ten und Irland. London, 21. Juli. Prinz Georg — Cambridge ist gestern nach Irland abgegangen, um 14 Oberbefehl über den dubliner Bezirk wieder zu über⸗
nehmen. , . rhause brachte gestern Lord Stanley die irländische
e, ,. . er 3 den Marquis von Lansdowne um Auskunft über die Umstände und Thatsachen, welche die Prokla⸗
mirung gewisser Bezirke in Irland veranlaßt hätten, so wie um Mit⸗
theilung, ob die Regierung irgend weitere Schritte beabsichtige und
etwa vom Parlament zur Aufrechthaltung der Königl. Autorität in
Irland neue Vollmachten zu begehren vorhabe? Marquis Lans— Fowne entgegnete, es sei wahr, daß der dord. Lieutenant die erwähn⸗ ten Proclamatonen erlassen habe. Er wolie keinesweges behaupten, daß man das Parlament nicht um weitere Maßregeln angehen werde, aber er könne für jetzt den Charakter dieser Maßregeln noch nicht näher angeben. Das Haus vertagte sich darauf. — Im Unter hause wurden gestern verschiedene Gegenstände behandelt. Zuerst kam die Formwidrigkeit, welche Lord Bentinck in den Be— schlüssen entdeckt haben will, auf welche sich die Zuckerzoll-Bill stützt, abermals zur Sprache. Der Schatzkanzler erklärte, wie er nach reiflicher Erwägung nicht bezweifle, daß jetzt von britischem Kolonial⸗
zucker der richtige Zoll mit 13 Sh. vom Centner erheben werde.
450
Die Einfuhr fremden Zuckers in die britischen Kolonieen sei verboten, und gan r reh Beschluß der Legislatur von Jamaica habe keine Gültigkeit. — Die Bill in Betreff der konsolidirten Fonds (3 Mill. Pfd. St.) wurde zum drittenmale verlesen und angenommen. Als der Antrag auf weitere Erwägung des Berichtes über die Bill wegen verschuldeter Güter in Irland gestellt wurde, drang Herr Napier auf Ausmerzung der vom General⸗ Prokurator in die Bill eingeschobenen 13 Klauseln, weil durch dieselben das ganze Grundeigenthum in Irland bedrückt werde, was man gerade jetzt vor Allem vermeiden musse. Der Generalprokurator vertheidigte seine Klauseln mit großem Nachdrucke, Die Bill sei in ihrer jetzigen Fassung nothwendig, um der irländischen Arbeiter⸗-Be⸗ völkerung Beschäftigung zu geben, und um die dortigen Grund besitzer wieder empor zu bringen. Bei der Abstimmung ward der, Antrag Napier's mit ungeheurer Mehrheit verworfen. Nach Abänderung einiger Klauseln der Bill wurde der Bericht genehmigt und der Druck der Bill angeordnet. — Lord J. Russell beantragte nun die zweite Verlesung der Bill zur Beseitigung der Bestechungen und sonstigen Mißbraͤuche bei den Wahlen. Sberst Sibthorp bean⸗ tragte wegen der schon weit vorgerückten Sessionszeit die Verwer⸗ fung der Bill, die viel zu er err fr. um sie in der Hast berathen zu können. Herr Anstey theilte diese Ansicht und beantragte die Ver⸗
tagung der Debatte, schloß sich aber, nachdem noch mehrere Redner, worunter Lord J. Russell, für und andere gegen die zweite Verle= sung gesprochen hatten, nach einer geharnischten Rede gegen die Bill, welche er als parteiisch und zweckwidrig bezeichnete, dem Antrage Sibthorp's an, der jedoch mit 216 gegen 9 Stimmen verworfen wurde, worauf die zweite Verlesung der Bill erfolgte. Die Zucker zollbill wurde hierauf ebenfalls zum zweiten Male verlesen und die Comitè-Berathung für die nächste Sitzung anberaumt.
In der gestrigen zehnten Jahres⸗Versammlung der Eigenthümer der Unions-Bank von Australien wurde die Dividende (freie Einkom- men- Steuer) auf 6 pCt. festgesetzt und über die Lage des Instituts ein sehr günstiger Bericht erstatiet. Ueber 30, 000 Pfd. St. werden für das letzte Geschäfts-Jahr zur Dividende geschlagen.
Königliche Schauspielt.
Mittwoch, 26. Juli. Im Schauspielhause. 123ste Abonnements- Vorstellung: Der Rechnungs- Rath und seine Töchter, Original-Lust= spiel in 3 Abth., von L. Feldmann. Hierauf: Der alte Magister, Schauspiel in 3 Abth., v. R. Benedix.
Dienstag, 27. Juli. Im Opernhause. 124ste Schauspielhaus⸗ Abonnements-Vorstellung: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, Schauspiel in 5 Abth., von Göthe. eng 6 Uhr.
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öS rTOm 25. Ma Ci.
HVechsel- Course.
Brief.
Kurz 144 . n, , J 2 Mi. 1133 namburg 822545 HKurz ö ga. 300 Mu. 2 Mt. 1136. 3 Mi. 300 Er. 2 Mi. I50 i. 2 Mi. 150 FI. 2 Mi. 100 TbHIlr. 2M 8 Tate 100 Thlr. 2 mi!
PFraukfurt a. M. züd. W. 2 Mi. Heterahurs 100 sR 3 Wachen
Inländische Fonds, Hfundbries., Nommindl— Papiere eld - (oumse.
Amsterdam
— — 83
Die- e-
London
Breslau
Leipzig in Courant im 14 Tir. Fuss..
ö ief. Geld. Gem. . Brief. St. Schuld- Sch. 5 733 Kur- u. Nu. Pfdbr. Seeb. Präm. Seb. 75 Schlesische do., K. u. Nm. Schuldv.
do. Lt. B. gar. do. Uerl. Stadt- Obl.
Pr. RkK-Anth. Sch Wentpr. Ffandbr. Urosih. Poseu do. do. do. Osipr. Pfandbr. HPomm. do.
X
1 —
Erie drichad' or. — Aud. l di. à ih. Dis couto.
Ausländische Fonds.
1282 138311
.
Poln. neue Pflbr. do. Part. 500 FI.
Russ Hamb. Cert do. beilope3 4.8.
d09. do. 300 EFI. Hamb. Feuer- Cas. do. Staats-Pr. Anl. Holl. 23 Y Int.
