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vor welcher
J sestat. Uebrigens gehöre die Frage an den Mi- K — 2 — Wegen der Herrschaft
; artigen ; * 2 * 8 zu bemerken, daß der Verkauf an Metternich
. . ehen und bereits bezahlt sei. Er müsse auch . . 3 — die verlangte Auskunft tegen * Salzverträge mit Rußland und Preußen geben. Diese Verträge bestehen allerdings, mit Preußen bis zum Jahre 1849, mit Rußland bis 1852. Was das Nin isteriunm bis dahin thun werde, fonne er jezt doch noch nicht angeben,. Die Verträge seien aller⸗ dings den Finanzen günstig, und er könnte nichts dagegen Vaben. Daß das Salz den fremden Mächten billiger komme, als in Oester= reich, habe darin seinen Grund, weil im Salʒpreise für & esterreich einc indirekte Abgabe verbunden, die man von fremden Mächten nicht
sordern könne.
Wien, 24. Aug. (Allg. Oest. Ztg.) Heute sind hier
de Kundmachungen erschienen:
um,. einigen 2 ist die Stadt Wien und ihre Umgebung durch die Erzesse der bei öffentlichen Bauten beschäftigten Arbeiter in beständige Unruhe und Aufregung versetzt, in Folge deren das Vertrauen schwindet, Gewerbe und Handel stocken und das Wohl sämmtlicher Staats bürger ge⸗ fährdet ist. Der Ministerrath hat demnach, durchdrungen von der Wichtig= leit der von ihm übernommenen Pflichten, einhellig folgende Be— schlüsse gefaßt . . . . 145) Das Ministerium übernimmt die unmittelbare Leitung aller Maß⸗ regeln zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit in der Re— sidenz. Alle exekutiven Organe haben daher nur nach den Anordnungen des Ministeriums zu handeln.
2) Die National-⸗Garde wird unmittelbar und allein dem Ministerium untergeordnet. ; ö . ĩ
3) Auf allen Arbeitsplätzen, wo die gestrigen Unruhen stattfanden, ist die Arbeit eingestellt, und alle jene Arbeiter, welche daselbst beschäftigt waren und neuerdings zu einer öffentlichen Arbeit zugelassen werden wollen, müssen sich über ihr bisheriges Verhalten auf den Bauplätzen, so wie über ihre Zuständigkeit, ausweisen, wonach ihnen ein Arbeitsschein von dem betreffen— den Bezirks⸗Kommissariate ausgefertigt wird.
Wien, am 24. August 18418.
Der Minister-Rath. Doblhoff. Latour. Krauß. Sch warzer.“
„II. Um der zur Aufrechthaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit einschreitenden National-Garde den gebührenden gesetzlichen Schutz zu sichern, wird hiermit verordnet:
1) Die Bestimmungen der S8. 70 und 71 des Snafgesetzbuches ersten Theils finden auch auf Widersetzlichkeiten gegen die National-Garde (ein—= schließlich der Bürger⸗Corps und akademischen Legion) in Erfüllung ihres Berufes Anwendung. Wer sich also der National-Garde in Vollziehung ihres Dienstes mit gefährlicher Drohung oder wirklicher gewaltsamer Hand⸗ anlegung, obgleich ohne Waffen oder Verwundung und ohne Zusammen— rottung, widersetzt, macht sich des Verbrechens der öffentlichen Gewaltthä— tigkeit schuldig und wird mit schwerem Kerker von 6 Monaten bis zu 5 Jahren bestraft.
2) Das unbefugte Tragen der Abzeichen der National-Garde und aka— demischen Legion wird als schwere Polizei- Uebertretung nach s. 88 des Strafgesetzbuches, II. Theils, mit Arrest von drei Tagen bis zu einem Mo- nat bestraft.
Wien, den 24. August 1848.
Der Ministerrath.
Doblhoff. Latour. Krauß. Hornbostl. Schwarzer.“
Bayern. München, 23. Aug. (N. Münch. Ztg.) Ruhe und Ordnung sind gestern nicht weiter gestört worden und dürfen als vollkommen wiederhergestellt betrachtet werden.
Auf dem Rathhause liegen gegenwärtig die neuangefertigten Listen derjenigen Staatsbürger der Hauptstadt auf, welche nach dem neuen Gesetze über die Geschworenen-Gerichte befähigt und berechtigt sind, das Amt von Geschworenen zu übernehmen.
Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 25. Aug. (H. C.) Der Unter-Staats-Secretair Freiherr Max von Gagern ist wieder ins Haupt- Quartier abgereist, nachdem er zuvor eine Estaffete nach Frankfurt abgefertigt.
Wessenberg. Bach. Hornbostl.
Wessenberg. Bach.
Altona, 25. Aug. (Alt. Merk.) Der Zuzug und Abzug der Bundes⸗Truppen währt fort. Es ist jetzt auch das letzte (5te) Bataillon Badenser eingetroffen und dagegen wieder ein anderes weg⸗ gegangen; diese Truppen gehen zunächst nach Dithmarschen. Der aus dem Kampf gegen die Heckerschen Schaaren bekannte württembergische General Miller, der die gesammte Division befehligt und gleichfalls in diesen Tagen angekommen war, wollte heute sich nach dem Haupt⸗ quartier begeben; dahin ist schon früher der junge Prinz Friedrich von Baden, der diese Gelegenheit zu seiner militairischen Ausbildung benutzt, abgegangen. Die hessen- darmstädtischen und württembergi⸗ schen Kontigente sind, wie sich aus den Mittheilungen vom Süden ergiebt, gleichfalls im Anzuge, und kann man bereits heute der An— kunft einer Abtheilung derselben entgegensehen; eine halbe württem— bergische Batterie soll schon hier sein. Die verschiedenen Truppen, die zusammen eine imposante Macht bilden, sind nun bald so ziem⸗ lich über das ganze Land vertheilt, freilich mehr in den Städten und nach den Küsten zu.
Ans land.
