1848 / 80 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ĩ äten in einer General⸗Versammlung gutachtliche Vorschlage 2 sollten. Die Verfügung vom 15. April schloß es 3 aus, daß an diese Berathung auch weitergreifende Vorschläge ber andere Gegenstände des Unioersitätslebens sich anschließen moch=

I sserium hat sich auf desfallsige i. wieder⸗

ten, und das 2 ĩ ochen, daß es derartige weitere Vorschläge gern oll dahin ausgesprochen, daß ase f

n' und gewissenhaft berücksichtigen werde. . r nr nn. i n, die von verschiedenen Seiten bisher ein⸗ gegangenen Vorschläge, sowohl von den akademischen Corporat onen, als auch von . als ein Material für die künftige Beschluß⸗

ammelt.

j wurde von einer Anzahl hiesiger außerordentlicher Professoren und Privat⸗-Docenten dem Ministerium der Wunsch aus⸗ gedrückt, daß den außerordentlichen Professoren und Privat⸗Docenten gleichfalls eine berechtigte Stellung in den akademischen Senaten und n den Fakultäten eingeräumt werden möchte, und daß bei den ge⸗ genwärtig in Angriff genommenen Berathungen über die Reform der Uiniversitäten den außerordentlichen Professoren und Privat-Docenten eine Vertretung durch einen aus ihrer Mitte zu wählenden Ausschuß von sechs Personen eingeräumt werden möge. ;

Auf den ersteren Antrag sofort einzugehen, sah sich das Mini⸗ sterium um deswillen außer Stande, weil, wenngleich von verschie⸗ denen Seiten und namentlich auch von Seiten mehrerer ordentli⸗ chen Professoren es bereits als ein Bedürfniß anerkannt worden war, den außerordentlichen Professoren einen größeren Antheil an den akademischen Berechtigungen zu gewähren, doch das Maß dieses Antheils und dessen rechtsförmliche Feststellung nur erst das Ergebniß der im Werke besindlichen vorbereitenden Einleitungen sein konnte. Dagegen hielt es das Ministerium allerdings für wünschenswerth, daß den außerordentlichen Professoren und Privat⸗Docenten eige Ge— legenheit geboten werde, ihre Wünsche und Anträge schon jetzt zur Kenntniß der vollberechtigten Mitglieder der akademischen Corpora— tionen zu bringen und einen unmittelbaren Austausch der Ansichten darüber eintreten zu lassen, und ertheilte dasselbe deshalb unter dem 3. Maid. J. den akademischen Behörden den Auftrag, die außerordentlichen Professoren und Privat-Docenten einzuladen, die Darlegung ihrer Wünsche und Ansichten in der Versammlung der ordentlichen Pro⸗ sessoren durch einen aus der Zahl der außerordentlichen Piofessoren zu wählenden Ausschuß von sechs Mitgliedern zu bewirken.

Diesem Auftrage ist von Seiten der ordentlichen Professoren überall bereitwillig genügt worden.

Seitens der außerordentlichen Professoren und Privat-Docenten ist jedoch diese Art der Mitwirkung nicht durchgängig als ihren In— teressen genugsam entsprechend erachtet worden. Es gingen viel⸗ mehr erneuerte Anträge bei dem Ministerium ein, in welchen die Berathung der Reorganisations⸗Vorschläge für die Universitäten auf der Giundlage einer Gesammt-Versammlung aller akademischen Lehrer, der ordentlichen und außerordentlichen Professoren und der Privatdocenten beansprucht wurde.

Dem Ministerium entging es bei der Erwägung dieser erweiterten An⸗ träge nicht, daß ein Rechts anspruch auf die Benutzung der hier vorgeschla⸗ genen Form der Berathung den außerordentlichen Professoren und Pri⸗ vat⸗Docenten nicht zur Seite stehe. Denn da nach der zur Zeit noch bestehenden Verfassung der Universitäten die Eigenschaft eines voll= berechtigten Mitgliedes der akademischen Corporation nur den ordent— lichen Professoren zukommt, so erscheinen dieselben ihrerseits zu dem Verlangen berechtigt, bei einer Ungestaltung der bestehenden Corpo— rations-Verfassung zuvörderst selbstständig mit ihrem Votum gehört

zu werden. Auch würde es dem Ministerium, in Ermangelung ei— nes gesetzlichen Anhalts, an Mitteln gefehlt haben, die vollbe— rechtigten Mitglieder der akademischen Corporation wider ihren Willen zu einer gemeinsamen Berathung mit den außerordentlichen Professo⸗ ren und Privat-Docenten zu nöthigen.

Andererseits lag aber auch von dem Standpunkte des Ministe⸗ riums aus kein Grund vor, eine solche im weiteren Kreise gepflo⸗ gene Berathung zu verwerfen und die aus solcher etwa hervorgehen⸗ den Anträge von vornherein als formell unzulässig zurüczuweisen, falls auf einer der Landes- Universitäten eine Berathung dieser Art für angemessen befunden werden möchte. Das Ministerium mußte im Gegentheile, durchdrungen von der Ansicht, daß die möglichst freie, allseitige und gemeinsame Erörterung auf die Reform nur günstig einwirken könne, es wünschen, daß eine solche Berathung im gegen seitigen Einverständnisse beliebt werde.

Demgemäß theilte der Staats- Minister Graf von Schwerin in einem Erlasse vom 9. Juni c. den akademischen Senaten den In— halt der erweiterten Wünsche der außerordentlichen Professoren und Privat⸗-Docenten mit, und stellte es, indem er von seinem Standpunkte

egen die Berücksichtigung derselben nicht nur nichts erinnerte, sondern

6 eine Beachtung derselben empfahl, dem Ermessen der vollberech⸗ tigten Mitglieder der akademischen Corporationen anheim, auf diese Anträge näher einzugehen.

