über bie Minoritäts-Erachten geschtitten. Leue erklärt s == Abschaffung der Todesstrafe 121 — D din ffn Verbrechen. Deutschland ** 2 1 äahmung von Frankreich. Es ist gegen 2. . ãtz — Rechts, neben der That noch die inneren Motive, wie man ke ö tischen Verbrechen verlangt, aufzufassen. Es ist, zumal für die An⸗ gehörigen der Getödteten, einerlei, ob eine Tödtung aus kenn oder anderen Gründen erfolgte, z. B. des Raubes wegen. Sch el⸗ ler vertheidigt die Minoritäts-Erachten. Die körperliche Züchti= gung tödtet die dem Menschen angeborene Ehre. Von allen Grün- ben 'für Aufhebung der Todesstrafe ist dem Redner der wichtigste, daß kein Mensch berechtigt ist; dem anderen auch nur eine Minute seines Lebens, welche er zur Vorbereitung für das Henseits benutzen könnte, zu enziehen. Die Nothwendigkeit der Abschreckung, die man für die Todesstrafe anführt, ist nicht darzuthun. Die Folter, die man eben so früher für nöthig hielt, ist als Barbarei gefallen. England hat die Todesstrafe, die früher dort sehr häufig war, ohne Nachtheil bereits sehr beschränkt. Arndt ist für Beibehaltung der Todesstrafe bei politischen Verbrechen, welche doch nur für die Anstifter und für diese mit Recht zum Unschädlichmachen wird ange⸗ wendet werden. Spatz verlangt Abschaffung auch der Strafe des Prangers und der Brandmarkung. Jordan aus Marburg: An die Stelle der früheren Strafzwecke soll Besserung treten; der Verbrecher ist als Verirrter zu betrachten, darum weder entehrende Strafen, noch die Todesstrafe, welche die Besserung unmöglich macht. Es kann sic nur fragen, ob die Bestimmung wegen Aufhebung der Todesstrafe in die Grundrechte gehört. Es ist zu bedenken, 96 in der Volksbildung von ganz Deutschland noch nicht alle Bedingungen für die Auf⸗ hebung der Todesstrafe vorhanden sind. Roßmäßler: Der in Verhandlung stehende Gegenstand ist der wichtigste, wel⸗ cher bis jetzt verhandelt worden ist. Nach der Aeußerung Manches scheint es, als ob eine Bestimmung über das Leben nicht in die Grundrechte gehörte. In dem Entwurf ist kein Wort darüber gesagt. Die Wohnung ist für unverletzlich erklärt; aber die Wohnung des Menschengeistes ist nicht unverletzlich. Nehmen wir nicht aus dem Poli⸗ zeistaate in den Rechtsstaat die Todesstrafe hinüber. Die Todesstrafe verfügt über etwas, worüber der Mensch als sein Eigenthum nicht verfügen darf. Die Todesstrafe wäre als Nothwehr nur gerechtfer⸗ tigt, wenn der Staat zu dem Verbrecher sagen könnte, daß er Alles für seine Erziehung gethan hätte, und daß das Verbrechen nur des Verbrechers Schuld fei. So weit ist der Staat aber noch lange nicht. Es giebt in meinen Augen kein schauderhafteres Recht, als das der Begnadigung, wo der Richter auf Rechnung desselben seine Hände in Unschuld wäscht. Wollen Sie nicht in den Grundrechten einen Leib ohne Herz schaffen, so schaffen Sie die Todesstrafe ab. Vo⸗ gel von Dillingen erklärt sich für Abschaffung der Todesstrafe für politische Verbrechen; denn der Begriff des politischen Verbrechens ist wechselnd. Im Uebrigen ist die Todesstrafe, wie jetzt das Volk noch ist, nicht abzuschaffen. Behr gegen, von Buttel für Ab⸗ schaffung der Todesstrafe. Schluß der Sitzung 23 Uhr. — —
Preußen. Berlin, 6. Aug. Des Königs Majestät haben gestern in Bellevue den Vortrag des Minister-Präsidenten von Auers⸗ wald entgegengenommen.
Stettin, 4. Aug. (Stett. Ztg.) Gestern feierten die Frei⸗ willigen und die Krieger aus den Jahren 1813 — 15 hier ein Erinne— rungefest, welches sich in seinem Verlaufe großartig zu einem wahren Volksfeste gestaltete. Gegen fünfhundert alte Vaterlands-Vertheidi⸗ ger hatten sich im Schützenhause vereinigt, um die dankbaren Gesin⸗ nungen einer unwandelbaren Liebe und Treue gegen den König und Sein Haus durch eine kameradschaftliche Feier zu erfrischen und that— sächlich nach bestem Vermögen in neuen Strömungen auf die umge— benden Lebenskreise überzuleiten. Nachdem der Festredner unter dem großen Himmelsdome und dem Laubdache schöner Linden in einer längeren Ansprache an die Kameraden den Sinn und Zweck des Festes dargestellt, als die rechte Feststimmung die Wehmuth angegeben und mit einem Hurrah, Sr. Ma⸗ jestät dem Könige dargebracht, geschlossen hatte, ordnete sich die Versammlung in dem großen Saale des Hauses, um Se. Königl. Hoheit den Prinzen von Preußen zu erwarten, welcher bei seiner Anwesenheit in der Stadt das Fest durch seine Gegenwart zu ver— herrlichen auf das ehrerbietigste durch das Fest-Comitèé eingeladen war. Bald nach 6 Uhr erschien der Prinz in Begleitung seines Soh— nes, des Prinzen Friedrich Wilhelm Königl. Hoheit. Er wurde von einem der Ordner in einer so ehrfurchtsvollen als herzlichen Ansprache angeredet und gebeten, sich selbst im Kreise der alten Krieger durch eigene Anschauung zu überzeugen, wie in den Pommern der alte gute Sinn noch nicht erstorben sei, vielmehr in verjüngter Kraft auf⸗ srebe, um in der von Sr. Majestät genehmigten neuen staatlichen Verfassung das Höchste und Herrlichste für den Thron und das Va— terland mitgestalten und verwirklichen zu helfen. Der Prinz erwiederte hierauf in der freundlichsten, leutseligsten Weise, daß er sich freue, in dem Kreise von Männern zu sein, die ihre Liebe zum Könige und BVaterlande längst schon bewährt hätten, deren eben wieder ausge— sprochene Gesinnungen er mit dem größten Wohlgefallen entgegen⸗ nehme, um bei Sr. Majestät der beste Verkündiger derselben zu fein. Es sei dieser Verein der pommerschen Krieger der erste im Vaterlande, und möge derselbe auf immer das schöne Vorbild der Ergebenheit,
