Wisfenschaftlicher Kunst⸗Verein.
ĩ m wissenschastlichen Kunst-Verein las Dr. F. För⸗=
ster 8 . . der Revue de- deux Mondes von P. Merl mer: „Die Schule der schönen Kunste in Pars und ö. a fc Aladeniie in Ftem“, woran sich Besprechungen über die evorstehende Umgestaltung der hiesigen Kunst-Institute, insbesondere der Akademie der a. der Bauschule u. s. w., anreihten *). „Die Künstler“, heißt es in jenem Aufsatze, „verlangen, daß die Republik mehr als sie kann und darf für sie thun soll.“ Dergleichen Ansprüche sind naturlich nach einer Revo= lution, von der Jeder will, daß sie sich zu seinem Nutzen ereignet haben soll, Hat sich die Revolution aber, wie zu hoffen, im allgemeinen Interesse ereignet, so wird man es ihr schon verzeihen müssen, wenn einige Sonder Interessen durch sie leiden sollten. Nur in der Monarchie werden Gunstbezeugungen ver- theilt, nicht in der Nepublik, deren erste Tugend die Gerechtigkeit ist. Wenn die Republik das Talent ehrt, so hat sie für die Mittelmäßigkeit nichts übrig; auch für andere Zustände beherzigenswerthe Worte. 2 Professor Zahn legte das 1912 vorletzte Hest seiner Ornamente aller klassischen Kunst⸗ Tyrochen vor, welches hier bei Dietrich Reimer erscheint: Taf. 91. Eine reiche Wand aus der Casa del Naviglio zu Pompeji, ausgegraben 18206, auf zinnoberrothem Grunde, mit verschiedenen Thieren und Drnamenten, dessen Hauptfeld durch einen thronenden Jupiter mit goldenem Scepter, vio- letiem Gewande und blauem Nimbus geschmückt ist. Dieses Blatt gehört zu den geschmackvollsten Wand -Decorationen des Alterthums und ist in unseren Wohnungen leicht nachzuahmen. Taf. 92. Sechs verschiedene Ornamente mit Köpfen und Thieren aus Herculanum nud Pompeji, auf weißen, rothen, grünen, violetten und dunkelrothen Gründen, als herumlaufende Friese in Zimmern sehr anwendbar. Taf. 93. Acht ver⸗ schiedene Wandmosaifen aus dem 12ten Jahrhundert in der Domkirche zu Monreal, mit ihrem reichen Goldschmucke und farbigen Marmorn; diese Mosaiken würden auf Lava-Platten und Terracotten- Platten mit einge— brannten Farben auch für unsere Kirchen und Wohnungen eine schöne Zierde sein. Taf. 94. Ein sehr geschmackolles gemaltes Frontespice, mit den elegantesten Farben, in griechischem Stol, aus Herculanum, auf dun kelrothem Grunde. Taf. 93. Zwei geschmackvolle Wände, die eine auf zinnoberrothem Grunde, mit schwarzer Lambris und schwarzem Friese, mit den schönsten Ornamenten, Thieren und Köpsen, aus Pompeji geziert, ausgegraben 1838; die andere Wand auf dunkelrothem Grunde, aus Herculanum. Die technische Ausführung des lithographischen Farbendrucks ist auch bei diesem vorletzten Hefte sehr gelungen. Die Blätter sind unter der persönlichen Lei= tung des Professors Zahn von den Herren Dettmers, Gennerich, Jaene, Trampe, Brose und Scheurwasser auf Stein gezeichnet und von den Herren Dettmers, Steffen, Hildebrandt und Bösche fertig gedruckt worden. Das
) Vollständig mitgetheilt in Nr. l und 82 des Magazins für die Literatur des Auslandes.
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20ste und letzte Heft dieses Prachtwerkes soll in ein a denfalls noch in diesem Jahre, , n wel gr, mr anl. sessoßr Zahn vorgelegt: ein mit 20 Platten vollendeter Abdruck der schöne Galatea, aus der Casa dei Capiteélli colorati in Pompeji . z ö größte und gelungenste Blait, was bis jetzt durch farbigen Ser dr hervorgebracht worden, es ist von Herrn Klaus lithographirt und von Herrn Barth im Königlichen lithographischen 3 ge⸗ druckt und wird im ersten Hefte von einem neuen Prachtwerse; „Pompeji, Herculannm und Stabige“ erscheinen. Wir erblicken die schöne Meergötsin in behaglicher Ruhe liegend, zwei Amorinen haben den Schleier gelüftet, um geheimste Reize den lüstern nahenden Tritonen unverhüllt zu zeigen. Die Göttin aber blickt mit einem — um mit Homer zu sprechen — ochsenaugig majestätischen Blicke die Verwegenen so streng an, daß keiner wagen dürfte, ihr zu nah zu kommen. Dies Bild, wohl eine der geistvoll sten Compositionen des Alterthums, bot interessante Vergleichungspunkte der antilen mit der modernen Kunst dar, da bekanntlich Raphael denselben Ge— genstand behandelt hat. Dermn Sachse verdankte der Verein die Vorlegung des sehr schätzbaren Wer⸗ kes: Italie, par Chapuy, avec notices historiques et deseriptives par
Didron. F. F.
Bekanntmachung. Seitens des Königlichen hohen Finanz-Ministeriums ist der Unter— stützungs Fonds für Kaufleute und Fabrikanten des hiesigen Regierungs⸗
nech um 15,0090 Rihlr. verstärft und dabei bestimmt worden, daß aus -die⸗ sem Fonds außer den Kaufleuten und Fabrikanten im engeren Sinne auch Bauhandwerkern, welche eine große Anzahl von Arbeitern beschäfligen, Dar⸗ lehne gewährt werden dürfen:
Wir bringen daher in Versolg unserer Bekanntmachung vom 25. April d. J. hierdurch die sonstigen Bedingungen in Erinnerung, unter welchen aus diesem Fonds von uns Darlehne gegeben werden dürfen. dies solgende.
fünf Prozent Zinsen gegeben; bei vergeblichem Ablauf der gestellten
Darlehns nach Maßgabe der dieserhalb bestehenden
Vorschriften.
Effekten oder Hypotheken-Instrumenten, oder durch Diskontirung von Wechseln, welche nicht über drei Monate laufen und mit Unterschrif- ten von mindestens zwei für solide erachteten sehen sind.
Sind die Wechsel nicht hier in Potsdam zahlbar, so wird pro
macht.
3) Die Darlehne werden nur solchen Personen gewährt, welche das Geld
Der gefaälligen Mittheilung des Kunsthändlers
Bezirkes, welche eine größere Zahl von Arbeitern beschästigen, gegenwärtig
ILust druch
Thaupunkt Es sind 1) Die Darlehne werden überhaupt nur auf drei Monate und gegen
Wolle nzu....