Kurh. Pr. O. 40 ih. Sardin. do. 36 Fr. N. Bad. de. 35 EI. —
de. do. 1. Aul. do. Stiegl. 2. 4.A.
do. do. 5. A. do. v. Rthsah. Lst. do. Polu. Schatz. do. do. Cert. L. A. do. do. L. B. 200FI. — Pol a. Pfdbr. a. C. 4
SI II 11
D — 6 — 91 12 2
M — =
Kis enk ahn -- ACctien.
8.
Siamm - Actien. Aapilal.
Tages - Cuumrs.
Rein- Ertra 1842.
Rechnung.
in der dazu hestimmten Rubi ausge sill. Die mit 34 pCt. ber. Actien sind v. Staat gar
Růrsen- Zins-
Der Reinertrag wird nach , . NHekannim
Prioriläls- Aclien. Kapital. ö . ; Tages- Couns.
Simmtliche Prioritits-Actien werden durch juhrliche Verloosung a 100 pCt. amortis.
Berl. Anhalt Lit. A B. 33,500, 000 do. Hambur 8, 000, 000 do. 4.824, 000 do. gd... A4. 6000, 000
Magd. Halberstadt . 1. 700,000
do. Leipziger 2. 3009, 000
Halle Thüringer g, 000, 000
Cöln - Minden 12.967, 500 do. Aachen 4,500, 000
Bonn - Cöln l, 151, 200
Düsseld. Elberseld.. 1.527, 000
Steele - Vohwinkel... 1, 100,000
Niederschl. Märkisch. 9, 50,000
do. Zweigbahn 1,500,000
Oberschl. Lit. A. ... 1,429,700
do. Lit. B. . .. 2. 406, 000
Cosel - Oderberg 1,200,000
Breslau - Freiburg... 1,700, 000
Krakau- Oberschl. . .. 1.509, 000
Berg. Märk. ..... ... 4, 000, 0060
Stargard - Posen 5, 000, 000 Quit lungs- Rogen. Berl. Anhalt. Lit. B. Brieg - Neisse ..... ... pia fen ellen. .
Aachen-Mastricht ... Thür. Verbind. Bahn
Ausl. Guitlungshiog. Ludv. Bexbach 24 FI. Pesther. . . ..... 26 FI. Friedr. Wilh. Nor db.
S7 ba u k. 63 a 64 bz. u. G. n. bz. B. 92 * 53 a * b. , ,,. 57 6. 68 6.
697 a 70 ba.
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S6 ba. u. B. S6 6.
38 br. u. B. 60 B. 66 bz. u. B.
85 B
415 br. u. B.
2, 500,000 1,100, 000 4,500,900 2, 7560, 00 h, 6h0, 00
— — — — —
g, 525, 000 H. 000, 000 d, O00, 00
— —
Schluss- Course von Cöln- Minden 77 ß.
SI. 6. S9 bꝛ. 765 bz. u. G. S0* é.
Berl. Anhalt do. Hambur do. Pots d. 2, 367, 200 do. do. . 3, 132, S0
Magdeb. Leipziger .. , 788, 000
Halle - Thüringer .... 4, 000, 000
Cöln - Minden 3, 574,500
Rhein. v. Staat gar.. 1,492, 800 do. 1. Priorität. . . . 2, 487, 250 do. Stamm -Prior. . 1, 250,000
Düsseldorf - Elberfeld. l, 000, 000
Niederschl. Märkisch. 4, 175,000
do. do. 3, 500, 000 do. III. Serie. 2, 300, 000 do. TZweighahn 252, 000 do. do. 248,000
Oberschlesische 1,276, h00
Cosel - Oderberg 250, 000
Steele - Vohwinkel. . . 325, 000
Breslau - Freiburg.. 400,000
1,411, 800 5, 900, 000
S0ꝝ d. Soz kh. 87 bæ.
8 — — w — 2 — * —
— 0 6 0
1847.
Ausl. Stamm-Acl.
Dresden- Görlitz Leipzig Dresden 1.500, 00h Chemnjtz Risa 3, 000,000 Sächsisch-Bayerische 6, 000, 000 Kiel - Altona Sp. 2, 050, 000 Amsterd. Rotterd. FI. 6, 500, 000 Mecklenburger Thlr. 4, 300,ů000
Reinert.
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Börsen- Zinsen
2
6, O00, 000
— — — — — — —
von Preussischen Bank- Antheilen S6 .
Die Börse war heute flau gestimmt, and nur einige Effekten, als Berlin- Hamburger, Halle Thüringer und Friedrich Wilhelms- Nordbahn, wurden höher als gestern bezahlt. Auch fremde
Fonds waren meistentheils begehrt und hielten sich steigend.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 24. Juli. Louisd'or 1125, bez. u. Gld. Poln. Papiergeld 90 bez. u. G. Oesterreichische Banknoten 895 bez. u. Br. Staats⸗Schuldscheine, 35 proz. 735 bez. u. Glo. Schles. Pfanbbr. Zhproz. 2 Gld., do. Lit. B. 4proz. 937 Gld., do. 34 proz. S2 Gld. Preuß. Bankantheil⸗Scheine 85 Gld.
Poln. Pfandbriefe, alte proz. S6 Gld., do. neue proz. SJ Gld., do. Partial⸗Loose a 300 Fl. 87 Gld., do. a 500 Fl. 62 Gld. Russ.⸗Poln. Schatz ⸗ Obligationen proz. 59 Gld.
Actien. Oberschles. Litt. A. 33proz. 85? Br., do. Litt. B. ZE proz. 85? Br. Breslau⸗Schweidn.⸗ Freiburg 4proz. 823 Gld. Niederschl. Märk. 31 proz. 703, bez. u. Gld., do. Prior. H proz. 93 Gld., do. Ser. III. 5proz. 89 Gld. Neisse⸗Brieg 4proz. 34 Gld. Krakau⸗Oberschl. proz. 387 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗-Nordbahn 4proz. 103, 3 und 41 bez. u. Br.
Wechsel⸗Course.
Amsterdam 2 M. 1422 Gld.
Hamburg a vista 1527 Glid.
do. 2 M. 1517 Gl. London 1X. St. 3 N. 6. 255 Gn. Berlin a vista 9979 Gim.
do. 2 M. 997 Gld.
