1848 / 99 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

uni die allgemeine Bedeutung der Sache aner⸗ Das 2 war nach er i icht des Berichts selbst mit= egen Deutschland gerichtet. Die Amnestie, von der Begnadigung, 2 der ausgesprochenen Strafe, zu unterscheiden, ist ein Hesetz gebung, eintretend, wenn die Nothwendigkeit n . Die Amnestie bedarf keiner genaueren Untersuchung über den Thatbe ie National⸗ Versammlung aber ist geg , für anz B Man vermißt ein Bittgesuch der 5 igten; * nöchte den Besiegten nicht zur Niederlage noch die Demü ben gen. Die Amnestie wird übrigens auf dem Gesetzeewege ertheilt, auch ohne Bittgesuch. Für wen fordern wir Amnestie; sind es die⸗ jenigen, die uns seit 30 Jahren unterdrückten, oder diejenigen, welche zu weit gegangen sind, während sie die Freiheit miterkämpft haben? Die Metternich sitzen auf ihren Landgütern, diese in den Gefäng⸗ nissen. Das Beispiel der Revolution von 1789 bei der Amnestie⸗ frage anzuführen, ist sehr gefährlich für die Folgerungen; wenn unsere

Revolution denselben Weg ginge so würden noch Viele Veränderungen

erfahren. Wir wollen den Gründsatz der Humanität vorbereiten. Die

Verbrechen sind auch nicht so groß. Hecker ist Republikaner: solche sitzen

auch in der Versammlung. Hecker hat einen Rechnungsfehler gemacht;

er hat geglaubt, die Mehrheit für sich zu haben. Jemanden Hoch

verräther zu nennen, ist sehr leicht. Ein politisches Verbrechen ist

vorhanden, wenn die bestehende Verfassung als schlecht angegriffen

wirk. Wer gegen die bestehende Ordnung in Spanien gekämpft hat, ist ein spanischer Hochverräther. (Gelächter auf der Linken.)

In der Versammlung sind viele Hochverräther von ehemals; die

Hochverräther der Gegenwart sind gewöhnlich die Verehrten

der Zukunft. Ich muß in Abrede stellen, daß Hecker die

National ⸗Versammlung bestreitet; er wäre dann zu stolz,

in sie einzutreten, wie er doch verlangt hat. Gegen die Aufnahme Hecker's würde nichts sprechen, wenn Baden eine Republik geworden wäre. Man sagt, die Republik sei in Baden nicht die Ansicht der Mehrheit. Fickler und Struve haben am 4. April dem Bundestags⸗ Gesandten Welcker einen Antrag zur Weiterbeförderung übergeben,

in welchem die Abstimmung des Volkes über die Einführung der Re⸗

publik in Baden verlangt wurde. Dieser Unbefangenheit folgte die Verhaftung Fickler's. Viele hatten die gleiche Ansicht, aber nicht den Muth, das Leben daran zu setzen. Von den zwanzig ba⸗ dischen Deputirten sind hier höchstens sieben constitutionell und diese nicht vom reinsten Wasser, und von diesen haben manche in besserer Zeit auf das Wohl der Republik getrunken. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Herr Mathy nicht in Baden ge⸗ wählt ist und auch nicht Herr Bassermann. (Ruf: Keine Persön⸗ lichkeiten. Ich spreche von der Stimmung in Baden, und da ist es bezeichnend, daß Männer, die an der Spitze der badischen Negierung stehen, in Baden nicht gewählt, sind. Man sagt, die Politik spreche gegen die Ammnestie. Drohte wirklich ein neuer Aufstand, so würde ich bie Amnestie nicht anrathen. Dies ist nicht der Fall; ich habe mich vorher erkundigt, und ich habe mehr Gelegenheit dazu, es zu erfahren, als zur Rechten gewendet) Sie. (Gelächter auf der Rechten: Das glauben wir. Die Erklärung von Hecker beweist, daß er jetzt nichts will. (Auf der Rechten: Ja, jetz Daß man für die Republik noch Pro⸗ paganda macht, das versteht sich. (Gelächter. Propaganda muß Jeder für seine Ansicht machen. Gerade durch die Amnestie wird die Ruhe, bie Sie Alle wünschen, hergestellt werken. Ich bitte nicht gern die Majorität, der wir täglich unterliegen; doch ich bitte für Andere: Deffnen Sie die Kerker, geben Sie die Gefangenen ihren Familien wieber. Bie derm aun: Ich verkenne nicht die Regung des Mitleide; aber wir haben es hier mit einem Prinzip zu thun. Ich erkenne an das Recht der Revolution; wir müssen aber auch die Beschränkung desselben anerken⸗ nen, nämlich da, wo es andere Mittel giebt, den Willen der Mehrheit durch⸗ zuführen. Die republikanische Idee soll frei sich äußern wie jede andere; aber aufgedrängt soll sie dem Volke nicht werden wider seinen Willen. Es ist den Aufständischen seiner Zeit die Amnestie

angeboten worden zur Beruhigung des Landes; sie haben sie nicht

angenommen. Es mag sein, daß sie jetzt leiden, daß sich damals ihre Begriffe verwirrt hatten; aber tragen wir nicht dazu bei, daß die Verwirrung sich vermehrt, indem wir die Prinzipien nicht streng scheiden. Wiesner: Ich freue mich, daß ich endlich zum Worte gekommen bin. Ich habe am 29. Mai einen An⸗ trag auf Amnestie eingegeben; ich hatte nicht gewollt, daß das Vol uns zuvorkomme. Auch die alten Diplomaten haben Amne⸗ stieen ertheilt. Es hat zur, Napoleonschen Zeit viele Verräth er an Deutschland gegeben; im tilsiter, im pariser Frieden, in der wie⸗ ner Kongreß -Akle sind die Verräther amnestirt worden, nicht blos

ihre Person, sondern man hat ihnen auch ihre Gehalte und Pen⸗

ionen gesichert. In der ersten badischen Kammer ist von dem

6 von Andlaw verlangt worden, Personen in der

nächsten Umgebung des Großherzogs, zur Untersuchung zu zie⸗

hen, als verbunden mit dem Heckerschen Unternehmen. Die

Kammer ging darauf, nicht ein, aber Hunderte aus den un⸗

teren Ständen sind eingekerkert. Wenn man sagt, daß Hecker

auftrat, als bereits fürs Parlament gewählt wurde, so muß

ich erinnern, daß Desterreich seitdem zwei Revolutionen gemacht hat,

und wer wollte es deshalb anklagen. Das Volk hat seinen Feinden

verziehen. Schoder sagt, es seien nur Bittschriften aus Baden für die Amnestie eingegangen; aus Wien wird nächstens eine, Riesen⸗ Petition einkommen, ünd es wird, aus DOesterreich nicht die einzige fein. Bei dem Prozesse, der öffentlich verhandelt werden müßte, würbe Manches zur Sprache kommen, was besser mit sieben Siegeln verschlossen bleibt. Edel: Viele werden, wie ich, bedauern, daß die Bedingungen für die Amnestie noch nicht vorhanden sind. Aber die . is jetzt noch nicht möglich; denn wir haben keine Ga⸗

rantie, daß die Bewegung aufgegeben sei. Es ist ein Motiv für

meine Abstimmung, daß die einzelnen Staats Regierungen Ammestie erlassen werden. -Der Vorsitzende verliest einen Verbesserungs⸗

