimmung nach Schleswig hatten, Contre-Ordre erhalten und wohl zur Sicherstellung der Weser-Mündung dienen sollen, .

Freie Stadt Hamburg. (B. H) Hamburg, 28 April, Der dänische Kammerherr von Oxyholm, welcher von Dänemark nach St. Petersburg gesandt worden war, um Rußland um seinen Bei⸗ stand anzusprechen, hat, nach einem Privatbriefe aus St. Petersburg, die kategorische Antwort erhalten, daß Rußland sich durchaus nicht in diese Angelegenheit einmischen werde.

Der Hamburger Correspondent meldet aus Hamburg vom 28sten April Abends 9 Uhr: „Der heute Abend erst um 8 Uhr eingetroffene Bahnzug bringt die Nachricht von dem, Einzuge der Bundestruppen in Hadersleben. Es wurde ein Angriff auf Alsen beabsichtigt, wohin sich ein Theil der dänischen Truppen gezogen hatte.“

Freie Stadt Frankfurt. Vierzigste Sitzung der deutschen Bundesversammlung vom 25. April 18438. In der heutigen Sitzung wurde der neue Gesandte der provisorischen Regierung für Holstein, Professor von Madai, eingeführt. Preußen zeigte an, daß der General von Wrangel zum Oberbefehlshaber der preußischen und der zum 10. Armee⸗-Corps gehörigen in Schleswig Holstein agirenden Truppen ernannt worden sei, worauf diesem General der nach der Kriegsverfassung auszustellende Revers zu⸗ gefertigt und derselbe angewlesen wurde, künftig seine Berichte un⸗ mittelbar an den Militair-Ausschuß zu richten.

Verschiedene Anzeigen des Oberbefehlshabers des 7. und 8. Armec-Corps über die Sperationen der Truppen im badischen Ober⸗ lande wurden verlesen, bei welcher Gelegenheit der badische Gesandte sich anerkennend über die Treue, den Eifer und die Tapferkeit der operirenden Bundestruppen aussprach.

Der nassauer Gesandte zeigte au, daß die nassauer Brigade vom Obersten von Ahlefeld befehligt würde.

Der badische Gesandte zeigte an, daß die Wahlen zur National⸗ versammlung im ersten Drittheil des Monats Mai im Großherzog thum Baden würden bewerkstelligt sein; der Gesandte für Luxemburg, daß in Luxemburg und Limburg die nöthigen Einleitungen zur Vor⸗ nahme der Wahlen getroffen seien. Der österreichische Gesandte zeigte an, daß in allen österreichischen zum deutschen Bunde gehöri gen Ländern die Wahlen zur Nationalversammlung eingeleitet seien, die Abgeordneten aber vor dem 18. k. Mts, nicht würden in Frank⸗ furt eintreffen rönnen, um vesyall vie Berlegung der Eröffnung der Nationalversammlung bis zu jenem Zeitpunkte beantragt werden müsse, weil sonst Desterreich die Beschlüsse einer ohne Mitwirkung seiner Deputirten zusammentretenden Versammlung nicht als bindend aner⸗ kennen könne. Diese Anzeigen wurden dem Revisions-Ausschuß zur baldigen Begutachtung überwiesen.

Der Militair-Ausschuß erstattete über viele Militair⸗Angelegen— heiten Berichte, namentlich die Armirungskosten der Festung Mainz, die Anschaffung von Pontons für dieselbe, die Bestreitung mehrerer Ausgaben der Festung Luxemburg u, s. w. Aus Veranlassung eines Berichts der Militair-Kommission wurde die Großherzoglich hessische Regierung ersucht, unverzüglich zu bewirken, daß nicht im Widerspruch mit den S§§. 14 und 15, des Festungsreglements die Bürgerbewaffnung in Mainz unabhängig vom Festungsgouvernement ausgeführt werde, sondern die Bestimmungen jener Paragraphen ge— nau beachtet würden. Die Eingabe vieler Einwohner von Lauen burg, die Erfüllung der Bundespflichten von Seiten des Fürsten thums Lauenburg betreffend, wurde einer Kommission zur Begut achtung überwiesen, eben so eine Anzeige der hannoverischen Regie rung, daß sie auf Requisition der lauenburger Regierung Truppen zu deren Disposition gestellt habe, zum Schutz des Landes gegen innere Unruhen. .

Der hannoversche Gesandte zeigte ferner an, daß seine Regie rung die erforderlichen Vorkehrungen zum Schutz ihrer Küsten ge⸗ troffen habe, dieserhalb auch mit den Hansestädten in Benehmen ge— treten sei. .

Der luxremburgische und der mecklenburgische Gesandte zeigen an, daß ihre Regierungen der Aufforderung des Bundes gemäß die Ausfuhr der Pferde verboten hätten. ö

Der badische Gesandte beantragte eine, wenn auch nur proviso⸗ rische Festsetzung angemessener Bestimmungen bezüglich der für die Verpflegung von Bundestruppen in anderen Bundesstaaten zu leisten⸗ den Vergütungen, welcher Antrag einer Kommission zur Begutachtung überwiesen wurde. Dasselbe wurde hinsichtlich einer Eingabe des Ausschusses des Vereins für die Leitung der Auswanderung beschlossen, worin“ dieser Ausschuß bat, die Bundesversammlung möge sich mit ihm wegen Beförderung der nationalen Zwecke des Vereins in Be⸗ nehmen setzen.