Ew 2c. wollen aus dieser Darstellung der Sachlage und den bei Erlaß der früheren Verfügungen erwogenen Gründen entnch— men, daß ich mich nicht in der Lage befinde, die e, r . der ordentlichen Professoren an der dortigen Universität wider ihren Willen zu einer gemeinsamen Berathung mit den außerordentlichen Professoren und Privat⸗Docenten, unter gleicher Stinimberechtigung der , zu können. ö

Die vollberechtigten Mitglieder der akademischen Corporation besinden sich in ihrem Nechte, wenn sie es . ihr ha ,

über die Reorganisation derselben selbstständig und aus ihrem Kreise abzugeben. Es darf erwartet werden, daß diese in der Pflege der Wissenschaft gereiften Männer, die künstige Gestaltung der dennschen Universitäten nicht von einem engherzigen Standpunkte auszubilden, sondern mit freisinnigem Erfassen 'der Zustände, und Bedürfaisse der Gegenwart gern bemüht sein werden auch für die jüngeren Lehr⸗ kräfte der Universitäten eine würdige! Stellung in , organismus derselben auszumitteln. Den außerordentlichen Professoren und Privat⸗Docenten dagegen ist, wenngleich die bestehende Verf. sung der Universitäten ihnen einen gleichberechti ae e ; H. dentlichen Prosessoren nicht ahr d ö . ht gewährt, doch durch das allen Staats bürgern zustehende Necht der freien Vereinigung volitomn nene Grün- heit gegeben, sich auch ihrerseits zu gemeinsamer k einigen und ihre Wünsche und Antrüͤge un mnittelbad n ur gn jᷣ ö rium gelangen zu lassen, und damit die Möglichkeit, bei der b ln. tigten Reform des Universitätswesens sich selbstständi beabsich⸗ thätigen. äandig mit zu be—

Indem ich daher Ew. ꝛc. anheimstell . ; den Ihnen angemessen , . Ir g enn

sich versichert halten, daß das Ministerium auch den' von . . * ordentlichen Professoren und Privat⸗Docenten ausgehenden nh * die gewissenhafteste Prüfung zu Theil werden lassen wird. 9 Berlin, den 20. Juli 1848. Für den Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal- ; Angelegenheiten. Im Allerhöchsten Auftrage. (gez) von Ladenberg.

Berlin, 22. Juli. Nach dem heutigen Milit. Wochenbl. ist der General⸗Major von Aschoff, Kommandant von 1 zum

Inspecteur der Besatzung der Bundes-Festungen, der General=Major von Thümen, e n, der sten Infanterie Brigade, zum ge, mandanten von Berlin, der Oberst von Maliszewski, Vorstand der Geheimen Kriegs- Kanzlei, zum Kommandanten des Invaliden⸗ hauses bei Berlin, der Hauptmann von Klaß vom 18ten Infan⸗ terie⸗Regiment zum etatsmäßigen Masor ernannt, der General⸗Tieute⸗ nant und General-Arjufant von Neumann von der Leitung der Abtheilung im Kriegs⸗Ministerium für die persönlichen Angelegenheiten entbunden und dagegen der Major von Schöler vom Generalstabe des Sten Armee- Corps unter Versetzung in das Kriegs-Ministerium zum Vorsteher jener Abtheilung ernannt und, dem General— Masor von Werder, Commandeur der 12ten Division, die Stelle des ersten Kommandanten von Neisse mit übertragen worden. Ferner ist dem Obersten von Woedtke, Commander des Ften Husaren⸗ Regiments, als General⸗Major, dem Sberst- Lieutenant von Grodzki, Com- mandeur des 4ten Kürassier- Regiments, als Oberst, dem Masor von Seegenberg vom 2ten Husaren-Regiment als Oberst-Lieu⸗ tenant, dem Major Fischer vom 18ten Infanterie⸗Regiment als Oberst- Lieutenant, dem Hauptmann Kadelbach vom 1sten Bataillon Ften Landwehr- Regiments als Major, mit der Regiments- Uniform mit den voischriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete und Pen— sion, dem Major Schulze vom 10ten Infanterie⸗Regiment als Oberst⸗-Lieutenant, mit der Uniform des 7ten Infanterie Regiments mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete, Aussicht auf Civil-Versorgung und Penston der Abschied bewilligt und der Ge⸗ neral⸗Major von der Hegde, erster Kommandant von Neisse, als General⸗Lieutenant mit Pension in den Ruhestand versetzt worden.

DOesterreich. Wien, 20. Juli. (Wien. Ztg.) Die Nach⸗ richten aus Innsbruck vom 15ten d. Mts. lauten in Bezug auf das Befinden Ihrer Majestäten sehr beruhigend.

