ermächtige Ich, wegen Aus führung dieser Anordnung das Weitere zu ver-
anlassen. ö S ĩ 24. Mai 1818. j Sans souci, den D Friedrich Wilhelm.
Hansemann. von Patow. An . - das Finanz Ministerium und das Ministerium für Handel, Gewerbe und
öffentliche Arbeiten.“
Ferner die Allerhöchste Genehmigungs- Urkunde vom 25. Juni 1818, betreffend die Umwandlung von 8730 Stück Stamm ⸗Actien der Riederschlesischen Zweigbahn-Gesellschaft in fünfprozentige Prio⸗ ritäts Stamm⸗Actien:
Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preu— zen ꝛc. ꝛc.
nin. die General⸗-Versammlung der Niederschlesischen Zweig bahn - Gesellschaft unterm 27. Mai d. J. beschlossen hat, die noch in deren Besstz befindlichen 0 Stück Stamm -Actien zu 109 Thalern in fünspro- zentige Prioritäts- Stamm- Actien umzuwandeln und zu dem Ende mit dem Stempel: „Prioritäts⸗Stamm-Actien“ zu versehen, so wollen Wir hierzu in Gemäßheit des §. 20 des unterm 8. November 1814 von Uns bestaͤtigten Statuts (Gesetz⸗Sammlung für das Jahr 1844 Seite 677 und folgende) unbeschadet der Rechte Dritter, Unsere Genehmigung er— theilen.
Diese Genehmigungs-Urkunde ist darch die Gesetz- Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Gegeben Sanssouci, den 25. Juni 1843.
(1. 8.) Friedrich Wilhelm. von Patow.“
Berlin, 19. Juli. Das Amtsblatt des Königlichen Post⸗De⸗ partements enthält die Verordnung betreffend die Portofreiheit der milden Geldbeiträge zum Besten der Nothleidenden in Schlesien, desgleichen der Briefe, Geld- und Packet⸗Sendungen sämmtlicher aus ihrem Regiments-Bezirke ausgerückten Truppentheile; desgleichen be⸗ treffend die Herabsetzung der britischen Recommandations-Gebühr für rekommandirte Briefe nach Großbritanien und Irland; desglei= chen betreffend die Porto- Freiheit der Geldsendungen der in die Provinz Posen eingerückten Truppentheile des zweiten und dritten Armee⸗-Coips an ihre Familien in der Heimat; desgleichen der Briefe der außerhalb der heimatlichen Gränzen ihres Aimee-Corps kantonnirenden Landwehrmänner; desgleichen betreffend die Verpflich— tung der Amtsvorsteher, einem jeden Beamten das über ihn in der Konduitenliste ausgesprochene Urtheil auf Verlangen mitzutheilen. Sie lautet wie folgt:
„Die bisherige Art der Führung der Konduitenlisten hat zu der Klage Veranlassung gegeben, daß den Beamten die Gelegenheit entzogen bleibe, die in den Konduitenlisten niedergelegten Urtheile über sie kennen zu lernen und sich wegen etwa über sie ausgesprochenen Tadels zu rechtfertigen.
Diese Klage trifft zwar bei der Post⸗Verwaltung insoweit nicht zu, als schon seit mehreren Jahren die Einrichtung getroffen worden, daß über ta— delnde Aeußerungen in den Konduitenlisten den betreffenden Beamten ge— eignete Vorhaltung gemacht und dadurch Gelegenheit zur Vertheidigung und Rechtfertigung gegeben worden ist. Um indeß jeden Uebelstand, welchei aus der Geheimhaltung der Konduitenlisten gefolgert werden kann, sür die Zu— kunft ganz zu heseitigen, bestimme ich hierdurch mit Genehmigung des bis-= herigen Herrn Chefs des Königlichen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, daß die gonduitenlisten zwar auch feiner nach den bis— her ergangenen Vorschriften anzufertigen und einzureichen sind, indem sie als das einfachste Mittel angesehen weiden müssen, daß General-Postamt, wie es im Interesse des Dienstes und selbst der Beamten unerläßlich ist, fortgesetzt in Kenntniß uber die Fähigkeiten, die Leistungen, die dienstliche und außerdienstliche Füh— rung und die sonstigen Verhälmisse der Postbeamten zu erhalten, daß diese Listen aber nicht mehr geheim, sondern dergestalt geführt werden sollen, daß der Amis Veistand einem jeden Beamten das über ihn ausgesprochene Ur— theil auf sein Verlangen mitzutheilen verpflichtet ist. ;
Die He ren Vorsteher der Post-Aeniter (Hof- und Ober-Post-Aemter) und Post⸗Verwaltungen weise ich an, für die Folge nach obigen Bestim - mungen zu verfahren, mache denselben aber zugleich zur Pflicht, solche Vor sorge zu treffen, daß jeder Beamte, dem auf sein Verlangen die Konduiten— liste zur Einsicht vorgelegt wird, nur von dem über ihn sprechenden Zeug— niß, nicht aber auch von demjenigen über seine Amtsgenossen Kenntniß nehmen kann. ö
Von dem Pflichtgefühle der Herren Amts-Vorsteher darf ich übrigens mit Zuversicht erwarten, daß diese neue Einrichtung sie nicht abhalten wird, sich offen und nach ihrer vollsten Ueberzeugung über die Fähigkeiten, Lei⸗= stungen und Führung der betreffenden Beamten auszusprechen.
Berlin, 28. Juni 18318.
Der General⸗Postmeister von Schaper.“
zerlin, 10. Juli. Als im vergangenen Herbst und Winter asiatische Cholera, vom Süden Rußlands ausgehend und nord— värts fortschreitend, sich durch den größesten Theil des europäischen s z verbreitete, baben die preußischen obtren Medizinal-Behör⸗ n den Gang dieser Epidemie mit ununterbrochener Aufmerksamkeit Schon im November v. J. wurde deshalb seitens des Ministeriums des Junern und des Ministeriums der Medizinal-An— gelegenheiten der Theil des Reglements über das Verfahren bei an⸗ stecknden Krankheiten vom 28. Oktober 1835, welcher sich auf die Cholera bezieht, einer Revision unterworfen und bei des Königs Majestät die Aufhebung einiger Vorschrif⸗ ten des gedachten Neglements beantragt, welche die Er⸗ fahrung als nicht völlig zweckmäßig oder überflüssig erwiesen hat. Nach erfolgter Königlicher Genehmigung wurden die Regierungen der Provinzen, in denen das Auftreten der Cholera am ersten erwar— tet werden durfte, von diesen Abänderungen in Kenntniß gesetzt und zur pünktlichen Ausführung der Vorschriften des Reglements ange— wiesen. Nachdem am Lten v. M. die Cholera nun auch in St. Pe⸗ tersburg ausgebrochen und im Süden bis Bucharest vorgedrungen ist, wird die bereits erfolgte Anweisung der betreffendenRegierungs⸗Behörben wiederholt und denselben zur Pflicht gemacht werden, der Ausführung des in Betreff dee Verfahrens bei dieser Krankheit verordneten und noch beute für vollkommen ausreichend und zweckmäßig zu erachten⸗ den Maßregeln ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.