der treuen Anhänglichkeit an den Thron, der unwandelbaren Liebe zum
e, . bleiben. Se. Masestät wolle die Wiedergeburt des Va⸗
erlandes n einer neuen staatlichen Verfassung, aber derselbe wolle
. D. in demselben forthin wieder Ordnung und Recht, Gesetz
Und Geborsam walteten. Er danke auf das herzlichste für die Liebe,
, rende, mit welcher er hier, fo wle gestern in
i. Ln uberall empfangen worden sei, und bedauere, daß der heu⸗
ge lern Fieltk bände, ene Königlicht Fanllie nicht An Lag
: eude, sondern der stillen Wehmuth sei, ihn behindere,
än dem. Festmahle der Kameraden Then nehmen zu können. Er
bitte, die Gesinnungen, welche ihm hier kundge i
. t eben zu pflegen, und schloß auf die Entgegnung . ., daß der Kameraden Wahlspruch bis in? den od bleiben würde „Mit Gott für König und Vaterland!“ mit einem Hurrah auf das W hl Sr. Majestät und das Vaterland, in welches die Kanieraden mit ö
größten Begeisterung einstimmten. Hierauf ging der Prinz durch
den Saal und unterhielt sich auf das freundlichste ; mit vielen einzelnen Kameraden, bis er 28 1c 2 n e e gn Aufenthalt mit nochmals dankendem freundlichen Abschiede die ersammlung verließ. Jetzt hielten die Kameraden unter bem Vor⸗ tritt kriegerischer Musik einen feierlichen Umzug durch den roßen Garten und begaben sich dann an die im Freien gedeckten afeln wo die aus voller Seele ausgebrachten Trinksprüche auf Se. Maj? stät den n tes Prinzen von Preußen Königl. Hoheit, das Va. terland, Se. Exzellenz den General von Wrangel und die unter ihm in Schleswig kämpfenden, tapferen Kameraden den Frohsinn bis zum Höhepunkte e, d. Als für die armen, alten Krieger reichlich ge⸗ sammelt wor
en war, wurde die Tafel aufgehoben, und nun mischken sich die Angehörigen, so wie eine außerordentlich große Zahl anderer Mitfeiernden, unter die Kameraden, und es steigerte sich die Feier bei
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neuernden Umzügen durch den Garten und den Saal, bei dem Trans⸗ parent Sr. Majestät des hochseligen Königs vorbei, zu dem großar⸗ tigsten, frohesten Volksfeste, welches, vom schönsten Wetter begünstigt und durch keine Störung getrübt, bis nach Mitternacht währte.
Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin von Preußen besuchte gestern die drei Kinder⸗Bewahranstalten in der Stadt.
Zu der gestern vor Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Preu⸗ ßen stattgehabten Parabe der hiesigen Bürgerwehr hatten sich auch circa 25 Mann der stargardter Schützengilde mit ihrem Führer an der Spitze hier eingefunden, um an derselben freiwillig Theil zu neh⸗ men. Dieselben würden von der hiesigen Schützen⸗Compagnie kame⸗ radschaftlich empfangen und gastlich aufgenommen. Am Abend fuhren die Mannschaften, von der hiesigen Schützen⸗Compagnie mit Musik bis zum e, begleitet, auf der Eisenbahn wieder nach Star— gard zurück.
Ihre Königl. Hoheiten die Frau Prinzessin von Preußen und der Prinz Friedrich Wilhelm sind heute Vormittag mit dem Dampf— schiffe „der Adler“ von hier nach dem Bade Heringsdorf abgereist.
Stralsund, 2. Aug. Auf den in diesem Jahre im stralsun⸗ der Regierungs- Bezirke abgehaltenen Remonte-⸗Märkten wurden zum Verkauf gestellt 777 Pferde, gekauft wurden 175 für die Summe von 17,866 Rthlr.ů, der gezahlte höchste Preis war 160 Rthlr., der Durchschnittspreis circa 102 , Rthlr.
Oesterreich. Wien, 4. Aug. (Wien. Ztg.) Zufolge eines dem Kriegs⸗Ministerium mittelst Staffette zugekommenen Be— richtes des Feldmarschalls Grafen Radetzky aus dem Hauptquartier Cigognolo (bei Cremona) vom 30. Juli d. J. hat derselbe in zwei Kolonnen bei Isola Dovarese und Caneto ungehindert mit 3 Armee⸗ Corps den Oglio überschritten. Das te Corps wurde von Mar⸗ caria über Bozzelo bis Salarolo vorgezogen. Das 1ste, 2te und Reserve Corps nahmen Stellung bei Gadesco und S. Ambrogio, nur 2 Miglien herwärts Cremona, vor welcher Stadt noch feindliche Truppenkörper aufgestellt waren. Am Morgen des 30sten wurden von unseren Truppen dem Feinde in einem kleinen Vorpostengefrechte 1 Kanone und 4 Munitionskarren abgenommen.
Wien, 2. Aug. (Bresl. Zig.) Zur Begutachtung der Con⸗ stitution hat der Reichstag einen Ausschuß von 27 Mitgliedern ge— wählt, und zwar für Niederösterreich Fischhof, Violand und Gold⸗ mark; für Ober⸗DOesterreich Fischer, Losser und Valam; für Steyermark Miklosich, Kreinz und Cavelvabo; für Illyrien Krutschitsch, Scholl und Ambrosch; für Tyrol Tumko, Rotz und Dretschner; für das Küstenland Gomin, Gobbi und Medonizzo; für Böhmen Palaczky, Pinkos und Rieger; für Mähren und Schlesien Meyer, Hain und Trifalik und für Galizien Smolka, Jachinowitsch und Ziemialkowski.
Nachdem vorgestern Morgens der Palatin mit seinen ungarischen Ministern nach Ofen zurückgekehrt war, hat Abends auch der Banus von Croatien, Jellachich, seine Rückreise nach Agram angetreten. Es ist in der kroatisch-ungarischen Frage nichts Definitives zu Stande gekommen.
Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 3. Aug. (Börs. H.) Die provisorische Negierung hat einem zum Zwecke der Anlegung ei— nes Marine und Handels- Kanals von Eckernförde über Schleswig nach Husum zusammengetretenen Comité die Befugniß ertheilt, die zur Vorbereitung des Unternehmens nöthigen Nivellirungen vorzu— nehmen.
