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ĩ ome l. Lieutenant Fürsten Liechtenstein befebligtes 82 . verließ jedoch diese befestigte Stadt
4 in Ferrar 2. ; ö 2 64 furzen Aufenthalte. Sobald dieses Ereigniß in hom belannt wurde, legte die päpstliche Regierung Protest dagegen
; er sämmtlichen Mitgliedern des diplomacischen Corps mit- 6 n die offizielle römische Zeitung vom 18. Juli zur Kteuntniß des Publikums gebracht wurde. Der Kaiserlichen Regie- rung kam dieser Protest erst am 16. August vermittelst einer Note des hiesigen päpstlichen Agenten zu. Die hierauf erfolgte Erwiede⸗ rung des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten lautet wie folgt:
„Der unterzeichnete Präsident des Ministerrathes und Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten Sr. K. K. apostelischen, Majestät bestätigt den Empfang der Note, womit ihn Graf Montani, Auditor der apo-= stolischen Nuntiatur, unterm 16ten d. M. beehrt hat, und worin derselbe, im Auftrage Sr. Heiligkeit, gegen die zeitweilige Besetzung von Ferrara durch einen österreichischen Truppenkörper, unter den Befehlen des Feldmar⸗ schall · ꝛieutenants FJürsten von Liechtenstein Einsprache thut. Die päpstliche Wemng will in dieser Thatsache eine offenbare Verletzung der le— gitimen Rechte des heiligen Vaters erblicken. Um jedoch zur Ueberzeu— ung zu gelangen, ob das angeschuldete Faltum wirklich eine, solche Bezeichnung verdiene oder nicht, erscheint vor Allem nothwendig, die Rei— henfolge jener Umstände in Erinnerung zu bringen, durch deren Zusammen⸗ wirken es herbeigeführt wurde. Der heilige Vater hat, wie Graf Montani ganz ii hervorgehoben, dem Kaiser niemals den Krieg erklärt. Se. Majestät ihrerseits hätte dem hohen Friedensamte, womit das Oberhaupt der Kirche betraut ist, Unrecht zu thun geglaubt, wenn Sie auch nur die Möglichkeit, sich mit dem heiligen Vater im Kriege zu befinden, angenom- men hätten. Gleichwohl darf nicht außer Acht gelassen werden, daß, wäh— rend der heilige Vater vor dem Angesichte Europa's seine friedlichen Ge— sinnungen für Oesterreich betheuerte, nicht nur zahlreiche, aus päpstlichen Unterthanen bestehende Freischaaren, sondern auch regulaire Truppen Sr. Heiligkeit die Gränzen der österreichischen Staaten überschritten und gegen die zur Vertheidigung der Integrität der letzteren berufenen Kaiserlichen Heere feindlich auftraten. Nachdem solchergestalt die päpstlichen Soldaten und Kreuzfah⸗ rer in direktem Widerspruche mit den feierlichen Versicherungen ihres legitimen Souverains handelten, wäre die Kaiserliche Regierung befugt gewesen, gegen diesel- ben so zu verfahren, wie es nach den Gesetzen und dem Gebrauche des Krieges gegen Individuen zu verfahren erlaubt ist, welche auf eigene Verantwor- tung und mit bewaffneter Hand sich dem Feinde entgegenstellen. Weit ent fernt jedoch, gegen selbe die volle Strenge der Kriegsgesetze anzuwenden, vielmehr nur der Stimme der Menschlichkeit Gehör gebend und nur jene Rücksichten vor Augen habend, welche sie gegen den heiligen Vater bei jeder Gelegenheit zu beobachten geneigt ist, behandelte die Kaiserliche Regierung jene bewaffneten Schaaren gleich jeder anderen, einem kriegführenden Theile angehörigen regulairen Truppe. Allein nicht nur päpstliche Streitkräfte hatten die Kaiserliche Armee auf österreichischem Boden bekämpft, sondern um die Mitte Juli mischten sich auch piemontesische Truppen unter die päpstliche Besatzung von Ferrara, indem zugleich weitere Verstärkungen pie⸗ montesischerseits in nächste Aussicht gestellt wurden. Dieser Umstand nun, vereint mit jenem, daß die österreichische Garnison der Citadelle von Fer— rara, bereits durch Krantheiten bedeutend geschwächt, auch noch mit Schwie⸗ rigleiten zu lämpfen hatte, um sich die nöthigsten Lebensmittel zu verschaffen, gestaltete die Lage derselben zu einer höchst kriti- schen. In Folge dessen erachtete der Ober Feldherr des Kaiserlichen Heeres es für unumgänglich, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um den Bestand jener Garnison zu sichern. Zu diesem Behufe wurde dem Corps des Fürsten Liechtenstein der Befehl ertheilt, bis nach Ferrara vorzurücken, um die unterbrochene Communication mit der österreichischen Besatzung die= ses Platzes wiederherzustellen, letztere mit Lebensmitteln zu versehen und endlich, um den wahren Stand der Dinge dort zu erkennen. Die nur kurze Erscheinung der Brigade des Fürsten Liechtenstein in Ferrara, so wie die Art und Weise, wie dieser General sich seines Austrags entledigte, ha— ben den Beweis geliefert, daß diese Eypedition keinesweges in feintlicher Absicht gegen die päpstliche Regierung unternommen worden, sondern blos aus militairischen Rücksichten von hoher Wichtigkeit gebeten gewesen sei. Sobald die päpstliche Regierung in dem Geiste der Weisheit ünd Unpar— teilichleit, welcher ihr eigen ist, sämmtliche Umstände der Thatsache, welche zu ihrer Beschwerde Anlaß gegeben haben, gehörig gewürdigt haben wird, wird selbe — der Unterzeichnete schmeichelt sich deffen — nicht an- stehen, anzuerkennen, daß es ein Erforderniß der Gerechtigkeit ist, die Ver— antwortlichkeit der in Rede stehenden Thatsache nicht auf dem das Kaiser— liche Heer befehligenden Feldherrn lasten zu lassen, welcher lediglich der ge⸗ bieterischen Dringlichteit der Kriegsverhältnisse gehorchte, wohl aber auf den Urhebern einer so abnormen, schwer zu bezeichnenden Stellung, wie es jene ist, in welcher sich seit mehreren Monaten die beiden angränzenden Staa— ten einander gegenüber befinden, einer Stellung, welche die Kaiserliche Re= gierung zu allererst beklagt und deren Aufhören sie sehnlichst herbeiwünscht. Indem der Unterzeichnete die Hoffnung ausdrückt, es werde die vorstehende sreimüthige Erflärung von Seiten der päpstlichen Regierung mit demselben Geiste des Friedens und der Versöhnung aufgenommen werden, aus wel— chem sie geflossen, ergreift er diesen Anlaß, um dem Herrn Grafen Montani die Versicherung seiner vollkommenen Hochachtung zu erneuern. Wien, 24. August 18148. (gez. Wessenberg.“
