je am Gemeinde- Vermögen, identifizirt. Werner
— 21 a daß jeder in Deutschland von aus landischen Aeltern Geborene sich in einem deutschen Staate niederlassen kann und dadurch das allgemeine Staatebürgerrecht sich erwirbt. Eben so soll jeder im Auslande von deutschen Aeltern Geborene als Deutscher elten. Die Ausländerin, welche einen Deutschen heirathet, wird
Deutsche. Wer wegen Verbrechen zum Verlust der volitischen Rechte in einem Einzelstaat verurtheilt wird, verliert vorbehaltlich der Berufung an das Reichsgericht, die politischen Nechte im Ge⸗ sammtstaat. Alle gesetzlichen Bestimmungen in einzelnen Staaten, wodurch die Staatsangehörigen anderer deutschen Staaten als Aus⸗ jänder behandelt werden, sind aufgehoben. Tellkampf entwickelt ein eigenes Amendement welches für jeden Deutschen Gleichbe⸗ rechtigung in der Erwerbung von Grundeigenthum, des Betriebs von Gewerben, in der Gewinnung des Gemeindebürgerrechts ꝛc. mit den Angehörigen des betreffenden Staates verlangt. So⸗ bald vollständige Freizügigkeit eingeführt ist, übernimmt ein Verein von Gemeinden und subsidiair der Staat die Verpflichtung zur Un⸗ terstützung der Armen. Der Redner weist auf ähnliche Bestimmun⸗ gen in England, so wie darauf hin, daß z. B. durch Eisenbahnen der Verkehr an die Knoten⸗ und Endpunkte sich zieht und den ärme⸗ ren Einwohnern der an Verkehr abnehmenden Zwischenorte gestattet sein muß, dem Verkehr nachzuziehen. Achleitner macht darauf ausmerksam, daß bei den verschiedenen Verhältnissen dermalen noch kein allgemeines Reichsgesetz erlassen werden kann. Der Nenanzie⸗ hende soll dieselben Bedingungen haben, wie der schon Angehörige. Den Bescholtenen, so wie wegen ungenügender Erwerbsfähigkeit, soll
Niederlassung in der Gemeinde verweigert werden dürfen. Eisen—⸗ mann ist gegen unbedingte Gewerbefreiheit. Jeder Deutsche hat das Necht, überall das zu treiben, was er gelernt hat. Das Erlassen einer Gemeinde-Ordnung bleibt vorbe⸗
halten. Adams entwickelt ein Amendement, nach welchem bis zu einer allgemeinen Gesetzgebung der Status quo beibehalten werden soll. Außerdem würden die Angehörigen der Staaten, welche freisinnigere Gesetze haben, gegen die anderen in einem nicht zu rechtfertigenden Nachtheil sich befinden. Der Unterschied hört auf, wenn die anderen Staaten eben so freisinnige Gesetze geben. Eine unbedingte Aufnahme in die Gemeinden, zur Theilnahme an den Nutzungen, daif nicht statt⸗ sinden, sonst würden die Gemeinden am Ende selbst nichts mehr ha⸗ ben. Gulden verlangt in einem Amendement, daß ein allgemeines Reichsgesetz, wie es der Entwurf des Verfassungs-Ausschusses er⸗ wähnt, demnächst erlassen werden sollilet. Grävell stellt einen ähnlichen Antrag. Trüßtzschler verlangt: Jeder deutsche Staats⸗ bürger hat das Recht, an jedem Orte eines deutschen Staates Aufent⸗ halt zu nehmen und sich niederzulassen. Durch die Niederlassung er⸗ laugt er alle Rechte eines Gemeinde- Gliedes. Nur in Betreff der Theilnahme an dem Gemeindevermögen und des Anspruchs auf Ar— menversorgung unterliegt er bis zum Erlaß einer allgemeinen Ge— meindeordnung dem bestehenden Gesetze. (Ruf nach Schluß.) Der Präsident zeigt an, daß von Zachariä aus Bernburg noch ein ausführliches Amendement und ein noch ausführlicheres von Cropp aus Aldenburg übergeben worden. (Unruhe in der Ver⸗ sammlung. Der Präsident erwähnt, ferner eines Antrags von Schlöffel, jedem Redner bei der Wichtigkeit der vorzüglich die Aermeren betreffenden Sache das Wort zu gestatten. Venedey dagegen verlangt, daß ein Amendement künftighin überhaupt nur
dann zur Verhandlung zugelassen werde, wenn es bei der Ein⸗ bringung von 20 Mitgliedern unterstützt sei. Waiz beschränkt den Vorschlag auf die Debatte über die Grundrechte. Wenn
nach dem bisherigen Maßstabe fortverhandelt wird, sind mindestens 24 Wochen erforderlich. Der Präsident hofft, daß die Nothwen⸗ digkeit, sich zu beschränken, den Einzelnen durch die bisherige Erfah—⸗ rung von selbst gezeigt worden sei. Eine ausdrückliche Beschränkung bei fo wichtigen Gegenständen ist nicht räthlich. Nachdem noch meh- rere Redner für und gegen gesprochen und Giskra berechnet hatte, daß die doppelte Berathung und Beschlußnahme in der bisherigen Weise über 90 Wochen dauern würde, schritt die Versammlung zur Abstimmung über den Waitzschen Antrag, welchem Venedey bei—⸗ getreten war. Er wurde abgelehnt und die Diskussion über §. 2 fortgesetzt. (Schluß folgt.)
— r
Preußen. Berlin, 8. Juli. Nach dem heutigen Mili—
tair⸗-Wochenblatte ist der Hauptmann Hayduck, Artillerie⸗ Offizier des Platzes Stettin, der Hauptmann Kühne von der 4ten, der Hauptmann Sperling von der ten Artillerie Brigade, der Hauptmann Marschall! von Sulicki vom 17ten Infanterie⸗Re⸗ giment zum etatsmäßigen Major, der Hauptmann Radzom und von Friedrichs vom 2ten Infanterie-Regiment zum Major, der Major von Sobbe vom 1sten zum Commandeur des Zten Ulanen⸗ Regiments, der Major von Bercken vom Sten Kürassier- zum Fommandeur des Iten Ulanen-Regiments ernannt und dem General⸗ Tieutenant von Hirschfeld, Commandeur der 1sten Division, das Fommando der 15ten Division übertragen und derselbe zum interi— mistischen 1sten Kommandanten von Köln ernannt worden. Ferner st dem Rittmeister von Kalkstein vom 1IIten Husaren-, deni Hauptmann Drahm vom 2Zten Infanterie Regiment als Major nit Pension, dem Hauptmann Ziegler vom 16ten Infanterie⸗Re⸗ ment mit Aussicht auf Civil⸗-Versorgung und Pension, allen Dreien mit der Regiments⸗Uniform mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen f‚r Verabschledete, dem Major von Lüderitz, Commandeur des 4Aten Ulanen⸗Regimenis, als Oberst- Lieutenant mit Aussicht auf Civil⸗ Versorgung und Pension, dem Erbprinzen Georg zu Sachsen⸗ Meiningen, Premier -Lieutenant, aggr. dem Garde⸗Kürasster⸗Re—= giment, als Rätmeister der Abschied bewilligt, werden. Dasselbe Blatt enthalt in einer Beilage die namentliche Liste der am 5. Juni im Gefechte bei Düppel gebliebenen, verwundeten und vermißten Offi⸗ ziere, Unterefftzete und Soldaten des preußischen Truppen⸗-Corps in Schleswig.
