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tadt man zahlreiche deutsche und sächsische Flaggen wehen, 1 8. Gebäude festlich geschmückt; vor allen zeichneten sich die Bahnhofsgebäude, das Rathhaus und die deutsche Buchhänd⸗
lerbörse aus.
Sannover. Hannover, 9. Juli. (Hann. 3tg.) Nach Verlesung der (gestern mitgetheilten) Erklärung des Gesammt · Mini⸗ steriums an die Stände⸗Versammlung in Betreff des Reichs verwesers erhob sich der Minister Stüve und gab dazu folgende Erläu⸗ terung: ö 3
Se. Majestät habe, wie immer, so auch unter den gegenwärtigen Um⸗ ständen, mit großem Ernst und fester Ueberzeugung gehandelt und, wie die Zeit der jetzigen Stände. Versammlung auch zeige, sei entschlossen gewesen, große Opfer zu bringen, habe aber bei der gegenwärtigen Angelegenheit er⸗= flärt, wenn die Anforderungen ihre Gränzen überstiegen, das Land verlassen zu wollen.“ Lang erklärte, daß er wohl einsehe, daß dieses Schreiben nicht habe vorher bei dem Schlusse der Diät auf die Tagesordnung gesetzt erden können, leugnete aber nicht, daß dasselbe neben der Ueberraschung ihn auch schmerzlich berührt habe, welches durch die von dem geehrten Herrn gegebenen Erläuterungen noch vermehrt sei. Er meine daher, daß es pflicht der Stände sei, das Land gegen Folgerungen, welche sich leicht aus dem Schreiben gegen die Freiheit Deutschlands ergeben möchten, zu ver- wahren. Lindemann dankte für die Mittheilung und wünschte dieselbe einer Diskussion nicht unterzogen. Lehzen eiklärie, daß die Negierung völlig außer Stande gewesen sei, diese Mittheilung früher zu machen, und war der Ansicht, daß, wenn man unbefangen die Gegenstände des Schrei⸗ bens neben einander stelle, man um so mehr völlig beruhigt sein könne, als die Negierung zu Befürchtungen, die Stellung gegen Deutschland betreffend, ganz gewiß keinen Anlaß gegeben habe. Bodungen dankte der Negie= rung und sorderte mit Unterstützung von Hantelmann auf, den Reichs- Veriweser, Erzherzog Johann, hochieben zu lassen, welches geschah, worauf Stüve anheimgab, die Gefühle, daß man den König im Lande zu behal— ten wünsche, dadurch zu belunden, daß man denselben ebenfalls hoch leben lasse, welches auf eine lebhafte Weise geschah. Hierauf brachte Bo⸗— dungen das Hoch des Gesammt-Ministeriums mit vellem Beifall aus, und als darauf der Präsident Francke der Versammlung seinen Dank ausgesprochen und ein herzliches Lebewohl gewünscht hatte, ging sie aus einander, versammelte sich aber um 12 Uhr noch einmal zu einem fröh— lichen Mahle mit Theilnahme der drei Minister Stüve, Braun und Lehzen im Hotel Roval, wobei Lindemann die Gesundheit der Minister, von diesen das Wohl der zweiten Kammer, von Holscher desgleichen, von der zweiten Kammer das Wehl der Stadt Hannover und des Bürger-Generals Hol— scher, der Beamten der jetzigen und des Präsidenten (Wedemeier) der eini— gen Kammer ausgebracht wurde.
In der Adels-Kammer gab der Kammerrath von der Decken nach Verlesung des Schreibens über das Verhältniß der hannover⸗ schen Negierung zur Reichs-Versammlung eine lauge Erklärung zu Protokoll des wesentlichen Inhalts, daß er als Landstand die Be⸗ schlüsse der National⸗Versammlung nur anerkenne, wenn die deutschen Regierungen denselben zustimmen. Ein Mitglied versicherte, es sei schon mit dem Schreiben der Regierung vollständig zufrieden. Herr von Exterde verwahrte sich ausdrücklich gegen die Erklärung des Herrn von der Decken, alle anderen Mitglieder aber erhoben sich, um sich der Erklärung Decken's anzuschließen.
Neuß. Greiz, 3. Juli. Die durch das Ausscheiden des Regie⸗ rungs- Konsistorial⸗ und Kammer⸗-Präsidenten und Kanzlers Ludwig Frei- herrn von Mannebach, Domherrn des Hochstifts Naumburg, Großkomthur und Ritter 20, aus dem hiesigen Staatsdienste in Folge geschwächter Gesundheit erledigten Functionen sind höchsten Orts dem fürstlich rheuß⸗plauischen Justizrathe Franz Eduard Otto aus Gera übertra⸗— gen worden. Derselbe ist heute vom regierenden Fürsten selbst vor sckachgfssmnhelsfen, Räten Ffchast.. fit. die, ihm anvertrauten wichtigen stizpflege, Regierung und Verwaltung des Landes feierlich eins g snhr worden.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 9. Juli. (O. P. A,. 3.) Der Senat hat gestern in Folge der (bereits erwähnten) Vorfälle die nachstehende Proclamation erlassen: . „Der Senat an seine Mitbürger. . „Am gestrigen Tage und in der verflossenen Nacht haben in einem Theile unserer Stadt Auftritte der bedauerlichsten Art stattgefunden. Dem Gesetze wurde Gehorsam versagt, bewaffneter Widerstand organisirt. Die Ruhë ist jetzt äußerlich hergestellt, die Ruhe wird auch in die Gemüther wieder einfehren, und wird hierzu die begonnene Untersuchung, deren eifrige Fortsetzung befohlen ist, mit ihren Ergebnissen voraussichtlich wesentlich bei⸗ tragen. Die näheren und ferneren Veranlassungen jener zluftritte, eine Dar⸗ legung der beiwirkenden Ursachen, der zu anderen Zwecken versuchten und ausgeführten Benutzung derselben, kann in diesem Augenblicke noch nicht erwärtet werden. Die Untersuchung wird auch hierüber vollständige Auf—
„Diesem Treiben, dessen Früchte nunmehr für Niemand mehr verbor⸗ gen sein werden, muß ein rasches Ende gemacht werden, und der Senat vertraut auf den guten Willen, die ausdauernde Krast und den bürgerlichen Muth feiner Mitbürger, daß ihm hierzu ihre bereitwilligste Hülfe zu Theil werden wird. ö.
„Die zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung, zum Schutze des Eigenthums und der Personen bestehenden Gesetze sollen fest gehandhabt werden, und das Polizei⸗Amt ist noch besonders beaustragt, mit allen ihm
gesetzlich zu Gebote stehenden Mitteln zu diesem Zwecke mitzuwirken.“
Ansland.