Eine gleiche Beschlußnahme erfolgte auf einen Antrag der bayersschen Regierung wegen Verschaffung der erforderlichen Näume zur Kasernirung der Besatzungstruppen in Ulm auf Kosten des Bundes.

Ein und vierzigste Sitzung der deutschen Bundes

Versammlung vom 26. April 1848.

Nachdem die sämmtlichen Bundesregierungen unterm 7. April aufgefordert worden waren, die Wahlen der Abgeordneten zur kon⸗ stituirenden Versammlung so zu beschleunigen, daß wo möglich die Sitzungen derselben am 1. Mai beginnen können, und nachdem durch Bundesbeschluß vom 14. April sämmtliche Regierungen ersucht wor⸗ den waren, sogleich Nachricht darüber zu geben, zu welchem Zeit punkt bei dringend zu empfehlender Beschleunigung die Wahl der Nationalvertreter vollendet sein werde; so haben unterm 20. und 26. April die Regierungen mehrerer Bundesstaaten, deren Abgeord= nete zwei Drittheile der Gesammtzahl bilden, angezeigt, daß die Abgeordneten dieser Länder nicht bis zum 1. Mai, sondern erst acht Tage bis drei Wochen später hier werden eintreffen können. Hiernach hat sich also abgesehen von dem Umstande, daß die Einrichtungen des Sitzungslocals ebenfalls erst später fertig werden die Unmöglichkeit heransgestellt, die Sitzungen der Nationalversammlung am 1. Mai zu eröffnen. Nach den ein⸗ gegangenen Anzeigen der Regierungen ist dieselbe jedoch gleich

nach der Mitte des Mai möglich, und die Bundesversammlung be— schließt daher: diejenigen Regierungen, in deren Landen die Wahlen nicht schon früher vollendet sein können, aufzufordern, dieselbe in der Weise zu beschleunigen, daß die Sitzungen der Nationalversammlung am 18. Mai beginnen können, und demgemäß die sämmtlichen Negie— rungen zu ersuchen, alle gewählten Abgeordneten einzuladen, sich spä— testens bis zum 18. Mai in Frankfurt einzusinden.

Auf eine Mittheilung des Fünfzigerausschusses, daß es wün— schenswerth sei, daß in keinem Bundesstaate die Annahme der Wahl zur konstituirenden Versammlung von einer Regierungserlaubniß abhängig gemacht, daß ferner während der Dauer der konstituirenden Versammlung die Landtage der einzelnen Staaten vor der Beendigung des Verfassungswerks in Deutschland nicht berufen werden möchten, wird beschlossen:

die Bundesregierungen auf diese Wünsche aufmerksam zu machen.

Es wird Anzeige gemacht von der Ernennung des Oberappella tionsgerichtsraths Br. Cucumus als Vertrauensmann für Baiern,

Nachdem der K. Hofrath, Ritter von Weißenberg seine Stelle als Kanzleidirektor und Protollführer der Bundesversammlung nieder gelegt hat, wird auf den Antrag des Präsidialgesandten der K. Lega tionsrath, Freiherr v. Thierry, mit diesen Functionen beauftragt.

42. Sitzung der deutschen Bundesversammlung

vom 27. April 1848.

In der heutigen Sitzung der Bundesversammlung hatten sich die Vertrauensmänner eingefunden, um den von ihnen ausgearbeiteten Entwurf einer Verfassung für Deutschland zu überreichen und das hiezu von Professor Dahlmann gefertigte Vorwort zu verlesen.

Sie erklärten hierbei, daß sie beabsichtigten, jenen Entwurf nebst diesem Vorwort als ihr der Bundesversammlung übergebenes Gutachten baldigst durch den Druck zu veröffentlichen, welches Vor haben die Bundesversammlung nicht beanstandet. Jedoch behielt sich die Bundesversammlung vor, nunmehr den Entwurf selbst erst zu prüfen, und weitere Beschlüsse dem Resultat dieser Prüfung gemäß zu fassen.

Tie Bundesversammlung eröffnete zugleich den, Vertrauens männern, daß sie wünsche, es möchten dieselben fernerhin hier anwe send bleiben, um der Bundesversammlung in den geeigneten Fällen, insbesondere bei der Verhandlung über den von ihnen eingereichten Verfassungsentwurf beiräthlich sein zu können.

Von' herzoglich nassauischer Seite wurde angezeigt, daß bereits nahe über 3406 Mann nebst 8 Geschützen in Folge der badischen Requisition ins Großherzogthum Baden eingerückt, beziehungsweise einzurücken im Begriffe seien.

Vom Militair-Äusschuß wurden verschiedene Berichte erstattet.

Die herzoglich sächsische Regierung zu Gotha brachte den Ent wurf einer neuen Verfassung für das Herzogthum Gotha zur Kennt nißnahme der Bundesversammlung und ließ anzeigen, daß die Wah len zur Nationalversammlung in den Herzogthümern Gotha und Coburg bis zum 1. Mai beendigt sein würden.