Oesterreich. Pesth. 22. Aug. (Bresl. 3tg.) In
Folge der Nachricht von der Riederlage der Ungarn bei St. Thomas war gestern eine sehr stürmische Sitzung im Hause der Deputirten. Es ist nämlich unzweifelhaft, daß ein General in der Affaire bei St. Thomas die Ungarn in dem Augenblicke durch Contrebefrhle verrathen, als ihr Sieg gewiß schien. Die Ungarn sollen bereits auf den Schanzen gewesen sein, als auf einmal dir sie schützende Kano⸗= nade verstummte und, sie im Stiche gelassen wurden. Moritz von Perzel, welcher Pelizeichef im Ministerium des Innern gewesen, wegen der reactiongiren Richtung des Ministeriums aber seine Stelle niederlegte, erklärte nun von der Rednerbühne herab, daß in der Anordnung oder Ausführung der Kriegs- Operationen „Verrath“ sei er achte zwar den Kriegsminister Meßaros, er sehe aber ungern in dessen Händen das Kriegs⸗ Portefeuille. Er trage daher darauf an, ein Kriegs⸗Comitè niederzusetzen und nöthigenfalls bevollmächtigte Comimis⸗ saire ins Lager zu senden, welche dort die strengste Untersuchung anstellen sollten. Das Haus hörte den Nedner mit tlesster Aufmerksamfeit an. Der Regierungs-Commissair Moritz von Szentkiralyi, welcher als Courier aus dem Lager gekommen, legte Verwahrung ein gegen die Allgemeinheit des der militairischen Kriegsleitung gemachten Vorwurfs der Verrätherei und gab also stillschweigend den theilweisen Verrath zu. Aber jetzt erhoben die Minister Meßaros, Batthyani, Kossuth und Szechenz sich gegen Perzel; sie warfen ihre Portefeuilles hin, ig, ist kein Ministerium mehr“, wenn das Haus nicht sogleich seine Mißbilligung gegen Perzel ausspreche und dem Ministerium aber⸗ mals ein Vertrauens⸗Votum gebe. Die ministerielle Masjorität erhob nun einen ungeheuren Lärm gegen Perzel. Das wilde Schreien und Durcheinander dauerte beinahe 4 Stunden und endete mit dem Vertrauens Votum für das Ministerium und der Mißbilligung gegen
Perzel. . hatte die Ernennung einer Kommission beantragt, erzel die Begründung seiner schweren Anklage führen
.
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selle. Die Majorität klatschte Beifall, als aber Meßaros verlangte, daß Perzel nicht einer Kommission des Hauses, sondern dem Mini⸗= sterium des Vertrauens seine etwaigen Beweise vorlege, erklärte sich die Majorität für Meßaros. In der Nacht fand wieder eine außer⸗ ordentliche Sitzung statt, in welcher in Betreff des Rekrutirungs Gesetzes zwischen dem Entwurf des Kriegs Ministers Meßaros und dem Amendement des Finanz -Ministers Kossuth entschieden ward. Die Majorität sprach sich für Meßaros aus.
Frankreich. National⸗ Versammlung. Sitzung vom 214. August. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Baft zieht seinen Antrag zurück, den er rücksichtlich des Verfahrens bei Erfatz⸗ wahlen gestellt hatte. An der Tagesordnung befand sich zunächst die Ermunterung des Stockfischfangs. Ein Gesetz vom 25. Juni 181 bewilligt der Ausfuhr dieses starken Handelszweiges 141 Frank. Aus fuhr = Prämie Pro Centner. Diese 14 Franken werden nach einiger Diskussion auf 18 Franken erhöht. — Lig nier legt feinen Bericht über die beantragte Aenderung der Bedingungen vor, unter welchen die Stadt Paris ein Anleihen von 25 Millionen Franken kontrahi⸗ ren dürfe. Der Gegenstand dränge, und die Versammlung solle so— fort diskutiren. Dies geschieht ohne Weiteres, und die beantragten Modisicationen des schon unter Ludwig Philipp diskutirten Anleihens gehen durch. Sie bestehen in freiwilliger Unterzeichnung von Obli— gationen statt öffentlichen Ausgebots. — Germain Sarrut macht die Versammlung auf die traurige Lage aufmerksam, in welche eine Menge von Familien durch die Juni-Ereignisse versetzt worden seien. Viele Altgesellen seien fransportirt, eine Menge Ver— kehrsverhältnisse zwischen Schuldnern und Gläubigern abgebrochen. Dies zu reguliren, überreiche er hiermit einen Gesetz- Entwurf, um dessen baldige Erledigung er bitte. Wird zunächst an die Büreau's gewiesen. — Grandez legt einen Gesetz- Entwurf rücksichtlich einer neuen Grundsteuer im Ramen des Handels- und Ackerbau-Alusschusses
vor, — Maxxrast, Präsident, zeigt an, daß ein Antrag auf ge⸗ richtliche Verfolgung eines Repräfentanten eingelaufen sei, und daß er ihn zur Prüfung an die Abtheilungen überwiesen habe. — Die
Versammlung schreitet zur Berathung des Porto- Gesetzes. Des⸗ longrais bekämpft den ganzen Entwurf; er will von dieser Ver stopfung einer der ergiebigsten Staatsquellen nichts wissen. Goud⸗— chaur, Finanz-Minister, sucht die Befürchtungen seines Gegners rücksichtlich eines Ausfalles von 19 Millionen zu beschwichkigen. Die Veisammlung schritt zur Diskussion der Artikel. Artikel 1. Vom J. Januar 18319 an wird jeder Brief von 77 Grammen im Umfang der Republik mit 2) Centimen tarirt. Jnbegriffen die Briefe von und nach Korsika und Algerien. Angenommen. Arcckel 2. Briefe von 7) bis 15 Grammen sind zü 40 Centimen zu taxiren. Angenommen. Artikel 3. Briefe und Pakete von 15 bis 160 Grammen kosten 1 Frk., Briefe und Pakete über 100 Grammen werden von der Post nicht ange— nommen. Ebenfalls genehmigt. Artikel 4. Rekommandirte Briefe zahlen die deppelte Taxe und müssen frankirt werden. An— genommen. Artifel 5. Die Postverwaltung ist zum Voraus— verkauf von Frankostempeln zu 2) und 40 Eentimen und 1 Fik. ermächtigt. Angenommen. Artikel 6 verbietet jedem Post— beamten, Briefe und Pakete zu versenden, die der Post-Kontrolle md sind. In solchen Fällen werden die Strafen des Gesetzes vom 27. Prairial Jahr 18 für dergleichen Unterschleifen beibehalten. Angenommen. Art. 7. Briefe, welche sich der Abresse von Personen bedienen, die Portofreiheit genießen, aber an Dritte gexichtet sind, zahlen das gesetzliche Porto. Angenommen. Art. 8, der von den Geld sendungen handelt, gab zu einigem Lärmen Veranlassung. Wo— lo ws ki und noch ein anderer Oekonom aus der Freihandelsschule drangen auf Herabsetzung der Speditions Prozente auf I Frk. oder gar Frk. Diese Herabsetzung sei der erste Schritt zu einer Natibnalbank. (Schallendes Gelächter. Beide Redner wurden von der Tribüne heruntergetrom— melt. Artikel 9 und das ganze Gesetz werden angenommen. Mar—
rast zeigt an, daß die Sitzung morgen um 12 Uhr pünktlich begin⸗ nen und der Diskussion des Bauchartschen Berichts gewidmet fein werde. Die Versammlung geht um 6 Uhr aus einander. Für mor— gen sind eingeschrieben: 1) Admiral Casy, 2) Ceyras, 3) Edgar Quinet über Persönliches. Für Unterstützung des Untersuchungs— Berichts: Denjoy, von Charencey, Pascal Duprat. Den Anfang sollen die Verträge Ledru Rollin's, Caussidiere's und Louis Blanc's bilden. Die Vertheidigungsschrift Caussidibre's hat Linguay, Se— cretair des Minister⸗-Raths unter Ludwig Philipp, zum Verfasser. Es geht das Gerücht, die National-Versammlung beabsichtige, sich permanent zu erklären.