Sachsen. Leipzig, 30. August. (Leipz. Ztg.) In An⸗ erkennung der Verdienste, welche sich die hiesige Kommunalgarde durch Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung in unserer Stadt um Stadt und Land erworben hat, war derselben von Sr. Majestät dem Kö— nige eine Fahne zugedacht und der heutige Tag zur persönlichen Ue— bergabe bestimmt worden. Heute Vormittag) auf 10 Uhr traf der König mit dem ersten Dresdener Personenzuge hier ein. Es hatten sich das Fest⸗Comité, die Königlichen und städtischen Deputationen nebst der Geistlichkeit auf dem Bahnhose eingefunden, woselbst Se. Majestãt vom Bürgermeister Klinger in einer Ansprache herzlich be— grüßt wurde. Von hier aus nahm der hohe Gast unter fortwäh⸗ renden Lebehochs des Publikums seinen Weg zu Fuß nach seinem Absteigegaartier zum großen Blumenberg, begleitet von den sämmt— lichen Deputationen, denen er in seinem Hotel eine kurze Audienz gab. Zur Uebergabe der Fahne begab sich nach 10 Uhr eine Com- pagnje Kommunalgarde, gebildet aus allen Coinpagnieen und einem Theile des Offiziercorps, nach dem Hotel, wo diese Deputation die Fahne aus den Händen des Königs, begleitet von einigen freundli— chen Worten, verhüllt empfing und dieselbe nunmehr nach dem Exer— zierplatze, wo die sämmtlicht Kommunalgarde nebst den freiwilligen Reserve Compagnieen und den daran freundlich Antheil nehmenden beiden n, . Schützen-Bataillonen schon eine Stunde vorher im Quarrè aufgestellt war, gebracht wurde. Gegen 11 Uhr traf die— selbe ein und wurde auf den in der Mitte angebrachten schön delo— rirten Tisch gelegt. Es hielt hierauf der Herr General von Man— delsloh, als Chef der ganzen Jommunalgarde Sachsens, eine der Würde und Bedeutung angemessene sinnreiche Rede, enthüllte die überaus reiche und kostbare, init dem Landeswappen und den Landes? farben gezierte Fahne und übergab sie der Kommunalgarde im Na— men des Königs, nachdem er zuvor den ersten Nagel eingeschlagen hatte. Hierquf folgte die Ceremonie des Nageleinschl gens von ken Chargirten aller Compagnieen und Truppen-Abtheilungen, worüber bald 12 Uhr herangekommen war, wo Se. Masestat mit' der Suite, aus der Stadt geholt, zu Pferde und angethan mit der weißen Binde auf dem Exerzierplatz ankam und mit einem tausendstimmigen Hoch empfangen wurde. Der König ließ die Mannschast die Revue paf⸗ siren, sprach am Schlusse seine Zufriedenheit aus und begab sich unter nicht enden wollenden Hochs der Kommunalgarde und des über
aus zahlreich anwesenden Publikums mit der Suite zurüc nach der
Stadt.
Württemberg. Stuttgart, 29. Aug. (Schw. M.) Da bei dem Ministerinm des Innern fortwährend Gesuche von Ge— meinden um lehnungsweise Abgabe von Waffen, namentlich von Mu s⸗
642 keten, zur Auzrüstung von Bürgerwehren einkommen, so sieht sich dasselbe veranlaßt, Folgendes bekannt zu machen: „Nach einer Mit= theilung der Arsenal-Direction sind an die früher errichteten Bür— gergarden, an Sicherheitswachen und Bürgerwehren 9240 Musketen, Il 3 Karabiner, 1456 Pistolen, 196 Reiter⸗ und 3543 Infanterie⸗ Säbel abgegeben worden. Hiermit ist der Vorrath an entbehrlichen Waffen nicht nur erschöpft, sondern es stellt sich sogar an der vor—⸗ schristemäßig für das stehende Heer bereit zu haltenden Anzahl von Waffen ein beträchtlicher Abmangel heraus, welcher durch Wiedereinziehung aus= geliehener Mugsketen ergänzt werden muß. Zur Abgabe ist nur noch eine ge⸗ ringe Anzahl von Skeinschloß Karabinern und Pistolen vorhanden. Weitere Gesuche um andere als die letztgenannten Waffen und Aus— rüstungs Gegenstände müßten unberücksichtigt bleiben. Dagegen liegt noch eine beträchtliche Anzahl von auf Staatslosten aus dein Aus—⸗ lande bezogenen Musketen zur käuflichen Erwerbung für Bürgerweh—
ren um 15 Fl. 15 Kr. für das Stück im K. Arsenal in Ludwige—
burg bereit. Dirfe Gewehre, welche wegen der gesteigerten Anfor⸗ derungen, die gegenwärtig an die Staats kasse gemacht werden, nur gegen Baarzahlung beim Empfang, dringende Fälle ausgenommen, abgelassen werden, geben den Bürgerwehren Gelegenheit, der ihnen durch das Gesetz vom 1. April J. J. auferlegten Verbindlichkeit, für ihre Ausrüstung auf eigene Kosten zu sorgen, auf eine wohlfeile Weise nachzukommen. Ben 26. August 1848. Ministerium des Innern.
Hessen. Kassel, 29. Aug. Gassel. Ztg.) Der Regie— rungs Rath Wippermann ist, an die Stelle des auf sein Ansuchen entlassenen Geheimen Rathes Schwedes, zum provisorischen Vorstande des Finanz -Ministeriums ernannt worden.
Duvernoy.“
Ansland.
Oesterreich. Verona, 21. Aug. (Nürnb. Korr.) Feld- marschall-Lienutenant Baron Haynau, bis jetzt hiesiger Festungs Kommandant, hielt gestern Abend Heerschau über neun Bataillone von Feldjägern, steyerischen Freiwilligen, Gränzern, Ungarn, Deutschen und Italienern, eine Diwision Dragoner und zwei Batterieen Feldge schütz in Gegenwart einer ungemeinen Volksmenge und geht heute oder morgen als Kommandant des dritten Armee- Corps nach Bres— cia ab. In den Gebirgen, Hügeln und Ebenen der Provinzen Brescia und Como streifen noch immer 4000 Freischärler hin und her, darunter etwa 1400 Polen unter Anführung eins Polen und mit einigen Kanonen versehen. Dieser Anführer mit seinen Lands— leuten soll aus Frankreich gekommen sein. Sechs Bataillone Kaiser— liche sind schon bestimmt, ihn aufzusuchen und zu verfolgen. Er kämpft in zerstreuten Rotten, die jedoch in der ganzen Bewegung Einigkeit haben, lebt auf Unkosten der Dörfer und Orte, wo er hin— kemmt, und hält sich an den schweizerischen Gränzen, die er in dem schlimmsten Falle eines Ueberfalls oder einer tüchtigen Niederlage be⸗ treten wird.
