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Beistand zu leisten? (Nile Stimmen: Gewiß! Ja wohl) Ist nicht
; ja-holsteinische Sache eine deutsche? Und so lassen Sie
. 1. ungleich mehr, noch ungleich schwerer in dem versammelten Ausschusse gewogen hat, als Schleswig, Holstein; Cs war der Hinblick auf ünser gesammtes deutsches Vaterland! Dürfen wir unsere neue Laufbahn mit dem Bruche der heiligsten Jusagen beginnen! (Auf der Linken: Nein! Nein! Nie Dür— sen wir unsere Landaleute, unser eigenes deutsches Fleisch und Blut dem sicheren Verderben überliefern, der, Rachsucht ihrer haß⸗ erfüllten dänischen Feinde, vor welcher nicht einmal die Personen der provisorischen Regierung durch irgend eine Anordnung sichergestellt worden sind?! Unsere eigenen Landsleute dem Untergange zu über— liefern, das ist es, wozu ich den Muth nicht besitze, und darum eben bin ich so muthig! (Anhaltender Beifall. Meine Herren! Was ist es, das den Engländer so groß gemacht hat? Nicht wahrlich seine weltbeherrschende Flotte, wahrlich nicht seine glänzenden und reichen Eroberungen in allen Welttheilen; Eins, ein ganz Einfaches hat ihn groß gemacht: Jeder einzelne Engländer wiegt England so schwer, wie das ganze England. (Bravo.) Jeder einzelne Engländer wiegt für England das ganze Vaterland — und hier gilt es viele Hun⸗ derttausende! Meine Herren! Vorahnend habe ich schon am 9. Juni zu Ihnen gesprochen: Es sei das keinesweges diese isolirte schleswig- sche Frage, welche so viele Strebungen, so vieles Ankämpfen gegen uns veranlaßt, sondern es sei die Einheit Deutschlands. (Von allen Seiten lebhaftes Bravo.) Diese neue deutsche Macht, welche, so lange Deutschland besteht, noch nie erblickt ward, die ihren Mittelpunkt hier in der Paulskirche hat, und über welche das Vertrauen des gesammten deut— schen Volkes wacht, sie soll von Anfang her in ihrem Aufkeimen be— schnitten, sie soll, wenn es möglich wäre, nach allen Seiten hin zer— fetzt und endlich zerbrochen werden! (Vielseitiges Bravo.) Unter— werfen wir uns bei der ersten Prüfung, welche uns naht, den Mäch— ten des Auslandes gegenüber, kleinmüthig bei dem Anfange, dem ersten Anblick der Gefahr, dann, meine Herren, werden Sie Ihr ehemals stolzes Haupt nie wieder erheben! (Auf der Linken lebhaf— tes Bravo. Denken Sie an diese meine Worte: Nie! (Wieder— holter Beifall.. Zwar gewiß nicht die Despotie, davor bin ich sicher, aber die Anarchie wird in diesen Räumen herrschen und darüber hin— aus, und die werden fallen, welche jetzt in ihrem Wabne glauben, sie triumphirten über uns. (Lebhaftes Bravo auf der Linken. Be— wegung.) Ich habe gesprochen. Möge die Hand dessen walten, der die Beschlüsse der Menschen zu gerechten Entscheidungen zu leiten weiß! (Von den Centren, der Linken und den Gallerieen lebhafter anhaltender Beifall.)
Schubert aus Königsberg stellt Namens der Minorität der vereinigten Ausschüsse den Antrag, daß über eine Sistirung des Waf⸗ fenstillstandes erst dann abgestimmt werden möge, wenn über den Waffenstillstand selbst Beschluß gefaßt worden sei. Man dürfe sich nicht verhehlen, daß die Sistirung als ein vollständiger Bruch ange⸗ sehen werden müsse. Der Waffenstillstand sei keine Vorlage mehr, sondern bereits am 2. September zu Lübeck ratifizirt worden. Es frage sich also, ob Preußen zu dieser Ratification ermächtigt gewesen sei, und hierzu bedürfe es einer Vergleichung der Aktenstücke. Ge— nehmige man den Beschluß des Wassenstillstandes nicht, so sei das große Resultat: Bruch mit Preußen. Eine Entscheidung sei somit erst nach Prüfung des Dahlmannschen Berichts zu empfehlen.
Kriegsminister v. Peucker ist gegen die Sistirung des Waffenstill⸗ landes. Aus einer Meldung des Generals Wrangel gehe hervor, daß bei
8 = , geleiteten Waffenstillstande das Hauptquartier der Reichs- Armee in Apenrade sich befunden. Daraufhin habe Wrangel eine Waffenruhe mit achtundvierzigstündiger Kündigung eingegangen. Die Truppen hätten nach dem Abschlusse vom 26. August eine Strecke von 30 Meilen, wozu 12 Tage nöthig, zurückzulegen. Bis zur Be— schlußnahme könnten sie ihre Rückmärsche leicht wieder gut machen und ihre früheren Stellungen einnehmen. Man solle nicht durch die Aufhebung einer militairischen Maßregel die Frage eines europäischen Krieges hervorrufen. Reichs-Minister von Schmerling bezeichnet die Befürchtungen von einem jetzt schon erfolgten Rückmarsche der Truppen als ungegründet. Das Ministerium glaube in der Sache selbst einen Beschluß fassen zu müssen, und dieser sei, auf die Ver— werfung des Waffenstillstandes nicht anzutragen. Diese Ver— werfung müsse den deutschen Staaten gegenüber als eine Lebens— frage für die Centralgewalt angesehen werden; eine gründliche Erwägung der Verhältnisse thue in dieser Lage noth; der , . Antrag sei darum auch der Antrag des Reichs-Ministe— ums.