Praxis, 24. Aug. Der Spectateur Republicain wendet sich, nachdem er dem Patriotismus der Italiener, namentlich Vene— digs, eine Lobrede gehalten, mit folgenden Worten an das wiener Kabinet: „Sicherlich hat das Kabinet von Wien das Recht, seine Willensmeinungen geltend zu machen. Aber dem allgemeinen Volks- willen kann es sich nicht widersetzen. Jene Zeiten sind vorüber, wo die österreichischen Kaiser ihre habsüchtigen Blicke nach der italieni= schen Halbinsel wandten. Nach den Mündungen der Donau hin mögen sie ihre Blicke richten. Dort stoßen sie auf keinen ande—
ren Widerstand, als den Rußlands, gegen welches sie nicht nur Deutschland, sondern fast alle westlichen Staaten für
oder selbst mit sich haben würden. In heutiger Zeit ist es mit den einseitigen politischen Bestrebungen aus. Die Politik ei— ner Macht höheren Ranges muß auf breiten, dauerhaften, ernstlichen Grundsätzen beruhen. Wir glauben daher Ocsterreich wiederholt zur Annahme der ihm im Namen der Republik und Englands gemachten Vermittelungs-Vorschläge ermuntern zu müssen. Wenn es die Un— terhandlung nicht offen und redlich annimmt, wenn sein Ehrgeiz durch die jüngsten leichten Siege vielleicht zu hoch geschraubt sein dürfte, wenn es zu den tausend und abermaltausend Hülfsmitteln seine Zu— flucht nehmen wollte, welche die Diplomatie bietet, um eine Sache in die Länge zu ziehen, daun ladet Oesterreich eine schwere Verantwortlich keit auf sich. Die Lage Frankreichs und Englands ist eine solche, daß sie gar leinen Zweifel an der Ehrlichkeit der Vermittelung zuläßt. Bei— den Staaten liegt die Erhaltung des Friedens am Herzen. Wir ra— then demnach dem Kabinet von Wien wiederholt, die Vermittelung anzunehmen und sich nicht über sein wahres Interesse zu täuschen. Wir, glauben sogar, daß es sie zur Stunde bereits angenommen hat, wenigstens setzen wir dies voraus.
Dir päpstliche Nuntius wurde gestern durch den Minister Ba⸗ stide dem General Cava ignae vorgestellt und überreichte die Kreditive, welche ihn als Gesandten des päpstlichen Stuhles bei der französischen Republik bepollmächtigen. Auch Herr von Kisseleff, heißt es, habe gestern die Vollmachten aus St. Petersburg erhalten, weiche ihn bei der Republik als Geschäftsträger beglaubigen.
Der Moniteur ruft für den 17. September die Wahlkollegien derjenigen sunfzehn Repräsentanten zusammen, welche durch Tod oder Doppelwahl bisher ledig blieben. Auf das Seine⸗Departement kom—=
men ei, drei.
ach dem vom Finanz-Minister Goudchaur gestern Nachmitta der National Versammlung nn , , ,n. wurf sollen für 184) folgende Possen mit einem Zusatz von! 5 Een— timen per, Franken besteuert werben: 1) Der Resnertrag des Acker= baues; 2) der Reinertrag des Handels und der Industrie, nach Abzug der Patentsteuer; 3) das Linkommen von Mmistel ial Beam
ten, Künstlern und Advokaten; 4) Pensionen, Staats- und Privat⸗ Gehalte aller Art; 5) Renten, Dividenden, Jahres⸗Antheile bei industriellen und anderen Unternehmungen, Zinserträge von Obliga⸗ tionen, kurz, die beweglichen Einkünfte aller Erwerbszweige. Die Steuer soll 69 Millionen Fr. bringen. ᷣ
Heute Mittag versammelte sich der Journalisten⸗Kongreß in der Richelieustraße bei Lemardelay. Die auf Anregung Emil von Girar⸗ din's zu berathenden Fragen lauteten: 1) Sollen die Journale zu erscheinen aufhören? Y) Sollen sie fortfahren, sich aber lediglich auf Erzählung der Thatsachen beschränken? 3) Sollen sie eine gemein⸗ schaftliche Protestation unterzeichnen? 4) Sollen sie eine Kolleftivm Petition an die National-Versamm ung richten, in welcher sie ihr aus- einandersetzen, daß es bei Abstimmung ihres Gesetzes vom 11. August unmöglich in ihrer Absicht gelegen haben könne, die Presse unter
einem Joche zu lassen, das noch schlimmer als die Censur ist? Drei
und sechzig Redacteure hatten sich zu der Versammlung eingefunden. Es wurde von ihnen eine Protestation gegen die vom General Ca— vaignge vorgenommenen Preßbeschränkungen unterzeichnet.
Das Eingeständniß Ledru-Rollin's, daß die Freischaarenzüge ge⸗ gen Belgien, Baden und Savoyen auf sein Geheiß aus Geldern des öffentlichen Schatzes bestritten worden seien, macht Aufsehen; man stellt demselben die Erklärungen gegenüber, welche früher von La— martine aus Anlaß dieser Expeditionen, die er als strafbare Versuche und als Attentate gegen die Republik bezeichnete, deren Loyalität da⸗ durch den fremden Mächten gegenüber kompromittirt werde, über die auswärtige Politik Frankreichs abgegeben worden.
Der Oberbefehlshaber der Alpenarmee, General Oudinot, ist von Lyon nach Grenoble abgereist.