Schleswig⸗Holstein. Schleswig, 20. Juli. (H. C.) Die hiesigen Einwohner haben nachstehende, mit zahlreichen Unter— schriften versehene Adresse an den Reichsverweser abgesandt: „Ew. Naiserl. Hoheit begrüßen wir, Bewohner der nördlichen Gränzmark Deutschlands, aufs freudigste als das durch den Willen der Nation erwählte Oberhaupt des deutschen Bundesstaats. Der Jubel, welcher durch ganz Deutschland hallt, hat auch im Herzogthum Schleswig ein mächtiges Echo gefunden. Und gewiß mit Recht. Denn Bestre— bungen, welchen das Vaterland mit ängstlicher Spannung folgte, während Deutschlands Feinde sie verhöhnten, sind jetzt zu einem ersten großen Ziele gelangt; was lange blos ein Gedanke der Edel⸗ sten des Volkes war, hat jetzt Gestalt gewonnen; die Wieder⸗ geburt Deutschlands ist keine bloße Hoffnung mehr. Für keinen der deutschen Gauen ist die Einigung und Erstar⸗ kund Deutschlands wichtiger, als für uns. Ew. Kaiserl. Hoheit kennen die Schicksale unseres kleinen Landes. Deutschen Stammes und deutschen Sinnes, haben wir bereits vor einigen Jahren durch unsere Stände⸗Versammlung den Wunsch ausgesprochen, daß das Herzogthum Schleswig in den deutschen Bund aufgenommen werden möge. Damals herrschte in Deutschland noch statt der Freiheit Knechtschaft, statt der Einheit schwächende Vielheit. Was sich seit⸗ dem in unserem Lande zugetragen, hat nus und, wir zweifeln nicht daran, das ganze deuische Volk davon überzeugt, daß die Sicherstel⸗ lung unseres Rechts, unserer Volksthümlichkrit und unserer Freiheit die Einverleibung Schleswigs in das deutsche Reich gebieterisch ver⸗ lange. Deshalb hat die provisorische Regierung für Schleswig-Hol⸗— stein auch sosort die Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund be— antragt und die vereinigte Stände⸗Versammlung tiesen Schritt zu dem ihri⸗ gen gemacht. Der Antrag ist von Deutschland nicht zurückgewiesen worden. Die Bundes⸗-Versammlung erklärte durch ihren Beschluß vom 12. April d. J. den Eintritt Schleswigs in den deutschen Bund für die sicherste Garantie der Union zwischen Schleswig und Holstein. Durch densel⸗ ben Beschluß erkannte der Bund die provisorische Regierung von Schleswig⸗Holstein ausdrücklich als solche an. Die Bundes- Ver⸗ sammlung nahm einen Gesandten für Schleswig- Holstein in ihren Schoß auf. Die schleswigschen Abgeordneten sitzen, Allen gleich berechtigt, in der National⸗Versammlung. Nach allen diesen That⸗ sachen scheint es uns eine Unmöglichkeit, daß Deutschland das Her— zogthum Schleswig wieder zurückweise. Aber das entscheidende Wort der Aufnahme ist noch nicht ausgesprochen, und wir vermissen diesen Ausspruch um so schmerzlicher, als die obschwebenden diplomatischen Unterhandlungen in den jüngsten Tagen die Quelle der beunruhigend— sten Gerüchte geworden sind. Darum wenden wir uns an Ew. Kaiserl. Hoheit. In Ihnen ist jetzt an die Spitze des deutschen Volkes ein Mann gestellt, zu dem die ganze Nation das Vertrauen hegt, daß er das Interesse und die Ehre Deutschlands kräftig zu wahren wis⸗ sen werde. Vielen von uns schon aus den Blättern der Ge— schichte bekannt, ist der Name Ew. Kaiserl. Hoheit seit der vorjäh— rigen Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe hier zu Lande in Jedermanns Munde gewesen. Kaiserl. Hoheit! Wir geben uns dem wiedergeborenen Deutschland hin, unbedingt und ungetheilt. Aber wir dürfen dagegen auch erwarten, daß dasselbe uns ganz als sein eigen ansehe und seinen starken Arm nicht von uns wegziehe, auf Tage und Monden so wenig, als für immer. Möchte es Ew. Kaiserl. Hoheit denn vergönnt sein, Ihr Wirken zum Heile des Vaterlandes damit beginnen zu können, daß durch die ausgesprochene Aufnahme des Herzogthums Schleswig in den deutschen Bundesstaat unser Rechtszustand gesichert und jeglicher Zweifel an unseren zukünftigen Geschicken gebannt werde! Indem wir Ew. Kaiserl. Hoheit auf das inständigste darum bitten, in Vereinigung mit der National-Versamm— lung nunmehr die Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bundes— stagt zu beschließen und auszusprechen, wollen Sie es uns verzeihen, daß wir in diesem inhaltsschweren Augenblicke unserem freudigen Gülückwunsch die ernste Bitte anzureihen nicht haben umhin können.“

Vusland.

Frankreich. National-Versammlung. Schluß der Sitzung vom 18. Juli. Nachdem der Präsident einen Dekret-Entwurf übergeben hatte, welcher eine Anzahl Städte auf ihr Begehren zu Anleihen eimächtigen soll, wurde die Erörterung über den Entwutf wegen der polytechnischen und Militairschule fortgesetzt, Herr Du pin verlangte, daß nur die Hälste der Plätze gratis vergeben werde, Herr Sarrut dagegen will, daß die Unentgeltlichkeit des Unterrichts eine allgemeine Maßregel sei. Herr de Rancé“ mißbilligte es, daß man Zöglinge, deren Aeltern meistens wohlhabend seien, unentgeltlich unterrichten und ganz freihalten wolle. Der Kriegs⸗-Minister schlug ein Amendement vor, wonach das Gesetz erst mit dem Jahre 1850 in Vollzug treten soll. Nach einer sehr tumultuarischen De⸗ batte, während deren die Sitzung, mehrmals unterbrochen werden ö wurde dies Amendement mit 406 gegen 135 Stimmen ge⸗

ehmigt.

. Sitzung vom 19. Juli. Vice⸗-Präsident Portalis eröffnet dieselbe um 25 Uhr. Pe an, pariser Stadtrath und einer der ke cretaire, ergänzt das vorgelesene Protokoll durch die Erklärung, daß man sich im gestrigen Tuͤmult mit Unrecht über eine angebliche Ver⸗

letzung des §8. 41 bes Reglemente (in Betreff der Abstimmung durch

Theilung), wonach jeder Stimmzettel, den Namen des Stimmenden tragen el. beschwert habe. Zahlreiche Stimmen: Machen Sie doch Ihren Vorschlag in gehöriger Ordnung! Deponiren Sie eine Proposition! Berard: Die Interpretationen, die man sich gestern Abend erlaubt habe, seien vollkommen begründet gewesen. Gerade indem man irgend eine andere befolgt, sei man in die Irrthümer verfallen, wovon sich der Herr Secretair bei Zählung der Stimmzettel am besten überzeugen könnte. (Genug, Genug ) Nach diesem Vorpostengefecht schritt die Versammlung zur Präsidentenwahl. Während der zeitraubenden Operation der Stimm⸗ zettel⸗Sonderung vertheilten die Hnissiers den P0ougeaudschen Vorschlag auf Ersetzung der 45 Centimen⸗Steuer durch eine National⸗Anleihe von 200 Millionen. Ferner erfuhr man, daß der Ausschuß des Junern den ministeriellen Preßgesetz⸗- Entwurf mit 10 gegen 5 Stimmen ge⸗ nehmigt habe.; Die Eautionen und die Strafbestimmungen sind ge⸗ billigt. Um 3 Uhr verkündete der Vicepräsident folgendes Resultat der Präsidentenwahl: Zahl der Simmenden 781 absolute Majorität 3913 es erhielten Marrast 386, Lacrosse 311,“ Vat 37 Stünmen. Da die erforderliche Majorität nicht erreicht wurde, so mußle das Skrutinium wiederholt werden. Man glaubt, daß Marrast die 37 Stimmen, welche guf Bac gefallen, erhalten und der Kandidat der Versammlung der Rue de Poitiers, Herr Lacrosse (nicht Dufaure, wie es gestern hieß), unterliegen werde.