DOesterreich. Bien, 6. Juli. Ueber die Ankunft und den Empfang der ven der ztutschen Naätional-Versammlung in Frankfurt 2 Deputara- berichtet die Wiener Ztg. in folgender 2 e geftein lach mm nage nach 4 Uhr wurde in Nußdorf das Dampfschiff „Huniat s snalisirt. Alles gerieth in freudige Bewe⸗ gung und richtete die Blicke stromaufwärte. Majestätisch, mit vielen igen geschmückt, hoch übtr alle die schwarz-roth⸗goldene, steuerte ber Dampfer auf, der deutschen Donau der Kaiserstadt zu, um uns jene Männer zuzuführen, die vom gesammten deutschen Parlament mit der ehrenvollen Sendung betraut sind, das neue Oberhaupt Deutsch— lands, den deutschen Erzherzog Johann, zu begrüßen. Pie zahllose Menge brach in jubelnde Hochs aus, die nicht enden wollten. Unter Böllerknall landete der Dampfer, und sogleich eilten die Mitglieder des Ausschusses der Bürger, Nationalgarde und Studenten, so wie jener des städtischen Ausschusses, ihre Präsidenten, Dr. Fischhef und Hornbostel an der Spitze, begleitet vom Ober⸗-Kommandanten der National- Garde, Pannasch, auf das Schiff, um die Ankommenden zu begrüßen. Geist⸗ dolle Reden wurden gehalten, die donnernde Hochs nach sich zogen. Vom Schiffe weg durch Spaliere der nußdorfer National-Garde ord—
nete sich der Zug in die Wagen. Für die Deputirten aus Frankfurt waren Kaiserliche Hofwagen in Bereitschaft. Den festlichen Zug er⸗ öffnete die berittene Natlonal- Garde Wiens, dann kamen die Hof⸗ wagen, denen sich abermals eine Abtheilung National-Garde⸗Kaval⸗ lerie anschloß, an diese reihte sich eine mehrere Hundert betragende Menge von Wagen mit Mitgliedern der verschiedenen Ausschüsse. Durch die an der Straße aufgestellten Abtheilungen der nußdorfer und wiener Natsonal- Garde und der zahllosen Menschenmenge be— wegte sich der Zug der Stadt zu, überall von freudigem „Hoch! empfangen. Am Anfange der Währingergasse stand abermals eine Abtheilung National⸗Garde mit einer Musikbande, welche die Ankom⸗ menden mit der Melodie: „Was ist des Dentschen Vaterland“ be grüßte. Durch das Schottenthor, Herrngasse, über den Michaeler⸗Platz, Kohlmarkt, Graben in die Kärnthner Straße unter ununterbrochenen „Lebehoch““ und Mustk-Klängen langte der Festzug endlich beim Hause des Herrn Todesco an, der den Deputirten Wohnungen in seinem Hause eingeräumt hatte. Wiederholt mußten sich die Herren am Fenster zeigen, fast jeder von ihnen sprach schöne, begeisternde Worte. Den Schluß machten die Herren von Saucken und Raveaux, von denen der Letztere, in einer längeren Rede den Zweck der Hierher⸗ kunft andeutend, die Verdienste des hochgeliebten Erzherzogs Johann hervorhob, und durch fortwährenden Zuruf oft unterbrochen, mit nicht enden wollendem Beifalle mehrmals sich am Fenster zeigen mußte. Das Musikcorps spielte die oben berührte Melodie, und das begeisterte Volk stimmte im vollen Chor das schöne Lied Arndt's an. Man sah es den freudig bewegten Mienen der Menge an, wie tief ergriffen und innig durchglüht ein Jeder von dem welthistorischen Momente war.
Gestern Morgen um 10 Uhr verfügte sich der gesammte städti⸗ sche Ausschuß und der Ausschuß der Bürger, National- Garde und Studenten im feierlichen Zuge in die Wohnung der Deputirten der frankfurter National-Versammlung. Nachdem sie die Herren begrüßt hatten, geleiteten sie dieselben zu den in Bereitschast stehenden Kai— serlichen Hofwagen, und der ganze Zug setzte sich von der Kärnthner Straße aus in Bewegung. Voin eine Abtheilung National Garde, dann folgte der städtische Ausschuß zu Fuß, nach diesem kamen die Hoswagen mit den Deputirten; den Schluß machte der große Aus⸗ schuß der Bürger, National- Garde und Studenten, welchem wie der eine große Anzahl von National-Garden sich angeschlossen hatte. Ueber den Stock⸗ im-Eisen-Platz, den Graben, Kohl⸗Markt und Michaelerplatz bewegte sich der Zug durch Spaliere der Natio nalgarde und akademischen Legion unter Glockengeläute, donnernden Zurufen, Schwenken der Hüte und Tücher der unermeßlichen Men— schenmenge, mit der alle Plätze, Gassen und Häuser bis zu den Dächern hinan übersäet waren. Die an verschiedenen Plätzen auf gestellten Musikcorps spielten, die Trommeln wurden gerührt, die Garden präsentirten das Gewehr, die Fahnen wurden geschwenkt, maßloser Jubel überall, Freude strahlte aus- Aller Augen; jn Vielen, die den großen, für unser deutsches Gesammt-Vaterland so entscheidenden Augenblick erfaßten und ergriffen, entquollen Thräuen der Rührung.
In der Kaiserburg, wo nebst der National-Garde auch ein deut⸗ sches Grenadier Bataillon in voller Parade die Honneurs machte, erschollen bei der Ankunft der Deputation Tausend und Tausend Hochs! — Ueber die mit Teppichen belegte Stiege der sogenannten Reichs⸗ kanzlei verfügten sich die Deputirten, gefolgt von den beiden Aus schüssen, in die Gemächer Sr. Kaiserl. Hoheit, wo sie sogleich vorge⸗ stellt wurden. Se. Kaiserl. Hoheit war umgeben von sämmtlichen Ministern, den Gesandten aller deutschen Staaten und der Generali— tät. Baron Adrian ergriff das Wort:
„Die konstituirende deutsche National-Versammlung übersendet Ew. Kaiserl. Hoheit durch die hier anwesende Deputation ihren ehrerbietigen Gruß. Gestatten Ew. Kaiserl. Hohcit mir, als Vice-Präsidenten der kon⸗ stituirenden National-Versammlung, den ersten Schriftführer derselben auf— zufordern, daß er die Adresse verlese, welche die National⸗Versammlung an Ew. Kaiserl. Hoheit gerichtet hat.“
Nun erfolgte die Verlesung der Adresse durch Herrn Jucho.