Ein Journal von St. Malo versichert, daß Chateaubriand's nach— gelassene Denkwürdigkeiten nicht im Feuilleton der Presse erschei⸗ nen werden.
Lyon, 18. Aug. (Köln. Ztg.) Die Truppen-Bewegungen nach den Alpen dauern fort. Seit vorgestern sind wieder 3 Linien⸗ und 3 leichte Infanterie-Regimenter, so wie ansehnliche Abtheilungen Reiterei, dahin aufgebrochen. Hier erwartet man ans der Umgegend neue Verstärkungen. Trotz dieser Demonstratienen kommt es doch sicher zu keiner bewaffneten Intervention; allein die Regierung scheint eben diese große Militair-Macht an der italienischen Gränze zu entwickeln, um Desterreich einigermaßen zu imponiren und da— durch annehmbare Friedens-Bedingungen zu Gunsten Italiens zu erlangen. z
Von hier werden mit jedem Tage mehr und einflußreichere Stimmen für den Freihandel laut. Tie Handels-Kammer, welche von der Regierung um Auskunft angegangen wird, zählt in diesem Augenblicke fast ausschließlich Mitglieder, welche den Tarifen des jetzigen Schutz- Systems den Krieg erklären. Auch in Marseille wur⸗ den vorige Woche Berathungen veranstaltet, die sich alle zu Gunsten der Freihändler aussprachen.
Straßburg, 20. Aug. (Köln. Ztg.) Eine Abtheilung der hier in Besatzung liegenden Pontonniers hat Befehl erhalten, sür den Abmarsch nach dem Süden bereit zu sein. Von Metz sind schon vor— gestern Abtheilungen des dortigen Genie-Corps nach Lyon abgegan⸗ gen. Man trägt sich bei uns so häufig mit Kriegs- Gerüchten, daß die Agenturen für Militgir-Ersetzung an die Einberufung einer neuen Altersklasse glauben. Wir selbst aber wissen, daß derartige Nach⸗ richten nur aus dem Grunde verbreitet werden, damit der Preis der Stellvertreter bei den Regimentern recht tüchtig in die Höhe ge⸗ schraubt wird. Während man vor 14 Tagen noch den Mann mit 1500 Fr. bezahlte, kostet derselbe heute 2000 Fr. Es wäre endlich einmal Zeit, daß dem abscheulichen Conscrits-Handel ein Ende ge⸗ macht würde.
Großbritanien und Irland. London, 23. Aug. Herr von Andrian, Vice-Präsident der deutschen National⸗Versammlung in Frankfurt, ist gestern, mit einer außerordentlichen Mission an die Re⸗ gierungen von Frankreich und England betraut, hier eingetroffen und in Mivart's Hotel abgestiegen.
Der Marquis von Breadalbane wird als Nachfolger des Gra— fen Spencer im Amte eines Lord-Kammerherrn bei der Königin be— zeichnet. ; .
Die Regierung in Irland hat durch die Armen-Kommission die genauesten Untersuchungen über die jetzige und demnächstige Lage Ir— lands in Bezug auf die Nahrungsmittel anstellen lassen. Das Er⸗ gebniß der angestellten Ermittelungen lautet dahin, daß kaum Lebens- mittel genug im Lande seien, um die Bevölkerung bis zur ersten Woche des Januar nothdürftig zu ernähren.
Im Oberhause beantragte gestern Lord Denman, daß die Königin in einer Adresse gebeten werden solle, alle Verträge mit fremden Mächten zur Ausrottung des afrifanischen Sklavenhandels streng vollziehen und alle bei diesem Handel direkt oder indirekt be⸗ theiligten britischen Unterthanen gerichtlich verfolgen zu lassen. Der Redner suchte in sbesondere die in letzter Zeit mehrfach verfochtene Ansicht zu widerlegen, daß der Sklavenhandel nicht unterdrückt werden könne, daß man daher alle desfallsigen Versuche aufgeben müsse, und daß diese Versuche bisher mehr nachtheilig als vorthelhaft gewirkt hätten, weil die Gräuel des Sklavenhandels dadurch nur noch gestei⸗ gert worden seien. Lord Lansdowne bedauerte, die vorläufige Frage beantragen zu müssen, versicherte aber zugleich, daß die Re⸗ gierung Willens sei, mit ihren Anstrengungen zur Unterdrückung des Sklavenhandels in bisheriger energischer Weise fortzufahren. Der Denmansche Antrag wurde hierauf durch die vorläufige Tagesordnung beseitigt und die Bill in Betreff der Parlamentswahlen zum dritten— male verlesen.
Im Unterhause brachte, nachdem die Zuckerzoll⸗Bill zum drit⸗= tenmale verlesen, Heir Herries die Handelsnoth zur Sprache und beantragte, daß das Haus sich verpflichten solle, gleich im Anfange der nächsten Session diese wichtige Angelegenheit in ern Erwägung zu ziehen. Sein Antrag wurde vom 8 n. und Sir R. Peel ꝛc. bekämpft und ohne Abstimmung verneint. ͤ ;
. der h 3. tig . Unt 16h aus- Sitzung erklärte Lord J. Russell auf Befragen, das Geschwader des Admirals Parfer sei nach Neapel gesandt worden, um die vertragewidrige Zwangsbesteuerung dortiger britischer Unterthanen zu verhindern; die neapolitanische Regierung habe jedoch den Plan einer Zwangs-AUunleihe von selbst aufgegeben. Der Minister erklärte weiter, Parker habe feine feindliche Demon- stration gegen Neapel gemacht und sei auch zu keiner solchen an— gewiesen, da die britische Regierung nicht beabsichtige, zwischen dem Könige von Neapel und seinen Unterthanen einzuschreiten. Aber das Erscheinen der englischen Flotte vor Neapel sei auch nöthig geworden durch den Umstand, daß Neapolitaner die englische Flagge auf. ihre Schiffe gesteckt und sicilianische Schiffe überfallen und gekapert hätten. Das Haus beschäftigte sich fodann niit der Berathung des Budgets. Ein Posten von 8700 Pfd. St. für polnische Flüchtlinge rief eine neue Disfussion hervor. Herr Os orne, will diese Ünterstützung unterdrückt wissen. Auch andere radikale Mitglieder, namentlich Herr
Bright, sind! der Ansicht. Allein Lord. Dudley Stuart und der Schätkanzler wollten hüllflosen Greisen diesen Nothpfennig nicht entziehen, und die Summe wurde genehmigt.