Der Gesandte der provisorischen Regierung für, Holstein bean tragte die Aufnahme des Herzogthums Schleswig in den deutschen Bund, welcher Antrag einer Kommission zur Begutachtung überwie sen wurde.

Der preußische Gesandte theilte einen Bericht des Generals von Wrangel d. d. Schleswig, 23. April mit, wornach die preußischen Truppen siegreich vorgerückt waren und die Stadt Schleswig besetzt hatten.

X Frankfurt a. M., 26. April. Der Funfziger⸗Ausschus hielt gestern zwei öffentliche Sitzungen, in welchen verschiedene Be schlüsse gefaßt wurden. Unter Anderem wurde eine aus zwei Mit gliedern, Kuranda und Wächter, bestehende Deputation nach Böhmen gesendet; sie reiste schon gestern Abend ab, um ein Interesse der deut schen Sache zu wirken. Auf die Mittheilung des Präsidenten von Soiron über den Zustand der Dinge in Baden wurde auf den von Reh gestellten Antrag beschlossen, nochmals eine Proclamation an das badische Volk zu erlassen und ihr eine von Biedermann bean tragte zustimmende Erklärung an die badische Regierung beizufügen. Auch an die Tyroler soll eine Proclamation ergehen, damit sie we nigstens sehen, daß Deutschland für sie Sympathie hege.

Gestern Vormittag rückte in dem nahen Bockenheim ein Baꝛtail lon des kurhessischen Aten Infanterie⸗Regiments ein und wurde freu dig empfangen. Ein trauriger, Vorfall ereignete sich leider dabei⸗ Ein schlechtes Subjekt Bockenheims schoß aus einem Nachbarhofe ei nen in einem Wirthsgarten ruhig sich erholenden jungen Soldaten von 22 Jahren meuchlings nieder, so daß er schwerlich davonkommt. Das Volk wollte den Mörder seiner Wuth opfern, und nur mit Mühe wurde er ihm entrissen.

XX Frankfurt a. M., 27. April. Wie heuͤte Morgen versichert worden, so ist in Mannheim die gestern dort angeblich in ernster Weise gestörte Ruhe der Stadt vollkommen wiederhergestellt und der Redackeur der Mannheimer Abend⸗Ztg., Grohe, ver haftet worden.

Heute Morgen passirten ein kurhessisches Infanterie Regiment, ein Jäger-Bataillon, ein Husaren-Regiment und eine halbe Batterie auf dem Marsche nach Baden hier durch.

Der Funfziger-Ausschuß beschloß gestern, die Entscheidung über die Polenfrage dem Parlament zu überlassen.

XX, Frankfurt, 27. April. In den heutigen Sitzungen des Sechsundfunfziger-Ausschusses war auf der Tagesordnung die Berathung über die Diktatur (die Vermehrung der Bundesversamm lung durch drei Mitglieder, welchen die exekutive Gewalt anvertraut werden soll 2c. ). Es hatten sich fast alle Mitglieder als Redner ein geschrieben, und die Debatte war namentlich Nachmittags sehr leb haft. Die meisten Redner sprachen sich für den Kommissionsantrag aus und waren von der Nothwendigkeit durchdrungen, daß die ere kutive Gewalt des Bundes gestärkt werden müsse, da die Umstände so schwieriger Natur geworden. Der Kommissionsantrag auf Exrich tung einer exekutiven Centralgewalt beim Bunde wurde mit 23 gegen 15 Stimmen angenommen. Oesterreichische Monarchie.

Botzen, 21. April. (A. 3.) Ein so eben ausgegehenes Bül letin enthält folgende Nachrichten vom Kriegsschauplatze in Italien und Südtyrol vom 18., 19. und 20. April: ö

Laut Nachrichten vom 18. und 19ten d. M. standen die Pie montesen noch immer hinter dem Mincio. Am 18. war der ganze Rayon von Lazise bis Garda, Rivoli und Caprino frei von Insur⸗ genten. In Bstiglia stand eine Abtheilung n hen Freischaaren, welche Ponte Molina abgetragen und die Straße stark verbarri⸗ kabirt hatten. Eine aͤhnliche Schagt (43 300M Mann mit 2 Kanonen) stand nicht ferne von Legnago im Schlosse Bevilacqua. Die Gegend von Lonigo und Gologna war am 18. ganz frei. vom Feinde. Ein großer Theil der dort susammenger gtte ken IJleischaa⸗ ren soll sich nach Vicenza gezogen haben, während die Vicentiner dem Vernehmen nach gegen Palma sich in Bewegung setzten. Zu Varone bei Niva siel am 18ten d. M. ein Gefecht vor. Eine Insurgentenschaar, beiläufig 600 Mann stark, rückte von Ballino