Fiist erfolgt die Veräußerung der Unterpfänder zur Deckung des gesetzlichen
Die Darlehne erfolgen nur durch Beleihung von Waaren, sicheren
Personen ver⸗
Vorstellung: E. Prutz. Anfang 6 Uhr.
in Casso ein verhältnißmäßiger Abzug (von mindestens R pCt.) ge—
zu Beschästigung ihrer Arbeiter verwenden und außer Stande sind, die zu letzterem Zwecke erforderlichen Mittel anderweitig zu be—= schaffen. . Diejenigen Fabrikanten und Bauhandwerker, welche diese Bedingungen zu erfüllen im Stande sind, wellen sich mit ihren Darlehnsgesuchen schleu⸗ nigst an das ihm zunächstwohnende Mitglied des zur Verwaltung des Un- tar n tungs · Fonds niedergesetzien und zur Zeit aus folgenden Mit- gliedern Stadtrath Jakobs zu Potsdam, . Busse zu Potsdam, Fabrikbesitzer Hausmann zu Brandenburg, 3 e 6. ere, * b S 8 ; een h. zu a egierungs · Rath Wil n ; 8. om; n sar a ilckens zu Potsdam als Regierung
bestehenden Comiteé's wenden. 1 Potsdam, den 21. Juli 1848. Namens des Comité für die Verwaltung des Unterstü Fonds für Kaufleute und Fabrikanten. mr, Fenn Der Negierungs-Rath Wilkens.
Meteorologische Beobachtungen.
Abends 10 Upr.
1848. 22 Juli.
Nach einmaliker Heobachtung.
Morgens 6 Uhr.
Nachmiitags 2 Uhr.
334, Ss 1 Par. 335. 25“ Par. 336, 26 Par. duell w hrme 7,9 R. Luft wärme ..... 2 12,27 R. * 22,57 R. 4 13,17 R. Flas wärme 17,19 R, 10,3? R. 4 9,17 n. 4 8, s? R. Bodenärme Stz pet. 35 pet. 70 pot Aus ünstung trüb. heiter. heiter. Niedersehlag 0 w. w. w. Wrmeweebsel 22, 8 12,17
64 pCt. w.
Dunstisüttigung.
. W. . 335,77“ Par... 15,97 R... 4 9, 20 R.
Königliche Schauspiele. Montag, 24. Juli. Im Schauspielhause. 121ste Abonnements⸗ Vorstellung: Valentine, Schauspiel in 5 Abth., von G. Freytag. Dienstag, 25. Juli. Im Schauspielhause. 122ste Abonnements⸗ Moritz von Sachsen, Trauerspiel in 5 Abth., von R.
Tagesmittel:
Die Abonnenten im Königlichen Schauspielhause werden ersucht, für den Monat August den Abonnements⸗Betrag auf 24 Vorstellun⸗
gen einzuzahlen. —
Berlin, 22. Juli. Nachdem sich am Schluß der vorigen und am Beginn dieser Woche eine große Stille im Geschäft einstellte, vermehrte sich nach und nach ohne bedeutende erkennbare Veranlassung der Begehr nach allen Effekten, und die Course, welche sich bereits merklich niedriger gestellt hatten, sind seit einigen Tagen ansehnlich gestiegen. In dieser günstigen Tendenz blieb die Börse heute bei sehr lebhaftem Geschäft. In Betreff der auswärtigen Notirungen, so blieben auch solche in dieser Woche ohne allen Einfluß auf unseren Effekten⸗Markt; besonders gilt dies von Paris, wo das anhaltende Sinken der Rente sich lediglich aus der üblen Finanz⸗Lage herleiten
läßt und darum auf alle deutschen Börsen gar keinen Eindruck macht; siberdies wurde das Fallen der Rente mit dem fortdauernden Steigen der englischen Fonds vollkommen paralysirt. Unter den vorangeführ⸗ ten Umständen darf das Steigen der Course ausschließlich der Rückkehr des Vertrauens zuzuschreiben sein, welches sich beson⸗ ders durch den großen Geld Ueberfluß erkennen läßt. Die Beisteuer zum freiwilligen 5 prozentigen Anlehen nimmt mit jedem Tage zu und beschränkt sich nicht mehr auf unseren Staat, sondern es ist auch für fremde Rechnung bereits viel eingezeichnet; andererseits sind vom Auslande Kauf-Ordres darauf eingetroffen, welche
Her Jän er ArGe. indeß, da sie Limiten unter Pari brachten, unausgeführt bleiben mußten. Man ist der Meinung, daß, wenn die Einzeichnung ge⸗ schlossen und die Anleihe durch Obligationen repräsentirt sein wird, der Cours den Pari-Stand bald übersteigen möchte. Sollte dieser Fall eintreten, so ist vorauszusehen, daß auch andere 5prozentige sichere Obligationen auf den Pari-Cours lossteuern werden, und es wird der Speculation dann noch in dem Normalstand des Zinsfußes ein bedeutender Spielraum gelassen bleiben. Der Cours unserer preußischen Staats⸗ schuldscheine drückte sich bis 737 56, bleibt aber heute 735 96 Geld. Seehandlungs-Prämienscheine 877 4 7 Rthlr. bezahlt. Die meisten Pfandbrief⸗Sorten und Kommunal⸗-Papiere haben sich gehoben, und Kur- und Neumärkische Obligationen, welche bis lr , wichen, wur⸗ den heute wieder a 93 6 bezahlt. Auch ausländische Fonds sind, nachdem deren Course etwas gewichen, wieder besser gegangen. Pol⸗ nische Schatz von 587 bis 59 ,. Stieglitz von 79 3 795 Y. Polnische 300 Fl. Obligationen von 72 a 73 36 bezahlt und Geld. Die übrigen Effekten hielten sich begehrt.
In Eisenbahn⸗-Effekten aller Art waren die Umsätze in den letz⸗ ten Tagen wieder recht lebhaft. Die Course erfuhren mitunter eine sehr namhafte Steigerung und sind wie folgt zu notiren: Anhaltische
Litt. A von S a 87 S6, Litt. B. von 835 à S2 bis 815 H, Berlin⸗Stettiner von S1 bis 86 6, Rheinische von 63 bis 56 Y, Niederschl. Märk. von 69 a 681 bis 69 bez. und Geld. Halle⸗ Thüringer von 49 bis 50 56 bez. Potsdam -Magdeburger blieben 42 Gelid, 43 Brief. .