Dieser Tage empfing eine der bebeufendsten hiesigen Brauerfir
men die anonyme Anzeige, daß die Niederbrennung ihrer Gebäude beabsichtigt werde. Sie machte sogleich der PolizeiBehörde Anzeige, welche zur Antwort gab, sie wisse schon um das Vorhaben und habe alle Anstalten zur Vereitelung desselben getroffen. Es fand hierauf gar kein Feuerlegungs⸗Versuch statt. .
Aus einem parlamentarischen Berichte geht hervor, daß die Kö—= nigliche Münze vom 1. Januar 1816 bis zum 31. Dezember 1817 au Goldmünzen für 90,029,763, an Silbergeld für 13,573,906 und an Kupfergeld für 243,051 Pfd. St. geprägt hat. . ö
Aus Ashton-under⸗Line, wo vor wenigen Abenden ein Polizei- mann erschossen wurde, wird dem Sun von vorgestern geschrieben: „Die Chartisten haben ihre Hoffnungen keinesweges aufgegeben. Fort— während halten sie ihre bewaffneten Versammlungen, aber sie haben ihre Zusammenkunfts-Orte geändert und versammeln sich, statt in den Klub⸗Zimmern, um Mitternacht auf Wiesen oder Hügeln unter freiem Himmel. In kleinen Schaaren ziehen sie mit ihren Pifen ꝛc. an den verabredeten Ort, wo sie über ihre Komplotte berathen; auf Umwe⸗ gen und den abgelegensten Straßen begeben sie sich später nach Hause. In voriger Nacht fanden in der Nähe der Stadt drei solcher Ver⸗ sammlungen statt; auf heute Nacht sind andere Zusammenkünfte festgesetzt, und das umlaufende Gerücht, ein gemeinsamer Angriff auf die Stadt werde beabsichtigt, hat die Behörden in Schrecken versetzt. In diesem Augenblicke (Mitternacht) ist die Starthalle voll Polizei- Mannschaft und Soldaten; alle sind vollständig bewaffnet, und rei— tende Patrouillen durchstreifen die Umgegend, um sofort über jede verdächtige Bewegung Anzeige machen zu können.“
Der Verkauf des werthvollen Mobilars zu Stewe, dem präch⸗ tigen Landsitze des verschuldeten Herzogs von Buckingham, ist jetzt im Gange. Die Era will mit Bestimimtheit wissen, daß das Fidei— Kommiß von Chandos, womit ein Grundbesitz verbunden ist, der jährlich 18,0090 Pfd. St. einbringt, von den Gläubigern gar nicht angetastet werden könne, und daß außerdem dem Herzoge, nach Deckung seiner Schulden durch den Verkauf seiner übrigen Besitzun— gen, insoweit derselbe nothwendig sei, noch ein Vermögen, das jähr— lich 12,909 Pfd. St. Renten abwerfe, übrig bleiben werde; die Fa⸗ milie behalte also immer noch ein Jahres- Einkommen von 30, 600 Pfd. Sterl.
In der Hauptstadt sowohl, wie in den Fabrikstädten, dauern die Verhaftungen der Chartisten und Konföderirten fort, und die Regierung, welche jetzt alle Fiden des weitverzweigten Komplotts, wie der Ob⸗ server meldet, in der Hand hat, glaubt die tevolutiongire Bewe— gung völlig unterdrückt zu haben.
Die westindische Post hat Nachrichten aus Jamaika bis zum 22. Juli überbracht. Von den Arbeitern der Kolonie waren in letzter Zeit keine Erzesse verübt worden. Die Pflanzer klagten über Dürre, da seit dem Mai kein Regen gefallen war. Der Aufstand der Neger auf St. Croix und St. Thomas war völlig unterdrückt wor— den und die Ruhe hergestellt. Wie zu erwarten, strltten sich die eman⸗ zipirten Sklaven und ihre früheren Herren über Tagelohn, Arbeits⸗ dauer 26.3. Proclamationen verboten den Feldarbeikern den Eintritt in die Städte. — Nach Berichten aus Jeremie auf Hayti sieht es auf dieser schönen Insel höchst traurig aus. Der Präsident war zu Jeremie, hatte aber das eindringende Laudvolk nicht abhalten können, die Stadt zu plündern und zu verwüsten. Eine Menge Einwohner waren vor diesen Horden, um nicht hingerichtet zu werden, nach Ja⸗ maika geflüchtet; am Tage ihrer Abfahrt hatte man den General und den Obersten des doit liegenden Reginients verhaftet, um sie Tages darauf zu erschießen. Das Leben und Eigenthum aller Ein— wohner war bedroht; die Banden machten zwischen Weißen, Schwar— zen und Farbigen, zwischen Engländern und Amerikanern keinen Un— terschied. Zu Port au Prince war Alles ruhig; die Gefängnisse aber waren mit politischen Angeklagten überfüllt, und viele davon sollten bei der Rückkehr des Präsidenten von seiner Reise im Süden der Insel erschossen werden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. Aug. Am 16. August sind vom Kammerjunker Sr. Kaiserl. Majestät, Gra⸗ fen Peter Schuwaloff, im Auftrage' seiner Mutter, der Fürstin War wara Butera, die sich im Auslande befindet, dem Ctolera- Comité 15,000 Silber-Rubel zur Unterstützung der von der Cholera heimge— suchten Familien übergeben worden.
Zum 17. Angust waren hier 673 Kranke in Behandlung ver— blieben. An diesem Tage kamen hinzu 29, genasen 61 und starben 12 (darunter 4 in den Wohnungen). Zum 18. Auaust verblieben demnach 624 Kranke in Behandlung. Vorpat, welches bisher von der Cholera verschont geblieben, ward doch in den ersten Tagen des August heimgesucht. Vom 6. bis zum 11. August erkrankten dort an der Cholera 5 Personen, eine weiblichen und vier männlichen Ge— schlechts, von welchen 2 starben und 3 in Behandlung verblieben.
Niederlande. Aus dem Haag, 20. Aug. (Börs. H.) Im Anfange der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Gene— ralstaaten wurde von Seiten des Finanz⸗Ministers die Zurücknahme des Gesetz-Entwurfes über die Einkommensteuer angekündigt und hier auf die Debatte eröffnet über den zweiten Gesetz-⸗Entwuif: „Vom Könige“. Nach einer langen Berathung über den Staatsrath wurde die Abstimmung bis nach der Erörterung des dritten Entwurfes: „Von den Kammern“, verschoben, welche in einer Abendsitzung dessel— ben Tages erledigt wurde und mit der Annahme des Entwurfes durch 41 Stimmen gegen 15 endigte; die Kammer entschies sich für direkte Wahlen. Es erfolgte sodann die am Morgen ausgesetzte Ab— stimmung über den zweiten Gesetz-Entwurf, welcher mit 47 gegen 9 Stimmen angenommen wurde.
