1848 / 108 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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änden jener Braven herangewachsen, . daß diese Anerkennung eine wohlverdiente war, daß . * * * Auszeichnung hätte noch größer sein können. Auf den *

26 Anne g rie, welche die Feier mit ihrer Gegenwart be⸗ n Hymne auf Papst Pius IX. nochmal wiederholt * 6 Begeisterung aufgenommen Plötzlich erklang 1 . Hoch, das sich bis hoch in die Gallerieen e, oa ee fab n fort. pflanzte. Es war dies eine Huldigung, der Vissenschaft , . Alexander von Hum boldt hatte die Tribüne des Verstandes betreten. Kaum ward man seiner ansichtig, als sich die Ehrfurcht vor dem Heros deutscher Wissenschaft im freudigsten Jubelrufe aus⸗ fprach. Nach der Einleitung des Wahlaktes wurde das Werkgesellen⸗ Lied von Busso von Hagen gesungen, womit die Feier selbst schloß.

„Gegen 5 Uor versammelte ein unter Leitung der Königlichen Musik⸗ Direktoren Torn und Weber von den hiesigen vereinten mu⸗ sstalischen Kräften aufgesührtes Fest Konzert etwa 13090 Personen in ber sestlichst erleuchteten Halle, des Gürzenich. Außerordentlichen Beifall fand die vom Kapellmeister Dorn komponirte Jubel Duver⸗ wie denn überhaupt das ganze Konzert, trotz der drückendsten

ter den fleißigen H

tire Hitz welche im Saale herrschte, einen nicht gewöhnlichen Kunstgenuß gewährte. Den Schluß der Feier machte ein Festball der Vereins⸗ Genossen, welcher um 10 Uhr im Gürzenich⸗Saale seinen Anfang nahm und bis lange nach Mitternacht Tänzerinnen und Tänzer in fröhlichstetr Stimmung vereinigt hielt.

„So endigte die unvergeßliche Feier. Außerordentlich wohl⸗ thuend muß es Jedem sein, der ihre Wichtigkeit in den Verhältnissen der Gegenwart erkennt, der eingesehen hat, daß mit diesen Tagen die Sonne des Glückes Deutschlands manche ihr entgegenstrebenden Wolken verscheucht und niedergekämpft hat, ja, Jedem muß es wohl⸗ thuend sein, zu vernehmen, wie Alle, Gäste und Einheimische, zufrie⸗ den, wie Aller Urtheil das Fest schön und großartig in seinen Haupt⸗ erscheinungen zu nennen, gezwungen war. Köln hat sich mit dieser Feier in zweifacher Beziehung Ehre errungen und seine Gesinnungen vor dem gesammten Deutschland erprobt.“

Auf die an Se. Majestät den König der Belgier ergangene Einladung zu den Dombau-Festen ist folgendes Handschreiben an den

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hiesigen Borstand des Central⸗Dombau-Vereins erfolgt:

„Ich kann niat umhin, den Mitgliedern des Central-Dembau— Vereins eigenhändig mein herzliches Bedauern auszudrücken, daß un⸗ vorhergesehene Schwierigkeiten im letzten Augenblicke mich verhindern, Ihrer in so wohlwollenden Ausdrücken abgefaßten Einladung Folge zu leisten. Möge die Vereinigung, der ich so gein beigewohnt hätte, einen festen Grund legen für die Einigkeit eines edlen und mächtigen Volkes, dem anzugehören ich mich stets glücklich fühlte. Wir sind nahe Nachbarn, und dankbar erkenne ich, daß mir immer in den schö— nen Rheinlanden ein freundlicher Empfang zu Theil ward. So lange z der Vorsehung gefallen wird, mir die Leitung unseres guten Lan—

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des zu erhalten, hoffe ich, daß nur das Gute, das Wahre und das Nitzliche on uns kommen wird. Bei größtmöglichster und wirklicher Freiheit herrscht bei uns die gewissenhafteste Gesetzlichkeit und voll kommene Sicherheit. Mit dem wiederholten Ausdrucke meines auf⸗ richtigen Bedauerns, gezwungen abwesend zu sein, vereinige ich die Bitté, allen Mitgliedern des Dombau-Vereins meinen heꝛzlich ge fühlte! Dank aussprechen zu wollen.

13. August 1848.

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zr nssosl Brussel

/ Leopold.“

Oesterreich. Triest, 13. Aug. (Oe st. Lloyd,) Der Gouvelneur des Küstenlandes hat das nachstehende Schreiben des Contre- Admirals Albini erhalten: ;

„Excellenz! Ich habe die Ehre, Ew. Ercellenz den Empfang Ihres Schreibens vom 12ten d. M., so wie der gütigst beigelegten Conventions⸗ Atte, abgeschlossen zwischen Sr. sardinischen Majestät und Sr. Exrcellenz dem Feldmmarschall Grafen Nabetzko, anzuzeigen. Herr Major, Baron von Bourgignon, Chef des Stabs der Marine Sr. Kaiserl. Majestät, Ueberbrin⸗ ger der oben erwähnten Depesche, kam heute 9 Uhr Vormittags bei der von mir befehligten, in den Gewässern von Venedig ankernden Flotte an; da ich aber bis jetzt von meiner Negierung noch keine den Gegenstand berüh⸗ renden Mittheilungen und Befehle erhalten habe, so konnte ich mich auch mit dem Herrn Major in keine Unterhandlungen einlassen. Indem ich da her Ew. Excellen; eikläre, daß für mich noch durchaus keine Aenderung in dem Kriegszustande der beiden Seemächte eingetreten ist, ergreife ich diese Gelegenheit ꝛc. ꝛc. Albini.“

Sachsen. Dresden, 16. Aug. (D. n, 3) In der ge⸗ igen Sitzung der II. Kammer kam der Deputationsbericht über das ekret, die diesjährigen Nothstandsmaßregeln betreffend, zur Bera⸗ ung. Die mittelst des gedachten Dekrets an die Stände ergangene

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Vorlage zerfällt in zwei Abtheilungen, von denen die erste eine Bar⸗ tellung derjenigen Maßregeln umfaßt, welche die Regierung zur Mil— derung des auf den gewerbtreibenden Klassen lastenden Nothstandes bereits vor Zufammenkritt des außerordentlichen Landtages ergriffen hatte, und für welche sie die nachträgliche Genehmigung der Stände auspricht, während die zweite Abtheilung der Vorlage der für die Zukunst noch zu ergreifenden Maßregeln gedenkt und von den Stän— den die Ermächtigung für die Regierung verlangt, in geeigneter Wese Färsorge zu treffen zur Befriedigung Les bis zum Wiedereintritt bes— serer Verkehrs- und Arbeits- Verhältnisse noch zu erwartenden Bedürfnisses. Die gestrige Berathung beschäftig e sich ledig lich mit dem ersten Theile, also mit denjenigen Maßregemn, welche der Vergangenheit angehören. Diese Maßregeln lassen sich nach der Regierungs-Vorlage auf drei Klassen zurück⸗ führen; sie gingen nämlich dahin: I) die Industrie durch Darbietung von, Kredit und baaren Geldmitteln zu unterstützen, 2) für die durch den Stillstand der Fabrilen außer Erwerb gesetzten Arbeiter andere Arbeiten zu eröffnen, und 3) die Thätigkeit der Privatpersonen und Gemeinden zu erhöhten Anstrengungen für den nämlichen Zweck an— zuregen und zweckmäßig zu leiten.