nach Tenno. Als dies dem Truppen⸗KWommandanten in Riva gemeldet worden, brach er sogleich auf und postirte seine Streitkräfte an solchen Stellen, wo die Aufständischen vorbeikommen und einen nachdrücklichen Empfang erfahren mußten. Unsere Truppen, bestehend aus einer Kom⸗ pagnie Schwarzenberg Infanterie und einer Kompagnie des dritten Ba⸗ taillons Kaiserjäger, griffen den Feind bei seinem Anmarsche so kräftig an, daß er sogleich in Verwirrung gerieth und sein Heil in wilder Flucht suchte. Eine Abtheilung der Freischärler warf sich in ein nahes Ge⸗ bäude, welches aber, von unsern Tapfern erstürmt, das Grab der Insur⸗ genten wurde. Es blieben von denselben 16 Todte, eine bedeutende An—⸗ zahl wurde verwundet. Wir verloren einen Kaiserjäger und hatten zwei Verwundete. In Stenico befanden sich bei 1200 Insurgenten; unter ihnen eine Amazone, Gräsin Pallavicini aus Brescia. Major Scharin⸗ ger von Schwarzenberg-Infanterie, welcher mit seiner Truppenkolonne am 19. d. M. einen Angriff auf Stenico machen sollte, sticß im Vor⸗ rücken dahin bei Sclemo auf die Insurgenten. Ein heftiges Gefecht ent⸗ spann sich; Sclemo ward mit Sturm genommen, 19 Aufständische blie

ben auf dem Platze; die übrigen wurden nach Stenico zurückge

worfen. Von unsern Truppen sind 2 Jäger verwundet, von Schwar⸗ zenberg-Infanterie 1 Unteroffizier getödtet und einige Mann ver⸗ wundek. Den 20. d. M., 10 Uhr Vormittags, von welchem Zeit⸗ punkt der Bericht datirt ist, standen sämmtliche Truppen wieder im Gefecht, und waren freudig bewegt, daß sie auf Gegner gestoßen, die ihnen Stand hielten. Das Kastell in Stenico war mit 500 Mann, der Ponle delle Arche ebenfalls mit einem starken Haufen besetzt. Beständiger Regen erlaubte nur von der Stoßwaffe Gebrauch zu machen. Der Ausgang wird, sobald die Kunde davon eintrifft, be

kannt gemacht werden. Inzwischen hatte Oberst v. Melczer, welcher mit 25 Kompagnien Tirolerjägern und Großherzog Baden Infan⸗ terie nebst 2 Geschützen am 19. d. M. gegen Cles vorrückte, das Nonsthal entwaffnet. Der Markt Cles selbst war von ungefähr 150 Insurgenten besetzt, die bei dem Herannahen der Tirolerjäger, denen sich unsere braven Landesschützen angeschlossen hatten, gegen Malé zu bir Flucht ergriffen. Eles wurde entwaffnet, die österreichischen Fahnen und Wappen wieder aufgestellt und den Bewohnern das Ver⸗ sprechen der Treue abgenommen. Zwei Dellago, Vater und Sohn, bie wohlhabendsten Besitzer von Cles, wurden ergriffen; der Sohn, Doktor der Rechte und vor kurzem erst aus Mailand angekommen, mit den Waffen in der Hand, der Vater, gründlich beschuldigt, für die Insurgenten geworden zu haben. Ein Detachement des braven Botzener Freiwilligencorps brachte die Gefangenen am 20sten Vor⸗ mittags hieher, von wo eine Abtheilung der diensteifrigen National— garde sie nach Briren weiter transportirte. Noch an demselben Abend wendete sich Oberst von Melezer mit seinen Truppen gegen Mall, um diesen Heerd der Empörung zu züchtigen. Unfern dieses Srtes' wurden seine Vorposten den 206sten d. M. mit Flintenschüssen empfangen, und 5 600 Insurgenten schickten sich unter dem Läuten der turmglocken und dem Rufe: Viva !l'ltalia! zum Angriff an. Oberst v. Melczer' sendete ihnen unter dem Schutze seiner 2 Geschütze einige Tirailleurs entgegen, Hauptmann Bonn mit den Jägern und Landes schützen umging indeß Mals. Sol bedroht entflohen die Insurgenten nach längerem ganz erfolglosen Schießen gegen die Höhen. Unsere Jäger und Schützen hatten ihnen einen Verlust von 15 20 Todten Beigebracht. Die Verwundeten waren von den Fliehenden mitge⸗ schleppt worden. Unsere Truppen, die nicht einen einzigen Mann verloren, besetzten Malt, welches ein großer Theil der Einwohner und alle erklärten Theilnehmer der Insurrection verlassen hatten, darunter der hauptsächlichste Förderer der Empörung, Tuäddei, ein Bürger von Malt. Sein Haus war an Thüren und Wänden mit Proflamationen und Aufrufen zur Republik bedeckt, mit Waffen und Munition aller Art angefüllt, und in der That der Hauptsitz der Insurgenten gewesen. Nachdem die erschöpften Truppen einige Rast Fenossen hatten, zog ein Theil derselben mit fünf erbeuteten Fahnen nach Eles zurück, wo sie noch denselben Tag um 7 Uhr Abends eintrafen.

