Ablehnung desselben einige kleinere Mobificationen des Ent⸗ — 2 K Ausschuffes. Gegen Trützs 2 Vor⸗ schlag macht er geltend, daß, wer nach demselben die echte eines Gemeindemitglieds erlangt habe, gleichwohl bei Verarmung, da der Anspruch auf Armenversorgung nach den bestehenden Gesetzen beur⸗ theilt werde, der unfreiwilligen Entfernung aus der Gemeinde aus⸗ gesetzt sei, während er der früheren Gemeinde am Ende nicht mehr angehöre. Die Diskussion wurde um 23 Uhr auf Montag den 10. Juli
t.
66 der heutigen 33sten Sitzung der National-Ver⸗ sammlung kam nach Erstattung mehrerer Ausschußberichte der An⸗ trag des Abgeordneten Grumbrecht auf Errichtung eines Ausschusses für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten zur Berathung. Die Ver⸗ sammlung faßte nach längerer Berathung den Beschluß, blos für Schul⸗Angelegenheiten einen Ausschuß von 15 Mitgliedern zu ernen⸗ nen, welche von den Abtheilungen heute zu wählen ist. Sodann führte die Tagesordnung zur Berathung des Berichts über den ge⸗ genwärtigen JZustand der Wehrhaftigkeit Deutschlands und die Mittel zur Verbesserung desselben.
Preußen. Berlin, 9. Juli. Aus dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts und Medizinal-Angelegenheiten geht uns sol⸗ gende Mittheilung zu:
Von verschiedenen Seiten ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß das Ministerium zur Ecledigung der Medizinal⸗Reform einen Kongreß der preußischen Aerzte, hervorgehend aus direkten Wahlen der Standesgeunossen, berufen wolle. Andere nicht minder achtbare Stimmen haben theils schriftlich, theils in Druckschriften eine solche Maßregel zwecklos, vielmehr den bisher eingeschlagenen Weg für genügend und besser erklärt.
Eine Eingabe mehrerer berliner Aerzte, deren wäörtlicher In⸗ halt in die Zeitungen übergegangen ist, versichert, daß diese An— gelegenheit „seit länzer als zehn Jahren im schleppenden Geschäfts⸗ gange vergeblich ihrer Erledigung entgegen harre.“ Sie ver spricht sich von dein bisher betretenen Wege eines „büreaukratischen Bevor⸗ mundungs-Systems“ überhaupt keinen Erfolg und glaubt, daß diese Sache in die Hände des „ausschließlich kompetenten Heil⸗Per sonals“ gelegt werden müsse.
Es muß hier zunächst berichtigend bemerkt werden, daß die Cen— tral⸗Behörde die Resorm-Angelegenheit nicht vor länger als 190 Jah⸗ ren, sondern am 24. Juli 1816 in einer Weise eingeleitet hat, welche nicht nur den Behörden, sondern auch allen praktischen Aerzten, ja sogar (da doch bei dieser Sache auch die Kranken betheiligt sind) der ganzen gebildeten Welt eine Mitwirkung gestattete.
Behörden und Aerzte haben von dieser Aufforderung in einer Weise Gebrauch gemacht, daß das Ministerium über alle Theile dieser Sache mit einem sehr schätzbaren und reich— haltigen Materiale versehen ist und keinen, Anstand nehmen würde, aus demselben weiter zu bauen, wenn nicht mehrere Aerzle, welche in den verflossenen zwei Jahren mit ihren Vorschlägen zurück— blieben, jetzt mit der Versicherung einer nachträglichen Betheiligung hervorgetreten waren.
Daß bei den bisher getroffenen Einleitungen auch die Mit— glieder der medizinischen Fakultäten, der Medizinal- Kollegien, die Regierungs⸗Medizinal-Räthe und tüchtige Kreis Medizinal-Beamte gehört sind, steht mit der „Kompetenz der Aerzte“ um so weniger im Widerspruch, als alle diese Männer Aerzte sind und ihre sonstigen Ver⸗
dienste um die Wissenschaft, Lehre und Verwaltung doch nicht geringer veranschlagt werden könnten, als die der übrigen Aerzte. Das Ministerium ist jedoch weit entfernt gewesen, dem ärztlichen Publi— kum nur dann eine Stimme einzuräumen, wenn es in Horm einer Behörde auftritt. Eine große Menge vorliegender Druck⸗ schriften beweist, daß auch seitens solcher Aerzte, welche keine Beam⸗ ten sind, der Einladung des Ministeriums entsprochen ist. Auch die freie Association hat aus den verschiedensten Theilen der Monaichie gehaltvolle Beiträge geliefert. Selbst das Ausland ist nicht zurück⸗ geblieben. Das beabsichtigte Werk ist demnach in der That auf der alleibreitesten Grundlage der freien Wissenschaft angelegt. Das viele Gute, welches bereits da ist, soll jedoch den Dank des Ministeriums nicht vermindern, wenn noch Besseres nach⸗ träglich gebracht wird. Gern wird daher der neuen Mediz inal⸗ Verfassung so lange Anstand gegeben werden und zweckmäßigerweise gegeben werden müssen, bis die neue Staats-⸗-Verfassung zum Grunde gelegt werden kann. Dann aber wird, die Gesetzgebung un— gesäumt jene dieser folgen zu lassen bemüht sein. . ⸗ Im Nechte der freien Vereinigung liegt selbstredend auch die Befug⸗ niß der Aerzte und Wundärzte, ihre Wünsche und Ansichten nicht blos provinziell zu behandeln, sondern auch, ganz nach ihrem Gut— besinden, sich zu einem Central-Vereine, etwa, in Berlin, wozu die Aerzte des ganzen Staates aus ihrer Mitte gewählte Depu⸗ tirte senden können, sich zusammenzusetzen. Tas Ministerium wird aber ein solches Central-Comité nicht berufen, weil es,
abgesehen von den Gutachten der Provinzial-Behörden, durch die freie Presse hinreichend informirt ist und die freie Nede nicht „bevormunden“ will. Analoge Erfahrungen in anderen Zweigen seiner Verwaltung haben hinreichend dargethan, daß, so gut auch die Absicht gewesen, die Leitung derartiger informatorischer Versammlungen Lurch Staats-Organe bewirken zu lassen, es doch zur Beseitigung jeder Mißdeutung vorgezogen werden muß, die Be⸗ rathungen ohne alle Einmischung von Seiten des Staats sich durch⸗ aus frei bewegen zu lassen.