Desterreich. Pesth, 5. Juli. (Wien. Ztg.) Heute fand die Eröffnung der unzarischen National-Versammlung statt. Der Erzherzeg. Stephan zeigte zuerst der Versammlung seine Ernennung zum Königlichen Bevollmächtigten und Repräsentanten mit folgenden Worten an:
„Se. Majestät unser Herr und König hat geruht, den Reichstag sei⸗ nes getreuen muga neoltes Tuf den Aten d. M. einzuberufen. Es war die gnädigste väterliche Absicht St, Majestät, den Reichstag in eigener Person zu eröffnen und zu leiten; aber zum tiefen Schmerze feiner freuen Völker verhindert 46 en m. ranthe n rie Erfüllung dieser väterlichen Absicht, und durch Allerhöchsten Känig! Vesell Ein ich beanftiagt, im Namen und in der Person Sr. Majestät diesen Neichstag zu eröffnen.
„Ich übergebe daher diese Allerhöchste Königl. Verordnung und zugleich auch jene Allerhöchste Königl. Verordnung, in welcher Se. Masjestäl, unser allergnädigster Herr und König, den Reichsständen znarĩgsi zu wissen giebt daß ÄUllerhöchstberselbe in so lange, bis seine Verhinderung Lurch Lrantheii fortdauert und er deshalb unter seinen treuen Ungarn nicht erscheinen kann mich zum Stellvertreter seiner Allerhöchsten Königlichen Person für ungarn mit Inbegriff Siebenbürgens und aller ungarischen Nebenländer, die Mili— tair-Gränze mit inbegriffen, allergnädigst zu ernennen geruht hat.“
Nachdem der Minister Szemere die darauf bezüglichen Restripte verlesen hatte, las Se. Kaiserl. Hoheit die nachstehende Thronrede:
„Im Namen und als Stellvertreter der erhabenen Person unseres glorreich regierenden Königs Ferdinand V. eröffne ich also hiermit den ge⸗ genwärtigen Reichstag. . .
„Die außerordentlichen Zustände des Landes machten es nöthig, ohne die Ausarbeitung und Beendigung aller jener Vorschläge und Einrichtungen abzuwarten, welche das verantwortliche Ministerium Si. Majestät im Auf⸗ trage und auf Anordnung des verflossenen Reichs tages , . und zu beendigen hatten, — diesen Reichstag unverzüglich einzuberufen. In
Croatien ist offener Angriff; — in den unteren Donaugegenden haben auf⸗ ständische bewaffnete Haufen den Landfrieden gebrochen, und so wie es Si. Majestät sehnlichster Wunsch ist, einen Bürgerkrieg zu vermeiden, so ist an= dererseits Se. Majestät überzeugt, daß die versammelten Vertreter der Na—= tion es als den ersten und Haupigegenstand ihrer Fürsorge betrachten wer—= den, alle jene Mittel auszubringen, welche erforderlich sind zur Wiederher⸗ stellung des gestörten Friedens, zut Wahrung der Integrität der h. ungari= schen Krone und zum cn. der unverletzlichen Heiligkeit der Gesetze.
„Die Landegvertheldigung und die Finanzen werden also jene Haupt⸗ gegenstände sein, auf welche unter den gegenwärtigen außerordentlichen Um- ständen ich im Namen Sr. Masestät die Aufmerksamkeit und Fürsorge der National-Vertreter ins besondere hinlenke.
„Die verantwortlichen Minister Sr. Masjestät werden auf diese Gegen stände bezügliche Vorschläge machen; Se. Majestät hofft zuversichtlich, daß die Vertreter der Nation rasche und zweckmäßige Verfügungen treffen wer den hinsichtlich alles dessen, was vor allem Anderen die Sicherheit und das Heil des Vaterlandes erheischt.
„Mit schmerzlichem Gefühle und tiefstem Mißfallen hat Se. Majestät in Erfahrung gebracht, daß, obwohl er, welcher das Glück aller Landesbe— wohner stets väterlich im Herzen trägt, damals nur seiner eigenen Willens— Eingebung folgte, als er auf dem letztverflossenen Landtage auf die Bitte seiner treuen ungarischen Nation jene Gesetze mit der allerhöchsten König lichen Genehmigung sanctionirte, welche nach den Ansprüchen der Zeit zum Emporblühen der Landes-Wohlfahrt erforderlich waren, dennoch namentlich in Croatien und den unteren Donau-Gegenden sich böswillige Aufwiegler fanden, welche die an Sprache und Glauben verschiedenen Landesbewohner mit falschen Gerüchten und Schreckensbildern gegeneinanderhetzen und sie mit der verleumderischen Unterstellung, als wären die erwähnten Gesetze nicht der freie Ausfluß des Königlichen Willens Sr. Majestät, dazu antrieben, sich den Anordnungen der Gesetze und der gesetzlichen Gewalt thatsächlich zu widersetzen; sa, daß einige sich so weit vergingen in ihrer Empörung, daß sie ihre fatsische Widersetzlichkeit, als im Interesse des erhabenen König- lichen Hauses und mit Vorwissen und Zulassung Sr. Majestät geschehen, verkündeten.
„Zur Beruhigung sämmtlicher Einwohner dieses Landes, von jeder Sprache und Religion, erkläre ich also hiermit im besonderen allergnädigsten Auftrage unsctes allerdurchlauchtigsten Herrn und Königs, in seinem aller— höchsten Namen und als Stellvertreter seiner Person: Daß Se. Masestät sest und unerschütterlich entschlossen ist, die Enheit und Unverletzlichkeit der ungarischen Königlichen Krone gegen jeden Angriff von außen und Zwiespalt im Innern mit seiner Königlichen Macht zu beschützen und alle durch ihn sanctionirten Gesetze jederzeit unverletzt aufrecht zu erhalten. Und so wie Se. Majestät einerseits die durch das Gesetz gesicherte Freiheit der Landes— bürger durch Niemand wird schmälern lassen, so mißbilligen andererseits so— wohl Se. Majestät selbst, als alle Mitglieder seines Königlichen Hauses streng die Tolllühnheit jener, die, was immer für eine geseßwidrige That oder Ungehorsam gegen die gesetzliche Macht mit dem allerhöchsten Willen Sr. Masestät verträglich, oder als eben im Interesse seines Königlichen Hauses geschehen, zu behaupten wagen.