Wien 2 M. 877 Gld.
Leipzig, 24. Juli. 2. Dr. Pert. Thad. e 8 Lei . . Schles. 33 Br.. Chemn. Riesa 27 G. mn 23 Br. Berl. Anh. A. S7 Br., 87 G. do. B. 3 8, , Magd Leipzig 172 Br. Altona-Kiel 89 Br. D. A. 1 G . Bank⸗Antheile 87 Br., 86 G. J ;
ankfurt a. M., 23. Juli. (In der Effelten-Soꝛietä Von Fonds waren heute nur allein die de wf 94 3 . Actien, so wir J. . Nordbahn, und Berbacher Artien, angenehmer. 2. allen übrigen Gattungen zeigte sich gar keine Veranderüng. Das eschäft war im Allgemeinen höchst unbedeutend.
Paris, 22. Juli. Einige Eekomptirun en d die Course gehalten, aber das Geschäft war . en,, ,.
die Börse zeigt geringe Veränderung gegen gestern.
mehr als el an das baldige 2 der ie mihi da man in alle Combinationen immer bie Anleihe⸗ Certisil ale von 1847 eintreten läßt, so waren dieselben sehr gesucht zu 1800 Fr. 309 Fr. höher als gestern. Eisenbahn⸗-Actlen hielten sich wie
zzreg. Rente 48. Sproz. do. 77. 25 277. Banl-Actien 1660 1659. Jiort bahn 375 372. Ih 63 . EEondon, 21. Juli. Zproz. Cons. S74, a. 3. 874. Ztuproz. 87. Art. 17. 7 211. Int. 453. proz. 725. E. Ji. 105, 399. Bras. 71. Chill Zproz. 3. Mex. 17. Engl. Jonde sest
unverändert. In fremden war, bei ge⸗
ringem Geschäft, der Preis stationair Eisenbahn-Actien nicht we— sentlich verändert.
Amsterdam, 22. Juli. Holländische Fonds blieben heute bei mattem Geschäft fast unverändert. Fremde Effekten blieben eben⸗ falls bei unbedeutendem Handel wenig oder gar nicht verändert. — G. a. P. 3, W. D. 3. Oest. Met. 5proz. 633. Tzyproz. 333. Mex. 17.
Holl. Int. 443, Zproz. neue 524, 4proz. ostind. 08, 3, *, 31H proz. Synd. 673, 68. Act. der Handels-Maatsch. 133. Span. Ardoins gr. Piecen 87. Port. neue 173, , 4proz. 183, 3. Russ. alte 9654, proz. Hope 7657. Stiegl. 753.
Antwerpen, 21. Juli. Der Fonds-Markt war unverändert. Belg. 5proz. 765. 45proz. 697 B. 2iproz. 385, 1 B. Span. ohne Geschäft. Ard. 8Sz B.
— —
Markt ⸗Berichte.
Berliner Getraidebericht vom 26. Juli. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:
Weizen 1465 — 652 Rthlr.
„S8 pfd. weißer poln. 52 Rthlr. bez.
„87 pfd. gelber märk. 185 Rthlr. bez. Roggen loco 24 – 26 Rthlr.
J p. Juli / Aug. 24 Rthlr.
n Aug. / Sept. 25 Rthlr.
„Sept. / Okt. 255 Rthlr. Br., 25 verk.
Hafer 18/52 fd. 16—18 Rthlr.
Gerste, große 214— 22 Rthlr.
ö. » kleine 22 – 21 Rthlr.
. 67 Rthlr. bez.
Rüböl loco 115 — 11 Rthlr.
Juli / Aug. 115—11 Rthlr. Aug. / Sept. 111 —11 Rthlr. Sept. / Okt. 114 — 113 Rthlr. Okt. / Nov. 117 — 11 Rthlr. Nov. / Dez. 1175 — 117 Rthlr.
Spiritus loco 175 Rthlr. ohne, 17 mit Faß begz. » Juli. / Aug. 17 Rthlr. ohne Faß bez. Aug. / Sept. 17 Rihlr.
» Sept. / Okt. 17 Rthlr. Br., 163 G.
Marktpreise vom Getraide. Zu Lande: . . 3 6 n
eizen 2 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 5 Sgr. 8 Pf., auch 1 Ithir. 6 Pf; ; - Hafer 26 Sgt. auch j 83 6 f. große Gerste 1 Rihir. 2, Sa, W Merz Wehen 3 Kehle. 2 Sgr. 6 Pf, zug 4. Rthit. 3 gr. 6e Pf Roggen 1 Rihr. 5 Sgr., auch 1 Rihlr. 1 Sgr. 75 große Ger e 1Rthlr. 1 Sgr. 3 * Hafer 21 Sgr. 3 Pf.,
auch 20 Sgr.; Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf.
Sonnabend, den 22. Juli. Das Schock Stroh 6 Rthlr. 15 Sgr., auch 5 Rthlr.; der Cent⸗ ner Heu 22 Sgr. 6 Pf., auch 165 Sgr.
Danzig, 22. Juli. An der Bahn wird gezahlt für Weizen 50 — 68 Sgr., Roggen 25 — 34 Sgr., Gerste 18 — 21 Sgr., Erbsen 33—43 Sgr, Hafer 15 — 17 Sgr., Rübsen 70 — 72 Sgr. pro Scheffel. Spiritus 177 Thaler pro 120 Quart S0 YS Tr.
Breslau, 21. Juli. Weizen, weißer 52, 56 bis 60 Sgr.; gelber 50, 54 bis 68 Sgr.
Roggen 29, 32 bis 35 Sgr.
Gerste 24, 26 bis 28 Sgr.
Hafer 19, 207 bis 22 Sgr.
Rapps 70 bis 74 Sgr.
Winter⸗Rips 69 Sgr.
Sommer⸗Rips 52 Sgr.
Spiritus Sin bis 87 Rthlr. für ungefähr 200 Eimer bezablt.
Rüböl 10 Rthlr. loco, pr. September und Oktober 10 Rthlr. Geld ohne Abgeber.
Zink 35 für loco und 33 ab Gleiwitz Geld; die Vorräthe sind so klein, daß gar nichts offerirt wird.
Der Bedarf war heute auch nicht lebhaft am Getraide-Markte, und Preise sind, wie oben bemerkt, zu Ende noch billiger anzu— nehmen.