Uebrigens werden die Vorschläge freier ärztlicher Vereine, es
mögen dieselben unmittelbar aus kleineren Kreisen oder durch Ver— mittelung eines Central-Kongresses erstattet werden, dieselbe sorgfäl— tige und dankbare Prüsung sinden, welche die Vorschläge der Behör— den, Fakultäten und einzelner Aerzte finden sollen und zum Theil schon gefunden haben. Damit aber die Zögerung derer, welche neue Anträge in Aus⸗ sicht gestellt haben, nicht auermals der Central-Behörde zugerechnet werde, muß hier die bestimmte Erklärung folgen, daß nur folche Vor= schläge auf eine sichere Prüfung rechnen können, welche spätestens bis zum 1. Oktober d. J. eingehen.
Berlin, 5. Juli. Die Verfügung des Ministeriums der geist⸗ lichen r. Angelegenheiten vem Sten v. Me, nach weicher die Lchrer= Kollegien der höheren Schul-Anstalten zu schriftlicher Neußerung ihrer Wünsche und Ansichten in Betreff der etwa nöthigen Reform der ge⸗ dachten Anstalten veranlaßt worden und demmächst Verathungen mit einzelnen Direktoren und Lehrern stattsinden sollten, hat zu mehreren Pelitionen und Anträgen Veranlassung gegeben, es möge den Lehrer Nollegien gestattet werden, durch selbstgewählte Mitglieder ihre Wünfsthe dem Ministerium unmittelbar, vorzutragen.
Es kann dem Zwecke nur förderlich sein, wenn die Information in Betreff derjenigen Momente, welche bei der Berathung über eine so wichtige Angelegenheit zu berücksichtigen sind, so weit die Umstände es gestatten, ig eri, 95 Wünschen der betheiligten Lehrer entspre⸗
enden Weise stattsindet. en Der . ber geistlichen 2c. Angelegenheiten hat daher be⸗ schlossen, die auf den 2ͤsten d. M. anberaumte Versammlung von
Direktoren und Lehrern nicht zusammentreten zu lassen, sondern Ab⸗ geordnete, welche von den Lehrern erwählt werden, nach einigen Mo⸗ naten einzuberufen. Ueber die Wahl, die Zeit der Versammlung und die Zahl ihrer Mitglieder wird das Nähere noch bestimmt werden.
Oesterreich. Wien, 7. Juli. (Wien. Ztg.) Se. Kai⸗ serl. Hoheit der Erzherzog Johann hat nachstehende Proclamation erlassen: ;
„Die deutsche National-Versammlung in Frankfurt hat mich zum Reichs -Verweser erwählt und durch ihre Abgeordneten aufgefordert, die sem ehrenvollen Rufe ungesäumt zu folgen. ;
„Desterreicher! Ihr kennt meine unveränderte Gesinnung sür unser gemeinsames deutsches Vaterland; Ihr kennt meine heißen Wünsche für sein Wohl, seine Macht und Ehre.
„Diese Wünsche, ich weiß es, stehen mit Euren Gefühlen in vollkom— menem Einklange, und ich habe es daher als eine heilige Pflicht erkannt, das Amt zu übernehmen, welches mir Eure Vertreter in Frankfurt und mit ihnen alle Eure deutschen Brüder anvertrauen.
„Dasselbe wird, gestützt von der National -Versammlung und befestigt durch das gesammte deutsche Volk, den Gedanken der Einheit Deutschlands zur That gestalten, — (s wird für die Freiheit und für das Recht des deutschen Volkes, für das Gesetz und die Ordnung in dem ganzen deutschen Gebiete eine neue Gewähr darbieten.
„Ich glaube daher, die mir von unserem Kaiser sür die Zeit seiner Abwefenheit übertragenen Regentenpflichten nicht zu verletzen, ich glaube, sie vielmehr mit hoffnungsreicherem Erfolge zu erfüllen, indem ich beide gleich⸗ wichtige und innig verbundene Sendungen annehme. .
„Ich werde mit der an mich gesendeten Deputation nach Frankfurt gehen, um das hohe Amt des Reichsverwesers anzutreten, und dann wie⸗ der zu Euch zurückkehren, um als Stellvertreter des Kaisers am 18. Juli den Reichstag in Wien feierlich zu eröffnen.
Wien, am 6. Juli 1848. Johann.“
Die Wien. Ztg. enthält in ihrem offiziellen Theile folgenden Artikel über die Vereinbarkeit der doppelten Functionen des Erz⸗ herzogs Johann als Stellvertreter des Kaisers in Wien und als Reichsverweser:
„Zwei große bedeutungsvolle Ereignisse bieten sich in diesem Augen blicke die Hand und scheinen sich störend zu kreuzen. Erzherzog Johann ist Stellvertreter des Kaisers mit ausgedehntester Vollmacht in Oesterreich; Erzherzog Johann ist Reichsverweser und Oberhaupt des deutschen Neiches. Se. Kaifers. Hoheit hat sich beiden Bestimmungen unterzogen, er wird beide übernehmen, beide haben nichts Widersprechendes, denn beide bezielen die Einheit und Kräftigung Deutschlands und die Befestigung Oesterreichs in seinem constitutionellen Baue und in seiner eigenen Gliederung, als eines der größten, edelsten und schönsten Bestandtheile Deutschlands. Nur die drängende Zeit bietet Schwierigkeiten und fordert Ingeständnisse. .
„Deutschland bedarf und begehrt schnell seinen Neichsverweser; Oester⸗ reich lann Len Prinzen nicht entbehren, der die Pforten seiner National⸗ Versammlung öffnen soll, damit Segen und Heil aus ihren Beschlüssen entspringe. Hier ist eine Vermittelung, ein Entgegenkommen unerläßlich, und es ist nicht schwer, denn jedes Opfer, welches der eine Theil bringt, ist dem Wohle des Ganzen gebracht, und nicht einseitige Interessen sind es, welche ausgeglichen werden sollen. . .