von Lichnowsky stellt einen Antrag auf Tagesordnung. H. Simon von Breslau berust sich auf Art. IV. des Gesetzes für die Centralgewalt und findet es für überflüssig, daß nach der Ansicht des Reichs⸗Ministers dieses Gesetz noch einer besonderen Anerkennung unterworfen werden müsse. „Wir haben freie Hand, zu ratifiziren oder nicht. Folgen wir nicht dem Beispiel der Diplomaten; machen wir uns nicht abhängig von sogenannten faits accomplis. Die Ehre Deutschlands erfordert die beantragte Sistirung. Diese Ehre ist verletzt, weil wir als Sieger bestegt aus dem Kampfe hervorgehen sollen. Keine Parteien dürfen in dieser Frage herrschen, sondern nur ein Gefühl der Hingebung. (von Lichnowsky's Unterbrechung weist der Redner kräftig zurück, Hier gilt keine Rücksicht für Preußen oder Oesterreich. Desterreich wird uns nicht hinderlich sein in der Führung unserer äußeren Angelegenheiten, und wäre es auch nur, weil es mit sich vollauf zu thun hat. Preußen ist deutsch, wie wir. Dort kommen die Bestrebungen der Aristokratie nicht auf gegen die stimmung des Volkes. Sollte die peeußische Regierung es wagen ihre Hände muttermörderisch gegen Deutschland aufzuheben, so würde das Volt unter blutigen Zuckungen sie vernichten können. Es han— delt sich nicht um Preußens Ehre, sondern um die Ehre eines preußi⸗ schen Ministeriums, und diefe Ehre kommt hier fo wenig in Be— tracht, wie jene eines deutschen Kabincts. Roch ist es zum Han— deln nicht zu spät. Die Stunde ist da mögen die Männer nicht fehlen. Der. Waffenstilsstand verletzt die Ehre Deutsch⸗ lands, darum darf er nicht ratifizirt werden. Geben sie nur einer Rücsicht Raum: der Ehre Deutschlands.“ (Bravo!) . kolb spricht für das Minoritäts⸗- Gutachten. Dabe man erst mit Besonnenheit eine Prüfung der Akten vorgenommen, dann möge
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man immerhin beschließen, falle auch der Beschluß aus wie er e, . Zimmermann von Stuttgart kommt auf die destrige Riede Tehr⸗ mann's zurück, deren Eindruck noch in feiner Seek. hafte Zur heute beschränkte er sich auf den Antrag des Ausschusses, an das Forn elle der Soche sich haltend. Der Waffenstillstand sei gegen die ertheilte Voll
macht der Central-Gewalt abgeschlossen worden. Die Central Gewalt sei aber von der Versammlung geschaffen, darum müsse nun auch ihrem Willen Nachdzuck verliehen werde, Nachsicht wäre Schwäche. In dieser Frage seien Thaten die Kritik, und die Wahrheit der vorliegen⸗ den Thatsachen wiegt schwerer als alle Worte der Kritiker. Schles- wig-Holstein sei zwar ein kleiner Punkt, allein die Ehre Deutschlands sei daran gesetzt. Hier dürfe die Ehre nicht zum Opfer gebracht werden, um mit Unehre vor Europa zu stehen. Redner theilt die Anstcht Simon's und hofft, daß Preußen mit Deutschland nicht bre—= chen werde, weil auch Preußens höchstes Gut die Ehre sei. „Lassen Sie sich nicht einschüchtern durch die Befürchtungen eines europäischen Krieges; tritt aber auch dieser Fall ein, so werden wir den Krieg zu
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führen wissen. Traurig wäre es, wenn Deutschland zum zweitenmale das Schauspiel eines baseler Friedens erleben müßte. Nur eine durch Niederlagen geschwächte Nation darf einen Waffenstillstand eingehen, wie der zu Malmö abgeschlossene. Sollten Sie für den Antrag der Majorität nicht stimmen, so lassen Sie die Glocken wieder läuten, wie bei Eröffnung der Paulskirche; dann aber zu einem großen Grabge— läute. Würde die Ehre in dieser Art hingegeben, so wäre die Na⸗ tion gestorben, weil der Ehre abgestorben.“ (Beifall.) Präsident verliest einen Antrag Stavenhagen's ꝛc. auf moti— virte Tagesordnung; desgleichen einen Antrag Neergaard's auf Aus⸗ schließung der schleswig-holsteinischen Abgeordneten von der Abstim⸗ mung in dieser Frage. Der Antrag findet keine Unterstützung. Bas⸗ sermann will nicht, daß in einer Sache rasch geurtheilt werde, deren Folgen man nicht übersehen könne. Schon würden die Ge— fangenen ausgewechselt. Die Sistirung müsse also in den Augen Dänemarks und der betheiligten Mächte als ein Treubruch angesehen werden. Man müsse bedenken, welcher Sturm in Kopenhagen gegen die dänische Regierung losgebrochen, weil der Waffenstillstand nicht ultradänisch sei. Der Redner widerlegt mehrere Behauptungen Dahl— mann's. Besser wäre es, an dem Ende der Sache, bei einem Frie— dens⸗-Abschlusse die Ehre Deutschlands zu retten, als jetzt schon. Herrsche die Ruhe im Norden, so könne die Ehre Deutschlands nach anderen Seiten hin um so fester gewahrt werden. Schon seien fran⸗ zösische Truppen in Venedig gelandet, und Armee⸗-Corps hätten sich in Straßburg und Metz versammelt. Schmerzlich sei es, daß die deutsche Ei⸗ nigkeit noch nicht auf dem Punkte ruhe, wie die englische Stärke. Dahin nur gelange man, wenn das Provisorium aufhöre und ein Definitivum beschlossen werde. Für jetzt dürfe nichts auf die Spitze getrieben werden. Habe man Preußen nicht, wen wolle man dem Feind gegenüberstellen? Wir stehen vor einem Abgrunde; zeigen wir aber, daß wir vor demselben stehen bleiben können, ohne hineinzu— stürzen. Wesen donck will nicht, daß die Versammlung vor einer großen That zurückchrecke, welche Einschüchterungen der Vorredner ausgesprochen. Es müsse mit Besonnenheit verfahren werden, aber auch mit Energie, sonst gehe das Vertrauen zu Grabe. Im vorlie— genden Falle sei die Schuld mehr auf Seiten des Reichs⸗-Ministe⸗ riums, denn auf Seiten der preußischen Regierung, so zwar, daß auf ersteres 8.7 des Gesetz-Entwurfes für Minister-Verantwortlichkeit angewendet werden könne. „Wer seine Zustimmung zu einem schmach— vollen Waffenstillstande geben kann, der ertheilt auch seine Zu⸗ stimmung zu einem schmachvollen Frieden.“ Gegen Basser⸗— mann gewendet, sagt der Redner, daß das Volk in Preußen nicht verwechselt werden dürfe mit einer Kamarilla. „Hier aber gilt es, ob Preußen die Centralgewalt anerkennt. Beschließen wir die Sisti⸗ rung, so muß Preußen zurückstehen. An einen Bruch mit Preußen glaube ich nicht. Zwischen uns und die Einheit Deutschlands darf kein Stück Papier treten; es darf nicht dahin kommen, daß man uns zuruft: „zu spät, zu spät!