Apenrade, 3. Aug. (Börs. H.) Heute um die Mittags— zeit kam von Norden her durch einen schleswig=holsteinischen Drago— ner die Nachricht ins Hauptquartier, daß die Schweden von Fühnen abgezogen und nach Schweden zurückgekehrt seien. Man vermuthet, daß diese Nachricht von einem aus dem dänischen Hauptquartier zu— rückgekehrten preußischen Offizier, der einen dänischen Offizier zur Auswechselung dahin gebracht hatte, herrühre.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 4. Aug. (O. P. A. 3.) Gestern Nachmittag legten die Hauptstraßen unserer Reichsstadt wie⸗ derum ihren festlichen Schmuck an, die deutschen Fahnen wehten von den Fenstern und den Giebeln herab, und eine unübersehbare Men— schenmasse wogte in froher und festlicher Stimmung auf dem Römer— berg, der nenen Kräme, Zeil, Fahrgasse und jenseits des Mains in Sachsenhausen. Alles war zum feierlichen Empfang des Erzherzogs— Reichsverwesers, seiner Gemahlin und des Sohnes beider, des jungen Grafen von Meran, gerüstet. Die hochverehrten Reisenden hatten ihren Weg über Aschaffenburg genommen und mußten deshalb Sach— senhausen passiren. Schon von 5 Uhr Nachmittags an standen dort die Jungfrauen dieses Stadttheiles in weißen Kleidern, Eichen— kränze in den Haaren, schwarz- roth goldne Schleifen an der Brust und Blumensträuße in der Hand, in langer Reihe, der sehnlich Erwarteten harrend. In Frankfurt selbst aber schuf sich unterdeß auch wieder ein Bild wie am 11. Juli. Alle Fenster bis unter das Dach, alle Balkone, Brunnen, Kutschen u. s. w. mit Schaulustigen besetzt. Vom Kaisersaal her zogen an tausend Jung- frauen in demselben schönen Festschmuck wie in Sachsenhausen, — weiße Kleider, Eichenkränze und Blumensträuße mit deutschen Schlei⸗ fen — über die Zeil vor den russischen Hof und stellten sich dort in langer Reihe auf bis vor und in den russischen Hof hinein und die Treppen hinauf bis an die Thüren der bereit gehaltenen Gemächer. Und die ganze Reihehielt einander verbunden durch lange Gewinne von Eichenlaub. Daß aber die schöne, blühende, lebensfrische Doppelreihe der Jungfrauen nicht von dem Andrang der auf- und niederwogenden Massen von Schau⸗ lustigen behelligt werde, bildeten die Schutzwehrmänner der zwölf Quartiere eine zweite Reihe mit Armbinden in den frankfurtischen Farben und heute zum erstenmal mit schwarzen calabresischen Hü en, von welchen über die deutsche Kokarde Federn herabwallten. Das Auge suchte umsonst einen Ruhepunkt in dem Festgepränge. Indessen ließen die Gefeierten lange auf sich warten. Erst um halb 9g Uhr Abends donnerten und knalterten die Freuden= und Signalschüsse von Oberrad und den frankfurtschen Landhäusern her, die Herankunft des Erzherzogs und seiner Familie verkündend. Mit klingendem Spiel zog das Mnsik-Corps der genannten Dorfschaft dem Wagen voran. Lauter Jubelruf und Freudenschüsse nahm die Ankommenden am Aschaffen⸗ burger⸗Thor in Emgfang; der Wagen mußte eine Weile halten. Die Jung⸗ frauen Sachsenhausens begrüßten hier die Gemahlin des Erzherzog -Reichs⸗ verwesers mit einem schönen Gedicht, welches eine derselben, nachdem sie es gesprochen, der gefeierten Dame, auf Atlas gedruckt, überreichte. Die⸗ ser Gabe wurde als ein Andenken an diesen schönen Tag ein Album angefügt, welches auf schwarz und rothsammtnen goldbefranzten issen eine andere Jungfrau im Namen ihrer Schwestern der Frau Gräfin von Brandhof übergab. Und nun fuhr der Wagen langsam weiter durch die festlich bewegte Masse, durch die mit Laabgewinden geschmüückten Straßen und von dem undusgesetzten Jubelruf hegleitet: Anna und Johann hoch!“ Vorauf dem Wagen des Reichsberwe— sers und seiner Familie zog nun außer dem Musikrorps von Ober⸗ Kd. das schöne Schützentorps von Sachsenhausen. Unter be— ständigen Freude und Hochrufen fuhr der Wagen dann über
endlich in die Zeil ein, wo durch die improvisirte
der Abbrennung eines kleinen Feuerwerks und bei den immer sich er⸗
nation mancher Häuser, die Gaslaternen und die Wachs
fackeln in
die „Brücke, durch die Hanptstraßen unserer Stadt und lenkte ĩ Illumi⸗
den Händen der zum Empfang bereit stehenden Jungfrauen die Nacht zum Tag erhellt war. Auch hier wie in Sach⸗ senhausen ein Wehen mit Tausenden von Tüchern, ein Regen von Blumensträußen, festliche Begrüßung, begeistertes Hochrufen von Tau⸗ senden. Halb 10 Uhr war es geworden, bis die Gefeierten in dem russischen Hof anlangten. „Ich habe euch versprochen, mitzubringen mein Theuerstes, Weib und Kind; da habt ihr sie!“ — so ctwa läu⸗ teten die ersten Worte, die der Erzherzog⸗Reichsverweser auf die fest⸗ liche Begrüßung erwiederte. Und vom Balkon des zussischen Hofes herab sprach er zu der unten lauschenden Menschenmenge: „Ich danke Euch, liebe Frankfurter, meinerseits und im Namen meiner Frau; mehr vermag ich nicht zu sprechen; ich bin zu sehr gerührt.“ Wie⸗ derholtes Hochrufen erwiederte diese einfachen schlichten Worte. Erst in den letzten Stunden des gestrigen Freudentags zerstreuten sich die Tausende der Festtheilnehmer.
. Ausland.
Oesterreich. Pesth, 1. Aug. (Bresl. Ztg.) Gestern Abend sind der Erzherzog Stephan aus Wien und der Premier⸗ Minister Graf Ludwig Batthyany aus Innsbruck hierher zurückge⸗ kehrt. Die unter den Auspizien des Erzherzogs Johann gepflogenen Unterhandlungen über die illyrischen Angelegenheiten sind ohne Er— folg geblieben.