Botzen, 22. April, früh. Zufolge neuer Nachrichten sind die Insurgenten gegen den Tonale, dann von Stenico nach Tione, von Riva bis Condino zurückgeworfen, haben gestern (21. d. M.), an 2009 Mann stark, mit vielen Verwundeten Tione geräumt), und sind über Contino nach Lodron zurückgegangen. Die Nachricht von der Uebergabe der Festung Peschiera ist eine Erfindung. Peschiera be findet sich unter dem Befehle des tapferen Generals Baron Rath

von dem Ottochaner Gränzinfanterie-⸗Regimente besetzt. 2. April. (A. 3.) Heute ist folgende in italienischer Sprache gedruckte Bekanntmachung des Kreisamts erschienen: „Es wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß nach einer so eben eingegangenen Mit⸗ theilung des Kaiserlichen Militair⸗-Kommando's kein Mann von den eingedrungenen italienischen Insurgentenhaufen, vielleicht ein oder das andere Indivduum am Fuße des Tonale ausgenommen, heute mehr auf tyrolischem Boden weile.“ Krakan, 25. April. (Schles. Ztg.) Heute fand vor dem Hause des Hof-Kommissars Krieg ein großer Auflauf statt. Die Po len verlangten die Aufhebung der Verordnung vom 22. April, be⸗ treffend das Verbot des Eintritts der Emigranten in die österreichi schen Staaten. Der bedrängte Beamte gab endlich nach. Als man aber ferner weitere Lieferung von Waffen verlangte, wies Krieg die

petenten an den Feldmarschall-Lieutenant Castiglione. Dieser jedoch

wies nicht nur dieses Ansinnen entschieden zurück, sondern erklärte abermals die von Krieg zurückgenommene Verordnung in Kraft. Da man hierüber Unzufriedenheit äußerte, ließ er die Rädelsführer grei⸗ fen und zur Haft bringen.

Krakau, 26. April, Abends 11 Uhr. (Bresl. Ztg.) Oester⸗ reichische Soldaten besetzten heute die Werkstatt des aus Frankreich zurückgekehrten Schmieds Müller, nahmen die dort vorgefundenen, nur eben angefertigten Piken und Sensen in Beschlag und wollten

sich mit diesen Fund aufs Schloß zurückziehen, als Polen sich auf sie

stürzten und einen Theil der Waffen erbeuteten. Es blieben beider— seits einige Mann. bei diesem Scharmützel. Die Lärmschüsse sielen sofort vom Schloß, und die auf der nahen Blonja versammelte Na⸗ tional-Garde rückte auf den Markt hin, woselbst große Militairmassen bereits aufgestellt waren und sofort ein anhaltendes Feuer eine Stunde lang auf die fast unbewaffnete Volksmenge eröffne ten. Diese behielt aber dennoch den Platz, und das Militair zog sich auf das Schloß zurück, von wo aus mehrere Brandraketen in die Stadt geschleudert wurden, die an zwei Orten zündeten, indeß keinen besonderen Schaden verursachten. In wenigen Minuten waren zahllose Barrikaden in den zum Ringe führenden Straßen von den in ö . ,, nd, 3; . 7 . 6 sc werlich hätten nommen wer rend dessen, wie ic k. 6 , . a ?, ? uf ga n n, n. Generals Gebiete zu veranlassen 1 , 1 dem dieselben die Stadt . u . eb, Genüge geschah, in⸗ Gefahren des sonst . 67 n e Wnwesen bet mg den are nn nch 9 . ombardements aussetzen wollten. , beiden Seiten zusammen gefallen sein. In der Stadt ist bis auf lärmend umherziehende Rotten eine be sondere Aufregung bis jetzt um 12 Uhr Nachts nicht zu verspüren.

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Krakau, 27. April. (D. A. 3.) Wir haben einen blutigen Kampf gehabt. Der Aufstand begann Len um 4 Uhr. Als der durch seine Menschenfreundlichkeit und Langmuth allgemein beliebte Ober- Kommandant, Graf Eastiglione, an der Spitze der Generale das Volk mit väterlichen Worten zur Nuhe mahnte, erhielt er von Fenstern aus 3 Schüsse ins Gesicht; in diesem Augenblick übernahm General Moltke das Kommando und ließ feuern. Bas Blutbad war fürchterlich, die Stadt ward 3 Stunden lang beschossen, bis Parla⸗ mentaire kamen und um Gnade baten. Die Stadt kapitulirte nun, die Insurgenten und polnischen Emigranten, deren größere Zahl am Platze geblieben, streckten die Waffen und flohen aus der Stadt. Das Leben des Grafen Castiglione soll nicht gefährdet sein. Das Militair hat 10 Todte und 40 Verwundete. Jetzt ist vollkommene Ruhe.

Frankreich.

Paris, 24. April. Paris, ganz Frankreich, athmen heute et⸗ was freier. Der große Wahlakt in den 278 pariser Sectionen ist bis auf einige Nachzügler, die noch bis heute Abend 10 Uhr überle⸗ gen dürfen, wen sie wählen wollen, auf keine ernste Weise gestört worden. Auch in den Departements sind bie Wahlen, den telegra—⸗ phischen Depeschen zufolge, ohne wesentliche Störung vorüberge⸗ gangen.