Paris, 19. Juli. Der Finanz⸗Ausschuß der National⸗Versamm⸗ lung hat den Vorschlag Proudhon's, jedem Haus- und Hypotheken⸗ Eigenthümer ein Drittel seines Einkommens zu entziehen und es dem Staat und dem Schuldner zu Gute zu schreiben, einstimmig verworfen. Proudhon motivirte seinen Antrag in dem Aueschusse dadurch, daß er einen gegenseitigen Kredit unter den Bürgern organistren wolle, und daß, wenn er das Drittel aller Einkünfte gestrichen wissen wolle, das re⸗ lative Vermögen jedes Einzelnen sich dadurch nicht vermindern werde, weil alle Verkehrs-Gegenstände verhältnißmäßig im Werthe fallen würden. Sein Zweck sei, ein ungeheures Ümlaufs⸗Kapital zu bilden. Man könne seinem System vorwerfen, daß es ein Privilegium zu Gunsten der Arbeiter aufstelle, denen er nichts abziehen wolle, aber diese durchaus augenblickliche Begünstigung rechtfertige sich durch deren Noth. Er sei weder Kommunist, noch Sozialist, er sei ein Gegner der Progressiv- Steuern; aber er glaube, das Eigenthum werde das Schicksal des Christenthums theilen; das eine wie das an⸗ dere würden allmälig in Abnahme kommen; sie würden nur noch eine gewisse Zeit, etwa drei Jahrhunderte, dauern; er wolle nur das Le⸗ ben des Eigenthums beschleunigen, es nicht sofort ersticken; daher schlage er vor, ihm jetzt nur ein Drittel des Einkommens zu entzie⸗ hen, jedoch ohne Präjudiz für künftige Vorschläge. Herr Thiers be— kämpfte die Prinzipien Proudhon's aufs entschiedenste. Auf die Frage, wie Proudhon hinsichtlich des in dem Verfassungs-Entwurf aufgestell⸗ ten Rechtes auf Arbeit und der Garantie dafür denke, aut⸗ wortete dieser, eine solche Garantie scheine ihm die Zerstörung des Eigenthums, und gleich nach dieser Antwort, die den lebhaftesten Eindruck auf den Finanz-Ausschuß machte, fügte er hinzu: „Bewil⸗ ligen Sie mir das Recht auf Arbeit, und ich lasse Ihnen das Eigen⸗ thum.“ Herr Thiers wurde zum Berichterstatter über den Proud honschen Vorschlag ernannt. Derselbe Ausschuß hat auch Favre 8 Antrag auf soforkige Veräußerung der Priatgüter der Familie Lud⸗ wig Philipp's verworfen und Herrn von Berrger zum Berichterstatter darüber erwählt. i.

Die Veröffentlichung der Lamartineschen Rede über die auswär⸗ tige Politik Frankreichs im Ausschusse der National-Versammlung hat Protestationen hervorgerufen. Drouyn de Lhuys, Präsident jenes Ausschusses, richtet heute ein Schreiben an alle Blätter, worin er erklärt, daß jener Ausschuß ein geheimer sei, und daß kein Mitglied das Recht habe, seine Vorträge zu veröffentlichen. Dies sei zwischen ihnen von vorn herein ausgemacht worden. Lamartine wohne indeß erst seit kurzem den Verhandlungen bei und habe wahrscheinlich von die sem Gebrauch keine Kenntniß gehabt. Maungumin erklärt ebenfalls in mehreren Blättern, daß ihm leider jents Uebereinkommen den Mund schließe, sonst würde er auf die Lamartinesche Rede öffentlich zu denjenigen Punkten antworten, welche ihm Meinungen unterlegten, die er gar nicht habe. Nur so viel könne er sagen, daß Herr von Lamartine die in dem Ausschuß verhandelte Frage in eine unrichtige Stellung gebracht habe.

Heute ist eine Broschüre des Herrn von Girardin erschienen, in welcher derselbe seine Ansichten über die Februar-Revolution und ihre Folgen ausspricht. Seine eigene Verhaftung nach dem Juni⸗—Auf⸗ stande nennt Emil von Girardin das uon plas ultra der Willkür und behauptet, daß blos der Neid des National und dessen Par— tei, welche ihm immer etwas angehabt, dieselbe veranlaßt hätte, um dadurch der ihnen verhaßten Pre sse den Todesstoß zu versetzen. Zur Belehrung der jetzigen Regierenden giebt er eine Analyse von Turgot's System. Das Gefängniß hat ihn auch zur Betrachtung über eine Straf⸗Reform veranlaßt. Er will keine Gefängnisse mehr, kein penn— sylvanisches System. Verhannung und Verlust der bürgerlichen Rechte sind die Grundlagen seines neuen Straf-Koderx. Um aber auf ein— mal Ruhe und Ordnung herzustellen, schlägt er vor, in ganz Frank⸗ reich die Nationalgarde zu entwaffnen. Die Freiheit, als National⸗ gardist sich zu bewaffnen, und die Freiheit, seine Meinung zu äußern, seien mit einander unverträglich. Man müsse zwischen der Freiheit der Feder oder der Freiheit der Flinte, zwischen der Freiheit des Fe⸗ dermessers oder der des Sädbels, zwischen Blut oder Dinte währen. Es müsse in ganz Frankreich nur einer Klasse von Menschen gestat⸗ tet werden, Waffen zu tragen: dem Heere. In der Presse, dem Jonrnal E. von Girardin's, will derselbe nach deren Wiedererschei⸗ nen vertrauliche Mittheilungen Lamartine's und Denkwürdigkeiten Chateaubriand's veröffentlichen. dae

Ueber die Lage der Finanzen bemerkt das Journal des 2*⸗ bats: „In dem finanziellen Systeme, welches seit der Februar ⸗Ne⸗ volution befolgt wird, liegt eine Gefahr, über welche man die Augen öffnen muß. Der Augenblick ist gekommen, offen eine Entscheidung zu fassen. Man muß ssch entweder entschließen, mit gesenktem Haupte und mit völliger Kenntniß der Verhältnisse gegen einen , rennen; oder man muß sie kräftig in Stand seßen, nicht in . j. hinabgestoßen zu werden. Seit der Revelution sind, e,. . der provisorischen Regierung, als auch nach dem Zuse nm, . ee. National-Versammlung, wenig Tage vorübergangen, ebene , 6 neue Ausgaben bewilligt worden wären. Und e elfen . minderten sich die öffentlichen Einnahmen in . 11 duß 56 Noch mehr. Derselbe Geist, , . 26