“ Wichmann von Stendal hält die in dem Anträge der Majorität ausgesprochene Maßregel weder für klug, weder gerecht, noch für heilbringend. Ein theilweiser Bruch des Waffenstillstanees sey ein völliger Bruch und sehe der neuen Kriegserklärung gleich. Die Eingabe des flens burger Handels— vereins deute übrigens auch auf eine Gesinnungsänderung in Schleswig hin. Ein Gleiches gehe aus mehreren Zü— gen verübter Verrätherei hervor. Jetzt verlange man neue Opfer von den Ostsee Provinzen, deren Schaden größer sey, als der Werth des schleswiger Landes. Werde die Sistirung beschlossen, so müsse Preußen einen Separatfrieden eingehen. Engel von Pin— neberg hebt in dem abgeschlossenen Waffenstillstande insbesondere den Umstand hervor, daß Graf Moltke, jener Landesverräther in der deutschen Sache, zum Vorsitzenden in der Regierung vorgeschlagen sei. Ein mit deutschem Blut getränkter Boden dürfe der dänischen Willkür nicht preisgegeben werden. Er stimme für die Majorität des Ausschusses. von Radowitz bemerkt, daß ein Waffenstillstand kein Frieden sei, und wirft einen Rückblick auf die frühere Stellung Schleswigs zu Dänemark. Diejenigen, welche anriethen, die Geneh— migung des Waffenstillandes vorzuenthalten, verlangten Fortsetzung des Krieges. Betheiligten sich Rußland und Schweden in dieser Frage, so habe ersteres 28 Linienschiffe in Kronstadt bereit und S0, 000 Mann in den Ostsee-Provinzen stehen. Landeten er— stere in Kiel, so sei es um die vorgeschobenen Reichstruppen ge— schehen. Halte die Centralgewalt den Waffenstillstand nicht für gut, so müsse Preußen ihn aufrecht erhalten. Diese Gutheißung dürfe aber nicht versagt werden, weil das Urtheil von den Verhandlungen in Petersburg und London abhänge. Der Redner beantragt: Genehmigung des Waffenstillstandes durch die Centralge— walt und Prüfung der von der preußischen Regierung mitzutheilen— den Aktenstücke durch eine aus 5 Mitgliedern bestehende Kommission. R. Blum bestreitet das Vorhandensein eines Minoritäts-Gutachtens. Keine Frage sei einfacher zu entscheiden, als die vorliegende. In den Verhandlungen zu Bellevue habe Preußen die Genehmigung des Reichsverwesers vorbehalten, diesmal jedoch nicht. Die Eingabe des Handelsvereins zu Flensburg beweise nichts. An seiner Spitze stehe ein dänischer Agent, und viele Unteischriften rührten von Dänen her. Seien die Schleswig-Holsteiner wahre Mäuner, so werde die Ver⸗ sammlung in Schleswig ausharren. Neue Freischaaren würden sich erheben, und könnten sie auch das Land nicht retten, so sei ihr Loos wenigstens ein ehrenvoller Tod. Ein Vertrag sei geschlossen gegen die Vollmacht, darum habe man es mit den Ministern zu thun; hierdurch aber dürfe Lie Sache der Herzogthümer keine Störung erleiden. „Wir dürfen uns nicht zu unserem Nachtheil entwaffnen. Ein Bruch mit dem preußischen Ministerium ist möglich, mit dem Volke und seinen Ver— tretern nimmermehr. Es muß sich zeigen, ob der Mittelpunkt Deutschlands in Frankfurt ist oder dort, wo man sich ihn anmaßt.“ von Beckerath rechtfertigt die Handlungsweise des Ministeriums, welches sich nicht scheue, sein Verfahren zu verantworten. Die Be— seitigung dieser Angelegenheit sei von der allergrößten Nothwendig— keit gewesen. Beweis dafür sei das in den Ostsee⸗Provinzen einge— rissene Proletariat. Die dentschen Volksstämme dürften nicht entzweit werden durch einen nachtheiligen Beschluß. Reichs-Minister Heck— scher will die Nebenfrage an die Hauptfrage verwiesen wissen. Simon von Trier: „Wir beschließen, daß das Ministerium vollzieht, hat es dazu die Kraft nicht, so wird es wissen, was es zu thun hat. Kein Vertrag hat Rechtsbestand ohne die Genehmigung der Versamm— lung. Schon einmal ist man über diesen Punkt zur motivirten Ta— gesordnung übergegangen, jetzt aber muß die Centralgewalt gestützt werden. Der Redner bekämpft die Darstellung des Kriegsschau— platzes nach der Schilderung des Herrn von Radowitz. Er wünscht nicht, daß man in Italien fremde Nationalitäten verschenke; darum dürfe aber auch den Brüdern in Schleswig der Schutz nicht ver— sagt werden. d' Israeli habe von Verkehrtheiten gesprochen, die kein Minister fähig sei, nicht einmal ein frankfurter. Kä— men auch die Russen, wie gesagt worden, an den Rhein, dann möge der Czaar auf seinem Throne erzittern.“ Die Partei, welche gegen die deutsche Einheit reagirt, reagirt gegen die Freiheit. Das Volk wird es erkennen und sich uns anschließen. Hörk Preußen auf, deutsch zu sein, so werden viele Deutsche aufhören, preußisch zu sein. (Beifall.) von Lichnowsky: Es sei noch nicht gesagt worden warum denn dieser Waffenstillstand Deutschland so schmachvoll hin⸗ stelle. Auch für die Hungernden in den Ostsee⸗ Provinzen misse
die Sympathie erweckt werden, wie für Schleswig, wo diese Noth⸗ stände nicht herrschten. Nicht alle Punkte des Waffenstillstandes wolle der Redner rechtfertigen, sonst müsse er auch fragen, was der Unter⸗ Staats⸗Secretair in Schleswig gethan? Die Worte Dahlmann's: „Ich habe den Muth nicht, meine Landsleute hinzuopfern“, nimmt der Redner als Deutscher für sich in Anspruch. von Sch merling macht Namens des Reichs-Ministeriums den Antrag der Minorität zu dem seinigen, mit der Erklärung, daß das Reichs — Ministerium zu⸗ rücktreten werde, wenn die Verfammlung für den Mäjoritäts- Antrag sih entscheide Mar von Gagern behält sich für eine andere Sitzung das Wort über seinen Autheil an der Führung dieser An— gelegenheit vor. Der Schluß der Verhandlung wird sofort ausge⸗ sprochen. Nachdem Wurm für Dahlmann 'als Berichterstatter das Wort erghliffen, wird zur Abstimmüung über die verschiedenen Anträge geschritten und der Autrag der Majorität der vereinigten Ausschüsse mit 238 gegen 221 Stimmen, also mit einer Masjorität von 17 Stimmen, mit namentlicher Abstimmung in folgender Foissung, angenommen; Die National -Versammlung beschließt, die Sistirung der zur Ausführung des Waffenstillstandes nöthigen militairischen und anderen Maßregeln. Der Antrag der Minorität wird mit 241 gegen 230 Stimmen verneint. Die Sitzung wird gegen 7 Uhr Abends geschlossen. Nächste Sitzung den 7. September. Tages⸗ Ordnung: Fortsetzung der Berathung über die Grundrechte.