Vorschlag von Schoder, der darauf ankrägt, in der Erwägung zur

Tagegordnung überzugehen, daß die einzelnen Regierungen sich des Rechts der Gnade den Verhafteten gegenüber, die darum nachsuchen, bebienen werden. Brentaàno von Biuchsal: Sie haben aus dem Munde von Itzsteims gehört, welche Gesinnungen den Mann bescelen, der der Verfolgte ist. Er will nur für die Unglücllichen Amnestie, welche unter seiner Führung das harte Schicksal erlitten haben. Es ist die Pflicht des Freundes, und ich bin stoiz darauf, Hecker's Freund zu sein (Bravo , den Verfolgten zu vertheidigen. Man hat Hecker in dem Schreiben des badischen Ministeriums einen Landesverräther ge⸗ nannt. Nach badischen Gesetzen hat er keinesfalls Landesverrath be⸗

gangen; denn nur, rer ist Landesverräther, der eine fremde Macht anruft. Ich will nicht Böswilligkeit, sondern nur mangelhafte Kennt⸗ niß der Gesetze annehmen, da in demselben Schreiben gegen ein klares Gesetz das Anerkennen einer Minoritätswahl verlangt wird. Die Kompetenz der National- Versammlung ist nicht zu bezweifeln. Es waren Angehörige auch anderer Staaten betheiligt; die badische Regierung hal sie an dies⸗ abgegeben, und nächstens wird ein Fäll dor dem Geschworenengericht in Zweibrücken abgeurtheilt werden. Von Gründen posstiven Rechts kann man in der 6 nicht sprechen; denn der zu Amnestir ende wird natürlich das positive Recht 36er haben. Man sagk, die badische Regierung sei stets den Weg der Freiheit gegan= gen; dann war sie getragen von dem Volkswillen, und Hecker danken wir viel, daß in Baden freiere Institutionen sind. Es sind aber dem

en vom 14.

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badischen Volke nicht sogleich und vollständig seine Forderungen er⸗ füllt worden. Baden hat jetzt noch ein mangelhaftes Preßgesetz, dessen oberster Grundsatz noch die Censur ist; Baden hat noch kein Geschwornengericht für Preßvergehen. Ich komme zu dem Punkte, welcher den Aufstand hervorgerufen hat. Am S8. April hat es ein Privatmann gewagt, einen badischen Staats bürger wegen Landesver⸗ rath zu verhaften. Es scheint fast, als habe man eine kleine Emeute gewünscht, um die Zügel wieder straffer anziehen zu können. Man sagt, die Verhafteten hätten ihre Gesinnungen nicht geändert; ich würde ihnen meine Verachtung ins Gesicht werfen, wenn sie die Reihe der Apostaten vermehrt hätten. (Beifall und Zischen. Es ist lügenhaft, zu sagen, daß neue Schilderhebun⸗ gen beabsichtigt sind. (Von der Rechten: Ruf zur Ordnung; der Vorsitzende: Wenn der Redner den Bericht des Ausschusses gemeint bat, ist der Ausdruck ungeeignet.. Würde Hecker seinen Sitz in der National⸗Versammlung einnehmen wollen, wenn er, seine Meinung mit den Waffen in der Hand geltend machen wollte? IZrüher hat man Amnestie ertheilt bei der Heirath eines Fürsten oder der Ge⸗ burt eines Prinzen. Wir haben die Errichtung der Centralgewalt gehabt, die Grundsteinlegung der deutschen Einheit. Wir werden kurch die Amnestie beschwichtigen, nicht neuen Kampf hervorrufen, wie man behauptet. Man sagt, wir würden durch die Amnestie Miß⸗ trauen bei der Mehrheit des Volkes hervorrufen; ich habe eine bessere Meinung von dem deutschen Volke. Man hat an anderen Orten Amnestieen vorbereitet, so auch in Posen. Wollen Sie die, welche für die Republik die Waffen ergriffen haben, zurücksetzen gegen einen Prinzen

von Preußen? (Hier entstand auf der rechten Seite des Hauses eine

äußerst leidenschaftliche Aufregung; der Ruf: zur Ordnung! herunter mit dem Redner! steigerte sich zu immer größerer Heftigkeit. Da⸗ gegen wurde von der Linken gerufen: Fortreden! Ruhe! Der Vor⸗ sitzende vermochte nur auf einen Augenblick für die Worte sich hör⸗ bar zu machen: Lassen Sie mich den Redner fragen, was er gesagt hat; ich habe es nicht verstehen können. Es bildeten sich von bei⸗ den' Seiten des Hauses Gruppen um und in der Nähe der Redner⸗ blihne. Nach vergeblichen Versuchen, die Ruhe wieder herzustellen, entfernten sich die Vice-Präsidenten von Soiron und von Hermann, so wie die Secretaire. Bald darauf, gegen 2 Uhr, verkündigte ein Anschlag, daß die Sitzung geschlessen sei.

In der heutigen 57sten Sitzung der verfassunggeben⸗ den Reichs -Versammlung wurden mehrere auf den gestrigen Vorfall bezüigliche Anträge verlesen. Einer derselben bezweckte, daß der Abgeordnete Brentano wegen seiner gestrigen Aeußerung zur Ordnung gerufen werde. Vice - Präsident von Soiron, als Vor— sitzender, sprach den Ordnungsruf aus. : gen, weil die Anträge vorher diskutirt und Brentano's Vertheidi⸗ gung gehört werden müsse. In Folge des hierüber entstandenen Tu⸗ mulls wurde die Sitzung auf eine Stunde suspendirt. Nach Wieder⸗ eröffnung derselben wiederholte von Soiron den Ordnungsruf unter erneuertem Protest der Linken und gab dann Bren⸗ tano das Wort zur Fortsetzung seines gestrigen Vortrags. Als Brentano die Rednerbühne betrat, erhob sich stürmischer Beifallsruf. Der Präsident ließ nunmehr die Gallerie und sämmt— liche Zuhörerräume leeren. Auch die Journalisten mußten abtreten.