„Kaiserliche Hoheit!
„Die konftituirende National-Versammlung hat in ihrer Sitzung vom 28. Juni ein Gesetz über Einführung einer prövisorischen Centralgewalt für Deulschland angenommen, welches hierneben in Urschrift vorliegt, und ist zu dessen Ausführung heute zur Wahl eines Reichs-Verwesers geschritten.
„Ew. Kaiserl. Hoheit, aus dieser Wahl als Reichs⸗-Verweser hervor gegangen und unter lautem und wiederholtem Jubelruf, der Versammlung öffentlich und feierlich proklamirt, geneigen aus dem beigefügten Protokoll⸗ Auszuge sich vortragen zu lassen, daß die National-Versammlung sieben ihrer Mitglieder:
ihren Vice-Präsidenten den Freiherrn Vietor von Andrian aus Oester—
reich, ihren ersten Schriftführer Dr. Friedrich Jucho von Frankfurt a. M. Die Abgeordneten:
Karl Franke von Schleswig- Holstein,
Dr. Johann Gustas Heckscher von Hamburg,
Franz Raveaur aus Rheinpreußen,
Herrmann von Rottenhan aus Bavern, und
von Saucken-Tarputschen aus Preußen ö. dazu ausersehen hat, Ew. Kaiserl. Hoheit ehrfurchtsvollen Bericht von die— sen Vorgängen zu erstatten.
„Das Präsidium der National-Versammlung vollzieht den ihm von derselben ertheilten Auftrag, indem es die genannten Abgeordneten behufs ihrer formellen Beglaubigung bei Ew. Kaiserl. Hoheit mit dem vorliegenden Schreiben und dessen Anlage versicht. ö
„Es folgt seinem Gefühle, wenn es bei solcher Veranlassung die freu— dige Zuversicht ausspricht, mit der es die Leitung der deutschen Angelegen— heiten für die nächste Zukunft in die Hände des Fürsten gelegt sieht, der vor allen anderen dem Bedürfnisse der Einheit und Einigung unseres Va⸗ terlandes in unvergessenen Worten öffentlichen Ausdruck zu verleihen wußte.
„Möge es Ew. Kaiserlichen Hoheit gefallen, unsere ehrsurchts vollen Huldigungen mit bewährtem Wohlwollen entgegen zu nehmen.
Frankfurt a. M., den 29. Juni 1848.
Das Präsidium der konstitüirenden National ⸗Versammlung.
H. Gagern. Soiron. Andrian.“
Nach erfolgter Ablesung der Adresse trat Herr Heckscher vor und richtete folgende Worte an den Erzherzog:
„Ew. Kaiserliche Hoheit erblicken, wie gesagt, die Deputation, welcher die konstituirende National-Versammlung den ehrenvollen Auftrag ertheilt hat, Ew. Kaiserlichen Hoheit die Botschaft zu überbringen, daß sie, nach= dem sie das Gesetz über die Gründung einer provisorischen Central-Gewalt für Deutschland angenommen, Ew. Kaiserliche Hoheit zum Reichsverweser ernannt hat.
„In diesem Ew. Kaiserlichen Hoheit so eben überreichten Gesetze sindet sich das große und andeutungs volle Prinzip ausgesprochen, daß das deutsche Volk in seiner National-Versammlung, gesetzlich vertreten, fortan und für alle Zukunft die Quelle, der Ursprung der obersten Central -⸗Regierungsge⸗ walt in Deutschland ist.
„Die Unverantwortlichkeit des Reichsverwesers, die dasselbe Gesetz im Munde führt, bedeutet die Permanenz und Stabilität der obersten Reichs
ewalt.
? „Die hohen Tugenden Ew. Kaiserlichen Hoheit, die Liebe des deutschen Volkes, das Vertrauen der gesammten Nation, sie waren es, welche die Wahl des Reichsverwesers auf Ew. Kaiserlichen Hoheit erhabene Person lenkie. Der Freudenruf, der Jubelgruß der Nation haben die Wahl ihrer Vertreter bereits gutgeheißen.
„Deutschland hofft und erwartet in Ew. Kaiserl. Hoheit den biederen und treuen Wächter seiner öffentlichen Freiheiten, der Freiheits-Rechte des
Volkes, zu erhalten. Es sehnt sich darnach, unter Ihren erhabenen Auspi⸗ zien Ordnung und Vertrauen wiederkehren zu sehen und in Ihrer gerechten und kräftigen Regierung eine würdevolle und Achtung gebietende Vertretung nach außen zu finden. Ein Wunsch beseelt die ganze Nation, dem wir uns aus voller Seele anschließen, es ist der, daß Ew. Kaiserl. Hoheit Sich ent⸗ schließen mögen, den hohen Beruf anzunehmen, zu welchem ihre Liebe und ihr Vertrauen Ew., Kaiserl. Hoheit erkoren hat. Der hohen Zusicherung dieser Aunahme bleiben wir gewärtig.“ 3 . Hierauf erwiederten Se. Kaiserl. Hoheit:
; „Meine Herren! Ich fühle mich geschmeichelt und geehrt durch die auf mich gefallene Wahl zu der wichtigen Stelle eines Reichs Verwesers, wel— cher, wie die Bundes-Versammlung mir angezeigt hat, die deutschen Ne⸗ gierungen ihren Beifall gegeben haben. 6 * r
„Das in mich gesetzte Vertrauen, das mir bewiesene Wohlwollen le— gen mir große Verbindlichkeiten auf. Solche zu erfüllen, ist mein sehn lichster Wunsch. = ;
1
1 Ich fühle n vollen Maße das Ehrenvolle und zugleich die Wichtigkeit und Schwierigkeit der mir übertragenen Würde. Möge mir Gott die nöthige Kraft geben, solcher zum Wehle des denischen Vaterlan des zu entsprechen; möge mich hierin die Mitwirtung aller Vaterland— 9 * 1 z 7 1 * 37 2 2 ; — 8 freunde gehörig unterstützen! Nur duch Einigheit, gegenseitige Mäßigung Unesgennützigkeit der Absichten und Liebe zur Gerechtigkeit gelangen wir : dem erwünschten Ziele. Ich, meine Herren, ich bitte, dassn überzeugt . sein, bringe keinen anderen Ehrgeiz mit, als dem gemeinsamen Vatenlande in meinen vorgerückten Alter meine letzten Kräfte zu weihen. In einer Verlegenheit besinde ich mich; diese entsteht aus meiner hiesigen Stellung. Sie hindert mich, jetzt schon genau den Zeitpunkt zu bestimmen, wo ich die Neichsverwesung werde antreten können. Ich werde ungesäumt mich mit dem Kaiser, meinem allergnädigsten Herrn, über die Art und Weise ver— ständigen, wie ich die Pflichten meiner neuen Stellung mit dem mir von