Frankfurt a. M., 6. Sept. Die O. P. A. Z. enthält in ihrem amtlichen Theile Folgendes: In Folge des von der deutschen National-Versammlung in der Sitzung am 5. September 1848 ge⸗ faßten Beschlusses, die zur Ausführung des am 265. August 1848 zu Malmö abgeschlossenen Waffenstillstandes nöthigen militairischen und anderen Maßregeln zu sistiren, haben der Präsident des Reichs⸗Mi— nister⸗Rathes, sämmtliche Reiche⸗Minister und Unter-Staats-Secretaire ihre Posten in die Hände des Erzherzogs-Reichsverwesers zurückge⸗ legt, der ihnen die dadurch angesuchte Entlassung ertheilt hat.
Der Erzherzog-Reichsverweser hat den Abgeordneten der deut— schen National-Versammlung, Friedrich Dahlmann aus Bonn, mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt.
Preußen. Berlin, 8. Sept. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Eisenbahn-Kommissarius, Land⸗— rath außer Dienst von Möller in Köln, die Anlegung des ihm verliehenen Commandeur-Kreuzes zweiter Klasse des Königlich hanno— verschen Guelphen-Ordens zu gestatten.
Berlin, 8. Sept. Das Ministerial-Blatt für die ge⸗— sammte innere Verwaltung enthält außer anderen von uns bereits mitgetheilten Verordnungen der resp. Königlichen Behörden noch: Unter Geschäftsgang und Ressort⸗Verhältnisse. Cirku⸗ lar-Verfügung des Fnanz⸗Ministers und Ministers des Innern vom 26. Juli an sämmtliche Regierungen, so wie an das Polizei-Präsi—⸗ dium zu Berlin, betreffend die Einstellung unwesentlicher Geschäfts—= Formen. Unter kirchliche Angelegenheiten. Cirkular-Ver⸗ fügung vom 12. Juli, betreffend die Ordination der Geistlichen und deren Entbindung von der Verpflichtung zum vorschriftsmäßigen Ge⸗— brauche der erneuerten Kirchen-Agende. Unter Polizei-⸗-Ven waltung. Cirlular-Verfügung vom 30. Juni an sämmiliche Re⸗ gierungen, so wie an das Polizei⸗-Präsidium zu Berlin, betreffend die Ertheilung von Wander- und Reisepässen an Handwerks- Gesel— len und Gewerbs⸗Gehülfen nach anderen, als den deutschen Bundes— staaten.
Oesterreich. Wien, 5. Sept. (Bresl. Ztg.) Der Mi⸗ nister der öffentlichen Arbeiten, von Schwarzer, hat seinen Rücktritt aus dem Ministerium angekündigt. Herr von Doblhoff überläßt das Ministerium des Innern dem bisherigen Justizminister Bach, das Justizministerium ist dem Präsidenten des Reichstags, Strobach, an⸗ getragen, von diesem aber abgelehnt worden. Doblhoff behält ein Ministerium in den inneren Angelegenheiten des Kultus oder Unter— richts. Das Arbeiterministerium wurde dem Herrn Maier, Reichs— deputirten in Frankfurt, angetragen.
Die hier anwesenden ungarischen Minister, Bathyany, Esterhazy und Deak, haben bisher mit unserem Ministerium in der kroatischen Angelegenheit nichts zu Stande gebracht. Man erwartet hier eine gänzliche Auflösung der ungarischen Administration, noch ehe der Banus in Croatien vorrückt.
Schleswig-Holstein. Kiel, 5. Sept. (Börs. H) In der heutigen Sitzung der Landes-Versammlung nahm Reventlow-— Jersbeck von der unglücklichen Verirrung des 5ten Bataillons der schleswig⸗holsteinischen Truppen (siehe unten) Veranlassung, den dring— lichen Antrag zu stellen: Die Landes-Versammlung beschließe, bei der provisorischen Regierung unverzüglich den dringenden Antrag zu stel⸗ len, daß dieselbe unverweilt den falschverstandenen Bestrebungen vieler Unverständigen und den Wühlereien, welche das Land mit Anarchie bedrohen und dem größten Unheil den Weg zu bahnen im Stande sind, mit Energie entgegentrete und mit Kraft und Strenge gegen die Aufhetzer und Verführer verfahre. Die Landes⸗-Versammlung er kläre der provisorischen Regierung, daß sie dabei ihrer vollen Unter— stützung gewiß sein könne. Die Dringlichkeit wird unterstützt, wenn⸗ gleich die Fassung zum Theil gemißbilligt. Die Dringlichkeit geht mit überwiegender Majorität durch. Es wird sogleich ein Comité nie⸗ dergesetzt (Neventlow-Jersbeck, Olshausen, Kamphövener), welches eine Pause benutzt, um dem Antrage folgende Fassung zu geben: Die Landes⸗-Versammlung beschließt eine Eingabe an die provisorische Regierung, worin 1) ausgesprochen wird, dieselbe werde bemüht sein, zu ermitteln, ob und inwieweit ein subordinationswidriges Verhal⸗ ten des 5ten Bataillons am 4. September von Personen außerhalb des Mi⸗ litairs hervorgerufen und gefördert sei, damit gegen solche den Gesetzen gemäß verfahren werden könne; 2) die provisorische Regierung auf⸗ gefordert werde, Angesichts der Gefahren des Vaterlandes nicht min⸗ der über die Erhaltüng der Ruhe und Ordnung im Innern, als über die Sicherheit des Staates gegen außen aufs thätigste und sorg— fältigste zu wachen und dabei des einträchtigsten und kräftigen Bei⸗ stands der Landes-Versammlung gewiß zu sein. In dieser Form wird der Antrag mit 74 gegen 25 Slinmen angenommen, nachdem Reventlow's ursprüngliche Fassung mit 63 gegen 36 . ver⸗ worfen worden. Hierauf begann die Berathung, des Verfassungs⸗ Entwurfs, und zwar ward zu nächst über möglichste Beschleunigung de—
battirt. K— .
