. e g n, ich doch den Wunsch hege, daß 6 are fg ,, 1 aus den Gefängnissen bil en werden, Ich 2spreche diesen Wunsch mit der Ueber, . aus, daß diẽ humane badische Regierung diese Maßregel * ergreifen werde. Vogt: Ich frage, ob das , . die Srdre gegeben hat, das Haus mit Truppen zu umstellen. er Vorsitz ende verneint es Y und bemerkt, daß es nach einer Mit⸗ theilung Bürgerwehr sei. Mehrere rufen: Nein, es ist auch Linie kabei, Der Borsitzende fordert auf, die Maßregel, welche die Behörden von Frankfurt zum Schutze der Versammlung ergriffen haben, auf sich beruhen zu lassen. Michelsen beantragt Schluß der Debatte. Venedey beantragt wiederholt Vertagung, da man die Sache die Vaterlandes in Ruhe berathen soll. Wernher: Wenn Sie die Abstimmung bis morgen verschieben, so werden Sie die Tribüne wieder räumen lassen müssen. Ich verlange sofortige Abstimmung. Die Versammlung beschließt Schluß der De⸗ batte, so wie daß heute noch der Berichterstatter gehört und zur Abstimmung geschritten werde. Wieden mann besteigt bie Rednerbühne; viele Mitglieder der linken Seite verlassen, nachdem von Itzstein das Wort begehrt, aber nicht trhalten hatte, den Saal, da sie an der heutigen Abstimmung nicht theilneh⸗ men wollen. Wie denm ann als Berichterstatter: Ich glaube nicht, daß ein Einziger von uns sich von äußeren Einflüssen oder von der Aufregung beherrschen lassen wird. Ich werde nicht auf Persönlich⸗ keiten eingehen; ich möchte, daß diese Waffen hier ganz verschwin⸗ den. Ich will nicht eingehen auf den Schimmer des Witzes; ich überlasse ihn denen, die sich in der ernsten Sache nicht auf den Stand⸗ punkt des Ernstes stellen. Ich überlasse es einem Redner, stolz zu sein, daß er sich den Freund eines Verirrten, ja selbst eines Verbre⸗ chers nennt. Aber er hat auch den Vorwurf des Landes⸗ verräthers von ihm abwenden wollen. Er ist dabei im Wider⸗ spruche mit einer früheren Aeußerung in der badischen Kam⸗ mer. (Der Redner verliest die bekannte Proclamation der badi⸗ schen Kammer an das badische Volk.) Diese Proclamation ist bei namentlicher Abstimmung einstimmig angenommen worden. Ich habe Ihnen nach dem Protokolle verlesen, wer abwesend war; die anderen Abgeordneten waren also anwesend, anwesend waren Bren⸗ tano und von Itzstein. Die badische Kammer — dies dient zur Be⸗ urtheilung der gegenwärtigen Frage — hat damals Amnestie für die Zurückkehrenden, die Strenge des Gesetzes für die bei dem Aufstand Verharrenden in Aussicht gestellt. Es hat dies nichts ge—⸗ holfen; eben so wenig eine Deputation des Funfziger⸗Ausschusses, wek⸗ cher gleichfalls Amnestie zugesichert. Es ist kein Grund vorhanden, mit Umgehung der Einzel-Regierungen auf die Sache hier einzu⸗ gehen; damit erledigt sich auch das Amendement von Schoder, wel⸗ cher nur aus einem Grunde, der Voraussetzung der Begnadigung durch die badische Regierung, zur Tages-Ordnung übergehen will. Es sind von der badischen Regierung bereits viele der Minder⸗ gravirten aus der Haft entlassen worden; auch die anderen werden wohl begnadigt werden. Aber das Aussprechen eines Wun⸗ sches, selbst in der milderen Form der Tages⸗Ordnung, würde nach der Stellung der National-Versammlung wie ein Befehl lauten. In dem Antrag des Ausschusses ist aber auch jenes Motiv nicht ausgeschlossen. Eben so erkläre ich mich gegen den Antrag von Eisenmann, welcher die Begnadigung für diejenigen in Aussicht stellt, welche Sinnes- Aenderung versprechen. Dies erinnert zu sehr an das alte Syostem, welches sich Re⸗ verse über die Gesinnung ausstellen ließ. Graf Schwe⸗ rin verlangt namentliche Abstimmung, eben so Zimmermann aus Stuttgart. Roßmäßler verlangt das Wort, um Ver⸗ tagung der Abstimmung zu beantragen. Schoder, der vorher für Vertagung gestimmt hat, erklärt sich, nachdem die Versammlung bereits entschieden hat, gegen den neuen An⸗ trag. — TBie Versammlung beschließt nochmals sofortige Ab⸗ stimmung. — Es ist ein Antrag von Uhland eingegangen, welcher verlangt, daß unter Mittheilung der vorliegenden Aftenstücke die Centralgewalt ersucht werde, durch das Reichs⸗-Justiz-Ministörium die Regierungen zu ersuchen, die Mindergravirten frei zu lassen. Ein Antrag von Römer verlangt Tagesordnung, in der Erwartung, daß die badische Regierung denen, welche den Llufruhr weder angestiftet, noch geleitet, noch Fremde herbeigerufen haben, bald Amnestie werde angedeihen lassen. Es entspinnt sich eine lebhafte Debatte über die Reihenfolge der Abstimmung. Die Versammlung beschließt zu⸗ erst, über den Ausschuß — Antrag abzustimmen. Dieser, da⸗ hin gehend, die National-Versammlung wolle über die an sie gerichteten Petitionen um Ertheilung oder Erwirkung eine Amnestie für die wegen politischer Verbrechen in Untersuchung befindlichen Deutschen zur motivirten Tagesordnung übergehen, wird mit 317 Stimmen gegen 90 Stimmen angenommen. Neun außer— dem anwesende Mitglieder haben sich der Abstimmung enthalten. Verschiedene Mitglieder geben Erklärungen über das Motiv ihrer Abstimmung, oder weshalb sie sich derselben enthalten haben, zu Protokoll. Nachdem die National -Versammlung auf Bericht des Vice⸗Präsidenten von Hermann noch mehrere Urlaubsgesuche bewil⸗ ligt hat, wird die Sitzung nach 3 Uhr geschlossen. Nächste Siz⸗ zung Donnerstag den 10. August. Tagesordnung: 1) Berathung des Ausschuß-Berichts (erstattet von Wiedenmann) über die Prü⸗ fung der in dem Wahlbezirk Thiengen in Baden stattgehabten Wahl zur deutschen National⸗Versammlung. 2) Berathung des Ausschuß⸗ berichtes (erstattet von Cucumus), Separat-Verhandlungen und Ver— ene . mit Dänemark betreffend. I) Berathung es Ausschußberichtes (erstattet von Mohl), die Dampfschifffahrt auf der Donau betreffend. ,
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Preußen. Berlin, 11. Aug. Se. Majestät der König haben gestern in Sanesouci den Minister⸗Präsidenten von Auerswald, die Staats-Minister Freiherr von Schreckenstein, Gierke und Kühl— wetter empfangen und mit denselben gearbeitet.
