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ĩ stel. Hiernach beseitigt sich das Miß ver⸗ 1 2 Es soll * 64 bloßen Amtatitel wie bisher, wo die sonderbarsten in Gebrauch waren. Amt und wegen des Amts soll ein Titel gegeben Grimm begründet einen Verbesserungs ⸗Vor⸗ Orden für den Civilstand sind aufgehoben und bu sen nicht wieder gestiftet werden. Orden welche die Krie⸗ . dem Schlachtfelde erworben haben, bleiben gültig und er⸗ n erst mit dem Aussterben der damit Ausgezeichneten. Sie 6h. aber nicht mehr neu verliehen werden, sondern an die Stelle y Orden der einzelnen Reichsländer ein deutscher für die Krieger allen. Auswärtige Orden darf der Civilstand nicht annehmen, das Heer nur mit Erlaubniß der Reichs- Regierung. Schneider aus Brünn erklärt sich für Abschaffung des Adels, besonders auf seinem Standpunkte als Abgeordneter aus esterreich, wo man enischieden für die Abschaffung ist. Wenn, wie man sagt, der bloße Titel nickts bedeutet, so wäre die gesetzliche Beibehaltung ein Possen spiel. Aber der Titel bedeutet etwas, in ihm verewigen sich die alten Ansprüche und Vor⸗ urtheile. Gerade daß Napoleon den alten Adel hervorsuchte, hat hm die Sympathie en in Frankreich entzogen. Man wird allerdings Geld⸗ und Geistes⸗Aristokratie statt des Geburts⸗Adels haben. Aber jene sind nicht ausschließend und nicht abgeschlossen. Wenn der Geburtsadel die Throne geschützt hat, so geschah es aus Selbstsucht, und kein Fürst wird, wie Ludwig XVI., vom Adel geschützt sein wollen. Die jetzige unglückliche politische Eintheilung von Deutschland giebt den traurigen Beleg für die Bestrebüngen des Adels in der Vergangenheit Michelsen aus Kiel erklärt sich für den Ausschuß⸗Antrag. Schluß der Sitzung nach 2 Uhr.
In der 53sten Sitzung am 2. August wurde Art. II. 5. 6. der Grundrechte nach dem Ergebnisse der verschiedenen Abstimmungen in folgender Weise festgestellt. 8. 6. Alle Deutschen sind gleich vor dem Gesetze. Standesprivilegien finden nicht statt. Alle Titel, insoweit sie nicht mit einem Amte verbun⸗ den, sind aufgehoben und dürfen nie wieder eingeführt werden. Die öffentlichen Aemter sind für alle dazu Befähigte gleich zugänglich. Das Waffenrecht und die Wehrpflicht ist für Alle gleich; Stellvertretung bei letz⸗ terer findet nicht statt. Der Antrag M. Mohl? s auf Ab—
affung des Adels selbst wurde mit 282 gegen 167 Stimmen ab—
gllehnt. Schluß der Sitzung 1 Uhr. Tages, Ordnung der mor⸗
gentlichen Sitzung: Fortsetzung der Berathung über Artikel 2 der Grundrechte.
Preußen. Berlin, 4. Aug. Der Herr Finanz⸗Minister hat nachstehende Verfügung an die Königlichen Regierungen erlassen:
Es hat sich hin und wieder die Meinung verbreitet, daß keine Einzahlungen zur freiwilligen Anleihe mehr angenommen werden. Diese Meinung ist unrichtig. Der Schlußtermin der freiwilligen An⸗ leihe war in dem Gesetz- Entwurf wegen der Zwangs-Anleihe auf den 19. August d. J. angenommen. Wahrscheinlich wird aber dieser Schlußtermin noch einige Wochen hinausgerückt, weil der gedachte Gesetz⸗-Entwurf noch in der Berathung begriffen ist.
Jedenfalls wird der Schlußtermin zeitig durch die öffentlichen Blätter mitgetheilt werden.
Die Königliche Regierung hat Vorstehendes in ihrem Bezirk bekannt zu machen.
Berlin, den 3. Angust 1848.
Der Finanz- Minister Häansrmann.
Berlin, 3. Aug. Das Minister. Blatt für die gesammte innere Verwaltung enthält außer anderen von uns bereits mitgetheil⸗ ten Verordnungen 2c. der respektiven Königlichen Behörden noch: Unter kirchliche Angelegenheiten: CEirkular⸗-Verfügung vom 5. Juni an sämmtliche Regierungen der Provinzen Preußen, Bran— denburg, Schlesien, Posen, Sachsen und Pommern, ausschließlich der⸗ jenigen zu Stralsund, betreffend die Sicherung der Beiträge zu Kir⸗ chen, Pfarr- und Schulbauten bei Dismemhrationen von Grund⸗ stücken; Verfügung vom 24. Juni an das Konsistorium zu Magdeburg und nachrichtlich an die Regierungen zu Pots dam, Frankfurt, Magdeburg, Merseburg, Erfurt, Stettin, Köslin, Breslau, Liegnitz und das Polizei⸗ Präsidium zu Berlin, betreffend den Gebrauch Tes kirchlichen Geläu⸗ tes und die öffentliche Abhaltung kirchlicher Begräbnißfeierlichkeiten seitens der von der evangelischen Landeskirche sich getrennt haltenden Lutheraner. Unter Polizei-Verwaltung:; Cirkular⸗ Verfügung vom J. Juli an sämmtliche Konsistorien, betreffend den Debit von Drucschriften für mildthätige Zwecke und die Nichtanpreisung von Büchern von der Kanzel herab. Unter Domainen und Forst⸗ Verwaltung: Cirkular⸗Verfügung vom 13. Juni an die Regierun⸗ en, ausschließlich derjenigen zu Stralsund, Köln, Aachen und Trier, ö. die von den Domainen-Einsassen zu entrichtenden Laude⸗ mien und sonstigen Besitzveränderungs-AUbgaben.