Am 2lsten ist die dänische Fregatte „Gefion“, Capitain Meyer, im Texel eingelaufen.
Aus dem Haag, 24. Aug. Gestern wurde in der zweiten Kammer der Gesetz⸗Entwurf über den „Kultus“, welcher das Placet ausschließt, mit 42 gegen 14 Stimmen, und der Entwurf, betref— fend die „Finanzen“, mit allen Stimmen genehmigt.
Belgien. Brüssel, 24. Aug. (Köln. Ztg.) Die Re— sultate der Gemeinde-⸗Wahlen sind jetzt zum größeren Theile bekannt und entsprechen denen, welche die Wahlen für die Offiziere der Bür— gerwehr, für die Provinzial⸗Räthe und die Repräsentanten-Kammer geliefert haben. Sie sind nämlich gegen die klerikale und gegen die republikanische Partei zugleich ausgefallen. Die Regierung hat sich vollkommen neutral, gehalten. Die ihre Politik vertheidigenden Organe haben sogar die Wähler ermahnt, bei der Wahl der Gemeinde⸗-Behör— den nicht von der politischen Meinung der Kandidaten auszugehen, fon— dern von ihrer Befähigung für die Verwaltung der Kommunal -In— teressen. Die Klerikalen und die Republikaner haben von diesem gu— ten Rathe nichts wissen wollen und den alten Kampf erneuert. Sie erlitten aber die vollkommenste Niederlage, sogar in den Städten, wo sie früher unumschränkt herrschten, wie in Namur und Löwen. In Lüttich, wo sich die Klerikalen mit den Republikanern verbunden hatten, wurden sie schon beim ersten Skrutinium dermaßen geschla— gen, daß von den 31 zu wählenden Kandidaten 28 Liberale dus der Urne hervorgingen. Und aller Wahrscheiglichkeit nach werden die drei noch offenen Ernennungen auch liberale Kandidaten treffen. In Ver—
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viers hat der antirepublikanische Verein beim ersten Skrutinium 16 der Seinigen durchgesetzt.
Schweiz. Bern. Die Berner Zeitung giebt über das Re⸗ sultat der eidgenössischen Abordnung nach Neapel folgende Andeutun— gen: „Die nach Neapel abgesand ten Kommissarien zur Untersuchung der Vorfälle am 15. Mai, und namentlich des Benehmens der Schwei⸗ zer⸗Regimenter an jenem Tage haben im Ganzen wenig darüber kon⸗ statiren können. Wer das neapelitanische Volk, wer namentlich die Lage des Landes in diesem Augenblicke kennt, wo der König unum— schränkt herrscht und die Deputirtenkammer aus Furcht vor den Bajo netten kaum ein Wort zu reden wagt, wird nicht erstannt sein, daß die eidgenössischen Kommissarien kaum die wirklichen Thatsachen da— selbst erfahren konnten. So viel ist gewiß, daß die Vorwürfe, welche die italicnischen Blätter den kapitulirten Truppen wegen began— gener Verbrechen an jenem Tage machten, zum größten Theil ungegründet sind. Die Schweizer nahmen die Barrikaden und ersfürmten die von den Insurgenten besetzten Häuser unter be⸗ ständigem Feuer, während die neapolitanischen Truppen, die zueist den Angriff gemacht hatten und feig zurückgewichen waren, dann mit den Lazzaronis hinter den Schweizern herzogen, in die von diesen ersiürmten Häuser einstiegen und raubten und mordeten. Tie Schweizer nahmen jeden des Widerstandes Verdächtigen gefangen und transportirten ihn auf die Hauptwache; dort waren es neapo⸗ litanische Marinesoldaten, die an dem Kampfe selbst nicht Theil ge⸗ nommen, welche mehrere Gefangene auf die grausamste Weise um— brachten. Die italienische Presse war sreilich einstimmig, alle Schänd⸗ lichkeiten jener Tage den Schweizern aufzubürden; sollte Einen dies Wunder nehmen, wenn es sogar in eivilisirten freien Ländern, wie in der Schweiz und Frankreich, Miode geworden ist, jeden un— glücklichen Vorfall ohne Weiteres „den Fremden“ aufzubürden? Allerdings sind einige gemeine Verbrechen konstatirt worden, die Schweizer- Soldaten begangen haben, und der Mord des Paters Rodio, der am 16. Mai, am Tage nach dem Kampse, vor— siel, ist scheußlich genug; allein dieser Verbrechen sind im Verhält— nisse höchst wenige, und den Truppen im Ganzen kann nur das Zeug⸗ niß musterhafter Aufführung ertheilt werden. Daß sie sich sehr muthvoll geschlagen haben, darüber ist nur eine Stimme in ganz Italien, und es muß jeden Patrioten freuen, daß der schweizerssche Heldenmuth durch diesen, so wie durch die Vorgänge in Ober-Ita— lien, auch bei den Feinden sprüch wörtlich geworden ist; daß die Schweizer in Neapel wenig Erzesse begangen haben, werden die Ita— liener selbst zugeben, wenn diese Ereignisse einmal der Vergangenheit angehören.“
Zürich, 22. Aug. Die heutige Eidg. Ztg. enthält folgende Bemerkungen über den Einfluß deutscher Zollerhöhung auf die dies scitige Seiden⸗ Manufaktur:
„Verschiedene Nummern Ihres Blattes berichteten über die in Deutsch— land projektirien Zollveränderungen, und zwar sowohl über die bevorste— hende allgemeine Zollgeseßzzbung, als über die neuliche Verfügung der Negiernngen der Zollvereinsstaaten gegenüber den Ausfuhr-Begünstigungen Frankreichs. Der Gegenstand scheint uns seiner Wichtigkeit und nament— lich des Einflusses auf unsere Seiden-Industrie wegen einiger Beleuchtung werth. Es ist diese ganz besonders dabei betheiligt. Jedermann weiß, daß die meisten unserer Artikel vermöge des Steuer-Konto's, das jedem Großhändler in den Zollvereinsstaaten bewilligt ist, den sonst für diese gel— tenden Eingangszoll von ca. 89 p. Ct. nicht erlegen mußten. Sie gingen über kurz oder lang außerhalb des Zollvereins und wurden wie eine Art
Transitgut behandelt. Gegen diese Vergünstigung nun mußte sich aber der Großhändler freilich der Bedingung unterwersen, ein ge⸗ wisses beträchtliches Quantum zollpfichtiger Waaren einzuführen.