Oberschl. Litt. A. und B. von 83 bis S5 P bez. Stargard⸗ Posen von 64 bis 667 456. Bergisch⸗Märk. von 53 bis 60 P. Krakau⸗Oberschl. von 3354 bis 3357 5. Magdeb. Wittenb. von 423 bis 472 765. Friedr. Wilh. Nordb. von 374 bis 417 3. bez. und Gld. Steele⸗Vohwinkel mit 31 bis 33 bez. Eine gleiche Richtung nahmen die meisten Prioritäts-Actien an. Berlin⸗-Hamb. bis 887 bez. und Gld. Potsd. Magdeb. 5 s von 787 a 80 I6 und 4 36 von 735 3 75 35. Halle⸗-Thüringer von 79 bis 803 h bez. Die übrigen Sorten behaupteten sich fest, boten aber keine wesentliche Veränderung im Course dar.
Im Wechsel⸗Geschäft war es ebenfalls lebhaft, die meisten Devi⸗ sen schlossen höher als in voriger Woche. Für Wien zeigten sich heute keine Abgeber, eben so fehlte es an Verkäufern für wan r, in beiden Sichten, Frankfurt 4. M. und Petersburg.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 22. Juli. Louisd'or 1127 Gld. Poln. Pa⸗ piergeld 90 bez. Oesterreichische Banknoten 90 bez. und Br. Staats- Schuldscheine, 35 proz. 74 Br. Schles. Pfandbr. 35 proz. 92 bez., do. Lit. B. 4 proz. 93 Gld., do. 35 proz. 813 Gld.
Poln. Pfandbriefe, alte 4proz. Sbs, bez., do. neue proz. S656; bez., do. Partial Loose à 3090 Fl. s7 Gld., do. a 500 Fl. 62 Gld. Russ.⸗Poln. Schatz Obligationen 4 proz. 59 Gld.
Actien. Oberschles. Litt. A. 3 proz. 84 Gld., do. Litt. B. 3h proz. 84 Gld. Breslau⸗Schweidn. Freiburg proz. 81 etwas bez, Ende Gld. Nieders! J. Märk. 3 proz. 6975 Gld., do. Prior. proz. 93 Gld., do. Ser. III. 5proz. 88 Gld. Neisse⸗Brieg 4proz. 335 Gld. Krakan⸗-Oberschl. J proz. 377 G. Friedrich Wilhelms Nordbahn 4 proz. 40 bez. u. Gld.
Wechsel⸗Course.
Amsterdam 2 M. 143 Gld.
Hamburg a vista 16517 Gld.
do. 2 M. 1611 Gld. London 1X. St. 3 M. 6. 253 Gld. Verlin a vista 995 Gld.
do. 2 M. 999 Gld.
Wien, 21. Juli. Met. proz. 769 2 78. 4proz. 64. 65. 3proz. 4b. 2 proz. 414. Anl. 34: 126. 39: 86 — 87 Nordb. 10985. Gloggn. I8 — 100. Mail. 55 — 665. Livorno 713. Pesth 66. Budw. 693. B. A. 1105 — 1113.
Leipzig, 22. Juli. 8. Dr. Part. Oblig. N; G. Leipz. B.
2 150 Br. Leixz. Dr. E. A. 97 Br., 967 G. Sächs. 2 Dä Br , Swles. 1 Br. Ehemn. Rica 27. Br. 27 G. LCöbau— e, . 26 . n gn, Br. Berl. Anh. A. 87 Br., B. S465 Br. ona- Kiel S8 . . 9g r Bank⸗Antheile 857 Br. Bt. Deß. B. A. lz G. pr.
Frankfurt a. M., 21 Juli. Das Geschäft an ĩ . 9 7 21: Juli. eutiger Börse war von einiger Lebhaftigkeit. Alle Bec ee g der 7 e. haupteten sich vollkommen auf ihrem gesteigen Stande. Von Eisen—⸗
bahn Actien gingen nur allein F. W. Nordbahn und Köln- Mi
auf einige Verkäufe im Cours zurück. 3 . . . e, ,, ,, Nach der Börse J. W. Nord
ahn etwas flauer. ariser nnd wiener Post war bi . der Börse nicht ,,, Post war bis zum Schiuß Darmst. 50 Fl. X. 65. 644. dito 25 Fl. 225. 215. Baden 50
485. G. dito 35 Fl. 28. 273. Kurhess. 27. 26. ö 36. 241. Z proz. Span. 185. 174. Poln. 300 Fl. 2. Z3 G. do. 509 Il. 631. 633. Köln⸗Minden 7753. 76. Bexbach 68x. Jriedr. Wilh. Nordbahn 385 G.
Paris, 20. Juli. Das Fallen der londoner Course in Folge der irländischen Unruhen wirkte eher günstig als nachtheilig. Z proz. Rente, gestern 46, war 175; 5 proz. 7693. Schatzscheine ohne No⸗ tirung. Bank⸗Actien stiegen auf 1610. Nordbahn 3683.
London, 19. Juli. Cons. p. C. 88, a. 3. 873. Z3zproz. 88. Arb. 12. Int. 15. 4proz. 723. Port, is. Mer. I7i.
Engl. Fonds gingen 1 5 von ihrer gestrigen Höhe zurück. Fremde Fonds bei geringem Geschöft sehr flau.
Amsterdam, 260. Juli. Holl. Fonds blieben bei einigen Ge⸗ schäften und nach einer Neigung zum Rückgang wieder fast ganz, wie gestern, in Integralen war etwas Umsatz. In fremden Fonds war der Handel unbedeutend, mit Ausnahme portug., die auf bessere No⸗ tirungen von London auch hier gefragter waren.
Holl. Int. 143, , 5. proz. neue 523, 52 4. A4proz. ostind. 69 *, 4, 5. Span. Ardoins 83. gr. Piecen 8S . Port. neue 18. 4proz. 1835, 3, 5. Russ. alte 955, J. 4proz. Stiegl. 742.
Wech sel. Paris 5ß G. Wien 31 G. Frankf. 9387 G. London 2 M. 11. 9), k. S. 11. 977 G. Hamburg 345 G. Pe⸗ tersburg 174 G.
Autwerpen, 19. Juli. Börse flau. 683. 25proz. 38 B. Span. Ard. 8y B.
proz. 767. 4 1proz.
Markt ⸗Berichte.
Königsberg, 20. Juli. Die Zufuhr war gering. Weizen 58 — 60 Sgr., Roggen 33 Sgr., Hafe 21 Sgr., Kartoffeln 16 bis 18 Sgr. pr. Scheffel, Heu 12 — 15 Sgr.
Danzig, 2. Juli. An der Börse wurden gestern noch verkauft: Weizen inländ. 15 L. 127 — 28pfd. (holländ. Gewicht) und 18 L. 131pfd. zu unbekannten Preisen,, 756 L. 127pfd. zu 350 Fl., poln. 115 L. 125 — 26pfd. zu 340 Fl., 8 L. 130pfd. zu 365 Fl., 19 L. 131) pf. und 10 L. 132pfd. zu 370 Fl., 23 L. 131 — 32pfd. zu 390 Y., 57 L. 136pfd. (h. G.) und 365 L. 130 —– 3 1pfd. zu 460 Fi, b5 L. 132 pfd. (h. G.) und 25 L. 132pfd. zu (?) Fl.; 163 L. 121 — 22pfd. inländ. Roggen zu 185 Fl. preuß. Cour. die Last.