„Der Eizherzog hat mit der. Entscheidungskraft. welche ein hervor- stechender Zug seines Charakters ist, beschlossen, dem Wunsche der Deputit= en der deütschen National-Versammlung zu entsprechen und am Sten d. für kurze Zeit Wien zu verlassen, um die ehrenvolle Bestimmung in Frank— furt anzutreten, zu welcher ihn die Wahl eines gioßen Volkes berufen hat. Se. Kaiserl. Hoheit wird und kann aber in Frankfurt nur so lange verwei. len, als die ersten Functionen seiner neuen Würde unerläßlich machen. Der Erzherzog wind am 181en in Wien zurückgekehrt sein, um den Reichstag an diefem Tage feierlich zu eröffnen, wenn derselbe sich bis dahin in seiner inneren Einrichtung konst'tuirt hat, wie dieses zu hoffen ist. So wird keine Störung, kein nachtheiliger Aufschub eintreten, Oesterreich und Deutschland, für immer innig und fest verschmolzen, zeigen bei den ersten fol⸗ genreichen Beschlüssen, wie leicht es ist, sich zu inigen, wenn gleiche Gesinnung, gleiche Liebe für das Ganze zu Rathe sitzt. — Der Erzherzog tritt, der Zustimmung des Kaisers gewiß, die Reise am Sten an, das Ministerium wird sich während der kurzen Abwesenheit in enger Verbindung mit Sr. Kaiserl. Hoheit erhalten und die Sanction seiner Besch üsse einholen. Der mit den Angelegenheiten Deutschlands vertraute und geachtete Minister Wessenberg wird den Erzherzog begleiten, und hier wird Tin Stellvertreter dafür sorgen, daß in den wichtigen Maßnahmen sei nes Ministeriums keine Stockung oder Störung eintrete. ;
„Der Reichstag und das Ministerium werden aber Sorge tragen, daß Alles vorbereitet werde, was jenen zum raschen und glücklichen Fortschritte führen kann.“
Bayern. München, 3. Juli. (N. K.) Die Veteranen des bayerischen Heeres, welche die Feldzüge der neunziger Jahre bis inkl. 1812 mitgemacht haben, erhalten ein Denkzeichen, aus einem eherne Kreuze, in Form des Ludwigsordens, bestehend; es wird an einem seidenen Bande getragen, dessen Farben jene, des Lud wigsordens⸗ Bandes sind, mit dem Unterschiede, daß der breitere mittlere Theil himmelblau, die Ränder aber karmoisinroth werden. Die Inschꝛift ist auf der Aversseite „Max II., König von Bayern“, auf der Re⸗ versseite „Den Veteranen des bayerischen Heeres.“ Anspruch darauf haben alle diejenigen, welche den Feldzügen im streitbaren Stande beiwohnten und sich nicht durch entehrende Strafen dieser Auszeich- nung unwürdig gemacht haben.
Hessen und bei Rhein. Da rmstadt, 7. Juli. Die neueste Nummer des Regierungs-Blattes enthält nachstehende Verkündigung, die Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung be— treffend:
. III., von Gottes Gnaden, Großherzog von Hessen und bei Rhein u. s. w. Bei dem Antritt Unserer Mitregentschaft sind Wir durch Unser Edikt vom 5. März d. J. entschieden in die Bahn der Umgestaltung eingetreten, welche das deutsche Volk zu wahrer Freiheit und kräftiger Ein- heit führen soll. Die große Mehrheit der Hessen hielt es für Pflicht, Ver⸗ trauen mit Vertrauen zu erwiedern. Sie erkennt die Früchte an, welche Wir im Verein mit den Ständen bereits erzielt haben, und sieht der viel⸗ seitig begonnenen Entwickelung mit Vertrauen entgegen. 4
„Diese Entwickelung zu stören, hat sich eine Partei zum Ziele gesetzt, welche immer unverhüllter ihre Pläne darlegt, die auf Umsturz alles Be= stehenden durch unausgesetzte Anfeindung aller öffentlichen Autorität, durch Drohung und Gewalt gerichtet sind. Diesem Treiben entgegenzutreten, die Freunde der Ordnung zu beruhigen und zu thätiger Unterstützung der Ord⸗ nung zu ermuthigen, die Irregeleiteten zu warnen, wenden Wir Uns an Unser Volk, mit der Versicherung, daß alle gesetzlichen Mittel zur Bekäm⸗ pfung der Feinde der Ordnung angewendet, werden sollen.
„Was Wir verheißen haben, ist erfüllt, oder der gesetzliche Weg zur Erfüllung eingeleitet. ᷣ J
„Freie Äeußerung der Gedanken und Freiheit der religiösen Kulten sind in vollem Umfang hergestellt. : 36
„Die Bürgschaften für die Herrschaft des Gesetzes sind durch Beeidi= gung des Militairs auf die Verfassung vermehrt worden. Weitere Bürg= n ten werden das Geschwornen-Gericht und eine neue Bezirks Verwaltung bieten. Diese wird die wichtigeren Fragen der Entscheidung eines Einzel⸗ nen entziehen und sie einem Kollegium oder der Mitwirkung der Bezirks- Bewohner unterwerfen. Die desfallsigen Gesetzes · Entwürfe sind den Stän— den vorgelegt und zu nahem Vollzuge gereist. .
„In der Gemeinde- Verwaltung ist die dem Geiste des Gesetzes ent⸗ sprechende Selbstständigkeit der Orts -Vorstände wieder hergestellt worden.
„Zur freien Gestaltung der Angelegenheit der evangelischen Kirche ha— ben Wir den Weg eröffnet.
Die Abiöfung der Grundlasten in den bisher hierin gehinderten Be—
irten ist gesichert. Unseren entschiedenen Willen, die Jagd auf fremdem Boden und die ausschließlichen Gewerbs-Privilegien aufzuheben, haben Wir durch die desfallsigen Gesetzes⸗ Vorlagen beihätigt. Dürch Beseitigung des
Lehn- und Erbleih-Verbandes werden Wir, im Verein mit den Ständen, die Befreiung des Grundeigenthums vollenden.
„Ein Gesetzes- Entwurf über Volksbewaffnung ist der Berathung der Stände unterlegt worden. Auch die deutsche National ⸗Versammlung wird diesen Gegenstand in Erwägung ziehen.
„Insbesondere können die Bewohner der standesherrlichen Bezirke dar⸗ über beruhigt sein, daß ihre Gleichstellung mit den übrigen Landestheilen gesicheit ist. Das desfallsige Gesetz wird in der Kürze zur Vollziehung kommen.
„Was außerdem der Ausbau des Stagtsgebäudes im Geiste der Zeit erfordert, werden Wir auf dem Wege der Ordnung und des Gesetzes zum Ziele führen.
„Hierher gehört vor Allem die Verfassungs-Urkunde, welche bedeutender Abänderungen bedarf.
„Auf Minderung der Staatsausgaben werden Wir thunlichst hinzu⸗ wirken suchen.
„In der Hofhaltung werden Wir Einschränkungen eintreten lassen. Zur Minderung der Kosten der Civil- und Militair-Verwaltung ist bereils ein bedeutender Anfang gemacht worden.
„Die Interessen der Volksschule und ihrer Lehrer zu fördern, wird Unsere angelegentliche Sorge sein. — ;
„Zur Hebung und Ordnung der Gewerbe werden wir den Beirath der Gewerbetreibenden selbst in Anspruch nehmen.