Breslau, 8. Juli. (Schles. 3tg.) Heute Nachmit⸗ tags kam der österreichssche Staats-Minister Herr von Wessen— berg in Begleitung mehrerer Hofbeamten des Erzherzogs Johann auf der Eisenbahn hier durch, um über Tresden nach Frankfurt a. M. zu teisen. Tersclbe eilt dem Er herzoge dahin voraus, welcher Letztere beute Abend 77? Uhr von Wien abreist und morgen, als Sonntag Nachmittags 3 Uhr, hier in Breslau eintreffen, jedoch alebald weiter nach Görlitz reisen wird, um dort zu übernachten. Denselben begleitet die Deputation der franfsurter National-Versammlung. Von Görlitz geht bie Reise mit dem ersten Frühzuge weiter nach Tresden, wo der Erzherzog sich einige Stunden aufzuhalten gedenkt, um demnächst mittelst ines Separat-Trains die Reise über Leipzig nach Eisenach weiter fortzusetzen. Uebrigens will der Erzherzog nur einige Tage in Frankfurt verweilen und schen am 18. d. M. wieder in Wien zurück sein, um die österreichische National⸗-Versammlung zu eröffnen.
SZachsen. Dresben, 6. Juli. (D. A. 3.) Die zweite gdaimmer hat in ihrer heutigen , die Berathung des Teputa— tons Berichts ber bas neue Wahlgesetz beendigt.
Ter eiste e, welcher zur Verhandlung kam, war der von der Majertät Fer Terutafion ausgestellte Grundsatz, daß alle Staats- und Hof ⸗ Beamte, sowohl in Civil⸗ als Militairstellen, von dem Eintritte in
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die Volks- Kammer ausgeschlossen bleiben sollen, so daß es ihnen freistehr, im Falle der Wahl ihr 563 aufzugeben und dem Rufe zu folgen. Zur Begründuung dieses Antrages ist in dem Berichte angeführt, daß es nicht allein die Furcht vor Einflüssen von der obersten Gewalt auf diese Perso— nen gewesen sei, welche die Majorität hierbei geleitet, sondern vielmehr der Umstand, daß die Beamten, die doch als ein Theil der Staats- Regierung betrachtet werden müßten, als Volksvertreter bei Kentrollirung der Regie—= rung leicht in den Fall kommen könnten, gewissermaßen Partei und Richter zugleich zu sein. Die Abgeordneten Sachße, gKretzsch— mar, Brockhaus, Heyn, Schenk, Dr. Geißler, Harkort, von der Planitz und Küitner erklärten sich, gestützt auf das an— erkannte Prinzip der Wahlfreiheit, für die fernere Zulassung der Stgats-= diener und sprachen gegen den Antrag der Majorität, der durch den Nese⸗ renten und die Abgeordneten Kaiser, Helbig und Wehner vertheidigt ward. Auch Staats -Minister Oberländer bekämpfte die Ansicht der Majorität und äußerte, daß dieselbe auf einer völlig falschen Auffassung des Prinzips der Staatsdienerschaft beruhe, die in ihren Konsequenzen zu einer ar am und Verewigung des Polizeistaats führen werde. Er seinerseits vermöge nicht zu begreifen, wie man bei Durchführung des demokratischen Prinzips von Seiten der Deputation dahin gelangt sei, Volk und Beamte als Gegensätze aufzustellen; in einem freien Lande hätten beide Theile glei ches Interesse, und so lange man die Staatsdiener als eine außerhalb des Volkes stehende Kaste hinstelle, sie isolire, werde man keine Früchte des freien Staatslebens ärndten können. In dem Deputations-Berichte seien die Staatsdiener hinter den Almosen - Perzipienten, denn diese habe man als wählbar aufgestellt und unmittelbar vor den unehrlichen Leu— ten einrangirt; das sei ein Unrecht und beruhe, wie gesagt, min— destens auf einem Inthum in der Auffassung des Prin ips der Staatsdienerschaft. Staats-Minister von der Pfordten sprach ebenfalls gegen die Ausschließung der Staatsdiener und meinte, das von der Majo— rität der Deputation hier angenommene Prinzip laufe auf den Gedanken hinaus, daß die Staatsdiener reine Maschinen seien, ein Gedanke, der die Betreffenden mit einem Makel behafte und für dieselben niederschlagend sein müsse und daher nicht in die Gesetzgebung übergehen dürse. Die Selbst— ständigkeit der Meinung der sächsischen Beamten sei vielmehr von jeher an— erkannt worden und ein Pfeiler für die Freiheit des Volks gewesen, der ge— wahrt werden müsse und gewahrt werde, wenn man die Zulässigkeit der Staatsdiener in die Hände der Wähler lege. Eine von dem Reserenten bei diesem Punkte gethane Aeußerung, daß das Gerücht gehe: die vorige Regierung habe bei einem früheren Abgeordneten durch eine demselben ge— währte jährliche Unterstützung sich desen Stimme in der Kammer zu sichern gewußt, rief bei den Abg. Ha ase und von Criegern die Erklärung hervor, daß von Seiten der abgetretenen Minister bei ihnen niemals eine Einwirkung versucht worden sei und sie auch in den Fällen, wo sie gegen die Vorlagen der Regierung gestimmt, nicht irgendwie eine Mißbilligung erfahren hätten. Die Abgeordn. Rittner und Harkort hielten ebenfalls diese Beschuldigung für unge— recht, und Staats⸗-Minister von der Pfordten äußerte, daß ihm, so ver—= schieden auch die politischen Ansichten zwischen den vorigen und den jetzigen Ministern seien, eine solche Handlungsweise bei dem persönlichen Charafter der abgetretenen Männer kaum glaublich erscheine. Der Referent bemerkt, daß er nicht jene Beschuldigung erhoben, sondern nur gesagt habe, was die öffentliche Stimme sage, und an diesem festhalten müsse.
Bei der Abstimmung wurde sodann auch der Antrag der Majorität der Deputation mit 47 gegen 15 Stimmen abgelehnt, dagegen der Vorschlag der Minorität, daß Staatsdiener ohne Auferlegung einer Bedingung wählbar sein sollen, gegen 14 Stimmen angenommen. Eben so wurde ein Antrag des Abgeordn. Schenk: die Kammer möge den Wunsch aussprechen, daß zu Abgeordneten gewählte Staatsdiener und andere Beamte die Genehmigung der vorgesetzten Dienstbehörde auszubringen nicht mehr verbunden sein sollen, und daß die Regierung deshalb eine die Abänderung des §. 75 der Ver— fassungs-Urkunde betreffende Gesetzes-Vorlage an die Stände bringen möge, von der Kammer einstimmig angenommen. Ein hierzu von dem Abgeordn. Dr. Geißler eingebrachtes Unteramendement, daß die Kammer die Erwar— tung hege, die Staats -Regierung werde die hier einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen den von der Kammer ausgesprochenen Ansichten gemäß treffen, fand gleichfalls gegen 10 Stimmen Annahme.