Posen, 9. Aug. (Pos. Ztg.) Dem 18ten In ie⸗Regi⸗ ment, das in dieser Woche Posen verläßt, um a 8. burg und Graudenz zu marschiren, wurde gestern im Garten des Hotel de Bavisre ein Abschiedsfest gegeben, bei welchem fast alle Offiziere der Garnison und auch viele Civilisten sich betheiligten Unter ernsten, humoristischen Reden und Toasten verstrich der Abend; man trennte sich erst in später Nacht. Mit besonderer Acclamation wurde das Hoch auf das 18te Regiment, General Steinäcker und die Bürgerwehr aufgenommen. Der Kommandant derselben dankte in angemessenen Worten.
Seit Sonntag werden auf der nun vollendeten Bahn Probe fahrten gehalten, denen unser Publikum große Theilnahme widmet, und eine zahlreiche Menschenmenge strömt jedesmal nach dem Bahn— hofe, wenn ein Train erwartet wird; dem ersten, der über die Schie⸗ nen der hiesigen Station dahinflog, war von aufmerksamen Händen eine Ehrenpforte erbaut worden, durch welche die mit Laub und Krän⸗ zen geschmükte Lokomotive ihren feierlichen Einzug hielt.
Oesterreich. Wien, 9. Aug. (Wien. 3tg. Die nach Innabruck abgegangene Deputation der hohen Reichs ⸗Versammlung hat folgenden Bericht eingesendet:
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„Hoher Neichstag! Die Reichstags-Deputation zur Ueberbringung der Einladungs-Adresse an Se. Majestät den Kaiser kommt so eben von der Audienz zurück und beeilt sich, den erfreulichen Entschluß Sr. Majestät, wie er in der beigefügten Adreß⸗Beantwortung durch Se. Majestät Höchstselbst den Deputirten huldvollst zugesichert wurde, nachdem er bereits vor deren hicrorts gestern Abends erfolgten Ankunst gefaßt worden war, unverzüglich zur Kenninißnahme des hohen Reichstags zu hringen, damit die durch ihn repräsentirten Völker Oesterreichs auch nicht einen Augenblick länger in Un— gewißheit bleiben. Sie Deputation wird das Protokoll nachsenden und fühlt sich hochbeglückt, daß sie so schnell in den Stand geht wurde, die llebermittlerin einer wahren Freuden-Botschaft für die zohlfahrt des Ge⸗ sammtvaterlandes, für die Volksfreiheit und den constitutionellen Thron zu sein. Gott segne das diesem Ziele geweihte Wirken des Reichstages und vergönne der Deputation baldigst, sich diesem gioßen Ganzen als dienendes Glied wieder anschließen zu dürfen!
Innsbruck, den 5. August 1818, Nachmittags 2 Uhr.
. (Folgen die ünterschristen.)“ ; Die von Sr. Majestät am 5ten d. M. der Reichstags⸗Depu⸗ tation gegebene Antwort lautet: . .
„Ich freue Mich, die Herren Abgeordneten des konstituirenden Reichs⸗ tages bei Mir zu empfangen. Stets nur das Beste Meiner Siaaten wol lend, werde Ich unter den dargestellten Verhältnissen dem Wunsche Ihrer Kommittenten gern entsprechen und Mich in ihre Mitte begeben. Trotz Meiner noch nicht befestigten Gesundheit gedenke Ich Meine Rückreise nach Wien — zu Meinen getreuen Oesterreichern — in durch Mein gegenwär— iges Befinden bedingten kleineren Tagereisen am Sten d. M. anzutreten. Den Ausdruck Ihrer lovalen Gesinnungen nehme Ich mit Wohlgefallen auf.“
In Begleimung Ihrer Majestät der Kaiserin und Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Franz Karl sammt dessen Sohn, Erzherzog Franz Joseph, wird unser allgeliebter Kaiser, Sonnabend, den 121en, von Linz mit dem Dampfboote hier eintreffen. Die übrigen Mitglieder des Allerhöchsten Ho⸗ fes, die noch in Innsbruck weilen, nämlich Ihre Kaiserl. Hoheit die Erz- herzogin Sophie mit Familie, werden um einen Tag später ihre Neise an— treten und daher am 13ten in Wien eintreffen. Der Minister des Innern beeilt sich, diese hocherfreuliche, alle treuen Herzen der Oesterreicher mit Ju= bel erfüllende Nachricht allgemein kund zu machen.
Wien, am 8. August 1848.
Der Minister des Innern.
Doblhoff.
Der herrliche Sonntagmorgen des 6. August brachte uns ein bedeutungsvolles Fest, das der Weihe der sichtbaren Symbole unserer Einigung mit Deutschland. Vom Studenten-Comité erging die Ein⸗ ladung an die akademische Legion, die Nationalgarde und die d. Gar⸗ nison, sich an dem Feste zu betheiligen, und in unabsehbaren Linien standen gestern Morgen die Nationalgarden Wiens und der Umge⸗ bung, die akademische Legion und die deutschen Truppen der wiener Ganison auf dem Josephstädter Glacis in größter Parade aufge— stellt. Um 9 Uhr begann das feierliche Hochamt unten dem Kapel⸗ len- Zelte, celebrirt vom Prälat Jos. Salzbacher. Im Minister⸗Zelte befanden sich Baron Doblhoff, Dr. Bach, Graf Latour; mehrere Reichstags-Deputirte, der kommandirende General Graf Auersperg, Prinz Wasa, eine große Anzahl Generale, Stabs- und Ober⸗Ofsi⸗ ziere, der Sicherheits- Ausschuß, der Verwaltungs- Rath, der Gemeinde- Augzschuß und das Studenten- Comité zu beiden Seiten des Kapeilen-Zeltes. Im ersten Treffen standen zwischen der Nationalgarde eingetheilt die 3 deutschen Grenadier-Bataillone: Rich⸗ ter (österreichisch, Straßtil (mährisch) und Schwarzl (österreichisch⸗
mährisch), im vierten Treffen stand das Kürassier⸗Regiment Mengen
(österreichisch. Beim Einrücken auf ihre Plätze wurden diese Truß—⸗ pen mit donnernden „Hochs!“ von der gesammten National⸗Garde und der zahllosen Zuschauermenge empfangen. Während der Messe stellten sich dem Zelte gegenüber sämmuliche Fahnenträger, begleitet von je zwei Offizieren, auf, und nach der Wandlung begann die Weihe der deutschen Bänder, nachdem sie an alle Fahnen angeknüpft worden waren. Prälat Salzbacher sprach zuvor folgendes Gebet:
„Allmächtiger, ewiger Gott! weiser Regent der Welt, von dem alle gute Gabe kommt, — Zeuge, und Richter alles dessen, was wir heute empfinden; allgütiger Vater, in dessen Namen wir uns zur gegenwärtigen Feier versammelt haben und zu dessen Ehre das hochheilige Opfer jetzt auf bem Altare dargebracht wird. Du, von dem alle Krlast und Slärke kommt, siehe gnädig auf das Gebet deiner demüthigen Diener und heilige jene Bänder, womit wir die Fahnen aller Tapferen unseres neubeglückten Vater— landes bekleiden, mit deinem göttlichen Segen, damit sie, von deiner schir⸗ menden Hand geknüpft, allen Gegnern und Feinden zum warnenden Zei⸗ chen, den getreuen und biederen Bürgern des Vaterlandes aber als be— währten Waffengefährten zum freudigen Sinnbilde, zum Leitsterne auf der Bahn des Sieges über Zwiespalt und Meinungsverschiedenheit dienen mö— gen; denn du bist der Herr, der du die Kriege zernichtest, Frieden allen de nen schenkest, die eines guten Willens sind, und die muthigen Kämpfer, die auf dich ihr Vertrauen setzen, mit deiner Rechten unterstütztest. Mit dem Psalmisten sprechen wir daher den gerechtesten Dank dir, o Herr! der du so freundlich gegen uns gesinnt bist und dessen Güte ewig währt, für die große Gnade, die du deinem Volke erwiesen hast, und bitten dich, erweise uns ferner deine Hülfe, damit Alle sehen mögen die Wohlfahrt deiner Auserwählten, und sich freuen, daß es deinem Volke wohlgeht und wir uns rühmen können des Erbtheils, das Du uns zuge— dacht hast! Die Weihe der dreifarbigen Bänder und Kokarden, welche von nun an die unsrigen sind, vollziehe ich im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen!“
Hierauf folgte die eigentliche Weihe mit den üblichen kirchlichen Ceremonien, wobei alle Fahnen gesenkt wurden.
Nun ergriff der Prälat abermals das Wort und richtete an die Versammlung folgende Worte:
„So haben wir denn im Namen des dreieinigen Gottes jene Bänder eheiligt und befestigt, die so bedeutungsvoll in ihren Farben, so wichtig 9 kurzem für uns geworden sind. Die göttliche Vorsicht war es, welche gestattete, daß uns dies theure Panier des deutschen Edelmuthes im Ge⸗ schicke der Zeiten seit mehr denn 4 Jahrzehnten entfremdet blieb; die gött⸗ liche Vorsicht ist es aber auch, welche uns jetzt nach ihren unbegreiflichen Rathschlüsfen, in ihrer Weisheit und Macht, in ihrer Huld und Gerechtig= keit dasselbe wieder verlieh und uns zugleich mit Gütern beschenkte, die nur des Bürgers und des Volkes Wohlfahrt begründete. Die errungene Frei- heit auf dem Grunde des Rechtes, der Intelligenz und des Gesetzes, ge— paart mit Eintracht, Ordnung, Gottesfurcht, Fürstentreue, Bürgertugend, gegenseitiger Bruderliebe, entfernt von allem Eigennutze, Parteigeiste und Personen⸗ oder Völlerhaß, — diese Freiheit ist das Band, das von nun an uns Alle umschlingen und zum Glücke unseres eigenen lünftigen Lebens, zum Heile unserer kommenden Geschlechter führen soll. Nur ein Herz und Gleichsinn soll von nun an unfere deutsche Brust erfüllen, — Erhaltung des Gemeinwohls unser Inneres beseelen. — Wir sind ja Glie—= der eines Leibes, sagt der Apostel, bestimmt, zu gemeinsamen Zwecken zu wirken, das gemeinsame Beste zu fördern. Heilig sind uns von nun an die Interessen Deutschlands, so wie uns bisher heilig die unseres geliebten Va⸗ lerlandes Oesterreichs gewesen. Wir müssen daher als gute Bürger sieißig sein, zu halten die Einigkeit des Geistes, denn diese ordnet und veredeli unsere Bestrebungen, belebt den Muth in Gefahren, überwindet den Tod und ist des wahren Christen würdig, indem Zwiespalt in Gesellschafts⸗Ver⸗ einen und Zersplitterung edler Kräfte die Thätigkeit hemmt und Perderben bringt. Wer, von Gemeingeist entflammt, die Selbstsucht haßt, die Wohl= thaten des Vaterlandes mit Dankbarkeit achtet, zur Vertheidigung desselben im Lehr-, Wehr- und Nährstande das Seinige thut, den Frieden von In nen und von Außen sichert, der hat seine Bürgerpflicht erfüllt, ist Gott, dem Kaiser und dem Staate angenehm.
„Darum loben und danken wir dem Herrn, der uns das heilige drei- farbige Panier alter deutscher Treue und Redlichkeit verlieh, und folgen wir seinem Rufe, der uns unter dieser Aegide so wohlmeinend versammelt, zum Frommen, zum allgemeinen Besten!
„Ja Dich, o Herr! loben und preisen wir, der Du einst dem Volke Israels geboten hast, daß sich ein Jeder lagere unter seinem eiche und Panier, nach seiner Väter Schaar; — Dich rühmen wir, daß Du auch
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uns halfst und fort und fort dem schönen Ziele deutscher Einheit und deut scher Wohlfahrt immer näher führst. Wir bitten Dich: Laß diesen Tag der Weihe und unserer feierlichen Gefühle einen Tag des Segens für un sere Dauptstadt, für unser Vaterland sein, damit wir für und für in from— mer Begeisterung rufen können:
„Es lebe hoch das einige, freie Deutschland!“ Es lebe hoch das erlalchte Organ der einigen, freien Völler Germa—= niens, unser auserwähltes Erzherzogliches Reichs oberhaupt!
„Es lebe hoch unser constitutioneller Kaiser und unser gemeinsames, constitutionelles deutsches Vaterland!“
Es war ein erhebender, höchst feierlicher Augenblick, als sich
mehr als vierzig Fahnen mit einemmale erhoben und von den Spitzen derselben die schwarz-gold-rothen Bänder weithin flatterten im heiter⸗ sten Sonnenschein, der uns viel heller und freundlicher zu strahlen schien über die Symbole deutscher Einheit! Nach geendeter Messe formirten sich die Truppenmassen und de⸗ silirten unter endlosem „Hoch!“ vor den Ministern und der Generg⸗ lität. Abermals konnte sich Jedermann von der mannhaften, vortreff= lichen Haltung der Garde und der akademischen Legion überzeugen. Sehr vortheilhaft nahmen sich die Garde-Abtheilungen von den Ort⸗ schaften außerhalb der Linien Wiens aus, die selbst von St. Veit, ja von Mödling und aus der Brühl sehr zahlreich sich eingefunden hatten.