Stettin, 22. Juli. Roggen in loco ziemlich unverändert; S7MEüisSpfd. Waare auf 26 Rthlr. gehalten, 259 a 26 Rthlr. wohl zu machen, auf Lieferung flauer, 82pfd. pr. Sept. / Okt. 25 a 25 Rthlr. bezahlt und Brief.
Heutiger Landmarkt:
Zufuhren. Roggen Gerste .
1
13
Weizen Erbsen 14 1
w .
Weizen Roggen Gerste Hafer Erbsen
46 a2 52 24 2 26 20 a 22 16a 17 28 a 30 Rthlr.
Spiritus aus erster Hand zur Stelle und aus zweiter Hand
ohne Fässer 24 — 20 , mit Fässern 22 . be ahlt; Termine ohne 2 .
ü böl in loco auf 95 Rthlr. gehalten, mit Fässern 10 Rthlr. bezahlt, pr. Sil Diff ö ol . bezahlt.
21
Breslau, 22. Juli ᷣ ißer 54, 568 bis 62 Sgr.; gelber õz, õ/ vᷣse di ur Weizen, weißer 54, 68 bis 62 Sgr.;
Roggen 30, 33 bis 36 Sgr. erg 24, 26 bis 28 2
Hafer 19. 21 big 27 Sgr.
Nabps CJ bis 73 Sgr.“
Winter⸗Rips 699 Sgr. J
gleesaat, Kleinigkeit 1 Nittel · Waare a 6 Rthlr. bezahlt.
Spiritus 87 Brf. ohne Handel.
Rüböl 97 Rthlr. loco Geld, pr. September und Oktober 10 Nthlr. Geld.
Zink unverändert.
Das eingetretene schöne Wetter, als auch die bedeutenderen Zu⸗ fuhren, haben namentlich Weizenpreise sehr gedrückt. .
Hamburg, 21. Juli. An unserem Getraidemarkt ist im All⸗ gemeinen wenig Leben. Weizen in loco wurde für England noch 129 /132pfd. mit 111 a 115 Rthlr. bezahlt. Ab Osttüste Holsteins wird 1329fd. auf 92 a 93 Rthlr. Beo. gehalten. — Roggen in loco 115126 pfd. zu 56 a 66 Rthlr. Cour. zu haben, bei geringem Umsatz. Ab Pommern ist 125126 pfd. zu 46 a 48 Rthlr. Beo. am Markte. — Gerste, Saale⸗, in loco und auf Lieferung 104/105 bis 107 pfd. bedang 64 a 67 Rthlr., 111 pfd. Chevalier⸗ 743 Rthlr. Cour. und der Markt ist fast geräumt. Ab Dänemark wird 111 / 112pfd. auf 47 a 48 Rthlr. Bco. gehalten, ab Ostküste Holsteins 114 /115pfd. alf 50 Rthlr. Bco., und zu 2 a 3 Rthlr. niedrigeren Preisen ist Kauflust. — Hafer, Bohnen und Erbsen zu letzten Preisen zu haben und ohne Umsatz. — Rappsamen, alter hol⸗— stein., zu 120 Rthlr. zu haben und zu 116 a 118 Rthlr. Beo. ein⸗ zeln Frage. Anstellungen von neuem Samen fehlen noch.
Amsterdam, 19. Juli. Weizen an Konsumenten verkauft: 130 pfd. rother odess. 217 Fl. im Entrepot; und in Consumtion: 128pf8. jähr. und neuer bunt. poln. 290 Fl., 134pfd. norder. 255 Fl., 128pfn. groning. 220 Fl.; 126pfd. seeländ. 235 Fl.; 129p d. kubank. 219 Fl., 127 pfd. best. do. 205 Fl. — Roggen ohne Handel. — Aasländ. Gerste wie früher, inländ. etwas niedriger; 95, * pfo- fries. Wintergerste 104, 110 Fl., 111, 113pfd. dän. 149, 153 Fl., 111 pfd. best. do. 152 Il. — Hafer ohne Hande; z
Kohlsaat, gleich wie früher; zaamsl. h7 X. assend. 51 L. seeländ., oberm. und vlam. 57, 56, 545 . dän. 55 L.; groning. Aveelsaat 51 L.; auf 9 Fiß im Septbr. 69 L. — Lein aat wie früher; 110, 111pfd. morch. 245 Fl. 11298. 19. 220 Fl.
Rüböl gleich nicht williger und auf Lieferung sehr preishal⸗ tend; per 6 Wochen 36 Fl,; effelt. 13 — 35 Il. S8 ä. 31 dt Oltbr. 314 - 3 Il. ; Nov. 314 — 3 Fl.; Dez. 34 wi ai Z3õ? Il. — Leinöl per 6Wochen 28 Fl; effekt. 27— 266 Fl. — Hanföl per 6 Woch. 36 Fl., effekt. 35 Fl.
— ——— Eisenbahn⸗Verkehr. ;
Personen-Frequenz der Magdeburg-Leipziger Eisen—⸗
bahn. Bis inkl. 8. Juli c. wurden befördert, 332,099 Personen 9 bi ,,, . 15054
s inkl. 15. Juli c. inkl. 1688 Personen aus dem Zwischenverkehr. . ..... 15, n Sinne N TI Personen.
,
Mit der heutigen Nummer des Staats-An⸗ eigers wird Bogen 89 der Verhandlungen zur Vir mbarung der Preuß. Verfassung ausgegeben.
Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuchdruderei. Beilage
3nhalt.
Deutschlan d. Desterreich. Wien. KRriegsbericht. Sachsen. Dres den. Kammer⸗Verhandlungen.
nel ga. . Schweiz. Vorort. Schreiben des Herrn von Effinger. — Zürich. Aufhebung eines Ausweisungs-Beschlusses gegen die Hannoveraner in Folge einer Erklärung der hannoverschen Regierung. — Genf. Der Große Rath für den Bundes⸗-Entwurf. Italien. Nom. Adresse der Deputirten Kammer an den Papst und Antwort desselben. Eisenbahn⸗Verkehr. ; Bericht der General-⸗Versammlung der seeländischen Eisenbahn⸗Gesellschaft.
— —
m 3 —
Nichtamtlicher Theil. De nnt sehlan d.