Der fünfte Abschnitt des Deputationsberichts geht dahin, daß ein Zwangsrecht für die Annahme der erfolgten Wahl und wiederum gewisse Entschuldigungsgründe, als der Würde der Sache nicht angemessen, nicht aufgestellt werden sollen. Diesem Punkte trat die Kammer ohne weitere Diskussion einstimmig bei. Dagegen führte Abschnitt 6 des Berichts wie— der eine ausgedehntere Debatte herbei. Derselbe enthält zwei Anträge, nämlich a) daß die Leitung der Wahlen lediglich den Gemeinden über— lassen bleiben, und b) daß das Urtheil bei Anfechtung einer Wahl, ge— schehe sie aus materiellen oder formellen Gründen, ausschließlich der Kam— mer zustehen soll. Der erstere wurde, nachdem Staats-Minister Oberlän⸗ der, so wie die Abgg. von Criegern, Sachße, Küttner, Cubasch und Heyn, sich dafür erklärt hatten, daß die formelle Leitung der Wahl der Regierung verbleibe, mit 33 gegen 29 Stimmen, der zweite aber einhellig von der Kammer angenommen.
Die Abschnitte 7 und 8 des Berichts wurden zusammen diskutirt. Sie enthalten von der Masorität die Anträge: 1) daß die Abhaltung eines ordentlichen Landtags alljährlich stattfinden solle, und 2) daß die Dauer der Wahl eines Abgeordneten jedesmal nur für einen Landtag festzusetzen sei. Bei der Debatte hierüber betheiligten sich die Staats-Minister Dr. Braun, Oberländer und Georgi, so wie die Abgg. von Criegern, Brockhaus, Sachße, Harkort und Haase, die sämmtlich in Betreff des Antrages sub el nicht sowohl gegen das Prinzip, als vielmehr dahin sich aussprachen, daß es gegenwärtig, wo beim nächsten ordentlichen Landtage die Berathung so vieler umfassender Gesetze in Aussicht stehe, nicht an der Zeit sein dürfte, von der bisherigen Bestimmung einer dreijährigen Periode abzugehen. Die Abstimmung ergab, daß die Kammer mit 41 gegen 22 Stimmen den Anu trag sub 1) ablehnte, dagegen aber den sub 2) mit 53 gegen 10 Stim— men annahm. Eine Frage darauf, ob die letztere Bestimmung auch für außerordentliche Landtage gelten solle, wurde mit 44 gegen 19 Stimmen verneint. Die definitive Abstimmung über das ganze Wahlgesetz, zu wel⸗ cher das Präsidium nunmehr verschreiten wollte, wurde auf Antrag des Staats-Ministers Oberländer für heute noch ausgesetzt.
Dresden, 7. Juli. (D. A. 3.) Bei der zweiten Kammer ist heute ein Königliches Dekret eingegangen, durch welches der in den letzten Sitzungen berathene Entwurf des neuen Wahlgesetzes zurück⸗ genommen wird, so daß derselbe nunmehr gar nicht an die erste Kammer zur Berathung gelangt und auch in der zweiten Kammer die gestern ausgesetzte definitive Abstimmung darüber unterbleiben konnte.
Als das Delret in der heutigen Sitzung zum Vortrage kam, bemerkte Staats-Minister Oberländer, daß die Zurücknahme des Gesetz⸗Entwurfs deshalb geschehen, weil die Regierung sich überzeugt habe, daß derselbe nicht allenthalben den Wünschen und Ansichten der Kammer entspreche, und fügte die Erklärung bei, daß das Ministerium sofort an die Ausarbeitung eines neuen Gesetzes gehen werde, wobei alle in der Kammer vertheidigten An— sichten, auch die, welche die Majorität der Kammer nicht erlangt hätten, nochmals in sorgfältige Erwägung gezogen werden sollten. Die Berathung dieses neuen Entwurfs werde alsdann die letzte Arbeit der gegenwärtigen Stände Versammlung sein, und den aus den neuen Wahlen hervorgegan— genen Volkvertretern müsse es vorbehalten bleiben, auf dem nächsten orQ— dentlichen Landtage die letzte Hand an die Resorm unserer öffentlichen Rechtszustände zu legen. Wie die Regierung fest entschlossen sei, diese Ne— sorm herbeizuführen, eben so fest sei sie aber auch entschlossen, dies nur auf verfassungsmäßigem Wege zu thunz das sächsische Volk solle in seinen In= stitutionen hinter keinem anderen freien Volle zurüdbleiben, dies sei das Streben seiner Regierung, und sollte dieselbe zur Erreichung dieses Zweckes auf bem betretenen Wege unübersteigliche Hindernisse finden, so werde sie ihre Mission als beendigt betrachten. ;
Nachdem hierauf noch Sccreiair Siegel für elne der nächsten Siz— zungen einen Antrag auf Aufhebung der noch bestehenden geheimen Kon— duitenlisten angekündigt hatte, ging die Kammer zur Tagesordnung üben. Als solche war die Beraihung eines Berichts der zweiten Deputation, über ein Königliches Delret, dse dermaligen sinanziellen Zustänbe betressend, an— gesetzt; „Die Staate Regierung hat in ber Beilage des bezeichneten De— let der Slände-Versammlung einen Nachweis über den dermaligen Zu= stand der Finanzen gegeben. Sie legt dar, über welche Mittel sie außer
den im Budget ihr zugewiesenen Steuern und Staats-Einnahmen zu ver— fügen hatte, und wie diese verwendet wurden, deutet serner die Maßregeln an, welche ihr geeignet erscheinen, den Anforderungen der nächsten Jukunft zu begegnen, indem sie zugleich bedacht ist, die von ihr auf Grund des Se 88 der Verfassungs-Urkunde erlassene Verordnung, die Vorauserhebung der Grund- und Gewerbesteuern enthaltend, zu rechtfertigen, deren nachtragliche tändische Genehmigung sie beantragt.“ Die Mittheilungen der Staats= Regierung zerfallen daher wesentlich in zwei Theile, indem der erste sich auf die Vergangenheit und das, was geschehen ist, bezieht, während der zweile sich mit der Zukunft und den nothig weidenden Maßregeln be— schäftigt. ;
ge n, , I heil, der Vorlagen wurde in der heutigen Sitzuwz, n, g,. 53264 ur g Bortz g der Unterlagen und Berichte ausgefüllt 36 . ür ,, . Die Deputation (Neferent von der Pla— . 2 daß sie nach genauer Prüfung der in der nancnllich uit Barausr teen das Rerfabren der Staats Regierung und an . drauserhebung der direlten Steuern als vollständig gerecht⸗ fertigt anerkennen müsse, und stellt den Antrag: Die Kammer wolle ihre Zustimmung zu dem von dem Finanz · Ministerium seither beobachteten Ver⸗ fahren aussprechen und sich überhaupt mit den von der Staats Regierun
ergriffenen finanziellen Maßregeln einverstanden erllären, daher auch 98 . der Sißgats N gierung auf den Grund von §. 85 der Verfassungs - Urkunde erlassenen Verordnung vom 25. April d. J., die Vorauserhebung der ,. und Gewerbesteuern betreffend, ihre nachträgliche Genehmigung ertheilen.“
Nachdem der Deputations-Bericht bis zu diesem Antrage vorgelesen worden war, erhob sich der Staats- Minister Georgi und beleuchtete in einer ausführlichen Darlegung die dermaligen Finanz-⸗Zustände, wobei der= selbe unter Anderem bemerkte, daß sich für das erste Halbjahr 1848 in dem Einnahme -Budget ein Ausfall von einer halben Million Thaler ergeben habe, daß er jedoch hoffe, der gute Kredit Sachsens und der Patriotismus seiner Bürger werde hinsichtlich der für die Zutunst zu ergreisenden Maß— regeln alle Schwierigkeiten überwinden lassen. Zugleich gab derselbe einen Nachweis über den Stand der Staatsschuld des Landes, aus welchem her⸗— vorging, daß dieselbe (inkl. der Eisenbahn Anleihe) nicht über 40 Millionen Thaler betrage, während der Staat hierfür einen Gegensatz von mindestens 70 Mill. Thaler, nämlich 35 Mill. mobiles und 35 Mill, immobiles (Kam— mergüter, Staatsgebäude und Staatssorsten) Staats-Vermögen aufzuwei⸗ sen habe, woraus man die beruhigende Ueberzeugung schöpfen könne, daß die Vermögens -Verhältnisse Sachsens günstiger seien, als die irgend eines anderen Staates.
