1848 / 38 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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durch das anomale Verhältniß herbeigeführt habe, e,. 2 ren anzugehören: einmal deutsches Bundesland, dann nie 2 is 3 Provinz zu sein und gleichzeitig Abgeordnete zur . ö . . Versammlung und zu den Deneralstaaten im Haag si ö. zu müssen; Limburg wünsche deutsches Bundesland n ö . ie . Jahre 1840 ausgesprochene Vereinigung mit den Niederlanden werde als eine illegale betrachtet, da hierzu eine Bestimmung der betreffen⸗ den Staats- Angehörigen nicht erfolgt sei. Auf diese i gründet Freiherr; von Scherpenzeel den Wunsch: „Die National⸗ Versammlung möge das Herzogthum Limburg sür deutsches Bundes⸗ sand erklären und dasselbe gegen eine Betheiligung an niederländi⸗ schen Staats- Ausgaben, namentlich des Budgets für Schulden, Krieg, Marine, Kolonieen und auswärtige Departements schützen.

Zur Beurtheilung und Begutachtung dieses Antrags wird es er- forderlich, des geschichtlichen Hergangs der Einverleibung Timburgs in den deutschen Bund in der Kürze zu erwähnen: In. Folge der mehrjährigen, londoner Verhandlungen (1831 1835) und der dadurch bedingten Abtretung eines Theils von Luremburg an Belgien war als Ersatz für diese Territorial-Vermin— derung des deutschen Bundes Limburgs Einverleibung in letzteren zu⸗ gesagk worden. Die bundestägige 3 stimmung zu diesem Austausch wurde durch Beschluß vom 18. August 1836 im Allgemeinen ausge⸗ sprochen, dabei aber bemerkt, daß die nähere Ermittelung und Fest⸗ stellung der dem Bunde im Limburgischen zu gewährenden Gebists- Entschädigung Sache einer besonderen Unterhandlung zwischen dem Bunde und dem König der Niederlande sein solle. Letzterer erfolgte und auf deren Grund in der Bundestags⸗-Sitzung vom 3, Sep tember 1839 die niederländische Erklärung, „daß Se. Majestät der König der Niederlande an die Stelle des durch den Art. II. des londoner Vertrags abgetretenen Theil des Großherzog⸗ thums Luxemburg mit dem ganzen Herzogthum Limburg dem deutschen Bunde beitreten wolle“, jedoch mit dem Honbeh alt: „das Herzogthum Limburg, unter dieselbe Verfassung und Ver⸗ waltung mit dem Königreich der Niederlande zu stellen“, wo⸗ mit der Zasicherung verbunden wurde, „daß dieser Umstand die An⸗ wendung der deutschen Bundes-Verfassung auf das erwähnte Herzog— thum in keiner Weise hindern solle.“ Diese Erklärung wurde ange⸗ nommen und darauf in derselben Sitzung folgender bundestägiger Be⸗ schluß gefaßt: Mayer, Staats Akten des deutschen Bundes. S. hi 1 3. „So wie daher der deutsche Bund von nun an das Herzogthum Lime burg als zum Bundesgeblete betrachten wird, so bleiben auch dem nunmehrigen Großherzogthum Luxemburg und Herzogthum Lim= burg kollektiv alle diesenigen Rechte und Vorzüge vorbehalten, welche bisher mit dem Großherzogthum Luxemburg allein ver⸗ bunden waren. Belangend das matrikularmäßige Verhältniß für Maunnschaftsstellung und Geldleistungen, so ist dasselbe verfassungsmäßig durch die von den Bundesgliedern angegebene Volkszahl bedingt, und es wird daher nach dem von Sr. NMajestät dem König Großherzog in der Erklärung vom 16. August 1839 an; gegebenen Zahlenverhältniß der Bundesmatrikel berichtigt werden.

Die Bundes-Versammlung findet übrigens in der Erklärung Sr. Majestät, daß, unbeschadet der mit dem Königreich der Niederlande gleichen Verfassung und Verwaltung des Herzogthums Limburg, die Anwendung der Bundesgesetze auf das Herzogthum Limburg in keiner Weise beeinträchtigt werden solle, die sicherste Bürg⸗ schaft dafür, daß die Weisheit Sr. Königlichen Majestät, Maß- regeln treffen werde, welche geeignet sind, den Unzukömmlichkeiten

vorzubeugen, die sonst möglicherweise aus diesen Verhältnissen ent⸗ stehen könnten. Abgetretene Bevölkerung in Lureniburg: in,. überwiesen in Limburg: 147,527. Durch diese Erklärungen und Be⸗ schlüsse finden sich die staagtsrechtlichen Verhältnisse des Herzogthums Limburg festgestellt, ohne daß darin durch die Bestimmungen der re⸗ vidirten Verfassungs⸗Urkunde vom Jahre 1818 eine Veränderung hätte bewirkt werden können; der hierher gehörige Art. J. der fraglichen Urkunde lautet so: Das Königreich der Niederlande besteht aus fol⸗ genden Provinzen: Nord⸗Brabant, so wie aus dem Herzogthum Lim= burg, mit Vorbehalt der Beziehungen des Herzogthums mit dem deutschen Bunde. Bei diesen Bestimmungen hat es bis zum Jahre 1848 sein ungestörtes Bewenden gehabt; das Herzogthum Limburg wurde nebst Luxemburg durch den Königlich niederländischen Gesand⸗

ten am Bundestage vertreten und leistete seine matrikular⸗ mäßigen Beiträge, während es aber auch andererseits durch