Köl6nd, 22. Juli. (23 Schfl.) Weizen, direkt, 6 Rth r., do pr. Nov. 5 Rthlr. 20 Sgr., do. pr. März 5 Rthlr. 22 Sgr. Gerste 2Rthlr. 25 Sgr. Hafer 2 Rthlr. Saamen 9 Rthlr. Rübkuchen 256 Rthlr. Roggen, direkt, 3 Rthlr. 22 Sgr., do. pr. Nov. 3 Rthlr. 22 Sgr., do. pr. März 3 Rthlr. 27 Sgr.
Rüböl pr. Compt. 28 Rthlr., do. pr. Oktob. 29 Rthlr., do. pr. Mai 30 Rthlr.
Mainz, 21. Juli. Weizen 9 Fl. 46 Kr., Roggen 6 Il. 47 Kr., Gerste 5. Fl. J Kr., Hafer 6 Fsl. 38 Kr., Weißmehl 8 Fl. 30 Kr.; Roggenmehl 6 Fl.
Berichtigung. Ber in unserem gestrigen Blatte aus Stet⸗ tin den 22. datirte Marktbericht ist als aus Leipzig von demsel— ben Tage datirt anzusehen.
London, 21. Juli. (Getraibemarkt. Die Zufuhren von englischem und 1 Weizen während der Woche sind gut, die von Gerste und Hafer vom Auslande bedeutend gewesen. Wei⸗ zen holt die vollen Preise vom Montag und war beute zum Schluß soglei, und erf Lief erh alebhast Rfszt, Ger tte Thr gesuch zu einer kleinen Preisermäßigung. ohnen und Erbsen unverän⸗ dert. Hafer wird mäßig verkauft zu früberen Preisen. Nai 2 bis 3 Sh. höher für schwimmende Ladung. Meb! unverändert.
Orud und Verlag der Deckerschen Gehen Ober · Se fhuch druckerei. Beilage
AM 83.
Geil age zum Preußi
451
schen Staats-Anzeiger.
Mittwoch den 2. Juli.
nhalt. Deutschlan d.
Bundes⸗Angelegenheiten. Frankfurt a. M. Bericht des volker rechtlichen Ausschusses, die Einverleibung eines Theils des Großherzog-
thums Posen in den deutschen Bund betreffend.
; Ausland. Frankreich. Paris. Das Journal des Debats über eine Sitzung
der National⸗Versammlung.
Italien. Rom. Der französische Gesandte. — Fürst Corsini. — Die Antwort des Papstes auf die Adresse.
— —— —
Uichtamtlicher Theil. Dent sehland.
Sundes-Angelegenheiten.
Frankfurt a. M., 23. Juli. (Köln. Ztg.) Der Bericht des volkerrechtlichen Ausschusses, die Einverleibung eines Theiles des Großherzogthums Posen in den deutschen Bund und die Anerkennung der Teputirten desselben, so wie die Erhaltung der Nationalität der Polen in Westpreußen, betreffend GBerichterstatier: Abg. Stenzel,), lautet folgendermaßen: l ;
„Es ist dem völkerrechtlichen Ausschusse eine nicht unbeträchtliche An— zahl von Anträgen, Petitionen und Protestationen für und gegen die Ein- verleibung eines Theiles des Großherzogthums Posen in den deutschen Bund und die damit gengu zusammenhängende endliche Anerkennung der in dem— selben Theile gewählten Abgeordneten zur deutschen National-Versammlung und über die Nationalität der Polen in Westpreußen übergeben worden.
Dadurch wurde dem völkertechtlichen Ausschusse nicht nur die Verpflich- tung aufgelegt, die zum Theil umfassenden Eingaben selbst gehörig zu prü— fen, sondern auch alle ihm möglichen Mutel zu ergreifen, um dutch schrift⸗ liche und mündliche Zeugnisse ünd Nachrichten zu einer sesten Ansicht über den eben so wichtigen als verwickelten Gegenstand zu gelangen. Er hat da— ö Aktenstücke benutzt und auch Abgeordnete beider Parteien ge⸗
hört.
Zur richtigen Auffassung und Würdigung der sehr verwickelten Ver— hãltnisse wird folgende möglichst kurze Darlegung derselben dienen können. . Großherzegthum Posen entstand in seiner jetzigen Ausdehnung im Jahre 115. Der König von Preußen erhielt zur Erledigung seiner von den Mächten des wiener Kongresses als gerecht anerkannten Ansprüche auf Herstellung seines früheren Territorial-Bestandes, durch Vergleich mit Nußland am 5. Mai 1815, einen Theil des ehemaligen Herzogthums Warschau. In der Schluß⸗Atte des wiener Kongresses vom 9. Juni 1815 ist auch diese Territorial-Bestimmung aufgenommen und das formale Recht Preußens, zum Besitze der bezeichneten Landestheile, durch die theilnehmen⸗ den Mächte, d. h. durch ganz Europa, anerkannt worden. Zwei Kreise des erhaltenen Theiles vom Herzogthum Warschgu schlug der König Friedrich Wilhelm zu Westpreußen, mit dem Ueberreste vereinigte er dagegen einige Theile des ehemaligen Netzdistrikts, welche schon bei der ersten Theilung Polens in preußischen Besitz gekommen waren, und errichtete daraus das Großherzogthum Posen. In seinem deshalb erlassenen Besitznahme⸗-Pa— tente und in seinem Zurufe an die Bewohner vom 15. Mai 1815 sprach der König die Einverleibung der Provinz in die preußische Monarchie aus, ohne daß die Bewohner ihre Natonalität zu verleugnen hätten und sicherte diesen, auch außer den persönlichen und Eigenthumsrechien, die Aufrecht- haltung der Neligion, der polnischen Sprache neben der deutschen, fer⸗ ner den Zutritt zu allen öffentlichen Aemtern, Ehren und Würden, auch die Einsetzung eines eingeborenen Statthalters und die Theilnahme an der Constitution zu, welche er seinen Unterthanen zu gewähren beabsichtige, so wie eine provinzielle Verfassung, gleich den übrigen Provinzen seines Reiches. Die in Wien beschlossenen freien Verkehrs -Bestimmungen unter den zum ehemaligen Polen nun den drei Theilungsmächten gehörigen Provinzen wur— den gar nicht ausgeführt.