Ueber den oben erwähnten Vorfall selt erfährt man, daß der Commandeur des 5ten Bataillons ein , . nach Düstern= brook beordert hatte, um den Soldaten ke Theilnahme an einem be⸗ absichtigten Krawall, von dem das Gerücht sprat, unmöglich zu, ma— chen. Während die Soldaten aufgaarschirt standen, ward unter ihnen das Gerücht ausgesprengt, sie sollten näch Früedrichsort, um einem Bataillon Preußen Piag zu machen, das die Landes -Versammlung auseinanderjagen solle. Da weigerten sie sich, dem Kommando: Marsch! zu folgen, auch hielt ds Volt eine Compagnie zuck, die gehoren wollte! Thätsich keiten sind gegen die Offiziere nicht verübt, die viel⸗ leicht zu rasch. sich entfernt haben. Die Soldaten, ihren Irrthum ehen erkennend und bereuend, haben ihnen heute eine
ihr Ver ö Hul bo mit der Bitte um Nachsicht nachgesandt.
Die Volks-Versammlung am gestrigen Abend verlief sehr ruhig und ordentlich; die von derselben beschlossene Erklärung lautet: „1) Wir verpflichten uns, einer uns aufgedrängten, von der Landesver⸗ sammlung nicht anerkannten Regierung keine Steuern zu zahlen, kei⸗ nen Gehorsam zu leisten. 2) Wir veipflichten uns, jeder widerrecht⸗ lichen Gewalt, die uns zu einem solchen Gehorsam zwingen will, die Gewalt der Waffen entgegenzustellen. 3) Wir verpflichten une, mit allen Kräften dahin zu wirken, daß das ganze Volk diesem un⸗ seren Willen beitrete.“
Einer Verfügung der provisorischen Regierung vom 2ten d. M. zufolge, soll das gestempelte Papier für die Herzogthümer vom 1. Januar 1849 an mit dem Wappen der Herzogthümer versehen und die Taxe auf demselben nur in Courantgeld angegeben werden.
mus land.
Oesterreich. Pesth, 2. Sept. (Bresl. Ztg.) Ge⸗
m der Königl. Regierungs⸗Kommissair von Beöty vom Kriegs⸗ schauplatze an und brachte die Nachricht von einer neuen Niederlage der Ungarn bei den römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek mit. Der Kampf ging am 28. und 29. August vor sich, am ersteren Tage bei persönlicher Anwesenheit des Kriegs ⸗-Ministers Meßaros und ohne Nachtheil für die Ungarn, am 29sten aber mit großem Verluste der letzteren. Temerin und Jarek, ersteres durch Verrath des magyarischen Ober- Lieutenants Mäthe, sind von den Insurgenten genommen und den Flammen übergeben wor— den. Die Ungarn flohen bis Alt-Ker, wo sie der Feldmarschall— — f Bechthold wieder sammelte. Semi: haben die In surgenten ihre bis ellung mit der Offensive vertauscht. Der Kriegs-⸗minist 28. August von Temerin nach der Festung Peterwardein reiste, wäre auf dem Wege bald von Insurgenten aufge! oben worden. Der Minister Kossuth, welcher in der eben heendigten Sitzung des Unterhauses die Einzelnheiten dieser Affaire mittheilte, sprach selbst von dem offenen Verrath eines Theils der Ossiziere in dem ung mrischen Lager. Auf den Antrag Kossuth's verwandelte sich dann das Haus in ein geheimes Comité, um wich— tige Eröffnungen des Ministers anzuhören, der unter Ande— rem dem Hause die Mittheilung machte, daß am 26. August der deutsche Reichsverweser, Erzherzog Johann, den ungarischen Ge sandten in Frankfurt, Herrn Ladisl us von Szalai, als solchen offi ziell empfangen hat. Der Minister fügte hinzu, daß binnen wenigen Tagen auch ein deutscher Gesandter hier eintreffen werde, so wie auch die Anerkennung der ungarischen Selbstständigkeit von Seiten Frankreichs und Englands ki erwarten sei. Ueber den Stand der Unterhandlungen in Wien versicherte der Minister, noch nichts Gewisses mittheilen zu können. Die ungarischen Minister Bathyanzi und Deak haben eben heute eine zweite Audienz beim sollen morgen schon wieder hier eintreffen.
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auf welche zu Pf werden. stimmt, daß die diplomatische Unterhandlung in Wien erfolglos bleibt. Agram, 3. Sept. (Bresl. 3.) Zwei Bataillone vom broo⸗ der Gränz⸗-Regimente sind bei Vukowar die Donau ohne Hinderniß passirt. Der Banus selbst bricht diese Woche mit 56,000 Mann ge— gen Ungarn auf. Er hat einen Artillerie Park von 60 Kanonen. Von der unteren Gegend sind gleichzeitig alle irregulairen Truppen in Bewegung gegen Ober-Ungarn. Der Banus hat für die Dampf— schifffahrt auf der Save und Donan bereits Geleitsbriefe ausfertigen lassen und die Erklärung gegeben, daß seine Operationen den FIluß⸗ handel kfeinesweges stören, sondern eher wieder emporheben sollen.
Sitzung vom
Frankreich. National ⸗-Versammlung. ö Sitzungen
l. September. Es sollten heute die täglichen Doppel beginnen.