Abgeordnete bei den Generalstaaten an der niederländischen Verfassung und Verwaltung fortwährend Antheil nahm. Ueber die zur hiesigen National-Versammlung in allen Bundes landen angeord⸗ neten Wahlen liegen zwei Königlich niederländische Dekrete vom 28. April d. J. vor, mittelst deren zur Bewirkung dieser Wahlen beson⸗ dere Kommissarien ernannt und dann in einer Art vollzogen wurden, die zu keiner Reclamation Veranlassung gegeben zu haben scheint. Geht man nach Darlegung des seitherigen Sachverhältnisses zur Be⸗ urtheilung des vom limburger Abgeordneten ausgesprochenen Wun⸗ sches über, „daß die deutsche National Versammlung das Herzogthum Limburg als ein vom Königreich der Niederlande, abgesondertes deut⸗ sches Bundesland erklären und namentlich seiner sinanziellen Beziehung zu Ersterem entbinden möge“, so wird dabei zwischen den jetzt be⸗ stehenden staatsrechtlichen Verhältnissen und denjenigen zu unter scheiden sein, die künftig zwischen dem Herzogthum Limburg und einem neuen deutschen Bundesstaat stattsinden werden; allein ohne dem letzteren irgend zu präjudisiren, wird nach unserer Ansicht die vorliegende Frage nur nach dem jetzt bestehenden Zustand zu beurtheilen und auf eine doppelte Unterlage zu begründen sein: „einmal, auf die Erklärungen und Beschlüsse, in deren Folge das Herzogthum Limburg Bestandtheil des deuischen Bundes wurde, und dann auf das analoge Verhältniß einiger anderer Bundesstaaten.“ In der Erklärung dis Königs der Niederlande vom 5. September 1839 heißt es, „daß Se. Majestät mit dem ganzen Herzogthum Limburg dem deutschen Bunde beizu⸗ treten beabsichtige, jedoch mit dem Vorbehalt, ersteres unter dieselbe Verfassung und Verwaltung mit dem Königreich der Niederlande zu stellen.“ Damit wurde die Zusicherung verbunden, daß dieser Umstand die Anwendung der deutschen Bund es⸗-Verfassung auf das erwähnte Herzogthum in keiner Weise hindern solle. In dem darauf folgenden gleichzeitigen Bundesbeschluß wurde diese Erklärung angenommen und da⸗ bei die Erwartung ausgesprochen: „die Bundes-Versammlung findet übrigens in der Erklärung Sr. Majestät, daß, unbeschadet der mit dem Königreich der Niederlande gleichen Verfassung und Verwaltung des Herzogthums Limburg, die Anwendung der Bundesgesetze auf das Herzogthum Limburg in keiner Weise beeinträchtigt werden solle, die sicherste Bürgschast dafür, daß die Weisheit Sr. Königlichen Ma—= jestät Maßregeln treffen werde, welche geeignet sind, den Unzukömm— lichkeiten vorzubengen, die sonst möglicher weise aus diesen Verhältnissen ent- stehen könnten.“ Nach Maßgabe dieses vertragsmäßigen Uebereinkommens ist das staatsrechtliche Verhältniß des Herzogthums Limburg allerdings ein doppeltes: einmal als Bestandtheil des deutschen Bundes, und dann als Bestandtheil des Königreichs der Niederlande; allein die Erwartung, daß die deshalb von der niederländischen Regierung zu treffenden Einrich= tungen eine angemessene Vereinigung dieser doppelten Beziehungen bezwecken werde, scheint sich verwirklicht zu haben, indem nach den darüber eingezo⸗ genen Erkundigungen während der vergangenen acht Jahre dieser Zustand ungestört fortgedauert und zu öffentlichen Beschwerden und en ne , keine Veranlassung gegeben hat. Analogisch wird aber

212 auch die Statthaftigkeit eines solchen Verhältnisses dadurch beurkun⸗ det, daß in Dänemark, Preußen und Oesterreich Gleiches stattfand und zum Theil noch stattsindet. Denn die Länder dieser drei Staa⸗ ten gehörten zeither nur theilweise zum deutschen Bunde, ohne daß dadurch in deren Verfassung und Verwaltung irgend eine wesentliche Verschiedenheit oder Absonderung für nothwendig erachtet worden wäre. Hiernach wird nicht anzunehmen sein, daß durch die theilweise Einverleibung eines Landes in den deutschen Bund, dessen Beziehungen zur Staats-Gesammtheit aufgehoben wurden, und daß daher der Freiherr von Scherpenzeel als limburgischer Abgeordneter zwar sofort zur Theilnahme an der deutschen National⸗Versammlung zuzulassen und vom Centra Aus schuß dazu aufzufordern ist, über feinen Wunsch aber eine neue Regulirung der staatsrechtlichen Verhältnisse des Herzogthums Limburg zum Nönig— reich der Niederlande vorher ausgesprochen zu sehen, der National Versammlung Vortrag zu machen und dessen Verweisung an den betreffenden Ausschuß zu beantragen ist. Frankfurt a. M., 29. Mai 18148. Central⸗-Ausschuß für Prüfung der Wahlen.

Il. Bericht im Ramen des Central-Aussc über die Protestation in Bezug auf die Wahl Großherzogthums Posen. Erstattet von dem 2 Mittermaier. ö

Acht Abgeordnete des polnischen National-Comité's haben am 22. Mai eine Protestation gegen die Aufnahme der preußischen Ab geordneten aus dem Großherzogthum Posen in das deutsche Parla⸗ ment dem Präsidium eingereicht. Die Protestation gründet sich dar— auf, daß gegen alles Recht Theile des Großherzogthums Posen, dem deutschen Bunde einverleibt worden wären, daß diese Einverleibung eine neue Theilung Polens enthalten und eine Ungerechtigkeit gegen die polnische Bevölkerung sein würde. Dem Central-Ausschusse, wel⸗ chem in Bezug auf die Wahl-Anfechtung (gewählt sind aus dem Großherzogthum Posen die Herren Senff, Treskon, Cchert, von Sän⸗ ger, Graf Golz, Nerreter, von Schlotheim, Keist, Viebig) die Pro⸗ testation übersandt wurde, kamen zugleich von den Vorständen der Abtheilungen die Wahlakten mit Protestationen gegen, zwei Wahlen

(der Herren Senff und Viebig) zu. Auch diese Protesta⸗ tionen beziehen sich auf die angebliche Verletzung der In⸗ teressen polnischer Bevölkerung im Großherzogthum Posen. Der Central ⸗Ausschuß hatte nach den in der Geschäfts—