„Aber Gewerbe und Handel können nicht gedeihen, das zu schaffende Neue“ kann keinen Bestand haben, wenn die Bedingung der Wirksamkeit aller Gesetze die Achtung vor dem Gesetze untergraben, eine fortwährende Aufregung unterhalten und hierdurch das Vertrauen, daß Jeder die Früchte seines Fleißes und seiner Thätigkeit genießen werde, vernichtet wird. Auf⸗ uchthalkung der gesetzlichen Srdnung ist Bedingung jedes bleibenden Fort- schritts, welcher sich aus der unantastbaren Gründlage Unserer Verheißun⸗ gen vom 6. März entwickeln wird. — ; —
„Ueberdies haben Wir dafür Sorge zu tragen, daß die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse des Großherzogthums mit der Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse Deutschlands in Einklang bleibe und nicht für jene Einrichtungen unternommen werden, welche durch diese in kurzer Zeit wie— der ganz oder theilweise abgeändert werden würden, . ᷣ
„Wir werden vereint mit Unserem Volke, mit dem großen deutschen Vatellande, in der Bahn des Gesetzes voranschreiten, unbeirrt durch das Drängen derjenigen, die nur auf dem Wege der Gesetzlosigkeit ihre Zwecke zu erreichen hoffen und deren Treiben Wir mit allem Nachdruck entgegen zu treten entschlossen sind. in .
„Wer zum gewaltsamen Umsturz der bestehenden Verfassung, zur ge⸗ walisamen Störung ihrer gesetzlichen Umgestaltung durch Schrift oder Wort auffordert oder Mittel zur Ausführung dieses Vorhabens sammelt, wer zum Aufruhr, zur Widersetzung gegen die Obrigkeit auffordert oder an solchen Handlungen Theil nimmt, uͤnkerliegt der Strafe des Gesetzes. 3
„Indem wir alle diejenigen, welche der Stimme der Feinde der . nung ihr Ohr geliehen haben, nochmals ernstlich verwarnen, ae, Unscre Gerichte und anderen Behörden bei ihren Pflichten auf, furchtlos das Gesetz zur Geltung zu bringen, und alle Freunde der Ordnung, die Behörden hierin mit allen Kräften zu unterstützen,
Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und des Staatssiegels.
Darmstadt, den 6. Juli 1848. Ludwig. Zimmermann.
Eigenbrodt.“
beigedrückten
Freiherr von Steinling. Hallwachs. Kilian.
Hohenzollern⸗Sigmaringen. Sigmaringen, . Juli. . außerordentliche Landtag wmurde heute im höchsten Auftrage durch den dirigirenden Geheimen Rath Freiherrn Schenck zu Schweinsberg eröffnet. In der Anrede desselben. heißt .
„Wäbrend auf der Reichs -Versammlung in Frankfurt die politischen Rechte aller deutschen Staatsbürger und die Gesammt⸗Verfassung festgestellt wird, deren Ergebniß auch für die Abänderung unserer politischen Institu- tionen maßgebend sein werden, hat die Staats Negierung neben einem Ent⸗ wurfe sür die Bürgerwehr Verfassung und einer Mittheilung wegen Ein; führung der Schwurgerichte ihre Thätigkeit hauptsächlich darauf gerichtet, den Grund und Boden von den noch vorhandenen Fesseln zu befreien, die Feudallasten zu Erleichterung in der Besteuerung für das Volk eintreten zu lassen. Die darauf bezüglichen Ge⸗ setz⸗- Entwürfe, welche Ihnen die Landtags — Kommission vorle⸗ gen wird, betreffen Aufhebung der Jagd und Jagdfrohnden, der Bannrechte, der sogenannten alten Abgaben, so wie des Blutzehnts, des Tehenverbandes und Ablösung sonstiger Grundlasten, der Neubruch⸗ zehnten; Firirung der sonstigen Zehntgesälle; Abänderung des Wirthschafts⸗ Abgabengesetzes; Theilnahme der landes, und standeshenrlichen Verwaltun⸗ gen an allen Gemeindelasten. Hierzu kommen weitere Gesetzes⸗ Entwürfe über Aufhebung des privilegirten Gerichtsstandes, Erhöhung der bürgermei⸗ steramtlichen Strafkompetenz, Abänderung eines Theis der Advokaten-Ge—
. Ver J
entfernen und
bühren? Sidnung, Ausdehnung des Verfahrens in minder wichtigen Sachen von 15 auf 25 51. Werth, Erschwerung der Bürger-Aufnahmen, Aufhebung der Beförderung der Privatwa dungen und Verminderung der Kosten in Beaufsichtigung der Gemeindewaldungen.“ 2.
Von den lantständischerseits gewählten drei Kandidaten wurde Abgeordneter Stroppel zum Direktor und Abgeordner Schan; zum Vice-Direktor bestätigt.
Mu sland. Frankreich. National-Versammlung. Sign 5. Juli, Präsident Marie eröffnet die Sitzung um 2 Uhr. parlfer Domkapitel zeigt an, daß die Leiche des Erzbischofe , 7. Juli Morgens Utzr in der Gruft der Notre⸗ Dame, beigese ß werden solle. Der Präsident setzt durchs Loos Line w r nion dan 50 Mitgliedern zusammen, die dieser Ceremonie beiwohnen wird. . ladet der Präsident die Versammlung ein, sich morgen . 8 . pünktlich hier einzufinden, um von hier aus der großen . beizuwohnen. Die Leichen der Gefallenen könnten morgen d , unter der Julisäule beigesetzt werden, weil der dafür hestiniin . 3 ꝛ nicht alle Helden des Vaterlandes fasse. Vorläufig müsse man . nach in den Grüften der Magdalenenkirche lassen. Nach . ö ö. berichte schritt die Versammlung zur Tagesordnung; 6 P ö. w h prat übergab einen Dekret⸗ Entwurf, welcher die Aufhe ig. . 6 der provisorischen Regierung vom?2, zs nz bezweckt durch we ö ö , wie in den Departements, die Zahl der Arheitsstunden 1 i er . In seiner Darlegung der Motive hob Herr Duprat. nn,. Nachtheil, welchen diefes unüberlegte ekret der e r e re. gefügt habe, und die gefährlichen Störungen hervor, die
; ? / standen x r Arbe Herv ingun entstan l der allgemeinen Lage der Arbeit und der Her orbr gu gern g le gen⸗
eien. Das Comité für die Arbeit, habe sich mit dieser .