Ihm geschenkten Vertrauen vereinigen kann.“
Auf diese, alle Herzen mit Entzücken und namenloser Freude erfüllende Antwort und Zusage Sr. Kaiserl. Hoheit nahm Andrian nochmals das Wort und sprach tief ergriffen Folgendes:
„Die National-Versammlung empfängt durch uns mit Freude und Ju— bel die Zusicherung der Annahme von Seiten Ew. Kaiserl. Hoheit. Sie findet durch diese Zusicherung das Vertrauen gerechtfertigt, welches sie stets in die Vaterlandsssebe und in den echt deutschen Sinn Ew. Kaiserl. Hoheit gesetzt hat.“
Se. Kaiserl. Hoheit, der nunmehrige Reichs Verweser Deutsch lands, trat nun an der Hand der Deputirten, zu denen er noch das gewichtige Wort sagte: f
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„Nun sind wir Alle Brüder“, auf den gro⸗ ßen Balkon und richtete einige kurze, aber herigewinnende Worte, in benen er seine echt deutsche Gesinnung und zugleich seinen Dank für die ihm bewiesene Theilnahme aussprach, an die auf dem Franzens platze versammelte Menge. Von den Wällen verkündeten einhundert und ein Kanonenschüsse mit weithin hallendem Donner aller Welt die für Deutschland so unermeßlich freudige Kunde. Die Mu sik ⸗ Corps ließen das deutsche Lied ertönen, und unwillkürlich sang das viele Tausende zählende Volk auf dem Franzensplatze die erhebende Hymne mit. Während dessen empsing Se. Kaiserl. Hoheit die Glückwünsche des diplomatschen Corps, der Minister, der wiener National-Garde 1 Hierauf trat die Deputation den Rüchweg an und wurde ganzen Strecke wieder von tausendstimmigem Jubel begleitet. den Festern ihrer Wohnung sprachen die Herren Heckscher und Raveaux. Hechscher sprach zuerst in ergreifender Rede über die große Stunde, die nun für Deutschland geschlagen, sprach seinen herzinnigen ank den Wienern für die gastfreundliche Aufnahme, wie nicht minder für die so große, auf die unzweidentigste Weise geäußerte deutsche Ge⸗ sinnung aus. Ihm folgte Raveaur, der sich schon gestern in die Her zen der Wiener hineingesprochen hatte, und wurde mit unzähligen Hochs und Bravos empfangen, oft unterbrochen und entlassen. Na⸗ mentlich erregte der Anfang seiner Rede die lebhaftesten Acclamatio⸗ nen; er sprach ungefähr folgende Worte: Wir haben nun jo ost ge— sungen: „Was ist des Deutschen Vaterland“, und, ich hoffe, daß wir heute zum letztenmale so gefragt haben, denn seit der deutsche Jo⸗ hann an der Spitze der Deutschen steht, wissen wir, wo unser Vater— JJ
Alle Deputirten mußten sich wiederholt allen wurden die herzlichsten Lebehochs gebracht, vor ihn Herr
auf der
9 Von
am Fenster zeigen; Allem dem Raveaur
„ersten deutschen Biedermann Johann“, wie sehr treffend nannte. Auch Schilling und Mühlfeld sprachen noch Einiges. Schilling sagte: Er habe den Wienern einen Gruß von
10,009 bayerischen Pfälzern zu überbringen, der von der versam⸗— melten Menge nun auch auf das herzlichste erwiedert wurde. Mühl— feld sprach kurz, aber kräftig von den Verdiensten des deutschen Par lamenks und zog eine Parallele zwischen diesem und, dem wiener Kongreß von 1815, die natürlich zu Gunsten des frankfurter Tages ausflel. Nicht enden wollendes Hoch! Vivat! Bravo! schlossen für den Vormittag die höchst bedeutungsvolle Feier.
Schleswig⸗Holstein. Stände-Versammlung beschäftigte sich in ihrer gestrigen ug, den Verhandlungen über den Antrag des Abgeordneten Christian⸗ sen, „die Regierung möge auf z! Jahre jährlich 100,00) Spezies für die Marine bewilligen.“
Rendsburg, 5. Juli. Die Sitzung mit
,
Der Ausschuß warnt in seinem von dem Berichterstatter vorgetragenen Berichte vor Halbheiten, vor der Bewaffnung von Nichtkriegsschissen und vor dem Plaue, fertige Kriegsschiffe anzukaufen, und räth, neue Fahrzeuge in Deutschland selbst zu erbauen. s und wohlgesicherter Hafen; der von Flensburg und der vor durch den Krieg unsicher, der eckernförder nicht minder und 1 festigen. Der kieler Hafen dagegen lasse sich, nach dem Urtheile Sachkun⸗ diger, mit einem Aufwande von 40 — 50,000 Rthlin. vollständig befesti gen, indem auf den drei Punkten Friedrichsort, Laböe, Möllenort— 00 bis 39 Kanonen vertheilt würden; daran schlössen sich zweckmäßig ge⸗= eignete Bauten in Rendsburg. Während also der kieler Hafen sur die Ostsee zu empfehlen sei, müsse zum Schutze, der Elbe ein Srt am Elb⸗ ufer gewählt werden. ; ĩ die wichtige Alternative zur Entschei⸗
Es wird nun , ige nato h dung gestellt, ob man noch für den jetzigen Krieg mit Dänemark rüsten oder nur ein Kontingent
für die künftige deutsche Marine liefern wolle. Für den ersten Fall schlägt der Ausschuß vor, 24 Kanonenböte (die der Elbe mitgerechnet) zu bauen, und ist der Meinung, daß dieses Geschwader, welches freilich frühestens nur in einigen Monaten herzustellen sei, von eis nigem Erfolg sein könnte. Hierfür werde die ganze Summe des Budgets, üco0 Rbihlt, und 100, 00 Nbthlr. freiwillige Beiträge nöthig sein, unh außer den Kosten für Hafen und Fahrzeuge (310, 0900 Rbthlr.) die Aus⸗
s 5 j 1 1e S 9. 9. 5. 8 rüstang, Bemannung ze. zu, decken. Für das Kontingent, welches . und eine Kriegs⸗
Dic erste Bedingung hierzu sei ein guset é Apenrade seien schwer zu be
nicht in Geld abzuleisten sei, werden 12 Kanonenböte .