* die erste Rubrik gehört: 1) die Errichtung einer Diskonto⸗ und Waaren⸗ Vorschußbank zu Leipzig mit einer Dotirung von 200,900 Rthlr., und die Abzweigung von 25,900 Rthlr. hiervon an den Stadtrath zu Ittau, so wie 5000 Rthle. an den Stadtrath zu Anna⸗ berg; 2) ein Darlehen von 50,000 Rihlr. an die Stadt Chemnitz und von 10,000 Rthlr. an die Statt Plauen; 3) Unterstützung dreier Fabrik-Etablissements durch Vorschüsse gegen hypothekarische Sicher heit und Ankauf einer fertigen Lokomotswe aus einer dieser Fabrik. , , nn, g. i, . . Fabriken ür die Sächsisch⸗Bayerische Staats-Eisenbahn, und 4) Unterstützung städtischer Kredit⸗Anstalten. Die Bericht erstattende zweite Teputa= tion (Referent Albrecht) sindet diese von der Staatsregierung ergrif⸗ fenen Maßregeln in allen Punkten vollkemmen gerechtferligt und räth der Kammer an, ihre nachträgliche Genehmigung hiersür aus⸗ zusprechen, was diese auch einstimmig gethan hat. Aus einer Bemerkung des Staatsministers Oberländer geht hervor, daß das Ministerium des Innern im Allgemeinen geneigt ist, sich der Auswanderung thatsächlich anzunehmen, ja die Vorberti⸗ tungen zu einer geregelten Auswanderung bereits eingeleitet hat. Der Staatẽ-Minister Georgi theilte mit, daß nämlich von den oben unter I) gedachten Vorschüssen an die Stadt Leipzig zur Zeit bereits circa 126,00 Rthlr., von denen der Stadt Chemnitz gemachten aber schon 43,000 Rthlr. wieder zurückgeflossen sind, und daß alle Hoff⸗ nung vorhanden sei, die Staatskasse werde auch hinsichtlich der noch

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außenstehenden Summen keinerlei Verlust zu tragen haben. Bei dem letzten Punfte wurde von dem Abg. Sachße die Gründung einer Staatsbank angeregt und, auch die Erneuerung des mit nächstem Jahr ablaufenden Privilegiums der leipziger Bank zur Sprache ge⸗ Fracht und in Bezug auf letztere eine Erklärung der Regierung pro⸗ vozirt. Staats⸗Minister Georgi ließ sich jedoch hierauf nur insoweit ein, als er versicherte, daß die Regierung die Bankfrage im Allge⸗ meinen als eine böchst wichtige betrachte und gegenwärtig in beson⸗ dere Erwägung gezogen habe, auch der nächsten ordentlichen Stände⸗ Versammlung eine Vorlage deshalb zu machen gedenke.

Der zweite Punkt umfaßt die von der Regierung getroffenen Maßregeln zur Eröffnung von Arbeitsgelegenheiten für die durch den Stillstand der Fabriken außer Erwerb gesetzten Arbeiter. Es sind dies 1) ein Mehraufwand von 140,000 Thlr. zu dem Zwecke fiska⸗ lischer Straßen= und Chausseebauten; 2) eine Verwendung von 350090 Thlr. zu Kommunal- Straßenbauten; 3) Verwendung von 35,560) Thlr. zu außerordentlichen Arbeiten in den Staatsforsten und J) ein Vorschuß von 40,000 Thlr. an die Chemnitz-Riesaer Eisen⸗ bahngesellschaft zum Fortbetriebe der Arbeiten. Auch hier findet die Deputation das Verfahren der Regierung allenthalben vollkommen gerechtfertigt, und die Kammer sprach überall mit Stimmeneinheit hre Genehmigung aus. Eine eigentliche Debatte fand nicht statt. Der an die Chemnitz Riesaer Eisenbahn geleistete Vorschuß wurde von dem Staatsminister Georgi noch besonders gerechtfertigt, wobei derselbe zugleich die Ansicht der Regierung über dieses Unternehmen andeutete. Der Zweck dieses Vorschusses sei gewesen, der bedenk⸗ lichen Arbeitslosigkeit zu begegnen, keinceweges aber sei diese Summe der Gesellschaft als solcher als Darlehn gegeben worden, werde sich auch nicht wiederholen und sei von der Gesellschaft durch Prioritäts⸗ Actien gedeckt. Frage sich die Regierung, was denn nun weiter mit dieser Ehemnitz-Riesaer Eisenbahn werden solle, so stehe so viel fest, daß es der Gesellschaft unmöglich werden dürfte, sie aus eigenen Kräften der Vollendang zuzuführen. Als Ruine werde das Unter⸗ nehmen indessen schwerlich liegen bleiben können und so am Ende nichts übrig bleiben, als daß es der Staat in die Hände nehme und zu Ende sühre. Dies könne jedoch nur mit wohlerwogener Rück— sicht auf die Steuerpflichtigen geschehen, denen in keinem Falle die Folgen eines verunglückten Privat- Unternehmens zur Last ge schrieben werden dürften. In diesem Sinne seien auch mit den Ge— sellschafts-Organen der Bahn bereits Unterhandlungen angeknüpft, und der nächsten Stände-Versammlung werde die Regierung die Resultate dieser Verhandlungen vorlegen. An eine sofortige Fortfüh⸗ rung und Vollendung des Baues sei indessen unter den gegen ärtigen Verhältnissen, auch wenn sich Regierung und Gesellschaft einigen soll⸗ ten, nicht zu denken, und seibst in nächster Zukunst werde derselbe, so lange der Staat noch durch die Herstellung der Sächsisch⸗Böhmischen und der Sächsisch-⸗Bayerischen Eisenbahn so sehr in Anspruch genommen sei, nur langsam vorschreiten können. Zwar könne er aussprechen, daß die Regierung im Allgemeinen zur Uebernahme der Bahn geneigt sei, müsse jedoch dabei ausdrücklich bemerken, daß die Actionaire auf diese Uebernahme keine zu sanguinischen Hoffnungen zu setzen Ursache haben möchten, denn der Preis der Actien werde jedenfalls durch den Ertrag der Bahn festgestellt werden.