19 lebhaft beschäftigt, und nur in Jolge ah lrelche a ih schlage es die Aufhebung des Dekrets vom 2. i lfte en ag g ben Interessen des Gewerbfleißes und, der n ,. , sei. Herr J. Jarre, rügte, daß eit rr ) ea gl of der diese bie National-⸗Werkstätten seien in ganz Srl fh . n, ,. Werkstätten betreffende, Defret , ⸗ J bl er e diefe Gern. ning w , ih hen s Dekret⸗Entwurfs bereits erreicht ziehüng dadulch⸗ . Urs örasttent an, daß dem Reglsment gemäß . ,,, . des Vorstandes der Versammlung n n . Hebe Zu Vice ⸗Präsitenten wurden gewählt: att ge fun den ron, Lacrosse, Marrast, Cormenin und Por⸗ 86 ag re Seeretairen: E. Lafayette und Pean. Nach⸗ i. . Gesetz Entwürfe, wodurch eine Anzahl Städte zu An⸗ . zu außerordentliche Selbstbesteuerung ermächtigt werden, . bie unbeschäftigten Arbeiter unterstützen zu können, 64 dringlich angenommen worden waren, schritt man zur Berathung des Dekrete
Sitzung vom
8 Das
wegen der mit der Bank von Frankreich abgeschlossenen Anleihe von 155 Millionen. Art. 1, welcher den Schatz ermächtigt, unter den im angehängten Kontrakte vereinbarten Bedingungen 156 Millionen von der Bank zu borgen, wird ohne Debatte angenommen. Die Bestim⸗ mung des Art. 2, daß der Bank, außer 75 Mill. Renten, als wei⸗ tere Bürgschaft große Staate waldungen im Werthe von 75 Mill, mit Verkaufsbefugniß im Falle der Nichtrückzahlung des Darlehens, als Unterpfand zugewiesen werden sollen, veranlaßte einige Ein⸗ wendungen. Herr Duclerc erläuterte, daß man, wenn ein Ver⸗ kauf der Waldungen nicht gewünscht werde, bis zur Verfalls zeit leicht eine neue Anleihe abschließen könne, um der Bank ihren Vor⸗ schuß zurückzuzahlen. Der Finanz-Minister erklärte, daß er die Verantwortlichkeit für die Maßregel, übernehme. Dadurch, daß, man die Bank zum Verkaufe, der ihr verpfändeten Forsten ermächtige, hindere man die Böswilligkeit, zu behaupten, daß die Bankbillets bloßes Papiergeld seien; sie würden vielmehr auch ser⸗ ner, wie bisher, auf den solidesten und am leichtesten verkäuflichen Pfändern beruhen. Herr Duclerc rieth zur sofortigen Genehmi⸗ gung des Dekret⸗-Entwurfs, weil man sonst die Regierung in große Verlegenheit bringen und gewissermaßen den Bankerott aussprechen würde. Trotz der Einwendungen Favre's und Dillon's wurden zuerst die noch übrigen Artikel und sodann das Ganze des Dekret⸗ Entwurfs angenommen. Herr Raynal beschwerte sich darüber, daß in letzter Nacht zweimal Polizei-Commissaire bei ihm gewesen seien, und daß der letztere, trotz seiner Berufung auf seine Eigen— schast als Volksvertreter, Haussuchung bei ihm gehalten habe. Ein anderes Mitglied erklärte, ihm sei dieser Tage das Nämliche wider⸗ fahren. Der Minister des Innern erwiederte, in den Aus⸗ nahme⸗Umständen, worin Paris sei, müsse sich Jeder den Nothwen⸗ digkeiten der Lage fügen. Uebrigens hätte sich der Kommissar zu⸗ züůc ie hen sollen, sobald Herr Raynal sich auf seine Eigenschaft als ee, e. berief. In wenigen Stunden werde er übrigens Herrn r apnal die Gründe mittheilen können, worauf sich der Hauesuchungs⸗ Befehl stütze. Die Versammlung berieth nun liber das Dekret, wel⸗ ches dem Handels- und Ackerban⸗Minister einen Kredit von 3 Mil⸗ liouen eröffnet, die darlehensweise unter die freiwillig zwischen Ar⸗ beitgebern und Arbeitern oder zwischen Unternehmern und Arbeitern ge⸗ bildeten Associationen vertheilt werden sollen. Nach einigen Erörte⸗ rungen wurden erst die Artikel und sodann das Ganze des Dekret⸗ Entwurfs genehmigt. Die Berathung des Dekrets bezüglich des Ele⸗ mentar-Unterrichts war an der Reihe. Herr Bonjean fragte, ob der Unterrichts- Minister zur Veröffentlichung fluchwürdiger Broschü— ren, die unter seinem Schutze verkauft würden, ermächtigt habe, und ob er die, Verantwortlichkeit für deren Inhalt übernehme? Er ver⸗ las zugleich aus einer Flugschrift über Srganisation der Arbeit, Ehe— scheidung, Eigenthum, Arme und Reiche u. s. w. mehrere Stellen, in denen offenbar Umsturz⸗Absichten zu erkennen seien. Herr Carnot äußerte unter öfterem Murren der Majorität seine Ansichten über Unterricht und Erziehung, beklagte sehr, daß so wenig eigentliche Vertreter des Landvolkes, wozu er besonders die Landschullehrer rechnet, in der Versammlung seien, und erklärte dann bezüglich der angefochtenen Schriften, daß er dieselben icht für Kin— der, sondern für die Wähler habe verfassen lassen, und daß man denselben mit Unrecht Umsturz-Tendenzen beimesse. Herr Bonjean beantragte, daß die vom Minister für die Elementarlehrer begehrte Million um 5060 Fe. verkürzt würde, und daß die Majorität durch Annahme dieses Amendements einen förmlichen Tadel des Unterrichts Ministers aussprechen solle, der die augedeuteten Umsturz⸗Tendenzen nicht so, wie ihm obliege, gemißbilligt habe. Das Amendement wurde mit 314 gegen 333 Stimmen genehmigt und somit der bean— tragte Tadel über den Minister verhängt. Die Sitzung wurde so— dann aufgehoben. ;
Paris, 6. Juli. Die Abtheilungen der National-Versammlung unterbrachen gestern die Prüfung des Veifassungs- Entwurfs und be— schäftigten sich mit dem Gesetz⸗Entwurf über den Elementar-Unter⸗ richt. Die ser gab Anlaß zu zahlreichen Einwendungen in Bezug auf die Prinzipien und den Finanz- Punkt. Ueber die Unentgeltlichkeft des Unterrichts und über die Verpflichtung jedes Familienvaters, se ne Kinder unterrichten zu lassen, waren die Ansichten sehr getheilt. Mehrere Nepräsentanten, namentlich Payer, Abbé, Fayet, Favart, Maissiat und Coulmann, tadelten der Entwurf, weil er die Freiheit beschränke und weil er der Moral und Religion nicht genügenden Raum gebe. Donatien-Marquis und Duplan vertheidigten den Grund- satz des Unterrichtszwangs als Folge der Februar-Revolution. Die jährlichen Ausgaben, welche den Entwurf verursachen werde, schätzte man auf 50 bis 89 Millionen Fr. Im Allgemeinen waren die Abtheilungen der Ansicht, daß in den Elementarschulen auch Unterricht in der Landwirthschaft ertheilt werden müsse, wodurch der doppelte Vortheil erzielt werden könne, den Anbau des Bodens zu verbessern und das Fortziehen der Bevölkerungen zu hemmen, die nur zu geneigt seien, das platte Land zu verlassen und nach den großen Städten zu wandern. Auch über die Stellung der Elementar-Lehrer wurden einige Bemerkungen gemacht; sie würden, sagte man, nach dem Entwurf finanziell besser daran sein, als die geistlichen Vikare, unter deren Einfluß sie doch bleiben sollten. Jean Reynaud hob be— sonders die Nothwendigkeit hervor, für unterrichtetere und gebildetere Lehrer zu sorgen, als die jetzigen es seien. Man verfehlte nicht, dieses Eingeständniß des ehemaligen Unter-Staatssecretairs des Unter⸗ richts mit seinem früheren Rundschreiben zu vergleichen, in welchem ei dieselben Elementar Lehrer, die er jetzt für kaum fähig erklärt, die Kinder lesen und schreiben zu lehren, zu Abgeordneten für die National-Versammlung empfahl.