Die Linke protestirte dage⸗

Mehrere Mitglieder der Linken proötestirten gegen die Fortsetzung der Sitzung in Abwesenheit des Publikums, da eine geheime Sitzung nur

auf Antrag von 59 Mitgliedern stattfinden könne. Andererseits

wurde behauptet, daß durch die Entfernung des Publikums, die dem Präsidenten nach der Geschäfts-Srdnung zuͤstehe, die Sitzung keines⸗ weges eine geheime sei. Auf Antrag Zimmermann's von Spandau wurden die Journalisten wieder zugelassen, die Zulassung des Publi⸗ fums aber mit 380 gegen 91 Stimmen verworfen. Nachschrift. 3 ÜUhr. Die Natiönal-Versammlung hat über die Petitionen um Amnestie mit 317 gegen 99 Stimmen die motivirte Tagesordnung beschlossen.

Preußen. Posen, 8. Aug. (Pos. Ztg.)

von Brünneck hat nachstehende Bekanntmachung erlassen:

Der General

„Nachdem sich im Großherzogthum Posen in der letzten Zeit nichts zu⸗ geiragen hat, was eine neue Störung der gesetzlichen Ordnung besorgen läßt, ist es von Seiten des General-Kommando's für zulässig erachtet wor⸗ den, die Landwehr-Bataillone in ihre Heimat zu entlassen. In Folge dessen

werben mehrere Tausende von Wehrmännern dem Lande und ihren Fami⸗ lien zurückgegeben; aber auch hiernach b'eibt die hiesige PꝛrhoLinz so daß sich Riemand desfallsigen Besorgnissen hinzugeben braucht,

noch stark

genug mit Truppen besetzt, um bei dem dazu vorhandenen ernsten Willen

sedem etwanigen, die öffentliche Ruhe bedrohenden böswilligen Beginnen kräftig entgegentreten zu lönnen.

Posen, den 8. August 1848.

Armee⸗Corps, von Brünn eck.“

Oesterreich. Wien, 7. Aug. (Bresl. 3tg.) *) Heute hat endlich der Minister Schwarzer bei Gloggnitz den ersten Spaten—⸗ stich zur Gebirgs-Eisenbahn über den Sömmering thun lassen, und soll dies großartige Werk, das unter der alten Büreaukratie aus Bedenklichkeiten aller Art niemals zu Stande gekommen wäre, nun⸗ mehr in raschester Weise gefördert werden, denn ohne Vollendung diefer bedeutenden Wegstrecke (mit Umwegen 5 Meilen) kann der Verkehr der Südbahn, obschon diese eben auf einen großartigen Han⸗ delsverkehr angewiesen ist, nie seine volle Wichtigkeit erlangen, da die Umladungen ein zu lästiges Hinderniß sind.

Die Regierung, von dem Mangel an Pflege unterrichtet, der in mit Kranken und Blessirten übersüllten Spitälern des lombardisch⸗ venetianischen Königreichs herrscht, hat hier eine Werbung von Kran— kenwärterinnen eröffnet, wozu sich bereits 500) bis 600 Weiber ge⸗ funden haben. Sie erhalten gleich den männlichen Relruten 8 Rthli. Handgeld und ganze Verpflegung des Soldaten mit Kriegs- und Theurungszulage, so wie unentgeltliche Reise in das Standqugrtier.

Vie' heutigen Nachrichten vom Kriegsschauplatz vom Zten d. melden, daß der tapfere Marschall Radetzk) ohne Hinderniß bis Lodi vorgerückt war. Es waren wieder mehrere Parlamentairs vom Kö⸗ nig Albert, der bei Pavia einige Verstärkungen erwartet hatte, im Hauptquartier Formagara bei Crema eingetroffen. In Mailand herrscht Verwirrung und Anarchie. Einem ausgescbriebenen Zwangs⸗ Darlehen der Regierung leistet kein Mensch mehr Folge. Unterdessen bewaffnen sich die Fanatiker, halten die Nobili zurück und drohen mit Widerstand. Feldmarschall⸗ Lieutenant d'Aspre hat die Anhöhen bei Brescia besetzt, er wartet nur die Brigade Roßbach ab, um von die⸗ ser Seite vorzuͤrücken. Bei Peschiera war schon Donnerstag Bresche geschossen (s. Innsbruch.

Ber Feldmarschall- Lieutenant, Graf Schlik, hat in Krakau be⸗ kannt gemacht, daß Graf Stadion auf sein Nachsuchen von der Gou⸗ verneurstelle entbunden und gleichzeitig an seiner Statt der bisherige Ministerial-Rath Zalewski zum Gouverneur von Galizien und Kra⸗ kau ernannt worden ist.

Innsbruck, 4. Aug. (A. 3.) Der Oberst= Lieutenant Graf Crenneville hat nachstehendes, aus dem Haupt- Quartiere Formigara an der Adda vom 1. August datirtes Kriegs-Bülletin überbracht:

) Gestern und heute sind keine wiener Zeitungen in Berlin eingegan=

gen; sie fehlen vom 7. und 8. August.

Der int. kömmandirende General des 5ten

Meine tapfere und unermüdliche Armee hat heute Mittags mit dem vierten Corps bei Crotta d'Adda und mit dem ersten, zweiten und dem Reserve⸗Corps bei Formigara die Adda passirt, die Truppen des Feindes am rechten Ufer vertrieben und Pizzighetone auf beiden Seiten umgangen, worauf der Feind die Brücke daselbst sprengte und den Platz verließ, der von uns sogleich besetzt wurde. Nach allen Nachrichten scheint der Feind theils gegen Piacenza, theils gegen Pavia in vollem Rückzuge zu sein. Ich werde daher morgen mit dem vierten Corps bis an den Po gegenüber Pia⸗ cenza, mit dem ersten und zweiten Corps dagegen auf der Straße von Pa⸗ via bis an den Lambro rücken und das Reserve- Corps zur Unterstützung des vierten Corps bei Casale pusterlengo aufstellen. Ich habe ein Streif⸗ Corps auf der Straße Lon Pavia entsendet, dessen Nachrichten ich bis Iten d. früh erwarte. Sollte sich der Feind auch bei Pavia über den Ticino und dann bei Mezzana Corti über den Po ziehen und somit seine Armee den Boden der Lombardei verlassen, so würde ich dann mit der Armee meinen Matsch nördlich über Melegnano gegen Mailand beginnen Radetzky, m. p.“ ; ;

Trie st, j. Aug. (. 3.) Das noch immer vor Umago an⸗ kernde sardo-venetianische Geschwader muß gestern sehr unangenehme Nachrichten erhalten haben, denn kaum war ein von Venedig ange kommenes Dampfboot, das eine Trauerflagge aufgehißt hatte, zu ö. gestoßen, als sämmtliche Schiffe der Flottile schwarz beflort er—= schienen.