9 ö n =. hiusgaben bewilligt wurde, hat größte Theil dieser neuen Ausg herabgesetzt Wunden; er hat auch bewirkt, daß einige Abgaben i m, , ,n,

ö. ger des laufenden Jahres an eine sogar bewirkt! daß vom em, Franken einbrachte, die Abgabe von Abgabe, welche 76 Mäülleden Wenn man uns siber die 36 b Salz, ganz aufgehoben wurde, 4 , e . , .

z, ganz ligt oder welche von der Regierung und von den welche schon bent fon al. Versamimiung kraft ihrer Initiative bean— m,, 6 „um unsere Meinung fragte, so würden wir sagen, ,,. welche diese Beschlüsse und diese Anträge her=

; del r g ist. Es ist dies eine echrenwerthe Philankhropie,

ie . Theilnahme für drückende Leiden. Die Ab⸗ ud also des Lobes auherorbentlich würdig. Aber dies ist

nicht genug, und zwar aus dem unwiderleglichen Grunde, daß durch die besten Absichten von der Welt nicht eine Staatsfasse gefüllt wird, . dem Trockenen ist. Was ist denn hier zu thun? Nur Eins:

rsparung!“ . Der Moniteur giebt die Zahl der noch in ben Forts besind⸗ lichen Gefangenen auf 6226 an, worunter 236 Kranke sind. Ge— storben sind von sämmtlichen Gefangenen seit dem 28. Juni nur zwei. Noch fortwährend finden Haussuchungen nach Waffen und Verhaf⸗ tungen statt, worunter die des früheren Haupt-Nedacteurs des Courier frangais, de Vraisse, der jetzt Offtzier der National⸗ Garde ist und am Juni⸗Aufstande thätigen Antheil genommen haben soll. Im lateinischen Viertel wurden in den Wohnungen der Studi⸗ renden vorgestern eine . Waffen, meistens Jagdgewehre, weg⸗ genommen. In den Steinbrüchen bei Paris nimmt man fast täg⸗ lich eine Anzahl Gauner fest, die sich dort versteckt hielten und größ— tentheils entlassene Sträflinge sind.

Der International von Bayonne meldet nach einem Schrei⸗ ben aus den Aldudes vom 14. Juli, daß eine Montemolinisten-Gue⸗ rilla von 150 Mann, worunter ? Generale, 10 Stabs⸗Offiziere, 12 Capitaine und 30 Lieutenants waren, über die französische Gränze getrieben, dort von den Truppen entwaffnet und nach Bayonne ab— geführt worden sei.

Zu Lyon herrschte wegen Auflösung der dortigen National⸗ Werkstätten große Aufregung; die Vorsichls Maßregeln waren aber so gut getroffen, daß kein Emeute-⸗Versuch stattfand. In Seide wurden wieder mehr Geschäfte gemacht, und die Preise zogen an. Aus Amerika, England und Deutschland waren einige kleine Bestel⸗ lungen eingegangen.

Der Sozialisten⸗Klub, der sich aus Mitgliedern der National— Versammlung gebildet hatte, ist von 60 Theilnehmern auf 20 ge— schmolzen.

Die Presse und die übrigen durch Cavaignac suspendirten Blätter werden, dem Vernehmen nach, morgen wieder erscheinen. Dorn es, der verwundete Redacteur des National und Mit— glied der National⸗Versammlung, ist gestern Nachmittags gestorben.

Die Druckerei der Republik, ehemalige Königliche Druckerei, soll radikal reorganisirt werden. Man sieht sich hierfür nach einem Chef um. Die Regierung bot dieses wichtige Amt dem Buchdrucker Silbermann in Straßburg an. Derselbe hak es jedoch ausgeschlagen. Gegen⸗ wärtig steht sie mit den Herren Everat und Paulin in Unter— handlung.

e Aus dem Hauptquartier des Königs Karl Albert von Sardi— nien erfährt man, daß er am 13. Juli in Person gegen Mantua gerückt sei.

Aus Marseille reichen die Nachrichten bis zum 16. Juli. Am Morgen dieses Tages war die Stadt noch durchaus ruhig.

Straßburg, 17. Juli. (Köln. Ztg.) Die in den letzten Tagen ergriffenen Maßregeln in Bezug auf die National-Werkstätten haben unter aufgeregten Köpfen mannigfache Unzufriedenheit erweckt. Im Laufe des heutigen Tages fanden Zusammenrottungen der Ar— beiter statt, und diejenigen, welche von den Werkstätten ausgeschlossen wurden, suchten ihre Genossen zu verführen. Mehrere Hundert zo— gen unter Geschrei mit Trommel und Fahne nach dem Stadthause, wo die aufgestellten Nationalgarden ihnen den Eintritt muthig wehr— ten. Es ward alsbald Rappel geschlagen, und in weniger als einer Viertelstunde waren 7009 Mann der Bürgerwehr auf den Sam— melplätzen aufgestellt. Zu diesen gesellte sich zahlreiches Militair aller Waffengattungen, so daß jedem weiteren Ümsichgreifen von Unord— nung kräftigst vorgebeugt wurde. Man hat mehrfache Verhaftungen vorgenommen. Diesen Abend herrscht die größte Ruhe. Patrouillen in, Menge durchziehen die Stadt und versehen den Sicheiheitsdienst mit gewohntem Eifer.

Großbritanien und Irland. London, 18. Juli. 6 fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Kabinetsrath att.

Das Parlament geht seinem Ende entgegen. Gestern zeigte im Unterhause Lord John Russell bereits an, welche Bills die Re⸗ gierung in dieser Session noch zum Gesetz zu erheben hoffe, und welche es für diesmal aufgebe. Durchzubringen hoffte der Minister durch beide Häuser die Bill zur Beförderung der Gesundheit in den