Mailand, 21. Aug. Der Gazzetta di Milano zufolge, machte der piemontesische General Garibaldi nach der Uebergabe Mai- lands nnd dem Abschlusse des Waffenstillstandes, den er nicht aner— kannte, mit ungefähr 2009 Mann einen militairischen Streifzug im Lombardischen, wobei er in einer Proclamation alle möglichen In— jurien gegen Karl Albert, seinen König, häufte. Indem er sich hier kei immer den Weg zu einem klugen Rückzug offen hielt, machte er Requisitionen an Lebensmitteln und Pferden, trieb Contributionen in Geld ein, wobei er die Vermöglichen festnehmen ließ und im Falle der We gerung sie mit sich wegzuführen drohte, und beraubte, um die italienische Sache zu ehren, die Gemeindekassen, wo sich solche fanden, in den noch nicht wieder besetzten Gebietstheilen. Allein in Varese belief die gewaltsam beigetriebene Summe sich auf 80, 0006 Lire. Als er endlich am 20sten durch seine Spione erfuhr, daß ein Corps von ungefähr 1500 Oesterreicheün mit 6 Kanonen ihm auf den Leib rücke, hielt er es für's Klügste, „um das Land nicht weiter zu beunruhigen“, den Weg einzuschlagen, der ihn in Sicherheit brachte, indem er sich, die freiwilligen Beiträge der Einwohner mit sich nehmend, nach Magadino (Kanton Tessin) zurückzog.
Triest, 23. Aug. (A. 3.) In Venedig wird die Lage täglich troslloser. Welche Mühe sich die Gazetta di Venezia auch giebt, die traurigen Zustände zu überfirnissen, das Volk läßt sich nicht län ger mit Declamationen und leeren Versprechungen hinhalten und wird täglich ungestümer in seinen Forderungen. Moralisch ist Venedig für die Oesterreicher bereits erobert, und die erste Kanonenkugel, die auf die Paläste von St. Marco fällt, wird die Stadt zur freiwilligen Uebergabe bewegen. Die neapolitanischen und römischen Ofsiziere machen förmlich Opposition gegen die Regierung. Ihnen schließt sich der Adel und der Besitzstand an, dean alles Silber und Gold, alle Schmucksachen und irgend werthvolle Gegenstände werden denen ge— waltsam genommen, die sie nicht freiwillig opfern wollen. Die Mehr zahl der Einwohner würde sich gern alle Opfer gefallen lassen, wenn etwas Anderes dadurch zu erzielen wäre, als ein kurzer Aufschub des unvermeidlichen Einzugs der Oesterreicher. Manin schwebt zwischen Tod und Leben; er ist zum Tyrannen geworden, theils um sich seiner eigenen Haut zu wehren, theils um durch Gewalt zu erzwingen, was er auf gewöhnlichem Wege nicht erringen kann. Die militairische Besatzung der Stadt wird auf 10,000 Mann angeschlagen.
Krakau, 30. Aug. Die Gazeta Krakowska meldet, daß gestern der General Dwernizki hier eingetroffen ist.
Der Karlsr. Ztg. schreibt man aus Ober⸗-Italien vom 20. August: „Endlich, nach so langer Aufregung, nach einer bei— spiellosen Verwirrung und Zuchtlosigkeit ist auch bei uns wieder ein Zustand der Ruhe und Ordnung zurückgekehrt. Die Oesterreicher benehmen sich in jeder Hinsicht vortrefflich; ihre Mannszucht und Mäßigung wird selbst von den Italiene n bewundert, die nach ihrer Denkungeweise nicht recht begreifen können, daß Jemand, der die Macht in Händen hat, erlittene Unbilden ungeahndet läßt. Es ist bis jetzt Niemand wegen seines früheren politischen Verhaltens ver— folgt worden, und die Wenigen, welche der Marschall nach seinem Einzuge in Mailand verhaften ließ, waren solche, die sich bei der Plünderung der Paläste früherer Regierungsmitglieder betheiligt hat— ten. Auf dem Lande hat die Ankunft der Oesterreicher unter der Be⸗
völkerung überall die größte Freude erregt. Man betrachtet sie dort als die Befreier von einem nachgerade unerträglich gewordenen Joche.
Die fortdauernden Erpressungen an Geld und Mannschaft hatten über— all Unzufriedenheit und Erbitterung erzeugt. Diese waren aber aufs höchste gestiegen, als das Zwangsanlehen von 14 Mill. Lire und eine neue Aushebung von 50,000 Mann ausgeschrieben wurde, als man das Stiftungspermögen plünderte und alle werthvollen Kirchengefäße nach Mailand schleppte, um sie dort einzuschmelzen. Man hatte, schon früher offen behauptet, und es wird jetzt mit der größten Bestimmt⸗ heit wiederholt, daß von den großen Summen, welche zur Führung des Krieges aufgebracht wurden, ein guter Theil in die Taschen der Verwaltungsherren geflossen sei. Die vorgefundenen Rechnungen sol— len dafür die sprechendsten Beweise enthalten. Von den Geflüchteten ist in den letzien Tagen eine große Anzahl nach Mailand zurücge—
kehrt; die meisten Uebrigen werden folgen, wenn sie sehen, daß sie sür ihr Leben und ihre Sicherheit nichts zu befürchten haben. Die republifanisch Gesinnten, Mazzini an der Spitze, haben sich größten theils nach Genua gezogen, wo es fortwährend sehr stürmisch zugeht. Das Projekt einer ligurischen Republik spukt dort in den Köpfen, und nur dem Widerwillen des Bürgerstandes hat man es zu verdanken, daß es noch nicht zur Ausführung gelommen ist.“