Der dritte Abschnitt betrifft diejenigen Maßregeln, welche die Negierung zur Anregung und zweckmäßiger Leitung der Thätigkeit von prHwatpersonen und Gemeinden für die Beschäftigung erwerbloser Ar beiter angeordnet hat. Diese Anregung und Leitung betraf 2) die Un⸗ terbringung von Fabrik-AUrbeitern bei landwirthschaftlichen Arbeiten und b) die Verlosungen von Fabrikarbciten zur Beförderung des Absatzes inländischer Waaren. Dle Deputation räth hinsichtlich dieser beiden Punkte der Kammer an: ad 2. diejenigen Vorschüsse, welche aus der Staatskasse zur Unterstützung von Unternehmern landwirthschaftlicher Knlturarbeiten im Interesse brodloser Arbeiter gemacht worden sein möchten, so wie ad b. den un verzinslichen Vorschuß von 2000 Tha⸗ lern, welchen die Staatsregierung dem leipziger Spitzen-Hülssverein in der Art gewährt hat, daß eiwanige Verluste, die sich bei dem fraglich en Geschäfte ergeben sollten, bis zum Belaufe von 1000 Tha⸗ lern davon zu übertragen sein würden, ebenfalls nachträglich zu ge nehmigen. Ueber diese letzten beiden Anträge wird jedoch erst in der nächsten Sitzung abgestimmt werden.

Baden. Karlsruhe, 16. Aug. Das heute erschienene Re⸗ gierungsblatt enthält nachstehende landesherrliche Verordnung: Lewbpold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. So schwer die Verbrechen sind, welche viele Staats Angehö⸗ rige (züm Theil in Verbindung mit Fremden) durch Theilnahme an hoch⸗ vérrätherischen Unternehmungen verübten, so haben Wir gleichwohl die Ueberzeugung gewonnen, daß eine große Anzahl von Theilnehmern theils durch Aufwiegler verführt, theils durch Einschüchterungen oder Zwangesmit— tel jeder Art mit dem Strome fortgerissen wurden.

Wir haben daher beschlossen, zu verordnen, wie folgt:

Ss. 1. Das strafgerichtliche Verfahren gegen die Theilnehmer an den stattgefundenen hochverrätherischen Unternehmüngen, welche durch das Gesetz vom 16ten Mai d. J. vor das in Freiburg niedergesetzte Untersuchungs⸗ gericht gewiesen sind, wird, wenn dieselben vor Gericht oder in einer Ein— gabe an das Justiz-Ministerium ein gesetzliches Verhalten veisprechen und um Begnadigung bitten, eingestellt, vorbehaltlich jedoch der im S. 2 bestimm— ten Ausnahmen. ö .

§. 2. Ausgeschlossen von der Begünstigung des S§. 1 sind diejenigen Theilnehmer, welche bei einer derartigen hochverrätherischen Unternehmung 1) als Anführer oder Anstifter, oder als Führer bewaffneter Schaaren thä⸗ tig waren, oder 2) als Beamte des Staats, der Kirche eder Schule, oder als Hürgermeister ihre besonderen Pflichten verletzten, oder überhaupt als öffentliche Diener ihre Stellung zur Beförderung des hochverrätherischen Unternehmens mißbrauchten, eder welche 3) durch unzweideutige Aufforde⸗ rungen in Volks-Versammlungen, in öffentlich verbreiteten Aufrufen oder TDruckschriften, oder durch Werbungen mittelst Herumreisens, oder durch

Taͤnschungen, Einschüchterungen und Drohungen Andere zur Theil— nahme verleiteten oder zu verleiten suchten, oder 4) zugleich an einem gemeinen Verbrechen, z. B. an, einer Tötung, Verwun⸗

dung, Plünderung, an einem Raub, an einer Erpressung und dergl., Theil nahmen, oder einen Fahnen-Eid gebrochen haben, oder welche sonst s) eine besonders gefährliche Thätigkeit durch Herbeischaffung oder Verthei⸗ lung von Waffen oder Schießbedarf, Sturmläuten, Signalgeben, Exrich— tung von Barrikaden, Zerstörung der Eisenbahn oder Unterbrechung der Com— muünication auf solcher und dergl. entwickelten; 6) mit Schußwaffen an einem Gefechte Theil genommen haben, oder 7) mit einer auswärtigen Mãächt a einer auswärtigen Faction Verbindungen anknüpften oder anzuknüpfen uchten. S. 3. Die Untersuchungsrichter haben die nicht unter §.2 fallenden Ange schuldigten, welche verhaftet sind oder vor Gericht erscheinen, über den In— halt dieser Verordnung zu belehren und, wenn sie die vorgeschriebene Er— klärung (S. 1) abgeben, die Untersuchung gegen sie vorläusig einzustellen, auch ihre Erklärung dem Staats- Anwalte vorzulegen. Die Verhafteten können von dem Untersuchungsrichter, wenn keine besonderen Gründe ent⸗ gegenstehen, nach abgegebener Erklärung einstweilen in Freiheit gesetzt wer den. Theilnehmer, welche noch gar nicht in Untersuchung genommen sind, lönnen nur dann als Angeschnldigte behandelt werden, wenn sie unter eine der Klassen des §. 2 fallen.

.S. 4. Der Staais-Anwalt legt die bei ihm einkommenden Erklärungen G. 3) sosort dem Justiz- Ministerium mit gutachtlichem Antrage vor.

Das Justiz-⸗NMinisterium verfügt auf die vom Staats, Anwalt eingesen= deten Erklärungen oder die bei ihm unmittelbar eingereichten Eingaben, wo sich der Fall dazu, eignet, daß das strafgerichtliche Verfahren einzustellen, beziehungsweise die Anklage fallen zu laffen sei.

S. 5. Die vorstehenden Bestimmungen (85. 1 4) finden auch Anwendung

auf flüchtige Angeschuldigte. Dieselben haben ihre Bittgesuche, beziehungs- weise Erklärungen, unmittelbar bei dem Justiz-Ministerium einzureichen, 26 darüber nach Vernchmung des Gerichtes und Staats-Anwaltes ent- eidet.

Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staats- Ministerium, den 156. Au—

gust 1848. Leopold. .

. Frankfurt. Frankfurt a. M., 17. Aug. (Frankf. Bl.) Der Erzherzog⸗Reichsverweser ist gestern Abend von dem kölner Dom⸗ baufest zurückkehrend wieder in Frankfurt a. M. eingetroffen.

Hamburg. Hamburg, 17. Aug. (H. C.) Auf eine Adresse der sieben verbundenen Vereine hat der Senat nachstehende Antwort ertheilt: ;

„Der Senat hat bei den vielseitig laut gewordenen Wünschen nach einer konstituirenden Versammlung diesen Gegenstand bereits in Eiwägung gezo— gen und beschlossen, mit möglichster Beschleunigung einen Antrag auf Zu⸗ sammenberufung einer aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen konsti— tuirenden Versammlung auf verfassungsmäßigem Wege an Erbg. Bürger⸗ schaft zu bringen.“

Arslan d.