So lange nun der auswärtigen Artikel genug zu finden waren, welche trotz des Eingangszolles von 8 pCt. mit inländischem, also zollfreiem Pro- dukt konkurriren konnten, so hatte auch die Einfuhr unserer Manufaktur auf mehrerwähnte Weise ihren ungestörten Fortgang. Anders ist es aber jetzt, wo die Erhöhung des Zolls um 100 pCt. eintreten soll. Es ist nicht an— zunehmen, daß sich ausländische Fabrikate, auf denen nun cireg 16 pCt. Zoll zu zahlen sein wird, massenhaft und mit Vortheil einführen ließen, und es fällt somit das Steuerkonto, resp. der Bezug unserer Seidenwaagren, von selbst weg. Uebrigens sollen, wie man hört, die Regierungen der Zoll— vereinsstagten gesonnen sein, von sich aus das Steuerkonto aufzuheben. Das Eine ist gerade so schlimm als das Andere. Obschon es der Märfte für unser Fabrikat noch manche giebt, so ist doch unleugbar, daß der Ver— kehr mit Deutschland, wenn er auch nicht immer der angenehmste war, doch der regelmäßigste und meist auch der sicherste gewesen. Der deutsche Martt war auch nicht jenen Schwankungen unterworfen, wie man sie bei anderen nur zu häufig findet. Zudem muß hier bemerkt werden, daß gerade in Amerika, überhaupt wohin die französische Manufattur getragen wird, durch die seit Monatsfrist eingeführte Ausfuhr-Prämie ein starker Konkurrent groß gezogen wird, und daß die Zukunft dergleichen Bestimmungen, wenn auch in anderer Form, doch für die Dauer bringen könnte. Wir wollen damit blos sagen, daß man sich anderwärts auch nicht allzu sicher fühlen kann. Es dürfte vielleicht, um wieder zu unserer Hauptsache zurückzukehren, bei Manchem die Ansicht vorherrschen, daß man sich gewissermaßen wegweifen würde, wollte man zur Ausweichung fataler Folgen einen Schritt thun. Wir sind aber ganz und gar anderer Meinung und glauben auch, daß mehrfache Mittheilungen über diese wichtige Zollveränderung seitens des schweizerischen Konsuls in Leipzig gewiß nur in der Absicht gemacht worden, um unser Augenmerk alles Einstes darauf zu richten. Wir halten entschie— den dafür, daß hier etwas gethan werden sollte, wissen zwar nicht,
ob dies vielleicht von der sogenannten Handels- Kammer geschehen sei. Gegentheils dürften geeignete Vorstellungen an die Regie—
rung — wohl nicht von einem Einzelnen aus — kaum er— folglos bleiben, da sie mehrfach den Beweis geliefert, daß die Wohlfahrt des Landes ihr am Herzen liegt. Es würde ubrigens von der Betheiligung, von dem Interesse der Industriellen anderer Kantone, wie Zürich und Basel⸗ stadt, abhängen, welcher Weg einzuschlagen sein dürfte. Mag man auch in der jetzigen Gewohnheit eines s it Monaten gänzlich stockenden Verkehrs mit Deutschland dessen mehr besprochene Maßregeln nicht bedeutend genug finden, um sich in Zeiten dagegen zu schützen, so möchte doch ein Augen blick kommen, wo man anderen Sinnes würde. Ueberdies sind die Aussich— ten auf Erfolg nicht so gering, denn die Beschlusse der Zollvereins-Regie— rungen sind ganz besonders gegen Frankreich gerichtet und schließen Kon— zessionen zu Gunsten eines Landes, das, wie die Schweiz, beträchtliche Ein⸗ fuhr deutscher Manufaktur aufweist, keinesweges aus; eben so hätten wir, wenn etwa Deutschland später das Prinzip der Schutzzölle aufstellen würde, aus diesem Grunde auch dannzumal Aussicht auf Begünstigung und für 3. einen nicht geringen Anhaltepunlt bei einer bereits erhaltenen Kon— zession.“
Basel, 23. Augz. (Frkf. J. Der Vorort meldet mittelst Kreisschreibens, daß er in Folge der Zurückweisung der italienischen Flüchtlinge an der französischen Gränze, der französischen Regierung dringende Vorstellungen über diesen auffallenden Schritt gemacht habe, der, vorläufig blos vom Präfekten des Oberrheins ausgegangen. Zu= gleich hat sich der Vorort an den österreichischen Gesandten, Herrn von Kaisersfeld, gewendet, um von ihm eine möglichst bestimmte Aus— kunft zu erhalten, ob die Italiener ohne Gefahr für sie heimkehren könnten. Kaisersfeld hat sich hierüber an Radetzky und nach Wien ge⸗ wendet. Der Vorort dringt indessen darauf, daß die Flüchtlinge gut behandelt werden sollen, und stellt Vergütung aller Ünkosten durch die Eigenossenschaft in Aussicht. Der eidgenössische Kommissar im Kanton Tessin, Landammann Munziger, hat auf die Anzeige der hiesigen Regierung wegen Rückweisung der italienischen Flüchtlinge an der französischen Gränze erwiedert? es sei dieselbe um so dan⸗ kenswerther, als eben erst circa 2000 Flüchtlinge vom Stelvio her
Er habe mit der tessinischen Regierung
wieder eingetroffen seien. h sich verabredet, daß die Flüchtlinge fortan nicht mehr in das der Schweiz, sondern nach Piemont instradirt würden.
Luzern, 21. Aug. (Eidg. 3.) So eben haben 22 Kano⸗ uenschüsse vom Gütsch herab die Annahme der Bundes⸗Verfassung durch die Mehrheit des luzerner Volkes kund gethan. Das Resultat der Abstimmung über die neue Bundes -⸗Verfassung hat 15, 103 An- nehmende und 10,829 Verwerfende ergeben. Der Eidg enosse nennt dasselbe ein für die Verhältnisse des Kantons befriedigendes“, obgleich ohne Zweifel Verwerfung erfolgt wäre, wenn nicht die ohne Entschuldigung Abwesenden zu den Annehmenden gerechnet worden waren.
Ein von Uri her erwarteter Zug italienischer Flüchtlinge ist ge⸗ stern Abend micht mehr angelangt, indem denselben wissenhast gemacht ee, sein soll, daß der Eintritt in Frankreich für sie verschlos⸗ sen sei.