Herr Goudchaux, der Finanz⸗Minister, erklärte, daß die Re⸗ gierung, da die Erörterung des Budgets schwerlich früh genng statt⸗ finden könne, für nöthig erachtet habe, den Theil des Budgets, wel⸗ cher die direkten Steuern angehe, getrennt vorzunehmen und ihn näch⸗ stens zur Erörterung zu bringen, damit die Besteuerung in den De— partements rechtzeitig vor sich gehen könne. Die Besorgniß vo einer Erhöhung der direkten Steuern sei übrigens grundlos; sie wür⸗ den vielmehr, die Steuer auf das bewegliche Einkommen abgerechnet, im Jahre 1849 ganz dieselben sein, wie im Jahre 1847. Einige tadelnde Bemerkungen des Herrn Falloux über eine rügende Hin⸗— deutung des Conseils-Präsidenten auf das Treiben der legitimistischen Partei und d zress anlaßten Cavaignac zu der Erklärung, daß s ö stitgliede der Versammlung gegolten hät—
habt um die Presse gehandelt, und er habe blos erläu⸗ zalb die Gazette de France suspendirt worden sei. Nach zlatte könne Frankreich nur glücklich sein, wenn die Monarchie und die Republik unten sei. Ein Departements - Jonrnalist noch weiter und gelobe, daß er sein Blut für die monarchische
Tvergießen werde. Er wisse wohl, daß manche Legitimisten jetzt aufrichtig für die Republik seien; andere aber seien bemüht, dieselbe zu untergraben, und auf diese habe er hingedeutet, da er sie zu be— kämpfen entschlossen sei. — Die Versammlung geht zur Tagesord
nämlich zu der in voriger Woche abgebrochenen Debatte
s Dekrets vom 2. März 1848, das die Arbeits⸗
dauer auf 190 Stunden täglich festsetzte. Leon Faucher legt im Namen des Arbeits- Ausschusses die neue Fassung des Gesetz⸗Ent⸗ wurfs vor, in welche alle gestellten Anträge zusammengeschmolzen worden seien. Diese Fassung lautet: Art. JI. Das Dekret vom 2. März 1848 ist abgeschafft. Art. II. Die Arbeitedauer in Fabriken und Hüttenwerken darf 12 Stunden täglich nicht überschrei⸗ ten. Art. III. Ausnahmen sind nur durch obrigkeitliche Spezial- Verordnungen zu bewilligen. Art. 1IV. Die Arbeitszeit über 12 Stunden ist als Supplement besonders zu bezahlen. Art. V. Ueber- tretungen dieser Verordnung sind mit 106 bis 1600 Fr. im ersten und mit 1009 bis 2000 Fr. im Wiederholungsfalle zu ahnden. „Bürger Repräsentanten“, sagte Herr Faucher, „solchergestalt lautet das Ge⸗ setz, das Ihnen der Arbeits-Ausschuß vorlegt. Er läßt sich in die Worte zusammenfassen: Feststellung der Arbeitsdauer mit voller Aen⸗ derungsfreiheit für die Behörden. Jede andere Verfügung würde Sie nothwendig in die Februar-Irrthümer führen und aus Frank⸗ reich ein neues Aegypten oder einen Kommunisten-Staat machen.“ (Aufregung,) Senard, Minister des Innern, sieht in diesem Schluß einen Angriff gegen die Regierung, die sich dem Alcanschen Amende⸗ ment beigesellt habe, ohne deshalb sozialistisch zu sein. Alcan: Ich danke dem System des Gehen- und Geschehen-Lassen, daß es meinen Antrag, obgleich verstümmelt, zu Tage förderte. Derselbe ist weder sozialistisch, noch kommunistisch, er hatte nur die Besserung des fürch= terlichen Looses unzähliger Arbeiter zum Zweck. Um diefe Besserung zu wollen, braucht man weder Sozialist noch Kommunist zu sein. Das Geschrei der Freihandelsschule über Eingriffe in die Freiheit der Fabrikanten, wenn man die Arbeitsstunden regulire, ist lächerlich. Wie
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kann man das Verhältniß zwischen Arbeiter und Arbeitsgeber ein freies nennen? Frei können zwei Personen nur sein, wenn sie unter gleichen gesellschaftlichen Bedingungen mit einander einen Vertrag ab⸗ schließen. Das Verhältniß der meisten Arbeiter zu ihrem Meister ist aber ein nothgedrungenes. Ich halte daher am ursprünglichen Antrage fest.“ Der Minister des Innern erklärte, daß die Regierung darauf be⸗ harre, jede Feststellung einer bestimmten Arbeitszeit entschieden zu mißbilligen. Sie werde in dieser Beziehung weder den sozialistischen, noch den ökonomistischen Lehren Gehör geben, sondern jede Einmischung in freiwillige Kontrakte ablehnen. Nachdem Herr Alcan gesprochen hatte, wurde diese Erörterung geschlossen. Flocon: Es schlägt 1 Uhr! Der neuen Anordnung gemäß, müßte man daher die Dis— kussion abbrechen. In so kurzen Vorsitzungen läßt sich, wie man sieht, kein wichtiger Gegenstand erledigen. Ich trage daher auf Beibehal⸗ tung der alten Ordnung an, täglich nur eine Sißung zu halten und diese so lange dauern zu lassen, als das Bedürfniß der Debatte es erheischt. von Montreuil erneuert seinen Antrag, der neuen Ver— fassung nur 4 Sitzungen wöchentlich zu widmen, nämlich am Mon— tag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Die beiden anderen Tage, Freitag und Sonnabend, den anderen Geschäften. Dieser Antrag wird angenommen und die Sitzung für heute bis um 2 Uhr auf⸗— gehoben.
Paris, 5. Sept. Der Senator A. B. Ardouin hat dem Ge— neral Cavaignac die Vollmachten überreicht, die ihn als Vertreter der Republik Haiti hierselbst akkreditiren.
Man spricht von großer Uneinigkeit unter den Ministern über die italienische Frage. Die Einen wollten warten, bis sich Karl Albert und Radetzky völlig überworfen, die Anderen wollten ins Feld rücken, sobald Oesterreich die Vermittelung definitiv ausgeschlagen. Ein an⸗ derer Punkt zur Mißhelligkeit bestehe in der Frage: Wer die Armee befehligen solle, die in OBber⸗-Italien einrücke? Mehrere Stimmen hätten schüchtern den Marschall Bugeand genannt.
Ein Erlaß des Ministers Senard vom 22. Juli, der aber durch ein Rundschreiben des Direktors der schönen Künste, Karl Blanc, den sämmtlichen Theater-Directionen erst gestern bekannt wurde, setzt im Interesse der öffentlichen Moral und Staatssicherheit die Theater— ECensur wieder ein. Die Gesellschaft der dramatischen Künstler und Schriftsteller redigirt so eben einen Protest gegen diese Maßregel.
Großbritanien und Irland. London, 1. Sept. Nach dem Globe wird die Königin morgen um 1 Uhr im Oberhause ein— treffön, um das Parlament in Person zu prerogiren. Heute hielten beide Häuser ihre letzten Sitzungen. Im Oberhause wurde heute die irländische Sparkassen-Bill angenommen und einer Anzahl Bills die Königliche Genehmigung ertheilt. Das Unterhaus genehmigte bezüglich mehrerer Bills die vom Oberhause darin vorgenommenen Abänderungen. In beiden Häusern dauerte bei Abgang der Post die Sitzung noch fort.