Korvette vorgeschlagen und, dafür die 200,900 y,
und die freliwilligen Beiträge mit 50000 gerechnet 6 6 fo daß 150,009 Spec. für
Kanonenböte,
Hafen, 65,000 Spec. . 59 . . 2 . — —— . ö . 1 1 die Korvette blieben. Dieser letztere Plau J auch dadurch empfohlen, daß Schleswig⸗Holste in 6 49 i, n,
dustrie des Schiff kaues, zu dem es besonders e , . che sie anderswo ihren Sitz nehme. Der ', ke ö ga fon in Wo bod hibthltn. des Binzgets 160 6h zu n fan kann ‘ul ö Janonenböten für die deutsche Marines ons! 6. n e , , e. wenden, oder wenn die Ausrüstung Danemark ge i , nnn, mm zu verwenden. Auf die Frage Son Lü erg; ch Aussichten mie ne shigen Mittel da seien, bemen te Professor Chrisignsen: Das hambur—= 6 9 Lamm habe sich ganz der lieler Denkschrift angeschlossen (4 . ,,, „ fleinere, 8— 12 Dampfböte, 150 Kanonenböte). Er Fregatten i in Böziehnng auf eine Aeußerung von P. Lüders, daß hier— r e ,. Engländer vernommen seien. Schleswig Holstein habe schon ünlüiz üer or Rn, beigesteuert; wäre der Krieg nicht, so würde er seinen n ; anders gestellt haben; früher hätten die Herzogthümer für die
Pz anz , , 12 . . die seindliche Flotte jährlich 200,909 Spec. gegeben. Nach einigen
Bemerkungen über das Verhältniß der Proposition zum Budget, worauf Graf Moltke als Berichterstatter des Finanz Ausschusses mit dem Hinzufügen hin- gewiesen hatte, daß, da im Budget ein eigener Passus „Marine“ vorkäme, die Schlußberathung über diesen und die vorliegende Frage zu vereinigen seien, schloß die Vorberathung.
An der Schluß ⸗Berathung, betreffend die provisorische Verfügung, auf unseren Schiffen die deutsche Flagge zu führen, nahmen der Berichterstatter, Etatsrath Nickels, von Prangen und Rönnenlamp Theil. Letzterer wollte die schwarz-roth-geldene Flagge überall in den mertantilen Verhãltnissen suspendirt sehen, während von Prangen sich energisch gegen die Führung der dänischen Flagge im Auslande aussprach, welches Deutschland eben so übel vermerken werde, als die Aufhebung des Embargo s. Der Berichter- statter empfahl den Antrag des Ausschusses: die deutsche Flagge auf das Inland zu beschränken. Der Kommissar: Statt der dänischen habe man früher eine eigene Flagge gehabt, 1685 sei diese für den Königlichen An- theil abgeschasft, hernach auch für andere Landestheile. Nach dem 21. März eine dänische Flagge länger zu führen, sei unmöglich. Es seien Holländer vor der Eider umgekehrt, nur weil unsere Schiffe diese Flagge führten. Uebrigens bemerite er gegen von Prangen, daß die dänischen Konsuln es verweigerten, sich mit sschleswig⸗holsteinischen Schiffen zu befassen. Die Beschränkung, die der Aus schuß vorgeschlagen, wurde mit 55 gegen 7 n. verworfen und die Verfügung mit 50 gegen 12 Stimmen ge— nehmigt. z
. adersleben, 4. Juli. (Alt. Merk.) Der kommandirende General ist heute von Christiansfeld, wo er sich einige Tage aufge⸗ halten, hierselbst eingetroffen, und man nimmt an, daß das Haupt⸗ quartier sich hier dauernd etabliren werde. Der Norden ist besetzt
und geschützt, der General Vonin steht in Christiansfeld, der Prinz Friedrich in Woyensgaard, Maugstrup und nach Westen hin. Die Patrouillen streifen an die Gränze. An einem so schleunigen Rück zuge des Feindes hat wohl Niemand geglaubt, da die Gegend zur Vertheidigung, selbst gegen einen überlegenen Feind, wie geschaffen ist, und jetzt mögen beide Theile von gleicher Stärke gewesen sein, ewa 16 — 20,000 Mann. Der General Wrangel erschien vor ei nigen Tagen im schleswig - holsteinischen Lager und hat dem Prinzen für seine umsichtige und energische Führung, den Truppen für ihre treffliche Haltung am Tage des Gefechts mit herzlichen Worten ge— dankt. Unsere Leute fühlen sich überglücklich unb würden den Dänen, wenn diese jemals zum Angreifen oder zum Stehen zu bewegen wä⸗ ren, auf das herzhafteste zusetzen. .
Ausland.
. Ʒraukreich. National⸗Versammlung. Sitzung vom . Jül i. Der Vice⸗Präsident Lacrosse eröffnet dieselbe um 2* Uhr. Die militairischen Vorsichtsmaßregeln sind bedeutend vermindert, nur zwei Kanonen sind mit ihren Mündungen noch gegen den Eintrachts⸗ platz gerichtet. An der Tagesordnung war die Erwählung eines Quästors an die Stelle des gefallenen Generals Negrier. Um 3§ Uhr verkündigte der Präsident folgendes Resultat: Zahl der Stimmenden 79. Absolute Majorität 355. Es erhielten Laboissire 235, Ge neral Le Breton 205, General Lafontaine 190 Stimmen. Da Kei— ner die erforderliche Mehrheit vereinigte, so verlor die Versammlung durch Erneuerung des Skrutiniums abermals eine Stunde. . Während dieser Operation bestieg der Vice-Präsident Corbon die Rednerbühne, um seine schon früher erwähnte Proposition auf Er— öffnung eines Kredits von 3 Millionen Franken zur Förderung der Associationen zwischen Arbeitern unter einander, so wie zwischen Arbei⸗ tern und Arbeitgebern, zu erneuern. Das Dekret ward für dringlich erklärt und die Berathung auf den 7. Juli festgesetzt. Das Comité des Innern übergab einen Vorschlag, jedem in Folge der Junitage dekorirten Mobilgardisten eine Pension von 250 Fr. zu bewilligen. Ein vom Unterrichts- Minister übergebener Entwurf erklärt die Zu⸗ lassung zur Normalschule für unentgeltlich. Der Gesetz Entwurf zur Ermunterung der Wiederaufnahme von Bau⸗Arbeiten wurde sodann be⸗ rathen und angenommen. Der Präsident beantragte, daß der zum Trauergottesdienst für die Juni-Opfer bestimmte 6. Juli für das Seine - Departement ein Tag, der öffentlichen Tralier sein solle. Der Vorschlag wurde einmüthig genehmigt. Man schritt nun zur Berathung des Dekret Entwurfs bezüglich der Gehãal⸗ ter des Conseils-Präsidenten und der Minister; Ersterer soll danach monatlich 10,090, und jeder Minister jährlich 36,060 Fr. be⸗ ziehen. Herr Laro chejacquelin verlangte, daß man den Mi— nistern monatlich 5000 Fr. gebe, weil man mit 300 Fr, keine Equi⸗ page und kein anständiges Haus halten könne. Sein Antrag wurde Hervorfen, dagegen aber der Antrag des Herrn De nner das Ge⸗ halt eines Mhnisters auf monatlich 4000 Fr. zu erhöhen, bei der Ab— stimmung genehmigt, nachdem der Präsident auf Befragen erläutert hatte, daß der Eonseils⸗Präsident und die Minister während ihrer Amtsdauer ihre Diäten als Volksvertreter nicht bezögen. Der Defret⸗ Entwurf wurde hierauf angenommen. Der Präsident zeigte der Ver⸗ sammlung an, daß die Ballotage für General Lebreton als Quästor entschieden habe. Nachdem die Versammlung noch den Dekret-Ent⸗ wurf, welcher jedem Mitgliede der abgetretenen vollziehenden Kom— missien für die Zeit ihrer Amtsdauer monatlich 5000 Fr. zuerkennt, genehmigt hatte, wurde die Sitzung aufgehoben.