j

ordnung 8. 3 und 6 aufgestellten Prüfungsrücksichten die Wahlen zu prüfen. Da gegen die Legitimations Urkunden keine Einwendungen zu machen waren, da die Wahl Anfechtungen weder das Wahlverfah— ren noch die Eigenschaften der Wähler betreffen, so konnte der Cen— tral-Ausschuß die sormelle Gültigkeit der Wahlen der bezeichneten Abgeordneten nicht beanstanden. Der eigentliche Aufechtungsgrund liegt nun darin, daß aus dem Großherzogthum Posen keine Abgeord⸗ neten zur National⸗-Versamm ung gewählt werden konnten, weil die Protestaten die Rechtmäßigkeit der Entscheidung bestritten, die das Großherzogthum zum deutschen Bunde zählte. Der Central⸗Ausschuß erkannte jedoch bald, daß die hier zu entscheidende, Vorfrage nicht zu seinem Wirkungskreise gezogen werden könne. Die Frage, die eine hohe staatsrechtliche Bedeutung hat, steht im, Zusammenhange eben so mit dem Schutze der polnischen Nationalität, als mit dem uns noch tiefer berührenden nächsten Interesse, die Nechte der deut⸗ schen Bevölkerung im Großherzogthum Posen zu schützen, unseren beutschen Brüdern die Befugnisse der Vertretung bei der National⸗ Versainmlung zu sichern, das wahre Verhältniß der deutschen und polnischen Bevölkerung im Großherzogthum Posen herzustellen. Für die Entscheidung dieser Frage, bei der es darauf ankommt, ob mit Recht das Großherzogthum zum deutschen Bunde gerechnet und Wah⸗ len angeordnet werden, eine Frage, auf welche sich bereits Be⸗ schlüsse des Vorparlaments, Verhandlungen des Funfziger-Ausschusses und ein Antrag des Herrn Venedey bezogen, konnte sich der Cen⸗ tral-Ausschuß nicht für zuständig ansehen, da er nur nach den Rücksichten der Geschäfts⸗-Ordnung, Wahlen zu prüfen oder den an ihn durch be⸗ sondere Beschlüsse der National-Versammlung gewiesenen Fragen zu entscheiden hat. Daß jedoch die endliche Entscheidung über die po⸗ sener Wahlen von der Entscheidung der staatsrechtlichen Vorfragen abhänge, konnte nicht verkannt werden. Der Aus schuß stellt daher den Antrag: 1) Die Abgeordneten der Provinz Posen zur Theil nahme an den Verhandlungen der National-Versammlung bis zur de—⸗ finitiven Entscheidung der Vorfrage zuzulassen; 2) die endliche Ent scheidung über die Gültigkeit dieser Wahlen bis zur Entscheidung der Vorfrage aufzuschieben; 3) die Begutachtung über die in der Prote⸗ staͤtion angeregten Frage über Rechtmäßigkeit der Einverleibung des Großherzogthums Posen in den deutschen Bund, über die Befugniß, Wahlen zur Vertretung in der National-Versammlung anzuordnen, an einen der bestehenden Ausschüsse, entweder der Verfassungs⸗Aus⸗ schuß oder richtiger an den Ausschuß für völkerrechtliche und interna— tionale Angelegenheiten zu verweisen.

Preußen. Potsdam, 8. Juni. Gestern am Tten X. M. fand im Mausoleum zu Charlottenburg zum Gedächtniß des Tobes— tages Sr. hochseligen Majestät des Königs Friedrich Wilhelm III., in Gegenwart Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, so wie Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen und, der Prinzessin von Preußen und sämmtlicher hier anwesenden Mitglieder der König lichen Familie, eine gottesdienstliche Feier statt.

Berlin, 8. Juni. Das Amtsblatt des Königlichen Post⸗ Departements enthält die Verordnung, betreffend die Poꝛtofreiheit der Charpie für die verwundeten Soldaten im Posenschen; des gleichen betreffend die Aufnahme unterweges zur r ,,, der Post sich meldender Personen; desgleichen betreffend die Por tofreiheit der Geldsendungen der ausgerückten Truppen des . Armee ⸗- Corps an ihre Familienz desgleichen betreffend die Por⸗ tofreiheit der Korrespondenz der Mitglieder der, deutschen National⸗ Versammlung und der Versammlung zur Vereinbarung der preußi— schen Staats⸗Verfassung.

Dortmund, 4. Juni. (We stf. Merk.) Gestern Abends nach 11 Uhr ist Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen, aus Holland kommend, auf dem Bahnhöfe zu Oberhausen eingetroffen und dort von der aus den benachbarten Städten und Qitschaften zahlreich versammelten Bürgerwehr mit außerordentlichem Jubel sest lich empfangen worden. Nicht minder groß war der , . der Ankunft des Prinzen auf den Bahnhöfen in Essen, Herne⸗ ochum und hier, wo die Behörden der Stadt und eine große Anzahl Ein⸗ wohner, festlich geschmückt, sich mit Musik und farbigen Laternen ein⸗ gefunden haben, welche bis zur Abfahrt des Prinzen nach Hamm um zwei ein Viertel Uhr Morgens unter beständigem Vivatrufen ver⸗ weilten und dann jubelnd durch die Stadt zogen.

Wesel, 4. Juni. (Westf. Merk.) Heute Abend gegen S8 Uhr traf Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen, von Arn⸗ heim kommend, hier ein und wurde von der an dem Kommandantur⸗ Gebäude versammelten Volksmenge aufs herzlichste, mit sreudigem Hurrah⸗-Rufe begrüßt. Bei Vorstellung der städtischen Behörden

und des Ofsizier-Corps richtete Se. Königl. Hoheit folgende Worte an die Versammlung:

„Sagen Sie Wesel meinen Dank für den freundlichen Empfang, der mir hier zu Theil geworden. Es ist immer ein wohlthuendes Gefühl, wenn man in das Vaterland zurückkehrt, und es wird mir immer eine glückliche Erinnerung bleiben, daß Wesel die erste Stadt ist, wo ich mich habe aussprechen können. Den Herren ist bekannt, daß Vieles über mir gewaltet hat. Es ist schmerzlich, verkannt zu werden; nur mein reines Gewissen hat mich über diese Zeit hinweggeführt, und mit reinem Gewissen kehre ich in mein Vaterland zurück. Ich habe immer gehofft, der Tag der Wahrheit werde anbrechen, und er ist angebrochen. Es hat sich seitdem Vieles in unserem Vater⸗ lande geändert. Der König hat es gewollt; des Königs Wille ist mir heilig; ich bin sein erster Unterthan und schließe mich mit vollem Derzen den neuen Verhältnissen an; aber Recht, Srdnung und Gesetz müssen herrschen, keine Anarchie; dagegen werde ich mit meiner gan⸗— zen Kraft streben, das is mein Beruf.! Wer mich gekannt hat, weiß, wie ich immer für das Vaterland geglüht habe. Sie können sich denken, daß ich mit erschüttertem Herzen vor Ihnen stehe; um so wohlthuender ist mir dieser herzliche Empfang.“ Diese Worte kamen aus einem tiefbewegten Herzen, das sich nur dem Eindrucke des Augenblicks hingab. Das fühlten Alle, die sie hörten.

Nach diesen Worten wandte sich Se. Königliche Hoheit an den Ober⸗-Bürgermeister der Stadt und an eine Deputation, die an der Spitze einer zahlreichen Bürgerschagr aus Ruhrort auf einem festlich geschmückten Dampfboote in der Hoffnung hier eingetroffen war, Se. Königliche Hoheit in ihrer Mitte nach ihrer Stadt führen zu können, und sprach: „Seien Sie den beiden Städten die Dolmetscher mei— nes Dankes für den freundlichen Empfang!“ mit dem Hinzufügen, daß er sehr bedaure, wegen Kürze der Zeit ihrer herzlichen Ein— ladung nicht folgen zu können.