Dem Kriegs-Ministerium sind vom Feldmarschall Grafen Ra⸗ detzty Berichte vom Sten d. M. zugekommen; nach einigen Avant⸗ gardegefechten hatte derselbe Lodi besetzt und sein Hauptquartier da⸗ selbst genommen. Das feindliche Corps, welches die Absicht zu haben schien, Mailand zu decken, hat seinen Rückzug gegen Pavia angetre⸗ ten. Der Feldmarschall hat am ten den englischen Gesandten zu Turin, Herrn Abercrombie in Lodi empfangen und sich im Allgemeinen mit demselben über die Bedingungen, unter welchen Anträge zur Ab— schließung eines Waffenstillstandes angenommen werden könnten, be⸗ sprochen.
Wien, 9. Aug. Nach einer eben eingehenden telegraphischen Depesche ist Mailand am 6ten d. M. von den Kaiserlichen Truppen wieder besetzt worden.
Baden. Karlsruhe, 7. Aug. (Earlsr. Ztg.) Die an⸗ geordnete Huldigungsfeier für den Erzherzog Reichs verweser hat gestern in solenner Weise sattgefunden. In der Frühe um 4 Uhr kündigte eine Tagreveille von den Mustkern der Bürgerwehr die Feier des Tages an. Um 6 Uhr erfolgte der Abmarsch der Gar⸗ nison und der Bürgerwehr nach dem großen Exerzierplatze, wo sich beide in zwei langgedehnten Linien aufstellten. Der Präsident des Kriegs Ministeriums, General Hoffmann, nahm die Inspection vor; hierauf bildeten die Bataillone Compagnie-Kolonnen und rückten ge⸗ gen einander, eben so die Kavallerie — die Artillerie hinter den Kolonnen. In der Mitte des Vierecks, vom Generalstab umgeben, hielt General Hoffmann eine kurze Anrede, worauf Major Kuntz den Aufruf des Reichs verwesers an das deutsche Volk verlas und so⸗ dann General Hoffmann, den Hut schwenkend, das Hoch auf den Neicheverweser ausbrachte. Dreimal erscholl der Hochruf durch die bewaffneten Reihen. In gleicher Weise wurde dreifach das ange= stimmte Hoch auf. Se. Königl. Hoheit den Großherzog, wiederholt. Während die Musik die Melodie des „God save the King“ spielte, siel der Donner der Geschütze ein (es waren 22 Kanonen aufgestellt deren jede drei Schüsse gab). Zum Schluß defilirten die Truppen in folgender Ordnung: Zuerst die Infanterie der Linie, dann die vier Bataillone der Bürgerwehr, hierauf die Kavallerie und zu⸗ letzt die Artillerie (die der Bürgerwehr zwischen der Fuß- und der restenden Artillerie der Truppen). Die Musik spielte dabei: „Was ist des Deutschen Vaterland“ und: „Schleswig ⸗Holstein meerum⸗ schlungen“. Man bemerkte bei der Bürgerwehr (außer den schon früher uniformirten besonderen Abtheilungen) bereits zahlreiche Uni⸗ formen; bei Einzelnen auch schon die neu beschlossene Kopfbedeckung, die Pickelhaube. Schon am frühen Morgen hatte sich die Stadt festlich mit deutschen Fahnen und Flaggen geschmückt, wie sich denn überhaupt eine lebhafte Theilnahme für die Feier zu erkennen gab.
Sachsen-Altenburg. Altenburg, 9. Aug. (D. A. 3.) In der 17ten Sitzung der Landschaft, wurde die Wahl der beiden Deputirten, welche an der mit Ausfertigung der Kassenscheine beauf⸗ tragten Kommission Theil nehmen sollten, vorgenommen. Dann ging man zum Bericht der vereinigten Finanz- und Verwaltungs⸗-Deputation über Propositions⸗-Punkt J. und II., die zur Beschaffung von Arbeit für die ärmeren Einwohner vorzunehmenden Chaussee— und Wegebau⸗ ten betreffend, über. Die Anträge der Deputationen, unter dem Vor⸗ behalte des Rechts der Kammer und Obersteuer S000 Rthlr. zu Chausseebauten zu bewilligen, wurde von der Landschast einstimmig angenommen.
Nach dem Austritt des Regierungs-Präsidenten von Seckendorf aus dem aktiven Staatsdienste sind die Direktorial-Geschäfte der Land es-Regierung als Veiwaltungs⸗ und Ober-Steuer-Behörde und des Finanz-Kollegiums interimistisch dergestalt geordaet worden, daß dem Regierungs⸗Vicepräsidenten Geutebrück die Geschästs⸗ Leitungen in den Plenar-Sitzungen des Regierungs-Kollegiums und die Codi⸗ rection im Finanz-Kollegium und dem Geheimen Regierungs⸗Rath Schuderoff die Direction der Verwaltungs-Abtheilung der Landes⸗ Regierung übertragen worden ist.
Die hiesige Kramerinnung hat einen Aufruf zu Beiträgen für Gründung einer deutschen Flotte erlassen.
Schleswig-Holstein. Rendsburg, 9. Aug; (H. C) So eben geht hier die Nachricht ein, daß ein dänisches Dampfschiff gestern einen Landungsversuch auf der Insel Fehmarn gemacht hat. Das doit stationirte Militair hat die Dänen aber genöthigt, die In— sel zu verlassen. —
Die mit dem vorgestrigen Nachmittagszuge hier angekommenen oldenburgischen Reserve⸗ Truppen nebst 1 Stück Geschütz, 12 Muni— tions und Bagage⸗Wagen und einem Kranken Wagen sind heute Morgen nach dem Norden abgegangen. . .
Der in diesen Tagen hier durchgereiste nassauische Major ist im Hauptquartier angekommen und dort als Adjutant des Oberbefehl. habers geblieben, wogegen ein nassauischer Hauptmann mit Befehlen wegen Unterbringung der Truppen zurückgekehrt ist. 2 ö
Vorgestern traf in dem Hafen von Apenrade eine danische Fre⸗ gatte ein, vermuthlich durch das Gerücht herbeigelockt, es seien die preußischen Truppen ausgerückt. Man fand sich aber getauscht und legte, als von unserer Seite eist ein blinder, dänn aber ein scharfer Schuß abgefeuert wurde, welcher, jedoch nicht traf, bei i schickte in' Voot mit einem Parlamentair ab. Der Sohn des Generals Wrangel fuhr ihm entgegen, nahm ihm einen an den apenradener Magistrat adressirten Brief ab und übergab denselben seinem Va⸗ ter, welcher ihn aber uneröffnet mit dem Bemerken an den Com⸗ mandeur der Fregatte (wahrscheinlich Steen Bille wieder zurück- schickte, daß er (General Wrangel) die oberste Behörde dort sei und es nicht dulde, daß sie (die Dänen) mit anderen Behördrn daselbst in Communication träten, und daß er fernerhin jeden derartigen Ver⸗ such auf das Allerentschiedenste untersage, worauf denn die Fregatte unverrichteter Sache wieder zurückkehrte.