Frankreich. National ⸗Versammlung. Schluß der Sitzung vom 28. August. Nach Annahme Les Gesetzes rücksichtlich der Handelegerichte bestieg Senard, Minister des Innern, die Red⸗ nerbühne und legte einen Gesetz- Entwurf vor, der die langverheißene Reorganisation der Leihämter ins Werk setzt. Der Entwurf zerfällt in 9 Artikel und soll des Ausbeumnng der Armen durch die bisheri- gen sogenannten Commissionaire ein Ende machen. An deren Stelle treten Hülfe-Büre us. Der Zinsfuß des Stasts-Kapitals bleibt auf 3 pCt. An die Abtheilungen zur Prüfung überwiesen. Nach dieser Vorlage gab der Minister Erläuterungen über die in den Tuilerieen weggenommenen Papiere Ludwig Philipp's und seiner Familie, in⸗ dem er sagte, daß man sie sämmtlich sorgfältig gesammelt habe. Schon am 29. April seien alle wichtigen Papiere versiegelt und in Zimmer gebracht worden, deren Thüren ebenfalls versiegelt word n. Seitdem habe Herr Letronne aus den Händen des Mi⸗ nisters alle versiegelten Kisten und Cartons empfangen und die⸗ selben in die Staats- Archive niedergelegt; wenn also Ent. wendungen geschehen wären, so könnten sie nicht in der letzten Zeit stattgefunden haben. Herr Hamard meinte, nach der Erklärung des Piinisters wisse man so viel wie zuvor. Es heiße, daß eine der mit Obhut der Tuilerieen-Papiere beauftragten Personen, nach ihrer Angabe zur Ueberbringung eines Albums, nach England gereist sei. Heir Senard bemerkte, daß er über diese Person sich nicht näher äußern könne, weil sie gerichtlich verfolgt werde. Ein Mitglied: „Und die Veröffentlichungen in der Revue Retrospective?“ Herr Senard: „Diese Dokumente konnten in den ersten Tagen wegge— nommen sein; die Regierung hat damit nichts zu thun.“ Ein Mit— glied: „Die Regierung hätte ihre Zurückgebung veranlassen sol⸗ sen.“ Herr Taschereau: „Der Minister bätte auch erllären sol- len, daß die früheren Kabinette der Sache fremd waren. Die in der Revue Retrospective veröffentsichten Aktenstücke waren in zwei Portefeuilles, die in den Tuilerieen sich befanden.“ Ein Mitglied: „Wer theilte sie Ihnen mit?“ Herr T aschereau: „Ein Mitglied der vollziehenden Kommission, Herr Ledru⸗ Rollin selbst, theilte mir sie mit und erlaubte mir, eine Abschrift davon zu nehmen. Die Papiere wurden unverzüglich wieder an ihren Ort zu— rückgebracht.“ Herr Laussedat verlangte, daß die Versammlung zur Prüfung diefer Aftenstücke, welche über die Politik des Landes und das Velfahren der ehemaligen Minister Ausflärungen geben könn⸗ ten, aus ihrer Mitte eine Kommission ernenne. Herr Senard er⸗ suchte die Versammlung, der Verwaltung dahin zu vertrauen, daß diefe das Nöthige thun werde. Wolle sie jedoch einen direkten Schritt thun, so habe die Regierung nichts dagegen. Die Versammlung be⸗ schloß, morgen über den Laussedatschen Antrag zu entscheiden. Goudchaur, Minanz-Minister, legt ein Gesetz vor, daß die Verfü—⸗ gung vom 15. April rücksichtlich der Salzsteuer aufheben soll. De la Touche überreichte einen Antrag rücksichtlich der Journal -⸗Gesetz⸗
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gebung. Die Versammlung trennte sich um 6! Uhr.
Sitzung vom 29. Au gust. Abbe Lamenngis verlangte von neuem, daß die Versammlung die Autorisation zu seiner gericht- lichen Verfolgung wegen eines von ihm herrührenden Zeitungs- Ar⸗ tikels, statt des Geschäftsführers des Journals, ertheile. Sein Ver⸗ langen wurde jedoch, nach dem Antrag der Kommission, durch die vorläufige Frage beseitigt. Hierauf wurde der Verfassungs⸗Entwurf, wie ihn die Kommission nach Anhörung der Abgeordneten der Ab⸗ theilungen umgearbeitet hat, verlesen, und zwar von dem Secretair der Kommissson, da der Berichterstatter, Herr Armand Marrast, Präsi⸗ dent der Versammlung, noch unpäßlich ist. Mehrere der Hauptände— rungen, welche die Kommission in dem ursprünglichen Ent— wurfe vorgenommen, sind schon erwähnt worden. Die neue Einleitung begreift nur acht Artikel und ersetzt die frühere Einleitung, welche den Titel: „Erklärung der Rechte und Pflichten“ führte, und das Kapitel J. über die Volkssouvcrainetät. Die Verfassung verspricht im Namen der Republik eine billigere Vertheilung der Lasten und der Vortheile der Gesellschaft unter alle Bürger, so wie Schutz für ihre Person, ihre Familie, ihre Religion, ihr Eigenthum und ihre Arbeit. Sie verspricht unter Anderem den für alle Menschen unerläßlichen Unterricht und Arbeit in den Gränzen der Stäats-Hülfsquellen. Endlich erklärt sie, daß die Republik die fremden Nationalitäten achten, nie zu Eroberungs-Zwecken Krieg führen und nie ge⸗—
gen die Freiheit irgend eines Volkes kämpfen wird. Das Kapitel VIII. des ursprünglichen Entwurfs, betitelt: „Garan⸗— tie der Rechte“, soll unter dem Titel: „Durch die Verfassung
gewährleistete Rechte der Bürger“, jetzt Kapitel II. bilden; fast alle f üheren Artikel sind beibehalten, mit Ausnahme dessen, der sich aaf die wesentlichen Garantieen des Rechtes auf Arbeit bezieht, und der in dem Sinne abgeändert ist, daß die Verfassung blos die Frei⸗ het der Arbeit und Industrie garantiren soll, indem sie zugleich ver— spricht, die Entwickelung der Arbeit in jeder Weise zu begünstigen. Ten Greisen, Frauen und Kindern wird der Beistand des Staates versprochen. Die anderen Kapitel des früheren Verfassunge-Entwur⸗ fes sind mit unbedeutenden Abänderungen beibehalten worden. Die Kommission hat schließlich entschieden, daß die Nation sofort nach Annahme der Verfassung, die mittelst dreimaliger Verlesungen gesche⸗ hen sell, zur Wahl des Präsidenten der Republik und zur Diskussion der als Ergänzung der Verfassung noch nothwendigen organischen Gesetze zu schreiten habe. Der Tag, an welchem die Berathungen des Verfassungs- Entwurfes beginnen sollen, wird morgen festgesetzt werden.