Der heutige Moniteur meldet die Ernennung des Herrn Vau⸗— labelle zum Minister des öffentlichen Unterrichts an die Stelle Carnot's, der seine Entlassung eingereicht hat.
In dem Comité für die Finanzen gab gestern der Minister Goud— chaur nähere Erläuterungen über die Dekret⸗Entwürfe in Betreff der Sparkassen und der Schatz Bons, so wie über die Absichten der Re⸗ gierung in Bezug auf den bereits von der Tagesordnung der National⸗ Versammlung zurückgezogenen Gesetzentwurf über die Eisenbahnen. Ei⸗ nige Mitglieder, namentlich Herr Thiers, sprachen die Meinung aus, man sollte es in den freien Willen der Inhaber von Sparkassenbüchern und Schatz-Bons stellen, einen Theil ihrer Geld-Anlegungen stehen zu lassen, und sie dazu durch Zinserhöhung ermuntern. Der Finanz⸗ Minister aber war dagegen. Er meinte, die Bedingungen müßten gleich sein, und man könne dem Staat nicht zweierlei Arten von Einlssung zumuthen. Was das Eisenbahngesetz betrifft, so drangen Berryer, Thiers und Dueclerc auf die Nothwendigkeit, daß die Regierung genau agen müsse, was sie zu thun gedenke. Der Kredit bestehe in dem Vertrauen zu einem bestimmten Zustande. Wenn die Regierung dem Staat das Recht des Ankaufs vorbehalte, sobald es sich nüßlich zeige, könnten die Compagnieen ihre Arbeiten nicht entwickeln, wofern nicht die Regierung erkläre, daß sie von ihrem Recht keinen Gebrauch machen wolle, Diese Erklärung gab nun der Finanz-Minister zwar ab, jedoch mit dem Vorbehalt, Verträge mit den Compagnieen abzu— schließen, wenn der öffentliche Nutzen dies angemessen erscheinen lasse.
Das National-Versammlungs-Comité für den Krieg erörterte gestern den Vorschlag des Herrn von Remilly, der zum Zweck hat, eine Armee von 50, 009 Mann in der Umgegend von Paris zusam=
369
menzuziehen. Dieser Vorschlag wurde gebilligt und der neue Präsi= dent des Comité's, General Sudinot, zum Berichterstatter ernannt. Die vorläufige gerichtliche Untersuchung bezüglich der Juni-Ereig— nisse dauert ununterbrochen fort und nähert sich angeblich schon ihrem Ende. Um so mehr aber fängt man an, sich wegen der gerichtlichen Schwierigkeiten zu beunruhigen, die das von der National-Versamm— lung am 28. Juni erlassene Dekret keinesweges beseitigt hat. Dem Ministerrathe, der sich mit Prüfung dieser Schwierigkeiten beschäf⸗ tigte, sollen dieselben so erheblich vorgekommen sein, daß Cavaignac wahrscheinlich die National⸗Versammlung zur Entscheidung über die obwaltenden Bedenken auffordern wird. Die Untersuchungs⸗Kommis⸗ sion der National⸗Versammlung hat bereits mehrere Mitglieder der früheren provisorischen Regierung und Lollziehenden Kommission gehört. An der Börse hieß es irrig, Ledru⸗Rollin und L. Blanc seien auf Befehl der Kommission verhaftet worden. Es stellt sich heraus, daß die Offiziere und Soldaten der aufgelösten Corps (republikanische
Garde, Montagnards ꝛc.), deren Sold nach dem Dekret vom 16. Mai
am 1. Juni aufhören sollte, noch am 20. Juni sämmtlich ihren vollen
Sold bezogen. Die Untersuchungs-Kommission der National-Ver⸗ sammlung sucht jetzt herauszubringen, auf wessen Befehl und aus welchen Mittein dieser Sold bezahlt wurde. Man hat jetzt den An— griffsplan ausfindig gemacht, vermittelst dessen der Aufstand, barri— kadenweise von mehreren Punkten vorschreitend, die National-Versamm— lung zu umzingeln und ihre Mitglieder gefangen zu nehmen beabsich= tigte. Die Schnelligkeit, womit die Legionen dreier Bezirke sich versammelten, machte die Ausführung des Planes unmöglich. Die Arbeiter der National-Werkstätten waren bei dem Aufstande gerade so, wie in den Weikstätten, compagnieenweise zusammengeschaart. Die vorläufigen Verhöre der während der Kampftage verhafteten Per sonen sind beendigt, und es beginnen nun die der seitdem festgenommenen Individuen, deren Zahl einige Tausend beträgt. Die Gewölbe der Tuileriern beherbergen keine Gefangenen mehr. Der Haupt-Redac— teur der Vraie Republique, Thoré, erklärt, daß er keinesweges verhaftet sei. Was den Aufstand betreffe, so sei er demselben durch⸗ aus fremd und habe die sirengste Untersuchung nicht zu fürchten. In die Departements sind Befehle zur sofortigen Entwaffnung aller derdächtigen Personen ergangen; in einigen großen Städten hatten die Präfekten schon von selbst diese Vorsichtsmaßregel angeordnet. Vorgestern Abends wurden 1909 Gefangene aus der Conciergerie, zwei und zwei an einander gebunden, nach dem Fort von Bicetre ge⸗ bracht. In zwei hiesigen Häusern nahm man vorgestern 112 Flinten weg. Die Gemeinde Montmartre wird seit der dortigen Entwaff— nung der Nationalgarde militairisch besetzt gehalten, und in den letz⸗ ten Nächten sind von dort noch fortwährend Gefangene eingebracht worden. —
Die französische Akademie war vorgestern gerade versammelt, als die Nachricht vom Tode Chateaubriand's dem Präsidenten zu— ging. Sie hob sofort ihre Sitzung auf. Chateaubriand war seit 1811, also seit 37 Jahren, Dekan der Akademie.
Emil von Girardin ist gestern ganz seiner Haft entlassen worden.