(N. Münch. Ztg.) In

Bayern. München, 6. Aug. * ist folgender Erlaß des

Bezug auf die Feier des heutigen Tages Kriegs⸗Ministeriums erschienen:

„Am ten d. M. hat in allen Garnisonen die feierliche Verkündung des Äntrittes der Reichsverweserschaft durch Se. Kaiserliche Hoheit den Erz herzog Johann von Oesterreich stattzufinden, wobei der beifolgende Tages⸗ befehl mit der darin enthaltenen Proclamation zu verlesen ist. Die Trup⸗ pen haben zu diesem Behufe am benannten Tage, Vormittags ?) Uhr, in großer Parade auszurücken und werden sich im offenen Quarrés oder in geschlossener Kolonne aufstellen. Die Verlesung der Proclamation hat in den gemischten und größeren Garnisonen von dem Plaß-Stabs-Offizier, in den lleineren hingegen von einem Stabs-Offizier des Negiments oder Ba⸗ taillons zu geschehen. Nach Vollzug dieses Aftes soll von sämmtlichen ausgerück⸗ ten Tiuppen ein dreimaliges „Hoch“ Sr. Majestät dem Könige, dem Reich sverwe⸗ ser und dem gesammten Deutschland gebracht werden und sodann der Vorbei⸗ marschstattfinden. In jenen Garnisonen, in welchen sich Artillerie mit Geschütze befinden, werden bei dem „Hoch“ drei Salven gelöst. An den Fahnen sind nebst den bereits eingesührten Fahnenbändern auch jene mit deutschen Far⸗ ben anzubringen, und an der Kopfbedeckung aller Waffengattungen ist die deutsche Kokarde zu tragen, so weit beide schon im Besitze der betreffenden Abtheilungen sind oder selbe noch damit versehen werden können. Die Fah— nenbänder' werden den Divisions- und Truppen - Kommandos zur Abgabe an die Abtheilungen zugesendet werden, die Truppen-Abtheilungen in der Pfalz und in Schwaben werden sie aber direlt zugestellt erhalten.

München, den 2. August 1848.

Auf

Sr. Königlichen Majestät allerhöchsten Befehl an sämmtlichen Armee⸗Divisions- und Corps Kommandos.“ Tag es befehl. „Soldaten! ; 4 „Se. Majestät der König haben nachfolgende Proclamation zu erlassen

geruht: „Bayern!

„Der Reichsverweser unseres deutschen Gesammt-Vaterlandes ist er= nannt. Erzherzog Johann von Oesterreich hat mit Zustimmung aller deut= schen Negierungen den Rufe der National, Versammlung entsprochen und die Leitung der provisorischen Central-Gewalt übernommen. Seine Person, feine hochwichtige Sendung begrüßen Wir, begrüßt ganz Deutschland mit offenem Vertrauen. Eine neue Zeitrechnung hat begonnen. Das theuere Gesammt Vaterland wird nach innen und außen kräftig erstarken und durch Einigkeit überallhin Achtung gebieten. So wie Bayern schon vor dreißig Jahren mit Begründung verfassungsmäßiger Freiheit vorangeschritten ist; so wie es Unsere erste Regierungs- Handlung war., diese Freiheit zeitgemäß zu entwickeln und fortzubilden; so und auf solchem Rechtsboden schließen Wir Uns auch dem Reichsverwe— ser und in ihm dem gesammten deutschen Vaterlande freudig an. Bavern wird, wo es Noth thut, der großen deutschen Sache bereitwillig alle seine Kräfte, und da wo es gilt, Gut und Blut zum Opfer bringen.

Reichenhall, den 1. August 1848.

Max. Heintz, Lerchenfeld. Weishaupt.

Frhr. von Strauß.

Von solchen Gesinnungen durchdrungen, vernehmt die Ansprache des Reichsverwesers selbst: (Hier wird das schon bekannte Altenstück: „An das deutsche Voll“, vorgelesen.)

Und nun ein dreimaliges feierliches Lebehoch!:

Unserem geliebten Könige Maximilian! (Hoch!)

Dem erlauchten Reichsderweser Erzherzog Johann! (Hoch!)

Dem theueren deutschen Vaterlande, Gott segne und erhalte es! (Hoch!)“

Augsburg, 6. Aug. (A. 3.) Heute Morgen um 8) Uhr etwa stellten sich, die Truppen auf dem Frohnhof auf, um dem Reichsverweser ihre Huldigung darzubringen: Chevauxlegers, ein Regiment Infanterie, zwei Compagnien Artillerie; sie bildeten ein Viereck, von dem die eine Seite nicht geschlossen war. Im Viereck standen die Ofsiziere, die von dem Militair eingeladenen Civilbeam—⸗ ten, Deputationen der Landwehr und des Freicorps. Nachdem zu den Soldaten einige Worte gesprochen waren, wurden drei Hoch ausgebracht: dem König, dem Reichsverweser, dem deutschen Vater⸗ lande.

Hessen. Kassel, 6. Aug. (Kass. Ztg.) In Folge einer Ordre Sr. Königl. Hoheit des Kurfürsten vom Iten d. M. stand heute Morgen 87 Uhr die Garnison von Kassel unter dem Kom mando des DivisionsCommandenis, General-Lieutenant Bauer, aus dem großen Forst in einem Treffen, Front nach der Walt au/ zur großen Parade aufmarschirt, die Kavallerie den rechten, die. Artillerie ben'linkfn Flügel bildend. Gleich nach W Uhr traf Se, Königl. Ho- heit der Kurfürst in Begleitung Sr. Durchlaucht des Landgyafen Wilhelm und einer zahlreichen Suite ein, den Befehl ertheilend, nachdem die Infanterie bataillonsweise Divisions= Kolonnen formirt, durch Einschwenken der Kavallerie⸗ und Arnillerie Brigade ein nach der Irontseite offenes Quarrs zu bilden, in welchem der en,. Lieutenant Bauer den Aufruf Si; Kaiserlichen. Hoheit. . Erzherzog-Reichsverwesers verlas. Nachdem hierauf die erste 1363 Aufstellung wieder hergestellt war und die Aitillerie ab ger of . sibernahm Se. Königl. Hoheit der Kurfürst das , , 2 Truppen das Gewehr präsentien. welche n, . 3 Faiferl. Hoheit des Erzherzog Nieichsderwesers einge n' , . Ausbrachten, das sich in gleicher Weise für Se, 6 . Kurfürsten wiederholte, als ein Beweis der , e g ih, an den angestammten Landesherrn. Uuter dem , ö . Geschütze, der sich in dreimaligen Drige de Salzen 9 . e, schlos⸗ sen diese Ehrenerweise. Se. Königl. Hohei ir. sodann, nach⸗ bem das Gewehr präsentirt worden, längs der Front der Pa⸗ rade⸗ zinffstelenß und ließ hierauf die; Truppen defiliren, voran die Kavallerie in Es adrons- Front, die Infanterie in Divisionen, die Ar⸗ illerie in Balterieen folgend. Eine zahlreiche Vollsmasse hat sich, ungeachtet des in der Aue anberaumten Festes zur Einweihung der Fahnen c, eingefunden. Auf Befehl des Kurfürsten trugen die Trup⸗ pen an den Fahnen und den Kopfbedeckungen neben den hessischen

Farben zugleich auch die deutschen. Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 8. Aug. (Darmst

von Then -Ditimer. Graf von Bray.