„Die Verschmelzung Siebenbürgens mit Ungarn hat Se. Majestät mit der herzlichsten väterlichen Empfindung sanctionirt, darum auch, weil er da— mit den sehnlichen Wunsch seines wahrhaft geliebten ungarischen und sieben=
bürgischen Volles erfüllt hat; aber auch darum, weil nun der aus den bei
den Ländern in Eins verschmolzene Landeskörper, durch die vereinte Ent— wickelung seiner Blüthe und Kraft, eine desto festere Stütze des Thrones und der Freiheit werden wird.
„Sr. Masestät ungarisches Ministerium wird alles dasjenige vorle— gen, was in Beziehung auf die Details dieser bereits geschehenen Ver— schmelzung dem gesetzgebenden Körper zu thun übrig bleibt.
„Was die auswärtigen Verhältnisse betrifft, so hat im lombardisch- venetianischen Königreiche, wo die feindlichen Truppen des Königs von Sardinien und einiger anderen italienischen Mächte die Armee Sr. Maje— stät angegriffen haben, der Krieg noch nicht beendigt werden können. — Mit den übrigen ausländischen Mächlen besteht das friedliche Einvernehmen unverletzt, an dessen fortwährendem Bestande Se. Miajestät, um so weniger zweifelt. 212. eis bam bu Wab3htin Sen gin, ein ee, fees Kön ig; frechen Meones, der Sicherheit seiner getreuen Völker und ihrer rechtmäßi⸗ gen Interessen das friedliche Einvernehmen mit den auswärtigen Mächten zu befestigen vermag; und Se. Majestät hofft mit Recht: daß so wie er in den inneren Angelegenheiten der anderen Mächte das Prinzip der Neutrali⸗ tät befolgt, dirse Nentralität auch von Seiten der fremden Mächte in dem— selben vollen Maße erwiedert werden wird.
„Se. Majestät zweifelt nicht, daß der Reichstag im unzertrennbar ver— einten Interesse des Königlichen Thrones und der constitutionellen Freiheit ohne Verzug alles dasjenige anordnen werde, was das Wohl des Landes so sehr vringend verlangt. Ich aber erfülle den allerhöchsten Auftrag Sr. Majestät, indem ich den Reichstag und die ganze treue Nation der Aller= höchsten Gnade und der herzlichsten väterlichen Gesinnung unseres Aller⸗ durchlauchtigsten Herrn und Königs versichere.“
Frankreich. National-Versammlung. Sitzung von 7. Juli. Portalis eröffnet dieselbe um 2 Uhr. Pagnerre erhält zuerst das Wort über die Tagesordnung. Er kömmt auf die Bon— seanschen Angriffe in der letzten Sitzung gegen den kleinen Volks⸗ schullehrer- Katechismus „Nepublikanisches Handbuch“ zurüch, welche den Sturz des Unterrichts-Ministers Carnot herbeigeführt, und ver— wahrt sich gegen die darin enthaltenen kommunistischen Ideen. Er sei zwar Verleger desselben, habe aber Regierungsgeschäfte halber nicht Zeit gehabt, das Manuskript durchzulesen. Seine Buchhändler= Commis hätten dasselbe geprüft und zum Druck befördert. Mit der Haud auf dem Herzen berief er sich auf seine ganze Ver⸗ gangenheit, um der Versammlung zu beweisen, daß er kein Sozialist oder Kommunist sei. Hierauf. erstattete General Oudinot im Namen des Kriegs-Ausschusses seinen Bericht über den Remillyschen Antrag, nach welchem die Effektivbestände der unter den Mauern von Paris versammelten Truppen auf, mindestens 50, 000 Mann gebracht und auf allen Punkten des Gebiets die eiwa nöthi⸗ gen allgemeinen Vertheidigungs-Maßregeln getroffen werden sollen. General Cavaignac: „Bezüglich des der Versammlung gemachten Vorschlags, die zu Paris bestaͤndig versammelte Streitmacht an re= gulagiren Truppen auf mindestens 5 M0l) Mann zu bringen, muß ich ihr eröffnen, daß die vollziehende Gewalt den Vorschlag nicht abge— wartet hat, um die soziale Nothwendigkeit, deren Ergebniß dieser Vorschlag sst, zu besriedigen, und daß bereits 50, 9000 Mann Truppen in und bei Paris versammelt sind. Was die Küstenbewaffnung angeht, so werden wir nächstens einen Gesetz-Entwurf vorlegen, welcher diese Bewaffnung zu einer be— ständigen machen und hinsichtlich der allgemeinen Sicherheit des Ge— bietes alle Anforderungen befriedigen soll.“ Trou sseau will zwar nicht gegen die übermäßige Dauer des Belagerungszustanbes von Paris
protestiren, aber er möchte doch gern die Absichten kennen, die der
Conseils-Präsident rücksichtlich der sequestrirten Journale hege. Ob die vollziehende Gewalt noch länger einen Zustand der Dinge auf⸗ recht zu erhalten beabsichtige, der die Industrie einer großen Anzahl von Bürgern tödte? Cavsaignac: „Der Zustand von Paris er⸗ laubt noch nicht, den Belagerungszustand aufzuheben. Ich bedaure, diese schreckliche Waffe noch länger anwenden zu müssen.“ In diesem Augenblicke erfährt man im Saale, daß in voriger Nacht ein neues Treffen zwischen einem Insurgenten⸗ Corps und den Linien-Truppen in den Steinbrüchen von Montmartre stattgefunden habe, wobei die Arbeiter fünf Todte und mehrere Ver⸗ wundete verloren. General Cavaignac fährt fort: „Was die gegen gewisse Journale ergriffenen Maßregeln betrifft, so trage ich kein Blrmini', die von mir verlangten Erläuterungen zu geben. Ich
erkläre demnach, insoweit es mich angeht: Ich fühle mich bei meinen guten Absichten' so stark und durch die öffentlich- Meinung so kräftig
unterstützt, daß ich kein Bedenken trage, zu erklären, daß, meiner An= sicht nach, der Belagerungszustand noch lange beihehalten werden muß. GBeifall Für die guten Bürger kann dessen Fortbestehen, in der