Paris, 25. April. Gestern Abend Schlag 10 Uhr wurden die Wahlurnen geschlossen, versiegelt und unter starker Bedeckung in das Stadthaus gebracht. Dort wird, laut einer Verordnung im heutigen Moniteur, in Gegenwart sämmtlicher Maires am 2s5sten d. die Enthüllung des Stimnigeheimnisses stattfinden. Gestern und heute findet eine allgemeine Volkszählung statt. Wenigstens schrie⸗ ben Polizei⸗Beamte alle Personen mehrerer Stadtbezirke auf.

Paris, 26. April. Wegen verbreiteter Gerüchte durchzogen in der verflossenen Nacht zahlreiche Patrouillen und Nationalgarde⸗ Abtheilungen die Stadt. Unter Anderem hieß es, Ledru Rollin habe sich mit der provisorischen Regierung in Masse überworfen und sich zu den Arbeitern geflüchtet. Dagegen wird berichtet, das Wahre an der Sache sei, daß Ledru Rollin allerdings den Vorschlag gemacht habe, drei seiner Ober-Beamten bei der Stimmzählung beiwohnen zu lassen, daß aber Marrast erklärte, seine munizipalen Vorsichts⸗ maßregeln würden vollständig genügen, und daß nach kurzem Wort— wechsel die Sache beigelegt würde.

Der Abmarsch einiger Abtheilungen der mobilen National-Garde in die nordöstlichen Provinzen ist bereits erfolgt. Ihre Garnisons⸗ plätze sind noch unbestimmt.

Diesen Vormittag hat sich der Gesandte der nordamerikanischen Freistaaten zur provisorischen Regierung ins Stadthaus begeben und die französische Republik ofsiziell anerkannt. Lamartine hielt dabei eine Rede, aus welcher man entnimmt, daß die Tendenz der provi⸗ sorischen Regierung fortdauernd auf Erhaltung des Weltfriedens hingeht.

Ein Regierungs-Dekret erhöht die Thorsteuer auf feine Genüsse, als: Trüffeln, Wildpret, Geflügel, gute Fische, Austern und derglei— chen, auf einige Artikel bis 80 Cent. für das Pfund.

Ein andéres Dekret bewilligt der Straßburger Eisenbahn-Gesell— schaft 2,900, 000 Fr. zur Vollendung der Strecke zwischen Hommar⸗ ting und Straßburg.

Ein drittes schreibt die Kleidung der Lyoceen und Normalschulen vor. Die Zöglinge dieser Anstalten haben sich künftig an zwei Tagen in der Woche in den Waffen zu üben, militairische Exercitien zu machen und die Turnkunst fleißig zu tzeiben, wie es unter Napo— leon geschah.

Ein viertes Dekret befiehlt, die Kleinkinder⸗Bewahranstalten küns⸗ tig Mutterschulen zu nennen und verspricht ihnen eine bessere Ein richtung.

Paris, 27. April. Paris und seine Umgegend (Seine -De partement) haben, nach Angaben, die für ziemlich zuverlässig gehalten werden, folgende hinlänglich bekannte Männer in die National- Ver sammlung gewählt: 1) Lamartine, 2) Dupont, 3) F. Arago, 4) Marrast, 537 Garnier Pages, 6) Marie, 7) Beranger, 8) Cremieux, 9) Carnot, 10) Bethmont, 11) Duvivier, 12) Lasteyrie, 13) Vavin,

) Bu 15) Recurt, 16) Cavaignac, 17) Penpin, Arbeiter, 18)

chmit, Arbeiter, 20) Perdiguier, Arbeiter,

2) Lamennais, 23) Caussidiere, 24) Cormenin, 265)

Arbeiter, 27) Flocon, 28) Louis Blanc.

solute Stimmenmehr. 29) Bastide, 30) Goud

eiter, 32) Vellu, Arbeiter, 33) Danguy, Ar

ngers, 35) Wolowski, 36) Garnon, 37)

d, 39) Coquerel, protest. Pfarrer, 40) Berger,

nmenmehr, d. h. nach Jenen die meisten Stimmen

morgen Abend kein definitives Resultat mel⸗

den, da gen früb 38 Uhr die Zusammentragung der Sec⸗

tions-Stimmlisten im Beisein von achthundert Sections⸗Abgeordneten

; le s Stadthauses erfolgt. Die Theilnahme am

zer a anfangs vermuthet hatte. Aus Paris,

Sceaux un „Denis, die das Seine-Departement bilden, sind nahe

an 260,000 immlisten in den Urnen vorhanden, deren Entzifferung

volle drei Tage e Cabet, Raspail, Blanqui zählen durch

schnittlich etwa hundert Stimmen per Arrondissement oder Wahl⸗—

Bezirk und haben also wenig Aussicht, im Seine⸗-Departement ge

wählt zu werden. Cabet ist, heißt es, vorgestern nach Lyon gereist,

von wo er morgen zurückerwartet wird. So viel man bis jetzt beur⸗

theilen kann, scheinen in ganz Frankreich die Wahlen im gemäßigten Sinne ausgefallen zu sein.

Berichtigung: Im gestrigen Artikel Paris ist Z. 8 statt: „eine Nacht für die Bevölkerung“ zu lesen: eine Last für die Be⸗ völkerung.