Ztg.) In der heutigen Kammer-Sitzung verkündigte der Minister Jaup die Vertagung der Stände⸗Versammlung auf unbestimmte Zeit, mit der Zusicherung, daß ein auf die liberalsten Grundlagen gebau⸗ tes Wahlgesetz vorbereitet und den demnächst wieder zusammentreten⸗ den Ständen vorgelegt werden soll.

. Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 7. Aug. (H. C.) Der gestrige Tag wurde hier auf folgende Weise festlich begangen. Um f Uhr Morgens versammelten sich die Offiziere und Deputirten der Bürgerwehr im Stadthause, um daselbst die von den Damen des Fahnen Vereins der Bürgerwehr zu verehrende Fahne in Empfang zu nehmen. Ber Senator Voß, als Mitglies der Büsgerwehr-Kom— mission, und der Ober⸗ Commandeur Kundt sprachen einige passende Worte, worauf das mit dem Stadt Wappen und passenden Emble⸗ men geschmückte Fahnentuch in üblicher Weise an der Standarte be⸗ festigt wurde. Um 12 Uhr war das Militair auf dem Parade⸗ Platze aufgestellt. Der Garnisons- Commandeur, Oberst-Lieutenant von Raven, machte dasselbe mit dem Erlasse des Reichs-Kriegsministers bekannt und brachte ein dreimaliges Lebehoch auf den Reichs verweser aus. Eine Halbbatterie gab die erforderlichen Salven. Nachmittags um 4 Uhr stellte sich die Bürgerwehr, deren einzelne Compagnieen von ihren respektiven Hauptleuten mit Compagnie⸗Bannern beschenkt waren, auf dem Marktplatze auf und marschirte, von einer großen Menschen menge gesolgt, nach dem Ererzierplatze hinaus, wo der Pastor Bartsch in ergreifender Rede die hohe Bedeutung. der Feier schilderte und demnaͤchst die Fahne weihete. Nachdem darauf der Ober-Comman⸗ deur ein Lebehoch auf den Reichsverweser ausgebracht hatte, in das die versammelte Menge jubelnd einstimmte, erfolgten noch einige Pa— rademärsche, worauf die Bürgerwehr sich in die Stadt zurückbegab, um in den Sälen der Kasino⸗ Gesellschaft durch einen zahlreich be⸗ suchten Ball das denkwürdige Fest zu beschließen. Eine Illumination der Stadt war der anhaltend schlechten Witterung wegen nicht be⸗ liebt worden; von den öffentlichen und vielen Privatgebäuden wehe— ten die deutschen und mecklenburgischen Farben. Ein ähnliche Feier hat gestern in Wismar stattgefunden.

Anhalt-Bernburg. Bernburg, s Aug. (Mgdb Ztg.) Gestern ist von dem hier garnisonirenden Militaĩr dem Reichsver⸗ weser auf die vom Reichs-Kriegsminister vorgezeichnete Art gehuldigt worden. —̃— ö Die Ständekammer ist seit dem 31sten v. M. zusammengetre— ten, um mit dem Gouvernement die Verfassung zu vereinbaren. Man giebt sich hier allgemein der Hoffnung hin, daß letztere in eben so freisinniger Gestalt aus der Berathung hervorgehen wird, als die deßauische. Der Antrag eines Abgeorbneten, daß man gemeinsam mit Deßau und Cöthen in Einer Kammer das Grundgesetz feststellen möge, erregte nicht etwa blos unter den Volkevertretern, sondern in weit stärkerem Maße noch im Volke selbst einen wahren Sturm, und als unsere Ständemitglieder sich zur Berathung dieser Frage für kompetent erklärten, äußerte sich der Unwille des Publitums, mit Ausnahme einer Minorität von achtbaren Bürgern, auf die unzwei— deutigste Weise in einer Vollsversammlung von circa 2— 3000 Per sonen und einem aus derselben hervorgegangenen kräftigen Proteste. Vielleicht mochte sich hierdurch der beiresfende Abgeordnete bewogen fühlen, am folgenden Tage seinen Antrag zurückzuziehen. ö

Schleswig⸗Kolstein. Neu ds burg. Heute kamen hier Reservetruppen aus Oldenburg an (ca. 200 Mann), so wie drei Wa⸗ gen mit Munition für das hannoversche Kontingent nebst 30 Pfer⸗ den. Diese Nacht passirte ein hochstehender Offizier unsere Festung, welcher ohne Aufenthalt sofort nach dem Hauptquartier weiterreiste. Am 11ten d. werden schon nassauische Truppen erwartet. Die vielen Gerüchte über ein Zusammentreffen mit den Dänen, Vorpostengefechte u. s. w. haben sich nicht bestätigt. ö

Kiel, 7. Aug. (Alt. Merk.) Der gestrige Tag ward zu Ehren des Reich sverwesers auch hier sehr festlich begangen; Vormittags durch große Parade und Huldigung, wobei von einem der neuen Ka⸗ nonenböte mit 101 Schüssen salutirt ward, Abends durch allgemeine Illumination, welche ungewöhnlich glänzend ausfiel. Bei der Parade zeigte sich das Bataillon des Bürger-Militairs zum erstenmale in Unlform (dunkelblau mit roth). Dieser Bürger⸗Bewaffnung steht eine bedeutende Erweiterung bevor, nachdem jetzt die von hier vorgeschla— gene Zwangspflicht aller Bürger und Einwohner unter 45 Jahren zum Eintritte in das Corps die Sanction der provisorischen Regie⸗ rung erhalten hat. ;

Die konstituirende Landes versammlung wird das Verfassungswerk hier am 15ten d. M. beginnen und ihre Sihungen auf dem Schlosse in der vormaligen Schloßkirche, welche nach dem Brande v. J. 1838 zum Kunstmuseum eingerichtet war, halten.