Art, wie er angewendet wird, nicht beunruhigend sein. Ich füge hinzu, daß, meiner Ansicht nach, kein unauflöslicher Zusammenhang zwischen der Unterdrückung einer Anzahl von Journalen und dem Be⸗ lagerungszustande besteht. Sobald die Regierung in Folge von Maß- regeln, hinsichtlich deren ich Ihnen noch keine unverzügliche Vorschläge zu machen habe, sich hinlänglich gegen die Presse bewaffnet fühlen wird, wird sie kein Bedenken tragen, den unterdrückten Blättern die Freiheit, zu erscheinen, vollständig wiederzugeben. Ba baud⸗Laribiere brachte die Caution der Journale zur Sprache. Der heutige Mo⸗ niteur enthalte einen Artikel, der die Journal⸗Eigenthümer auffor⸗ dere, dem Gesetze von 1831 nachzukommen, welches sie zur vorgän⸗— gigen Cautionsstellung verpflichtete. Der Artikel des Moniteur räume ein, daß das Gesetz von 1831 durch das Gesetz von 1835 aufgehoben worden sei. Nun habe aber die provisorische Regierung durch ihr März⸗-Dekret dies Gesetz von 1835 aufgehoben, und es beständen daher gegenwärtig keine gesetzlichen Beschränkungen des Rechts der Preßfreiheit. Er bitte daher den Justiz⸗Minister oder den Chef der vollziehenden Gewalt, sich darüber zu erklären, weshalb man jetzt ein förmlich aufgehobenes Gesetz wieder in Kraft setzen wolle. General Cavaignac erklärte, daß er und mit ihm der Minister, in Erwägung der dringenden Anforderungen der Lage, und besonders wegen der Aue nahmestellung der Departementalpresse, welche jetzt Lehren und Anklagen vorbringen könne, deren Wiederholung die pariser Presse nicht wagen würde, es für gut und nützlich erachtet hätten, die früher in Kraft gewesene Gesetzgebung wiederherzustellen. Gerade in diesem Augenblicke ein besonderes Gesetz über die Cautionsleistung der Jour- nale zu geben, halte er nicht für thunlich. Er habe sich die Ungele⸗ genheiten einer Herstellung der Journal-Cautionen nicht verhehlt, da er im voraus über eine Frage zu richten scheine, über die er gar keine Meinung habe; die Regierung dürfe aber nicht entwaffnet blei⸗ ben, und ihm habe bedünkt, daß nach Abschaffung der September— Gesetze durch die provisorische Regierung die durch sie ersetzten f⸗ ü⸗ heren Gesetze de facto wieder in Kraft getreten seien. Er wien er= hole, daß die Regierung nicht im voraus über die Frage abzuurthei len sich anmaße, und daß sie, indem sie die Vorschristen bezüglich der Cautionen wieder in Krast setze, blos einer der Nothwendigkeiten der gegenwärtigen Lage gehorche, in Abwartung des Augenblickes, wo die Versammlung ein besonderes Gesetz über den Gegenstand werde votiren können. Die Versammlung schien durch diese Erläuterungen befriedigt und schritt zur Fortsetzung der Berathung des Geseh⸗ Entwurfes bezüglich der Elementarlehrer, welcher 150,000 6 für dieselben bewilligt, und der nach einigen Erörterungen, ange= nommen wurde. Der Präsident zeigte an, daß die Archi teten den ganzen morgenden Tag nöthig hätten, um die zur Derbess erung der Alustik des Saales unternommenen Arbeiten zu vollenden; es könne daher morgen keine öffentliche Sitzung sein. Hier gu] begann die Berathung des für dringlich erklärten Hefetz Entwurfes bezüglich der Sparkassen. Im Gegensatze zu dem Eutwurse der provisorischen Regierung und des Finanz Ausschusses schlagt der jetzige F nanz⸗ Minister Goudchaux vor, die Eparkassen . Antheile sowohl, als die Schatzbons in 3 pCt. Rente zum Course von 52 und in 5 pCt. zu 75 a S6 untzuwandeln, während der Jinanz · Ausschuß und die pro—⸗ visorische Regierung nur die Konversion in fünfprozentige Nente vor— schlug, um Reiche und, Arme gleichzustellen. Garnier Pa⸗ ges vertheidigte mit, Lebhaftigkeit den ursprünglichen Vorschlag. . erklärte daß eine Konversion in 3 prozen⸗ tige Renke dem Börsenspiele Thür und Thor öffne. Auch Berryer drang auf Umwandlung in 5 proz. Rente und trat, somit e , ub J. Ta steyrte setzten aus einander, daß das Interesse des Reichen auch das Interesse des Armen sri, und die Versammlung entschied die Umwandlung der Schatzbons in Z proz. Rente zum Course von 55. Beide Geseßz-Entwürfe wurden angenommen und die Sitzung gegen 7 Uhr aufgehoben.
Paris, S. Juli. Das Leichenbegängniß des Erzbischofs von Paris und die Obfequien für denfelben fanden gestern in der Kirche Notre-Dame statt. Die gesammte Geistlichkeit, die National⸗Ver⸗ sammlung, die städtischen Behörden und Deputationen der Arbeiter zogen im Leichengefolge einher; zunächst bei der Leiche gingen Schwe— stern aller religiösen Körperschaften. Während der Fahrt konnte Jedermann die sterblichen Ueberreste des Prälaten sehen, da die Leiche auf dem Wagen ausgestellt war. Die Gesichtszüge trugen den Aus⸗ druck von Heiterkeit. In der Kirche und auf dem Platze bildeten National-Gordisten der zweiten Legion Spalier. Die Seelenmesse begann um 117 Uhr, und die Bestattungs⸗Ceremonie war um 1Uhr beendigt; 500 Stimmen sangen Trauerpsalmen. Das große Schiff von Rotre⸗-Dame war schwarz ausgeschlagen. Die Leiche blieb bis 7 Uhr Abends ausgestellt und wurde alsdann in die Gruft ge⸗ senkt. . ö Auf dem Eintrachtsplatze hatte man vorgestern für die Mitglie⸗ der der National-Versammlung, die den Leichenzug der Juni ⸗ Opfer dorthin begleiteten, Bänke hingestellt; sie wohnten aber sämmtlich stehend und, trotz der Sonnenhitze, entblößten Hauptes dem Gottes dienste bei. Ueber die Ursachen, weshalb der Leichenwagen nicht his zum Bastilleplatz von dem Zuge begleitet wurde, gehen . welche im Publikum vielen Glauben sinden. Nach einer Angabe soll man“ vorgestern eine Höllenmaschine à la Zieschi , n . . ben, welche den Tod in die Reihen der n n , ,,, tra⸗ gen sollte; Andere behaupten, die Polizei a , Komplott von Mördern entdeckt, welche die Ceremonie zu dem Versuche hatten . nutzen wollen, mit Einem Schlage die bedeutendsten Mitglieder der