Oesterreich. Mailand, 12. Aug. (Oest, Lloyd.) Der Feldmarschall Radetzty hat nachstehenden Tagesbefehl an die Trup⸗ pen erlassen:

„Soldaten! Als ich euch meine Ueberzeugung ausdrückte, daß an eurer Treue und Tapferkeit die Versuche einer rebellischen Faction wie Glas am Felsen brechen würden, war mein Vertrauen zu euch fest und unerschüt- terlich. Ihr habt es glänzend gerechtfertigt. Ihr seid von Sieg zu Sieg geschritten und in dem kurzem Zeitraume von vierzehn Tagen triumphirend von' der Etsch bis zum Ticino vorgedrungen. Von den Mauern Mailands weht neuerdings die Kaiserliche Fahne, und auf lombardischem Boden ist kein Feind mehr. Ihr habt einen Völker- und Fürstenbund gelöst, welcher, die Heiligkeit der Traktate und alten Rechte vergessend, jenseits der Alpen unsere Gränzen bezeichnen wollte. Soldaten! Ich danke euch im Namen des Kaisers Und des Vaterlandes. Ihr habt euch um den Thron wie um das Vaterland verdient gemacht. Eure Siege werden den Frieden wieder herbeiführen; sollte aber der Feind in seinem blinden Wahne uns wieder anzugreifen wagen, dann sollen neue Triumphe ihn lehren, was das siegge— wohnte österreichische Heer vermag, ein Deer, welches, getreu seinem Kaiser, aus inniger Liebe fürs Vaterland keine Mühe scheut und, wenn seine höch⸗ sten und heiligsten Güter bedroht sind, dem Tod die Stirn bietet.“

Mailand, 12. Aug. (Eidg. Ztg.) Mit der Wiederkehr der Ruhe und der Wiedereröffnung der regelmäßigen Fahrten der Eisen= bahnen, Diligencen, Omnibus c. kehren auch nach und nach von den geflüchteten Mailändern viele zurück. Die Straßen sind noch wenig belebt, wenn die noch hier liegenden 25,000 Mann Desterreicher ab⸗ gezogen werden; für den unbetheiligten Zuschauer bieten diese einen schönen militairischen Anblick dar, Der Handel ist noch wenig belebt, ie vom ten bis 10ten d. fälligen Wechsel sind bis zum 20sten d. die vom 11ten bis 20sten d. fälligen um 19 Tage prolongirt. Mit Piemont sind alle Conununicationen abgeschnitten; außer den Militair-= Behörden hat Niemand von dorther Nachrichten.

Agram, 12. Aug. (Bresl. 3tg.) Wir gehen großen Ereig= nissen entgegen. Alle kroatischen regulairen Regimenter, gegen 18.000 Mann, eilen der Gränze zu. Der Banus hat am Sonnabend die aus Peschiera zurückgekommenen ottochaner Gränzer bei St. Ivan gemustert uͤnd ungefähr folgende Worte gesprochen: „Tapfere Ottochaner, Euer Heldenmuth wird in Europa bewundert. Wir kämpfen jetzt für die Central-Regierung, eine constitut onelle Monarchie, die dem Sitz des Kaisers anheimfallen muß. Der größte Theil Ungarns erwartet uns als seine Befreier. Nur vier Wochen, und Ihr seid Euren Fami⸗ lien wiedergegeben. Ein starkes constitutionelles Kaiserreich, als Bollwerk gegen alle Feinde von Ost und West, wird der Lohn der tapferen Kroaten und aller getreuen Oesterreicher sein. Wir kämpfen für Freiheit der Krone und des Volkes, für Brüderlichkeit und Gleich— heit!“ Vergöttert von seinen Soldaten, kehrte der Banus von St. Jvan nach Agram zurück. Im Laufe dieser Woche wird der Angriff zeginuen. Man schätzt die Gesammtmacht des Banus auf 80 –— 90,000 Mann.

Frankreich. National-Versamm ung. Sitzung vom 16. August. Herr Baze übergiebt den Bericht der Justiz⸗ Kommission über das Verlangen des Repräsentanten Lamennais, daß die Verfammlung die Einleitung einer gerichtlichen Verfolgung gegen ihn selbst gestatten möge. Die Kommission schlägt die vorläufige Frage vor. An der Tages-Ordnung war die Diskussion des Gesetz⸗ Entwurfs über die Eisenbahn von Paris nach Loon. Herr Four⸗ meyron: Ich wideisetze mich nicht geradezu diesem Projekt, denn es würde die Fortsetzung von Arbeiten gestatten, deren Nothwendig⸗ keit dringend ist. Nur kann ich einen Vertrag mit einer Gesellschaft nicht billigen, die dazu keine gesetzliche Vollmacht hat, so daß dieser Ver⸗ trag selbst uach der Genehmigung seitens dieser Versammlung nur provisörisch sein würde, da das Recht der Actionaire förmlich vorbe⸗ hallen ist. Hierin liegt eine kleine Ungesetzlichkeit, die man mit Hülfe des Artikel 1144 des Steafgesetzbuchs vermeiden könnte, welcher den Gläubigern, deren Schuldner seine Verbindlichkeiten nicht erfüllt hat, den gerichtlichen R kurs gestattet. Herr Beunel bespricht die Frage wegen Rückkaufs der Eisenbahnen vom allgemeinen Gesichte punkt. Er tadelt das nene Ministerium, weil es sich gegen den Grundsatz des Besitzes der Eisenbahnen ausgesprochen, und zwar um so mehr, als die Nothwendigkeit es doch bald darauf zurückführen würde, wovon der Rückfauf der lyoner Linie ein Beispiel sei. Herr Combat de Ley val wundert sich sehr, daß man nicht, ehe man den Vertrag vor die Rational-Versammlang gebracht, die Actionaire zusammenberufen habe; man würde dadurch Schwierigkeiten vermieden haben, denen Arti⸗ kel des Entwurfs abzuhelfen strebe. Er begreife überhaupt diesen Entwurf nicht, dessen Erwägunge gründe sich alle auf das Erproprialionsrecht stützten, und der in einen Vertrag auslaufe. Das heiße, sich unnützerweise den Schein der Verletzung eines Rechts geben, welches man doch achte. Er tadle den Entwurf in der Form, wenn er auch im Wesen mit der Kommission und dem Ministerium einverstanden sei. Herr Wolowski: Ich war nicht für den allgemeinen Rückfauf der Eisenbahnen durch den Staat, aber ich unterstütze den vorliegenden Entwurf, weil es, abgesehen von der politischen Frage, von dringend ster Nothwendigkeit ist, die Arbeiten wieder aufzunehmen. Auch ist dieser partielle Entwurf nicht, wie das große, allgemeine Projekt, mit benl' Rechtsverlctzug behaftet, welche so gerzchte Empfindlichkeit verurfacht hat.“ Es handelt sich nicht. mehr, von einer ge⸗ zwungenen Expropriation, sondern n gütlichen Vergleiche zwischen den kontrahirenden Parteien, der den Prinzipien keinen Ein⸗ trag thut. Es kommt, mur noch darauf an, sich lber die Art und den' Betrag der Entschädigung zu verständigen. Streng genommen, müßte man den Actiongiren den Werth der Arbeiten, welche schon geleistet sind, anrechnen, aber ich begreife, daß bei, der ef igen Lage Les Schatzes diese strenge Gerechtigkeit von ihm nicht verlangt wer⸗ den kann. Der einzige ernstliche Einwand, den man gegen den Ent⸗