Für die am 1. Oktober hier ins Leben tretende See ⸗Offizier-⸗ Schule sind bereits zahlreiche Anmeldungen, namentlich auch aus dem inneren Deutschland, eingegangen.

An slatad.

Frankreich. Pa ris, 7. Aug. Sämmtliche Minister und Herr A. Marrast, Präsident der Nationalverssmmlung, waren vorgestern bei Ge— neral Eavaignac zu einer Berathung versammelt, welche angeblich die ita⸗ lienischen Angelegenheiten, die Aufhebung des Belagerungszustandes

und den Prozeß der Juni⸗Insurgenten betraf. Gestern hatten der Marquis von Brignole Sale, Botschafter des Königs von Sardinien, und der Marquis A. Ricci, außerordentlicher Abgesandter des turiner Kabinets bei der französischen Regierung, eine Konferenz mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Bastide,. Man versichert jetzt, die französische Regierung habe in der italienischen Frage den Beschluß gefaßt, nicht zu interveniren, wohl aber bewaff— net zu vermitteln; sie ziehe also ein imposantes Heer längs der sar— dinischen Gränze zusammen, und werde es gegen diejenige kriegfüh⸗ rende Macht ins Feld schicken, welche die schiedsrichterlichen Beschlüsse dieser bewaffneten Vermittelung zurückwiese, für welche sich auch Eng⸗ land ausgesprochen habe, das mit Frankreich hierbei Hand in Hand gehen wolle.

Vorgestern durchzogen starke Truppen-Abtheilungen zu Fuß und zu Pferde Paris und begaben sich nach den Forts, wo die Insurgen⸗ ten eingesperrt sind. Die Kavallerie ritt mit entblößten Säbeln. Diese Truppen sollen dem ersten Convoi der von den Militair⸗Kom⸗ misstonen als thätige Theilnehmer am Aufstande zur Transportation verurtheilten Gefangenen, welcher aus 5) Köpfen besteht, zur Es⸗ korte, dienen. Die Verurtheilten dieser ersten Serie saßen fast sämmt⸗ lich in drei Forts und sind vorgestern Nacht auf der Eisenbahn, welche sie auf der nächsten Station außerhalb Paris besteigen sollten, nach Havre abgegangen. Die ste dort erwartende Fregatte AEUlloa“ lag auf der Rhede und war bereit, gestern, gleich nach ihrer Ankunft, mit ihnen nach Brest abzugehen. Dort sollten sie, laut dem heutigen Moniteur, an Bord eines anderen Schiffes gebracht wer⸗ den, um auf demselben die Entscheidung der vollziehenden Gewalt über den ihnen anzuweisenden Bestimmungsort abzuwarten. „Sie werden“, sagt das offizielle Blatt, „auf den Staaisschiffen mit der⸗ selben Humanität behandelt werden, wie in ihrer Haft in den Forts ber Umgegend von Paris.“ In wenigen Tagen soll ein zweiter

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Convoi abgehen und alle übrigen Insurgenten umfassen, welche bis dahin von den Militair⸗Kommissionen in die Kategorie der zu Trans⸗ portirenden gestellt worden sind. Auf Befehl der Miinister des Krie⸗ ges und der Marine sind alle Anstalten in der Art getroffen, daß gleich nach den Entscheidungen der Kommissionen auch die Trans⸗ portation vor sich gehen kann.

General Eavaignac hat mittelst Dekrets vom gestrigen Datum die am 27. Juni angeordnete Suspension folgender Journale wieder aufgehoben: der Revolution, Braie Republique, Organi- fation du Travail, Presse, Assemblée nationale, des Rapoleon republicain, Journal de la Canaille, Päre Duchesnoi, Pilori, der Libert« und des Lampion. Das Verbot, diese Journale zu drucken, und die von den Druckern mit Hinsicht auf dies Verbot übernommenen Verbindlichkeiten, werden für die Zukunft als nicht geschehen betrachtet.

Ueber den Vorfall vor dem Hause, des Herrn Thiers berichtet heute bas Jounrnalꝛ des Debats: „Wie verlautet, hatte Herr Thiers einige Tag vorher anonyme Briefe mit Drohungen gegen sein Leben erhalten. Auch die Polizei hatte es für nöthig erachtet, ihn zu war⸗ nen und ihm zu empfehlen, den weißen Hut, den er gewöhnlich trägt, mit einem anderen zu vertauschen. Herr Thiers beachtete aber dikse Warnung nicht. Als nun am Sonnabend um 6 Uhr, um welche Zeit Herr Thiers nach Hause zurückzukehren pflegt, Herr Mignet, der auch einen weißen Hut trägt, über den Hof des Hauses nach dem Garten ging, wurde ein Schuß abgefeuert, der ein vor der Hausthür sitzendes Mädchen leicht verwundete. Der Polizei⸗ Nommissar begab sich sofort an Ort und Stelle und nahm ein Pro⸗ tokoll über dies abscheuliche Attentat auf. Nach der vorgenommenen Untersuchung muß der Schuß von oben herab gekommen sein, entwe⸗ der von dem Gitter, welches dort gerade durch Bäume verdeckt wird, ober aus einem der anstoßenden Häuser. Weder Herr Mignet, noch Jemand im Hanse hörten einen Knall; man nimmt daher an, daß der Mörder sich einer Windbüchse bediente. Das Gewehr muß entweder doppelläufig oder mit mehr als Einer Kugel geladen gewesen sein, denn gleichzeitig mit der Verwundung des klei⸗ nen Mädchens wurde ein Fenster in dem angränzenden Hause zer— schmettert. Auch mehrere andere Mitglieder der National-Versamm— lung sollen in der letzten Zeit verschiedenerlei Drohbriefe erhalten haben. Ein solcher Brief, der am Sonnabend dem Präsidenten der Untersuchungs-Kommission, Herrn Bauchart, zuging, lautete: „„Ihr Bericht ist nur ein Gewebe von Schändlichkeiten. Mein einziger Trost ist, daß es hoffentlich Ihr Dekret von 1794 sein wird.““ Die Handschrift ließ auf eine gewisse Erziehung schließen, und das Billet war Wil. Lecointre unterzeichnet.“

Mehrere Repräsentanten wollen beantragen, daß der verant— wortliche Herausgeber der Gazette de France, Herr von Ge— noude, wegen eines in diesem Blatt enthaltenen Artikels vor die Schranken der National-Versammlung gefordert werde. Es heißt in diefem Artikel: „Man muß die Nation zusammenberufen, damit sie ihr Oberhaupt wähle, und der vom Volk ernannte Chef muß die National-Versammlung aufheben und kraft des Gesetzes vom Jahre 1791 eine neue berufen, welche mit ihm die Constitution beathe.“

Der Präsident der National-Versammlung, A. Manast, gab vorgestern in dem unter Ludwig Philipp begonnenen und jetzt fertig gewordenen prächtigen Präsidentschafts-Hotel ein parlamentarisches Diner, welchem außer Cavaignac und den Ministern etwa 59 Re⸗ präsentanten aller Politischen Schattirungen beiwohnten. Es folgte eine glänzende Soiree, bei welcher man fast alle Mitglieder der Na⸗ tional Versammlung bemerkte, wähdend auch die Nationalgarde, die Mobilgarde, die Armee, die Schriftsteller und Künstler zahlreich ver⸗ treten waren. Außerdem hatte sich eine Menge elegant gekleideter Damen eingefunden. Cavaignac unterhielt sich längere Zeit mit Lord Normanby. ö Die hiesige Münze prägt jetzt jeden Tag 300, 000 Fr. in Fünf⸗ frankenstücken.