Frankfurt. Frankfurt, a. M., 9. Aug. Heute früh ist unser Tinien · Infanterie Bataillon, etwa 550 Mann stark, aufge⸗
brochen, um mit den übrigen süddeutschen Reichstruppen nach Schles⸗ wig-⸗Holstein ins Feld zu ziehen. Trotz der Frühe des Tages hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, die das schöne Bataillon zum Taunus - Bahnhof geleitete und dort einen herz— lichen Abschied von demselben nahm. Auch die beiden regierenden Bürgermeister unserer freien Stadt waren anwesend. Bevor das Bataillon abfuhr, brachte es der Stadt Frankfurt und seiner Bür⸗ gerschaft ein Hoch aus, welches die zahlreichen Massen um und in dem Bahnhof und längs des Schienenweges mit einem lauten Hoch—⸗ ruf auf die brave Linien- Jufanterie erwiederten. Mit dem Glockenschlag 5 Uhr brauste der lange Wagenzug, von zwei Loko— motiven gezogen, fort. Dem Bataillon wird sich in Bibrich eine nassauische Truppen Abtheilung anschließen. Das heutige Reiseziel ist Köln, morgen preußisch Minden, und übermorgen werden die Truppen in' Hamburg Rasttag halten. Noch in den heu— tigen Vormittagsstunden ist eine kurhessische Militair-Abtheilung ein⸗ gerückt, die einstweilen unsere abgezogene Garnison ersetzen soll.
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Ausland.
Oesterreich. Verona, 4. Aug. (O. L.) Das heutige Blatt der Gazzetta di Verona enhält Folgendes: Die Kaiserl. Armee geht rasch gegen Mailand. Am 3lsten v. M. wurde sie mit Jubel in Cremona empfangen, woselbst die Bürger, ohne die geringste amt⸗ liche Veranlassung, die Ankunft unseres Heeres aus freien Stücken durch eine glänzende Beleuchtung feierten. Beim Anbruch des fol⸗ genden Tages wehten auf sämmtlichen Thürmen und aus den Fen— stern der Häuser die Fahnen mit den Kaiserlichen Farben. An dem⸗ selben Tage wurden die Uebergangsbrücken äber die Adda geschlagen, und Abends ward das Hauptquartier nach Codogno verlegt. Diese raschen Fortschritte der Kaiserlichen Armer lassen schließen, daß der Rückzug der Piemontesen einer wirklichen Flucht ähnlich sah, was auch im folgenden von unseren Vorposten aufgefangenen Briefe Be⸗ stätigung findet: j f „An den Herrn Kommandanten, General der sardinischen Truppen zu Cremona. Asola, 28. Juli. Ich habe die Ehre, Ew. Excellenz den Empfang einer an das Hauptquartier — das sich gestern provisorisch in Bozzolo be— fand — gerichteten Depesche zu bestätigen, welche daselbst Abends ungefähr um 8 Uhr abgeliefert wurde. Was die militairischen Ereignisse betrifft, so unternahm die Division von Volta einen Rückzug, der in Betracht der un⸗ gleichen Stärke als eine Flucht angeschen werden kann. Viele Soldaten kommen theils ohne Flinte, theils ohne Czakos hier durch. Alle schlagen den Weg nach Piadena ein. Ueber das Gros des Armeecorps, welches sich in Goito befand, kann man keine bestimmte Nachricht haben.
. Statt des Stations -Kommandanten: Preniaz. ö Die Allg. Oestr. Ztg. theilt nachstehendes Schreiben aus Verona vom 3, Aug. mit „:Den 2. Aug. früh, befand sich Mar schall Radetzky mit dem Stab in Sesto in der Richtung nach Mai⸗ land. Die Kaiserlichen rückten in drei Kolonnen und schnellen Mär⸗ schen vor: eine über Lodi, deren Vorposten (Regiment Reisinger) schon am besagten Tage in Melegnano, eine Militairstation vor Mai⸗ land, standen; eine zweite über Pavia, jene nämlich, die den König Karl Albert nach Piacenza verfolgt, und eine dritte über Monza, um gleichzeitig Mailand anzugreifen, wenn es sich nicht sogleich un— terwerfen soll. Lodi, es versteht sich von selbst, ist von den Kaiser⸗ lichen besetzt und wurde ebenfalls ohne Schwertstreich, ja unter Ju— bel des gemeinen Volkes genommen. Nun besteht die mobile öster⸗ reichische Armee aus 75,000 Mann, zu der tagtäglich neue Batail⸗ lone stoßen. Heute Abend geht von hier das 7te Jäger-Bataillon und ein anderes Infanterie⸗Regiment ab. Der aufs Haupt geschla⸗ gene Sarten-König, der, wie es scheint, sich bereits mit dem Ueberreste seiner Armee in seinem eigenen Staate befindet, hat wohl den Mailändern zugesichert, ihre Stadt zu decken, aber wird auch diesmal das Wort brechen und brechen müssen, da seine Trup⸗ pen, nach der schon erhaltenen Niederlage und dem Verluste so vieles Kriegsmaterials auf der Flucht nach Cremona, nicht mehr stark, genug sind, ernsten Widerstand zu leisten, auch sollen ihm Geld und Lebens- mittel fehlen. Heute geht das Gerede herum, daß in Mailand eine Gegen ⸗ Revolution mit bewaffneter Hand des dortigen Pöbels zu Gunsten Oesterreichs ausgebrochen sei, dieser Pöbel die Thore inne habe und selbe geschlossen habe, damit kein Herr hinauskomme. Diese Herren will er den Kaiserlichen übergeben. Feldmarschall⸗Lirutenant Welden ist mit 2 Brigaden (10,000 Mann) nach Bologna vorge⸗ rückt, wo eine Reggenza provisorig aufgetreten ist, um von Rom sich loszumachen. Fürst Lichtenstein steht mit einer Brigade von 6009 Mann in Modeng. Venedig bleibt cernirt von 2 Brigaden unter dem Befehle des Feldmarschall-Lieutenants Stürmer. Auch in dieser Stadt war eine große Reaction gegen den Anschluß an Karl Al— bert, die wahr sein kann, denn in der gestrigen verone⸗ ser Zeitung las man einen Erlaß des provisorischen venedi⸗ ger Komitats d. d. 21. Juli, mittelst welcher die Bewohner auf⸗ gefordert werden, alle Waffen von was immer einer Gattung und Patrontaschen der Guardia civica innerhalb 3 Tagen abzugeben. In derselben sind auch die ommissionsglieder bezeichnet, welche den Auftrag haben, nach obiger verstrichener Frist Haussuchungen vorzu⸗ nehmen, der gefundenen Waffen sich zu bemächtigen, die Uebertreter zur Strafe des vierfachen Werthes anzuhalten und im Falle der Zah⸗ lungsunfähigkeit mit Arrest zu bestrafen. Bei Peschiera sind die nöthigen Schanzarbeiten zum größten Theil von unserem Geniecorps schon vollendet, um das schwere Belagerungsgeschütz zu postiren, wel⸗ ches morgen am ten die Beschießung beginnen wird. Dessenunge— achtet erlaubten sich die Wühler in Udine beständige Erzesse und revolutionaire Umtriebe, daher Feldmarschall— Lieutenant Giulay aus Triest mit seinen Truppen sich dahin begeben mußte, um die Ord⸗ nung zu erhalten, was ihm auch vollständig gelang. Vor einigen Tagen las man in der hiesigen Zeitung zwei Aufrufe des Königs Karl Albert, einen an die Lombarden, den anderen an seine Sol⸗ daten, worin er seine völlige Niederlage mit geschraubten Ausdrücken bekennt.“