Paris, 29. Aug. Nach Privat-Berichten, die in Paris aus Wien und Italien eingegangen, hätte Oesterreich für das Alnerbieten einer Vermittelung gedankt und wolle seine italienischen Angelegen⸗ heiten selbst reguliren. Radetzky und Karl Albert seien bereits mit einander über den Friedens- Handel einig, und die Lombardei bleibe öster= reichisch. Der Speçtateur Republicain hat in Folge dessen eine drohende Sprache angenommen. Nachdem er Lin einiges, freies, selbstständiges Italien als die gerechteste, schönste und einstimmigst vertheibigte Sache dargestellt hat, für die ö so viele heldenmüthige Versuche gemacht woiden seien, sagt er: 1 Wir glau= ben, daß der entscheidende Augenblich naht., Entweder fördert ihn die französisch englische Vermittelung, oder die bewaffnete Interven⸗ tion! trült ein. Wir erhalten weder aus Wien noch aus Mailand entscheidende Antwort. Wir wissen nicht einmal, ob die Vermittelung angenommen oder verweigert ist. Wir sind des längeren Wartens müde. Wer regelt denn eigentlich die Angelegenheiten Italiens, ist es der Kaiser mit seinem, Minister, oder ist es Radezky Ver⸗ liehen ihm seine militairischen Siege die nöthigen Vollmachten von selbst? Wir wissen es nicht, bringen aber auf Erledigung. Der Srt, wo die Unterhandlungen stattfinden, ist uns sehr gleich- gültig. Mag das in Mailand, Turin oder Wien geschehen, durch
Hencrale, Minister oder Diplomaten, das hat nichts zu sagen, nur
müssen sie vorwärts schreiten, und zwar redlich. Wir verlangen dies. Wir haben ein Recht hierauf und werden es erfüllt sehen, wenn Oesterreich wirklich am Frieden hält. Wir werden nicht so unklug sein, den Winter heraurlücken zu lassen, ohne diese wichtige Angelegen⸗= heit regulirt zu sehen. Auch beliebt es uns keinesweges, uns durch scheinbare Unterhandlungen so lange hinziehen zu lassen, bis es dem wiener Kabinet gelänge, alle seine Kräfte gegen Italien zu sammeln. Noch viel weniger kann man uns zumuthen, ruhig zuzusehen, wie man sich in den Stand setzt, um gegebenen Falles gegen uns den ersten günstigen Augenblick zu benutzen. Wir können dieses Zwitterverhältniß nicht länger ertragen; entweder Freund oder Feind, Krieg oder Frieden; für die heutige Beschaffenheit Frankreichs wirkt eine solche scheinbare Ruhe viel schädlicher, als ausgebrochener Kampf. . Kriege! Wir haben ihn nicht hervorgerufen, sondern brweisen nur, daß er uns nicht abschreckt. Ec wird unseren Zwistigkeiten en Ziel setzen, die Republik befestigen und vergrößern. Er wird uns die alten Heldengeschichten, Siege und große Charaktere wieder verschaf⸗
Gehe es zum
643 kanzlen erklärte, daß die Finanzlage solche Vorschüsse nicht gestatte, worauf die zweite Verlesung der Bill genehmigt ward.
Aus Dublin schreibt man unterm 26. August, daß der ange⸗ kündigte Besuch Lord J. Russell's dort das allgemeine Tagesgespräch bilde, da man über die Politit, welche wahrscheinlich das Ergebniß seiner Konferenzen mit Lord Clarendon sein werde, die ausschweifend= sten Muthmaßungen hege und verbreite. Das Evenin g - Paket schlägt vor, daß man dem Premier-Minister, um ihm Irlands wirk⸗ liche Beschwerden anschaulich zu machen, die Tausende von Insassen der überfüllten Armenhäuser in Projession vorführen und ihn in die schmutzigen Wohnungen der Bettler, in die stillstehenden Fabriken ge— leiten möge. Die Armengesetz⸗Kommissare haben beschlossen, die Hülfs-Inspektoren noch auf mindestens 6 Monate im Dienste zu be— lassen. Die Sitzungen der Spezial⸗-Kommission zur Aburtheilung der
gefangenen Aufrührer werden, wie jetzt versichert wird, erst am 25.
fen. Auch diesmal sind es, merkwürdig genug, gerade wieder die
Feinde Frankreichs, welche es durch ihr Benehmen gleichsam mit Ge walt zum Kampse fordern, aus welchem es nur stärker und glor⸗— reicher zurückkehren kann.“ Die Presse enthält folgende Mittheilung: „Der Courier, welcher die Depeschen zu überbringen hatte, in denen Oesterreich die Vermitte ung Frankreichs und Englands ange boten wird, verließ Paris in der Nacht vom Tten. Es sind also 21 Tage verstrichen, ohne daß in Paris eine Antwort des wiener Kabi⸗ nets in dieser Sache eingetroffen wäre. Die französische Regierung ist verdrießlich über dies Schweigen. In einem vor zwei Tagen ge haltenen Ministerrath wurde beschlossen, Herr Bastide solle eine neue und dringende Aufforderung an das wiener Kabinet richten, daß es eine kategorische Antwort gebe, ob Oesterreich die englisch⸗ franzö—
sische Vermittelung annehmen wolle oder nicht. Um dieser Aufforderung einrn stärkeren Nachdruck zu verleihen, scheint in demselben die Zusammenziehung eines Observations- Corps
an den Ufern des Rheins beschlossen worden zu sein. Wie ernst auch diese Thatsachen erscheinen mögen, so wird ihre Bedeutung doch sehr vermindert durch einige Erläuterungen, die wir über die Ursachen, welche die Antwort Oesterreichs auf das Vermittelungs - Anerbieten bisher verzögert haben, zu geben im Stande sind. Wer nur einiger maßen mit dem diplomatischen Brauch bekannt ist, der weiß, daß die über die englisch-französische Vermittelung einzuleitenden Unterhand lungen einen im höchsten Grade offiziellen Charakter haben müssen. Da nun aber die französische Repablik vom wiener Hofe noch nicht anerkannt ist, so konnte dieser Hof bis jetzt nur nicht offizielle Be— ziehungen zu Frankreich unterhalten. Der Minister Doblhoff hat nun zwar am 22sten in der wiener Reichstags-Versammlung bestimmt erklärt, daß das wiener Kabinet beschlossen habe, anzuerkennen. Aber dieser Alt kann doch nicht eher vollständig statt sinden, bis die beiden Regierungen gegenseitig Rrpräsentanten bei einander beglaubigt haben, und so lange muß solglich die Eröffnung der Verhandlangen über die Pacification Italiens vertagt bleiben. Ueberdies ist der österreichische Munster der auswärtigen AÄAngelegen heiten, Baron Wessenberg, der bekanntlich in Frankfurt gewesen, um mit der deutschen Centralgewalt über die an Frankreich und England zu ertheilende Antwort zu köunferiren, erst am 21sten Abends nach Wien zurückgekehrt, es läßt sich also leicht denken, daß auch die Abwesen— heit dieses Diplomaten die von der französischen Regierung so unge⸗ duldig erwartete Antwort verzögert hat. Es ist übrigens gewiß, daß die französische Regierung auf das von Herrn Tomaseo im Namen der venetianischen Republik gestellte Interventions -Gesuch ablehnend geantwortet hat. Als Grund führt sie an, daß eine partielle Inter— vention zu Gunsten Venedigs die italienische Sache nur noch mehr verwickeln würde.“
Der T ivislons General zu Metz hat nach dem Courrier de la Moselle Befehl erhalten, sofort „ Compagnieen sämmtlicher In fanterie⸗Regimenter, deren Trußppenzahl unverzüglich vermehrt werden soll, auf vollständigen Kriegsfuß zu setzen. Die 60,06, Mann der Alpen⸗-Armee stehen jetzt in ihren Kantoönnirungen beisammen und sind bereit, auf den ersten Wink die Gränze zu überschreiten; fast alle Infanterie⸗Regimenter sind erst kürzlich aus Algerien heingekehrt.