Berlin, 4. Aug. Das Amtsblatt der Königlichen Regie⸗ rung zu Potsdam und der Stadt Berlin enthält folgende Bekannt⸗ machung: ;
ö „Potsdam, 26. Juli. Das in unserer Bekanntmachung vom 21. Oktober v. J. (Amtsblatt 1847 Nr. 210) erneuerte Verbot des Wanderns preußischer Handwerksgesellen nach und in der Schweiz soll nach höherer Bestimmung nicht länger fortbestehen und wird hiermit aufgehoben. zugleich machen wir den diesseitigen Polizei⸗Behörden bekannt, daß die für nderpässe ins Ausland und für das Wandern ausländischer Handwerks— e nach S§s. 2 und 14 des Reglements vom 21. März 1835 bisher estandenen und durch unsere Cirkular-Erlasse vom 14. Osftober 1843 und vom 5. Dezember 1814 zu vorgedachtem 8. 14 erläuterten Beschränkungen nicht ferner gültig sein sollen, und die zu Ausgangspaß⸗-Ertheilungen über haupt autorisirten Behörden sind nunmehr befugt, die von ihnen auszufer— tigenden Wanderpässe auf alle diejenigen Stagien auszudehnen, wohin der Extrahent sich zu begeben beabsichtigt, auch in den bereits ausgefertigten, ein Verbot oder eine Beschränkung der vorberegten Art enthaltenden Pässen die erfolgte Aufhebung dieser Beschränkung zu vermerken. 54 . ee nin? Regierung. Abtheilung des Innern.“
Stettin, 3. Aug. (Stett. Ztg.) Gestern Nachmittag um
25 Uhr verkündete der Donner der Geschütze die seit einigen Tagen erwartete, erfreuliche Ankunft Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von , ., Gemahlin und Sohne Friedrich Wilhelm Nikolaus Kail, öͤnigl. Hoheiten, welche mit einem Extra⸗Bahnzuge von Berlin hier eintrafen. Bei der Ankunst am Bahnhofe, auf dessen Perron sich die hiestge Bürgerschütz en- Compagnie in Galla- Uniform aufgestellt hatte, wurben Ihre Königl. Hoheiten von dem Ober-Prässdenten von Bonin, den hohen Civil- und Militair⸗-Behörden, den Führern der Bürgerwehr⸗Compagnieen aufs feierlichste empfangen, so wie von ber zahlreich versammelken Menge mit, dem lautesten ** aufs herzlichste begrüßt. Ihre Königl. Hoheiten fuhren hierauf in einem offenen Wagen langsam durch bie theilweise mit Fahnen, theilweise mit Guirlanden fn dunn Straßen der Stadt nach dem Königl. 0 f. von bem unendlichen Jubel des Volkes begleitet und freudig bewilllommnet von den festlich . Damen, welche aus den Fen⸗ 361 der Häuser dem hohen ge e durch Wehen weißer Tücher den herz⸗ lichsten Gruß darbrachten. Tief gerührt erwiederten Ihre Königl. Ho⸗ hesten diese Beweise der Liebe und Anhänglichkeit durch ker n, ',
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freundliches Grüßen. Auf dem Schloßhofe angekommen, wurden Ihre Königl. Hoheiten von den daselbst versammelten Kollegien 2c. und vielen Gutsbesitzern der Umgegend feierlichst empfangen. An den Stufen der Treppe zu den für Hochdieselben in Bereitschaft gehalte⸗ nen Gemächern bewillkommneten zwölf junge Mädchen, weiß gekleidet und mit Blumen geschmückt, das hohe Paar durch zwei von ihnen vorgetragene sinnreiche Gedichte; tief bewegt umarmte Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin die jungen Damen und lud dieselben nach ihren Gemächern ein, woselbst die hohe Frau sich mit ihnen aufs freundlichste unterhielt. Obgleich Se. Königl. Hoheit sich alle Em⸗ pfangs⸗Feierlichkeiten verbeten, war doch am Abend der größte Theil der Stadt freiwillig erleuchtet, und zeichnete sich vorzüglich die große Lastadie neben brillanter Erleuchtung durch geschmackvoll angebrachte Fahnen⸗Decoration aus. Gegen 10 Uhr noch fuhren Ihre Königl. Hoheiten in einem offenen Wagen durch die Straßen der Stadt, um— wogt von der jubelnden Menge, die ihre Freude durch tansendstimmige Vivats ausdrückte. D
Oesterreich. Wien, 2. Aug. (Wiener 3tg.) Der Kriegs⸗-Minister hat in Folge eines ihm zugekommenen, ans Inns⸗ bruck vom 28. Juli datirten Handschreibens Sr. Majestät des Kai⸗ sers nachstehenden Armee⸗Befehl an sämmtliche Truppen erlassen:
„Armee-⸗-Befehl.
„Se. Masestät der Kaiser haben unmitelbar nach Erhalt der Nach— richten über die glänzende Waffenthat bei Sommacampagna und Custozza in Italien nachstehendes Allerhöchste Handschreicen an den Herrn Feldmar— schall Nadetzky erlassen: . 3
„„Lieber Graf Nadetzko! Die glänzenden Siege von Sommacampagna und Custozza haben mich mit Bewunderung und Freude erfüllt. Ich glaube der tapferen Armee in Italien keinen größeren Beweis meiner Anerkennung geben zu können, als indem ich dem ruühmwürdigen Feldherrn das Großkreuz meines Militair-Marien-Theresien-Ordens verleihe, dessen Insignien ich Ihnen hiermit durch meinen Oberst-Lieutenant, Grafen Crenneville, über— sende. Möge dieses höchste Ehrenzeichen eines Kriegers Ihre tapfere Brust noch lange Jahre zieren und Ihre Thaten dem österreichischen Heere zum Vorbilde dienen.
Innsbruck, am 28. Juli 1848. Ferdinand“
„Es gereicht mir zum hohen Vergnügen, diese unsere braven Waffen⸗ gefährten, so wie ihren greifen Führer, gleich ehrende Allerhöchste Auszeich= nung hiermit zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. .
; Hraf Latour, Feldzeugmeister.“
Bayern. München, 29. Inli. (A. 3.) Dem (vewerbs⸗ Verein in Bamberg hat der König die Summe von 5000 Fl. aus Staatsmitteln zugewiesen, um denselben dadurch in den Stand zu setzen, seine Aufgabe, die Hebung und Förderung der Gewerbs-In— dustrie in genannter Stadt, um so erfolgreicher lösen zu können. Auch dem hiesigen Gewerbe-Verein ist zu demselben Zweck eine Summe von 27,000 Fl. aus den Staatsmitteln zugedacht.