Hierauf empfing der Prinz eine Deputation der hiesigen Frei maurer-Loge auf die brüderlichste Weise. Den Damen, welche ihm bei seinem Eintritt in das Gouvernements- Gebäude den Weg mit Blumen bestreut hatten, machte er vor seiner Weiterreise nach Ober— hausen einen freundlichen Besuch in dem Empfangs-Saale und dankte ihnen mit den Worten: „Ich danke Ihnen nochmals, meine Damen. Dies sind die ersten Blumen, die mir auf vaterländischem Boden ge⸗— reicht werden, und ich hoffe, daß sie mir eine glückliche Vorbedeutung für meine Zukunft sein werden.“ Jetzt trat der Pꝛiinz freundlich grüßend auf den Balkon und wurde von dem auf dem Platze ver⸗ sammelten Volke nochmals mit einem freudigen Hurrah empfangen, welches sich bei seiner Abfahrt auf allen Straßen wiederholte.

Oesterreich. Prag. 2. Juni. Heute fand die feierliche Eröffnung des slavischen Kongresses statt. Der lange Zug der Abgeord— neten begab sich zuerst in die Tein⸗Kirche, wo der Geistliche Stulz, Redacteur eines religiösen Wochenblattes, für das Volk, vor dem Altare der Slaven-Apostel einige Worte der Weihe sprach, von da in den fest⸗ lich geschmückten Saal der Sophien⸗Insel. Die ganze Versamm— lung sang hier ein altböhmisches Kirchenlied ab, in welches die Gallerie mit einstimmte. Ritter von Neuberg hielt die Be⸗ willkommnungs - Rede in böhmischer Sprache und verkündigte die Wahl zum Starosta des Kongresses, welcher nun mit den Vorständen und Secretairen der drei Sectionen (der polnisch-ruthenischen, serbisch-illyrisch⸗kroatischen und böhmisch⸗mähri⸗ schenz die Tribüne bestieg. Nach einer kurzen Rede und der Vor⸗ lesung der Namen der auwesenden Mitglieder folgte eine allgemeine Diskussion über die Zustände der österreichischen Slaven. Die Red⸗ ner sprachen von dem Drucke, den der Slaxe bis auf, die jüngste zeit zu erleiden hatte; der Slave habe nun seine Freiheit, er habe immer für sie gekämpft, und nun, da er sie habe, wolle er sie wah ren, als sein heiligstes Gut. Die Verdächtigungen der slavischen Beftrebungen als im Solde Rußlands werden mit Entrüstung zu⸗ rückgewiesen. Man liebe den Russen als Bruder, hasse aber die rus⸗ sische Herrschaft eben so sehr. Die Versammlung wird morgen ihre Arbeiten beginnen.

öyalacks“ palacky's

2 * / . Hannover. Hang ver, , mi. (ann o v. 3tg.) Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen ist gestern aus Holland

hier angekommen und hat heute seine Reise wieder sortgesetzt.

Hohenzollern-Hechingen. (D. A. 3.) Hechingen, 5. Juni. Das Verordnungsblatt enthält eine neue Verfassung des Fürstenthums. Dasselbe ist danach in seinem derzeitigen Ge— biets- Umfange ein souverainer Staat des deutschen Bundes. Die Regierungsform ist die durch die höheren organischen Bundesbeschlüsse und die Verfassung beschränkte monarchische. Unter den Nechten der Staatebürger sind ausdrücklich aufgeführt Freiheit der Presse und bes Buchhandels, so wie das Recht der freien Versammlung. Neben dem Bundes⸗Militair und zum Ersatz desselben, wenn jenes im Felde ist, besteht allgemeine Volksbewaffnung, welche, falls nicht für ganz Deutschland diesfällige Normen gegeben werden, durch ein besonderes Gesetz geregelt werden soll. Nur den drei christ⸗ lichen Konfessionen ist freie öffentliche Religions- Uebung gestattet. Das Einkammerspystem ist gültig. Die Landes-Deputation ist zusammen—⸗ gesetzt aus 15 Landes-Deputirten, welche durch Wahlmänner gewählt werden. Auf je 200 Einwohner einer Gemeinde ist ein Wahlmann zu wählen. Jeder volljährige Staats-Angehörige, ohne Unterschied bes Glaubensbekenntuisses, mit Ausnahme derjenigen, welche geistes⸗ krank oder bescholtenen Leumunds sind, ist wahlberechtigt und wähl⸗ bar. Die Regierung kann Beamten den Urlaub zum Eintritt in die Landes-Depulgtion nicht verweigern. Tie Dauer eines ordentlichen Landtags ist auf drei Jahre festgeseßzt. Die ordentliche Versammlung soll allsährlich stattfinden. Ohne Mitwirkung der Landes-Deputation können keine Gesetze gegeben, keine Landessteuern ausgeschrieben wer werden. Der letzte Paragraph lautet: „Gegenwärtige Verfassung wird unter die Garantie des deutschen Bundes gestellt und hat inso— lange gesetzliche Geltung, bis von dem Reichstage zu Frankfurt allge⸗ meine grundgesetzliche Bestimmungen getroffen sein werden. w u . An sland. Frankreich. Natio nal -Versa mmlung. , 2 5. Juli. Nach Verlesung des Protélolls nahm der Befehlsha ber er National-Garde, Clemens Thomas, das Wort, um sich in des am Freitag gestellten Antrages auf Aufhebung der nr en nn zu entschuldigen. Wenn er von der Ueberzeugung n , , 9 . Versammlung keinen Werth auf dergleichen . pielzeug ege, so abe er durchaus kein Mitglied, das diesen Srten für wohlerworbene Dienste trage, beleidigen wollen, Lieber ,, daß , , in seinem Gaumen vertrockne, als sie zu . e k /e. er 96 des Ehrgefühls seiner Kollegen zu gebrau hen. 8 zersamm 6. dann zur Tagesordnung, nachdem, vorher ein Mitglied ö arauf igetragen hatte, den Abbé Lamennais in der Verfassungs⸗ 2 ,, aus“ der er geschieden sei, zu ersetzen, damit 3 V Zahl von achtzehn erreicht werde. Prasizent Buchez meinte, er wisse offiziell von der Abdankung des Abbe nichts, worauf Lam ennais sich erhob und erklärte, daß er , mission seine Entlassung angezeigt. Die Versammlung, ent 1 ihn zu ersetzen, und ging nun zur Tagesordnung, welche die Wahl eines

*

neuen Präsidenten

vorschreibt.

neuen Wahl schritt, regte Boissiere Er schlug 400 Fr. monatlich vor. (Erstaunen.) Kriegs⸗Minister Cavaignac zeigte dann der Versammlung die Er— stürmung Peschiera's an, wobei König Karl Albert und der Kron=

Präsidenten an.

prinz leicht verwundet worden seien.