Frankreich. National-⸗Versammlung. Sitzung vom 3. Aug. Das Gerücht, daß Bauchart's Bericht über die Untersu⸗ chung der Mai- und Juni-Exreignisse die Verhaftung Caussidisre's, Louis Blanc's und Anderer nach sich ziehen könnte, hatte alle Plätze gefüllt, als Marrast die Sitzung um 13 Uhr öffnete. Montalembert legt eine Bittschrift nieder, in welcher der Patriarch von Jerusalem um Schutz des heiligen Grabes bittet. Diese Bittschrift wurde dem Grafen vom Papst Pius IX. zugestellt. Man glaubt, sie werde spä— ter an den Minister des Auswärtigen überwiesen werden, um die ge⸗ eigneten Maßregeln zu treffen. Bauchart besteigt die Rednerbühne. Präsident Marrast sordert die Versammlung auf, der Vorlesung des Berichts über die Mai- und Juni -Ereignisse die größte Aufmerksamkeit zu schenken, da dessen Anträge auf Ergrei⸗ fung neuer gerichtlicher Maßregeln lauteten. (Aufsehen Bau⸗ chart beginnt demnächst die Vorlesung des voluminösen Aktenstücks nebst seinen zahlreichen Beilagen. Den Anfang bilden die Dekrete, welche die Einleitung der Untersuchung anordnen. Diese sei eine politische, keine gerichtliche. Ursprünglich nur durch die Juni⸗ Insuxrection hervorgerufen, sei sie auf die Mai- Ereignisse ausgedehnt worden. Die Verhöre seien leicht von statten gegangen, dennoch hätten viele Zeugen große Behutsamkeit an den Tag gelegt, und viele hätten sich nur durch die Schrecken der Juni⸗-Revolution zu Geständnissen bewegen lassen. Der Bericht entwirft eine Schilderung des Charakters der Erstürmung der National-Versammlung am 15. Mai, beleuchtet den Einfluß der Luxembourg-Kommission und ihrer beiden Vorsteher, Louis Blanc und Albert. Er nennt den Charakter jenes Sturmes eher einen politischen, als sozialen. Die Juni⸗Revo⸗ lution sei dagegen entschieden sozial, der Ausbruch der im Luxembourg gepredigten Lehren. Die Kommission habe streng nach ge⸗ forscht, ob einzelne Mitglieder der Februar -Negierung sich an den Ereignissen indirekt betheiligt, oder ob Anhänger der gestürzten Mo— narchie in dieselben verwickelt. Die Kommission habe keine direkte Verbindungen gefunden; selbst nicht einmal sichere Spuren seien vor⸗ handen. Die sozialistischen Lehren im Luxembourg, die von der pro⸗ visorischen Regierung in die Departements entsendeten Kommissarien, die Häupter der Klubs und vorzüglich die aus den geheimen Geldern des Ministeriums des Innern besoldeten Agenten seien die wesent⸗ lichstnn Urheber jener Ereignisse. (Eistaunen. Ledru Rollin protestirt durch einige Worte. „Der ehemalige Minister des Innern, Herr Ledru Rollin“, fährt Bauchart sort, „hat gegen obige Angaben protestirt; aber wir haben uns nur zu sehr von dem Einflusse der im Ministerium des Innern mit George Sand's Hülfe redigirten Bülletins überzeugt.“ Die Be⸗ waffnung der Fremden-Legioen gegen Belgien aus den Arsenalen der Republik beweise nicht minder die geheime Hand der provisori⸗ schen Regierung, in deren Schoße dieserhalb sogar heftige Mißhellig- keiten ausgebrochen, worüber der Referent das Zeugniß Arago's vor⸗ liest. Prinzipiell sch eibt die Kommissisn abermals den im Luxembourg gepredigten Grundsätzen den verderblichsten Einfluß zu. Die Berichte des Moniteur hätten bei weitem nicht Alles veröffentlicht, was bei den dortigen Verhandlungen gesprochen worden. ELonis Blanc: Ich verlange das Wort! Viele Stellen seien unterdruckt· nud den Schnellschreibern, welche die Kommission eidlich verhört habe, die Wei⸗ sung gegeben worden, die heftigsten Sätze wegzulassen. Daß selbige einen Klassenkampf hervorrufen mußten, haben die Mai⸗Exzesse deut⸗ lich bestätigt. Die Gründung eines Ministeriums des Fortschritts oder der Arbeit, für Herrn Louis Blanc wohlverstanden, habe den Arbeitern den Kopf verdreht; die Privat⸗-Industrie zu törten und den Staat an die Spitze der Production zu stellen, sei ein Grundsatz, den die National⸗Ver⸗ sammlung mit Recht bekämpft habe. Der Referent theilt einige hier— auf bezügliche stenographische Notizen mit. Die National-Versamm— lung sei den Arbeitern als ein Körper dargestellt worden, von dem die Arbeiter nichts zu hoffen hätten, daher der Eifer der Klubs ge⸗ gen sie, daher die Erstürmung des Saales am 15. Mai. Zwei Ne—⸗ präsentanten seien beweislich kompromitrirt. Der Bericht enthält die Handschriften Caussididre's und Louis Blanc's. Cärm und Unterbrechung vom Berge.) „Marschiren die Repräsentanten“, heißt es in einem die ser Handbillets, „nicht der Republik gemäß; stellen sie sich 3. Seite dieser verstockten Bourgeois, so haben wir doch Lie, liber ker lür uns, und es werden trotz aller Bürgerwehr einige Zündhölzchen gönügen, um ein Autodafé für sie zu bereiten.“ (Sensation?) . fanden im Ministerium des Junern statt, an weschen . Rollin, Louis Blanc, Caussidiere, Blanqui und Flotte Theil nahmen. Aus diesen Versammlungen gingen die National⸗Werkstätten hervor. Die Demonstration des 15. April ward hierin ebenfall besprochen. Dies wird durch Lamartine's Aussage erhärtet. Derselbe habe die⸗ sen Tag als ersten Bruch der Mitglieder der provisorischen Regierung bezeichnet und Louis Blanc und Ledru Nollin die Ver antwortung zu⸗ geschrieben. Unter dem Siegel des Ministeriums des Innern seien die aufrührerischen Schriften, Plakate und Journale . aus Paris in die Departements versandt worden; Cärm zur . en.) Der Redner scheint erschöpft. Die Sitzung wird . ting Viertel⸗ stunde suspendirt. Lebhafte Gruppen bilden sich . Louis Blanc und Caussidiere auf dem Berg. Ledru Rollin und Lamartine sprechen it Linander. Bauchart nimmt seinen Vortrag wieder auf