Caussidisre soll sich eben so wie Louis Blanc nach England ge⸗ wendet haben.
Das Journal des Täbats erklärt in einem leitenden Arti— kel, daß es seine Ausichten über Herrn Louis Blanc und Herrn Caus sidinre zurückhalten wolle, da dieselben als Angeklagte vor Gericht gestellt werden würden. Dagegen äußert es ausführlich seine An sichten über Herrn Ledru Rollin, den Minister des Innern nach der Revolution vom 24. Februar, gegen welchen der Bericht der Unter— suchungs-Kommission bekanntlich ebenfalls schwere Beschu'digungen enthalten hatte. „Herr Ledin Rollin“, sagt das genannte Blatt, „will der Führer einer Partei sein und bat in den Verhandlungen über den Bericht der Kommissson das Programm derselben aufge⸗ stellt. Wir sind gezwungen, Herrn Ledru-Rollin wiederholt zu er klären, daß er sich in seinem Programme oder in seiner Partei geirrt hat; denn er hat in der That das Programm der Partei der So⸗ zialisten oder doch beinahe angenommen. Und doch ist er kein So— zialist. Er ist ein politischer und nicht ein sozialer Revolutiongir. Aber da es über die Republik, über das allgemeine Stimmrecht hin aus in der Politik nichts mehr giebt, so tritt Jeder, der sich in dem Kreise der Revolution nicht durch die jetzigen Staats-Einrichtungen für befriedigt hält, unmittelbar in den Sozialismus ein. Diesseits des allgemeinen Stimmrechts liegt noch ein großer Raum; das ist ganz offenbar; jenseits aber stößt man gleich auf den Abgrund des Sozialismus. Dies ist denn auch Herrn Ledru Rollin begegnet. Er wollte ein Programm haben, welches sich noch innerhalb der jetzi⸗ gen Staats-Einrichtungen hielte; er wollte der Führer derjenigen sein, welche sich nicht für befriedigt hielten; er fand aber nur die Ideen des Sozialismus.“
Die Anfregung zu Lille ist ohne Losbruch vorübergegangen. Zwar versammelten sich dichte Arbeiterhaufen an mehreren Orten und erhoben gewaltiges Geschrei; sie wurden jedoch durch die aufge⸗— botene bedeutende Militairmacht völlig eingeschüchtert. Um 9 Uhr Abends hatten sich alle Gruppen zerstreut, und bald entließ man die Truppen und die Nationalgarde. Zahlreiche Verhaftungen fanden statt. Die Vertheilung von Unterstützungen an die Arbeiter, welche in Folge der Auflösung der Gemeinde- Werkstätten am Freitage ge⸗ schah, trug viel dazu bei, die Arbeiter von Exzessen abzuhalten.
Das Siecle lobt die Unparteilichkeit und die Haltung voll Würde und Mäßigung, welche die Untersuchungs Kommission wäh— . der peinlichen Debatte in der National-Versammlung bewährt habe.
Großbritanien und Irland. London, 28. Aug. Heute fand ün auswärtigen Amte wieder ein Kabine srath statt.
In der heutigen Mittags- Sitzung des Unterhauses beantragte der Schatzkanzler die zweite Verlesung der Bill in Betreff der westindischen Kolonicen und der Jusel Mauritius. Lord Bentinck verlangte, daß der Schatzkanzler den Pflanzern, welche sonst großen— theils ihre Thätigkeit einstellen müßten, Geldvorschüsse auf die Aerndte machen solle, um den Ruin der Kolonien zu verhindern. Der Schatz⸗
September beginnen. Die Gesellschaft für periodische Parlaments Sitzungen in Irland hat ein von Lord Fitzgerald unterzeichnetes Rundschreiben erlassen, worin die Vorschriften der Gesellschaft und die Zwecke ihrer Mitglieder kundgemacht werden. Nach dem Rund schreiben sollen die Anstrengungen der Gesellschaft einzig und allein
darauf gerichtet sein, Irland die Vortheile periodischer Stzungen des
Parlaments der drei Reiche zu sichern. .
Nach amtlichen Berichten wurden in dem Halbsahre bis zum 20. Juni 1848 auf sämmitlichen Eisenbahnen von Gioßbritanien und Irland 26, 330,466 Passagiere befördert. Durch ling ücke falle wur— den auf den Bahnen 9 Personen getödtet und 99 mehr oder min⸗
der schwer verletzt; 5 Passagiere kamen durch eigene Schuld, 6 ohne
ihr Verschulden um. Vie große Mehrzahl der Todesfälle traf An gestellte der Bahnen, und zwar 52 durch eigene Unvorsichtigleit oder Fahrlässigkeit. ; .
Lord Hardinge ist vorgestern von Irland hier wieder eingetrof—
fen und hatte lange Unterredungen mit dem Herzoge von Wellington
und Lord John Russell.
Relgien. Brüssel, 30. Aug. Louis Blanc ist, der In dependance zufolge, vorgestern Abends von Gent nach Ostende abgereist, wo er sich noch an demselben Abend um 9Ulhr nach Eng— land eingeschifft hat. Vor seiner Abreise hat er eine der anwesenden Personen beauftragt, in seinem Namen dem Bürgermeister und dem
Gouverneur für die rücksichtsvolle Begegnung zu danlen, welche ihm
während seiner kurzen Haft zu Theil geworden.
bis Ostende, mit dem er sich ruhig unterhielt,
die französische Republik sofort
nus, zu dem sich die Mehrheit der Belgier
Er soll von seinen pariser Freunden mit 3000 Fr. Reisegeld ausgestattet sein. Zwei Drittel davon hatte er in französischen Banknoten, ein Drittel in Gold bei sich. Von Gent aus begleitete ihn der Oberst Prondzyneki ohne durch die Neu gier sich stören zu lassen, deren Gegenstand er unterweges überall war. Seine Haltung war nichts weniger als niedergeschlagen. Ge— päck hatte er gar nicht und von Papieren nichts als seine Karte als Mitglied der französischen National-Versammlung.