Das Großherzogthum wurde als Provinz in zwei Regierungs-Bezirke, in den von Posen mlt 17 Kreisen und den von Bromberg mit 9 Kreisen, getheilt. Die Bevöllerung belief sich im Dezember 1813 auf 790,090 Po- len, 420, 009 Deuischen und fast 80, 000 Juden. Die Deutschen bestehen zum Theil aus den Nachkommen vor Jahrhunderten eingewanderter Kolo⸗ nisten, hauptfächlich in den Städten, wo sie fast überall den zahlreich ten und wohlhäͤbendsten Theil der Bevölkerung qusmachen. Viele Städte kön= nen als ganz deutsch angesehen werden, weil sie gar keine oder , g e sehr wenig zahlreiche polnische Bevölkerung besitzen. Der polnischen Natio⸗ nalität waren“ freie staͤdtische Gemeinden mit Theilnahme an der Verwal- tung des Gemeinwesens, überhanpt freies Bürgerthum, ursprünglich ganz fremd. Alle polnischen Städte in diesem Sinne wurden von Deutschen gegründet, welche sich auch, obwohl weniger zahlreich, in einigen deutschen Dörfern auf dem Lande ansiedelten. Den Polen wie den Deut⸗ schen war das geeichmäßig vorteilhaft, die Könige und Grundbesitzer be⸗ günstigten die Einwanderung fremder Kolonisten, um die vielen und ausge— dehnten Wälder ausioden zu lassen, den Boden urbar zu machen und ihm einen höheren Ertrag abzugewinnen. Als die Könige, nach dem Abgange der Piasten, vorzüglich aber unter den Wasas im 47. Jahrhundert, immer ohnmächtiger wurden und auch die eingeborenen polnischen Bauern gar nicht mehr gegen die härteste Unterdrückung durch den Adel schüßen konnten, ver⸗ fielen auch die deutschen Dörfer und Städte, von denen viele in den Besitz des Adels kamen. Nur die größeren Königlichen Städte retteten einen Theil ihrer alten Freiheiten. ö .
Sehr vermehrt wurde die deutsche Bevölkerung erst wieder, als König Friedrich II. von Preußen, nachdem er den Netzdistrikt von Polen abgerissen, schon im Jahre 773 mit einem Aufwande von anderthalb Millonen Tha⸗ lein den bromberger Kanal anlegte und bereits schon im Jahre 1774 ver- mittelst der Brahe, Netze und Warthe die Weichsel mit der Oder und so auch mit der Elbe zu einer höchst wichtigen Binnenschifffahrt in Verbindung brachte. Die seit Jahrhunderten zwischen Pon und Pommern streitigen, durch zahllose Ver⸗ heerungen und große Moräste vielfach wüsten Umgebungen der Netze wurden uun urbar gemacht und durch zahlreiche Kolonisten bevölkert. Hierzu kamen nach und naͤch viele Deutsche, welche im Großherzogthume verhältnißmäßig wohl- feile Güter kauften, vorzüglich als Preußen seit dem Aufstande der Polen gegen Rußland, im Jahre 1831, die Provinz planmäßig zu germanisiren anfing. Die Juden im Großherzogthume sind allen zuverlässigen Angaben nach durchgehends Deutsche und wollen es auch sein. Unstreitig sind auch sie ursprünglich aus Deutschland eingewandert, haben sich dann durch das Großherzogthum, wie durch das gesammte Reich, zerstreut, überall mehr oder weniger zahlreich ansässig gemacht. Die religiöse Toleranz, welche ehe⸗ mals in Polen vorherrschte, so wie mehrere Eigenschasten, die den Polen abgingen, haben den Juden seit Jahrhunderten einen tiesdurchgreifenden Wirkungskreis in Polen gegeben. In der Regel sind sie beider Sprachen, der polnischen wie der dentschen, mächtig, obgleich sie in ihren Familien, wie von Jugend auf ihre Kinder, deutsch sprechen.
So sind nun in allen Theilen der Provinz Deutsche ansässig, und es giebt verhältnißmäßig wenige Ortschasten und kaum einen einigermaßen umfangreichen Landstrich, wo nicht Polen und Deutsche vermischt neben einander wohnten. Vorherrschend ist indessen die deuische Bevölkerung im nördlichen und westlichen Theile der Provinz an den Gränzen Westpreu— sens, der Mark und Schleslens, während im Innern und im östlichen Theile gegen das Königreich Polen hin die polnische Bevölkerung über wiegend zahlreich ist. Im Allgemeinen ist aber auch der bäuerliche Grund- besiß der Deutschen verhältnißmäßig gegen die Kopfzahl der Polen größer, als der, Grundbesitz der polnischen Bauern.