Eine eigentliche Diskussion über diesen Theil des Deputations-Berichts fand nicht statt, und es wurde der obige Antrag, nach einigen das Versah— ren der Regierung anerkennenden Bemerkungen der Abgeordneten Reiche Eisenstuck und Rittner, von der Kammer einstimmig angenommen.
Hannover. Hannover, 8. Juli. (Hannov. Zeitung.) Die allgemeine Stände-Versammlung des Königreichs ist heute ver— tagt worden.
Das Gesammtministerium hat unter dem 7. Juli an die Stände Versammlung nachfolgende Erklärung erlassen: 1
„Den löblichen Ständen sind ohne Zweifel diejenigen Beschlüsse bekannt, welche von der dentschen National-Versammlung über die Begründung einer provisorischen Centralgewalt und die Uebertragung derselben auf Seine Kaiserliche Hoheit den Erzherzog Johann von Oesterreich gefaßt worden. .
Die Persönlichkeit dieses erhabenen Fürsten ist so vollkommen geeignet, das Vertrauen der Fürsten wie der Völker Deutschlands auf sich zu lenken, daß Seine Majestät der König Ihre Zustinimung zu dieser Wahl zu erklären und dieselbe als ein höchst günstiges Er⸗ eigniß in der gegenwärtigen verhängnißvollen Zeit zu begrüßen kei⸗ nen Augenblick Anstand genommen., Auch haben Allerhöchstdieselben im Vertrauen auf diese Persönlichkeit und in der Voraussetzung, daß Seine Kaiserliche Hoheit die Wahl annehmen werden, Bedenken, welche die Form und der Jnhalt des Beschlusses über die Demselben zu übertragende Gewalt zu erregen wohl geeignet gewesen, jetzt nicht geltend zu machen Sich entschlossen. . .
Inzwischen haben Seine Majestät Sich bewogen gefunden, in Beziehung auf diese hochwichtige Angelegenheit den löblichen Ständen folgende Mittheilungen machen zu lassen. Seine Majestät haben die gebieterische Nothwendigkeit erkannt, der Verfassung Deutschlands eine größere Kraft und Einheit zu verleihen, daher Ihre Zustimmung dazu gegeben, daß die Verfassung durch eine Vertretung des Volkes am Bünde vervollständigt werde, und sich zu Opfern für die Erreichung des Zweckes einer größeren Einheit und Kraft gern bereit erklärt.
Allein Se. Majestät hegen auch die unwandelbare Ucberzeugung, daß der gesammte Zustand Dentschlands die Herstellung einer solchen Central- Regierung, welche auch die inneren Angelegenheiten des Lan— des ordnen und die Fürsten lediglich als Untergebene eines anderen Monaichen erscheinen lassen würde, nicht zulasse, und daß so wenig das Wohl und die Freiheit der Völker, als ihre eigene fürstliche Ehre es gestatten würde, einer Verfassung Ihre Zustimmung zu geben, welche der Selbstständigkeit der Staaten Deutschlands nicht die noth— wendige Geltung sicherte.
Unter diesen Umständen sind Se. Masestät zwar entschlossen, auf der einen Seite dem wahren Wohle des Landes alle Opfer zu brin— gen; auf der anderen Seite aber würden Sie, falls die geforderten Beschränkungen der Selbstständigkeit über dasjenige Maß hinausgin⸗ gen, welches die Pflichten gegen das Allerhöchstihnen von Gott anvertraute Land und Ihre eigene Ehre bezeichnen, lieber das Aeußerste ertragen, als zu Maßregeln die Hand zu bieten, welche Pflicht und Ehre als verwerflich darstellen würden. .
Se. Majestät haben daher die Unterzeichneten beauftragt; bei der Verhandlung über die Verfassung Deutschlands und insbesondere auch rücksichtlich der dem Erzherzog Johann anzuvertrauenden . schen Centralgewalt auf alle geeignete Weise dahin zu wirken, daß jene Verfassung und insbesondere die künftige Stellung des Reichs⸗ verwesers mit der Selbstständigkeit des Königreichs in dem angedeu⸗ deten Sinne vereinbar sei. . ö
Zugleich aber ah Allerhöchstdieselben auch erklärt, daß, falls diese Verhandlungen zu einem günstigen Resultate nicht führen, viel⸗ mehr die Veschräukung der Selbstständigkeit des Königreichs über die⸗ jenige Gränze, welche Seine Majestãt Sich, stellen zu mann, geglaubt haben, hinausgehen wände, Seine Majestät Sich nicht verpflichtet 1 achten könne, in einer Stellung zu beharren, welche als dann gn Ihren Augen jede Möglichkeit, das Wohl des Landes zu fördern, ab⸗ schneiden würde.