roßen Städten, wegen der verschuldeten Güter in Irland, der phil len Gewohnheiten in den Wahlflecken, der gesandtschaftlichen Verbindung mit Rom. Ferner drei Armengesetze und die Bill, wo⸗ durch das Verhältniß zwischen den irländischen Gutsherren und deren Pächtern geregelt wird. Aufgegeben werden für diese Sitzung die irländische Wählerbill und, was der Minister sehr bedauerte, die Schifffahrtsgesetze. Doch hoffe er, das Haus werde darüber im Ausschusse berathen, damit nach deren Ausfalle eine Bill entworfen werde, über welche sich das Land bis zur nächsten Session des Parlaments aussprechen könne. Die Minister mußten von allen Seifen hestige Vorwürfe hören wegen ihrer Lauheit und Unthätigkeit; doch fallen diese Vorwürfe zum Theil auf das Par⸗ lament zurück. Die Radikalen Bright, Hume und Osborne machten ihren Angriff besonders auf dem für sie günstigsten Boden, Irland, und leiteten das Unglück Irlands hauptsächlich von der dort auf Unkosten des katholischen Landes unterhaltenen protestantischen Staats⸗Kirche her. Herr Bright prophezeite ihren Untergang, welcher den der englischen Staats-Kirche nach sich ziehen würde. „Was das betrifft“, antwortete ihm Sir R. Inglis, „so werden diese beiden vereinigten Kirchen Herrn Bright's Sekte (Bright ist Quäker) und alle übrigen überleben.“ Die Freihändler beklagten, daß Lord J. Russell's Anhänglichkeit an ihre Grundsätze nicht fest und aufrichtig genug wäre, sonst hätte er die Schifffahrts⸗Gesetze, welche Ricardo den Schlußstein des freien Handels nannte, in dieser Sitzung durchbringen können. Der Handelsminister Labouchere berichtete, daß die bevorste⸗ hende Abschaffung der Schifffahrts⸗Gesetze in Kanada mit lautem Beifalle aufgenommen sei; die westindischen Inseln hätten schon lange danach begehrt. Die Rumzölle riefen darauf eine lange Verhandlung voll leerer Streitigkeiten und Persönlichkeiten hervor. Fünf Stunden lang war schon gesprochen, oft waren kaum 40 Mitglieder im Hause, und doch versuchten namentlich die irländischen Mitglieder eine neue Ver— tagung herbeizuführen. Indeß wurden doch gegen 3 Uhr Morgens die Anträge des Ministeriums mit 116 gegen 37 Stimmen geneh⸗ migt, welche bekanntlich eine Herabsetzung des Differenzialzolles zwi⸗ schen britischen Spirituosen und Rum aus den britischen Kolonieen von 9 Pee. auf 4 Pee. pr. Gallon festsetzen.

Im Qberhause brachte Lord Londonderry) die Erschießung des karlistischen Generals Alzaa zur Sprache, und Graf Malmes-⸗— bury verlangte, daß die britische Regierung den Grafen von Mon— temolin zur ÄAufgebung seiner AÄnsprüche und darauf gerichteten Be—⸗ strebungen veranlassen solle. Daß der karlistische General Alzaa erschossen sei, bestätigte Lord Lan sdowne, lehnte es aber ab, wie Lokb Malmesbury verlangte, Vorstellungen au den Prätendenten zu machen. Der Graf von Montemolin halte sich als Privatperson

in England auf und sei von der englischen Regierung nicht als Prä= tendent anerkannt. Die Bill zur besferen iel sun; der Straf⸗

gesetze ward dann zum drittenmale veriesen. Die zum 16ten d. M. angesagte große Musterung der politischen

433 Klubs in Dublin hat 9 Folge der von der Polizei getroffenen Vor kehrungen nicht stattgefunden.

ö ag, . Lifsabon vom gten d. Mts. zufolge (mit dem „Jupiter“ am 15ten in Southampton angekommen), ist die Cortes⸗ Sitzung durch Königliches Dekret bis zum Ende dieses Monats ver— längert worden. Die Zehung der ersten Serie der sogenannten großen National-Lotterie, zur Einlösung der lissaboner Banknoten, hatte begonnen. Die Zahl der Preise ist 1056 in sprozentigen In⸗ scriptionen. Der Hauptpreis, in 40 Eontos bestehend, war noch nicht gezogen. Einem Gerüchte zufolge, soll Costa Cabral als Minister des Innern ins Ministerium treten und der Graf Tojal das Finanz⸗Ministerium wieder übernehmen.

Belgien. Brüssel, 29. Juli. Der heutige Moniteur bringt folgenden Artikel der Independance: „Das Comité für die auswärtigen Angelegenheiten der sranzsischen Nativnal⸗Versamm⸗ lung hat in diesen Tagen die auswärtige Politik der Republik ziem- lich weitläufig diskutirt. Da die Richtung, welche dieser Politik von der provisorischen Regierung gegeben worden war, Angriffe zu be⸗ stehen hatte, so war es natürlich Lamartine's Sache, dieselbe zu ver— theidigen, was er in einer von den französischen Blättern veröffent⸗ lichten Rede that. Wir haben über die Urtheile Lamartine's in Be— zug auf andere Länder nichts zu sagen, außer daß er mit Recht her⸗ vorgehoben hat, wie die am Tage nach der Revolution angensmmene Friedens- Politik allgemeine, fast einstimmige Zustimmung gefunden. Wir glauben auch, daß die Thatsachen ihn vollkommen zu der Be⸗ merkung berechtigten, das demokratische Prinzip habe dadurch eine neue Förderung erhalten, und wir waren nicht die Letzten, die in dieser Hin⸗ sicht dem von Herrn von Lamartine ausgeübten guten Einfluß huldigten. Aber der auf Belgien bezügliche Theil seiner Rede trägt bei weitem nicht denselben Charakter richtiger Bemerlung, und es hat uns etwas überrascht, einen so ausgezeichneten Staatsmann in Gemeinplätze gerathen zu sehen und ihn mit französischen Zeitungsschreibern dritten Ranges wie⸗ derholen zu hören, daß ein Wort, ein Wink Frankreichs genügt haben würde, um Belgien zu revolutioniren, ihn sagen zu hören: Wir haben dies nicht gewollt und jenes nicht gewollt. Diese Art, von der durch die provisorische Regierung vertretenen Republik, als einer wollenden oder nicht wollenden, zu sprechen, ist nicht höflich ge⸗ gen Belgien, dessen Willen Herr von Lamartine gar nicht hat in An— schlag bringen wollen, und die in jenen hochmüthigen Worten ausge— drückte Ansicht ermangelt auch ganz und gar der Wahrheit, wie Je— dermann hier zu Lande weiß. Jedermann weiß, und die in den er— sten Tagen nach der Revolution aus Frankreich nach Brüssel gekom— menen Emissaire hätten Herrn von Lamartine wohl dar— über Aufschluß geben können, daß die Gefühle, welche die Proklamirung der Republik zu Paris unter der belgischen Bevölkerung hervorriefen, keinesweges Gefühle der Sympathie waren, und daß bei keinem Theil derselben der Wunsch sich regte, das Beispiel von Pa— ris nachzuahmen. Der allerdings sehr große Unterschied, der zwischen der Republik von 1818 und der des vorigen Jahrhunderts besteht, ließ sich damals noch gar nicht vorgussehen; Belgien aber dachte so wenig daran, seine Regierung zu stürzen, daß es sich vielmehr mit der entschiedensten Einmüthigkeit eng an dieselbe anschloß und um sie sammelte. Wäre der Wille der provisorischen Regierung ein anderer gewesen, als der von Herrn von Lamartine verkündigte, so würde er jene Gesinnungen nur verstärkt, nicht aber sie zerstört haben; es ist also ganz unrichtig, zu behaupten, daß, wenn in Bel⸗ gien keine Revolution ausgebrochen, dies dem Umstande zuzu⸗— schreiben sei, daß die provisorische Regierung es nicht ge⸗ wollt habe. Freilich hätte es wohl geschehen können, daß, wenn die⸗ selbe die aufständische Gewalt Frankreichs und seiner Armee über Belgien gewälzt hätte, dieses wirklich auf einen Augenblick in deren Hände gefallen wäre; aber es würde dies ein trauriger Triumph für die Republik gewesen sein, weil es nur ein gehässiger Mißbrauch der Macht, nur eine Gewaltthat, aber keinesweges eine Prinzipien -Er⸗ oberung gewesen wäre. Nicht darum, weil die provisorische Regie⸗ rung es nicht wollte, hat Belgien keine Revolution gemacht, sondern weil es selbst nicht wollte, weil es keine Ursache, keinen Beweggrund hatte, die Regierungsform zu ändern, unter der es bereits des festen Genusses aller der Freiheiten sich erfreut, welche die Republik erst zu befestigen strebt.“