Buchez erklärte, daß ihm sein Ge⸗ sundheits-Zustand nicht mehr erlaube, die ihm von vielen Mitgliedern

zugedachte Wiederwahl anzunehmen. Während die Versammlung zur

die Gehaltsfrage für den

Ein Mitglied beschwerte sich

demnächst, daß die Vollziehungsgewalt noch kein Plakat-Verbot er—

lassen, während sie doch in der Louis Blancschen Angelegenheit so großen

Eifer bewiesen habe.

Cremieux such

Die Diskussion wurde aber so heftig, da

Justiz-Minister und Repräsentant niederzulegen drohte. rechtfertigte das Votum vom Sonnabend.

te dasselbe zu beruhigen. ß Cremieux sein Amt als Flocon Nach ihm erhoben sich

Portalis und Landri, die beiden Staats-Anwalte, um dem Justiz⸗

Minister ihrerseits

zu erklären,

daß er inkonsequent gehandelt. Er

habe ihre Anträge bezüglich der Anklage gegen Lonis Blanc zuerst

gebilligt und trotzdem gegen sie gestimmt.

Cremieuxr erwiederte,

daß das Gedächtniß dieser beiden Mitglieder sehr schwach scheine, denn es sei ihm eine solche Zusage nicht im Traume eingefallen

Der Berichterstatter Jules Fasre eilte in

Folge dieses Wi—

derspruches auf die Tribüne und beschuldigte den Minister der Wort—

brüchigkeit. misch.

M

Die Versammlung unterbrach ihn mehrere Male stür— Cremieux erklärte darauf wiederholt, daß er eher seine De—⸗

mission als Justiz⸗-Minister und Repräsentant geben wolle, als unter

einer ähnlichen Anklage zu bleiben. Präsident das Resultat der Präsidenten⸗Wahl mit.

auf Senard mit

bekanntlich als Vice-Präsident schon den Vorsitz.

593 Stimmen.

Nach

Senar

diesem Sturme theilte der Dieselbe fiel d führte seit längerer Zeit Um 5 Uhr zog sich

die Versammlung in ihre Abtheilungen zurück, um zur Erneuerungs— wahl von sechs Vice-Präsidenten und drei Schreibern zu schreiten.

Bis 6 Uhr 20 Minuten war die Stimmzettel Sonderung noch nicht

vollendet.

Paris, 5. mittag

verlesen: „Der

Juni. folgende Proclamation

Maire von

in den

Paris an

Unter Trommelwirbel wurde diesen Vor⸗

Stadtvierteln Maires der

volkreichsten

sämmtliche

Stadtviertel. Bürger Maire! Die Regierung hat sich nothwendiger⸗ weise mit den Volks-Aufläusen beschäftigen müssen, welche seit einigen Tagen in verschiedenen Gegenden der Stadt stattsinden. Befehle sind gegeben worden, um diese Aufläufe zu zerstrenen und den Verkehr

überall herzustellen, wo derselbe unterbrochen worden.

Die Staats

gewalt der Republik nimmt nur mit Schmerz zu nachdrücklichen Maß⸗ regeln ihre Zuflucht; sie hat zu dem gesunden Sinne der Bevölke⸗ rung volles Vertrauen; sie hegt alle Achtung vor deren Rechten

und würde sie nöthigenfalls gegen jeden Reactions

Versuch schützen.

Aber je mehr sie zur Aufrechthaltung der Freiheit entschlossen ist, desto mehr erkennt sie es als ihre Pflicht, dieselbe nicht durch eine aufrührerische und fruchtlose Agitation gefährden

zu lassen, welche nur

die Unordnung erzeugen könnte, die einige be—

zahlte Agenten und Präteudenten benutzen würden, um neue Keime Ehe sie jedoch die Strenge die

der Unruhe und Al ser Maßregeln fühl

iarchie zu säen. en läßt,

; len kömmt es den städtischen Behörden zu, das Volk zu benachrichtigen und zu warnen.

Bieten Sie also ihren

amtlichen Einfluß auf, um zunächst ihre Administrirten abzuhalten, aus bloßer Neugierde die Haufen zu vermehren, welche sich auf den

Straßen bilden. entstehen; das so gut als ich. ,, , .

Es kann

Nachtheilige Dieselben

zeschäfte hemn

nichts Gutes aus

derselben nähren 1 .

diesen Aufläufen begreifen Sie sicher eine gewisse Aengstlich—

ierlei Erwerb ist ohne

Vertrauen möglich; kein Vertrauen kann aber eintreten, so lange noch

Gefahr droht.

werden. völkerung. Der Arm der Gere Paris, 4. Juni.

. V

Dies ist d

Herrn Portalis, erster

2

er Wunsch der

Seien Sie deren Organ

chtigkeit

r Und welches sind die nächsten Opfer der Krisis? Die Arbeiter selbst, denen die gehemmte Production das Brod Im Namen der Arbeit müssen liche Friede gesichert und

nimmt.

ssen daher die Ordnung geschützt, der öffent⸗ der Industrie die Zuversicht zurückgegeben

unermeßlichen Mehrheit der? Be—

(gez NA

det, angenommen worden.

Der neue Gesandte der schweizerischen Eidgenossenschaft, Dr. Barmann aus Unterwallis, hat dem Minister Bastide seine Vollmach—

ten überreicht.

Im Moniteur liest man:

National- Werkstätten unter der Leitung des Herrn Emile Thomas standen, herrschten in denselben eine große Unordnung und ein Geist der Gewaltthätigkeit, welcher schwer niederzuhalten war. Tho mas selbst hatte sich mehrere Male über die Gefahren beklagt, unter welchen er zu Moncegur, dem Sitze des Direktoriums der Werkstät ten, stehe, und über die Drohungen, welche ihn ohne Unterlaß ver— Seit jener Zeit sind nun diejenigen Asordnungen gelroffen worden, welchen der frühere Direktor immer seine Mitwirkung ver sagt hatte, weil dieselben, wie er behauptete, gefährlich und unaus Diese Anordnungen, weit entfernt, das Uebel zu ver— mehren, haben dasselbe schon sehr vermindert.

folgten.

führbar seien.

herrschen überall; die Aufsicht ist durch eine strenge

alle Theile und alle wird

führung und

„Vor 4

das Räderwerk der Verwaltung vereinfacht sich;

leichter und besser. Die Ersparung, welche Prüfung herbeigeführt wird, durchdringt Einzelheiten dieser wichtigen Rechnungs⸗

dieselbe bald änd Begriff von dem Luxus und der Verschwendung der früheren Ver— waltung zu machen, genügt es, anzuführen, daß dieselbe für den Dienst in ihren Wagenschoppen und Pferdeställen fünf Eoupés, vier Cabriolets, vier Tilburys und eine Kalesche, zusammen vierzehn Wa⸗

gen und achtunddreißig Pferde hatte. Der

Jen, wird bereits verkauft; auch zehn Pferde sind schon aus den Ställen genommen, und elf andere sind zu verkaufen. welche am Sonnabend beendigt sein wird, scheint für den Staat eine tägliche Ersparniß von 25 306, 09090 Fr. herbeiführen zu müssen.“ In einigen Abtheilungen der National Versammlung hatte sich gestern eine Anzahl von Mitgliedern versammelt, der Sonnabend-Sitzung zu diskutiren.

die Arbeitsfragen kam die Gründung einer Unterstützungs-Kasse für

Arbeiter zur Sprache.