Großbritanien und Irland. Londen, 5. Aug. Ihre Majestät die Königin wird diesen Herbst nicht in Schottland zubrin⸗ gen, wie ursprünglich beabsichtigt war, sondern nur einen Ausflug nach den Küsten des Kanals und nach den Inseln Jersey und Guernsey machen.

Der Schluß der diesjährigen Parlaments-Session wird, wie es heißt, zwischen dem 13. und 20. August erfolgen, da man wegen Irland vor der Hand keine Besorgnisse hegt.

Die Antwort, welche gestern Lord Palmerston im Unterhause auf die Interpellation des Herrn d' Israeli in Betreff Limburgs er⸗ theilte, lautet vollständig, wie folgt: „Herr d'Israeli hat die durch den Vertrag von 1839 eingegangenen Verpflichtungen, ganz richtig angegeben. Durch diese Uebereinkunft wurde ein Theil des Groß⸗ herzogthums Luxemburg an das Königreich Belgien abgetreten und mit ihm vereinigt. Das Haus weiß, daß das Großherzogthum Luxemburg einen Theil des deutschen Bundes bildete, und daß der König der Niederlande in seiner Eigenschaft als Großherzog von Luxemburg Mitglied des Bundes war. Die Klauseln des Vertrages von 1839 bestimmten, daß für Abtretung eines Theils des Großher⸗ zogthums der König in Limburg ein Aequivalent empfangen solle. Dieser Distrikt wurde genau bezeichnet und sollte von ihm entweder in seiner Eigenschaft als Großherzog besessen oder dem Kö⸗ nigreiche der Niederlande einverleibt werden, Nach einem darauf folgenden Artilel sollte der König der Niederlande den Agnaten des Hauses Nassau für den Verlust, welchen sie erlitten, eine Entschädi⸗ gung geben; eben so sollte dem Bunde eine Schadloshaltung bewil⸗ ligt werden. Der König schloß ein Uebereinkommen mit den Agnaten seines Hauses ab, die englische Regierung aber hat von demselben amtlich keine Kenntniß (erhalten. Eben so wenig hat die Regierung amtliche und genaue Kenntniß von der mit dem deutschen Bunde ge⸗ troffenen Uebereinkunft. Neulich ist, mir von dem Gesandten des Königs der Niederlande eine Vorstellung wegen des Verfahrens, der frankfurter Versammlung in Bezug auf diesen Theil des Reiches übergeben worden. Bevor jedoch die Regierung Ihrer Majestät zu entscheiden im Stande ist, bis zu welchem Grade jener Vertrag England die Verpflichtung oder Berechtigung auferlegt, in Betreff dieser Vorgänge einzuschreiten, habe ich für nöthig erachtet, von der niederländischen Regie⸗ rung Aufschlüsse über die in Bezug auf diesen Theil des Vertrages zwischen dem verstorbenen Könige der Niederlande und dem deutschen Bunde er⸗ folgte Vereinbarung zu begehren. Diese Aufschlüsse habe ich noch nicht eihalten und kann daher die Frage nicht beantworten, ob und in welcher Weise die britische Regierung sich zur Einschreitung berech⸗ tigt glaubt.“ Auf die darauf folgende Frage des Herrn Chri⸗ stin, ob eine friedliche Ausgleichung der Streitigkeiten zwischen Dä— nemark und den deutschen Staaten noch zu gewärtigen sei, entgeg⸗ nete Lord Palmerston: Die Regierung bedauere sehr, daß der Waffenstillstand nicht schon abgeschlossen sei, da sie vollen Grund ge⸗ habt, dieses zu erwarten. Er glaube jedoch, daß die Verzögerung denn dafür allein halte er es mehr in Sachen der Form, als in wesentlichen Differenzen ihren Grund habe. Während der Unter⸗ handlung und vor Abschluß einer Uebereinkunft sei der Erzherzog Jo⸗ hann zum Reichsverweser gewählt worden und nun die Frage ent⸗ standen, ob der Waffenstilistand abgeschlossen und zum Vollzuge ge= bracht werden solle, bevor der Reichsverweser ihn sanctionirt habe?

Er glaube, daß die Zögerung hauptsächlich von diesem Bedenken her⸗ rühre und hege fortwährend die Hoffnung, daß man in kurzem we⸗ nigstens den Abschluß des Waffenstillstandes vernehmen werde.

Gestern ist das Postdampfschiff Dee“ mit, der westinischen Post in Southampton angekommen. Es hat Nachrichten aus St. Thom as vom 15. Juli überbracht, wonach die Besorgnisse vor Sklaven -Aufständen auf den meisten westindischen Inseln noch fort⸗ dauerten. Zum Ausbruch ist es indeß für jetzt nur auf der dänischen Insel St. Troir gekommen, wo am 2. Juli die Sklaven auf den Plantagen von dem Gouverneur Scholten ihre unverzügliche Frei⸗ lassung verlangten, unter Androhung, die Insel mit *. und Schwert zu verwüsten. Die Freilassung sämmtlicher Neger wurde prollamirt, b⸗ shwichtigte aber die Aufregung nicht, in Fredrikstad wurde geplündert und erst am Ften d. der Aufstand unterdrückt. Von St. Thomas sowohl, wie auch von dem spanischen Gouverneur von Puertorico wurde Hülfe geschickt. Der Gouverneur Scholten hat sein Amt niedergelegt und sich auf dem „Dee“ nach Europa einge⸗ schisst. General Orxholm übernahm den Gouverneurposten.