ebenfalls mit einander anne en fh g , Ge n, und beginnt eine Schilderung des Klub der Klubs, wie sich Sobrier im Hotel der ehemaligen Civilliste in der Rivolistraße installirte, dann die Waffenlieferungen, die Beschlagnahme von Briesschaften und An⸗ deres. Ihm schreibt der Bericht die Urheberschaft der Ereignisse des 15. Mal zu. Aus ihm wird die Schuld Louis Blanc's und Cau si⸗ didreis am schlagendsten nachgewiesen. Auf diese Details stützt der Bericht seine Anklage, gegen die, beiden Nepräsentanten. Die Vor— lesung dauerte unter immer gesteigertem Lärmen und Unterbrechungen bis halb 6 Uhr. Der Bericht trägt indirekt auf gerichtliche Verfol—
gung nachstehender Repräsentanten an: 1) Caussidikre, 2) Louis Blanc, 3) Ledru Rollin und 4) Proudhon, und schließt mit der Ver⸗ sicherung, daß die Regierung das volle Vertrauen der National⸗ Versammlung besitze. Eine große Aufregung folgte der Vorlesung dieses Berichts. Der Abdruck derselben nebst' allen Beilagen wird verordnet. Ledru Rollin erhält das Wort. In fester Hal⸗ tung beginnt er eine Kritik des Berichts und fordert den Verfasser auf, ihm auch nur ein einziges Aktenstück zu zeigen, das verrätheri⸗ scher Natur wäre und seinen Namen trüge. Er könne, sagt er, die⸗ sen Bericht nur mit der berüchtigten Anklage⸗Akte des Thermidor vergleichen, sonst sei ihm nichts Aehnliches in der Geschichte bekannt. Die Versammlung müsse konsternirt sein. Er geht darauf alle im Bericht bezeichneten Epochen durch und weist speziell nach, daß er es gewe⸗ sen, der in der Mai⸗Katastrophe zuerst den Befehl zum Generalmarsch gege⸗ ben habe. Die Rede machte lebhaften Eindruck Changarnier will das Faktum wegen des Generalmarschschlagens berichtigen oder gar in Abrede stellen. Marrast erklärt, daß Ledru Rollin zu ihm geeilt sei und in seiner Gegenwart formellen Befehl zum Alppell gegeben habe. Sensation.) Derselbe sei aber beim Generalstab auf Hindernisse ge⸗ stoßen. Louis Blaneg versichert von neuem, daß er die Mal- und Juni ⸗ Bewegungen nicht für legitim gehalten und durchaus keinen Theil daran genommen. Er sei unschuldig. Proudhon sprach nicht. Statt seiner las Maurey eine Ecklärung ab, daß Proudhon keinen materiellen Theil an den Mai- und Junistürmen genommen habe.
9 Versammlung ging um 65 Uhr sin großer Gährung aus ein— ander.
Paris, 3. Aug. Der Moniteur bringt heute ein Dekret Cadbaignac's, das die Repräsentanten Roger, Vice-Admiral Eccille und Montrol, ferner den ehemaligen Deputirten Ternaur Compans, den Contre⸗Admiral de Hell, Herin Levasseur, Gesandten in Mexiko, Herrn Mestro, Kolenial-Direktor, Herrn Roquemaurel, Divistons Chef im Marine⸗-Ministerium, und Herrn Barbaroux, ehemaligen General- Prokurator auf der Insel Réunion (Bourbon), zu Mitglie⸗ dern einer Kommission ernennt, die der Exekutisgewalt vorschlagen soll Nnach welchem Ort und auf welche Weise die Theilnehmer an dem Juni Aufstande am zweckmäßigsten zu transportiren seien.
Aus Italien sind eine Menge Depeschen eingegangen. Nach Gucxrieri trafen Albert Rieci aus Turin und Amalsi aus Venedig bei Cavaignac ein. Dem Journal des Dabats zufolge, dränge das turiner Kabinet jetzt selbst auf Intervention, die es bisher abge— wiesen. Doch fügt dies Blatt hinzu, es wisse nicht, inwieweit die hierüber verbreiteten Gerüchte begründet seien. Eben so sei es noch bloßes Gerücht, daß in Turin selbst Unruhen ausgebrochen wären. Amalfi aus Venedig soll dem General Cavaignac erklärt haben, daß Venedig unfehlbar wieder in die Hände Oesterreichs zurückfalle, wenn Frankreich sich nicht ins Mittel lege.
Das Schreiben, welches A. Huber, der Hauptbetheilig'e bei dem Attentate vom 15. Mai, an die Untersuchungs⸗Kommission gerichtet, wird vom heutigen Journal des Deébats vollständig mitgetheilt. Es entlehnt dasselbe der Reforme, an welche Huber sein Schreiben eingesandt hat, aus welchem übrigens hervorgeht, daß er nicht im Gefängniß sitzt, sondern sich bis jetzt noch der Verhaftung zu entzie⸗ hen gewußt hat. Er macht nun in diesem (gestern erwähnten) Briefe von seinem unbekannten Aufenthaltsorte aus zugleich das Anerbieten, sich gestellen zu wollen, falls man die Gefangenen in Vincennes, die er für unschuldige Opfer erklärt, freilasse.
Der Vorsitzende der zur Prüfung der Gesundheits⸗Verhältnisse der, Arbeiter niedergesetzten Untersuchungs-Kommission, Herr de Vo— gu, dringt vor allen Dingen auf, Anlage besserer, eigens für die Arbeiter zu bestimmender und steuersrei zu lassender Gebäude.
Ludwig Mieroslawski ist vorgestern in Paris einget; offen.
In Bezug auf die Abstimmung über Proudhon's Voischlag liest man noch im Messag er: „Eine beträchtliche Anzahl der Abgeord⸗ neten des „Berges“ waren abwesend, aber die hervorragendsten Män⸗ ner der Berg-Partei stimmten gegen den Vorschlag, unter diesen Etienne Arago, Lonis Blanc,. Bouvet, Carnot, Eausste izne, Charton, Consid rant, Coralli, CrEpu, Da vid v. Angers, von Ludre, Didier, Doutre, Haur au, J. von Montry, Jean Reynaud, Lagrange, Larabit, Ledru Rollin, Math é, A. Mie, Olivier, Pegot-Ogier, Perdiguier, Quinet, Raynal, Marc Solier, Vignerte und Pavier Durieur. Unter den Abwesenden ha— ben wir anzuführen: Audry de Puyraveau, Bac, Gerdy, Quinard, Joigneaur, Joly der Aeltere und der Jüngere, Lignier, Martin von Straßburg, Martin⸗Bernard, Mathey, Mathieu von der Saone und Loire, Menant, Pelletier, Pierre Leroux, Pyat, Renaud, Lagardette, Sarrut und Subervic.“
Der Vorschlag, daß die National-Versammlung sich am 2Qösten d. einen Monat Ferien machen solle, sindet, dem Messager zufolge, viele Gegner, und man hält es für wahrscheinlich, daß keine Verta— gung stattfinden, sondern sofort zur Diskussion der Verfassung ge— schritten werden wird.