Oesterreich. Wien, 20. Juli. Die Wiener Zeitung giebt aus dem bei dem Kriegs-Ministerium eingegangenen Bericht des Feldmarschalls Grafen Radetzk) über die (bereits erwähnte) Ent⸗ setzung der Citadelle von Ferrara folgenden Auszug:
Die zweite und dritte Kolonne setzten, theils auf vorgefunde⸗ nen Schiffen, theils auf den von unseren ausgezeichneten Pionieren hergestellten Fähren, über den Po bei Ochiobello und Polesella und wendeten sich gegen Pontelagoscuro und Francolino, während die erste Kolonne in Ficcarolo Halt machen mußte, indem gar keine Ueber . dort vorhanden waren. Pontelagoscuro war von 100, Francolino von 200 Mann des Feindes vertheidigt, die sich nach einigem Widerstande zurückzogen.
„General-Major Fürst Liechtenstein war eben im Begriff, eine Rekognoszirung gegen Ferrara zu unternehmen, als zwei römische Of— fiziere mit einem vom 14ten datirten Schreiben höchst sonderbaren Inhalts des Prolegaten Lovatelli aus Ferrara anlangten, das in deutscher Uebersetzung also lautet: „„Hoöverehrter Heri! Ich werde von verschiedenen Seiten benachrichtigt, daß ein Corps don 20060 Kroaten im Begriffe stehe, den Po bei Polesella zu überschreiten, um gegen Ferrara vorzudringen. Als Repräfentant der päpstlichen Regierung fühle ich mich aufgefordert, Hochdieselben um die Verän⸗ lassung dieser Bewegung zu befragen, und zwar, um sowohl die Be— völkerung zu beruhigen, als auch üm das Gebiet des heiligen Stuh⸗ les in seiner, Unverletzbarkeit jedenfalls zu erhalten. In Erwartung einer ö Antwort habe ich die Ehre zu geharren 1c“
„Ohne hierven eine weitere Kenntniß zu nehmen, rückte der Ge— neral- Major Fürst Liechtenstein unter dem Jubelrufe der so lange nach Befreiung sich sehnenden braven Besatzung auf das Glacis der Citadelle, ließ daselbst die Truppen mit fliegenden Fahnen und klin— gendem Spiel desiliren und die Volkshymne spielen, dann aber Bet⸗ stunde schlagen und das Lager beziehen. Der General belobt seine Truppen ohne Ausnahme für ihre ganz besondere Hingebung und Ausdauer in Ertragung der Beschwerden und Entbehrungen, nament— lich erwähnt er den Hauptmann Czermak und Ober-Lieutenant Leidl des Pionier Corps. Die Garnison in der Stadt, 700 — 800 Pie⸗ 1 Iman, Geiger,? Päpstliche Batatsone und, a0 Ka— . . . Geschijzen war wohl einen Augenblick zum Wi— bie Cie tsch ossen. verlief sich jedoch zum größten Theile, Nur
zer, Karabiniere und einige Päpstliche blieben zurück. „Um das gegeuseltige Verhältniß zwischen Stadt und Citadelle für die Folge zu regeln, wurde nachstehende Convention abgeschlossen:
1) Die Citadelle wird von der Stadt auf zwei Monate verpro— viantirt und dieser Vorrath als Reserve angesehen. Der Komman— dant wird den Bedarf an verschiedenen Artikeln angeben. 2) Alle anderen Bedürfnisse können hier in der Stadt eingekauft werden, es bedarf hierzu keiner Begleitung; überhaupt wird allen Individuen der Citadelle der freie Ein- und Ausgang zugesichert. 3) Die Korre— spondenz mittelst Post wird über Sa. Maria Maddalena eingerichtet und ein Unteroffizier die Briefe dorthin überbringen und daselbst em⸗ pfangen, wie solches vor den letzten Erxeignissen stattgefunden hat. 4) Das österreichische Militair⸗Spital bleibt in der Stadt nebst allen derlei Angestellten, und letztere können ungehindert ab- und zugehen. 5) In der Citadelle wird man jene Arbeiten vornehmen, welche die Genie⸗Behörde für nöthig erkennt. 6) Falls die Citadelle auf Allerhöchsten Befehl oder laut Anordnung des Armee ⸗Kommando's
eräumt würde, hat der Abzug mit allen Kriegsehren, so wie mit
fern lch Geschütz, Kriegsgeräthe und Gepäck, zu erfolgen. Die Stadt Ferrara verpflichtet sich, die nöthigen Trans port-Mittel bis an die Kaiserliche Gränze beizustellen. ;
„Den mir unterstehenden Offizieren und der Mannschaft wird für die Dauer ihres Aufenthalts in Ferrara die erforderliche Verkö⸗ stigung geliefert. ö. ö.
„In Anbetracht der Verehrung, welche Se. Majestät unser Al— lergnädigster Kaiser für den heiligen Vater hegen, will ich mich jeder Feindseligkeit gegen die Stadt und ihre Bewohner enthalten und nach erfolgtem Abschlusse vorstehender Convention und eingeleiteter Appro⸗ vistonirung, welche der erste Artikel bespricht, mit meinen Truppen von Ferrara abziehen.
„So geschehen Citadelle Ferrara, den 14. Juli 1848.“
„Nachschrift. Ich ersuche die geehrte Legation, noch im Laufe des heutigen Tages diese Convention abzuschließen und zugleich in die Bedingung einzugehen, daß vom Momente meines Aufbruchs von hier bis zum Eintreffen in Pontelagoscuro, weder von den päpstlichen Truppen, noch von deren Alliirten irgend eine Feindseligkeit verübt werde, widrigenfalls ich genöthigt wäre, mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln dagegen einzuschreiten. Für den gesetzlichen Ab⸗ schluß dieser Conventson wolle mir der Herr Legat noch heute Stunde und Ort bekannt geben.
Ferrara wie oben. Conte Lovatelli, Fürst Franz Liechtenstein,
Prolegat. General⸗Major.
Der erste Artikel wird in nachstehender Art abgeändert: Wenn die Garnison der Citadelle abmarschiren sollte, so wird der zweimo⸗ natliche Approvisionirungs⸗Vorrath — vorausgesetzt, daß man die Besatzung nie verhinderte, ihren Bedarf einzukaufen — der Stadt Ferrara zurückgestellt.
Bewilligt. Fürst Franz Liechtenstein. Conte Lovatelli. General⸗Masor. Prolegat.“
Der General,Major Fürst Liechtenstein ist am 15ten Abends mit seinen Truppen wieder über den Po zurückgegangen, nachdem er die in seine Hände gefallenen Fähren, fliegenden Brücken und kleinen Fah rzeuge in Eich e; gebracht hatte.
Bewilligt.
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Montag den 24. Juli.
Beilage zum Preußischen Staats-Anzeiger.
Der Feldmarschall Graf Radetzkꝰ belobt bei dieser Gelegenheit noch insbesondere die Entschlossenheit und Umsicht, womit der ge= nannte General sich dieses Auftrags entledigt hat.