Regier vernichten. ; , en ,, . 5. Antrag des Herrn von Nemillz;, y. Kriegs- Comitè die Zusammenziehung einer bewaffneten Macht ö. 5M, GM Mann um Paris vorgeschlagen. worüber gestern von Genera Oudinot der Bericht in der National- Versammlung vorgelegt . dieser zum Druck und zur Vertheilung unter die Mitglieder , wurde, liest man im Journgledes Déäbats:; „Dies ist eine 36 Vorsichtemaßregel, denn das sicherste Mittel, Blut zu . i Bethörten, welche es vergießen möchten, alle Hoffnung auf n nehmen. Von dirser Ansicht ausgehend, hatten bereits die ö 4e treter, welche sich in der Straße Poitiers versammeln und welche Jeßr,
s t ; die durch die Verschmelzung der neuen Deputirten mit den alten, r gi, Elben . Versammlung ausmachen, . Ii. 6 von Maßregeln gedacht, die darauf bere gn i een, 66 von Paris und somit ganz Frankreichs, ja . ginn 1. Auf den Vorschlag des Herrn Thiers waren, 3 6 r ,, ,,, . 2. . 6 und se beite beitern Haus⸗ tzur 6. ,, gn d emessene Arbeiten zu verschaffen, als; Bekleidung für die Trüphen den Webern, Schneidern und ö. machern; Artillerie Juhrwerk den Wagenbauern, Schmieden un Schlossein; Gestelle und. Maschinen den Zimmerleuten;, FJestungs⸗ Arbeiten in Havte oder Cherburg und an den Küsten allen in Paris so zahlreichen Bau-Gewerken; mit einem Worte, es war es gegn, worden, nicht damit zu begnügen, die Auflösung der National-Werkstätten auszusprechen, sondern die Arbeiter, aus denen
sie bestanden, ihrer Profession nach, nützlich zu beschäftigen und den⸗
jenigen, die man nicht verwenden könnte, Unterstützungen zu ver⸗ schaffen. Die zweite Maßregel war die vollständige Entwaffnung der aufrührerischen Viertel; die dritte die Aufstellung einer Macht von wenigstens 60, 009 Linien⸗Truppen in Paris oder unter seinen Mauern. Diesen ganz materiellen Maßregeln waren zwei andere von anderer Art beigesellt, die zum Zweck hatten, den Bürgerkrieg durch Unter⸗ dräckung seiner Ursachen zu vermeiden: sie bestanden darin, vorläufig die Klubs zu schließen, indem es der Constitution überlassen bliebe, den Gebrauch des Associations Rechts zu ordnen; ferner der Freiheit der Presse eine Beschränkung aufzuerlegen, eine einzige, aber unerläßliche Beschränkung, die darin bestehen sollte, die Vergehen gegen die Gesellschaft zu untersagen, als da sind: Aufreizungen zum Bürgerkrieg, zur Plünderung, zum Mord, Aufreizungen, deren sich gewisse Journale schuldig gemacht, indem sie z. B. täglich die Liste der Reichen in Paris veröffentlichten. Diese Maßregeln wurden nicht zu dem Zweck vorgeschlagen, um sie in Dekrete der National-Versamm⸗ lung zu verwandeln, was wie eine Opposition gegen die neue voll⸗ ziehende Gewalt hätte aussehen können, die man vielmehr unter— stützen, aber keinesweges ihr Hindernisse bereiten will, — sondern um sie zur Grundlage einer Uebereinkunft mit der Regierung zu machen, der man sie als die Mittel bezeichnen wollte, welche ein be⸗ deutender Theil der Volksvertreter für unerläßlich hielte, um die Ruhe Frankreichs und die friedliche und dauerhafte Begründung der neuen Republik zu sichern. Man konnte kein gemesseneres, gouverne— mentaleres und derjenigen, welche das Gute ohne Prahlerei, ohne Geräusch, ohne unnützen Streit mit der Regierung wollen, wür⸗ digeres Verhalten einschlagen. Man war indeß zugleich übereinge⸗ kommen, daß, wenn man zu keiner Einigung mit der vollziehenden Gewalt gelauge, der National⸗Versammlung diese Vorschläge in einer Reihe von Dekreten vorgelegt werden sollten. Alle gute Bürger, welche wünschen, daß Frankreich unter der Republik die Ruhe, die Wonlfahrt und die Größe wiederfinden, und die nicht die Regie—⸗ rungsform, sondern die Unordnung bekämpfen, sehen mit Befriedi⸗ gung, daß ein Theil dieser Maßregeln durch ein glückliches Be⸗ gegnen der Ansichten der vollziebenden Gewalt und der Natio⸗ nal - Repräsentation ausgeführt wird. Schon geht die Auflö— sung der National-Wertstätten von statten. Man kündigt ver⸗ schiedene in den Ministerien vorbereitete Dekret-Entwürfe an, welche den Arbeitern, die ohne Beschäftigung sind, Arbeit liefern sollen. Die Entwaffnung wird vollzogen, denn es sind schon über 100,909 Flin— ten in das Artillerie⸗Depot zurückgekommen. Endlich wird eine be— deutende Streitmacht um Paris zusammengezogen. Schon sind, außer der mobilen National-Garde, der republikanischen Garde und der neuen mobilen Gendarmerie, 45,9000 Mann Linien-Infanterie hier unter den Waffen und über 10,000 Mann vom Geniewesen, Artille⸗ rie und Kavallerie.“ Dees, meint das Journaldes Débats schließlich, sei allerdings schon eine tüchtige Gewähr für die Erhaltung der materiellen Ordnung, aber die moralische Ordnung sei nicht minder wichtig, und die Negierung werde daher hoffentlich, bei aller Aufrechterhaltung der Associations⸗ und Schreib-Freiheit in dem ganzen neuen Umfange, den diese Freiheiten durch die Februar-Revolution bekommen, doch die unerläßlichen Gränzen derselben richtig zu erkennen und festzustellen wissen; denn Mißbtäuche dulden, wie die, daß auf öffentlichen Tri= bünen zu den Waffen aufgerufen, oder daß Flugblätter, in denen eine Klasse von Bürgern zu Mord und Plünderung aufgereizt werde, auf öffentlicher Straße verkauft würden, das sei nicht der Weg, die