Frankreich. Nation al-Versammlung. Sitzung vom 7. August. Anfang 19 Uhr. Präsident Marrast giebt dem Bür ger Emil Leroux das Wort, um über die verschiedenen Zusätze Bericht zu erstatten, welche den ersten 10 Artikeln des am Sonn— abend abgebrochenen Jury-Gesetzes angehängt werden sollten. Pa— pin und Salmon hatten zu Artikel 3, der von den Unzulässigkei— ten handelt, einen Zusatz beantragt, der eine Menge von Personen (fast alle, welche jemals eine Gefängnißstrafe von 6 Monaten bis 1 Jahr erduldet) von dem Rechte, Geschworener zu sein, ausschloß. Der Ausschuß zeigte sich dem Amendement wenig geneigt. Cremieux bekämpfte es als zu hart. Eben so Baroche. Es Fiel durch. Bo u⸗ zique hatte zu Artikel 10, der von der Zahl der Jury-Glieder han⸗ delt, ebenfalls einen Anhang vorgeschlagen, welchen Base und Tas⸗ sel unterstittzten. Derselbe fand, als unerheblich, wenig Wider= spruch. Der Artikel 11, der vom Wahlmodus handelt, gab zu einiger Debatte Veranlassung. Gaudin griff das bisherige System an, das der Gemeinde⸗Kommission das Recht zuschreibt, die Jurylisten zu entwerfen. Er will die Jury durch direkte, demokra⸗ tische Wahl reorganisiren. Sein Antrag fand jedoch wenig Unter⸗ stützung und fiel durch. Die nächstfolgenden Paragraphen gaben zu
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keiner erheblichen Diskussion Veranlassung. Das ganze Gesetz wurde angenommen. Nach diesen Verhandlungen ging die Versammlung zur Berathung des neuen Preßgesetzes über. Antond Thouret erhieit zuerst das Wort, um die allgemeine Diskussion zu eröffnen. Er trat dasselbe jedoch an L. Blanc ab, der gegen die Cautionsstellung sprach. Die umfassendste Preßfreiheit, ohne Schranken, ohne Caution und Allen zugänglich, sei das nothwendige Gegengewicht des allgemeinen Stimmrechtés. Man begehre die Caution als Garantie; gerade aus diesem Gesichtspunkte aber müsse man sie verwerfen, denn eben die Caution fönne einzelne wenige Journale mit der furchtbarsten Ge— walt ausrüsten. Auf Decentralisirung der Presse müsse man hinar⸗ beiten, damit sie nicht, wie in den letzten Jahren, den schmutzigsten Speculationen verfalle. Lasse man die Cautjon fortbestehen, so mache man auch ferner aus der Presse eine kaufmännische Industrie, Die Caution müsse aufhören, weil sie das Necht unterdrücke, welches sie zu verbürgen scheine, weil sie den menschlichen Geist der brutalsten aller Censuren unterwerfe und weil sie der Republik unwürdig sei. Er rückte der Negierung eine verwerfliche Tendenz gegen das freie Wort in Schrift und Sprache vor und erhielt viele Beifallebezeigungen von der Linken. Leon Faucher, einer der Urheber des neuen Gesetzes, folgte ihm auf der Rednerbühne, um den Gesetz⸗Entwutf zu vertheidigen. Er behauptete, daß noch jedesmal nach Aufhebung der Caution die Presse in die fcheußlichste Zügellosigkeit verfallen sei; die Mai- und Junitage seien hauptsächlich das Werk der Presse gewesen, welche, der Caution entbunden, in ihrem größeren Theile nnr auf Skandal und auf die schlechtesten Leidenschaften spelnlire. Nur die Caution sichere der Presse eine würdige Haltung. Die Rechte zollte ihm leb⸗ haften Beifall, die Linke erhob dagegen eben so lebhafte Protestatio⸗ nen. Antony Thouret bestritt die Nothwendigkeit einer Caution aus Staatsgründen und erklärte sich entschieden gegen jede Präventivmaßregel. Das Recht, zu sprechen und zu schrei⸗ ben, komme dem Menschen von der, Natur zu, und eben so wenig als die Natur eine Caution fordere, dürfe es die Regierung thun. Die Republik dürfe nicht hinter den Engländern und Amerikanern zurückbleiben. Er will gegen die Presse blos moralische Strafen angewendet wissen. Charaungay unterstützt den Entwurf. Sarrans erinnerte an die Juli⸗Ordonnanzen und das Schicksal des verblendeten Königs Karl X. Hierauf nahm Felix Pyat, Chef des pariser Schriftsteller⸗Vereins, das Wort: Das Ge setz, meinte er, sei gegen die Grundsätze der Republik, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, gerichtet und werde die Presse völlig privilegiren oder zum Besten der besitzenden Klasse monopolisi⸗ ren. Gegen die Freiheit sei das Gesetz, weil es das freie Wort fessele; gegen die Gleichheit, weil es Pfand verlange; gegen die Brüderlichkeit, weil es Präventiv Maßregeln vorschreibe. „Wenn Ihr also keinen Muth habt“, rief er aus, „die freie Presse zu ertragen, so reißet Eure Wahlsprüche von den Mauern und schreibt darunter; Freiheit mit Pfand, Gleichheit mit Privilegium, Brüder⸗ schaft mit Vorbeugung! Das ist die alte Monarchie. Ha, Ihn fürch⸗ tet das freie Wort und wollt es besteuern? Wohl, besteuert doch auch den Pfarrer, Professor, den öffentlichen Sprecher und Zündbolz⸗ händler. (Lärm und Gelächter. Die besten Mittel gegen Preß⸗ Mißbräuche liegen in der Presse selbst.“ Seine Rede fand großen Beifall bei den Gegnern des Gesetz- Entwurfes. Die Ver⸗ sammlung vertagte sich um 6. Uhr auf morgen.