wurf erhebt, ist die FRiichteinberufung der Aetionaire; dieser Einwand

ist jedoch nicht zulässig, denn wir würden uns dadurch alle

Wege versperren. Unter' solchen Umständen, wie die, in denen wir uns befinden, muß man von der Strenge der Prinzipien etwas ablassen, man muß den gordischen Knoten

zerhauen, den man nicht aufzulösen vermag. Herr Deslongrais: Die Ihnen vorliegende Frage ist die wichtigste, welche die Versamm⸗ lung beschäftigen kann. Möge sie sich in Acht nehmen, es ist ihr erstes Auftreten in dieser großen Eisenbahn- Frage, und dieser erste Schritt, den Sie thun werden, wird über die Zukunft entscheiden. Ich habe mich gegen jede Verletzung bestehender Verträge erhoben, ich habe der Achtung, welche die Versammlung für alle Verbindlich⸗ keiten kundgegeben, meinen Beifall gezollt, aber ich will nicht, daß man mit seiner Großmuth zum Thoren werde, daß man die Compagnieen auf Kosten des Staates begünstige. Nun kann ich mir nicht verhehlen, daß die Actionaire der Lyoner Bahn mit ei⸗ nem etwas übertriebenen Wohlwollen behandelt worden. Dann frage ich, mit welchen Hälfsmitteln man die Aus gaben, welche der Staat auf sich nimmt, bestreiten, womit man die 20 Millionen, die man den Actionairen hinwirft, indem man ihnen 25 pCt. mehr giebt, als ihre Actien an der Börse werth sind, bezahlen will? Wird man in drei Jahren die 200 Millionen auftreiben, um die Arbeits⸗ kosten zu decken? Ich weiß es nicht, und ich glaube, daß Sie sehr in Verlegenheit sein würden, darauf zu antworten. Der Entwurf taugt also nichts, um so mehr, als er ein schlimmes Beispiel auf⸗ stellt, indem er gewissermaßen ein außerordentliches Budget zu Gun⸗ sten der Compagnieen schafft. Ich halte es daher für meine Pflicht, mich ihm zu wirersetzen. Herr Larabit: Die Folgen der Zustimmung zu den Ansichten des vorigen Redners würde das Aufgeben von Arbeiten sein, deren Wichtigkeit Niemand bestreitet, und es würden dadurch 30 40,0090 Arbeiter außer Brod kommen. Lassen Sie sich also nicht durch die Rücksicht auf die 20 Millionen zurückhalten. Das Einzige, was uns aus der Noth retten könne, in der wir uns befinsen, ist Arbeit. (Beifall.) Herr Goud— chaux, Finanz- Minister: Die Frage, welche uns vorliegt, meine Herren, ist von unermeßlicher Wichtigkeit, denn unsere Beschlüsse wer⸗ den nicht nur in Frankreich, sondern auch jenseits des Kanals wiederhal⸗ len, da in dem Unternehmen, um das es sich handelt, viel auswärtige Kapitalien angelegt sind. Wir haben also ein internationales Interesse dabei, die Redlichkeit des Staats und die feste Absicht darzuthun, daß wir um jeden Preis die Achtung vor den Verträgen aufrecht er halten wollen. Man macht uns die verschiedenartigsten, selbst sich widersprechend‘ Vorwürfe. Einerseits sagt man uns, wir ver⸗ letzten einen Vertrag, andererseits hingegen beschuldigt man uns, wir gäben den Actionairen zu viel. Man tadelt uns besonders deshalb, weil wir eben diese Actionaire nicht zusammenberufen haben. Der Fall war in den Statuten nicht vorgesehen, und die Einberufung würde, hätte sie in regelmäßiger Weise geschehen sollen, einen be⸗ trächtlichen Zeitverlust verursacht haben. Daraus wären unvermeid⸗ liche Verlegenheiten und Arbeits-Unterbrechungen entstanden. Ist es nun eine Vertrags Verletzung, wenn wir Ihnen die Bestätigung eines mit den Betheiligten abgeschlossenen Vergleichs vorschlagen, eines Vergleichs, dessen vollkommene Billigkeit die gesammten Actio⸗ naire anzuerkennen nicht umhin können werden? NUeberdies war es das einzig mögliche Mittel, zu einer Lösung der Sache zu gelangen. Hätte man vorgezogen, in dem Statu quo zu verbleiben, dessen ganze Folge Sie vorhersehen müssen? Erstens würden Sie eine der wich⸗ tigsten Verkehrslinien unvollendet lassen; Sie würden die Werkstätten zwingen, sich zu schließen und Tausende von Arbeitern zu entlassen; die angefangenen Arbeiten würden eben so in Verfall gerathen, wie das Kapital der Compagnie durch die Unthätigkeit fruchtlos zu Grunde ginge. Wenn wir der Compa nie einige Vortheile lassen, so geschieht es aus diesen Rücksichten und aus dem Grunde, daß, da ihr Recht nicht verfallen ist, man nicht in der Lage sich befindet, ihr von Rechts wegen Bedingungen vorzuschreiben. Herr Benard bekämpft den Entwurf aus formellen Gründen. Darauf beklagt sich Herr Goudchaux lebhaft, daß man die Frage du ch Spitzfindigkeiten zu erschweren suche. Es handle sich hier um Billigkeit und Redlichkeit (Beifall), endlich um gebieterische Nothwendigkeit. Wenn man die Lopoöner Bahn nicht wieder“ aufnehme, so werde sie in den gelähmten Händen der Compagnie unfehlbar zu Grunde gehen. (Beifall) Herr V ezin glaubt, daß, wenn die Com⸗ pagnie genöthigt wäre, zwischen der Fortsetzung der Arbeiten und dem Verfall ihres Rechts zu wählen, sie sich gewiß zu neuen Opfern entschließen würde. Herr Flo con ist der Mei⸗ nung, daß die Versammlung sich der Annahme des ihr von der Re⸗ giernng und der Kom nisslon in Uebereinstimmung vorgeschlagenen Gesetzentwurfs nicht entziehen könne. Es wurde hierauf der Schluß der allgemeinen Diskusston ausgesprochen und dern Berichterstatter, Herrn Victor Lefranc, das Wort gegeben, um die Resultate dersel⸗ ben zusammenzufassen.