neue Republik zu befestigen, sondern sie so ephemer wie die von 1792
zu machen. 5 Man bet Cerrlanet. -C c= Brrefens se, Ye sussungs-Entwurfs
X Saw it deilungen nicht vor dem 20. Juli beendet sein könne: e Bemerkungen, Amendements und Dorschläh müssen 93 ö. ie ge fassungs⸗Fommission Zurückgehen, die sie diskutirt, eintheilt, einver⸗ leibt oder verwirft. Somit würde, meint man, der abgeänderte Ver⸗ fassungs-Entwurf nicht vor Mitte ÄAugust an die Repräsentanten ver⸗ theilt werden und die öffentliche Diskussion der Verfassung, der vielen anderen bringenden Zwischenarbeiten der Versammlung wegen, nicht vor Mitte September beginnen. „Eine der wichtsgsten Fragen“ bemerkt das Journal des Dabats, „die sich in den Abtheilungen der Versammlung über den Verfassungs-Entwurf erhoben, ist die, obo es eine oder zwei Kammern geben werde. Die Vertheidiger des Zweikam—⸗— mersystems stützten sich vorzüglich auf das Beispiel der Vereinigten Staa— ten, die mit Bildung einer einzigen Versammlung begonnen, aber bald die Nothwendigkeit einer zweiten Kammer erkannt haben. In Frankreich, wurde gesagt, würde eine einzige Versammlung stets da— mit endigen, tyrannisch oder sklavisch zu werden, wie man es zur Zeit unserer ersten Revolution gesehen. Unter den Rednern, welche mit einigen Entwickelungen zu Gunsten dieses Systems gesprochen, werden die Herren Vietor Hugo, Pambert, J. de Lasteyrie, Raim— bault, Dernésanges, Pigeon, D. Lafayette, A. Dubois und Etienne angeführt. Die Vertheidiger einer einzigen Versammlung haben das Beispiel der Vereinigten Staaten zurückzuweisen gesucht, weil diese eine Föderativ⸗Republik bilden. Da das Prinzip der französischen Re⸗ publik die Einheit sei, so würden die beiden Kammern beständig in Konflikt kommen und könnten einem Usurpator das doppelte Mittel an die Hand geben, eine durch die andere zu unterdrücken. In diesem Sinne sprachen Marrast, Cremieux, Babaud-Laribiere, Havin, Do— natien Marquis, Regnard, Gaudin, Barthe, G. Sarrut, Fleury, Conti, Grevy, Brunet und Andere. Herr Thiers sprach für zwei Kammern; Herr von Cormenin, welcher im Gegensatz zu der Mei⸗ nung des Generals Lafayette und Armand Carrel, seiner politischen Freunde, schon im Jahre 1830 das Einkammer-System unterstützt hatte, vertheidigte kräftig den Artikel des Verfassungs-Entwurfs, demzufolge die gesetzgebende Gewalt einer einzigen und permanenten Versammlung übertragen werden soll. Uebrigens hat Herr von Cor⸗ menin selbst den Wortlaut dieses Artikels vorgeschlagen und redigirt. Herr von Tocqueville dagegen, der auch Mitglied der Verfassungs— Kommission ist, gehört zu denen, welche für zwei Kammern stimmten. Bekanntlich hat dieses letztere System im Schoß der Kommission nur 4 Stimmen für sich gehabt; 14, wenn man die des Abbé La⸗— mennais mit rechnet (der nachher ausschied), waren dagegen und für Eine Kammer.“
Ueber den neuen Unterrichts-Minister sagt der Commerce: „Herr von Vaulabelle kämpfte lange Zeit in der Phalanx der Op positions⸗-Presse. Er redigirte den Messager, als dieses Blatt eine unabhängige Haltung hatte. Mehrere Jahre lang arbeitete er an einer Geschichte der Restaurationen von 1814 und 1815. Dieses Werk ist mit Talent, Würde und Unabhängigkeit geschrieben. Hoffent— lich wird er etwas besser als seine Vorgänger die Bedürfnisse unserer Zeit begreifen und sich als Beschützer freisinniger Ideen erweisen.“ Das Univers dagegen sagt: „Diese Wahl ist beklagenswerth. Herr von Vaulabelle ist ein Schriftsteller aus der Schule des National. In seinen im Ganzen unlesbaren Büchern finden sich Stellen über bie Geistlichkeit, welche seine Ernennung zum Minister des Kultus hätten verbieten sollen. Als Minister des öffentlichen Unterrichts ist er ein würdiger Nachfolger Carnot's, wenn bie National-Versamm⸗ lung ihm überhaupt die Zeit läßt, die Arbeit irgend Jemandes fort⸗ zusetzen. Die Verordnung des General Cavaignac, welche Herrn von Vaulabelle zum Unterrichts - Minister ernennt, spricht übrigens nicht vom Kultus, der früher vom Justiz- inisterlum abgezweigt und mit unter Carnot's Leitung gestellt worden war. Man glaubt,
379 wie das Journal des Debats bemerlt, daß die Verwaltung der Kultus- Angelegenheiten jetzt mit dem Ministerium des Innern wird vereinigt werden.
Der heutige Moniteur meldet die Eruennung des Herrn Be— noit⸗Champy zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Florenz und des Herrn von Raynewal in gleicher Eigen ⸗ schaft für Neapel. .
Ueber das Verhältniß Frankreichs zu Italien bemerkt das Jour— nal des Débats:? „Schon vor einigen Tagen haben wir ein Schreiben aus Baleggio erhalten, welches uns meldete, daß zwei bei dem Generalstabe des Ober- Befehlshabers der Alpen⸗-Armee atta⸗ chirte Offiziere unerwartet in dem Haupt- Quartiere des Königs Karl Albert erschienen seien und ihm die sofortige Mitwirkung der fran—⸗ zösischen Armee, das heißt also die Intervention Frankreichs in Ita.