Die Anklagekammer des pariser Gerichtshofes hat den Ge— schäftsführer des Peuple constikuant vor die Assisen gestellt, weil dies Blatt in seiner letzten Nummer einen Artikel enthalten, welcher das Volk zum Hasse und zur Verachtung der Regierunge—⸗ gewalt aufgereizt habe, und der mit den Worten endet: „Schweige Volk!“ und weil es in einem zweiten Artikel zu einem Regierungs— wechsel, mithin zum Bürgerkriege, in derselben Nummer vom 11ten Juli aufgefordert habe.
Die großen Möbel-Fahriken des Faubourg St. Antoine, welche so viele Tischlergesellen, besonders Deutsche, beschäftigten, stehen öde und verlassen. Die Gesellen, sowohl einheimische, als Fremde, wan— dern fast alle nach England, von wo ihnen große Versprechungen gemacht werden. Maubenge und die umliegenden Hochöfen beschäf⸗ tigten bisher über 40 19 Arbeiter. Alle diese Arbeiter sind jetzt mit einemmale brodlos. Die Inhaber jener Hüttenwerke hatten an die Ministerien der öffentlichen Arbeiten Frankreichs und Belgiens ge— schrieben und sich angeboten, zum Kostenpreise zu arbeiten, um nur die Arbeiter vor der größten, Noth zu bewahren, allein die Bestellungen bleiben dennoch aus. Die Baumwollenweber und Spinner des Lofre— thales haben sich an den Minister des Ackerbaues und Handels ge⸗ wandt, um die nöthigen Fonds zur Gründung von gegenseitigen Associationen zu erlangen, ohne welche sie untergehen müßten.
Großbritanien und Irland. London, 2. Aug. Die Minister versammeln sich jetzt täglich im auswärtigen Amte zu einem Kabinetsrath. Auch heute fand ein solcher statt.
Der Globe, das ministerielle Organ, enthält an der Spitze seines heutigen Blattes folgende halbamiliche Mittheilung. Wir ver⸗ nehmen, daß König Karl Albert sich an die französische Regierung gewandt und um eine bewaffnete Intervention in der piemontesischen Frage gebeten hat. Und wir freuen uns, im Stande zu sein, mit⸗ zutheilen, daß die französische Regierung, im wahren Geiste des Frie⸗ dens handelnd, das Ansuchen abgelehnt hat, in der Hoffnung, daß glückliche Unterhandlungen den gegenwärtigen Streit zwischen Oester⸗ reich 3. ,, beilegen werden.“
ie Verhandlungen in der gestrigen Sitzung des Unterhau— ses betrafen der Hauptsache en, die ge sms e. . genehmigte das Haus die Bestimmungen einer kleinen Bill der Re= gierung zur besseren Regulirung der Flußdampfschifffahrt. Es ist dies
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eine polizeiliche Maßregel, welche durch die unbeschränkte Konkurrenz der Passagier⸗Dampfschiffe auf der Themse zur Sicherheit der Per⸗ sonen und des Eigenthums nothwendig geworden und hauptsächlich gegen die Ueberfüllung der Dampsschiffe gerichtet ist. Für die See⸗= Dampfschiffe besteht schon lange ein ähnliches Gesetz. Was die firch⸗ liche Frage anbetrifft, so stellte Herr Horsm an einen Antrag auf Erlaß einer Adresse an die Königin, worin Ihre Majestät gebeten werden soll, den ganzen Zustand der Landeskirche, so weit die zeit lichen Güter derselben in Betracht kommen, in Erwägung zu ziehen, eine Untersuchung des vollen Werthes alles kirchlichen Grundeigen= thunms zu veranlassen und solche Maßregeln anzuordnen, wonach das Einkommen der Kirche nutzbringender für die religiöse Erziehung bes Volkes verwendet werden soll. In der weiteren Motivirung seines Antrages schlug Herr Horsman das jährliche Einkommen der Kirche auf 5 Millionen Pfd. an, welche überdies durch gute Verwaltung um 1 Million vermehrt werden könne. Die gegenwärtige Vertheilung sei durchaus ungerecht und nachtheilig, denn in keinergtirche gäbe es so reiche und so arme, so gelehrte und unwissende, so fromme und mit so viel Hei⸗ denthum umgebene Geistliche. Nach einer Akte unter Karl II. solle jeder Pfarrer in seinem Kirchspiel eine gute Wohnung und ein Ein— kommen von mindestens 80 Pf., haben, damals eine gute Summe. Aber gegenwärtig stehen die Geistlichen verhältnißmäßlg viel schlech⸗ ter. Von 10,000 Pfarrern in England und Wales wären 3454 Pfründen mit anderen verbunden. In 680) Kirchspielen hätte der Pfarrer weniger als 300 Pfd. St. Einkommen. Er werde niemals ruhen, bis jeder Geistliche mindestens 300 Pf. (2000 Rthlr.) Ein— kommen erhalten. Lord J. Russell gab zu, daß manche Mißbräuche der gerügten Art in der Kirche beständen, namentlich wären die zu großen Kirchspiele ein schlimmes Uebel. Die Regierung wolle auf Maßregeln denken, dem Uebel zu steuern; aber er bitte Heirn Hors— man, von seinem Antrage abzustehen, welcher die Regierung der Geistlichleit gegenüber in eine unangenehme Lage versetzen würde.
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Herr Horsm an, der so, wie Sir R. Inglis bemerkte, ohne Kampf einen Sieg erfochten hatte, zog seinen Antrag für diesmal zurück.