Sitzung vom 8. August. Präsident Marrast. Die Bänke sind früh und zahlreich besetzt. Auf den Gesichtern bemerkt man eine gewisse Aufregung. An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Preßdebatte. Aug. Callet verteidigt die Caution. Er siehr in ihr keine Präventivmaßregel in Niederlegung eines Geldpfandes bei Gründung von Zeitungen, sondern eher eine Bewahrung der Preß⸗ freiheit. Er kann nicht begreifen, wie man die Caution den Tod der Preßfreiheit nennen könne; sie sei es ja gerade, welche der Zeitungs⸗ Presse den gehörigen Ernst und Einfluß verschaffe. Blatter, die nicht einmal Tine Eaution aufbringen könnten, hätten keine Partei für sich und auf keine Zukunft zu hoffen. Sie seien mit jenen fliegenden Drachen zu vergleichen, welche so vieles Unglück während ihrer schimpflichen Existenz über das Vaterland verbreitet hätten. Matthieu von der Dröme bekämpft den ministeriellen Entwurf, als illiberal und dem Geiste des französischen Volkes feindselig. Die Einengung des Gedankens, ruft er aus ist eben so gefährlich, als die Zusam⸗ menpressung des Dampfes, ohne ihm Oeffnung zu lassen. Lasse man ihm kein Ventil, so möge man sich nicht wundern, wenn der Kessel eines Tages wieder springe. (Lärm und Heiterkeit.) Zeitungen ei⸗ ner Geldcaution zu unterwerfen, gehöre nach Rußland; die französi⸗ sche National-Versammlung dürfe die Mittel des russischen Kaisers nicht nachahmen. Die freie Presse sei eine nothwendige Folge des allgemeinen Stimmrechts. Habe man dieses angenemmen, so müsse man sich durch seine Konsequenzen Recht, auf Arbeit (Lärm), Recht auf Existenz= Garantie (noch beftigerer Lärm), Recht der freien Meinung gefallen lassen. „Ihr fürchtet die Volks⸗ blätter“, ruft der Redner der Rechten zu, „Ihr fürchtet die kommu⸗ nistischen Angriffe auf das Eigenthum! Wohlan, das beste Mittel gegen diese Angriffe besteht in der freien Presse. (Ei ja doch!! Ja wohl in der entschieden freien Presse, welche jeden Angriff zu Boden wirft, der die öffentliche Kritik nicht auszuhalten im Stande ist. Die ganz freie Presse ist das beste Präventivmittel gegen die Auswüchse der Tagespresse. Sie bewaffnet Jedermann zum Schutze gegen frü⸗ here Willkür.“ August Avond bekämpft ebenfalls die Gelofesselu, die man der Presse anlegen möchte, und wider⸗ legt vorzüglich die Behauptung Leon Faucher's, wonach es eine Kleinigkeit wäre, für ein Unternehmen, das ohnedies Hau⸗ derttausende koste, noch 48,000 Fr. Rente aufzutreiben. Die Cau- tionsforderung sei lediglich ein Mundschloß gegen die Kommunisten. Dasselbe werde aber eben so seine Wirkung verfehlen, als die verfol⸗ gungssüchtigen Staats⸗Anwalte unter Ludwig Philipp. Marie, Justiz-Minister, eilt auf die Rednerbühne, um seinen Entwurf zu dertheidigen. Derselbe sei ja nur temporair, sagt er; auch er liebe die Freiheit, aber die Freiheit in der Ordnung; auch er habe mit Inbrunst die Institutionen gegen die Preßfreiheit nie⸗ derreißfen helfen, womit die Monarchie sich gerüstet, aber er habe die Ueberzeugung gewonnen, daß, man nicht mit absolut neuen Grundsätzen regieren könne. (Sensation. Sein Entwurf ge⸗ fährde die Preßfreiheit nicht. Er erhalte nur die Ordnung in der Republik. Laurent von der Ardeche bekämpft die Bedenklichkeiten des Ministers und macht scharfe Bemerkungen gegen die Urheber des Entwurfs. Bac interpellirt den Minister: Was man mit den Frauen der Insurgenten anfangen werde? Der Minister antwor⸗ tet: Sobald die Niederlassungen auf Belleisle vollendet seien, wür⸗ den sie ihren Männern nachgeschickt werden. Nach dieser Inter⸗ pellation trat die Versammlung in die Tagesordnung zurück. Boursat wollte in Form eines Amendements einen Gegen— Entwurf einbringen. Dies gelang ihm aber nicht, sein Amen⸗ dement wurde verworfen. Die Versammlung hörte nun Duprat's Gegen⸗Entwurf an, welchen Marrast vortrug., Dieses Projekt setzt die Unterschrift des Verfassers als Caution ein. Duprat entwickelt dasselbe. Berville, ein Advokat vom pariser Appellhofe, fand die Unterschrift des Verfassers bei weitem weniger werth, als ein baares
und die Moral sich in Gährung besänden, sei eine Caution nöthig. Lebru⸗= Rollin unterstützt den Dupratschen Entwurf sehr energisch. Die Cau- tion sei eine Praventivmaßregel von der gefährlichsten Art, die er jederzeit bekämpft habe. Der Constitutionnel und andere Blätter hätten ihm den Schmähnamen eines Libertin gegeben. Ein Staatsmann müsse gegen dergleichen Wespenstiche unempfindlich sein. Ohne die Juni-Revolution härte die Exekutivgewalt die Caution längst abge⸗ schafft. Am 22. Juni habe sie durch Bethmont den betreffenden Entwurf bereits vorzulegen beabsichtigt. (Sensation) Senard, Minister des Innern, dankte dem vorigen Redner, daß er wenigstens an seiner guten Absicht nicht zweifle. Das Dekret sel ja nur provi⸗ sorisch, und di. Versammlung könne ja dasselbe bei der Verfassungs⸗ Berathung näirder abschaffen. (Häufige Unterbrechung Die Ver⸗ sammlung vertigt um 6 Uhr die Debatte.