lien, angeboten hätten. Wir haben dieses Schreiben ohne Bemer— kungen mitgetheilt; ohne dabei hervorheben zu wollen, wie sehr ein solcher Schritt allen Erklärungen der Regierung der französischen Republik entgegen sei; ohne zu zeigen, wie tief kränkend ein solch s Auerbieten sein müßte für eine Armee, welche bisher immer siegreich war, und für eine befreundete Nation, welche ihre Ehre und ihren Ruhm darein setzt, ohne Unterstützung von irgend Jemand sich von ihren fremden Be⸗ herrschern zu befreien. Wir hatten geglaubt, daß die einfache Mittheilung einer solchen Thatsache genügen würde, die Regierung zu zwingen, sich auszusprechen, Frankreich und Europa über ihre friedlichen Absich= ten aufzuklären und die Besorgnisse zu beschwichtigen, die ein so au— ßerordentlicher Schritt unfehlbar in den Gemüthern derjenigen hervorrufen muß, welche die Erhaltung des Friedens als das erste Bedürfniß und den ehrenvollsten Wunsch der europäischen Kabinette ansehen, und diese bilden in allen Ländern die übergroße Mehrheit. Die Regie rung ist jedoch stumm geblieben. Wir wissen nicht, ob wir ihr Schwei—
gen den besonderen Beschäftigungen, welche nach der Schlacht, die sie zu liefern genöthigt war, zuschreiben müssen; aber jetzt, wo der Sieg förmlich errungen, ist auch die Zeit gekommen, an die allgemeinen Angelegenheiten des Landes zu denken und sich klar über eine That⸗ sache auszusprechen, bei welcher die politische Stellung Frankreichs, Europa gegenüber, in so hohem Grade betheiligt ist.“
Ueber England ist eine neue Post aus den Antillen eingegangen, welche Nachrichten aus Martinique und Guadeloupe bis zum 10. Juni bringt. Die dortigen Sklaven haben dem General- Com— missair den unbedingtesten Gehorsam unter die Befehle der Republik geschworen, vorausgesetzt, daß dieselbe ihre Februar⸗-Bersprechen halte. „Ich schrieb!, sagt der General-Commissair Per— rinon in seinem amtlichen Bericht, „eine allgemeine Versammlung aller Pflanzungen auf Martinique aus und sorderte alle Sklavenarbeiter auf, sich mit ihren Eigenthümern zu einigen und mir dann die Bedingungen mitzutheilen. Bie Versammlung war ungemein zahlreich. Die Sklaven, selbst die der Gemeinde Précheur, wo die größte Empörung stattgefunden, erklärten sich bereit, am nächsten Montag die Zucker-Kultur⸗ Arbeiten wieder aufzunehmen, jedoch be— hielten sie sich die nachträgliche Feststellung und Regulirung ihres Dienst-Verhältnisses zu ihren bisherigen Gebietern ausdrücklich vor.“
seiner wartet.
Auf Gundeloupe gelang es dem Commissair Gatine ebenfalls, die Arbeiter zu beschwichtigen und die Pflanzer zu vermögen, in ihre Be—⸗ sitzungen zurückzukehren. ;
Der General-Prokurator macht im Moniteur alle Journale darauf aufmerksam, daß sie ihre Caution längstens bis zum 12ten d. zu erlegen haben, widrigenfalls die gerichtlichen Verfolgungen eintre⸗— ten würden. .
General Duvivier ist nicht amputirt worden, sein Zustand soll aber nicht sehr befriedigend sein; auch General Bedeau's Wunde hat sich plötzlich bedeutend verschlimmert. Die Republique will wissen, daß die gerichtstche Untersuchungs— Kommission die Gefangenen in zwei Kategorieen getheilt habe, deren eine die schon bestraften Verbrecher jeder Art, die andere aber alle übrigen Theilnehmer am Aufstande umfassen würde. Man soll be— schlossen haben, die zur ersteren Kategorie Gehörigen nach dem fran— zösischen Guiana zu transportiren, die übrigen aber nach Algerien zu senden und für Kolonistrungs-Arbeiten zu verwenden. ;
Cavaignac hat entschieden, daß zur Prüfung der auf die innere Vertheidigung von Paris bezüglichen Fragen eine besondere Kommis⸗ sion ernannt werden soll.
In Folge ber Mittheilung eines Gefangenen hat man vorgestern in einem Hause der Straße St. Jacques 509 Flinten weggenommen.
Die Aufhebung der Schlachtviehsteuer hat hier den Fleischpreis
auch nicht um einen Centimen vermindert, und der Schatz büßt also 7 bis 8 Millionen ein, ohne daß dem Verbraucher daraus der min— deste Vortheil erwächst. Man geht jetzt damit um, die Eingangs⸗ Abgabe auf Schlachtvieh wiederherzustellen und, falls dies zu einer Preiserhöhung führen sollte, das Fleisch, gleich dem Brodte, einer Taxe zu unterwerfen.
Großbritanien und Irland. London, 7. Juli. In der gestrigen Unterhaus-Sitzung wurde die Debatte über den An⸗ trag des Herrn Hume auf Parlamentsreform wieder aufgenommen und diese Angelegenheit für diese Session wenigstens durch die Ver— werfung desselben beseiligt. Herr Osborne sprach heftig gegen die Aristokratie, in deren Händen noch immer eine große Menge Wahlflecken sind. Serjeant Talfourd, der dramatische Dichter, sprach gegen den Humeschen Antrag und führte eine lange Stelle aus Schiller's Wallenstein an: „Der Weg der Ordnung, ging' er auch durch Krümmen u. s. w.“ Dagegen trat Herr Eobden für Hume auf. Er sagte in seiner Rede: Die mittleren Klassen wün⸗ schen von ganzem Herzen, das Thor der Verfassung allen denen zu öffnen, welche danach Verlangen tragen. Die neue Bewegung ist noch nicht organisirt, aber in den letzten Wochen sind bereits 130 Versammlungen zu deren Gunsten gehalten worden; die Bewegung hat bereits so viel Unterstützung gefunden, wie die Bewegung ge= gen die Korngesetze in fünf Jahren. Die gegenwärtige Volksvertre— tung ist ein Trugbild; wenn die Vorschläge meines Freundes ange⸗ nommen werden, erst dann wird sie eine wirkliche Vertretung zu nen— nen sein. Er vertheidigte ausführlich die einzelnen Punkte des Hu— meschen Vorschlages und bemerkte bei der geheimen Abstimmung, daß alle Pächter des Landes danach verlangten. O'Connor erklärte darauf; die Mehrheit der Arbeiter wäre nicht für die Humeschen Vorschläge, sondern für die sechs Punkte der Charte. Namentlich erklärte er sich mit Heftigkeit für ein jährliches Parlament. Er werde, wenn die Humeschen Vorschläge durchgehen sollten, nie mehr weniger für die Charte agitiren. Herr Sidney Herbert, ein angesehener Konservativer, gab zu, daß die Volksvertretung noch mangelhaft sei, forderte aber zunächst zur besseren Besorgung der Geschäfte im Unterhause auf. Der radikale Lord D. Stuart for⸗ derte die Minister auf, dem Volke größeres Vertrauen zu schenken. Nach einigen ferneren Vorträgen wurde abgestimmt. Es ergaben sich für Herrn Hume's Antrag nur 84 Stimmen, dagegen 331 Indeß bemerkte Cobden in voraus, daß die meisten derer, welche auf seiner Seite stimmten, die großen Wahlbezirke verträten. Er selbst vertritt mit Lord Morpeth eine Bevölkerung von 1,154,924 Seelen mit 36,084 Wählern. Die Verhandlungen im Sberhause waren ohne Interesse.