Braunschweig. Braunschweig, 29. Inli. Unsere Stände⸗ Versammlung wurde heute von dem Präsidenten durch ene Anrede wieder eröffnet, worin derselbe auf den ungeheuren Fortschritt hin⸗ wies, den Dentschland durch die Konstituirung einer Centralgewalt auf der Bahn zu seiner Kraft und Einheit gemacht habe 3c. Der Abgeordn. von Cramm-Sambleben knüpfte daran Betrachtungen über die Wahl eines Reichsverwesers und eine Lobrede auf dessen Person, und brachte demselben und dann dem Herzoge ein Lebehoch, aus worin die ganze Versammlung einstimmte. Der etwas später einge⸗ tretene Minister von Schleinitz nahm gleichfalls das Wort über die Centralgewalt, auf welche die hiesige Regierung schon vor dem Zu sammrnttitit ves Vorperlaments Eei dem Bundestage angetragen habe, und schloß ebenfalls mit einem Hoch auf den Erzherzog Reichs⸗ verweser. Die wichtigsten Negierungs- Vorlagen sind, außer dem Wahlgesetz und dem Eutwurf eines Gesetzes, die Abänderungen in der Landesvertretung betreffend, ein provisorisches Gesetz über die Volkswehr, ein Gesetz über die Aufbebung und Beschränkung des Jagdrechts, über die Erhöhung der Brauntweinsteuer und ein An— trag auf Mehrbewilligung von 250,900 Rthlr. für das Militair. Die landständischen Protokolle werden von jetzt an auf Kosten der ständischen Büreaukasse mit den hiesigen Anzeigen veröffentlicht wer— den. Da übrigens die Kommissions-Berichte noch nicht fertig sind, so hat sich die Stände⸗Versammlung bis zum 7. August vertagt.
Anhalt⸗Deßau. Deßau, 1. Aug. (Magdeb. Ztg.) Gestern wurde der vereinigte Landtag von Anhalt-Deßau und Cö— then eröffnet. Von den 32 Vertretern waren gestern 30 gegenwär— tig. Ein zahlreiches Publikum hatte sich zur Eröffnung des Land⸗ tags eingefunden; auch Se. Hoheit der Erbprinz wohnte dersel— ben bei.
Nachdem um 10 Uhr das Gesammt-Ministerium eingetreten war, hielt Geheimerath Habicht die kurze Eröffnungs-Rede, in welcher er besonders hervorhob, daß die Vereinigung der beiden bisher getrennten Versammlun— gen für die Interessen beider Länder, vielleicht selbst für die politische Exi stenz Anhalts, von der größten Wichtigkeit sei, und daß sich das Ministerium durch seine letzte Bekanntmachung (Einberufung des vereinigten Landtags) auf einen ganz neuen Standpunkt, den der Verein barung der Verfas sung, gestellt habe. Das Ministerium werde noch mehrere freisinnige Be⸗ stimmungen, mit denen der so früh erschienene Verfassungs⸗ Entwurf unseres kleinen Ländchens anderen nicht wohl habe vorausgehen können, als Zu⸗ sätze zu demselben vorschlagen: hinsichtlich der frankfurter Bestimmungen und respektive Erweiterungen der Volksrechte verstehe sich von selbst, daß sie auch in unsere Verfassung überzugehen hätten. Er beantragte hierauf, die Berathungen mit den die Volksrechte betreffenden Paragraphen, 5§. 12 und folgende zu beginnen, die 11 ersten aber, da über, diese noch mehrere Untersuchungen und Erörterungen staitz.ufinden hätten, einstweilen ausgesetzt zu lassen. Zugleich gab er der Versammlung anheim, ob sie nach der pro— visorischen Geschäftsordnung sich ein en neuen Präsidenten wählen oder den beiden bisherigen Präsidenten der deßauer und cöthener Versammlung ab— wechselnd den Vorsitz übertragen wolle.
Der bisherige Präsident des cöthener Landtags, Vierthaler, übernahm die Erwiederung. Er erkannte dankbar die thätige Mitwirlung des Mini— steriums und das Entgegenkommen der deßaner Vertreter an, durch welche die jetzige Vereinigung wesentlich gefördert worden sei; daß Bernburg der— selben noch nicht beigetreten sei, beklagte er, erkannte aber die größeren Schwierigkeiten an, welche dem Anschlusse desselben entgegenständen. Nu— landt, als bisheriger Präsident des deßauer Landtags, mahnte zur Einig⸗ keit und sprach die Hoffnung aus, daß man für diese von allen Seiten kein Opfer scheuen werde; alsdann brachte er, ein Lebehoch auf den Herzog aus, in welches alle Anwesenden freudig ei stimmten.
Nachdem hierauf Abg. Fiedler und der Abg. von Prüschenok „im Auf— trage seiner Kemmittenten“ auch dem Ministerium, welches Letzterer hinsicht⸗ lich seiner Veidienste um den anhaltischen Namen mit dem alten deßauer verglich, ihren Dank ausgedrückt hatten, übernahm als Alters-Präsident der Abg. Pannier den Vorsitz. Nach längerer, ziemlich verworrener Debatte über die hinsichtlich des Prässdiums zu treffenden Anordnungen entschied sich die Versammlung, besonders da der bisherige Präsident des cöthener Landtags erklärt hatte, unter heiner Bedingung, auch nicht abwechselnd, den Vorstt übernehmen zu wollen, und um der größeren Einheit und Einige
keit willen für die Wahl cines Präsidenten, und zwar umging man, sich an diesen vom Ministerium gebrauchten Ausbruck haltend die Bestimmung der provisorischen Geschäfts Ordnung, nach wel“ cher 3 Kandidaten vorgeschlagen Und dem Herzoge die Bestätigung über= lassen werden solle. Leßtere wurde jedoch auch fur den gewählten de in en Präsidenten als erforderlich anerkannt, Nachdem der Alterspräsident hier- auf das jüngste Mitglied, Abgeordn. Sander, zur Führung des Protokolls berufen hatte, wurde zur Wahl eines Präsidenten und Vice. Präsib enten ge⸗