Sroßbritanien und Irland.

London, 25. April. Der preußische General⸗Konsul in Lon⸗ don, Herr Hebeler, macht heute bekannt, daß er Auftrag von der preußischen Regierung erhalten habe, alle preußischen Schiffe, welche sich in englischen Häfen befinden oder im Kanale angerufen werden können, vor den Gefahren zu warnen, denen sie unter den jetzigen Umständen seitens der dänischen Flotte ausgesetzt sein möchten.

In London selbst politisch wenig Neues. Dem Standard zufolge hätten die Gerichte „Schulden halber“ die chartistische Conventshalle mit Ahem was darin ist versiegelt, und es wäre somit wenig Aussicht zu neuen Sitzungen vorhanden.

Der bekannte Chartistenführer, Herr Cochrane, versuchte heute abermals, eine Demonstration des Volks gegen die Regierung hervor⸗ zurufen. Es ist ihm dies nur zum Theil gelungen, denn statt der er— warteten 150,009 Mann waren nur etwa 1000 erschienen, da ein Verbot der Regierung vorher bekannt gemacht worden war und der Regen Viele von der Versammlung zurückhielt. Die Demonstration war gegen die Armengesetze gerichtet, und es sollte dem Minister des Innern eine Petition deshalb in feierlichem Aufzuge überreicht wer— den. Sir George Grey hatte den Trafalgar - Platz mit etwa 1050 Polizei⸗-Constablers besetzen lassen, welche den Zug verhindern sollten.

Herr Cochrane und drei seiner Freunde erschienen in der That in ei⸗

nem Wagen, den ein altes lahmes Pferd zog und den die entsetzlich⸗ sten Oelgemälde über das in den Armenhäusern herrschende lend deckten. Die Polizei stellte sich dem Wagen, dem ein Volkshaufe folgte, entgegen. Cochrane pochte auf sein englisches Bürger- und Petitionsrecht. Er wolle nach Whitehall fahren und seine Petition übergeben. Die Polizei hatte nichts hiergegen einzuwenden, und Cochrane fuhr bis zum Ministerium des Innern, wo er seine Petition abgab. Damit endete die Sache. Die chartistischen Bewegungen dauern auch in den Provinzen noch fort. In Greenock kam es am Sonnabend zu einem förmlichen Kampfe zwischen Volk und Polizei, wobei Mehrere stark verwundet wurden.

London, 26. April. Die Blätter veröffentlichen einen Brief⸗ wechsel zwischen den gegenwärtig in London anwesenden dänischen Minister Herrn Orla Lehmann und den preußischen Gesandten Herrn Bunsen. Der dänische Minister beklagt sich über Herrn Bunsen, daß dieser in seiner Denkschrift an Lord Palmerston ihn als den Verfasser gewisser in der Times erschienener Briefe liber die schleswig-holsteinsche Angelegenheit dargestellt habe, welche die öffentliche Meinung in England irre geleitet hätten. Herr Bunsen hatte nämlich in seiner Benkschrift gesagt, daß das falsche Urtheil in England über die Ansprüche der Herzogthümer gegen Dänemark „durch eine dänische Korrespondenz von höchst leiden⸗ schaftlichem und persönlichem Charakter noch mehr befestigt worden seis, indem er dabei folgende Worte hinzufügte: „wir deuten nämlich auf die in der Times erschienenen Briefe hin, welche aus den stärk⸗ sten inneren Gründen für Werke Orla Lehmann's angesehen werden müssen, des Mannes, den seine einst ausgesprochenen blutigen Worte hinlänglich charakterisiren: „„laßt, uns das dänische Recht mit dem Schwerdte den Schleswig- Holsteinern auf den Rücken schreiben.““ Herr Orla Lehmann fragt nun sehr empfindlich, was den preußischen Gesandten berechtige, ihn, Orla Lehmann, als den Verfasser jener Brlefe zu bezeichnen und erklärt den ihm zugeschriebenen Aus spruch für eine Erfindung deutscher Zeitungen. Vor fünf Jahren hätte eine deutsche Zeitung davon gesprochen, Dänemark, möge es wollen oder nicht, mit Deutschland zu vereinigen. Darauf habe er denn in einer Rede sich dagegen verwahrt, daß Dänemark der Admiral⸗Staat von Deutschland werde. Sollten einige verwegene Deutsche Dänemark angreifen, so müsse man mit blutigen Worten auf ihren Rücken schreiben, daß Dänemark so wenig wie Holland sich von Deutschland werde unterjochen lassen. Von den Schleswigern und Holsteinern sei nicht die Rede gewesen. Gegenwärtig wollten die Deutschen nur den dritten Theil von Dänemark erobern, aber sie hätten ihren Plan auf ganz Dänemark nicht aufgegeben, sondern bloß auf bessere Gelegen⸗ heit' verschoben. Ber Brief schließt mit einigen Unhöflichkeits Be⸗ zeugungen. Herr Bunsen anwortet darauf unterm 21. April jene mit O. A. unterzeichneten, in der Times erschienenen Briefe hätte er aus inneren Gründen für Orla Lehmann's Werk halten müssen; es werde ihm lieb sein, zu hören, daß er sich geirrt; aber davon stände in dem empfangenen Briefe nichts. Die Worte, welche er von Orla Lehmann angeführt, hätte dieser in seiner berühmten Rede auf dem Landtage in Roeskilde gebraucht. Die ganze Presse hätte sie wenig⸗ stens damals so wiedergegeben, und Orla Lehmann hätte dagegen keinen Einspruch gethan; im Gegentheil, seine Freunde hätten sich viel ge⸗ wußt mit dieser bündigen und originellen Weise, ihre Meinung auszu⸗ drücken. Und nun wolle Hr. Orla Lehmann „aus der Erinnerung“ seine damaligen Worte berichtigen! Hr. Bunsen benutzt geschickt die Gelegen⸗ heit, um die Ansprüche Deutschlands, hinsichtlich deren im englischen Publi⸗ lum bis jetzt große Unklarheit herrschte, kurz und nachdrücklich darzustellen. 8 hn i Kanton Basel. (Fr. J.) Am 24. April Abends ist ein Kahn mit Bewaffneten durch die Stadt den Rhein hinuntergefahren. Das Truppen-Kommando hat sich dadurch veranlaßt gesehen, den rheinaufwärts stehenden Vorposten am rechten und linken Ufer Befehl zu geben, solche Schiffe anzuhalten und, wenn dieser Weisung nicht gefolgt wird, auf sie zu feuern. Kanton Basel. (Schweiz. Bl.). Basel, 26. April. Die hier und in Baselland getroffenen Maßregeln gegen Durch⸗ marsch Bewaffneter und nunmehr gegen den Waffentransport haben den Erfolg gehabt, daß ein größerer und ein kleinerer Wagen mit Waffen angehalten wurde, und daß die Kunde von diesen Maßregeln den allgemeinen Zuzug zum Stocken brachte. Viele Arbeiter sollen nun den Gedanken auf bewaffnetes Einschreiten aufgegeben haben, und sich wieder auf eine propagandistische Wirksamkeit für die Repu⸗ blik beschränken wollen.