Paris, 16. Aug. General Changarnier hat zu morgen eine Versammlung aller Obersten der pariser National ⸗Garde einberufen, um zu einer Verständigung über die unter dieselbe zu vertheilenden Ehrenlegion-Orden zu gelangen. .

Es werden bereits Anstalten für die Winterquartiere der jetzt in und bei Paris lagernden Truppen getroffen; 1000 Mann will man, wie es heißt, im Luxembourg Palast unterbringen, und auch in dem Palast des Elysäe Nationale, in den Ställen und Gebäuden der ehe— maligen Civilliste in dem Faubourg du Roule, so wie. an anderen Orten, will man Quartiere für mehrere Tausend Mann vorbereiten.

Obgleich in Italien die Unterhandlungen für den Frieden be⸗ gonnen haben, so behält doch die französische Regierung, wie ver⸗ lautet, fortwährend die Möglichkeit einer bewaffneten Einschreitung im Auge, und die verschiedenen Tivisionen der Alpen-Armee haben Be⸗ fehl erhalten, ihren Marsch nach der savoyischen Gränze fortzusetzen, diese jedoch an keinem Punkte zu überschreiten.

In einem Artikel über Italien sucht der Con st itutionnel zu beweisen, daß die französische Regierung durch die zweideutige Rolle, welche sie gegen Karl Albert gespielt, die ilalienische Katastrophe herbeigeführt habe. Man hätte mit diesem Fürsten offen sein sellen: vielleicht hätte es genügt, ihn blos ruhig gewähren lassen. Man habe damit angefangen, eine seiner Provinzen von bewaffneten Ban⸗ den überziehen zu lassen, und nachher den Zwiespalt in Italien dadurch genährt, daß man die Hoffnungen der Radikalen unteistützte, während die Einstimmigkeit von ganz Italien durchaus erforderlich war, um dieses Land zu ret en. Eine Politik ohne Aufrichtigkeit habe Frankreich in eine falsche Stellung gebracht und Isolirung, Mangel und Schwäche heibeigeführt.

Der Constitutionnel enthält Folgendes in Bezug auf das Verfahren hinsichtlich des Berichtes der Uutersuchungs— Kommisston über die Mai⸗ und Juni⸗-Ereignisse: „Nach der Lesung dieses Berich⸗ tes sprachen eine Anzahl von Repräsentanten die Meinung aus, es sollten diese Akteustücke dem Publikum nicht vorgelegt werden, weil

einige der während der Untersuchung aufgenommenen Zeu⸗ gen Aussagen dazu angethan seien, bittere Anschuldigungen und ernstliche Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern der pro⸗ visorischen Regierung und der vollziehenden Kommission zu veranlassen. Man bemerkte, daß eine vollständige Oeffentlichkeit fast

allen denen, die seit dem 24. Februar irgendwie an der Regierung

Theil genommen, die Nöthigung auferlegen würde, Erklärungen auf der Tribüne zu geben. Deshalb wünschte man, daß, um der Ein—

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tracht und des Friedens willen, mehrere Papiere, die sich nicht auf die Hauptfrage beziehen, nicht veröffentlicht werden möchten. Anfangs wurde vorgeschlagen, daß entweder Herr Cremieur oder der Dich von O Means auf die Tagesordnung antragen sollten, nachher aber gab man dies auf. Es war später in Vorschlag, die Kammer solle aufgefordert werden, die Verlesung der gedruckten Aktenstücke in ge⸗ beimem Ausschuß anzuhören. Ein Getzeimniß aber, um das neunhundert Personen wissen, ist wohl so gut, wie ein öffentliches. Auch hätte ja nicht verhindert werden können, daß in der nachherigen Diskussion der gan⸗ zen Sache auf jene Aktenstücke wäre Bezug genommen worden; und hätte diese Diskussion etwa auch in geheimer Sitzung stattfinden sol⸗ len? Was würde Frankreich dann von der National⸗Versammlung gedacht haben? Am Ende beschloß man, der Präsident der Versamm— lung solle vorschlagen, jene Dokumente in den Archiven niederzulegen, wo sie der Regierung und den betheiligten Parteien zur Einsicht of⸗ fen stehen sollten. Dies schlug denn der Präsident auch wirklich vor, die National⸗Versammlung ging aber nicht darauj ein, und so wird nun die Veröffentlichung dieser Aktenstücke erfolgen, wenn nicht bis Mittwoch noch etwas Anderes dazwischenkömmt.“ .

In Paris hatten sich an 7000 Krämer, Professionisten, Kaffee⸗ wirth? und andere Geschäftsleute, weil, wie sie sagen, die Februar⸗ Revolution allen Verkehr gehemmt habe, in der Börsenhalle versam⸗ melt und den Beschluß gefaßt, ihren Gläubigern zu erklären, daß diese entweder mit so oder so viel Prozenten zufrieden sein müßten, oder sie, die Schuldner, würden sich in Masse für zahlungsunfähig erklären. Viele boten kaum 40 ‚—

Prozent. Die beiden Ad⸗ vokaten und National- Repräsentanten

Jules Favre und Du— pont (aus Bussac)h übernahmen die Vermittelung zwischen Gläu— bigern und Schuldnern. Mehrere Versammlungen wurden ge⸗ balten, worin ssich beide Theile einfanden und heftig dis kutirt wurde. Die Gläubiger, die offenbare Absicht vieler Debito⸗ ren erkennend, sich mittelst der Februar⸗Revolution ihrer Hauptposten in den Büchern zu entledigen, leisteten starken Widerstand. Nach langem, mehrmonatlichem Hin- und Her⸗Debattiren und Petitioniren sollke nun endlich heute ein definitiver Beschluß in dieser wichtigen An⸗ gelegenheit gefaßt werden. Sie befand sich heute an der Tagesordnung der National⸗ Versammlung unter der Ueberschrift: „Die freundschaftlichen Vergleiche.“ Diese Angelegenheit, sagt ein Blatt, interessirt zunächst viel mehr, als alle auswärtigen Fragen. Von ihrer Lösung werde es abhängen, ob mehr als 700) Jamilien mit Einem Schlage an den Bettelstab sinken oder dem Erwerb erhalten bleiben sollten. Die Zahl der leidenden Papiere betrage laut dem jüngsten Bank⸗ bericht für Paris allein 21 Millionen und für die vereinigten Departe⸗ mets 11 Millionen; diese 33 Millionen würden sofort zum Exekutor wandern, wenn die National-⸗Versammlung jene freiwilligen Ver⸗ gleiche nicht genehmige; ganz Paris wäre dann wirklich bankerott. Der Advokat Bravard ist Berichterstatter in dieser Sache. Der Aus⸗ schuß, dem der Vorschlag zur Prüfung vorlag, hat durch sein Organ, Bravard, den früheren Antrag in folgende Redactionsweise geän⸗