schritten. Erstere fiel mit 2 Stimmen auf den Abgeordn. Ober Landes⸗ gerichts-Assessor Wolter von Cöthen, letztere mit 25, Stimmen auf den Ab- geordn. Ober-Landesgerichts Präsidenten Mohs von Deßau., Als Secre= faire wurden die Abgeordn. Klinkhammer und Imme gewählt, denen das Ministerium, der an dasselbe ergangenen Aufforderung gemäß, zu ihrer Un⸗ terstützung noch einen nicht zu den Abgeordneten gehörenden Secretair bei— gesellen wird. ⸗ — . Nachdem diese Wahlen vollzogen waren, wurde die Sitzung ausgesetzt, bis die höchste Bestätigung der gewählten Präsidenten eingegangen sein werde. Um 115 wurde dieselbe vom Geheimerath Habicht verkundet, und Wolter nahm nun den Präsidentenstuhl ein. Juvörderst lam zur Sprache der von Schilling gestellte Antrag, bis auf Weiteres ohne Dehatte die pro— diserische Geschäfteordnung anzunehmen, jedoch mit Ausschluß des 8.21 derselben. Statt der Abstimmung durch Kugeln, welche dieser als Regel vorschreintz, solle Abstimmung durch Ausstehen als Negel gelten. Der erste Theil des Antrags wurde sofort angenommen, über den zweiten Theil ent— stand eine längere Debatte, welche sedoch zu keinem entschiedenen Resultate führte. Denn nachdem der Abgeordnete Aue das von ihm gestellte Amen⸗ dement, daß die geheime Abstimming eintreten solle, wenn ein Viertel der Versammlung sich für dieselbe erkläre, zurückgezogen hatte und das Amen dement des Abgeordn. Fiedler, daß dieselbe stattfinden solle, sobald 3 Mit- glieder sie verlangten, verworfen worden war, wurde der Antrag in seiner ursprünglichen Fassung mit 16 Stimmen angenommen. Es wird also in der Negel durch Ausstehen abgestimmt werden; gerade darauf kam es aber an, unter welchen Umständen von dieser Regel solle abgewichen werden können. Der hierauf zur Besprechung kommende Antrag des Abgeordneten Janasch, daß wöchentlich nur 4 Sitzungen gehalten werden sollten, wurde mit großer Majorität verworfen, besonders weil nach der eben in Pausch und Bogen angenommenen provisorischen Geschäfts-Ordnung dem Präsidenten die An⸗ setzung der Sitzungen zu überlassen sei. Der vom Präsidenten Wolter vor— gelegte Antrag auf bessere Ordnung der einzelnen Paragraphen des zu be— rathenden deßauer Verfassungs- Entwurss wurde sogleich zurückgezogen, da sich das Ministerium durch Geheimrath Goßler bereit erklärte, selbst diese Sostematisirung des Entwurfs zu übernehmen, wozu es gewissermaßen den Anfang schon dadurch gemacht habe, daß es die die Volksrechte betreffenden Paragraphen als einen besonderen Abschnitt in der Berathung voranzu- nehmen beantragt habe. Ob die Versammlung diesem Antrage ihre Zu⸗ stimmung gebe, müsse sie aber jetzt noch gefragt werden. Da diese Zustim= mung erfolgte, wurde §. 12 des Verfassungs-Entwurfes auf die morgende Tagesordnung gestellt und die Sitzung um 12 Uhr geschlossen.
Hohenzollern⸗Sigmaringen. (Schwäb. Merk.) Das Verordn.⸗Blatt enthält ein Gesetz, wonach der sogenannte pri⸗ vilegirte Gerichtsstand in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, so wie in Sachen der freiwilligen Gerichtebarkeit, ohne alle Ausnahme aufge⸗ hoben ist; ferner ein Gesetz in Betreff des Jagdrechts u. s. B. Das Jagdrecht, d. h. die Befugniß, auf dem Grundstücke eines Anderen das Wild zu erlegen, hört von jetzt an, ohne einen Entschädigungs⸗ Anspruch des bisher Berechtigten, auf. Von diesem Tage an ist der Eigenthümer befugt, das Wild auf seinem Grundstücke zu fangen, be⸗ ziehungsweise zu tödten. Wer die Jagd auf fremden Grunbsticken, ohne Genehmigung des Eigenthümers, ausübt, verfällt in die beste⸗ henden Strafen wegen Jagdfrevels, beziehungsweise Eigenthums⸗ Verletzung. Die Forderungen wegen, Wildschadens haben von der Publication dieses Gesetzes an aufzuhören. Alle Jagdfrohnden, ö h. alle Dienste, welche von den Staats-Angehörigen bisher zur Aus⸗ übung des Jagdrechts zu leisten waren, sind von jetzt an, ah n, , gend einen Entschädigungs-Anspruch der bisher Berechtigten, aufge—
hoben.
Bremen. Bremen, 31. Juli. In Folge der unterm 15ten d. an den Senat ergangenen Aufforderung der provisorischen Cen⸗ tralgewalt ist Bürgermeister Smidt als bremischer Bevollmächtigter bei derselben akkreditirt worden.
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Uns land.
Oesterreich. Pe sth, 30. Juli. (Bresl. 349.) Ein eben angekommener Courier cus Szegedin brachte dem Ministexrium die Nachricht, daß die Ungarn den aufständischen Serbianern bei den „rö—⸗ mischen Schanzen“ eine große Niederlage beigebracht haben. Die Schanzen wurden mit Sturm genommen.
Frankreich. National-Versammlung. Schluß der Sitzung vom 31. Juli. Um halb 8 Uhr wurde über Proudhon's Vorschlag nach heftigem Tumult endlich mittelst Skrutiniums durch Stimmzeitel mit 691 gegen 2 Stimmen (die des Herrn Proudhon selbst und eines seiner Nachbarn, des Herrn Greppo) folgender von Landrin und Segnard beantragter Beschluß gefaßt: „In Erwägung, daß der Antrag des Bürgers Proudhon ein gehässiger Angriff gegen die Grundsätze der öffentlichen Moral ist, daß er das Eigenthums⸗ Recht, die Grundlage der gesellschaftlichen Ordnung, aufs tiefste ver— letzt, daß er zur Angeberei ermuthigt und einen Aufruf an die böse⸗ sten Leidenschaften enthält; in Erwägung außerdem, daß der Antrag⸗ steller die Februar-Revolution dadurch verleumdet, indem er sie zur Mitschuldigen der von ihm auf der Tribüne entwickelten Theorieen machen will, — geht die National-Versammlung zur Tagesordnung über.“ Im Augenblick der Abstimmung verließen 137 Deputirte den Saal, darunter Altaroche, Arago, Bac, Dufaure und Montalembert. Louis Blanc und die sogenannten Phalansterianer stimmten Alle gegen den Proudhonschen Vorschlag. Der Antrag, die Prondhonsche Rede nicht in den Moniteur aufzunehmen, und jedes Journal, das sie abdrucken würde, gerichtlich zu verfolgen, war unter lebhafter Pro testation der Linken durchgefallen. Dupin aus dem Nievre⸗Depar⸗ tement rief: „Man muß den Antrag ächten, darf aber seinen Ab⸗ druck nicht verbieten.“ Bie Bersammlung ging in großer Aufregung aus einander.
Anfang 13 Uhr, Präsident Marrast.