Sachsen. Dresden, 20. Juli. (D. A. 3.) In der zwei— ten Kammer war für die heutige Sitzung die Berathung des Depu— tations-Berichts über die Verordnung vom 11. April, die Verstärfung und erweiterte Bestimmung der Kommunal-Garde betreffend, auf die Tagesordnung gebracht und wurde in Bezug auf den allgemeinen Theil des Berichts heute beendigt. .
Daß die Staats-Regierung diese Verordnung unerwartet der ständi= schen Zustimmung auf Grund des §. 858 der Verfassungs-Urfunde erlassen, sindet die erste Deputation (Referent Dr. Kuntzsch) vollkommen be- gründet, da die Umstände, welche diese Maßregeln erheischten, von der Beschaffenheit waren, daß sie einen Aufschub nicht zuließen, weshalb sie der Kammer anräth, das Verfahren der Stgats-Regierung für vollkom- men gerechtfertigt anzuerkennen. Dagegen erklärt die Deputation, daß sie das von der Staats⸗Regierung ergriffene Mittel — die Eiweiterung und Ausdehnung der Kommunal-Garde auf alle Orte des Landes — nicht für ausreichend zu dem in der Verordnung gedachten Zwecke erachten könne, so lange nicht auch die Verpflichtung zum Eintritt in die Kommunal Garde erweitert sei. Solle der in der Verordnung angeführte Zweck; „eine zum Schutze des Vaterlandes im Innern und nöthigenfalls nach außen dienende allgemeine Volksbewaffnung vorzubereiten, vorbehaltlich in verfassungsmäßi⸗ gem Wege zu treffenden weiteren Bestimmungen über eine Bürgerwehr“, erreicht und das Institut der Kommungl-Garde die diesem Zweck entsprechende Bedeutung erhalten, so müßten vor Allem die bei der bisherigen Gesetzge— bung über die Kommunal-Garde gestatteten Ausnahmen aufe ehoben werden. Die Deputation sagt in ihrem Berichte, daß sie sich demna „bei Begutach= tung der Vorlage hauptsächlich zur Aufgabe gemacht habe, diejenigen Aus- nahmen zum Eintritt in die Kommunal-Garde in Wegfall zu bringen, welche nicht durch persönliche oder Dienstverhälmisse unbedingt geboten seien, „da sie 1j den Dienst für die Pflichtigen um so schwieriger, anstrengender und zeitraubender machen; 2) da eine allgemeinere Verpflichtung das Selbstgefühl des Volks erhöht, die Liebe zum Vaterlante erweckt und belebt, und eine größere politische Mündigkeit herbeiführt; 3) da eine allseitigere Theilnähme den noch hier und da stattfindenden Widerwil— len gegen das Institat immer mehr und mehr beseitigt, und endlich 4) da die Ausnahmen die Errichtung einer Kommunal-Garde an vielen Orten voll— lommen unmöglich und durch Hinweglassung so vieler, namentlich junger Personen den Zweck des Gesetzes gänzlich illusorisch machen. Die zur Durchführung dieser Ansichten erforderlichen Anträge hat die Deputation den einzelnen Paragraphen des Gesetz Entwurfs angereiht und mit Vorstehen dem den allgemeinen Theil ihres Berichtes geschlossen.
Bei der über diesen allgemeinen Theil des Deputationsberichts eröffne⸗ ten Debatte stellten sich in den Ansichten der Kammer drei verschiedene Rich— tungen heraus. Ein Theil der Sprecher wollte nämlich die ganze Gesetz⸗ Vorlage zurückgewiesen und das Institut der Kommunal-Garde auch nicht im Sinne der Verordnung vom 11. April erweitert wissen; ein Anderer hielt es hauptsächlich in Rücksicht auf die Beschlüsse der konstituirenden Ver— sammlung über die deutsche Wehrverfassung für angemessen, jetzt nicht über die Bestimmungen der gedachten Verordnung hinauszugehen, während die dritte Partei sich im Sinne der Deputation fun möglichste Erweiterung durch Wegfall der bis jetzt bestandenen Ausnahmen erklärte.
Die erstere dieser Richtungen war am schwächsten, nämlich nur durch die Abgeordneten Unger und Elbel, vertreten. Der Abgeordnete Unger er— blickte in der Verordnung vom 11. April eine Ausdehnung des verhaßten Mi— litair-Instituts auf den friedlichen Bürger und Landmann, durch dessen Bestimmungen, namentlich in der von der Deputation vorgeschlagenen Er⸗ weiterung, manche Familien auf dem Lande so hart betroffen würden, daß sie sich als „strangulirt“ betrachten könnten. Werde dieses Militair-Institut, das schon längst aus der Christenheit verschwunden sein sollte, in dem vor— geschlagenen Maße auf Tagelöhner, Gesellen ac. ausgedehnt, so sehe er es kommen, daß die Regierung in der Zukunft zur Niederhaltung desselben vielleicht gleiche Maßregeln in Anwendung bringen müsse, wie seiner Zeit der Sultan gegen die Janitscharen! Man möge das Institut der Kommu— nal-Garde als ein freiwilliges betrachten und namentlich nicht die durch vielfältige Lasten angestrengten Landleute zum Eintritt in dieselbe zwingen. Anderer Ansichten waren die Abgg. Sachße, Neidhardt, von Eriegern, Schenk, Harkort, Haase, Brockhaus, Beseler und Huth, von deren Seite unter Hinweisung auf die alle Hochachtung verdienende Haltung der sächsi⸗ schen Kommungl-Garden bei den Ere gnissen der Neuzeit, die Nützlichkeit und der hohe Werth des Instituts vollkommen anerkannt und vertheidigt und im Allgemeinen die möglichste Beschränkung der Ausnahmen befür= wortet wurde, die aber doch von einer weiteren Ausdehnung desselben, als es die Verordnung vom 11. April bestimme, im gegenwärtigen Moment abriethen, um den Beschlüssen der konstituirenden Versammlung in Bezug auf die allgemeine deutsche Wehr-Verfassung in keiner Weise vorzugreifen und einzelnen Individuen und Kommunen in der jetzt ohnehin bedrängten Zeit nicht zu große Kosten zu verursachen.