Paris, 5. Juli. Gestern früh um Uhr ist Chateaubriand gestor ben. Tas Journal des Débats meldet diesen Todesfall mit folgenden Worten: „Frankreich, die ganze wissenschaftliche Welt, die ganze Welt des Genie's und des Ruhmes haben einen Verlust erlitten, der selbst inmitten des Aufruhrs der Revolutionen tief gefühlt werden wird. Es ist ein Schmerz mehr zu all' den Schmerzen des Vater— landes; doch zum wenigsten hat Herr von Chateaubriand sein Leben, das zu den bewegtesten, geprüftesten, glänzendsten und ruhmreichsten der neueren Zeit gehörte, in Frieden und umgeben von der rührend⸗ sten Pflege enden können. Er ist fast achtzig Jahre alt geworden.“ Außerdem theilt dies Blatt folgendes ihm zugegangene Schreiben des Pfarrers Deguerry mit: „Paris, 4. Juli. Mein Herr! Frank⸗ reich hat einen seiner edelsten Söhne verloren. Herr von Chateau— briand ist heute früh um S. Uhr gestorben. Wir haben seinen letzten Seufzer empfangen. Er hauchte seine Seele bei vollem Bewußtsein aus. Ein fo herrlicher Geist mußte den Tod beherrschen und noch unter scinen Würgerarmen eine sichtbare Freiheit behaupten. Der Verlust ber Frau von Chateaubriand, die voriges Jahr starb, hatte ihren Gatten so tief erschüttert, daß er schon damals, mit der Hand auf die Brust deutend, zu uns sagte: „„Ich fühle mein Leben in seinem Quell angegriffen und gehemmt; es wird wohl nur noch wenige Mo⸗ nate mit mir währen.““ Der bald darauf folgende Tod Ballanche's war der letzte Schlag für seinen alten und berühmten Freund. Seit⸗ dem schien Herr von Chateaubriand nicht mehr allmälig, sondern jäh⸗ lings dem Grabe entgegenzugehen. Wenige Augenblicke vor seinem Tode umfaßte er noch? das Kreuz mit der Jnbrunst eines leb⸗ haften Glaubens und einer festen Ueberzeugung, nachdem er am Sonnabend vorher die letzten Sakramente empfangen hatte. Ein in den Jahren vor seinem Ende oft von ihm wiederholter Ansspruch war, daß die gesellschaftlichen Probleme, welche die Völker heutzutage beunruhigten, nicht ohne das Evan gelium, nicht ohne den Geist Christi gelöst werden könnten, dessen Lehren und Beispiele die Eigensucht, verdammen, als den Wurm, der alle Eintracht zernagt. Auch begrüßte der Verstorbene in Christus den Weltheiland für den sozialen Gesichtspunkt und nannte ihn gern
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seinen König wie seinen Gott. Ein Priester und eine barmherzig Schwester knieeten zu den Füßen des Bettes des Sterbenden. Unter den Gebeten und Thränen solchen Beistandes sollte der Verfasser des Geistes des Christenthums“ seine Seele in die Hände Gottes zurückgeben.“
Bie Patrie will wissen, daß General Bedeau das Porefeuille der auswärtigen Angelegenheiten nicht angenommen habe, und daß Herr Bastide dieses Departement behalten und das der Marine für Jemand anders offen lassen werde. —
Emil von Girardin erhielt gestern die Erlaubniß, mit seiner Fa⸗ milie und seinen Freunden wieder in Verkehr zu treten; er soll erst einmal seit seiner Verhaftung verhört und in seinem Hause und Bü reau soll keine Nachforschung vorgenommen worden fein; er steht übrigens unter der Jurisdiction des Kriegsgerichts, in welchem Oberst Bertrand den Vorsitz führt. .
Einem neuen Plane Cavaignac's zufolge, soll die gesammte französische Nationalgarde in eine vollständig organisirte Armee von 120 Legionen, 29 Divisionen und 40 Brigaden getheilt werden.
Wie es heißt, will man die Mobilgarde künftig „junge Garde“
nennen. Der Moniteur enthält die vom Minister der öffentlichen Ar⸗ beiten, Herrn Recurt, mit unterzeichnete Verfügung Cavaignac's, welche in der Weise, wie er es in der National-Versammlung ange⸗ zeigt, die National-Werkstätten in Paris, so wie im übrigen Gebiete der Republik, für aufgeheben erklärt.
Das offizielle Blatt bringt ferner das Programm der auf morgen angesetzten Trauer Ceremonie für die Opfer der Juni⸗-Tage. Um 10 Uhr wird durch Bischöfe, welche Mitglieder der National Versammlung sind, auf dem Eintrachtsplatze eine Seelenmesse gele— sen. Der Todtenwagen wird Leichen aus jeder der verschiedenen Bürgerklassen tragen, die für die Republik kämpften. Trauer gewinde, Cæpressen- und Eichenkränze werden die einzigen Zier— rathen des Sarkophages sein. Vorn wird der Leichenwagen die In schrift führen: „Gestorben für die Republik“. Nach der Messe setzt sich der Trauerzug zwischen Truppenspalieren vom Eintrachtsplatze nach dem Bastilleßlatz in Bewegung. Tiefes Schweigen herrscht, blos von Trommelwirbel und geistlichen Gesängen unterbrochen. Dem Leichenwagen folgte die National⸗ Versammlung, als Vertreterin der Familien der Opfer im Namen von ganz Frankreich. Die Vorder seiten des Palastes der National- Versammlung und der Madeleine— Kirche, so wie die Porte St. Martin und die Porte St. Denis, wer den schwarz behangen sein; die Julisäule wird ein langer Trauerflor umhüllen. Auf dem Bastilleplatze angelangt, werden der Leichenwagen und der Zug an den Gewölben Halt machen, wo die Särge beige⸗ setzt werden, während die Geistlichkeit ein „He prosundis“ singt.
Da im zwölften Bezirke nicht alle Waffen gutwillig abgeliefert wurden, so hat man strenge Haussuchung gehalten und noch mehrere Tausend Flinten, Pistolen, Säbel u. s. w. gefunden. Fast alle Feuer⸗ waffen waren geladen, viele sogar doppelt. In Häusern außerhalb der Barrieren fand man eine Masse Fenten versteckt, mitunter acht Stück unter einem Bett, so wie viele andere in Kellern und auf Kornböden.
Unter allen beim Kampfe betheiligten Linien- Regimentern hat das 48ste am meisten gelitten; der Oberst, 3 Capitains und 1 Lieu⸗ tenant wurden getödtet und 9 Offiziere verwundet.
Zu Chatou und Nanterre hat man 129 beim Aufstande bethei⸗ thigte Arbeiter der National-Werkstätten verhaftet.