Hannover, den 7. Juli 1818. ö
Königlich hannoversches Gesammt Ministerium n
Bennigsen. Prott. Stüve, Dr. Braun. Lehzen. Düring.“
Hessen und bei Rhein. Darmstadtz Ztg.) In der gestrigen Sitzung der zweiten = welcher die Berathung über den von 2 ö setzes Entwurf, betreffend die Einkommen euer, Großh. Regie rungs Commissair,
adt, 8. Juli. (Darmst. tände Kammer, in Regierung vorgelegten Ge⸗ begann, erklärte der Ni. R. von Schenck, daß er ermäch⸗ Jieglserung zu dem von dem ersten Aus⸗
tigt sei, die Zustimmung der? schuß gestellten Antrag (auf bes Gioßherzoglichen Hauses zu auszusprechen. Aageimnar. Weimar, 8. Juli. G Weim. Ztg.) Das Ser en, . hat nachstehende Bekanntmachung erlassen: ; Tas lonstituirende deutsche Parlament zu Frankfurt a. M. hat, um unser Vaterland gegen die von innen und außen drohenden Gefahren wimk=
Zuziehung der Apanagen der Prinzen dieser Einkommen- Steuer), hiermit
samer zu schützen, bis zur endlichen Feststellung der neuen Verfassung alle deutschen Staaten einer provisorischen Centralgewalt untergeordnet, zum In= haber dieser Gewalt, welche durch ein dem Parlamente verantwortliches Mi- nisterium ausgeübt werden wird, zum einstweiligen Neichsverweser Se. Kai= serl. Hoheit den Erzherzog Johann von Oesterreich erwählt, und die regie⸗ renden Fürsten und freien Städte Deutschlands, von demselben Wunsche beseelt, haben den uns zugegangenen Nachrichten zufolge sosort beide Be— schlüsse des Parlaments n Nimmt der Erwählte die Wahl an, was sich in wenig Tagen entscheiden wird, so beginnt ein neuer Abschnitt in der deutschen Geschichte, eine neue Zeit, von welcher wir Alle hoffen und wün— schen, daß in ihr unser geliebtes Vaterland dem Ausland ' n wiederum in mächtiger, achtunggebietender Einheit die gebührende Stellung einnehmen, im Innern aber unter dem kräftigen Schutze der Gesetze die neue Freiheit sicherer als bisher erblühen, in den gestörten Handel und Verkehr das erschütterte Ber— trauen und mit ihm der vielfach entschwundene Wohlstand zurückkehren werde, so daß ein Jeder nun der neuen Güter unseres Staatslebens von Herzen froh werden kann und Deutschland sich in neuem Glanz erhebt. Hierzu wollen wir Gottes Segen und Beistand erflehen; und es ist zu die sem Iwecke, auf Befehl Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, die Anord- nung getroffen worten, daß am Sonntage den 16ten d. M., wenn bis da— hin die Knnde anher gelangt, daß Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Jo— hann von Oesterreich die Wahl zum deutschen Reichsverweser angenommen hat, in allen Kirchen des Großherzogthums durch angemessenen Gottesdienst das Ereigniß geseiert werde, von dem wir eine neue große Zukunft hoffen.
Weimar, am 7. Juli 1848.
Großherzoglich sächsisches Staats — Ministerium. von Waß dorf.“
Anhalt⸗ECöthen. Cöthen, 5. Juli. (D. A. 3.) Das deßauische Staats -Ministerium hat auf den Antrag wegen Vereini⸗ gung erwiedert, daß es nicht vor dem 7. Juli bestimmt antworten könne, da die Volks-Vertretung darüber befragt werden müßte. Die Versammlung zur Berathung der Verfassung hat einstimmig den Be⸗ schluß (gegen den der Minister als einen einseitigen sich im Protokolle verwahrte) gefaßt: daß ohne Einwilligung der Volks -Vertreter eine Theilung von Anhalt-Cöthen durchaus nicht stattsinden dürfe.
Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 4. Juli. (Börs. H.) Die schlesw.⸗holst. Ztg. enthält eine längere Schilderung des Benehmens der Dänen während der letzten Occupation ven Haders⸗ leben, in der besonders der von ihnen verübte Menschenraub hervor— gehoben wird. Die leiseste mißbilligende Aeußerung über das Be— nehmen der Dänen, ein Zweifel an der Geröchtigkeit der dänischen Sache, durch neidische Nachbarn oder rachsüchtige Dienstboten denun— zirt, genügte zur Verhaftung und Abführung, die Angst vor dem Feinde ließ in Jedem einen Spion sehen; eine Menge deutsch und dänisch Gesinnter wurde auf diese Weise verhaftet und nach Ehri— stiansfeld geführt und gewöhnlich nach 5 — 8 Tagen vergeblicher Verhöre losgelassen.
Altona, 8. Juli. (B. H.) Die gestern angekommenen Neserven vom Kaiser Franz⸗ und Kaiser Alexander⸗Regiment, so wie vom Neuf— chateller Schützen -Bataillon, 800 Mann stark, sind heute mit dem Morgenzuge nach Rendsburg abgegangen.
Mit dem um 105 Uhr angekommenen Zuge ist der Herzog von Augustenburg mit seinem älteren Sohne von Nendsburg, wo er der gestrigen, für den Regierungs⸗Entwurf in der Hauptsache günstig aus⸗ gefallenen Schlußberathung der Stände über das Wahlgesetz beige— wohnt, hier eingetroffen.
Neuß⸗Lobenstein. Lobenstein, 1. Juli. (D. A. 3.) Die Wahlen zu dem konstituirenden Landtage sind angeordnet. Es heißt in dem Erlasse hierüber: Von den Beschlüssen der deutschen konsti— tuirenden Versammlung muß es abhängig bleiben, inwiefern dem kon— stituirenden Landtage ein größeres Recht, namentlich die von mehre⸗ ren Seiten in Anspruch genommene allein entscheidende Stimme ein- geräumt werden soll, und auf diesen Beschluß würde daher auch die definitive Annahme des Verfassungs⸗Gesetzes auszusetzen sein, wenn eine Vereinbarung zwischen der Staats⸗Regierung und den Vertretern des Volkes gegen Erwarten nicht zu erreichen sein sollte. Gleichzeitig wird eine Darlegung der fürstlichen Kammerschulden veröffentlicht, um die hierüber verbreiteten Gerüchte zu widerlegen.