Paris, 8. Aug. Auch gestern wurden der sardinische Botschaf⸗ ter in Paris, Marquis Brignole-Sale, und der Marquis A. Ricci wieder vom Präsidenten des Minister-Raths, General Cavaignac, empfangen. „Man versichert“, sagt das heutige Journal des Débakts, „daß in dieser Zusammenkunft die sardinischen Abgesand- ten offiziell bei dem Chef der vollziehenden Gewalt um unverzügliche Intervention der französischen Armee in Italien ersuchten. Auf die⸗ ses Verlangen soll der General Cavaignac mit der Erklärung geant⸗ wortet haben, daß die Regierung diesen Fall bereits vorausge⸗ sehen und deshalb Unterhandlungen mit England eröffnet habe, deren sehr baldiges Ergebniß das Anerbieten einer Vermittelung an die kriegführenden Parteien in Italien von Seiten der beiden vereinigten Regierungen Frankreichs und Groß- britaniens sein würde. Man wollte gestern Abend wissen, daß die Grundlagen dieser Vermittelung zwischen den beiden Kabinetten schon festgestellt und daß diese entschlossen seien, während sie allen Rechten ihr Genüge leisteten, alle Mittel zu verfuchen, um Europa vor dem Unglück eines allgemeinen Krieges zu bewahren. Der französische Geschäftsträger in Turin, Herr Reizet, so wie Lord Abercrombie, der Gesandte Englands, haben sich an 1. August nach dem Hauptquar- tier des Königs begeben. Lord Abercrombie war am 2ten zum Zweck einer Vermittelung nach dem Hauptquartier des Martschall Radetzky abgegangen.“
Das Nordlager ist bedeutend verstärkt worden und zählt jetzt 8 — 10,000 Mann Truppen.
Großbritanien und Irland, London, 5. Aug. Heute fand wiederum im auswärtigen Amte Kabinetsrath statt, nachdem ge⸗ stern Lord John Russell bei der Königin in Osbornehouse auf der Insel Wight Audienz gehabt hatte. Am nächsten Freitage wird da⸗ seibst die Königin eine Geheimeraths-Sitzung halten.
Die Nachkichten aus Dublin von gestern Mittag melden die vorgestern erfolgte Verhaftung des Herrn Smith O'Brien in Thur⸗ les. Derselbe wurde Abends 9 Uhr in einem Eisenbahnwagen auf der dortigen Station der Dublin-Limerick⸗Bahn verhaftet und zuerst unter militairischer Eskorte, die von General M' Donald selbst ange⸗ führt ward, ins Gefängniß gebracht, gleich darauf aber unter mili—⸗ tairischer Bedeckung durch Lieutenant M. Donald auf der Bahn nach Dublin abgeführt. Hier brachte man ihn zuerst in eine Kaserne, und Oberst Brown machte sofort dem Lord-Lieutenant von der gesch ehe⸗ nen Verhaftung Anzeige. Dieser verfügte sich, nach vorheriger Besprechung mit dem Prinzen Georg von Cambridge, in die Kaserne, und kurz darauf wurde Smith O'Brien, der sehr niedergeschlagen aussieht, in Kilmainham, dem Hauptgefäng⸗ niß von Dublin, eingesperrt. Zu Thurles war bei seiner Ver⸗ haftung Alles ruhig geblieben. Auf dem Transporte war ihm bei Androhung sofortigen Todes untersagt worden, auch nur ein Wort zu reden; er hatte vergebens einzuschlafen versucht. In Dublin, wo
Geldpfand von 48,006 Fr. Für eine Zeit, in welcher das Interesse
er am ien früh 4 Uhr anlangte, war Vormittags seine Verhaftung das allgemeine Gespräch; überall standen Gruppen beisammen, und die Leute der unteren Klassen sprachen ihre Entrüstung darüber aus, daß S. O'Brien sich ohne Widerstanbsversuch habe frsineh men lassen. Die Konföderirten schienen über das Schicksal ihres angesehensten Führers von panischem Schrecken betroffen. Nirgends zeigte sich ein
Gelüste zu gewaltsamen Befreiungs-Versuchen. — Die Mittagspost
brachte gestern noch die Kunde nach Dublin, daß Doheny, ein ande⸗
rer Rebellenführer, vom 4ten auf den Sten bei Turles übernachtet
hatte und daß eifrig nach ihm gefahndet wurde. Admiral Napier war am 3ten zu Waterford, wo er mit dem Truppen⸗Befehlshaber
eine Unterredung hatte. — Zu Clonmel hatten 40 Gefangene einen Mordangriff auf ihre Schließer versucht, um auszubrechen; sie fan-
den aber entschlossenen Widerstand, und drei wurden tödtlich, fünf
andere leichter verwundet. Im Uebrigen werden aus den irländischen
Provinzen keine Ruhestörungen gemeldet.
Ju der heutigen Sitzung des Oberhauses kündigte Lord Stanley an, daß er morgen das Ministerium darüber interpelliren werde, ob es Befehl gegeben habe, daß die britische Flotte vor Neapel sich jedem Wiedereroberungeplane des Königs von Sicilien widersetzen solle, und ob der Herzog von Genua durch den Einfluß britischer Agenten zum König von Sicilien gewählt worden sei. — Im Unterhause bejahte Lord Palmerston die Frage des Herrn Howard, daß England in Gemeinschaft mit Frankreich in Italien vermitteln werde.
Die Morning Chroniele macht die Mittheilung, daß das Parlament in diesem Jahre nur von Zeit zu Zeit auf kurze Fristen proörogirt werden soll, damit es für den Fall einer etwaigen Erneue⸗ rung des irländischen Aufstandes sogleich sich versammeln könne.
In Lwerpool sind fünf am Nordende der Stadt neu erbaute Docks, deren Flächenraum 30 — 40,900 Morgen beträgt, dem Ver⸗ fehr geöffnet worden. Noch zwei andere neue Docs sind im Bau begriffen und werden in zwei Jahren vollendet sein.
Das Dampfschiff „Niagara“ hat Nachrichten aus New-Nork bis zum 25. Juli überbracht. In den Vereinigten Staaten hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Aus Mexiko, von wo man in Rewe Mork bis zum 7. Juli Nachrichten hatte, aber wird berichtet, daß der Bürgerkrieg fortdauerte und Paredes die, Gouverneure von drei Staaten aufgefordert hatte, sich ihm anzuschließen. Nur Einer indeß hatte ihm Beistand zugesagt. Die Regierungs⸗Truppen unter Bustamente und Cortazar waren, 3000 Mann stark, in D if Pa⸗ redes bei Faranta anzugreifen, der nur mit 1900 Mann uanajuato besetzt hiell. Die Regierung hatte ein Schiff mit Geld und Trup= pen zum Schutze nach NYukatan abgeschickt.
Italien. Turin, 29. Juli. (Wien. Ztg.) Die Deputirten⸗ Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung folgenden Beschluß gefaßt: „In der dringenden Nothwendigkeit, augenblicklich den Staat mit den durch⸗= greifendsten Mitteln zur Vertheidigung zu versehen, hat die Kammer beschlossen: Einziger Artikel. Die Regierung des Königs ist wäh⸗ rend der Dauer des gegenwärtigen Unabhãangigkeits Krieges mit — * legislativen und exekutiven Gewalt bekleidei und kann daher durch
einfache Königliche Dekrete und unter der a llen V .
lichkeit, mit Rücksicht auf die constitutionell te
ausüben, welche für die Vertheidigung des
Verfassung nöthig sein werden.. 64 . 2. * anien. Madrid, 3. Aug. Die, e l ᷣ
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