Rom, 10. April. (N. K.) Monsignor Corboli⸗Bussi ist ge⸗ stern Abend als Commissair Sr. Heiligkeit nach dem Hauptquartiere des Königs Karl Albert abgegangen.

Gestern Vormittags 11 Uhr langte Lord Minto aus Neapel in Rom an und wird heute Abend seine Reise nach Piemont fortsetzen. Kurz nach seiner Ankunft beschied er den hiesigen englischen Konsul, Banquier Freeborn, zu sich und beauftragte ihn, sämmtlichen Bürgern von Rom bekannt zu machen: England habe weder bei der neapoli⸗ tanischen noch bei der piemontesischen Regierung auf irgend eine Art gegen die von Seiten Piemonts bereits erfolgte und von Neapel aus zu erwartende Intervention in die venetianisch⸗lombardischen Angele⸗ genheiten protestirt: es betrachte vielmehr den Einzug der Piemon⸗ tesen in die Lombardei mit Gleichgültigkeit. Es habe blos bei bei⸗

den Höfen auf die unter solchen Umständen übliche Weise durch seine

Repräsentanten über ihr ferneres Benehmen die nöthige Aufklärung

verlangt, und da diese vollkommen genügend ausgefallen sei, so bleibe

es mit England bei dem bisherigen guten Vernehmen.

Heute wird eine mit viel Tausend Unterschriften versehene Adresse Sr. Heiligkeit überreicht, in welcher man die Entfernung der beiden noch übrigen Minister geistlichen Standes, Kardinal Antonelli und Monsignor Morichini, verlangt, indem sie im Minister. Rathe fort während ein Hinderniß der Ideen der seculairen Minister seien und mithin am gewünschten Fortschreiten hemmten.

Palermo, 13. April. (A. 3.) Das Parlament hat heute beschlossen: Ferdinand Bourbon und seine Dynastie sind für immer des sicilischen Thrones verlustig. Sicilien wird sich konstitutionell regieren, und einen jtalienischen Fürsten auf den Thron rufen, sobald es seine Verfassung reformirt haben wird.

Die Allg. Ztg. meldet: „Dem Mailänder offiziellen Blatt zufolge hat der König von Neapel an Sieilien Krieg erklärt. Das selbe Blatt entnimmt aus der neuesten, uns noch nicht zugekommenen Alba, daß das Bombardement von Messina mit furchtbarem Grimme wieder begonnen habe. In Livorno ist am 16. die neapolitanische Dampffregatte „Archimedes“ mit 8 Kanonen und 1100 Mann Trup= pen, theils Freiwilligen, theils eigentlichen Soldaten, angekommen. Ein Mailänder Kriegsbülletin ist nicht erschienen. )

Spanien.

3 Madrid, 20. April. Auch an den letzten Abenden hat es nicht an Versuchen gefehlt, mittelst hingeworfener Petarden, ab- gefeuerter Schüsse u. s. w. die überall aufgestellten Wachen zu necken und die Truppen nicht weniger als den friedlichen Theil der Einwohner