Frankfurt. Frankfurt a. M., S8. Juli. Ueber die Un ruhen in Sachsenhausen berichtet das Frankfurter Journal Fol— gendes: „Die seit gestern Abend unterbrochene, Passage mit Sach sen⸗ hausen ist durch Hinwegräumung einer die Brücke am jenseitigen Ende versperrenden Barrikade diesen Morgen. halb 7 Uhr wieder freige⸗ geben worden. Leider sind die dort gestern ausgebrochenen Unruhen, denen übrigens nicht im entferntesten ein politischer Charakter zu Grunde liegt, nicht ohne Blutvergießen abgelaufen. Der Hergang, wie er uns an Ort und Stelle geschildert wurde, wurde durch die am gestrigen Nachmittage versuchte Verhaftung mehrerer Individuen herbeigeführt, welche in der vorhergehenden Nacht in Begleitung von Katzenmusik einem dortigen Bäcker Beschädigungen seines Hauses zu⸗ gefügt hatten. Die damit beauftragte Gendarmerie wurde insultirt und verjagt; die Behörden fanden sich hierauf veranlaßt, eine Abtheilung Linien-Militair zu demselben Behufe hinüber zu schicken. Dies setzte bö⸗ ses Blut, und als die Linie einen der Exzedenten arretirt und sich mit demselben ins deutsche Haus an der Brücke zurückgezogen hatte, versammelte sich vor demselben die aufgeregte Menge und versuchte durch Werfen mit schweren Steinen z. das Thor zu erbrechen und den Arrestanten zu befreien. Das Mllitair soll nun, um die Massen zu zerstreuen, erst blind, und als später einzelne Schüsse gegen das Thor fielen, scharf zwischen die Menge gefeuert haben, wodurch drei aus derselben verwundet wurden, die im Heiligengeist-Hospital lie⸗ gen; ein vierter dort aufgenommener Verwundeter hat einen Säbel hieb empfangen. Eine andere Abtheilung des Linien-Militairs, die am Ende der Brückenstraße dieselbe gesperrt hielt, verlor einen Mann, der gerade durch die Stirne geschossen wurde, zog sich indeß, nachdem die Aufregung immer höher gestiegen war, vermittelst Kähnen über den Main zurück, was auch mit der die Thore besetzt haltenden Mannschaft ge— schehen ist. Hierauf verbarrikadirten die Sachsenhäuser, um das fer⸗ nere Eindringen vom Militair zu erschweren, alle Hauptstraßen und verhielten sich beobachtend auf diesen Verrammlungen. Auf der Mitte der Brücke war eine Abtheilung unseres Bürger-Militairs, und am diesseitigen Eingange, um jede Verbindung mit jenseits un— möglich zu machen, eine starke Abtheilung Linien⸗Milttair, durch eine große Anzahl Schutzwache verstärkt, die ganze Nacht über aufgestellt. Ein gegen 11 Uhr losgebrochenes starkes Gewitter mit heftigem Platzregen konnte in diesem Zastande der Dinge keine Aenderung her⸗ vorbringen, indem beide Parteien auf ihren Posten ausbielten. Außer der argen Heimsuchung des Hauses des obengenannten Bäckers, welches wiederholt die Wuth der Menge auf sich lenkte, sollen jen⸗ seits keine weiteren Exzesse vorgefallen sein. Einige im deutschen Hause noch zurückgebliebene Linien-Soldaten wurden gegen Morgen entwaffnet und unter Begleitung von Schutzwachen an den Main zur Ueberfahrt gebracht. Daß in hiesiger Stadt große Bestürzung herrschte über den ungewissen Zustand der Dinge jenseits läßt sich leicht denken. Aufregung herrschte indeß nur am Ausgange der Brücke und in der Jahrgasse, wo sich natürlich, um dem Schauplatze der Begebenheiten nahe zu sein, eine große Menschenmenge zu⸗ sammengefunden hatte. Vereinzelte aufregende Reden und Ruse ausgenommen, geschah indeß nichts Besorgniß Erre— gendes. Wenn im Lause der Nacht von den Schutzwachen mehrfache
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Arrestationen vorgenommen wurden so traf das Loos nur solche Individuen, die, wie es bei solchen Gelegenheiten stets zu geschehen pflegt, den Bewegungen derselben hindernd entgegentreten und dabei noch ein Recht zu behaupten glauben. Dies Loos wurde auch dem seit einiger Zeit als Präsidenten des Arbeiter⸗Vereins vielgenannten Herrn Esselen zu Theil. Dies ist der ungefshre Thatbestand von Vorfällen, die allerdings betrübend genug. sind, indeß leicht noch über- triebener den Weg in die öffentlichen Blätter sinden könnten. Möge man ja nicht glauben, wie schon oben gesagt, es hätte denselben eine tiefere Absicht zu Grunde gelegen, und die Sicherheit der National⸗ Versammlung sei nunmehr gefährdet. Sie wird nach wie vor sicher in unseren Mauern das große Werk berathen können, dessen Vollen⸗ dung ganz Deutschland mit Spannung entgegensieht!“
Bremen. Bremen, 7. Juli. (Hannov. Ztg.) Das treffliche Post⸗Dampfschiff der Vereinigten Staaten „Hermann“, welches der Dlean· Dampfschifffahrtẽ· esellschaft zu New. Nork ange⸗ hört, langte am 6. Juli, Miorgens 6 Uhr, in der Weser an, nach der kürzesten Reise, die je von Amerika nach Deutschland gemacht worden ist, nämlich in 13 Tagen und 13 Stunken. Der „Hermann“ segelte am 20. Juni von New⸗ Nork und kam (wie bereits erwähnt) in 11 Tagen und 23 Stunden bei der Insel Wight en; nach dem Aufenthalte von 36 Stunden in. England segelte es nach Bremen in 12 Stunden. Es ist aber für das deutsche Publikum nicht nur wichtig, daß dies Schiff so brav und schnell gesegelt ist, sondern daß auch die Passagiere mit der ganzen Verwaltung desselben, sei⸗ nem Capitain und den anderen Vsßzieren und der Eleganz und Bequemlichkeit des Schiffes zufrieden sind. Die Passagiere haben da— her bei ihrer Landung in England dem Capitain nachstehendes Zeug niß überreicht: „An Bord des Dampfschiffes „Hermann“, den TZ. Juli 1848. Wir, die Passagiere des amerikanischen Post⸗ Dampfschsffts „Hermann“, Capitain E. Crabtree, fühlen uns verpflichtet, nach der merkwürdigen Ueberfahrt von weniger als 12 Tagen von Sandy Hook nach der Insel Wight unsere vollkommene Zufriedenheit mit der Schnelle, Sicherheit und dem Comfort des Schiffes auszudrücken. Kein Schiff kann unter besserem Vefehle und tüchtigeren Offizieren stehen und in jeder Weise besser versehen sein, als der „Hermann“, und es macht uns das größte Vergnügen, hier die vorzüglichen Ei genschaften des Capitains und aller Offiziere zu bezeugen ein Zeug⸗ niß, welches ihnen als Seefahrern, Gentlemen und Gefährten ge— bührt.“ (Felgen die Unterschriften.)
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Vusland.
Oesterreich. Ag ram, 1. Juli. (Oesterr. Zt Ban Freiherr Jelachich hat nachstehendes Handbillet von Sr. Kai Hoheit dem Erzherzog Johann erhalten: .
„Lieber Freiherr von Jelachich! Von Sr. Majestät wurde Ich in Folge des von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Herrn ungarischen Neichs- Palatin und dem ungarischen Ministerium gestellten Ansuchens mit den aus beilie— gender Abschrist ersichtlichen Auftrage betheilt, die Vermittelung zur güt— lichen Beilegung der Zerwürfnisse zwischen kngarn und seinen kroatisch-sla—
g. Der se
J.