Das Finanz-Comité hat d

beschränkte sich auf die Erklärun Eisenbahnen die Grundl

jetzt in keine weiteren

liege.

ommission beigetreten, welcher den or dem Eigenthum und den Kontra

ie Berichterstattung Das Comité für bis Verhältniß des

erfolgen. Algerien und ersteren zu Fra

. en Finanzminister bezüglich des Dekret— Entwurfs wegen des nn ts ö der Lien be . Er rung, daß die Frage des Ankaufs der age seines Finanz⸗Systems bilde, und daß er gen Erläuterungen eingehen könne, gegenwärtig den Berathungen der vollziehenden Kommission unter— Das Finanz-Comitè ist übrigens dem

ministeri

kten verwirft. Dieser Tage wird

die Kolonieen will in Bezug auf

nkreich st

In der Unter⸗Abtheilung für

. ; warnen Sie die Unvorsichtigen: wird die Schuldigen zu erreichen wissen.

rmand Marra st.“

ie von dem General-Prokurator am pariser Appellations Hofe, und vom Prokurator der Republik beim Instanz für das Seine Departement, Herrn Landrin, einge reichten Entlassungs-Gesuche sind, wie der heutige Moniteur mel

Tribunal

cht Tagen noch, als die

Herr Tho

Ordnung und Rahe

ern. Um sich einen

1

größte Theil dieser Wa—

Die Revision,

um die Ereignisse

weil sein Plan

Beschlusse seiner Unter⸗ ellen Plan aus Achtung

att des vorgelegten den

213

nachstehenden Dekret⸗ Entwurf vorschlagen: „Einziger Artikel. Das Gebiet von Algerien bildet einen integrirenden Theil des französischen Gebiets.“ . r

Der gestrige erste Tag der Ergänzungewahlen ist in Paris in vollkommenster Ruhe vorübergegangen. „Die etwas lärmenden Volks -Ansammlungen“, sagt heute das Journal des Dabats, „welche seit mehreren Tagen jeden Abend am Eingange unferer gro⸗ ßen Vorstädte sich bildeten, kamen nicht wieder vor oder zeigten we— nigstens ein sehr friedliches Aeußere und eine sehr geringe Zahl von Theilnehmern. In den für die Wähler eröffneten Abtheilungen zur Abgebung ihrer Stimmen konnte man auch die geringe Beeif— rung der Bürger bemerken; dies ist ein trauriges Zeichen, und wir ermahnen alle unsere Freunde, sich nicht derselben Gleichgültigkeit schuldig zu machen.“ ö 4 f

Galignani's Messenger findet sich mit Hinsicht auf ver— breitete Gerüchte über Dienstverweigerung von Seiten der französischen Eisenbahn-Maschinisten, wenn nicht erst die auf der Bahn nach Rouen in Dienst stehenden englischen Maschinisten entlassen wären, heute zu der Eiklärung ermächtigt, daß der Dienst weder auf der Nordbahn, noch auf der Bahn von Paris nach Orleans unterbrochen sei.

Großbritanien und Irland. London, 3. Juni. Das Oberhaus beschäftigte sich in seiner gestrigen, nur kurzen Sitzung mit Berathung von Maßregeln zur Unterdrückung der in den Stra? ßen der Hauptstadt jetzt häufig vorkommenden Aufläufe und Prozes— sionen. Lord Brougham lenkte, wie schon kurz erwähnt, die Auf— merksamkeit des Hauses auf diesen Gegenstand. Er könne begreifen, sagte er, warum eine Volks-Versammlung gehalten werde, obgleich auch bei dieser Mißbräuche verhütet werden müßten; aber er könne nicht begreifen, wozu die systematischen Züge der Chartisten und Re— pealer bei Nachtzeit durch die Straßen dienen sollten, bei welchen gar keine Berathung möglich sei. Man sage, daß das Volk durch solche

Entfaltung seiner, Kräfte Veränderungen der Gesetze durchfüh— ren wolle; allein er hoffe, daß Aenderungen auf solche Weise nicht würden durchgesetzt werden können. Diese fort

dauernden und systematischen Umzüge störten die Gewerbthätigkeit, belästigten die Polizei, ermüdeten die freiwilligen Konstabler und das Militair, und erfüllten den ruhigen Theil der Einwohner mit Be— sorgniß und dies Alles, ohne daß sie möalicherweise auch nur einen einzigen guten Erfolg haben könnten. Der Herzog von Wellington war derselben Meinung, indem er bemerkte: Seit den letzten v'er Nächten sei fast die ganze Stadt unter Waffen gewesen; seit ver— gangenem Montage hätten die Truppen, die Polizei und viele Be— wohner aller Stände jede Nacht in Bereitschast gehalten werden müssen. Er hoffe, daß die Lords suchen würden, ein Mittel zu fin den, um die Wiederholung eines Uebels zu verhüten, welches seit Er⸗ öffnung der Sitzung des Parlaments schon ein halb Dutzend Mal eingetreten sei. Es fielen ihm zwei Maßregeln zu deren Verhütung ein. Das eine Mittel sei, überall Versammlungen, welche zu zahlreich seien, zu verbieten. Ein zweites Mittel sei, diejenigen, welche unter irgend einem Vorwande solche Versammlungen berie— fen, für die üblen Folgen derselben, für die Zertrümmerung von Fenstern und anderem Eigenthum, verantwortlich zu machen. Man möge diese Leute mit ihren eigenen Geldtaschen für diesen Schaden verantwortlich machen. Wenn dies geschähe, dann würden sie gewiß nicht so leicht bereit sein, solche Versammlungen zu berufen, zu kei nem anderen Zwecke, als Reden zu halten und das Volk zur Ermor⸗ dung aller derjenigen aufzufordern, welche zu der Bestrafung eines Verbrechers mitgewirkt hätten.