Sitzung vom 1. August. A l Mar Prudhomme, der einen Antrag rücksichtlich des Grund- Kredits einge⸗
bracht hat, erhebt sich, um der Versammlung zu betheuern, daß nur sein Name, nicht seine Grundsätze, einige Aehnlichkeit mit denen des gestrigen Redners Proudhon haben. Crespel de lg Touche erhält das Wort, um seine Interpellationen an das Ministerium rüchsichtlich der seit Ter Juni- Revolution sequestrirten Journale, zu richten, „Auch möchte ich“, fährt er fort, „wissen, welche Gründe die Regierung hatte, den Redacteur der Presse elf Tage lang in n. Haft zu setzen? Endlich drittens, warum sie füngst eine Durch uchung des Iburnals Patrie durch die Polizei, verordnete Ich weiß nicht „schließt er, „ob die Thatsachen, auf die man 6 heute früh aufmerksam machte, gegründet re, man ö heilte mir nämlich mit, daß auch Blätter ohne ,. n . Ir darf, Hall Kut Lie Barhetlchtzn ai öhäche e diem unverzeihlich. Besonders ,, der In wert der Regierung.“ Marie, Justiz⸗-Minister, erwiederte: Die Interpel⸗ latkon befrifft drei Punkte: Sequestration der Journale inch den Chef der vollziehenden Gewalt, Polizei⸗Nachsuchung bei der Pa trie und! Arrestation Girardin s. Ich werde kurz lein. Was das Cin= dringen der Polizei in die Büreaus und die Druckerei der Patrie betrifft, so isl die Sache erfunden. Ich habe Erkundigungen einge⸗ zogen die sie als unwahr schildern. Es bleibt also nur übrig, über die Maßregeln gegen die Piresse, die Verhaftung ihres Nedacteurs und die Suspenston der übrigen Blätter Rechenschaft zu geben.“ Der Minsster schildert nun den Juni - Aufstand; Cavaignac,
zum Chef der vollziehenden Gewalt ernannt, habe die Un— terdrückung der Journale für nöthig gehalten; dieselbe jetzt tadeln zu wollen, hieße gegen die eigene Erklärung der Versamm⸗ lung verstoßen welche aussprach, daß der General sich wohl ums Vaterland verdient gemacht habe. Nachdem der Minister auf diese Weise an die Logik der Versammlung appellirt hatte, fügte er hinzu: „Man fragt uns, warum wir jene Blätter noch nicht freigelassen, jetzt, wo jede Gefahr vorüber scheine? Wir haben die Nothwendigkeit eingesehen, daß Preßgesetze unerläßlich sind. Die betreffenden Ent⸗ würfe liegen Ihnen bereits vor. Bis sie votitt sind und der Bela⸗ gerungsstand aufgehoben ist, glauben wir von jenen Maßregeln nicht abweichen zu dürfen.“ Dupont von der Dordogne wünscht zu wis⸗ sen, ob die Regierung nicht auch Spezial-Maßregeln gegen die Pro— din zia lpresse beabsichtige. Es sei ihm zu Ohren gekommen, daß den Nairie- Aemtern der Befehl zugegangen, eine Ark Journal über die Journale zu führen. Der Minister antwortet nicht. Vesin bestrei⸗ tet nicht daß die böse Presse die Revolution hervorgerufen; aber das Journal La Presse gehören zu denen, welche gegen die Barrifaden gekämpft. Er dringt auf Freilassung. Valette erklärt sich als Abonnent der Presse und sagt, er habe sie jeden Tag fleißig gelesen und bei weitem nicht jene ge⸗ fährlichen Doktrinen gefunden, von denen bie Rednerbühne hier wiederhalle. Er will den Belagerungsstand ebenfalls aufgehoben und das Blatt frei wissen. Ihm solgt noch eine Menge von Rednern. Dupont von Büssae tadelt die Maßregeln der Regierung sehr scharf. Er, will die Preßfreiheit als heilig zesichert wissen; eben fo die persönliche Freiheit. G. Sarrut rust den Ministern zu: „Ich weiß Ihr habt politische Gefangene zu richten. Wohlan, stellt die DHiltatun wieber her, wenn Euch die Preßfreiheit Furcht einjagt!“ Auch Victor Hugo spricht gegen den Belagerungsstand, der ihm zu lauge dauert. Er will kein Provisorium gestatten, wie es Marie erklärt. Cavaignac besteigt die Tribüne und erklärt, daß er nach keiner Verlängerung der ihm übertragenen Gewalt trachte. Er habt an dieser Diskussion nicht Theil nehmen wollen, aber da man ihn herausfordere, wolle die Versaminlung ihm erleuben, einige Worte zu sagen. (Bravo.) Man habe von Diktatur gesprochen. Die Vei⸗ ammlung werde zu. würdigen wissen, was an diefen Beschuldigungen Wahres sei. Er glaube keinen anderen als den gesetzmäßigen Ge— brauch von der ihm anvertrauten Gewalt gemachk zu haben, (Ja ja) nur den Gebrauch, den die Umstände des Augenblicks erheischten (Zustimmung.) Langlais protestirt im Namen der Preßfrelheit und der persönlichen Freiheit, aber der Ruf: Zur Abstimmung! nöthigt ihn, die Tribüne zu verlassen. Méanth schlägt eine motivirte Tages, Ordnung vor, wodurch erklärt werden solle, daß die vollziehende Gewalt wohl daran gethan, die Suepension der Zeitungen anzuord⸗ nen. Reclamationen.) Cavaignac dankt für die wohlwollende Absicht dieses Vorschlages, meint aber, daß ihm die einfache Tages⸗ Ordnung für die Würde der Versammlung zu genügen scheine. Diese wird denn auch beschlossen, und die Versammlung geht zur Hypothe— ken- Besteuerungsfrage über. Die provisorische Regierung hatte nämlich am 19. und 26. April ein Dekret erlassen, das eine Steuer von 1 pCt. auf alle Hypotheken-Rapitalien legte. Lebhafte Klagen erhoben sich aus allen Gegen⸗ den Frankreichs. Es gingen eine Menge Petitionen seitens der Ra— pitalisten dagegen ein, und die beiden Repräsentanten Creton und Marchal protestirten gegen diesen Angriff auf das Kapital. Der Finanz-Ausschuß trug auf Abschaffung jenes Dekrets der provisorischen Regierung an. Gondchaux, der neue Finanz⸗Minister, um die Lücke auszufüllen, die diese Abschaffung in der Staatskasse hervorrufen mußte, beeilte sich, ein anderes Dekret vorzulegen, das nicht 1 pCt., son⸗ dern nur ein Fünftel des Zins-Ertrages aller Hypotheken⸗Forderungen verlangt. Dieser neue Gesetz-Eintwurf kam nun zur Diskussion. Der Finanz- Ausschuß, dem diese Steuer als ein An ang zur Einkommensteuer erschien, widersetzte sich durch sein Or⸗ gan, Herrn Corcelle, dem neuen Plane. Goudchaux be— stieg die Rednerbühne, um seinen Entwurf zu vertheidigen. Er begann mit der Betheuerung seines Demokratismus. Die Form der Regierung sei ihm gleich, das Glück der Massen Alles. Er könne sich die Republik auch mit dem Eigenthum denken. Dar— um greife er nicht das Eigenthum an, sondern nur das Einkommen desselben, und zwar nicht so stark, wie die provisorische Regierung, die 1 pCt. forderte, sondern er verlange nur ' vom Gesammtzins, d. h. seine Quittung über “ müsse jeder Hypothekengläubiger als Zahlungsstatt vom Schuldner annehmen. Auch verlange er diese Steuer nur für 1848. Der Finanz⸗-Ausschuß zeige zwar aroße Furcht vor einer Einkommensteuer; allein derselbe spanne seine Pferde hinter den Wagen an, während er (Gondchaur) sie vorn anspanne. Diese Aeußerung rief eine hestige Entgegnung von Seiten Lastey— rie 's hervor. Die Diskussion wurde dann vertagt. und um 64 Uhr die Sitzung geschlossen.