Die durch ihre Nationalitäten getrennten Deulschen und Polen hingen niemals i zusammen, ja, schon seit Jahrhunderten war zwischen ihnen vielfacher Unfriede. Seit der ersten Theilung Polens stand der Adel und jeder Pole, der noch von Vaterlandsliebe beseelt war, dem Deutschen, und vorzüglich dem Preußen, feindlich gegenüber. Preußen vorzüglich störte
durch Einführung seiner besonders festgere elten Staats- und Verwaltungs- Anordnungen und deren strenge Handhabung die alten Gewohnheiten und erkommlichen Einrichtungen der Polen auf das empfindlichste. Der bisher in der knechtigsten Abhängigkeit befindliche Bauer erhielt Schutz gegen die Willkür des Abels, was diesen noch mehr erbitterte, während die Bauern und die Bewohner der Städte sich ebenfalls in viele ihnen sehr unbequeme preußische Ordnungen fügen mußten. Der preußisch« Beamte fühlte sich gekränkt, weil die von ihm eingeführte und gehandhabte und hochgehaltene Ordnung von dem Polen nicht dankbar angenommen nnd anerkannt, ihr vielmehr widerstrebt wurde. Er fühlte nicht, daß Alles, auch Gutes geben und aufzwingen, nicht füc den Verlust nationaler Selbstständigkeit enischä—⸗ digen konne. Schon nach der Schlacht von Jena zeigte sich der Haß der Polen durch einen allgemeinen Aufstand und Veijagung der preußischen Beamten. Auch mit der Errichtung des Großherzogthums bosen konnte kein gutes Vernehmen hergestellt werden, indem damit zum Theile die Hoffnung auf die Herstellung eines großen polnischen Reichs ge— stoͤrt wurde und der König von Preußen damals unmöglich darauf eingehen konnte, eine einzelne Provinz ganz selbstständig zu organisiren und aus fei⸗ nem Staate gewissermaßen einen Bundesstaat zu machen. Als im Jahre 1830 die Sympathieen des polnischen Adels für den Aufsstand in Warschau Besorgnisse erregten und seitdem planmäßig dahin gearbeitet wurde, durch mehrere getroffene Einrichtungen, hauptsächlich durch Auflaufen, Zerschlagen und Vertheilen polnischer Riftergüter an Deutsche, vorzüglich den polnischen Adel nach und nach zu beseitigen, stieg die Erbitterung desselben gegen Preußen, und diese dauerte natürlich sort, obwohl mit dem Jahre 1840 einige Milderungen in den Anordnungen eingetreten waren. Nach dem Ereignisse in Krakau, im Februar 1816, würde dennoch versucht worden sein, das Land in Aufstand zu bringen, wenn das nicht gleich anfangs mißlungen wäre. ö ;
Mit den Ereignissen im Frühjahre des laufenden Jahres wurde die Bewegung der Polen, dann auch der Deutschen, im Großherzogthum allge— mein. Das deutsche Volk, immer voller Theilnahme für jeden Unglücktichen, halte jederzeit das große Unrecht tief gefühlt, was von seinen Fürsien gegen die Polen begangen worden war. Es jauchzte bei dem Anbruche des Tages der eigenen Freiheit auch der Wiederanferstehung der Selbstständigkeit Po— lens aus vollem Herzen entgegen. Die Deutschen boten aufrichtig die Bru— derhand, um zu suͤhnen, was ihre Fürsten früher verbrochen. In demselben Augenblicke aber, als die Polen einschlugen, trennten sich auch schon beider Nationen Interesse und Ziele. Die Polen dachten nur an die Wiederher— stellung ihres alten Reichs, mindestens in der Landes-Ausdehnung vor der ersten . im Jahre 1772. Sie haben das vielfach offen erklärt, und das erstreckte sich auch für Preußen und Deutschland weit über das Groß—= herzogthum Posen, auf Westpreußen, auf die gesammte Verbindung mit Ostpreußen hinaus. Die Deutschen im Großherzogthume dachten nür an die Polen, nicht an das Land. Sie wollten der verletzten und tief gekräuk— ten Nationalität des polnischen Volkes gerecht werden und dazu beitragen, daß ein freies, selbstständiges, nationales Polen hergestellt würde, daß jedenfalls der Pole, der bisher von Deutschen regiert worden war, sich sei⸗ ner Nationalitaͤt gemäß einrichte und regiere; sie dachten aber durchaus nicht daran, als Deutsche, bisher im innigen Vereine mit der preußischen Mo— narchie, sich von dieser und damit wesentlich zugleich von Deutschland zu tren— nen und unter die ihnen jedenfalls durchaus nicht zusagende Herrschast von Polen zu kommen. Und das sollte gerade in dem Augenblicke geschehen, als das Nationalgefühl der Deutschen lebendiger als jemals erwacht war, als der König von Preußen alle seine bisher noch nicht zum dentschen Bunde gehörigen Staaten diesem anschließen wollte.
Durch diesen scharfen Gegensatz mußte unter allen Umständen zunächst eine starke Spannung zwischen den Deutschen und Polen entstehen, anfangs geheim, dann nur zu bald öffentlich. Die Polen baten den König um eine nationale Reorganisation des Großherzogthums, welche sich schnell, aber ruhig und gesetzlich entwickeln solle. Während aber das im Allge— meinen nach und nach von der Staats-Regierung zugegeben wurde, ohne doch die Einwilligung der Stände der Provinz einzufordern, was selbst nach der provinzialständischen Verfassung durchaus nöthig gewesen wäre, suchte ein polnisches Central-Comité in Posen die polnischen Bewohner der ganzen Provinz unter die Waffen und natünlich auch die Kriegsgewalt des Landes in die Hand der Polen zu bringen. Es wurde neben vielen anderen irri— gen Nachrichten hauptsächlich versichert, gehofft und geglaubt, die Polen soll— ten den Vortrab eines preußischen oder deutschen Heeres gegen Rußland bilden, gegen das der Krieg sofort ausbrechen werde, um das polnische Reich herzustellen. Eine solche auf möglichst durchgreifende Art ausgeführte Bewegung war nicht ohne Beeinträchtigung, ja Beseitigung der preußischen Behörde und nicht ohne wesentliche Verletzung der Interessen der Deut- schen, ja nicht ohne mehrfache Gewaltthätigkeiten gegen einzelne Deutsche möglich.