In der Independance liest man: „Der wahre Lieberalis— bekennt, weist mit Ab
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scheu die Theörieen von sich, welche die Familie und das Eigenthum
untergraben wollen.
Vergleich kann man
Kammer
Kreuzzuges, den sie unternehmen.
sein pflegen.
Der wahre Liberalismus ist auf Ordnung ge— gründet; er verbessert, er vervollkommnet, um zu erhalten, ohne je die Grundlagen einer regelmäßigen Gesellschaft anzurühren; er folgt der Gesittung, ohne sie aufhalten, und noch viel weniger, sie zum Rückschritte zwingen zu wollen. Unsere Gegner aber haben eine unniögliche Arbeit unternommen. Um zu erhalten, möchten sie zu— rückschreiten, niederreißen, die Früchte der Arbeit, der Leiden mehre— rer Generationen vernichten, uns zu der vor 1789 bestandenen Ord— nung der Dinge zurückführen. Das ist der wahre Sinn des neuen
Es haben Wahnsinnige die libe⸗ ralen Lehren und die Gesetze, welche daraus folgen, übertreiben kön nen. Allein muß man deswegen das Recht der Prüsung, die libe⸗ rale Philosophie, die fortschreitende Politik verdammen? Welchen anstellen zwischen Turgot und Prondhon, zwi schen Canning und Thors, zwischen dem weise foörtschreitenden Libe— ralismus und den wilden Theorien des Kommunismus?“
Italien. Rom, 19. Aug. (A. 3.) In allen Stunden des Tages kann man auf unseren wüsten, von altrömischen Ruinen umgränzten Plätzen, besonders in der Nähe der Thermen Tiocletian's, Hunderte von Gruppen angehender Soldaten von ernsten Römern im
Ueberrocke in der Handhabung der Waffen unterrichten sehen; es sol⸗
len zur Vertheidigung des Kirchenstaates außer den früher von der delretirten Truppen nun noch 25,100 Mann angeworben Außer der Furcht vor den Oesterreichern ist dieses neue Be⸗ waffnungs- Dekret vorzüglich durch folgendes merkwürdige Erxeigniß veranlaßt. Unter den Truppen der zwei im Solde stehenden Schwei— zer-Regimenter waren in vergangener Woche zu Rimini, in La Ca lolica und anderen Orten Mißhelligleiten vorgelommen, welche eben so viele Symptome einer drohenden Auflösung der Disziplin zu s Da trafen vorgestern und gestern aus den Legagtio— nen zwei Estaffetten auf dem Quirinal mit der Nacht ein, mehrere Compagnieen der fremden Soldtruppen seien desertirt; doch haben
werden.
311 aus Commacchio zu ihrer Aufsuchung ausgesendete „üsiliere in
Valle Trebba ein Corps von 48 und in Codigoro einen Haufen von 90 herumstreifenden Schweizern mit Hülfe zweier Feldstücke gefangen genommen und wieder eingebracht. Ein anderer Haufe von 120 Flüchtlingen ging hinter Ferrara zu den Oesterreichern über. Amt⸗— liche römische Nachrichten sagen, sie hätten vor ihrer Flucht die Kassen verschiedener Gemeinden beraubt. Nichts Gewisses über den Grund soelcher plötzlichen Signesänderung der Schweizertruppen, die sich bei Vicenza nach Radetziy's eigenem Geständniß als Männer ge— schlagen. Unter solchen Umständen arbeiten unsere Patrioten darauf hin, durch Anwerbung möglichst vieler Inländer die Hülfe jener zwei Fremden-Regimenter ganz überflüssig zu machen.
Spanien. Madrid, 23. Aug. Herr de Jaeger, der den König der Belgier bisher hier vertrat, ist nach Belgien zurückgerusen worden, um dort die Gouverneurstelle der Provinz Ost- oder West Flandern zu übernehmen.
Wissenschaft und Runst.
München, 25. Aug. (A. 3.) Die heute Mittags eröffnete Kunst— Ausstellung ist nicht besonders glänzend ausgefallen, weder was die Menge, noch was den Werth der ausgestellten Gemälde betrifft. Am reichsten ist
darin das Genre und die Landschast, letztere namentlich durch die bekannten
hiesigen Landschastsmaler vertreten. Von fremden Schulen fand ich allein die holländische zahlreich repräseutirt durch Maler, wie Carpentero, Verreydt, Ruypten, Braekleer, Vennemann, welche einzelnes Gutes, aber auch viel des Mittelmäßigen geliesert haben, spärlcch dagegen die französische Schule, von welcher nur Coignet, Gudin, Gallait (Brüssel) und Claudius Jacquard, Letzterer indeß die Perle der ganzen Ausstellung (seine Henriette von Eng- land, wie sie mit ihren Kindern um einen Besuch bei ihrem gefangenen Gemahl Karl J bittet) eingeschickt haben.
Von gestern bis heute Mittags sind an der asiatischen Cholera als erkrankt angemeldet: 50.
Berlin, den 1. September 1848.
Königliches Polizei⸗Präsidium.
Markt ⸗Berichte.
Berliner Getraidebericht vom 1. Septemter. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen uach Qualität 6 — 65 Rthlr. Roggen loco 30 — 32 Rthlr. „S2 pfd. p. Sept. / Okt. 32 Rihlr. „Oft. Nov. 33 Rthlr. bez. Gerste, große, loco 26 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 16—17 Rthlr. Rüböl loco 11—10 3 Rthlr. Sept. / CTkt. 11 Rthlr., 101 —101 bez. Oft. Mov. 11! Rthlr., 11 bez. u. G. Nov. Tez. 115 - 11 Jithlr. Leinöl loco 9 Rthlr., Lieferung 93. Spiritus loco 20 — 20M Rthlr. bez. y Sept. / Ott. 19 — 19 Rthlr. bez. n Okt. Mov. 187 Rthlr. G.
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 31. August. Weizen 2 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr. Roggen 1 Rthlr. 10 Sgr., auch 1 Rthlr. 7 Sgr.
3u Lande:
13 Sgr. 2 Pf.;
6 Pf.; große Gerste 1 Rthlr. ? Sgr. 6 Pf.; Hafer 22 Sgr. 10 Pf., auch 21 Sgr. 3 Pf.; Linsen 2 Rthlr. 15 Sgr.
Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 21 Sgr. 3 Pf., auch 2 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 11 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rthlr. 3 Sgr. ) Pf.; große Gerste 1 Rthlr. 3 Sgr. J Pf., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Hafer 20 Sgr. Mittwoch, den 30. August. Das Schock Stroh 5 Rthlr. 15 Sgr., auch 5 Rthlr.; der
Centner Heu 22 Sgr. 6 Pf., auch 15 Sgr.