Auch Staats⸗-Minister Oberländer trat dieser Ansicht im Wesentlichen bei und machte aufmerksam, daß es sich jetzt mehr um die Organisation einer Gemeindewehr handle, weshalb man sich nicht zu weit von der Vor— lage entfernen möge, da zur Herstellung einer eigentlichen Volkswehr, wie sie die Deputation mehr oder weniger durch ihre Anträge schaffen wolle, nach den Beschlüssen in Frankfurt 4. M. in kurzer Zeit ganz andere Wege von der Regierung einzuschlagen sein dürften. Dagegen wurde die Depü— tation in ihren Ansichten über die Erweiterung der Verpflichtung zum Ein— tritö in die Kommunal-Garde in der Kammer unterstützt von den Abgg. Oehme, Tzschirner, Küttner, Schäffer, Albrecht, Kretzschmar, Linke, Helbig und Cubasch. Es wurde von diesen Sprechern ausgeführt, daß die Be— schlüsse der deutschen National-Versammlung nicht alterirend auf das In— stitut der Kommunal-Garde einwirken würden, da eine sich so brav bewährte Bürgerwehr auch in Zukunft jedenfalls beibehalten werden müsse und recht wohl neben dem stehenden Heere bestehen könne; auch wurde darauf hinge⸗ wiesen, daß durch Wegfall der von der Deputation beanstandeten Ausnah— men größtentheils solche Personen getroffen würden, die, ohne den Kommu— nen Kosten zu verursachen, sich aus eigenen Mitteln sehr wohl bewaffnen könnten. Uebrigens solle durch die Vorschläge der Deputation nicht sowohl eine neue Erweiterung der Verpflichtung zum Kommunal-Gardendienste ge— schaffen, als vielmehr diese wieder aüf das ursprüngliche Reglement von 1830 zurückgeführt werden. Durch die im Wege der Gesetzgebung einge—= führten, die Lauheit befördernden Exemtionen sei der schöne Gemieingeist, der das Institut in der Zeit seines Entstehens , n. habe, nach und nach geschwunden, und eine Reorganisation sei zur Belebung dieses Gemein- geistes, zur Erzielung einer nöthigen e , ur Durchführung einer Gleichheit der Staatsbürger dringend nöthig. Das . der Kommunal⸗ Barde sei ein Volks-Institut und gestatte als solches keine Ausnahmen; es sei ein Bollwerk unsrcrer bürgerlichen und politischen Freiheiten und demsel⸗ ben daher jede Theilnahme zu wünschen, die sich mit dessen Zwecke und Würde vertrage. Jeder tüchtige Staatsbürger müsse so viel Gemeinsinn haben, einen solchen Instituie, das sich immer mehr festbürgern werde in dem Herzen des Volks, seine Kräfte zu widmen; wer dies nicht thue, sei kein wahrer Patriot.
Die Abgeordneten Cubasch, Beseler, Oehme, Dr. Haase und Huth wünschten möglichst strenge Durchführung des Gesetzes in Bezug auf das platte Land, ünd, bestätigien, daß in vielen ihnen bekannten Landgemeinden der beste Geist für das Institut hertsche, daß aber die durch das Gesetz sanctionirten Ausnahmen in vielen Ortschaften das Zustandekommen einer Kommunal-Garde geradezu unmöglich machten. Mit Bezug hierauf stellte der Abgeordn. Oehme den Antrag, daß für den Fall, 2 hit Ausnahmen von der Verbindlichkeit zum Eintritt in die Kommunal- Garde auch ferner fortbestehen sollen, die Regierung dann das Geseß wie bisher nur auf die Städte ausdehnen und das platte Land frei lassen möge. Diefer Antrag fand zahlreiche Unterstüßung, wird jedoch erst bei e n, über das Ganze, wenn die a dg. der Deputation verworfen werden sollslen, zur Er= ledigung kommen. In der heutigen Sitzung wurde außer über den im all
emeinen Theile des Berichts enthaltenen Antrag der Deputation, das Ver= ahren der Regierung hinsichtlich der Erlassung der Verordnung vom 11. April als gerechtfertigt anzuerkennen, welcher Antrag gegen zwel Stimmen (Unger und Elbel) Annahme fand, nur noch über einen Antrag abgestimmt, den die Deputation zu 8. 1 eingebracht hat, und der dahin geht, daß unter Genehmigung des ö. des Innern einzelne kleinere, von anderen Orten entlegene Gemeinden, wo nicht wenigstens zehn Hing, n, vor- handen sind, ven der Kommunal-Garde befreit fein sollen. Diesem Antrage trat die Kammer einstimmig bei. Die Diekussion über die übrigen Para⸗ graphen des Gesetz⸗ELntwurses wird morgen fortgesetzt.
Ausland.
Schweiz. Vorort. Der schweizerische Geschäftsträger in Wien, Herr von Effinger, hat solgendes Sendschreiben an seine Landeleute gerichtet:
„Aus den Instructionẽn mehrerer Kantons-Regierungen für die eidge⸗= nössische Tagsatzung ziehe ich den Schluß, daß, wofern überhaupt die Schweiz einen diplomatischen Posten in Wien beibehält, meine Bestätigung als schweizerischer Geschäststräger diesmal unterbleiben werde. Stets blos für die Dauer eines Jahres gewählt, habe ich keine Ursache, mich darüber zu beklagen. Der einzige der früheren eidgenössischen Beamten, der seine Stelle bewahrte, während die Eidgenossenschaft in ihrem inneren Wesen wie in ihrer äußeren Form ihre Umgestaltung vorbereitete, mußte ich auf eine auch mich treffende Veränderung gefaßt sein. Wie Alle, die in einem Frei⸗ staate geboren und erzogen sind, weiß ich zudem längst, daß ein Wechsel der die öffentlichen Siellen bekleidenden Männer einen“ ber leitenden Grund- sätze der Republik bildet, und daß, um diesen Wechsel zu erleichtern, in der Schweiz kurze Amtsdauer eingeführt ist. Daß ich selt meiner ersten, im Jahre 18.6 erfolgten Ernennung zum Geschäststräger der schweizerischen Eidgenossenschaft von der hohen Tagsatzung einundzwanzig Mal wieder ge⸗ wählt würde, werde ich mir allzeit zur Ehre rechnen und aus meiner amt lichen Wirksamkeit mit dem Bewußtsein scheiden, die mir obliegenden Pflich⸗ ten, wenn auch unvollkommen, doch nach bester Einsicht redlich uud gewis⸗ senhaft erfüllt, während langjähriger Geschäftsführung unter zuweilen schwie⸗ rigen Verhältnissen weder von den in Gesinnung und Ansichten verschieden⸗ artigen vorörtlichen Behörden, noch von den zahlreichen Kantons-Regierun= gen, mit denen ich in häufigem amtlichen Verkehre, mir jemals einen Tadel zugezogen zu haben. Zum erstenmale, im Laufe des vorigen Monats, erging an mich die Weisung, über eine meiner amtlichen Handlungen mich zu verantworten. Unterm 12. Juni drückte der hohe Vorort Bein mir sein Befremden