IJItußland und Polen. Das hiesige Cholera⸗Comité hat in Betracht, daß die Zahl der an der Cholera Erkrankenden durch die Gnade Gottes von Tage zu Tage bedeutend abnimmt, und daß die Krankheits-Anfälle nach der Versicherung der Aerzte sich weniger heftiger zeigen, für zulässig erkannt, einige der für diese Zeit errich⸗ teten Cholera⸗Hospitäler und Aufnahme-Lokale zu schließen,

Zum 30. Juli waren hier 2116 Cholera-granke in Behandlung verblieben; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 104, genasen 197 und starben 57 (darunter 32 in den Wohnungen), Zum 31. Juli verblieben 1966 Kranke in Behandlung; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 93, genasen 127 und starben 57 (darunter 28 in den

Wohnungen). Zum 1. August verblieben 1875 Kranke in Behand=

lung; im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 122, genasen 152 und starben 60 (darunter 26 in den Wohnungen). Zum 2. August verblieben 1785 Kranke in Behandlung. In Riga waren am 23. Juli 699 Cholera-Kranke in Behandlung verblieben. Es sind am 24. Juli 285 erkrankt, 85 genesen und 91 gestor⸗ ben, am 25. Juli 256 erkrankt, 100 genesen und S6 gestor- ben, am 26. Juli 219 erkrankt, 11 genesen und 87 gestorben. Zum 27. Juli verblieben 890 Personen in Behandlung. In Mitau sind nach dem offiziellen Bericht vom Ausbruch der Cholera an bis zum 21. Juli 6 Personen erkrankt, keiner genesen, 4 gestorben, 2 sind noch in der Behandlung. In Moskau waren zum 24. Juli 2367 Cholera⸗Kranke in Behandlung verblieben, im Verlaufe dieses Tages kamen hinzu 169, genasen 143 und starben 87. Es verblieben 2306. Am 25. Juli erkrankten 152, genasen 317 und starben 235 Personen. Zum 26. Juli verblieben oꝰ

Belgien. Brüssel, 8. Aug. (Aach. Ztg.) Herr Blon⸗ deel, bekannt durch seine Sendung nach Guatimala, ist der belgischen Gesandtschaft zu Frankfurt beigegeben worden.

Man versichert, der polnische General Skrzynecki, welcher 1839 in belgische Dienste getreten, habe auf Karl Alberts Einladung ein Kommando im sardinischen Heere angenommen. Mehrere polnische Offiziere sollen ihm zu folgen geneigt sein.

Schweiz. Bern, 4. Aug. (Frkf. J.) Aus Mailand langte heute von dem eidgenössischen Konsul ein Schreiben, datirt 2. August, an, welches die interessante Nachricht enthält, daß die provisorische

Regierung die offizielle Mittheilung erhalten habe, Lord Abercromby,

der großbritanische Gesandte in Turin, habe sich nach dem Kriegs⸗ schauplatze begeben, um zwischen den kriegführenden Parteien einen Waffenstillstand zu Unterhandlungen herbeizuführen. Sollte der öster⸗ reichische Feldherr nicht eintreten, so hat der englische Gesandte die

Instruction, zu erklären, daß England vereint mit Frankreich für die

Unabhängigkeit Italiens interveniren werde.

Neuenburg, 3. Aug. (O. P. A. 3.) In Folge eines tu⸗ multuarischen Auftrittes, der letzten Sonntag Abend in Lach aux de⸗ fonds stattfand, wurde das Musik⸗Corps, unter dem Namen „Musik der Royalisten“ bekannt, zuerst provisorisch von dem Präfekten, dann definitiv durch Beschluß des Staatsraths vom 1. August aufgelöst.

Türkei. Konstantinopel, 26. Juli. (D. A. 3.) Die Geld⸗ noth der Regierung ist sehr fühlbar. Es wird Papiergeld statt des baaren zur Zahlung der Gehalte verwendet. Dieses Papiergeld, 6 Prozent Zinsen in halbjährigen Raten tragend, war im Be⸗ trage von 60 Millionen Piastern und in Appoints von 5000 Piastern ausgegeben worden. Da kein anderes hier existirt, so war es sehr gesucht und stand bedeutend über pari, um so mehr, als die Regierung selbst zur Tilgung dieses Papiers bis in die letzte Zeit ciren die Hälfte eingekauft hatte. Jetzt sind aber innerhalb der letz⸗ ten Tage schon cirea 15 Mill. neu verausgabt, und es läßt sich mit Gewißheit vermuthen, daß man auf diesem Wege weiter gehen muß, weil die Finanzquellen durch die Verstopfung des Handels und Kre⸗ dits sehr gefallen sind und eine europäische Staats-Oekonomie, un⸗ geachtet der großen Reichthümer des Landes, noch immer vermißt wird. Jetzt sind die Papiere 23 pCt. unter pari und noch immer im Fallen begriffen.

General Aupick hat, von seiner Regierung dazu aufgefordert, der Pforte nur eine Frist von drei Tagen bewilligt, binnen welcher ihm feine förmliche Anerkennung als Gesandter der französischen Re⸗ publik zugestellt sein müsse, widrigenfalls er abreisen werde. Es wäre nicht unmöglich, daß diesem Verlangen Gehör gegeben wird, nicht nur weil die Stütze Frankreichs hier nicht fehlen darf, sondern auch, weil der Sultan von Tag zu Tag dem Reschid Pascha mehr Aus⸗ zeichnungen und Einfluß durch Orden und neue außerordentliche Functionen in den Triebrädern des Staates einräumt.

Meteorolagische Beobachtungen.

Morgens .

6 Uhr. 2 Uhr.

Abends 10 Ubr.

1848. 9. Aug.

Nach einmaliger Beobaehtung.

333, 12 ar. 33 1,717 ar. 335, 958“ Pat. Quell ume 7.99 n 14A, 0 R. 4 15,1 R. 4 10,3) R. Flusswärme 14,87 R. * 13,87 R. 4 8,8 R. 8,20 R. Boden pre Punsisuttitzung. 96 pCt. 60 pCt. 84 pCt, Ausdünstung Wetter Regen. ezogen. balbbheiter. Niederseblag 0,51 1 Rb. wr n e,, Sw. Sw. Würmeweehsel 15,8“ Wolkenzüuß. ... * SW. J. 9, 1 Tagesmittel- 334,39“ Par.. 13,1? R... 4 10,20 R... S0 pet. s w

. Königliche Schauspiele.

Freitag, 11. Aug. Im Opernhause. S5ste Abonnements- Vorstellung: Der Maurer, Oper in ; Abth. Musik von Anber. aft Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver- auft:

Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr.; ein Billet in den Logen des ersten Ran⸗ ges und im ersten Balkon daselbst 14 Rthlr.; ein Billet im Parterre, e rn 327 ö. im e. des dritten Ranges 15 Sgr.; ein

illet im Amphitheater gr. s.

Sonnabend, 12. Aug. Im Schauspielhause. 133ste Abonnements

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K. Gutzkow.

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