Vernon und Williams gesprochen. In Manchester ward eine Ver- sammlung gehalten, um zu berathschlagen, was bei solchen offenbaren Zeichen der Reaction zu thun. Sie war aber nur sehr dünn be⸗ sucht und nur dadurch bemerkenswerth, daß auch eine Chartistin, Mrß. Theobald, sehr lebhaft redete. d
Die Morning Chronicle hat eine Betrachtung über die heutige Lage Frankreichs, worin sie Thiers als den Lenker der Ge⸗ schicke dieses Landes darstellt. Dessen Lieblingswünsche seien heute er- füllt, meint das Whigblatt, denn die Militairmacht herrsche heute in Frankreich, und deren Seele sei er selbst. „Weit größer“, heißt es weiter, „als die Rolle Talleyrand's oder Fouché's, ist die, wel seiner Was Sir Robert Peel nunmehr unseren Ministern ist, ihr Patron und Beschützer, was Pitt Addington war — das ist er den jungen Generalen, die so wunderbar in hohe Stellungen geschleudert wurden. Sie können nicht fertig werden ohne seine Einsicht, seinen Scharssinn, seinen Einfluß und Erfahrungen im Con⸗ seil und der National⸗Versammlung, während ihre militairische Größe (weil dies sein Spielzeug und Steckenpferd ist) vielleicht die einzige ist, die er neidlos anerkennen und der er ohne In⸗ trigue dienen möchte. Offen von ihm unterstützt, ist nicht in Abrede zu stellen, daß ihre Macht dauerhafter und weniger zweideu⸗ lig als jene ihrer Vorgänger zu werden verspricht. .. . Mittlerweile sind ihre Waffen das einzige Mittel, die wir als ein solches erkennen, das wahrscheinlich mächtig genug sein mag, um Frankreich innerhalb des alten Kreises des europäischen Systems zu erhalten. Sie haben bereits glorreiche Lorbeern auf einem Felde geärndtet, wo selbst Kai⸗ serliche Generale nichts als Unheil ärndteten. Allein ein mühevolle⸗ rer Krieg, als der algerische, liegt vor ihnen. Sie haben einen eben so furchtbaren und blutigen Fanatiemus zu bekämpfen und auszurotten, als der Mahomed's ist. Allein ungleich diesem Glauben hat dieser Fanatismus seine Bahnen noch nicht durchlaufen!“
WRelgien. Brüssel, 9. Juli. Marschall Sebastiani ist mit seiner Jamilie durch Belgien nach London gereist.
Die Einnahme der ersten fünf Monate dieses Jahres zeigt einen Uu fan von 657,919 Fr. im Vergleich zu derselben Zeit des vorigen Jahres.
Der Moniteur zeigt an, daß, dem Gesetz vom 23. Septem⸗ ber 1842 zufolge, die Listen zur Einzeichnung der Kinder geöffnet sind, für welche unentgeltlicher Elementar- Unterricht auf Kosten der Gemeinden begehrt wird. Die Bedingungen sind, daß das Kind we⸗ nigstens 7 und höchstens 14 Jahre alt ist, ferner Beibringung des Geburtsscheins, eines Attestes, daß das Kind geimpft worden oder die Pocken gehabt, und einer Bescheinigung der Bedürftigkeit von Seiten der Polizei oder der Armen⸗-Behöͤrde.
Italien. Die Allg. Ztg. sagt: „Nach unseren Briefen aus Rom vom 28. Juni reißt der Zwiespalt zwischen dem friedenfreundlichen Papst und dem kriegslustigen Ministerium immer weiter. Das „Volk“ nahm Partei für den heiligen Vater und brachte dem Grafen Ma⸗ miani, für das Vertrauensvotum der Kammern, eine Katzenmusik. Er soll auf dem Punkte stehen, zurückzutreten, während Marchetti bereits abgedankt hatte. Die Geldnoth scheint am meisten diesen Rückschlag in der Gesinnung der ewigen Stadt erzeugt zu haben.“
Eisenbahn⸗Verkehr.
Niederschlesische Zweigbahn. Auf der Niederschlesischen Zweigbahn sind im Monat Juni
Die Geschworenen haben das Schuldig auch über die Chartisten
d. J. befördert worden: 13,648 Personen für 5655 Rthlr. 22 Sgr. 5 Pf. S695 Pfd. Gepäck⸗eberfracht für 74 * k 19 Equipagen für — — 144 Stück Vieh und Ctr. Ge⸗ , . 16,123 Ctr. Güter für 1606 . 20 Y mithin betrug die Einnahme 7Fsés ri Frhr. T Sgr. 7 T7.
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HMeteorologische Beobachtungen.
1848. Morgens RKachmittags Abends
ĩ Nach li 10. Juli. 6 Ube. 2 Ubr. jo ct.. ach einmaliger
Feobachtung.
33 les Tir. 33 498“ Par. 333,9 Par. gauellwärme 7,8? R. * 12, n. 5 18.8, 2. 12,2? R. Fluss wärme 18,0 It. ö R. 4 141,8 R. 3 10,99 R. Boden wärme ; 95 2 t. 17 x0t. 90 pCt. Aus důnstuug Wetter halbbeiter. bezogen. bezogen. Niederschlag O, 5 16 Rh: . . n 20 ͤ ⸗ Vid =. kö Sw. Warmen echsel- 18,6 VWolkeuzug. ... — 8wW. 12.0 * ;
Tatzesmättel- ZZ3, 97“ Par... 4 14,40 R... 4 12,80 n. .. 87 pCt. Sw.
Lultdrucle
Luft äarme Thaupunket Dunstsättigung.
Uönigliche Schauspiele.
Mittwoch, 12. Juli. Im Schauspielhause. 112te Abonnements⸗ Vorstellung: Tiphonia, Tragödie in 5 Akten, von Karl Zwengsahn.
Donnerstag, 13. Juli. Im Opernhause. 1132 Schauspielhaus- Abonnements - Vorstellung: Die Jungfrau von Orleans, römantische Tragödie in 5 Abth., von Schiller. Anfang 6 Uhr.
SchauspielPreise im Opernhause, als: Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., erster Rang und erster Balkon 1 Rthlr., Parquet, Tribüne und zweiter Rang 29 Sgr., dritter Rang, Balkon daselbst und Par- terre 15 Sgr., Amphitheater 73 Sgr. 36.
Freitag, 14. Juli. Im Schauspielhause. 114te Abonnements⸗ Vorstellung: Der Rechnungsrath und seine Töchter, Lustspiel in 3 Abth., von Feldmann. Hierauf: Der gerade Weg ist der beste, Lust= spiel in 1 Akt, von Kotzebue. ) g