K KNartoffel⸗Preise. Der Scheffel 15 Sgr., auch 10 Sgr.; metzenweis 1 Sgr., auch 9 Pf. Branntwein ⸗Preise. Die Preise von Kartoffel-Spiritus waren am 25. August 1848 183 Rthlr.
26. n . srei ins Haus geliefert 28. — » 19 n. 18. . 1p. 200 Quart d 54 * . » 19 us. 185 „ J oder 10,800 56 nach . » 19 Tralles. 841. n 19 151
Korn-Spiritus: ohne Geschäft.
Berlin, den 31. August 1848. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.
Königsberg, 29. Aug. Zufuhr war mittelmäßig. Weizen 70 bis 80 Sar. pr. Schfl., Noggen 33 bis 37 Sgr., große Gerste b bis 33 Sar, kl. Gerste 28 bis 32 Sgr., Hafer 18 bis 21 Sgr. graue Erbsen 50 bis 60 Sgr., weiße Erbsen 45 bis 55 Sgr., Kar⸗ loffeln 12 bis 135 Sgr., der Ctr. Heu 13 bis 16 Sgr.
Danzig, 29. Aug. An der Börse wurden verkauft: gestern noch 8! L. 16 pfd. inl. Weizen zu 517 Fl.; heute 20 L. 131— Z2pfd. do. zu 5373 Fl. pr. Cour. die Last; 6 X. 133 pfd. do. 164 L. poln. do. u. 12 X. 106pfd. inländ. Gerste zu nicht bekannt gewor— denem Preise.
Stettin, 31. Aug. Getraide. Weizen in schwerer Waare wenig angetragen; leichtere eher matter, 40 Wspl. S8pfd. gelber schlessscher waren zu 66 Rihlr. am Markt, ohne Käufer zu finden. Roggen sehr angenehm; in loco für S7pfd. 33 Rthlr. gefordert, S5 / Sbpfe. mit 32 Rthlr. bezahlt und 33 Nthlr. gefordert; pr. Sept. /„ ft. 325 Rthlr. Br., 32 4 323 Rthlr,. G., pr. Frühjahr mit wenig Abgebern 36 Rthlr. Br., 35 Rthlr. G. e
Rüböl anziehend, in loco 107 Rthlr. und pr. Sept. / Okt. 16. Nthlr. bezahlt, pr. Oft./ Nov. 107. Nthlr., pr. Nov.. Dez. 167 Rthlr., pr. Januar, Februar und März 10 a 11 Rthlr. Geld und Brief.
Spiritus ebenfalls etwas fester gehalten, aus erster Hand zur Stelle und aus zweiter Hand ohne Fässer 19 bis 19 5, mit Fäs⸗ sern 204 6, G., pr. Sept / Okt. 20 „5 zu machen.
Posen, 28. Aug. Weizen 2 Rthlr. 2 Sgr. 3 Pf., auch 2 Rthlr. 11 Sgr. 1 Pf.; Roggen 28 Sgr. 11 Pf., auch 1 Rthlr. 2 Sgr. 3 Pf.; Gerste 24 Sgr. 5 Pf., auch 26 Sgr. 8 Pf.; Hafer 15 Sgr. 7 Pf., auch 17 Sgr. 9 Pf.; Buchweizen 26 Sgr. 8 Pf., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 1 Pf.; Kartoffeln 8 Sgr., auch 8 Sgr. 11 Pf.; der Ctr. Heu zu 110 Pfd. 20 auch 24 Sgr.; Stroh, das Schock 4 Rthlr., auch 4 Rthlr. 15 Sgr.; Butter, das Faß zu 8 Pfund 1 Rthlr. 15 Sgr., auch 1 Rthlr. 20 Sgr.
— 30. Aug. Spiritus pro Tonne von 120 Quart zu S0 9h. Tralles 187 — 185 Rihlr. .
Neuß, 29. Aug. Weizen 2 Rthlr. 16 Sgr., Roggen 1 Rthlr. [1 Sgr., Wintergerste 1 Rihlr. 4 Sgr., Sommergerste 1 Rihlr. 4 Sgr., Buchweizen 1 Rthlr. 8 Sgr., Hafer 24 Sgr., Erbsen 2 Rtblr. Rappsaamen 3 Rthlr. 14 Sgr. Kartoffeln 15 Sgr. Heu pr. Ctr. v. 110 Pfd. 18 Sgr. Stroh pr. Schock v. 12090 Pfd. 4 Rihlr. 12 Sgr. Kleiner Saamen 3 Rthlr. 6 Sgr.
Rüböl pr. Ohm à 282 Psd. o. J. 31 Rthlr. 15 Sgr. dito pr. Okt. 31 Rihlr. 15 Sgr.
Rübkuchen pr. 1000 St. St. 32 Rthlr.
Preßkachen pr. 2000 Pfd. 28 Rthlr.
Branntwein pr. Ohm 18 Gr. 12 Rthlr. 10 Sgr.
Getraide zu den erhöhten Preisen wenig gefragt. verändert.
London, 28. Aug. Das Wetter bleibt anhaltend trübe und feucht und für die Aerndte höchst ungünstig. Heute hatten wir eine gute Zufuhr von Kent und Esser Weizen neuer Aerndte, aber von so schlechter Qualität, daß sich nur wenige Käufer dazu fanden und nicht über 14 Sh. pr. Qr. gezahlt wurde; gute alte Sorten holten 3 Sh. höhere Preise. Fremder Weizen frei 2 bis 3 Sh., in Bonds 3 Sh. pr. Qr. höher. Mais 3 bis 4 Sh. höher, aber schwimmend wenig gefragt. Gerste, Malz und Bohnen 2 Sh. Erbsen 3 Sh. theurer. Hafer sehr fest, zu 1 Sh. höheren Preisen; aber des halb wenig verkauft.
Rüböl un⸗
Königliche Schauspielt. Sonnabend, 2. Sept. Im Schauspielhause. 143ste Abonnemente⸗ Vorstellung: Tartüffe, Lustspiel in 5 Abth., nach Molinre. Hier- auf: Die Ochsen- Menuett, Singspiel in 1 Akt, von G. von Hoffmann, nach einer wahren Anekdote. Musik. nach Haydn's Com- positionen, arrangirt vom Kapellmeister von Seyfriedt. Anfang
halb 7 Uhr. ̃ e. g96ste Abonnements e ,, 7e, Tanz und den Ori-
Vorstellung: Don Juan, Oper in . ; ginal eta n' n von Mozart, instrumentirt von J. P. Schmidt.
Anfang halb 7 Uhr.