darüber aus, daß bei dem vor mehreren Wochen in der Lom— bardei verhafteten österreichischen Legationsrath von Philippsberg ein Paß der schweizerischen Geschäststrägerstelle in Wien vorgefunden worden sei. Damit war die Aufforderung verbunden, über die Gründe und Umstände, die mich zu Ausstellung gedachten Reisepasses nach der Lombardei bewogen, unverzüglich Bericht zu erstatten. Noch bevor mich diese Auffors erung er— reichte, und sobald ich die Verhaftung des Herrn von Philippsberg erfuhr, hatte ich, blos von der Voraussetzung geleitet, daß die provisorische Regie⸗= rung in Mailand über diesen Paß vielleicht Auskunst verlangen möchte, unterm 141. Juni mich beeilt, dem Vorort den einfachen Hergang zu mel— den. Duich einige eigenhändige Zeilen des interimistisch an der Spitze des auswärtigen Departements stehenden Konferenz- Raths Frei⸗ herrn von Lebzeltern, die ich in Abschrift einsendete, war ich nämlich um Ertheilung jenes Schweizerpasses angesucht worden, in der gehegten Erwartung, daß selbiger Herrn von Philippsberg, der die Auswechselung der von den lombardischen Behörden zurückbehaltenen österreichischen Beamten gegen die auf Befehl des Feldmarschalls Radetzky abgeführten lombardischen Geiseln unterhandeln sollte, die Reise nach Mai— land erleichtern werde. Zu meinem Bedauern wurde dieses mich im vor⸗ aus rechtfertigenden Berichts öffentlich keine Erwähnung gethan, obwohl fast gleichzeitig mehrere meiner blos für den Vorort keimen Depeschen der hohen Tagsatzung in öffentlicher Sitzung vorgelegt wurden und zum Theil in auswärtige Blätter übergingen. Als mein Bericht vom 11. Juni
abging, war mir noch unbekannt, daß viel gelesene schweizerische Zeitungen bei der ersten Nachricht von Auffindung des Passes mich der gröbsten Pflicht- verletzung anklagten. Zur Vertheidigung gegen die ebenfalls vorgebrachte
Beschuldigung, durch jenen Paß die Schweiz fompromittirt zu haben, hätte die Bekanntmachung des Schreibens des Herrn von Lebzeltern hingereicht. Auch nachdem ich jene Anklagen vernommen, wollte ich es gleich— wohl zu meiner Rechtfertigung, durch die Presse nicht benutzen, ohne den Vorort davon verständigl zu haben. Unterm 21. Juni erlaubte ich mir, ihm das Original mit dem Ansuchen zu übermitteln, solches gütigst ver= öffentlichen lassen zu wollen. In seiner Antwort vom 29. Juni bezeigt mir Hochderselbe das Bedauern, meinem Begehren nicht Folge geben zu können, ohne mir jedoch bei Rückstellung der eingeschickten Zeilen deren Veröffentli= chung zu verwehren. Am 24. Mai ziemlich spät erhielt ich von dem Kon= serenz- Rath, Freiherrn von Lebzeltern, der damals, wie bereits erwähnt, seit dem Rücktritt des Grafen von Fiequelmont das Ministerium des Auswärti= gen interimistisch Sersah, die nachstehenden Zeilen in Form eines Billets, doch unter dem Siegel der Kaiserl. geheimen Staatskanzlei:
r nn Ser Hochwohlgeboren Herrn Freiherrn von Effinger, Geschäfta⸗ träger der löblichen schweizerischen Eidgenossenschaft. Ew. Hochwohlgeboren erlaube ich mir ergebenst zu ersuchen, unseren Legationgrath von Philipps⸗ berg, welcher sich durch die Schweiz nach Mailand begeben soll, um wo möglich den Austausch der Geiseln zu bewirken, einen schweizerischen Ge— sandtschaftspaß nach Mailand, jedoch ohne Beisetzung des Charakters, aus- zufertigen, da er an der lombardischen Gränze mit dem österreichischen Paß vielleicht Anstand fände. Hochachtungsvoll (Sig.) Lebzeltern. Staats kanzlei, den 24. Mai 1848, Abends.““
Bekanntlich sind die bei befreundeten Regierungen beglaubigten diplomati- schen Agenten angewiesen, insofern weder der Ehre noch den Interessen des von ihnen vertretenen Landes dadurch Abbruch geschieht, zur Beförderung des gegen seitigen freundnachbarlichen Vernehmens zwischen den Staats bürgern, wie zwi⸗ schen den Behörden bemüht zu fein, was die Gewährung von nachgesuchten Dienstleistungen im geschäftlichen Verkehr bei außerordentlichen Gelegenhei⸗ ten einschließt. Demnach hatte ich im vorliegenden Falle feinen Grund, den in unverfänglicher Weise von dem Ministerium des Aeußern geäußer⸗ ten Wunsch abzulehnen. Nachdem es sich um einen Gegenstand reiner Hu⸗= manität handelte, lag es vielmehr in meiner Stellung, sofort zu entsprechen. Daher trug ich kein Bedenken, noch denselben Abend den Paß für Herrn von a, ., der Kaiserl. Staatskanzlei zu überschicken. Hätte ich Oester reich als seine Heimat genannt, so wäre von vornherein der beabsichtigte Zweck der Erleichterung seiner Reise verfehlt worden. Andererseits verbot mir die Pflicht, ihn als Schweizer zu bezeichnen. Somit blieb die Angabe sei⸗ nes Vaterlandes im Passe . weg. Der persönliche höchst ehrenwerthe Charakter des Freiherrn von Lebzeltern nicht weniger als der Umstand, daß der Name des Herin von Philippsberg keinesweges verhehlt wurde, ließen den Gedanken, daß andere Pläne mit des Letzteren Sendung verknüpst, nicht in mir aufkommen. Anders wurde die Sache in der Lombardei be- urtheilt, was sich zum Theil daraus erklären mag, daß, wie ich erst feither erfuhr, Herr von Philippöberg durch Aufträge seiner Regierung, die ihn im Winter von 1846 auf 1847 nach Mailand riefen, ssch die Ungunst gegen- wärtig dort einflußreicher Männer erworben hat. Bevor ich nach der der= muthlich bereits ergangenen Enischeidung der hohen schwelzerischen Tag- erg mit ungetrübtem Sinn ins Privatleben zurücktrete, war ich es mei= ner Ehre schuldig, mein Verfahren bei der vielbesprochenen Ertheilung jenes Passes durch getreue Erzählung des Hergangs zu beleuchten, damit weder meine Landsleute in Oesterreich, auf deren gule Meinung ich besonderen 6 lege, noch die Miteidgenossen im Vaterlande versticht werden, bei der Nachricht, daß meine Wledererwählung nicht statigefunden, ** bleiben als die olg begangener Verletzung meiner amilichen P zu
betrachten. Wien, 7. Juli 1848.“ . ee ürich. (Eidg. 3tg.) Von der hanngve egierung
ist . ö 3. Juli aß e ,, auf die Bes. a e . .
bie Ftegierung von Zürich einen Monat vorher wegen Aus sung