Aus Dublin wird unterm 2. September gemeldet, daß Lord J. Nussell Tages zuvor dort angelangt war. Eine Masse Volkes aus den mittleren und unteren Klassen war versammelt. Sobald man ihn erkannte, erschollen einzelne Beifallsrufe; ein Versuch, ihn auszugrunzen, schlug fehl. Der Minister bestieg mit seiner Gemahlin die bereitstehende Equspage des Lord⸗-Statthalters und fuhr nach des⸗
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sen Wohnung. Am folgenden Tage machte er mit Lord Clarendon eine Fahrt durch die Stadt, die Einfachheit der Equipage verhinderte jedoch alles öffentliche Aufsehen. Der Herzog von Leinster hat sich gegen die periodische Abhaltung der Parlaments-Sessionen in Irland ausgesprochen. — Die in Dublin eingegangenen neuesten Aerndte⸗Nachrichten lauten in Bezug auf Masse und Güte des Aerndte— Ertrages recht befriedigend.
Oie Times veröffentlicht folgende, ihr von L. Blanc mit der Bitte um Einrückung zugeschickte Note: „Mehrere Personen, welche in England die Ansichten L. Blanc's theilen, scheinen zu beabsichtigen, ihm einen öffentlichen Beweis ihrer Sympathie zu geben. L. Blanc bittet sie, den Ausdruck seiner innigen Dankbarkeit zu genehmigen; aber er glaubt auch, gleichzéitig ihnen seine Absicht kund machen zu müssen, Alles zu vermeiden, was der englischen Regierung Argwohn erwecken könnte. In der Ruhe der Studien und dem Schweigen der Zurück⸗ gezogenheit will L. Blanc des Eintretens besserer Tage für sein Land harren, und er würde es sehr beklagen, wenn sein Aufruf an die englische Gastsreundschaft eine (wenn auch nur vorübergehende) Ver— anlassung zur Aufregung würde.“
Belgien. Brüssel, 5. Sept. Der heutige Moniteur meldet: „Gestern hat der Baron von Drachenfels, General-Major in Diensten des Großherzogs von Hessen, in seiner Eigenschaft als mit einer außerordentlichen Mission beauftragter Abgesandier, dem Könige das Schreiben übergeben, mittelst dessen der Erzherzog Jo— hann von Oesterreich Sr. Majestät seine Uebernahme der provisori— schen Centralgewalt Deutschlands anzeigt. Se. Excellenz wurde dem Könige, in Abwesenheit des Ministers der auswärtigen ÄAngelegenhei⸗ ten, durch den Minister des Innern vorgestellt. Die Hofkutschen brachten den Baron von Drachenfels nach dem Palaste und, als die Königliche Audienz vorüber war, wieder in sein Hotel zurück.
Schweden und Norwegen. Christiania, 26. Aug. (Börs. H.) Der Statthalter verlas bei Auflösung des Storthings den Königlichen offenen Brief über seine Ermächtigung zur Auflösung und folgende Königliche Anrede:
„Gute Herren und norwegische Männer! Seit Eröffnung des Stor— things haben wichtige politische Begebenheiten in Europa stattgefunden. Glücklicherweise sind wir durch die Stärke unserer Institutionen den Er— schütterungen entgangen, die andere Länder erlitten haben. Dennoch hat Norwegen den mittelbaren Einfluß dieser Unruhen an seinem Handel, seiner Schifffahrt und seinen finanziellen Hülfsquellen erfahren. Mit wahrhafter Genugthuung spreche ich meine Anerkennung der Bereitwilligkeit aus, mit welcher der Storthing seine Bestrebungen mit den meinigen vereinigt hat, um, so weit möglich, die Einwirkungen der bewegten Zustände der neuesten Zeit auf unsere Erwerbsquellen zu mildern. Meine unablässige Sorge geht dahin, im Verein mit allen befreundeten Mächten den allgemeinen Frieden zu be— wahren und in Europa die Ruhe und das allgemeine Vertrauen herzustellen, welche die Bedingung ungestörter Veikehrsthätigkeit und allgemeiner Wohlfahrt sind. In Uebereinstimmung mit diesen meinen Bestrebungen habe ich mich für berufen gehalten, mit nicht unbedeutenden Opfern sün beide vereinigten Reiche zur schleuni⸗ gen Beendigung von Zerwürfnissen mitzuwirken, welche nicht allein den all— gemeinen Frieden, sondern auch unsere Gränzen und unsere wichtigsten In— teressen bedrohten. Meiner Aufforderung an den Storthing in jenem Mo— mente ist mit der Zuvorkommenheit entgegengekommen worden, die ich von dem hochherzigen Volke Norwegens erwartete. Ich nähre die Hoffnung, daß die friedliche Loösung dieses Zerwürfnisses, für welche ich, meinen Grund- sätzen treu, unablässig mich bestrebt habe, nicht mehr fein ist.“
Am Schluß beklagt der König, daß die gegenwärtigen politischen Ver— hältnisse ihn genöthigt haben, seine und der Königin Krönung noch auf— schieben zu müssen, spricht aber seine Hoffnung aus, daß die Zeitverhältnisse möglichst bald gestatten werden, diesen Akt vorzunehmen, und hofft bald in der Mitte seiner treuen Norweger zu erscheinen; bis dahin sende er ihnen seinen Gruß und seine besten Wünsche.
Italien. Florenz, 30. Aug. (D. A. 3) Die Lage der Dinge in Livorno ist fortwährend sehr precair. Zwar ist wieder scheinbare Ruhe eingetreten, alle Läden und einige Thore sind geöff⸗ net, alle Klassen haben sich wenigstens scheinbar mit dem Volke ver⸗
einigt, und es scheint zwischen diesen und den Behörden das beste Einvernehmen zu herrschen. Aber die Stadt ist noch in den Händen des Volks, das keinen Einzug von Truppen irgend einer Gattung gestatten will, die Communication auf der Eisenbahn nach Pisa ist fortwährend (auf Befehl des Gouvernements) unterbrochen. Die Regierung schien anfangs die Absicht zu haben, Gewalt anzuwenden und erließ den Befehl, die National⸗Garde von Pisa und Lucca mo⸗ bil zu machen und sie mit den von Pontremoli angelangten Truppen (1500 Mann) zu vereinigen. Aber die Bürgergarde beider Städte weigerte sich, gegen Livorno zu ziehen, und de Laugier soll erklärt haben, nicht einmal auf die Trüppen zählen zu können. Ja, derselbe wird sogar in Lucca mit Injurien überhäuft, weil er sich im Lager gegen lucchssche Freiwillige Ungebührliches habe zu Schulden kommen lassen, und die National-Garde mußte ihn verhaften, um ihn vor der Volkswuth zu schützen. Die Livornesen haben nun, vor⸗ züglich auf das Zur den des Volkspredigers, Padre Meloni, erklärt, mit Toscaua und seinem Fürsten vereint bleiben zu wollen, zuvor aber die Bewilligung folgender Forderungen verlangt: 1) Fortsetzung des italienischen Unabhängigkeitskrieges mit allen zu Gebote stehen⸗ den Mitteln; 2) vollständige Reorganisation der National⸗Garde; 3) Verminderung des Salzpreises bis zu 7Pf. das Pfund; 4) Ver⸗ minderung des Gehaltes der Beamten und insbesondere der Pensio⸗ nen; 5) Srganisation einer Kriegsmarine; 6) Verminderung der Spor⸗ telgebühren und des Advokaten-Tarifs; 7) vollständige Vergessenheit des Geschehenen. Bis zur Bewilligung dieser Forderungen weigern sie sich, die Waffen aus der Hand zu legen. Was das Gouverne⸗ ment zu thun gedenke, ist noch unbekannt. Lucca und Pisa scheinen sehr geneigt, das livornesische Programm zu unterschreiben.