Alle in Paris errichteten Lager sind jetzt, mit Ausnahme derer im Tuilerieen-Garten und auf dem Stadthaus-Platze, aufgehoben und
Das Ergebniß der letzten Wahl, die im Departement Korsika stattfand, ist jetzt bekannt; sie fiel mit 35,905 unter 38,197 Stim⸗ men auf Louis Bonaparte.
Die hiesigen Theater sind mit dem Vorbehalte, daß der Vor
die Truppen in ihre früheren Quartiere zurückgekehrt.
ermächtigt worden.
Herr Ducos hat den Kommissions-Bericht über das Dekret, welches der Regierung gehrime Fonks im Betrage von 50 0, 0( Ir. bewilligen soll, auf das Büreau niedergelegt. Die Koammission schlägt vor, daß in Zukunft der Minister des Innern einer besonderen Kom mission der National-Versammlung die Verwendung der ihm für die Polizei bewilligten ordentlichen oder außerordentlichen Kredite im Ein⸗ zelnen nachweisen soll. Die Kommission will ferner das Dekret, durch welches der vollziehenden Kommission monatlich 100,000 Fr. für Bürcaukosten und besondere Ausgaben der öffentlichen Sicherheit be⸗ willigt wurden, aufgehoben wissen, weil Cavaignac erklärt hat, dieses Kredits durchaus nicht zu bedürfen.
Herr Trelat, der vorige Minister der öffentlichen Arbeiten, soll zum Maire des zwölften Stadtbezirks von Paris ernannt sein.
In Folge der in diesem Augenblicke anhängigen gerichtlichen
Unterfuchung sind nach dem Courrier frang ais bezüglich mehre rer bei dem Aufstande betheiligten und ins Ausland geflüchteten Per⸗ sonen Auslieferungs-Gesuche an die fremden Regierungen gestellt worden.
In der Vorstadt St. Antoine hat man durch Zufall eine Fabrik von Pulver, Patronen, Kugeln z0. nebst ansehnlichen schon fertigen Vorräthen entdeckt. Der Miethsinhaber, des Lokals dieser Fabrik, ein Schlosser, f
hang um 10 Ühr fallen muß, zur Fortsetzung ihrer Vorstellungen
der bei dem Aufstande mit den Insurgenten kämpfte und verwundet ward, sitzt im Gefängnisse.
Großbritanien und Irland. London, . i
der gestrigen Sttzung des Unterhauses wurde die Berathung der Zuckerzölle im Comité wieder aufgenommen. Als die erste Resolu⸗ tion verlesen war, nach welcher ein Zoll von 13 Sh. pro Cir. für Muskovade und allen anderen nicht weißen Zucker vom 5. Juli 1848 bis zum 5. Juli 1849 erhoben werden soll, erhob sich Sir J. Packington zum zweitenmal mit einem Schutz-Amendement für die Kolonieen, indem er einen Differenz-Zoll von 10 Sh. pro Ctr. und zwar so beantragte, daß der Zoll für das westindische Produkt um so viel erniedrigt würde. Es entspann sich wiederum hierüber eine längere Debatte, die indeß nach den voraufgegangenen Erörterungen kein' Interesse bet. Von den Ministern hielt es keiner mehr für nöthig, das Wort zu nehmen, und das Amendement wurde mit 231 gegen 169) Stimmen, also mit einer Majorität von 62 Stimmen, verworfen. Die weitere Berathung der Zuckerzölle mußte abermals vertagt werden. Das Oberhaus verhandelte nichts von In— teresse. — Nach dem Observer wird die Jahres⸗Uebersicht über die Ein ⸗ nahme erst am 6ten Morgens veröffentlicht werden; der Ausfall der Einnahme während des letzten Vierteljahres ist, wie der Observer wissen will, im Vergleich zu dem entsprechenden Quartal des vorigen Jahres, unbedeutend und auch der Ausfall im ganzen Jahre nicht so groß, wie man gefürchtet hatte. Im letzten Quartal zeigt sich der Ausfall hauptsächlich in den Zöllen, wogegen die Accise einen Mehrertrag geliefert haben soll.
Die englischen Blätter füllen ihre Spalten noch immer mit den Betrachtungen über die Ereignisse in Paris. Auch die beiden bedeu⸗ tendsten Wochenschriften, der Spectator und Examiner, äußern sich darüber. Der Spectator sagt: „Louis Blanc vermochte kein neues System der Industrie einzuführen, aber er führte ein rie⸗
gliedriger Arme, welche die Welt sah, entartetes zu ertragen, und aber die Jiegierung fürchtete sich, die Ausführung zu übernehmen. Die Hauptmasse der Aufrührer bestand ohne Zweifel aus Arbeitern der National ⸗Werkstätten. Verbrecher, eine sehr zahlreiche Klasse, die theoretischen Kommunisten, einen Theil der arbeitenden Klassen, welcher zur Unordnung dieser selbst wegen geneigt war; die Hungerleidenden, welche glaubten, daß jede Veränderung ihrer Lage eine Verbesserung sein müsse; außerdem wahrscheinlich wenig bedenkliche Politiker, welche auf Unruhen speku⸗ lirten.“ Der Examiner bemerkt: „Die Entschlossenheit war auf bei⸗ den Seiten gewaltig und sinster; aber auf der einen Seite war es die Entschlossenheit des höchsten Patriotismus und Heldenmuthes, auf der anderen die Entschlossenheit des Banditen, des Mörders, des Missethäters, den die Hoffnung auf Plünderung und der Durst nach Blut anfeuerte.“
zu Ende des Jahres 1817 erwartet hatte. welche der Kanzler der Schatzlammer im Verlaufe der Debatte über die Zuckerfrage machte, geht hervor, daß das auf 2 Millionen Pfd. St. für das laufende Finanzjahr veranschlagte Defizit sich auf weni⸗ ger als auf 50h, 009 Pfd. St. reduziren wird, verschiedenen Ausgabezweigen Ersparnisse zum Belaufe von 685,000 Pfd. St. haben bewerkstelligt werden können, nahme, ungerechnet die Getraidezölle, 350,000 Pfund Sterling mehr eingebracht habe, als veranschlagt worden sei, und endlich
siges System bezahlter Trägheit ein. Eine gewaltige Bande von
Arbeitern, mehrere Hunberttausend stark, lernte bald, täglich Lohn zu erhalten für Nichtsthun; zwanzig⸗ bis dreißigtausend Verbrecher schlos⸗ sen sich be leichten Handwerke an, und der leere Staats Schatz ward belastet mit dem Unterhalte der gewaltigsten Armee gesund-
seit Korn unter Noms
Mißbrauch war nicht
Volk gefordert,
vertheilt ward. Der seine Unterdrückung wurde täglich
Aber sir hatten mancherlei Verbündete: die
Die Lage der englischen Finanzen stellt sich günstiger, als man Aus einer Mittheilung,
da einestheils in
andererseits die Ein⸗
aus früheren Ueberschüssen noch, 5M), 000 Pfund Sterling für die⸗ ses Jahr disponibel sein. Die Times ist darüber erfreut. „Jeder Schritt zum Bankerotte“, sagt sie, „ist ein Schritt zur Re⸗ volution. Frankreichs politische Möstiker wollen durchaus irgend eine himmlische Wahrheit entdecken, welche aufzufinden, ihrer Meinung nach, der Beruf einer jeden Jeit ist. Es giebt indeß eine hausbak— kene Lehre, welche groß eingeschrieben ist in die Jahrbücher dieses und des vergangenen Geschlechtes: Habe keine Schulden! Ludwig Philipp's Negiment mußte zu Ende kommen, weil er Frankreich jähr⸗ lich ungefähr zwei Millionen Pfund Sterling tiefer in Schulden brachte.“
Gestern kamen hier auf dem Dampfschiffe „Soho“ sechs Bischöfe an, darunter die Bischöse von Trier und Lüttich, um der heutigen Weihe der katholischen Kathedrale beizuwohnen. Sie hat unter gro⸗ ßem Menschengedränge stattgefunden. Dr. Wiseman leitete die Feier. Eine genauere Schilderung derselben fehlt noch.