Aus der Beschaffenheit der Wunde des getödteten Erzbischofs von Paris ist erwiesen, daß der Schuß, durch welchen derselbe sein Leben verloren, von oben nach unten gegangen, also aus einem von den Jusurgenten besetzten Hause gekommen sein muß; man glaubt, daß der Thäter sich unter den nach Einnahme der Barrikade gemach— ten Gefangenen befindet. Die Ermittelung seiner Person ist indeß noch nicht gelungen. Man hat vorgestern den Lehrling eines Spe— zereihändlers verhaftet, der an mehreren Orten ein Stück von dem Bürtel des Erzbischofs vorgezeigt und sich gerühmt hatte, ihm den selben abgerissen zu haben. ö
Großbritanien und Irlaud. London, 5. Juli. Die gestrigen Verhandlungen des Parlaments boten kein erhebliches In— leresse. Im Unterhause wurde während der Mittags⸗Sitzung die Bill wegen der verschuldeten Fideikommisse in Irland im Cemité berathen und Abends ein Antrag des Herrn Bankes auf Einbrin⸗ gung einer Bill zur Abschaffung der Eisenbahn-Kommission mit 73 gegen 62 Stimmen verworfen. Als darauf Herr Urguhart einen neuen Verfuch machte, gegen die auswärtige Politik Englands einen Angriff zu richten und über die Einmischung Lord, Palmerston's in fremde Angelegenheiten sich beschwerte, wodurch die Ausgaben für
Heer und Flotte vermehrt würden, wurde das Haus ausgezählt. Es
fanden sich nicht 40 Mitglieder zusammen, und der Antrag des Herrn Urquhart fiel zu Boden.
Der Globe giebt heute bereits einige Aufklärungen über den morgen zu veröffentlichenden Status der Staats⸗ Einnahme des letz— ten Vierteljahres. Danach lieferte dieselbe allerdings wohl einen ge— ringeren Ertrag wie die Einnahme des entsprechenden Vierteljahres im vorigen Jahre, stellt aber unter den gegenwärtigen Umständen sich doch als sehr günstig heraus. Die Zölle trugen 4,519,000 Pfd. ein und erlitten einen Ausfall von 50,000 Pfd. Aber in der Acesse, welche im letzten Vierteljahre 3,291,000 Pfd. einbrachte, zeigt sich ein Ueberschuß von etwa. 200,900 Pfd., hauptsächlich aus den Ab⸗ gaben für Malz, Seife, Spirituosa und der Uebertragung der Fuhr— steuer von dem Stempel- auf das Accise⸗Amt. In den Stempel— Abgaben offenbart sich deshalb auch ein Ausfall. Die Einkommen⸗ Steuer ergiebt gleichfalls eine geringere Einnahme von etwa 50,000 Pfd., doch liegt der Grund dieses Ausfalls in dem Erhebungsmodus dieser Steuer, und die Summe wird dem nächsten Vierteljahre zugute kommen. Auch die Post⸗Einnahme liefert wegen bedeutender noth— wendiger Zahlungen an die Eisenbahnen einen kleinen Ausfall. Im Ganzen ist das Resultat besser, als man erwartet hat. Die Aceise⸗ Einnahme ist besonders tröstend, da sie eher eine Zunahme, als eine Verringerung der Nachfrage nach solchen Artikeln anzeigt, deren stetige Consumtion das beste Anzeichen von der Lage des Voikes giebt.
Die Blätter berichten heute über die gestrigen Feierlichkeiten, mit welchen die neue katholische Kathedrale in Lambeth, die Kirche des hei⸗ ligen Georg, eingeweiht worden ist. Zwei Erzbischöfe, elf Bischöfe und 260 Geistliche nahmen an der Prozesson Theil. Die Times sagt dar⸗ über in ihrem Bericht Folgendes: „Diese Reihe von Bischöfen rief die alten Tage priesterlicher Pracht in Erinnerung, wo die stolzesten Throne den geistlichen Donnern Roms unterworfen waren. Wenn die armen Priester in ihren bescheidenen Gewändern und mit ihrer devoten, unterwürsigen Miene unnatürlich häßlich aussahen, so trug sich dagegen die höhere Geistlichkeit mit imposanter Würde; die meisten zeichneten sich durch die geistige Schönheit ihrer Gesichtszüge aus und alle durch ihre malerische Tracht, die sich von dem gewöhnlichen weißen Anzuge der Dominikaner zur höchsten Pracht erhob in den von Juwelen leuchtenden Mitren und den reichgestickten Gewändern, steif von Brokat und strahlend von Gold und von Purpur. Ueber Alle ragte Dr. Wiseman hervor, dessen hohe Gestalt in seiner erzbischöflichen Tracht noch vergrößert schien; in seiner linken Hand trug er den Krumm⸗— stab, die rechte ruhte andächtig auf der Brust; so schritt er daher, der letzte in einer Reihe von Bischöfen, lang genug, um die Insel aus ihrer protestantischen Ruhe aufzuschrecken.“ In der Kirche waren fast alle angesehenen katholischen Familien Englands zugegen; Lord Arundel, Lord Shrewsbury und andere vornehme Katholiken hielten den Opferteller. Dr. Wiseman, der englische Erzbischof, vertheidigte in seiner Predigt den Pomp und die Pracht, welche die katholische Kirche bei feierlichen Gelegenheiten anwende, während sie dem Ar⸗
men eine immer offene Zufluchtsstätte darbiete. Die Feierlichkeiten werden noch mehrere Tage dauern. Die Kirche ist von Herrn Fug in im geschmückten gothischen Style gebaut. Der Berichterstatter der Times hat an der Bauart Manches zu tadeln; bewunderungswürdig ist aber das große Fenster und die schöne steinerne, mit Bildwerken geschmückte Kanzel. Der Kirche fehlt noch mancher Schmuck, z. B. die gemalten Fenster. Neben derselben ist ein Kloster erbaut.
Heir Gujzot hat den Antrag, Professor in Oxford zu werden, abgelehnt.
In Edinburg hat ein Straßen-Auflauf stattgefunden, welcher das Einschreiten des Militairs und mehrere Verhaftungen herbeiführte. Die Veranlassung war der öffentliche Verkauf gestrandeter Sachen, deren Eigenthümer sich weigerte, seinen Beitrag zur Besoldung der i, wm einzuzahlen. Die Volksmenge suchte diesen Verkauf zu hindern.
In Dublin steht Herr Reilly, einer der Herausgeber des Ir⸗ ländischen Verbrechers, vor Gericht. Die Verbindung der bei⸗ den Parteien, der friedlichen und der kriegerischen, stößt noch immer auf Schwierigkeiten. Die Prälaten haben in einer Versammlung zu Maßnooth beschlossen, daß künftig Kirchen und Kapellen nur für religiöse und wohlthätige Zwecke als Versammlungsorte gebraucht werden sollen.