Australien 2. 185,000 Pfd. besonders seit dem Jahre 1846 einen großen Aufschwung genommen; Nach Neu⸗Süd-⸗Wales sind in diesem Jahre von England aus schon 23 Auswandererschiffe, nach Süd⸗Australien 41 abgeschickt, jeden Monat gehen durchschnittlich 6 ab, so daß die Bevölkerung Australiens am Ende dieses Jahres um 18,000 Personen vermehrt sein dürfte.

solcher Heftigkeit um in Irland gar zwei Drittel der Knollengewächse verdarben. Es wurden von den bestärzten Landwirthen im Jahre 1817 in den drei Königreichen statt 3,406,000 Acres nur 1,06, 006, also nur ein Drit⸗ tel der gewöhnlichen Grundfläche, mit Kartoffeln bestellt. man nun, daß ein Morgen Kartoffeln im Stande ist, so viel Men⸗ schen zu nähren, als drei Morgen Weizen, so kann der ungeheure

dert: „Es soll kein Fall als Fallissement gelten, wenn das Handels- gericht den gütlichen Vergleich gerichtlich bestätigt.“

Das jüngste Mitglied der National-Versammlung ist Napoleon Bonaparte, der Sohn Jerome's, 25 Jahr alt, das älteste, 8 Jahr zählend, Herr Dupont de l'Eure.

Großbritanien und Irland. London, 15. Aug. Im Oberhaufe erhielten gestern eine große Menge Bills die Königliche Genehmigung. Lord Shrewsbury brachte bei der irländischen Ver⸗ eidigungsbill die Beschwerden seiner katholischen Glaabensgenossen zur Sprache und sagte, die Ausstattung der protestantischen Hochlirche in Irland reiche hin, um beide Kirchen zu unterhalten. Lord Desart nannte dieses Kommunismus. Nach einigen Bemerkungen von Sei⸗ ten des Herzogs von Wellington, welcher die Unterdrückung der Klubs für die Hauptsache hielt, ging die Bill durch das Comité, und das Haus vertagte sich.

Die Verhandlungen im Unterhause waren von geringem In⸗ teresse. Lord Palmerston erklärte, nach den letzten Berichten des britischen Konsuͤls in der Moldau hätten sich die eingerückten russi⸗ schen Truppen bereits wieder zurückgezogen oder schickten sich doch dazu an. Lord G. Bentinck richtete einen neuen Angriff gegen das Kolonial-Amt über die Art und Weise der Vorlegung gewisser auf die Kolonieen bezüglicher Papiere und verband damit zugleich eine Polemik gegen die Schifffahrtsgesetze. Sein Antrag auf eine Adresse an die Königin wurde indeß abgelehnt.

Die britische Gesellschaft ist in Swansea, im südlichen Wales, zusammengekommen. Der neue Vorsitzende, Marquis of Northamp⸗ ton, machte bei der Eröffnung als auf eine der bedeutendsten wissen⸗ schaftlichen Erscheinungen seit der vorigen Zusammenkunft auf Sir

John Herschel'ss Schrift über seine Arbeiten am Vorgebirge der gu⸗ ten Hoffnung aufmerksam. Zu Mitgliedern der Gesellschaft sind unter anderen die Herren Struve in St. Petersburg, Le Verrier in Paris und Bunsen, der preußische Gesandte in London, ernannt worden. Die Nachricht von dem Waffenstillstande in Italien, so wie die eröffneten Aussichten auf die ferneren Unterhandlungen zwischen Dä⸗— nemark und Deutschland, endlich das Zustandekommen der Anleihe in Frankreich, haben hier günstig eingewirkt und dem Einflusse des un— günstigen Wetters und der steigenden Fruchtpreise einigermaßen ent⸗ gegengewirkt. Ueber die Ausdehnung der Kartoffel-Krankheit gehen nolh immer beunruhigende Nachrichten ein. Lord Portland schreibt aus Dorsetshire, daß neun Zehntel seiner Kartoffeln vernichtet wären. Die von dem Kolonial- Minister im Oberhause vor einigen Tagen gemachten Mittheilungen über das rasche Emporblühen der australischen Kolonieen, namentlich Süd⸗-Australiens, sind sehr bemer⸗ kenswerth. Im Jahre 1828 waren Neusüdwales und Vandiemens⸗ land dort die einzigen Kolonieen und die Bevölkerung überstieg nicht 53,000 Einwohner, darunter 23,009 Sträflinge; jetzt ist der Flächen⸗ raum von Neusüdwales mit Port Philipp 35 mal größer als der Großbritaniens und hat eine Läuge von 19090, Breite von 300 und Küstengusdehnung von 1500 Miles. Dazu kommen noch Süd- und West-Australien mit Neuseeland. Die gesammte Bevölkerung der australischen Kolonieen beträgt jetzt 300,609 Seelen, sie ist also in 20 Jahren um das Fünf⸗ bis Sechsfache gestiegen. Ihr Wohlstand ist es in noch größerem Verhältniß. 1828 betrug die Ausfuhr nur 181,900 Pfd. Sterl.; 1845 schon 2, 189009 Pfd. Sterl. Port Philipp ist eine Schöpfung der letzten 10 Jahre, 1836 hatte es ein paar Hundert, 1846 32,809 Einwohner, führte für 205,B009) Pfd. Sterl. ein, für 314,000 Pfd. Sterl. aus und hatte eine Revenüe von 185,000 Pfd. Sterl. Diese Kolonie hat dem Mutterlande kaum einen Heller gekostet. Süd- Australien blüht in den letzten Jahren mächtig empor, es hat bedeutende Revenüen und Fonds für die Be⸗ förderung der Auswanderer, auch besteht die Bevölkerung keinesweges aus lauter Arbeitern, sie zählt auch viele Personen von höherer Bil— dung. Die Entwickelung der australischen Kolonieen ist weit rascher, als im vorigen Jahrhundert die der ehemaligen britischen Kolonieen in Amerika erfolgt, ein Beweis, daß der Gegenwart der Beruf zur Colonisation nichts weniger als abzusprechen ist. Die amerikanischen Kolonieen hatten im Jahre 1772 2,300,090 Einwohner, die austra⸗ lischen 1345 nur 233,900, dennoch importirten jene nur für 1 Mill. Pfd. St., diese dagegen für mehr als 2 Mill. Pfd., und während der Export aus Amerlka noch nicht 2 Mill. Pfd. betrug, war er aus

Die Auswanderung nach Australien hat

In Stowe, dem Sitze des Herzogs von Buckingham und Chan⸗

das, findet gegenwärtig die gerichtliche Auction sammtlicher Kunst⸗ schätze, Werthsachen und Geräthschaften des Herzogs statt, dessen ganzer Besitz seinen Gläubigern verfallen ist. Käufern ist sehr groß.