Paris, 1. Aug. Der heutige Moniteur meldet: „Vor⸗ gestern ist der Ritter von Paiva Pereira vom Minister der auswärti⸗ gen Angelegenheiten in einer besonderen Audienz empfangen worden und hat deinselben das Schreiben überreicht, welches ihn als Ge— schäftsträger Ihrer Majestät der Königin von Portugal bei der fran— zösischen Republik beglaubigt.“
Heute verbreitete sich das Gerücht, Herr Proudhon habe der Quästur der National⸗Versammlung seine Entlassung eingereicht; man bezweifelte aber die Richtigkeit dieser Angabe. Die Morgenblätter geben das Portrait Proudhon's als Beilage zu ihrer heutigen Nummer.
Briefe aus Marseille schildern die Gährung im Kirchenstaate als so groß, daß man die Ankunft des Papstes Pius IX. von einem Tage zum anderen erwarte.
In den Konferenz-Sälen war stark die Rede davon, die Na— tional⸗Versammlung vom 25. August bis zum 25. September zu vertagen. Nur ihr Büreau⸗Personal würde permanent bleiben. Am 1. Oktober würde sie dann wieder zusammentreten, um das neue Verfassungswerk zu berathen.
Großbritanien und Irland. London, 31. Juli. Die von Herrn Sharman Crawford angeregte Debatte über einen Antrag auf Einsetzung eines Spezial⸗Comité's zur Untersuchung der Zustände Irlands ist in der vorgestrigen (Sonnabend) Mittags- sitzzung des Unterhauses wieder aufgenommen, aber sehr lau ge— führt worden, da die Regierung unter den gegenwärtigen Umständen nichts für Irland thun will, so lange der Aufstand nicht gänzlich un— terdrückt sei. Herr M. J. O'Connell erklärte sich für den Antrag, sprach sich aber doch gegen jeden Aufstandsversuch sehr entschieden aus. Nach einigen anderen Rednern wurde der Antrag mit 101 ge— gen 24 Stimmen verworfen.
In der heutigen Unterhaus-Sitzung, deren Anfang eine späte Ausgabe des Sun mittheilt, wurde der Minister des Innern von Lord LCastlere a h, interpellirt, ob die Regierung amtliche Nachrich—⸗ ten über einen blutigen Zusammenstoß des Volkes mit der Polizei- und Militairgewalt der Königin in Irland erhalten habe. Sir G. Greg erwiederte, er habe keine derartigen Depeschen erhalten, aber eine Botschaft des Maire von Liverpool melde ihm, daß ein Zusam⸗ menstoß in der Grasschaft Tipperary zwischen den Infurgenten und den Konstablern, aber nicht mit den Truppen stattgefunden habe und
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General Macdonald mit einem starken Truppen-Corps die Insur⸗ genten, an deren Spitze Smith O'Brien stehe, verfolge. Bei dem letzten Zusammenstoß sollen mehrere Insurgenten getödtet worden sein, doch habe die Regierung noch keine Liste der Gefallenen.
Die Angaben des Ministers des Innern im Unterhause über Irland werden durch die heute hier eingegangenen Zeitungsnachrichten vervollständigt. Danach scheint der Aufstand in Irland im Keime erstickk. Die Times meldet Folgendes: „Unser Berichterstatter schreibt Sonnabend Nachts von Willmount bei Ballingby, daß die Rebellion, welche am Morgen jenes Tages wirklich anfing, durch 50 oder 60 Polizei⸗Konstabler völlig unterdrückt ist. Auf der Gemeinde= weide von Bonlagh bei Ballingby fand ein Zusammensteß statt, drei der Aufständischen wurden erschossen und mehrere verwundet. Smith O'Brien, der in Person anführte, ist ganz verlassen von den Re⸗— bellen nach Urlingford geflohen, und man erwartete, daß er vor An— bruch der Nacht gefangen genommen werden würde. Dohenny, Reilly und Dillon waren gleichfalls auf dem Platz; der Letzte ist getödtet worden. Beim Abgange unseres Couriers aus Dublin war Alles ruhig in der Stadt. Ueber Smith O'Brien's Verhaftung war noch keine Nachricht eingegangen.“
Die Rüstungen der Regierung in Irland sind umfassend. Es stehen dort jetzt 49,000 Mann Truppen, in Dublin allein 9315. General⸗Major Napier und Oberst Doyle sind am Sonnabend von Limerick abgegangen, um sich in Thurles an die Spitze des 74sten Regiments Hochländer, 2 Kanonen, 200 Scharfschützen und 200 Hu⸗ saren zu stellen. Sie haben den Auftrag, O'Brien und Meagher zu verfolgen, welche in der Umgegend von Thurles sich besinden. Lord Hardinge, der tapfere General-Gouverneur von Indien, ist heute Morgen nach einer Unterredung mit dem Premier-Minister und dem Herzog von Wellington von London nach Dublin abgegangen, um nöthigenfalls den Ober-Befehl gegen die Insurgenten zu über— nehmen.