Der Prãäsident des Geheimen Rathes, Marquis von Lans— downe, erwiederte darauf, es könne keinen Augenblick gezweifelt wer⸗ den, daß solche Züge, welche beabsichtigten, die öffenkliche Ruhe zu stören, sofort zerstreut werden müßten. Auch seien dieselben am ge— strigen und vorgestrigen Tage angehalten und die Ruhe bewahrt worden. Diese Züge erforderten eine ernste Aufmerksamkeit. Es sei

, 8 . 2 . 2 nicht zu ertragen, daß diese höchst gewerbfleißige Stadt solchen Stö⸗

rungen und der ängstliche Gewerbsmann solchen Verlusten ausgesetzt werde. Das Haus vertagte sich hierauf. .

Alus Dublin gehen wieder beunruhigende Nachrichten ein. Die irländische Conföderation hat gestern Abend eine von Herrn Sm ith O'Brien unterzeichnete Adresse an das irländische Volk erlassen, wo

rin, sie erklärt, daß der Augenblick immer näher komme, wo bewaffneter Widerstand zur Pflicht werde, und daß man schon jetzt dem Euntschei— dungs-Kampfe mit Ruhe und Festigkeit entgegensehen und sich auf denselben vorbereiten müsse. Auf die Adresse, welche vor einigen Tagen von der dubliner Corporation an die Königin zu Gunsten der Repeal gerichtet worden ist, hat dieselbe folgende Antwort er—

theilt: „Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Beglückwünschungs Adresse und für die Theilnahme, die Sie für Mein häusliches 8 ö 62 ** = 2 j * h w

Glück hegen. Es ist mein beständiger Wille, den Frieden,

die Wohlfahrt und die constitutionelle Freiheit aller Klassen Mei- nes Volkes zu befördern, und Meine größte Genugthuung entsteht aus der Versicherung ihrer Treue und Anhänglichkeit. Ich habe ein tiefes Mitgefühl für die Leiden vieler Meiner Unterthanen in Irland. Ich habe Meine herzliche Zustimmung den verschiedenen Geseßen er⸗ theilt, welche von der Legislatur zur Milderung jener Leiden erlassen worden sind, und Ich glaube, daß durch diese Gefsetze, unter dem Bei stand der Privat-Mildthätigkeit und lokalen Bemühungen, der Druck des großen Nothstandes wesentlich erleichtert worden ist. Ich bin vollkommen überzeugt, daß noch weitere Maßregeln, um die Inter- essen und die Wohlfahrt jenes Theils Meines vereinigten Königreichs zu befördern, von dem Reichs-Parlament die sorgfältigste und die gründlichste Erwähnung erfahren werden.“

Das Postdampfschiff „Severn“ ist heute mit der westindischen, am 15. Mai von St. Thomas expedirten Post in Southampton angekommen. In Jamaika war Santana eingetroffen und schien einen längeren Aufenthalt auf der Insel nehmen zu wollen. Die Berichte von Haiti (Jacmel vom 10. Mai) bestätigen den Aus— bruch eines neuen Aufstandes. Es ist ein Kampf zwischen Schwar zen und Farbigen, der zunächst durch den Befehl des schwarzen Prä⸗ sidenten Soulouque, den farbigen General Ardouin als Landesvèrrä— ther zu verhaften, entstanden zu sein scheint. Die Verhaftung fand am 16. April statt, und am 23. April zogen große Haufen bewaff⸗ neter Farbigen in Port au Prince ein, in der erklärten Absicht, den Prä sidenten abzusetzen. Letzterer rückte ihnen mit den Truppenentgegen, und es kam zum Gefechte, in welchem auf beiden Seiten viele Menschen ge⸗ ködtet worden sein sollen. Die Farbigen unterlagen, und die Schwar— zen sollen sich vieler Grausamkeiten und selbst arger Mißhand⸗ lungen der Verwundeten haben zu Schulden kommen lassen. Die Farbigen suchten in Masse den Schutz des französischen und des englischen Konsuls und wagten sich mehrere Tage lang nicht auf der Straße sehen zu lassen. Bald nach dem Straßenkampf in Port au Prince brach ein Aufstand im Süden und kein anderer in Miraguane aus, welche beide von dem Präsidenten Soulouque mit Waffengewalt unterdrückt wurden. Eine Proclamation des Prä⸗ sidenten erklärt eine bedeutende Anzahl von Individuen für vogelfrei.

n Schweiz. Tagsatzung. Sitzung vom 2. Juni. (Eid g.⸗3.) Der neugewählte Bundes- Präsident, Herr Alex. Funk, tritt, unter Anzeige des verfassungsmaßig auf 1. Juni erfolgenden Präsidenten⸗