Der Andrang von

Die bevorstehende Aerndte beschäftigt gegenwärtig die Handels⸗

welt und auch wohl das ganze Land, da von ihren Ergebnissen die Preise aller Bedürfnisse des Lebens abhängen. Das verflossene Jahr hat höchst überraschende Ergebnisse geliefert. günstigeres Aerndtewetter, als im vorigen Jahre. sbeffelten sehr reichlich, die Kartoffeln litten nur wenig von der Krankheit und gaben einen guten Ertrag. Man glaubte in England allgemein, das Volk könne sich ein Jahr lang von seinen eigenen Früchten nähren. größere Menge fcemden Korns in England eingeführt worden, als in irgend einem früheren Jahre, selbst das Hungerjahr 1846 47 nicht ausgenommen. ;

Es gab vielleicht kein Alle Kornarten

Dessenungeachtet ist im Jahre 1847 48 eine

Diese Erscheinung erklärt sich aus den

Folgen der Kartoffel ‚Fäule, welche in Eugland zuerst 1845 an der Küste von Kent auftrat und im Jahre 1846 mit

sich griff, daß in England die Hälfte,

Erwägt

Nothbedarf für Korn nicht länger Wunder nehmen. In diesem Jahre, 1848, haben die Landleute, ermuthigt durch das mildere Auftreten

der Kartoffelseuche, wieder so viel Land, wie in früheren Jahren,

mit Kartoffeln bebaut. In einigen Theilen des Landes ist die Krank⸗ heit wieder schlimm aufgetreten; aus anderen sind bis jetzt günstige Berichte eingelaufen. Von dem Ausfalle der Kartoffel- Aerndte hängt deshalb in diesem Jahre um so mehr ab, als die Weizen-Aerndte jedenfalls keine reichliche ist.

Belgien. Brüssel, 16. Aug. (6. 3) Heute wurde das Standbild Gottfried's von Bouillon auf dem Place⸗Royale im Bei⸗ sein des Königs, der Königin, der Prinzen und der höchsten und ho⸗ hen Behörden enthüllt; später erfolgte im Beisein des Königs die Eröffnung der großen Kunst-Ausstellung, welche alle früheren, trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse, zu übertreffen scheint.

Schweiz. Vorort. (Eidg. 3.) Der zukünftige National⸗ Rath, in welchen auf je 20,000 Seelen ein Mitglied gewählt wird, wird aus 111 Repräsentanten bestehen und sich auf die Kantone sol⸗ gendermaßen vertheilen:

Der Kanton: hat Mitglieder in den

hat Einwohner: d National⸗Rath zu wählen: K

J ,, . ) 8 ,, 20 Sunn 121537 6 , 13, 51 1 8 16 6h ,,,, 2 Obwalden. . . . . .. 123368; 225741 **. 1 ) Nidwalden ...... 10,2033 , 1 . ,,, JJ ,, 1 3 . 1 Freiburg... ..... ; 9, 5 . . 3 bg Ih, ö. 3 Baselstadt . 2 . 21 * 1 ö 1 ' ö K . 74 . 3 r ,, J 9e . ,,, ö 3 2 penzell A. Rh. 41,080 929* ;, 2 ; rr eh 2. ö ö ö 7 8 Graubündten ... S4, 506 1 ,, ie , , ,, , ö., . K JJ,, 6 Wagdttet. , 166 5, 9 d . 4 Nru nh, ö 3 ö 6 n n, n,, . 3 *, 199,258 111

Der schweizerische Konsul in Marseille meldet die traurige Ver⸗ dienstlosigkeit der schweizerischen Arbeiter in Marseille und Algier. Von Marseille allein sind über hundert mit Unterstützung an die Schweizergränze zurückgeschickt worden, und es werden alle Schweizer gewarnt, gegenwärtig ja nicht nach Algier auszuwandern.

Der Staatsrath von Tessin berichtet dem Vorort, daß die Zahl der lombardischen Flüchtlinge immer anwachse, worunter viele junge Leute sich befinden, die dem Militairdienste sich entziehen wollen. Cs wünschen diese, nach Frankreich zu wandern, und der Staatsrath von Tessin bittet die Stände, die zu ihrer Weiterbeförderung erforderlichen Maßregeln zu treffen. Sodann meldet der tessinische Staatsrath, er habe zwei neue Compagnieen aufgeboten; indessen sei einsiweilen nichts zu besorgen.

Luzern. (Eidgenosse.) Landammann Munzinger ist als eidgenössischer Commissair nach dem Kanton Tessin durch Luzern ge= reist. Die letzten Tage langten bereits Schaaren italienischer Jlücht⸗ linge hier an. Die Meisten sollen die Absicht haben, sich nach Frank⸗ reich zu begeben. Von Seiten der Pohzei⸗Behörde ist Vorsorge ge⸗ troffen, daß sie beim Durchpasse unentgeltlich verpflegt und mit eini⸗ ger Unterstützung auf den Weg versehen werden. Die Section Lu- zern des Volkevereins hat ihr Comité beauftragt, den Behörden in Verpflegung der flüchtigen Lombarden hülfreiche Hand zu bieten. Diejenigen Bürger, welche Mittel und Gelegenheit haben, unentgelt⸗ liche Herberge zu geben, sind angewiesen, dem Comité ihre menschen—⸗ freundlichen Anerbieten ungefäumt schriftlich einzureichen.

(Eidgenössische Zeitung.) Am 11. August ist vom Großen Rathe das, Contributions Dekrei angenommen worden. Der alte Große Rath hat somit 313,500 Fr. an die Sonderbunds-Schuld ab⸗ zutragen. Auf der Liste, die diese Kosten unter die einzelnen Mit glieder vertbeilt, figurirt Mazzola mit 20, 0090 Fr., Wendel Kost mit 150, Sigrist mit 10, ho, Br. Scherrer mit 15,000, Rud, Rüttti⸗ mann mit? 3000, Bernhard Meyer mit 10090, Siegwart Müller mit 20, 000, Al. Hautt mit 10,000, Jos. Zünd mit Sol, Jos. Mohr mit 5000 28 ö g oen ne, mag wieber als apo

Weder Herr Macciotti noch Herr Luquet werden ö . stolischer Nuntius in die Schweiz zurückkehren. Monsignor d. Aid r n,

. * ; rann den feierlichen Ein= der eine Zeit lang in Schwyz restdirte un , zug in Luzern hiejt, ist vom Papste wieder gewählt un nächsten Zukunft erwartet.