Belgien. Brüssel, 7. Juli. Gestern hat die Repräsentan⸗ ten-Kammer mit 86 gegen 3 Stimmen die Antworts Adresse auf die Thronrede und den Gesetz- Entwurf, wodurch das Gesetz vom 18. April 1848 über die Prüfungs-Jury für die Universitäten verlängert wird, einstimmig angenommen.
Spanien. Madrid, 30. Juni. Der Telegraph hat gestern die Nachricht überbracht, daß dreißig bewaffnete Leute zwischen Ver⸗ gara und Plasencia in der Provinz Guipuzcoa den Grafen von Montemolin proklamirten. Die bis jetzt eingegangenen Nachrichten thun nicht dar, ob die Aufrührer aus Frankreich eindrangen oder sich in Guipuzcoa selbst rekrutirten, und auch nicht, ob der Ausruf zu Gunsten des absoluten oder des constitutionellen Montemolin lau— tete. (Españ a.)
Der Clamor publico, der heute seit dem 7. Mai zum er⸗ stenmale wieder erschienen ist, sagt: „Wir haben gehört, Herr Istu⸗ ritz sei dazu bestimmt, einem neuen Kabinette vorzusitzen, in welches auch die Herren Mon, Pidal und Baron Meer treten werden.“
Berliner Börse.
Berlin, 8. Juli. Wenn es wahr ist, daß die Börse mit der Maßstab für den Frieden nach Junen wie nach Außen sein soll, so müssen wir uns auf dem Wendepunkt der bisherigen mißlichen Ver⸗ hältnisse befinden und eine schnelle Lösung der politischen Fragen in zufriedenstellendster Weise zu erwarten haben, denn alle deutschen und ausländischen Börsen brachten uns in diesen Tegen so bedeutend bes⸗ sere Notirungen, daß man darin die Rückkehr des Vertrauens er⸗ blicken muß. Die Rückwirkung an unserer Börse war ebenfalls be⸗ deutend, denn nicht nur, daß der Geschäfts⸗Verkehr sich belebte, son⸗ dern die Course sind dabei so beträchtlich in die Höhe gegangen, daß wir unn nicht allzuweit von dem Standpunkt derselben vor der Revo⸗ lution besinden. Vornehmlich äußerten heute die wiener hohen Course einen entschieden günstigen Einfluß auf unsere Börse, nichtsdestoweniger zeigen sich von allen Siten beträchtliche Geldmittel, so daß diesem Umstande ebenfalls eine so rapide Steigerung zugeschrieben werden kann, denn das Angebot steht mit der Nachfrage ganz außer Verhältniß, und eine Cours-Verbesserung ist in solchen Fällen eine selbstredende Sache. Die Interpellationen über Finanz -Angelegenheiten in der National Versammlung sind auf diese Weise ohne allen Eindruck auf unsere Börse geblieben. Unsere Finanz-Männer wissen sehr wohl, daß, während alle Staaten in den letzten 18 Jahren Anleihen gemacht haben, gerade Preußen mir Schulden getilgt hat; sie lassen sich daher durch Verdächtigungen nicht so leicht in Besorgniß setzen. Wie wenig dies der Fall war, beweist die Steigerung der Staats schuld⸗ scheine, welche von 70 bis 737 P. bezahlt sind und dazu gefragt blieben; eben so hoben sich preußische Prämienscheine von 84 a S7 Rthlr., und Bank⸗Antyheile sind von 76 bis 81 Y gestiegen.
Das Geschäft in allen Eisenbahn-Actien war bei einem bedeu⸗ tenden Cours⸗Aufschwung sehr belebt. Anhalter Actien sind von 78 bis 83 Fh, Litt. B. von 739 a 80. S6, Berlin ⸗-Stettiner von 76 bis 83 25, Berlin- Hamburger von 56 bis 59 v, Oberschlesische Litt. X. und, Litt. B. von 74 bis 80. z, Halle-Thüringer von 465 bis 9 76, Niederschl-Märk. von 063 bis bo Y, Köln⸗Mind. von 65 bis 73 96 gestiegen. Berlin-Potsdamer haben sich von 42 bis 45 ge⸗ hoben. Krakau - Oberschles. von 32 bis 341 76 bezahlt. Stargard⸗ Posen von 56 bis 64 56 bez. Bergisch⸗Märkische von 42 bis 179. gemacht. Magdeb.⸗Wittenb. von 40 bis 423 760 bez. u. Gld. Ko⸗ sel-⸗ Oderberg wurde 40 und 45 5 geboten, eben so waren Breslau⸗ Föiburger, a 75 » gesucht, es fanden sich aber für beide De⸗ visen keine Abgeber. Auch alle Prioritäts-Actien erfuhren eine beträchtliche Steigerung, besonders aber Pots dam⸗Magdeburger, welche von 73 bis 81 “ bezahlt wurden. Köln-Minden 4 don 79 bis 864 6, Halle-Thüringen von 73 bis 79 „, Niederschles. 4 9 von 74 bis 79 5, 5 656 II. Serie von 863 bis 90 „6, III. Serie von S0 bis S646 bezahlt und Geld. Auch nach fremden Eisenbahn-Ef⸗ fekten war viel Begehr, dech fehlen Abgeber dafür, und wir können nur Geld⸗Course notiren. Man bot heute für Dresden-Görlitzer 65 96, für Leipzig⸗Dresdener 872 265, für Sächs.⸗-Bayerische 733 6 und für Kiel-Altona S6 96. Nur in Friedrich-⸗-Wilhelms⸗Nordbahn fand ein bedeutender Umsatz statt, und stiegen diese von 33 bis 37 56, wozu heute Nehmer blieben. ]
Königliche Schauspiele. .
Montag, 19. Juli. Im Opernhause. 110te Schauspielhaus⸗ Abonnements ⸗Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt: Julius Cäsar, Trauerspiel in 6 Aufzügen, von Shakespeare, nach A. W. von Schlegel's Uebersetzung. Anfang halb 7 Uhr.
Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Schau⸗ spielhaus⸗Preisen verkauft: 6
Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr., ein Billet in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr., ein Billet im Parterre, in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr., ein Billet im Amphi- theater 77 Sgr. ꝛc. 6.
Dienstag, 11. Juli. Vorstellung:
Im Schauspielhause. 111te Abonnements- Die Geschwister, Schauspiel in 1 Aufzug, von Göthe. Hierauf (neu einstudirt): Der Geizige, Lustspiel in 3 Abth., nach , . ute Ab * Mittwoch, 12. Juli. Im Schauspielhause. 112te Abonnement s= Vorstellung: Tiphonia, Tragödie in 5 Akten, von Karl Zwengsahn.
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