vonischen Nebenländern zu übernehmen, zu welchem Ende ich aufgesordert wurde, die gegenseitigen Wünsche zu vernehmen, um hiernach die wechsel= seitige Verstaͤndigung zu bewerkstelligen. Die möglichste Beschleunigung in der Vollziehung des mir anvertrauten Vermittler⸗-Amtes ist am meisten geeignet, den günstigen Erfolg zu verbürgen, deshalb finde Ich es unex— läßlich, daß Sie als Ban von Croatien eben so schnell dem Rufe, in Wien zu erscheinen, solgen, als ich dies zu thun dem ungarischen Ministe— rium eröffnen ließ, welches meiner Erwartung durch baldige Absendung von Repräsentanten aus seiner Mitte entsprechen wird. Sobald dieselben in Wien eintreffen oder ihre Ankunft genau melden werden, soll auch Ihrer seits keine Zögerung stattfinden, und werden Sie sich hierzu in der Art vorbereiten, daß Sie unverweilt an den Verhandlungen in Wien persönlich Theil nehmen können, welche sich auf die Art und Bedingungen der gegen seitigen Verständigung zu beziehen haben. Als eine unabweisbare Bedin⸗ gung der dauerhaften Verständigung habe ich aber für nöthig erachtet, jetzt schon die gänzliche Einstellung der Feindseligkeiten und aller hierzu aufrei zenden Rüstungen während der Zeit der Ünterhandlung beiden Theilen vor— zuzeichnen, daher ich das Vertrauen hege, daß von Ihnen, so wie von Seiten Ungarns, darauf eingewirkt werde, daß jeder Zusanmmenstoß sorgfältig vermieden werden wird. Wien, 27. Juni 1848. Erzherzog Johann.“
Nach der Wiederkehr unseres Banus ist am 29. Juni die erste Sitzung des Landtags abgehalten worden. Er wurde mit nicht en⸗ den wollenden donnernden Zivio's empfangen, und er eröffnete die Siz- zung mit den Worten:
„Indem ich von meiner Reise in den Schoß unseres theuren Vater— landes gläcklich rückgekehrt und Sie, geehrte Volksvertreter, herzlich zu be— grüßen Gelegenheit habe, will ich Ihnen zu Ihrer größeren Beruhigung in Beziehung auf meine Reise etwas sagen. Ueber unseren Empfang und die Audienz, die wir bei Sr. Majestät und den Erzherzogen hatten, hat Ihnen Herr Zigrovich die Mittheilung gemacht; es bleibt mir also nur übrig, über mein Zusammentreffen mit dem Erzherzog Johann Einiges kurz zu erwähnen. Von Innsbruck abgereist, erhielt ich die erste Nachricht über das verhaßte Manifest in Linz, worauf ich sogleich dem Erzherzog Johann nachreiste, um von ihm, als den von Sr. Masestät bestimmten Vermittler, die geeig- neten Weisungen zur Abwendung aller Folgen dieses unsere ganze Nation kompromitti enden Manifestes zu erlangen; dies versprach mir Se. Kaiserl. Hoheit und zugleich, daß Höchstderselbe sogleich einen Courier nach Pesth senden wolle, damit das ungarische Ministerium von allen ferneren Schrit— ten gegen uns abstehe und die Entscheidung der croatisch-slavonischen Frage in spicbenso behalte. Was die Ernennung des hohen Vermütlers zwischen uns und den Ungarn betrifft, so glaube ich, meine Herren, daß, nachdem uns das Schicksal einmal einen Vermittler bestimmt hat, es einen besseren, als es der Erzherzog Johann ist, gewiß nicht geben könne; ich zweifle nicht, meine Herren! daß Sie derselben Meinung sind, darum glaube ich, daß wir keine Zeit verlieren, und da Se. Ma— jestät die Versöhnung mit den Ungarn wünscht, sogleich an Se. Kaiserl. Ho= heit den Erzherzog Johann schreiben und unter genauer Auseinandersetzung der Gerechtigkeit und der höchsten Noth aller unserer bisherigen Schritte ihn bitten sollen, womit er baldmöglichst seine Aufgabe beginne, damit wir um so eher erfahren, woran wir sind; denn jeder Augenblick ist für uns von größter Wichtigkeit, indem wir jetzt nicht im mindesten zögern dürfen; nur muß ich noch erwähnen, daß, nachdem wir die Wünsche der serbischen Na— tion für die unsrigen erkannt haben, die Vermittelung des Eizherzogs Jo— hann sich auch auf diese erstrecken müsse. Zur Ausarbeitung der Repräsen— tation und anderen hierher gehörigen Vorschläge glaube ich, daß es am zweckmäßigsten wäre, dies dem großen Ausschusse mit der Weisung zu über— lassen, daß er sein Operat so bald als möglich vorlege. Belieben Sit, meine Herren, sich zu erklären, ob Sie damit einverstanden sind.“
Nachdem mehrere Reden gehalten, wurde beschlossen, die Ver mittelung anzunehmen, eine vorläufige Repräsentation an S. K. Hoheit den Erzherzog Johann zu verfassen, worin hauptsächlich die Wider⸗ rufung des Manifestes, die Legalität unseres Landtages, die Eifüllung unserer und der Wünsche der Serben, die Nichtverfolgung der Serben und anderer in Ungarn lebenden Slaven, die Abhängigkeit des Mili— tairs vom Central-Ministerium in Wien und die Vermeidung aller Hindernisse der Vereinigung der Dalmatiner mit den Croaten erwähnt werden sollen; ferner wurde dem großen Aueschusse Lie Ausarbeitung des Pacifications- Entwurfes mit Rücksicht auf die Stellung der ser⸗ bischen Woiwodschaft gegenüber diesen Königreichen aufgetragen; weiter wurde beschlossen, dem Ban, in Rücksicht der dermaligen be— drängten Zeit, die unumschränkte Vollmacht in Landes⸗Angelegenheiten bis zur Entscheidung der Pacifications- Frage zu übertragen, ferner soll der Landtag nicht aufgelöst werden, bis nicht der Pacisications⸗
Entwurf des großen Ausschusses verhandelt und die Erleichterungen für die Gränze und die übrige Nation bestimmt sein werden.
Venedig, 27. Juni. (A. 3.) Heute ist ein österreichischer Parlamentair, geschickt vom General Welden; in Marghera er- schienen, welcher eine Zusammenkunft mit dem Stadt- und Festungs-⸗ Kommandanten sorderte, die ihm bewilligt wurde, doch, außer- halb der Festungswerke von Marghera. Darauf erschien ein öster⸗ reichischer Major und venetianischerseits General Antonini. Der Ge⸗ genstand dieser Unterredung war die Art des Transports der in Palma nuova befindlichen Crociati, da am 24sten diese Festung wegen Man⸗ gel an Lebensmitteln kapituliren mußte. Die Crociati treffen am Z0sten d. M. oder am 1. Juli in Venedig ein.
Frankreich. Paris, 7. Juli. Mittelst Beschlusses des Chefs der vollziehenden Gewalt vom 5. d. ist der Contre — Admiral Trehouart zum Unter-Befehlshaber des Geschwaders im Mittelmeer unter dem Oberbefehl des Vice⸗Admirals Baudin ernannt.
Herr Jean Reynaud, ehemaliger Unter-Staatssecretair, hat dem Minister des öffentlichen Unterrichts auch seine Entlassung als Prä⸗ sident der Ober? Studien-Kommission und dem Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten seine Entlassung als Präsident der Bergwerks⸗Kom⸗ mission eingereicht.