Die Times schreibt über Irland: „Die Lage jenseits des ir— ländischen Kanals ist nicht blos besser bekannt, sondern euch viel be— ruhigender, als vor einigen Tagen. Die kräftigen Maßregeln der Regierung und der Gesetzgebung sind wie Donnerkeile auf die Fac— tion gefallen. Von Dublin haben sich die Führer der Klubs, ihre Schrift⸗ führer, Verbrecher von Profession, Scharfschützen, Pikenmänner nach tausend Richtungen zerstreut. Der bloße Wind des 11ten und 12ten von Victoria, C. 35 der neuen Parlaments-Akte, hat die Stadt bei⸗ nahe reingefegt. Die beiden Zeitungen The Nation und The Felon sind gleichzeitig unterdrückt, ohne daß die Straßen von Du— blin sich zu ihrer Befreiung erhoben hätten. Verhafts-Befehle und Aufrufe sind erlassen, um sich aller Führer zu bemächtigen, und große Belohnungen sind ausgesetzt auf die Fehndung der Rädels—⸗ führer, ohne daß sich von den Myriaden, welche sich ihren Worten nach um sie versammeln sollten, viel gezeigt hätte. Der ernsteste, weil traurigste Theil des Schauspiels ist derjenige, dessen Mittelpunkt Smith O'Brien bildet. Dieses verzogene Kind der Faction hat die Macht seines Namens und die Unzufriedenheit oder den Muth des Volkes höchst kläglich überschätzt. Die ganze vorige Woche ist er zwecklos und unsicher auf den Hügeln zwischen Tipperary und Kilkenn9 umher— gezogen. Zuweilen hatte er ein Gefolge von einigen Hundert Mann um sich, die mit Piken, Sensen und Heugabeln bewaffnet waren und drei Mann hech auf der Landstraße einherschritten; sie wurden auf 2000, 109009, 100,000 Mann geschätzt, je nach der Furcht oder Neigung der Berichtenden. Am Donnerstage aber verliefen fie sich. Es ist höchst erfreulich, zu hören, und wir wünschen die Thatsache mit aller verdienten Anerkennung zu erwähnen, daß die katholische Geistlichkeit mit großem Ernste und Erfolge dazwischengetreten ist, um die armen Geschöpfe vor dem sie erwartenden Verderben zu retten.“
RBelgien. Brüssel, J. Aug. (Köln. Ztg. ). Die Han⸗ dels-Bilanz der Ein- und Ausfuhr während der ersten sechs Mo⸗ nate des vorigen und dieses Jahres liegt vor uns und deutet auf eine beträchtliche Verminderung der Einfuhr auswärtiger Fabrikate, welche für die Baumwollen- Gewebe von 157,000 auf 115.000, für die Wollengewebe von 152,000 auf 31,000, für die Seidengewebe von 36,000 auf 26,000 Kilogramme heruntergekommen ist. Die Roh— stoff Einfuhr hat sich ziemlich gut gehalten und ist sogar für Baum— wolle und Wolle, für Wollengarn, Salz und Rohzucker gewachsen. Die Einfuhr an grünen Häuten, Taback und Wolle in Maffe hat ab— genommen. Was die Ausfuhr betrifft, so muß man den sehr bedeu⸗ tenden Ausfall für die Garne, die Leinengewebe, die Steinkohlen und das Gußeisen ganz auf die Zerrüttung der Verhältnisse in Frankreich legen. Im Uebrigen hat man wenig Grund zu klagen. Die Aus⸗ fuhr an Waffen, Nägeln, Maschinen, raffinirtem Zucker, Baumwol⸗ len⸗Gewebe und Zink hat sich vermehrt. Die Abnahme der Aus⸗ fahr von Tuch und anderen Wollengeweben, von Tabaͤck und Glas⸗ waaren ist unbedeutend. Die Bilanz des Monats Juli wird wahr⸗ scheinlich von dem neuen Leben zeugen, welches schon jetzt in Folge günstigerer Verhältnisse im Handel bemerkbar ist.
Das lateinische und das deutsche Verzeichniß der Vorlesungen der hiesigen Universität für das Winter-Semester 1848/49, welche am 16. Oktober d. J. beginnen, ist von heute an bei dem Kastellan Schade im Universitäts-Gebäude, ersteres für 2 Sgr., letzteres für 2 Sgr. zu haben.
Berlin, den 31. Juli 1848.
Der Rektor der Universität Müller.
Be fannt m ag ch ung.
Zufolge der bei uns von 122 Compagnieen der Bürgerwehr ein⸗ gegangenen gültigen Wahlverhandlungen über die am 2ten d. M. in der gesammten Bürgerwehr stattgehabte Wahl sind 11,524 gül— tige Stimmen abgegeben, ven denen 8543 Stimmen dem zeitigen Ober⸗Befehlshaber Herrn Rimpler zu Theil geworden sind. ;
Es ist mithin Herr Rim pler mit überwiegender Stimmenmehrheit zum Oberbefehlshaber unserer Bürgerwehr gewählt worden, welches wir nach §. 124 der Wahlordnung vom 24sten v. M. der gesamm⸗ ten Wehrmannschaft von Berlin hiermit bekannt machen.
Berlin, 4. August 1848.
Das Kommando der Bürgerwehr in Verbindung mit dem Ausschuß der Vertrauensmänner zur Leitung der Wahl.
E. Au gust. C. Fickert jnn. W. Friedeberg. E. Krafft.
C. Meyer. C. von Rosentreter. Dr. A. Runge. Dr. C. S. Schweitzer. Dr. A. Soltmann. C. Steg⸗ müller. Ed. Wache.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 5. Aug. Im Schauspielhause. 130ste Abonne— ments-Vorstellung: Eine Familie, Original- Schauspiel in 5 Abth. und einem Nachspiele, von Charl. Birch Pfeiffer. Anfang 6 Uhr.
Sonntag, 6. Aug. Im Opernhause. S0ste Abonnements⸗ Vorstellung: Der Maurer, Oper in 3 Abth. Mustk von Auber. . dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver⸗ auft:
Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr.; ein Billet in den Logen des ersten Ran= ges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.; ein Billet im Parterre,
in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr.; ein Billet im Amphitheater 75 Sgr.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 3. Aug. Loutsd'or 1125 Old. Poln. Papier⸗ geld 91 Br. Desterreichische Banknoten 887 bez. Staats⸗Schuld⸗ scheine, 3 proz. 737 Br. Seehandlungs⸗ Prämien- Scheine a 50 Rthlr. 883 Br. Schles. Pfandbr. 35S proz. 92 Br., do. Lit. B. proz. 93 Gld., do. 3 proz. 8S17 Br. Preuß. Bankantheil⸗ Scheine 83 Gld.
Poln. Pfandbriefe alte proz. 875 Gld., do. neue 4 proz. S7 Gld., do. Partial⸗Loose a 309 Fl. 87 Gld., do. a 50) Fl. 63 Gld. Russ. Poln. Schatz⸗-Obligationen proz. 60 Gld.
Actien. Oberschl. Litt. A. 33 proz. 87 Br., do. Litt. B. 35 proz. S7 Br. Bꝛeslau⸗Schweidn.- Freiburg proz. 825 Br. Nieder scbl. Mirk. 33proz. 68 Gld., do. Prior. proz. 33 Gld., do. Ser. III. 5proz. 88 Br. Neisse⸗ Brieg proz. 33 Br. Krakau⸗ 2 proz. 39 etw. bez. Friedrich Wilhelms⸗Nordbahn 4proz. 40 bez.