dium erwachte aber bei den Deutschen die Besorgniß, man wolle sie von Preußen trennen und einer polnischen Regierung untergeben, als zuerst im Netzdistrikte und in den westlichen Kreisen des Großherzogihums, noch vor dem Ablaufe des März, viele Deutsche zusammentraten, sich bewaffne⸗ ten und, obwohl übrigens mit voller Anerkennung der Ansprüche der Polen auf nationale Selbstständigkeit, doch Trennung vom Groeßherzogthume for— derten, weil die Gerechtigkeit verlange, daß Jedem das Seine werde. Die Erde sei neutral, der Boden des Landes weder polnisch noch deutsch, nur die Bewohner gäben ihm den Charakter der Nationalität. Sie wären durch und durch Deutsche, wollten es immer bleiben und Deutschland angehören. Sie baten um Aufnahme in den deutschen Bund. So schieden sich hier zuerst nationale und territoriale deutsche und polnische Interessen. Als die Staats-Regierung nicht sogleich auf Trennung einzelner Distrikte vom Großherzogthum eingehen wollte, verlangten schon am 29. März die Be—= wohner des Netzedistrikts, der beabsichtigten polnischen Neorganisation nicht unterworfen zu werden, baten um Truppen gegen Vergewaltigungen und er— boten sich, diesen bewaffnet beizustehen. Bei aller unerschütterlicher Treue für den König, wollten sie doch eher das Leben verlieren, als sich Institu⸗ lionen aufdringen lassen, durch welche ihre Nationalität vernichtet werden würde. Diese nationale Bewegung der Deutschen reizte die Polen, und bald standen beide Nationalitäten einander so feindlich gegenüber, daß es bei dem besten Willen der Führer nicht überall möglich war, Ausschreitun⸗ gen zu verhüten. Ein blutiger Bürgerkrieg drohte auszubrechen, und die zahlreich herbeigezogenen preüßischen Truppen konnten die Ordnung kaum im Allgemeinen aufrecht erhalten. Um diesem zuvorzukommen und doch die nationale Reorganisation der Provinz unter preußischer Oberhoheit auszu—= führen, wurde der General von Willisen nach Posen geschickt. Er sollte nach dem Beschlusse des Ministeriums denjenigen Kreisen, welche sich der polnischen Nationalität nicht anschließen wollen insbesondere diejenigen, in welchen die deutsche Nationalität überwöge, jedenfalls die preußische Orga⸗ nisation und Verwaltung erhalten. Der Versuch des Generals von Willi⸗ sen mußte nothwendig schon darum scheitern, weil die Polen das territoriale Interesse eben so fest hielten, wie die Deutschen das nationale, weil die Deutschen im Großherzogthume in keinem Falle von Polen regiert werden wollten, und die Polen doch die Regierung für das gesammte Großherzog- thum in Anspruch nahmen, endlich aber selbst nicht im Stande waren, die durch Versprechungen mancherlei Art unter die Waffen gebrachten Land⸗ leute zu beschwichtigen und zur vereinzelten Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen, weshalb die noch übrigen bewaffneten Abtheilungen derselben un— ter blutigen Kämpfen mit , . aufgelöst werden mußten.
. dieser Ereignisse lehnten die posener Provinzialstände, am 6. April, den Antrag auf Einverleibung des gesammten Großherzogthums in den deutschen Bund ünd Erwählung von 12 Abgeordneten zur deutschen Na— tional⸗Versammlung mit 26 Stimmen gegen 17 Stimmen ab, weil nach der Ansicht der Mehrzahl die Bewohner als polen nicht in einer fremden Na—= tionalität verschwinden wollten. Die Minorität dagegen, welche ebenfalls nicht für die Aufnahme des gesammten e,. in den deutschen Bund war, trug, weil nach amtlicher Zählung das Verhältniß der deuischen Bevölkerung im Großherzogthume zur polnischen wie 5 zu 7 sei und die dem Großherzogthum gewährleisteten nationalen Institutionen für die Deutschen nur deutsche sein könnten, mindestens für die überwiegend deuts bevöllerlen Kreise um Aufnahme in den deutschen Bund an, und da zugleich sofort von den Provinzial⸗Ständen 5 Abgeordnete zur deutschen
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National ⸗Versammlung und deren Stellvertreter gewählt würden. Dies siel weg, als beschlossen wurde, die Wahlen nach Frankfurt durch Urversamm= n fn zu bewirken. Die Erbitterung, welche durch die blutigen Kämpfe zwischen Deutschen und Polen auf das höchste gestiegen war, drohte immer- fort von Neuem auszubrechen, ja, sich von Seiten der Deuischen selbst end= lich gegen die Regierung zu wenden. Die von der Staats-Regierung bean- tragte und sicher erwartete, den 11. April erfolgte Aufnahme Ost⸗ und West-⸗ preußens in den deutschen Bund steigerte die Hoffnung der Deutschen im Großherzogthum Posen, sich ganz von den Polen trennen und ebenfalls in den deutschen Bund aufgenommen werden zu können. Zahlreiche Bittschris⸗ ten, mit vielen Tausenden von Namen versehen, welche unzweifelhaften Be⸗ weis von der Stimmung der deutschen Bewohner gaben, gelangten an den König, der endlich nachgab und am 14. April befahl, die Kreise des ehe—⸗ maligen Netzedistrikts und 4 Kreise des posenschen Regierungs-Bezirks von der polnischen Reorganisation auszunehmen und deren Einverleibung in den deutschen Bund und die Wahl zum deutschen Parlamente sofort einzuleiten. Demgemäß wurden am 22. April, auf Antrag Preußens, außer den oben bezeichneten Kreisen noch mehrere andere Kreise zum Theile, ins gesammt mit einer Bevölkerung von 593,390 Köpfen, von der Bundes-Versammlung in den deutschen Bund aufgenommen. Bald darauf wurde die preußische Regierung in gleicher Weise veranlaßt, bei dem Bundestage auf die Auf— nahme von Stadt und Festung Posen mit einigen anderen Kreisen, insge— sammt mit einer Bevölkerung von 273,500 Seelen, in den deutschen Bund anzutragen, was vom Bundestage auch am 2. Mai geschah. Von beiden Theilen sollten 12 Abgeordnete zur National-Versammlung geschickt werden. Die genauere Angabe der Gränze zwischen dem deutschen Und dem polni- schen Theile wurde vorbehalten.
Hiermit war nun die Absicht der preußischen Regierung, das im Jahre 1815 gebildete Großherzogthum Posen in zwei Theile, einen polnisch zu organisirenden und einen zum deutschen Bunde gehörigen, bestimmt ausge— sprochen. An sich muß das formale Recht Preußens, diese Theilung der Provinz ohne Genehmigung der Stände zu bewirken, bestritten werden. Wenn es indessen hier den unabweisbaren Forderungen der Deutschen zu viel nachgab, wie früher bei der bewilligten nationalen Neorganisation der Provinz den Polen, so wird man sich überzeugen, daß die alten Formen eben so aus ihren Fugen gingen, wie die Provinz selbst sich fast gewaltsam und wirklich in zwei Theile spaltete. Die Polen protestirten in zahlreichen Bekanntmachungen und Bittschristen nicht nur gegen die Einverleibung ein- zelner Ortschaften und Kreise, sondern jedes, auch des kleinsten Theiles der Provinz in den deutschen Bund und Wahl von Abgeordneten in die Natio- nal-Versammlung, nannten es eine neue Theilung Polens und erklärten, nur nach Herstellung des freien Polens werde sich dasselbe mit seinen Nach⸗ barn über verschiedene Grän fragen vertragen.