Ein Königlicher Beschluß vom 15ten d. bestimmt, daß vom 20. Juli dieses Jahres an eine Prämie von 11 pCt. ad valorem für die Ausfuhr von Linnen und Haufgeweben, und von 12 pCt. ad valorem für dieselben Gewebe, gebleicht oder gefärbt, außerhalb Eu— ropa und über die Meeresenge von Gibraltar hinaus, jedoch nur für die Quantitäten, welche 1000 Fr. an Werth übersteigen, ertheilt wer⸗ den soll. Die Independance bemerkt, daß das Prämien- System für die Ausfuhr allerdings ein schlechtes und ungerechtes sei, daß man aber in einem Augenblick, wo die Linnen-Industrie so schwer getroffen würde, Rettung für dieselbe auf jedem nur einigermaßen dienlichen Wege suchen müsse. Die Regierung könne aber nicht Alles allein thun; auch die Kaufleute und Fabrikanten müßten, da ihnen der fran« zösische Markt nun einmal verschlossen sei, ihre Produkte den Bedürf⸗ nissen und Erfordernissen des amerikanischen Marktes anpassen und die Fabrication der Gewebe aufgeben, welche für den französischen Markt berechnet waren und auch nur dort Absatz finden konnten.

Spanien. Madrid, 14. Juli. Auf den 24., als den Na⸗ menstag der Königin Christine, war ein großer Hofball in la Granja angesetzt worden. Sobald aber die Leibärzte von den Voibereitun— gen zu dieser Festlichkeit unterrichtet wurden, stellten sie sich der regie⸗ renden Königin vor und machten ihr, in Erfüllung ihrer Pflichten, Vorstellungen von der Art, daß anstatt des Balles ein glänzender Raout stattfinden wird. Dieser Umstand giebt Veranlassung zu er⸗ freulichen Auslegungen in Betreff des körperlichen Zustandes, in wel⸗ chem die regierende Königin sich befinden soll. Auch geht das Ge⸗ rücht, daß der päpstliche Delegirte, Msgr. Brunelli, sich an jenem Tage in la Granja als förmlicher Nuntius einstellen und in dieser Eigenschaft seine Beglaubigungsschreiben überreichen werde. (Espasia.)

Auf den Antrag der aus verschiedenen Prälaten, Beamten und dem päpstlichen Delegirten bestehenden Kommission, welche zur Erle⸗ digung der kirchlichen Fragen niedergesetzt ist, hat die Regierung ein Dekret erlassen, kraft dessen für jetzt die Veräußerung der Güter und Kommenden der vier geistlichen Ritterorden, die durch die Verfügung vom TJ. April d. J. angeordnet wurde, eingestellt wird.

Der Heraldo widerspricht dem Gerüchte, daß es zu blutigen Händeln zwischen der Besatzung von la Granja gekommen wäre.

Durch den Telegraphen ist die Nachricht eingegangen, daß der General Ortigosa am 12ten in Navarra den dortigen Karlisten eine Niederlage zufügte, in welcher letztere 19 Todte und 5 Gesangene verloren. Eine andere telegraphische Depesche meldet, daß am 12ten 34 geflüchtete Karlisten in Bayonne eingebracht wurden. (Gaceta.)

Am gten wurden in Estella (Navarra), obgleich es Sonn⸗ tag war, sechs gefangene karlistische Offiziere auf Befehl des General⸗Capitains Villalonga, eine Stunde nach ihrer Gefangenneh⸗ mung, erschossen. Diese Df ier hatten kurz zuvor acht Gendarmen, die in ihre Hände gefallen waren, mit Lebensmitteln versehen und in Freiheit gesetzt. „Diese Hinrichtung“, sagt der Clamor publico, „hat Einige mit Bestürzung, Alle mit Unwillen erfüllt. Man be⸗

fürchtet blutige Repressalien.“ Der Heraldo sagt: „Unsere Regie⸗ rung ertheilt ganz Europa Lectionen, die es nicht von der unglück⸗ lichen Halbinsel erwartet.“ Dagegen hat die Königin einen Zollsol= daten, der einen seiner Kameraden meuchlings ermordete, begnadigt.

Die Anzahl der Rebellen, welche von Portugal aus in Estre⸗ madura eingedrungen sind, beläuft sich auf 200 Mann Infanterie und 8 Mann Kavallerie. Unter ihnen befinden sich 60 Dffiziere von der Manuschaft, die sich bei dem Aufstand in Sevilla betheiligte. España.) In Barcelona sind Briese von Handlungshäusern aus London eingegangen, in denen davor gewarnt wird, Schiffe in See gehen zu lassen. (Clamor.)