Wechsel⸗Course.
Amsterdam 2 M. 1422 Gld. Hamburg a vista 1517 Gld.
do. 2 M. 1517 Gld. London 1 L. St. 3 M. 6. 257 Br. Berlin a vista 1007 Br., 99 Gld.
do. 2 M. 999 Gld.
741
Wien, 2. Aug. Met. 5 proz. 733, 74. 4 proz. 623 — 63. 3proz. 45— 46, 2 proz. 387, 39. Anl. 31: 121— 122, 39: 82 bis 85. Nortb. io? — igz 1. Gioggn. 95 — 97. Mall. 656 = 66. Livorno 57 — 687. Pesth 647 — 65. Budw. 68. B. A. 1040 bis 1045, 1050.
Anfangs matt. Ende fester.
Leipzig, 3. Aug. L. Dr. Part. Oblig. 98 Br. Leipz. B. A. 148 Br. Leipz. Dr. E. A. 6 Br., 95 G. Sächs. Bayer. Sr Br., 75 G. Schles. 73 Br. Chemn.-Riesa 287 Br. Löbau⸗ Zittau 21 Br. Magd. Leipzig 173 Br. Berl. Anh. A. S675 Br., s86 G., do. B. 8 Br., S3 G. Altona⸗Kiel 86 Br. Deß. B. A. 94 Br. Preuß. Bank-A1Antheile 84 Br.
Frankfurt a. DT., 2. Aug. Einige Staats⸗Effekten, na⸗ mentlich 23proz. Met., 3Zproz. Spanier, kurhessische und badische 35 Fl. Loose waren an heutiger Börse gesuchter und dafür bessere Preise zu machen. Es ging darin Mehreres um. Alle übrigen Fonds und Eisenbahn-Actien bel stillem Geschäft preishaltend.
Met. 625. 623. Darmst. 50 Fl. 63. 623. do. 25 Fl. 215. 203. Baden 365 Fl. 263. 2653. Kurhess. 25. 2653 Sardin. 243. 245. proz. Span. 17. 166. Poln. 306 Fl. L. 87 G. do. 500) Fl. 627. 623. Köln⸗Minden 747 Br. Bexbach 643. Nord⸗ bahn 383.
Paris, 1. Aug. Die Course sind zu Anfang etwas in die Höhe gegangen in Folge eines im heutigen Moniteur erschienenen Ministerialbefehls, daß die Einzahlungen zur Anleihe nicht mittelst Anticipation geschehen sollen. Sie fielen aber bald wieder auf ihren gestrigen Standpunkt zurück. 30 Millionen sollen bereits eingezahlt und die meisten Zeichnungen nur gemacht sein, um Renten in Liqui⸗ dation abzugeben. Die Aussicht auf eine mögliche Intervention in Italien beunruhigte die Börse. Eisenbahn⸗Actien blieben angeboten.
3356 Rente 44. 75 a 44. 5 36 72 a 71. Anleihe ⸗Certifikate angeboten zu 3700 a 3100. Schatzbons 22 35 Verlust. Bank⸗ Actien 1640 a 1620. Nordbahn 380 a 375.
London, 31. Juli. Cons. p. C. Sb, a. 3. S63, 334 proz.
Sbz. Int. 435. 4 proz. 69. Bras. 7153. Mex. 173. Peru 36. Engl. Fonds eröffneten heute fest, doch schlossen sie etwas flau. In fremden Fonds war nur wenig Geschäft.
Amsterdam, 1. Aug. Holl. Fonds blieben heute, nach einer
Neigung zum Steigen, fast ganz wie gestern; in Int. zeigte der Han⸗ del etwas Leben. — Von fremden waren russ, span. und port. gut ,. Oest. bei sehr lebhaftem Umsatz wiederum etwas ange⸗ nehmer. SHBoll. Integr. 135, 3, 85. Z proz. neue 60. d proz. ostind. 68, 3. Span. Ardoins Sz, gr. Piecen 84, Coupons a, . Portug. proz. 18. Russen alte 96. Stiegl. 74, 3. Dest. Met. 5 proz. 59, 60, 60, 23 proz. 313, 3224, 32.
Antwerpen, 31. Juli. Die Börse war für belg. Fonds fest. 5proz. 75, 743. A4 proz. 683. 23 proz. 375, R, . Span. . bei geringem Geschäft unverändert. Ardoins 8 a8. Zproʒ. .
Markt ⸗ Berichte.
Berliner Getraidebericht vom 4. Aug ust. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:
Weizen nach Qualität 52 — 58 Rthlr.
Roggen loco 263 — 28 Rthlr.
„ S2pfd. Aug. Sept. 26 Nthlr. Br.
n Sept. / Okt. 27 Rthlr. Br., 26 G. Hafer loco nach Qualität 16—19 Rthlr. Gerste, große 24 — 25 Rthlr. G.
» kleine 23 Rthlr. Br.
Rapps 70 Rthlr, Br., 69 G.
Rübsen, 68 Rthlr.
Rüböl loco 11 Rthlr. bez. Aug. / Sept. 11 Rthlr. bez. u. Br. Sept. / Okt. 11 Rthlr. bez. u. Br. „Okt. Nov. 11 Rthlr. Br., e G. Nov. Dez. 117 Rthlr. bez.
Spiritus loco 18 — Rthlr. bez. u. Br. v Sept. / Okt. 174 Rthlr. Br.
, Okt. / Nov. 17 Rthlr.
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 3. August. Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf., auch 2 Rthlr. 5 Sgr.; Noggen 1 Rthlr. 8 Sgr. 2Pf., auch 1 Rthlr. 3 Sgr. 2Pf.; k 1 Rthlr. 8 Pf, auch 1 Rthlr.; Hafer 23 Sgr. 9 Pf. auch 20 Sgr. . ; Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 109 Sgr., auch 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rihlr. 3 Sgr. 9 Pf.; große Gerste 1 Rthlr.; Hafer 22 Sgr. 6 Pf., auch 21 Sgr. 3 Pf.; Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rthlr. 5 Sgr. Mittwoch, den 2. August. ö Das Schock Stroh 6 Rthir“, auch 5 Rihir. 15 Sgr. der Cent ner Heu 25 Sgr., auch 15 Sgr. ; a, , e Kartoffel- Preiße.. weis Der Scheffel 1 6 Pf, auch ö Sgr. 6 Vf.; mehenweis 1è Sgr. 3 Pf., 3 . m mn . Die Preise von Kartoffel Spiritus waren