Lamartine hat gestern folgendes Schreiben an den Constitu⸗— tionnel gerichtet, welches heute von diesem Blatt veröffentlicht wird:
„Mein Herr! Aus achtungsvoller Rücksicht auf die kritische Lage mei- nes Vaterlandes wie aus Achtung vor dem gesunden Volkssinn lasse ich die Fluth von Böswilligkeiten, Verleumdungen und Abgeschmacktheiten unbeant⸗ wortet, welche sich stets eine Zeit lang über die Namen, Handlungen und Absichten der Männer hinwälzt, die in Tagen der Revolution durch die Er- eignisse emporgehoben oder gestürzt werden. Es wird von selbst Licht wer⸗ den, und jede That, wie jeder Mensch werden dann in ihrer wahrer Phvsiognomie erscheinen. Ich warte ohne Ungeduld die Gerech⸗ tigkeit ab, denn ich zweifle nicht an der Zukunft. So eben aber lese ich (in Ihrer Nummer vom 6. Juli) ein Bruchstück eines dem Journal des Débats entlehnten Artikels, in welchem der Wahnwitz der Verleumdung bis zu folgenden Anschuldigungen getrieben ist: „„In den letzten Februartagen war kaum das Straßenpflaster wieder in seinen Fugen, als die neue Negierung daran dachte, nöthigenfalls die Barrikaden von neuem gegen die Nationalgarde zu errichten und gegen denjenigen Theil der Bevölkerung, den man des Regctionsgeistes zeihte, eine Beschuldigung, die jetzt alle Freunde der gesellschaftlichen Ordnung trifft. Damals wurde ins- geheim ein Barrifaden-Bataillon gebildet, dessen Mitglieder als Lehrer in allen Vierteln dienen sollten, und das man theoretisch in der Kunst unter— richtete, die Barrikaden so schnell als möglich zu bauen und sie so vortheil-— haft als möglich auzubringen. Die Barrikaden wurden auf einem Plan von Paris bezeichnet. Man hatte auf diesem auch die Gebäude und Mo—⸗ numente angegeben, welche zu befestigen wären, um Central - Cita- dellen aus ihnen zu machen. Hiernach wird man nicht mehr erstaunen über die wohlberechneten Anordnungen der Juni- Insurgenten. Sie befolgten einen unter der Leitung der Regierung selbst entworsenen Plan.““ Ich gestehe, mein Herr, daß das Lesen dieser gehässigen Zeilen mich zum erstenmale antreibt, das Schweigen zu brechen, welches ich mir auferlegt hatte, bis der Tag der Erltar ut gen gekommen sein würde. So muß ich mich denn in einen Lehrer des Bürgerkrieges, in einen Blutbad⸗ Anordner verwandelt sehen, ich, der ich seit vier Monaten täglich meine Brust darbot, um einen Blutstropfen meiner Mitbürger zu sparen! Auf
dergleichen giebt es keine Antwort. Nur ein Schrei der Entrüstung drängt sich aus dem innersten Herzen, und ich ersuche Sie nur, ihn in Ihre Blät— ter einzutragen. Empfangen Sie die Veisicherung meiner Hochachtung. Lamartine.“ Morgen wird das Todten-Amt für Chateaubriand in der Kirche der auswärtigen Missionen stattfinden; die Leiche soll dann nach St. Malo gebracht und dort in dem schon vor einiger Zeit unter der eigenen Leitung des berühmten Verstorbenen erbauten Gewölbe bei— gesetzt werden. —ͤ k Durch eine Verordnung vom gestrigen Tage hat General Ca— vaignac der Centralverwaltung des Ministeriums des Innern eine neut Organisation gegeben, wodurch die Ausgaben für das Personal vermindent werden und die Stellung der unteren Beamten ver- bessert wird. ö ;
Eine telegraphische Depesche aus Toulon meldet dem Marine⸗ Minister, daß dort ein Versuch gemacht worden, das Arsenal in Brand zu stecken, und daß große Aufregung unter den Arbeitern herrschte; es war den Behörden jedoch gelungen, die verbrecherischen Pläne zu ersticken. Wie verlautet, soll von Paris sofort ein außerordentlicher Kommissar mit auegedehnten Vollmachten nach Tonlon geschickt werden.
Gestern wurde auf dem Eintrachtsplatze der Trauergotteedienst für die Opfer der Junitage abgehalten. Die Ceremonie war kurz, einfach und feierlich. Der ungeheure Todtenwagen, welcher die Lei⸗ chen trug, wurde von zehn Pferden gezogen und war mit schwarzem Tuche umhängt, auf welchem sich ein silbernes Kreuz befand. Vorn las man auf einem wehenden Banner die Inschrift: „Gestorben für die Republih!“ Hinten war eine Masse dreifarbiger Fahnen ange⸗ brachi. Die Seiten des Wagens waren mit Immortellen-Kränzen und grünen Palmen bedeckt. General Cavaignac in schwarzer Klei⸗ dung und ohne weitere Abzeichnung, als seine Repräsentanten⸗ schärpe, so wie die Minister in gleicher Tracht, schritten zunächst hin⸗ ter dem Wagen einher; ihnen folgte die Natienal⸗Versammlung, der sich die übrigen zahllosen Theilnehmer am Zuge anschlossen. Die auf dem Eintrachtsplatze celebrirte Seelenmesse machte durch ihre Einfachheit tiefen Eindruck. Die ganze Pfarrgeistlichkeit, die Semi⸗ naristen und die Domherren von Notre-Dame assistirten den drei Bischöfen in der Silber-Mitra, welche über dem Chorrocke ihr Ab- zeichen als Repräsentanten trugen. Der Zug, welcher nach der ansäng⸗— lichen Bestimmung bis zum Bastilleplatze hätte gehen sollen, geleitete den Leichenwagen nur bis zur Madeleine. Unter dem Säulengange dieser Kirche ward die Absolution gesungen. Es heißt unverbürgt, die Polizei hade von einem Komplott Nachricht erhalten, welches die vollziehende Gewalt und die National⸗Versammlung gefährdet haben würde, wenn der Zug bis zum Bastilleplatz gegangen wäre. Gewiß ist, daß die Ordnung nicht gestört wurde, und daß nach Beendigung der Ceremonie, welche eine ungeheure Volksmenge auf die Boulevards und nach allen Umgebungen des Eintrachtsplatzes gelockt hatte, in Paris die größte Ruhe herrschte. Die National-Versammlung hielt gestern keine Sitzung, und die Börse blieb geschlossen.
Die Gesammtzahl der Verhaftungen in Folge des Ausstandes beträgt schon 10,000. Aus Anlaß der Aussagen von Verhafteten verfügte sich die Polizei am Dienstag Abend und vorgestern Morgen in die Straße St. Sebastian und in die anstoßenden Straßen, wo sie in Fabriken und Werkstätten etwa 150 Verhaftungen vollzog. In den entlegensten Theilen der Vorstadt St. Antoine wurden vorgestern neben der Entwaffnung, die ohne Widerstand bewerkstelligt win de, auch zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Zur Vorsicht hielt man die bewaffnete Macht in Bereitschaft. Aus den Kellern der Kaserne Tournon sind hundert Gefangene, welche den Boden durchgruben, in die Katakomben entwichen, wo man sie wiederholt, aber bis jetzt ver= gebens, mit Fackeln aufgesucht hat. Man glaubt, daß sie sich u! dem Labyrinth von Gängen verirrt haben, dessen Ausgänge sorgfal- tig bewacht gehalten werden. , n. ĩ
? 8 Emil Girardin begab sich
Der vorgestern seiner Haft entlassene , n .
sofort nach dem Büreau seines Journals,