wechsels des vorörtlichen Regierungsrathes von Bern, mit einigen begrüßenden Worten seine hohe Stellung an, deren schwere Pflichten er gar wohl fühle, mit dem Versprechen, dieselben durch Flesß, Eifer und strenge Unparteilichkeit zu erfüllen. Auch hege er den festen Vor⸗ satz, die Ehre und Unabhängigkeit der schweizerischen Nation gegen jede unberufene Einmischung, so wie die völkerrechtliche Stellung der Schweiz, streng zu wahren. Nach Richtigbefinden des Kreditivs schwört der erste Gesandte von Bern, indem er den Vorsitz dem zweiten (Dr. Schneider) überläßt, den Eid, worauf das lange Proto⸗ koll der letzten Sitzung verlesen und genehmigt wird. Waabt weist zwei ihm zur Ueb'rreichung an die Tagsatzung übersandte Pe⸗ titionen waadtländischer Kaufleute in Neapel vor, welche um die kräf⸗ tige Unterstützung der hohen Behörde für ihre Entschädigungs⸗-Recla— mationen hinsichtlich des durch die Plünderung erlittenen Schadens ersuchen, was auch von Neuenburg unterstützt wird, welches eben⸗ falls Auftrag dazu von den in Neapel etablirten Neuenburgern hat. Zürich trägt auf Ueberweisung dieser und ähnlicher Reclamationen an den Vorort an, um die nöthigen Schritte beim Konsul in Neapel zu thun, was Genf, das sehr zufrieden sich zeigt, daß seine Anklagen über die Schweizer⸗Regimenter sich bewahrheiteten, zu der Aeußerung veranlaßt, als ob eben der Konsul in Neapel nicht die geeignete Person sei, um diese Reclamationen mit Nachdruck gel⸗ tend machen zu können, worauf der Präsident denselben in Schutz nimmt, indem der Vorort bis jetzt durchaus keine Ursache habe, mit demselben unzufrieden zu sein. Indessen wird der Antrag Zürichs genehmigt, Es wird ferner ein Schreiben des eidgenössischen Abge⸗ ordneten Luvini in Mailand und ein solches des schweizerischen Kon⸗ suls daselbst verlesen, welche übereinstimmend den mißlungenen Versuch einer republikanischen Bewegung berichten, wodurch die provisorische Regierung gestürzt und die bereits entschiedene Anschließung an Sar⸗ dinien hintertrieben werden sollte. Tiese Bewegung habe aber bei der ungeheuren Mehrheit des Volkes keinen Anklang gefunden und die provisorische Regierung nur noch befestigt. Auch wird ein über die Oesterreicher bei Vicenza erfochtener Sieg berichtet, wobei sich die in römischen Diensten befindlichen Schweizer⸗Regimenter sehr ausgezeichnet haben. Der Konsul von Neapel meldet, daß der Kö⸗ nig in einer Proclamation strenge Aufrechthaltung der Constitution verspreche, ein neues Wahlgesetz erlassen habe, die Deputirten⸗Kam⸗ mer am 1. Juli zusammentreten werde und die Stadt noch immer in Belagerungs zustand sei. Eine Zuschrift von 21 Studirenden aus Deutschland, für Errichtung einer schweizerischen Hochschule wird an die zur Prüfung der materiellen Fragen niedergesetzte Kommission ge⸗ wiesen, und die zwei in dieser Kommission fehlenden Mitglieder Ochsenbein und Rüttimann) durch den Bundes-Präsidenten Funk und Bürgermeister Hr. Furrer ergänzt. Sodann wird zur Tages⸗ ordnung, d. h. zur Fortsetzung der Berathung des Bundes-Projektes, geschritten und die Artikel 70, 71 und 72 ohne wesentliche Bemer⸗ kungen unverändert angenommen; dagegen veranlaßt Art. 73, nach welchem für Bundesbeschlüsse die Zustimmung beider RNäthe erforder⸗ lich ist, eine lange Diskussion, indem mehrere Amendements zu Ver⸗ hütung der befürchteten Nachtheile des Zweikammer-Systems gestellt werden, während von anderer Seite diese Befürchtungen nicht getheilt werden, wie sich ja in auswärtigen Staaten, wo das Zweikammer⸗ System schon lange herrsche, genugsam ergebe.

Bern, 1. Juni. (C.-3.) In Bern residiren wieder der Ge⸗ sandte von Sardinien, welcher Lausanne verlassen hat, und Herr Luquet, dessen Unterhandlnngen mit Wallis zu Ende sind.

Luzern. (Schwäb. Merk.) Die Bewegung im Kanton Luzern wegen der Kloster⸗-Aufhebung nimmt einen sehr ernsten Cha— rakter an. Ueberall werden kleinere und größere Versammlungen offen und geheim abgehalten. Die Regierung schreitet nun ein, und zwar mit Verhaftungen. In Willisau, Sursee und Hochdorf wurden bei zwanzig Personen festgenommen. Die Verdachtsgründe sind bis jetzt unbekannt. An Verwerfung des Kloster-Dekrets ist nicht zu denken, sie wäre jedenfalls das größte Beispiel der Aufopferungs⸗ fähigkeit eines Volkes zu Gunsten religiöser Institute.

Spanien. Madrid, 31. Mai. Der Herr Graf von Raczzynski, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Mi⸗ nister Sr. Majestät des Königs von Preußen am hie sigen Hofe ging am 25sten von Cadix auf dem Dampsschiffe nach Sedilla ab um seine Reise nach Madrid fortzusetzen. Vor seiner Abreise von Cadir seuerte die Artillerie des Platzes auf Verfügung des General-Kom« mandanten eine Salve ab. Letzterer hatte auch am Morgen eine Ehrenwache mit der Fahne und Musik nach der Wohnung des Ge⸗ sandten geschickt, die dieser auf der Stelle sich zurückzuziehen ersuchte Auch verfügte der General- Kommandant mit dem ganzen Sfffʒzler⸗ Corps der Besatzung sich zu dem Gesandten, um ihn zu bewillkonnm⸗ nen. Letzterer erwiederte den beiden höchsten Behörden der Provinz ihren Besuch. Am 2östen traf er in Sevilla ein, von wo er ohne Verzug nach der Hauptstadt weiterreisen wollte. (Heraldo.)

Vor einigen Tagen reichte der Finanz⸗Minister, Herr Bertran de Lis, seine Entlassung ein, weil er sich mit seinen Amtsgenossen nicht über die Bankfrage verständigen konnte. Nachdem ihm bereits die Entlassung bewilligt und er zum Gesandten in' der Schweiz er⸗ kannt worden war, ließ er sich jedoch bewegen, auf seinem hiesigen Posten zu verharren. ; ;

Die Espaßg berechnet den Betrag der in Madrid in Umlauf befindlichen Bankbillets auf 10 Millionen Piaster, während die Bank täglich nur höchstens einen Betrag von drei- bis viertausend verssl⸗ bert. „Dieser Zustand“, sagt das Blatt, „ist unerträglich. Der Handel stockt vollkommen. Die Wechselhäuser machen keine anderen Geschäfte, als solche, in denen sie sich der Bankbillette entledigen können, In den Läden wird der Preis der Waaren erhöht, oder man zieht vor, nicht zu verkaufen, als Zahlung in Papier anzunch⸗ men. Ein solcher Zustand kann nicht länger dauern, ohne die bedenklichsten Störungen, selbst im gewöhnlichen Verkehr herbei⸗ zuführen.“ .

Der Unter⸗Staats-Secretair des Finanz—⸗ Ministeriums und ein

Agent der S. Fernando⸗Bank sind gestern mit wichtigen Aufträgen nach London abgegangen. (Gaceta.) . Die Gaceta enthält ein Königliches Dekret, kraft dessen das Kavallerie⸗Regiment del Infante, Nr. 4, welches sich am 13ten in Sevilla empörte und nach Portugal übertrat, aus der Armeeliste ge⸗ strichen wird. Die wenigen treugebliebenen Offiziere werden Au Wartegeld gestellt. . In Malaga versuchte ein als verdächtig gefangen gesetzter Offi⸗ zier die Soldaten zu verleiten, sich des Kastells zu bemächtigen und eine Revolution zu unternehmen. Einer der Soldaten unterrichtete den Festungs Kommandanten von dem Vorhaben, und dieser eilte herbei und bemächtigte sich des schuldigen Offiziers, der vom Kriegs⸗ gerichte zum Tode verurtheilt wurde. (Esperanza.)