; In Irland ist noch keine wesentliche Veränderung der Dinge eingetreten. Die neuesten Nachrichten aus Dublin von gestern Abend laufen nach der telegraphischen Depesche von Liverpool folgender⸗ maßen: „Smith O'Brien hat heute Morgen mit 3 — 4006 seiner Anhänger sein Hauptquartier in Killcass genommen, am Abhang der Höhen von Slievenamon. — Der Lord-Statthalter hat eine Pro— clamation erlassen, worin er Jedermann warnt, Rebellen zu beher⸗ bergen oder ihre Flucht zu unterstützen, bei Strafe des Hochver— rathes. — Lord Hardinge ist angekommen und bespricht sich mit den Kriegs-Behörden. Dr. Cane ward gestern in Killenny verheftet. — Richard O'Gorman, heißt es, ist in Tarbert erschossen.“
Das Polizei- Amt von Dublin hat über das Treffen gegen die Insurgenten bei Boulagh folgende Bekanntmachung erlassen: „Wir freuen uns, der Polizei⸗Maunnschaft anzeigen zu können, daß eine kleine Anzahl von Konstablern gestern Abend ohe militairische Hülfe un— weit Killenaule, in der Grafschaft Tipperary, einen Angriff auf 1000 Mann machte, die unter Smith O'Brien's unmittelbarem Befehle standen und meistens mit Feuerwaffen und Büchsen bewaffnet waren. Kein einziger Konstabler ist verletzt; aber sieben Rebellen sind getöd— tet und eine große Anzahl verwundet. O'Brien's Partei lief in der größten Verwirrung davon und ward »öllig zersprengt. Ungefähr eine Stunde nachher war eine große Truppenmacht zur Stelle, fand aber nichts mehr zu thun übrig.“ Der Berichterstatter der Times giebt folgende nähere Schilderung des Treffens: Den im Hause eingeschlossenen funfzig Konstablern unter Trant zogen neunzehn Mann zu Hülfe, die, von dem Unter-Inspek— tor Cor zeführt, von Cashel aufgebrochen waren. Die Aufständi— schen, welche eben von dem Hause blutig zurückgewiesen waren, dran— gen in hellen Haufen auf sie ein. Allen voran schritt ein Mann, der eine gewaltige Pike über seinem Kopfe schwenkte und zum Angriff aufforderte. Schießt den! rief Cox den Seinigen zu. Und augen— blicklich war der Mann ins Herz getroffen und' schlug vorniber wie ein Hase, der im Laufe geschossen wird. Die Menge lief aus ein= ander, und Schüsse wurden hinter sie her gefeiert. Der Knall der Fliaten ward von einer anderen Abtheilung von Konstablern, neun— ig Monn stark, gehört. Sie liefen sogleich quer über das Feld dem Shauplatze zu, und Trant konnte sich jetzt mit seiner Mannschaft aus dem Hause zurückziehen. Es gehört einer Wittwe, Miß. Cormack. Sie hatte fünf Kinder in dem Hause, welche Trant und seine Genossen sich geweigert hatten, herauszugeben und als Geisel zurückbehielten. Die Wittwe suchte in ihrer Angst, daß den Kindern ein Leid geschehen möchte, O'Brien, das Haupt der Rebellen, auf und fand den König von Munster in ihrem Kohlgarten aus Vorsicht auf der Erde liegen. Sie bat ihn, mit Herrn Trant ihrer Kinder wegen zu sprechen, und riß ihn zuletzt beim Rockkragen. Aber Smith O'Brien wollte sich nicht hervorwagen. Endlich kroch er auf allen Vieren aus der Gartenthür. Er ward aber sogleich von den Leuten im Hause bemerkt. Da ist er! riefen sie und gaben Feuer auf ihn. Er rollte zurück und ward nicht mehr gesehen. Das Volk in der Umgegend ist noch sehr aufgeregt. Aber General Maedonnell, wel⸗ cher mit 1500 Mann ankam und in der Apotheke der kleinen Stadt Ballingarry sein Hauptquartier aufschlug, hat jeden Aufstund vereitelt. Jedoch der Haß blickt aus finsteren Gesichtern, und heimliche Mord⸗ thaten drohen die Niederlage im offenen Kampfe zu iächen.
Die Nachricht von jener unerwartet raschen Entscheidung hat in Dublin und überall unter den Verbündeten große Bestürzung hervor⸗ gebracht. Die Klubs lösen sich auf, die Waffen verschwinden. Wie vorbereitet der Aufstand war, erhellt daraus, daß bei den zehn jun— gen Leuten, deren Verhaftung wir gestern meldeten, nicht blos Be— stallungen als Offiziere im Rebellenheere, sondern sogar schon die grünen goldgestickten Unisormen vorgefunden wurden, mit den ver— schiedenen Abzeichen vom Obersten bis zum Fähnrich. Zwei irlän⸗ dische Pairs und ein Bischof sind durch die in die Hände der Regie⸗ rung gefallenen Briesschaften schwer verdächtigt. Die Aufregung ist im Lande noch groß. Aber die katholische Geistlichkeit ermahnt das . überall auf das eindringlichste zum Frieden und zur Gesetz— ichkeit.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. Juli. In einem Kaiserlichen Ukas vom 12. Juli' an den dirigirenden Se— nat heißt es: „Zur Erleichterung der Geldumwürfe des Reiche⸗ schatzes, und um demselben die Mittel zu verschaffen, die außeror—⸗ dentlichen Ausgaben zu bestreiten, welche zur Bewahrung der Sicher⸗ heit der Gränzen des Reichs bei den jetzigen unruhigen Verhälinis⸗ sen in verschiedenen Staaten Europa's nolhwendig sind, haben Wir auf die im Reichsrath durchgesehene Vorstellung des Finanz- Mini⸗ sters für nöthig erkannt, eine Emission von fünf neuen Serien der Neichs-Schatzbillets unter den Nummern 15 bis 19, zu 3 Millio⸗ nen Rubel Silber jede, auf Grundlage des hierbei folgenden Re⸗ glements zu gestatten, und ermächtigen den Finanz- Minister,
die beiden ersten dieser Serien, zum Betrag von 6 Millionen,
sogleich ausgehen zu lassen, mit Festsetzsg des Anfangs des , , ,. vom 13. Juli 1848. 7 die En. der
übrigen 3 Serien wird er, nach Maßgabe des wirklichen Bedarfs, bei Uns um einen besonderen Ukas einkommen. Indem Wir dem
zufolge das erwähnte Reglement dem birigirenden Senat über machen, 2 Wir, zur Erfüllung desselben die gehörigen Vorke hrungen zu treffen.“
Zum 27. Juli waren hier 2510 Cholerakranke in Beh andlung verblieben; es famen im Verlaufe dieses Tages hinzu 163, genasen 229 und starben 8, (darunter 453 in den Wohnungen). Zimm 38. Juli verblieben 2396 Kranke in Behandlung. Auch in 5ᷓÄ eval ist . . ausgebrochen; am 22sten d. zählte man dort 10 Er- rankte.
Niederlande, Aus dem Haag, 2. Aug. In Folge der
(bereits geme beten) Verwersung des Gesetz Entwurfes über A bschaf⸗ fung der körperliche Züchtigung und des Brandmarkens von Sesten der ersten Kammer der Generalstaaten hat der JustizMinister, herr Donker - Curtius, seine Demission eingereicht. Doch ist bieselb e, wie . de la Haye meldet, noch nicht vom Könige angenommen worden. Auf eine Adresse des mastrichter Gemeinde- Raths, wo rin ber Nönig angegangen wird, das heutige Territorial⸗Verhältniß Lim- burgs aufrecht zu erhalten, hat der Minister Kempenaer geant wortet, daß die Ansichten und Absichten des Königs in Bezug auf Eimburg und Mastricht sich nicht geändert hätten. An der Sendung eim es der Minister in das Herzogthum könne man erkennen, welches Interesse der König an der Beibehaltung der Provinz nähme. Uebrigens werde der König durch Thaten beweisen, wie sehr ihm die Förderung der wohlverstandenen Interessen Mastrichts am Herzen liege.