Zproz. 207. 3proz. 117. Unverzinsl. 41.

Moldau und Wallachei. Buchare st, 8. Juli. (Brelsl. Ztg.) Die hiesige provisorische Regierung besindet sich in einiger Verlegenheit, da alle größeren Bojaren⸗Familien die Wallachei verlassen haben und nur wenige Persönlichkeiten von einiger Bedeu⸗ tung zurückgeblieben sind. Sie beabsichtigt daher durch Verweigerung von Pässen ins Ausland, auch diese noch zurückzuhalten und zur Un⸗ terzeichnung einer Adresse an den Kaiser von Rußland zu vermögen, welche zur Sammlung von Unterschriften aufgelegt werden soll. In dieser Adresse beruft man sich auf ein in den ältesten Zeiten bestan⸗ denes Recht, die inneren Angelegenheiten des Landes selbst zu regeln, bezeichnet die letzte Revolution als aus dem Volkswillen, dem der Diuck unerträglich geworden, hervorgegangen und erbittet von der Großmuth des Czasen die Anerkennung des Vorgefallenen, ruft aber im entgegengesetzten Falle den Schutz und die Hülfe von ganz Europa an. Auch wurde ein förmlicher Protest gegen das Einrücken russischer Truppen an den russischen Konsul geschickt.

Markt ⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 22. Juli. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen 15 50 Rthlr. Noggen loco 24 27 Rthlr. v p. Juli / Aug. 24 Rthlr. „Aug. / Sept. 243 Rthlr. begeben. Sept. / Okt. 255 25 Rthlr. Hafer 18/52 pfd. 16—18 Rthlr. Gerste, große 24—22 Rthlr. lleine 22 21 Rtihlr. Rübsen 54 Rthlr. zuletzt gemacht. Rüböl loco 105 10, Rthlr. Juli / Aug. 103—10 1 Rthlr. Aug. / Sept. 10 —10 * Rthlr. Sept. / Okt. 105 10 Rthlr. bez. Okt. / Nov. 11 105 a2 7 Rthlr. bez. Nov. / Dez. 11—10 3 Rthlr. viel Geld. Spiritus loco 17 Rthlr. ohne Faß, 163 mit Faß bez. . Juli / Sept. 163 Rthlr. Br. n Sept. / Okt. 165 Rthlr. Br.

Danzig, 19. Juli. An der Börse wurden verkauft, gestern noch: Weizen inländ. 165 2. 131 —32 pf. zu Fl. 430, poln. 22 L. 132— 33 pf. zu Fl. 440, 20 L. 134 pf. und 40 L. dito zu Fl. 450; heute: Weizen inländ. 20 L. 131 32 pf. zu Fl. 395, poln. 75 L. 132pf. (holländisches Gewicht) zu Fl. 3960, 20 L. 132 pf. zu Fl. 415, 22 L. 131 —32 pf. zu Fl. 422, 163 L. 130 pf. (h. G.) und 21 L. 130 31 pf. (h. G.) zu Fl. 425; 4 L. poln. weiße Erbsen zu Fl. 250 preuß. Conr. die Last und 15 L. 124 25 pf. inländ. Rog⸗ gen zu unbekanntem Preise.

Breslan, 21. Juli. Weizen, weißer 57, 63 bis 66 Sgr.; gelber 56, 61 bis 64 Sgr.

Roggen 31, 34 bis 36 Sgr.

eg. 24, 26 bis 28 Sgr.

Hafer 19, 21 bis 227 Sgr.

Rapps 68 bis 71 Sgr.

Winter⸗Rips 66 Sgr.

Sommer⸗Rips 53 Sgr.

Spiritus Sit bis 83 Rthlr. bezahlt, per Juli 150 E. a Sah 6. h E. inklusive Gebinde a Sz, 100 E. per Angust a 83 Rthlt. egeben.

Rüböl r Rthlr. Geld für loco Waare, 10 Rthlr. Geld pr. September und Oktober.

Zink unverändert.

Für Weizen bleibt der Begehr gut und wurde auch heute wieder besser bezahlt. Heute haben wir wieder sehr schwüles Wetter und mehrere Male Regen, was dem bereits gemähten Getraide nachthei⸗ lig sein kann, wenn es lange anhalten sollte.

NMlleteorologische Beobachtungen.

1848. Morgens 21 Juli. 6 Uhr. 2 Ubr.

Nach einmaliger Reobachtung.

Nachmittags Abends 10 he.

Lusi druck 334,5 1“ bar. 331 412“ Par. 334, 83!“ par. Guellwärme 7,97 R. 1L.ustwürme ..... 4 lö5,sꝰ R. 4 17,07 R. 4 1II,s? R. Flusswärme 16,00 R. Lhaupunlket 12,097 R. 4 5,9 R., 9,7“ n. Boden wärme Dunsisâttigung . 74 pet. 38 pCt. 86 pCt. Aus dünstung Wetter ...... trüb. Regen beiter. Niedersehlag (O0, os9“ Rb. ö w. w. w. Würmewecheei 18, 15 Wolkenzug. ... W. 4 9, 80 Tagesiittel: 331,28“ Har... 14,19 R... 3 8, 9 R.. 66 pCt. W.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 23. Juli. Im Opernhause. T6öste Abonnements⸗

Vorstellung: Der gerade Weg ist der beste, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf: Die Insel der Liebe, phantastisches Ballet in 2 Abth.,, von P. Taglioni. Anfang halb 7 Uhr. z fe dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver auft: Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr.; ein Billet in den Logen des ersten Ran- ges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.; ein Billet im Parterre, in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr.; ein Billet im Amphitheater 79 Sgr.

Montag, 24. Juli. Im Schauspielhause. 121s1e Abonnements- Vorstellung: Valentine, Schauspiel in 5 Abth., von G. Freytag.

Dien 25. Juli. Im Schauspielhause. 122ste Abonnement n n . . Sachsen, Trauerspiel in 5 Abth., von R

Prutz. Anfang 1. e . ; iglichen Schauspielhause werden Die Abonnenten im Königlichen —— auf r g al

für den Monat August den Abonnenie gen einzuzahlen. ; 8