Neue Nachrichten aus Ostindien (aus Bombay vom 20. Mai) lassen den Aufstand im Multan in viel weniger gefährlichem Licht er= scheinen, als er anfangs dargestellt wurde, Der Wundarzt, der mit ben Heiren Vans Agnew und Lieutenant Anderson ermordet sein sollte, und einige Bediente sind glücklich nach Lahore zurückgekehrt, Sie sind unterweges überall freundlich behandelt worden und haben nirgend Un⸗ zufriedenheit oder Neigung, sich dem Aufstande anzuschließen, bemerkt. Ver Ausbruch scheint rein zufällig gewesen zu sein. Multan ist seit vielen Jahren ein Zufluchtsort für Unzufriedene der Seikhs und aus Sind, und es ist unerklärlich, wie man sie mit einer so schwachen Reisebegleitung in Versuchung führen konnte. Die Vorbereitungen zu schleunigster Absendung einer bewaffneten Macht von Lahore, die bei der ersten Nachricht von dem Ausstand begonnen wurden, sind wieder unterbrochen. In Sind herrscht die tiefste Ruhe, und die Gerüchte von einem Einfall sind verstummt. Neuerlich haben häufige Reibun⸗ gen zwischen den Truppen und den rebellischen Unterthanen des Kö⸗ nigs von Aude stattgefunden, und man glaubt, daß die Engländer sich bald werden in die Angelegenheiten des Fürsten von Lucknow einmischen müssen.
Belgien. Brüssel, 6. Juli. Die Nepräsentanten⸗Kammer setzte gestern die Diskusston des Adreß-Entwurfs fort und verwarf mit Md gegen 3 Stimmen ein Amendement, welches dem Paragraphen, welcher von den zu bewirkenden Ersparnissen handelt, durch einige andere Wendungen noch etwas mehr Nachdruck geben sollte. ;
Graf von Hamal, belgischer Legations-Secretair in Madrid, ber
dort bis zur Ankunft des Herrn de Jaegher als Geschäftsträger fungirte, ist auf Urlaub, der ihm auf sein Gesuch bewilligt worden, von dort hier eingetroffen.
Schweiz. Bern, 3. Juli. (Frkf. Bl.) Die Eröffnung der orhentlichen Tagsatzung fand heute mit dem gewohnten Ceremo⸗ niell statt. Die Rede äußerte sich über unsere befriedigenden in ge⸗ sctzlicher Ruhe und Ordnung sich befindenden Zustände und sprach sich mit besonderem Nachdruck für die Annahme des neuen Bundes-Ent⸗ wurfes, des einzig Erreichbaren in gegenwärtiger Zeit, aus. Nach ge⸗ leistetem Bundesschwur zogen die Gesandtschaften in den Sitzungs- saal des äußeren Standes Rathhauses und begannen ihre Geschaͤfte mit Verlesung, Prüfung und Genehmigung ihrer Kreditive. Einzig Tessin ist noch abwesend. Sodann wurde ein über 6 Tage sich erstreckender Bericht des Vororts über seine Geschäftsführung
ö
seit Auflösung der letzten Tagsatzung am 27. Juni J. J. verlesen.
Italien. Florenz, 26. Juni. (A. 3.) Folgendes ist der Jnhast der von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Toscana dei der heutigen Eröffnung der gesetzgebenden Versammlung gehalte⸗· nen Thronrede:
„Meine Herren Senatoren, meine Herren Deputirte! Die bewunde⸗ rungswürdige Wiedererhebung Italiens, in welche wir Beglückte die Erfül— lung des Wunsches so vieler Jahrhunderte gewahren, hat Uns endlich ge⸗ stattet, den Staat gemäß den Zeitbedürfnissen zu ordnen und im Angesicht Europa's die nationale Unabhängigkeit zu verkünden und zu vertheidigen. Die Institutionen, in Folge deren ich mich heute in Ihrer Mitte befinde, sind für Toscana nichts als die natürlich forischreitende Vervollkommnung seiner gonvernementalen Verfassung, Die Umstände erlaubten nicht, diese Formen früher festzustellen, aber die Prinzipien fanden sich niedergelegt in senen Gesetzen, die uns öffentlichen Wohsstand und allgemeine buͤrgerliche Bildung gefrüchtet haben. Ich danke der Vorsehung, daß sie mich dazu berufen hat, dem so lange bestehenden Gedanken Leben zu geben, entsprechende Früchte jener Reformen zu sammeln, welchen Toscana den Ruf reifer Civilisation verdankt. In der That beschließt unser Grund⸗ gesetz eine Epoche unserer Geschichte und eröffnet eine andere, welche uns auf eine ruhmwürdigere Zukunft vertrauen macht mittelst des wohlthä— tigen Einflusses, der in diesem Statut und der durch dasselbe geheiligten Grundsätze wie mittelst der nachmaligen Entwickelung, welche dieselben noch in Gemäßheit der Zeitforderungen und der Uebereinstimmung des Sostems erlangen können, durch welche die Harmonie der verbündeten Staaten Italiens bedingt wird. Toskana, welches im vergangenen Jahr- hundert zuerst unbeschränkte öͤkonomische und bürgerliche Freiheit, so wie religiöbse Duldung, anerkannte und gewährte, welches für viele magte⸗ rielle Verbesserungen mittelst der unternommenen Austrocknung der Na remmen, mittelst der Erweiterung des Freihafens von Livorno, mittelst neugebahnter Apenninenstraßen, mittelst Erihtisung. komnienzicller Von;
; h ö ; ) ĩ und theile, namentlich für die Noniggna und die Gebiete gh ,, Ig)
Siena, endlich mittelst des den Eisenbahnen gewãahrten Entwickelung der Bergbau- Industrie Seige 37 . . die Reform der Gerichtshöfe und des Unsversitaͤtswese geistig