Rom, 26. Aug. (A. Z.) Die Hauptmitglieder des Ministe⸗ riums, mit welchen der Papst noch immer im Kampfe lag, haben ihre Entlassung eingereicht, und, wie es scheint, um diese desto eher annehmen zu können, wurden die Kammern bis zum 15. November vertagt. Die zunehmende Noth der Stadt beraubte die Stimmen der Alarmprediger alles Einflusses auf die Massen. Aus Sicilien war Ruggiero Settimo angekommen, wie es hieß, um die sicilianische Krone, die man ihm provisporisch anbieten wollte, nicht annehmen zu dürsen.
Messina, 22. Aug. (J. J.) Gestern fuhr ein neapolitani⸗ sches Dampfboot hinter der Festung auf den Strand und heute früh schoß eines der messineser Forts nach demselben, um es unbrauchbar zu machen, worauf die feindliche Festung ein heftiges Feuer gegen senes Fort eröffnete nnd bis jetzt fünf Granaten in die Stadt warf, welche durch ihr Zerspringen viele Menschen verwundeten. Man er⸗ wartet binnen wenigen Stunden eine Antwort von Palermo, ob alle hiesigen Forts das Feuer der Citadelle erwiedern sollen oder nicht, und in ersterem Falle dürfte es noch heute zu einem fürchterlichen Bombardement kommen. 10 Uhr Vormittags. Eben hört das Schießen auf, und es heißt, man habe in dem Kriegs-Rathe be⸗ schlossen, von unserer Seite das Feuern nicht wieder zu erneuern, was zur Folge haben wird, daß auch die Citadelle nicht mehr schießen wird.
Moldau und Wallachei. Galaez, 24. Aug. (D. A. 3.) Auf Verwendung der großbritanischen Gesandtschaft in Konstanti— nopel ist dem englischen Vice⸗Konsulat in Galacz so eben ein Ve⸗ sirialschreiben der Pforte an den Fürsten der Moldau zugekommen, in welchem den Schiffen unter englischer Flagge die Zulassung in freie Praktika im Hafen von Galacz gestattet wird.
Griechenland. Athen, 27. Aug. (Oest. Lloyd.) Der russische Geschäftsträger hat der Königlichen Regierung eine Cirkular— note des petersburger Kabinets vom 19. Juli mitgetheilt, welche den Zweck hat, den Einmarsch in die Moldau zu rechtfertigen und als die Folge eines mit der Pforte gepflogenen Uebereinkommens darzu⸗ stellen. Die Note giebt übrigens die Versicherung, daß die Räumung der Moldau, sobald sich die Pforte über den Stand in den Fürsten⸗ thümern beruhigt erklären wird, soglesch stattfinden werde.
Von gestern bis heute Mittag sind an der asiatischen Cholera als erkrankt angemeldet: 147 Personen. Berlin, den 8. September 1848. Königliches Polizei⸗Präsidium. Kleteorologische Beobachtungen. 1848. Morgens Nachuiiitags Abends 7. Sept. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 uhr. 337,57“ Par · 338,56“ Par. 337, 69“ Par. auellwärme 7,9 * R. 4 19,57 HR. 4 18,8 n. 4 14,57 R. FElusswärme 14,02 R. 4 9,19 KR. 1 11,29 R. Boden wärme 17 pCt. 78 pCt. heiter halb heiter Niederseklas Wärmewechsel 4 19, 10,10 72 pc. sw.
Nach einmaliger Geobachtung.
Lusi ruck I. uft v ůrme Thaupunkt * 9,6 R. Dunstskttigzuns. 91 pCt. Wotter --.... heiter. Hö 8w. Sw. 8 w. Wolkenzuũsß. ... — SV
Tagesiittel: 337,9 4 Par... 4 14,60 R. ..
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* 10,0 R. ..
Rönigliche Schauspiele.
Sonnabend, 9. Sept. Im Schauspielhause. 147ste Abonne⸗ ments -⸗-Vorstellung. Vor hundert Jahren, Sittengemälde in 4 Abth., von E. Raupach. Anfang halb 7 Uhr.
Sonntag, 10. Sept. Im Opernhause. Isste Abonneneuts⸗ Vorstellung: Thea, oder: Die Blumenfee, Ballet in 3 Bildern, von P. Taglioni. Musik von Pugny. Vorher: Das Portrait der Geliebten, Lustspiel in 3 Abth., von Feldmann. Anfang halb kö
Montag, 11. Sept. Im Schauspielhause. 148ste Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt: Der Pfarrherr, Origi⸗ nal⸗Schauspiel in 5 Akten, von Ch. Birch⸗ Pfeiffer. Anfang halb 7 1
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 9. Sept. Zweite italienische Opern-Vorstellung in dieser Saison: Il Barbiere di Siviglia. (Der Barbier von Sevilla.) Konmische Oper in 2 Akten. Musik von Rossini.
Im zweiten Akt wird Sgra. Fodor eine französische Romanze mit Fortepiano- Begleitung und zum Schluß der Oper ein Rondo aus der Oper: „Cenerentola,“ von Rossini, singen.
Anfang halb 7 Uhr.
Sonntag, 109. Sept. Der Verschwender. märchen in 3 Akten, von F. Raimund.
(Dlle. Mehr: Rosa.)
Original ⸗Zauber⸗