Mastricht, 1. Aug. Das Journal de Limbo urg von die⸗ sem Datum meldet: „Der Stadtrath hatte am 25. Juli eine zweite Adresse an den König votirt, betreffend die Angelegenheiten vor Lmm— burg und die Erhaltung seines Grundgebiets. Die Antwort Darauf, dom 29. Juli, lautet im Wesentlichen, daß die von Sr. M ajestit früher gehegten und geäußerten Gesinnungen sich nicht geändert hät⸗ ten und der Stadtrath aus den bereits getroffenen Maßregeln wohl werde ersehen haben, wie sehr Sr. Masestät an der Erhaltung der Provinz mit sammt ihrer Hauptstant gelegen ist. Die Antwort is vom Minister de Kempenaer unterzeichnet.“
Dänemark. Kopenhagen, 2. Asg. (Börs. H) Die Elbe, Weser und Jahde werden, laut Beschluß des Marine⸗Ministers vom 1. August, mit dem 15. August blokirt.
Spanien. Madrid, 29. Juli. Man schreibt der Es pañßa aus S. Ildefonso unter dem 27sten Folgendes: „Diesen Rachmüit⸗ tag um 27 Uhr hat die Königin ganz unerwarteterweise und ohne den geringsten Beistand eine Fehlgeburt gethan, von welch er die letzthin eingetretenen Unpäßlichkeiten und Symptome nur die Votbo⸗ ten waren. Alles war in einem Augenblicke vollendet, und die Kö⸗ nigin brachte den Rest des Tages so zu, als ob gar nichts vorge⸗ fallen wäre. Wenn diese unangenehme Nachricht irgend etwas Gies mit sich führt, so ist es die erfreuliche Hoffnung, zu der sie Veran⸗ lassung giebt.“ Die Gaceta erwähnt in ihren täglichen Be⸗ ö. über das Besinden der Königin dieses Vorfalles mit keiner Sy be.
Der Herzog von Sotomayor, Minister der auswärtigen Ange⸗ legenheiten, muß auf den Rath der Aerzte binnen kurzem nach den Bädern von Vichy reisen und hat deshalb seine Entlassung ein gereicht. Es scheint, daß diese ihm bewilligt und sein Portefeuille den Herrn Pidal angetragen wurde, der sich in S. Ildefonso befand. Bevor Herr Pidal annahm, begab er sich nach Madrid, um sich mrit ver⸗ schiedenen Personen der moderirten Partei zu verständigen, mament⸗ lich mit Herrn Mon, dem vermuthlich das Finanz⸗Ministerin m über⸗ tragen werden wird. (España.)
Gestern Mittag wurde Se. Excellenz Herr Luis CSonzalez Bravo, Cortes -Deputirter, verhaftet und nach der Wohnung des
34) befindet sich in einem Artikel d. d.
Ober-Polizei-Direktors geführt. Dort blieb er in enger Oast bis vier Uhr Nachmittags, wo man ihn eine Postchaise besteig æn ließ. Ein Gendarmen-Offizier begleitete ihn unter einer Eskorte von vier Mann. Bis auf diese Stunde kennen wir weder den Ort seiner Bestimmung, noch die Ursachen, welche zu dieser Versüigung Anlaß
gaben. ¶ Esp ana.) 3proz. 18 P. 5proz. 105 P. Unverz. 37 P.
Bekanntmachung. In der Neuen Berliner . vom 28sten v. M. (Nr. d erlin, den 27. Juli, fol⸗ gende Mittheilung: „In der heutigen Stadtverordneten Versammlun stat⸗ tete Herr Seidel Bericht ab über die Reise der don der Kommune an des Königs Majestät u nd den Prinzen von Preußen abgesandten Deputation. deh⸗ tere bestehend aus den Herren Bürgermeister N ec unyn, Stadtrath Gärtner, den Herren Seidel und pringer, hat uf den Wunsch Sr. Majestät des Königs sich zuer sst nach dem Vabelsberge begeben. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen hat die Deputation freundlich empfangen, zugleich aber ausgesprochen, daß er schon seit länger er Jeit eine solche Aeußerung der berliner Bürgerschaft er wartet habe. Se. Königl. Hoheit, in Berlin geboren, lieb e diese Stadt auf das innigste, habe auch stets seine An sichten frei und offen ausgesprochen und milsse sich desh eib auf das schmerzlichste berührt fühlen, daß gerade vom Ber= lin aus gegen ihn eine solche auffallende Aufregung verursacht würde. Die Deputatihn erklärte, daß die Kom= mune bereits seit 4 Wochen eine Audienz bei des KRõnigs Majestät nachsuche, ihr eine solche zu erlangen jedoch art jetzt gelungen sei. Hinsichtlich der verschiedenen Dem onstra⸗ tionen, die gegen Se. Königl. Hoheit in Berlin stattgefunden, müsse die Stadt erklären, daß die Schuld nicht, an ihr, sondern an dem Polizei Prä⸗ sidium, das jede seiner Pflichten vernachlässigt, gelegen; erst durch das kräftige Eh eln der Bürgerwehr sei es gelungen, eine gesetzliche Ordnung wieder hervorzurufen, diese Ordnung sei auch jetzt so weit wieder einge treten, daß die Deputation in' Auftrage der Stadt bitte, Seine Königliche Hoheit möge seinen Wohnsitz wieder in Berlin nehmen. Der Prinz erklärte hierauf, daß er bald nach Berlin zurückkehren würde.“ Das Polizei⸗Präsidium fand sich veranlaßt, unter dem 29. v. Mts. bei dem Herrn Stadtverordneten⸗-Vorsteher Seidel schrist⸗ lich anzufragen; „Ob Mittheilungen dieser oder wenigstens ähnlicher, das Polizei⸗Präsidium gravirender Art in der Audienz bei Sr. Röng!. Hoheit dem Prinzen von Preußen oder in der Stadtverordeneten- Versammlung vom 27sten v. M. wirklich vorgekommen wärenk“ Hierauf ist dem Polizei-Präsidium am Z3isten v. Mts. fol gendes Schreiben des Herrn Stadtverordneten⸗Vorstehers Seidel auge
gangen: . . .
Einem Königlichen Hochlöblichen Polizei- Präsibium Per
ich mich auf das sehr 6 Schreiben ö
anz ergebenst zu erwiedern, daß das in der Neuen Berl. 8. vom 28sten Juli C. gegebene rat, in