Die preußische Regierung ist aber durch die Erbitterung, welche vorzüglich seit der Convention von Jaroslawice so hoch gestiegen ist, daß jeden Augenblick der fürchterlichste Bürgerkrieg ausbrechen konnte, zu dem Schritte genöthigt worden, den sie gethan. Die Forderungen der deutschen Nationalität traten für eine deutsche Regierung zu gebieterisch auf, um leicht abgewiesen werden zu können, Deutsche konnten endlich doch nicht mit Bajonetten die Deutschen dahin bringen, sich polnisch regieren zu lassen. Weil nun aber, wie gesagt, die deutsche Bevölkerung nicht in bestimmten Strichen ausschließlich, sondern auch außer den Städten in der gesammten Provinz zerstreut und mit den Polen vermischt wohnt, so ist es unmöglich, eine bestimmte fortlaufende Gränze zwischen beiden Nationalitäten zu ziehen. Damit fällt auch der Vorschlag hinweg, der wohl hin und wieder gehört worden ist, die einzel- nen Ortschaften abstimmen zu lassen und sie der Mehrzahl nach dem einen oder dem anderen Theile zuzugeben.
Eine völlige Trennung der Nationalitäten läßt sich also bei der jetzi= gen Beschaffenheit der Provinz nicht bewirken. Immer wird die eine oder die andere Nation mehr oder weniger verletzt werden müssen. Es wird daher nur noch das überwiegende Vorherrschen der einen oder der anderen Nationalität zu berucksichtigen sein, um, da es nicht ganz zu vermeiden ist, doch so wenig als möglich zu verletzen. Nun haben wir schon bemerkt, daß in mehreren nordwestlichen und westlichen Kreisen die Deutschen sich zu den Polen wie 11 zu 3, in mehreren nördlichen Kreisen an der Netze doch wie 12 zu 7 verhalten. Man hat diese Angaben bestritten, doch ohne hinreichende Gründe. Sie sind im Allgemeinen zuverlässig genug und stammen aus dem Jahre 1843, also lange vor dem jetzt so hoch gestiegenen Parteikampfe, her. Ob alle diese Deutschen seit Jahrhunder⸗ en hier gesessen oder seit mehreren oder wenigeren Jahren sich ansässig ge⸗ macht haben, ist wesentlich gleich. Sie sind nicht minder Deutsche als An- dere, und sind hierher gekommen in der sicheren Zuversicht, unter einer deut- schen Regierung als Deutsche zu leben.
Mit dieser Trennung der Kreise nach den in denselben vorherrschenden Na ionalitäten würde die immerhin nicht leichte Angelegenheit der Demar⸗ cation zu bewirken sein — allein die weit schwierigere entsteht durch die Festung Posen. Stitdem der größte Theil des Herzogthums Warschau an Rußland gekommen ist, drängen sich die Länder dieses mächtigen Nachbarn wie ein Keil zwischen die neudeutschen Länder Preußens. Preußische Staats- männer sahen das sehr wohl ein, und es wurde daher, obgleich Kaiser Alexander es noch nicht aufgegeben hatte, ein Königreich Polen in größerer Ausdehnung, als nachher geschah, zu gründen, doch schon im Winter 1814 darauf gedrungen, an Preußen den am meisten westlich ausspringenden n nämlich das Posensche, wesentlich in der nachherigen Ausdehnung ab— zutreten.
Die seitdem mit einem Kosten-Aufwande von beiläufig 10 Millionen Thalern erbaute Hestung Posen ist jetzt das wichtigste Bollwerk Deutsch⸗ lands gerade in einem Theile der östlichen Gränze, der am meisten gefähr⸗ det ist. In den Händen eines Feindes würde es den gesährlichsten Angriffs- punkt für Deutschland bieten. Selbst wenn kein Deutscher hier wohnte, würde schwerlich ein Deutscher unter den jetzigen Verhältnissen diese Festung in andere Hände geben wollen. Allein die Stadt ist wesentlich deutsch geworden. Die Zahl der Einwohner ist seit 1813 von 15,900 auf 40,000 gestiegen. Deutsche und Juden zusammenge⸗ zählt, überwiegen die Polen an Zahl, mehr noch an Vermögen. Der Grundbesitz der Polen beträgt nach einer mir mitgetheilten Angabe wenig über 1 Millionen, der Grundbesitz der Deutschen und Juden weit über 4 Millionen. Um aber die Festung zu behaupten, wird man genöthigt sein, ihr auch die Zugänge von Glogau, Küstrin und Thorn zu sichern und ihr einen Festungs-Beziik gegen Osten anzuweisen. Dadurch wird zu⸗ gleich der ungestörte Besitz des bromberger Kanals behauptet; es werden aber auch zahlreiche Striche, in denen die polnische Bevölkerung überwie⸗ gend ist, dem deutschen Bunde einverleibt werden müssen.
Es entsteht nun durch die bezeichnete Theilung das offenbare Mißver⸗ hältniß, daß die insgesammt in der Provinz zahlreicheren Polen den klei- neren, die insgesammt weniger zahlreichen Deutschen dagegen den größeren Theil der Provinz erhalten. Die Nothwendigkeit ist aber . und wird diese nicht berücksichtigt, soll der Territorial⸗ Umfang des alten polni= schen Reichs auch nur vom Yi 1772 vollständig berüchsichtigi werden, so müssen auch noch gegen 2 Millionen Deutsche in Ost- und Westpreußen wesentlich von Deutschland getrennt und geradezu aufgeopfert werden.
Es wird die Ungleichheit der Theilung der Provinz, wenn auch nur einigermaßen, r, ausgeglichen, daß der polnische ö. im Ganzen fruchtbarer als der westliche und nordwestliche Theil ist, ferner, daß die Zahl der Deutschen, gegenüber den Polen, durchaus nicht das richtige Ver häliniß des Umfanges und Werthes des Besitzthums ausdrückt; dann wird kein Unbefangener leugnen, daß der polnische Landmann sich weit erträg⸗ licher unter einer ,. Regierung als der deutsche unter einer polnischen befinden wird; endlich, so e ng es für den Deutschen ist, so müssen doch viele Tausende von Deutschen dem polnisch zu reorganisirenden Theile übeiwiesen werben. Ausgleichungen können indessen durch Uebersiedelung derjenigen, welche in dem einen oder dem anderen Theile durchaus t bleiben wollen, einigermaßen durch die preußische Reg: . ö. 3 he ge ger alle . tigen wird. ; k zer ,
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