St. Gallen. (Eidg. 3.) Einem Privatbriefe zufolge ist in der Stadt St. Gallen am 26. August die neue Bundes ⸗Verfas⸗ ung mit 10949 Stimmen gegen 1 angenommen worden. Auch Ta⸗ blat hat mit 350 Stimmen gegen 179 angenommen.
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Schaffhausen. Das Resultat der Abstimmung über die neue Bundesverfassung ergab 3878 Annehmende gegen 1138 Verwerfende.
Aargau. Auch Aargau hat die neue Bundesverfassung mit großer Mehrheit angenommen. Ein Extrabülletin des Schweizer⸗ boten meldet: „Die Gesammtzahl der Abstimmenden betrug 29, 419; von diesen haben für die Annahme der Bundesverfassung gestimmi 20,69, dagegen 8750. Dieses erfreuliche Ergebniß wurde heute Mit⸗ tag (21. August) in Aaran mit 25 ibn fh sen verkündet. Wir freuen uns ganz besonders der großen Theilnahme der Bevblkerung, der Annehmenden wie der Verwerfenden. Es haben wenigstens drei Viertheile der stimmfähigen Bürger an der Abstimmung Theil ge⸗ nommen. Nur die Bezirke Bremgarten und Muri haben verworfen, jener mit 2119 gegen Slo, dieser mit 1617 Stimmen gegen 559.“
Thurgau. (Eidg. 3.) Wie sich in Sicherheit voraussehen ließ, ist am Sonntag, den 20. August, die neue Bundesverfassung mit großer Mehrheit in den Urversammlungen angenommen worden. Die verwerfenden Stimmen gehören zum größten Theil der katholi⸗ schen Bevölkerung an. So weit uns das Ergebniß in Zahlen be⸗ kannt ist, ergaben sich 7649 Annehmende gegen 1322 Verwerfende. An den meisten Orten wurde die Annahme mit Freudenschüssen ge⸗ feiert. In Ermatingen wurde nach der Abstimmung das Lied gesun⸗ gen: „Rufst du mein Vaterland.“ In Dießenhofen stimmte der dor⸗— tige Gesangverein zum Schlusse das Lied an: „Wir grüßen dich, du Land der Kraft und Treue.“
Italien. Palermo, 4. Aug. (A. Z.) Das Gesetz über Einfuhr fremden Getraides ist bei der zweiten Lesung in der Kammer der Gemeinen dahin abgeändert worden, daß der Eingangszoll um ein Sechstel jährlich vermindert, folglich in sechs Jahren ganz auf⸗ gehoben sein soll. Am 31. Juli, am S. Ignaztag, hat die Ge⸗ meinden⸗Kammer den Jesuiten- und alle mit demselben verbundenen Orden, als Ligorianer u. s. w., aufgehoben und die Glieder dessel⸗ ben, wenn sie nicht Sicilianer sind, aus Sicilien verwiesen. Bürger des Staats können hier verbleiben, es ist ihnen eine lebenslänglich, etwas karge Pension zugesichert, sie sollen sich jedoch aller Verbindung unter einander enthalten. Der aufgehobene Orden, dessen Güter und Rechte durch den erwähnten Beschluß dem Staate zufallen, war un- ermeßlich reich, man vermuthet jedoch, daß, da man schon seit län⸗ gerer Zeit von feindlichen Schritten gegen ihn sprach, sein Haupt⸗ besitz an Kostbarkeiten und baarem Gelde weggeschafft worden ist. Seine liegenden Güter, welche nicht gering sind, wird wohl Niemand kaufen wollen. Von vorräthigen Erzeugnissen der Aerndte ist selbst hier und in der Gegend schon weidlich gestohlen worden; wie mag es erst im Innern zugehen? Für den Staat entsteht aus der ganzen Zueignung nur sehr geringer Vortheil. Die große, alle Fächer um⸗ fassende Büchersammlung wird der öffentlichen Bibliothek einverleibt werden. Der Kriegeminister ist von seiner Rundreise nach Milazzo, Messina, Catania, Augusta und Syracusa zurückgekehrt und hat über die Vertheidigungs⸗Maßregeln befriedigenden Bericht abgelegt. Nun bereitet er sich zu einer anderen Reise nach Trapani, Marsala bis
Girgenti u. s. w. vor.
Spanien. Madrid, 18. Aug. Roca de Togores ist auf so lange zum interimistischen Verweser des Ministeriums des Inern ernannt, als Sartorius sich in Sevilla aufhalten dürfte, wo man der Entbindung der Herzogin von Montpensier erst gegen Ende dieses Mo⸗ nats entgegensieht.
Von gestern bis heute Mittag sind an der asiatischen Cholera als erkranlt angemeldet: 22.
Berlin, den 27. August 1848. Königliches Polizei-Präsidium.
Rönigliche Schauspiele.
Montag, 28. Aug. Im Schauspielhause. 141ste Abonnemente⸗
Vorstellung: Clavigo, Trauerspiel in 5 Abth., von Göthe. (Herr Hoppé wird in der Rolle des Carlos wieder auftreten. Anfang
halb 7 Uhr. —
Dienstag, 29. Aug. Im Opernhause. 92ste Abonnements⸗ Vorstellung: Oberon, König der Elfen, romantische Feen⸗Oper in 3 Abth., nach dem Englischen des J. R. Planché, für die deutsche Bühne übersetzt von Th. Hell. Musik von C. M. von Weber. Ballets von Hoguet. Anfang halb 7 Uhr.
Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gekauften, mit Sonn« tag bezeichneten Opernhaus-Billets gültig, auch werden die zu derselben noch zu verkaufenden Billets mit Sonntag bezeichnet sein.
Königsstädtisches Theater.
Zur Wiedereröffnung der Bühne nach zweimonatlichen Ferien:
Donnerstag, 31. Aug. Zum erstenmale: Er muß aufs Land, Lustspiel in 3 Akten, frei nach dem Französischen des Bayard und de Vailly, von W. Friedrich.
(Herr Hegel, vom Stadttheater zu Breslau: Ferdinand. Heir Neuber: Cäsar, als Debüt⸗Rollen.) Hierauf zum erstenmale: Du sollst nicht borgen. Vaudeville⸗
Musik arrangirt vom Kapellmei⸗ Er muß
Posse in 1 Akt, von A. Brendel. ster de Barbieri.
Freitag, den 1. Sept. Zum erstenmale wiederholt: aufs Land, und: Du sollst nicht borgen.
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